SOZIALWIRTSCHAFT

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Richtlinienplan 2009 - 2014
SOZIALWIRTSCHAFT
Freya Van den Bossche
Flämische Ministerin für Energie, Wohnungswesen, Städte und
Sozialwirtschaft.
Formgestaltung: Departement Dienste für die allgemeine Regierungspolitik Kommunikationsabteilung © November 2009 – flämische Behörden
MANAGEMENTZUSAMMENFASSUNG
Die Gestaltung einer sozialeren Wirtschaft in Flandern
Wer arbeitet, hat ein Einkommen und bekommt die Chance, seine Zukunft selbst zu gestalten.
Arbeit eröffnet einem zudem die Welt und ermöglicht soziale Kontakte. Wer arbeitet, bekommt
mehr Respekt und Selbstvertrauen. Jeder müsste demnach die gleiche Chance auf eine dauerhafte Arbeit haben, auch die vom Arbeitsmarkt weit entfernten Menschen. Die relativ lange Periode des wirtschaftlichen Wachstums und des Beschäftigungswachstums auch für benachteiligte
Gruppen ist jedoch vorbei. Die Anzahl der Arbeitsuchenden hat stark zugenommen und diese
Zunahme scheint vorläufig noch nicht beendet zu sein.
Die Sozialwirtschaft bietet diesen Menschen eine Chance auf vollwertige Arbeit. Mit Hilfe von
verschiedenen Instrumenten erhalten sie eine auf sie zugeschnittene Arbeit je nach ihren Möglichkeiten. Dennoch könnte ein Gang hochgeschaltet werden und an einer sozialeren Wirtschaft
gearbeitet werden, die dauerhafte und individuelle Beschäftigungs- und Eingliederungsmöglichkeiten bietet. Dieses Ziel wird durch den Pakt 2020 unterstützt, der einen Beschäftigungsgrad von 70 Prozent vorsieht. In den nächsten Jahren wird in zusätzliche dauerhafte Beschäftigungen sowie in die Beschäftigungssicherheit für gefährdete Personen investiert. Aber auch
in Innovation und die Chancen, die die Sozialwirtschaft bietet, die allerdings derzeit noch nicht
ausreichend genutzt werden.
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In der Vergangenheit wurden verschiedene Beschäftigungsmaßnahmen entwickelt, um dieses
Ziel zu erreichen. Diese wurden jedoch unzureichend aufeinander abgestimmt. Zusammen mit
dem Minister für Arbeit wird ein transparenter flämischer Rahmen für Beschäftigungsmaßnahmen für alle Arbeitgeber, einschließlich der Arbeitgeber in der Sozialwirtschaft, ausgearbeitet.
Die Abstimmung mit den föderalen und europäischen Vorschriften ist dabei von grundlegender
Bedeutung.
Unter Berücksichtigung der Entfernung zum Arbeitsmarkt wird vorher eine Matrix von vier
Modulen zur Unterstützung der (potenziellen) Arbeitnehmer und/oder Arbeitgeber eingerichtet. Diese Module sind (1) Ausbildung am Arbeitsplatz, (2) Betreuung am Arbeitsplatz (Begleitung), (3) eine Gehaltsprämie (auf der Grundlage der Entfernung zum Arbeitsmarkt) und (4)
Anpassung des Arbeitsplatzes/Arbeitsumfeldes. Die Module sind je nach den Bedürfnissen des
betreffenden Arbeitnehmers untereinander kombinierbar.
Die Säule ‚Maßarbeit aus sozialwirtschaftlicher Sicht‘ wird innerhalb dieser Matrix liegen. Ausgehend von den Bedürfnissen des Arbeitsuchenden und des Arbeitnehmers wird dabei die
Unterstützung für geschützte Beschäftigungsverhältnisse, soziale Beschäftigungsverhältnisse
und die Einfügungsmaßnahme berücksichtigt. Die Grundsätze aus dem Grundsatzabkommen
Maßarbeit zwischen den Sozialpartnern und der flämischen Regierung werden entsprechend
dem Regierungsabkommen in diese Säule umgesetzt. Je nachdem ob Organisationen ihr Kerngeschäft auf Eingliederung oder ihre wirtschaftliche Tätigkeit ausrichten, wird innerhalb dieser
Säule ein Unterschied zwischen Maßarbeitsunternehmen und Unternehmen, die maßgeschneiderte Arbeit liefern, gemacht.
Um diese Reform voranzutreiben, gibt es eine Reihe von wichtigen Voraussetzungen für die
Umwandlung der bestehenden Subventionssysteme zu einem eindeutigen Prämiensystem und
Förderungsangebot auf der Grundlage der Entfernung zum Arbeitsmarkt, eines korrekten Indizierungssystems, um die Entfernung zu messen, der Straffung der Zuführung, des Spielraums
für Differenzierung je nach den Bedürfnissen der Organisation und der Berücksichtigung der
Vereinfachung der Verwaltung.
Als zweite Säule für die Sozialwirtschaft ist eine lokale Dienstleistungswirtschaft im flämischen Regierungsabkommen vorgesehen. Die Grundidee des Dekrets ist der Ausbau von einem
zusätzlichen Dienstleistungsangebot der Behörden, das gesellschaftliche Trends berücksichtigt.
Hierbei wird durch die Förderung der Eingliederung von benachteiligten Gruppen und die Verankerung der Grundsätze der sozialen Verantwortung von Unternehmen in Dienstleistungen ein
doppelter gesellschaftlicher Mehrwert erzeugt. Damit die lokale Dienstleistungswirtschaft ihre
Rolle vollständig wahrnehmen kann, müssen die vorhandenen Vorschriften entsprechend dieser Herausforderung angepasst werden. Auf der Grundlage einer gründlichen Bewertung werden die bestehenden Vorschriften unter Beachtung der Abstimmung, Vereinfachung, Komplementarität, Übergang und Qualität angepasst.
Durch das Zusammenspiel von Dienstleistung und Eingliederung entsteht eine Win-win-Situation für mehrere Parteien. Da geteilter Nutzen geteilte Kosten rechtfertigen, wurde für die lokale
Dienstleistungswirtschaft ein Modell der Kleeblattfinanzierung gewählt. Die Zusammenarbeit,
mit der in der letzten Legislaturperiode im Rahmen der flämischen Kleeblätter begonnen wurde,
wird weiter vertieft und verankert. Darüber hinaus gibt es auch verschiedene lokale Kleeblätter,
wobei die lokalen Verwaltungen für die Kofinanzierung der Dienstleistung sorgen. Der derzeitige Rahmen ist jedoch nicht ausreichend auf sie zugeschnitten. Bei der Bewertung der lokalen Dienstleistungswirtschaft wird demnach auch geschaut, wie die lokalen Verwaltungen ihre
koordinierende Rolle bei der lokalen Dienstleistungsbeschäftigung besser ausfüllen können.
Der Übergang aus der Sozialwirtschaft könnte besser sein. Um den Bereich der Maßnahmen
zu vergrößern, wird künftig mehr Aufmerksamkeit auf den Eintritt in den Arbeitsmarkt gelegt.
Mit Hilfe von persönlichen Entwicklungsplänen soll der Zielgruppenarbeitnehmer in der Sozialwirtschaft heranwachsen. Wenn sich nach einer Prüfung der Kompetenzen herausstellt, dass
die Entfernung zum Arbeitsmarkt kleiner geworden ist, wird geschaut, wie der Eintritt in den
Arbeitsmarkt am besten verwirklicht werden kann. Ob der Schritt in die reguläre Wirtschaft ein
Erfolg wird, hängt größtenteils von der Betreuung und Unterstützung beim neuen Arbeitgeber
ab. Letzterer steht nicht alleine da. Der Arbeitnehmer ist mit einem Paket ausgestattet. Je nach
der Entfernung zum Arbeitsmarkt kann es sich dabei um eine höhere Lohnprämie (befristet oder
unbefristet), Anpassungen der Arbeitsstelle und die Möglichkeit einer Betreuung am Arbeitsplatz handeln. Wenn sich herausstellt, dass ein dauerhafter Übergang nicht möglich ist, muss
eine Rückkehr zur Sozialwirtschaft möglich sein.
Die Betreuung am Arbeitsplatz oder Begleitung wird eine wichtige Rolle beim Übergang spielen,
allerdings brauchen sie eine stärkere Straffung und eine weitere Verankerung. In diesem neuen
Modell werden die wichtigsten Punkte der derzeitigen Methoden (SUEM, Jobcoaching, Eingliederungscoaching, Betreuung am Arbeitsplatz usw.) berücksichtigt.
In der Vergangenheit wurde im Rahmen des Mehrwertbeschlusses ein spezifisches Förderungsangebot für die Sozialwirtschaft ausgearbeitet. Die Instrumente wurden oft mit einem sehr spezifischen Fokus entwickelt, aber entwickelten sich nicht immer mit der Politik mit. Im Zuge der
Vereinfachung der Beschäftigungsmaßnahmen wird das derzeitige Förderungsangebot auf der
Grundlage der Bedürfnisse der sozialen Unternehmer und im Hinblick auf die Förderung von
Innovation in der Sozialwirtschaft neu gestaltet. Komplementarität und gesellschaftlicher Mehrwert stehen hierbei im Mittelpunkt.
Sozialwirtschaft bietet Zukunft und ist eine Hebelwirkung für die Gestaltung einer anderen und
sozialeren Wirtschaft. Mit Hilfe einer guten Kommunikationsstrategie, die auf mögliche Initiativen des Sektors abgestimmt ist, wird das Bild und der Mehrwert der Sozialwertschaft verstärkt
werden.
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Qualitätsvolle und dauerhafte Beschäftigungen in Unternehmen erfordern eine gute strategische Managementvision und -methode. Während seit mehr als einem halben Jahrhundert das
Unternehmen von dem Streben nach Effizienz nach wirtschaftlichen Parametern bestimmt
wurde, ist allmählich das Streben nach Qualität in allen Prozessen und Ergebnissen ein Thema
geworden. Bei der Vorbereitung des Dekrets Maßarbeiten wurde von den betreffenden Akteuren das Qualitätsmodell „der Qualitätsanzeiger“ ausgearbeitet. Dieser wird der Ausgangspunkt
für die Berücksichtigung von Qualität in den verschiedenen neuen Vorschriften und politischen
Rahmen sein.
Mit der weiteren Ausarbeitung dieses Qualitätssystems wird der Politikbereich Arbeit und Sozialwirtschaft ein Vorbild für einen eindeutigen Rahmen von Bestimmungen und Vereinbarungen
über Qualität und Mindestqualitätsanforderungen der flämischen Behörden gegenüber allen
Organisationen sein, die innerhalb des Politikbereichs Arbeit und Sozialwirtschaft (finanziell)
unterstützt werden.
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Ein weiteres wichtiges Thema innerhalb der Politik der Sozialwirtschaft ist die Erzeugung von
maximalen gesellschaftlichen Mehrwerten. Unternehmen in die Zukunft erfordert eine andere
Sicht auf Unternehmen. Der wirtschaftliche Gewinn wird nicht mehr länger der einzige Maßstab
sein. Ökologische und gesellschaftliche Rentabilität werden dem gleichgestellt sein. Partnerschaften und Innovation sind Grundprinzipien in diesem Konzept. Hiermit werden Organisationen und Unternehmen, die auf Innovation ausgerichtet sind, Chancen geboten. Die Vorwegnahme künftiger Herausforderungen erfordert heute die Ausarbeitung neuer Modelle und
Arbeitsweisen. Dieses Umdenken erfordert Zeit und wird nicht von heute auf morgen geschehen. Es kommt also darauf an, auf die gesellschaftlichen Bedürfnisse zu reagieren und auf diese
Weise ihre gesellschaftlichen Mehrwerte zu erzeugen. Die gesellschaftlichen Mehrwerte innerhalb und außerhalb der Sozialwirtschaft müssen sichtbar werden.
Es ist notwendig, Anreize für Unternehmen und Organisationen zu schaffen und sie, soweit
möglich, zu unterstützen. Auf diese Weise wird unter anderem das kooperative Unternehmertum verstärkt und die Vorteile von ergänzenden Münzsystemen werden weiter erkundet.
Innerhalb der Sozialwirtschaft streben Unternehmen ein dynamisches Gleichgewicht zwischen
den Interessen der verschiedenen Akteure an. Sie zielen dabei auf die Realisierung von wirtschaftlichem Erfolg, sozialerer Bereicherung und ökologischem Gewinn ab. Der Pakt 2020 hat
das Ziel, dass Organisationen und Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen
und dass Gesellschaftlich Verantwortungsvolles Unternehmen in 2020 weitverbreitet ist. Hierfür sind intelligente und konkrete Ziele und Indikatoren sowie ein offener Dialog mit den Sozialpartnern erforderlich. Der weitere Ausbau des Digitalen Fachzentrums Gesellschaftlich Verantwortungsvolles Unternehmen Flandern in eine breit getragene Partnerschaft wird zu einer
öffentlichen Akzeptanz von Gesellschaftlich Verantwortungsvollem Unternehmen beitragen.
Gesellschaftlich Verantwortungsvolles Unternehmen ist die betriebliche Übersetzung von dauerhafter Entwicklung. Die Flämische Strategie Nachhaltige Entwicklung bedarf einer Erneuerung.
Um eine nachhaltige Politik auf Unternehmensebene durchzusetzen, ist ein stärkeres koordinierendes Vorgehen der flämischen Behörden erforderlich, um die vorhandenen Anreize optimal
einzusetzen. Was die Behörden von den Organisationen und Unternehmen auf dem Gebiet der
gesellschaftlichen Verantwortung verlangen, müssen die Behörden auch selbst erbringen können.
Für diese Strategie der nachhaltigen Entwicklung ist die Vorbildfunktion der Behörden in verschiedenen Aspekten der Nachhaltigkeit bereits in einen Rahmen eingebunden. Der Politikbereich Arbeit und Sozialwirtschaft muss innerhalb der Behörden eine Vorreiterrolle auf dem
Gebiet der Einkaufspolitik, Stakeholder-Politik und der allgemeinen Strategie einnehmen.
In 2009 wurde ein erster Flämischer Aktionsplan für nachhaltige öffentliche Aufträge erstellt.
Angesichts der beträchtlichen Menge an öffentlichen Aufträgen, die die Behörden jedes Jahr
vergeben, bildet die Verwirklichung der Nachhaltigkeit von Einkäufen den Schlusspunkt der Verwirklichung der Nachhaltigkeit der Wirtschaft. Soziale Nachhaltigkeit ist dabei ein zentrales Ziel.
Die Politik der Sozialwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Ehrgeizige Ziele und politische Verpflichtungen müssen dafür sorgen, dass diese Ziele zu konkreten Ergebnisse führen.
Gerade unter wirtschaftlich und finanziell schwierigen Bedingungen ist die Beteiligung von verschiedenen Akteuren und Partnern notwendig. Dies setzt Verantwortungsbewusstsein von allen
beteiligten Partnern voraus, um die Politik der Sozialwirtschaft zu gestalten, durchzuführen und
zu prägen.
Jedes Rad im Räderwerk wird im Rahmen des Möglichen eingeladen, an den Herausforderungen, vor denen wir stehen, mitzuarbeiten.
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