Infektion von dendritischen Zellen und Epithelzellen durch RSV

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6. Zusammenfassung
Das Respiratory Syncytial Virus ist einer der bedeutendsten Erreger von
Atemwegsinfektionen überhaupt, und steht auch mehr als 50 Jahre nach seiner
Entdeckung noch immer im Mittelpunkt vieler Forschungsarbeiten. Da sich
Wildtyp-Viren nur schlecht in Kultur halten lassen, ist die Arbeit mit den LaborStämmen Long und Aβ weit verbreitet. Diese lassen sich verlässlich in HeLa,
HEpβ- oder Vero-Zellen vermehren. Nun sind diese Labor-Stämme schon mehr
als 50 Jahre alt, so dass wir uns die Frage stellten, ob und wie sich die LaborStämme von den aktuellen Wild-Typ-Viren unterscheiden.
Um Unterschiede zu identifizieren infizierten wir sowohl Laborzellen (HEpβ und
Vero) als auch dendritische Zellen mit Labor-Stämmen und Wild-Typ-Viren und
verglichen die für eine Infektion benötigte Konzentration infektiöser Partikel, den
CPE und die Expression des Fusionsproteins sowie den Einfluss der Infektion auf
T-Zellen in der Ko-Kultur mit DC.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass wir deutliche Unterschiede zwischen
den Labor- und Wild-Typ-Viren gefunden haben, die in Kenntnis der bisherigen
Forschungsarbeiten und Untersuchungen schlüssig sind.
Long und Aβ konnten die Laborzellen schon bei niedrigeren Konzentrationen
infektiöser Partikel infizieren als die Wild-Typ-Viren, benötigten für die Infektion
von dendritischen Zellen aber deutlich höhere MOIs. Sie lösten einen weniger
ausgeprägten CPE aus, und die Expression des F-Proteins war im Vergleich zu
den Wild-Typ-Viren vermindert.
Andererseits sahen wir, dass die Wildtyp-Viren schon bei geringer MOI in der Lage
sind, dendritische Zellen zu infizieren. Somit ist es realistisch anzunehmen, dass
RSV auch in vivo DC infizieren kann und so eine systemische Ausbreitung der
Viren möglich ist.
Auch konnten wir belegen, dass die Infektion der DC die Zellen in ihrer Funktion
beeinflusst. In der Ko-Kultur von RSV-infizierten DC mit T-Zellen war die
Proliferation der T-Zellen im Vergleich mit der nicht infizierten Ko-Kultur niedriger,
wobei die Unterschiede zwischen den einzelnen Virusstämmen nicht so
ausgeprägt waren. Auch die Produktion von Interferon- wurde durch die RSVInfektion verändert.
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Diese Ergebnisse belegen, dass sich die Labor-Stämme in einigen ihrer
Eigenschaften von den aktuellen Wild-Typ-Viren unterscheiden, andere aktuelle
Erkenntnisse bezüglich Hemmung der T-Zell-Proliferation und IFN- -Produktion
aber auch auf die Wildtyp-Viren zutreffen. Dieses Wissen hilft, die bis heute nicht
ganz geklärte Pathogenese der RSV-Infektion besser zu verstehen.
Für zukünftige Arbeiten wird man allein schon aus Gründen der Praktikabilität
kaum auf die Labor-Stämme verzichten können, da sich mit diesen im Labor sehr
viel verlässlicher arbeiten lässt als mit den Wild-Typ-Viren. Dennoch wird je nach
Fragestellung die Arbeit mit Wild-Typ-Viren aufgrund der oben genannten
Unterschiede sinnvoll sein.
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