Russische Seele - Bezirk Oberfranken

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Foto: Elena Petrova - Fotolia
JUGEND
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SYMPHONIE
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ORCHESTER
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Dirigent: Till Fabian Weser
Programmheft
Projektträger
www.jso-oberfranken.de
STIMMEN ZUM
JUGENDSYMPHONIEORCHESTER OBERFRANKEN
»
Wenn ich an meine Zeit im JSO zurückdenke,
so spüre ich wieder die Begeisterung, mit
Gleichgesinnten auf einem anspruchsvollen
Niveau zu musizieren. Die Freude an der
Musik, die Ernsthaftigkeit der Arbeit und
das Bewusstsein, dass gute Musik nicht von
einzelnen Stars, sondern von der Mitwirkung
aller abhängt, haben mich geprägt. Diese
Erfahrung gibt mir bis heute immer wieder
wertvolle Impulse für meine Arbeit.
«
Axel Kober (GMD Deutsche Oper am Rhein)
war von 1984 bis 1987 Mitglied des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken.
»
Ich kann den jungen Musikern und Musikerinnen in Oberfranken das JSO wärmstens
empfehlen, weil es eine tolle Woche mit
wunderbarer Musik, Freunden und Party
werden wird. Man kann sich auch über
das musikalische Leben in der Region
austauschen und bekommt viel Input über
Möglichkeiten und Wege sich musikalisch
weiterzubilden. Eine sehr lehrreiche Woche,
die sehr viel Spaß machen wird!
«
Sornitza Baharova (Staatsphilharmonie
Nürnberg) war von 1997 bis 2004 Mitglied des
Jugendsymphonieorchesters Oberfranken.
2
»
Das JSO war für mich ein ganz gewichtiger
Aspekt in meiner musikalischen Arbeit.
Sensibilisiert durch die Erfahrung mit dem
venezolanischen „el sistema“ wurde mir die
Bedeutung von musikalischer Ensemble-Arbeit für alle musikbegeisterten Jugendlichen
erst in der Zeit voll bewusst. Freundschaften
mit ehemaligen und noch aktiven Musikern
des Orchesters bestehen fort. Daneben
wurde meine musikalische Welt durch die
Begegnung mit dem Komponisten Henri
Marteau sehr bereichert!
«
Raoul Grüneis (GMD Mittelsächsisches Theater
Freiberg / Döbeln), Dirigent des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken von 2005 bis 2012.
»
Der Bezirk Oberfranken beeinflusst durch
dieses Projekt in positivster Weise das
Leben aller Teilnehmer. Wir alle profitieren
davon. In solchen Projekten wird durch die
Mischung von Arbeit, Freundschaft, Disziplin
und Spaß der Charakter geformt. Was mich
in den 10 Jahren am meisten geprägt hat,
war der persönliche Kontakt mit den jungen
Leuten. Viele ehemalige Mitglieder sind heute persönliche Freunde, manche sind sogar
Orchesterkollegen geworden.
«
Howard Golden (Assistent-Dirigent Hofer
Symphoniker), Dirigent des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken von 1995 bis 2004.
LIEBE MUSIKFREUNDE,
Mit den Worten, „Ohne Musik wäre das Leben
ein Irrtum“, hat der Philosoph Friedrich Nietzsche einst beschrieben, wie Musik unseren Alltag bereichert. Hier in Oberfranken können wir
stolz sein auf eine reichhaltige Musiklandschaft,
deren Unterstützung sich der Bezirk Oberfranken
zum Ziel gesetzt hat.
rund 60 Nachwuchstalenten gemeinsam mit
dem Dirigenten Till Fabian Weser erarbeitet und
anschließend bei einer kleinen Ostertournee
auf die Bühne gebracht. Die musikalische Reise
startet am Karsamstag in Naila und führt über
Bad Rodach (Ostersonntag) bis nach Stegaurach
(Ostermontag).
In der musikalischen Nachwuchsförderung ist
das Jugendsymphonieorchester Oberfranken
hierbei ein bedeutendes Aushängeschild. Auch im
31. Jahr seines Bestehens erfreut es sich großer
Beliebtheit und war bereits Ausgangspunkt vieler
musikalischer Erfolgskarrieren. Junge Talente
haben hier die Chance ihr Können vor einem großen Publikum zu präsentieren. So begeistert das
Orchester jedes Jahr aufs Neue Konzertbesucher
in Oberfranken und setzt einen ganz besonderen
Akzent in unserer Kulturlandschaft.
Den Verantwortlichen in den Veranstaltungsorten sowie dem Schullandheim und Kurzentrum
Weißenstadt möchte ich für die großzügige
Unterstützung danken. Mein besonderer Dank
gilt dem Dirigenten Till Fabian Weser, allen
weiteren Dozentinnen und Dozenten sowie
den jungen Musikerinnen und Musikern für ihr
großes Engagement.
Das diesjährige Programm „Russische Seele“
besticht mit Werken der Komponisten Dimitri
Schostakowitsch, Sergej Prokofieff und Nicolai
Rimsky-Korsakoff. Es wird in der Karwoche von
www.jso-oberfranken.de
Ich freue mich auf eine gelungene Tournee 2015
und wünsche Ihnen allen viel Freude bei den
Konzerten.
Dr. Günther Denzler
Bezirkstagspräsident
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PROF. DR. DR. H.C.
PETER SADLO
In frühen, jungen Jahren zu erleben, Rücksicht
zu nehmen, aufeinander zu hören, miteinander
in Harmonie und Rhythmus dasselbe Ziel zu
erreichen und sich doch der eigenen gerade aufblühenden Persönlichkeit bewusst zu sein, das
sind nicht nur Grundlagen für ein gemeinsames
Musizieren in einem Jugendsymphonieorchester,
sondern auch Erlebnisse, die einem Halt und
Sicherheit im Leben geben. Dem Jugendsymphonieorchester Oberfranken wünsche ich von
ganzem Herzen, dass allen Beteiligten weiterhin
viele musische Freuden und positive Erlebnisse
widerfahren!
Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Sadlo,
Künstlerischer Berater der
Internationalen Musikbegegnungsstätte
Haus Marteau
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HAUS MARTEAU
Henri Marteau (1874 – 1934), ein zu seiner
Zeit weltberühmter Geigenvirtuose, baute
1912/13 am Ortsrand des Städtchens Lichtenberg eine stattliche Villa mit parkähnlichem
Garten, eingebettet in eine abwechslungsreiche
Mittelgebirgslandschaft. Mit der Einrichtung der
Internationalen Musikbegegnungsstätte hat der
Bezirk Oberfranken weitergeführt, was Marteau
in seinen Lichtenberger Jahren in seinem Haus
tat: Musikstudenten von überall her individuell
im kleinen Kreis zu fördern. Der Bezirk erweiterte das Angebot durch eine Vielfalt von Fortbildungskursen für Profis und Laienmusiker.
Informationen über Leben und Wirken Henri
Marteaus und die Arbeit der Internationalen
Musikbegegnungsstätte Haus Marteau erhalten
Sie beim Bezirk Oberfranken, Kultur- und
Heimatpflege, Ludwigstr. 20, 95444 Bayreuth
(Tel.: 0921 604 1608). Oder informieren Sie sich
auf unserer Homepage: www.haus-marteau.de
TILL FABIAN WESER
DIRIGENT
Till Fabian Weser wurde 1965 in Bloomington,
Indiana, USA geboren. Studien und Dirigierkurse absolvierte er u. a. bei Carl St. Clair, Sir
Roger Norrington sowie beim Donald Thulean
Conducting Workshop in San Francisco. Zudem
wirkte als Assistent von Zoltán Peskó und Ingo
Metzmacher. Als Operndirigent setzt sich Till
Fabian Weser besonders für die Förderung
junger Sänger ein. Till Fabian Weser kann als
Dirigent auf viele erfolgreiche Konzerte im nationalen und internationalen Rahmen, wie z. B. bei
den Internationalen Musikfestwochen Luzern,
beim Rheingau Musik Festival oder Beethovenfest Bonn zurückblicken und dirigierte bereits
Orchester wie die Düsseldorfer Symphoniker,
Nürnberger Symphoniker, Hofer Symphoniker,
Jenaer Philharmonie oder die Deutsche Kammerakademie. Im Februar 2013 fand unter seiner
Leitung die deutsche Erstaufführung von Peter
Pan von Leonard Bernstein gemeinsam mit den
Bamberger Symphonikern statt.
Die Leitung von Spezialensembles wie die Big
Band der Bamberger Symphoniker oder das
www.jso-oberfranken.de
Bamberger Barockorchester mit Mitgliedern der
Bamberger Symphoniker einerseits, wie auch die
Zusammenarbeit mit Spitzeninterpreten verschiedenster Stilrichtungen wie Sabine Meyer,
Albrecht Mayer, Dejan Lazic, Wayne Marshall,
Kenny Wheeler oder Markus Stockhausen andererseits, belegen seine Vielseitigkeit.
Die künstlerische Leitung der Sommer Oper
Bamberg übernahm er 2005. Von 2008 bis 2011
war er künstlerischer Leiter des Festivals „Klassik am See“. Hier debütierte er im Jahre 2009
erfolgreich mit der 9. Sinfonie von Beethoven.
Seit 2012 setzt sich Till Fabian Weser als Dirigent
des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken
zudem für den musikalische Nachwuchs in der
Region ein.
Till Fabian Weser ist Mitglied der Bamberger
Symphoniker seit 1994. Die Verbindung von aktiver Praxis in diesem Spitzenorchester einerseits
und den musikalischen Führungsqualitäten als
Dirigent andererseits, prägen seine Arbeit.
www.till-fabian-weser.com
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KONZERTMEISTERIN
SORNITZA BAHAROVA
Schon frühzeitig konnte Sornitza Baharova
wichtige Wettbewerbserfolge nachweisen, u. a.
erste Preise beim Bundeswettbewerb “Jugend
musiziert”, und einen 1. Preis beim internationalen Wettbewerb “Citta di Padova“. Außerdem
erhielt sie einige Stipendien z. B. ein Graduiertenstipendium des DAAD, Stipendien der Juilliard
School, Stipendien der “Carl Flesch Akademie”
und viele Sonderpreise u.a., der Deutschen
Stiftung Musikleben im Rahmen von “Jugend
musiziert”. Von 2000 bis 2004 war sie Stipendiatin der Stiftung “Live Music Now”. Ihr Debüt als
Solistin gab Sornitza Baharova als Neunjährige
mit den Hofer Symphonikern. Seitdem ist sie mit
der Philharmonie Baden-Baden, dem Kurpfälzischen Kammerorchester, dem Art Symphony
Orchestra und vielen anderen als Solistin in
Europa und den USA aufgetreten. Als begeisterte
Kammermusikerin und im Rezital konzertierte
sie zudem auf vielen internationalen Festivals
wie dem Chamber Fest NY. Sornitza Baharova
erhielt ihren ersten Violinunterricht im Alter von
fünf Jahren. Von 1998 – 2003 war sie Jungstudentin an der HfM Nürnberg- Augsburg bei Prof.
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Ulf Klausenitzer. Nach dem Abitur setzte sie ihr
Studium an der HfM “Franz Liszt” in Weimar bei
Prof. Dr. Friedemann Eichhorn fort und absolvierte anschließend ihren Master of Music an der
renommierten “Juilliard School” bei Prof. Joel
Smirnoff. 2011 schloß sie ihre Ausbildung an der
HMT München bei Prof. Ingolf Turban mit einem
Konzertexamen ab. Ihre musikalische Ausbildung
vertiefte sie durch Meisterkurse bei Igor Ozim, Zachar Bron, Rainer Kussmaul, Gerhard Schulz u. a.
Orchestererfahrung sammelte die junge Geigerin
schon früh u. a. beim Gustav Mahler Jugendorchester unter der Leitung von Claudio Abbado
und dem Bundesjugendorchester. 2009 – 2013
war Sornitza Baharova als 1. Konzertmeisterin
am Philharmonischen Staatsorchesters Mainz
engagiert. Darüber hinaus ist sie gern gesehene
Gastkonzertmeisterin in Deutschland und Europa,
u. a. beim Frankfurter Museumsorchester. Im April
2013 wechselte sie als 2. Konzertmeisterin zur
Staatsphilharmonie Nürnberg.
Foto: Elena Petrova - Fotolia
PROGRAMM
Dmitri Schostakowitsch:
›Festliche Ouvertüre‹
Sergej Prokofieff:
›1. Violinkonzert‹
Solistin: Sornitza Baharova
Nikolay Rimsky-Korsakoff:
›Scheherazade‹
Konzertmeisterin: Sornitza Baharova
MITWIRKENDE:
Till Fabian Weser Dirigent
Jugendsymphonieorchester Oberfranken
KONZERTE:
4. April 2015, 18.00 Uhr,
Frankenhalle Naila
5. April 2015, 17.30 Uhr
Bayernhalle Bad Rodach
6. April 2015, 17.30 Uhr
Aurachtalhalle Stegaurach
www.jso-oberfranken.de
JUGENDSYMPHONIEORCHESTER
OBERFRANKEN
Dem Bezirk Oberfranken ist die Förderung
junger Menschen ein besonderes Anliegen. So gründete Prof. Dr. Günther Weiß,
langjähriger künstlerischer Leiter des
Hauses Marteau, 1984 das Jugendsymphonieorchester Oberfranken. 2014 konnte
das Orchester sein 30jähriges Bestehen
feiern. In der Woche vor Ostern kommen
junge Musikerinnen und Musiker aus ganz
Oberfranken zu einer Probenwoche in
Weißenstadt zusammen und erarbeiten
unter professionellen Bedingungen ein
anspruchsvolles Konzertprogramm. Der
Schwierigkeitsgrad der Werke wird nach
Möglichkeit auf das Können der Teilnehmerinnen und Teilnehmer abgestimmt,
sodass sie zwar gefordert, aber nicht
überfordert werden. Drei Abschlusskonzerte
nach dieser Probenwoche geben den Musikern ein angemessenes Podium, um ihren
Leistungsstand vor größerem Publikum zu
präsentieren.
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RUSSISCHE SEELE –
RUSSISCHE MUSIK
Gibt es ‚typisch russische‘ Musik? Diese Frage,
die heute viele bejahen würden, steht im Mittelpunkt der Entwicklung der Tonkunst in Russland.
Gerade im 20. Jahrhundert hing sie stark von
politischen Gegebenheiten ab. Nachdem mit
Michail Glinka in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bereits ein Komponist in Erscheinung
getreten war, der Opern in russischer Sprache
und mit russischen Sujets komponierte, formierte sich ab 1856 eine Gruppe von fünf Komponisten – Balakirew, Borodin, Cui, Mussorgski und
Rimsky-Korsakoff –, die sich bald als ‚Mächtiges
Häuflein‘ einen Namen machte. Die Mitglieder der Gruppe, die allesamt kompositorische
Autodidakten waren, bemühten sich um eine
authentische nationale Tonsprache. Der neue
Nationalstil sollte sich unter anderem durch die
Orientierung an programmatischen Vorlagen
und die Einbettung volksliedhafter russischer
Melodien auszeichnen. Darüber hinaus entwickelten die Mitglieder des ‚Mächtigen Häufleins‘
aber auch stilistische Eigenheiten, die sich
nirgends in der russischen Volks- oder Kirchenmusik wiederfinden; die ‚Authentizität‘, die der
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Komponistengruppe als politische Agenda und
Legitimation diente, kann also zumindest teilweise als konstruiert wahrgenommen werden.
Auch in der Sowjetunion gab es ein Leitbild nationaler Musik, das freilich durch die sowjetischen
Kulturautoritäten diktiert wurde. Im Jahr 1932
strukturierte die sowjetische Führungselite das
kulturelle Leben in Russland durch die Einrichtung einheitlicher Kulturverbände. Ziel war
es, die künstlerische Tätigkeit ihrer Mitglieder
gleichzuschalten und die erzieherische Funktion
der Kunst im Dienst des sozialistischen Realismus in den Mittelpunkt zu stellen. So entwarf
auch der Komponistenverband – im Einklang mit
der staatlich oktroyierten sozialistischen Linie –
ideologisch konforme, aber hinsichtlich des
ästhetischen sozialistischen Ideals äußerst vage
Richtlinien für seine Mitglieder. „Der sowjetische
Komponist muss seine Hauptaufmerksamkeit
auf die sieghaften, fortschrittlichen Urquellen der Wirklichkeit lenken, auf die heroische
Klarheit und Schönheit, die die Seelenwelt des
sowjetischen Menschen auszeichnet. Das alles
muss mit musikalischer Bildhaftigkeit erfasst
werden, die voller Schönheit und lebensbejahender Kraft ist.“ Der Mangel an handfesten
musikalisch-ästhetischen Kriterien gab Raum für
willkürliche Ausgrenzung und Repression durch
die sozialistische Führungselite. Avantgardistische und modernistische Tendenzen wurden
unter dem Etikett des ‚Formalismus‘ stark
verurteilt. Somit standen vernichtende Kritiken
zu avantgardistischen Kompositionen häufig
auf der Tagesordnung. Unter dem Titel „Chaos
statt Musik“ erschien beispielsweise 1936 in der
parteiamtlichen Zeitschrift ‚Prawda‘ ein redaktioneller Verriss zu Schostakowitschs Oper ‚Lady
Macbeth von Mzensk‘. Die Kritik, die allerdings
vielmehr einem allgemeinen Pamphlet gegen
avantgardistische Musik glich, wurde vom Zentralkomitee initiiert, dem höchsten politischen
Entscheidungsgremium der Kommunistischen
Partei in der Sowjetunion – sicherlich auch als
allgemeine Warnung an Komponisten, die weder
massentaugliche, sozialistische Musik komponierten noch um eine verständliche Musiksprache bemüht waren.
www.jso-oberfranken.de
DMITRI SCHOSTAKOWITSCH
(1906–1975):
›FESTLICHE OUVERTÜRE‹
Ein Jahr nach dem Tod Stalins, 1954, fand die
Uraufführung der ‚Festlichen Ouvertüre‘ von
Schostakowitsch zum Anlass des 37. Jahrestages
der Oktoberrevolution im Bolschoi-Theater in
Moskau statt. Über den Entstehungszeitraum
herrscht keine Einigkeit: Anhand einiger Quellen
soll Schostakowitsch die Ouvertüre bereits 1947
komponiert haben. Lew Lebedinski, parteikonformer Musikkritiker und Freund Schostakowitschs, erinnert sich jedoch an die kurzfristige
Entstehung der Ouvertüre nur wenige Tage vor
den anberaumten Feierlichkeiten: „Schostakowitsch komponierte die Festliche Ouvertüre vor
meinen Augen. Sie wurde in Auftrag gegeben
von Wassily Nebolsin, einem Dirigenten am Bolschoi-Theater, der ein Meister darin war, Kompositionen für jeden denkbaren Staatsfeiertag
oder feierlichen Anlass zu schreiben. Diesmal
war aus irgendeinem Grund nichts Geeignetes
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parat für die Feierlichkeiten der Oktoberrevolution. Nebolsin steckte in der Klemme. Sehr wenig
Zeit verblieb, Proben waren bereits einberufen,
es waren noch keine Stimmen fertig und was
noch viel schlimmer war, es gab noch nicht
einmal das Stück. In Verzweiflung besuchte
Nebolsin Schostakowitsch in dessen Wohnung.
Zufällig war ich auch anwesend.“ Sofort begann
Schostakowitsch im Beisein von Lew Lebedinski
zu komponieren und nach nur einer Stunde
konnten die Manuskripte vom Kopisten abgeholt
werden. Bereits zwei Tage später fand die
Hauptprobe statt.
Schostakowitschs Schaffen ist von den politischen Bedingungen seiner Zeit nur schwierig
zu trennen. Sowohl als Künstler als auch als
Mensch musste er sich den Mechanismen des
totalitären Systems stellen. Seine Kompositionen
spiegeln in gewisser Weise die Gratwanderung
zwischen staatlichen Zwängen, Verordnungen
und persönlichen Krisen wider.
Die Festliche Ouvertüre kam zu einem Staatsakt
zur Aufführung – schon die ersten Takte des
glänzenden Eröffnungsthemas in den Blechbläsern vermitteln einen festlich-pompösen
Eindruck. Auf die fanfarenhaften Signale der
ersten Takte der Ouvertüre folgt eine schnelle,
tänzerische Melodie in den Holzbläsern, welche
sodann von den Streichern übernommen wird
und sich bald in einem wirbelnden Galopp
auflöst. Recht abrupt erklingt das zweite – wenn
auch im Tempo gleichbleibend schnelle – ly-
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rische Thema in den Hörnern und Violoncelli.
Schostakowitsch entwickelt das musikalische
Material in kontrapunktischer Verwendung
beider Themen weiter und es ertönt, nach einem
imposanten Sturm aus romantischer Harmonie
und lyrischer Melodie, zum Ende der Ouvertüre
die eingangs erklungene Fanfare. Dieses „brillante, vor Temperament nur so sprudelnde Stück,
mit seiner lebhaften Energie, überschäumend
wie eine soeben geöffnete Champagnerflasche“
(Lew Lebedinski) ist ein Fest für die Ohren!
SERGEJ PROKOFIEFF
(1891–1953):
›1. VIOLINKONZERT‹
„Sie sind revolutionär in der Musik, und wir sind
es im Leben – wir müssen zusammenarbeiten.
Aber wenn Sie nach Amerika wollen, werde ich
Ihnen nichts in den Weg legen.“ Dieses legendäre Zitat stammt von Anatoli Wassiljewitsch
Lunatscharski, der von Lenin 1917 in das Amt
des Volkskommissars für das Bildungswesen berufen wurde und als einer der einflussreichsten
marxistischen Kulturpolitiker gilt. Mit Billigung
der Sowjetregierung reiste Prokofieff also als sowjetischer Bürger mit einem sowjetischen Pass
über Japan nach New York; selbstverständlich
mit der festen Absicht, in einigen Monaten nach
Russland zurückzukehren. Im Gepäck hatte er
unter anderem ein Manuskript seines 1. Violinkonzerts, das er im Sommer 1917, wenige Mo-
nate nach der Februarrevolution, fertiggestellt
hatte. Die Uraufführung des 1. Violinkonzerts
ließ jedoch auf sich warten. Erst sechs Jahre
später, am 18. Oktober 1923, wurde das Werk
unter der Leitung von Sergej Kussewitzki in Paris
erstmals aufgeführt. Im Publikum saßen illustre
Persönlichkeiten: Komponist Karol Szymanowski,
Pianist Artur Rubinstein, der bildende Künstler
Pablo Picasso, Primaballerina Anna Pawlowa
und der ungarische Geiger Joseph Szigeti. Das
Werk wurde insgesamt sehr zurückhaltend
aufgenommen und die Kritik konstatierte: „zu
altmodisch, gekünstelt, mendelssohnisch.“
Erst weitere Aufführungen durch Joseph Szigeti
brachten dem Werk den bis heute andauernden
Erfolg ein.
Nach einer kurzen Solokadenz kehrt das lyrische
Thema schließlich in der Flöte zurück, die Violine
fügt sich expressiv in den Orchesterklang ein.
Auf einem Klangteppich aus gedämpften Geigen
und Harfe gleitet die Solovioline zum Ende des
Satzes in ätherische Höhen.
Das Violinkonzert zeichnet sich sowohl durch
formale als auch durch klangliche Experimente
aus: Auffällig sind beispielsweise die eigenwillige Satzfolge mit einem schnellen Mittelsatz und
zwei ruhigeren Ecksätzen sowie die Verwendung
überraschender Klangeffekte in der Solostimme,
etwa des rauen sul ponticello (Bogenstrich nahe
am Steg).
Ein kurzes Fagottsolo leitet den Finalsatz
(Moderato) ein. Das Violinsolo führt wieder zur
lyrischen Grundstimmung des ersten Satzes
zurück. Nachdem die Tuba zum Aufbruch zu
blasen scheint, möchte man ein furioses Finale
erwarten; stattdessen erklingt unvermittelt und
mit Trillern verziert das Hauptthema des ersten
Satzes in der Solovioline, kombiniert mit thematischem Material des Finalsatzes. Das Konzert
klingt fast identisch mit dem Schluss des ersten
Satzes in sphärischen Höhen aus.
Prokofieff selbst bezeichnete sein erstes Violinkonzert in seiner Autobiographie als ‚lyrisch‘.
Dies erschließt sich der Hörerin unmittelbar in
den ersten Takten des Konzerts, wenn die Solovioline das Hauptthema des ersten Satzes (Andantino) mit schlichter Kantabilität einführt. Bald
allerdings intensiviert sich das Geschehen, die
Rhythmik wird markanter, der Solopart virtuoser.
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Der kurze zweite Satz (Scherzo vivacissimo)
rauscht geisterhaft vorüber. Der Solistin wird
atemberaubende Virtuosität abverlangt, um
diesem Satz mit einer Fülle spezieller Spieltechniken (sul ponticello, pizzicato, Flageolett)
seinen bizarr-grotesken Charakter zu verleihen.
Bei alledem bleibt der Solopart, wie im gesamten Konzert, organisch in den Orchesterklang
eingebettet.
Erst 1933 kehrte Prokofieff in seine Heimat
zurück und lebte noch fast zwanzig Jahre in
Russland. Neben seinen im gängigen Konzertrepertoire vertretenen Werken komponierte er
auch Lieder für die Soldaten der Roten Armee,
11
Hymnen und Kantaten zu Jahrestagen der Oktoberrevolution und stand deswegen zunächst –
ganz im Gegensatz zu Schostakowitsch – nicht
unter sowjetischer Kritik. Doch auch Prokofieff konnte dem immer größeren Druck der
sowjetischen Führungselite nicht standhalten.
1948 wurden viele seiner Werke durch einen
Beschluss des Zentralkomitees unter dem
Formalismus-Vorwurf der Volksfremdheit und
der westlichen Dekadenz verboten. Überspitzt
kommentierte Prokofieff: „Formalismus nennt
man bei uns manchmal das […], was man nicht
gleich versteht.“ Nach langer Krankheit verstarb
Prokofieff am 5. März 1953 – ironischerweise
am selben Tag wie Josef Stalin.
NIKOLAY RIMSKY-KORSAKOFF
(1844–1908):
›SCHEHERAZADE‹
„Dass ich damals die Musik liebte, kann ich
nicht sagen; ich ließ sie über mich ergehen und
lernte und übte regelmäßig“ schreibt Rimsky-Korsakoff in seiner Autobiographie über seine
eigene Jugend. Denkt man in diesem Zusammenhang an das von ihm 1888 komponierte
Orchesterwerk Scheherazade, so erstaunt das
Zitat des Komponisten. Schließlich bleibt bei
diesem Werk gerade die bezaubernde Leidenschaft und expressive Bildhaftigkeit der Musik
Rimsky-Korsakoffs im Gedächtnis.
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Das ‚Mächtige Häuflein‘ orientierte sich in der
kompositorischen Praxis häufig an volksliedhaften russischen Melodien. Allerdings stellte auch
der Orient, mit seinen geheimnisvollen Klängen,
ein reizvolles Sujet für Komponisten dar: Balakirew schrieb beispielsweise eine ‚Islamey‘-Ouvertüre und Borodin die ‚Steppenskizze aus
Mittelasien‘. In die Reihe dieser Werke, die sich
in der Gestaltung des kompositorischen Materials durch sogenannte Petersburger Orientalismen (Komposition von Skalen mit übermäßigen
Sekunden als Chiffre für den Orient, opulente
Ornamentik, farbenprächtige Instrumentation,
exotisches Schlagwerk) auszeichnen, gesellt sich
auch Rimsky-Korsakoffs symphonische Suite
‚Scheherazade‘ für Orchester, die programmatisch auf der Erzählung von Tausendundeiner
Nacht beruht. Zum Inhalt heißt es im Vorwort
der Partitur:
„Der Sultan Schachriar, überzeugt von der
Falschheit und Untreue der Frauen, hatte
geschworen, jede seiner Frauen nach der
ersten Nacht töten zu lassen; aber die Sultanin
Scheherazade rettete ihr Leben damit, dass sie
verstand, ihn mit Geschichten zu fesseln, die sie
ihm im Verlauf von 1001 Nächten erzählte, so,
dass, indem sie seine Neugier weckte, Schachriar ständig ihre Ermordung aufschob und seine
Absicht schließlich ganz aufgab. Viele Wunder
erzählte ihm Scheherazade, indem sie Verse der
Dichter heranzog und Texte von Liedern, Märchen an Märchen und Erzählung an Erzählung
flechtend.“
Ursprünglich trugen die einzelnen Sätze der
viersätzigen Suite jeweils programmatische Titel.
Um „zu vermeiden, dass die Hörer nach einem
allzu konkreten Programm suchten“, wurden die
Titel jedoch später vom Komponisten entfernt.
Rimsky-Korsakoff greift sich einige Geschichten
aus dem Märchenzyklus heraus. So kann man
sich mit etwas Phantasie beispielsweise im
ersten Satz „Das Meer und Sindbads Schiff“
Meereswogen vorstellen, die musikalisch durch
gebrochene Dreiklänge umgesetzt und hörbar
werden. Im zweiten Satz „Die Geschichte vom
Prinzen Kalender“ sowie im dritten Satz „Vom
jungen Prinzen und der jungen Prinzessin“
erklingen romantische Hauptthemen. Der vierte
Satz, „Fest in Bagdad – Das Meer – Das Schiff
treibt gegen den Magnetberg und zerschellt“,
klingt aufbrausend. Die tosende See wird hier
durch wilde chromatische Skalen überzeugend
präsentiert. Rimsky-Korsakoff verknüpft die
Episoden geschickt durch das musikalisch
abgebildete Narrativ des ‚Geschichten Erzählens‘: „Als verbindender Faden dienten mir die
kurzen Einleitungen zum ersten, zweiten und
vierten Satz und das Intermezzo im dritten, die
für Violine Solo geschrieben sind und gewissermaßen die Scheherazade selbst darstellen, wie
sie dem grausamen Sultan ihre wundervollen
Märchen erzählt.“ Das charakteristische Thema
des Sultans, deutlich zu hören zu Beginn der
Tondichtung im satten Tuttiklang, wirkt recht bedrohlich. Erst am Ende der Suite, wo die beiden
musikalischen Themen von Scheherazade und
Sultan nochmals deutlich hervortreten, ist das
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Thema des Sultans mit der Vortragsbezeichung
‚dolce‘ versehen. Es wird bis ins Pianissimo
abgedämpft und erklingt ganz sanft. Über dem
Thema des Sultans schwebt – deutlich und
klar – das Thema der Scheherazade. Sie hat den
Sultan durch Ihre Erzählkunst besänftigt.
Dem Komponisten gelingt es, durch eine
virtuose Beherrschung der Instrumentation und
schier überquellende Kreativität das inhaltliche
Geschehen stets anschaulich in Musik umzusetzen: die Anmut und Schönheit Scheherazades
durch das grazile Violinsolo, das eines der
umfangreichsten und virtuosesten Konzertmeistersoli der Literatur darstellt; das Fest in Bagdad
durch aufbrausende, rasende Orchestertutti; das
tobende Meer durch die erwähnte Chromatik.
Diesem ungeheuren Reichtum an musikalischen
Ideen, bezaubernden Klangfarben, Motiven
und Harmonien verdankt dieses musikalische
Märchen auch seinen Status als populärstes und
meistgespieltes Orchesterwerk Rimsky-Korsakoffs. Für ihn, der zu den wichtigsten Vertretern
der russischen Musik gehört, ist gerade die Orchestrierung, das Spiel mit der „Farbenpracht“
des Klangs, ein Teil der „eigentlichen Seele“ der
Musik.
Text: Caroline Wiese
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ORCHESTER-BESETZUNG
FLÖTE
Margarethe Geigerhilk
Saskia Kunath
OBOE
Martin Hörlbacher
Pia Gramalla
KLARINETTE
Anna Heuschmann
Julia Leuschner
Jonathan Weimer
FAGOTT
David Gahlau
Nora Hartmann
Magdalena Struntz
Lea Vogel
HORN
David Hamann
Tobias Heidmann
Sophia Reuter
Patrik Seuling
Anna Werner
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TROMPETE
Sascha Etezazi
Sebastian Hensiek
Sophia Kälber
Christopher Seggelke
POSAUNE
Benjamin Bertram
Jakob Gradl
Paul Henzler
Josephin Turek
TUBA
Yannick Zwosta
SCHLAGZEUG
Jonas Lerche
Konstantin Mann
Antonio Rivero
Moritz Ruhnke
HARFE
Veronika Eder
Carina Hausladen
VIOLINE 1
Sornitza Baharova
Thao-Mi Duong
Clara-Sophie Freitag
Brändlein Helena
Naomi Honda
Maximilian Konrad
Fischerauer Sophie
Anton Tkacz
Verena Trottmann
VIOLINE 2
Sophie Dejosez
Anastasia Dering
Mirjam Englich
Franziska Gruber
Erik Konietzko
Theresa Mader
Annabel Nolte
Annegret Rieß
Kathrin Schwarz
Johanna Wander
Antonia Weser
ORCHESTERDOZENTEN
VIOLA
Aileen Hartmann
Julian Hoff
Annika Landgraf
Rebekka Vetter
HOLZBLÄSER
Ivan Podyomov (Bamberger Symphoniker)
VIOLONCELLO
Milena Böhm
Muriel Gleisner
Ulrike-Marie Gossel
Marleen Kotschenreuther
Franziska Rees
Minja Spasic
TROMPETEN, POSAUNEN, TUBA
Benjamin Sebald (Hofer Symphoniker)
KONTRABASS
Danis Castillo
Lina Hartmann
Lucie Meißner
HÖRNER
Alan Korck (Hofer Symphoniker)
SCHLAGZEUG
Willi Melzer (Hofer Symphoniker)
HARFE
Ruth Leitz (Hofer Symphoniker)
VIOLINEN
Sornitza Baharova (Staatsphilharmonie Nürnberg)
Barbara Wittenberg (Bamberger Symphoniker)
BRATSCHEN
Zazie Lewandowski (Bamberger Symphoniker)
VIOLONCELLI
Verena Obermayer (Bamberger Symphoniker)
KONTRABÄSSE
Christian Hellwich (Bamberger Symphoniker)
www.jso-oberfranken.de
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Jugendsymphonieorchester
Oberfranken
Kulmbacher Straße 44
D-96317 Kronach
[email protected]
www.jugendsymphonieorchester.de
Frau Hella Klumpp:
+49-(0)9264-7220
+49-(0)171-5277750
Anmeldung & Projektorganisation:
Sing- und Musikschulwerk Oberfranken
Kulmbacher Straße 44
D-96317 Kronach
Projektträger & -organisation:
Bezirk Oberfranken
Ludwigstraße 20
D-95444 Bayreuth
Ein Projekt von Haus Marteau,
der Internationalen Musikbegegnungsstätte
des Bezirks Oberfranken
Projektträger
www.jso-oberfranken.de
DANKE
Mit freundlicher Unterstützung der
Stadt Bad Rodach, dem Landkreis Coburg, der
Gemeinde Stegaurach, der Stadt Naila und dem
Kurzentrum Weißenstadt.
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