Einführung in das Werk Thomas Manns

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3. Exil in der Schweiz und den USA
gration etwa die Hlfte seines Vermgens ein, darunter auch die Hlfte des
Nobelpreisgeldes; ein Teil war bereits zuvor in der Schweiz deponiert worden (Kurzke 1999, 400f.). Dennoch werden Thomas Mann und seine Familie niemals ernsthafte finanzielle Probleme im Exil haben – ganz anders als
der Großteil der europischen Emigranten.
Obwohl Thomas Mann nicht zurckkehrt, bleibt sein Verhltnis zu
Deutschland zunchst in einer Art Schwebezustand. Die ersten beiden Bnde der Romantetralogie Joseph und seine Brder knnen noch in Berlin erscheinen (Die Geschichten Jaakobs 1933, Der junge Joseph 1934). Und lange hofft Thomas Mann auch noch auf die Rckgabe seines Hab und Gut.
Die ersten drei Jahre des Exils sind von Depressionen, Zgern und Zweifeln
geprgt, wie an den Tagebchern und Briefen deutlich wird – und vom politischen Schweigen Thomas Manns. Der Autor, der sich in der Weimarer Republik bereits frh und explizit gegen den Nationalsozialismus positioniert
hatte und der sich nun im Tagebuch und in privaten Briefen immer wieder
deutlich ablehnend ber die NS-Machthaber ußert, enthlt sich in den Jahren 1933 bis 1935 jeglicher ffentlichen politischen ußerung gegen das
Hitlerregime; ber die Grnde ist damals wie heute viel spekuliert worden
(Schll 2004, 43ff.). „Heute ist um ihn ein Raum des Schweigens“, so ußert sich 1935 Theodor Heuss zu Thomas Manns Verhalten (Schrter 1969,
251). Mit diesem Schweigen stßt Mann nicht nur die eigene Familie vor
den Kopf, vor allem Erika und Klaus, die sich im Exil politisch engagieren,
sondern auch die Exilgemeinschaft der Knstler und Intellektuellen, die aus
Deutschland fliehen mussten.
Erst zum Jahresbeginn 1936 wird sich Thomas Mann ffentlich gegen das
Dritte Reich ußern. Am 3. Februar 1936 publiziert er einen offenen Brief in
der Neuen Zrcher Zeitung, in dem er sich klar und deutlich auf die Seite
des politischen wie literarischen Exils stellt (Schll 2004, 49ff.). Der Staatenlosigkeit durch die Ausbrgerung aus Deutschland, die daraufhin im Dezember 1936 erfolgt, kommt Thomas Mann zuvor, indem er im November
1936 die tschechoslowakische Staatsbrgerschaft annimmt. Er wird tschechoslowakischer Staatsbrger bleiben, bis er am 23. Juni 1944 die US-amerikanische Staatsbrgerschaft erhlt.
Zu Thomas Manns Erleichterung emigriert im Frhjahr 1936 endlich auch
sein Verleger Gottfried Bermann Fischer mit Teilen des Verlags aus Deutschland. Thomas Manns Exilromane Joseph in gypten (1936) und Lotte in
Weimar (1939) erscheinen im S. Fischer Verlag in Wien, Joseph, der Ernhrer schließlich 1943 in Stockholm, wohin Bermann Fischer zu diesem Zeitpunkt den Verlag transferieren musste. Die ersten beiden Bnde des Romans
Joseph und seine Brder sind bereits abgeschlossen, den dritten Band hat
Thomas Mann gerade begonnen, als er Deutschland verlassen muss. Der
Horizont des Textes ndert sich mit den neuen privaten und politischen Verhltnissen. Vor allem wird der Roman nun, angesichts der Judenverfolgung
in Deutschland, als pro-jdische Deklaration und Verbeugung vor der jdischen Kulturgeschichte wahrgenommen.
Nach Abschluss des dritten Bandes unterbricht Thomas Mann die Arbeit
an dem Projekt, um sich seinem zweiten großen Exilroman Lotte in Weimar
zu widmen, an dem er von 1936 bis 1939 schreibt. Auch die Bewertung der
Figur Goethes – der hier explizit als europischer, nicht so sehr als deut-
Anfngliches
Schweigen im Exil
Politisches
Bekenntnis 1936
Exilromane
Das andere
Deutschland
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22
III. Thomas Mann im zeithistorischen Kontext
Politisches
Engagement im Exil
Auswanderung in
die USA
US-amerikanisches
Publikum
scher Autor prsentiert wird – ist deutlich durch das Exil geprgt. So lsst
Thomas Mann seine Goethefigur im Roman ber die Deutschen sagen:
„[…] ihre Besten lebten immer bei ihnen im Exil […].“ (GKFA 9.1, 335) Diese Bemerkung ergibt wenig Sinn, wenn man sie aus der Perspektive des
Jahrs 1816 rezipiert, in dem der Roman spielt. Sie werden indes verstndlich, wenn man sie als Deklaration eines Exilautors in der Zeit des Dritten
Reichs liest. Thomas Manns ffentliches Bekenntnis zum Exil vom Februar
1936 wirkt wie ein Befreiungsschlag. Nicht nur betrachtet sich der Autor
von da an als Teil der deutschen Exilgemeinde, er proklamiert auch immer
wieder ffentlich, dass sich mit den Emigranten der bessere Teil der deutschen Nation, das eigentliche Deutschland im Exil befinde. Er selbst inszeniert sich immer wieder, vor allem in den USA, als Gegenspieler Hitlers –
nicht zuletzt im Essay Bruder Hitler vom April 1938, in dem er neben der
vermeintlichen Nhe auch die grßtmgliche Distanz zu Hitler konstruiert.
Mit dem Bekenntnis zum Exil beginnt die umfangreiche politische Ttigkeit Thomas Manns, sein Kampf in Reden, Vortrgen und Aufstzen gegen
Hitler und das nationalsozialistische Regime. Hermann Kurzke zhlt von
1937 bis 1945 ber dreihundert nicht-dichterische Beitrge aus der Feder
des Exilanten und konstatiert: „Kein deutscher Autor im Exil hat auch nur
annhernd eine so ausgedehnte publizistische Ttigkeit entfaltet.“ (Kurzke
1999, 445) Im Mai 1936 hlt Thomas Mann in Wien die Festrede Freud und
die Zukunft; 1937 publiziert er unter dem Titel Ein Briefwechsel seine Antwort auf die Aberkennung der Bonner Ehrendoktorwrde, ein Text, der zu
einem zentralen politischen Statement des Exils avanciert. Von 1937 bis
1940 erscheint in Zrich im Verlag Emil Oprecht Thomas Manns Exilzeitschrift Mass und Wert, außerdem entstehen die Texte Dieser Friede (1938)
und Dieser Krieg (1939) sowie die wichtigen Vortrge Schicksal und Aufgabe (1943), Deutschland und die Deutschen (1945) und Die Lager (1945).
Von Oktober 1940 bis Ende 1945 schreibt Thomas Mann fr die BBC insgesamt 58 Reden, die – zunchst von einem Sprecher verlesen, spter vom
Autor selbst gesprochen – per Rundfunk in Deutschland verbreitet werden.
Nach Reisen in die USA in den Jahren 1934, 1935 – whrend der ihm die
Ehrendoktorwrde der Harvard University verliehen wird –, 1937 und im
Frhjahr 1938 siedelt Thomas Mann mit Frau und Kindern im Herbst 1938
ganz in die USA ber, wo ihm eine Stelle an der Universitt Princeton angeboten wurde. Das Angebot kam durch die Vermittlung seiner amerikanischen Gnnerin Agnes E. Meyer zustande, Ehefrau eines großen Zeitungsmagnaten und glhenden Bewunderin Thomas Manns, die ihm whrend
seiner Exiljahre in den USA zahlreiche Tren ffnen und sein Leben und Arbeiten finanziell großzgig untersttzen wird. Obwohl Thomas Mann sich
im Tagebuch oft genervt ußert ob der Ansprche, die ihm aus dieser
Freundschaft entstehen, nimmt er Agnes Meyers Großzgigkeit immer wieder selbstverstndlich in Anspruch.
Neben der politischen Ttigkeit unternimmt Thomas Mann zahlreiche Lesereisen durch seine neue Heimat. Sein Werk wird in den USA in bersetzung publiziert und ffentlich wahrgenommen, wenn es auch nie die Popularitt erlangt, die etwa die Romane Vicki Baums, Franz Werfels oder Lion
Feuchtwangers in den USA genießen. Im Vergleich zum Großteil der anderen Exilautoren, die in den USA kein Publikum finden, sieht sich Thomas
3. Exil in der Schweiz und den USA
Mann somit immer in der komfortablen Lage, sein Einkommen durch das
Schreiben sichern zu knnen. Auch die Honorare fr die politische Vortragsttigkeit tragen nicht unwesentlich zum Einkommen der Familie bei –
auf das sich auch die erwachsenen Kinder immer wieder verlassen. Den
grßten Ruhm erntet Thomas Mann in den USA nicht als literarischer Autor,
sondern als politischer Reprsentant des deutschen Exils. Umgekehrt identifiziert sich Thomas Mann vor allem auf politischer Ebene mit seinem neuen
Gastland, nicht zuletzt aufgrund seiner tiefen Bewunderung fr den amerikanischen Prsidenten Franklin Delano Roosevelt (1882–1945), von dem er
sich ein entschlossenes Vorgehen gegen Hitler-Deutschland erhofft. Der
Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg im Dezember 1941 wird von
Thomas Mann entsprechend begrßt, an einen schnellen Erfolg der Alliierten glaubt er zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht mehr (Schll 2004, 137ff.).
Nach Abschluss der Arbeit an Lotte in Weimar entsteht 1940 die Erzhlung Die vertauschten Kpfe. Im August 1940 greift Thomas Mann den Stoff
des Josephsromans wieder auf und beginnt mit der Arbeit am vierten und
letzten Band, Joseph, der Ernhrer, den er im Januar 1943 abschließt. Nach
einem kurzen Einschub durch die Erzhlung Das Gesetz folgt das nchste
große Romanprojekt, die Arbeit an Doktor Faustus (1943–1947). Im Frhjahr 1941 verlegt die Familie Mann ihren Wohnsitz von der Ostkste an die
Westkste der USA. Sie lsst sich im kalifornischen Pacific Palisades nahe
Los Angeles nieder, wo sie eine nach ihren Vorstellungen entworfene Villa
im Stil des amerikanischen Bauhaus bezieht, deren Errichtung durch die finanziellen Untersttzung von Agnes Meyer mglich wird.
Thomas Mann verfolgt das europische Kriegsgeschehen sehr genau. Keine Person des US-amerikanischen ffentlichen Lebens verkrpert fr Thomas Mann so sehr die Hoffnung eines baldigen Endes des Naziregimes wie
Prsident Roosevelt (zu Manns Verhltnis zu Roosevelt siehe ausfhrlich
Vaget 2011, 67ff.). Nach seiner zweiten Einladung ins Weiße Haus 1941 –
die erste war 1935 nach der Verleihung des Ehrendoktors von Harvard erfolgt – schreibt Thomas Mann an Agnes Meyer: „Diese Mischung von
Schlauheit, Sonnigkeit, Verwhntheit, Gefalllustigkeit und ehrlichem Glauben ist schwer zu charakterisieren, aber etwas wie Segen ist auf ihm, und
ich bin ihm zugetan als dem, wie mir scheint, geborenen Gegenspieler gegen Das, was fallen muss.“ (Brief vom 24. Januar 1941; Mann/Meyer 1992,
254) Whrend des Wahlkampfes 1944 setzt sich Thomas Mann ffentlich
fr Roosevelts Wiederwahl ein. Dessen Tod am 12. April 1945 erschttert
ihn, wie der Eintrag im Tagebuch offenbart: „Empfingen nachmittags mit
tiefer Bewegung die Nachricht vom /Tode Franklin Roosevelts. / […] Hrten
im Lauf des Abends viel dem Radio zu, ergriffen von Huldigungen und
Trauerkundgebungen aus aller Welt. / Die Erschtterung ist groß.“ (TB
1944–1.4.1946, 187f.)
In der Forschung wurde und wird immer wieder angezweifelt, dass das
antifaschistische Engagement Thomas Manns ,authentisch‘ gewesen sei;
auch Hermann Kurzke geht in seiner Biographie davon aus, dass dem Autor
ein innerer Vorbehalt gegen die eigene politische Ttigkeit geblieben sei
(Kurzke 1999, 449). Tatschlich bietet das Tagebuch einige Hinweise darauf, dass Thomas Mann sich zum politischen Engagement immer wieder
selbst motivieren muss, vor allem angesichts des zeitlichen Aufwands –
Leben und Schaffen
ab 1940
Prsident Roosevelt
Politische Rolle in
der ffentlichkeit
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III. Thomas Mann im zeithistorischen Kontext
Hilfe fr
die Flchtlinge
Zeit, die ihm fr das literarische Arbeiten fehlt. Trotz dieser Zweifel findet
sich jedoch kein ernsthafter Hinweis dafr, dass Thomas Mann zeitlebens
ein ,Unpolitischer‘ geblieben sei. Er bernimmt im Exil eine neue, ffentliche politische Rolle, die ihm im Verlauf der Jahre immer vertrauter wird
und die nicht mehr oder weniger ,authentisch‘ ist als die anderen Rollen,
die Thomas Mann im Lauf seines Lebens erfllt.
In den Jahren des Exils entwickelt sich das Heim der Familie Mann zu
einer Art Exil-Bro, das zahlreichen Flchtlingen aus Europa als erste Anlaufstelle dient. Thomas, Katia, Erika und spter auch Golo Mann beantworten unzhlige Hilfsgesuche und stellen logistische wie finanzielle Hilfe zur
Verfgung. „Thomas Mann“, so schreibt Hermann Kurzke, das sei in dieser
Zeit „ein Kollektiv“ gewesen (Kurzke 1999, 472). Der prominente Exilant
untersttzt verschiedene Hilfsorganisationen, sammelt Spenden, vermittelt
Jobs und nutzt seine Stellung in der amerikanischen ffentlichkeit immer
wieder, um auf die Not der Geflchteten aufmerksam zu machen. Er interveniert bei den amerikanischen Behrden, als die deutschen Emigranten
durch den Kriegseintritt der USA ber Nacht zu enemy aliens werden – ein
Umstand, der ihn als tschechoslowakischen Staatsbrger nicht selbst betrifft. Hinzu kommt die Sorge um Golo und Heinrich Mann, die nach dem
Einmarsch der Deutschen in Frankreich festsitzen und erst nach einer spektakulren Flucht in die USA entkommen. Heinrich Mann lsst sich mit seiner Frau in der Nhe in Los Angeles nieder. Der rumlichen Nhe entspricht
jedoch keine persnliche; bis zum Tod Heinrich Manns im Jahr 1950 bleibt
das Verhltnis der Brder freundlich, aber distanziert.
4. Nachkriegszeit und Rckkehr nach Europa
Kriegsende
Kontroverse mit
Walter von Molo
Am 7. Mai 1945 erfolgt die Kapitulation Deutschlands. Thomas Manns
Freude ist jedoch verhalten. Im Tagebuch notiert er an diesem Tag: „Ist dies
nun der Tag, korrespondierend mit dem 15. Mrz 1933, als ich diese Serie
von tglichen Aufzeichnungen begann, – also ein Tag feierlichster Art? / Es
ist nicht gerade Hochstimmung, was ich empfinde. Natrlich ist die gegenwrtige deutsche Regierung nur episodisch, Instrument der Kapitulation
[…]. brigens aber / wird dies oder das mit Deutschland, aber nichts in
Deutschland geschehen, / und bis jetzt fehlt es an jeder Verleugnung des
Nazitums, jedem Wort, daß die ,Machtergreifung‘ ein frchterliches Unglck, ihre Zulassung, Begnstigung ein Verbrechen ersten Ranges war.“
(TB 1944–1.4.1946, 200)
Thomas Mann war von einer Schuld aller Deutschen an den nationalsozialistischen Verbrechen berzeugt – eine Haltung, die bereits zuvor in den
Debatten mit anderen Exilanten zu Konflikten gefhrt hatte. Die Distanz zu
Deutschland blieb entsprechend groß, wie an Thomas Manns Brief nach
Deutschland vom September 1945 deutlich wird, der unter dem Titel Warum ich nicht nach Deutschland zurckgehe bekannt wurde. Mit diesem
Text antwortete Mann auf einen offenen Brief Walter von Molos, in dem
dieser ihn zur Rckkehr aufgefordert hatte. Das „Herzasthma des Exils, die
Entwurzelung, die nervsen Schrecken der Heimatlosigkeit“, so Thomas
Manns Erwiderung, htten die zuhause Gebliebenen nicht gekannt (GKFA
4. Nachkriegszeit und Rckkehr nach Europa
19.1, 73). Der Brief enthlt, neben dem Bild des „Herzasthmas“, noch eine
weitere berhmt gewordene Aussage Thomas Manns, nmlich die ußerung seines Abscheus gegenber der whrend des Dritten Reichs in
Deutschland erschienenen Literatur: „Ein Geruch von Blut und Schande
haftet ihnen [diesen Bchern] an; sie sollten alle eingestampft werden.“
(GKFA 19.1, 76) Der Exilant traf auf wenig Verstndnis auf Seiten der Beschuldigten, vielmehr erklrten sich bald die Autoren der so genannten „Inneren Emigration“ gegenber den Emigrierten zu den ,besseren Deutschen‘.
Auch Molos offener Brief an Thomas Mann, so die These von Hans Rudolf
Vaget, war von Anfang an mit dem Ziel verfasst und publiziert worden, die
in Deutschland Verbliebenen vom Vorwurf der Kollektivschuld frei zu sprechen (Vaget 2011, 484ff.).
Nach schwerer Krankheit und einer Lungenkrebsoperation im Jahr 1946
schließt Thomas Mann im Januar 1947 die Arbeit an Doktor Faustus ab. Im
gleichen Jahr unternimmt er eine erste Reise nach Europa, wobei er
Deutschland allerdings nicht besucht. Erst im Goethejahr 1949 reist er in
die alte Heimat und hlt den Vortrag Ansprache im Goethejahr 1949 zunchst in Frankfurt am Main, anschließend in Weimar, wobei die Tatsache,
dass er auch die Sowjetische Besatzungszone besucht, zum Anlass neuer
Anfeindungen gegen den vermeintlichen „Deutschenhasser“ (GKFA 19.2,
765) wird (Kurzke 1999, 541ff.).
Neben der Rede zu Goethes zweihundertstem Geburtstag entsteht 1949
auch der Essay Goethe und die Demokratie. Bereits seit Anfang 1948 arbeitet Thomas Mann zudem am Roman Der Erwhlte, den er im Oktober 1950
abschließt. Im Dezember 1950 greift er den Stoff des Felix Krull wieder auf
und schreibt den Roman ab Januar 1951 weiter. Der erste Teil war 1922 erschienen, die Fortsetzung wird 1954 verffentlicht. 1952 erscheint neben
dem Essayband Altes und Neues der Aufsatz Der Knstler und die Gesellschaft, ab August 1954 arbeitet Mann an dem umfangreichen Essay Versuch
ber Schiller. Ab dem Jahresbeginn 1955 beschftigt er sich mit den Vorarbeiten zu einem geplanten Drama mit dem Titel Luthers Hochzeit, das nicht
mehr vollendet wird.
In den Jahren 1950 und 1951 reist Thomas Mann wieder nach Europa;
nach einer erneuten Reise 1952 entschließen sich Thomas und Katia Mann
spontan, in Zrich zu bleiben. Zu unwirtlich war das politische Klima in
den seit 1950 vom McCarthyism geprgten Vereinigten Staaten geworden.
Unter anderem hatte sich Thomas Mann mit dem Besuch der Goethe-Feier
in Weimar einer zu großen Nhe zum Kommunismus verdchtig gemacht.
Das FBI lsst ihn, wie fast alle prominenten Emigranten, akribisch berwachen (Vaget 2011, 391ff.). Schließlich verweigert ihm sogar die Library of
Congress, an der Thomas Mann seit 1941 den von Agnes Meyer gesponserten Ehrenposten eines Beraters versah, seinen jhrlichen Vortrag zu halten.
Zu diesen politischen Grnden, der Angst vor einem amerikanischen Faschismus, kommen persnliche, vor allem der Wunsch Thomas Manns, sein
Leben in Europa zu beenden und auch dort begraben zu werden. Das Thema Tod rckt ihm nher: 1949 hatte sich Sohn Klaus das Leben genommen,
ebenfalls 1949 stirbt der Bruder Viktor, 1950 Heinrich Mann.
1954 bezieht das Ehepaar Mann sein letztes Wohnhaus in Kilchberg bei
Zrich. Eine Niederlassung in Deutschland kommt fr die Familie nicht in
Goethejahr 1949
Sptwerk
Rckkehr in
die Schweiz
Tod am
12. August 1955
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