Studienauftrag: «Sanierung Primarschule Riethüsli

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Studienauftrag: «Sanierung Primarschule Riethüsli»
Bericht des Beurteilungsgremiums
1. April 2008
Impressum
Publikation anlässlich der öffentlichen
Ausstellung des Studienauftrags
Herausgeberin und Verfasserin
Stadt St.Gallen Hochbauamt
1. April 2008
www.hochbauamt.stadt.sg.ch
Inhaltsverzeichnis
1
1.1
1.2
1.3
1.4
1.5
Allgemeines
Ausgangslage
Aufgabenstellung
Veranstalterin und Verfahren
Beurteilungsgremium
Teilnahmeberechtigung
3
3
3
3
3
4
2
Präqualifikation
5
3
Vorprüfung
8
4
4.1
4.2
4.3
4.4
4.5
4.6
Beurteilung Studienauftrag
Kein Ausschluss aufgrund der Vorprüfung
Präsentation der Projekte durch die Projektteams
Beurteilungskriterien
Rundgänge
Allgemeine Feststellungen des Beurteilungsgremiums
Empfehlung des Beurteilungsgremiums
9
9
9
9
9
10
10
5
Genehmigung
11
6
6.1
6.2
6.3
6.4
6.5
6.6
Würdigung der eingereichten Projekte
Projekt Schneider & Gmür
Projekt Quarella AG
Projekt Bollhalder Eberle
Projekt team_nordost
Projekt Niggli + Zbinden
Projekt bewa
13
17
25
33
41
53
61
1
2
1
Allgemeines
1.1
Ausgangslage
Bauliche Mängel der Schulanlage Riethüsli veranlassen die Stadt St.Gallen
ein Sanierungsprojekt in die Wege zu leiten. Dieser Studienauftrag bietet die
Chance, alternative Lösungsvorschläge zu den architektonischen, energetischen und schulischen Fragestellungen der Anlage zu erhalten. Gesucht
wurde ein Team, welches anhand exemplarischer Aufgaben durch seine
Kompetenz überzeugt.
1.2
Aufgabenstellung
Die Schulanlage Riethüsli befindet sich auf einer Anhöhe. Die Anordnung
der Gebäude im topografisch bewegten Gelände trägt zu ihrer städtebaulichen Bedeutung im Quartier bei. Mit ihren gestaffelten Fassaden und den
grossformatigen Fensterflächen verfügt die Anlage über einen für die 60er
und 70er Jahre charakteristischen Charme. Sie ist jedoch nicht im Schutzinventar der Denkmalpflege enthalten.
Die Anlage ist sanierungsbedürftig und aus betrieblicher Sicht sind räumliche Anpassungen gewünscht. Eine gesamtheitliche Instandstellung soll
die Bausubstanz nachhaltig wahren, die Schulanlage aus energetischer,
ökologischer und gestalterischer Sicht aufwerten und optimale Bedingungen für Lernen, Arbeit und Freizeit schaffen.
Als Aufgabe wurde exemplarisch ein Teil des Gesamtsanierungsumfangs
herausgelöst. Die Bearbeitung des Fassadenkonzepts und des Raumkonzepts im Erschliessungsbereich im ersten Bauabschnitt Nest 1 sollte
beispielhaft vertieft werden. Im Freiraumkonzept wurde eine Aussage zur
Gesamtanlage erwartet.
1.3
Veranstalterin und Verfahren
Die Stadt St.Gallen, vertreten durch das Hochbauamt, lud im Sommer 2007
zu einem Studienauftrag im selektiven Verfahren ein. Der Studienauftrag
war im Hinblick auf den gewünschten Dialog zwischen Verfassenden und
Veranstalterin nicht anonym.
1.4
Beurteilungsgremium
Sachrichterinnen, Sachrichter
Elisabeth Beéry, Direktorin Bau und Planung Stadt St.Gallen
Dr. Barbara Eberhard, Direktorin Schule und Sport Stadt St.Gallen
Severin Lenel, Intep - Integrale Planung GmbH, Zürich
Oskar Sturzenegger, Schulleiter Riethüsli
Fachrichterinnen, Fachrichter
Jürg Bart, bartbuchhofer architekten ag, Biel
Jane Bihr de Salis, Landschaftsarchitektin, Kallern
Christian Dill, Architekt, Basel
Thomas Pfister, Pfister Schiess Tropeano Architekten AG, Zürich
Wiebke Rösler, Stadtbaumeisterin Stadt St.Gallen (Vorsitz)
3
Ersatz
Meinrad Hirt, Stellvertreter Stadtbaumeister, Stadt St.Gallen
Expertinen, Experten mit beratender Stimme
Mark Besselaar, Leiter Stadtplanungsamt, Stadt St.Gallen
Andreas Horlacher, Abteilungsleiter Dienste, Schulamt, Stadt St.Gallen
Harry Künzle, Energiebeauftragter, Fachstelle Umwelt und Energie,
Stadt St.Gallen
Friederike Pfromm, Abteilungsleiterin Projektmanagement, Hochbauamt, Stadt St.Gallen
Hanspeter Bohren, Abteilungsleiter Haustechnik, Hochbauamt Stadt
St.Gallen
Peter Heppelmann, Freiraum, Natur und Landschaft,
Stadtplanungsamt, Stadt St.Gallen
Susanne Lüthi, Projektleiterin, Hochbauamt, Stadt St.Gallen
1.5
Teilnahmeberechtigung
Am Verfahren teilnahmeberechtigt waren Planerteams unter der Federführung und Gesamtleitung einer Architektin, eines Architekten mit Wohn- oder
Geschäftssitz in der Schweiz oder einem Vertragsstaat, der das GATT-/WTOÜbereinkommen über das öffentliche Beschaffungswesen unterzeichnet
hat.
Da die Aufgabe des Studienauftrags interdisziplinär gelöst werden sollte,
mussten in der Planergemeinschaft Verantwortliche aus den Bereichen
Landschaftsarchitektur und Haustechnik beteiligt sein. Weitere Fachleute,
zum Beispiel aus den Bereichen Ökologie, Statik, Bauphysik, Kunst oder
anderen konnten ebenfalls in das Team eingebunden werden.
4
2
Präqualifikation
Die Anträge auf Teilnahme am Studienauftrag wurden termingerecht
eingereicht. Folgende 28 Planerteams konnten zur Präqualifikation am
25. September 2007 zugelassen werden:
Federführendes Architekturbüro
bw architekten
Gafner & Horisberger GmbH
Ospelt Strehlau
Pfister + Pfister
Bollhalder Eberle
bf architektinnen GmbH
Niggli + Zbinden
semih acil
Ghisleni Bauen
Adank & Partner AG
Gähler Architekten
Oestreich + Schmid
Drexler Guinand Jauslin Arch.
Lost, Dietrich Lohmann
Schulthess
Schneider & Gmür
Antoniol + Huber + Partner AG
Rüsch & Rechsteiner AG
Quarella AG
Boltshauser
Felix Sigrist
Affolter + Kempter
Peter Löw
Armin Benz Martin Engler
Locher + Meier
Bauengineering AG
Markus Alder GmbH
C. Fischer Innenarchitekten
Ort
Zürich
Zürich
Schaan
St.Gallen
St.Gallen
Uster
St.Gallen
St.Gallen
St.Gallen
Amriswil
St.Gallen
St.Gallen
Zürich
Basel
Amriswil
Winterthur
Frauenfeld
St.Gallen
St.Gallen
Zürich
St.Gallen
St.Gallen
St.Gallen
St.Gallen
St.Gallen
St.Gallen
St.Gallen
Berlin, D
Aus den eingegangenen Bewerbungen wählte das Beurteilungsgremium
sechs Planerteams für die Teilnahme am Studienauftrag aus. Ausschlaggebend war die Qualität der eingereichten Referenzen des gesamten Teams
in den Bereichen:
-
Architektur
Landschaftsarchitektur
Haustechnik
Minergie
Nachhaltigkeit
Ökologie
Sanierung
Schulhausbau
Ausgewählt wurden:
Federführendes Architekturbüro
Bollhalder Eberle
Niggli + Zbinden
Antoniol + Huber + Partner AG
Boltshauser
Schneider & Gmür
Quarella AG
Ort
St.Gallen
St.Gallen
Frauenfeld
Zürich
Winterthur
St.Gallen
5
Im Falle von Absagen wurden folgende Planerteams in dieser Reihenfolge
zur Teilnahme am Studienauftrag vorgesehen:
Federführendes Architekturbüro
Armin Benz Martin Engler
Lost, Dietrich Lohmann
Rüsch & Rechsteiner AG
Ort
St.Gallen
Basel
St.Gallen
Das Planerteam unter der Federführung von Boltshauser Architekten zog
seine Bewerbung infolge einer unvorhergesehenen Weiterbearbeitung
eines anderen Wettbewerbs zurück. Das Planerteam unter der Federführung von Armin Benz und Martin Engeler wurde deshalb nachrückend zum
Studienauftrag eingeladen.
Folgende Planerteams erklärten sich anlässlich der Begehung am 3. Oktober 2007 zur Teilnahme am Studienauftrag bereit:
6
Teamname
Architekten
Landschaftsarchitekten
Haustechnik HLKS
Elektroplanung
Ingenieur
Bauphysik
Kunst
Bollhalder Eberle Architektur
Bollhalder Eberle
Lüthi Landschaftsarchitekten
Kempter + Partner
IBG Graf AG Engenieering
Borogno Eggenberger
Studer + Strauss
Thomann Hans
Teamname
Architekten
Landschaftsarchitekten
Haustechnik HLKS
Elektroplanung
Ingenieur
Niggli + Zbinden Architekten
Niggli + Zbinden
Tobias Pauli
Kempter + Partner
IBG Graf Ag Engenieering
Gerevini
Teamname
Architekten
Landschaftsarchitekten
Haustechnik HLKS
Elektroplanung
Sanitärplanung
Bauphysik
Baubiologie
Kunst
team_nordost
Antoniol + Huber + Partner AG
Paul Rutishauser
Istaplan
Kierzek AG
Hunziker AG
Zehnder + Kälin AG
Bosco Büeler GmbH
Lucie Schenker
Teamname
Architekten
Landschaftsarchitekten
Haustechnik HLKS
Ingenieur
Bauphysik
Lichtplanung
Schneider & Gmür Architekten
Schneider & Gmür
Thomas Steinmann
Planforum GmbH
Schnewlin + Küttel AG
Andreas Mühlebach
Priska Meier
Teamname
Architekten
Landschaftsarchitekten
Haustechnik HLKS
Elektroplanung
Ingenieur
Bauphysik
Planerteam Quarella
Quarella AG
Umland
Amstein & Walthert
Bühler & Scherler AG
Borogno Eggenberger
Braune Roth AG
Teamname
Architekten
Landschaftsarchitekten
Haustechnik HLKS
bewa
Benz & Engeler
blau und gelb
Amstein & Walthert
7
3
Vorprüfung
Die sechs Beiträge zum Studienauftrag gingen am 18. Januar 2008 fristgerecht ein. Die Vorprüfung der Konzepte erfolgte anhand einer einheitlichen
Checkliste durch:
Baurechtliches
Strassenführung, Parkieren
Freiraumplanung
Feuerwehrzufahrt
Brandschutz und Fluchtwege
Hindernisfrei Bauen
Nachhaltigkeit, Ökologie
Wirtschaftlichkeit
Haustechnik
Funktionalität Schulbetrieb
Formelles, Koordination, Bericht
Ragnar Scherrer, Amt für
Baubewilligungen
Matthias Fuchs, Notker Schmid,
Tiefbauamt
Peter Heppelmann, Stadtplanungsamt
Christian Isler, Feuerwehr Zivilschutz St.Gallen
Christian Widmer, Kant. Amt für
Feuerschutz
Markus Alder, Procap
Severin Lenel, Intep GmbH
Bernhard Rüst, Bauökonom
Hanspeter Bohren, Hochbauamt,
Harry Künzle, Fachstelle Umwelt
und Energie
Oskar Sturzenegger, Primarschule
Riethüsli
Susanne Lüthi, Hochbauamt
Das Ergebnis der Vorprüfung wurde dem Beurteilungsgremium am 20. Februar 2008 zugestellt.
8
4
Beurteilung Studienauftrag
Das Beurteilungsgremium tagte am 6. März 2008 in der Primarschule
Riethüsli. Mark Besselaar, Peter Heppelmann und Harry Künzle waren
entschuldigt.
Ziel der Sitzung war, dem Stadtrat ein Planerteam für die Weiterbearbeitung
zu empfehlen.
4.1
Kein Ausschluss aufgrund der Vorprüfung
Die Ergebnisse der Vorprüfung wurden präsentiert und besprochen.
Das Beurteilungsgremium beschloss, kein Projekt vom Verfahren auszuschliessen, da die marginalen Abweichungen von den Vorgaben für die
Beurteilbarkeit und Umsetzung des Konzeptes nicht massgebend sind.
4.2
Präsentation der Projekte durch die Projektteams
Die sechs Teams nahmen die Gelegenheit wahr, dem Beurteilungsgremium
ihre Projekte zu präsentieren und in der anschliessenden Diskussion zu
erläutern.
4.3
Beurteilungskriterien
Im Anschluss an die Präsentationen wurden die Konzepte im Beurteilungsgremium diskutiert. Als Beurteilungsgrundlage galten die im Programm
angegebenen Kriterien, deren Reihenfolge keiner Wertung entspricht:
Fassadenkonzept und Raumkonzept im Erschliessungsbereich
Architektonische Qualität
Umgang mit vorhandener Bausubstanz
Anwendbarkeit des Fassadenprinzips auf Nest 2
Materialwahl, Ressourcenverbrauch
Energiekonzept
Wirtschaftlichkeit, Lebenszykluskosten
Funktionale Qualität
Freiraumkonzept
Gestalterische Qualität
Materialwahl, Ressourcenverbrauch
Erschliessung
Funktionale Qualität
Aufenthaltsqualität
4.4
Rundgänge
Die Ergebnisse der Diskussion sind in den allgemeinen Feststellungen des
Beurteilungsgremiums und der Würdigung der Projekte zu finden.
In einem ersten Rundgang schieden die Eingaben von Niggli + Zbinden und
Benz und Engeler (bewa) aus.
Nach eingehender Diskussion wurde das Planerteam Antoniol + Huber +
Partner AG (team_nordost) aus der engeren Auswahl ausgeklammert.
Die verbleibenden drei Projekte wurden nochmals eingehend besprochen,
im dritten Rundgang schied das Planerteam Bollhalder Eberle aus.
Das Konzept von Planerteam Schneider & Gmür ging in der vierten Runde
als Sieger aus dem Vergleich mit der Eingabe von Quarella hervor.
Das Beurteilungsgremium überprüfte in einem Kontrollrundgang die Ergeb9
nisse der Diskussion und Beurteilung anhand der Kriterien. Es wurden keine
Rückkommensanträge gestellt.
4.5
Allgemeine Feststellungen des Beurteilungsgremiums
Der Studienauftrag zeigt auf eindrückliche Art, wie unterschiedlich auf die
Herausforderung dieser schwierigen Bauaufgabe reagiert werden kann.
Die sechs eingereichten Projektvorschläge zeugen von einer intensiven und
arbeitsaufwändigen Auseinandersetzung mit der Aufgabenstellung.
Aufgrund der ausführlichen Diskussion kann Folgendes festgestellt werden:
-
Für die Fassadensanierung werden grundsätzlich drei Lösungsansätze
aufgezeigt:
Der erste hält sich streng an das Vorhandene und schlägt zur energetischen Verbesserung eine Innendämmung vor.
Der zweite hält sich mehr oder weniger an den vorhandenen architektonischen Ausdruck, löst aber das energetische Problem mit einer
Aussendämmung.
Der dritte geht ebenfalls von einer Aussendämmung aus, verleiht aber
der Schulanlage einen völlig neuen architektonischen Ausdruck.
-
Allen Projektvorschlägen gemeinsam ist, dass die angestrebten und
notwendigen Verbesserungen im Raumkonzept und Erschliessungsbereich nur mit erheblichem baulichen Aufwand (Erweiterungen
und/oder starke Eingriffe in die Rohbausubstanz) zu erreichen sind.
Ebenfalls nur mit relativ grossem Aufwand kann die angestrebte
Verbesserung des Freiraumkonzeptes erreicht werden. Der Studienauftrag hat diesbezüglich ein Manko aufgezeigt, das durch die
nachträgliche Erweiterung der Anlage mit dem Bau des Nests 2 und
der zweiten Turnhalle entstanden ist. Gemeint ist insbesondere das
Fehlen von räumlicher Kontinuität und Zusammenhalt der einzelnen
Gebäude und Plätze.
-
-
Mit dem analytischen Vorgehen, dem sicheren Umgang mit dem
Bestehenden und der architektonisch überzeugenden Umsetzung
verspricht das Team von Schneider & Gmür Architekten die besten
Erfolgschancen für eine tragfähige Weiterbearbeitung der Sanierung
der Primarschule Riethüsli.
Das Beurteilungsgremium ist überzeugt, dass sich der Studienauftrag gelohnt hat und für die Lösung der Aufgaben ein kompetentes Team gefunden
wurde. Die Leistungen, die mit den eingereichten Arbeiten erbracht worden
sind, verdienen eine besondere Würdigung. Den sechs teilnehmenden
Teams, die sich der anspruchsvollen Aufgabe stellten, gilt Dank und Anerkennung des Beurteilungsgremiums.
4.6
Empfehlung des Beurteilungsgremiums
Das Beurteilungsgremium empfiehlt dem Stadtrat einstimmig das Projekt
des Teams Schneider & Gmür Architekten zur Weiterbearbeitung und
Ausführung. Bei der Weiterbearbeitung sind die im Projektbeschrieb festgehaltenen Kritikpunkte und die allgemeinen Feststellungen des Beurteilungsgremiums zu berücksichtigen.
10
5
Genehmigung
Der vorliegende Bericht wird vom Beurteilungsgremium einstimmig
genehmigt.
Elisabeth Beéry
Barbara Eberhard
Severin Lenel
Oskar Sturzenegger
Jürg Bart
Jane Bihr de Salis
Christian Dill
Thomas Pfister
Wiebke Rösler
Meinrad Hirt (Ersatz)
11
12
6
Würdigung der eingereichten Projekte
13
16
6.1
Projekt Schneider & Gmür
Architekten
Landschaftsarchitekten
Haustechnik HLKS
Ingenieur
Bauphysik
Lichtplanung
Schneider & Gmür
Thomas Steinmann
Planforum GmbH
Schnewlin + Küttel AG
Andreas Mühlebach
Priska Meier
17
Freiraumkonzept
Das Planerteam setzt sich zum Ziel, die Problematik des bestehenden
Aussenraums mit einer mutigen Neuinterpretation zu lösen: Der Abbruch
des Kindergartens erlaubt die angestrebten neuen Beziehungen und
Gestaltungsmöglichkeiten. Die Eingänge zu Nest 1 und 2 werden räumlich
und optisch miteinander verknüpft und die Sicht auf die Hügelkuppe wird
freigelegt.
Die verkehrsfreien Hartflächen der beiden grossen Pausenräume werden
mit baumbepflanzten Kiesflächen ergänzt und sind durch eine breite Freitreppe miteinander verbunden. Die Erschliessung der Schulanlage wird um
ein zusätzliches Wegnetz mit diversen nach Themen gegliederten Stationen
und kind- und unterrichtsgerechten Nutzungen vervollständigt.
Sehr zu bedauern ist der Verlust der grossen Eiche und des an sich
erhaltenswerten Gebäudes; dieser Entscheid ist aber zugunsten des
übergeordneten Konzeptes akzeptierbar, denn die zahlreichen, auch unter
Berücksichtigung ihrer spezifischen technischen Anforderungen gut platzierten Baumpflanzungen und der Neubau mit zentralen Funktionen werden
Kompensation bieten.
Die Beibehaltung der Lehrerparkplätze am heutigen Standort und die
artgerechte Baumbepflanzung im Kiesbeet führt zu einer Platzverengung im
Bereich von Nest 2. Der östliche Teil des Gerhardtwegs ist für die Zufahrt
der Feuerwehr zu eng bemessen. Aus ökologischen Gründen wäre ein
sickerfähiger Hartbelag wünschenswert.
Die Stärke des Aussenraumkonzeptes liegt in der ganzheitlichen Betrachtungsweise, die sowohl gestalterisch als auch stimmungsmässig überzeugt
und zu einer harmonischen Verbindung von unterschiedlichen Räumen und
abwechslungsreichen Nutzungsmöglichkeiten führt.
Fassadenkonzept und Raumkonzept im Erschliessungsbereich
Die Herangehensweise der Architekten besticht durch die ausführliche
Analyse der vorhandenen Substanz. Sehr genau wurden Schwächen
und Stärken der Anlage untersucht. Der Umgang mit der bestehenden
Bausubstanz soll aus Sicht der Architekten respektvoll erfolgen und die
strukturalistische Grundrissbildung des Gebäudes in ihrer Essenz erhalten
bleiben. Die Qualität der diagonalen Ausrichtung quadratischer Räume wird
weitergeführt.
Der Eingriff in die Rohbausubstanz beschränkt sich auf die Erneuerung der
Erschliessung. Dem bestehenden Treppenturm wird neben neuen Steigzonen und einem Lift ein vertikaler Schacht über alle drei Geschosse zur
Seite gestellt. Dieser konzentrierte bauliche Eingriff führt zu wesentlichen
räumlichen Qualitäten: die Eingangshalle wird durch die jetzt helle Rückwand regelmässiger belichtet und das Gebäude wird neu «in seiner ganzen
Entwicklung nach unten» und «im Hang erfahrbar» gemacht. Im eingereichten Modell wird ersichtlich, dass auch die Gruppenräume durch Fensterbänder vom Oblicht profitieren, - eine Art innere Fassade entsteht; sie ersetzt
die heute stumpf wirkenden Wände rund um den Treppenkern. Die seitens
der Schule als seelenlos bezeichneten Räume werden deutlich belebt.
Durch die Verbreiterung der Türöffnungen wird die Beziehung zwischen
Klassenzimmern und Halle gestärkt. Das grosse multifunktionale Möbel,
welche als Sitzlounge, Lernort und Ablage dient, bringt die erwünschte
Frische in die Halle.
Im Erschliessungskonzept fällt auf, dass zu Gunsten des Liftes und besserer Lichtverhältnisse auf drei Stockwerken je ein Teil eines Schulzimmers
geopfert wird. Die Erfüllung des Raumprogramms im Gesamtkonzept wird
Gegenstand der weiteren Bearbeitung sein.
Das wesentliche Merkmal der Fassadensanierung ist die Neuinterpretation
der Rhythmisierung. Eine bewegtere Form ersetzt die heute starr wirkende
Fensterteilung. Dieses Spiel wird über Eck noch gesteigert – ein Vorschlag,
der auf feinfühlige Art Neues vom Alten zu unterscheiden vermag.
18
Nachhaltigkeit
Neue Fenster und eine vollflächige Akustikdecke führen zu einer Verbesserung des Schallschutzes. Mit einem Oblicht und einem durchgängigen
Luftraum bei der Treppe resultiert eine Korrektur der Tageslichtsituation im
Erschliessungsbereich. Auf weitere Eingriffe ins Tragsystem des bestehenden Gebäudes wird verzichtet. Das vorgeschlagene Haustechnikkonzept ist
sorgfältig ausgearbeitet und nachvollziehbar. Die erwähnte Materialisierung
kann aus ökologischer Sicht noch optimiert werden. Dafür wird mit diesem Projekt ein gutes Dämmkonzept mit weitgehender Vermeidung von
Wärmebrücken und einer vollständigen Abdeckung des Energieverbrauchs
für Heizung und Warmwasser mit erneuerbarer Energie vorgeschlagen, was
zu einer hohen Energieeffizienz führt.
Das empfohlene Neubauvolumen, bedingt durch den Abbruch des bestehenden Kindergartens, führt in Kombination mit einem eher geringen
Eingriff in die bestehende Gebäudestruktur zu durchschnittlichen Kosten.
Fazit
Die Arbeit zeugt insgesamt von einer intensiven Auseinandersetzung mit
der Aufgabe.
Zu den angesprochenen Themenbereichen werden sinnvolle, über die
Aufgabenstellung hinausgehende Lösungsvorschläge geboten, die in ihrer
kohärenten Darstellung aufzeigen, dass man es mit einem Team zu tun hat,
das alle von der Bauherrschaft angesprochenen Fragen offen zu diskutieren,
überzeugend zu präsentieren und umfassend zu beantworten vermag.
19
20
6.2
Projekt Quarella AG
Architekten
Landschaftsarchitekten
Haustechnik HLKS
Elektroplanung
Ingenieur
Bauphysik
Quarella AG
Umland
Amstein & Walthert
Bühler & Scherler AG
Borogno Eggenberger
Braune Roth AG
25
Freiraumkonzept
Die verkehrsfreien Pausenplätze mit Integration der Gerhardtstrasse reihen
sich in zusammenhängender Folge auf und zeichnen sich durch Sichtbezüge
in der Landschaft aus. Wie Intarsien werden unterschiedliche Spielorte
eingefügt. Das Rückgrat entlang der nördlichen Grundstücksgrenze wird
durch eine hölzerne Sitzbank ausgebildet, in die abschnittsweise Holzunterstände integriert sind. Die Schulgebäude liegen an der Nahtstelle zwischen
Wiese und Hartfläche. Im südlichen Wiesenbereich wird zwischen Fähnernstrasse und Teufenerstrasse eine neue treppenlose Fusswegverbindung mit
öffentlichem Charakter vorgeschlagen.
Das Konzept zeichnet sich in positiver Weise aus. Durch seine sorgfältige
und präzise Analyse der bestehenden Situation und mit einem klaren,
überzeugenden und ganzheitlichen Gestaltungskonzept, welches sich
durch feine Nuancen in der Materialisierung, Bepflanzung und Farbgebung
auszeichnet, wobei die spielerischen Bedürfnisse der Kinder aller Altersstufen und beiden Geschlechts im Vordergrund stehen. Zugleich werden
die Bedürfnissen für Ruhe und Rückzug sorgfältig beachtet. Auch die
Treppenrampe zur Zivilschutzanlage wird zum Zweck des sinnvollen Spiels
zur Tugend gemacht. Aus ökologischen Gründen wäre ein Hartbelag aus
Sickerasphalt empfehlenswert.
Sowohl die Verlegung der Schul- und Kirchenparkplätze zu nah an den
Wendekreis als auch die Entfernung der Trottoirs an dieser Stelle wird u.a.
aus verkehrstechnischer Sicht als sehr problematisch bzw. als nicht zulässig
beurteilt. Die Verlegung der Strasse und die Bauten an der Grenze würden
die Anpassung des Strassenplans und die Gewährung des Näherbaurechts
erfordern.
Fassadenkonzept und Raumkonzept im Erschliessungsbereich
Die Verfassenden schlagen vor, das kubische Erscheinungsbild der Gesamtanlage weitgehend zu erhalten, durch den Abbruch der Verbindungshalle
Nest 2 - Turnhalle die Freistellung der einzelnen Gebäudevolumina zu
akzentuieren und die Campusidee der Schulanlage zu verstärken.
Durch die Wahl des Fassadenkonzeptes mit einer äusseren Dämmschicht
in Leichtbauweise hingegen strebt das Projekt ein verändertes, neues und
markantes Erscheinungsbild der Schulanlage an. Die unmissverständliche
Ablesbarkeit der neuen Fassadenschicht ist Programm und wird konsequenterweise durch die Wahl einer hinterlüfteten Lärchenholzschalung, durch
eine grossflächige Fensterteilung mit horizontalen Brise-Soleil, sowie einer
neuen Profilierung verdeutlicht. Die Differenzierung von bestehender innerer
Schicht und äusserer Abdeckung wird auch im Fensterbereich durch eine
zusätzliche äussere Glasschicht verstärkt. Die in sich schlüssig und konsequent aufgebaute Fassadenkonstruktion erfüllt verschiedenste technische
Anforderungen wie Wärme- und Schallschutz in beinahe überinstrumentierter Weise und verleiht durch die Fensterteilung den Schulräumen sowohl
eine neue Grandezza als auch grosszügige Ausblicke. Allerdings vermag
die aufwändige Konstruktion bezüglich Brandschutz und dem Abtrag der
sommerlichen Wärmelasten aus dem Glaszwischenraum oder der Begehbarkeit des Brise-Soleil zu Reinigungszwecken nicht restlos zu überzeugen,
ebenso ist die Montage der Fassadenkonstruktion unter laufendem Betrieb
- wie von den Verfassenden postuliert - nicht realistisch.
Durch die Erweiterung des Bauvolumens um eine neue Raumschicht an der
Nordfassade gelingt es den Verfassenden, neben der bestehenden Treppenanlage geschickt einen Lift zu platzieren. Allerdings wirkt die Aneinanderreihung der Treppenanlage, des Liftturms und des neu eingefügten Luftraums
zur Belichtung des Untergeschosses uninspiriert und wird der zentralen
Position der Vertikalbeziehungen räumlich nicht gerecht. Die entsprechenden Eingriffe im 2. Untergeschoss sind nicht dargestellt.
Gleich einem Befreiungsschlag wird mit einer einfachen Massnahme,
nämlich mit dem Aufheben einer Klassenzimmereinheit, die quadratische
26
Raumsequenz der modulartig aufgebauten Grundrissstruktur aufgebrochen
und ein zusammenhängender, in die Tiefe des Gebäudes reichender,
heller und durchgängiger Längsraum geschaffen. Zusätzlich werden wenig
überzeugende verglaste Aussparungen in der Decke vorgeschlagen. Die
neu geschaffene räumliche Transparenz befreit die heute wenig belichteten
rückwärtigen Erschliessungsräume von ihrem Schattendasein, und bietet
gleichermassen neue Ausblicke in das Quartier. Konsequenterweise sind
die eingelagerten zwei Gruppenräume als Glaskuben ausgebildet. Leider
wird die überzeugende Idee des lichtdurchlässigen Grossraumes durch
Deckenabsätze getrübt , welche statische Massnahmen wie Unterzüge und
bestehende Deckenabsätze kaschieren. Auch führt die diagonale Anordnung
der Gruppenräume im Treppen- wie im Fassadenbereich zu beengenden
Platzverhältnissen, durch die relativ starren Glaswände zu wenig nutzbaren
Resträumen und in der Raummitte überdies zu übergrossen Erschliessungsflächen. Dennoch sind moderne Unterrichtsformen vorstellbar, auch wenn
die gewünschte Durchlässigkeit der Unterrichtsräume zu den Gruppenräumen beschränkt bleibt.
Nachhaltigkeit
Mittels einer aussen vorgehängten Verglasungsebene, neuen Fenstern,
zusätzlichen Schichten bei Aussen- und Trennwänden sowie einer vollflächigen Akustikdecke wird eine starke Verbesserung des Schallschutzes
erreicht. Auch die Tageslichtsituation in den Erschliessungsbereichen kann
durch einen grosszügig verglasten Anbau und einen neuen Luftraum bei der
Treppe verbessert werden. Die Eingriffe ins Tragsystem sind durch diese
Massnahmen sowie die Entfernung von tragenden Innenwänden erheblich.
Das vorgeschlagene Materialkonzept ist aus ökologischer Sicht gut. Der
gute Sonnenschutz, das konsequente Dämmkonzept und die mehrheitliche
Abdeckung des Wärmeenergieverbrauchs mit erneuerbarer Energie führen
zu einer hohen Energieeffizienz. Das Haustechnikkonzept ist leider wenig
plausibel. Das Lüftungskonzept sieht in der Fensterbrüstung Einzelraumlüftungsboxen mit ungenügender Kapazität vor, was durch eine energetisch
problematische Fensterlüftung kompensiert werden müsste.
Die Kosten des Projekts sind aufgrund des Neubauvolumens, der zahlreichen Eingriffe in die bestehende Tragstruktur und der aufwändigen Fassadenkonstruktion mit vorgehängter Glasschicht und Brise-soleil vergleichsweise hoch.
Fazit
Das dialogbereite Team hat sich eingehend mit pädagogischen, nutzerspezifischen und schulbetrieblichen Fragestellungen befasst. Auf konzeptioneller
Ebene beeindruckt das Projekt vor allem durch einen radikalen Vorschlag im
Fassadenbereich und einen überraschenden Eingriff in das Raumkonzept
des Schulgebäudes Nest 1. Auch wenn die vorgeführte Materialisierung und
Formgebung letztlich fremd zum Bestand bleibt, stellt das Projekt dennoch
einen wertvollen Beitrag zur gestellten Aufgabe dar.
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28
6.3
Projekt Bollhalder Eberle
Architekten
Landschaftsarchitekten
Haustechnik HLKS
Elektroplanung
Ingenieur
Bauphysik
Kunst
Bollhalder Eberle
Lüthi Landschaftsarchitekten
Kempter + Partner
IBG Graf AG Engenieering
Borogno Eggenberger
Studer + Strauss
Thomann Hans
33
Freiraumkonzept
Die räumlichen Absichten des Entwurfs sind mit einfacher, klarer und
gestalterisch prägnanter Sprache umgesetzt. Die bestehende freiräumliche
Situation mit zwei eigenständigen Pausenplätzen wird beibehalten. Mit
einer Rampe, die durch ein Purpurweidendickicht verläuft, werden die Bereiche miteinander verknüpft. Der Pausenplatz vor Nest 2 wird unter Einbezug
des Gerhardtweges als grosse, nicht gestufte Platzfläche aus Farbasphalt in
Erscheinung treten, wobei der Einsatz von Sickerasphalt aus ökologischen
Gründen zu bevorzugen wäre. Durch den ersatzlosen Abbruch des Aussensportplatzes erstreckt sich die Wiesenfläche bis an den Platz heran.
Eine neu situierte künstlerisch gestaltete und aus betrieblicher Sicht
ansprechende Dachkonstruktion ersetzt die alte Pausenhalle. Fünf Säulen
stehen symbolisch ausserhalb des Dachs, weitere Säulen wie eine Skulptur
auf dem Pausenplatz von Nest 1. Durch die Verlegung des Schulparkplatzes
an die Ostfassade des Schulhauses Nest 2 erfüllt das Konzept die Anforderung an verkehrsfreie Pausenräume nicht. Die formale Weiterführung der
Rampe als Belagsänderung im Platz bis fast zum Pausenpavillon, begründet
als Verkehrsberuhigungsmassnahme, kann nicht nachvollzogen werden und
wird eher als Störung empfunden.
Die Situierung der neuen baulichen Begrenzungen im Norden der Pausenplätze gab auch Anlass zur Diskussion, der angestrebte grosszügige
Campuscharakter wird durch die Platzbegrenzungen wieder geschmälert.
Um der Feuerwehr Zutritt zu gewährleisten, müsste das aus betrieblicher
Sicht geschickt platzierte Versorgungsgebäude am Rande von Pausenplatz
Nest 1 leicht verschoben werden.
Die Mehrheit der bestehenden Bäume wird nicht integriert und es gibt
keine bestimmte Vorstellung zur Art der wenigen Ersatzbäume.
Fassadenkonzept und Raumkonzept im Erschliessungsbereich
Der Entwurf sieht vor, Nest 1 in der heutigen Volumetrie, der äusseren
Erscheinung und der inneren Organisation möglichst zu erhalten.
Die Fassade und die Fensterteilungen bleiben bis auf geringfügige Änderungen im Bereich der Oblichter in der Ostfassade erhalten. Der polygonale
Aufbau für das neue Oblicht tritt vom Pausenplatz her in Erscheinung. Der
Verputz der Fassaden Nord und Süd wird hell eingefärbt und derjenige der
Fassaden Ost und West dunkel. Damit wird ein Spiel von Licht und Schatten
erzeugt. Die vorgeschlagene Farbgebung der Fassade scheint interessant
und entwicklungsfähig. Konstruktion und Materialität der Fassade erfüllen
die Anforderungen. Ob die neue Sprossenteilung der Fenster mit breiteren
Profilen gestalterisch und energetisch vorteilhaft ist, müsste noch überprüft
werden.
Die Eingriffe im Innern beschränken sich auf den Einbau einer neuen Treppe,
des Liftes und den Abbruch einer Zimmerwand. Damit bleiben alle heutigen
Raumeinheiten erhalten. Der Abbruch der Wand zwischen zwei Raumeinheiten und der Einsatz von mobilen Trennwänden erlaubt grossflächigere
Nutzungen.
Der Ansatz, den Bestand zu erhalten und mit wenigen Eingriffen den heutigen Bedürfnissen anzupassen, wirkt überzeugend, die Umsetzung jedoch in
vielen Teilen nicht. Die ursprüngliche räumliche Qualität der Hallen geht mit
der vorgeschlagenen Geometrie der Treppe verloren. Der Lift ist in seiner
Lage und Ausgestaltung zu inszeniert für ein Schulhaus. Der Vorschlag des
wandelbaren Mehrzweck-, Gruppen-, Klassen- und Ausstellungsraumes
ist mit einschneidenden funktionellen Einschränkungen verbunden. Mit
dem Abbruch der Wand geht zudem ein wesentlicher Teil der Raumstruktur
verloren.
Nachhaltigkeit
Durch Massnahmen in den Bereichen Aussenwand, Fenster, Trittschall und
Raumakustik wird eine starke Verbesserung des Schallschutzes erreicht.
34
Durch das zentrale Oblicht über der Treppe resultiert eine Verbesserung der
Tageslichtsituation in den Erschliessungsbereichen. Mit einer technisch korrekten Fassadenkonstruktion und konzentrierten Eingriffen in die bestehende Bausubstanz wird ein aus ökologischer Sicht gutes Resultat erzielt. Auch
bezüglich der Betriebsenergie wird mit diesem Projekt ein interessanter
Vorschlag unterbreitet: eine Reduktion des beheizten Volumens, ein schlüssiges Dämmkonzept mit weitgehender Vermeidung von Wärmebrücken
und die vollständige Abdeckung der Energieversorgung für Heizung und
Warmwasser mit erneuerbarer Energie führen zu hoher Energieeffizienz.
Leider gibt es kaum konkrete Aussagen zum Haustechnikkonzept.
Der konzentrierte Eingriff im Erschliessungsbereich und die weitgehende
Beibehaltung der restlichen Bausubstanz weisen auch aus Sicht der Kosten
Vorteile auf; es handelt sich um ein vergleichsweise günstiges Projekt.
Fazit
Die Autoren zeigen auf, wie man die gestellte Aufgabe mit wenigen Eingriffen und unter Beibehaltung der heutigen Volumetrie erfüllen kann. Die
farbliche Gestaltung der Fassade interpretiert die kubistische Erscheinung
des Gebäudes mit ebenso einfachen wie selbstverständlichen Mitteln. In
der formalen Umsetzung des Konzeptes jedoch lassen die Autoren eine
präzise Auseinandersetzung mit dem Bestand vermissen.
35
36
6.4
Projekt team_nordost
Architekten
Landschaftsarchitekten
Haustechnik HLKS
Elektroplanung
Sanitärplanung
Bauphysik
Baubiologie
Kunst
Antoniol + Huber + Partner AG
Paul Rutishauser
Istaplan
Kierzek AG
Hunziker AG
Zehnder + Kälin AG
Bosco Büeler GmbH
Lucie Schenker
41
Freiraumkonzept
Die Leitidee ist konsequent formuliert: der neue, verkehrsfreie Pausenplatz dehnt sich über die ganze Anlage aus, wobei der Gerhardtweg ohne
räumliche Abgrenzung in die Platzgestaltung integriert wird. Die Verbindung
der beiden Pausenplätze durch verschiedene Treppenanlagen wird durch
den Abbruch und die Neuformulierung des Abganges in den Zivilschutz gut
gelöst.
Leicht erhöhte, polygonale Pflanzinseln mit integrierten Sitzgelegenheiten,
deren Herleitung der Form nicht nachvollziehbar ist, umgeben die bestehenden und die neu zu pflanzenden Bäume. Sie strukturieren die Hartplätze und
bieten Möglichkeiten zum Rückzug an. Ansonsten werden im Freiraumkonzept zu wenig differenzierte Aufenthaltsqualitäten angeboten.
Leider fehlt im Konzept die Auskunft bezüglich Baum- und Pflanzenwahl,
was unter anderem dazu führt, dass auch die Atmosphäre nicht vollständig
erfasst beziehungsweise beurteilt werden kann. In Abwesenheit des
Landschaftsarchitekten konnten ergänzende Fragen nicht abschliessend
beantwortet werden.
Fassadenkonzept und Raumkonzept im Erschliessungsbereich
Die Grundidee des Vorschlages ‹team_nordost› basiert auf der Vorstellung,
dass das vertraute äussere Erscheinungsbild der Schulanlage - ‹die Proportionen und der charakteristische Charme› wie es die Projektverfassenden
schildern - weitgehend zu erhalten sei. Folgerichtig wird die zur Erreichung
des geforderten Minergiestandards notwendig werdende zusätzliche
Dämmschicht zu einem Thema des Innenausbaus.
Fenster und Sonnenstoren werden nach restauratorischen Gesichtspunkten
ersetzt; der Verputz und die Sichtbetonteile sollen nur punktuell saniert
werden. Die neue Befensterung folgt in Rhythmus und Öffnungsart der
bestehenden – die Abstimmung zwischen den neuen, breiteren Fensterprofilen und dem geplanten Innenausbau steht noch aus.
In den Klassenzimmern wird ein stimmiges und materialmässig kohärentes
Ambiente geschaffen, welches allerdings noch nicht in allen Details zu
überzeugen vermag. So wird insbesondere in den Randbereichen ohne
Arbeitssims die genaue Aussage vermisst: bauphysikalische und formale
Fragen, z.B. der Anschluss an die heute freistehende Säule, bleiben unklar.
Ebenso wird die Position des Sockelanschlusses entlang der Fensterarbeitsflächen kritisiert: die Stufe verhindert eine zweckdienliche Möblierung in
diesem Bereich.
Im Prinzip kann das vorgestellte Konzept zur Sanierung der Fassade auch
auf Nest 2 angewendet werden; die daraus resultierende Gestaltung der
inneren Fassadenschicht allerdings wirkt auf die Nutzenden einschränkend.
Die bauliche Erweiterung des NW-Flügels um ein Gruppenzimmer je Geschoss ergänzt die Raumstruktur des bestehenden Gebäudes in logischer
Weise und nimmt Bezug zum Grundriss Schulhaus Nest 2. Die Möglichkeit,
über die dadurch entstehende neue Aussenraumsituation mehr Licht in die
Halle im Untergeschoss zu bringen, wurde dabei leider übersehen. Fuge,
Materialwechsel und Fensterformat des Anbaus thematisieren den Wechsel
von alt und neu in diskreter Art – eine Sprache, welche in diesem Zusammenhang durchaus möglich wird.
Mittels eines umlaufenden Wandmobiliars mit künstlerisch belichteten
Lüftungselementen, abklappbaren Arbeitstischen vor den Zimmertüren,
Sitzbänken und Schränken werden die abtrennbaren Hallen multifunktional
nutzbar (Team-teaching, Gruppen- und Einzelarbeit, Garderobe). Dies wird
durch die Fenster neben den Eingängen zu den Klassenzimmern unterstützt.
Die neue Nutzung der Halle bedingt das Verschieben der Treppenanlage.
Zusammen mit dem Lift wird ein neuer Erschliessungsturm geschaffen,
dessen Position innerhalb der bestehenden Gebäudestruktur logisch
angeordnet ist, dessen Erstellen aber einen gewissen baulichen Aufwand
42
bedingt und dessen Anschlüsse im Dach- und Fassadenbereich noch
ungenau formuliert sind.
Die einfache Massnahme zur Schaffung des Mehrzwecksaales (vom
Ingenieur geprüft), sowie dessen Proportionierung und die Lage beim
Schulhauseingang werden als sinnvoll erachtet.
Nachhaltigkeit
Neue Fenster, eine innere Vorsatzschale und der Akustikputz an der Decke
der Schulzimmer führen zu einer deutlichen Verbesserung des Schallschutzes. Durch das neue Oblicht über dem Treppenbereich und über dem neu
geschaffenen Luftraum resultiert eine Verbesserung der Tageslichtsituation
in den Erschliessungsbereichen. Allerdings werden mit der neuen Treppenanlage und der neuen Dachöffnung auch aufwendige Eingriffe ins Tragsystem vorgeschlagen. Die Materialisierung wird aus ökologischer Sicht als
korrekt beurteilt. Der Vorschlag einer inneren Dämmung weist gravierende
Schwachpunkte auf und ist ungenügend durchgearbeitet; die zu erwartende
Energieeffizienz ist unbefriedigend, obwohl der Nachweis Minergie mit
umfangreichen Berechnungen untermauert ist.
Fazit
Insgesamt stellt das Projekt einen konzeptionell sehr gut durchdachten und
aufgrund seines auf Diskretion und Erhaltung der bestehenden Bausubstanz
zielenden Willens auch sympathisch wirkenden Beitrag dar. Leider vermag
es die gestellten Anforderungen hinsichtlich Bauökologie und Betriebsenergie nicht zu überzeugen. Die Formensprache im Freiraumkonzept weist im
Verhältnis zur Architektur allzu grosse Unstimmigkeiten auf.
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44
6.5
Projekt Niggli + Zbinden
Architekten
Landschaftsarchitekten
Haustechnik HLKS
Elektroplanung
Ingenieur
Niggli + Zbinden
Tobias Pauli
Kempter + Partner
IBG Graf Ag Engenieering
Gerevini
53
Freiraumkonzept
Der Gerhardtweg verbindet als Multifunktionsfläche und Rückgrat der Schulanlage die zwei eigentlichen Pausenplätze. Diese verbindende Funktion
und die Gesamtheit der Schulanlage werden unterstützt und verdeutlicht
durch eine einheitliche Gestaltung und Materialität. In die Grundstruktur
des Asphaltbelags werden Betonelemente in unterschiedlicher Funktion
und Gestalt eingelegt. Bäume in Heisterform, hausnahe Staudenflächen
und flächige Strauchbepflanzungen am östlichen Hang werden assoziativ
eingesetzt.
Die neuen Pausenhallen werden vor dem Gebäude Nest 1 und am Ostrand
des Pausenplatzes Nest 2 situiert. Sie fassen die Pausenplätze und begradigen die bewegte Volumetrie der bestehenden Gebäude. Es entstehen neue
räumliche Platzabschlüsse, die mit den offenen Übergängen zum Grünraum
kontrastieren. Die Angliederung eines Vordachs vor dem Eingang Nest 1
wird als Verschlechterung der ohnehin ungenügenden Lichtverhältnisse
bewertet.
Die konzeptionellen Absichten der Aussenraumgestaltung sind bei der
gestalterischen Umsetzung nur teilweise ausreichend umgesetzt worden.
Ein besonderer Schwachpunkt ist die Umgebungsgestaltung zwischen den
beiden Pausenplätzen, wo die trennende Funktion der Pausenhalle volumetrisch durch die Wiesenflächen nicht unterstützt wird. Nur sehr wenige der
bestehenden Bäume werden erhalten, diese jedoch durch neue Bepflanzungen ersetzt. Leider bleiben die Angaben zu den Baumarten vage. Die
Betonung der ökologischen Gesichtspunkte bei der Wahl der Bepflanzung
dehnt sich auf die Belagswahl nicht aus.
Mit der Platzierung des Schulparkplatzes erfüllt dieser Vorschlag die Anforderung an verkehrsfreie Pausenräume nicht. Zudem ist der Anfahrtsweg zu
schmal bemessen.
Fassadenkonzept und Raumkonzept im Erschliessungsbereich
Das Projekt basiert auf einem Konzept für den Aussenraum und einem für
den Innenraum.
Jenes für den Aussenraum sucht eine klare Trennung zwischen Pausenplatz
und Grünraum. Der Raum wird neu interpretiert. Die vorgeschlagenen
Pausendächer begrenzen jedoch den Raum nur ungenügend, sodass sie
nicht als Platzabschluss gelesen werden können. Sie wirken als Vorbauten
und nicht als Teil der Gebäude.
Das bestehende Gebäude wird mit zwei Anbauten, die sich bezüglich Volumen und Materialien in den Bestand integrieren, ergänzt. Einer dient dem
Lift und der andere dem Mehrzweckraum. Für letzteren wird die heutige
Pausenhalle zu einem geheizten Raum umgebaut. Der Anbau im Bereich
des Mehrzwecksaals ist nur mit dem neuen Pausendach verständlich.
Die bestehenden Fassadenöffnungen werden beibehalten und mit neuen,
grossflächigen Einteilungen neu interpretiert. Die Fassaden der Anbauten
differenzieren sich mit raumhohen Öffnungen vom Bestand. Die Fassade
wird mit Mosaik (hell) und die Fenster in Holz-Aluminium Rahmen (dunkel)
materialisiert, ein interessanter Vorschlag.
Das Innenraumkonzept interveniert, wo es funktional nötig ist. Die Anordnung des Liftes scheint angemessen und respektiert die heutige räumliche
Qualität. Die Halle wird hierfür erweitert und die Belichtung der oberen zwei
Geschosse leicht verbessert. Die Treppe bleibt am heutigen Standort.
Der Einbau der zentralen Garderoben mit integrierten Vitrinen und Schränken wirkt als trennendes Element der Vergrösserung der Halle entgegen.
Das Potential der Erweiterung und Belichtung wurde nicht ausgeschöpft.
Aufwand und Ertrag des Ersatzes der bestehenden Wand durch eine Brandschutzglaswand wären ebenfalls zu überprüfen. Auch aus Sicht des Schulbetriebes wird die Nutzbarkeit der Garderoben in Frage gestellt, zudem
könnten die Gruppenräume optimaler erschlossen werden. Unverständlich
54
erscheint das Haustechnikkonzept. Die neuen Installationen werden vertikal
und horizontal in den Garderobenelementen geführt, ein Vorschlag für die
nicht angrenzenden Räume fehlt.
Sehr positiv aufgenommen wurden die Idee des Aussenschulzimmers, die
optimale Lösung der Fluchtwegproblematik und die Grösse und Lage der
Mehrzweckhalle im Eingangsbereich von Nest 1.
Materialisierung und Konstruktion entsprechen den Anforderungen, sind
aber aufwändig. Das Fassadenbild wirkt in der vorgeschlagenen Materialisierung kühl, die Farbgestaltung hart für ein Schulhaus.
Nachhaltigkeit
Der Schallschutz wird durch neue Fenster und eine neue Akustikdecke in
den Zimmern verbessert. Durch den grosszügig verglasten Anbau resultiert
eine Verbesserung der Tageslichtsituation in den Erschliessungsbereichen
und die Eingriffe ins bestehende Tragsystem können stark begrenzt werden.
Das vorgeschlagene Materialkonzept ist aus ökologischer Sicht unbefriedigend. Dank hoher Dämmstärken, einer mittleren Zahl von Wärmebrücken
und einer vollständigen Abdeckung des Energieverbrauchs für Heizung
und Warmwasser mit erneuerbarer Energie resultiert eine ziemlich hohe
Energieeffizienz.
Die zwei Ergänzungsbauten und die damit notwendigen Anpassungen
führen in Kombination mit den begrenzten Eingriffen in den bestehenden
Bau zu leicht überdurchschnittlichen Kosten.
Fazit
Das Konzept, den Aussenraum mit architektonischen Elementen zu gliedern
und damit klare Zuordnungen zu schaffen, scheint ebenso verständlich wie
das Konzept, die Gebäude mit wenigen, funktional bedingten Eingriffen zu
ergänzen. Die Umsetzung lässt jedoch weder eine sensible Interpretation
der bestehenden Bauten noch ein neues Ganzes erkennen.
55
56
6.6
Projekt bewa
Architekten
Landschaftsarchitekten
Haustechnik HLKS
Benz & Engeler
blau und gelb
Amstein & Walthert
61
Freiraumkonzept
Durch den Abbruch der Rampe zur Zivilschutzanlage werden die Pausenplätze vom Westen nach Osten stufenweise in einer grosszügigen, überblickbaren Gesamtfläche verbunden. Die Gerhardtstrasse wird ab dem Wendekreis
verengt und mit niederen Stampfbetonmauern von den Pausenplätzen
abgegrenzt. Die Schulparkplätze werden östlich von Nest 2 und die neue
gedeckte Pausenhalle vor die Turnhalle verlegt.
Durch die klare, konsequente gestalterische Haltung ist die Verbindung der
einzelnen Plätze sehr gut und überzeugend gelöst. Durch Belagswechsel
und ergänzende Baumbepflanzungen, zu denen keine konkreten Auskünfte
geleistet werden, entstehen zugleich in selbstverständlicher Art und
Weise Plätze mit unterschiedlichen Atmosphären und Nutzungen innerhalb
des Gesamtkonzepts. Der mit Kies bedeckte Bereich beim Eingang zum
Kindergarten ist besonders hervorzuheben, wenn auch die rollstuhlgängige
Erschliessung nicht gewährleistet ist. Die technischen Anforderungen zur
Beibehaltung der erhöht gepflanzten Platanen sind ungenügend berücksichtigt und führen zu Konflikten mit der nicht nachvollziehbaren Platzierung des
Spielfelds im Platz direkt neben dem bestehenden Aussenspielfeld.
Mit der wohlwollenden Verengung der Gerhardtstrasse und der Pflanzinsel
am Nordrand des Platzes bei Nest 1 wurde die notwendige Zufahrt der Feuerwehr ausser Acht gelassen. Generell werden die Zugänge und Einfahrradien von der Gerhardtstrasse ins Schulareal als unmöglich beurteilt. Die
Anordnung der Schulparkplätze erfüllt die Anforderung der verkehrsfreien
Pausenräume nicht, zudem sind nicht alle Parkplätze einfahrbar. Die durch
eine neue Treppenanlage verbesserte Wegverbindung des Quartiers mit der
Teufenerstrasse wird positiv bewertet.
Fassadenkonzept und Raumkonzept im Erschliessungsbereich
Die Verfassenden des Projektes schlagen den Abbruch der Verbindungshalle
Nest 2 - Turnhalle und eine grosse zusammenhängende Pausenplatzanlage
vor. Damit werden die einzelnen Gebäude freigestellt und der campusartige Charakter der Schulanlage richtigerweise gestärkt. Demgegenüber
verdichten zwei neu in die Anlage eingefügte Gebäudevolumina das
parkartige Ensemble: eine Wertstoffsammelstelle mit integriertem Zugang
zu den Schutzräumen, sowie eine vor der Turnhallenfassade freistehende
Pausenhalle mit integriertem Abgang zur Turnhalle 1, die gleichzeitig als
Mehrzweckraum dient.
Um der gängigen Verunklärung der Architektur der 60-er und 70-er Jahren
durch äussere Wärmedämmschichten entgegenzuwirken, schlagen die
Projektverfassenden vor, das äussere authentische Erscheinungsbild der
Schulanlage zu erhalten und damit den bestehenden rauen Verputz zu belassen. Die Fensterteilung wird ebenfalls übernommen, jedoch um einen der
zwei horizontalen Kämpfer und um die Mehrheit der Flügel reduziert, was
der Fassade einen filigranen und eleganten Ausdruck verleiht. Konsequenterweise schlagen die Projektverfassenden eine Innendämmung vor, welche zur Verminderung der Wärmebrücken - in Korpus- und Schrankschichten
integriert - systematisch entlang der Aussenwände geführt wird.
Die von den Verfassenden beim äusseren Erscheinungsbild und dem Fassadenkonzept vorgeführte Sensibilität und Zurückhaltung im Umgang mit der
bestehenden Bausubstanz findet im Innern der Schulanlage keine Entsprechung. Im Zentrum des rückwärtigen Erschliessungsbereiches wird eine
grossangelegte kaskadenartige Treppenanlage eingefügt, welche Tageslicht
aus einem neuen Oblichtaufbau bis in die Untergeschosse transportiert und
Nischen und Orte für kleinere Ausstellungen bietet. Die östlichen Raumeinheiten im Eingangsgeschoss werden unter Eliminierung der tragenden
Raumstruktur aufgehoben und stattdessen an prominenter Lage eine
Bibliothek mit geschwungenen Glaswänden situiert. So wird zusammen mit
der Treppenanlage ein stimmungsvoller, lichtdurchfluteter und transparenter
Eingangsbereich erzeugt. Die Positionierung des Lifts im Eingangskubus
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der Nasszellen ist präzis und bestechend, erfordert jedoch den Bau einer
neuen Zugangsebene im Obergeschoss, deren Machbarkeit weder in einer
Westfassade noch in einem Schnitt nachgewiesen wird. Trotz unbestrittener
Raumqualitäten stellt sich die Frage der Angemessenheit der vorgeschlagenen Eingriffe in die Raumstruktur, kommt sie doch letztlich einem Neubau
der gesamten Erschliessungszone des Schulgebäudes gleich.
Die durch die Eingriffe verbleibenden zwei Klassenzimmer pro Geschoss
werden samt ihrem Vorraum zu einer abgeschlossenen Unterrichtseinheit
zusammengefasst, wobei die Gruppenarbeiten in loser Möblierung im
Vorraum stattfinden und auf traditionellen Unterrichtsformen möglicherweise störend einwirken. Eine korrekter Fluchtweg aus den Klassenzimmern
scheint dadurch auf Grund von feuerpolizeilichen Vorschriften fragwürdig. An
den für Teamteaching geeigneten Unterrichtscluster angeschlossen ist eine
dritte Einheit, welche unterteilt wird in einen innen liegenden Garderobenraum und ein fassadenseitiges Zimmer für Sammlung und Spezialunterricht.
Das Verschieben des Haupteinganges nach aussen, was sich zusammen
mit der Kaskadentreppe negativ auf die Länge der Fluchtwege auswirkt,
und die nicht nachvollziehbare Disposition der Leseecke der Bibliothek unter
dem bestehenden Vordach bedingt, dass den Schülern eine neue gedeckte
Pausenhalle zur Verfügung zu stellen ist. Das Planerteam schlägt diese
als freistehendes Dach vor der Turnhallenfassade vor, unter dem sich ein
zusätzlicher Zugang mit Treppe und Liftanlage zur multifunktional genutzten
Turnhalle befindet. Die Projektidee, die Turnhalle für einen Bühnenraum
um ein Tragraster auf 20 Meter Länge zu verkleinern, um sie auch als
Mehrzweckraum nutzen zu können, führt zu einer nichtkonformen Turnhallengrösse, die nur für den Unterricht auf der Unterstufe geeignet ist. Die
Nebenräume beschneiden den öffentlichen Schutzraum und sind aufwändig
zu realisieren.
Nachhaltigkeit
Eine zusätzliche Schicht bei den Aussenwänden, neue Fenster und eine
vollflächige Akustikdecke in den Schulzimmern führen zu einer deutlichen
Verbesserung des Schallschutzes. Durch einen durchgängigen Luftraum bei
der Treppe mit darüber angeordnetem Oblicht wird eine deutliche Verbesserung der Tageslichtsituation im Erschliessungsbereich erzielt. Leider werden
umfangreiche Eingriffe ins bestehende Tragsystem geplant. Das Materialkonzept ist aus ökologischer Sicht unbefriedigend. Obwohl die vorgeschlagene Innendämmung sorgfältig geplant ist, muss mit einer erhöhten Anzahl
von Wärmebrücken gerechnet werden. Trotz mehrheitlicher Abdeckung des
Wärmeenergieverbrauchs mit erneuerbarer Energie resultiert eine unterdurchschnittliche Energieeffizienz.
Das neue Bauvolumen im Eingangsbereich, die komplett neue Treppenanlage und die zahlreichen weiteren Veränderungen im Inneren, welche eine
tief greifende Anpassung des Tragsystems bedingen, führen trotz Erhalt der
Oberflächen der Aussenwände zu sehr hohen Kosten.
Fazit
Das Projekt zeichnet sich durch eine offensichtliche Diskrepanz zwischen
äusserer behutsamer Erneuerung und einem inneren radikalen Um- und
Neubau aus, worunter die bestehende Einheitlichkeit und Integrität des
Schulgebäudes zu zerfallen droht.
Dennoch macht der von den Verfassenden vorgeführte sensible Umgang
mit den bestehenden Fassaden das Projekt unzweifelhaft zu einem wichtigen und wertvollen Beitrag zum Thema thermischer Optimierung der
Architektur dieser Zeitperiode.
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