VL Modul Immunologie 9

Werbung
Autoimmunität
Bakk-Modul Immunologie
Prof. Dr. Albert Duschl
Fehlentscheidung: TH1 oder TH2?



Mycobacterium leprae ist ein humanpathogenes
Mykobakterium, das intrazellulär in Makrophagen
lebt.
Eine TH1 Immunantwort führt zu tuberkuloider
Lepra, in der lokale Granulome entstehen und
Entzündung sichtbar ist. Es kommt zu örtlichen
Schädigungen etwa von Nerven, die Infektion
bleibt aber lokal eingedämmt und kann beseitigt
werden.
Eine TH2 Immunantwort führt zu lepromatöser
Lepra. Befallene Makrophagen verbreiten sich im
ganzen Körper, es kommt zu umfangreichen
Schädigungen an Bindegewebe und peripherem
Nervensystem. Hypergammaglobulinämie und
hohe IL-4 Spiegel treten auf, verbunden mit
Hemmung bakterizider Aktivität in Makrophagen.
© Janeway/Travers/Walport/Shlomchik: Immunobiology
Friendly Fire
There is no such thing as a free lunch.
John Kenneth Galbraith


TH1 ist ein zentrales System zur
Pathogenabwehr, aber wir zahlen dafür
wie beim Immunsystem überhaupt einen
erheblichen Preis. Dieser besteht u.a. in
dem Aufwand an Substrat und Energie,
und in der Gefahr eines irrtümlichen
Angriffs auf körpereigene Strukturen.
Im Fall von Autommunerkrankungen
erkennt das Immunsystem irrtümlich
körpereigene Moleküle oder Zellen als
fremd. Die Erkrankungen sind TH1 / TH17
assoziiert (für Auslösung bzw.
Aufrechterhaltung).
© Janeway: Immunobiology
Organerkrankungen
© Wood: Understanding
Immunology


Bsp. Hashimotos Thyroiditis: Die Schilddrüse weist epithelumhüllte Follikel auf, die
Hormone wie Thyroglobulin und Thyroxin enthalten.
In Hashimotos Thyroiditis wandern Immunzellen ein (T, B, Monozyten) die das
Gewebe zerstören. Die Schilddrüsenhormone gehen verloren und es kommt zu
Jodmangel.
Lokalisierung



Autoimmunität kann sehr
gewebespezifisch sein
(Insulinabhängige Diabetes) grössere
Bereiche erfassen (Sklerodermie) oder
am ganzen Körper spürbar sein
(Multiple Sklerose).
Die Symptomatik ist teils sehr
heterogen (Lupus) was die Diagnose
schwierig macht, auch der
Krankheitsverlauf ist schwer
vorhersehbar.
Autoimmunität ist eine sehr individuelle
Krankheitsform.
© Wood: Understanding
Immunology
Rheumatoide Arthritis




Bei RA wird ein unbekanntes Antigen in
den Gelenken von Mediatoren der
zellulären Immunität angegriffen.
Die meisten Autoimmunerkrankungen
treten häufiger bei Frauen als bei
Männern auf. Bei RA schwankt die
Präferenz je nach Form und ethnischen
Hintergrund zwischen 2:1 und 9:1.
Der Grund ist unbekannt. Eine Hypothese
sagt daß Testosteron über Aktivierung
von PPAR- CD4+ T-Zellen moduliert
(J. Exp. Med. doi:10.1084 (2007)) und
dadurch bei Männern Schutz bewirkt.
RA ist positiv assoziiert mit dem MHC
Gen HLA-DR4, das aber nicht kausal ist.
Es handelt sich um eine multifaktorielle
Erkrankung unklarer Genese.
© E.A. Brandser and University of Iowa Virtual Hospital, www.vh.org
RA Therapie

Einige Therapiemöglichkeiten:

Wärme + Schonung
Schmerzmittel (NSAID)
Methotrexat (Folsäureantagonist,
Cytostatikum)
Chirurgie
Glucocorticoide
Inhibitoren gegen TNF- (oder IL-1, IL-6…)






Ganz befriedigend ist das alles noch
nicht…
© E.A. Brandser and University of Iowa Virtual Hospital, www.vh.org
TH1-Zellen: Autoimmunity



Kennen wir schon: TH1 Zellen sind mit
der Auslösung von Autoimmunerkrankungen assoziiert.
Die langfristige Aufrechterhaltung von
Entzündung ist dagegen eine Sache der
TH17-Zellen.
Wir würden also nicht nur daran danken
IL-12 oder IFN- zu hemmen, sondern
auch an TH17-Differenzierungsfaktoren
und an die Effektoren von TH17.
© Abbas/Lichtman/Pober: Cellular
and Molecular Immunology
Treg?



Regulatorische T-Zellen können
Immunantworten verhindern,
abschwächen oder beenden.
Es gibt mindestens zwei Subtypen:
Natürliche regulatorische T-Zellen
(nTreg, nTR ...) und induzierbare
regulatorische T-Zellen (iTreg, TR1…).
Beide Zelltypen wären interessante
Targets, wobei es um Aktivierung
bzw. um Differenzierung geht. Die
induzierbaren Zellen diffenzieren in
der Peripherie in einen tolerogenen
Phänotyp, wären also eventuell
leichter erreichbar (lokale
Behandlung?).
© Roncarolo and Battiglia: Nat Rev Immunol 7:585-598 (2007)
Treg!?



Beide Treg Subtypen werden als möglicherweise interessante Optionen für die
Therapie eingestuft, nicht nur von Autoimmunität.
Die ersten Versuche sind ex vivo Ansätze, also Differenzierung und Expandierung von
self Zellen in vitro, dann Re-Injektion in den Spender.
Ähnliche Ansätze gibt es für viele Erkrankungen, etwa ex vivo Priming von
Dendritischen Zellen für Tumorbekämpfung.
© Roncarolo and Battiglia: Nat Rev Immunol 7:585-598 (2007)
Treg-Wirkungen?








Treg könnten – hier gezeigt für Typ 1
Diabetes – auf verschiedenen
Ebenen eingreifen: Hemmung von
DC, von TH1, TH17, CTL,
Zellmigration etc.
Diese Art von Behandlung ist derzeit
nicht verfügbar, es wird daran jedoch
gearbeitet. Einige Probleme:
Person-to-Person Variation
Auslöser der Krankheit unklar
ß-Zell-Zerstörung irreversibel
Noch mehr Treg Subsets?
Nicht alle Treg Mechanismen
verstanden
….
© Roncarolo and Battiglia: Nat Rev Immunol 7:585-598 (2007)
Tolerogene DC



Andere Idee: Wenn für
Krebs DC aktiviert werden,
und DC die T-Subtypen
definieren helfen, gibt es
dann tolerogene DC? Aber
ja!
Kann man tolerogene DC
in vitro erzeugen? Aber
sicher, am einfachsten mit
geeigneten Cytokinen oder
Pharmaka im Medium.
Genetic engineering geht
auch, ist aber
therapeutisch wohl
weniger attraktiv.
© Morelli and Thomson: Nat Rev Immunol 7:610-621 (2007)
Anerge Ts



Oder so: T-Zellen können doch
peripher abgeschaltet werden
indem sie in Anergie gehen (ein
Mechanismus der peripheren
Toleranz).
Denkbar: T-Zellen gezielt in
Anergie treiben indem die
komplette T-Zell-Aktivierung
verhindert wird, etwa durch
Cyclosporin A.
Andere Option: Die intrazelluläre
Signalübertragung in aktiven und
anergen T-Zellen unterscheidet
sich. Wenn Sie da ein Target
finden?
© Fathman and Lineberry: Nat Rev Immunol 7:599-609 (2007)
Aber Vorsicht:



Man kann sich viele Strategien
ausdenken, so wie rechts die
Verwendung von inhibierenden
anti-CD3 Antikörpern zur
Hemmung von T-Zellen.
Ob Agenzien überhaupt wirken und
wie sie wirken ist auf dem Papier
oder der Leinwand immer klarer als
in Wirklichkeit.
Warnendes Beispiel: TGN1412.
© Chatenoud and Bluestone: Nat Rev Immunol 7:622-632 (2007)
Ihre Aufgabe:


Es ist sicher daß man durch geziele Manipulation des Immunsystems einer ganzen
Reihe von Krankheiten vorbeugen oder sie heilen kann. Dafür benötigen wir ein
detailliertes molekulares Verständnis der zugrundeliegenden Prozesse und gute Ideen
für Anwendungen. (Leider ist das erste viel schwieriger als das zweite.)
Wenn Sie hier eine Aufgabe für sich finden würde es mich freuen.
© Scott Adams
Herunterladen