Untersuchungen über Pylorospasmus und

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DEUTSCHE MEDIZINISCHE WOOHENSORRIFT.
412
Nr. 9
und in den Darm getrieben wurde. Obgleich nun dieses Instru-
ment seinen Zweck erfiilite, ersetzte ich es doch durch ein
einfacheres und handlicheres, das mir die Möglichkeit gab, die
Magen- und Darmfunktionen auf einem neuen Wege zu
studieren.
Im Verlaufe meiner Versuche ergab sich nämlich die Frage
von selbst, ob es möglich wäre, auch mit den gewöhnlichen
Nélatonschläuchen,
die bei Erwachsenen
und Kindern zu Ma-
Fig
1.
genwaschungen und
Zwangsfütterung so
häufig gebraucht wer-
Ueberraschung wurde
festgestellt, daß diese
Schläuche in der Tat
leicht vom Magen in
das Duodenum gelangen. Es ist eigentlieb merkwürdig, daß
in den 22 Jahren,
seitdem Epstein den
Gebrauch des Magenschlauches zur Be-
handlung und Untersuchung des Magens
in die Säuglingsklinik
eingeführt hat, niemand ernsthaft daran
gedacht hat, ob dieses
Instrument nicht auch
bei der Diagnose und
Umbiegung des Kaiheters im Magen.
Duodenum.
- Ende im
Behandlung der Pybrus- und Darmstörungen Verwendung finden könne.
Ich habe nun diesen Katheter, den ich in diesem Zusammen-
hang als ,,Säuglingsduodenalkatheter' bezeichnen möchte, bei
mehreren hundert Kindern zu klinischen und experimentellen
Zwecken angewendet, und zwar, um zu untersuchen: 1. die Diagnose und BehandAus dem Research Laboratory des Department of Health
in New York City.
Untersuchungen über Pylorospasmus und
Pankreasfermente beim Säugling vermittels
eines einfachen Duodenalkatheters.
Von Dr. Alfred F. liess.
Vor etwa Jahresfrist berichtete ich über ein Duodenalrohr
für Säuglinge (1), das per os in den Magen und weiter nach Passierung des Pylorus in den Dünndarm eingeführt werden konnte.
Dies gelang unschwer; der Durchgang durch den Pylorus erfolgte ungefähr nach einer halben Stunde, die der Mitteilung
beigegebenen Radiogramme zeigten unzweifelhaft, daß das
Ende des Rohres wirklich im Duodenum lag und nicht etwa
ein Zusammenrollen im Magen stattgefunden hatte. Das Instrument bestand aus einem Weichgummirohr mit einer versilberten und durchbohrten Bleikugel an der Spitze und war
eine Modifikation des bei Erwachsenen verwendeten Duodenalkatheters von Gross (2)3). Nach einiger Uebung gelang es fast
immer, mit dieser einfachen Vorrichtung das Duodenum der
Kinder zu entrieren. Das Prinzipielle an der Methode bestand
darin, daß die Bleikugel infolge ihrer Schwere und, unterstützt
von der Magenperistaltik, passiv dem Pylorus sich näherte
und schließlich durch peristaltische Bewegungen in diesen hinein
Monatschrift für Ohrenheilkunde, 46. Jahrg., S. 287.
Casop. cesk. lék. 1912, S. 433.
Schelte ma (Groningen) beschrieb 1909 unter dem Namen
,,Permestie" ein Verfahren, das darin besteht, daß ein dünner Sch]auch
durch die Nase in den Magen geführt wird. Der Pylorus wird in 18
bis 24 Stundeu passiert. Diese Methode war eine passive und rechnet
ganzlich mit der Peristaltik des Magens und des Darmes.
lung des Pylorusspasinus (3) und ver-
flg. 2.
wandter Motilitätsstörungen. 2. diePankreasfermente des
Säuglings (4), 3. den
Icterus neonatorumn
(ö)
und den kon-
genitalen Verschluß
des Gallengangs (6),
4. die Bakterienfiora
des Duodenums (7).
Um zweifellos zu
zeigen, daß der Ka-
theter in das Duodenuin hinein-
kommt, habe ich
das sichere Mittel
radiographider
sehen Kontrolle gewählt (Fig. 1 und 2).
Man sieht auf den
Bildern das Rohr
richtig im Darm.
Bemerkenswerter-
weise läuft es nicht
direkt von der Kardia
Katheler und Wismutiuilch
Duodeiii1-Fiitterttng.
¡
Iar1,.
zum Pylorus,
sondern es macht im Fundus einen scharfen Bogen imacli links
und wendet sich erst danach rechts der Pylorusöffnung zu.
Diese Eigenheit zeigen alle Aufnahmen. Der neue und überraschende Befund widerlegt die erst von mir angenommene
Erklärung für die Leichtigkeit, mit der der Pylorus entriert
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den, ebensoweit vorzudringen. Zu meiner
27. Februar 1913.
DEUTSCHE MEDIZINISCHE WOCHENSOJiRIFT.
wird: Nicht die vertikale Lage des Säuglingsmagens und ein
dadurch bedingter nahezu geradliniger und vertikaler Weg des
Katheters
kann
Fig. 3.
dies bewirken, son
ich stelle mir
vielmehr vor, daß
die geringe Größe
des kindlichen Ordem
413
inhalt, sobald die 20 cm-Marke dem Kieferrand auf 3 bis 4 cm
genähert ist. Die Flüssigkeit ist gewöhnlich sauer und kann freie
HOi enthalten (Kongoreaktion), wenn die letzte Mahlzeit einige
Fig. 5.
gans und ein verhältnismäßig
ge-
ringer Tonus des
tonschlauch nicht
zugleichem Zwecke
benutzt
werden
kann, sondern weit
vom Pylorus abweicht.
Technik.
Die
Anwendungsweise des
Duodenalkatheters ist
nicht leicht zu beschreiben; wie bei
allen - auch ein-
fachen - Instrumenten ergibt sie sich
bei einiger Uebung
nahezu von selbst.
Man nimmt einen
Weichgummikatheter
Nr. 15 (F) mit mög-
Stunden zurückliegt. Nach Entleerung des Magens wird der Katheter
weitergeschoben. Dabei findet sich 7,unächst kein Widerstand. Erst
wenn die 20- oder 25 cm-Marke am Kieferrand anlangt, pflegt siels dai
Gefühl eines Hindernisses einzustellen und Würgen zu erfolgen - als
Zeichen, daß die Katheterspitze den Pylorus berührt. Wenn das Kind
jetzt würgt oder schreit und tief exspiriert, wartet man, da jetzt der
Pylorus und wohl auch die Kardia kontrahiert sind und die Passage
schließen. Schiebt man bei eingetretener Ruhe das Instrument dann
über die 25 cm-Marke hinaus, so dringt es in den meisten Füllen ins
Duodenum. Wahrscheinlich haben schon früher viele Untersucher
unbewußt statt des Magens das Duodenum sondiert, und es beziehen sich
die zahlreichen Berichte ii ber die Größe oder die Beschaffenheit des.
Mageuinhaltes in Wirklichkeit auf ein Gemisch von Mageft- und Dünn-
darminhalt. Daß sich solche Irrtümer eingeschlichen haben, wird auch
durch die Tatsache wahrscheinlich, daß bei Druck der Katheterspitze
gegen den Pylorus dieser sich zeitweilig öffnet und den Rüokfluß von Duo-
denalinhalt in den Magen gestattet.
Dieerste Frageist natürlich :
Wie
e r ke n n t
man,
daß der Katheter im Darm. liegt, und warum wird
er nicht im Magen umgebogenl Jedenfalls istes leichter,
ins Duodenum hineinzukommen, als erkennen zu lernen, ob
nen Kindern und sol- man hineingekommen ist oder nicht. Mit der Zeit gewinnt
chen unter einem Monat Nr. 14 (F). Die Abstände 20, 25 und 30 cm man auch darin Uebung, und ich selbst bin nur noch selten
von der Oeffnung werden bezeichnet, eventuell einfach mit Tinte, um im Zweifel. Es gibt verschiedene Mittel, die Anhaltspunkte
die Beurteilung der gewähren. Zunäcüst muß man die ungefähre Entfernung des
Fig. 4.
Lage des Katheters
Pylorus vom Kieferrand bzw. von den Zähnen kennen. Sie
wahrend der Einfüh- beträgt für klinische Zwecke beispielsweise im ersten Monat
rung und des Vorsehie20 cm und wächst bis zum Ende cies ersten Jahres auf 2 em.
hens zu sichern. WeiFerner: Bei einem dreimonatigen Säugling z. B. wird
ter braucht man einen
Aspirator. Man kann der Schlauch bis zur 25- oder 30 cm-Marke eingeführt. Dann
das von mir in dem wartet man, ob er die Neigung zeigt, in dieser Lage zu bleiben
oben zitierten Artikel oder nicht. Hat nur eine Autrollung im Magen stattgefunden,
beschriebene
Modell
so kommt der Schlauch wieder heraus, und die 20 cm-Marke
nehmen oder eine ein- erscheint wieder, bald schneller, bald langsamer, je nachdem
Duodenalkatheter im Darm. Ein zweiter mit Wismutmilch
im Magen.
lichat
großer
Oeff-
flung; bei sehr klei-
fache
spritze.
ganze
Aspirations-
Das Ist das
Instrumenta-
rium.')
Der Katheter wird
nun auf die übliche
Weise, also mit Wasser
befeuchtet, ohne Zuhilfenahme des Fingers
eingeführt und schnell
in den Magen geschoben. Ob der Säugling
sitzt oder sich in
Rücken- oder Seitenlage befindet, scheint
gleichgültig zu sein.
Ich bevorzuge die
Rückenlage bei f estgebundenen Händen.
Vertikaler Verlauf des Kaihetere. (Ausnahmeverlauf.)
Bei einem zweimonatigen Kinde zum Beispiel beginnt die Ent.
leerung von Magen-
1) Ich habe, einen großen Teji meiner Untersuchungen mit diesen
gewöhnlichen, jederzeit erhältlichen Kathetern angestellt. Indessen hat
das Kind ruhig ist oder würgt und preßt. Liegt er aber im Duo-
denum und wird er so vom Sphincter pylon festgehalten, so
steht er gerade aus dem Mund heraus und zeigt keine Neigung
zum Herausschlüpfen, ausgenommen bei stärkerem Wurgen
und Brechen. Das ist ein wichtiges, obschon nicht unbedingt
sicheres Symptom für die Entrierung des Darmes. Oft wird
das Urteil dadurch erleichtert, daß man bei zartem Vorschieben
des Katheters die Kontraktionen des Pylorus als vorübergehende
Hemmnisse fühlt.
Man könnte denken, daß eines der brauchbarsten Anzeichen
in der Aspiration alkalischer oder gallig gefärbter Flüssigkeit
bestehen müßte, und in der Tat ist der Erfolg sicher, wenn
das der Fall ist. Indessen wird es gewöhnlich unmöglich sein,
den Beweis auf diese Art zu führen, wenn man nicht eine halbe
oder eine ganze Sti.mde oder noch mehr opfern will. Denn der
ein Katheter mit zwei Augen, größerer Länge und exakter Markierung
seine Vorteile. Auch der Glasballon hat vor aer Aspirationsspnstze ver-
schiedene Vorzüge. Der grál3te davon ist, daß man mit aera Munae
ansaugen und damit in sehr feiner Weise den Unterschied zwischen
Magen und Darm und damit die Lage des instrumentes bestimmen
kann. Allen, die die Methode anwenuen woben, ses aer Wasaspirator
dringend empfohlen. Ballon und Katheter sind erhältlich bei Tiemann
& Co., New york, oder können bei jeaem instrumentenmacher besonaera
hergestellt werden.
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Pylorusringes die
Ursache sind. Diese
Erklärung
wird
durch die Tatsache
gestützt, daß in
dem weiten Magen
des Erwachsenen
ein einfacher Néla-
414
1)EIJTSCIIE MEDIZiNiSCHE WOCHENSCHEIFT.
Nr. 9
T)nodenalinhalt ist oft sauer und bleibt saiei, weil sich immer fühmung eines Katheters Nr. 15 (F); etwas Kardio- oder Oesophagospaswieder Mageninhalt in deii Darm entleert. 1)swegeii ist es mus. Duodemitim leicht entriert. Keine Peristaltik während des Veroft umiiöglich, alkalisehe Flüssigkeit zu erhalten, trotzdem der weilens der Soude iii Speiseröhre ..»»tagemi, l)uodenum. 1m Stuhl einige
KaseinInhalt gallig gefärbt ist und Pankreasfermente enthält. Andere größere
Hg. I;.
massen. 8. Mär7.
Male bekommt man einen neutralen oder alkalischeii Saft, aher
Magenerscheiohne Galle, weil die Gallensekretion intermittierend und oft
nungen wie
in langen Pausen erfolgt. Würde man sich also allein auf die früher. Mit (teL
Reaktion oder den Gallengehalt der Flüssigkeit stützen, so
würde man oft ein Mißlingen der Duodenalsondierung an
SondeGalle erhalteil. Erbrechen
nehmen, wo sie in Wirklichkeit geglückt ist.
Ein Symptom, das namentlich im Beginne dcs Gebrauches
dci Sonde von Wert ist, ist eine Erscheinung, die ich kurz als
,,Retraktionssymptorn" bezeichnen will. Man zieht ini Zweifelsfall dcii Schlauch ganz langsam zuriick, während ein Assistent
dauernd aspiriert. In dem Moment, wo die Sonde in den Magen
zurücktritt, pflegt der Assistent einen meikbaren Nachlaß des
hält an. l0.März.
Widerstandes gegen das Ansaugen zu signalisieren, odei es ändert
zeigt, daß trotz
braucht man iibrigens seine Zuflucht zu diesem
Versuche
zu nehmen.
Ein weiteres, allerdings viel weniger wertvolles Symptom
ist das ,,Gallen-Papillen-Symptoin". Es besteht darin, daß
im Augenblicke, wo der zurückgezogene Katheter die Gegend
der Vaterschen Papille passiert, plötzlich gallige Flüssigkeit
kommt. Das ist indessen nur ausnahmsweise der Fall, und so
Ist dieses Symptom nicht obligat, kann aber eine willkommene
Ergänzung des Retraktionssymptoms bilden.
Nach meiner Erfahrung erlernt man die Anwendung des
Duodenalkatheters leicht und schnell. Ani einfachsten wäre,
die nach vorstehenden Anweisungen vorgenommenen Uebungen
vor dem Röntgensehirm zu kontrollieren, die Sonde gibt auch
ohne Wismut einen deutlichen Schatten. Aber es geht auch ohne
das. Bei sehr jungen Kindern ist es sogar schwer, wo anders
Bi'echen
mehi.
Noch Peristaltik
mmdi Vorwölbung.
tjiiruhe. Der Fail
deutlicherMagenperistaltik und
Vorwölbung, oft
'fypus dei
vom
Sanduhrforin, ein
Katheter Nr. 15
(F) leicht den
Pylorus passieren
kann. Ich \-erfüge übei eilien
anderen Fall, dci
in der Vorlesung
wegen seiner motomischeii
Et' -
scheinungen als
typischerFall von
Pylorusstenose
demonstriert
worden war, bei
dem gleichfalls
die Einführung
ins
dci- Sonde
Pylorospasmus
Katheter im Duodenum.
Duodenum utid die Diiodenalernithrung erfolgreich vor den Zuhörern
ausgeführt werden könnte.
Ein Mißerfolg beim Versuch dei Duodenalsondieruiig
darf natürlich nicht ohne weiteres auf einen Spasinus oder eine
Stenose schließen lassen. Aber wenn man die rreehnik beherrscht
lingt die Sondierung; ich habe sie ohne Schwierigkeit bei Säug- und in einem Falle immer wieder an der Stelle des Pylorus ein
lingen ini Alter von einigen Stunden bis zu l/ Jahren aus- Hindernis findet, so darf niami gewiß einen Pyloruaverschin 11
annehmen. Es gibt Fälle, wo der Katheter bei wiederholten
geführt.
In Anschluß ami die Schilderung dei Technik mögen nun Versuchen stets am gleichen Orte angehalten wird, aber schließin Kürze einige Angaben folgen über diagnostische, therapeutische lich fühlt man ein Naeh1assn des Widerstandes, und die Soude
und physiologische Ergebnisse, die ich in den letzten Monaten gleitet weiter; hier darf man einen Spasmus diagnostizieren.
Es empfiehlt sich, in diesemi Fällen die Lage des Katheters mi
gewonnen habe.
Die Diagnose des Pyloiospas mus. Es gibt zurzeit viel- Duodenum durch Radiogramni zu kontrollieren. Es gibt schließleicht keine Gruppe von Säuglingskrankheiten, die schwieriger lich Kinder mit Symptomen von Pylorospasmus bzw. -stenose,
zu beurteilen ist als die durch andauerndes Erbrechen gekenn- wo trotz aller 1iühen die Entrierung des Darmes nicht gelingt;
zeichnete. Die Diagnose pflegt häufig lange Zeit schwankend hier muß die Stenose als der wahrscheinlichere Zustand gelten.
Manche hervorragenden Kliniker meinen, daß es keinen
zu sein - Indigestion, Pyloruskrampf, beginnende hypertrophische Pylorusstenose und andere, seltene und zum Teil noch Pylorospasnius ohne Stenose gibt, während andere einer duanicht scharf definierbare Störungen kommen in Frage. Mag listischen Theorie anhängen, indem sie Fälle von einfachem
die Entscheidung auch in typischen Fällen einfach sein, so be- Spasmus und solche von Stenose mit begleitendem Spasmus
steht doch in anderen durch Wochen hindurch Unsicherheit, anerkennen. Es besteht hier die zweifache Schwierigkeit,
und oft bleibt man auch nach Verschwinden aller Symptome die Existenz des Spasmus im Leben zu beweisen und in - der
iiber dié eigentliche Natur cies Leidens im Unklaren. In hierher- Leiche Stenose und einfache systolische Kontraktion des Magens
gehörigen Fällen kann die Duodenalsonde und gelegentlich auch zu trennen. Die Sonde ist in dieser Beziehung von großem Wert,
die mit der Kugel armierte Weichgummisonde von Nutzen sein. indem sie in vivo eine Art Messung des Pylorus zuläßt. Ich
E. K., 5 Wochen alt, Gewicht 73 Pfund., ernährt mit Halbmilch nehme an, daß die Diagnose einer organischen Stenose nicht
alle drei Stunden. Seit der vergangenen Woche immer stärker werdendes berechtigt ist, wenn ein Katheter Nr. 15 (F) von 5 mm DurchBrechen. Im Alter von 2V» Wochen wog er 8 Pfd. 13 g. 5. März. Zwei messer den Pylorus passieren kann. Von diesem Standpunkt
hinzukommen als in das Duodenum, es sei denn, daß man
zu hastig arbeitet. Je jünger das Kind, desto leichter ge-
Stunden nach der letzten Mahlzeit: Magengegend aufgetrieben; ausgesprochene peristaltische Wellen von links nach rechts, die selten, die
Mittellinie überschreiten, deutliche Doppelwellen und Sanduhrform.
Kind scheint Beschwerden zu haben. Nach Einführung eines Katheters
Nr. 14 (P) entleeren sich 50,0 saurer Flüssigkeit. Kongo negativ. Nach
Entleerung des Magens hört die Peristaltik auf; die Vorwölbung bleibt.
Erneute Einführung des Katheters; Duodenum leicht sondiert (Fig. 6),
Galle entleert. 6. März, zwei Stunden nach der letzten Mahlzeit. Nach
Darreichung von Wasser beginnen deutliche Peristaltik- und Sanduhrkontraktionen, an die sich Ausbrechen des Wassers anschließt. Ein-
aus muß ich nach meiner Erfahrung eineul Pylorospasmus
ohne Stemiose unbedingt zulassen. Fälle mit dauerndem Erbrechen, Magenperistaltik, Magensteifung mit Sanduhrform,
bei denen der Katheter ins Duodenum gelangt, können wohl
nicht anders gedeutet werden.
Ich habe den Pylorospasmus oft mit Kardiospasmus
(Ibrahim) vergeselischaftet gefunden. Oft war dieser so stark,
daß die Nahrung nicht in den Magen gelangte. Ferner sah
ich Spasmen des Pharynx ÇF'inkelstein) und vielleicht auch
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sich plötzlich die Beschaffenheit des Aspirates. Wenn z. B.
aus dem Duodenum nur wenig viszider, neutraler oder leicht
saurer Inhalt oder wohl auch nichts angesaugt wurde, kommt
etwa bei der 20 cm-Marke auf einmal eine ganz andere, oft
mit schaumigem Speichel gemischte, meist reiehlichere und
stärker saure Jlüssigkeit. Natürlich muß nun Zum zweiten
Male der Versuch gemacht werden, den Pylorus zu sondieren.
Je mehr man mit der Methode vertraut wird, desto seltener
Magenerscheimiungemi geringer.
17. Piürv.. Kein
DEUTSCHE MEDIZINISCHE WOCHENSOHRIFT.
des Oesophagus, also eine allgemeine Iniiervationsstörung, die
im Verein mit den später zu beschreibenden Sekretionsanomalien
als eine ,,Vagotonie" bezeichnet werden könnte. Diese Sekretionsanomalie ist meines Wissens bisher nur wenig gewürdigt worden.
415
schluß der Gallenwege erscheint die Trennung der hierher ge-
hörigen Zustände in zwei Gruppen ratsam, je nachdeni die
Entleerung von Pankreassaft in den Darm möglich ist oder
nicht. In der einen Gruppe ist der Pankreasausführungsgang
Jedenfalls ist eine Hypersekretion ein Symptom vieler Fälle
von Pylorospasnius. Ich fand häufig eine Vereinigung von
Hypersekretion des Magens und Hypersekretion des Duode-
zusammen mit dem Gallengang an der Papilla Vateri obliteriert,
nums. Das Duodenalsekret war alkalisch, enthielt in reichlicher
Menge die drei Pankreasfermente und darf deshalb als Pankreas-
In der anderen Gruppe fehlt dieser akzessorische Ausführungs-
hypersekretion oder -sukkorrhoe bezeichnet werden. Wie es
übrigens Fälle von Pylorospasnius ohne Magensukkorrhoe gibt,
so gibt es solche ohne Pankreassukkorrhoe.
Verwendung zu therapeutischen Zwecken. Eine
ganze Anzahl von Säuglingen mit Pylorospasmus geht infolge
Inanition zugrunde. In einigen Fällen dieser Krankheit habe
ich mit dem Katheter Milch direkt in das Duodenum eingegossen,
wie das Einhorn (8) und Gross bei ähnlichen Zuständen Erwachsener schon getan haben. Ein näheres Eingehen auf die
Technik und die Indikation dieser Maßnahme ist wohl überflüssig. Es empfiehlt sich nur für solche Fälle, die bei dem
gewöhnlichen Verhalten oder der Gavage nicht genügend
Nahrung bei sich behalten. Die Nahrung muß alkalisch und
die Quanten dürfen nicht zu groß sein. In Anschluß
an die Duodenalernährung sah ich Gewichtszunahme, Verschwinden der subnormalen Temperaturen und Milderung des
Spasmus - das letzte mag wohl eiiie Folge der Sondierung sein,
ähnlich wie sich llJrethralspasmen nach Einlegen eines Katheters
bessern können.
Untersuchung der Pankreasfermente.
Mit der
Duodenalsonde kann man Pankerassekret erhalten und so
direktes Untersuchungsmaterial gewinnen, während man bisher
auf die Untersuchung der Faeces oder auf Organextrakte bei
Leichen angewiesen war. Es läßt sich so feststellen, daß die
drei Pankreasfermente schon sehr bald nach der Geburt vorhanden sind. Die Amylase findet sich in den ersten Tagen spärlich,
vermehrt sich aber entschieden in den ersten Lebenswochen.
Schwer zu verstehen ist, warum dieses stärkespaltende Ferment
schon so früh beim Neugeborenen abgesondert wird. Jedenfalls ergibt sich endgültig, daß die klinische Ansicht Jacobis (9)
und He u bu e rs (10), daß Säuglinge schon in den ersten Lebensmonaten Stärke verdauen können, ihre physiologische Berechtigung hat. Die Absonderung der Amylase bei Brustkindern
kann als Argument gegen die absolute Spezifizität der Fermentproduktion des Pankreas herangezogen werden.
Es leuchtet ein, daß die klinische Bedeutung dieser Fernientuntersuchung groß ist. So fand sich bei atrophischen Kindern,
daß keineswegs ein Fehlen von Pankreasferment hier eine Rolle
spielt, wie wohl gelegentlich angenommen wurde. Es zeigt
sich ferner in diesen Fällen, daß zuzeiten eine deutliche Hypersekretion des Pankreas vorhanden ist, eine Sukkorrhoe, ohne
begleitende Hypersekretion des Magens. Dieser Saft ist dünn,
wäßrig, reichlich und enthält die drei Pankreasfermentc in
verringerter Menge. Ich nenne dieses Phänomen paralytische
Pankreashypersekretion", wegen der anseheinenden Aehnlichkeit mit der Hypersekretion der Parot.is nach Durchschneidung
der Chorda tympani. Es besteht da ein bemerkenswerter
Unterschied im Vergleich zum Pylorospasmus. Hier findet
man gleichzeitig eine Hypersekretion im Magen, und es ist hier
wohl der Paukreassaftfluß erst durch den Magensaftfluß aus-
aber es existiert ein vikariierender Ausführungsgang (Ductus
Santorini) ; dies kann man die kompensierte Form nennen.
gang, und so kommt kein Pankreassaft in den Darm. Diese
seltenere Form kann man als unkompensierte bezeichnen.
Untersuchungen über die Bakterienfiora des
Duodenums. Ich möchte noch anführen, daß der Katheter
auch beim Studium der Bakterienflora des Dünndarmes
verwendet werden kann. Zu diesem Zwecke bedecke ich die
Spitze mit einer sterilen Gelatinekapsel, die in den wenigen
Minuten, die bis zur Einbringung in den Pylorus vergehen, noch
ungelöst bleibt. Auf diese Weise ist ein Einblick in die mannigfaltigen Verhältnisse der Bakterienfiora möglich. Bei einem
22 Monate alten typhuskranken Kinde z. B. wurden Typhusbazillen aus dem Duodenum aspiriert. Möglicherweise ist diese
Technik auch brauchbar bei Krankheiten, die bekannter- oder
unbekanntermaßen mit tierischen Parasiten zusammenhängen,
z. B. Amöbeninfektion der Leber und des Darmes, ferner beim
Studium von Enteritiden und Dysenterie, wo die Gewinnung
der Erreger aus dein Stuhl wegen der Gegenwart zahlreicher
anderer Keime schwierig ist, ein Umstand, der bei Entnahme
des Materials aus den obersten Darmpartien wegfällt.
Zusammenfassung. Bei Kindern bis zu zwei Jahren ist
es leicht möglich, einen einfachen Nelatonkatheter lö (F)
durch den Magen in das Duodenum einzuführen. Dieser ,,Duo-
denalkatheter" ermöglicht die Unterscheidung von Pylorospasmus und Pylorusstenose, nötigenfalls unter Kontrolle des
Röntgenschirmes und unter der Voraussetzung, daß keine
organische Pylorusobstruktion vorliegt. In hierhergehörigen
und nahestehenden Fällen kann der Katheter zur Duodenalernährung verwendet werden, ähnlich wie das beim Erwachsenen
möglich ist. Die Einführung der Sonde scheint den Spasmus
zu mildern.
Außer für diese praktischen Zwecke ist der Katheter auch
für wissenschaftliche Untersuchungen verwendbar. Er gestattet direkte Gewinnung von Pankreassekret und ermöglicht
z. B. die Feststellung, daß die drei Pankreasfeimente einschließ-
hei des diastatischen Fermentes bereits in den ersten Lebenstagen vorhanden sind. Bei Atrophikern liegt laut Ergebnis
entsprechender direkter Untersuchungen keineswegs, wie gelegentlich angenommen wurde, ein merklicher Mangel an
Pankreasferment vor. Bei manchen dieser Kinder findet sich
neben Hyposekretion des Magens dünnes, wäßriges Darnisekret in reichlicher Menge und darin alle drei Pankreasfermente,
Lipase allerdings nur in geringer Quantität (,,Paralytische Pankreashypersekretion" oder , ,Pankreassukkorrhoe").
Auch bei manchen Fällen von Hypersekretion des Magens
findet sich eine Pankreashypersekretion, die aber ganz andersartig ist. Hier ist wahrscheinlich die Drüse durch den gesteiger-
ten Reiz des reichlichen Magensaf tes zu erhöhter Tätigkeit
angeregt (,,funktionelle Pankreashypersekretion").
Mittels des Katheters kann auch die Erforschung des Icterus
neonatorum auf neuem Wege in Angriff genommen werden.
Bei Fällen von kongenitaler Obliteration der Gallenwege kann
Diese Fälle sind wohl ,funktionelle Pankreashyper- festgestellt werden, ob auch der Pankreasausführungsgang
sekretionen", die später in den paralytischen Typ übergehen verschlossen ist oder nicht.
Der mit einer sterilen Gelatinekapsel versehene Katheter
können.
Ikte ru s neon ato ru ni. Auch die Gallenabsonderung kann zur Entnahme von Dünndarminhalt zu bakteriologischer
des Neugeborenen und ihre Beziehung Zum Ikterus neonatorum Untersuchung Verwendung finden (Enteritische Infektionen,
habe ich mit der Sonde studiert. Ich fand unter anderem, Dysenterie, Typhus, Amöbenerkrankungen).
Bei einem typhuskranken Kinde fanden sich im Duodenaldaß die Gelbsucht früher da ist als die Absonderung von Galle
inhalt
Typhusbazillen nahezu in Reinkultur.
in cien Darm, ferner, daß in den ersten zwölf Stundep nur selten
Galle sezerniert wiid und daß in den nächsten 24 Stunden
Literatur: L Amer. Journ, Dis. Child., May 1911. 2. New 'Iork Med. Josrn.
gelöst.
Bei stärkerei Gelbsucht ist auch mehr Galle ini Duodenum. Bei Anwendung
eines Katheters Nr. 14 fand ich nur selten technische Schwierigkeiten.
nur sehr geringe Mengen geliefert werden.
Angeborener Verschluß
der Gallenwege.
Auf
Grund der Untersuchung eines Falles von angeborenem Ver-
Jan. 1910. - 3. Amer. Journ. Dis. ChIld., March 1912. - 4. Amer. Journ. Dis. Child.,
October 1912. - 5. Amer. Journ. Dis. Child., May 1912 - 6. Archivs of Jot. Med., Aug.
1912. - 7. Journ. Infect. Dis. Aug. 1912. .- 8. Med. Record, Jan. 1910. - 9. Oerhardts
Handbuch 1876. - 10. Berliner klinische Wochenschrift 1895, Nr. 10.
Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt.
27. Februar 1913.
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