34 - Arznei

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a r z n e i - t e l e g r a m m 2003; Jg. 34, Nr. 7
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Waren!/30 Tage*
ENFUVIRTID (FUZEON) IM KOSTENVERGLEICH
zeichen in
Österreich
Enfuvirtid
FUZEON
Roche 60 InjFl zu 90 mg
2.209,31
und Schweiz Zidovudin + Lamivudin COMBIVIR GSK
60 Tbl zu 300 mg+150 mg
740,52
(Beispiele)
Tenofovir Disoproxil
VIREAD
Gilead
30 Tbl zu 245 mg
577,07
Lopinavir + Ritonavir
KALETRA
Abbott 180 Kps zu 133,3 mg+33,3 mg
802,26
Simvastatin:
ZOCORD
* Bei Tagesdosis von 180 mg Enfuvirtid, 600 mg Zidovudin + 300 mg Lamivu(A)
din, 245 mg Tenofovir Disoproxil, 800 mg Lopinavir + 200 mg Ritonavir.
ZOCOR
(CH)
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Tacrolimus,
extern:
PROTOPIC
(A, CH)
Vitamin C:
CETEBE
(A, CH)
Vitamin E:
EVITOL
(A)
EVIT
(CH)
■ Der Fusionshemmer Enfuvirtid (FUZEON) soll als
Reservemittel ein antiretrovirales Kombinationsregime
bei HIV-1-Infektion ergänzen, wenn zuvor die Behandlung mit mindestens je einem nukleosidalen und nichtnukleosidalen Reverse-Transkriptasehemmer sowie Proteasehemmer versagt hat oder nicht vertragen wird.
■ Enfuvirtid reduziert bei 24-wöchiger Anwendung die
HI-Viruslast stärker als optimierte konventionelle antiretrovirale Kombinationen allein.
■ Ein positiver Einfluss von Enfuvirtid auf den klinischen Verlauf der HIV-Krankheit und die Sterblichkeit
ist nicht belegt.
■ Enfuvirtid muss subkutan gegeben werden, geht bei
fast allen Patienten mit Lokalreaktionen einher, erhöht
die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten und kann
schwere Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen.
■ Der Fusionshemmer verdoppelt die Kosten einer antiretroviralen Therapie.
■ Wir raten beim derzeitigen Kenntnisstand vom Gebrauch außerhalb kontrollierter klinischer Studien ab.
(R = randomisierte Studie)
1 EMEA: Europ. öff. Beurteilungsbericht (EPAR) FUZEON, 3. Juni 2003
http://www.emea.eu.int/humandocs/Humans/EPAR/fuzeon/fuzeon.htm
2 KILBY, J.M., ERON, J.J.: N. Engl. J. Med. 2003; 348: 2228-38
R 3 LALEZARI, J.P. et al.: N. Engl. J. Med. 2003; 348: 2175-85
R 4 LAZZARIN, A. et al.: N. Engl. J. Med. 2003; 348: 2186-95
5 Roche: US-amerikanische Fachinformation FUZEON, Stand März 2003
http://www.fda.gov/cder/foi/label/2003/021481lbl.pdf
2002; 33: 50-1), hat sich seine eigene Zeitung geschaffen: In
ProTopics (Herausgeber: Fujisawa Dermatologie), einem
„regelmäßig” erscheinenden vierseitigen Blatt, können fir
mengenehme Meinungsbildner unkontrolliert die angeblichen
Vorzüge des lokalen Immunmodulators preisen. In der aktuellen Ausgabe wird beispielsweise behauptet, dass im Verlauf
der Therapie die behandlungsfreien Intervalle länger werden
(REITAMO, S. in ProTopics 2/2003*). Belegen kann Fujisawa dies jedoch nicht: Auf Nachfrage bietet uns die Firma statt
einer Antwort zunächst ein „Informations- und Expertengespräch” an und bezeichnet die Aussage dann als „persönliche
Einschätzung” eines Experten, der selbst „zahlreiche solche
Fälle dokumentiert” haben soll (Fujisawa: Schreiben vom 28.
Mai und 6. Juni 2003). Eine weitere Behauptung, „während
der (zwölfmonatigen, –Red.) Behandlungsdauer konnte in
fast 90% der Fälle ein erneutes Auftreten der Krankheit vermieden werden”, beruht auf einer unseres Erachtens fragwürdigen Dateninterpretation: In der Nachauswertung einer unkontrollierten Beobachtungsstudie gilt als Rückfall, wer wegen mangelnder Wirksamkeit von Tacrolimus ausscheidet
oder Steroide benötigt. Nicht berücksichtigt werden bei dieser Definition Personen, die einen erneuten Schub wiederum
mit dem Immunmodulator behandeln (REMITZ, A.: Proceedings 11th EADV Congress Prague 2002). Wir vermissen auf
den Seiten des redaktionell aufgemachten Blattes die klarstellende Kennzeichnung „Werbung”, –Red.
Korrespondenz 111111111111111111111111111111111111111
ORTHOMOLEKULARE MEDIZIN
Die fraglichen positiven Effekte der „orthomolekularen Medizin”
werden derzeit von Verbänden bzw. Vertriebsfirmen in die Öffentlichkeit gebracht. Gibt es Studien, die einen solchen Effekt belegen können?
NN (Arzt, Name und Anschrift der Redaktion bekannt)
Interessenkonflikt: keiner
Vorsicht Desinformation 11111111111
Macht ZOCOR MSD das Rennen? Wie vielen Ärzten mag wohl bewusst sein, dass es neuerdings zwei verschiedene ZOCOR-Präparate gibt: ZOCOR, das wie DENAN als
Original auf Hochpreisniveau erhältlich ist, und das seit einigen Monaten parallel und etwas billiger angebotene ZOCOR
MSD (a-t 2003; 34: 62)? Fehlt auf dem Rezept der Zusatz
„MSD”, wird in der Apotheke die teure Variante abgegeben.
Jetzt wirbt MSD mit „sensationellem Preis” für ZOCOR
MSD: „Original-Statin macht das Rennen!” (MSD: doppelseitige Werbung in Ärztezeitung vom 30. Juni 2003). „Einsparung bis -59%” wird versprochen. Diese lässt sich jedoch
nur erzielen, wenn 100 Tabletten ZOCOR MSD zu 20 mg
(104,67 !) geteilt* und mit den Kosten von 2 Packungen zu
100 Tabletten des Hochpreisproduktes ZOCOR 10 mg
(254,16 !) verglichen werden. Bei einem seriösen Vergleich
mit gleichen Wirkstärken kostet ZOCOR MSD 20 seit 1. Juli
zwar deutlich weniger als DENAN/ZOCOR 20 (193,12 !).
„Das Rennen” macht ZOCOR MSD aber damit noch lange
nicht. Der Preis nimmt nur einen
Platz im Mittelfeld ein. Bezogen auf
jeweils 100 Tabletten zu 20 mg Simvastatin sind die preisgünstigsten
Nachfolgeprodukte (z.B. von Corax
[69,75 !], AbZ, 1A, Lichtenstein,
Hexal) bis 33% billiger als ZOCOR MSD und bis 64% preiswerter als die Hochpreisvarianten ZOCOR/DENAN. Die
Sensationsmeldung für ZOCOR MSD ist somit nur Marketing – wie üblich desinformierend und irreführend, –Red.
Tacrolimus-Salbe (PROTOPIC) bei atopischer
Dermatitis: Längere Behandlungspausen gesichert?
Fujisawa, Hersteller der Tacrolimus-Salbe PROTOPIC (a-t
*
ZOCOR (MSD) 40 und ZOCOR FORTE sind nicht teilbar.
Orthomolekulare Medizin soll nach Linus PAULING
„durch Veränderung der Konzentration von Substanzen, die
normalerweise im Körper vorhanden und für die Gesundheit
verantwortlich sind”, heilende Effekte haben. Der inzwischen
verstorbene Chemiker und zweifache Nobelpreisträger**
wird als Begründer und – da „mit 92 noch geistig frisch” – als
„der beste Beweis für den Erfolg der orthomolekularen Medizin”1 bezeichnet. Mit der gleichen Berechtigung könnte die
Tabakindustrie einen gesunden 90-jährigen Raucher als Beweis für die Unschädlichkeit von Tabak heranziehen.
Produkte der so genannten orthomolekularen Medizin,
beispielsweise der Firma Orthomol, werden als Nahrungsergänzungsmittel oder diätetische Lebensmittel vertrieben, für
die im Gegensatz zu Arzneimitteln keine Prüfung auf Wirksamkeit und Unbedenklichkeit im Rahmen einer behördlichen Zulassung erforderlich ist (a-t 2001: 32: 49-50). Sie
enthalten Vitamine, Spurenelemente, Fettsäuren, Flavonoide
u.a., teilweise in Mengen, die die empfohlenen Tagesdosierungen um ein Mehrfaches überschreiten. Ihre Verkehrsfähigkeit steht daher unseres Erachtens in Frage. Auch indikationsbezogene Werbung oder das Nennen von Therapiezielen ist
für solche Mittel nicht zulässig.
Klinische Studien, die den Nutzen solcher Mischprodukte
belegen, finden wir nicht: Ein im Rahmen der Heart Protection Study (HPS) geprüfter Cocktail aus hoch dosiertem Vitamin E, Vitamin C und Betakarotin hat keinen Einfluss auf
Sterblichkeit, schwere Herzkreislaufkomplikationen und
Krebs (a-t 2002; 33: 83-4). In einer kleineren Studie mit 423
Frauen nach den Wechseljahren, die an koronarer Herzkrankheit leiden, steigern zweimal täglich 500 mg Vitamin C (CEBION u.a.) plus 400 IE Vitamin E (EUSOVIT u.a.) sogar
die Sterblichkeit von 2,8% auf 7,6% in knapp drei Jahren
(Number needed to harm [NNH] = 21).2 Vor allem Betaka* http://www.protopic.de/images/dl_arzt/newsletter/2003_2.pdf
** Nobelpreis für Chemie 1954, Friedensnobelpreis 1962
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