SchönerwohnenalsStudent

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BAYERISCHE STAATSZEITUNG
BAUEN IN BAYERN
NR. 48
Sanierung von
Barockbauten
in Ansbach
FREITAG, 30. NOVEMBER 2012
35
Sanierung des studentischen Wohnhochhauses Oberwiesenfeld in München
Vom Ansbacher Stadtrat wurde
im Jahr 2005 beschlossen, die Anwesen Nürnberger Straße 24-26 zu
kaufen, um den dortigen Verwaltungsstandort weiter zu stärken.
Auslöser war zum einen der bevorstehende Teilabriss des städtischen
Anwesens am Martin-LutherPlatz, in dem einige Dienststellen
der Verwaltung untergebracht waren, zum anderen liegen die Anwesen in einem förmlich festgesetzten
Sanierungsgebiet, so dass eine Sanierung der Anwesen sowieso
langfristig ins Auge gefasst wurde.
Durch den Abriss der nicht denkmalgeschützten hofseitigen Einbauten wurden die zwei denkmalgeschützten Hauptgebäude freigestellt und eine in den 1970er Jahren
durch den Bau der Residenzstraße
entstandene Narbe wieder bereinigt.
Die Gebäude befinden sich im
Ensemblebereich der so genannten
Schlossvorstadt, die ehemals bis
zur Rezat reichte. Durch den vorher erwähnten Straßenbau verlor
auch die Straßenführung der
Nürnberger Straße ihre historische
Bedeutung.
Das Ensemble Schlossvorstadt
ist durch eine systematische Bebauung aus dem 18. Jahrhundert
charakterisiert. Sie besteht aus
zweigeschossigen Wohnhäusern,
die mit den betonten Zwerchhäusern eine Mittelachse besitzen.
Einflüsse der Ansbacher Hofbaumeister (Markgrafenstil) auf die
bürgerliche Wohnbebauung sind
dadurch klar erkennbar. Die Anwesen dienten den markgräflichen
Handwerkern zum Wohnen und
Arbeiten. Heute muss die gemessene Wiederholung und Reihung der
gleichartigen Häuser auch moderne Zäsuren mit einbinden.
Bei den ersten Voruntersuchungen im Rahmen der Bestandserfassung wurde festgestellt, dass sich die Gebäude infolge einer seinerzeit schlecht
ausgeführten Gründung sowie
der schwierigen Bodenverhältnisse im Laufe der Zeit gesetzt und
deformiert hatten. Weiterhin wurden ein stark geschädigter Dachstuhl sowie eine durch mehrfache
massive Eingriffe in die Gebäudekonstruktion erfolgte Überformung der denkmalgeschützten
Bausubstanz festgestellt.
Das beauftragte Architekturbüro Grauf aus Ansbach entwickelte
daraufhin drei Varianten, die vom
Abriss und Neubau bis zur Gesamtsanierung der Gebäude alle
Möglichkeiten in Betracht zogen.
Um bedeutende Bausubstanz zu
erhalten und damit einer Vorbildfunktion gerecht zu werden, wurde entschieden, die Gebäude zu
sanieren und die benötigten Lagerräume
und
Archivflächen
durch Neubauten zu schaffen.
Die Gesamtkosten der Sanierung belaufen sich auf 3,3 Millionen Euro, wobei ein großer Anteil durch die Städtebauförderung
gedeckt wurde.
Schöner wohnen als Student
D
as Studentenwohnheim am
Helene-Mayer-Ring ist Teil
der Studentenwohnanlage Oberwiesenfeld mit insgesamt 2053
Schlafplätzen. Die Gesamtanlage
wurde anlässlich der Olympischen Spiele 1972 in München errichtet und ist heute ein denkmalgeschütztes Ensemble. Das Hochhaus selbst wurde als Bestandteil
des Olympischen Dorfes für Frauen im Zeitraum von 1969 bis 1971
nach den Plänen des Architekten
Günther Eckert errichtet. Es umfasst 801 Appartements mit je
18,94 Quadratmetern Grundfläche inklusive Loggia, verteilt auf
15 bis 19 Geschosse, die durch
zwei Kerne erschlossen werden.
Zur Reduzierung der Bauzeit wurde das Hochhaus im Bausatzverfahren mit vorgefertigten Betonelementen errichtet.
Das Gebäude besteht aus drei
Grundelementen: einem tragenden, windsteifen Rahmenelement,
das zugleich die Loggia bildet; einem Tragbalken und einer raumgroßen Deckenplatte. Durch diese
tragende Raumstruktur entstanden stützenfreie Geschossflächen,
die offene, flexible Grundrissformen ermöglichten. Entsprechend
der Flexibilität und Variabilität des
Bausystems ließen sich vorgefertigte Ausbauelemente sehr gut in
die Struktur integrieren. So konnte
der Ausbau weitestgehend vorgefertigt werden. Schwerpunkt dabei
waren die Kompaktnasszellen aus
GFK, die eigens für diese Wohnanlage entwickelt wurden und ein
Novum in der sanitären Vorfabrikation darstellten.
Nach heutigen Gesichtspunkten
entsprach das Gebäude insbesondere hinsichtlich des Energiebedarfs und des Brandschutzes nicht
mehr den gestellten Anforderungen. Bedingt durch die außen liegende Tragkonstruktion ergaben
sich Wärmebrücken, die einen hohen Energiebedarf verursachten.
Durch die konstruktiv notwendige
Fuge zwischen Außenwandelement und Balkonrahmen war ein
ungehinderter Brandüberschlag
zwischen den Geschossen möglich. Die vorhandene Gebäudestruktur mit vorgelagerter Loggia
musste auch hinsichtlich der Nutzung kritisch hinterfragt werden.
So wurden die Zimmergrößen
nach den heute gültigen Richtlinien deutlich unterschritten, wäh-
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Die Loggien werden in die Gebäudehülle einbezogen.
rend die Loggien unter anderem
aufgrund der Taubenproblematik
meist ungenutzt bleiben oder
zweckentfremdet als Abstellfläche
genutzt werden.
Mit der Komplettsanierung sollte das Gebäude entsprechend den
heutigen baulichen und haustechnischen Anforderungen umgebaut
und nachgerüstet werden.
Hinsichtlich der Sanierung wurden verschiedene Lösungsansätze
zum Umgang mit dem Bestand untersucht. Im Ergebnis des Planungsprozesses wurde entschieden, die Loggien in die Gebäudehülle einzubeziehen. Dabei wurde
das ursprüngliche Entwurfsthema
der modularen Bauweise wieder
aufgegriffen und in Form von neuen, plastischen Fassadenelementen weitergeführt. Die charakteristischen Entwurfsmerkmale der
Elementfassade mit ihrer starken
Plastizität blieben erhalten, wurden jedoch unter Beachtung der
heutigen Anforderungen neu interpretiert.
Die Briefkastenanlage.
Die Planung, mit der das Dresdener Büro Knerer und Lang Architekten betraut war, sah eine
neue gedämmte Vorhangfassade
vor, die alle wesentlichen Elemente
der Bestandsfassade aufnimmt: die
neuen Fassadenelemente aus
Leichtbeton in Anlehnung an die
Bestandsloggia; ein zurückgesetztes Fensterelement aus Aluminium
mit Dreifachverglasung in Anlehnung an das vorhandene Fassadenelement sowie ein großformatiges
Brüstungsfeld als Stahl-Pressformteil in Anlehnung an die vorhandene GFK-Brüstung.
Nicht brennbare
Wärmedämmung
Durch die neue Vorhangfassade
wurden mehrere Probleme, unter
anderem Brandschutz, Wärmebrückenproblematik sowie Vergrößerung der Appartements –
Flächengewinn von rund 3,6 Quadratmetern –, gleichzeitig gelöst.
Die Fassaden der Giebelseiten
wurden im Zuge der Sanierung erneuert und mit einer nicht brennbaren Wärmedämmung gemäß
EnEV-Nachweis ausgeführt.
Die vorhandenen Flachdächer
und Terrassen wurden gemäß
Brandschutzkonzept mit einer
harten Bedachung ausgeführt. Zur
Erfüllung der heutigen Wärmeschutzanforderungen wurde eine
nicht brennbare Wärmedämmung
entsprechend
EnEV-Nachweis
aufgebracht. Die Dachentwässerung und sämtliche Verblechungen
mussten erneuert werden. Außerdem musste die nach heutigen
Richtlinien geforderte Notentwässerung der Dachflächen hergestellt
werden.
Der ursprüngliche Charakter der
Erdgeschosszone mit durchfließender Landschaft sollte wiederhergestellt werden. Dazu wurden
die vorhandenen, vergitterten
Fahrradabstellräume entfernt. Die
Fahrradstellplätze wurden parallel
zur geplanten Sanierung des Studentenwohnheims im benachbarten Parkdeck untergebracht.
Die vorhandene Lichtschachtsituation vor den Technikräumen
entlang der Westseite wurde durch
eine rund einen Meter hohe Geländeauffüllung behoben. Die bislang
notwendigen Absturzsicherungen
in Form von Stahlbetonbrüstungen und Vergitterungen können
nun entfallen. Der Außenraum
wurde bis zum Gebäude hin zugänglich und bespielbar. Aufgrund
des gestiegenen Platzbedarfs für
haustechnische Installationen und
Geräte wurde die vorhandene
Technikzentrale im nördlichen
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AUSFÜHRUNG
SANITÄRINSTALLATION
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Gebäudeteil A um zwei Achsen
nach Norden hin erweitert. Zwischen Achse 1 und 2 gibt es jetzt
eine Rampe, die eine kurze und direkte Verbindung zwischen Parkdeck und Mensa schafft.
Die neuen Trennwände zwischen den Appartements und die
Trennwand zum Flur wurden gemäß Brandschutzkonzept in Trockenbauweise in F90-A Qualität
neu erstellt. Zur Verbesserung des
Schallschutzes wurde ein neuer
fünf Zentimeter hoher Fußbodenaufbau aufgebracht. Der vorhandene, direkt auf der Rohdecke verklebte Nadelfilzbelag wurde entfernt und durch einen pflegeleichten Linoleum- oder Kautschukbelag auf Trockenestrich mit trittschalldämmender Unterlage ersetzt. In Kombination mit einer
neuen biegeweichen Unterhangdecke mit 40 Millimeter Mineralfaserdämmung und den deutlich
verbesserten Trennwänden werden die heutigen Anforderungen
an den Mindestschallschutz nach
DIN 4109 erfüllt.
Jedes Appartement besitzt nach
der Sanierung eine Wohnfläche
von 18,55 Quadratmetern. Vorher
kaum genutzt, ist die Loggia nun
Teil des Appartements. Durch den
Flächengewinn kann der Grundriss besser organisiert werden: Im
vergrößerten
Eingangsbereich
wurde eine Garderobe integriert,
die bislang ungünstig hinter der
Tür liegende Miniküche erhielt
durch die neue Anordnung die notwendige Bewegungsfläche. Zwischen Küche und Schlafbereich
gibt es einen offen gestalteten
Raumteiler. Dieser zoniert das Appartement und ist von beiden Seiten als Staufläche nutzbar. Ein integrierter Klapptisch fungiert als
Esstisch, der bislang im Appartement nicht untergebracht werden
konnte.
Jedes Appartement erhielt ein
Fensterelement mit öffenbarem
Schwingflügel ohne zusätzliche
Unterteilung. Durch das Vorrücken der Fassade in Loggienebene
wird die Belichtung der Appartements trotz Flächenvergrößerung
erheblich verbessert. Zur Einhaltung des sommerlichen Wärmeschutzes gibt es einen innen liegenden Sonnen-, Blend- und
Sichtschutz mit weißer oder reflektierender Oberfläche und geringer Transparenz. > BSZ
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