Protokoll des Preisgerichts

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Protokoll der Preisgerichtssitzung zur Phase 2
10. Januar 2006
Europäisches Kulturzentrum Aachen - Begrenzter Wettbewerb nach RAW 2004
(Registriert bei der AKNW unter der Nummer W 52/04)
Protokoll der Preisgerichtssitzung zur 2. Bearbeitungsphase - 10. Januar 2006
Am 10. Januar 2006 findet ab 9.00 Uhr die Preisgerichtssitzung im Kurhaus der Stadt Aachen statt.
Herr Prof. Carl Fingerhuth, der wie schon zur Preisgerichtssitzung 1 den Vorsitz übernimmt, verweist
auf die Bedeutung des Projektes als eine der herausragenden baukulturellen Aufgabenstellung der
Stadt Aachen. Herr Prof. Fingerhuth erinnert an den mit den Wettbewerbsteilnehmern geführten Dialog und die besondere städtebauliche Situation des Katschhofes. Ziel der heutigen Preisgerichtssitzung ist es, aus den 8 Konzepten drei Preisträger und 2 Anerkennungen auszuwählen.
1. Anwesenheit
Herr Prof. Carl Fingerhuth stellt folgende Anwesenheit fest:
Stimmberechtigte Mitglieder
1.
Prof. Jo Coenen, Maastricht (NL)
2.
Prof. Horst Fischer, Aachen (für Ben van Berkel, Amsterdam (NL))
3.
Prof. Carl Fingerhuth, Zürich (CH)
4.
Prof. Jörg Friedrich, Hamburg
5.
Prof. Ingeborg Flagge, Frankfurt am Main
6.
Prof. Françoise-Helene Jourda, Paris (F)/Wien (A)
7.
Prof. Carlo Weber, Stuttgart
8.
Hans-Dieter Collinet, Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes NRW, Düsseldorf
9.
Dr. Jürgen Linden, Oberbürgermeister der Stadt Aachen (ab ca. 10.00 Uhr anwesend)
10. Gisela Nacken, Beigeordnete der Stadt Aachen
11. Dieter H.H. Stolte, Stadtwerke Aachen AG
12. Harald K. Lange, BLB NRW, Aachen
13. Hermann Josef Pilgram, Die Grünen im Rat, Aachen (für Norbert Finkeldei, CDU, Aachen)
14. Norbert Plum, SPD, Aachen
15. Michael Rau, Die Grünen im Rat, Aachen
16. Petra Müller, FDP, Aachen
Stellvertretende Mitglieder (nicht stimmberechtigt)
1.
Michael Ferber, Techn. Geschäftsführer, Gebäudemanagement der Stadt Aachen
2.
Prof. Volkwin Marg, Hamburg
3.
Helga Riverein, E.V.A. GmbH, Aachen
4.
Dr. Markus Hakes, Stadtwerke Aachen AG
5.
Sibylle Reuß, SPD, Aachen
6.
Sigrid Moselage, FDP, Aachen
Beratung
1.
Dr. Herbert Hammans, Domprobst (anwesend bis 11:00 Uhr)
2.
Prof. Dr. Udo Mainzer, Rhein. Amt für Denkmalpflege, Pulheim
3.
Henk Vos, Geschäftsführer EuRegionale 2008
4.
Guilio Marano, ICOMOS, München [Vertreter der UNESCO]
5.
Prof. Dr. Heinz Günter Horn, Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes NRW, Düsseldorf
Vorprüfung
1.
Max Klasen, Gebäudemanagement der Stadt Aachen
2.
Monika Maria Krücken, Planungsamt der Stadt Aachen
3.
Joachim Köhler, Stadt Aachen Bauaufsicht
4.
Claudia Ellenbeck, Stadt Aachen Baudenkmalpflege
5.
Jörg Ewald-Linke, Drees + Sommer, Köln
6.
Christoph Brück, Drees + Sommer, Köln
7.
Andreas M. Sattler/Jörg Faltin/Hendrik Töpper, FSW Düsseldorf GmbH
8.
Werner Wingenfeld, Stadt Aachen
Gäste
Brigitta Thomas, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn
Andrea Mork, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn
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Protokoll der Preisgerichtssitzung zur Phase 2
10. Januar 2006
2. Präsentationen
Im Anschluss an die Konstituierung präsentieren die Teilnehmer in folgender Reihenfolge (jeweils pro
Team 15 min. Präsentation/15 min. Rückfragen):
09.30 Uhr
10.00 Uhr
10.30 Uhr
11.00 Uhr
11.30 Uhr
11.45 Uhr
12.15 Uhr
12.45 Uhr
13.15 Uhr
Team 1 - hermann & valentiny et associes architectes s.a.r.l.
(Remerschen / Luxembourg)
Team 2 - ACM Architektencontor Magdeburg (Magdeburg / Deutschland)
Team 3 - Kada und Wittfeld Architekten (Aachen / Deutschland)
Team 4 - Wolfgang Tschapeller Architekten (Wien / Österreich)
Pause
Team 5 - Kulka & Partner (Köln / Deutschland)
Team 6 - Lamott Architekten (Stuttgart / Deutschland)
Team 7 - ARGE Prof. Coersmeier & JSWD Architekten (Köln / Deutschland)
Team 8 - Knebel & von Wedemeyer Architekten (Berlin / Deutschland)
3. Bericht der Vorprüfung
Anschließend bittet Herr Prof. Carl Fingerhuth die Vorprüfung um Ihren Bericht und Erläuterung der
Tischvorlage. Für die Vorprüfung berichtet Andreas Sattler vom Koordinations- und Vorprüfbüro FSW
Düsseldorf GmbH, dass von insgesamt 8 aufgeforderten Büros zur zweiten Wettbewerbsphase alle 8
Teilnehmer die Wettbewerbsarbeiten fristgerecht eingereicht haben.
Alle anderen Arbeiten sind vollständig eingereicht worden und konnten umfangreich vorgeprüft werden. Andreas Sattler und Christoph Brück, Drees + Sommer stellen dem Preisgericht den Vorprüfbericht und Ergebnisse vor, insbesondere die Ergebnisse der Kostenüberprüfung der Arbeiten. Bei dieser Überprüfung wurde festgestellt, dass alle eingereichten Arbeiten die Gesamtbudgetvorgabe eingehalten haben. In Einzelfällen wurde jedoch das Budget für das Servicegebäude deutlich überschritten. Das Preisgericht nahm diese Ergebnisse zur Kenntnis und berücksichtigte diese in ihrer weiteren
Entscheidungsfindung.
4. Beurteilungen
Im Anschluss an die ersten wertenden Diskussionsrunden werden die 8 Wettbewerbsbeiträge vom
Preisgericht wie folgt schriftlich beurteilt:
Team 1 - hermann & valentiny et associes architectes s.a.r.l. (Remerschen / Luxembourg)
Städtebaulich wirkt die Konzeption wie eine Teilung des Ensembles in gefaltete Baukörperskulpturen.
Zunächst richtig, was die Wegeführung im Inneren des Quartiers angeht, werden neue Verbindungen
überzeugend von der Ritter-Chorus-Gasse durch das Ensemble parallel zur Klostergasse und zur
Straße „Am Markt“ und sogar von der Klostergasse durch die neu belebten Hinterhöfe hinauf zum
Rathaus geschaffen.
Der innere Aufbau des Ausstellungsgebäudes ist funktional vernünftig, eine Abtrennbarkeit des Wechselausstellungsbereiches ist gegeben. Räumlich ist das Ausstellungsgebäude im Innern interessant
strukturiert und kulminiert. In der Raumskulptur des „Forums“ mit einer etwas zu bedeutsam, zu theatralischen Ausformung des Raumes.
Schön sind die komponierten Blickbeziehungen zum städtebaulichen Umfeld hinaus zu den historischen Baudenkmälern. Die Nutzungstrennung in drei getrennte Bauten ist funktional richtig gelöst,
allerdings sehr aufwendig, was die Bürobereiche für die Stadt und den Bürgerservice angeht.
Die mächtige Faltung der bildhauerisch, plastisch-räumlich ausgeformten Skulptur der Bauten macht
die neuen Gebäude zu Solitären im Stadtzusammenhang. Dieser starke Solitärcharakter wird kritisch
gesehen, besonders im vorhandenen empfindlichen städtebaulichen Umfeld zwischen Dom und Rathaus.
Die starke Geschlossenheit der gefalteten Fassade des Ausstellungsgebäudes wird kritisiert und in
ihrer Monumentalität eher negativ gesehen. Da wirken die Bürofassaden mit ihren geschosshohen
Glasfassaden und vorgehängten Kupfer-Streckgittern fasst überzeugender. Insgesamt eine Arbeit mit
einer eigenständigen Haltung und architektonischer Qualität, die jedoch in ihrer Mächtigkeit und Autonomie am vorgegebenen Ort nicht vollständig überzeugen kann.
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Team 2 - ACM Architektencontor Magdeburg (Magdeburg / Deutschland)
Der klare Baukörper ist vielfach gebrochen und folgt den unterschiedlichen Straßengrundrissen. Er
gliedert sich in seiner Höhe in den Kontext ein und vermeidet in seiner Gestaltung die Konkurrenz zu
den historischen Bauten. Durch die Materialität der hellen Sandsteinplatten der Fassade entsteht dennoch eine optische Betonung an einer Stelle in der Stadt, die historisch eine Farbigkeit eher vermeidet
und so dem Entwurf eine gewisse Dominanz gibt. Die stadträumliche Qualität des Entwurfes ist eher
durchschnittlich und ohne Höhepunkt.
Die Materialien des Baus sind Beton, Sandstein, Glas und Holz; allerdings ist ihre Anwendung eher
konventionell.
Im Inneren bestimmen schräge Rampen den Raum. Die Vorstellung des Architekten aber, dass Podeste auf diesen Rampen als Inseln für die Ausstellung funktionieren, wird nicht geteilt. Die Zäsur des
Baukörpers wird über ihre Funktion als Lichtfuge zu wenig inszeniert.
Als maßgebliche Kritik an diesem Entwurf wird jedoch der gewollte Höhenunterschied vom Katschhof
zum Rathaus - eine Art Plateau - formuliert, das der Architekt als Stadtloggia bezeichnet. Historisch ist
diese Erhöhung nicht begründet, als Notwendigkeit für das Kulturzentrum erklärt sie sich auch nicht.
Team 3 - Kada und Wittfeld Architekten (Aachen / Deutschland)
Städtebaulich überzeugt die Gliederung der Baumassen, insbesondere durch die Aufteilung in zwei
Baukörper und durch die Absicht der Verfasser, in den Baukörper des Zukunftsforums „nur das Nötigste“ unterzubringen. So entsteht ein Hauptbaukörper mit angemessenen Dimensionen, sowohl im
Grundriss als auch in der Höhenentwicklung. Dies ist umso überzeugender, da als Form die zeitlose
Form eines quadratischen Baukörpers gewählt wird, der gewissermaßen das Gegenstück zu dem
Innenhof im Süden (Quadrum) darstellt.
Die zweite große Stärke des Konzepts besteht darin, dass beide Hauptebenen (Marktebene und
Katschhof) auf überzeugende Weise in das Gebäude geführt werden. Dies wird durch die Ausbildung
der Fassaden, transparent bzw. geschlossen, unterstrichen. Im Inneren des Gebäudes werden diese
beiden Ebenen gut verwoben und durch drei weitere Ebenen ergänzt. Die Zusammenhänge aller Nutzungsebenen sind sowohl in funktionaler Hinsicht als auch in der räumlichen Qualität - Lichteinfall und
Blickbeziehungen, - zum Teil über mehrere Geschosse - sehr gut.
Kritisch hinterfragt wird das Zusammenwirken des räumlichen „Innenlebens“ mit der geschlossenen
Form der „Hülle“. Es entspricht dem Entwurfskonzept, dass diese – als Haube – nie bis zum Boden
reicht und so eine attraktive, einladende Erdgeschosszone geschaffen wird. Es wird über die gestalterische Ausbildung der Hülle und über die Gefahr, dass diese bei zu kleinteiliger Gestaltung der Oberfläche zu massiv und zu geschlossen wirken könnte, zum Teil kontrovers diskutiert, eine Problematik,
die schon beim Zwischenkolloquium angesprochen worden war. Hier wäre zur Verwirklichung noch
eine tiefer gehende Bearbeitung dieses Themas nötig.
Eine gute Nutzung aus ausstellungstechnischer Sicht ist gegeben. Zuschaltmöglichkeiten und Autarkie der einzelnen Bereiche sind gegeben.
Die Ausbildung des Servicegebäudes wird in Zusammenhang mit dem Café-Höfchen städtebaulich
positiv bewertet, die Ausbildung des zurückgesetzten Dachgeschosses weniger. Eine Vergrößerung
der Nutzflächen des Bürgerhauses wird nicht gewünscht.
Insgesamt gesehen ein klares und eindeutiges Konzept von hoher gestalterischer Qualität, das dem
Ort und der Aufgabe in hohem Maß entspricht.
Team 4 - Wolfgang Tschapeller Architekten (Wien / Österreich)
Die Architekten definieren den Diskurs als Element der Europäischen Geschichte. Ziel des Entwurfs
ist die Materialisierung dieser Haltung auf dem Grundstück.
Zentrales Element im Haus ist der vom Katschhof bis zur Klostergasse durchgehende Innenraum über
nahezu die gesamte Gebäudehöhe. Boden und Seitenwände des zentralen Innenbereiches bilden die
gefaltete Karte der Knotenpunkte der Europäischen Geschichte. Die zentrale Eingangsebene, erschlossen vom Katschhof, dient als s.g. „Index“ für die Dauerausstellung, die „Untersicht“ ist Grenze
zur Wechselausstellung auf der unteren Ebene. Dort befindet sich auch das Forum. Forschungs- und
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Lehrbereiche sind als „artifizielles, tektonisches Wolkensystem“ über dem Index eingehängt. Ein begehbarer Lesebalken ermöglicht die Aufsicht auf den Index und die medientechnische Projektion der
tektonischen Fläche des Index. Die Baumasse nutzt das zur Verfügung stehende Grundstück konsequent aus und schafft eine eigenständige, neue Welt als Anziehungspunkt für Aachen. Die stringente
Aufarbeitung einer Materialisierung der europäischen Ideen wird nach intensiver Diskussion einhellig
mit großer Zustimmung aufgenommen. Insbesondere der außergewöhnliche architektonische Rahmen und das besondere Raumerlebnis für die Ausstellungskonzeption und die damit einhergehende
skulpturale Formung der Idee „Europa“ wird nach fester Überzeugung der Jury zu einem Alleinstellungsmerkmal für Aachen als Stadt Europas werden.
Die Eingangssituation zum Katschhof bedarf einer Präzisierung. Die Fassaden entsprechen in ihrer
Durcharbeitung noch nicht dem Standard der Ausformung des Innenraums. Die vorgeschlagenen
Doppelfassadenelemente erscheinen eher aufwändig.
Team 5 - Kulka & Partner (Köln / Deutschland)
Das Konzept realisiert die Aufgabe durch zwei solitäre Baukörper, dem Europäischen Kulturzentrum
mit eindeutigem Bezug zur historischen Katschhoffront und dem Servicegebäude an der Klostergasse
als den kleinen Partner. Die Gebäude werden umspült von Gassen und Plätzen, die überraschende
neue Perspektiven z.B. auf das Rathaus eröffnen.
Am Katschhof wird selbstbewusst aber zurückhaltend eine steinernde Platzwand erneuert, die in den
Platz vorrückt und so die historische Verbindung des „Karolingischen Ganges (Portikus)“ zwischen
dem Dom und Rathaus nachzeichnet.
Mit Respekt vor der möglichen Archäologie an dieser Stelle rückt das Erdgeschoss zurück, um nicht in
den Boden einzugreifen. Das Hauptgebäude entwickelt auf vier Ebenen ein schlüssiges und vielseitiges Konzept mit eher neutralen Räumen, die ein äußerst flexibles Bespielen ermöglichen. Die Lage
des Restaurants in Rathausnähe wird positiv gewertet. Die großzügige Eingangssituation am Katschof
ist richtig platziert, das Pendant mit dem neuen Platz an der Ecke zur „Ritter-Chorus-Straße“ führt eher
zu Unschlüssigkeiten und könnte die Außenraumfläche negativ beeinflussen. Kritisch werden nach
wie vor die zu verschlossenen Treppenanlagen gesehen, die offensive Sichtbeziehungen zwischen
den Geschossen nicht ermöglichen. Die Verwaltungseinheiten im Obergeschoss sind rational organisiert und bieten mit der großen Terrasse einen qualitätsvollen Freiraum.
Von ebenfalls hoher Qualität ist das Servicegebäude mit einer klar definierten Eingangssituation zur
Jakobstraße, wobei die Flächenvorgabe deutlich überschritten wurde, was zu Unwirtschaftlichkeit und
zu erhöhtem Vermietungsrisiko führt.
Die Materialwahl mit Muschelkalk ist konsequent und entspricht der Konvention des Gebäudes.
Insgesamt fehlt jedoch die Ausstrahlung, die von einem Gebäude mit dem vorgegebenen Anspruch an
dieser Stelle erwartet wird.
Team 6 - Lamott Architekten (Stuttgart / Deutschland)
Der Verfasser entscheidet sich - begründet durch den amorphen Kontext - den vorhandenen
Stadtraum zu schließen und zu ergänzen. Daraus ergibt sich ein Körper, der die Straßenfluchten
rundum neu formuliert und eine besondere, stärker geöffnete Front zum Katschhof ausbildet.
Diese bauliche Komposition fügt sich gut in die städtische Topografie, die städtische Silhouette und
das vorhandene Gewebe. Der Rücken des Gebäudes schließt den Innenhof zur Dekanei und organisiert auf klare Art die dienenden Räume. Davor sind alle geforderten öffentlichen Flächen zur Klostergasse und zum Katschhof orientiert. Dieses evaluiert intern entlang eines interessanten muschelartigen Wandelgangs rund um das Erdgeschoss.
Das Foyer und der Eingangsbereich liegen betont, und sind präzise konstruiert - schön zum Platz
gelegen. Auch die darüber gelegene Empore hilft, dieses Bild des klar zur Stadt geöffneten großen
Fensters zu betonen – das wirkt wie eine Stadtloggia. Das Innenleben des Entwurfes und die weitere
Organisation sind lobenswert, während der vom Verfasser geäußerte Wunsch, zu klaren Gliederungen – mal glatte und mal gebrochene Steine – zu großem Unverständnis führt.
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Protokoll der Preisgerichtssitzung zur Phase 2
10. Januar 2006
Team 7 - ARGE Prof. Coersmeier & JSWD Architekten (Köln / Deutschland)
Das den Entwurf bestimmende Element ist die Gasse. An ihr werden die verschiedenen Nutzungselemente angeordnet, von ihr aus werden sie erschlossen.
Die Gasse, eine mit Glas überdeckte Passage, führt vom Katschhof zur Ecke Ritter-ChorusStraße/Klostergasse. Baulich beginnt sie im am Katschhof gelegenen Foyer - einer über 20 m langen
Türanlage - und endet „unter“ einer Ecke des Baukörpers. Die Stärke des Ansatzes - die jederzeit
mögliche Erschließung unterschiedlicher Bereiche – ist gleichzeitig ihre Schwäche: Ein „Schlund“ am
Katschhof, da wo man eine einladende Geste erwartet hätte und keine Eckausbildung am anderen
Ende. Der Eindruck wird durch die breite Treppenanlage verstärkt.
Die innere Erschließung der Nutzungseinheiten in den Obergeschossen ist naturgemäß nur über
Treppenanlagen möglich. Diese liegen neben der Gasse, abseitig, so dass das räumliche Erlebnis der
Ausstellung erst nach dem Überwinden dieser Hindernisse genossen werden kann.
Die Funktionsräume im 2. Obergeschoss, die Seminar-, Verwaltungs- und Büroräume der Fraktionen
sind nur über funktional gestaltete Treppenräume erreichbar. Eine Realteilbarkeit, wie in der Auslobung gefordert, ist nicht möglich.
Die Idee der Gasse – oder die der Mall – sind nicht zielführend. Letztlich erschließungstechnisch
schwierig, produziert sie große Verkehrsflächen und Verkehrsräume im Inneren, große Bauvolumina
ohne besondere Vorteile zu zeigen.
Die Auffassung der Bauaufgabe als ein „Stück gebauter Stadt“ lässt die Autonomie der Lösung der
Aufgabenstellung „Bauhaus Europa“ zurück treten.
Team 8 - Knebel & von Wedemeyer Architekten (Berlin / Deutschland)
Das Bemühen, Europa als Einheit in Vielfalt architektonisch zu verbildlichen, ist ebenso anerkennenswert, wie der Versuch, diese vertikal geschichtete Vielfalt stofflich und körperlich in den baulichen
Zusammenhang der geschichtlich geprägten Stadtmitte zu fügen. Die hierfür gewählten Kammstrukturen, Baukörpergliederungen und Materialien sind allerdings problematisch und werden kritisch diskutiert.
Die vertikale Schichtung vom Forum (allein in Erdgeschoss), Europausstellung im 1. Obergeschoss
und Wechselausstellung im 2. Obergeschoss bleibt in ihrer reinen Addition ohne interne Möglichkeiten
zur Wechselwirkung.
Das Übereinanderschichten gleich hoher und vergleichsweise flacher Stockwerke führt darüber hinaus
einerseits zu einer im städtebaulichen Maßstab unangemessenen Höhenartikulierung und andererseits zu einer ortsfremden ausschließlich horizontalen Fassadengliederung.
Die alleinige Nutzung des Erdgeschosses für das Bürgerforum einschränkenden Lichtpyramiden entspricht nicht den inhaltlichen Prioritäten eines europäischen Hauses.
Die Dauerausstellung „Europa“ im 1. Obergeschoss wird in ihrer Entwicklungsfreiheit nachhaltig durch
die lineare Struktur der trennenden räumlichen Träger eingeschränkt.
Die Aus- und Einblickmöglichkeiten durch die Lichtfilter der Randbereiche erscheinen in Ihrer Ausgestaltung fragwürdig. Die Figur des Baukörpers ist wenig motiviert. Die Verwendung von Putz für die
Fassaden und Aluminium für die Dachdeckung wirkt fremdartig und nicht typisch für den örtlichen
Kontext.
Der mutige und konzeptionell konsequente Ansatz des Entwurfskonzepts ist beeindruckend. Das damit eingegangene Risiko hat zu einem eindrucksvollem und unkonventionellen Entwurf geführt.
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Protokoll der Preisgerichtssitzung zur Phase 2
10. Januar 2006
5. Auszeichnungen
Das Preisgericht fasst im Anschluss an die Verlesung der Beurteilungstexte den Beschluss, die Verteilung der Preise und Anerkennungen wie folgt vorzunehmen:
1. Preis (27.000 EUR)
Wolfgang Tschapeller Architekten (- einstimmig -)
2. Preis (16.875 EUR)
Kulka & Partner (13 - Ja Stimmen / 3 Nein-Stimmen)
3. Preis (10.125 EUR)
Kada und Wittfeld Architekten (13 - Ja Stimmen / 3 Nein-Stimmen)
Anerkennung (6.750 EUR)
Knebel & von Wedemeyer Architekten (15 - Ja Stimmen / 1 Nein-Stimme)
Anerkennung (6.750 EUR)
hermann & valentiny et associes architectes s.a.r.l. (14 - Ja Stimmen / 2 Nein-Stimmen)
6. Empfehlung
Das Preisgericht empfiehlt der Ausloberin einstimmig, Wolfgang Tschapeller Architekten unter Berücksichtung der im Beurteilungstext genannten Hinweise mit den weiteren Planungsleistungen entsprechend der Auslobung zu beauftragen.
7. Abschluss
Das Preisgericht bedankt sich ausdrücklich bei allen Planungsteams, die durch Ihre hochrangige inhaltliche Ausarbeitung und durch die lebhaften Diskussionen der kooperativen Phase zum Erfolg des
Wettbewerbs beigetragen haben. Herr Prof. Carl Fingerhuth bedankt sich bei den Mitgliedern des
Preisgerichts für die gute und konstruktive Zusammenarbeit im Sinne der Aufgabenstellung und bei
Jörg Faltin und Andreas M. Sattler vom Büro FSW Düsseldorf GmbH für die hervorragende technische
und organisatorische Vorbereitung und Begleitung des Verfahrens. Herr Prof. Carl Fingerhuth gibt mit
dem Wunsch eines guten weiteren Gelingens den Vorsitz des Preisgerichts wieder an die Ausloberin
zurück.
Herr Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden dankt Herrn Prof. Carl Fingerhuth für die souveräne Führung durch die Preisgerichtssitzung und bedankt sich zugleich bei allen Teilnehmern des Gremiums
für die konstruktive Diskussion. Um 21:00 Uhr wird die Preisgerichtssitzung beendet.
Für das Protokoll
Andreas M. Sattler/ Prof. Carl Fingerhuth, Zürich/CH, den 11. Januar 2006
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