© AHG Kliniken Daun 1/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1.1 Funktionaler und dysfunktionaler PC-/Internetgebrauch 1.2 Pathologischer PC-/Internetgebrauch 1.3 Häufigkeit der Problematik 1.4 Behandlungsnachfrage und – angebot 2. Das Störungsbild 2.1 Psychopathologie 2.2 Komorbidität 2.3 Ätiologie 2.4 Pathogenese und Chronifizierung 2.5 Nosologie 2.6 Typologie und Pathoplastik 2.7 Diffentialdiagnostik 6 6 7 8 10 11 11 12 3. Diagnostik 13 4. Allgemeine Therapie 4.1 Indikation und Behandlungsdauer 4.2 Therapeutisches Grundkonzept 4.3 Therapieorganisation 4.4 Therapiebausteine 4.5 Therapieziele 14 14 14 14 15 15 5. Störungsspezifische Therapie 5.1 Symptomorientierte Therapie 5.1.1 Entwicklung von Medienkompetenz 5.1.2 Nichtkonfrontative Motivierung 5.1.3 Rückfallprävention 5.2 Ursachenbezogene Behandlung 5.2.1 Klinische Erklärungsmodelle 5.3 Behandlungsstrategie und –ziele 5.4 Behandlungsbausteine 5.4.1 Einzeltherapie 5.4.2 Gruppentherapie 5.4.3 Sporttherapie 5.4.4 Ergotherapie 5.4.5 Soziotherapie 5.4.6 Angehörigenarbeit 5.4.7 Nachsorge 15 15 15 18 19 20 20 22 23 23 24 25 26 27 28 28 6. Dokumentation und Evaluation 29 7. Literatur 30 8. Konzeptverantwortung 36 9. Anhang 37 © AHG Kliniken Daun 2/37 3 3 4 4 5 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg 1. Einleitung In der Geschichte der Medien lassen sich Umbrüche erkennen, die unsere Realitätswahrnehmung mitbestimmen. Aktuell zeigt sich dies bei den sogenannten Neuen Medien, insbesondere der Kombination von PC und Internet, die dem Nutzer neue Möglichkeiten der Welterfahrung eröffnen. In diesem kulturellen Wandlungsprozess kann es bei dafür anfälligen Personen jedoch auch zu dysfunktionalen und pathologischen Entwicklungsprozessen führen. Das dargestellt Behandlungskonzept zum pathologischen PC-/Internetgebrauch bezieht sich auf ein Modell, das den pathologischen PC-/Internetgebrauch als eine entwicklungspsychopathologische Störung des Sozialverhaltens versteht (Petry, 2010). Der Rückzug in virtuelle Welten wird als Regressionsprozess begriffen, um die in der Realität nicht erfüllten menschlichen Grundbedürfnisse nach Kontrolle, Selbstwertsteigerung und Bindung zu kompensieren. Die Behandlung orientiert sich symptomatisch an dem sogenannten Ampelmodell, wonach lediglich auf den Bereich des pathologischen PC-/Internetgebrauch verzichtet werden muss, während die funktionalen Kompetenzen im Umgang mit dem PC/Internet ausgebaut werden. Darüber hinaus ist die Bearbeitung der psychosozialen Vulnerabilität erforderlich, indem eine stufenweise Konfrontation mit der materiellen, psychischen und sozialen Widerständigkeit der realen Welt erfolgt, um die psychische Autonomie und Alltagskompetenzen zu entwickeln. Die Rahmenbedingungen und die Struktur des vorliegenden Behandlungskonzeptes entsprechen der aktuellen sozialmedizinischen Position der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Bund zu „Verhaltensstörungen durch intensiven Gebrauch von Computer und Internet (Köhler, 2013). 1.1 Funktionaler und dysfunktionaler PC-/Internetgebrauch Die empirische Forschung zu den Auswirkungen eines exzessiven Computerspielens (Maass et al., 2011) auf die kognitiven und schulischen Kompetenzen verweist auf ein komplexeres Bedingungsgefüge. In Abhängigkeit von der Quantität des Konsum und der Art des Angebotes (Unterhaltung vs. Bildung oder hohe vs. niedrige Erregung) lassen sich in Verbindung mit sozialen Kontextmerkmalen (z. B. Schicht) sowohl positive als auch negative Effekte von kurzfristiger (z. B. Informationsverarbeitungsprozessen) und langfristigen (z. B. Schulleistungen) Art nachweisen. Es handelt sich bisher jedoch um noch nicht zusammengeführte Einzelbefunde. Hinsichtlich der Entwicklung emotionaler und sozialer Fähigkeiten der Persönlichkeit wird im Gegensatz zu ursprünglich pessimistischen Annahmen einer sozialemotionalen Vereinsamung von einer Förderung der emotionalen und sozialen Kompetenzen ausgegangen (Döring, 2003). Die Mehrheit der Jugendlichen geht in ihrer Me- © AHG Kliniken Daun 3/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg dienwahl und in ihrem konkreten medialen Verhaltens flexibel und funktional mit den Neuen Medien um. Dies gilt vor allem für Personen, die das Medium PC/Internet regelmäßig nutzen. Die Neuen Medien führen bei solch einem Alltagsverhalten zu vielfältigen positiven Effekten. Die Nutzer können ihr Wissen und ihre Kompetenzen steigern, ihre sozialen Kontakte ausbauen und den PC-/Internetgebrauch kompensatorisch zur Bewältigung alltäglicher Frustrationen und Belastungen einsetzen. Die Nutzung des Mediums PC/Internet wird jedoch durch soziale und personale Faktoren vermittelt. So neigen sozial ängstliche Personen eher zum Gebrauch des PC/Internets als Mittel zu einer Distanzierung von der Realität (Hertel et al., 2005) und es finden sich vermehrt exzessive Nutzer in unteren, bildungsfernen Schichten (Pfeiffer et al., 2007; Rehbein et al., 2009). Entsprechend finden sich unter exzessiven PC/Internetnutzern erste Hinweise auf psychopathologische Auffälligkeiten (Hahn & Jerusalem, 2001). Die Entstehung eines dysfunktionalen PC-/Internetgebrauchs ist vor allem dann zu erwarten, wenn eine Person in einer konkreten Lebenssituation über zu geringe persönliche und/oder soziale Ressourcen verfügt. Die Attraktivität der Medienangebote und das Fehlen von befriedigenden Alternativen im Alltagsleben bzw. die mangelhafte Nutzung vorhandener Ressourcen bedingen einen exzessiv-dysfunktionalen Umgang mit den Neuen Medien. 1.2 Pathologischer PC-/Internetgebrauch Der pathologische PC-/Internetgebrauch muss im Gegensatz dazu als eine dauerhafte psychische Störung im Sinne des Vulnerabilitätskonzeptes angesehen werden. Eine vulnerable Persönlichkeit und/oder depravierende Lebensbedingungen bilden das komplexe Bedingungsgefüge für die Entstehung, Auslösung und Aufrechterhaltung dieses klinischen Störungsbildes. Das Medium PC/Internet mit seinen besonderen Eigenschaften kann deshalb nicht isoliert als Verursacher eines problematischen oder pathologischen Prozesses angesehen werden (Petry, 2010). 1.3 Häufigkeit der Problematik Einen Überblick über die internationalen Studien geben Festl und Mitarbeiter (2012). Die erste auf den deutschen Sprachraum bezogene epidemiologische Studie von Hahn und Jerusalem (2001) war eine Online-Studie (N = 7.091) mittels der Internetsuchtskala (ISS), die nach Korrektur (Alter und Geschlecht) für eine repräsentative deutsche „Internetbevölkerung“ zu einer Prävalenzschätzung von 5,9 % „gefährdeten Personen“ und 2,7 % „Internetsüchtigen“ kam. Die erste für Deutschland repräsentative Bevölkerungsstudie von Rumpf und Mitarbeitern (2011) kam mittels der deutschsprachigen Version der Compulsive Internet Use Scale (CIUS) auf eine geschätzte 12-MonatsPrävalenz (N = 15.024) von 1,5 % „Internetabhängigkeit“ in der Bevölkerung. Aufgrund einer Latent Class-Analyse wurde eine Gruppe von 1 % mit Extremwerten in dem Screening-Fragebogen identifiziert. Die „Validierung“ der Ergebnisse mittels einer Nachbefragung der als auffällig klassifizierten Personen mittels der Kriterien des © AHG Kliniken Daun 4/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg DSM-5 (Bischof et al, 2013) ist als zirkulär zu betrachten, da es sich um ähnliche Items wie bei dem ursprünglichen Screening-Instrument handelt. Eine neuere repräsentative Studie (N = 4.500) mit deutschen PC/Internetspielern mittels der Game Addiction Scale for Adolescents (GAS) kam zu einer wesentlich niedrigeren Prävalenzschätzung von 3,7 % „problematischen Nutzern“ und 0,2 % „Abhängigen“ (Festl et al., 2012). Die bisherigen epidemiologischen Studien kommen aufgrund von Unterschieden der eingesetzten Screening-Verfahren und der untersuchten Stichproben sowie verschiedener Kriterien bei der Klassifikation als „internetsüchtig“ zu sehr unterschiedlichen Prävalenzschätzungen (0,2 % bis 2,7 %). Sie teilen jedoch alle einen grundlegenden methodischen Mangel, da in allen Untersuchungen der gewählte Cut-off-Point des jeweils eingesetzten Screening-Instrumentes klinisch nicht validiert war, da keine persönliche Untersuchung der Verdachtsfälle erfolgt ist, um zu klären, ob das klinische Störungsbild eines pathologischen PC-/Internetgebrauchs auch wirklich vorlag. 1.4 Behandlungsnachfrage und -angebot Seit Ende der 1990er Jahre hat sich in Deutschland eine zunehmende, jedoch noch geringe Behandlungsnachfrage in Bezug auf den pathologischen PC-/Internetgebrauch entwickelt (Petersen & Thomasius, 2010). Aus den beiden AHG Kliniken Münchwies und Schweriner See wurden erste Fallstudien (Petry, 2003; Keyserlingk, 2004), deskriptive klinische Studien (Petry, 2010) und Verlaufsuntersuchungen (Schuhler et al., 2011) in Bezug auf indikative Programme für pathologische PC-/Internetgebraucher (Sobottka, 2010; Schuhler & Vogelgesang, 2011) veröffentlicht. Das im Folgenden dargestellte Behandlungskonzept der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg orientiert sich an diesen Vorarbeiten. © AHG Kliniken Daun 5/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg 2. Das Störungsbild Das Störungsmodell wurde anhand von 100 klinischen Fällen entwickelt und an einer klinischen Stichprobe psychometrisch evaluiert (Petry, 2010). Inzwischen liegen Vergleichsuntersuchungen mit unauffälligen PC/Internetnutzern (Kratzer, 2006; LampenImkamp & te Wildt, 2009) und klinischen Gruppen von Alkoholabhängigen und depressiven Störungen (Lampen-Imkamp & te Wildt, 2009) vor, die erste Hinweise auf die Störungsspezifität des neuen Krankheitsbildes erbracht haben. Die von den AHG Kliniken Münchwies und Schweriner See im Auftrag der DRV-Bund durchgeführte größere Vergleichsstudie von pathologischen PC-/Internetgebrauchern, pathologischen Glücksspielern, Alkoholabhängigen und psychosomatischen Patienten durch (Schuhler et al, 2013) konnte die Eigenständigkeit des neuen Störungsbildes belegen. 2.1 Psychopathologie Die Exzessivität des Verhaltens ist das erste notwendige, jedoch nicht hinreichende Merkmal. Klinisch auffällig ist neben der extrem hohen wöchentlichen PC/InternetAktivität, die außerschulisch oder außerberuflich erfolgt (im Extremfall bis zu 100 Stunden pro Woche), die Höchstdauer der ununterbrochenen PC/Internet-Aktivität bedeutsam. Es finden sich dazu Angaben von bis zu 30 oder gar bis 50 Stunden „am Stück“, so dass auch der Konsum von aufputschenden Alltagsdrogen wie Kaffee und Tabak, verschiedenen stimulierenden Medikamenten oder Rauschdrogen zum Störungsmuster gehören kann. Das subjektive Erleben während der PC/Internet-Aktivität ist ein weiterer Aspekt der Psychopathologie dieses Störungsbildes. Bei der zu beobachtenden Bewusstseinsveränderung steht besonders das Immersionserleben, d. h. die intensive Aufmerksamkeitsfokussierung auf die virtuelle Aktivität bei der die Wahrnehmung der Realität zurücktritt, im Zentrum. Beim pathologischen PC-/Internetgebrauch handelt es sich nicht mehr nur um eine „Zeitversunkenheit“, die allen Nutzern vertraut sein dürfte, sondern um eine „vollständige Versunkenheit“. Dabei besteht eine anhaltende Bindung an die Gratifikationen der Online-Aktivität, nämlich die erlebten Kontroll- und Machtgefühle, die erfahrene Selbstwertsteigerung, das Erleben von Flow im Handlungsfluss, das Eingehen besonders intimer (hyperpersonaler) Beziehungen und die soziale Anerkennung durch virtuelle Partner und Gruppen. Auch durch die starke Identifikation des Nutzers mit seinen virtuellen Darstellungen (z. B. einer beschönigenden Selbstrepräsentation), Repräsentanten (wie „coole Nicknames“), Stellvertretern (Avataren) etc. wird die Bindung an dieses Medium verstärkt. Weiterhin besteht beim pathologischen PC-/Internetgebrauch eine ausgeprägte Inkongruenz zwischen den Grundbedürfnissen nach Kontrolle, Selbstwerterhöhung, Bindung und Lust-/Unlustregulation auf der einen Seite und der Wahrnehmung von Möglichkeiten zur Befriedigung dieser Bedürfnisse in der realen Welt auf der anderen Seite. Es ist anzunehmen, dass diese „Störung der Konsistenzregulation“ die seelische Funktionsfä- © AHG Kliniken Daun 6/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg higkeit entsprechend dem neuropsychologischen Modell von Grawe (2004) beeinträchtigt. Auf diesem Hintergrund entwickeln sich eine depressive Selbstwertstörung und sozial-phobische Tendenzen. Für die Dauer der Online-Aktivität besteht jedoch das trügerische Gefühl, dass die frustrierten Grundbedürfnisse in der virtuellen Welt befriedigt werden und dadurch ein sinnhafter Weltbezug hergestellt wird. Als gravierendstes und auffälligstes Merkmal erscheint bei pathologischen PC-/ Internetgebrauchern die soziale Isolierung des Betroffenen von seiner Umwelt. Dieser gestörte Bezug zur unmittelbaren Umgebung ist durch einen Rückzug in die häusliche, ganz auf die Online-Aktivität ausgerichtete, unwirtliche Wohnsituation gekennzeichnet. Soziale Beziehungen werden abgebrochen oder extrem eingeschränkt, auch die zu nahen Bezugspersonen. Der Betroffene „flüchtet“ sich in eine virtuelle Erlebnis- und Beziehungswelt. Diese sozial-ängstliche Vermeidungstendenz kann durch frustrierende bis traumatisierende Erfahrungen begründet worden sein. Aus der „Versunkenheit“ wird eine als „Verlorenheit“ zu bezeichnende Abkehr von der Realität, in der der Betroffene für Bezugspersonen nur noch schwer erreichbar erscheint. Es resultiert somit eine dauerhafte Präferenz des Betroffenen für den virtuellen Erlebnismodus unter Vernachlässigung realer Bindungen, Erfahrungen und Bezüge. Eine klinische Besonderheit des Störungsbildes besteht in der bereits von Six und Mitarbeitern (2005) für den dysfunktionalen PC-/Internetgebrauch beschriebenen Reduzierung der Selbstkontroll- und Selbstregulationsfähigkeit. Die Online-Aktivität läuft als unbewusste, automatisierte Handlungsroutine ab. Durch die besonderen Gratifikationen der Online-Aktivität mit einem überwertigen Immersionserleben etabliert sich eine Gewohnheit, die zur Verdrängung alternativer Erfahrungen und Erlebnismöglichkeiten in der Realität führt. Die ohnehin eingeschränkte psychische Funktionsfähigkeit wird weiter geschwächt, die Handlungsweise weniger kontrolliert und unreflektierter. So entstehen Teufelskreise der reduzierten Selbstkontroll- und Selbstregulationsfähigkeit. Als Folge des exzessiven Verhaltensmusters zeigen sich gravierende negative Beeinträchtigungen körperlicher Art, wie die Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus und eine Vernachlässigung des äußeren Erscheinungsbildes. Psychische Folgen können hinzukommen, wie depressive Verstimmungen, soziale Ängste, gesundheitsschädigendes Essverhalten und süchtige Verhaltensmuster. Der Betroffene kann soziale Nachteile erfahren, wie den Abbruch von schulischen und beruflichen Ausbildungen oder einen Verlust der Arbeitsstelle. 2.2 Komorbidität Die mit dem Störungsbild verbundenen Beeinträchtigungen der seelischen Gesundheit spiegeln sich in hohen Komorbiditätsraten wieder. Es finden sich vorwiegend depressive Störungen und (soziale) Angststörungen, ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörungen, Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätsstörungen sowie Essstörungen mit Adipositas. © AHG Kliniken Daun 7/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg Daneben sind Suchterkrankungen, insbesondere die Tabak-, Alkohol- und Cannabisabhängigkeit sowie seltener das pathologische Glücksspielen, vorherrschend. Durch die mit der exzessiven Online-Aktivität verbundenen einseitig aktivierten neuronalen Bahnungsmuster, die zu Einschränkungen der Erlebnisfähigkeit führen (Spitzer, 2005; Bergmann & Hüther, 2006), können die depressiven Verstimmungen, sozialen Ängste und das Ausweichen in süchtige Entlastungsreaktionen noch verstärkt werden. Zur Klärung der komplexen Wechselwirkung von ursächlich bestehenden und aus der exzessiven Online-Aktivität als Folge resultierenden psychischen Auffälligkeiten bedarf es jedoch umfangreicher entwicklungspsychopathologischer Untersuchungen. Die hier vorgeschlagenen Kriterien zur Diagnose des pathologischen PC-/Internetgebrauchs werden im Folgenden noch einmal zur besseren Übersicht zusammengefasst: Kriterien des pathologischen PC-/Internetgebrauchs • • • • • • • 2.3 exzessive Online-Aktivität (Gamen, Chatten, Surfen) überwertiges Immersionserleben Frustration psychosozialer Grundbedürfnisse sozialer Rückzug und Abbruch naher Beziehungen reduzierte Handlungskontrolle typische Konstellation negativer körperlicher, psychischer und sozialer Folgen hohe Komorbiditätsrate, insbesondere depressive Störungen, Angststörungen und Suchtverhalten Ätiologie Zur Begründung der nosologischen Selbstständigkeit des pathologischen PC-/Internetgebrauchs als neues Störungsbild müssen die spezifischen ursächlichen Bedingungsfaktoren benannt werden. Dabei ergibt sich die grundsätzliche Schwierigkeit, dass im Rahmen eines komplexen Prozessmodells keine direkten Kausalbeziehungen bestehen. Die für das Störungsbild beschriebenen Bedingungsfaktoren können auch zu anderen psychischen Auffälligkeiten führen oder durch Schutzfaktoren kompensiert werden, so dass gar keine Auffälligkeiten auftreten können. Es finden sich jedoch erste empirische Hinweise für eine Störungsspezifität des pathologischen PC-/Internetgebrauchs Im Folgenden werden diese typischen Bedingungskonstellationen des Störungsbildes beschrieben. Umweltbezogene Bedingungen: Im Hinblick auf den stark gestörten Umweltbezug von pathologischen PC-/Internetgebrauchern lassen sich verschiedene Systemebenen nach Bronfenbrenner (1977) betrachten. Das Makrosystem betrifft die ökonomischen, sozialen, rechtlichen, politischen und erziehungsbezogenen Rahmenbedingungen. Dazu ist festzustellen, dass die derzeitige „Übergangsgesellschaft“ durch eine zunehmende individuelle Entfremdung gekennzeichnet ist, die darüber hinaus keine verlässliche und dauerhafte Entwicklungsperspektive bietet (Zinnecker, 2005). Auf der Mesoebene fin- © AHG Kliniken Daun 8/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg den wir eine zunehmende Polarisierung (Heidmeyer, 1997) in Arme und Reiche, bildungsnahe und bildungsferne Schichten und integrierte und nicht integrierte Migranten, was zur Folge hat, dass viele Kinder und Jugendliche unter prekären Lebensbedingungen aufwachsen. Auf der Mikroebene sind Kinder und Jugendliche mit einem Bildungssystem konfrontiert, das viele Heranwachsende zu Leistungsversagern werden lässt (Waldrich, 2007). Häufig sind sie familiären Lebensumständen ausgesetzt, die traumatisieren können. Auf der Grundlage dieser Ausgangsbedingungen entsteht eine Risikogruppe, für die das Medium PC/Internet angesichts der täglich erlebten Frustrationen sehr attraktive Erlebnisangebote bietet, die eine eskapistische Ersatzfunktion erfüllen können. Entwicklungspsychopathologische Bedingungen: Auf dem Hintergrund der Bindungstheorie von Bowlby (1993) kann angenommen werden, dass eine unsichere Bindungsrepräsentation als Grundlage des pathologischen PC-/Internetgebrauches anzusehen ist. Diese führt zu Einschränkungen des Selbstwerts und der Beziehungsfähigkeit sowie einer verminderten Neugier auf reale Gegebenheiten (Spangler & Zimmermann, 1999). So wird eine entwicklungspsychopathologische Grundlage für komorbide psychische Störungen gebildet. In welchem Umfang und mit welchem Gewicht diese Störungen Ursache, Begleiterkrankungen oder Folge des pathologischen PC-/Internetgebrauchs sind, lässt sich im Rahmen des komplexen Bedingungsgefüges derzeit schwer beantworten, da bisherige Studien lediglich kleine klinische Stichproben im Querschnitt erfasst haben. Nach bisherigen klinischen Erfahrungen (Petry, 2010, Schuhler & Vogelgesang, 2011) lässt sich annehmen, dass sich aufgrund der unsicheren Bindungsorganisation in der Pubertät und Adoleszenz eine personale und soziale Identitätsstörung entwickelt hat. Der pathologische PC-/Internetgebrauch wurzelt hier in einem dynamischen Rückkopplungssystem von dispositionellen (Bindungsstörung), altersbedingten (Identitätsentwicklung) und umweltbezogenen (fehlende Lebensperspektiven, Angebot der Neuen Medien) Einflussfaktoren. Neurobiologische Bedingungen: Es finden sich derzeit keine Hinweise darauf, dass dem Störungsbild primäre Defizite des organischen Systems im Sinne erblicher oder prä- bzw. postnataler Schädigungen zugrunde liegen. Unter neuropsychologischem Gesichtspunkt (Grawe, 2004) kann vermutet werden, dass bei einer Kombination sozial stark frustrierender Lebensbedingungen und gleichzeitig fehlender personaler und sozialer Ressourcen eine mangelhafte oder einseitige Befriedigung der Grundbedürfnisse (Bindung, Kontrolle, Selbstwerterhöhung, Lust-/Unlustregulation) erfolgt. Eine solche Inkongruenz zwischen motivationalen Zielen und der Wahrnehmung realer Befriedigungsmöglichkeiten verweist nach Grawe auf eine Störung der Konsistenzregulation, die zu Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit führt. Diese dauerhafte Inkonsistenz kann als allgemeine neuropsychologische Grundlage des pathologischen PC/Internetgebrauches angesehen werden. Welche spezifischen neurobiologischen Besonderheiten bei pathologischen PC-/Internetgebrauchern im Vergleich zu anderen psychischen Störungen bestehen, bedarf weiterer Forschung. © AHG Kliniken Daun 9/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg 2.4 Pathogenese und Chronifizierung Soll die Aktualgenese, d.h. der Entwicklungsprozess im aktuellen Lebensbezug, eines betroffenen pathologischen PC-/Internetgebrauchers analysiert werden, muss das Störungsbild mit allen seinen Erscheinungsformen (Gamen, Chatten, Surfen) als Spielhandlung begriffen werden. Dabei lässt sich feststellen, dass der pathologische PC-/Internetgebrauch alle Merkmale des kindlichen Spiels zeigt (Oerter, 2008). Neben den strukturellen Merkmalen (Selbstzweck, Wechsel des Realitätsbezuges, Wiederholung und symbolisch transformierter Gegenstandbezug) zeichnet sich die virtuelle Aktivität durch ein Überwiegen der Phantasie gegenüber dem Realitätsbezug im Sinne der „eingebildeten Situation“ nach Wygotzki (1980) aus. Wie beim kindlichen Spiel kann die PC- und Internet-Aktivität die Funktion erfüllen, eine erlebte Unterlegenheit und Minderwertigkeit durch illusionäre Wunscherfüllungen zu kompensieren. Von einer psychogenetischen Betrachtungsweise aus gesehen handelt es sich bei diesem Störungsbild um eine Regression, d. h. eine Zurückentwicklung von einem bereits erreichten Entwicklungspunkt auf ein früheres Entwicklungsstadium (La Plance & Pontalis, 1975). Nach der Individualpsychologie von Adler führt ein Minderwertigkeitskomplex zu überkompensierenden Ausgleichsmechanismen (Adler, 1974). Das bedeutet, dass frustrierte Grundbedürfnisse zu einer überstarken Ausbildung von Motiven nach Leistung, Kontrolle und sozialer Anerkennung führen. Gemäß der Lewin’schen Verhaltensgleichung, nach der innere Bedürftigkeiten und äußere Anreize in wechselseitiger Beziehung stehen (Lewin, 1982), bildet eine solche innere Bedürfnisstruktur in Verbindung mit den Anreizen des Mediums PC/Internet eine „passgenaue“ Verhaltensoption. Bei allen Erscheinungsformen des pathologischen PC-/Internetgebrauchs (Gamen, Chatten, Surfen) bestehen Möglichkeiten, die Bedürfnisse der Selbstwerterhöhung, Kontrollausübung und sozialen Bindung rasch und jederzeit mittels der medialen Angebote zu befriedigen. Im weiteren Entwicklungsprozess des pathologischen Spielverhaltens erhält das Medium PC/Internet nach Oerter (2008) eine zunehmende subjektive Valenz. Es erfolgt also eine sehr enge Bindung an den Spielgegenstand, der nur unter dem Aspekt der Befriedigung eigener Bedürfnisse wahrgenommen wird. Oerter verweist in diesem Zusammenhang auf das Konzept des „Übergangsobjektes“ von Winnicott (1978), bei dem ein Objekt, z. B. eine Kuscheltier, in Phasen der Trennung die Bezugsperson ersetzt, um Angst abzuwehren. Das Medium PC/Internet wird in ähnlicher Weise zum begehrten universellen Lieblingsspielzeug und bedingt so eine dauerhafte Präferenz für die virtuelle Bedürfnisbefriedigung. Die eigentliche, übergeordnete Funktion des Spiels, sich symbolisch mit existentiellen Lebensanforderungen auseinander zu setzen, wird so auf virtuelle, für die Realität nebensächliche, Herausforderungen bezogen und verabsolutiert. Allerdings geschieht dies auf Kosten der Bewältigung realer Lebensanforderungen. Diese Passung zwischen defizitärer innerer Bedürfnisstruktur und dem umfassenden Befriedigungsangebot der Kombination aus PC und Internet bildet ein Kernelement der psychischen Ursachen des Störungsbildes. © AHG Kliniken Daun 10/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg Hinsichtlich der chronifizierenden Bedingungen ist es sinnvoll, ein handlungstheoretisches Kontrollmodell zu betrachten (Brandtstedter, 2001). Dieses nimmt an, dass während einer Handlung eine intentionale, Sinn gebende Handlungsabfolge der Schritte Planung, Vollzug und Bewertung stattfindet. Diesen liegt ein komplexes System bewusster und unbewusster Prozesse zugrunde, das unterschiedliche Funktionsebenen unseres Gehirns betrifft (Roth, 2007), wobei sich die Handlungstheorie primär auf die kognitive Ebene des planerischen Verhaltens bezieht (Thagard, 1999). Die Chronifizierung des pathologischen PC-/Internetgebrauchs lässt sich auf diesem Hintergrund als eine zunehmende Einschränkung von Handlungsoptionen verstehen. Wie bereits von Six et al. (2005) beschrieben wurde, beziehen diese Optionen zunehmend die Nutzung von PC und Internet unter Vernachlässigung alternativer Möglichkeiten ein. 2.5 Nosologie Das neue, eigenständige Störungsbild des pathologischen PC-/Internetgebrauchs kann innerhalb des psychiatrischen Klassifikationssystems ICD-10 (Dilling et al., 1991) in den Bereich der Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen eingeordnet werden. Dieser Bereich (F60 – F69) wird wie folgt definiert: „Dieser Abschnitt enthält eine Reihe von klinisch wichtigen, meist lang anhaltenden Zustandsbildern und Verhaltensmustern. Sie sind Ausdruck des charakteristischen Lebensstils, des Verhältnisses zur eigenen Person und zu anderen Menschen. Einige dieser Zustandsbilder und Verhaltensmuster entstehen früh im Verlauf der individuellen Entwicklung als Folge konstitutioneller Faktoren wie auch sozialer Erfahrungen, während andere später im Leben erworben werden.“ (a. a. O.: S. 210). Das Verhaltensmuster des pathologischen PC-/Internetgebrauchs kann in diesem allgemeinen Sinne als Persönlichkeits- und Verhaltensstörung aufgefasst werden. Dabei handelt es sich nicht um eine der spezifischen Persönlichkeitsstörungen im engeren Sinne (Fiedler, 2000). Konkret handelt es sich um eine Bindungsstörung, die in der Kindheit verwurzelt ist, wobei das stark ausgeprägte soziale Rückzugsverhalten als dominierendes Verhaltensmuster hervortritt. Es liegt demnach eine entwicklungspsychopathologische Störung der zwischenmenschlichen Beziehungen vor. Unter diesen Begriff gefasst, ist das Störungsbild der Kategorie „andere näher bezeichneten Persönlichkeits- und Verhaltensstörung“ (F68.8) zuzuordnen. 2.6 Typologie und Pathoplastik Empirische Untersuchungen zur Typologie des pathologischen PC-/Internetgebrauchs liegen angesichts der kleinen Fallzahlen noch nicht vor. Derzeit bietet sich deshalb eine Charakterisierung unter Berücksichtigung der jeweils dominierenden Online-Aktivität an. Am häufigsten in Behandlung sind derzeit Gamer, die vor allem Mehrpersonen-OnlineRollenspiele, seltener Ego-Shooter-Spiele, bevorzugen. Es handelt sich bei dieser Klien- © AHG Kliniken Daun 11/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg tel vorwiegend um junge Männer, die in der Pubertät mit der exzessiven OnlineAktivität begonnen haben. Die Funktionalität des pathologischen Spielverhaltens bezieht sich auf die leistungsorientierte Meisterung von Kampfwettbewerben und die soziale Anerkennung durch die virtuelle Gruppe von Gefährten. Bei der zweiten, jedoch kleineren Untergruppe der Chatter, dominieren zu Zeit Mädchen und Frauen. Es werden vor allem Chatrooms und Social Communities bevorzugt, in denen der soziale Austausch sowie der Aufbau von intimen Beziehungen angestrebt wird. Neben diesen zwei Hauptformen gibt es Sonderformen wie das leistungsbezogene Offline-Gamen, das ziellose Surfen oder endlose Herunterladen von Videos und Musiktiteln. Aufgrund der ständig fortschreitenden Entwicklung und Verbreitung der Neuen Medien ist auch mit einem historischen Wandel des Störungsbildes im Sinne pathoplastischer Veränderungen zu rechnen. Bereits jetzt kann beobachtet werden, dass ältere Patienten, die noch nicht mit dem Medium PC/Internet groß geworden sind, das Störungsbild erst im Erwachsenenalter entwickelt haben, während die jüngeren Patienten, die von Kindesbeinen an mit den Neuen Medien Umgang hatten, bereits während der Pubertät und Adoleszenz ein exzessives PC/Internet-Nutzungsmuster ausgebildet haben. Bei dieser neuen Patientengeneration ist die Identitätsentwicklung und soziale Beziehungsbildung viel deutlicher von der virtuellen Erlebnisweise geprägt und weniger in realen Erfahrungen verwurzelt als dies bei den älteren Patienten der Fall gewesen ist. 2.7 Differentialdiagnostik Differentialdiagnostisch ist die Abgrenzung des pathologischen PC-/Internetgebrauchs vom pathologischen Internet-Glücksspielen (F 63.0) und der pathologischen Hypersexualität (F 52.7) erforderlich. Es kann bei diesen beiden Süchten eine zeitlich exzessive PC/Internetnutzung auftreten, die allerdings kein hinreichendes Kriterium zur Diagnose eines pathologischen PC-/Internetgebrauchs darstellt. Die PC/Internet-Aktivität ist lediglich Mittel zum Zweck, d. h. es findet keine dauerhafte Bindung an den virtuellen Erlebnismodus statt. Es geht lediglich darum, die zugrunde liegende Glücksspielsucht oder sexuelle Abhängigkeit mit Hilfe entsprechender Angebote, die heutzutage ebenfalls Online verfügbar sind, zu befriedigen. Entsprechend treffen die beschriebenen Symptome des pathologischen PC-/Internetgebrauchs nicht zu. © AHG Kliniken Daun 12/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg 3. Diagnostik Inzwischen existieren einige Screening-Fragebogen zum pathologischen PC-/Internetgebrauch. Diese orientieren sich an den Kriterien für stoffgebundene Suchterkrankungen (vorrangige Beschäftigung mit dem Medium PC/Internet, Toleranzentwicklung, starkes Verlangen, Kontrollverlust, Entzugserscheinungen etc.), wie sie von Ko und Mitarbeitern (2005) vorgeschlagen wurden. Von den bisher veröffentlichten Verfahren im deutschsprachigen Bereich orientieren sind die Internetsuchtskala (ISS) von Hahn und Jerusalem (2001) und die Skala zum Computerspielverhalten (CSV-S) von Wölfling und Mitarbeitern (2011) an diesem Suchtkonzept. Beide Skalen sind jedoch klinisch nicht validiert. Die AHG Kliniken Daun Am Rosenberg verwenden als Screening-Verfahren den Kurzfragebogen zu Problemen beim Computergebrauch (KPC) von Petry (2003, 2010), der sich an dem dargestellten entwicklungspsychopathologischen Modell des pathologischen PC-/Internetgebrauchs orientiert (siehe im Anhang). Der Fragebogen erfasst das Immersionserleben, die Funktionalität des PC-/Internetgebrauchs und die körperlichen, psychischen und sozialen Nachteile des Problemverhaltens. In der Vergleichstudie von pathologischen PC-/Internetgebrauchern mit pathologischen Glücksspielern, Alkoholabhängigen und psychosomatisch Erkrankten (Schuhler et al, 2013) hat sich ein klinisch validierter Cut-off-Point von 28 bei einer Spannbreite von 0 bis 60 Wertpunkten ergeben. Der Fragebogen weist zudem gute testkonstruktive Merkmale auf und ist klinisch validiert (Schwarz et al., 2013). Bei der Diagnosestellung werden die entsprechenden Kriterien des pathologischen PC/Internetgebrauchs im klinischen Interview erfasst. Kriterien des pathologischen PC-/Internetgebrauchs • • • • • • • exzessive Online-Aktivität (Gamen, Chatten, Surfen) überwertiges Immersionserleben erhöhte „Inkongruenz“ sozialer Rückzug und Abbruch naher Beziehungen reduzierte Handlungskontrolle typische Konstellation negativer körperlicher, psychischer und sozialer Folgen hohe Komorbiditätsrate, insbesondere depressive Störungen, Angststörungen und Suchtverhalten Dabei erfolgt eine Erfassung der Funktionalität des pathologischen PC/Internetgebrauchs mittels einer speziellen Anamnese (siehe im Anhang), die Klärung der Genese und Ätiologie des Störungsbildes sowie die klinische und testpsychologische Diagnostik der Persönlichkeit, kognitiven Leistungsfähigkeit und von bestehenden Komorbiditäten. © AHG Kliniken Daun 13/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg Diagnostisches Vorgehen • • • • • • • • Fragebogen-Screening (KPC) Spezielle Anamnese zum PC-/Internetgebrauch Erfassung der Bindungsorganisation Erfassung der Intensität der virtuellen Erlebnisweise Diagnostik der Persönlichkeit (Selbstkontrolle, psychische Stabilität, Selbstwert, motivationale Grundbedürfnisse Testdiagnostik der kognitiven und intellektuellen Leistungsfähigkeit Erhebung der negativer körperlicher, psychischer und sozialer Folgen Diagnose komorbider Störungen 4. Allgemeine Therapie 4.1 Indikation und Behandlungsdauer Das vorliegende Konzept richtet sich an Patienten, bei denen nach eingängiger Diagnostik die Diagnose eines pathologischen PC- und Internetgebrauchs feststeht. Patienten im Alter ab 18 Jahren können an diesem Programm teilnehmen. Jüngere Patienten fallen z. B. in das Behandlungsgebiet der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die Behandlungsdauer liegt in der Regel bei bis zu 12 Wochen, die je nach Schweregrad der Erkrankung ggf. zu verlängern ist. Die entsprechenden Budgetvorgaben der Leistungsträger zur Behandlungsdauer werden beachtet. 4.2 Therapeutisches Grundkonzept Das hier vorgelegte Konzept zur stationären Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC- und Internetgebrauch ist eingebettet in das Rahmenkonzept der AHG Kliniken Daun, Allgemeine Hospitalgesellschaft AG (AHG), in der letzten Überarbeitung vom 10.02.2014 sowie in das Behandlungskonzept der Abteilung Psychosomatik der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg in der letzten Überarbeitung vom 02.07.2012 sowie das Behandlungskonzept der Abteilung Abhängigkeitserkrankungen in der letzten Überarbeitung vom 12.03.2007. 4.3 Therapieorganisation Die Behandlung der Patienten erfolgt in der Abteilung Psychosomatik bzw. bei gegebener stoffgebundener Abhängigkeitsstörung bzw. Suchtproblematik in der Abteilung Abhängigkeitserkrankungen in den AHG Kliniken Daun Am Rosenberg in einer jeweils eigens dafür konzipierten Therapiegruppe mit 10 bis 12 Patienten. Diese Gruppe wird jeweils von einem eigens für diese Patientenklientel ausgebildeten psychologischen Bezugstherapeuten, einem entsprechend auf das Krankheitsbild geschulten Arzt sowie mit der speziellen Behandlungsindikation geschulten therapeutischen Mitarbeitern aus © AHG Kliniken Daun 14/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg den Bereichen Sozio-, Ergo-, Sport- und Bewegungs- und Physikalischer Therapie behandelt. Die Therapie ist organisiert in einzel- und gruppenpsychotherapeutische Therapieangebote auf der Grundlage eines verhaltensmedizinisch-verhaltenstherapeutischen Behandlungsansatzes. 4.4 Therapiebausteine Neben Einzel- und Gruppentherapie werden Sozio-, Ergo-, Sport- und Bewegungstherapie, Physikalische Therapie und Angehörigenarbeit im Hinblick auf die individuellen Therapieziele der Patienten maßgeschneidert angeboten. 4.5 Therapieziele Im Rahmen der Rehabilitationsbehandlung besteht das übergeordnete Ziel in einer Wiederherstellung der psychischen und körperlichen Gesundheit des Patienten sowie einer Wiederherstellung von Arbeits- und Leistungsfähigkeit mit dem Ziel der sozialen und beruflichen Reintegration. Individuelle Ziele sind für den jeweiligen Patienten zu formulieren. Im Regelfalle umfassen sie einen Ausbau sowie die Verbesserung einer funktionalen Medienkompetenz, die Verbesserung der Körperwahrnehmung und des Körperbewusstseins, die Stärkung und Verbesserung von Frustrationstoleranz und emotionaler Regulationsfähigkeit, der Selbstwertsteigerung, der Entwicklung einer reiferen Identität, des Aufbaus und der Verbesserung kommunikativer Kompetenzen sowie des Aufbaus und der Verbesserung kreativer und kognitiv intellektueller Kompetenzen. 5. Störungsspezifische Therapie 5.1 Symptomorientierte Therapie 5.1.1 Entwicklung von Medienkompetenz (Ampelmodell) Da es sich beim exzessiven PC-/Internetgebrauch um die Ausbildung einer starken Gewohnheit handelt, bei der ein wenig reflektiertes, eher spontanes und durch medienbezogene Hinweisreize ausgelöstes Handlungsmuster vorliegt (Six et al., 2005), ist zu Behandlungsbeginn eine „Auszeit“ von jeglicher PC/Internet-Aktivität notwendig. Bei dieser konfrontativen Anforderung muss mit erheblichen Widerständen seitens der Betroffenen gerechnet werden, da aufgrund der starken Bindung an das Medium PC/Internet Verlustängste aktiviert werden. Dies kann zu weiteren Ängsten, depressiven Reaktionen und Rückzugstendenzen führen. Überraschende Eingriffe von Außenstehenden können Ärger- und Wutreaktionen zur Folge haben. © AHG Kliniken Daun 15/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg Liegt ein pathologisches Nutzungsmuster vor, so ist eine dauerhafte Trennung von der zentralen PC/Internetaktivität (Gamen, Chatten etc.) zwingend erforderlich. Die Klärung des „Ausstiegs“ sollte im Rahmen eines Vertragsmanagements erfolgen. Im Anhang findet sich eine entsprechende Zusatzhausordnung. Die notwendige, endgültige Löschung des Spiel-Accounts oder Verabschiedung aus einem speziellen Chatroom zu Beginn der Behandlung stellt für die Patienten eine hohe Anforderung dar. Insbesondere bei Gamern ist zu klären, wie mit deren Account zu verfahren ist. Dieser ist für Betroffene mit einem erheblichen (auch finanziellen) Wert verbunden, da sie sehr viel Arbeit in die erreichten Spiellevels und die Aneignung von Kräften gesteckt haben. Im ersten Behandlungsabschnitt sollte daher möglichst auf einer Entscheidung zum dauerhaften Verzicht bestanden und dabei ausgeschlossen werden, dass der Account an Freunde verschenkt wird, was einen möglichen Wiedereinstieg erleichtern würde. Die Patienten werden aufgefordert, entsprechende Unterlagen wie ihre E-Mail-Adresse, die Geheimfrage, den CD-Key und einen gültigen Personalausweis in die Behandlung mitzubringen. Mithilfe des Formblatts Löschen eines Accounts (siehe Anhang) können sich Gamer bei der Firma, die das entsprechende Spiel vertreibt, schriftlich abmelden. Eine analoge Abmeldungsroutine sollte bei Betroffenen vom Chatting-Typ aus dem jeweils problematischen Chatroom erfolgen. Da Absprachen durch den Betroffenen jedoch umgangen oder rückgängig gemacht werden können, ist für ihre Verbindlichkeit die Qualität der therapeutischen Beziehung entscheidend. Sobald Patienten mit diesem konkreten Vorgehen konfrontiert werden, ergibt sich als spontane Erstreaktion tiefes Erstaunen bis Erschrecken und es bedarf erheblicher Motivationsarbeit, diesen ersten Schritt zu vollziehen. Auf dem Hintergrund des bindungstheoretischen Störungsmodells lässt sich der erste Behandlungsabschnitt als „Trauerarbeit“ auffassen. Dabei kann es hilfreich sein, wenn zusammen mit dem Patienten in der Einzel- oder Gruppentherapie ein ritueller Abschied vollzogen wird. Die technische Abmeldung eines Accounts sollte derartig vorbereitet werden, dass sich der individuelle Avatar in seiner virtuellen Gemeinschaft verabschiedet oder im Chatroom einen Abschiedsgruß, eventuell mit Begründung, an die virtuellen Partner und deren Gemeinschaft hinterlässt. Der Abschiedsprozess sollte dadurch gefördert werden, dass bereits in dieser Behandlungsphase alternative reale Erfahrungen zur Verfügung gestellt werden, um eine emotional getragene Perspektive für die reale Welt in Aussicht zu stellen. Das symptomorientierte Behandlungsziel bei pathologischem PC-/Internetgebrauch orientiert sich nicht an dem für Suchterkrankungen gültigen Abstinenzprinzip. Da es sich bei diesem neuen Störungsbild um eine Einschränkung der Medienkompetenz handelt, muss ein funktionaler Umgang mit den Neuen Medien erlernt werden, da diese unseren privaten, schulischen und beruflichen Alltag bestimmen. Es ist also anzustreben, einen moderaten, reflektiv-kontrollierten Umgang mit dem Medium PC/Internet zu erwerben. Das symptomorientierte Vorgehen orientiert sich deshalb an dem sogenannten Ampelmodell. Mit Hilfe der Zielerklärung zum funktionalen Umgang mit dem PC/Internet (s. im Anhang) wird individuell vereinbart, welche PC/Internetaktivitäten eingestellt bzw. eingeschränkt werden müssen. © AHG Kliniken Daun 16/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg Nach dem Ampelmodell wird nach einer vorübergehenden Auszeit von jeglicher PC/Internet-Aktivität ein Tabubereich (rot) definiert, in den jegliche Aktivitäten fallen, auf die verzichtet werden soll. Weitere Bereiche werden erarbeitet, die als gefährlich (gelb) und als unproblematisch (grün) anzusehen sind. Tabubereich (rot) Der Tabubereich (rot) erfordert einen völligen Verzicht auf die darin eingeordneten, individuell festzulegenden Aktivitäten. Bei Gamern umfasst dieser Bereich das Spielen einschlägiger Spiele, bei Chattern den Besuch der bevorzugten Chatrooms. Surfer verzichten in diesem Zusammenhang darauf, sich auf berufsfremden oder für den Alltag nicht erforderlichen Websites von Link zu Link zu bewegen bzw. spezielle bevorzugte Foren aufzusuchen. Neben der bereits erwähnten Hauptkomplikation, dass eine völlige Entsagung den Betroffenen sehr schwer fällt, kann der entgegen gesetzte Fall eintreten, dass Patienten aus Angst vor einem Rückfall dauerhaft jegliche PC/Internetaktivität ablehnen wollen. Einer solchen übergeneralisierten oder kontraphobischen Reaktion ist entgegenzuarbeiten, um die berufliche Reintegration nicht zu gefährden. Gefährlicher Bereich (gelb) Während der vorübergehenden Einstellung der PC/Internetnutzung (von definierten Ausnahmen abgesehen) ist im weiteren Verlauf der Behandlung zu erarbeiten, welche Aktivitäten möglicherweise gefährlich (gelb) sind und bei deren Durchführung Vorsicht geboten ist. In der Regel gehören dazu Online-Tätigkeiten, die alleine durchgeführt werden, in einem abgeschlossenen Bereich zu Hause erfolgen und/oder längere Zeit andauern. Für diese müssen auf den Einzelfall bezogen Maßnahmen zur kontrollierten Nutzung formuliert werden. Konkrete Schritte beinhalten z.B. Regeln über eine zeitliche Begrenzung und/oder veränderte örtliche Ansiedlung der PC/Internet-Aktivität. Ungefährlicher Bereich (grün) Schließlich muss ein Tätigkeitsbereich definiert werden, der als unproblematisch (grün) einzustufen ist. Dies betrifft in der Regel berufliche PC/Internet-Aktivitäten, aber auch den Umgang mit diesem Medium im privaten Bereich, zu dem beispielsweise die Informationssuche für Schulaufgaben, Verabredungen per Email etc. gehört. Diese Freigabe von bestimmten Aktivitäten ist erforderlich um unnötige private, schulische und berufliche Einschränkungen zu vermeiden, so dass die positiven Möglichkeiten der Neuen Medien weiterhin genutzt werden können. Ein solches Vorgehen ist in der letzten Behandlungsphase zu etablieren. Es ist im Verlauf immer wieder neu zu überprüfen, ob getroffene Vereinbarungen eingehalten werden oder aufgrund von eingetretenen Erlebnissen, die als Gefährdung erlebt werden, neue Festlegungen zu treffen sind. Nach bisherigen klinischen Erfahrungen gelingt es Patienten, ihr Verhalten nach Abschluss der Behandlung dauerhaft an dem Ampelmodell auszurichten. Dieses Vorgehen wurde inzwischen in einer Einjahreskatamnese an einer Stichprobe von 100 behandelten Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch evaluiert (Sobottka, 2013) und © AHG Kliniken Daun 17/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg erbrachte in Bezug auf die Einstellung des Problemverhaltens (roter Bereich) vergleichbare Ergebnisse wie bei der Behandlung von Suchtkranken. 5.1.2 Nichtkonfrontative Motivierung Ein weiterer übergeordneter Aspekt der symptomorientierten Behandlung betrifft die Änderungsmotivation. Das Störungsbild des pathologischen PC-/Internetgebrauchs ist dadurch charakterisiert, dass es zu einem Rückzug in virtuelle Welten gekommen ist, in denen dem Betroffenen intensive unmittelbare Gratifikationen zur Verfügung stehen. Es besteht somit das Grundproblem einer Orientierung auf die unmittelbare Bedürfnisbefriedigung, indem sich kurzfristig belohnte Verhaltensweisen unter Inkaufnahme langfristig negativer Folgen zu einem eskalierenden Verhaltensmuster verfestigen. In diesem Prozess nimmt die für das Alltagsleben bedeutsame Fähigkeit zum Belohnungsaufschub schrittweise ab. Diese Kernproblematik ist auch bei Suchtkranken bekannt. Es ist deshalb bei der symptomorientierten Behandlung auf die in der Suchttherapie entwickelte Behandlungsstrategie der nichtkonfrontativen Motivierung, die inzwischen auch auf das psychotherapeutische Vorgehen verallgemeinert wurde, zurückzugreifen. Die von Miller und Rollnick (2004) entwickelte motivierende Gesprächsführung (Motivational Interviewing) geht davon aus, dass bei psychischen Störungen eine motivationale Ambivalenz vorliegt. Wie bereits von Siegmund Freud (1943) formuliert, wird auch hier angenommen, dass ein Konflikt zwischen den mit einem Symptom verbundenen Nachteilen (Leidensdruck) und den gleichzeitig vorhandenen Vorteilen (sekundärer Krankheitsgewinn) vorliegt. Aus dieser Vorstellung heraus wurden später kognitive Kosten-Nutzen-Modelle zur Behandlungsmotivation (Krause, 1966) entwickelt, die von Miller und Rollnick zu der bekannten „Waage-Metapher“ verarbeitet wurden. Nach dieser kann man sich die Veränderungsmotivation als Ergebnis eines (Un)Gleichgewichts zwischen vier motivationalen Kräften vorstellen. Dafür, das Symptomverhalten beizubehalten, spricht sowohl der mit dem Problemverhalten verbundene Beibehaltungsnutzen, d. h. die unmittelbar resultierenden kurzfristigen Belohnungen, als auch die Veränderungskosten, d. h. die materiellen, psychischen und sozialen Aufwendungen, die mit einer Verhaltensänderung verbunden wären. Dagegen können die Beibehaltungskosten, d. h. alle längerfristigen körperlichen, psychischen und sozialen Nachteile, und der Veränderungsnutzen, d. h. alle Vorteile, die aus einer Überwindung des Problemverhaltens resultieren würden, eine Veränderung des Symptomverhaltens motivieren. Je nachdem, welche Kosten und Nutzen subjektiv überwiegen, fällt die Motivation der Betroffenen aus, ihr Verhalten zu ändern. Die motivierende Gesprächsführung versucht mittels einer empathischen Grundhaltung kognitiv-emotionale Dissonanzen in Bezug auf das Symptomverhalten zu entwickeln. Diese sollen als „Motor“ für eine Veränderung der Problematik fungieren. In diesem Veränderungsprozess, der die vier beschriebenen motivationalen Kräfte betrifft, gilt als methodischer Grundsatz, bestehende Widerstände nicht zu verstärken. Das soll erreicht werden indem direkte Konfrontationen vermieden werden und eine zunehmende Selbstwirksamkeit aufgebaut wird. Der Therapeut versucht, mittels empathischen Zu- © AHG Kliniken Daun 18/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg hörens und offener Fragen selbstmotivierende Aussagen des Patienten zu fördern, ihm persönliche Rückmeldungen zu geben und bestehende Widerstände durch positive Umdeutungen abzubauen. Unter Betonung der Wahlfreiheit des Betroffenen werden die kurz- und langfristigen Vor- und Nachteile des Symptomverhalten und seiner Überwindung analysiert, um darauf aufbauend Pläne zur Verhaltensänderung unter fachlicher Anleitung zu entwickeln. Die motivierende Beratung (Motivational Counseling) ist eine Weiterentwicklung dieses Vorgehens. Mit diesem entscheidungstheoretischen Motivationsansatz von Cox und Klinger (2011) wird der Veränderungsprozess als bewusste Entscheidung zwischen Verhaltensalternativen konzipiert. Bezogen auf die vorliegende Problematik bedeutet das, dass die medienbezogenen Verhaltensmuster mit ihren virtuellen Gratifikationen den nichtmedienbezogenen Verhaltensweisen und Erlebnismustern mit ihren entsprechenden Belohnungen als wählbare Alternativen gegenübergestellt werden. Im Mittelpunkt der beratenden Motivationsarbeit steht die Bearbeitung von „aktuellen Anliegen“ („Current Concerns“), die bei jedem Betroffenen individuell in allen möglichen Lebensbereichen vorliegen können. Dem Patienten kann z.B. daran gelegen sein, seine finanzielle Situation zu verbessern, seine körperliche Fitness zu verändern, neue Freunde zu gewinnen oder Freizeitaktivitäten zu planen. Aus der Analyse der Wechselbeziehungen zwischen allen aktuellen Anliegen ergibt sich die Behandlungsstrategie. Diese sieht vor, dass diejenigen „Current Concerns“ bearbeitet werden, deren Veränderung sich positiv auf andere Verhaltensbereiche auswirkt bzw. bei denen keine oder geringe negative Folgen für andere Ziele zu erwarten sind. Aus diesem diagnostischtherapeutischen Prozess geht eine Motivation zur Veränderung des Problemverhaltens hervor, denn dem Betroffenen wird so konkret deutlich gemacht, inwieweit seine exzessive PC/Internetaktivität mit der Veränderung wichtiger Anliegen in seiner aktuellen und zukünftigen Lebenssituation im Widerspruch steht. 5.1.3 Rückfallprävention Die zweite symptomorientierte Behandlungsstrategie bezieht sich auf die sozialkognitive Lerntheorie zur Rückfallprävention. Das ursprüngliche sozial-kognitive Rückfallpräventionsmodell von Marlatt und Gordon (1985) geht davon aus, dass durch überwiegenden Stress eine Rückfallgefährdung entsteht, indem Kognitionen (z. B. Gedanken an das Suchtmittel bzw. süchtige Verhalten) und Verhaltensmuster (z. B. das Aufsuchen von früheren „Risikosituationen“) ausgelöst werden, die in funktionaler Beziehung zum Suchtverhalten stehen. Unbewusst führt dies zur Wiederaufnahme des Problemverhaltens (sog. „geplanter Rückfall“). Das damit verbundene Versagenserlebnis (sog. „Abstinenz-Verletzungs-Effekt“) löst eine dauerhafte Reaktivierung der Symptomatik aus. Dieses Modell wurde auch auf Problemverhalten übertragen, das sich nicht auf das Abstinenzparadigma beziehen lässt. Ein Bei- © AHG Kliniken Daun 19/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg spiel dafür ist die Verhinderung von „Rückfällen“ in alte Essgewohnheiten, um eine diätetisch erzielte Gewichtreduktion aufrechtzuerhalten (Sternberg, 1985). In Bezug auf den pathologische PC-/Internetgebrauch bedeutet dies, dass eine Wiederaufnahme der exzessiven Nutzungsmuster droht, wenn es dem Betroffenen nicht gelingt, Kompetenzen zur Bewältigung von Alltagsstress zu entwickeln und befriedigende alternative Erlebnismöglichkeiten aufzubauen. Ansonsten kann es geschehen, dass in akuten Belastungssituationen oder beim Erleben von Frustrationen Gedanken an die frühere PC/Internetaktivität ausgelöst und PC/-internetbezogene Anreizsituationen aufgesucht werden. Aus der möglicherweise einmaligen Wiederaufnahme des alten Verhaltensmusters (Gamen, Chatten) kann aufgrund von Versagensgefühlen ein dauerhafter Rückfall in das frühere exzessive Verhaltensmuster resultieren. Es ist auch deshalb sinnvoll, die Lebensumgebung des Patienten so umzustrukturieren, dass keine unnötigen Anreize zur Wiederaufnahme des medienbezogenen Problemverhaltens bestehen. Darüber hinaus sollten kognitive und behaviorale Techniken zur Bewältigung von „problemauslösenden Vorboten“ (Gedanken, Gefühle, Verhaltensmuster) eingeübt werden (Beck et al., 1997). Inzwischen liegt eine Revision des sozial-kognitiven Modells (Marlatt & Donovan, 2005) vor. Dieses dynamische Rückfallpräventionsmodell (Marlatt & Witkiewitz, 2005) bietet die Möglichkeit, die beschriebene suchttherapeutische Rückfallpräventionsstrategie noch besser auf andere Problembereiche zu übertragen, wie dies z. B. bezogen auf die Verhütung sexuell riskanter Verhaltensweisen erfolgt ist (Zawacki et al., 2005). Die Bestandteile des ursprünglichen Modells wurden empirisch überprüft, woraufhin die Autoren neue Bestandteile in ein dynamisches Interaktionsmodell integriert haben. Im neuen Modell werden die Störungsdauer, das Ausmaß sozialer Unterstützung und komorbide psychische Störungen als distale Determinanten für einen Rückfall betrachtet. Auch betonen die Autoren die Bedeutsamkeit motivationaler Faktoren, die Kompetenzen bei der Bewältigung von unangenehmen Gefühlszuständen und die Fähigkeiten zur Selbstregulation sowie den Einfluss situativer Auslösefaktoren. Mit diesem Modell lassen sich die Rückfall auslösenden Bedingungen bei einem so komplexen Störungsbildern wie dem pathologischen PC/Internet-Spielen noch besser erfassen. Ein „Rückfall“ in das frühere exzessive Nutzungsmuster des Mediums PC/Internet kann danach nur gelingen, wenn neben der Aufrechterhaltung der neu erworbenen Medienkompetenz und dem Aufbau von befriedigenden Erlebnismöglichkeiten in der Realität die sozialen und persönlichen Ursachen des Störungsbildes therapeutische bearbeitet werden. 5.2 Ursachenbezogene Behandlung 5.2.1 Klinische Erklärungsmodelle Das klinische Erklärungsmodell des pathologischen PC-/Internetgebrauchs orientiert sich an einem biopsychosozialen Rahmenmodell und dem daraus abgeleiteten entwickungspsychopathologischen Störungsmodell: © AHG Kliniken Daun 20/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg kulturelle und gesellschaftliche Rahmenbedingungen organische und psychische Vulnerabilität des Individuums auslösende Entwicklungskrisen, Überforderungssituationen und kritische Lebensereignisse Verstärkung des Problemverhaltens durch teufelskreisförmige Rückkoppelungsprozesse psychisches Störungsbild Pathologischer PC-/Internetgebrauch kann unter funktionalem Gesichtspunkt als eine psychosomatische Regulationsstörung (Paar et al., 1999) aufgefasst werden. Eine solche Störung bezieht sich auf die verschiedenen Ebenen der neurobiologischen Regulation, der Affektregulation und der Beziehungen zum Körper, zum Selbst und zu äußeren Objekten. Dabei wird die besondere Bedeutung der frühkindlichen Bindung an primäre Bezugspersonen betont. Unter strukturellem Gesichtspunkt lässt sich der pathologische PC-/Internetgebrauch als eine spezielle Variante einer Persönlichkeits- und Verhaltensstörung (Millon, 1990; Fiedler, 1999) beschreiben, bei der es aufgrund konstitutioneller Faktoren und sozialer Erfahrungen zu einer früh entstandenen und lang anhaltenden Störung in Form eines charakteristischen Lebensstils und gestörten Verhältnisses zur eigenen Person und anderen Menschen kommt. Dabei handelt es sich nicht um eine der spezifischen Persönlichkeitsstörungen im engeren Sinne (Fiedler, 2000), sondern um eine entwicklungspsychopathologische Störung des Beziehungsverhaltens (Dilling et al., © AHG Kliniken Daun 21/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg 1991). Der Lebensstil ist durch den dominierenden Bezug auf den virtuellen Erlebnismodus, die Beziehung zur eigenen Person durch eine depressiv-ängsliche Selbstwertstörung und das Verhältnis zur sozialen Umwelt durch den weitgehenden Beziehungsabbruch bestimmt. Fiedler (1999) erweiterte Millons Ansatz zu einem Vulnerabilitäts-Stress-Modell der gestörten Persönlichkeit, das sich auch auf die Auslösung und Aufrechterhaltung von Persönlichkeitsstörungen anwenden lässt. Er postuliert die Existenz einer diathetischen Vulnerabilität (Erbeinflüsse und Traumata um die Geburt herum) und einer psychosozialen Vulnerabilität (ungünstige familiäre, erzieherische und soziale Einflüsse auf die frühkindliche Entwicklung). Der Autor nimmt an, dass eine aufgrund dieser Faktoren entstandene Persönlichkeitsstörung auch als Beeinträchtigung des zwischenmenschlichen Beziehungsverhaltens aufgefasst werden kann. Derartige zwischenmenschliche Verhaltensmuster sind einerseits im Sinne von Kompetenzen zu verstehen, die in Krisenzeiten als Schutzfaktoren eingesetzt werden, gleichzeitig jedoch im Konflikt mit dem sozialen Umfeld stehen. Darüber hinaus erweitert Fiedler sein Konzept der Persönlichkeitsstörung um salutogenetische Faktoren, indem er auf mögliche protektive Faktoren der Persönlichkeit hinweist. Der pathologische PC-/Internetgebrauch stellt sich somit als Störung der biopsychosozialen Selbstregulation dar, bei der die Konfrontation mit den aktuellen gesellschaftlichen Lebensbedingungen zu Überforderungen bei den Betroffenen führt, wodurch die Gratifikationen des virtuellen Erlebnismodus überragende Bedeutung erhalten. Darüber hinaus kann das Störungsbild als ein früh entstandenes und lang anhaltendes Persönlichkeits- und Verhaltensmuster aufgefasst werden, wobei es aufgrund fehlender personaler und sozialer Ressourcen zu einem dauerhaften Rückzug in die virtuelle Erlebniswelt des PC/Internet-Spielens kommt. Die im Folgenden dargstellten Behandlungsstrategien und -methoden beziehen sich entsprechend auf dieses Verständnis. 5.3 Behandlungsstrategien und -ziele Für das Behandlungssetting in der stationären medizinischen Rehabilitation steht ein multiprofessionelles Team von Ärzten, Psychotherapeuten, Soziotherapeuten, Ergo- und Sporttherapeuten zur Verfügung. Neben der Behandlung des primären Störungsbildes werden auch die häufig auftretenden komorbiden Störungen psychotherapeutisch und/oder ggf. pharmakologisch behandelt werden. Für die direkte therapeutische Arbeit mit den Patienten werden sowohl einzel- als auch gruppenpsychotherapeutische Maßnahmen vorgehalten. Dieses spezifische Vorgehen ist in ein multiprofessionelles Rahmenprogramm eingebettet, so dass weitere Entwicklungsimpulse mittels ergänzender Behandlungsmethoden erzielt werden können. Diese können erlebnispädagogischer Art sein, sporttherapeutische Maßnahmen zur Verbesserung der Körperwahrnehmung umfassen oder ergotherapeutische Angebote, welche die materielle Widerständigkeit der realen Welt einbezie- © AHG Kliniken Daun 22/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg hen. Darüber hinaus können körperpsychotherapeutische Verfahren eingesetzt werden. Das übergreifende Ziel solcher Maßnahmen besteht darin, reale, emotional unabweisbare Erlebnisse als Alternative für den virtuellen Erlebnismodus zu etablieren. Zusammenfassend ergeben die folgenden Therapieziele: Therapieziele • Berufliche und soziale (Re-)Integration • Ausbau einer funktionalen Medienkompetenz • Verbesserung der Körperwahrnehmung und -bewusstseins • Stärkung der Frustrationstoleranz • Verbesserung der Emotionsregulierung • Selbstwertsteigerung • Entwicklung einer reiferen Identität • Verbesserung der kommunikativen Kompetenzen • Ausbau kreativen und kognitiv-intellektueller Kompetenzen 5.4. Behandlungsbausteine Ein exemplarischer Patientenwochenplan befindet sich im Anhang. 5.4.1 Einzeltherapie Wie bereits ausgeführt, ist eine unsichere Bindungsrepräsentation als entwicklungspsychopathologische Grundlage des pathologischen PC-/Internetgebrauchs anzusehen. Da angenommen wird, dass das in der Kindheit erworbene Bindungsmuster dauerhaft bis in das Erwachsenenalter besteht (Petry, 2010), liegt ein Schwerpunkt der Einzeltherapie darauf, alternative, positive Beziehungserfahrungen innerhalb einer wertschätzenden Therapeut-Patient-Beziehung zu ermöglichen. „Dementsprechend sollte die therapeutische Beziehung von Verlässlichkeit, Wärme und Präsenz geprägt sein“ (Schuhler in Petry, 2010). Konkret erhält jeder Patient ein 50-minütiges Einzelgespräch pro Woche, wobei der Bezugstherapeut im Krisen- oder Bedarfsfall auch sonst als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Zu Beginn der Behandlung erfolgt eine ausführliche biographische und störungsspezifische Anamneseerhebung, die zur Analyse wichtiger Bindungserfahrungen sowie bereits zum Aufbau einer positiven affektiven Beziehung genutzt werden soll. Im Anschluss erfolgt die Erarbeitung eines plausiblen Störungsmodells gemeinsam mit dem Patienten. Durch die explizite Thematisierung des Arbeitsbündnisses (durch die gemeinsame Festlegung von Therapiezielen) und von Interaktionserfahrungen innerhalb der therapeutischen Beziehung soll die soziale Beziehungsfähigkeit gesteigert werden. Insbesondere vor dem Hintergrund des hohen Prozentsatzes komorbider depressiver Störungen (über 50%) sowie dem angenommenen unreifen Mentalisierungsniveau bei Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch (Schuhler & Vogelgesang, 2012) ist zudem die Einbeziehung von Elementen des CBASP nach McCullough (2007) (vgl. Depressions- © AHG Kliniken Daun 23/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg konzept der AHG Kliniken Daun in der letzten Überarbeitung vom 26.02.2013) bzw. der Metakognitiven Therapie nach Adrian Wells (2011) (vgl. Depressionskonzept der AHG Kliniken Daun in der letzten Überarbeitung vom 26.02.2013) denkbar. Im Verlauf sollen sich die Patienten schrittweise von ihrer starken Bindung zur virtuellen Welt lösen (z. B. den Account des Online-Rollenspiels abmelden). In dieser Phase soll ein besonderes, wertschätzendes Augenmerk auf die Verletzlichkeit und Verlustangst der Patienten gelegt und den Aufbau befriedigender Begegnungen in der Realität (auch im Rahmen der Bezugsgruppe) gelegt werden. Falls bei Patienten ein hohes Ausmaß an vegetativer Angespanntheit (beispielweise beim komorbiden Vorliegen einer Angststörung) oder besondere Defizite im Körpergefühl auffallen, ist die Anwendung von Methoden des Biofeedback (vgl. Konzept Biofeedback der AHG Kliniken Daun in der letzten Überarbeitung vom 27.07.2011) geplant. Durch die Rückmeldung und gezielte Beeinflussung von Muskelspannung, Atemaktivität, Hauttemperatur, Hautleitfähigkeit oder Herzrate werden psychophysiologische Zusammenhänge verdeutlicht, die Körperwahrnehmung verbessert und Erfahrungen von Selbstwirksamkeit ermöglicht (Weissacher & Heuser, 2008). Zudem ist anzunehmen, dass gerade die Klientel der pathologischen PC/Internetnutzer einer Methode, die explizit technische Möglichkeiten nutzt, aufgeschlossen gegenüber steht, so dass auf diesem Weg ein verbesserter Zugang zum eigenen Körper leichter gelingen kann. 5.4.2. Gruppentherapie Das gruppentherapeutische Vorgehen sollte sich aufgrund der bei dem Krankheitsbild im Vordergrund stehenden Beziehungsstörung auch an der interaktionellen Gruppenpsychotherapie (Yalom, 1989; Ott, 2000) orientieren. Dieser Ansatz nimmt als zentrale Wirkfaktoren des therapeutischen Prozesses die in der Gruppe erfahrene Akzeptanz und Zugehörigkeit an. Die Betroffenen haben die Möglichkeit, durch das Einbringen persönlicher Belange sich gegenüber anderen zu öffnen und Verständnis für sich selbst zu gewinnen. In der Gruppe kann aus zwischenmenschlichen Handlungen gelernt werden, es findet eine emotionale Katharsis statt und die Patienten erleben die Universalität des Leidens und können gleichzeitig Hoffnung und Optimismus entwickeln. Zu Beginn der Behandlung zeigen pathologische PC-/Internetgebraucher eine ausgeprägte soziale Zurückgezogenheit. Die Gestaltung der Gruppenpsychotherapie bedarf deshalb einer Modifikation im Sinne der von Yalom (2005) vorgeschlagenen Low-LevelGruppe: Um die Gefahr einer zu starken sozialen Konfrontation zu vermeiden, sollte die Gruppe strukturierter und räumlich offener gestaltet werden. Demselben Ziel dient die Zuhilfenahme von sport- und ergotherapeutischen Methoden. Geplant ist, mindestens zweimal wöchentlich 100-minütige Gruppenpsychotherapiesitzungen stattfinden zu lassen. In diesem Rahmen können in psychoedukativer Form Informationen zum Krankheitsbild mit dem Ziel des Aufbaus von Krankheitseinsicht und Veränderungsmotivation vermittelt werden. Darüber hinaus sollen wichtige therapeutische Schwerpunkte wie eine adäquate Selbstwertregulierung, die Förderung von Interaktionskompetenzen oder die Entwicklung von Kompetenzen in der Nutzung der neuen Medien (anhand des be- © AHG Kliniken Daun 24/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg reits vorgestellten „Ampelmodells“) thematisiert werden. Daneben können auch individuelle, von einzelnen Patienten eingebrachte, persönliche Themen Raum finden. Wobei vor dem Hintergrund der bereits genannten sozialen Unsicherheit bei diesem Klientel, vom Therapeuten erlebnisaktivierende und strukturierende Angebote gemacht werden. So sollen die Gruppenpsychotherapien beispielweise Aspekte aus dem Genusstraining zur Steigerung des affektiven Realitätsbezugs oder an erlebnispädagogische Methoden angelehnte Übungen beinhalten. Neben dem Gruppenpsychotherapieangebot in der störungsspezifischen Bezugsgruppe können die Patienten an themenzentrierten indikativen Gruppen teilnehmen. Diese beziehen sich zum einen auf komorbide Störungen (z. B. Umgang mit Depressionen, Angstbewältigung) und auf soziales Kompetenztraining (z. B. Selbstsicherheit etc.), zum anderen werden Angebote zur Förderung eines positiven Körperbezugs und fürsorglichen Umgangs mit dem eigenen Körper (z. B. Körper- und Gefühlswahrnehmung, Schlafstörungen, Progressive Muskelentspannung (PMR), Autogenes Training) vorgehalten. 5.4.3 Sporttherapie Grundlage der Behandlung von Patienten mit einem pathologischen PC- und Internetgebrauch im Hinblick auf die Sport- und Bewegungstherapie ist das Konzept Sporttherapie der AHG Kliniken Daun in der Version vom 21.10.2013. Das Verhaltensmuster des pathologischen PC- und Internetgebrauchs kann als Persönlichkeits- und Verhaltensstörung aufgefasst werden. Diese äußert sich in Form einer Bindungsstörung, die in der Kindheit verwurzelt ist, verbunden mit einem stark ausgeprägten sozialen Rückzugsverhalten, das als dominierendes Verhaltensmuster hervortritt. Infolge kommt es zu einer entwicklungspsychopathologischen Störung der zwischenmenschlichen Beziehung, die sich auch auf die Person und ihre Selbstfürsorge auswirkt. Häufig ist bei Patienten mit einem pathologischen PC- und Internetgebrauch festzustellen, dass das Bewegungsverhalten hochgradig reduziert ist und der Bezug zum eigenen Körper in der eigenen Erlebniswelt eine geringe Bedeutung hat. Vor diesem Hintergrund kommt der Sport- und Bewegungstherapie zum einen eine körperlich aktivierende, dabei gleichzeitig sozial integrierende und das eigene Körpererleben fokussierende Bedeutung zu. Ziele: - Förderung der Sozialkompetenz Verbesserung der Affektregulation Steigerung des Selbstwertes Verbesserung der Genussfähigkeit über körperliche Betätigung Verbesserung der aktiven Freizeitgestaltung durch sportliche Betätigung Abbau von körperlicher Inaktivität Verbesserung von Körpergefühl bzw. Zugang zu körperlichen Vorgängen im Zusammenhang mit sportlicher Betätigung und Bewegung. © AHG Kliniken Daun 25/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg Für diese Patientengruppe ist z. B. eine Indikativgruppe Körper- und Gefühlswahrnehmung ebenso vorgesehen wie die Teilnahme an der Sport- und Bewegungstherapie in der Bezugsgruppe (zweimal wöchentlich 100 Min.). Neben der Wiederaufnahme von sportlicher Bewegung im Sinne der Verbesserung der körperlichen Fitness zielt die Behandlung darauf ab, dem Patienten in der Therapie die Erfahrung zu vermitteln, sich über sportlich körperliche Aktivität neu selbst wie aber auch im Gruppenverband zu erleben. Dabei spielen die o. g. Ziele eine wichtige Bedeutung. Therapieangebote: - kleine und große Spiele - Ausdauertraining „Nordic Walking“ - Fitnesstraining, auch mit Unterstützung und Einsatz entsprechender Geräte - Chi Gong - Wassergymnastik - Bogenschießen - Körperwahrnehmungsübungen. Ziel der Behandlung ist es dabei, das Gefühl für eigene Grenzen ebenso zu schulen, wie das Gefühl für eine eigene Körperidentität zu fördern. In diesem Zusammenhang spielt weiterhin die Schulung des Gleichgewichtssinns eine wichtige Rolle. Das übergeordnete Therapieziel durch Therapie reale Erfahrung statt virtueller Erlebnisse zu vermitteln und damit zur Selbstwertsteigerung beizutragen, wird in der Bewegungs- und Körpertherapie insbesondere über die Arbeit mit dem Körper fokussiert. 5.4.4 Ergotherapie Die Ergotherapie besitzt im Rahmen des verhaltensmedizinischen Behandlungskonzeptes auch für die Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch eine wichtige strukturgebende Funktion. Schwerpunkt der ergotherapeutischen Arbeit in den AHG Kliniken Daun sind handlungsorientierte Verfahren. In der Bearbeitung verschiedenster Materialien wie Speckstein, Ton, Holz, Malen werden Konzentration, Ausdauer, Motivation, Planung und Durchführung von gestellten Aufgaben sowie die dabei notwendigen kognitiven Leistungen gefördert und entwickelt. Offen gestellte Aufgaben bieten den Anreiz, kreativ tätig zu werden und ausgehend von kreativen Ideen auch Aktivitäten im Freizeitbereich zu gestalten. Die Ergotherapie legt großen Wert bei der Behandlung von Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch die im Internet ausgelebten Fantasien handlungsorientiert in den ergotherapeutischen Alltag zu transferieren. Dies fördert die Verbindung von der Innenwelt des Patienten und seinen darin entwickelten Vorstellungen und Bedürfnissen mit einer realistischen Verbindung in der Außenwelt. In ergotherapeutischen Gruppenarbeiten werden soziales Kontaktvermögen, Gruppenkohäsion, Konfliktlösungsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit, die zuvor durch eine Iso- © AHG Kliniken Daun 26/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg lation des Patienten in virtuellen Parallelwelten im Internet vernachlässigt wurden, geübt, gefördert und entwickelt. Weiterhin ist es Ziel der Ergotherapie, Patienten hinsichtlich ihrer Eigen- und Selbständigkeit sowie Handlungsfähigkeit im Hier und Jetzt zu unterstützen und zu fördern. Diese Fähigkeiten sind häufig durch ein Aufgehen des Patienten in einer virtuellen Parallelwelt im Internet vernachlässigt worden und daher beeinträchtigt oder nicht vorhanden. Die im Rahmen der Ergotherapie erstellten Objekte in Einzel- und/oder Gruppenarbeit werden mit therapeutischer Unterstützung reflektiert. Übergeordnetes Gesamtziel der Ergotherapie im Hinblick auf die Behandlung von Patienten mit pathologischem PC-/ Internetgebrauch ist es, den Patienten wieder mit konkreten Handlungserfahrungen in der sozialen Interaktion mit Mitpatienten wie aber auch in der Interaktion mit von ihm hergestellten Gegenständen im Hier und Jetzt zu verankern. Räumliche Ausstattung der Ergotherapie: Räumlichkeiten, in denen die oben beschriebenen Arbeiten in Einzel- und Gruppentherapie durchgeführt werden können. Die Ergotherapie erfolgt zweimal wöchentlich in der Bezugsgruppe in einem Zeitumfang von jeweils 100 Minuten. 5.4.5 Soziotherapie Übergeordnetes Behandlungsziel für die beschriebene Klientel ist die berufliche und soziale (Re-)Integration und die Forderung der Teilhabe am Arbeitsleben. Die Behandlung von Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch im Rahmen der Soziotherapie richtet sich nach dem Konzept „Indikationsgeleitete berufliche und soziale Reintegration von Patienten mit psychosomatischen Erkrankungen und Abhängigkeitserkrankungen“, in der zuletzt überarbeiteten Version vom 12.12.2011. Patienten mit einem pathologischen PC-/Internetgebrauch fallen nicht selten durch eine ausgeprägte soziale Isolation auf, die es mit sich bringt, dass Beruf sowie soziale Kontakte in Freizeit und Alltag vernachlässigt werden und sich schlussendlich in extremen Fällen gänzlich verlieren. Aufgabe der Soziotherapie ist es, an dieser Stelle beratend, unterstützend und regulierend den Patienten zur Seite zu stehen. Im Rahmen von Beratungsgesprächen wird eruiert, welche Ausbildungen und Berufserfahrungen Patienten mitbringen, die bei dem Versuch einer beruflich-sozialen Reintegration genutzt werden können. Ein Bewerbungstraining unterstützt Patienten bei dem Versuch, ggf. wieder sich am ersten Arbeitsmarkt zu platzieren. Wenn dies nicht möglich ist, wird mit Unterstützung der Soziotherapie festgestellt, welche über die Behandlung hinausgehenden Unterstützungsangebote (Ausbildungsförderung, Umschulung, gestufte berufliche Wiedereingliederung, berufliche Praktika) für einen Patienten © AHG Kliniken Daun 27/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg mit auf den Weg gebracht werden können. Ziel dabei ist es, dass die Soziotherapie Patienten konkret unterstützt, d. h. ggf. Termine nach der Rehabilitationsbehandlung mit dem Patienten verbindlich vereinbart, um so sicher zu stellen, dass auch über die Therapie hinaus der Patient in einen Prozess eingebunden wird, der das langfristige Ziel der sozialen und beruflichen Reintegration verfolgt. Weiterhin wird, sofern notwendig, Patienten mit Verschuldungsproblemen eine entsprechende Fachberatung angeboten. Im Einzelfall werden beim zuständigen Leistungsträger interne oder externe Adaptionsbehandlungen als Phase II der medizinischen Rehabilitation beantragt. Raumausstattung: Jeder Mitarbeiter der Soziotherapie verfügt über ein einzelnen Büro mit guter technischer Ausstattung. Weiterhin wird ein PC-Trainingscenter (acht PCTrainingsplätze) mit Internetzugang angeboten. Siebenmal jährlich erfolgen PCEinsteigerkurse. Die Mitarbeiter der Soziotherapie nehmen regelmäßig an den Kleinteams teil, sie bieten neben Einzelberatungen auch Gruppenangebote und Rückkehrgespräche an. Details werden im Abteilungskonzept Indikationsgeleitete berufliche und soziale Reintegration von Patienten mit Abhängigkeitserkrankungen und psychosomatischen Erkrankungen, im Konzept zur Internen Adaptionsbehandlung für Abhängigkeitserkrankte der AHG Kliniken Daun sowie im Konzept Arbeitstherapeutische Belastungserprobung – ein indikatives Behandlungsprogramm der AHG Kliniken Daun zur Beruflichen Reintegration von Patienten mit Abhängigkeitserkrankungen und psychosomatischen Erkrankungen geregelt. 5.4.6 Angehörigenarbeit Ein wichtiges Merkmal des pathologischen PC-/Internetgebrauchs stellt die soziale Isolierung des Betroffenen dar. „Soziale Beziehungen werden abgebrochen oder extrem eingeschränkt, auch die zu nahen Bezugspersonen“ (Petry, 2010). Vor diesem Hintergrund kommt der Einbeziehung von Angehörigen in der Therapie eine besondere Bedeutung zu. Es ist geplant im Behandlungsverlauf regelhaft mindestens ein Paarund/oder Familiengespräch anzubieten. Durch eine Informationsvermittlung an Angehörige und eine Verbesserung des Kontakts zum sozialen Bezugssystem soll das Ausmaß der sozialen Unterstützung erhöht werden, was insbesondere im Hinblick auf eine Rückfallprävention als wichtig zu erachten ist. 5.4.7 Nachsorge Die nahtlose Vermittlung von Nachsorgeangeboten zur Sicherung eines nachhaltigen Rehabilitationserfolges ist obligatorisch. Allen Patienten wird eine entsprechend psychotherapeutische Weiterbehandlung mit konkreter Terminvereinbarung für den nachstationären Zeitraum empfohlen. Zusätzlich kommen bei entsprechender Angebotsstruktur auch spezielle Angebote von Suchtberatungsstellen oder Fachambulanzen in Frage. © AHG Kliniken Daun 28/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg 6. Dokumentation und Evaluation Dokumentation und Evaluation der mit dem Konzept zur stationären Rehabilitation von Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch behandelten Patienten richten sich nach dem medizinisch-therapeutischen Berichtswesen der AHG AG. Hierzu zählen die Basisdokumentation Sucht bzw. Basisdokumentation Psychosomatik des AHG Wissenschaftsrates, eine Routinetestung mit der SLK-9 zu Behandlungsbeginn und zu Behandlungsende sowie ein Fragebogen zur Patientenzufriedenheit des AHG Wissenschaftsrates. Geplant ist die Durchführung einer 1-Jahres-Katamnese als Vollerhebung für alle mit dem bezeichneten Konzept behandelten Patienten. Diese Katamnese enthält ebenfalls eine Messung zum Messzeitpunkt t3 mit der SCLK-9. Bei der Implementierung des Konzeptes und der Koordination der Dokumentationsund Evaluationsarbeiten finden regelmäßige Besprechungen eines klinikinternen Arbeitskreises mit dem Chefarzt der psychosomatischen Abteilung der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg, dem Leitenden Psychologen der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg, der Abteilung Wissenschaft und Forschung der AHG Kliniken Daun sowie den beteiligten BezugstherapeutInnen statt. © AHG Kliniken Daun 29/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg 7. Literatur Adler, A. (1974). Praxis und Theorie der Individualpsychologie. Frankfurt am Main: Fischer (ursprünglich erschienen 1920). AHG Kliniken Daun Am Rosenberg. Konzept zur Biofeedbackbehandlung, erstellt am 27.07.2011. AHG Kliniken Daun Am Rosenberg. Konzept zur Behandlung von Patienten mit depressiven Störungen, erstellt am 26.02.2013 AHG Kliniken Daun. 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Jörg Petry Projektleiter Pathologisches Glücksspielen und PC/Internetspielen AHG Allgemeine Hospitalgesellschaft © AHG Kliniken Daun 36/37 erstellt: 06.08.2014 Zielgruppenkonzept „Stationäre Rehabilitation für Patienten mit pathologischem PC-/Internetgebrauch“ der AHG Kliniken Daun Am Rosenberg 9. Anhang Anlage 1: Exemplarischer Patientenwochenplan Anlage 2: Zusatzhausordnung Anlage 3: Kurzfragebogen zu Problemen beim Computergebrauch (KPC) Anlage 4: Anamnesebogen zum PC-/Internetgebrauch Anlage 5: Zielvereinbarung zum funktionalen Umgang mit dem PC/Internet (Ampelmodell) Anlage 6: Formblatt „Löschen des Accounts“ © AHG Kliniken Daun 37/37 erstellt: 06.08.2014