gung gesetzt. Es wird kaum ein normales Wort gesprochen. Pilatus

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gung gesetzt. Es wird kaum ein normales Wort gesprochen. Pilatus (Georg Trenkwitz), Lucretia (Sonja Sutter), die Priester Annas und Kaiphas (Heinz Grohmann
und Herbert Kerstan) wuchten archaische Wendungen über die Bühne. Hinter jeder
Geste, hinter jeder Silbe sind drei Ausrufezeichen zu sondieren. Und Gertrud Fussenegger wühlt in altertümelnder Rhetorik, legt sich mächtig ins historische Geschirr. Dies alles lag auf einmal so fern, weil da unter der Regie von Alfred Stögmüller so triefend Theater gespielt wurde und weil die Figuren in ihrem ganzen Mitteilungsmodus letzdich zur Entproblematisierung des Stoffes beitrugen. Das den räumlichen Umständen entsprechend sparsam akzentuierende Bühnenbild stammte von
Günther Schneider-Siemssen, die prunkvollen Kostüme von Marie-Luise Walek, die
Musik von Cesar Bresgen. Der Komponist bereitet dem Stück den Einstieg, setzt auf
Orgel und Portativ, auf Signalwirkungen und greift in einigen Überleitungspassagen
auf kurzlebige Effekte aus dem Vorrat semimodernistischer Klangvermischung zurück. Es klingt alles etwas halbbegeistert, nur bereitgestellt, als sei da ein Auftrag
dem Buchstaben nach erfüllt worden. Das Publikum in der Stiftskirche war nicht
ungeteilter Auffassung. Auch ein paar Buhrufe durchwehten den Kirchenraum. Sie
dürften jener Auffassung Ausdruck verliehen haben, die diesen „Pilatus" zu den läßlicheren Produktionen des ,,Carinthischen Sommers" zählt.
Peter Gosse
N E U E MUSIK I N O S S I A C H
Am 22. Juli fand in der Stiftskirche Ossiach die Uraufführung des Konzertes für
Orgel und Streichorchester von Ernst Krenek statt. Krenek hatte das Werk unter Beratung des jungen Organisten Martin Haselböck genau für die Möglichkeiten der
Wilhelm-Backhaus-Orgel konzipiert, eine Aufführungsserie in den USA ist bereits
geplant. Das dreisätzige Werk mit der Opuszahl 230 ist dem Spätstil Kreneks verhaftet: In dem in Reihentechnik entwickelten ersten Satz hat Krenek starke rhythmische
Akzente gesetzt; in Haltetöne der Orgel brechen unwirsch Streicherpassagen ein,
verleihen der Musik einen spannungsgeladenen, dramatischen Effekt. Der zweite,
ruhige Satz enthält melodisch-harmonische Reminiszenzen an Musik von Alban Berg
- ganz bewußt soll der Komponist auf die Stimmung der volksliedverhafteten Passagen etwa im Violinkonzert Bergs zurückgegriffen haben
während der dritte Satz,
mit etlichen Klangflächen, Clustern und nicht genau bestimmten Tonhöhen harmonisch geschärft, den virtuosen Ausklang des interessanten, kurzen (etwa 11 Minuten
dauernden) Werkes bietet. Die Ausführung war in guten Händen: Martin Haselböck
spielte in bestechender Form mit klarer Akzentuierung der grellen Klangwirkungen,
das Martinu-Kammerorchester Brünn unter Karl Etti begleitete auf hohem Niveau.
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Ein Chorkonzert des A-cappella-Chors Villach unter Helmut Wulz in der Ossiacher
Stiftskirche brachte mitten im Sommer die Uraufführung der ,,Weihnachtsgeschichte
nach dem Evangelisten Lukas" von Günther Mittergradnegger. Das in seiner Schwierigkeit einem Spitzenchor angemessene A-cappella-Werk vermittelte jedoch auch zu
dieser Jahreszeit Genuß und Einstimmung. Der Kärntner Komponist, ein Förderer
des Volksgesanges, hat hier ,,kirchhches Gefühl" mit hoher Satzkunst verbunden,
und in der konzentrierten Zusammenballung auch dramatische Wirkungen erzielt.
Der Lukas-Text der Weihnachtsgeschichte wird durch Gebetsanrufungen, die sich zu
Klangtürmen aufschichten, interpunktiert; für die Darstellung der epischen Handlung
hat Mittergradnegger einen zwischen Gregorianik und Heterophonie beheimateten
Stil gefunden, der der Vorlage genau entspricht. Die gute Wiedergabe war von ebenfalls entsprechenden Aufführungen der ,,Deutschen Totenmesse" in memoriam
Wilhelm Backhaus von Cesar Bresgen und von Brittens ,,A Ceremony of C a r d s "
präzediert worden.
Ludwig Flieh
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Download Date | 5/12/16 4:40 AM
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