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Methode: Insgesamt 470 schwangere
Frauen zwischen der 13. und 23. Schwangerschaftswoche mit einer Hämoglobinkonzentration von mindestens 9 g / dl
nahmen in einem Malaria-Endemiegebiet
im ländlichen Kenia zwischen Oktober
2011 und April 2013 an der randomisierten, plazebokontrollierten Doppelblindstudie teil. Sie erhielten entweder
▶▶mit Eisen angereichertes Mehl (20 mg
Eisen / 1 kg Mehl, nach Verzehrstudien
etwa entsprechend 5,7 mg elementarem Eisen / Tag; n = 237)
oder
▶▶nicht angereichertes Mehl (n = 233)
bis 1 Monat nach der Geburt. Alle Frauen
erhielten darüber hinaus die für Schwangere empfohlene Malariaprophylaxe mit
Sulfadoxin-Pyrimethamin.
Eisensupplementation während der
Schwangerschaft erhöht nicht das
Malariarisiko
Hintergrund: Eine Eisenmangelanämie ist
ein häufiger Befund während der Schwangerschaft; in afrikanischen Ländern ist
mehr als die Hälfte aller Schwangeren davon betroffen. Den Empfehlungen zur
­Eisensupplementation wird hier aber nur
zögernd nachgekommen, unter der Vorstellung, dass ein vermehrter Anteil von mit
­Eisen beladenem Hämoglobin das Risiko einer Infektion mit Plasmodium falciparum,
dem Erreger der Malaria tropica, erhöht. Ob
diese Befürchtung berechtigt ist, haben
­internationale Wissenschaftler untersucht.
Mwangi MN et al. Effect of daily antenatal iron supplementation on plasmodium
infection in kenyan women [...]. JAMA
2015; 314: 1009–1020
Der primäre Endpunkt war eine Plasmodiuminfektion der Mutter zum Zeitpunkt
der Geburt, zusätzliche vorab definierte
sekundäre Endpunkte umfassten das Gestationsalter des Kindes bei der Geburt,
intrauterines Wachstum und Eisenstatus
von Mutter und Säugling 1 Monat nach
der Geburt.
Ergebnisse: Die Daten von 430 Frauen
(215 pro Gruppe) konnten zum Zeitpunkt
der Geburt ausgewertet werden. Dabei
fand sich kein Unterschied im Hinblick auf
das Risiko einer Plasmodieninfektion
(50,9 vs. 52,1 % in der Eisen- bzw. Plazebogruppe). Jedoch war in der Gruppe der
supplementierten Mütter das Geburtsgewicht der Kinder signifikant höher (3202
vs. 3053 g), und das Risiko einer Frühgeburt war geringer (um 7 %). Ebenso lag die
­Hämoglobinkonzentration der Mütter,
die Eisen erhalten hatten, 1 Monat postIn afrikanischen Ländern sind über 50 %
­aller Schwangeren von
einer Eisenmangelanämie betroffen. Ob eine
Eisensupplementation
– wie befürchtet – zu
einem erhöhten Risiko
einer Plasmodium-­
ciparium-Infektion
(Malaria tropica) führt,
wurde nun untersucht
(Symbolbild).
© istockphoto, CHBD
Geburtshilfe
Geburtsh Frauenheilk 2016; 76
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Aktuell referiert
GebFra Magazin
partal signifikant über der der nicht supplementierten Frauen (12,9 vs. 12,0 g / dl).
Diese Ergebnisse waren unabhängig davon, ob die Malariaprophylaxe zuverlässig
ein­genommen worden war. Schwere un­
erwünschte Wirkungen durch die
Eisensupp­lementation wurden nicht beschrieben.
Folgerung: Nach diesen Daten erhöht die
regelmäßige Eisensupplementation während der Schwangerschaft nicht das Risiko
einer Plasmodieninfektion, so die Verfasser. Dagegen wird das Outcome der Neugeborenen deutlich positiv beeinflusst,
mit einem höheren Geburtsgewicht und
geringerem Risiko einer Frühgeburtlichkeit bei den Müttern, die Eisen erhalten
hatten. Auf Grundlage dieser Ergebnisse,
so schließen Mwangi et al., überwiegt bei
einer grundsätzlichen Eisensupplementation für Schwangere der Nutzen das Risiko. Einschränkend gilt, dass Langzeit­
daten zur Infektion nicht verfügbar waren.
Dr. Elke Ruchalla, Trossingen
Geburtsh Frauenheilk 2016; 76
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