Musik-Malerei-Skulptur - Dresdner Philharmonie

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13. SEP 2015
Musik - Malerei - Skulptur
Ein musikalischer Rundgang durch europäische Kunst
S C H LO S S A L B R E C H T S B E R G
PHIL 2015/16
Musik - Malerei - Skulptur
Modest Mussorgski (1839 – 1881)
aus »Bilder einer Ausstellung« für Klavier: Promenade
Wiederholung jeweils zwischen den folgenden Werken *
Mikalojus Konstantinas Čiurlionis (1875 – 1922)
Streichquartett c-Moll
Allegro moderato – Andante pastorale – Menuetto grazioso
*
Balys Dvarionas (1904 – 1972)
»Tanzende Freske« für Violine und Klavier
*
Rainer Promnitz (*1958)
»Barlach-Figuren« (1986) – Fassung für Viola, Violoncello, Kontrabass und Klavier (2014)
Die Verlassenen – Der Sänger – Wanderer im Wind – Der Apostel – Das Wiedersehen – Schwebender Engel
P a u se
*
Darius Milhaud (1892 – 1972)
Streichquartett Nr. 1 op. 5 | »A la mémoire de Paul Cézanne«
Rythmique – Intime, contenu – Vif, très rythmique
*
Enrique Granados (1867 – 1916)
Intermezzo aus der Oper »Goyescas«
Arrangement für Klavier und Streichquintett von Rainer Promnitz
Modest Mussorgski
aus »Bilder einer Ausstellung«
Catacombae (Sepulcrum romanum) – Die Hexe Baba Jaga – Das große Tor von Kiew
Arrangements für Klavier und Streichquintett von Rainer Promnitz
Dalia Schmalenberg, Violine | Christiane Liskowsky, Violine
Harald Hufnagel, Viola | Rainer Promnitz, Violoncello
Donatus Bergemann, Kontrabass | Rieko Yoshizumi, Klavier
Modest Mussorgski
Bilder einer Ausstellung
Modest Mussorgski schrieb die „Bilder einer
Ausstellung“ im Sommer 1874 als Klavierzyklus
zum Gedenken an seinen Freund, den 1873
verstorbenen Architekten und Maler Viktor
Hartmann. Der Zyklus ist Wladimir Stassow
als dem Initiator jener Gedenkausstellung
gewidmet, die den unmittelbaren Anlass zur
Komposition gab, und seit der ersten Veröffentlichung fünf Jahre nach Mussorgskis Tod
ist auch das von ihm und Stassow überlieferte
Programm untrennbarer Bestandteil des Werkes
und Unterpfand für seine Popularität. Es nennt
fünf Bildtitel, darunter auch drei, die in der
betreffenden Ausstellung nicht gezeigt wurden.
Möglicherweise hat sich Mussorgski hier auf
unveröffentlichte Skizzen zu den betreffenden Bildern oder auf mündliche Schilderungen Hartmanns bezogen. Eine durchaus lose
Beziehung hat seine Musik auch zu den real
vorhandenen Bildern, ja sie geht weit über eine
vordergründig illustrative klangliche Umsetzung
visueller Eindrücke hinaus. Der wilde Hexenritt
2
etwa, der Mussorgski angesichts der „Hütte
auf Hühnerfüßen“ in den Sinn kam, scheint
zunächst wenig mit Hartmanns Entwurf zu tun
zu haben. Vielmehr begegnet uns hier Baba Jaga,
doch nicht als Märchenhexe, sondern als Gestalt
aus der slawischen Mythologie: ursprünglich
eine Totengöttin, die die Verstorbenen in die
Nachwelt begleitete, reitet sie in einem Mörser
und verwischt mit einem Besen ihre Spur hinter
sich. So verkörpert sie das zerstörende und
zugleich beschützende Prinzip als Bedingung
für das Fortbestehen des Lebens aus Tod und
Wiedergeburt. Ihr musikalisches Bild in den
„Bildern einer Ausstellung“ hat sich von der
folkloristisch-dekorativen Vorlage völlig gelöst
und steht nicht zufällig an einer Schlüsselposition des Zyklus: attacca führt ihr Ritt zum großen
Tor von Kiev, dem nach den altrussischen
Recken benannten „Bogatyr-Tor“. Basis des
monumentalen Schlusssatzes ist nochmals das
Promenade-Thema „in modo russico“, das einst
den Weg durch die Ausstellung nachzeichnete
13. SEP 2015, So, 19.00 Uhr, Schloss Albrechtsberg
und heute durch das Programm führt. Im Finale
entwickelt es sich mit zusätzlichem motivischem
Material – einem Choral aus der russischen Liturgie und Glockengeläut - zu einer grandiosen
Apotheose und schafft einen mystischen, quasi
sakralen Raum der Erinnerung.
Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ sind erst
durch die Orchestrierung von Maurice Ravel
1922 im Konzertsaal heimisch geworden.
Für ihre anhaltende Beliebtheit spricht die große
Zahl von Bearbeitungen für verschiedene
Besetzungen. Aber gleich ob Original oder
Instrumentierung – es scheint kaum möglich, die
Ausdruckskraft der Musik Mussorgskis in Hartmanns Bildern wiederzufinden. Die wenigen
erhaltenen Vorlagen zeigen, wie bescheiden die
malerische Anregung im Verhältnis zur musikalischen Umsetzung war; Hartmann war gewiss
nicht das Maler-Genie, das Mussorgski voll
Zuneigung in ihm sah. Doch seine Arbeiten im
dekorativen altrussischen Stil stellten seinerzeit
eine eigenwillige Antithese zum etablierten
klassizistischen Stil und bürokratischen Milieu
St. Petersburgs dar. Die Idee, die ihnen zugrunde
lag, Ihre weiterreichende Bedeutung hat Mussorgski gespürt, mit entfesselter Phantasie ausgeformt und in unvergänglicher Musik verkündet.
Modest Mussorgski
* 21. März 1839, Toropez, Russland
† 28. März 1881, Sankt Petersburg, Russland
»Bilder einer Ausstellung«
Erinnerungen an Viktor Hartmann Klavierzyklus (Ausschnitte)
Entstehung
1874
Dauer der Ausschnitte
insgesamt ca. 14 Min.
Musik - Malerei - Skulptur
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Mikolajus Čiurlionis
Streichquartett
In der Reihe der von Malerei inspirierten Musiker nimmt Mikolajus Čiurlionis eine Sonderstellung ein; er war Komponist u n d Maler
und wurde auf beiden Gebieten gleichermaßen
bedeutsam. In Kaunas, wo Memel und Neris
zusammenfließen, wurde für ihn ein Nationalmuseum errichtet, das älteste Kunstmuseum
Litauens, Zeugnis der Wertschätzung für seine
Gemälde und Grafiken und für sein Ansehen als
Symbolfigur für die Kultur seines Landes.
Čiurlionis‘ Doppelbegabung ging mit einer
Fähigkeit zu synästhetischer Wahrnehmung
einher, mit „Farbenhören“, wobei Töne nicht nur
den Gehörsinn aktivieren, sondern auch visuelle
Eindrücke auslösen. Inwieweit seine Musikwerke in der zweifachen Sinneswahrnehmung wurzeln, lässt sich kaum nachvollziehen. In seinem
malerischen Schaffen indes folgte Čiurlionis der
Musik. Er komponierte mehrteilige Gemäldezyklen wie etwa „Sternensonate“, Pyramidensona-
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te“ oder „Meeressonate“, deren Teile motivisch
verbunden und zum Teil mit Satzbezeichnungen
versehen sind wie die Sätze eines Musikwerks.
Er war tief beeindruckt vom westeuropäischen
Symbolismus, dessen Bilder rational nicht zu
enträtseln waren, ebenso faszinierten ihn das
Studium altindischer Philosophie und vergleichende Religionswissenschaften. Solche Eindrücke scheinen in seinen Gemälden auf: Traumvisionen, Weltschöpfungsberichte. In seiner Musik
fühlte er sich zunächst vor allem Tschaikowski
und Chopin verbunden und wurde, als er 1901
von der Musikakademie Warschau ans Leipziger
Konservatorium in die Kompositionsklasse
Carl Reineckes wechselte, emphatischer Bewunderer von Richard Strauss. Ab 1904 engagierte
er sich in der litauischen Nationalbewegung,
sammelte Volkslieder und beschritt in seinen
Werken dennoch einen unabhängigeren Weg,
hinaus aus der Dur-Moll-Tonalität und hin zur
13. SEP 2015, So, 19.00 Uhr, Schloss Albrechtsberg
Mikalojus Konstantinas Čiurlionis
(1875 –1911): Žinia - Nachricht (1905)
freien Reihenbildung. Vollendet hat Čiurlionis
ihn nicht; er starb 1911 im Alter von knapp
36 Jahren.
Die ersten drei Sätze des Streichquartetts
c-Moll entstand während Čiurlionis‘ Studienzeit in Leipzig im Herbst des Jahres 1901. Der
im Dezember 1901 nachträglich komponierte
vierte Satz konnte vor dem kritischen Ohr Carl
Reineckes nicht bestehen, sodass Čiurlionis ihn
umarbeiten musste. Erhalten geblieben sind jedoch nur die ersten drei Sätze, und so wurde das
Streichquartett 1966 auch erstmals publiziert.
Die Umstände seiner Entstehung haben das
Werk zweifellos geprägt, die am Leipziger
Konservatorium herrschenden ästhetischen Vorstellungen sicherlich den schöpferischen Ehrgeiz
des Komponisten eingeschränkt, Struktur, Satzbau und Ausdrucksmittel bestimmt. „Ich könnte
ein hundertmal besseres Quartett schaffen“ soll
Čiurlionis über sein Werk gesagt haben.
Doch Anklänge an volkstümliches Melos aus
Dzūkija, der südlichsten der fünf historischen
Regionen Litauens, ostinate rhythmische Figuren, Harmonien und melodische Wendungen,
die unsere Hörgewohnheiten maßvoll unterlaufen, geben dem Streichquartett einen eigen Reiz.
Mikalojus Konstantinas Čiurlionis
* 22. September 1875
† 10. April 1911
Streichquartett c-Moll
Entstehung
1901
Dauer
ca. 17 Min.
Musik - Malerei - Skulptur
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Balys Dvarionas
Ta n z e n d e F r e s k e
Auch in Balys Dvarionas‘ „Tanzender Freske“
für Violine und Klavier lebt der farbige Abglanz
eines Gemäldes weiter. Ist es verloren, vergessen? Existierte das Bild nur in Dvarionas‘
Vorstellung?
Der litauische Komponist, Pianist und Dirigent
war eine der bedeutendsten Exponenten des
litauischen Musiklebens im 20. Jahrhundert.
Er erhielt er von frühester Kindheit an Klavier-,
Orgel und Violinunterricht und wirkte dann
zunächst als Organist. Für einige Jahre leitete
er einen Jugendchor und versuchte sich als
Stummfilm-Pianist. Nach einer grundlegenden
musikalischen Ausbildung ging er nach Leipzig,
um dort bei Robert Teichmüller Klavier zu
studieren und sich in Kursen bei Stephan Krohl
und Sigfrid Karg-Elert in Musiktheorie und
Komposition zu vervollkommnen. 1924 legte er
sein Examen ab, setzte aber seine pianistische
Ausbildung bei Egon Petri in Berlin fort. Zugleich verfolgte er eine Karriere als Pianist.
Ab 1928 begann er auch zu dirigieren und
besuchte Kurse in Salzburg bei Bruno Walter
und seinem damaligen Assistenten Herbert von
Karajan. 1939 legte er sein Dirigentenexamen
als externer Student in Leipzig bei Hermann
Abendroth ab. In den folgenden Jahren leitete er
die wichtigsten Symphonieorchester Litauens.
Obwohl erste größere Kompositionen bereits
Mitte der 1920er Jahre entstanden, intensivierte
Dvarionas seine kompositorische Arbeit erst in
den 1940er Jahren. Von da an entstanden Werke
aller Gattungen: Sinfonien, Konzerte, Ouvertüren, seine Oper „Dalia“, Musik für Film und
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Theater und zahlreiche Kammermusikwerke für
unterschiedliche Besetzungen. Als eine seiner
wichtigsten Inspirationsquellen betrachtete
Dvarionas die Volksmusik; auch in Harmonik
und Rhythmus der „Tanzenden Freske“ scheint
sie auf und gibt dem Stück sein unverwechselbares Gesicht. In seinen Werken setzte Dvarionas
die von den Vätern der litauischen Komponistenschule Mikalojus Konstantinas Čiurlionis
und Juozas Gruodis begründete Tradition fort
und verband sie mit seinen an der Romantik
und der Kunst des 19. Jahrhunderts orientierten
ästhetischen Idealen. Seinen Stil kommentierend schrieb er 1971, dass es, wie er glaube, der
Auftrag eines Komponisten sei, Schönheit und
Harmonie zu verbreiten, das Gute zu fördern,
die Menschen zu bilden und über ihre alltäglichen Routinen zu erheben. Das könnte auch
heißen: Aus Musik und Phantasie eine tanzende
Freske zu erschaffen.
Balys Dvarionas
* 06. Juni 1904, Liepāja
† 23. August 1972, Vilnius
» Ta n z e n d e F r e s k e «
für Violine und Klavier
Entstehung
1971
Dauer
ca. 4 Min.
13. SEP 2015, So, 19.00 Uhr, Schloss Albrechtsberg
Rainer Promnitz
Barlach-Figuren
Rainer Promnitz, seit 1980 Cellist der Dresdner
Philharmonie, ist als Komponist mit Orchesterkompositionen, Filmmusiken, Chorwerken
und Kammermusik hervorgetreten. Dabei sind
die bildkünstlerischen Werke Ernst Barlachs
für ihn ein Themenschwerpunkt, der seine
kompositorische Arbeit immer wieder auf sich
zieht. So geht auch das Klavierquartett in
seiner Neufassung 2014 auf einen Zyklus von
Kompositionen zurück, in denen sich Promnitz
bereits in den 1980er Jahren mit den Arbeiten
des norddeutschen Bildhauers auseinandersetzte.
Zuerst waren dies Kompositionen für Promnitz‘ Instrument, das Cello, aber darüber hinaus
entstanden Werke für Kammerensemble, Orgel
solo und das Orchesterstück „Sinfonisches für
B.“, das 1987 von der Dresdner Philharmonie
uraufgeführt wurde.
Was er in den zu den bildhauerischen Werken Barlachs entdeckt und in Musik zu fassen
versucht, beschreibt Promnitz selbst in einem
kurzen Exposé zu seinem Werk:
Rainer Promnitz
* 1958 in Dresden
»Barlach-Figuren«
Fassung für Viola, Violoncello, Kontrabass
und Klavier
Entstehung
1986, Bearbeitung 2014
Uraufführung
1986, UA dieser Fassung im heutigen Konzert
Dauer
ca. 27 Min.
Musik - Malerei - Skulptur
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RAINER PROMNITZ: BARLACH-FIGuREN
1. die verlassenen (1912)
Barlach drängt seine eigene Verlassenheit in quadratisches Format und schafft 1912 ein Relief,
das drei verhüllte Menschen darstellt, der Kälte und Leere des universums ausgeliefert.
Das Kompositionsprinzip scheint die Fläche zu sprengen, eine Kommunikation miteinander
scheint vergeblich. In der Musik wird Ruhe mit Aktion und Aggression konfrontiert.
2. der sänger (singender klosterschüler, 1931)
Ein Mönch singt, die Musik charakterisiert das künstlerische Spannungsfeld Ernst Barlachs als
Verfemter während des Nationalsozialismus. Eine große Cellokantilene charakterisiert die Musik,
die aus dem tiefen Innern des Sängers entströmt.
3. der wanderer im wind (1934 gestaltet)
Ein Mann im Mantel schreitet unbeirrt auf seinem Weg durch Wind und Wetter, Musik kommt
aus der Ferne, kulminiert mit einem Marschthema und verschwindet wieder.
4. der apostel (relief aus den Jahren 1924/25)
Ein Lehrender bannt mit seiner Gestik den Betrachter auf das deklamierte Wort.
Klaviersolo mit deklamierenden Tonwiederholungen.
5. das wiedersehen (doppelplastik, 1926)
Der verlorene Sohn kehrt heim, die Musik charakterisiert die Schrecknisse der Vergangenheit
und symbolisiert Frieden (Choralzitat „Verleih uns Frieden gnädiglich“.)
6. schwebender engel (mit dem gesicht von käthe kollwitz, aus dem
dom zu güstrow, 1927)
Musik zum Schwebenden, ein Mensch schwebt und behält seine Erdverbundenheit,
ein Ausdruck der Vollkommenheit und des Friedens.
Rainer Promnitz 2015
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13. sep 2015, so, 19.00 uhr, schloss albrechtsberg
- Malerei - skulptur
Ernst Barlach (1870-1938): Skulpturen in derMusik
Gertrudenkapelle
Güstrow
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DARiuS MiLHAuD
streichquArtett
» A l A M É M o i r e d e PAu l c É z A n n e «
Paul Cézanne (1839-1906):
Stillleben mit Äpfeln (1893-1894)
Auf dem Gebiet der Kammermusik gehörte
Darius Milhaud zu den produktivsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Achtzehn Streichquartette wolle er schreiben, teilte er im Juni
1920 in „Le coq parisien“ mit, und achtzehn
sind es geworden, geschaffen zwischen 1912
und 1951, neben dreizehn Sonaten für verschiedene Instrumente und drei Streichquintetten
sowie zahlreichen weiteren Werken für alle
denkbaren kammermusikalischen Besetzungen.
Insgesamt hinterließ er mehr als 400 Werke
aller Gattungen. Da nimmt es nicht wunder,
dass sich Milhaud oft wiederholt und immer
wieder ähnliche Ausdrucksbereiche auslotet.
Die musikalische Sprache seiner Quartette
bewegt sich im Umkreis von Ravels späteren
Werken, von Strawinski und Honegger. Weite
dynamische Entwicklungen und Kontraste,
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Pizzicati und Flageolettöne werden wirkungsvoll eingesetzt, Polytonalität wirkt als zusätzlicher Reiz.
Fast alle seiner Streichquartette tragen Widmungen: an seine Ehefrau, an Persönlichkeiten,
die Milhaud bewunderte, unter ihnen Arnold
Schönberg, Francis Poulenc, Gabriel Fauré.
Diese Widmungen geben oft Hinweise zum
Verständnis der Werke. Das Paul Cézanne
gewidmete Quartett Nr.1, das er 1912 im Alter
von 20 Jahren schrieb, nimmt dabei eine besondere Stellung ein. Denn Milhaud, geboren in
Südfrankreich, fühlte sich den großen Malern
seiner Heimatregion seelenverwandt und identifizierte sich mit ihren künstlerischen Absichten. Wie Cézanne, den er von Kindheit an am
meisten schätzte, wollte er impressionistische
Konzepte von Licht und farbigen Schatten mit
13. sep 2015, so, 19.00 uhr, schloss albrechtsberg
klareren Umrissen und Formen zusammenführen, ohne wieder der starren, stilisierten
Darstellungsweise früherer Jahre zu verfallen.
So begegnen uns in Cézannes Bildern wie in
Milhauds Musik die vertrauten Merkmale der
provencalischen Landschaft: das blendende
Licht, der karge Boden, die Schatten schroffer
Felsen und gezackter Bäume und die grelle
Mischung von Farben. Im ersten Streichquartett klingt Debussys impressionistische Klangauffassung nach, und so entfaltet auch Milhaud
hier die reiche Palette des Streicherklangs mit
wirkungsvoller Spieltechnik. Er löst die Strenge
der formalen Struktur durch frei bewegtes
Tempo, zeichnet durch changierende Stimmung
und schwebende Harmonik weiche, dem Sujet
von Cézannes Bild entsprechende klangfarbliche Konturen.
darius Milhaud
* 14. Dezember 1892, Marseille
† 22. Juni 1974, Genf
s t r e i c h q u A r t e t t n r . 1 o P. 5
»A la mémoire de Paul Cézanne«
Entstehung
1912
Uraufführung
Herbst 1913
Dauer
ca. 15 Min.
Musik - Malerei - skulptur
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Francisco de Goya (1746-1828):
Majas al Balcon (ca. 1802)
EnRiQuE GRAnADoS
goYescAs
Auch Enrique Granados hat sich intensiv in
malerische Prozesse und Intentionen hineinversetzt. „Ich bin verliebt in die Psychologie von
Goya, in seine Palette, in ihn, in seine Muse, die
Herzogin von Alba, in seine Fehden mit seinen
Modellen, seinen Liebschaften und Romanzen.
Wie zartrosa und Weiß der Wangen zu schwarzem Samt kontrastieren; unirdische Geschöpfe,
Hände wie Perlmutt und Jasmin….“ Solche
Phantasien schwebten ihm vor, als er zwischen
1909 und 1911 seine populäre Pianosuite „Goyescas“ komponierte. Ein Höhenflug an Phantasie und Schwierigkeit sei seine Suite, berichtete
er nach Beendigung der ersten Stücke des in
zwei Teilen gefassten siebensätzigen Zyklus.
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Granados selbst spielte Teil I seiner „Goyescas“
im März 1911 erstmals öffentlich in Barcelona,
Teil II folgte im Dezember 1914 in Paris. Ein
Jahr später begann er mit der Komposition einer
gleichnamigen Oper, für die er Themen und
Motive aus seiner Klaviersuite orchestrierte und
zu einem szenischen Werk in drei Bildern erweiterte. Dabei wurde das Intermezzo hinzugefügt, um einen Szenenwechsel zu überbrücken.
Die Oper wurde 1916 in New York uraufgeführt, konnte aber nie einen Platz im Repertoire
erobern. Das Intermezzo hingegen verselbständigte sich zu einem beliebten Konzertstück und
erfuhr verschiedene Bearbeitungen.
Und während es keine Hinweise gibt, dass sich
13. sep 2015, so, 19.00 uhr, schloss albrechtsberg
Granados bei der Arbeit an der Klaviersuite
„Goyescas“ auf konkrete Bilder Goyas bezogen
habe, spielen diese für die Oper wieder eine
entscheidende Rolle. Denn anders als bei der
Entstehung einer Oper üblich, folgte Granados
bei der Komposition von „Goyescas“ nicht dem
Libretto, sondern dieses wurde an die bereits
existierende Musik angepasst. Und um eine
geeignete Handlung zu finden, ließ sich der
Librettist wieder von Goyas farbig bewegten
Bildern von Majos und Majas, El Pelele und
anderen inspirieren.
enriQue granados
* 27. Juli 1867, lleida, spanien
† 14. März 1916, Ärmelkanal
interMezzo Aus der
oPer »goYescAs«
Arrangement für Klavier und Streichquintett
von Rainer Promnitz
Entstehung der Oper
1915
Uraufführung
1916, New York
Dauer
ca. 5 Min.
Musik - Malerei - skulptur
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Dalia Schmalenberg
wurde in Litauen geboren und erhielt ihren
ersten Violinunterricht bei ihrem Vater (einem
Schüler von David Oistrach). Ihr Studium
an der Musikhochschule Lübeck bei Petru
Munteanu schloss sie 1995 mit dem Diplom ab,
es folgte das Konzertexamen bei Zakhar Bron.
Sie wirkte als Konzertmeisterin beim RIASJugendorchester, der Philharmonie der Nationen
und beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin,
bevor sie 1999 als stellvertretende Konzertmeisterin zur Dresdner Philharmonie kam. Dalia
Schmalenberg ist Preisträgerin zahlreicher
Wettbewerbe, u.a. des Violinwettbewerbs Kloster Schöntal (1989 und 1992), des WieniawskiWettberbs in Lublin (Polen, 1988 und 1992)
und des Kammermusikwettbewerbs in Triest
(2001). Außerdem gastiert sie international als
Solistin und hat seit 2001 eine Honorarprofessur in Litauen inne.
Christiane Liskowsky
begann 1988 ihre Ausbildung an der Spezialschule der Hochschule für Musik Carl Maria
von Weber in Dresden. Sie nahm mehrfach
sehr erfolgreich am Bundeswettbewerb »Jugend
musiziert« teil und spielte im Bundesjugendorchester. 1994 gründete sie das »Junge Dresdner
Klaviertrio«. Von 1995 an studierte sie an der
Dresdner Musikhochschule bei Prof. Ulbricht.
Meisterkurse besuchte sie unter anderem bei
Igor Ozim und Christoph Schickedanz. Es
folgte ein Aufbaustudium, u.a. am Royal Northern College of Music in Manchester bei Yossi
Zivoni und Matthias Wollong in Dresden.
Seit 2004 spielt sie in der Dresdner Philharmonie. Darüber hinaus wirkt sie kammermusikalisch in verschiedenen Ensembles mit.
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13. SEP 2015, So, 19.00 Uhr, Schloss Albrechtsberg
Harald Hufnagel
studierte bei Prof. Emile Cantor an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Eine
intensive kammermusikalische Zusammenarbeit
mit Dirk Mommertz vom Fauré Klavierquartett
prägten seine musikalische Ausbildung ebenso
wie Kurse beim Freiburger Barockorchester,
Thomas Riebl, Jürgen Kussmaul, dem Mandelring Quartett und Jeunesse Moderne auf
Schloss Weikersheim. Im Jahr 2008 gewann
er als Mitglied des Orion Klavierquartetts den
Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Preis in Berlin.
Kammermusikalische Konzertreisen führten
ihn in viele europäische Länder, Japan, Syrien,
Jordanien und in den Libanon. Erste Orchestererfahrung sammelte Harald Hufnagel im
Landesjugendorchester Baden-Württemberg
und im Bundesjugendorchester. Als Gründungsmitglied des Jungen Klangforum Mitte
Europa arbeitete und konzertierte er an vielen
historisch bedeutsamen Orten Europas wie z.B.
Terezín/Theresienstadt. Er war zunächst bei den
Bochumer Symphonikern und den Duisburger Philharmonikern tätig. 2011 kam er als
Bratschist zur Dresdner Philharmonie, seit 2013
ist er außerdem Mitglied des Philharmonischen
Kammerorchesters.
Musik - Malerei - Skulptur
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Rieko Yoshizumi
die gebürtige Japanerin studierte an der Staatlichen Hochschule für Kunst und Musik Tokyo
bei Akiko Iguchi und an der Hochschule für
Musik Detmold bei Friedrich Wilhelm Schnurr.
Weitere wichtige künstlerische Anregungen
erhielt sie von Robert Szidon. Sowohl als
Solistin als auch als Kammermusikerin hat sie
zahlreiche Rundfunk- und CD-Produktionen
(u.a. Genuin, Crescendi, Kaleidos) veröffentlicht,
die hervorragende Rezensionen erhalten haben.
Ihre Konzerttätigkeit umfasst Einladungen zu
renommierten Konzertreihen und Festivals in
Europa, Asien und Südamerika. Sie wird regelmäßig als Jurorin zum Internationalen KlavierWettbewerb nach Tschechien eingeladen und
gibt Meisterkurse für Klavier und Kammermusik in Spanien, Japan und Peru.
Rieko Yoshizumi unterrichtete an der Hochschule für Musik Detmold und an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber
Dresden. Im Jahre 2000 wurde sie dort zur
Professorin ernannt.
Rainer Promnitz
wurde ab 1966 in Dresden ausgebildet, zunächst
an der Bezirksmusikschule »Paul Büttner«
und der Spezialschule für Musik Dresden, von
1975 bis 1980 an der Dresdner Hochschule für
Musik Carl Maria von Weber in den Fächern
Violoncello und Komposition. 1988/89 war er
Meisterschüler im Fach Komposition an der
Berliner Akademie der Künste. Er ist seit 1980
Cellist der Dresdner Philharmonie. Außerdem
komponiert und arrangiert er, tritt mit dem
Kammerensemble der Dresdner Philharmonie
auf und leitet Jugendprojekte.
Donatus Bergemann
wurde in Bad Liebenwerda geboren und erhielt
ab seinem siebten Lebensjahr Klavierunterricht.
Mit 13 Jahren kam der Kontrabass hinzu. Nach
einem Vorstudienjahr an der Dresdner Musikhochschule begann er 1972 dort sein Kontrabass-Studium, das er 1977 mit dem Diplom
abschloss. Später nahm er Unterricht bei Eugen
Röder, dem damaligen stellvertretenden Kontrabassisten der Dresdner Philharmonie. Er war
zunächst Solobassist am Gerhard-HauptmannTheater in Görlitz, bevor er 1980 Mitglied der
Dresdner Philharmonie wurde. Zudem spielt er
im Philharmonischen Kammerorchester und in
der Capella Sagittariana Dresden. Seine besondere Liebe gilt der Barockmusik.
www.dresdnerphilharmonie.de
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13. SEP 2015, So, 19.00 Uhr, Schloss Albrechtsberg
Musik - Malerei - Skulptur
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grosse kunst BrauCht gute freunde
WIR DANKEN DEN FÖRDERERN DER DRESDNER PHILHARMONIE
SONDERKONZERT 20. seP 2015, SO, 18 uhr, KREuZKIRCHE
Mozart Requiem
Peter Schreier zum 80.Geburtstag
B E NE FIZ KONZ E RT FÜ R DIE
KONZ E RTOR GE L IM KU LTU R PAL AST
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 –1791)
Ave verum corpus D-Dur KV 618
Requiem d-Moll KV 626
eine Veranstaltung des Fördervereins der Dresdner philharmonie e. V.
BENEFIZ
KONZERT
BesuCHerserViCe Weisse Gasse 8 | teleFON 0351 4 866 866
www.dresdnerphilharmonie.de
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© gmp - Gerkan, Marg und Partner
Heide Süß & Julia Distler
Impressum
Dresdner Philharmonie
Postfach 120 424
01005 Dresden
Besucherservice
Telefon 0351 4 866 866
[email protected]
Chefdirigent: Michael Sanderling
Ehrendirigent: Kurt Masur
Erster Gastdirigent: Bertrand de Billy
Intendanz: Frauke Roth
Text: Johanna Andrea Wolter
Redaktion: Adelheid Schloemann
Der Text ist ein Originalbeitrag für dieses Heft,
Abdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.
Grafische Gestaltung: büro quer
Druck: Elbtal Druck & Kartonagen GmbH
Preis: 2,00 €
Bildnachweise:
Wikimedia Commons: 3, 5, 11, 13
Rainer Promnitz: 9
Marco Borggreve: 14-17
Jan Gutzeit: 16 (Rieko Yoshizumi)
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