ASCO 2017 - Aerzteverlag medinfo AG

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02.06–06.06.2017
ASCO 2017
CHICAGO
Kongressausgabe der info@onkologie
E DITO R IAL «Game change in der Onkologie»
D
ie Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO)
cfDNA, mikroRNA und mRNA. Nur so gelingt es, die Heterogenität des
des Mikrobioms. Mit anderen Worten, es gibt auch Tumoren mit fehlender
bietet alljährlich einen umfassenden Überblick über die neuen
genetischen Tumorprofils zu erfassen; denn nicht alle Bereiche eines Tu-
PD-L1-Expression, die auf einen PD-1/PD-L1-Inhibitor gut ansprechen,
Strategien und Perspektiven in der Onkologie.
mors haben das gleiche Genprofil und bei Metastasen kann es wiederum
so dass sich PD-L1 nicht unbedingt als Biomarker zur Stratifizierung eig-
Der rasante Fortschritt basiert im Wesentlichen auf genetischen und im-
anders sein als beim Primärtumor. Somit bietet die «liquid biopsy» einen
net. Eine gute Wirksamkeit ist dann zu erwarten, wenn unabhängig vom
munologischen Prinzipien. Sie begründen den Paradigmenwechsel, der
umfassenderen Einblick in das genetische Tumorprofil als die Biopsie,
Tumortyp eine Mikrosatelliten-Instabilität bzw. ein «mismatch repair de-
sich bei der Therapie vieler onkologischer Erkrankungen zur Zeit vollzieht.
die nicht immer möglich und auch nicht unbedingt repräsentativ für alle
ficiency» vorliegt. Je höher diese Mutationslast umso besser sprechen
Ohne Genetik geht in der Onkologie fast nichts mehr. So könnte man pla-
Tumorbereiche ist.
Tumore auf eine solche Therapie an – und so schliesst sich der Kreis zur
kativ den Stellenwert der modernen molekularen Diagnostik beschreiben.
Nicht weniger spannend und erfolgversprechend ist die Immuntherapie.
Genetik.
Dabei geht es einmal darum, Risikoträger für ein erhöhtes Malignomrisiko
Dazu gehören einmal Antikörper, die natürliche Killerzellen aktivieren
Unbestritten hat die therapeutische Vielfalt bei vielen Tumoren stark zu-
mittels Gendiagnostik zu identifizieren. Bekanntes Beispiel ist der Nach-
und/oder Tumorzellen markieren, so dass diese durch die Antikörper-ver-
genommen und die Dynamik ist ungebrochen. Damit wird die Therapie
weis von BRCA-Mutationen beim Mammakarzinom. Ein solcher beein-
mittelte Zytotoxizität zerstört werden. Zur Verfügung stehen auch bispe-
zwangsläufig immer komplexer. Für den behandelnden Arzt ist es eine
flusst nicht nur Therapieentscheidungen, sondern ist auch relevant für
zifische Antikörper, die auf der einen Seite an T-Zellen andocken und
besondere Herausforderung, aus dem, was alles medizinisch möglich ist,
Vorsorgestrategien und Familienuntersuchungen.
diese aktivieren und die sich auf der anderen Seite an die Tumorzelle
das für den einzelnen Patienten Sinnvol-
Im Hinblick auf den Einsatz neuer zielgerichteter Therapiestrategien sollte
haften, wodurch T-Zellen und Tumorzellen in einen direkten räumlichen
le herauszufiltern. Dabei möge unsere
das Genprofil des Tumors heute zur Standarddiagnostik bei vielen Tu-
Kontakt gebracht werden. Ein anderes Wirkprinzip sind die Checkpoint-
Kongresszeitung, die sich auch diesmal
moren vor allem dem kolorektalen und dem Lungenkarzinom gehören;
Inhibitoren, die bei den T-Zellen die «Bremsen» lösen, die der Tumor ih-
der besonderen und international aner-
denn der Nachweis von Treibermutationen hat wesentlichen Einfluss auf
nen angelegt hat. Nach dem malignen Melanom hat dieses Therapiekon-
kannten Kompetenz und Expertise der
Therapieentscheidungen im Sinne einer personalisierten Behandlung
zept mittlerweile auch Einzug gehalten in die Therapie des Lungen- bzw.
Schweizerischen Onkologen «bedienen»
und ist auch relevant für die prognostische Einschätzung. Bei fehlendem
Nierenzellkarzinoms und des Morbus Hodgkin. Weitere Tumore werden
durfte, Ihnen, lieber Leser, etwas Hilfe-
Ansprechen oder Progression gilt es, Resistenzmechanismen zu analysie-
folgen.
stellung leisten.
ren, und auch dabei ist die molekulare Diagnostik unverzichtbar.
Es ist naheliegend, beim Einsatz eines PD-1- bzw. PD-L1-Inhibitors den
Eine noch breitere Anwendung der molekularen Diagnostik ist durch die
Nachweis einer PD-L1/2-Expression auf den Tumorzellen zu fordern.
Viel Gewinn beim Durchstöbern unse-
Einführung der «liquid biopsy» zu erwarten. Mit diesem Verfahren kön-
Doch das Ansprechen auf diese Substanzen ist ein sehr komplexer Vor-
rer «info@onkologie» Kongresszeitung!
nen nicht nur zirkulierende Stamm- und Tumorzellen aus Plasma oder
gang, der nicht nur von der PD-L1-Expression bestimmt wird, sondern
Serum detektiert werden, sondern auch zellfreie Tumornukleinsäuren wie
auch vom Genprofil des Tumors und sogar von der Zusammensetzung
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Ihre Eleonore E. Droux
ASCO 2017
Zwei HER2-targeted Therapien im adjuvanten Setting beim Mammakarzinom
Vor allem profitieren Patientinnen mit
Lymphknotenbefall
Die HER2-targeted Therapie mit Trastuzumab
(Herceptin®) hat die adjuvante Behandlung
von Patientinnen mit einem HER2-positiven
Mammakarzinom nach der Operation in Kombination mit einer Chemotherapie deutlich
verbessert. Eine weitere leichte Verbesserung
der Prognose vor allem bei Lymphknotenbefall kann durch die Kombination der beiden
Anti-HER2-Antikörper Trastuzumab und Pertuzumab (Perjeta®) erreicht werden.
W
ährend
Trastuzumab
nur
HER2 blockiert, inhibiert Pertuzumab HER2 und HER3.
Somit verspricht die Kombination eine
synergistische Wirkung. Im Rahmen
einer Phase-3-Studie (APHINITY-Studie)
wurde bei 4‘805 Frauen mit einem HER2positiven Mammakarzinom postoperativ
im adjuvanten Setting die TrastuzumabMonotherapie mit der Kombination Trastuzumab plus Pertuzumab zusätzlich zur
Chemotherapie verglichen. Durch die
Kombination konnte nach einem Follow-up von drei Jahren das Risiko für
ein invasives Rezidiv von 6,8% auf 5,9%
reduziert werden. Die Rate der Frauen
ohne invasives Rezidiv (iPFS) stieg somit
unter der Kombination von 93,2% auf
94,1%. Dies entspricht einer Risikoreduktion von 19%. Nach vier Jahren hatten 7,1% der kombiniert behandelten
Patientinnen ein invasives Rezidiv im Vergleich zu 8,7% bei alleiniger Gabe von
Trastuzumab.
Bei 68% der Studienteilnehmerinnen fand
sich zum Zeitpunkt der Diagnosestellung
ein Lymphknotenbefall und bei 36% war
das Karzinom Hormonrezeptor-negativ.
Bei Patientinnen mit einem Lymphknotenbefall war die Überlegenheit der Kombination grösser. Nach drei Jahren waren
92% unter der Kombination Rezidiv-frei,
aber nur 90,2% unter der Monotherapie.
Bei der Hormonrezeptor-negativen Subgruppe waren die Vergleichszahlen nach
3 Jahren 92,8% vs. 91,2%. Die duale ad-
juvante Strategie sollte deshalb vor allem
bei Risiko-Patientinnen mit Lymphknotenbefall und/oder Hormonrezeptor-negativem Status diskutiert werden.
wwPS
Quelle: von Minckwitz G. ASCO 2017, Oral Session
LBA500
Metastasiertes Mammakarzinom
Trastuzumab –Emtansin (Kadcyla®)
ist besser verträglich
I
m Rahmen der MARIANNE-Studie wurden bei 1.095 Patientinnen mit einem HER2-positiven fortgeschrittenen bzw. metastasierten Mammakarzinom drei Behandlungsstrategien miteinander verglichen:
Trastuzumab (Herceptin®)+ Taxan (HAT)
Trastuzumab-Emtansin (T-DM1) (Kadcyla®)
Trastuzumab-Emtansin (T-DM1) +
Pertuzumab (Perjeta®) (T-DM1 + P)
Eine frühere Auswertung hatte für des PFS und OS keinen signifikanten Unterschied zwischen diesen
Behandlungsstrategien ergeben. Nach einem medianen Follow-up von 54 Monaten fanden sich jetzt
bei der finalen Auswertung folgende Ergebnisse für das mediane OS: HAT 50,9 Monate, T-DM1 53,7
Monate und T-DM1 + P 51,8 Monate, also weiterhin kein signifikanter Unterschied. Insgesamt waren
512 Patientinnen verstorben. Doch im Hinblick auf die Verträglichkeit schnitten die T-DM1-Strategien
besser ab. So betrug die Rate an unerwünschten Ereignissen Grad 3–5 bei HAT 55,8%, bei T-DM1
47,1% und bei T-DM1 + P 48,6%. Diese Daten unterstreichen, dass T-DM1 eine effektive und besser
verträgliche Alternative zu Trastuzumab bei Patientinnen mit einem fortgeschrittenen bzw. metastasierten HER2-positiven Mammakarzinom darstellt.
wwPS
Quelle: Perez EA. ASCO 2017, Oral Abstract Session, #1003
info@onkologie ASCO Kongress 2017
3
Primärtumorsuche bei Hirnmetastasen
PET/CT oder CT?
I
n ca. 30% der Fälle manifestiert sich ein maligner Tumor primär mit symptomatischen Hirnmetastasen, die Kopfschmerzen, Lähmungen oder Krampfanfälle verursachen. Der Primärtumor ist zunächst unbekannt, man spricht vom «cancer of unknown primary site (CUPS)».
Dabei muss vorrangig an ein Lungenkarzinom gedacht werden.
Bei der Suche nach dem Primärtumor werden verschiedene bildgebende Verfahren eingesetzt. Dabei konkurrieren FDG-PET/CT und CT miteinander. Im Rahmen einer klinischen Studie wurde der Stellenwert beider Verfahren miteinander verglichen. Bei der Sensitivität gab es
keinen signifikanten Unterschied, d.h. mit beiden Verfahren konnte der Primärtumor zuverlässig entdeckt werden (93,6% beim PET/CT vs. 89,7% beim CT). Doch was das Staging betrifft,
war das PET/CT dem CT überlegen. Vor allem konnten mit dem PET/CT extrakraniale Metastasen häufiger identifiziert werden. Das dürfte für die Therapieplanung durchaus relevant sein.
Auch dürfte das PET/CT mehrfache CT-Untersuchungen überflüssig machen, so dass durch
einen primären Einsatz von PET/CT auch die Strahlenbelastung reduziert wird.
wwPS
Quelle: Le Rhun E l. ASCO 2017, Poster Session #2076
Highlights vom ASCO 2017
aus Sicht von PD Dr. med. Thomas Ruhstaller, Brustzentrum St. Gallen
Insgesamt zeichnete sich das ASCO 2017
in meinen drei Gebieten, Obere Gastrointestinaltumoren, gynäkologische und Brusttumoren, darin aus, dass die Resultate von
mehreren wichtigen akademischen Studien
gezeigt werden konnten. Diese sind oft relevant für den klinischen Alltag, oft auch
trotz Nicht-Erreichens des Hauptendpunktes, also negativem Studienergebnis. Die
Mehrheit der hier erwähnten Studien wurde
in Europa und Asien durchgeführt.
Sicher war die «Gynäkologie-Session» dieses Jahr ein grosses Highlight, viele Studien mit lang ersehnten Daten wurden präsentiert. Zu erwähnen ist hier sicherlich
die LION-Studie, welche die systematische pelvine und paraaortale Lymphadenektomie bei primär resektablen Ovarialtumoren untersuchte und zeigte, dass auf
diese verzichtet werden kann, ohne dass das Gesamtüberleben oder das progressionsfreie Überleben tangiert werden. Und dies obwohl in 56% der Fälle subklinische Lymphknotenmetastasen im Kontrollarm nachgewiesen werden konnten.
Ebenso wichtig erscheint mir die PORTEC-3-Studie, welche bei Hochrisiko-Endometriumkarzinomen nach einer R0-Resektion in alleinige RT oder Chemo-RT randomisierte. Hier zeigte sich ein Unterschied zu Gunsten der kombinierten Therapie bezüglich Gesamtüberleben und Rückfällen, statistisch signifikant jedoch nur
in den weiter fortgeschrittenen Stadien lll. Das Problem der Interpretation dieser
Studie liegt im Einschluss einer sehr heterogenen Patientenpopulation.
In der «Breast Cancer Session» wurden die Resultate der ersten Analyse der
APHINITY-Studie mit Spannung erwartet. Obwohl an der Wall Street das Resultat
schon vorweggenommen wurde, machte sich doch einigermassen Ernüchterung
breit, da die duale adjuvante HER2-gerichtete Therapie mit Trastuzumab und Pertuzumab zwar nach 3 Jahren zu einer signifikanten Reduktion der invasiven Rückfälle führte, der absolute Unterschied gegenüber einer alleinigen Trastuzumabtherapie aber nur 0.9% betrug. Dies ist jedoch im Verhältnis zu den deutlich höheren Kosten einer kombinierten anti-HER2-gerichteten Therapie, immer zusammen
mit Chemotherapie, zu sehen. Die Prognose dieser Patientinnen war jedoch exzellent in beiden Armen und deutlich besser als primär vom Studienteam angenommen. Nur bei den Patientinnen mit höheren Risiken, wie mit positiven axillären
Lymphknoten oder ER-negativen Tumoren, sind die Unterschiede so gross, dass
ein Einsatz von Pertuzumab in der adjuvanten Situation erwogen werden kann.
In der Plenary Session wurde die OlympiAD-Studie präsentiert, die den PARPInhibitor Olaparib im Vergleich zu konventioneller Chemotherapie bei Patientinnen
mit metastasiertem Brustkrebs und mit in der Keimbahn mutiertem BRCA1 oder
2 Gen untersuchte. Die Olaparib-Tabletten verbesserten das progressionsfreie
Überleben gegenüber drei von den Ärzten frei wählbaren Monochemotherapien
signifikant von 4.2 auf 7.0 Monate. Auch die Lebensqualität wurde mit Olaparib
durch die geringere Toxizität verbessert. Der grösste Effekt wurde bei Patientinnen
mit nicht Platin-basierter Vorbehandlung und triple-negativen Tumoren gesehen.
Dieses Resultat ist sicherlich «practice-changing» auch wenn der absolute Vorteil
doch eher klein ist. Weitere Fragen, wie der Effekt in der Erstlinientherapie, Kombinationen mit Immuntherapien und auch die Wertigkeit gegenüber anderen PARPInhibitoren müssen noch untersucht werden.
kontinuierliche Arm tendenziell mehr Effekt hatte gegenüber dem on-off-Arm, wenn
während den ersten 5 Jahren Tamoxifen gegeben wurde. Ebenfalls ein indirekter
Hinweis darauf, dass nach 5 Jahren Aromatasehemmertherapie der Effekt einer
erweiterten Aromatasehemmertherapie geringer ist als nach 5 Jahren Tamoxifen.
In der «Non-colorectal session» gab es auch einige «practice-changing» Resultate.
Allen voran die BILCAP-Studie, welche eine adjuvante Capecitabin-Chemotherapie
untersuchte versus Observation beim biliären Karzinom, einem eher seltenen Tumor. Bei diesen oft schon bei der Diagnose recht kranken Patienten waren von Beginn weg eine ITT-Analyse mit allen randomisierten Patienten und eine PP-Analyse
mit den wirklich behandelten Patienten geplant gewesen. In beiden Armen fielen
in der PP-Analyse einige Patienten nach der Randomisierung aus, im CapecitabinArm zusätzlich diejenigen, welche nicht mit der Therapie starteten. Die ITT-Analyse
zeigte einen 15-monatigen Überlebensvorteil für die adjuvante Therapie, der jedoch nicht signifikant war. Die PP-Analyse mit 16.5 Monaten Unterschied war dann
signifikant. Trotz dieses Schönheitsfehlers zweifelte niemand daran, dass Capecitabin hier einen grossen Effekt zeigt und den neuen Standard darstellt.
Ebenfalls sehr wichtig war die FLOT4-Studie von unseren nördlichen Nachbarn. Sie
verglichen das bei Ihnen seit Jahren gebräuchliche FLOT-Regime mit Oxaliplatin/
Docetaxel/5-FU mit dem englischen ECF/ECX-Regime als perioperative Therapie
bei lokal fortgeschrittenen Magen- und Übergangskarzinomen. Das FLOT-Regime
zeigte über die Zeit von 2–5 Jahren einen konstanten signifikanten ca. 10%igen
Vorteil im progressionsfreien Überleben als auch im Gesamtüberleben auf. Die
Toxizität war insgesamt ähnlich, auch die postoperative Morbidität und Mortalität
war nicht unterschiedlich zwischen den beiden Regimen. Dies macht das FLOTRegime in Europa sicherlich zum neuen Standard. Offen bleibt die Frage, ob nicht
mehr Therapie präoperativ gegeben werden sollte, da auch mit dem FLOT-Regime
nur ca. 50% der Patienten auch die postoperative Therapie erhielten.
Desweiteren wurde eine neue Methode der Behandlung beim HCC untersucht,
die SIRT Therapie. Hierbei werden radioaktive Teilchen direkt in die die Tumoren
versorgenden Leberarterien appliziert. Diese Intervention wird häufig praktiziert, ist
bisher aber wenig untersucht worden im Vergleich zu anderen Behandlungsmöglichkeiten. In der erwähnten Studie wurde bei lokal fortgeschrittenen HCC SIRT mit
der registrierten Systemtherapie mit Sorafenib verglichen. Es zeigte sich bei der auf
Superiority ausgelegten Studie kein Vorteil für die SIRT-Therapie. Zumindest scheint
SIRT auch nicht schlechter zu sein, aber die Studie war nicht für eine «non-inferiority»- Analyse gepowert. Dagegen zeichnet sich die SIRT-Therapie durch bessere
Verträglichkeit aus als die Sorafenib-Therapie, was wenig überrascht. Zu erwähnen
ist auch die meist aus technischen Gründen hohe Drop-out-Rate im SIRT-Arm. In
Zukunft sollte diese Methode weiter untersucht werden, auch in Kombination und
in Sequenz zu Systemtherapien.
wwEleonore E. Droux
Auch mit Spannung in der Brustsitzung erwartet wurden die ersten Resultate der
SOLE-Studie, an der die meisten Schweizer Zentren via IBCSG beteiligt waren.
Diese Studie untersuchte die erweiterte endokrine Therapie mit Letrozol nach
5 Jahren Vortherapie. In einem Arm wurde Letrozol kontinuierlich eingenommen,
im anderen jeweils mit 3-monatigen Therapiepausen nach jeweils 9 Monaten. In
der Hoffnung, dass diese «on-off-Therapie» einen negativen Effekt auf die Tumorzellen haben könnte. Hier zeigte sich absolut kein Unterschied zwischen den beiden Armen hinsichtlich krankheitsfreiem Überleben. Trotzdem ist dieses Resultat
wichtig für unseren Alltag. Es zeigt uns nämlich, dass eine Pause des Aromatasehemmers (zum Beispiel bei starken Gelenkbeschwerden) den Effekt nicht relevant
schmälert. Weiter konnte in der Subgruppen-Analyse gezeigt werden, dass der
info@onkologie ASCO Kongress 2017
5
ASCO 2017
Fortgeschrittenes Urothelzellkarzinom
Pembrolizumab ist wirksamer als eine Chemotherapie
Die second line-Chemotherapie bei Patienten mit einem fortgeschrittenen bzw. metastasierten Urothelzellkarzinom hat nur eine sehr begrenzte
Wirksamkeit. Im Rahmen der KEYNOTE-Studie-045 erwies sich Pembrolizumab (Keytruda®) einer solchen überlegen.
A
ufgenommen und randomisiert
wurden 542 Patienten. Sie erhielten
entweder 200 mg Pembrolizumab
alle 3 Wochen oder eine Chemotherapie
mit Paclitaxel, Docetaxel oder Vinflunin. Es
zeigte sich nach einem medianen Followup von 18,5 Monaten ein signifikant längeres OS unter dem PD-1-Inhibitor (10,3
vs. 7,4 Monate; HR 0,7; p=0,0004). Die
Gesamtüberlebensrate nach 12 Monaten lag unter Pembrolizumab bei 44,4%,
unter der Chemotherapie bei 30,2%. Die
Vergleichszahlen nach 18 Monaten waren
36,1% vs. 20,5%. Das PFS war nicht signifikant unterschiedlich. Die ORR betrug
unter Pembrolizumab 21,1% vs. 11,0%
unter der Chemotherapie. Die Dauer des
Ansprechens lag im Durchschnitt bei 4,4
Monaten. Alle Subgruppen profitierten in
gleichem Mass von dem PD-1-Inhibitor,
d.h. das therapeutische Ansprechen war
unabhängig von der PD-L1-Expression
des Tumors, dem Alter, dem Ausmass und
der Lokalisation der Metastasen, der Art
der Chemotherapie und dem ECOG PSStatus. Über 12 Monate und mehr konnten 69% der Pembrolizumab-Gruppe,
aber nur 36% der Chemotherapie-Gruppe
die Therapie fortführen. Auch wurde
Pembrolizumab besser vertragen. Unerwünschte Wirkungen wurden bei 61.3%
unter Pembrolizumab, aber bei 90,2%
unter der Chemotherapie beobachtet. Die
Vergleichszahlen bei Nebenwirkungen
Grad ≥3 waren 16,5% vs. 49,8%.
wwPS
Quelle: Dean F. Bajorin l. ASCO 2017, Oral Abstract
Session # 4501
Malignes Melanom
Deutliche Überlegenheit von Pembrolizumab auch nach 3 Jahren
Im Rahmen der KEYNOTE-006-Studie wurden im direkten Vergleich die
beiden Checkpoint-Inhibitoren Ipilimumab und Pembrolizumab (Keytruda®)
bei Patienten mit einem fortgeschrittenen malignen Melanom miteinander
verglichen. Auch nach 3 Jahren war Pembrolizumab deutlich überlegen.
A
ufgenommen in diese Phase 3-Studie wurden 834 Patienten mit einem fortgeschrittenen malignen Melanom. Sie erhielten 10 mg/kg Pembrolizumab alle
2 Wochen bzw. alle 3 Wochen oder 3 mg/kg Ipilimumab alle 3 Wochen. Nach
einem Jahr lag das OS unter Pembrolizumab bei 74,1% (alle 2 Wochen) bzw. bei
68,4% (alle 3 Wochen) im Vergleich zu 58,2% unter Ipilimumab. Die Therapie ging
über 2 Jahre bzw. bis zu einer Progression.
Jetzt wurden die Langzeitergebnisse nach 3 Jahren präsentiert, wobei das mittlere
Follow-up 33,9 Monate umfasste. Die OS betrug nach dieser Zeit bei den mit Pem-
brolizumab behandelten Patienten 50% im Vergleich zu 39% unter Ipilimumab und
das mediane OS lag bei 32,3 vs. 15,9 Monaten. Die PFS-Raten betrugen 31% vs.
14%, die Raten bzgl. ORR lagen bei 42% vs. 16%. Beim medianen PFS standen 8,3
Monate unter Pembrolizumab 3,3 Monaten unter Ipilimumab gegenüber. Die Dauer
des Ansprechens war in beiden Gruppen noch nicht erreicht. Ca. 10 Monate nach
Beendigung der kompletten zweijährigen Pembrolizumab-Therapie fand sich bei 23%
eine komplette Remission, bei 65% eine partielle Remission und bei 12% eine stabile
Erkrankung. Es waren noch 98% der Patienten am Leben und das PFS lag bei 91%
(95% bei kompletter Remission, 91% bei partieller Remission und 83% bei stabiler
Erkrankung).
wwPS
Quelle: Robert C. ASCO 2017 , Oral Abstract Session, # 9504
Nicht-Plattenepithel-NSCLC
Pembrolizumab (Keytruda®) verbessert
die Ergebnisse der Chemotherapie
I
m Rahmen der KEYNOTE 021Studie wurde bei 123 Patienten mit
einem fortgeschrittenen Nicht-Plattenepithel-NSCLC Stadium IIIB/IV die Gabe
von Pembrolizumab zusätzlich zur kombinierten Chemotherapie (Carboplatin +
Pemetrexed) in der First-line-Therapie
untersucht. Bei den Tumoren wurde keine
EGFR-Mutation und keine ALK-Translokation nachgewiesen. Bei einer ersten Auswertung konnte eine Verbesserung des
PFS und der ORR (55% vs. 29%) dokumentiert werden.
Nach einem medianen Follow-up von
14,5 Monaten fand sich weiterhin eine
Verbesserung der ORR, nämlich von
30,2% unter der alleinigen Chemotherapie auf 56,7% bei zusätzlicher Gabe von
Pembrolizumab. Das PFS verlängerte sich
von 8,9 Monaten auf 9,7 Monate und die
geschätzte mediane PFS-Rate dürfte von
34% auf 56% ansteigen. Die geschätzten
Zahlen für OS sind 76% mit Pembrolizumab vs. 69% ohne Pembrolizumab.
wwPS
Quelle: Papadimitrakopoulou V. ASCO 2017, Poster
Session, #9094
Interview
Fragen zum ASCO 2017 an PD Dr. med. Richard Cathomas, Kantonsspital Graubünden Chur
? Welches waren für Sie die Highlights am
diesjährigen ASCO Meeting?
Im Bereich der urogenitalen Tumore waren sicherlich
die beiden positiven grossen Phase-3-Studien (LBA3:
LATITUDE Studie und LBA5003: STAMPEDE Studie)
zum frühzeitigen Einsatz von Abirateron bei Patienten
mit metastasiertem kastrations-sensitivem Prostatakarzinom (mCSPC) das grosse Highlight. Dabei konnte in beiden Studien eine bedeutende signifikante Verlängerung des Gesamtüberlebens (OS) erzielt werden.
Des Weiteren wurden erstmals auch prospektive und
vergleichende Daten zum Einsatz der neuen antihormonellen Medikamente Enzalutamid und Abirateron beim metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom
(mCRCP) gezeigt (Abstracts 5002 und 5004). Diese helfen uns, den Einsatz dieser
Therapien zu optimieren. Persönlich fand ich es zudem sehr erfreulich, dass an der
Plenary Session eine sehr spannende Studie zum verbesserten Symptom-Monitoring
vorgestellt wurde. Diese zeigte, dass eine gute Patientenbetreuung unabhängig von
der gewählten Therapie nicht nur eine Verbesserung der Lebensqualität bei palliativen
Krebspatienten sondern auch eine signifikante Lebensverlängerung erzielt, die nicht
hinter den aktuellen Erfolgen von neuartigen Therapien zurücksteht.
? Welche Studien haben Ihre Erwartungen erfüllt,
welche waren enttäuschend?
Enttäuschend war, dass gewisse Studien nicht wie erwartet an diesem ASCO Meeting
vorgestellt wurden, sondern wohl erst am ESMO Meeting gezeigt werden. Insbesondere hätte ich erwartet, dass die Resultate der Phase-3-Studie mit dem PD-L1 Inhibitor Atezolizumab in der Zweitlinientherapie beim Blasenkarzinom vorgestellt würden:
unerwarteterweise hatte diese Studie gemäss einem Press release vom Mai 2017 den
primären Endpunkt eines OS-Benefits gegenüber Chemotherapie nicht erreicht, es liegen jedoch keine genauen Angaben dazu vor. Diese Resultate wären wichtig gewesen,
um die an diesem Meeting vorgestellte positive Studie mit Pembrolizumab in der gleichen Patientenpopulation einzuordnen. Des Weiteren waren erste Resultate der Phase-3-Studie zur Erstlinientherapie mit Nivolumab/Ipilimumab in der Erstlinientherapie
des metastasierten Nierenzellkarzinoms erwartet worden. Offenbar sind die Resultate
noch nicht reif und werden jetzt hoffentlich am ESMO Meeting vorgestellt.
? Gibt es neue vielversprechende Daten aus dem Gebiet
der personalisierten Medizin?
Im Bereich des Prostatakarzinoms wurden mehrere Studien vorgestellt, die mittels
verbesserter molekularer Analysen eine Personalisierung der Therapie ermöglichen
sollen. Es zeigt sich, dass insbesondere Mutationen der Gene, die für die DNA-Reparatur wichtig sind (BRCA1, BRCA2, ATM), beim mCRPC häufiger als erwartet vorkommen. Dementsprechend laufen mehrere Studien mit PARP-Inhibitoren ähnlich wie
beim Mammakarzinom und beim Ovarialkarzinom. Auch beim Blasenkarzinom finden
sich gehäuft Genveränderungen die mit eingeschränkter DNA-Reparatur einhergehen.
Interessanterweise konnte hier ein Zusammenhang zwischen dieser Veränderung und
dem Ansprechen auf Immuntherapie gezeigt werden (Abstract 4509). Allenfalls könnte dies einen neuen prädiktiven Marker für Immuntherapie darstellen.
? Welche Fortschritte gibt es bei der Überwindung der
Resistenzentwicklung?
Beim Prostatakarzinom stellt die Resistenzentwicklung gegenüber den Androgenrezeptor-Pathway Inhibitoren (ARPI) Enzalutamid und Abirateron ein grosses klinisches Problem dar. Es war erwartet worden, dass der neuartige ARPI Galeteron
diese Resistenz allenfalls überwinden könnte. Leider war jedoch eine diesbezügliche Studie komplett negativ (Abstract 5005). Hier besteht weiterhin ein grosser
«unmet clinical need». Im Bereich des Nierenzellkarzinoms stellt die Kombination von Angiogenesehemmern (TKI oder Bevacizumab) mit Immunonkologika eine
vielversprechende Kombination zur Überwindung der Resistenz dar. Diesbezüglich
wurden zwei präliminäre Studien vorgestellt (Abstract 5004: Avelumab + Axitinib
und Abstract 4505: Bevacizumab + Atezolizumab). Aktuell laufen Phase-3-Studien
mit diesen Kombinationen, um zu sehen, ob hier ein Fortschritt gegenüber alleiniger TKI-Therapie möglich ist.
? Welches sind die Bereiche mit dem grössten Forschungsbedarf?
Beim Prostatakarzinom stehen Verbesserungen der Behandlung des fortgeschrittenen lokalisierten Karzinoms sowie der oligometastasierten Situation im Vordergrund. Mit gezieltem Einsatz der neuen Möglichkeiten der Bildgebung sowie durch
den Einsatz von genetischen Biomarkern sollten hier in absehbarer Zeit grosse Fortschritte möglich sein. Die Verbesserung der Behandlung des lokalisierten Blasenkarzinoms ist ebenfalls ein Gebiet mit grossem Potential, in Kürze wird auch in der
Schweiz eine SAKK-Studie mit neuartiger neoadjuvanter Therapie für diese Patienten starten. Beim metastasierten Blasenkarzinom stehen wir erst am Anfang der
Entwicklung der Immuntherapie, ebenso beim Nierenzellkarzinom. Hier sind in den
nächsten Jahren viele Resultate grosser Studien zu erwarten, die neue Standards
setzen werden.
? Welche Erkenntnisse werden Sie in Ihrer Praxis
unmittelbar umsetzen?
Die Resultate von LATITUDE und STAMPEDE mit einer ausgeprägten Verlängerung
des Überlebens durch den frühzeitigen Einsatz von Abirateron beim metastasierten kastrationssensitiven Prostatakarzinom sind «practice changing» und werden
sicherlich den unmittelbaren Weg in die Praxis finden. Es gilt hier jedoch zu beachten, dass Abirateron für diese Indikation in der Schweiz noch nicht zugelassen ist.
Auch muss individuell besprochen werden, welche der nachgewiesenen Therapieoptionen mit OS-Verbesserungen (Docetaxel oder Abirateron) eingesetzt werden
sollen.
Daneben wird sich in der Praxis auch das Resultat einer weiteren Studie zum
Prostatakarzinom unmittelbar auswirken: Eine randomisierte Phase-3-Studie untersuchte die Dauer der adjuvanten Androgen-Deprivation (ADT) nach Radiotherapie
beim lokalisierten Prostatakarzinom der Hochrisikogruppe (Abstract 5008). Dabei
konnte kein Vorteil für eine ADT von 36 Monaten gegenüber 18 Monaten gezeigt
werden. Somit genügt es, bei diesen Patienten eine Hormontherapie von 18-24
Monaten vorzunehmen, drei Jahre sind nicht mehr nötig.
wwEleonore E. Droux
Fortgeschrittenes bzw. metastasiertes Prostatakarzinom
ADT plus Abirateron ist der neue Standard
Bisher war die Androgendeprivation der Standard für die Behandlung von Patienten mit einem Hormon-sensitiven
fortgeschrittenen bzw. metastasierten Prostatakarzinom. Für einige dieser Patienten kam eine zusätzliche Chemotherapie in Frage. Nach den Ergebnissen zweier neuer Studien (LATITUDE und STAMPEDE) kann durch die
zusätzliche Gabe von Abirateron plus Prednisolon die Prognose quo ad vitam verbessert werden, so dass diese
Kombination der neue Standard werden dürfte.
B
ei der LATITUDE-Studie handelt es
sich um eine multizentrische, randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Phase 3-Studie, in die 1‘199
Hochrisiko-Patienten ( zwei der folgenden
Kriterien: Gleason score ≥ 8, ≥ 3 Knochenmetastasen und viszerale Metastasen) mit
einem hormonsensitiven lokal fortgeschrittenen bzw. metastasierten Prostatakarzinom ohne hormonelle Vorbehandlung
aufgenommen wurden. Sie erhielten randomisiert entweder eine Androgendeprivation (ADT) plus Placebo oder zusätzlich
zur ADT Abirateron plus Prednisolon.
Durch die zusätzliche Gabe von Abirateron plus Prednisolon konnte bei einem
medianen Follow-up von 30,4 Monaten
das Sterberisiko um 38% im Vergleich
zu Placebo gesenkt werden (HR = 0,62;
95% KI: 0,51-0,76; p<0,0001). Das mediane OS war im Abirateron-Arm noch
nicht erreicht, in der Placebo-Gruppe
lag es bei 34,7 Monaten. Das Risiko für
Progression oder Tod wurde durch Abirateron um 53% im Vergleich zu Placebo
gesenkt (HR=0,47; 95% KI: 0,39-0,55;
p<0,0001). Das mediane PFS betrug bei
Abirateron 33 Monate im Vergleich zu
14,8 Monaten bei Placebo, also ein Gewinn von 18,2 Monaten. Abirateron wurde sehr gut vertragen. Etwas häufiger
traten unter dieser Substanz eine Hypertonie (20% vs. 10%), eine Hypokaliämie
(10,4% vs. 1,3%) und eine Erhöhung der
Leberenzyme (5,5% vs. 1,3%) auf.
Ähnlich sind die Ergebnisse der STAMPEDE-Studie, in die fast 2.000 Patienten
aufgenommen wurden. Die Einschlusskriterien waren dieselben wie in der LATITUDEStudie. Auch in dieser Studie wurde bei
Hochrisiko-Patienten mit einem hormonsensitiven lokal fortgeschrittenen bzw.
metastasierten Prostatakarzinom die ADTStandardtherapie mit der Kombination
ADT plus Abirateron + Prednisolon verglichen. Mit Abirateron konnte nach einem
medianen Follow-up von 40 Monaten das
Risiko für Tod um 37% gesenkt werden.
So lag die 3-Jahresüberlebensrate bei der
Standardtherapie bei 76% im Vergleich zu
83% unter der Kombination mit Abirateron. Das Risiko für ein Therapieversagen
wurde um 71% reduziert. Auch in dieser
Studie traten unter Abirateron etwas häufiger Nebenwirkungen vor allem kardiovaskuläre Probleme wie Hypertonie (41% vs.
29%) auf.
wwPS
Quelle: LATITUDE: Fizazi K. ASCO 2017; Plenary
Session, LBA3 ; STAMPEDE: James ND. ASCO 2017;
Oral Session, LBA5003
Hodenkarzinom geheilt
Doch der Hypogonadismus ist kein
so seltenes Problem
Männer, bei denen ein Hodenkarzinom kurativ behandelt wurde, entwickeln im Langzeitverlauf nicht selten einen sekundären Hypogonadismus, wobei die daraus resultierenden Folgeerkrankungen prognostisch relevant sind.
H
eute werden 19 von zwanzig Patienten mit einem Hodenkarzinom
geheilt, entweder operativ oder
mittels Chemotherapie. Doch zwei von
fünf Patienten, bei denen ein Hodenkarzinom kurativ behandelt wurde, entwickeln
einen Hypogonadismus. Dies ergab eine
Langzeitstudie (PLATINUM-Studie) bei
491 Patienten.
Ein Hypogonadismus ging mit einer Reihe von Folgeerkrankungen einher, die im
Vergleich zu Patienten ohne Tumoranamnese signifikant häufiger auftraten. Dazu
gehörten vor allem die Hypercholesterinämie (20% vs. 6%), die arterielle Hypertonie (19% vs. 11%), die Adipositas, der
Typ 2-Diabetes (6% vs. 3%), die erektile
Dysfunktion (20% vs. 12%) und Angst
bzw. ein depressives Syndrom (15% vs.
10%). In der Studie korrelierte der Testosteron-Wert umgekehrt mit dem Körpergewicht, d.h.je adipöser der Patient war
umso ausgeprägter war der Hypogonadismus. «Dieses hormonell-induzierte
metabolische Syndrom ist ein entscheidender Risikofaktor für die Arteriosklerose
und somit für ein zerebro- oder kardiovaskuläres Ereignis», so Prof. Dr. med. Abud
Zaid, Indianapolis. Dies sei für die meist
noch relativ jungen Patienten von entscheidender prognostischer Bedeutung.
Deshalb sei es wichtig, bei solchen Patienten immer nach einem Hypogonadismus
zu fahnden und die daraus resultierenden
Risikofaktoren optimal einzustellen.
wwPS
Quelle: Abu Zaid MI. ASCO 2017, Poster Discussion
Session LBA10012
ASCO 2017
ASCOSCOPY 2017
ASCOSCOPY 2017 – Highlights vom ASCO 2017
Die Meinung der Schweizer Experten
Das Swiss Expert Panel ist schon seit vielen Jahren einer der Höhepunkte des ASCO-Kongresses. Auch diesmal
wurden von renommierten Schweizer Onkologen die wichtigsten Studienergebnisse aus ihrem Fachbereich vorgetragen und im Hinblick auf die Relevanz für den praktischen Alltag diskutiert.
ZNS-TUMORE
«Bei der Therapie der ZNS-Tumore gibt
es Fortschritte», so Dr. med. Heinz Läubli,
Basel. Erste Erfahrungen mit einem EGFRAntikörper mit oder ohne Temozolomid bei
Patienten mit einem EGFR-amplifizierten
rezidivierten Glioblastom stimmen hoffnungsvoll dahingehend, dass man damit
einen Schritt weiter kommen könnte. Die
ORR (komplette und partielle Remission)
lag bei 10,4% bei einem medianen PFS
von 1,0 Monaten und einem medianen OS
von 8,5 Monaten. Die PFS-Rate nach 6 Monaten betrug 27,1%. Und bei Patienten mit
einer BRAFV600-Mutation konnte für den
BRAF-Inhibitor Vemurafenib eine Wirksamkeit dokumentiert werden. Dagegen zeigte
die zusätzliche Gabe von Bevacizumab zur
Therapie mit Temozolomid keinen Benefit.
Erste Erfahrungen mit einem onkolytisch
wirksamen Adenovirus sind positiv, wobei
die zusätzliche Gabe von Interferon die Prognose nicht verbessern kann.
Was die Immuntherapie betrifft, so scheint
die Kombination eines PD-1-Inhibitors wie
Nivolumab mit Epadacostat, einem effektiven Inhibitor des immunsuppressiven Enzyms Indoleamin 2,3-Dioxygenase 1, die
Behandlungsergebnisse bei vielen fortgeschrittenen Tumoren (NSCLC, SCCHN,
Melanom, B-Zell-Lymphom etc.) zu ver-
info@onkologie ASCO Kongress 2017
bessern. Und das Ansprechen auf eine Immuntherapie mit einem Checkpoint-Inhibitor wird sogar von der Zusammensetzung
des Mikrobioms beeinflusst.
LUNGENKARZINOME
Beim NSCLC wurde der Frage nachgegangen, ob die targeted therapy auch in
das kurative adjuvante Setting statt Chemotherapie implementiert werden sollte.
«Durch die adjuvante Gabe von Gefitinib
konnte das PFS im Vergleich zur Chemotherapie signifikant verlängert werden», so
PD Dr. med. Dr. phil. Sacha Rothschild, Basel. Mit Gefitinib lag die 3-Jahres-DFS-Rate
bei 34% im Vergleich zu 27% bei der Chemotherapie. Deshalb sollte diese Option vor
allem bei Patienten im Stadium II-IIIA bei
Nachweis einer EGFR-Mutation in Erwägung gezogen werden. Bei älteren NSCLCPatienten mit einem nicht-resezierbaren
Stadium III konnte durch eine kombinierte Radio-Chemotherapie mit Carboplatin
die 5-Jahresüberlebensrate im Vergleich
zur alleinigen Bestrahlung von 9,2% auf
15,2% angehoben werden und zwar ohne
dass die Langzeit-Toxizität der Behandlung
zunahm. Die mediane Überlebenszeit stieg
von 16,5 Monate auf 21,7 Monate. In einer
anderen Studie ergab die prophylaktische
ZNS-Bestrahlung bei NSCLC-Patienten bei
einem lokal fortgeschrittenen Tumor kei-
nen Benefit. Und muss die Therapie mit
einem Checkpoint-Inhibitor wegen Unverträglichkeit unterbrochen werden, so kann
diese später fortgeführt werden, ohne dass
befürchtet werden muss, dass erneut solche Komplikationen auftreten. Sollte diese
Therapie aber vorzeitig beendet werden, so
ist dies nicht nachteilig im Hinblick auf die
Prognose.
HALS-KOPF-TUMORE
Die optimale Behandlung des naso-pharyngealen Karzinoms ist die neoadjuvante
Chemotherapie gefolgt von der Radio-Chemotherapie. Nach vorliegenden Studien-
ergebnissen ist die zusätzliche Gabe von
Bevacizumab beim rezidivierten bzw. metastasierten HNSCC nicht sinnvoll. Das effektivste Chemotherapeutikum als Kombinationspartner für die Bestrahlung beim
lokal fortgeschrittenen HNSCC ist Cisplatin
in einer Dosierung von 1000 mg/m2 alle
3 Wochen. Eine adjuvante Radio-Chemotherapie bei kurativ operierten Stachelzellkarzinomen sollte auch bei Patienten mit
einem hohen Risiko nicht durchgeführt
werden.
MALIGNES MELANOM
Im Rahmen des ASCO wurden erstmals
Langzeit-Ergebnisse der modernen Therapiestrategien beim malignen Melanom
präsentiert. «Es ist wieder ein grosses
Jahr für das Melanom», so Prof. Dr. med.
Olivier Michelin, Lausanne. Im Rahmen
der KEYNOTE-006-Studie wurden im direkten Vergleich die beiden Checkpoint-Inhibitoren Ipilimumab und Pembrolizumab
bei Patienten mit einem fortgeschrittenen
malignen Melanom miteinander verglichen.
Jetzt wurden die Langzeitergebnisse nach
3 Jahren präsentiert, wobei das mittlere
Follow-up 33,9 Monate umfasste. Die OS
betrug nach dieser Zeit bei den mit Pembrolizumab behandelten Patienten 50% im
Vergleich zu 39% unter Ipilimumab und
das mediane OS lag bei 32,3 vs. 15,9 Monaten. Die PFS-Raten betrugen 31% vs.
14%, die Raten bzgl. ORR lagen bei 42%
vs. 16%. Beim medianen PFS standen 8,3
Monate unter Pembrolizumab 3,3 Monaten
unter Ipilimumab gegenüber. Die Dauer des
Ansprechens war in beiden Gruppen noch
nicht erreicht. Ca. 10 Monate nach Beendigung der kompletten zweijährigen Pembrolizumab-Therapie fand sich bei 23%
eine komplette Remission, bei 65% eine
partielle Remission und bei 12% eine stabile Erkrankung. Es waren noch 98% der
Patienten am Leben und das PFS lag bei
91% (95% bei kompletter Remission, 91%
bei partieller Remission und 83% bei stabiler Erkrankung).
Auch die 5-Jahresüberlebensrate bei der
kombinierten Gabe eines BRAF- und eines
MEK-Inhibitors (Dabrafenib + Trametinib)
bei lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Melanomen ist ermutigend. Sie betrug im Gesamtkollektiv bei Nachweis einer
BRAFV600-Mutation 28% und bei NiedrigRisiko-Patienten sogar 51%.
Bei der adjuvanten Therapie von Hochrisi-
11
ASCOSCOPY 2017
kopatienten wurden 3 und 10 mg/kg Ipilimumab miteinander verglichen. Die höhere
Dosierung war mit einer stärkeren Toxizität
bzw. einer Zunahme von Therapie-assoziierten Todesfällen behaftet. Und das Rezidivrisiko konnte durch die höhere Dosierung auch nicht gesenkt werden.
Auch gibt es erste Erfahrungen mit der
Kombination Nivolumab plus Ipilimumab.
Damit konnte das mediane PFS von 2,5
bzw. 2,7 Monaten unter der NivolumabMonotherapie auf 4,8 Monate verlängert
werden und die PFS-Rate nach 6 Monaten betrug 46% unter der Kombination
vs. 28% bzw. 13% unter der NivolumabMonotherapie.
OBERER
GASTROINTESTINALTRAKT
Im Rahmen der FLOT4-Studie wurden
zwei perioperative Chemotherapie-Regime
bei Patienten mit einem resezierbaren
Adenokarzinom am ösophago-gastralen
Übergang miteinander verglichen, und
zwar Docetaxel, Oxaliplatin und Fluoruracil/Leukovorin (FLOT-Regime) vs. Epirubicin, Cisplatin und Fluoruracil oder
Capecitabine (ECF/ECX-Regime). Das
FLOT-Regime erwies sich als überlegen.
Das mediane Überleben war um 23% länger, nämlich 50 Monate unter FLOT vs. 35
Monate unter ECF/ECX. «Der Vorteil von
FLOT fand sich in allen Subgruppen, auch
bei älteren Patienten», so Dr. med. Michael
Montemurro, Genf.
Erste Erfahrungen gibt es bei diesem Tumor auch mit der Immuntherapie. Im
Rahmen der KEYNOTE-059-Studie wurde Pembrolizumab bei diesem Tumor
eingesetzt. In der Third line-Therapie lag
die ORR bei 16,4%, in der Fourth-line bei
6,4%. Besonders gut sprachen Patienten
mit einer starken Mikro-Satelliten-Instabilität an, nämlich 57,1%.
pe waren es nur 61%. Bzgl. Fernmetastasierung ergab sich kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Doch das OS
und PFS wurden durch Cetuximab zwar
statistisch nicht signifikant aber klinisch
relevant verbessert (medianes PFS nach
4 Jahren: 48% vs. 37%; OS nach 4 Jahren: 56% vs. 43%).
UNTERER
GASTROINTESTINALTRAKT
«Die spektakulärste Studie im Bereich des
unteren Gastrointestinaltraktes bezog sich
auf die Dauer der adjuvanten Chemotherapie beim Kolonkarzinom, da sie ein Dogma ins Wanken gebracht hat», so Prof. Dr.
med. Arnaud Roth, Genf. Bei dieser Studie
(IDEA-Studie) handelt es sich um eine
multizentrische prospektive Analyse von
gepoolten Daten aus sechs Phase-3-Studien, bei der insgesamt 12‘834 Patienten
mit einem Kolonkarzinom Stadium III und
Lymphknotenbeteiligung ausgewertet wurden. Damit ist diese Studie die grösste, die
jemals bei Patienten mit einem Kolonkarzinom durchgeführt wurde. Alle Patienten hatten eine adjuvante Chemotherapie
nach dem FOLFOX- oder CAPOX-Schema
erhalten. Dabei wurde der Frage nachgegangen, ob die 6-monatige Chemotherapie einer 3-monatigen überlegen ist und
was das für die Verträglichkeit bedeutet.
Nach drei Jahren waren in der 6-MonatsGruppe 75.5% Tumor-frei, in der 3-Monats-Gruppe 74.6%. Somit betrug der
Unterschied im Gesamtkollektiv weniger
als 1%. Die Auswertung der Niedrig-Risiko-Patienten (1 bis 3 Lymphknoten be-
fallen, T1-3: nicht die ganze Darmwand
durchwachsen), die 60% der Studienpopulation ausmachten, ergab sogar keinerlei Unterschied. Bei diesen Patienten
waren nach 3 Jahren bei der 3-monatigen
Chemotherapie 83.1% Tumor-frei im Vergleich zu 83.3% bei der 6-monatigen Behandlung. Doch bei der Auswertung bzgl.
Therapieschemata gab es Unterschiede.
Bei dem CAPOX-Schema standen 75.9%
Krankheits-freie Patienten in der 3-Monatsgruppe 74.8% in der 6-Monatsgruppe
gegenüber. Bei FOLFOX war der Unterschied etwas grösser: 73.6% vs. 76%.
Die Verkürzung der Chemotherapie ging
mit einer deutlich besseren Verträglichkeit
der Chemotherapie einher. Die besonders
gefürchtete, durch das Oxaliplatin verursachte Neuropathie trat unter FOLFOX
über 6 Monate bei 49%, bei der 3-monatigen FOLFOX-Chemotherapie aber nur bei
15% auf. Die Vergleichszahlen bei dem
CAPOX-Schema waren 48% vs. 17%.
Für Prof. Roth lassen sich aus dieser Studie folgende Konsequenzen ziehen: Für
Patienten mit einem niedrigen Risiko (T1T3, N1) ist die adjuvante Chemotherapie
über 3 Monate ausreichend, vor allem bei
Gabe von CAPOX, zumal dadurch die Verträglichkeit deutlich verbessert wird. Bei
den anderen Patienten sollte im Einzelfall
Risiko-adaptiert bei entsprechender Nutzen-Risiko-Abwägung entschieden werden.
In einer anderen Studie wurde in einem
randomisierten Design bei Patienten mit
einem metastasierten Kolonkarzinom
Im Rahmen einer Studie (SAKK 75/08)
wurde der Frage nachgegangen, ob die
zusätzliche Gabe von Cetuximab neoadjuvant und adjuvant das Outcome verbessern kann. Eingeschlossen in die
Studie wurden 300 Patienten mit einem
lokal fortgeschrittenen Plattenepithel- oder
Adenokarzinom der Speiseröhre, die randomisiert zusätzlich mit Cetuximab behandelt wurden. Von ihnen erhielten 84%
die komplette neoadjuvante Therapie und
87% wurden operiert (mit Cetuximab
89%, ohne Cetuximab 86%). Eine R0Resektion gelang im Cetuximab-Arm bei
85% und bei 87% im Kontroll-Arm. Mit
Cetuximab konnte die lokale Rezidivrate
signifikant gesenkt werden, wobei nach
4 Jahren 79% in der Cetuximab-Gruppe
ohne Rezidiv waren, in der Kontroll-Grup-
12
info@onkologie ASCO Kongress 2017
ASCOSCOPY 2017
Mutation», so Prof. Dr. med. Stefan Aebi,
Luzern. Randomisiert erhielten die Patienten entweder den oralen PARP-Inhibitor
Olaparib oder eine Chemotherapie (Capecitabine, Vinorelbin oder Eribulin) und
zwar bis zur Progression oder einem Therapieabbruch wegen Nebenwirkungen.
Unter Olaparib verkleinerte sich der Tumor
bei über 60% der Patienten im Vergleich
zu 29% unter der Chemotherapie. Bei einem medianen Follow-up von 14 Monaten
konnte durch Olaparib das Risiko für eine
Progression um 42% gesenkt werden im
Vergleich zur Chemotherapie. Die durchschnittliche Zeit bis zur Progression lag
unter Olaparib bei 7 Monaten im Vergleich
zu 4,2 Monate unter der Chemotherapie.
Auch nach der erforderlichen Therapieumstellung nach Versagen der First lineTherapie war das PFS bei der nachfolgenden Therapie bei den Patientinnen, die
primär Olaparib erhalten hatten, länger,
was dafür spricht, dass der PARP-Inhibitor die Aggressivität des Tumors günstig
beeinflusst.
bei Nachweis einer BRAF-Mutation der
BRAF-Inhibitor Vemurafenib eingesetzt.
Dadurch konnte das mediane PFS um
52%, nämlich von 2,0 Monaten auf 4,3
Monate verlängert werden. Auch der regelmässige Verzehr von Nüssen kann die
Prognose von Kolonkarzinom-Patienten
im Stadium III günstig beeinflussen, d.h.
das Rezidiv- und das Sterberisiko wurden
in einer Studie um ca. 50% reduziert.
UROGENITALE KARZINOME
«Beim hormonsensitiven fortgeschrittenen bzw. metastasierten Prostatakarzinom dürfte sich der Standard ändern», so
PD Dr. med. Arnoud Templeton, Basel. In
zwei grossen Studien (STAMPEDE und
LATITUDE) konnte nämlich gezeigt werden, dass die Gabe von Abirateron +
Prednisolon zusätzlich zur AndrogenDeprivations-Therapie (ADT) die Überlebensrate um 37% bzw. 38% verbessert.
Und bei der Bestrahlung von Wirbelsäulenmetastasen sind einmal 8 Gy genauso
gut wirksam wie 5 mal 4 Gy. Und was die
Dauer der ADT betrifft, so reichen 18 Monate vollständig aus. Ein Vergleich mit der
36-monatigen ADT ergab vergleichbare
Ergebnisse.
Eine weitere leichte Verbesserung der Prognose im adjuvanten Setting des Mammakarzinoms kann nach den Ergebnissen der
APHINITY-Studie vor allem bei Lymphknotenbefall und negativem ER-Status durch
die Kombination der beiden Anti-HER2Antikörper Trastuzumab und Pertuzumab
erreicht werden.
Was die Therapiekontrolle beim Seminom
betrifft, so ist das PET zu unspezifisch.
Findet sich > 6 Wochen nach Beendigung
der Chemotherapie im PET ein positiver
Befund, so sollte man nicht sofort resezieren, sondern zunächst eine Kontrolle des
PET nach 8 bis 12 Wochen durchführen;
denn nur bei 17% der Patienten mit einem positiven PET-Befund findet sich in
der Tat noch Tumor-Restgewebe.
Bei urothelialen metastasierten Karzinomen ist nach den Ergebnissen der
KEYNOTE-045-Studie in der Second-line
der PD-1-Inhibitor Pembrolizumab wirksamer als eine Chemotherapie mit Paclitaxel oder Docetaxel (OS: 10,3 vs. 7,4
Monate). Beim Nierenzellkarzinom konnte
sich nach den Ergebnissen der PROTECTStudie Pazopanib als adjuvante Therapie
auch bei Hoch-Risiko-Patienten nicht bewähren.
MAMMA- UND ANDERE
GYNÄKOLOGISCHE KARZINOME
Die Frage, ob bei einem Ovarialkarzinom
bei makroskopisch kompletter Resektion
zusätzlich die pelvinen und paraaortalen
Lymphknoten entfernt werden sollten,
konnte die LION-Studie dahingehend beantworten, dass eine solche Ausweitung
der Operation die Prognose nicht verbessert (OS: 66 Monate mit Lymphadenektomie vs. 69 Monate ohne Lymphadenektomie; PFS: 26 vs. 26 Monate). Kommt es
info@onkologie ASCO Kongress 2017
MALIGNE LYMPHOME
zu einem Rezidiv, so ist nach den Ergebnissen der DESKTOP III-Studie eine sekundäre operative Zytoreduktion zusätzlich zur Chemotherapie sinnvoll, d.h. das
PFS wird dadurch von 14,0 auf 19,6 Monate und das Zeitintervall bis zur nächsten
Therapie von 13,9 auf 21,0 Monate verlängert.
Beim Hochrisiko-Endometriumkarzinom
ist nach den Ergebnissen der PORTEC-3Studie die kombinierte Radio-Chemotherapie der alleinigen Radiotherapie überlegen (5-Jahres-OS: 82% vs. 77%; 5-Jahres-FFS: 76% vs. 69%).
«Nachdem der PARP-Inhibitor Olaparib
bereits beim Ovarialkarzinom seine überzeugende Wirksamkeit unter Beweis stellen konnte, gelang dies jetzt auch im Rahmen der OlympiAD Studie erstmals bei
Mammakarzinom-Patientinnen mit BRCA-
Die Kombination Bendamustin plus
Rituximab (BR) hat in den letzten Jahren den früheren Standard R-CHOP bzw.
R-CVP als First line-Therapie der indolenten Non-Hodgkin-Lymphome weitgehend verdrängt. Dafür sprechen auch
die Ergebnisse zweier Langzeitstudien
(BRIGHT- und StiL NHL1-Studie), deren
5- bzw. 9-Jahresergebnisse jetzt vorgestellt wurden. Fazit: Auch im Langzeitverlauf ist BR bzgl. PFS (nach 5 Jahren:
65,5% vs. 55,8%), EFS und DOR eindeutig überlegen. «Doch beim OS fand
sich kein signifikanter Unterschied», so
Prof. Dr. med. Christoph Renner, Zürich.
R-CHOP hat aber noch einen Stellenwert
bei grossen, rasch wachsenden Lymphomen. Auch führt R-CHOP seltener zu gastrointestinalen Nebenwirkungen, Hautausschlag, prolongierter Zytopenie und
opportunistischen Infektionen. Für BR
spricht, dass diese Kombination seltener
Haarausfall und Neuropathie auslöst und
es sind auch keine Steroid-Nebenwirkungen zu befürchten.
Im Rahmen der OPTIMAL>60-Studie wurde der Frage nachgegangen, ob bei über
60-Jährigen mit einem Diffus Large B-Cell
Lymphom (DLBCL) und einer «bulky di-
sease» eine Strahlentherapie dann noch
erforderlich ist, wenn nach einer Immunchemotherapie das PET negativ ist. Das
Ergebnis ist eindeutig: Nein, denn das
Weglassen der Bestrahlung verschlechtert nicht das Outcome. Bei Umsetzung
dieses Ergebnisses könnte fast jede zweite Bestrahlung eingespart werden. Und
beim rezidivierten bzw. refraktären multiplen Myelom verbessert die zusätzliche
Gabe des Antikörpers Daratumumab zusammen mit Bortezomib + Dexamethason
bzw. Lenalidomid + Dexamethason das
Outcome.
wwPS
13
ASCO 2017
Ermutigende Resultate für Mesotheliompatienten der LUME-Meso-Studie
Nintedanib verlängert PFS und OS
Für die Therapie des malignen pleuralen Mesothelioms ist nur die Kombination Pemetrexed/Cisplatin zugelassen. Der Multikinase-Inhibitor
Nintedanib zeigte in Kombination mit der Standard-Chemotherapie in der
Erstlinie einen klinischen Benefit.
M
alignes pleurales Mesotheliom ist
eine seltene thorakale Tumorerkrankung, die meist erst in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert wird
und eine schlechte Prognose aufweist
(mediane Lebenserwartung 12 Monate;
10% leben noch 5 Jahre nach Diagnosestellung). Häufig wird die Erkrankung
mit einer jahrelangen Asbest-Exposition
in Verbindung gebracht. Bei Nintedanib
handelt es sich um einen oralen Multikinase-Inhibitor, der VEGF-Rezeptoren
1–3, PDGF-Rezeptoren α/β, FGF-Rezeptoren 1-3 und Src und Abl-Kinase hemmt.
In die doppelblinde Phase-II LUME-MesoStudie wurden 81 Mesotheliom-Patienten
eingeschlossen und auf einen Placebound Nintedanib-Arm randomisiert. Zusätzlich wurden alle Studienteilnehmer mit
der Standardtherapie Pemetrexed/Cisplatin behandelt.
Der primäre Studienendpunkt PFS zeigte
eine Reduzierung des Progressionsrisi-
kos um fast 50%. Die HR der ITT-Population betrug 0.54 (95% CI; 0.33-0.87;
p=0.010). Im Nintedanib-Arm war das
mediane PFS signifikant um 3.7 Monate
verlängert (9.4 Monate für Nintedanib vs.
5.7 Monate für Placebo). Der Therapiebenefit der Patienten mit epitheloider Histologie (häufigster Subtyp mit 50-70% der
diagnostizierten Fälle) war höher als der
der Gesamtstudienpopulation mit einer
signifikanten Reduktion des Progressionsrisikos von 51% (p=0.006) (9.7 Monate
für Nintedanib vs. 5.7 Monate für Placebo). Die erste Analyse des sekundären
Endpunkts OS zeigte ermutigende 4.1
Monate medianen Überlebensgewinn im
Nintedanib-Arm (18.3 vs. 14.2 Monate)
(HR=0.77; p=0.319). Wie auch für PFS
war die Verbesserung des medianen Gesamtüberlebens in der Subgruppe mit epitheloider Histologie grösser als in der Gesamtstudienpopulation (20.6 Monate für
Nintedanib vs. 15.2 Monate für Placebo)
(HR=0.70; p=0.197). Die objektive An-
sprechrate, als weiterer sekundärer Endpunkt, betrug im Nintedanib-Arm 57% im
Vergleich zu 44% im Placebo-Arm mit einer medianen Dauer der Therapieantwort
von 6.0 Monaten für Nintedanib vs. 4.0
Monate für Placebo.
Das Sicherheitsprofil war handhabbar,
übereinstimmend mit früheren Studien und ohne neue Sicherheitshinweise.
Die Wirkung der Chemotherapie wurde
durch die Kombination nicht beeinträchtigt. Neutropenie war das häufigste Grad
≥3 unerwünschte Ereignis (UE) (Nintedanib 43.2% vs. Placebo 12.2%). Die Rate
an febrilen Neutropenien war mit 2.3%
niedrig (0% für Placebo), ebenso wie die
Therapieabbruchrate, die auch niedriger
ausfiel als die des Placebo-Arms (6.8%
vs. 17.1%). Typische Anti-AngiogeneseTherapie-assoziierte UE traten selten auf.
Die LUME-Meso-Studie wird als PhaseIII-Studie weitergeführt. Hierfür werden
aktuell Patienten mit nicht-resezierbarem
Chemotherapie-naiven Mesotheliom mit
epitheloider Histologie rekrutiert.
wwHD
Quelle: LUME-Meso: Nowak A. ASCO 2017 ; Oral
Presentation, abstract 8506
Rückenmarkskompression
Eine einzige Bestrahlung reicht aus
Die Rückenmarkskompression ist eine gar nicht so seltene Komplikation
einer metastasierten Krebserkrankung. Die Therapie der Wahl ist die Bestrahlung. Nach einer neuen Studie reicht schon eine einzige Sitzung, um
die drohende Querschnittslähmung zu verhindern.
O
ssäre Metastasen können zu einer Rückenmarkskompression und somit zu einer Querschnittslähmung führen. Deshalb ist eine
rasche Therapie erforderlich, wobei die Bestrahlung
die Methode der Wahl ist. Bisher gibt es aber keinen
allgemein gültigen Standard dahingehend, wie oft bzw.
wie lange die Bestrahlung durchgeführt werden sollte.
Dieser Frage nach dem optimalen Bestrahlungsregime
wurde im Rahmen einer klinischen Studie bei 688
Patienten mit einem metastasierten Prostata-, Lungen-, Mamma- und gastrointestinalem Karzinom nachgegangen. Sie erhielten randomisiert entweder eine Einzeldosis von
8 Gy oder von 20 Gy aufgeteilt auf 5 Einzelbestrahlungen an fünf aufeinander folgenden
info@onkologie ASCO Kongress 2017
Tagen. Beurteilt wurde der Therapieerfolg nach der Beeinträchtigung des Gehvermögens. Keine oder nur eine geringe Beeinträchtigung fand sich bei 69,5% der Patienten
mit einer Einzelbestrahlung und bei 73,3% der mehrtägig bestrahlten Patienten. Das
mediane Gesamtüberleben war in beiden Gruppen gleich (12,4 Wochen bei einmaliger
Bestrahlung vs. 13,7 Wochen bei fünftägiger Bestrahlung). Auch die Gesamt-Rate an
Nebenwirkungen war in beiden Gruppen gleich, nur leichtere Nebenwirkungen traten
bei der Einzelbestrahlung etwas häufiger auf. «Im Hinblick auf die sehr begrenzte Lebenszeit solcher Patienten sollte die Einzelbestrahlung der neue Standard werden», so
der Studienautor Prof. Dr. med. Peter Hoskin, Middlesex.
wwPS
Quelle: Hoskin P. ASCO 2017, Oral Abstract Session LBA10004
15
ASCO 2017
Atezolizumab (Tecentriq®) bei NSCLC
Vieles spricht für die Kombination mit Chemotherapie
D
er Standard in der First line-Therapie beim fortgeschrittenen bzw.
metastasierten NSCLC ist die Platin-basierte Chemotherapie, wenn keine
Treibermutationen nachweisbar sind.
Experimentelle Befunde sprechen dafür,
dass die Chemotherapie immunmodulierend wirkt und ein «Tumor antigen
release» induziert. Das ist die Rationale
für eine Kombination mit einer Immuntherapie.
Im Rahmen einer klinischen Phase 1bStudie wurde der PD-L1-Inhibitor Atezolizumab (Tecentriq®) in Kombination mit
einer Platin-basierten Chemotherapie als
First line-Therapie bei Patienten mit ei-
nem fortgeschrittenen bzw. metastasierten NSCLC eingesetzt. Dabei wurden bzgl.
der Chemotherapie drei Studienarme gebildet: Gruppe C (25 Patienten): Carboplatin + Paclitaxel, Gruppe D (25 Patienten):
Carboplatin + Pemetrexed, Gruppe E (26
Patienten): Carboplatin + nab-Paclitaxel.
Diese drei Gruppen wurden dann rando-
misiert mit dem PD-L1-Inhibitor behandelt.
Die ORR unter der Kombination mit Atezolizumab betrug 36%, 64% bzw. 46%.
Beim PFS fanden sich folgende Werte: 7,1
Monate, 8,4 Monate bzw. 5,7 Monate. Das
mediane OS lag bei 12,9 Monate, 19,3
Monate bzw. 14,8 Monate. Die Rate an
unerwünschten Wirkungen Grad 3/4 betrug bei der Neutropenie 36%, 36% bzw.
42% und bei der Anämie 16%, 16% bzw.
31%. Die Ergebnisse lassen vermuten,
dass bei der Kombination Atezolizumab
plus Chemotherapie synergistische Effekte zu erwarten sind.
wwPS
Quelle: Liu SV. ASCO 2017, Poster Session, #9092
RECIST v1.1 unterschätzt den möglichen OS-Therapiebenefit der Immuntherapie
Atezolizumab zeigt OS-Benefit ohne Verbesserung von PFS und ORR
Die OAK-Studie bestätigt die Daten der POPLAR-Studie und zeigt, dass, trotz vergleichbarer ORR- und PFS-Daten der Therapien mit Docetaxel bzw. Atezolizumab (PFS-HR=0.95 und ORR 14% bzw. 13%), die Verlängerung der AtezolizumabTherapie über die Krankheitsprogression hinaus das Gesamtüberleben im Vergleich zu Docetaxel signifikant verlängert.
A
tezolizumab is a humanised antiprogrammed death-ligand 1 (PD-L1)
monoclonal antibody that inhibits
PD-L1 and programmed death-1 (PD-1)
and PD-L1 and B7-1 interactions.
Die POPLAR-Studie beobachtete längeres
Gesamtüberleben bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC, die nach Krankheitsprogression (PD) mit Atezolizumab
weitertherapiert wurden im Vergleich zu
Docetaxel. Die OAK-Studie untersuchte
das Nutzen/Risiko-Verhältnis einer Verlängerung der Therapie mit Atezolizumab
über die Krankheitsprogression hinaus.
850 Patienten mit metastasiertem oder lokal fortgeschrittenem NSCLC und Platinbasierter Vortherapie wurden 1:1 in einen
Atezolizumab- bzw. Docetaxel-Arm rando-
misiert und nach Krankheitsprogression
vom Protokoll abweichend weitertherapiert
und nachbeobachtet (Abb. 1).
piebeginn lebten noch 26% Patienten im
Atezolizumab-Arm und 18% im DocetaxelArm.
Im Atezolizumab-Arm befanden sich nach
PD gemäss RECIST v1.1-Kriterien noch
332 Patienten (78%) und im DocetaxelArm 290 Patienten (68%). Von den 332
Patienten im Atezolizumab-Arm setzten
168 (51%) die Therapie mit Atezolizumab
fort, 94 Patienten (28%) wurden mit einer
alternativen Krebstherapie behandelt und
70 Patienten (21%) entschieden sich gegen eine weitere Krebstherapie.
Primärer Endpunkt war das OS der ITTPopulation. Das mediane OS (95% CI) des
Atezolizumab-Arms betrug 8.6 Monate
(7.0-9.9) und das des Docetaxel-Arms 6.4
Monate (5.3-7.6). 18 Monate nach Thera-
Die Patienten, die die AtezolizumabTherapie nach PD fortsetzen wiesen eine
mediane OS von 12.7 Monaten (95% CI;
9.3-14.9) auf; diejenigen mit alternativer
Krebstherapie 8.8 Monate (95% CI; 6.012.1) und diejenigen ohne weitere Krebstherapie 2.2 Monaten (95% CI; 1.9-3.4).
Nach 18 Monaten lebten noch 37% der
Patienten unter Atezolizumab, 20% unter
alternativer Krebstherapie und 9% ohne
weitere Krebstherapie.
Abb. 1 : OAK-Studie: Übersicht der Patienten der beiden Studienarme
mit der jeweils angewandten Therapie nach Krankheitsprogression
info@onkologie ASCO Kongress 2017
Von den 290 Patienten im Docetaxel-Arm
setzten 167 Patienten (58%) die Behandlung mit einer alternativen Krebstherapie
(65 Patienten mit Immuntherapie und 102
Patienten mit Nicht-Immuntherapie) fort.
Gegen eine weitere Krebstherapie entschieden sich 123 Patienten (42%). Die
mediane OS unter Krebstherapie betrug im
Docetaxel-Arm 9.6 Monate (95% CI; 7.911.8) bzw. 3.7 Monate (95% CI; 2.7-4.0)
ohne Krebstherapie. Nach 18 Monaten
lebten noch 25% der mit KrebstherapieBehandelten und 8% derjenigen ohne
Krebstherapie. Die Immuntherapie der
Patienten im Docetaxel-Arm verlängerte
das mediane OS im Vergleich zur NichtImmuntherapie. So betrug das mediane
OS 17.3 Monate (95% CI; 13.9-19.6) bzw.
7.5 Monate (95% CI; 6.0-8.2) und nach
18 Monaten Therapie post-PD waren noch
42% der mit Immuntherapie behandelten
Patienten am Leben und 12% der Patienten ohne Immuntherapie.
Sekundärer Endpunkte waren Therapieantwort nach PD und Sicherheit der Therapie. Post-PD Therapieantwort zeigten
7% der mit Atezolizumab-therapierten
Patienten und eine Stabilisierung der Erkrankung erreichten 49% der Patienten
im Atezolizumab-Arm. Tumoransprechen
oder Stabilisierung der Erkrankung waren
unabhängig von der PD-L1-Expression.
Vor PD traten bei 58.9% der mit Atezolizumab-therapierten Patienten unerwünschte Ereignisse (UE) aller Schweregrade auf (Grad 1/2 bei 48.2% der Patienten und Grad 3/4 bei 10.7% der Patienten). Nach PD traten bei 36.3% der
mit Atezolizumab-therapierten Patienten
UE aller Schweregrade auf (Grad 1/2 bei
30.3% und Grad 3/4 bei 6.0% der Patienten).
Die Fortsetzung der Therapie mit Atezolizumab über die durch RECIST-definierte PD hinaus war mit klinischem Benefit
verbunden. Möglicherweise erfassen die
RECIST-Kriterien nicht den kompletten klinischen Benefit, der mit einer Immmuntherapie assoziiert ist. Die Fortsetzung der
Therapie mit Atezolizumab erhöhte das
Risiko für Therapie-assoziierte UE nicht.
wwHD
Quelle: OAK-Studie: Gandara DR. ASCO 2017;
abstract 9001
17
ASCO 2017
ZNS-Antwort auf Osimertinib bei fortgeschrittenem EGFR T790M-positivem NSCLC
Osimertinib zeigt längeres PFS auch für ZNS-Metastasen
In einer weiteren Analyse der AURA3Studie zeigte Osimertinib gegenüber
Chemotherapie einen signifikanten Therapiebenefit bezüglich Krankheitsprogression ohne ZNS-Metastasen als auch
bezüglich der Progression von ZNSMetastasen. Auch Patienten mit leptomeningealen Metastasen profitierten
von der Therapie mit Osimertinib.
Z
NS-Metastasen treten bei bis zu
40% der NSCLC-Patienten mit
EGFR-Mutation auf und haben eine
schlechte Prognose. Die optimale Radiotherapie ist in dieser Indikation noch nicht
definiert und vorangegangene Untersuchungen zeigten, dass EGFR-gerichtete TKIs das Progressionsrisiko von
ZNS-Metastasen stärker reduzierten als
Chemotherapie. Osimertinib, ein oraler
ZNS-aktiver EGFR-gerichteter TKI der dritten Generation zeigte Wirksamkeit in der
Zweitlinie bei Patienten mit EGFR T790M
Mutation.
Die Phase-III-AURA-Studie untersucht
Wirksamkeit und Sicherheit von Osimertinib in der Zweitlinie im Vergleich zu Platinum/Pemetrexed bei NSCLC-Patienten
mit EGFR T790M Mutation und ZNSMetastasen. Hierfür wurden Patienten mit
lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC und Krankheitsprogression,
EGFR T790M Mutation und EGFR-TKI
Vorbehandlung in einen Osimertinib- und
einen Chemotherapie(CT)-Arm randomisiert.
In der weiteren Analyse wurden die Endpunkte ZNS ORR, ZNS DoR und ZNS PFS
untersucht. Hierbei wurden zwei AnalyseSets verwendet: cFAS (CNS Full Analysis
Set) mit messbaren und nicht messbaren
ZNS Metastasen und cEFR (CNS evaluierbare Therapieantwort) mit ≥ 1 messbare
ZNS-Metastase.
Im cEFR-Set führte Osimertinib zu einer
signifikanten Verbesserung der ORR im
Vergleich zu CT (70% vs. 31%; p=0.015;
OR 5.13; 95%CI 1.44-20.65). Die mediane DoR betrug für Osimertinib 8.9 Monate
und für CT 5.7 Monate.
Im cFAS-Set zeigte der Osimertinib-Arm
bessere ORR, unabhängig davon, ob vorangegangen mit Radiotherapie (RT) behandelt wurde oder nicht. Die Anzahl der untersuchten Patienten war jedoch relativ
klein. Die ORR der Patienten im Osimertinib-Arm mit vorangegangener RT betrug
64% und 34% ohne RT, entsprechend für
die Patienten im CT-Arm mit RT 22% und
ohne RT 16%.
PFS und Progression von ZNS-Metastasen waren unter Osimertinib signifikant
verlängert. So betrug das mediane PFS
der Patienten mit ZNS-Metastasen unter
Osimertinib 8.5 Monate vs. 4.2 Monate
unter CT (p<0.001), für Patienten ohne
ZNS-Metastasen lag das mediane PFS
bei 10.8 Monaten unter Osimertinib und
bei 5.6 Monaten unter CT (p<0.001). Die
PFS von Patienten mit ≥ 1 messbarer oder
nicht messbarer ZNS-Metastase zu Therapiebeginn war unter Osimertinib signifikant doppelt so lang wie unter CT (11.7
Monate vs. 5.6 Monaten; HR 0.32; 95%
CI 0.15 – 0.69).
Die Studienteilnehmer im OsimertinibArm hatten ein niedrigeres Risiko für
Krankheitsprogression (25% vs. 37%)
und ZNS-Metastasen zu entwickeln (15%
vs. 24%) als diejenigen im CT-Arm. Auch
Patienten mit leptomeningealen Metastasen profitierten von Osimertinib. Vier
der 7 Patienten, die zu Studienbeginn leptomeningeale Metastasen aufwiesen, zeigten eine leptomenigeale Therapieantwort
auf Osimertinib.
wwHD
Quelle: AURA-3: Mok T. ASCO 2017; abstract 9005
18
info@onkologie ASCO Kongress 2017
Olaparib bei BRCA-Mutation
Überzeugende
Wirkung auch beim
Mammakarzinom
Nachdem der PARP-Inhibitor Olaparib bereits beim Ovarialkarzinom seine überzeugende Wirksamkeit unter Beweis stellen konnte, gelang dies
jetzt auch im Rahmen der OlympiAD Studie erstmals bei MammakarzinomPatientinnen mit BRCA-Mutation.
P
ARP ist ein Schlüsselenzym, welches in die Reparatur von DNAEinzelstrangbrüchen
involviert
ist. Wird PARP gehemmt, ist der Reparaturmechanismus gestört und bei der
nächsten Zellteilung entstehen Doppelstrangbrüche. Solche Doppelstrangbrüche in Tumorzellen können Patienten mit
einer BRCA-Mutation nicht mehr reparieren, es kommt zu einer genomischen
Unter Olaparib verkleinerte sich der Tumor bei über 60% der Patienten im Vergleich zu 29% unter der Chemotherapie.
Bei einem medianen Follow-up von 14
Monaten konnte durch Olaparib das Risiko für eine Progression um 42% gesenkt
werden im Vergleich zur Chemotherapie.
Die durchschnittliche Zeit bis zur Progression lag unter Olaparib bei 7 Monaten im
Vergleich zu 4,2 Monaten unter der Che-
CAR T-Zell-Therapie beim multiplen Myelom
Ein neuer vielversprechender
Therapieansatz
Eine erste Studie mit der CAR T-Zell-Therapie bei Patienten mit einem
rezidivierten bzw. refraktären multiplen Myelom ergab erstaunlich gute
Ergebnisse.
E
Instabilität und somit zur Apoptose der
Tumorzelle. Mit Olaparib (Lynparza®)
steht ein selektiver PARP-Inhibitor zur
Verfügung, dessen Wirksamkeit bei
Patienten mit einem Ovarialkarzinom
bei BRCA-Mutation in Studien bereits
belegt ist. Im Rahmen der OlympiADStudie wurde die Substanz jetzt auch
bei Patientinnen mit einem metastasierten Mammakarzinom bei einer
BRCA-Mutation untersucht. Eingeschlossen wurden 302 Patientinnen
mit einem Tumor, der entweder nur
Hormonrezeptor-positiv oder triplenegativ war, also HER2-negativ war. Patientinnen mit einem HER2-positiven
Karzinom waren ausgeschlossen, da
für solche Patienten mit Trastuzumab
eine effektive Therapieoption zur Verfügung steht. Randomisiert erhielten die
Patienten entweder den oralen PARPInhibitor Olaparib oder eine Chemotherapie (Capecitabine, Vinorelbin oder
Eribulin) und zwar bis zur Progression
oder einem Therapieabbruch wegen
Nebenwirkungen.
info@onkologie ASCO Kongress 2017
motherapie. Auch nach der erforderlichen
Therapieumstellung nach Versagen der
First line-Therapie war das PFS bei der
nachfolgenden Therapie bei den Patientinnen, die primär Olaparib erhalten hatten,
länger, was dafür spricht, dass der PARPInhibitor die Aggressivität des Tumors
günstig beeinflusst.
Schwere Nebenwirkungen traten unter
Olaparib bei 37% der Patienten, unter der
Chemotherapie bei 50% auf. Nur 5% der
Patienten in der Olaparib-Gruppe mussten
das Medikament wegen Nebenwirkungen
absetzen. Am häufigsten traten Nausea
und Anämie auf, bei der Chemotherapie
waren es Leukopenie, Anämie, Fatigue
und ein Exanthem an Händen und Füssen.
in neuer Ansatz bei der Immuntherapie ist die CAR T-Zell-Therapie.
Dabei werden dem Patienten T-Lympho-zyten entnommen und diese dann
ausserhalb des Körpers gentechnologisch
so präpariert, dass sie an Oberflächenproteine der Tumorzellen andocken und somit
die Tumorzelle zerstören können. Bisher
wurde dieses innovative Verfahren mit
Erfolg bei der akuten lymphoblastischen
Leukämie und bei bestimmten B-ZellLymphomen angewandt, wobei die gentechnisch veränderten T-Zellen gegen den
B-Zell-Biomarker CD 19 gerichtet sind.
Jetzt wurde das Verfahren auch erstmals
bei 35 Patienten mit einem rezidivierten
oder refraktären multiplen Myelom (MM)
eingesetzt vor dem Hintergrund, dass
das MM trotz grosser Fortschritte bei der
Therapie bisher nicht heilbar ist. Angriffspunkt der CAR T-Zellen beim MM ist das
B-cell maturation protein (BCMA), das
bei der Proliferation der MM-Zellen eine
wichtige Rolle spielt. Entsprechend wurden die CAR T-Zellen so programmiert,
dass sie gegen BCMA gerichtet sind. Die
ORR betrug 100% und bei 33 Patienten
(94%) fand sich eine deutliche Remission
(komplette Remission, sehr gute partielle
oder partielle Remission). 19 Patienten
konnten länger als 4 Monate nachverfolgt
werden. Davon zeigten 14 eine komplette
Remission, 4 eine sehr gute partielle und
1 eine partielle Remission. Nur bei einem
Patient des Gesamtkollektivs wurde eine
Progression beobachtet. Die 5 Patienten,
die über 1 Jahr nachverfolgt wurden, blieben alle in einer kompletten Remission
und waren auch frei von einer minimal residual disease.
Als Nebenwirkung der CAR T-Zell-Therapie trat bei 85% der Patienten ein Cytokin
release syndrom (CRS) auf, das jedoch in
der Regel transient und milde verlief und
auch gut mit Steroiden behandelbar war.
wwPS
Quelle: Zhao W. ASCO 2017, Oral Abstract Session,
LBA3001
wwPS
Quelle: Robson ME. ASCO 2017, Plenary Session,
LBA4
19
Diagnose «Krebs»
web.basierte Hilfe bewährt sich
Wenn ein Patient mit der Diagnose «Krebs»
konfrontiert wird, so bricht meist eine Welt zusammen. Trauer und Angst mischen sich mit
Verzweiflung und Hilflosigkeit. In solchen Situationen braucht der Patient psychologische
Unterstützung, die heute auch web.basiert erfolgen kann.
D
er psychologische Support von Patienten, die
erstmals mit der Diagnose Krebs konfrontiert
werden, ist unzureichend», so Prof. Dr. med.
Viviane Hess, Basel. Nicht immer sei eine direkte persönliche Betreuung möglich. Doch
im Zeitalter der Digitalisierung könne man auch die neuen Medien, genauer das web
dafür einsetzen. Ein solches web.basiertes Stress-Management-Programm für solche Patienten ist STREAM. Dieses online-Portal wurde von Onkologen und Psychologen entwi-
ckelt und basiert auf Erfahrungen der direkten face-to-face-Psychotherapie. Damit soll
der krankheitsbezogene Stress abgebaut werden, aber auch die Ängste bzw. Gefühle und
die sozialen Interaktionen werden günstig beeinflusst. Im Rahmen einer Studie konnte
die Wirksamkeit dieses Verfahrens dokumentiert werden. Eingeschlossen wurden 129 Patienten mit einem Lungen-, Ovarial-, gastrointestinalem Karzinom, malignen Melanom und
Morbus Hodgkin, die entweder web.basiert betreut wurden oder nur die Standardbehandlung erhielten. Die Intervention begann innerhalb von 12 Wochen nach Therapiebeginn
und der Kontakt erfolgte einmal wöchentlich. Schon nach 2 Monaten fand sich in der psychologisch betreuten Gruppe eine Verbesserung der Lebensqualität und ein niedrigerer
Angst- bzw. Depressionsscore. «Das online tool hat sich sehr bewährt und sollte deshalb
breiter eingesetzt werden», so Prof. Hess.
wwPS
Quelle: Hess V. ASCO 2017, Oral Session LBA10002
Die Angst vor einem Rezidiv ist gross
Krebspatienten profitieren von einer psychologischen Intervention
Auch wenn sich die Prognose quo ad vitam bei vielen Tumorerkrankungen
in den letzten Jahren dank innovativer Therapiestrategien deutlich verbessert hat, so bleibt bei vielen Betroffenen doch die Angst vor einem Rezidiv
und zwar ein Leben lang. Deshalb ist eine psychologische Betreuung sinnvoll und notwendig, wie eine Phase-II-Studie zeigen konnte.
M
ehr als jeder zweite Betroffene, bei dem eine maligne Erkrankung geheilt werden konnte, gibt an, mehr oder weniger starke Angst vor einem Rezidiv zu haben.
Bei jungen Patientinnen mit Brustkrebs sind es sogar 70%. Diese Furcht kann
so gross sein, dass daraus depressive Verstimmungen entstehen, und auch die sozialen
Bezüge, die Arbeitsfähigkeit und insgesamt die Lebensqualität sind oft stark beeinträchtigt.
Jetzt wurde im Rahmen einer randomisierten Phase-II-Studie der Effekt einer kurzen
psychologischen Intervention, genannt «Conquer Fear», bei 222 Patienten mit einem
Mammakarzinom Stadium I – II, einem kolorektalen Karzinom oder einem Melanom, die
von starken Angstgefühlen geplagt wurden, evaluiert «Der psychologische Support führte
zu einer deutlichen Verbesserung der psychologischen Situation, sowohl das psychische
als auch das emotionale Wohlbefinden wurden günstig beeinflusst», so der Studienleiter
Prof. Dr. med. Jane Beith, Sydney. Auch wenn vorwiegend junge Frauen mit einem Mammakarzinom in diese Studie eingeschlossen wurden, so dürften die positiven Ergebnisse
auch auf andere Krebspatienten mit Angst vor einem Rezidiv zu übertragen sein.
Die psychologische Intervention umfasste fünf Sitzungen über 60 bis 90 Minuten in Einzelgesprächen über insgesamt 10 Wochen, die von erfahrenen Psychologen durchgeführt
wurden. Di e Patienten der Kontrollgruppe erhielten nur eine Anleitung für Entspannungsübungen wie Muskelrelaxation und meditative Relaxation mit gleicher zeitlicher Intensität.
Der Behandlungserfolge wurde mittels eines Fragebogens mit 42 Items erfasst, wobei
die Befragungen zu Beginn der Studie und sofort nach der Intervention und auch 3 und
6 Monate später durchgeführt wurden. Der ermittelte Angst-Score sank direkt nach der
Intervention unter dem psychologischen Support um 18,1 Punkte, in der Kontroll-Gruppe
dagegen nur um durchschnittlich 7,6 Punkte. Die Vergleichswerte nach 6 Monaten betrugen 27,2 Punkte bei den psychologisch betreuten Patienten und nur 17,8 Punkte in der
Kontroll-Gruppe. «Bei allen gemessenen Parametern schnitten die psychologisch betreuten Patienten deutlich besser ab als diejenigen, bei denen nur Entspannungsübungen
durchgeführt wurden», so Prof. Beith. In weiteren Studien will man jetzt untersuchen, ob
eine psychologische Betreuung auch über Internet bzw. social media möglich und wirksam ist, da ein face-to-face-Format doch sehr aufwendig und kostenintensiv ist, so dass
ein direkter persönlicher Kontakt zu einem Therapeuten vielleicht nur Patienten mit sehr
starker Angst vorbehalten bleiben sollte.
wwPS
Quelle: Beith JMc et al. ASCO 2017, Oral Session, LBA10000
Fortgeschrittene Malignome
Auch Gesprächstherapie ist wichtig
Patienten mit einer fortgeschrittenen Krebserkrankung leiden nicht nur unter
den körperlichen Symptomen. Auch die psychische Belastung ist sehr stark.
Deshalb ist neben der somatischen Therapie auch ein psychologischer Support in Form einer Gesprächstherapie wünschenswert, ja sogar notwendig.
I
m Rahmen einer randomisierten klinischen Studie erhielten 305 Patienten
mit einer fortgeschrittenen Krebserkrankung zusätzlich eine kurze psychologische
Intervention in Form einer Gesprächstherapie (CALM: Managing Cancer And Living
Meaningfully), die 3 bis 6 Sitzungen über
45 bis 60 Minuten umfasste, wobei auch
die Angehörigen anwesend waren. Als
Gesprächstherapeuten fungierten Onkolo-
gen, Pflegekräfte, Psychologen und Sozialarbeiter. Eine strukturierte Psychotherapie
erhielten nur 10% der Studienpatienten.
Endpunkt der Studie waren die Intensität
der Depressions- Symptome. Diese nahmen unter der psychologischen Begleittherapie nach 6 Monaten um 52% ab im
Vergleich zu nur 33% unter der üblichen
Behandlung. Auch trat eine Depression
unter der Gesprächstherapie deutlich selte-
ner auf. Insgesamt war das psychologische
Befinden deutlich besser und die Patienten
konnten sich auch intensiver auf den Tod
vorbereiten. «Die Gesprächstherapie hilft
betroffenen Patienten, aber auch den
Angehörigen besser mit der sehr belastenden Situation umzugehen», so der Studienautor Prof. Dr. med. Gary Rodin, Toronto. Die
Gespräche bieten Raum und Zeit, auf die
Ängste und Erwartungen der Patienten ein-
zugehen und helfen, auch die Emotionen
zu steuern. Dabei wurden auch die spirituellen Bedürfnisse thematisiert. «Und dies
alles dürfte auch die Symptomkontrolle verbessern», so Rodin.
wwPS
Quelle: Rodin G. ASCO 2017, Oral Session LBA10001
Interview
Fragen zum ASCO 2017 an Prof. Dr. med. Dieter Köberle, Claraspital Basel
? Welches waren für Sie die Highlights am
diesjährigen ASCO?
Wie auch in den letzten Jahren erwarteten uns zahlreiche Highlights am ASCO Meeting, wobei neben
den «grossen Studien» zahlreiche weitere Perlen
präsentiert wurden. Dazu zähle ich innovative Konzepte anlaufender Studien, oder Detailstudien von
Spezialthemen, «Proof-of-Concept»-Studien und
vieles mehr. Wie jedes Jahr, beeindruckt durch die
Fülle und Qualität der angebotenen Themen, fällt
es schwer «die wichtigste Studie» herauszuheben,
insbesondere wenn man einen breiten Fokus als
Massstab nimmt. Aus dem Gebiet der gastrointestinalen Studien sind folgende Highlights zu nennen: an erster Stelle – aufgrund der
Häufigkeit von Darmkrebs - die kombinierte Analyse der adjuvanten Studien (IDEA
= International Duration Evaluation of Adjuvant Chemotherapy, Abstract LBA 1),
welche die optimierte Chemotherapiedauer bei Patienten nach Darmkrebsoperation untersucht hat. Weitere Highlights sind die deutsche FLOT-Studie (Abstract
4004), welche einen neuen Behandlungsstandard in der perioperativen Therapie
beim resektablen Magenkarzinom definiert, wie auch die englische BILCAP-Studie
zur adjuvanten Capecitabinetherapie nach Resektion eines Gallenwegskarzinoms
(Abstract 4006).
? Welche Studien haben Ihre Erwartungen erfüllt und
welche waren enttäuschend?
Die benannten «Highlight» Studien erfüllen insofern die Erwartung, als dass Sie einen neuen medizinischen Standard definieren. Am klarsten trifft dies für die FLOTStudie zu, deren Ergebnisse seit Jahren erwartet wurden. Bekannt war bislang,
dass Docetaxel ein hochwirksames Medikament beim Magenkarzinom ist. Da die
bisherigen Regime zu toxisch waren, kommt dieses Medikament erst mit grosser
Verspätung in den breiten Einsatz bei der kurativen Therapie. Den deutschen Kollegen ist zu verdanken, dass dieses Medikament in tolerabler Dosis in eine Polychemotherapie (mit dem bezeichnenden Namen «FLOT») mit Oxaliplatin und 5-FU
integriert wurde und welche sich nun als deutlich wirksamer herausstellte als die
bestehenden Standards ECF oder ECX. Damit etabliert sich Docetaxel als die effektivere Therapie gegenüber einem Anthrazyklin. Da beide «alte» Medikamente sind,
erhält diese wichtige Studie nicht die Aufmerksamkeit einer Innovation, wie dies
bei neuen Medikamenten geschieht. Nichtsdestotrotz markiert diese Studie einen
wichtigen Meilenstein in der kurativen Therapie des Magenkarzinoms.
Ein weiteres «altes» Medikament ist Capecitabin, eine orale 5-FU Prodrug, welches
in der kurativen Therapie vieler Magendarmtumoren seit langer Zeit etabliert ist.
Capecitabin zeichnet sich durch eine gute Verträglichkeit aus, sodass das Medikament auch über mehrere Monate eingenommen werden kann. Diese Eigenschaft
nutzen die Kollegen aus UK bei der adjuvanten Therapie bei Gallenwegstumoren.
Gegenüber einer alleinigen Operation führte der adjuvante Einsatz von Capecitabin
über 6 Monate zu einem verlängerten Überleben und zu weniger Rezidiven. Diese
Argumente verdienen es als neuer Behandlungsstandard verstanden zu werden.
Einen wichtigen Erkenntnisgewinn verdanken wir auch 6 randomisierten Studien
mit über 12‘000 Patienten, in denen eine auf 3 Monate verkürzte Therapiedauer
info@onkologie ASCO Kongress 2017
einer Kombinationschemotherapie mit FOLFOX oder CAPOX mit einer üblichen Therapiedauer von 6 Monaten verglichen wurde. Hintergrund dieser Studieninitiative
war es, die Oxaliplatin-induzierte distal-symmetrische Neurotoxizität zu vermindern,
da diese obligat nach 3 Monaten Therapiedauer auftritt und über Jahre persistiert.
Von Beginn an war geplant, diese Studien gemeinsam in Form einer Non-Inferioritätsanalyse betreffend der Tumorrückfallrate nach 3 Jahren auszuwerten. Drei der
6 Einzelstudien wurden auch am ASCO-Meeting vorgestellt. Eine zeigte eine Unterlegenheit der verkürzten Therapiedauer, ein Studienergebnis lag zwischen den
Aussagekategorien und eine Studie zeigte eine Nicht-Unterlegenheit auf. Erst in der
kombinierten Analyse aller 6 Studien wurde das Gesamtbild klarer, wenngleich auch
hier die statistische Hypothese einer Nichtunterlegenheit sehr knapp verpasst wurde. In der klinischen Interpretation aus den akkumulierten Daten wurde hingegen
weitestgehend ein Konsens gefunden: Patienten mit «low risk» Darmkrebs (T1-3,
N1, M0) darf nun eine auf 3 Monate verkürzte Therapie mit FOLFOX oder CAPOX
angeboten werden, da eine längere Therapie nicht zu besseren Ergebnissen führt.
Hingegen sollten bei der «high risk» Situation (T4 und/oder N2, M0) beide Varianten, einer 3-monatigen, gegenüber einer üblichen 6-monatigen Therapiedauer, mit
dem Patienten abgewogen werden. Die zugrunde liegende Analyse zeigte eine Wirksamkeitseinbusse unter der kürzeren Therapie (HR 1.12, bzw. DFS-Unterschied
nach 3 Jahren von -1.7%). Im Kontext einer deutlich erhöhten Neurotoxizität bei
6-monatiger Therapie, sowie einer Unterlegenheit in der Subgruppe von Patienten,
welche FOLFOX (nicht jedoch wenn sie CAPOX) erhielten, sollte diese Abwägung
zwischen Wirksamkeitseinbusse und Neurotoxizität im Arzt-Patientengespräch getroffen werden.
? Gibt es neue vielversprechende Daten aus dem Gebiet
der personalisierten Medizin?
Der Einsatz genomischer Analysen für die Therapieentscheidungen in der personalisierten Onkologie wurde in einem Wissenschaftssymposium, mit neuen Erkenntnissen bereichert, dargestellt und kritisch diskutiert. Abseits von einzelnen oder wenigen prädiktiven Biomarkern bei klar definierten klinischen Situationen wie z.B.
EGFR-Mutationen beim NSCLC, oder BRAF-oder (N)RAS-Analyse beim Melanom
oder Darmkrebs, werden vermehrt breite genomische Analysen zumeist in Form
von NGS-Untersuchungen bei Patienten mit refraktären Tumoren durchgeführt. Die
Evidenz für NGS-Analysen in dieser Situation ist noch schwach. Das allgemeine Bild
schärft sich aber zunehmend in Form der Erkenntnis, dass therapierbare Mutationen bei ca. 50% der Untersuchungen gefunden werden. Durch Limitierungen im
Zugang zu neuen Substanzen, oder im off-label Gebrauch erhalten durchschnittlich
lediglich 10% der Patienten eine entsprechende «personalisierte» Therapie. Leider
profitiert bislang nur ein kleiner Anteil dieser Patienten von den genomischen Analysen, zudem konnte in der einzigen randomisierten Studie (SHIVA-Studie) kein Vorteil
dieses Therapieansatzes gegenüber einer empirischen (zumeist Chemo-) Therapie
nachgewiesen werden. Dennoch wird dieser Weg als vielversprechend interpretiert,
vorausgesetzt, wenn er sich zukünftig auf einer breiten Datenbasis abstützt. «Data
sharing» und «Big data» sind die entsprechenden Schlüsselbegriffe, ebenso wie die
Notwendigkeit, diese «Datenwolken» mittels kognitiver Algorithmen in praxisverwertbare Entscheidungshilfen zu übersetzen. Entsprechende Ansätze werden auch in
der SAKK diskutiert. Sie zielen darauf ab, dass dem Grossteil der Krebspatienten ein
sinnvoller Zugang zur personalisierten Onkologie ermöglicht wird.
wwEleonore E. Droux
21
ASCO 2017
Schwangerschaft nach Mammakarzinom
Kein erhöhtes Rezidivrisiko
Werden Frauen nach der Behandlung eines Mammakarzinoms schwanger,
so wird dadurch auch bei ER-positiven Tumoren das PFS nicht ungünstig
beeinflusst, so das Ergebnis einer grossen Studie.
D
a die Familienplanung heute immer später abgeschlossen wird, nimmt die Zahl der
Frauen, die nach einem Mammakarzinom schwanger werden, zu. Doch bisher ist
die Angst weit verbreitet, dass die hormonelle Umstellung in der Schwangerschaft
das Rezidivrisiko erhöhen könnte. Dies gilt insbesondere für Frauen mit einem ER-positiven Tumor. Ein weiterer kritischer Gesichtspunkt ist die Empfehlung, die postoperative
adjuvante Hormontherapie bei ER-positiven Tumoren, die über 5 bis 10 Jahre durchgeführt werden sollte, vor der Planung einer Schwangerschaft zunächst zu beenden.
Diese Befürchtungen konnten jetzt durch eine Studie ausgeräumt werden. Ausgewertet
wurden die Daten von 1.207 Patientinnen mit einem nicht-metastasierten Mammakarzinom, von denen mehr als die Hälfte einen ER-positiven Tumor hatten. Bei 40% dieser
Patientinnen fanden sich Faktoren, die eine schlechte Prognose signalisieren. 333 dieser Frauen wurden schwanger, wobei im Durchschnitt 2,4 Jahre zwischen Diagnosestellung und Eintritt der Schwangerschaft lagen. Frauen mit einem ER-positiven Tumor
wurden in der Regel später schwanger, nämlich in 23% erst nach 5 Jahren, während nur
7% der Frauen mit einem ER-negativen Tumor so lange warteten.
Die Auswertung nach 10-jähriger Beobachtung ergab bzgl. des Rezidivrisikos keinerlei
Unterschied zwischen Schwangeren und Nicht-Schwangeren und auch nicht zwischen
ER-positiven und ER-negativen Tumoren. Das krankheitsfreie Überleben war nicht unterschiedlich. Somit kann man davon ausgehen, dass auch bei Frauen mit einem ERpositiven Tumor eine Schwangerschaft die Prognose nicht verschlechtert.
wwPS
Quelle: Lambertini M. ASCO 2017, Poster Session LBA10066
Therapiekontrolle beim Seminom
Die Spezifität des PET ist zu niedrig
F
ür die Therapiekontrolle nach einer Chemotherapie beim metastasierten Seminom
wird ein PET nach ca. 6 Wochen empfohlen. Ein Watchfull waiting ist angezeigt,
wenn sich dabei Residual-Läsionen <3 cm finden. Aber auch Läsionen >3 cm
sollten zunächst kontrolliert werden, wenn sie PET-negativ sind. Ansonsten wird bisher
eine Lymphknoten-Resektion empfohlen.
Doch wie zuverlässig ist ein positiver PET-Befund im Hinblick auf das Vorliegen einer Resterkrankung? Um diese Frage beantworten zu können, wurden die Daten von
91 Patienten retrospektiv analysiert. Nur in 17% der Fälle mit einem positiven PET kam
es zu einem Relaps und nur bei 7 von 32 Patienten, bei denen wegen eines positiven
PET eine Resektion durchgeführt wurde, fand sich dann auch histologisch SeminomGewebe. Der Relaps entwickelt sich schnell und konnte dann auch erfolgreich behandelt werden. Insgesamt hat nach diesen Daten das PET eine geringe prädiktive Aussagekraft im Hinblick auf den Nachweis von Resttumor, auch wenn es >6 Wochen nach
Abschluss der Chemotherapie durchgeführt wird.
Grundsätzlich sollte deshalb bei einem positiven PET-Befund zunächst, bevor reseziert
wird, eine PET-Kontrolle nach 8 is 12 Wochen durchgeführt werden. Erst wenn der Befund weiterhin positiv ist, ist eine Resektion sinnvoll. Ansonsten stellt eine Resektion für
70–80% der Patienten mi einem erstmals positiven PET eine Übertherapie dar.
wwPS
Quelle: Cathomas R. ASCO 2017, Poster Discussion Session, #4521
EGFR-Tyrosinkinase-Inhibitoren beim NSCLC
Substanz der zweiten Generation ist wirksamer aber schlechter verträglich
In einer klinischen Studie zeigte der TKI-Inhibitor der zweiten Generation
Dacomitinib im Vergleich zu Gefitinib zwar eine bessere Wirkung aber
auch mehr Nebenwirkungen.
D
ie Einführung der EGFR-targeted Therapie hat die Behandlungsmöglichkeiten bei
Patienten mit einem EGFR-positiven NSCLC wesentlich verbessert. Die Substanzen der ersten Generation, nämlich Gefitinib (Iressa®) und Erlotinib verlängern
das PFS und das OS und sind heute der Standard. Dacomitinib ist ein TKI-Inhibitor der
zweiten Generation. Angesichts der pharmakologischen Vorteile dieser Substanz verspricht man sich von dieser Substanz eine stärkere Wirksamkeit.
chen. Unter Dacomitinib war das Risiko für eine Progression oder Tod um 41% niedriger
als unter Gefitinib. Das PFS lag unter Dacomitinib bei 14,7 Monaten im Vergleich zu 9,2
Monaten unter Gefitinib. Das Follow-up erlaubt noch keine Aussage bzgl. OS.
Doch die Verträglichkeit von Dacomitinib war schlechter. In 60% der Fälle musste die
Dosis von Dacomitinib reduziert werden, wobei die häufigsten Nebenwirkungen Grad 3
Akne (14%) und Diarrhöen (8%) waren. Die häufigste Nebenwirkung bei Gefitinib war
eine Erhöhung der Leberenzyme (8%). Die Autoren der Studie empfehlen deshalb im
Einzelfall zwischen besserer Wirksamkeit und schlechterer Verträglichkeit abzuwägen.
wwPS
Quelle: Mok T. ASCO 2017, Oral Session LBA9007
Im Rahmen einer klinischen Studie bei 452 Patienten mit einem neu diagnostizierten
EGFR-positiven NSCLC im Stadium IIIB oder IV wurde Gefitinib mit Dacomitinib vergli-
Interview
Fragen zum ASCO 2017 an PD Dr. med. Dr. rer. nat. Markus Jörger, Kantonsspital St. Gallen
? Welches waren für Sie die Highlights am
diesjährigen ASCO?
Dies waren klar die ALEX-Studie (Alectinib in der Erstlinie bei ALK+ NSCLC) und die LATITUDE resp. STAMPEDE- Studien (Abirateron bei Hormon-sensitivem,
metastasiertem Prostatakarzinom)
? Welche Studien haben Ihre Erwartungen
erfüllt und welche waren enttäuschend?
Die Studien STAMPEDE und LATTUDE haben ausserordentliche Resultate erbracht (i.e. OS-Verbesserung), dagegen hat Pembrolizumab beim triple-negativen Mammarkarzinom leider enttäuscht
mit nur 5% Response-Rate.
? Gibt es neue vielversprechende Daten aus dem Gebiet
auftritt, handelt es sich dennoch um ein neues und wichtiges genetisches Merkmal in
verschiedenen Tumorentitäten.
? Welches sind die Bereiche mit dem noch
grössten Forschungsbedarf?
Bei den Sarkomen gibt es weiterhin keine relevanten Fortschritte, obwohl eine kleinere Subgruppe der Sarkompatienten auf anti-PD-1 monoklonale Antikörper respondieren kann.
? Welche Erkenntnisse werden Sie in Ihrer täglichen
Praxis unmittelbar umsetzen?
Patienten mit ALK+ NSCLC sollten in erster Linie mit Alectinib behandelt werden;
Patienten mit hormonsensiblem metastasiertem Prostatakarzinom sollten initial mit
ADT(Androgen deprivation therapy) und Abirateron behandelt werden.
der personalisierten Medizin?
wwEleonore E. Droux
Larotrectinib – ein neuer NTRK-Inhibitor – erreicht eine 100%-ige Response-Rate
bei Patienten mit NTRK-Fusionen. Obwohl diese genetische Aberration eher selten
Interview
Fragen zum ASCO 2017 an Prof. Dr. med. Reinhard Dummer, UniversitätsSpital Zürich
? Welches waren für Sie die Highlights am
diesjährigen ASCO?
Im Bereich Hautkrebs gab es einige spannende Beiträge. Wichtig für die Praxis ist die Studie zur adjuvanten Therapie des Melanoms mit zwei verschiedenen Dosen von Ipilimumab. Hier zeigt sich, dass
Ipilimumab in einer Dosierung von 3 Milligramm pro
Kilogramm Körpergewicht wesentlich besser verträglich und sehr ähnlich wirksam ist.
Sehr wichtig sind auch die Studien zur Wirksamkeit
moderner Therapieverfahren bei Patienten mit Hirnmetastasen. Hier zeigen sowohl zielgerichtete Medikamente wie Dabrafenib und Trametinib sowie die Kombination Ipilimumab und Nivolumab eine vernünftige Wirksamkeit.
Besonders spannend waren die Beiträge zu Phase-I-Studien in der Vortragsreihe zur
frühen Entwicklungsphase von Medikamenten. Es gibt eine ganze Reihe von neuen
interessanten Molekülen, die möglicherweise bald ihren Weg in die Behandlung des
fortgeschrittenen Hautkrebses finden werden. Nicht nur das Melanom wird durch
die Immuntherapie erfolgreich behandelt, eine am Sonntag vorgestellte Studie zeigt
eine beachtliche Wirksamkeit eines Anti-PD1 Antikörpers auch beim fortgeschrittenen Plattenepithelkarzinom der Haut.
? Welche Studien haben Ihre Erwartungen erfüllt und welche waren
enttäuschend?
Die Wirksamkeit bei Hirnmetastasen entspricht unseren Erfahrungen in Zürich
ausserhalb von klinischen Studien. Es zeigt sich jedoch, dass die Ansprechdauer
unter Therapie mit zielgerichteten Medikamenten im ZNS Bereich kurz ist. Hier
kann evtl. doch eine stereotaktische Bestrahlung helfen. Enttäuschend sind die
info@onkologie ASCO Kongress 2017
Behandlungsergebnisse beim Aderhautmelanom. Deshalb werden wir an der dermatologischen Klinik des Universitätsspitals Zürich dieses Jahr zwei prospektiv randomisierte Studien für diese Behandlungsindikation starten.
? G ibt es neue vielversprechende Daten aus dem Gebiet der
personalisierten Medizin?
In einer grossen englischen Studie zu begleitender translationalen Forschung wurde gezeigt, dass zirkulierende Tumor DNA nach operativer Entfernung von Metastasen eine sehr hohe prognostische Relevanz hat. Diese Beobachtung könnte evtl.
bald in der Klinik eingesetzt werden.
? Welches sind die Bereiche mit dem noch grössten Forschungsbedarf?
Bei der Behandlung mit zielgerichteten Medikament deutet sich an, dass Dreierkombinationen in der Klinik bald eingesetzt werden können. Hier ist es wesentlich,
die Kombinationspartner auf das molekularbiologische Profil des Primärtumors
auszurichten. Interessant sind die Wirkungen von viralen Vektoren in der Frühphase der Immune Response.
? Welche Erkenntnisse werden Sie in Ihrer täglichen Praxis
unmittelbar umsetzen?
Glücklicherweise haben viele Ergebnisse unsere tägliche Praxis bestätigt: Wir haben bis jetzt in der adjuvanten Therapie Ipilimumab immer in einer Dosierung von
3 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht eingesetzt, was jetzt im Hinblick auf
die amerikanische Studie gerechtfertigt erscheint. Patienten mit Hirnmetastasen
wurden auch primär mit systemischer Therapie behandelt. In Zukunft werden wir
wahrscheinlich in diesem Zusammenhang eher auf die Kombinationsbehandlung
Ipilimumab und Nivolumab setzen.
wwEleonore E. Droux
23
ASCO 2017
Tropomyosin Rezeptor-Kinase (TRK)
Ein neues vielversprechendes target
D
ie Fusion des Gens für die Tropomyosin Rezeptor-Kinase (TRK)
ist eine wichtige Treibermutation.
Diese Mutation findet sich nur bei 0,5% bis
1,0% der häufigen Tumore, aber bei mehr
als 90% der seltenen Tumore wie Speicheldrüsenkarzinom, infantiles Fibrosarkom und der juvenile Brustkrebs und zwar
sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen. Mit Larotrectinib steht ein selektiver Inhibitor des veränderten Tropomyosin
Rezeptor-Kinase-Proteins zur Verfügung.
Es ist die erste targeted therapy mit einem
so breiten Wirkspektrum, die unabhängig
vom Alter des Patienten, also bei Kindern
und Erwachsenen gleichermassen einge-
setzt werden kann. Im Rahmen einer Studie wurden 12 Kinder und 43 Erwachsene
mit 17 verschiedenen lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Tumoren (Kolon-,
Lungen-, Pankreas-, Speicheldrüsenkarzinom, Sarkom und Melanom), bei denen
die TRK-Fusion nachgewiesen werden
konnte, mit Larotrectinib behandelt. Bei
76% der Patienten zeigte sich eine Wirkung. Drei Kinder mit einem zunächst
nicht resezierbaren Sarkom konnten nach
der Therapie mit Larotrectinib operiert
werden. Nach 12 Monaten waren 79%
der Patienten, die auf die Therapie angesprochen hatten, noch progressionsfrei.
Die längste bisher dokumentierte Wirkdauer liegt bei 25 Monaten. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Fatigue und
Schwindel.
ww PS
Quelle: Hyman D. ASCO 2017, Oral Session,
LBA2501
ASCO 2017
Tumortherapie in der Kindheit
Spätkomplikationen
immer seltener
Bei Kindern mit einer kurativen Tumortherapie können im späteren Leben
ernsthafte Gesundheitsprobleme auftreten, wobei der Zweittumor am gefürchtetsten ist. Doch die Inzidenz solcher Spätkomplikationen hat in den
letzten Jahren deutlich abgenommen, wie eine aktuelle Erhebung zeigt.
D
ie Therapie von kindlichen malignen Erkrankungen hat in den
letzten Jahrzehnten grosse Fortschritte gemacht. So stieg die 5-Jahresüberlebensrate von 58% in den 70iger
Jahren auf heute 84%. Gleichzeitig haben
die Spätkomplikationen der Behandlung
deutlich abgenommen, nämlich von
12,7% in den 70iger Jahren auf 8,8% in
den 90iger Jahren. Dieser günstige Verlauf zeigte sich vor allem bei Kindern mit
einem Wilms-Tumor und mit einem Morbus Hodgkin. Das Risiko an den Spätfolgen der Tumortherapie in der Kindheit
zu versterben liegt heute bei nur 6,4%.
Kein Rückgang der Therapie-assoziierten Morbidität fand sich beim Neuroblastom, der akuten myeloischen Leukämie,
beim Weichteilsarkom und beim Osteosarkom. Was die Art der Komplikationen betrifft, so traten vor allem seltener
endokrine Störungen (Abnahme von 4%
auf 1,6%) und Zweittumoren (Abnahme
von 2,4% auf 1,6%) auf. Das Risiko für
kardiovaskuläre Erkrankungen war aber
nicht rückläufig. Diese Daten wurden
bei 23.600 Kindern mit einem Malignom im Rahmen einer Studie (Childhood
Cancer Survivor Study: CCSS) erhoben.
Die Tumorerkrankung musste 5 Jahre
zurückliegen.
wwPS
Quelle: Gibson TM et al. ASCO 2017, Oral Session,
LBA10500
Induktionstherapie beim multiplen Myelom
Lenalidomid bewährt sich als
Kombinationspartner
F
ür jüngere Patienten mit einem neudiagnostizierten multiplen Myelom
(MM) ist heute die autologe Stammzelltransplantation (SCT) der Standard,
soweit der Allgemeinzustand dies zulässt.
Vorher sollte eine Induktionstherapie mit
einer Dreier-Kombination eingeleitet werden, wobei die Kombination aus Bortezomib, Lenalidomid (Revlimid®) und
Dexamethason zu den effektivsten Strategien gehört.
Im Rahmen einer randomisierten Studie
wurden zwei Lenalidomid-basierte TripleTherapien als Induktionstherapie vor der
SCT miteinander verglichen, nämlich Lenalidomid + Adriamycin + Dexamethason
(RAD) und Bortezomib + Lenalidomid
+ Dexamethason (VRD). Eingeschlossen in diese Studie wurden 476 Patienten. 89,7% der RAD-Gruppe und 93,2%
der VRD-Gruppe konnten die komplette Induktionstherapie erhalten. Die Vergleichszahlen bzgl. kompletter Remission
nach der Induktionstherapie sind 11.8%
bei RAD und 13,0% bei VRD. Bei 20,3%
unter RAD und bei 14,8% unter VRD traten schwere Therapie-induzierte Neben-
info@onkologie ASCO Kongress 2017
wirkungen auf. Die Therapie-assoziierte
Mortalität betrug allerdings 0%. Somit
erwiesen sich die beiden Strategien als
durchaus gleichwertig.
In einer anderen open label Phase 2a-Studie wurde bei 41 Patienten mit einem neudiagnostizierten MM vor der geplanten
SCT die Kombination aus Bortezomib, Lenalidomid, Dexamethason + Elotuzumab
(Empliciti®) eingesetzt, nachdem für die
zusätzliche Gabe des Antikörpers Elotuzumab bei Patienten mit einem rezidivierten bzw. refraktären MM eine überzeugende Wirkung dokumentiert werden konnte.
Die ORR betrug 100%. Eine komplette
Remission erreichten 24%, eine sehr gute
partielle Remission 47% und eine partielle Remission 29%. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen waren Thrombozytopenie (15%), Hypophosphatämie
(12%) und Neuropathie (2%). Ein Patient
verstarb im Rahmen einer Sepsis, ein weiterer an einem Lungenversagen.
wwPS
Quelle: Knop S. ASCO 2017, Oral Abstract Session,
#8001 und Laubach J. ASCO 2017, Oral Abstract
Session, #8002
25
Kleinzelliges Lungenkarzinom
Kombination der CheckpointInhibitoren ist effektiver
Die Behandlungsmöglichkeiten bei Patienten mit einem fortgeschrittenen
kleinzelligen Lungenkarzinom nach einer first-line platinbasierten Chemotherapie sind sehr begrenzt. Ein neues vielversprechendes Therapiekonzept sind auch hier die Checkpoint-Inhibitoren.
I
m Rahmen der CheckMate 032-Studie
wird die Wirksamkeit und Verträglichkeit
dieses Therapieprinzips bei Patienten
mit einem fortgeschrittenen kleinzelligen
Lungenkarzinom untersucht und zwar
sowohl in einem randomisierten als auch
nicht-randomisierten Design. Die Patienten
erhalten entweder eine Monotherapie mit
3 mg/kg Nivolumab alle 2 Wochen oder
die Kombination Nivolumab in einer Dosierung von 1 mg/kg alle 3 Wochen viermal,
anschliessend 3 mg/kg alle 2 Wochen plus
3 mg/kg Ipilimumab alle 3 Wochen viermal.
In der nicht randomisierten Gruppe lag das
OS nach einem Jahr unter der Kombination bei 40% unter der Monotherapie dagegen nur bei 27%. Nach 2 Jahren waren
es 26% vs. 14%. Die Vergleichswerte bei
Refraktäre bzw. metastasierte Kopf-Hals-Tumore
I
Erste positive Erfahrungen mit
doppelter Checkpoint-Inhibition
ten bei der Chemotherapie. Auch wurde
Nivolumab deutlich besser vertragen als
die Chemotherapie. Unerwünschte Wirkungen traten unter Nivolumab bei 15,3%
und unter der Chemotherapie bei 36,0%
der Patienten auf. In einer Subgruppenanalyse zeigte sich, dass auch bei Patienten, die mit Cetuximab (Erbitux®)
vorbehandelt waren, Nivolumab der Chemotherapie überlegen war, wobei aber
ohne eine solche Vorbehandlung der Benefit des Checkpoint-Inhibitors stärker war.
I
n der CheckMate 012-Studie, einer Phase 1-Studie, wird die Kombination der
beiden Checkpoint-Inhibitoren Nivolumab (Opdivo®) und Ipilimumab (Yervoy®)
als Firstline-Therapie bei 77 Patienten mit einem fortgeschrittenen NSCLC untersucht, wobei Ipilimumab entweder alle 6 Wochen oder alle 12 Wochen gegeben
wird. Endpunkte der Studie sind Wirksamkeit und Sicherheit dieser Kombination.
Die ORR betrug 38% bzw. 47%, das PFS 3,9 bzw. 8,1 Monate. Die OS lag nach
einem Jahr bei 69% vs. 83%. Unerwünschte Wirkungen Grade 3/4 traten bei 31%
bzw. 42% auf. Die Wirksamkeit korrelierte mit dem Ausmass der PD-L1-Expression,
wobei eine Wirkung bei ≥1% PD-L1 zu erwarten ist.
Die Auswertung der Daten nach 2 Jahren bestätigt das Wirksamkeits- und Sicherheitsprofil der Kombination. Die OS betrug für alle therapierten Patienten 49% und
für Patienten mit einer ≥1% PD-L1-Expression 58%. Ein Teil der Patienten, die die
Therapie abgebrochen hatten, zeigten dennoch anhaltende Therapieantwort.
Opdivo® wurde in der Indikation «head
and neck» in der Schweiz gerade zugelassen.
wwPS
wwPS
Quelle: Goldmann JW. ASCO 2017, Poster Session, #9093
Quelle: SCCHN; CheckMate 141: Gillison ML. ASCO
2017, Poster Discussion Session, #6019 und Ferris
RL. ASCO 2017, Poster Discussion Session, #6020
Lokal fortgeschrittenes Ösophaguskarzinom
Weniger Lokalrezidive mit Cetuximab
B
ei Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen ­Ösophaguskarzinom
(T2 N1 – T4) ist heute die neoadjuvante Chemo-Radiotherapie mit
Docetaxel und Cisplatin der Standard,
bevor die Patienten dann operiert werden. Postoperativ wird dann die Chemotherapie adjuvant fortgeführt. Im Rah-
26
wwPS
Quelle: Hellmann MD. ASCO 2017, Oral Abstract
Session, # 8503
NSCLC
Nivolumab ist der Chemotherapie
überlegen
m Rahmen der CheckMate 141-Phase-3Studie wird der PD-1-Inhibitor Nivolumab
(Opdivo®) bei 361 Patienten mit einem
Platin-refraktären bzw. rezidivierenden
metastasierten Kopf-Hals-Tumor (SCCHN)
mit einer Chemotherapie verglichen. Die
Auswertung zeigte eine eindeutige Überlegenheit für Nivolumab. Unter Nivolumab
lag das OS bei 7,7 Monaten im Vergleich zu
5,1 Monaten unter der Chemotherapie. Die
OS-Rate nach einem Jahr betrug bei Nivolumab 39,2% vs. 15,4% bei der Chemotherapie, nach 18 Monaten waren es
21.5% vs. 8,3%. Beim ORR waren die
Vergleichsdaten 19,2% vs. 11,5% nach
einem Jahr und 13,3% vs. 5,8% nach
18 Monaten. Die Dauer der Behandlung
war bei Nivolumab doppelt so lange nämlich 9,7 Monate im Vergleich zu 4,0 Mona-
der ORR waren 23% vs. 11%. Ähnliche
Ergebnisse fanden sich in der randomisierten Gruppe mit 242 Patienten: ORR 21%
vs. 12% und PFS 30% vs. 18%. Bei der
gepoolten Auswertung beider Gruppen lag
die ORR unter der Kombination bei 25%
vs. 11% unter der Monotherapie. Die Vergleichswerte beim 1-Jahres-OS waren 42%
vs. 30%, beim 2-Jahres-OS 30% vs. 17%.
Der Vorteil der Kombination war unabhängig von der PD-L1-Expression, der Zahl der
Vortherapien und der Platin-Sensitivität.
Unter der Kombination traten unerwünschte Wirkungen häufiger auf (Grad 3/4: 78%
vs. 45).
men einer Studie wurde der Frage nachgegangen, ob die zusätzliche Gabe von
Cetuximab neoadjuvant und adjuvant das
Outcome verbessern kann.
Eingeschlossen in die Studie wurden 300
Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen Plattenepithel- oder Adenokarzinom
der Speiseröhre, die randomisiert zusätz-
lich mit Cetuximab behandelt wurden.
Von ihnen erhielten 84% die komplette
neoadjuvante Therapie und 87% wurden
operiert (mit Cetuximab 89%, ohne Cetuximab 86%). Eine R0-Resektion gelang
im Cetuximab-Arm bei 85% und bei 87%
im Kontroll-Arm. Mit Cetuximab konnte
die lokale Rezidivrate signifikant gesenkt
werden, wobei nach 4 Jahren 79% in der
Cetuximab-Gruppe ohne Rezidiv waren,
in der Kontroll-Gruppe waren es nur 61%.
Bzgl. Fernmetastasierung ergab sich kein
Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Doch das OS und PFS wurden durch
Cetuximab zwar statistisch nicht signifikant aber klinisch relevant verbessert (medianes PFS nach 4 Jahren: 48% vs. 37%;
OS nach 4 Jahren: 56% vs. 43%).
wwPS
Quelle: Ruhstaller T. ASCO 2017, Poster Discussion
Session, # 4019
info@onkologie ASCO Kongress 2017
ASCO 2017
ALK-positives NSCLC
Alectinib (Alecensa®) verhindert Hirnmetastasen effektiver
Bei ALK-positivem NSCLC ist nach den Ergebnissen einer direkten Vergleichsstudie Alectinib dem bisherigen Standard Crizotinib überlegen,
insbesondere das Auftreten von Hirnmetastasen wird effektiver verhindert.
E
ine der entscheidenden Treibermutationen beim NSCLC ist eine Mutation
der anaplastischen Lymphomkinase (ALK). Dieser Genmarker kann bei
5% aller NSCLC nachgewiesen werden.
Dabei findet sich ein Rearrangement, d.h.
das ALK-Gen ist mit einem anderen Gen
fusioniert. Der bisherige Therapiestandard bei diesen ALK-positiven Tumoren
ist der ALK-Inhibitor Crizotinib (Xalkori®).
Bei gutem initialen Ansprechen auf diese
Substanz kommt es aber in der Regel im
weiteren Verlauf zu einer Progression. Mit
Alectinib (Alecensa®) steht ein ALK-Inhibitor der zweiten Generation zur Verfügung.
Im Rahmen einer klinischen Studie bei
303 ALK-positiven NSCLC-Patienten in
einem Stadium IIIB oder IV wurde Alecti-
nib direkt mit Crizotinib verglichen. Durch
Alectinib wurde das Risiko für Progression
oder Tod um 53% reduziert. Das PFS wurde um 15 Monate nämlich von 10,4 Monaten unter Crizotinib auf 25,7 Monate unter
Alectinib verlängert. Besonders überlegen
erwies sich Alectinib im Hinblick auf die
Entstehung von Hirnmetastasen, da die
Substanz im Vergleich zu Crizotinib besser die Blut-Hirn-Schranke überwinden
kann. Nach 12 monatiger Therapie betrug
die Inzidenz unter Crizotinib 41% im Vergleich zu nur 9% bei Alectinib.
Pleuramesotheliom
Immuntherapie weckt neue Hoffnungen
Beim Pleuramesotheliom zeigt die Chemotherapie nur eine sehr begrenzte
Wirkung. Nach den Ergebnissen der MAPS-2-Studie kann durch eine Therapie
mit Checkpoint-Inhibitoren häufiger eine Tumorkontrolle erreicht werden.
D
wwPS
Quelle: Shaw T. ASCO 2017; Oral Session LBA9008
Mit der Nivolumab-Monotherapie konnte bei 44% eine Tumorkontrolle (Stabilisierung oder Verkleinerung des Tumors)
erreicht werden, unter der Kombination
war dies bei 50% der Fall. Bei den früheren Therapien gelang dies nur bei 30%.
Eine Verkleinerung des Tumors konnte mit
Nivolumab bei 17% und mit der Kombination bei 26% erzielt werden. Das PFS
betrug bei Nivolumab 4 Monate, bei der
Kombination 5,6 Monate. Das mediane
OS lag unter der Monotherapie bei 10,4
Monaten und war in der kombiniert behandelten Gruppe noch nicht erreicht.
Die Therapie wurde gut vertragen. Die
häufigsten Komplikationen waren Schilddrüsenfunktionsstörungen, Kolitis und
Exantheme. Solche Nebenwirkungen
traten unter der Monotherapie bei 10%,
unter der Kombination bei 18% der Patienten auf.
wwPS
rausgegangenen Behandlungen untersucht. Sie erhielten entweder eine Monotherapie mit Nivolumab (Opdivo®) oder
die Kombination Nivolumab plus Ipili-
impressum
as maligne Pleuramesotheliom ist
ein seltener Tumor, aber mit steigender Inzidenz. In der Regel
wird es durch eine Asbestexposition verursacht. Die durchschnittliche Überlebenszeit beträgt 13 bis 15 Monate. Die
initiale Chemotherapie führt meist nur zu
einer kurzzeitigen Remission, d.h. mehr
als jeder Zweite zeigt innerhalb von sechs
Monaten eine Progression. Bisher steht
dann keine gesicherte weitere Therapieoption zur Verfügung.
Im Rahmen einer randomisierten Phase 2Studie (MAPS-2) wurde die Wirksamkeit
und Verträglichkeit der Immuntherapie
bei 125 Patienten mit einer oder zwei vo-
Im Hinblick auf die Verträglichkeit gab es
keine relevanten Unterschiede zwischen
den beiden Substanzen. Schwere Komplikationen fanden sich bei 41% unter
Alectinib und bei 50% unter Crizotinib.
Bei Alectinib standen Fatigue, Obstipation und Muskelschmerzen, bei Crizotinib
Magen-Darm-Probleme und Leberwerterhöhungen im Vordergrund.
mumab (Yervoy®). Die Therapie wurde
bis zu einer Progression fortgeführt. Insgesamt konnten 70% der Patienten über
drei Zyklen behandelt werden.
Quelle: Scherpereel A. ASCO 2017, Oral Session,
LBA8507
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Dr. Peter Stiefelhagen (PS)
Dr. Heidrun Ding (HD)
Eleonore E. Droux (ED)
ISSN: 1664–8390
Beilage zu «info@onkologie»
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