The Second Baden Revolution - Zentrum für Militärgeschichte und

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Heft 4/2006
ISSN 0940-4163
C 21234
Gemälde von Franz Vogel
Militärgeschichte im Bild: Carl Schurz (1829–1906), Namenspatron der Bundeswehrkaserne in Hardheim
Carl Schurz als demokratisches Vorbild
»The Second Baden Revolution«
General Johannes Steinhoff
Die Invasion 1944
Impressum
Editorial
Militärgeschichte
Zeitschrift für historische Bildung
Herausgegeben
vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt
durch Oberst Dr. Hans Ehlert und
Oberst i.G. Dr. Hans-Hubertus Mack (V.i.S.d.P.)
Produktionsredakteur
der aktuellen Ausgabe:
Hauptmann Matthias Nicklaus M.A. (mn)
Redaktion:
Oberleutnant Julian-André Finke M.A. (jf)
Oberleutnant Matthias Nicklaus M.A. (mn)
Oberstleutnant Dr. Harald Potempa (hp)
Mag. phil. Michael Thomae (mt)
Bildredaktion:
Dipl.-Phil. Marina Sandig
Redaktionsassistenz:
Stefan Stahlberg, Cand. Phil. (StS)
Lektorat:
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Layout/Grafik:
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ISSN 0940-4163
gemessen an ihren Zielen gilt die Revolution von 1848/49 gemeinhin als gescheitert, konnten in Deutschland doch weder die Forderung nach nationaler
Einheit noch nach politischer Freiheit verwirklicht werden. Allerdings gab es
Entwicklungen innerhalb der Revolutionsphase, die auch zukünftig von Bedeutung sein sollten und die zugleich das gängige Bild von der gescheiterten
Revolution relativieren. Ein solcher Prozess war die politische Mobilisierung
der Gesellschaft durch die Märzbewegung und die damit verbundene weitreichende Politisierung der Bevölkerung.
Diese umfasste alle gesellschaftlichen
Schichten und wurde bereits von zeitgenössischen Historikern wie Wilhelm
Zimmermann als sichtbares Zeichen eines Emanzipationsprozesses gewertet.
Die Menschen wurden sich ihrer rechtlichen, politischen, sozialen oder geistigen Abhängigkeit bewusst und strebten
nach Selbstbestimmung und Mündigkeit. Sie versuchten, sich von den gesellschaftlichen Zwängen zu befreien, die
ihre Unmündigkeit und Abhängigkeit
bedingten. Dabei intensivierten sie ihr politisches Verhalten. Die Bevölkerung
diskutierte öffentlich auf den Straßen und Plätzen, in den Gasthäusern und Lesehallen. Vereine wurden gebildet und Versammlungen abgehalten. Politische
Forderungen wurden formuliert und mit Nachdruck vertreten. Dieser Wille
zur politischen Partizipation und die damit verbundenen Ideen und Ideale
von Freiheit und Menschenrechten, von Demokratie und Pluralismus ließen
sich nicht unter den Bajonetten der Reaktion ersticken. Jedoch mussten viele
Protagonisten der Revolution Deutschland verlassen. In den USA fanden sie
eine neue Heimat, die es ihnen ermöglichte, ihre revolutionären Ideale in politischen Taten zu verwirklichen. Unter den über 180 000 deutschen Einwanderern, die im Amerikanischen Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 auf der Seite der
Nordstaaten kämpften, waren viele Veteranen von 1848/49.
Diese sogenannten »Forty-Eighter« bilden den thematischen Schwerpunkt
der vorliegenden Ausgabe der Zeitschrift Militärgeschichte. Wolfgang Hochbruck und Jürgen Dick werden versuchen, Ihnen diese Wirkungsgeschichte
der Revolution von 1848/49 und damit ein »externes« Kapitel deutscher Demokratiegeschichte näher zu bringen.
Sollten wir dadurch Ihr Interesse an der Revolution von 1848/49 im Allgemeinen sowie an der Rolle der Achtundvierziger im Amerikanischen Bürgerkrieg im Besonderen geweckt haben, so bietet Ihnen der Beitrag von Johannes
Stahlberg »1848 im Internet« in der Rubrik Medien online/digital eine Auswahl
an Informationsquellen aus dem World Wide Web.
Vor 40 Jahren wurde General Johannes Steinhoff zum Inspekteur der Luftwaffe ernannt. Heiner Möllers beschreibt und analysiert das Wirken dieses
Mannes vor dem Hintergrund der Starfighter-Krise.
Der letzte Beitrag in diesem Heft beschäftigt sich mit der Landung der Alliierten in der Normandie. Thorsten Loch widmet sich der Frage, ob die Invasion
die Wende im Zweiten Weltkrieg brachte.
Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich eine angenehme Lektüre der
aktuellen Ausgabe und ein gesegnetes und friedvolles 2007!
Ihr Matthias Nicklaus M.A.
Hauptmann
Inhalt
Vom Revolutionär zum
Namenspatron: Carl Schurz als
demokratisches Vorbild
4
Das historische Stichwort:
Die Polenkrise 1980/81
22
Prof. Dr. Wolfgang Hochbruck, geboren 1959 in Aachen,
Professor für Nordamerikanische Philologie und Kulturwissenschaft an der Albert Ludwigs-Universität Freiburg
»The Second Baden Revolution«
Deutsche Demokraten im Amerikanischen Bürgerkrieg
Service
10
Medien online/digital
24
Lesetipp
26
Ausstellungen
28
Geschichte kompakt
30
Militärgeschichte
im Bild
Carl Schurz
31
Generalarzt Dr. Jürgen Dick, geboren 1949,
Medical Advisor SHAPE in Mons, Belgien
General Johannes Steinhoff
und die Luftwaffe
14
Oberstleutnant Dr. Heiner Möllers, geboren 1965
in Senden/Westfalen, Dezernent für Politische und
Historische Bildung im Luftwaffenamt
Carl Schurz, Namenspatron der
Bundeswehrkaserne in Hardheim.
Das Portrait wurde von Franz Vogel,
geboren 1925 in Miltenberg, ehemaliger Realschullehrer, anlässlich des
100. Todestags von Carl Schurz und
des 40. Jahrestags der Namensgebung »Carl-Schurz-Kaserne« gemalt
und dem Panzerflugabwehrkanonenbataillon 12 gestiftet.
Weitere Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Hauptmann Patrick Oberlé, PzFlakBtl 12
Oberstabsfeldwebel Bernd Ullrich,
PzFlakBtl 12
Die Invasion 1944 – Wende im
Zweiten Weltkrieg?
Hauptmann Dr. Thorsten Loch, geboren 1975 in
Andernach, Kompaniechef 8./Wachbataillon beim
Bundesministerium der Verteidigung, Berlin
18
Berichtigung:
Im Heft 3/2006 sind die Herkunftsnachweise der Fotos auf den Seiten 22, 23
und 31 (oben) nicht angegeben.
Die Nachweise sind: S. 22 und S. 23
(oben) akg-images, S. 23 (unten) Haus
der Geschichte, Bonn und S. 31 (oben)
Bundesregierung/Schaak.
Wir bitten, die Fehler zu entschuldigen.
Carl Schurz als demokratisches Vorbild
Vom Revolutionär
zum Namenspatron:
Carl Schurz als
demokratisches
Vorbild
I
m Morningside Park von New York
befindet sich nahe der berühmten
Columbia University eine neun Fuß
hohe Bronzestatue. Auf dem Sockel
steht:
VERTEIDIGER DER FREIHEIT
UND FREUND DES RECHTS
Der da seit 1913 geehrt wird, ist der
deutsche Freiheitskämpfer und Exilant, Zeitungsherausgeber, Bürgerkriegsgeneral, Senator und US-Innenminister Carl Schurz. Gestorben war er
im Mai 1906 und der berühmte Mark
Twain hatte ihm damals einen Nachruf
gewidmet, in dem er Schurz als seinen
politischen Wegweiser bezeichnete.
Mit Abraham Lincoln, dem amerikanischen Präsidenten, der die Sklaven
befreite, war Schurz befreundet gewesen.
Das ist zum einen keine schlechte
Karriere für jemanden, der nach der
verlorenen Revolution von 1848/49 mit
knapper Not durch einen Abwasserkanal aus der eingeschlossenen Festung
Rastatt entkommen war. Zum anderen
weckt es Interesse: Wer war der Mann,
nach dem in Deutschland und auch in
den USA Straßen, Schulen, Kasernen
und andere öffentliche Gebäude benannt sind? Was machte ausgerechnet
den Lehrersohn aus Liblar im preußischen Rheinland zu dieser wichtigen
Figur?
4
ullstein bild
Carl-Schurz-Denkmal in Manhattan.
Carl Schurz war ein in der politischen
Verantwortung moderat gewordener
»Revoluzzer«. Seine realpolitischen
Wendemanöver in den USA als Senator und Innenminister brachten ihm
zunächst viel Kritik von alten Weggefährten ein. Seine Rolle als Verteidiger
der Menschen- und Freiheitsrechte ließ
aber in der Rückschau und Erinnerung
diese Kritik verblassen und führte zur
Gründung einer eigenen »Carl Schurz
Memorial Foundation« nach seinem
Tod.
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
Außerdem lässt sich feststellen, dass
die Symbolfigur Carl Schurz für das
bundesrepublikanische demokratische
Deutschland von 1948/49 viel wichtiger wurde, als es der historische Schurz
als unbedeutender Teilnehmer der Revolution von 1848/49 jemals gewesen
sein konnte. Insofern lohnt sich auch
für uns ein ausführlicher Blick auf die
Person Carl Schurz.
Für die Erinnerung an ihn hatte
niemand so intensiv vorgesorgt wie
Schurz selbst. Er war eine dünne, lang-
Ullstein bild
Carl Schurz als General der
Nordstaaten im Sezessionskrieg.
»I fights mit Sigel«
An die dreißig Freiwilligen-Regimenter der
ersten Kriegsjahre fanden sich als nahezu
komplett deutsche Einheiten zusammen;
viele andere Regimenter hatten deutsche
Kompanien. »I fights mit Sigel« soll – in
einer Mischung aus Deutsch und Englisch
– das Motto vieler dieser Verbände und
auch einzelner Freiwilliger gewesen sein.
Der badische Bürgergeneral von 1849 Franz
Sigel (Sinsheim 1824 – New York 1902) war
der populärste »Achtundvierziger«/»Fortyeighter« dieser Jahre (siehe auch den
Großbeitrag »The Second Baden Revolution«
in diesem Heft).
Der Begriff »dutch« ist eine Verballhornung
von »deutsch«.
Generallandesarchiv Karlsruhe, J-Ac-S/164
beinige Gestalt von fast einem Meter
neunzig, dessen steifer Gang, eng sitzender Gehrock und vor allem dessen
struppiger »Achtundvierziger«-Bart
im glattrasierten New York von 1900
ihn eher zum komischen Typ machte
als zur Denkmalsfigur. Mit der teilweisen Fertigstellung seiner mehrbändigen Memoiren noch kurz vor seinem
Tod 1906 hatte sich Schurz gleichwohl
selbst ein Denkmal gesetzt: Schon damals beleuchteten Politiker im Ruhestand ihr Leben natürlich gerne in einem für sie selbst günstigen Licht.
Dabei hatte Schurz einiges an Einsatz
und Abenteuern vorzuweisen: Er war
Offizier der Revolutionsarmee in der
Reichsverfassungskampagne von 1849
gewesen, hatte seinen Freund und Lehrer Gottfried Kinkel aus dem Spandauer Gefängnis befreit. Als brillanter
Redner an der Seite Abraham Lincolns
und entschiedener Gegner der Sklaverei war er eine der treibenden Kräfte
der Bewegung zur Sklavenbefreiung in
den USA gewesen. Schließlich war er
einer von fünf Deutschen – alle wie er
ehemalige Revolutionäre von 1848/49
–, die in der Unionsarmee den Rang eines Generalmajors erreichten.
Als General hatte er allerdings,
wenn auch nicht schlecht, so doch
gleich mehrfach recht glücklos agiert:
Bei der zweiten Schlacht am Bull Run
war es Schurz trotz großer persönli-
tischen« General Schurz für seinen
Wahlkampf gebraucht, und so war er
auf ein Kommando hinter der Front abgezogen worden.
In Hinblick auf die Überprüfbarkeit
seiner Selbstdarstellung in der Revolution von 1848/49 muss man feststellen, dass die Quellenlage schwierig ist.
Für eine ganze Reihe von Episoden,
einschließlich seiner Fluchtgeschichte
aus Rastatt, ist der einzige Beleg eben
seine Autobiografie. Die Stationen seiner politischen Karriere sind besser dokumentiert: Gesandter am Spanischen
Hof, Senator für Missouri und Mitglied
im Auswärtigen Ausschuss des Kongresses, schließlich Innenminister in
der Hayes-Administration (siehe Zeittafel nächste Seite).
Schurz war ein geachteter und gefürchteter Politiker und Journalist, den
schon 1867 und wieder in den 1880er
Jahren der deutsche Reichskanzler
Otto von Bismarck in Berlin empfangen hatte. Und er blieb ein Idealist, der
sich, unter anderem, mit großem Eifer an eine Reform des korrupten und
nach jeder Präsidentenwahl aufs Neue
an Wahlhelfer und Finanziers verteilten Ämtersystems der Zivilverwaltung
in Washington gemacht hatte.
Franz Sigel als General der Badischen
Freiheitsarmee 1849. Lithographie.
Als »idealer Dutchman«
in den USA
cher Tapferkeit im August 1862 nicht
gelungen, die Niederlage der zu diesem Zeitpunkt vom wenig fähigen General Pope kommandierten Unionsarmee zu verhindern. Bei Chancellorsville
und wieder bei Gettysburg waren im
Mai und Juli 1863 von ihm kommandierte Verbände in unhaltbare Situationen geraten und unter dem Druck
zahlenmäßig und in ihrer taktischen
Disposition überlegener angreifender
Konföderierter auseinandergebrochen.
Die fremdenfeindliche Presse witzelte
über Schurz, indem sie dem populären
Wahlspruch der Deutschamerikaner »I
fights mit Sigel« ein gehässiges »... and
runs mit Schurz« anhängte, was den
ehrgeizigen Schurz bis an sein Lebensende kränken sollte.
An der spektakulären Erstürmung
des Höhenrückens von Missionary
Ridge im November 1863 war Schurz’
Division nur am Rande beteiligt gewesen. 1864 hatte Lincoln den »poli-
Die dreibändigen Memoiren verkauften sich nach Schurz‘ Tod gut und halfen, den alten »Forty-eighter« auf das
Monument zu heben, das ihm 1913 von
der »Carl Schurz Memorial Foundation« errichtet wurde. Schurz wurde
in diesen Jahren für die Amerikaner
der »ideale Deutsche«. Eine Stiftungsprofessur an der Universität von Wisconsin, die deutschen Gastprofessoren
ein Jahr Forschung in den USA ermöglichen sollte, wurde 1912 eingerichtet
als Ehrenbezeugung vor dem ehemaligen Geschichtsstudenten Schurz, der
als Alterswerke noch sehr beachtliche
Biografien Lincolns und des Politikers
Henry Clay vorgelegt hatte.
Wie sehr Schurz für das Amerika dieser Tage den idealen Typus des deutschen Einwanderer-Dichters und (politischen) Denkers darstellte, wird
anhand der Erinnerung an seine Person in den Weltkriegen deutlich: Als
die US-Marine mit dem Kriegseintritt
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
5
Carl Schurz als demokratisches Vorbild
Zeittafel Carl Schurz
1829
1839–1846
1846/47
1847/48
1848
Febr./März
1849
1850
7. Nov.
1852
6. Juli
1854
1855
1856
1857
1858/59
1860
1861
1862
1863
1864
1865
1865/66
1867/68
1869/75
1875
1877–1881
1881–1883
1886
1888–1892
1892–1898
1901–1906
1906
14. Mai
1913
6
geb. am 2. März in Liblar im Rheinland.
Schüler an einem Gymnasium in Köln.
Gasthörer an der Universität Bonn. Abiturprüfung.
Student der Philologie und Geschichte an der Bonner Universität. Vorlesungen bei Professor Gottfried Kinkel. Mitglied der Burschenschaft Frankonia.
Revolution in Paris, Wien und Berlin. Zusammen mit Kinkel agitatorische
Arbeit im »Demokratischen Club« und in der Redaktion der »Bonner Zeitung«.
Ab September Vertreter der Bonner Studentenschaft beim Studentenkongress in Eisenach.
Reichsverfassungskampagne. Teilnahme an Kämpfen in der Pfalz und in
Baden. Flucht über Frankreich in die Schweiz.
Befreiung Kinkels aus dem Gefängnis Spandau, gemeinsame Flucht nach
Großbritannien.
Heirat mit Margarethe Meyer in London. Im Aug./Sept. Überfahrt nach
New York.
Hauskauf in Watertown, Wisconsin.
Europareise wegen Erkrankung seiner Ehefrau.
Teilnahme an Wahlkampagne des Präsidentschaftskandidaten der neuen,
sklavereikritischen Republikanischen Partei, John C. Frémont.
Kandidat der Republikaner für das Amt des Vizegouverneurs von Wisconsin.
Rechtsanwalt. Vortragsreisen.
Vorsitzender der Wisconsin-Delegierten beim Republikanischen Nationalkonvent in Chicago. Wahlkampagne für Abraham Lincoln.
Beginn der Sezessionskrise nach der Wahl Lincolns zum Präsidenten.
Gesandter der USA am Spanischen Hof.
Rückkehr in die USA. Ernennung zum Brigadegeneral.
Generalmajor. In der Kritik nach Niederlage bei Chancellorsville.
Posten in Nashville, Tennessee. Mitarbeit an Lincolns Wahlkampagne.
Nach Kapitulation der konföderierten Armeen im April/Juni und Ermordung
Lincolns im Auftrag von Präsident Andrew Johnson Reise durch den Süden,
um über die Kriegsfolgen zu berichten.
Washingtoner Korrespondent der New Yorker »Tribune«.
Deutschlandreise. Treffen mit Bismarck.
Senator für Missouri in Washington. Gründung der Liberalrepublikanischen
Partei.
Europareise.
Innenminister unter Präsident Rutherford B. Hayes. Einsatz für gerechtere
Indianerpolitik und Reform des öffentlichen Dienstes, gegen Arbeiterstreiks.
Redakteur der »New York Evening Post« und der »Nation«.
Veröffentlichung der Biografie über den Politiker und entschiedenen Gegner
der Sklaverei Henry Clay (1777–1852).
Generalvertreter für die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-AktienGesellschaft (HAPAG).
Kolumnist für »Harper‘s Weekly«. Einsatz für die Zivildienstreform und gegen
den Imperialismus.
Arbeit an den Lebenserinnerungen.
gestorben in New York City.
Einweihung des Schurz-Denkmals in New York.
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
Bibliothek für Zeitgeschichte Stuttgart
Die nationalsozialistischen Machthaber konnten mit dem erklärten Sklavereigegner und Antiimperialisten Schurz
nur wenig anfangen – zwei noch in den
1930er Jahren erschienene Bücher hoben stattdessen Schurz als Deutschen in
Amerika in den Vordergrund, über den
Bismarck gesagt haben soll: »Als Deutscher bin ich stolz auf Carl Schurz.«
Als Pate der bundesrepublikanischen Demokratie
S.M.S. Geier, interniert in Honolulu, ca. 1916.
Carl Schurz e.V.« und 1929 fand
im Reichstagsgebäude eine vom
Westdeutschen Rundfunk übertragene Feierstunde zum 100. Geburtstag statt. Die bei dieser Gelegenheit aufgestellte Schurz-Büste
landete aber schon bald darauf bei
der Gemeinde Oberkassel – die
Innenarchitektur des Reichstags
wurde umgestaltet. Wenige Jahre
später hatte nicht nur die Innenarchitektur keinen Platz mehr für
Carl Schurz.
ullstein – AKG
1917 den seit 1914 in Honolulu internierten deutschen Kleinen Kreuzer
S.M.S. Geier übernahm, wurde er als
USS Carl Schurz wieder in Dienst gestellt. Ebenso fuhr während des Zweiten Weltkriegs ein Liberty-Schiff, ein
bewaffneter Marine-Frachter namens
USS Carl Schurz, über den Atlantik.
Die »Carl Schurz Memorial Foundation« gab noch jahrzehntelang, nachdem sie mit dem Carl-Schurz-Denkmal
ihren ursprünglichen Zweck erfüllt
hatte, die »American-German Review«
heraus. Die Schurz-Professur an der
Universität von Wisconsin, zu deren
»Board of Regents« Schurz gehört hatte, besteht bis in unsere Tage fort. In
der populären Kultur der USA wurde
das Bild des hochgewachsenen Schurz
allerdings seit Mitte der 1960er Jahre überlagert von John Fords Western
»Cheyenne«, in welchem der kurzbeinige Schauspieler Edward G. Robinson
als »Carl Schurz« gerade noch rechtzeitig erscheint, um die von der Vernichtung bedrohten Indianer zu retten.
Dass Carl Schurz immerhin von der
Weimarer Republik geehrt und von den
Nationalsozialisten nicht propagandistisch missbraucht worden war, machte den Weg frei dafür, dass er mit dem
Ende des Zweiten Weltkriegs unter
den Vorzeichen einer (west-)deutschamerikanischen Freundschaft von bisher nicht gekanntem Ausmaß zu neuen Ehren kommen konnte. 1946/47 war
die deutsch-amerikanische Annäherung unter den Vorzeichen des Kalten Krieges schon unübersehbar. Mit
Care-Paketen und Hoover-Speisungen
kamen die Amerikaner den in bitterer
Not lebenden Deutschen menschlich
entgegen. Die Stuttgarter »Rede der
Hoffnung« des amerikanischen Außenministers James F. Byrnes vom September 1946 sowie die Truman-Doktrin
Kaiserreich, Weimar und NS-Zeit
Auf der deutschen Seite blieb das Interesse an Schurz zunächst spärlich.
Im Kaiserreich hatte man für den ehemaligen Revolutionär keine Verwendung und auch die Weimarer Republik
machte sich das Andenken an Schurz
erst spät zunutze. 1926 formierte sich
in Berlin unter Beteiligung von Reichstagsabgeordneten die »Vereinigung
Unterredung zwischen Carl Schurz und Reichskanzler Otto von Bismarck im
Berliner Reichskanzlerpalais.
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
7
Carl Schurz als demokratisches Vorbild
8
Am 18. Mai 1848 trat in der Paulskirche zu
Frankfurt am Main das erste frei gewählte
deutsche Parlament, die Frankfurter Nationalversammlung, zusammen. Die folgenden
Monate waren von der Arbeit an einer Verfassung für ein vereinigtes Deutschland geprägt. Die Verfassung sah vor, dass Deutschland eine konstitutionelle Erbmonarchie
werden sollte. Zum erblichen Kaiser wurde am 28. März 1849 der preußische König
Friedrich Wilhelm IV. gewählt. Dessen Ablehnung der deutschen Kaiserwürde bedeutete jedoch das Scheitern der Paulskirchenverfassung. Der im Mai 1849 folgende Aufstand
zur Durchsetzung der Verfassung, die sogenannte Reichsverfassungskampagne, wurde niedergeschlagen. Die »Grundrechte des
deutschen Volkes«, die den Kern der Paulskirchenverfassung bildeten, wurden 1949 zum
Teil wörtlich in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland übernommen. mn
Die Abgeordneten der Frankfurter
Nationalversammlung tagen in der
Paulskirche. 1848. Farblithographie
von Gustav May.
undvierziger lokal, regional und national wieder in Erinnerung gerufen
werden sollten. Das scheint aber nicht
oder nur begrenzt der Fall gewesen zu
sein. Die Konzentration auf Schurz war
1948/49 besonders auffällig: In 35 westdeutschen Städten wurden Straßen
und Wege nach ihm benannt. Manchmal liegen die Schurz-Straßen in Stadtvierteln, die den Namen prominenter
Amerikaner tragen, wie die LincolnSiedlung in Braunschweig. Auch Schulen und Studentenwohnheime, vor allem an Orten, die in einer Verbindung
zu Schurz gestanden hatten, erhielten
seinen Namen. Im neugebauten Bonner Carl-Schurz-Colleg wurde 1956
nach 25 Jahren die Schurz-Büste aus
dem Reichstag von 1929 wieder der Öffentlichkeit präsentiert.
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
Schurz‘ Name wurde auch bemüht,
als im hundertsten Jahr nach seiner Ankunft in den USA der Grundstein für
die neue American Memorial Library
in Berlin gelegt wurde. Der amerikanische Botschafter Dean Acheson erwähnte ihn in seiner Rede am 28. Juni
1952 zwar mehrfach, aber benannt
wurde die Bibliothek nicht nach Carl
Schurz, und auch Bemühungen, die
Freie Universität Berlin nach ihm zu
benennen, verliefen erfolglos.
Ein Grund dafür mag sein, dass die
Schurz-Erinnerung nach der deutschamerikanisch inspirierten demokratischen Welle von 1948/49 zunehmend
von eher konservativen Kreisen und
Wirtschaftskreisen für ihre Interessen
instrumentalisiert wurde. In diesem
Sinne ist das Wirken der im »Revolu-
Nach Carl Schurz benannte Schulen und
universitäre Einrichtungen in
Deutschland und USA (Auswahl)
Carl-Schurz-Grundschule Berlin
Carl-Schurz-Grundschule Bonn
Carl-Schurz-Realschule Bonn
Grundschule an der Carl-Schurz-Straße in
Bremen
Carl-Schurz-Schule Rastatt
Carl-Schurz-Schule Erftstadt-Liblar
Carl Schurz Schule Frankfurt am Main
Carl-Schurz-Schule Darmstadt
Carl-Schurz-Realschule Bad Godesberg
Carl-Schurz-Haus, Studentenwohnheim
Ruhr Universität Bochum
Carl-Schurz-Haus,
Studentenwohnheim Universität Bonn
Carl Schurz Elementary School
New Braunfels, Texas
Schurz High School Chicago
Schurz Hall,
University of Missouri, Columbia MO
ullstein bild
Paulskirche –
Wiege der deutschen Demokratie
ullstein bild
vom März 1947 zeichneten nicht nur
Strategien vor, wie die Expansion des
Kommunismus einzudämmen sei, sondern auch, wie man Westdeutschland
in eine neue politische, wirtschaftliche
und militärische Allianz einbeziehen
wollte.
Für diese Zwecke wurde das Andenken an Carl Schurz nachhaltig mobilisiert. Der Befreier Kinkels und radikale
Demokrat trat dazu hinter den Staatsmann und Bürgerkriegsgeneral zurück.
Sein Leben wurde gedeutet als »Geschichte eines Mannes, der für den Geist
der Freiheit in einem fremden Lande
kämpfte, da er‘s im eigenen nicht vermochte«, so Joachim Maass in seinem
1949 erschienenen Buch »Der unermüdliche Rebell – Leben, Taten und Vermächtnis des Carl Schurz«. Maass‘ Buch
wurde ebenso wie das von Hanns Höwing von den alliierten Zensurbehörden bevorzugt behandelt und in für die
damalige Zeit hoher Auflage verbreitet.
Der fast vergessene Schurz erlebte in
jenen Tagen eine unglaubliche Renaissance. Es waren gleichermaßen der republikanische Deutschamerikaner und
der Bismarck-Gesprächspartner gefragt: Schurz konnte für Demokraten
wie für Deutschnationale ein Identifikationsangebot liefern. Bezeichnend ist
ein Druckfehler in der Achtundvierziger-Sondernummer der American-German Review vom August 1948, in deren
Inhaltsverzeichnis ein Artikel von Ottmar Bühler als »Carl Schurz and the
Revolution of 1948« angekündigt wird,
obwohl eigentlich die Revolution von
1848 gemeint war.
Der schon 1926 an der Gründung
der »Vereinigung Carl Schurz« in Berlin beteiligte Reichstagspräsident Paul
Löbe war eines der Gründungsmitglieder einer neuen »Carl-Schurz-Gesellschaft«, die im August 1948 in der in
aller Eile wiederaufgebauten Paulskirche in Frankfurt am Main ins Leben gerufen wurde. Die Kombination ist sinnfällig: Die Paulskirche symbolisiert den
ehrenhaften, wenn auch immer fehlgeschlagenen Versuch der eigenen Republik. Schurz ist der Verbindungsmann
dieser Republikaner zu den Amerikanern und von dort wieder zurück nach
Deutschland: Wer es zum Senator und
US-Minister gebracht hat, der darf Vorbild sein.
Man hätte vermuten können, dass
1948 auch andere prominente Acht-
Carl-Schurz-Schule
in Frankfurt a.M.
tionsjahr« 1948 gegründeten »SteubenSchurz-Gesellschaft« zu sehen. Der Beginn der Berliner Luftbrücke im Juni
1948 hatte unter anderem zu einer
schlagartigen Welle von Gründungen
von deutsch-amerikanischen Freundschaftsclubs und Vereinigungen zur
Pflege der internationalen Beziehungen Deutschlands geführt. In Wiesbaden knüpfte man zu diesem Zweck an
die »Steuben-Gesellschaft« an, die bis
zu ihrer Auflösung durch die Nationalsozialisten von 1930 bis 1933 in Berlin
bestanden hatte. Man fügte der Neugründung den Namen von Carl Schurz
als Symbol der deutschen Demokratiebewegung hinzu. So erhielt die neue
Gesellschaft, die unter dem 1. August
1948 in das Vereinsregister eingetragen
wurde, den Namen »Steuben-SchurzGesellschaft«. Im Vorstand waren von
Anfang an Großindustrielle, Bankiers
sowie Angehörige des Hochadels stark
vertreten. Bereits 1950 ging die »Paulskirchen-Schurz-Gesellschaft« in der
»Steuben-Schurz-Gesellschaft« auf.
Eine dritte »Carl Schurz Gesellschaft«
wurde 1949 in Bremen gegründet. Sie
stand von Anfang an in enger Verbindung zum Bremer Senat. Dies zeigt sich
auch darin, dass fast alle Präsidenten
der Gesellschaft amtierende Senatoren
waren. Die Gesellschaft hat sich seit
Anbeginn um die Vertiefung deutschamerikanischer Beziehungen gekümmert. Es wurden und werden immer
wieder Vortragsveranstaltungen mit
namhaften Referenten organisiert. Ein
Schwerpunkt der früheren Arbeit war,
Kontakte zu den in Garlstedt und Bremerhaven stationierten US-Truppen zu
knüpfen. Dazu passt, dass die US-Kaserne in Bremerhaven den Namen Carl
Schurz trug. Auch die Umbenennung
der »Bauland-Kaserne« der Bundeswehr in Hardheim im November 1966
in »Carl-Schurz-Kaserne« war als Zeichen der deutsch-amerikanischen Verständigung gedacht.
Zuletzt diente Carl Schurz im März
1969 als Namenspatron: Zu seinem
140. Geburtstag wurde das Freiburger
Amerikahaus in Carl-Schurz-Haus umbenannt – vermutlich, um den anhaltenden antiamerikanischen Vietnamkriegsprotesten durch den Verweis auf
die deutsch-amerikanischen demokratischen Gemeinsamkeiten die Schärfe
zu nehmen. Man kann an dieser Benennung ablesen, wie wirksam die Symbolfigur Schurz zu diesem Zeitpunkt in
Deutschland immer noch war. Schurz
selbst war Zeit seines Lebens nicht in
Freiburg i.Br. gewesen und hatte keinerlei Verbindung dorthin. Wenn ihm
bei der Namensgebung 1969 der Vorzug gegeben wurde vor der Volkstribunsgestalt Friedrich Hecker und dem
Revolutionsgeneral Franz Sigel, die beide deutliche Freiburger Verbindungen
aufweisen und wie Schurz im Amerikanischen Bürgerkrieg gekämpft hatten
sowie in der deutsch-amerikanischen
Öffentlichkeit bekannte Figuren waren,
wenn also stattdessen der Nicht-Freiburger Schurz Namenspatron werden
musste, dann ist damit wieder die politische Botschaft der »Revolution von
1948/49«, die Suche nach dem deutschamerikanischen Wunschdemokraten,
verbunden.
Als Carl Schurz 1899 bei Vollendung
seines 70. Lebensjahres von der Columbia University zum Ehrendoktor
ernannt wurde, hieß es über ihn in der
Festrede: »Er hat geschrieben und gesprochen und gekämpft, in der alten
Welt und in der neuen, für die großen Ideen unseres Jahrhunderts.« Das
kann als Vermächtnis des Carl Schurz
stehen bleiben. Für die »Achtundvierziger« der neuen Bundesrepublik von
1948/49 war Schurz der Vorzeige-Revolutionär, Realpolitiker, Verteidiger der
Menschenrechte und deutsch-amerikanische Demokrat, auf den sich alle
einigen konnten. Diesen Schurz und
die anderen Achtundvierziger, die in
den USA Freiheit und Einheit verteidigen halfen und für die Abschaffung der
Sklaverei sorgten, gilt es heute, in einer
an positiven Vorbildern armen Zeit,
wieder neu zu entdecken (siehe den
Artikel von J. Dick in diesem Heft).
ullstein bild
 Wolfgang Hochbruck
Literaturtipp:
Walter Kessler, Carl Schurz – Kampf, Exil
und Karriere, Köln 2006
Carl Schurz in seinem Arbeitszimmer.
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
9
The Second Baden Revolution
»The Second Baden Revolution«
Deutsche
Demokraten im
Amerikanischen
Bürgerkrieg
A
ls am 5. Juli 1861 Colonel Franz
Sigel, der Kommandeur einer
1100 Mann starken Unionstruppe, seiner Artillerie den Feuerbefehl gab, eröffnete er bei Carthage in
der äußersten Südwestecke des USBundesstaates Missouri eines der
ersten größeren Gefechte des Amerikanischen Bürgerkrieges (auch Sezessionskrieg genannt). Seine in St. Louis
rekrutierten Soldaten waren überwiegend deutschstämmige Freiwillige, die
Kommandosprache war Deutsch.
Nach der militärischen Niederlage
der Revolution von 1848/49 waren Tausende der aktiven deutschen Demokraten ins Exil gegangen und viele waren
über die Schweiz nach Frankreich oder
Großbritannien und schließlich in die
USA gelangt.
Als dort 1861 der Bürgerkrieg ausbrach, war dieser für die meisten emigrierten deutschen Demokraten – die
»Forty-eighter«, wie sie in den USA genannt werden – nicht nur ein Kampf
zwischen Nord und Süd um den Erhalt
der Union. Auch die Sklavenbefreiung
war für sie ein wesentliches Kriegsziel.
Insbesondere für diejenigen, die in der
sogenannten Reichsverfassungskampagne von 1849 (zur Durchsetzung der
Paulskirchenverfassung; siehe Infokasten auf S. 8) in der badisch-pfälzischen
Revolutionsarmee gekämpft hatten,
wurde der Sezessionskrieg zum »Zweiten Freiheitskampf« oder aber – speziell in Missouri – zur »Second Baden
Revolution« und somit zu einem erneuten Eintreten für Menschenrechte,
Freiheit und Demokratie. Achtundvierziger, die bereits in der Reichsverfas-
10
Deutsch-amerikanische Generale
im Amerikanischen Bürgerkrieg,
unter ihnen Franz Sigel (oben),
Carl Schurz (2. Reihe re.) und
Peter Joseph Osterhaus (2. Reihe
v.u., re.). Stahlstich, 1865.
Abb. aus: H. Greeley, Der große Conflikt in Amerika,
Bd 1, Chicago 1865, S. 590 / Leihgabe aus Privatbesitz
sungskampagne militärische Verantwortung getragen hatten, übernahmen
auch jetzt wieder Führungsfunktionen
und wurden zu Kommandeuren von
Freiwilligenregimentern gewählt. Sie
übten eine Vorbildfunktion für die Anwerbung weiterer deutschstämmiger
Soldaten aus.
Der Kampf um
Missouri 1861/62
In St. Louis im US-Bundesstaat Missouri mit einem besonders hohen Anteil
deutschstämmiger Einwohner war es
der Revolutionsveteran Franz Sigel, der
eines der vier »deutschen« Regimenter,
das 3. Missouri Volunteer Infantery Regiment, aufstellte. Als 23-jähriger ehemaliger badischer Infanterieleutnant
hatte er sich 1848 den Aufständischen
in Baden angeschlossen. Er war einer
der militärischen Führer des »Heckerzuges«, 1849 Kriegsminister in der badischen Revolutionsregierung sowie
zeitweise Oberkommandierender der
Revolutionstruppen. Mit ihm engagierten sich weitere Achtundvierziger
in Missouri. Hierzu gehörte unter anderem Friedrich Hecker, der legendäre
Führer des ersten badischen Aufstandes von 1848, der auch als »Heckeraufstand« in die Geschichtsschreibung
eingegangen ist.
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
Der historische Bezug der »deutschen« Regimenter im Amerikanischen
Bürgerkrieg zur Revolution von1848/49
wurde bewusst hergestellt. So erhielt
das Regiment Sigels Uniformen, die
in Schnitt und Farbe an die Freischarhemden von 1848 erinnerten. Andere
Einheiten trugen schwarz-rot-goldene
Kokarden an den Hüten. Der »Spirit
of 1848« spielte bei der Motivation, für
die Union zu kämpfen, eine wesentliche Rolle.
Gerade im Kampf um Missouri sollten die deutschstämmigen Regimenter
einen entscheidenden Beitrag leisten.
Denn in diesem Bundesstaat gab es starke politische Strömungen, die für eine
Unterstützung der Südstaaten eintraten.
Gouverneur Claiborne Jackson wollte
den Bundesstaat auf die Seite der Konföderation der Südstaaten ziehen. Seine
sezessionistischen Absichten versuchte
er mit Hilfe der Staatsmiliz durchzusetzen. Umso mehr war der Unionskommandant von St Louis, Nathaniel Lyon,
auf die deutschstämmigen Freiwilligenregimenter angewiesen.
Am 10. Mai griffen Unionstruppen unter Lyon und Sigel die im Übungslager
»Camp Jackson« versammelte Staatsmiliz an und zwangen diese, sich kampflos
zu ergeben. St. Louis blieb in den Händen der Union. Der Kampf um Missouri
sollte sich allerdings noch bis zum März
ullstein bild – histopics
Franz Sigel, 1824–1902, als
General der Unionsarmee.
1862 hinziehen. Franz Sigel wurde nach
diesem Sieg zum Idol der deutschstämmigen Unionssoldaten. Unter dem Motto »I fights mit Sigel« meldeten sich Tausende freiwillig.
Bis Anfang Juli 1861 erhielten aber
auch die sezessionistischen Kräfte Missouris um Gouverneur Jackson neuen
Zulauf von frisch rekrutierten Soldaten
aus dem Nordwesten des Staates. Diese Truppen zogen sich nach Südosten
zurück, um sich dort mit den konföderierten Einheiten aus Arkansas und Texas zu vereinigen. Sigel sollte dies mit
seinem Regiment, verstärkt durch Teile des 5. Missouri-Regiments und zwei
Artilleriebatterien, verhindern.
Am 5. Juli stieß er allerdings bei Carthage auf eine fast fünffach überlegene
gegnerische Streitmacht, die versuchte, die zahlenmäßig deutlich unterlegenen »Yankees« von ihrem Rückweg
abzuschneiden und zu vernichten. Es
glückte, sich der Umklammerung zu
entziehen und dem Gegner gleichzeitig
empfindliche Verluste zuzufügen. Entscheidend hierfür war auch der gute
Ausbildungsstand der bereits Monate zuvor in den Straßen von St. Louis
gedrillten Soldaten. Nach einem dreistündigen Artillerieduell trat Sigel einen geordneten Rückzug an.
Dennoch kam es im August desselben
Jahres in Wilsons Creek, in einer seitens
der Union mit hohem Risiko geführten
Schlacht, zu einem ersten Rückschlag.
Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit
griff Lyon den Gegner frontal an. Unterdessen startete Sigel mit seiner bereits kampferprobten Brigade einen erfolgreichen Flankenangriff: Er fiel zwei
Südstaatenregimentern in den Rücken
und vermochte diese zurückzuwerfen.
Es kam aber zu einer verhängnisvollen
Verwechslung:
Als sich weitere konföderierte Truppen in großer Stärke näherten, hielt
man sie für eigene Soldaten. Eine optische Unterscheidung der Kontrahenten war damals nicht möglich; die
blauen Nord- und die grauen Südstaatenuniformen gab es in dieser frühen
Phase des Bürgerkrieges noch nicht.
Als die Unionstruppen plötzlich von
dem überlegenen Gegner angegriffen
wurden, war es für eine wirkungsvolle
Verteidigung zu spät. Es blieb nur der
Rückzug unter hohen Verlusten.
Entschieden wurde der Kampf um
Missouri zwischen dem 6. und 8. März
1862 in der Schlacht von Pea Ridge in
der Nordwestecke des Staates Arkansas. Dort schlug eine 11 000 Mann starke Armee der Union die mit 16 000
Mann erneut zahlenmäßig überlegenen Südstaatendivisionen.
Oberkommandierender der Unionstruppen war General Samuel R. Curtis.
Der maßgebliche Angriffsplan wurde jedoch von Curtis‘ Stellvertreter Sigel vorgeschlagen. Er war es auch, der
mit seinen beiden »deutschen Divisionen« den entscheidenden Angriff führte. Die von ihm geleitete zweistündige
Artilleriekanonade war so wirkungsvoll, dass er mit seiner Infanterie die
gegnerischen Linien durchbrechen und
die Truppen der Konföderierten zum
Rückzug zwingen konnte. Sigel stand
auf dem Höhepunkt seiner militärischen Karriere.
In der Folgezeit wurde Sigel allerdings zum Spielball politischer Interessen: Seine Anfangserfolge in Missouri
brachten ihm Neider und Feinde. Einerseits wurde er von Präsident Abraham
Lincoln als exponierter Vertreter der
deutschstämmigen Wählerschaft gezielt gefördert, andererseits sahen es
die in Amerika geborenen und an der
Militärakademie in West Point ausgebildeten Kommandeure nicht gerne, dass ein »Ausländer« zum Generalmajor befördert und ihm nach der
Schlacht von Pea Ridge das Kommando über das I. Korps der Virginia-Armee im Osten übertragen wurde.
Virginia, West-Virginia,
Shanandoah Valley
Im Osten verliefen die Kampfhandlungen für die Union längst nicht so günstig wie im Westen. In der ersten größeren Schlacht am 21. Juli 1861 bei Bull
Run artete ein Rückzug der Unionstruppen zur wilden Flucht aus.
In dieser unübersichtlichen Lage behielt die Brigade des Achtundvierziger-Kommandeurs Ludwig Blenker
die Nerven. Seine in New York aufgestellten Regimenter waren den ganzen Tag in Reserve gehalten worden.
Als sie den Rückzug der geschlagenen
Nordstaatenarmee in ihren Stellungen
verharrend deckten und den Gegner
an der weiteren Verfolgung hinderten,
wurde Blenker zum umjubelten Held.
Der ehemalige Reserveoffizier, der in
der Reichsverfassungskampagne 1849
ein Freikorps befehligt hatte, erhielt
daraufhin den Auftrag, eine »deutsche
Division« aufzustellen. Einer seiner
Stabsoffiziere war kein Geringerer als
der bereits 57 Jahre alte Gustav Struve, der politische Kopf der badischen
Aufstände von 1848/49. Blenker, der
mit seiner Neigung zu übertriebenem
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
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The Second Baden Revolution
militärischem Pomp einige seiner alten Kameraden – zum Schluss auch
Struve – verprellte, agierte während
der Kampfhandlungen des Frühjahrs
1862 glücklos. Seine Division wurde
ohne hinreichende logistische Unterstützung ins Shanandoahtal beordert.
In der Schlacht bei Cross Keys wurde
die erste Brigade unter Brigadegeneral Julius Stahel in einem aussichtslosen Angriff verheizt, das 8. New Yorker Regiment verlor ein Drittel seiner
Soldaten.
Als Blenker nach dieser Schlacht enttäuscht sein Kommando niederlegte,
wurde ein anderer Achtundvierziger,
der erst 33-jährige Carl Schurz, sein
Nachfolger (siehe den Beitrag von W.
Hochbruck in diesem Heft). Als einflussreicher republikanischer Politiker
war er, wie im Bürgerkrieg nicht unüblich, im Range eines Brigadegenerals
eingestellt worden, obwohl er über nur
wenig militärische Erfahrung verfügte. In der Reichsverfassungskampagne hatte er als Leutnant gewirkt. Das
Korps, zu dem auch Schurz‘ Division
gehörte, erhielt kurz danach mit Franz
Sigel auch einen deutschen Kommandierenden General.
Während des folgenden Virginiafeldzuges im Sommer 1862 musste Sigel feststellen, dass teils versteckt, teils
offen gegen ihn intrigiert wurde.
In der für die Unionstruppen verlorenen zweiten Schlacht von Bull Run
am 30. August kämpfte das Korps tapfer, entgegen einiger Presseberichte
und der Auffassung des Befehlshabers
General John Pope. Gegen die kampferprobte Truppe des legendären Südstaatengenerals Thomas J. »Stonewall«
Jackson konnten am ersten Tag der
Schlacht sogar Geländegewinne erzielt
werden. Erst als sich Jackson mit seinen Truppen hinter einem Eisenbahndamm verschanzte, blieb der Angriff
der Unionstruppen unter hohen Verlusten stecken.
Am folgenden Tag war Sigel einer
der ersten, die einen bevorstehenden
gegnerischen Angriff in die Flanke der
Unionstruppen erkannten. Es gelang
ihm, zwei Stellungen so lange zu halten, bis sich das Gros der Virginia-Armee Richtung Washington zurückgezogen hatte. In den nach Niederlagen
damals üblichen Schuldzuweisungen
innerhalb der Generalität geriet Sigel
dennoch in die Kritik. Dass er mit sei-
ullstein – Granger Collection
Die Zweite Schlacht von Bull Run im August 1862, an der auch das Korps von
Franz Sigel beteiligt war, endete für die Unionstruppen unter hohen Verlusten.
Zeitgenössische Litographie.
12
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
nem Korps die Einkesselung der Virginia-Armee verhindert hatte, wurde
kaum gewürdigt. Stattdessen warf man
ihm vor, in der einleitenden Schlacht
des Feldzuges bei Cedar Mountain verspätet eingetroffen zu sein.
Es folgten Umstrukturierungen bei
den Unionstruppen. Aus dem I. Korps
der Virginia-Armee wurde das XI. Korps
der Potomac-Armee. Wegen weiterer
Differenzen mit seinen Vorgesetzten
trat Sigel im Frühjahr 1863 zurück. Sein
Nachfolger Oliver Otis Howard konnte die Distanz zu seinen deutschen Divisionskommandeuren nie überbrücken. Die Rückschläge des Korps bei
Chancellorsville und am ersten Tag der
Schlacht von Gettysburg, eine der verlustreichsten Schlachten auf dem amerikanischen Kontinent überhaupt, die
als entscheidender Wendepunkt des
Bürgerkrieges gilt, wurden dennoch
nicht Howard, sondern den »damned
dutch« angelastet.
Nachdem es Schurz trotz seiner Beziehungen zu Präsident Lincoln nicht
gelungen war, Sigel das Kommando
über das Korps wieder zu beschaffen,
übernahm dieser 1864 die Führung der
relativ kleinen Army of West Virginia
im Shenandoahtal.
Seine Niederlage in dem relativ unbedeutenden Gefecht bei New Market wurde von seinen Gegnern aufgebauscht und zum Anlass genommen,
seine Absetzung zu betreiben. Sigel verfolgte das Prinzip, in ausweglosen militärischen Lagen seine Soldaten nicht zu
verheizen, sondern sie mit einem taktischen Rückzug möglichst zu schonen.
Dieses auch in New Market praktizierte Verfahren ist ihm als Schwäche ausgelegt worden. Obwohl er in den folgenden Gefechten am Potomac River
die vordringenden Südstaatentruppen
aufhalten konnte und den zunächst geräumten Eisenbahnknotenpunkt Harpers Ferry zurückeroberte, wurde er
seines Kommandos enthoben.
Diese Behandlung Sigels erfährt in
der Berichterstattung und der Literatur über den amerikanischen Bürgerkrieg zum Teil bis heute ihre Fortsetzung. Sigel selbst blieb bis zu seinem
Tode überzeugter Amerikaner. Ein Angebot der badischen Regierung, nach
einer allgemeinen Amnestie der Achtundvierziger nach Deutschland zurückzukehren, lehnte er ab. Als er am
21. August 1902 als hochgeachteter
ullstein – Pachot
amerikanischer Staatsbürger starb, begleiteten über 25 000 Menschen, darunter viele Bürgerkriegsveteranen, den
Trauerzug. Noch heute erinnern zwei
Reiterdenkmäler in New York und
St. Louis an einen der ersten deutschen
demokratischen Offiziere des 19. Jahrhunderts.
Die Schlacht um Chattanooga
Eine der strategisch entscheidenden
Schlachten des Sezessionskrieges wurde am 25. November 1863 um Chattanooga geschlagen. Der Sieg der Union öffnete den Weg in das Zentrum der
Südstaaten. General William T. Shermans folgender »March to the Sea« war
kriegsentscheidend, da die in Virginia
bis dahin erfolgreich kämpfende Konföderiertenarmee von ihren Hauptnachschublinien abgeschnitten wurde. Es war die einzige Schlacht, in der
deutschstämmige Truppen aus dem
Westen und dem Osten der USA gemeinsam kämpften.
Generallandesarchiv Karlsruhe J-G-B/7
August Willich, 1810–1878, der spätere General der Unionsarmee, hier
während der pfälzisch-badischen
Revolution im Mai 1849 mit der sogenannten Heckerbluse, die auch noch
im Amerikanischen Bürgerkrieg von
deutschstämmigen Soldaten getragen
wurde. Blatt aus der »Portrait- und
Kostümgalerie aus der badisch-pfälzischen Revolution 1849«, Karlsruhe,
Verlag von Fr. Nödelke, 1849.
Lithographie, teilweise koloriert.
Das XI. Korps der Potomac-Armee
war zur Verstärkung der unter Ulysses
S. Grants Kommando stehenden Armeegruppe mit der Eisenbahn herantransportiert worden. In einem einleitenden Gefecht gelang es, die »Cracker
line«, eine wichtige Nachschublinie, zu
eröffnen. Schurz vermochte dadurch,
seinen angeschlagenen Ruf als Truppenführer zu verbessern. Mit seiner Division wurde er jedoch im Verlauf der
folgenden Kampfhandlungen weitestgehend in Reserve gehalten.
Stattdessen zeichneten sich andere
Achtundvierziger-Kommandeure besonders aus, etwa der in Koblenz geborene ehemalige preußische Reserveoffizier Peter Joseph Osterhaus. Er hatte
bereits bei Wilsons Creek in schwieriger Lage Übersicht und Kaltblütigkeit
bewiesen und damit das Vertrauen seiner Soldaten gewonnen. Als einer der
beiden Divisionskommandeure Sigels hielt Osterhaus am ersten Tag der
Schlacht von Pea Ridge als Führer einer Vorausabteilung dem Angriff überlegener Südstaatenregimenter stand.
Am folgenden Tag führte er in Sigels
Auftrag eine wichtige vorbereitende
Erkundung durch und zeichnete sich
durch engagierte Führung während
des entscheidenden Angriffs aus. Während der folgenden Unionsfeldzüge im
Westen war Osterhaus an mehreren erfolgreich geführten Gefechten beteiligt
und stieg bis zum Generalmajor auf.
Während Sigels militärischer Stern in
der zweiten Phase des Bürgerkrieges
eher im Sinken war, wurde Osterhaus
zum erfolgreichsten deutschen Kommandeur. Im Gegensatz zu Sigel zeigte
er im Umgang mit seinen Vorgesetzten mehr Geschick. Seine Bescheidenheit und Zuverlässigkeit wurden geschätzt. Während Shermans »March to
the Sea« wurde er als Korpskommandeur eingesetzt. Nach dem Krieg war
Osterhaus Militärkommandant in Mississippi und kehrte später als amerikanischer Konsul in das Deutsche Kaiserreich zurück.
Auch für August Willich war Chattanooga eine Sternstunde in seiner
militärischen Laufbahn. Der militärische Führer des Heckerzuges von 1848
wanderte 1853 in die USA aus. Er wurde im Bürgerkrieg Kommandeur des
deutsch-amerikanischen 32nd Indiana Infantry Regiment. Nach dem Sieg
in der Schlacht von Shiloh, Tennes-
Peter Joseph Osterhaus, 1823–1917,
General der Unionsarmee.
see, sollen seine Soldaten das Arbeiterkampflied der 1848er Revolution, die
Arbeiter-Marseillaise, angestimmt haben. Schließlich nahm auch er – bereits
im Generalsrang – an der Schlacht von
Chattanooga teil. Nach dem Krieg engagierte sich Willich in der Gewerkschaftsbewegung der USA.
Neben diesen exponierten Kommandeuren stiegen zahlreiche weitere
Forty-eighter in hohe und höchste Offizierränge auf. Nicht zu vergessen sind
die zahlreichen unbekannten Soldaten,
von denen viele ihr erneutes Engagement für Menschenrechte und Freiheit
mit Krankheit, schwerer Verwundung
oder dem Tod bezahlten. Sie alle haben dazu beigetragen, dass, wie Präsident Lincoln es ausdrückte, »die Herrschaft des Volkes für das Volk durch
das Volk« erhalten blieb.
 Jürgen Dick
Literaturtipp:
Wolfgang Hochbruck, Ulrich Bachteler
und Henning Zimmermann (Hrsg.), Achtundvierziger Forty-Eighters – Die deutsche Revolution von 1848/49, die Vereinigten Staaten und der Amerikanische
Bürgerkrieg, Münster 2000
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
13
General Johannes Steinhoff
Bundesverteidigungsminister
Kai-Uwe von Hassel (l.) überreicht
am 2. September 1966 in Bonn dem
neuen Inspekteur der Bundesluftwaffe,
Generalleutnant Johannes Steinhoff,
die Ernennungsurkunde.
picture-alliance/dpa/Egon Steiner
»Ich bin heute zum Inspekteur der Luftwaffe ernannt
worden. In mehreren Unterredungen mit dem Herrn
Bundesminister der Verteidigung wurden die Grundlagen meiner künftigen Arbeit erörtert. Für entscheidend
halte ich, das bisher Erreichte zu festigen und auszubauen. Zeit ist dafür erforderlich, aber auch guter Wille, er ist in hohem Maße in der Luftwaffe vorhanden.
Der gute Wille der Luftwaffe genügt jedoch nicht! Ich
brauche auch das Verständnis aller, um den gegebenen
Auftrag erfüllen zu können.«
General Johannes Steinhoff
und die Luftwaffe
M
14
lief ihn und verlor den Kontakt. Erst
17 Tage später wurde sein Leichnam
auf einer Hallig angespült. Dieser Absturz brachte das Fass »Starfighter-Krise« medienwirksam zum Überlaufen.
Die Lösung der »Starfighter Krise« ist
eng mit dem Namen Johannes Steinhoff verbunden.
Steinhoffs Lebensweg bis 1966
ullstein bild
it diesem Tagesbefehl leitete Generalleutnant Johannes
Steinhoff am 2. September
1966 seine Amtszeit als Inspekteur der
Luftwaffe ein. Jedoch trat Steinhoff sein
Amt in einer äußerst kritischen Situation an.
Sein Vorgänger, Generalleutnant
Werner Panitzki, war in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden; in der
Luftwaffe selbst gab es große Probleme: 1961 war das Strahlflugzeug Lockheed F-104 G Starfighter eingeführt
worden, bis zum 17. Juli 1966 waren 64
Maschinen abgestürzt oder beschädigt
worden, 54 davon in den letzten zwei
Jahren.
Am 18. Juli 1966 stürzte Oberleutnant Siegfried Arndt über der Nordsee
ab. Er konnte zwar den Schleudersitz
betätigen, sich aber bei der Landung
nicht mehr von dem Fallschirm trennen
und ertrank. Das Minensuchboot »Düren« hatte ihn bereits gesichtet, über-
Johannes Steinhoff als Jagdflieger,
Träger des Eichenlaubs zum
Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes, 1943.
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
Johannes Steinhoff wurde am 15. September 1913 im thüringischen Bottendorf geboren. Ab 1932 studierte er Literatur- und Sportwissenschaften in Jena,
brach allerdings sein Studium 1934 aus
finanziellen Gründen ab. Steinhoff trat
in die Marine ein, wurde zum Seeflieger
ausgebildet, wechselte 1936 zur Luftwaffe und wurde Jagdflieger. Im Zweiten Weltkrieg diente er überwiegend
in der Truppe: als Pilot, Staffelkapitän,
Gruppenkommandeur und Geschwaderkommodore in Jagdgeschwadern in
deutsche Flugabwehrraketentruppe einen großen Teil der NATO-Luftverteidigung zu stellen. Die Infrastruktur
der Flugabwehrraketenstellungen entsprach dem aber noch nicht. Einsatzbereitschaft und Leistungsfähigkeit
der Starfighter-Verbände sah Steinhoff
ebenso kritisch. Die NATO stellte an sie
hohe Anforderungen, zumal gerade sie
für den Einsatz mit Nuklearwaffen vorgesehen waren. Die Luftwaffe hatte jedoch generelle Probleme mit dem Starfighter und seiner Technik.
In seinen »Gedanken zur Situation
der Luftwaffe« stellte Steinhoff im Februar 1966 angesichts der Diskussionen um die Starfighter-Unfälle die Frage, »ob die Luftwaffe überhaupt in der
Lage ist, ein solches Flugzeug ›zu verdauen‹«. Führung, Organisation und
Ausbildung seien maßgeblich für das
Dilemma verantwortlich. Bereits im
April 1960 hatte Steinhoff dem Inspekteur der Luftwaffe gegenüber seine
»Sorge über die Entwicklung der Luftwaffe zum Ausdruck« gebracht, vor
allem die Personalfrage betreffend. Er
habe jedoch »nicht die notwendige Unterstützung« gefunden. Seine Bedenken wurden nicht berücksichtigt.
Steinhoff wollte die Luftwaffenführung nicht belehren: Die Luftwaffe hatte 1958 die Einführung der F-104 G befürwortet. Sie hoffte, ihre bisher vier
verschiedenen Kampfflugzeugtypen
durch ein Mehrzweckflugzeug zu ersetzen. Steinhoff selbst und auch die
Opposition im Bundestag waren für
diese Lösung. Nun aber stellten sich
gravierende Probleme ein, für die auch
Steinhoff Mitverantwortung trug. Er
allein jedoch – nicht zuletzt aus seiner
Erfahrung als Pilot und Truppenführer
heraus – benannte die Probleme und
forderte Lösungen, denen die Organisationsstruktur im Wege stand.
Starfighter-Krise
Die Einführung des Starfighters hatte
die Bundeswehr vor ungeahnte Aufgaben gestellt. Die Maschine bedeutete
den Sprung in das Überschallzeitalter.
Sie besaß eine umfangreiche elektronische Ausrüstung, neue Waffen und
Kameras. Vorher hatte die Luftwaffe
Flugzeuge, nun bekam sie ein »Waffensystem«. Ursprünglich sollte die
F 104 dazu dienen, hochfliegende sowjetische Bomberflotten mit Luft-LuftRaketen zu bekämpfen. Bei der Einführung des Flugzeugs in der Luftwaffe
besaß die Sowjetunion jedoch bereits
Interkontinentalraketen, womit dieser Auftrag entfiel. Die Maschine hatte erhebliches Potenzial; Steigfähigkeit
und Geschwindigkeit waren atemberaubend. Die Testpiloten der Luftwaf-
SKA/IMZBw/Simik
Frankreich, an der Ostfront, in Italien
und in der »Reichsverteidigung«. Zuletzt war Steinhoff als Oberst Jagdflieger im Jagdverband 44. Im April 1945
geriet seine Me 262 beim Start in München-Riem in Brand. Steinhoff erlitt
schwerste Brandverletzungen, die ihn
zeichneten. 1945 bis 1947 lag er in Lazaretten, bevor er in Süddeutschland
Keramikmalerei erlernte.
Im Sommer 1951 begannen die Verhandlungen über die Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG). Steinhoff war ab Juni 1952 in der Dienststelle
des »Bevollmächtigten des Bundeskanzlers für die mit der Vermehrung
der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen« als Gutachter tätig und
nahm an den EVG-Verhandlungen in
Paris teil. Nach dem Scheitern der EVG
folgte ab 1955 der Aufbau der Bundeswehr als Teil der NATO. Steinhoff
wurde 1955 wieder Soldat und war im
Bundesministerium der Verteidigung
für die Planung der Luftwaffe zuständig. Als Brigadegeneral wurde er 1960
Deutscher Militärischer Bevollmächtigter im NATO-Militärausschuss in
Washington und damit Vertreter der
deutschen militärischen Interessen. Die
amerikanischen Verbündeten vertrauten ihm und informierten ihn frühzeitig über ihre militärpolitischen Überlegungen, als sie Anfang der 1960er Jahre
den Strategiewechsel weg von der massiven Vergeltung (eines sowjetischen
Angriffs) mit Nuklearwaffen (»Massive Retaliation«) hin zur »Flexible Response« einleiteten, die die Verteidigung mit konventionellen Waffen
stärker betonte. Die neue Konzeption
wurde erst ab 1967 in der NATO umgesetzt.
Von 1963 bis 1965 war Steinhoff Kommandeur der 4. Luftwaffendivision in
Aurich, deren Verbände zwischen
Nordsee und Ruhrgebiet stationiert
waren. Es schloss sich die Verwendung
als Chief of Staff und Deputy Commander der Allied Air Forces Central
Europe im Hauptquartier der NATOStreitkräfte Europa Mitte an.
War Steinhoff als Divisionskommandeur noch für die Einsatzbereitschaft
seiner Truppe verantwortlich gewesen,
konnte er nun die Luftwaffe mit anderen Luftstreitkräften vergleichen. Dem
Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Werner Panitzki, teilte er regelmäßig seine Bewertungen mit. So hatte die
General Steinhoff im Cockpit vor seinem Flug mit der Fiat G 91.
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
15
fe waren von dem Flugzeug geblendet, das während der Entscheidung
zum Kauf bereits im Dienst der US Air
Force stand. »Alternativen« gab es nur
in Form leistungsschwächerer Prototypen. Die F-104 bot überdies die Möglichkeit, im Rahmen der nuklearen
Teilhabe enger mit den USA zu kooperieren. Man war von dem Flugzeug
begeistert, obwohl man wusste, dass
umfangreiche Änderungen notwendig
waren, um es für die zugedachten Aufgaben zu befähigen. Gleichwohl glaubte man, es als Mehrzweckflugzeug in
den Rollen Jäger, Jagdbomber und Aufklärer nutzen zu können.
Nachdem die ersten Fluglehrer in den
USA bei der Firma Lockheed geschult
worden waren, folgte ab dem Sommer
1960 die Einführung des Flugzeugs
in der Bundeswehr. Die Waffenschule 10 in Oldenburg stellte in Nörvenich
eine 4. Staffel auf, um die Piloten, die
bis dahin die erheblich langsamere F86F oder F-84F geflogen waren, umzuschulen. Das Jagdbombergeschwader 31 »Boelcke« in Nörvenich war am
20. Juni 1962 als erster Starfighter-Verband einsatzbereit.
In schneller Folge wurden nun fünf
Jagdbombergeschwader von der F84F Thunderstreak auf Starfighter
umgerüstet. Es folgten die F-86-Jagdgeschwader und zuletzt die Aufklärungsgeschwader mit ihren RF-84F
Thunderflash.
Die vielen Abstürze in den Jahren
von 1964 bis 1966 hatten komplexe Ursachen: Pilotenfehler wie Bodenberührungen, Zusammenstöße in der Luft;
technische Fehler wie offene Schubdüsen, Triebwerk-, Instrumenten- oder
Nachbrennerausfall u.a. traten auf. Die
Masse der Abstürze ging auf das Konto vermeintlich technischer Gründe.
Die Ursachen lagen jedoch auch in der
Binnenorganisation der Luftwaffe. Es
fehlten qualifizierte Techniker und in
der Folge genügend einsatzklare Maschinen; die Piloten flogen demnach zu
wenig und erwarben zu wenig Erfahrung im Umgang mit dem Flugzeug.
Es gab auch zu wenig Triebwerkvorwärmgeräte, um die Maschinen entsprechend vorzuheizen, von Hallen
ganz zu schweigen: Die teuren »Vögel«
standen überwiegend im Freien! Hinzu kam ein aus Sicht der Piloten unzureichender Schleudersitz, bei dem die
Sitz-Mann-Trennung nicht reibungslos
16
Privatbesitz Wolf Steinhoff
General Johannes Steinhoff
Johannes Steinhoff als Generalleutnant und Inspekteur der Luftwaffe nach einem
Flug mit der Lockheed F-104G Starfighter in Büchel beim Jagdbombergeschwader
33. General Steinhoff machte sich immer wieder ein Bild von den Belastungen
und Anforderungen, die an Piloten der Luftwaffe gestellt wurden.
funktionierte; es kam vor, dass der Sitz
den Piloten erschlug. Das Problempaket F-104 war also sehr komplex und
nicht mit einigen wenigen Maßnahmen
zu beheben.
Der Stellvertreter des Obersten Alliierten Befehlshabers Europa (Deputy
SACEUR), Sir Thomas Pike, beschrieb
1966 die Krise:
»Hoher politischer Druck, einen entsprechend hochwertigen Beitrag auch
im Rahmen der nuklearen Abschreckung zu leisten, geringe Erfahrungen
mit technischen Systemen der F-104Generation auf Grund der Unterbrechung zwischen 1945 und 1956 sowohl
im fliegerischen als auch im technischen Bereich und zu wenige verfügbare Flugstunden für das tägliche Training. Dazu bestand die Führung der
Luftwaffe nicht aus auf modernen Mustern erfahrenen Flugzeugführern.«
Dies war eine gefährliche Kombination, die zu einer hohen Verlustrate
führte, und eine verbale Spitze gegen
den Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Panitzki, der noch Anfang
1966 versucht hatte, mit einem Systembeauftragten, Generalmajor Dietrich
Hrabak, für das Waffensystem F-104
der Situation Herr zu werden. Hrabak
hatte zwar schnell zahlreiche Einzelmaßnahmen definiert; der Umsetzung
stand jedoch die Bürokratie im Wege.
Der Leidtragende, Panitzki, konnte bei
Verteidigungsminister Kai-Uwe von
Hassel kein Gehör finden und reichte
am 12. August 1966 seinen Abschied
ein. Der Minister lehnte ab, Panitzki
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
tat, was verständlich, aber nicht opportun war: Er gab ein Interview, in dem
er auf die Situation einging, Lösungsvorschläge präsentierte und das eigene Ministerium angriff. Die Folge war
am 24. August 1966 seine Versetzung in
den einstweiligen Ruhestand.
An der Spitze der Luftwaffe
An diesem Tag wurde Johannes Steinhoff zum Minister befohlen. Er solle die
Luftwaffe übernehmen und die Krise
meistern. Aus einem Tag Bedenkzeit
wurden zehn. Steinhoff forderte vom
Minister konkrete Vollmachten, um
die Luftwaffe den Erfordernissen der
Zeit anzupassen. Angesichts der militärischen Zwänge und des politischen
Drucks gab von Hassel den Forderungen des Generals nach, der den Umbau
der Luftwaffe in Angriff nahm, um die
Strukturprobleme zu lösen.
Steinhoff begann mit der Behebung
der Starfighter-Probleme. Die Einführung eines technischen Gefechtsstandes
in den Geschwadern und die Zentralisierung der Logistik auf Verbandsebene ging einher mit der Verbesserung
der Techniker-Ausbildung. Hinzu kam
die Einstellung einiger Hundert ziviler Techniker aus der Luftfahrtindustrie. Durch Kooperation zwischen der
Firma Lockheed und den Geschwadern wurde schnell die Zahl der einsatzfähigen Flugzeuge, die sogenannte
Klarstandsrate, um 50 Prozent erhöht.
Der Absturz von Arndt führte zur Ausstattung der Piloten mit Seenotausrüs-
Luftwaffe fortan effizienter gegliedert,
die Zuständigkeiten waren dort angesiedelt, wo sie gebündelt dem System
dienten.
Diese Kraftanstrengung, der Umbau
der Luftwaffe, vollzog sich indessen
erst nach Abschied Steinhoffs aus der
Luftwaffe. Er hatte den Umbau begonnen, die Strukturen vorgegeben und
konnte nunmehr von seinem neuen
Amt aus den Umbau verfolgen.
Chairman der NATO
Helmut Schmidt, zwischen 1969 und
1972 Bundesverteidigungsminister,
sagte einmal über Steinhoff: »Der
steckt zehn Staatssekretäre in die Tasche!« Die in dieser Aussage enthaltene
Wertschätzung verdeutlicht, dass der
machtbewusste SPD-Politiker in dem
Luftwaffengeneral einen durchaus erfolgreichen, aber eben auch konstruktiv kritischen Mitstreiter im Ministerium gefunden hatte. Nach vier Jahren
an der Spitze der Luftwaffe wurde
Steinhoff am 24. September 1970 zum
Vorsitzenden des Militärausschusses
der NATO gewählt. Am 1. April 1971
trat er sein Amt an.
Die folgenden drei Jahre bis zu seiner
Pensionierung am 31. März 1974 waren
von seinen Sorgen um den Zustand der
NATO geprägt. Nationale Differenzen,
militärpolitische Zwänge und vor allem die aus seiner Sicht nicht immer
angemessenen Anstrengungen der
Partnernationen prägten einen NATOkritischen Steinhoff. Sein Buch »Wo-
hin treibt die NATO?« spiegelt dies
wider. Am 31. März 1974 schied General Johannes Steinhoff aus dem Dienst.
Medien und Kameraden schätzten an
Steinhoff dessen analytische Schärfe,
militärpolitischen Weitblick, persönliche Integrität und Courage als herausragende Charaktereigenschaften.
Zeitzeugen sehen in ihm eine herausragende, aber auch komplexe Persönlichkeit. Sie stimmen dabei darin überein,
dass es wohl die Schrecken des Krieges einschließlich seines persönlichen
Schicksals waren, die ihn prägten. Sein
Ziel war eine funktionelle, leistungsfähige Luftwaffe in der Bundeswehr, eine
den Ansprüchen entsprechende Technik und ein für die Aufgaben bestmöglichst qualifiziertes Personal. Dieses
Ziel hat er erreicht.
 Heiner Möllers
Literaturtipps:
Bernd Lemke, Dieter Krüger, Heinz Rebhan
und Wolfgang Schmidt, Die Luftwaffe
1950–1970. Konzeption, Aufbau, Integration, München 2006 (= Sicherheitspolitik und Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland, Bd 2)
Johannes Mohn (Hrsg.), Deutsche Starfighter. Die Geschichte der F-104 in Luftwaffe und Marine der Bundeswehr. Recherchiert und geschrieben von Klaus
Kropf, Köln 1994
ullstein – Camera Press Ltd.
tungen mit Peilsendern, neuen Fallschirmtrennschlössern, signalroten
Overalls für den Flugbetrieb und zur
Einführung eines Lehrganges »Überleben See«. Hinzu kam die Ausstattung
aller F-104 mit dem sichereren MartinBaker-Schleudersitz GQ7A.
»Fliegen, Fliegen, Fliegen«, lautete
Steinhoffs Lösung. Um das Waffensystem zu beherrschen, musste der Pilot
fliegerische Erfahrung gewinnen. Dazu
waren Flugstunden erforderlich, Voraussetzung waren genügend flugklare
Maschinen. Diese konnten nur durch
eine effiziente Geschwaderorganisation im Bereich Technik und durch qualifiziertes Personal bereitgestellt werden.
Kein Kommodore konnte einfach Fachleute einstellen, dazu bedurfte es des
Inspekteurs der Luftwaffe an höchster
Stelle.
Steinhoff vollzog ab 1968 den Umbau der Organisation der Luftwaffe, in
der er bereits 1964 strukturelle Defizite erkannt hatte, wie eben auch Werner
Panitzki seit 1963, und die nach seiner
Auffassung die wirklichen Ursachen
für die Starfighter-Krise waren: Die
Luftwaffe wurde in Luftangriffs- und
Luftverteidigungsdivisionen gegliedert
und strukturiert. Die Lufttransportverbände wurden unter einem Lufttransportkommando zusammengefasst.
1970 folgte mit der Luftwaffenstruktur 70 der große Wurf: Die Einsatzluftwaffe wurde unter dem Kommando
Luftflotte zusammengefasst. Sie trat
die Nachfolge der Luftwaffengruppenkommandos Nord und Süd an,
die, aufgrund ihrer Angliederung an
die beiden (NATO-)Allied Tactical Air
Forces (ATAF) unterschiedlich geprägt
waren: eine war amerikanisch, eine britisch dominiert. Die Luftwaffe bestand
damals operativ sozusagen aus zwei
Luftwaffen. Die logistischen Verbände
und Einrichtungen wurden dem Luftwaffenunterstützungskommando unterstellt. Unter dem neu formierten
Luftwaffenamt fanden sich diejenigen
Verbände, die Ausbildungs-, fernmeldeelektronische-, Führungs- und Lufttransportaufgaben für die Luftwaffe
und die übrige Bundeswehr wahrnahmen. Diese »Kommandolösung«, die
Steinhoff in Anlehnung an die funktionale Ausrichtung der United States Air
Force (USAF) durchsetzte, sollte sich in
der Luftwaffe bewähren und bis 1991
Geltung haben. Tatsächlich war die
Johannes Steinhoff als Vorsitzender des Ständigen Militärausschusses der NATO
in Brüssel, im Gespräch mit seinem Nachfolger, dem britischen Field Marshall
Michael Carver (l.), 1973.
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
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Die Invasion 1944
»Unternehmen Overlord«:
Anlandung von Truppen des
V. US-Korps am Strandabschnitt
»Omaha«, 7./8. Juni 1944.
Die Invasion 1944 –
Wende im Zweiten Weltkrieg?
A
m Morgen des 6. Juni 1944 marschierten in einem durch die
Gezeiten festgelegten Zeitfenster ab 06:30 Uhr über 4800 Landungsund über 500 alliierte Kriegsschiffe
sowie mehr als 11 000 Flugzeuge zwischen Cherbourg und Caen in der Normandie auf. Dies bildete nicht nur den
Auftakt zum größten amphibischen
Landungsunternehmen in der Militärgeschichte, sondern führte in Folge zum Zusammenbruch des deutschen Westheeres. Innerhalb von nur
drei Monaten standen die westalliierten Heeresgruppen unter dem Oberbefehl des US-amerikanischen Generals
Dwight D. Eisenhower in Paris und
nur noch 100 km von der Reichsgrenze
18
entfernt. War somit das Unternehmen
»Overlord«, wie die Landung in der
Normandie genannt wurde, der entscheidende Schritt zur Niederringung
der nationalsozialistischen Diktatur?
Der Aufbau der »Zweiten Front«
Die Planungen für eine mögliche Landung der Alliierten und somit die
Schaffung einer »Zweiten Front« – neben der (Ost-)Front in der Sowjetunion
– hatten höchste strategische und politische Priorität. Die Bedeutung des
westeuropäischen Kriegsschauplatzes war eng verbunden mit der Politik
der Koalitionsstrategie zwischen den
Briten, Amerikanern und der Sowjet-
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
ullstein – ddp
union gegen das nationalsozialistische
Deutschland.
Die Wehrmacht, als Machtinstrument
der NS-Diktatur, hatte zwischen 1939
und 1941 einen Furcht einflößenden
Eroberungskrieg und spätestens seit
Sommer 1941 in der Sowjetunion auch
einen ideologisierten Vernichtungsfeldzug geführt. Doch hielt bereits der
Winter 1941 eine Wende bereit. Vor
Moskau blieb der deutsche Angriff stecken; seitdem mussten sich die deutschen Truppen an der Ostfront einem
kräftezehrenden Ringen mit der Roten Armee stellen. Gleichzeitig weitete
sich mit dem Angriff Japans auf Pearl
Harbor am 7. Dezember 1941 sowie der
deutschen Kriegserklärung an die USA
ullstein bild
Konferenz von Casablanca im Januar 1943, v.l.n.r.: General Henri-Honore
Giraud, Franklin D. Roosevelt, General Charles de Gaulle, Winston S. Churchill.
der bislang auf Europa und Nordafrika begrenzte Krieg zu einem Weltkrieg
aus. Dies ändert nichts an der Tatsache,
dass die USA bereits zuvor die Briten in
ihrer Kriegführung vor allem mit Lieferung von Rüstungsmaterial unterstützt
hatten. Amerikanische und britische
Offiziere trafen sich schon seit der Niederlage Frankreichs im Sommer 1940
regelmäßig, um über die Lage Großbritanniens und die Rolle der USA im
Krieg gegen die Achsenmächte zu beraten. Ab März 1941 verfolgten beide Seiten die Strategie, zuerst in Europa und
danach im Pazifik für Frieden zu sorgen; sie nannten diese »Europe First«.
Nach dem Kriegseintritt der USA im
Dezember 1941 trafen sich der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt und der britische Premierminister
Winston S. Churchill zu Beratungen.
Die obersten Militärgremien beider
Staaten schlossen sich zu den Combined Chiefs of Staff zusammen. Um
die Jahreswende 1941/42 wurde »Europe
First« offiziell verabschiedet. Seitdem
war eine Invasion in Frankreich Gegenstand von Planungen und Verhandlungen. Die USA begannen Truppen aufzustellen, auszubilden und auszurüsten,
um diese in Großbritannien bereitzustellen. Amerikaner und Briten waren
sich jedoch zunächst nicht einig, wann
und wo eine Landung Erfolg versprechend sein könnte. Die USA bevorzugten frühzeitig Frankreich, das Vereinig-
te Königreich befürwortete Nordafrika.
Das Unternehmen »Torch«, die Landung der Alliierten im November 1942
in Nordafrika, war letztlich das erste
Ergebnis dieses Ringens. Im Zuge der
Kämpfe in Tunesien gegen das ausweichende Deutsche Afrikakorps trafen
sich die alliierten Führer dann im Januar 1943 in Casablanca, wo u.a. beschlossen wurde, die Invasion in Frankreich auf 1944 zu verschieben und den
Schwerpunkt zunächst auf das Mittelmeer zu verlegen.
Im Juli 1943 erfolgte die Landung auf
Sizilien und im September 1943 in Italien. Schließlich setzten die militärisch
stärker werdenden und somit die Allianz im Westen dominierenden USA
Mitte 1943 ihre Vorstellungen gegen ihren britischen Verbündeten durch: Das
folgende Jahr sollte die Landung in
Frankreich sehen. Unterstützt wurden
die USA durch den sowjetischen Diktator Josef Stalin, der die Westalliierten immer lauter zur Eröffnung einer
»Zweiten Front« in Frankreich drängte. Der Plan für »Overlord« wurde im
Dezember 1943 fertiggestellt. Auf der
Konferenz von Teheran legten »Die
großen Drei« die Operation und eine
weitere flankierende Landung in Südfrankreich (»Anvil« bzw. später »Dragoon«) als Schwerpunkte für 1944 fest.
Noch im Februar 1944 unternahm
Churchill den Versuch, »Overlord« zugunsten einer Landeoperation im östli-
chen Mittelmeerraum (Italien oder Balkan) zu verhindern. Hierin offenbarten
sich die unterschiedlichen Interessen
Großbritanniens und der Sowjetunion.
Großbritannien sah seine Stellung im
Mittelmeer gefährdet, überließe man
der Sowjetunion das Operationsgebiet
Balkan. Zudem hätte eine dortige Landung der Westalliierten eine Ausdehnung der sowjetischen Einflusssphäre
in Osteuropa verhindert. Dies wiederum konnte nicht in Stalins Interesse liegen. Er drängte die Westalliierten auf
die Errichtung einer »Zweiten Front«.
Letztlich war es aber Roosevelt, der sich
gegenüber Churchill durchsetzte und
sowohl das Jahr 1944 als auch Frankreich als geeigneten Raum für das entscheidende Landungsunternehmen in
Europa festlegte.
Der Verlauf der Landung
Für die Landung hatten die Verbündeten in Großbritannien insgesamt 38
Divisionen bereitgestellt. Die Soldaten
stammten aus den USA, Großbritannien
und Kanada. Aber auch polnische und
französische Exiltruppen nahmen an
den Kämpfen in der Normandie und in
Frankreich teil. Die Alliierten griffen in
den Morgenstunden des 6. Juni mit einer
Heeresgruppe unter General Bernard L.
Montgomery an. Der Landungsstrand
erstreckte sich auf etwa 100 km zwischen St. Mère-Eglise im Westen und
Ouistreham im Osten. Er umfasste fünf
Landungssektoren, die ihrerseits jeweils
bis zu 10 km breit waren.
Den US-Streitkräften waren dabei
die westlichen Sektoren UTAH und
OMAHA zugeteilt. Dort hoffte man
später Atlantikhäfen zu erobern, um
so den benötigten Nachschub aus den
USA direkt anlanden zu können. Die
US-Streitkräfte griffen am 6. Juni mit
der 1. US-Armee und den nachgeordneten VII. und V. US-Korps an. Jedes
Korps landete zunächst mit einer Division, der 4. Division an UTAH und der
1. Division an OMAHA. Die Commonwealthtruppen griffen an den östlichen
Strandabschnitten GOLD, JUNO und
SWORD an. Sie waren in der 2. britischen Armee mit dem XXX. brit. und
dem I. brit. Korps zusammengefasst.
Auf GOLD griff die 50. brit. Division,
auf JUNO die 3. kanadische Division
und auf SWORD die 3. brit. Division
an. Ihnen standen auf deutscher Seite
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
19
Die Invasion 1944
sieben Divisionen gegenüber. Insgesamt verfügte der deutsche Oberbefehlshaber West über etwa 60 Divisionen in ganz Frankreich; davon waren
jedoch weit über die Hälfte sogenannte
bodenständige Divisionen und solche
mit nur eingeschränktem Kampfwert.
Die übrigen kampfstarken motorisierten und gepanzerten Infanterie- und
Panzerdivisionen hatten Verfügungsräume weiter im Landesinneren bezogen. Es benötigte daher erhebliche
Zeit, sie an den Landungsort heranzuführen, zumal die drückende alliierte Luftüberlegenheit die deutschen
Bewegungen massiv behinderte. Erschwerend kam hinzu, dass die deutsche Reaktion auf die Landung durch
Kompetenzüberschneidungen, unklare Befehlslagen und das Fehlen eines
von den verschiedenen Befehlshabern
getragenen operativen Konzeptes geprägt war.
In der Nacht unmittelbar vor der Landung bombardierten alliierte Flugzeuge die deutschen Festungsbatterien;
zudem setzten Luftlandeunternehmen
in der Westflanke (82. und 101. USLuftlande-Division) und der Ostflanke
(6. brit. Luftlande-Division) ein.
Nach den nächtlichen Bombardements eröffnete die Schiffsartillerie ihr
Deckungsfeuer. In deren Schutz fuhren die Landungsboote vor, ließen ab
etwa 4000 Yards (ca. 3,7 km) vor der
Küste Schwimmpanzer zu Wasser, welche die in der Regel später anlandende Infanterie entscheidend unterstütz-
20
ten. Die deutschen Verbände leisteten
hartnäckigen Widerstand, waren aber
sowohl materiell als auch personell
unzureichend ausgestattet. Den Landungsabschnitt JUNO verteidigten beispielweise nur wenige Kompanien der
716. Infanteriedivision.
Schon am ersten Tag erzielten die Alliierten Geländegewinne von bis zu
sechs Kilometern Tiefe. Entscheidende deutsche Gegenangriffe blieben
aus, weil geeignete Verbände zu weit
entfernt waren, ihre Verlegung durch
die alliierte Luftwaffe verzögert oder
sie ganz vernichtet wurden. Erst bei
Caen kamen die britischen Truppen
zum Stehen. Während es hier den deutschen Verbänden gelang, unter verlustreichen Gefechten den Vormarsch des
Gegners zu verzögern, konnten die USStreitkräfte nach anfänglichen Schwierigkeiten im Sektor OMAHA zunächst
die Halbinsel Cotentin erobern und
schließlich weiter südlich den entscheidenden Durchbruch aus dem Brückenkopf in der Normandie erzielen.
Der Ausbruch aus dem
Brückenkopf
Bis Ende Juli vermochte die Wehrmacht,
die gegnerischen Soldaten zwischen der
Halbinsel Cotentin und Caen im Brückenkopf zu halten. Das VII. US-Korps
stieß jedoch am 26./27. Juli bei St. Lô und
schließlich am 31. Juli bei Avranches
durch die gegnerische Front. In dieser
Situation befahl Hitler einen Gegenan-
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
griff mit Panzerdivisionen. Dazu mussten kampfstarke gepanzerte Verbände
aus dem Raum Caen abgezogen werden, die bislang erfolgreich die Angriffe der britischen und kanadischen Truppen abgewehrt hatten. Der Gegenangriff
nach Westen blieb jedoch nach anfänglichen Erfolgen im Feuer der alliierten
Schlachtflieger liegen. Von diesen erlittenen Verlusten erholten sich die deutschen Truppen in der Normandie nicht
mehr. Innerhalb kürzester Zeit stießen
die Amerikaner weiter nach Süden vor,
drehten nach Osten ein und überflügelten die deutschen Divisionen. Gleichzeitig hatte der Abzug der deutschen Panzerverbände aus dem Raum um Caen
ebendort einen Durchbruch der Commonwealthtruppen ermöglicht. Beide
alliierte Bewegungen führten zu einer
Einkesselung der deutschen Verbände im Raum Falaise am 20./21. August.
In diesem Kessel, in dem über 100 000
deutsche Soldaten eingeschlossen waren, fielen etwa 10 000 Mann, weitere 50 000 gerieten in Gefangenschaft.
Etwa 40 000 deutsche Soldaten konnten
aus dem Kessel entkommen. Gleichzeitig stießen weiter südlich US-Verbände
nach Osten auf Paris vor.
Der Ausbruch aus dem Brückenkopf
Normandie wurde seit dem 15. August
durch die Operation »Dragoon«, der
Landung westalliierter Truppen in
Südfrankreich, flankiert. Für das deutsche Westheer gab es kein Halten
mehr. Der Rückzug aus der Normandie, aber auch aus Südfrankreich verlief nicht mehr planmäßig, an vielen
Stellen wirkte er wie eine panikartige
Flucht. Der alliierte Angriff kam erst
im Herbst, etwa 100 km vor der deutschen Reichsgrenze, zum Stehen. Der
Grund für diesen Halt lag u.a. an den
überdehnten alliierten Versorgungslinien, die zu ernsthaften Nachschubkrisen führten. Die Pause ermöglichte
noch einmal eine Konzentration deutscher Verbände, die schließlich im Dezember 1944 in der »Ardennenoffensive«, der letzten deutschen Offensive im
Westen, gipfelte.
Die Westalliierten landeten bis Anfang September etwa 1 234 000 amerikanische und 825 000 Soldaten des
Commonwealth. Die Verluste auf beiden Seiten waren hoch. Die Wehrmacht
verlor allein in diesen Kämpfen des
Sommers 1944 über eine halbe Millionen Soldaten an der Westfront.
Brachte die Invasion die Wende im
Zweiten Weltkrieg?
ullstein – LEONE
Im Zuge der Feierlichkeiten zum
60. Jahrestag konnte der Eindruck entstehen – so übrigens auch, wenn man in
die Normandie reist –, alleine die alliierte Landung in der Normandie habe
über den Ausgang des Krieges entschieden. Dies ist nur eingeschränkt
richtig. Die Invasion bestimmte maßgeblich die Machtverteilung in Europa nach dem Krieg. Die deutsche Niederlage aber war bereits lange vorher
auf anderen Schlachtfeldern erzwungen worden.
Dass das Reich den Krieg vermutlich nie hätte gewinnen können, lag
wohl nicht zuletzt an den schier unerschöpflichen Ressourcen der USA.
Dass es den Krieg aber verlor, gründet
in erster Linie an den »Leistungen« der
Sowjetunion (Bernd Wegner). Dass diese und die damit verbundenen Opfer
nach 1945 in Westeuropa eher in den
Hintergrund gedrängt wurden, geht
auf die Konfrontation zwischen Ost
und West im Kalten Krieg zurück. Andererseits schlachtete die Sowjetunion
ihren Beitrag zum Sieg der Alliierten
nach 1945 propagandistisch aus. Letztlich hätte das westliche Zugeständnis
der ungeheueren Leistungen der Sowjetunion aber auch eine Legitimierung ihres Handelns nach 1945, nämlich der Besetzung halb Europas und
der kommunistischen und diktatorischen Neuordnungspolitik, bedeutet,
was nicht im Interesse der Westalliierten und des »freien« Europas liegen
konnte. Deutlich wird dies auch daran,
dass im Zuge der Feierlichkeiten zum
D-Day der Operation »Bagration«, der
beinahe zeitgleichen sowjetischen Offensive, welche die Heeresgruppe Mitte zusammenbrechen ließ, in den westlichen Medien oder der Öffentlichkeit
kaum gedacht wurde. Dieser ersten
Offensive vom 22. Juni 1944 (zugleich
der 3. Jahrestag des deutschen Angriffs
auf die Sowjetunion), die etwa 2,5 Millionen Rotarmisten, 45 000 Geschütze,
mehr als 6000 Panzer und über 8000
Flugzeuge umfasste, schlossen sich
zwei weitere auf die obere Weichsel
und nach Rumänien und Bulgarien
an. Das Unternehmen »Bagration« war
mit einer Frontlänge von über 1100 km
und 600 km Tiefe eine der größten Einzeloperationen der Militärgeschichte.
Es führte gleichzeitig auch zur größten deutschen Niederlage, die den Zusammenbruch des Ostheeres nach sich
zog. In der Folge der weiteren Offensive schieden Bulgarien, Rumänien und
Finnland aus dem Krieg aus. Die Sowjetunion begann in Osteuropa und
im Baltikum eine politische Neugestaltung: Sie verschob ihre Einflusssphäre
nach Westen.
Die Landung der Westalliierten in
Frankreich eröffnete eine »Zweite
Front«, deren Bedeutung für den Ausgang des Zweiten Weltkrieges im Zuge
der politischen Auseinandersetzungen
des Kalten Krieges medial stets besonders hervorgehoben wurde. Die Leistungen und Opfer der Roten Armee
– der Armee einer Diktatur und der Armee des »Systemgegners« – standen im
Schatten dieser »Zweiten Front«. Ungeachtet dessen signalisierten der Zusammenbruch der deutschen Heeresgruppe Mitte an der Ostfront und der
Ausbruch der Westalliierten aus dem
Brückenkopf der Normandie das nahe
Kriegsende. Der wichtigste Kriegsschauplatz in Europa war jedoch die
Ostfront, an welcher die Wehrmacht
seit Winter 1941 einem Auszehrungsprozess unterlag, dessen Ursachen in
der »völligen Asymmetrie« (Bernd
Wegner) der wirtschaftlichen und personellen Ressourcen der am Krieg beteiligten Mächte zu suchen sind. Sowohl
der politische als auch der militärische
Handlungsspielraum der deutschen
Führung nahmen von Kriegsjahr zu
Kriegsjahr ab. Sie schwanden in dem
Maße, wie sich die Funktionszusammenhänge zwischen den einzelnen
Fronten zu einem engmaschigen Netz
verdichteten, in dem die Wehrmacht
sich immer mehr verfing und so einen
Kampf führte, der spätestens seit der
Wende vor Moskau 1941 nicht mehr zu
gewinnen war.
 Thorsten Loch
Literaturtipps:
Deutsche Soldaten während der Ardennenschlacht in einem Dorf östlich von
Malmedy, um den 22. Dezember 1944.
Hans Umbreit (Hrsg.), Die Invasion, Hamburg, Berlin, Bonn 1998 (= Vorträge zur
Militärgeschichte, Bd 16)
Rolf-Dieter Müller und Hans-Erich Volkmann (Hrsg.), Die Wehrmacht. Mythos
und Realität, München 1999
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
21
Service
Das historische Stichwort
Warnstreiks im Hüttenwerk Warszawa
bei Warschau: demonstrierende Arbeiter mit Protestplakaten und Spruchbändern, auf denen auch für die unabhängige Gewerkschaft Solidarnosc
demonstriert wird, 1980.
A
m 31. August 1980 ließ die Regierung der Volksrepublik Polen (VRP) offiziell die Gewerkschaft
Solidarność (Solidarität) zu. Diese im
ersten Moment wenig spektakulär wirkende Maßnahme besaß vor der Kulisse des Kalten Krieges ihre eigene Tragweite: zum ersten Mal seit dem Beginn
der Blockkonfrontation war es in einem
sozialistischen Land zur Gründung und
staatlichen Bestätigung einer unabhängigen Gewerkschaft gekommen. Dadurch wurde das sozialistische Selbstverständnis, demzufolge Partei und
Staatsorgane die Interessen der Arbeiterschaft wahrnehmen, grundsätzlich
in Frage gestellt. Es ist vor dem Hintergrund der weltweiten Auseinandersetzung zweier unterschiedlicher politischer Systeme kaum verwunderlich,
dass die Entwicklungen in der VRP die
anderen sozialistischen Staaten stark
beunruhigten. Ein Ausscheren einzelner Länder aus dem sozialistischen
Gleichschritt konnte unter keinen Umständen toleriert werden. Nicht zuletzt
aufgrund des blockinternen Drucks auf
die polnische Regierung kam es daraufhin am 13. Dezember 1981 zur nationalen Verhängung des Kriegsrechts, um
eine eventuell bevorstehende Intervention von Truppen des Warschauer Vertrages zu verhindern. Die Führung von
22
ullstein – PAI-Foto.pl
Die
Polenkrise
1980/81
Solidarność wurde interniert, die Arbeit
der Gewerkschaft verboten. Am 8. Oktober 1982 folgte ihre Auflösung. Die
beginnende Demokratisierung wurde
jedoch nur verzögert, verhindert werden konnte sie nicht mehr.
Es waren vor allem politische und
ökonomische Faktoren, die zum Zusammenbruch vieler sozialistischer
Staaten und zur Beendigung des Kalten
Krieges geführt haben. Weitreichende
ökonomische Probleme waren bei einigen Mitgliedern der Warschauer Vertragsorganisation (WVO) bereits zum
Beginn der 70er Jahre unübersehbar.
Dies galt auch für die VRP. Um finanzielle Probleme des Staatshaushaltes zu
mildern, ließ der damalige Generalsekretär der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP), Władysław Gomułka
(1905-1982), im Dezember 1970 die Preise für Lebensmittel drastisch anheben.
Das Resultat dieser Verteuerung waren
weit verbreitete Unruhen, die blutig
niedergeschlagen wurden. Gomułkas
Nachfolger seit Dezember 1970, Edward Gierek (1913–2001), versuchte
der andauernden Missstimmung in der
Gesellschaft durch die Rücknahme der
Preiserhöhungen und eine Subventionierung von Lebensmitteln entgegenzuwirken. Er erhoffte sich durch die
Aufnahme weiterer Auslandskredite
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
positive Auswirkungen auf die eigene
Wirtschaft. Als derartige Effekte ausblieben, versuchte er 1976 erneut, die
Lebensmittelpreise zu erhöhen. Wiederum kam es in der Bevölkerung zu
Unruhen, die niedergeschlagen wurden.
Es gelang Gierek in der Folge der
Aufstände von 1976 nicht, die polnische
Wirtschaft und den Staatshaushalt zu
sanieren. Es mussten immer neue Kredite von westlichen Staaten aufgenommen werden, um die Zahlungsunfähigkeit zu verhindern. Einen Großteil der
Staatskosten machten Subventionsausgaben aus, die aufgrund der maroden
Staatsfinanzen drastisch gesenkt werden mussten. Aus diesem Grund wurden die Preise für Fleisch zum 1. Juli
1980 verdoppelt. Wie bereits in den Jahren 1970 und 1976 kam es zu Unruhen
und Streiks im ganzen Land. Zentrum
des Widerstandes war die Leninwerft
in Danzig. Dort wurde der Streik am
14. August 1980 ausgerufen, nachdem
zuvor die Kranführerin Anna Walentynowicz (geb. 1929), eine Symbolfigur der Unruhen von 1970, entlassen
worden war. Die Streikenden in Danzig forderten aber nicht nur die Wiedereinstellung ihrer Mitstreiterin und
die Zurücknahme der Preiserhöhungen für Lebensmittel, sondern auch
eine grundlegende Liberalisierung des
politischen Systems.
Aus der Streikbewegung der Arbeiter
in Danzig formierte sich unter Führung
des charismatischen Elektrikers Lech
Wałęsa (geb. 1943) die Gewerkschaft
Solidarność. Zentrale Ziele waren die
Freilassung aller politischen Gefangenen, die Gewährung des Streikrechts,
die Anerkennung als freie Gewerkschaft und der Zugang zu den Medien
unter Aufhebung der Zensur. Das sozialistische System an sich wurde nicht
in Frage gestellt. Solidarność als Interessenvertretung der Arbeiter wurde
in diesen Zielen von regimekritischen
Intellektuellen wie Tadeusz Mazowiecki (geb. 1927), 1989 erster nichtkommunistischer Ministerpräsident
Polens seit Ende des Zweiten Weltkriegs, und Teilen der katholischen
Kirche unterstützt. Nach der Besetzung
des Werftgeländes in Danzig gelang es
Wałęsa am 31. August 1980, von der Regierung die Zulassung von Solidarność
als freie Gewerkschaft zu erzwingen.
Auch wenn es nicht in der Absicht
der neugegründeten Gewerkschaft
lag, wurde doch durch ihre bloße Existenz das bestehende System in Frage
gestellt und das sozialistische Selbstverständnis konterkariert. Dieser Konflikt offenbarte sich auch innerhalb von
Solidarność; in zahlreichen Debatten
wurde diskutiert, ob man lediglich als
Gewerkschaft oder auch als politischgesellschaftliche Kraft auftreten sollte.
Stanisław Kania (geb. 1927), der Gierek am 6. September 1980 als Generalsekretär der PVAP abgelöst hatte,
konnte die ökonomischen Probleme
schaffte es nicht, sich produktiv an der
Behebung der politischen und wirtschaftlichen Probleme zu beteiligen. Indes wuchs der außenpolitische Druck.
Vor allem die DDR strebte aufgrund
der geostrategischen Lage Polens eine
schnelle Beendigung der »Konterrevolution« im Nachbarland an.
Im Oktober 1981 wurde General
Wojciech Jaruzelski (geb. 1923), bis dahin Ministerpräsident und Verteidigungsminister, zum neuen Ersten Sekretär des Zentralkomitees der PVAP
bestimmt. Auf seinen Befehl hin wurde am 13. Dezember 1981 in Polen das
Kriegsrecht verhängt, die Arbeit von
Solidarność verboten. Bis heute ist umstritten, ob der General damit einer Invasion seines Landes zuvorkam.
Zu einer militärischen Intervention in
Polen ist es nie gekommen. Stattdessen
kam es aufgrund anhaltenden Drucks
seitens der WVO zu einer »nationalen Lösung«. Als das Kriegsrecht am
ullstein – AP
ullstein – UPI
General Wojciech Jaruzelski verkündet
am 13.12.1981 in einer TV-Ansprache
das Kriegsrecht.
Polens ebenfalls nicht mildern. Folge
waren weitere Streikwellen, die das
Land lähmten und das volle Ausmaß
der wirtschaftlichen Krise offen legten.
Die VRP war nicht mehr stabil, der Regierung entglitt in zunehmenden Maße
die Kontrolle. Die politische Instabilität
Polens wirkte aber nicht nur nach innen, sondern auch nach außen. Ein gesellschaftlicher Umbruch konnte nicht
toleriert werden, würde doch so der
Sozialismus an sich, und nicht zuletzt
die Machtbasis der Regime der anderen WVO-Staaten in Frage gestellt. Eine
derartige Entwicklung war nicht völlig
abwegig, gingen doch die Mitgliedszahlen der PVAP deutlich zurück, während Solidarność gesamtgesellschaftlichen Zulauf aufweisen konnte. Die
politischen Eliten der WVO kamen daher am 5. Dezember 1980 in Moskau
zu einer Krisensitzung zusammen, um
über das weitere Vorgehen in Bezug
auf Polen zu beraten. Vor allem die Re-
Nach der Verhängung des
Kriegsrechts
in Polen am
13.12.1981:
Demonstranten
werden von
der Polizei
mit Tränengas
auseinander
getrieben.
gierungschefs der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), Bulgariens
und der Tschechoslowakei befürworteten eine militärische Intervention der
WVO in Polen. Erich Honecker bot sogar eine deutsche Division für eine Invasion an. Die Regierungschefs Rumäniens und Ungarns setzten hingegen
auf eine politische Lösung des Konflikts, die auch von der Sowjetunion favorisiert wurde. Aus diesem Grund unterblieb eine militärischen Intervention
vorerst, man behielt sich diese Option
aber vor.
Die polnische Regierung war trotz
eines drohenden Militärschlags nicht
in der Lage, grundlegende Entscheidungen zu treffen. Auch Solidarność
22. Juli 1983 aufgehoben wurde, waren
über 13 000 Gewerkschaftler und Oppositionelle interniert worden. 800 000
Bürger, vor allem Akademiker, hatten
ihr Heimatland verlassen. Doch auch
wenn das System noch einige Jahre
weiterbestehen konnte, seine Auflösung hatte unwiderruflich begonnen:
mit dem Beginn von Perestroika und
Glasnost in der Sowjetunion änderten
sich auch die politischen Rahmenbedingungen in Polen. Am 5. April 1989
wurde Solidarność wieder staatlich anerkannt, Polen nach den ersten freien
Wahlen im Juni 1989 eine parlamentarische Demokratie. Erster Präsident wurde Lech Wałęsa.
Julian-André Finke
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
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Service
Medien online/digital
Lange Kerls
Legendäre »lange Kerls«. Ausgewählte
Quellen zur Regimentskultur der Königsgrenadiere Friedrich Wilhelms I. 1713–
1740. Ein Hörbuch von Jürgen Kloosterhuis, in Zusammenarbeit mit der Stiftung
Preußische Schlösser und Gärten BerlinBrandenburg, Berlin 2006 (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer
Kulturbesitz, Hörbuch 1), CD-ROM mit
Abbildungsteil. ISBN 3-923579-08-2,
15,00 €
rich Wilhelm I.«. Zu Wort kommen
darüber hinaus eine »Chronistin«,
ein »Kabinettssekretär«, der »Oberstleutnant von Einsiedel« sowie »König
Friedrich II.«. Musikalisch untermalt
werden die Ausführungen durch historisch exakte Einspielungen von Dienststücken und Märschen aus der Zeit des
Soldatenkönigs.
mn
world wide web
1848 im Internet
http://www.ub.uni-heidelberg.
de/helios/fachinfo/www/gesch/
blic1848.htm
Ein militärhistorisches Hörerlebnis
der besonderen Art ist unter dem Titel
Legendäre »lange Kerls« erschienen. Dabei handelt es sich um ein Hörbuch von
Jürgen Kloosterhuis, das auf der Basis
einer 2003 veröffentlichten Quellensammlung gleichen Titels entstanden
ist. Während die voluminöse Quellenedition sich hauptsächlich an das historische Fachpublikum richtet, vermittelt
das Hörbuch ein lebendiges Bild preußischer Militärgeschichte für jedermann. Mithilfe der sogenannten Minütenbände – Amtsbücher, in denen die
Weisungen des Königs niedergeschrieben wurden – gelingt es Jürgen Kloosterhuis, dem Hörer einen Einblick in
den Alltag und die Lebenswirklichkeit
der Angehörigen der berühmten Gardetruppe zu gewähren und zugleich
mit den gängigen Klischees aufzuräumen. So entpuppt sich die »Potsdamer Riesengarde« nicht nur als »luxuriöse Palasttruppe«, sondern auch als
»hochbrisante Kampfgarde«. Die »langen Kerls« waren also mehr als nur eine
teure Spielerei eines in das Militär vernarrten Monarchen. Das 3669 Mann
starke Königsregiment Nr. 6 diente der
preußischen Armee als Lehr- und Versuchstruppe, in der neue Exerzierreglements erprobt und ausgearbeitet wurden.
Gesprochen werden die Kabinettsminüten auf der CD von »König Fried-
24
Unter den fachbezogenen Informationen der Universitätsbibliothek Heidelberg findet sich seit 1999 eine Sonderseite zur Revolution 1848/49. Darin
lassen sich interessante Informationen
und Hinweise auf andere Internet-Seiten zum Thema finden. Die Übersichtlichkeit durch die Auflistung der Verknüpfungen auf einer Seite und die
Sortierung der Hinweise unter verschiedenen Rubriken/Überschriften erleichtern die Suche auf der Seite.
Dort erhält man nicht nur die Hinweise auf die entsprechenden Seiten,
sondern es werden zumeist auch ihre
Inhalte kurz zusammengefasst wiedergegeben, soweit diese nicht aus dem Titel explizit hervorgehen. Des Weiteren
werden bei Büchern deren Verfasser
und dazu bereits veröffentlichte Rezensionen genannt. Auch diese sind,
soweit online verfügbar, über einen
Mausklick durch direkte Vernetzung
zugänglich.
Um sich einen ersten Überblick im
Netz zu verschaffen, findet man unter
der Rubrik »Übergreifend« Hinweise und Links zu historischen Einführungen, Forschungsseiten, themenbezogenen Enzyklopädien, Chroniken,
Artikelsammlungen und Zusammenstellungen von Unterrichtsmaterialien.
Zur »Vorgeschichte« gibt es derzeit
nur drei Einträge, nämlich zwei Seiten
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
über Burschenschaften und einen Literaturhinweis.
Die etwas umfangreichere Rubrik
»Regional« verweist auf Seiten, die sich
speziell mit den Revolutionen in Städten wie Mannheim, Offenburg, Berlin
oder München beschäftigen. Hier findet man allerdings auch wichtige Persönlichkeiten in Verbindung mit ihrem
Wirkungsort, wie beispielsweise Ludwig Feuerbach in Heidelberg.
Eine Zusammenstellung sehr interessanter Seiten kann man unter »1848er
in Amerika – Forty-Eighters in America« finden. Informationsseiten über
die Revolutionsflüchtlinge oder auch
Bibliografien ermöglichen weitere Recherchen.
Unter »Persönlichkeiten« finden sich
Seiten zu etwas mehr als 25 Beteiligten
von 1848/49, darunter auch sieben Verweise auf Seiten zu Carl Schurz.
Zum Schluss sind unter »Einzelaspekte« neben Seiten zu Turnvereinen
und Flugschriften auch eine Anleitung
zu einem 1848-Kartenspiel und eine
Hörcollage als Textdatei aufgelistet.
Zum Einstieg in die online verfügbaren Informationsseiten zu 1848 ist diese
Seite optimal.
http://lisa.mmz.uni-duesseldorf.
de/%7Ehistsem/revolution/
Wer sich neu mit dem Thema 1848 beschäftigt, dem sei diese Infobox der Universität Düsseldorf empfohlen. Zwar
konzentrieren sich die Macher der Seite
auf den badischen Raum, doch lassen
sich dort mithilfe der Themenübersicht
Informationen zu allen wichtigen übergreifenden Begriffen finden. Nachdem
ein Begriff gewählt ist, entscheidet das
Interesse, ob im Ortsregister oder im
Index danach gesucht werden soll. Die
Indexaufstellung enthält Unterbegriffe
mit teilweise speziellen geografischen
Eingrenzungen. Das Ortsregister listet
neben den gewünschten Informationen
digital
zu Regionen auch übergreifende Lexikoneinträge auf.
Besonders interessant ist die umfangreiche Bibliografie, alphabetisch sortiert nach Autoren, in der die für die
Seite verwendete Literatur gelb unterlegt ist.
Schade nur, dass die Suchfunktion,
welche schneller zum gewünschten Begriff führen würde, derzeit nicht funktioniert.
http://www.uni-oldenburg.de/
nausa/1848/48start.htm
Welche Rolle deutsche Auswanderer
und Revolutionsflüchtlinge im Amerikanischen Bürgerkrieg gespielt haben,
lässt sich auf dieser Seite der Universität Oldenburg nachlesen. Neben Zitaten der Beteiligten im historischen
Kontext und in den Texten vorhandenen Links zu deren biografischen Daten werden ihre Aktivitäten im Bürgerkrieg in relativ chronologischer Folge
abgehandelt. Die ca. 180 000–200 000
Deutschen, die in den Reihen der Union dienten, waren maßgeblich an wichtigen politischen wie militärischen Ereignissen beteiligt, ob als Befehlshaber
oder als militärische Einheit.
Die erste Seite widmet sich den Revolutionsflüchtlingen von 1848/49 und
den Anfängen des Amerikanischen
Bürgerkriegs, während auf der zweiten Seite schon die maßgebliche Beteiligung Deutscher am Verbleiben Missouris in der Union zurückverfolgt wird.
Die nächsten drei Seiten behandeln
die Aushebung der deutschen Regimenter und deren Verbindung zu den
»Achtundvierzigern«. Des Weiteren
werden die Schlachten beschrieben, in
denen deutsche Einheiten kämpften, so
zum Beispiel Gettysburg.
Beim Klick auf die letzte Seite erhält
man eine alphabetisch sortierte Liste
der »Achtundvierziger«-Revolutionsflüchtlinge in den Vereinigten Staaten
von Amerika.
http://1848.ub.uni-frankfurt.de/
cgi-bin/uebersicht.rb
Um sich eingehender mit der Geschichte der Revolution von 1848/49 zu beschäftigen, kann man die von der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main
als PDF-Dokumente bereitgestellten
Flugschriften nutzen.
Die nach Personen, Orten, Chronologie und Signaturen sortierten Schriften
lassen sich als JPG-Bild herunterladen
oder durch einen Klick auf die Lupe
rechts über dem Dokument als PDFDatei öffnen und beliebig vergrößern.
Alles in allem wurden etwa 83 000
Seiten digitalisiert.
Das früheste eingeordnete Dokument
ist eine Karikatur aus dem Jahr 1842,
während das Gros der Dokumente aus
den Jahren 1848 bis 1850 stammt.
Zu den Dokumenten erhält man weiterführende Informationen, wie den
Entstehungszeitraum, genannte Orte
und einen meist sehr hilfreichen Kommentar. Dank ihrer klaren Strukturierung und den beschriebenen Features
ist diese Seite optimal für die Quellenarbeit geeignet.
http://www.erinnerungsstaetterastatt.de/index.htm
Der Internetauftritt der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in
der deutschen Geschichte in Rastatt informiert über die dortige Dauerausstellung, die von den Freiheitsbewegungen
in der Frühen Neuzeit und den Revolu-
tionen 1789 beziehungsweise 1848/49
über die Grundrechte und den langen
Weg zur Demokratie von 1850 bis 1918
bis hin zum Widerstand in NS-Zeit,
SBZ und DDR berichtet.
Das Besondere an diesem Museum
ist dessen pädagogisches Profil. Dieses macht die Erinnerungsstätte zu einem idealen Lernort für Exkursionen
im Rahmen der historisch-politischen
Bildung. Unter dem Menüpunkt »Museumspädagogik« lassen sich zur Vorbereitung erarbeitete Dokumente herunterladen und es werden ausführlich
das methodische Vorgehen, die inhaltlichen Lernziele, die Zielgruppen, die
benötigte Zeit und auch die Funktion
der Übungen erläutert.
Altersgerechtes, eigenverantwortliches und selbständiges Lernen steht
dabei im Vordergrund. Es kann individuell auf die Bedürfnisse der Lerngruppe abgestimmt werden. Bezogen
auf die Revolution von 1848/49 stehen
folgende Themenkreise zur Auswahl:
»Die Revolution 1848/49 im Überblick«, »Die Arbeit der Nationalversammlung« und »Die Revolution in
Baden 1849«.
Aber auch der Kreativität werden
kaum Grenzen gesetzt: Ein Sketch aus
dem Jahr 1848 kann nachgespielt werden, inszeniertes Lesen und das Schreiben von Gedichten werden ebenso angeboten wie eine Schreibwerkstatt zum
Petitionsrecht oder die Erstellung einer
Geschichtszeitung mit mehreren möglichen Rubriken.
Dem Lerngruppenleiter wird unter
»Downloads« eine optimale Vorbereitung mit den dort bereitgestellten Arbeitsmaterialien geboten. Mithilfe der
Lernprogramme lassen die Besuchergruppen die Ausstellung nicht nur auf
sich wirken, sondern beschäftigen sich
intensiver und kritischer mit dem jeweils behandelten Thema.
StS
dig
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
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Lesetipp
Kriegsherren
1848/49
Spanischer Bürgerkrieg
M
W
F
Wolfram Siemann, 1848/49 in Deutschland und Europa. Ereignis – Bewältigung
– Erinnerung, Paderborn 2006.
ISBN 3-506-75673-7; 272 S., 19,90 Euro
Antony Beevor, Der Spanische Bürgerkrieg,
München 2006. ISBN 3-570-00924-6;
635 S., 26,00 Euro
it einer Zusammenstellung von
biografischen Skizzen ist es den
Herausgebern Stig Förster, Markus
Pöhlmann und Dierk Walter gelungen,
in einem Bogen von der Antike bis in
die Moderne 22 der bedeutendsten und
wichtigsten historischen Persönlichkeiten unter dem Begriff »Kriegsherren«
zu vereinen.
Was diese Staaten- und Kriegslenker
gemein haben sollen, ist ihre in einer
Person vereinte politische und militärische Macht. Genau diese »Letztverantwortlichkeit eines Individuums für die
gesamtstaatlichen Kriegsentscheidungen« zieht sich durch alle Epochen der
Weltgeschichte.
Dadurch erscheinen neben bekannten
militärischen Führern wie Alexander
der Große, Napoleon I. oder Josef Stalin auch Personen in diesem Band, die
man nicht unbedingt mit dem Begriff
des »Kriegsherrn« oder der »Kriegsherrin« in Verbindung bringt, so beispielsweise Abraham Lincoln (1809–1865) als
ein demokratisch legitimierter Oberbefehlshaber oder die aus dem Hintergrund agierende chinesische Kaiserinwitwe Cixi (1835–1908).
Alles in allem gelingt es den Autoren dieses Bandes, das Wirken der beschriebenen Männer und Frauen auf
komprimierten Raum kenntnisreich
darzustellen.
StS
Stig Förster, Markus Pöhlmann und
Dierk Walter (Hrsg.), Kriegsherren der
Weltgeschichte. 22 historische Portraits,
München 2006. ISBN 3-406-54983-7;
415 S., 24,90 Euro
26
er mehr über die historischen
Wurzeln der »Forty-Eighter« erfahren möchte, dem sei der Sammelband von Wolfram Siemann »1848/49
in Deutschland und Europa« empfohlen. Der Band, der anlässlich des
60. Geburtstags des Autors erschienen
ist, umfasst 12 Aufsätze, die den Leser
mit den zentralen Ereignissen der Revolution sowie deren Auswirkungen
vertraut machen. Behandelt werden
u.a. die Parteibildung in der Paulskirche, die sozialen Protestbewegungen,
die Bedeutung von Nation und Nationalitäten, die Funktion der Presse, das
politische System der Reaktion und der
Umgang mit dem historischen Erbe der
Revolution. Den Revolutionsflüchtlingen widmet sich der Beitrag »Asyl,
Exil und Emigration der 1848er«. Darin zeigt Siemann auf, dass die Asylsuchenden von 1848/49 in der Praxis
keineswegs immer »freundliche Aufnahme« fanden. Gerade vermeintlich
liberale Länder wie Frankreich oder
die Schweiz bemühten sich möglichst
schnell um eine Ausweisung der ungeliebten Gäste, da man über die politische Ruhe im eigenen Land besorgt
war. Einzig in den Vereinigten Staaten ließ sich der »Traum von der Freiheit« verwirklichen und so kämpften
die ehemaligen Flüchtlinge der Revolution von 1848/49 im Amerikanischen
Bürgerkrieg für ihre alten Ideale und
das »Erbe von 1848«.
Insgesamt bietet der Sammelband einen informativen Überblick über die
wichtigsten Aspekte der Revolution.
mn
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
ällt das Stichwort »Spanischer Bürgerkrieg (1936–1939)«, dann dürften
»Legion Condor«, »Internationale Brigaden», »Guernica«, »Pablo Picasso«,
»Wem die Stunde schlägt« und »Ernest
Hemingway« wohl mit die bekanntesten Begriffe sein, die einem durch den
Kopf gehen. Der Kriegsbeginn jährte
sich 2006 zum siebzigsten Male und
brachte eine Fülle von Neuerscheinungen hervor. Antony Beevors Buch geht
dabei wohl am detailliertesten auf die
Vielzahl der Gefechtshandlungen ein,
ohne die politisch-multinationalen Dimensionen des »Bürgerkrieges« zu vergessen.
Die innerspanischen Spannungen werden ebenso erwähnt wie die als »Säuberungen« bezeichneten Morde innerhalb
der Internationalen Brigaden, die Untaten der »Nationalisten« und ihrer italienisch-deutschen Helfer sowie die Zurückhaltung der Westmächte. Letztlich
kämpfte Stadt gegen Land, reich gegen
arm, Katholik gegen Kommunist, Anarchist gegen Kommunist und Separatist gegen Nationalist. Beevor sieht und
analysiert vielschichtig die verschiedenen Konflikte und Kriegsparteien, die
seiner Ansicht nach nur unzutreffend
mit dem Wort »Bruderkrieg« wiedergegeben werden können.
hp
Manstein
E
rich von Manstein (1887–1973) ist
einer der bekanntesten Heerführer
des Zweiten Weltkrieges. Seine nach
1945 erschienenen Bücher »Verlorene
Oliver von Wrochem,
Erich von Manstein:
Vernichtungskrieg
und Geschichtspolitik, Paderborn/München/Wien/Zürich
2006 (= Krieg in der
Geschichte, Bd 27).
ISBN 3-506-72977-2;
431 S., 39,90 Euro
Siege« und »Aus einem Soldatenleben«
trugen maßgeblich dazu bei. Hinzu kamen sein viel genutztes militärisches
Fachwissen, seine Popularität im Inund Ausland, seine gleichzeitige Distanz zum deutschen Widerstand und
zeitweilig auch zu Repräsentanten des
NS-Regimes.
Oliver von Wrochem versucht in seiner Doktorarbeit Dreierlei: Erstens will
er eine biografische Skizze Mansteins
erstellen, zweitens von Mansteins Rolle
im Vernichtungskrieg beleuchten und
drittens die über ihn und von ihm abgegebenen Wertungen nach 1945 als
Brennglas des Umgangs mit jüngster
Geschichte in der Bundesrepublik der
1950er bis 1970er Jahre nutzen. Die Ziele werden erreicht. Für die heutige Leserschaft ist neben Mansteins Rolle im
Vernichtungskrieg besonders die Analyse der Netzwerke ehemaliger Wehrmacht-Generale untereinander, in die
Gesellschaft, aber auch in die frühe
Bundeswehr hinein von besonderem
Interesse. So wird nachvollziehbar,
welches Bild von der Wehrmacht nach
1945 entstehen konnte.
hp
Holocaust
D
urch die Medien entsteht allzu
leicht der Eindruck, zum Thema Holocaust sei alles gesagt und erforscht. Der Sammelband von Jürgen
Matthäus und Klaus-Michael Mallmann stellt den Forschungsstand dar,
benennt Lücken und bringt neue Aspekte. Die insgesamt 18 Einzelbeiträge sind auf die Sparten »Kontinuitäten und Zäsuren«, »Täter und Opfer«
und »Wahrnehmungen und Wirkungen« verteilt. Vorgeschichte, Durchführung und Wirkungsgeschichte des
Holocaust werden so facettenreich dargestellt.
Die Rolle des Militärs im Holocaust
wird in den Beiträgen »Reichswehr
und Antisemitismus« (Jürgen Förster),
die »Ermordung der baltischen Juden«
(Wolfgang Benz) und die »Schlußphase
der ›Endlösung‹ in Polen« (Christopher
R. Browning) ausgelotet.
Der Beitrag »Dannecker und Kappler
in Rom. Neue Quellen zur Oktober-Deportation 1943« von Richard Breitmann verweist auf den Schatz deutscher Funksprüche zum Thema Holocaust, die von den Briten abgehört und
an die Amerikaner weitergeleitet wurden. Sie sind in den National Archives
einsehbar.
Klaus-Michael Mallmann und Martin Cüppers stellen in dem Beitrag
Jürgen Matthäus und Klaus-Michael
Mallmann (Hrsg.), Deutsche, Juden, Völkermord. Der Holocaust als Geschichte und
Gegenwart. Festschrift für Konrad Kwiet
zum 65. Geburtstag, Darmstadt 2006
(= Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität
Stuttgart, Bd 7). ISBN 3-534-18481-1;
340 S., 39,90 Euro
»Das Einsatzkommando bei der Panzerarmee Afrika 1942« die deutschen
Planungen für die Zeit nach dem Sieg
Rommels vor. Ein Sonderkommando
war damit beauftragt, die in Palästina lebenden Juden zu ermorden. Aufgrund der Niederlage bei El Alamein
kam es aber nicht zum Einsatz.
Robert G. Waite stellt die wechselreiche öffentliche Wahrnehmung des Holocaust in den USA 1943-1955 dar und
Frank Bajohr analysiert, wie ein ehemaliger SS-Brigadeführer unter falschem
Namen 1950 außenpolitischer Redakteur der ZEIT wurde.
Kurz gesagt: eine lohnenswerte Lektüre.
hp
Palästina
S
pätestens mit dem Marineeinsatz
der Bundeswehr ist die Region Israel–Libanon in Deutschland gegenwärtig.
Wer sich für die Geschichte Palästinas
in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts interessiert, der wird von Tom
Segev kenntnisreich und unterhaltsam
informiert.
Seit dem Ende der Kreuzzüge war Palästina unter muslimischer Herrschaft,
seit 1516 gehörte das Land zum Osmanischen Reich. Das Buch setzt mit der
Eroberung der Region durch die Briten 1917 ein und endet mit dem Jahre
1948, also dem Abzug der Briten und
der Gründung des Staates Israel. Die
dazwischen liegenden 29 Jahre behandeln die britische Mandatsherrschaft über Palästina. In diesem Land
lebten Christen und Muslime, Juden
und Araber. Die drei großen Abschnitte des Buches tragen die Titel »Illusion
(1917–1927)«, »Terror (1928–1938)« und
»Entscheidung (1939–1948)«.
Die Briten benötigten während des
Ersten Weltkrieges die Unterstützung
der Araber im Kampf gegen das Osmanische Reich, also erweckten sie
den Eindruck, es werde nach Kriegsende ein unabhängiges Arabisches Palästina geben. Gleichzeitig versprach
die britische Regierung in der BalfourDeclaration den Juden eine Heimstatt
in Palästina.
Arabische und Jüdische Nationalbewegung bekämpften sowohl sich gegenseitig als auch die britische Schutzmacht, jüdische Einwanderer kamen
in großer Zahl ins Land. Dem Abzug
der Briten folgte der Unabhängigkeitskampf des Staates Israel.
hp
Tom Segev, Es war
einmal ein Palästina.
Juden und Araber
vor der Staatsgründung Israels,
München 2006.
ISBN 3-570-55009-5;
669 S., 14,90 Euro
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
27
Service
Ausstellungen
 Berlin
 Dresden
Boris Ignatowitsch. Fotografien von 1927 bis 1946
100 Jahre deutsche U-Boote
Militärhistorisches Museum
der Bundeswehr
Olbrichtplatz 2
D-01099 Dresden
Telefon: (0351) 82 30
Telefax: (0351) 82 32 805
e-Mail: MilHistMuseumBwEi
[email protected]
29. März bis 8. April 2007
Dienstag bis Sonntag
9.00 bis 17.00 Uhr
Eintritt frei
Verkehrsanbindungen:
Öffentliche Verkehrsmittel:
Linien 7, 8, 91, Haltestelle
»Militärhistorisches Museum«
(wird angesagt), Pkw: Parkplatz am Museum.
Deutsch-Russisches
Museum Berlin-Karlshorst
Zwieseler Straße 4
(Ecke Rheinsteinstraße)
D-10318 Berlin
Telefon: (030) 50 15 08-10
Telefax: (030) 50 15 08 40
e-Mail: [email protected]
Internet: www.museumkarlshorst.de
17. November 2006 bis
11. Februar 2007
Dienstag bis Sonntag
10.00 bis 18.00 Uhr
Eintritt frei
Verkehrsanbindungen:
S-Bahn: Bis S-Bahnhof »Karlshorst«, dann zu Fuß Rheinsteinstraße (ca. 15 Min.
Fußweg), bis S-Bahnhof
»Karlshorst« (S3), dann
Bus 396 oder mit der U-Bahn
bis U-Bahnhof »Tierpark«
(U5), dann Bus 396.
50 Jahre Luftwaffe der
Bundeswehr. 1956–2006
Luftwaffenmuseum der
Bundeswehr
Kladower Damm 182
D-14089 Berlin-Gatow
Telefon: (030) 36 87 26 01
Telefax: (030) 36 87 26 10
e-Mail: LwMuseumBw
[email protected]
Internet:
www.Luftwaffenmuseum.com
15. September 2006 bis
31. August 2007
Dienstag bis Sonntag
9.00 bis 17.00 Uhr
(letzter Einlass 16.30 Uhr)
Eintritt frei
Verkehrsanbindungen:
Eingang zum Museum: Ritterfelddamm/Am Flugfeld Gatow.
28
Gemälde
von
Paul
Segieth
(1884–1969)
Fort
Donaumont
unter
französischem
Feuer
September
1916
 Karlsruhe
 Koblenz
Von der Reformation zu
den Erbfolgekriegen –
16. und 17. Jahrhundert
Die Maschinenpistole.
Entwicklung und
Geschichte einer Waffe
unter besonderer Berücksichtigung der MP2-UZI
Wehrtechnische Studiensammlung
Mayener Straße 85-87
D-56070 Koblenz
Telefon: (0261) 40 01 42 3
Telefax: (0261) 40 01 42 4
e-Mail: [email protected]
Internet: www.bwb.org/wts
24. August 2006 bis
9. September 2007
(Rosenmontag und vom
24. Dezember 2006 bis
1. Januar 2007 geschlossen)
täglich 9.30 bis 16.30 Uhr
Eintritt: 1,50 Euro
(für Soldaten und
Bw-Verwaltung frei)
Verkehrsanbindungen:
PKW: Eine Anfahrtsskizze
gibt es unter
http://www.bwb.org/
01DB022000000001/
CurrentBaseLink/
W26EJCH3034INFODE;
Bahn/Bus: Ab Bahnhof Koblenz (Busbahnhof gegenüber)
Linien 5 oder 15 bis Haltestelle
»Langemarckplatz«.
 Ingolstadt
60 Jahre Polizei in Bayern
1946-2006. Vom Neuanfang
in der Nachkriegszeit zur
modernen Sicherheit heute
Bayerisches Armeemuseum
Ingolstadt (Reduit Tilly)
Neues Schloss, Paradeplatz 4,
D-85049 Ingolstadt
Telefon: (0841) 93 77-0
Telefax: (0841) 93 77-200
e-Mail:
[email protected]
Internet: http://www.
bayerisches-armeemuseum.de/
26.September 2006 bis
23. September 2007
Dienstag bis Sonntag
8.45 bis 17.00 Uhr
Sonderausstellungen
Dienstag bis Sonntag
8.45 bis 12.00 Uhr und
13.00 bis 17.00 Uhr
geschlossen: Faschingssonntag-Nachmittag, Faschingsdienstag, Karfreitag
Ein Münchner Maler im
Ersten Weltkrieg:
Paul Segieth (1884–1969)
Bayerisches Armeemuseum
Ingolstadt (s.o.)
16. Januar bis
9. April 2007
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
Badisches Landesmuseum
Karlsruhe
Schloss
D-76131 Karlsruhe
Telefon: (0721) 92 66 514
Telefax: (0721) 92 66 537
e-Mail:
[email protected]
Internet:
www.landesmuseum.de
11. November 2006 bis
11. März 2007
Dienstag bis Sonntag
10.00 bis 18.00 Uhr
Donnerstag
10.00 bis 21.00 Uhr
Eintritt: 4,00 Euro
ermäßigt: 3,00 Euro
Schüler 0,50 Euro
Verkehrsanbindungen:
Straßenbahn:
Vom Hauptbahnhof (Blickrichtung rechts, Hbf im
Rücken) mit den Linien 2,
S 1, S 4, S 11 bis Haltestelle
»Marktplatz«.
 Ludwigsburg
Vor 50 Jahren –
Die Bundeswehr kommt
nach Ludwigsburg
Garnisonmuseum
Ludwigsburg
im Asperger Torhaus
Asperger Straße 52
D-71634 Ludwigsburg
Telefon: (07141) 91 02 412
Telefax: (07141) 91 02 342
Preußen-Museum NRW
Simeonsplatz 12
D-32427 Minden
Telefon: (0571) 83 72 80
Telefax: (0571) 83 72 830
Internet: www.preussenmuseum.de
e-Mail:
[email protected]
3. Dezember 2006 bis
18. Februar 2007
Dienstag bis Donnerstag
und
Sonnabend bis Sonntag
11.00 bis 17.00 Uhr
Eintritt: 4,50 Euro
ermäßigt: ab 2,25 Euro
Verkehrsanbindungen:
Einen Lageplan gibt es
auf der Internetseite unter
»Lageplan«.
Internet: www.garnison
museum-ludwigsburg.de
e-Mail: stadtarchiv@stadt.
ludwigsburg.de
23. September 2006 bis
28. April 2007
Mittwoch
15.00 bis 18.00 Uhr
Sonnabend
13.00 bis 17.00 Uhr
und nach Vereinbarung
Eintritt: 2,00 Euro
ermäßigt: 1,00 Euro
Verkehrsanbindungen:
S-Bahn: Linien S 4 und
S 5 (von Stuttgart bzw.
Bietigheim) bis zur Station
»Ludwigsburg«.
 Rastatt
Sonderausstellung
»Damals in der DDR –
20 Geschichten
aus 40 Jahren«.
Erinnerungsstätte für die
Freiheitsbewegungen in
der deutschen Geschichte
 Minden
Gestaltung: www.atelier19a.de _ Cordula Holzhauer
Pour le Mérite und Skizzenbuch – Kriegsskizzen des
Mindeners Rudolf Lange
(1874–1918) ergänzt durch
eine Ausstellung des »Fördervereins Militärmuseum
Brandenburg-Preußen
e.V.« über die Geschichte
der Kadettenkorps
Simeonsplatz 12 . 32427 Minden . 05 71 - 8 3728 - 24
11-17 Uhr [außer Mo, Fr] . www.preussenmuseum.de
3.12.06 -18.2.07
Pour le Mérite und Skizzenbuch
Kriegsskizzen
des Mindeners Rudolf Lange
1874-1918
Bundesarchiv Außenstelle
Rastatt
Schloss Rastatt
Herrenstrasse 18
D-76437 Rastatt
Telefon: (07222) 77139-0
(Zentrale)
Telefax (07222) 77139-7
e-Mail:
[email protected]
18. Januar bis 25. März 2007
Dienstags bis Sonntag
9.30 bis 17.00 Uhr
Montags nach
Vereinbarung
Eintritt frei
Geschenkt, Gestiftet,
Gekauft
Die Neuerwerbungen des
Wehrgeschichtlichen Museums der letzten 10 Jahre
Wehrgeschichtliches
Museum Rastatt
Schloss Rastatt
Herrenstraße 18
D-76437 Rastatt
Telefon: (07222) 34 24 4
Telefax: (07222) 30 71 2
Internet: www.wgm-rastatt.de
e-Mail:
[email protected]
1. Dezember 2006 bis
April 2007
Dienstag bis Sonntag
9.30 bis 17.00 Uhr
Eintritt: 6,00 Euro
ermäßigt: 4,00 Euro
 Wesel
Napoleon. Trikolore und
Kaiseradler über Rhein
und Weser
Preußen-Museum NRW
An der Zitadelle 14-20
D-46483 Wesel
Telefon: (0281) 33 99 60
Telefax: (0281) 33 99 6330
Internet: www.preussenmuseum.de/wesel.htm
e-Mail:
[email protected]
11. Februar bis
9. April 2007
Dienstag bis
Donnerstag und
Samstag und Sonntag
11.00 bis 17.00 Uhr
Eintritt: 6,00 Euro
ermäßigt: ab 1,25 Euro
Verkehrsanbindungen:
Einen Lageplan gibt es auf
der Internetseite unter »Lageplan«; Pkw: Von der A 3 Richtung Arnheim-Oberhausen,
Autobahnausfahrt »Wesel«.
Ausschilderung Richtung
Wesel, am Kaiserring links
Richtung Hbf. Hinter dem Hbf
rechts in Richtung Geldern.
An der Kreuzung Schillstr./
Südring rechts in den Südring. Auf der rechten Seite
befindet sich das PreußenMuseum NRW.
 Wien
Panzerlärm an Österreichs
Grenzen.
Der Grenzsicherungseinsatz des österreichischen
Bundesheeres 1956
Heeresgeschichtliches
Museum
Militärhistorisches Institut
Arsenal, Objekt 1
A-1030 Wien
Telefon: +43 (1) / 79 56 1-0
Telefax: +43 (1) / 79 56 117707
e-Mail: [email protected]
Internet: www.hgm.or.at/
17. Oktober 2006 bis
1. April 2007
täglich geöffnet
9.00 bis 17.00 Uhr
Freitag geschlossen
Eintritt: 5,10 Euro
Ermäßigt: 3,30 Euro
(bis 10 Jahre frei)
Verkehrsanbindungen:
Schnellbahn: Bis Station
»Südbahnhof«; Straßenbahn:
Linien 18, D, O; Autobus:
Linien 13 A, 69 A; U-Bahn:
U 1 nach Station »Südbahnhof«, U 3 nach Station
»Schlachthausgasse«; Pkw:
Eine Anfahrtsskizze findet
sich auf der Internetseite unter
»Museum« > »Zufahrtsplan«.
Napoleon
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
29
agk-images/British Library
30. März 1856
Ende des Krimkrieges
Mit dem Frieden von Paris endete im März 1856 einer
der grauenhaftesten Kriege, die der europäische Kontinent bis dahin erlebt hatte. Zar Nikolaus I. hatte den
Zerfall des Osmanischen Reiches genutzt, um die alten
russischen Expansionsziele Konstantinopel und türkische Meerengen zu verwirklichen. Er geriet in Konflikt
mit Großbritannien und Frankreich, die wiederum ihre
Wirtschaftsinteressen gefährdet sahen. Auslöser des Konfliktes war ein Streit
zwischen den christlichen Konfessionen um die Nutzung der heiligen Stätten
in Jerusalem.
Anfang Juli 1853 rückten 80 000 russische Soldaten in die osmanischen Donaufürstentümer Walachei und Moldau ein. Die Türkei erklärte, ermutigt von den
Briten, Russland am 4. Oktober 1853 den Krieg. Es folgten die Kriegserklärungen Großbritanniens und Frankreichs an das Zarenreich. 1854 schließlich besetzten Habsburger Truppen die Donaufürstentümer – mit Genehmigung des
Sultans.
Im Herbst 1854 erlitten britisch-französische Truppen ein Debakel bei der Belagerung von Sewastopol auf der Krim. Die Kämpfe dauerten 349 Tage und
endeten erst im September 1855. Bis zum Fall der Stadt mussten rund 160 000
Soldaten ihr Leben lassen, davon allein 100 000 infolge von Krankheiten bzw.
Seuchen. Der Friede von Paris und Folgeverträge garantierten die Unabhängigkeit und Integrität des »kranken Mannes am Bosporus« (Zar Nikolaus I.).
Der Kampf um Sewastopol ist in der Geschichtswissenschaft als Vorwegnahme der Schlacht von Verdun bezeichnet worden. Der Krimkrieg selbst gilt als
erster Krieg der Moderne, in dem vor allem die materielle Überlegenheit zählte. Erstmals erfuhr hier auch die Öffentlichkeit Europas und der Welt durch
Kriegsberichterstatter zeitnah vom Kriegsgeschehen – nicht zuletzt durch eine
neue technische Entwicklung: die Fotografie (siehe Militärgeschichte 2006,
Heft 3).
mt
17. Juli 1936
ullstein bild
Militärgeschichte kompakt
Bürgerkrieg in Spanien:
Deutsche auf beiden Seiten
Am 17. Juli 1936 erhoben sich Teile des spanischen Militärs gegen die seit 1931 bestehende Republik. Der
Putsch wurde zum blutigen Bürgerkrieg mit über
200 000 Toten. Er endete am 1. April 1939 mit dem Sieg
der Putschisten unter General Francisco Franco, dessen
Regime bis 1973 währte.
Vorausgegangen waren soziale und ethnische Spannungen (vor allem im Baskenland und in Katalonien), die in Streiks und Unruhen mündeten.
Das faschistische Italien (60 000 Mann) und das NS-Regime unterstützten
die rechten Putschisten. Die deutsche »Legion Condor« zählte 5000 Mann,
durch Kontingentswechsel waren insgesamt 20 000 Wehrmachtsoldaten eingesetzt.
Die linke Volksfrontregierung in Madrid wurde von der Sowjetunion unterstützt, hinzu kamen die »Internationalen Brigaden« (40 000–45 000, durch
Fluktuation etwa 15 000 Ist-Stärke), die aus Amerikanern, Kanadiern, Franzosen, Italienern, Österreichern (900–1400) und Deutschen (3000–5000) bestanden. Sie bildeten später den zentralen »antifaschistischen« Kampfmythos der
DDR. Die Erschießungen von vorgeblichen Verrätern und Spionen und die
Durchführung sogenannter Säuberungen in den eigenen Reihen wurden dabei
verschwiegen.
hp
30
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
Heft 1/2007
Service
Militärgeschichte
Zeitschrift für historische Bildung
 Vorschau
Vor über 15 Jahren fand die DDR durch eine
friedliche Revolution ihr Ende. Das hatte
auch die Auflösung der NVA zur Folge. Die
NVA war eine der modernsten Armeen des
Warschauer Vertrages. Sie war aber auch eine
Wehrpflichtarmee. Junge Männer in der DDR
mussten, von wenigen Ausnahmen abgesehen, ihren Wehrdienst mit der Waffe leisten.
Doch nicht wenige verpflichteten sich auch
freiwillig, weil sie der staatlichen Propaganda
von der Verteidigung des Friedens gegen den
»Klassenfeind« im Westen glaubten oder weil
sie sich einfach materielle und berufliche Vorteile versprachen. Geworben wurden sie mit
zum Teil auch durchaus hehren Grundsätzen
wie: es gäbe nichts Wichtigeres wie die Sicherung des Friedens. Obwohl das DDR-Regime jungen Menschen in der DDR sowohl
im Kindergarten als auch später in der Schule das Militär als etwas unbedingt Positives
vermittelte und sogar ein Fach »Sozialistische
Wehrerziehung« an den Schulen unterrichtet
wurde, wussten die wenigsten, was sie hinter
den Kasernentoren erwartete. Schnell folgte
dem Eintritt in die Armee oftmals die Ernüchterung, zumal die militärische Disziplin in
zum Teil drastischer Weise in das Leben der
jungen Männer eingriff, nicht zuletzt auch
durch die Willkür der Vorgesetzten und einer
manchmal als brutal empfundenen informellen Hierarchie gegenüber jüngeren Soldaten.
So zeigen denn auch die neuesten Untersuchungen zur NVA, dass zumindest die meisten Wehrpflichtigen und Reservisten ihrer
Dienstzeit kaum Positives abgewinnen können. Matthias Rogg zeichnet im nächsten Heft
den Werdegang eines solchen jungen Mannes in der DDR nach: von der »Sozialistischen
Wehrerziehung« in Kindergarten und Schule,
von der Zeit in der Gesellschaft für Sport und
Technik (GST) über die Anwerbung als Soldat bis hin zum Eintritt in die Kaserne und
die Zeit in der Truppe selbst. Weitere Beiträge
befassen mit dem Verhältnis von Militär und
Gesellschaft im 18. Jahrhundert, dargestellt in
Form eines Soziogramms einer preußischen
Stadt, sowie der Zerstörung von Gernika am
26. April 1937 und schließlich werden unsere Leser in der Strategie-Reihe einen Beitrag
zum Schlieffenplan erwarten dürfen.
mt
»Ich habe nicht der zweite sein wollen,
wo ich der erste sein konnte.
Ich habe nicht dienen wollen,
wo ich zu befehlen verstand,
aber die Subordination unter die
Überlegenheit ist mir niemals
schwer geworden und niemals
habe ich der hoeheren Kraft,
wo ich sie fand, meine
Anerkennung versagt.«
D
PzFlakBtl 12
ieses Zitat von Carl Schurz ziert
eine Wandmalerei im Treppenaufgang des Stabsgebäudes des Panzerflugabwehrkanonenbataillons 12.
Der Verband wurde am 1. Oktober
1956 als Luftlandeflugabwehr-Artilleriebataillon 106 aufgestellt und zog als
Flugabwehrbataillon 12 am 13. September 1966 in die neu errichtete »Bauland-Kaserne« in Hardheim (NeckarOdenwald-Kreis) ein. Die Soldaten des
Bataillons konnten sich allerdings nicht
mit dem Namen der Kaserne identifizieren. Gemeinsam suchten daher die
Offiziere und Unteroffiziere des Bataillons nach einer Alternative. Bereits
nach kurzer Zeit ergab sich als naheliegende Lösung, die Liegenschaft in
Carl-Schurz-Kaserne umzubenennen.
Dieses Bild zeigt Oberstabsfeldwebel
Ullrich im Traditionsraum des Panzerflugabwehrkanonenbataillons 12. In
seinen Händen hält er das von Ferry
Ahrlé geschaffene Carl-Schurz-Portrait.
Im Hintergrund ist ein zeitgenössisches
Bild von Schurz zu sehen.
An die Begründung, die ein Batteriechef ihm als Kommandeur vortrug,
erinnert sich Oberst a.D. Hummel:
»Es gab mehrere Beweggründe, Carl
Schurz als Namenspatron zu wählen.
Schurz war Teilnehmer an der Badener
Revolution und ist daher mit der Region eng verwurzelt. Hinzu kam die enge
Zusammenarbeit mit der am gegenüberliegenden Hang stationierten USFlugabwehrbatterie mit uns in der Aufbauphase.« Carl Schurz wurde somit
zur Identifikationsfigur für die enge
Militärgeschichte im Bild
Carl Schurz –
Namenspatron der Bundeswehrkaserne in Hardheim
100. Todestag Carl Schurz –
40 Jahre Carl-Schurz-Kaserne Hardheim
Kooperation des Panzerflugabwehrkanonenbataillons 12 mit den amerikanischen Verbündeten in der Region. Die
Patenschaft mit US-Flugabwehrverbänden aus Kitzingen wurde über 25 Jahre
intensiv gepflegt. Nach der Auflösung
des bis dahin letzten Patenverbandes,
des 4th Bn 3rd Air Defense Artillery aus
Kitzingen, im Sommer 2005 dauerte es
nicht lange, bis an diese Tradition wieder angeknüpft werden konnte. Passend zum Jubiläum wurde eine neue
Patenschaft mit dem 5th Bn 7th Air Defense Artillery aus Hanau geschlossen.
2006 jährte sich nicht nur der 100. Todestag des Namenspatrons, sondern
auch der 50. Jahrestag der Aufstellung Verbandes und der 40. Geburtstag seines Einzuges in die Carl-SchurzKaserne Hardheim. Dieses dreifache
Jubiläum wurde auch zum Anlass genommen, sich intensiver mit der Tradition des Bataillons zu befassen. Anlässlich des »Tages der offenen Tür« wurde
der Traditionsraum neu eingerichtet.
Es sollte auch ein Ausstellungsbereich
zu Carl Schurz geschaffen werden. Auf
der Suche nach geeigneten Ausstellungsstücken trat der Projektbeauftragte, Oberstabsfeldwebel Bernd Ullrich,
mit der Steuben-Schurz-Gesellschaft e.
V. in Verbindung. Deren Präsidentin,
Dr. Ingrid Gräfin zu Solms-Wildenfels,
nutzte die Eröffnung der Sonderausstellung »Hardheim – Partner der Bundeswehr, 40 Jahre Carl-Schurz-Kaserne«, um die Zusammenarbeit mit dem
Hausherrn der Carl-Schurz-Kaserne
auf neue Beine zu stellen. Es folgten
Einladungen zu verschiedenen Anläs-
sen, darunter zur Benefizveranstaltung
anlässlich des 100. Todestags von Carl
Schurz im Carl-Schurz-Gymnasium
Frankfurt am Main.
Seit dieser Zeit ist Oberstabsfeldwebel Bernd Ullrich Eigentümer eines von
Ferry Ahrlé geschaffenen Portraits des
Namenspatrons, das er bei der Benefizveranstaltung in Frankfurt am Main
am 14. Mai 2006 ersteigerte. Außerdem wurde dem Panzerflugabwehrkanonenbataillon 12 die Ehre zuteil, in
den Besitz einer Originalhandschrift
von Carl Schurz zu gelangen. In diesem Schreiben berichtet Schurz einem
Unbekannten von seinen ersten politischen Schritten in seiner neuen Heimat,
den Vereinigten Staaten von Amerika.
Darüber hinaus wurde dem Bataillon
zum 40. Jahrestag der Namensgebung
»Carl-Schurz-Kaserne« ein von Franz
Vogel gemaltes Carl Schurz Portrait gestiftet.
Carl Schurz ist »ständiger Begleiter«
der Soldatinnen und Soldaten im täglichen Dienstbetrieb. Den Eingangsbereich der Kaserne ziert der von weitem
deutlich sichtbare Schriftzug des Namensgebers. Der Lebenslauf von Carl
Schurz und seine Zitate finden sich
ebenso im Stabsgebäude des Bataillons
wie auch in der Standortbroschüre. In
den Traditionsräumen werden Weiterbildungen sowie Veranstaltungen des
Bataillons, der Gemeinde und des Patenverbandes durchgeführt.
Carl Schurz ist aus der Tradition
des Panzerflugabwehrkanonenbataillons 12 nicht mehr wegzudenken.
Patrick Oberlé, Bernd Ullrich
Haupteingang der CarlSchurz-Kaserne Hardheim. Im
Vordergrund der Namenszug
mit Wappen. Im Hintergrund
ist das Stabsgebäude zu sehen.
Fränkische Nachrichten
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006
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