Geistige Behinderung

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Geistige Behinderung
Folie 1
⇒Geistige Behinderung
Diagnosekriterien
1.
+
2.
+
3.
Deutlich unterdurchschnittliche intellektuelle
Leistungsfähigkeit:
ein IQ von ca 70 oder weniger bei einem individuell
durchgeführten Intelligenztest
(bei Kleinkindern durch eine klinische Beurteilung der deutlich
unterdurchschnittlichen intellektuellen Leistungsfähigkeit)
Gleichzeitige Defizite oder Beeinträchtigungen der
gegenwärtigen sozialen Anpassungsfähigkeit
(d.h. der Fähigkeit einer Person, die sozialen Normen ihres
Umfelds altersgemäß zu erfüllen) in mindestens zwei der
folgenden Bereiche:
Kommunikation
Eigenständigkeit
häusliches Leben
soziale/zwischenmenschliche Fertigkeiten
Nutzung öffentlicher Einrichtungen
Selbstbestimmtheit
schulische Fertigkeiten
Arbeit
Freizeit
Gesundheit
Sicherheit
Beginn der Störung vor Vollendung des 18. Lebensjahres
Geistige Behinderung
Folie 2
⇒Anpassungsfähigkeit
bezieht sich darauf, wie effektiv eine Person die Anforderungen des
täglichen Lebens bewältigt und wie gut sie den Grad persönlicher
Unabhängigkeit erfüllt, der unter Berücksichtigung des Alters, des
soziokulturellen Hintergrunds und des sozialen Umfelds von ihr
erwartet wird.
Die Anpassungsfähigkeit kann durch verschiedene Faktoren
beeinflußt
sein,
dazu
gehören
Bildung,
Motivation,
Persönlichkeitsmerkmale, soziale und berufliche Möglichkeiten
sowie
psychische
Störungen
und
medizinische
Krankheitsfaktoren, die mit einer geistigen Behinderung verbunden
sein können.
Anpassungsprobleme lassen sich mit höherer Wahrscheinlichkeit
durch Förderung verbessern als der kognitive IQ, der eher das
stabilere Merkmal ist.
Informationen über Anpassungsdefizite sind aus verschiedenen
Quellen, Anamnese, Befragung oder auch über Fragebögen zu
erhalten. Letztere sind oft wenig reliabel und deshalb kritisch zu
beurteilen.
Verhaltensweisen wie Abhängigkeit und Passivität, die normalerweise
als Zeichen für eine schlechte Anpassung gelten, können im Kontext
der besonderen Lebensumstände einer Person Zeichen für eine gute
Anpassung sein.
Das Klassifikationssystem für Geistige Behinderung (1992) gemäß
der American Association on Mental Retardation, AAMR,
unterscheidet den Schweregrad der geistigen Behinderung nach „Art
und Ausmaß der benötigten Hilfe“
(zeitweise, begrenzt, ausgedehnt, allumfassend).
In dieser AAMR spielt die Anpassung eine hervorragende Rolle.
Geistige Behinderung
Folie 3
⇒Beurteilung der Anpassung
Zur Beurteilung der Anpassung wurden vor allem in den USA
Skalen gebildet.
Sie beruhen auf folgenden Faktoren:
Im Frühkindheits und Vorschulalter:
1. Sensomotorische Fertigkeiten
2. Kommunikative Fertigkeiten (einschließlich Sprechen
und Sprache
3. Fertigkeiten der Selsbtversorgung
4. Sozialverhalten (Interaktion mit anderen)
In der Schul- und frühen Jugendzeit:
5. Anwendung grundlegender Kulturtechniken im Alltag
6. Anwendung angemessener Begründungen und Urteile
in der Bewältigung der Umwelt
7. Sozialfertigkeiten (Teilnahme an Gruppenfertigkeiten
und interpersonale Beziehungen)
Als Heranwachsender und Erwachsener:
8. Berufliche und soziale Verantwortlichkeit und
Leistungen
Zu beachten ist, daß mit Anpassung gerade nicht die eher
passive unterworfene Haltung unserer Umgangssprache
gemeint ist, sondern gerade die aktive Bewältigung der aus der
Umwelt herangetragenen Aufgaben. Aus gelungener
Anpassung bzw. Adaptation resultieren persönliche
Unabhängigkeit und soziale Verantwortlichkeit.
Geistige Behinderung
Folie 4
⇒Kurt Schneider (1946/1955) Klinische Psychopathologie
(75ff)
Der Schwachsinn wird von der Psychiatrie wenig und schlecht behandelt,
obschon er wohl die häufigste seelische Abnormität ist. Die Gründe liegen vor
allem einerseits in seiner relativ ärmlichen Symptomatik, andererseits in der
Tatsache, daß der weitaus größte Teil der Schwachsinnigen sich nicht in der
unmittelbaren Obhut von Ärzten befindet. Selbst da, wo körperlich faßbare
Grundlagen vorliegen, ist mit wenigen Ausnahmen die Behandlung eine
heilpädagogische und keine ärztliche.
Das Gedächtnis kann weder zur Intelligenz noch zur Persönlichkeit gerechnet
werden, die Auffassung nur mit Einschränkung zur Intelligenz. Die Phantasie
kann man ohne weiteres weder der Intelligenz noch der Persönlichkeit zuteilen.
Die formale Phantasie, also die Frage, ob mehr reproduktiv oder mehr produktiv
gedacht wird, gehört eher zur Intelligenz, die eigentlich schöpferische Phantasie
eher zur Persönlichkeit. Im Grunde ist es belanglos, wie man das zu einer
lebendigen Einheit verbundene individuelle seelische Sein aus didaktischen
Gründen aufteilen mag. Auch auf die Aufzählung weitere unterscheidbarer
Einzelzüge soll hier verzichtet werden. Man denke vor allem an besondere
Talente und spezielle Fähigkeiten.
(143)
Über die Intelligenz des Menschen kann man sich leicht täuschen. Daß
verschüchterte Menschen in der Untersuchungssituation oft dumm oder
dümmer erscheinen, als sie sind, ist immer noch nicht genügend bekannt. Dies
gilt sowohl für die einfache Unterhaltung wie für die in mancher Hinsicht
zweifelhafte Prüfung von Intelligenz und Wissensbestand. Diese muß stets
auf den Lebenskreis des Prüflings eingestellt sein. Es gibt keinen Fragebogen
für alle.
Schwachsinnige primitiver Herkunft verhalten sich in ungewohnter Umgebung
oft so seltsam, daß erst nach Tagen der Gedanke an eine Schizophrenie,
insbesondere an eine sogenannte Pfropfschizophrenie, aufgegeben wird. Sie
sind ambulant oft überhaupt nicht diagnostizierbar.
Das gleiche gilt von der Pseudodemenz. Sie kann produktiv sein, d.h. Dummheit
oder Verrücktheit vortäuschen wollen, oder einfach ein Schweigen, ein
Nichtmitmachen. Erschwert wird die Lage noch dadurch, daß es sich meist um
wirklich Debile handelt, die in ihrer Unfähigkeit, sich anders zu helfen, zu
diesem scheinbar einfachen Mittel greifen.
Der Intelligenzgrad gibt den Psychosen eine verschiedene Farbe. Ein debiler
Schizophrener hat andere Inhalte und verhält sich anders als ein kluger und
differenzierter. Auch bei dem in seiner Persönlichkeit veränderten oder gar
zerstörten Schizophrenen ist nicht seine Intelligenz zerstört; er ist nicht
dement geworden.
Geistige Behinderung
Folie 5
⇒ Einteilung der Geistigen Behinderung
Leichte Geistige Behinderung:
IQ 50-55
bis ca. 70
Mittelschwere Geistige Behinderung
IQ 35-40
bis 50-55
IQ 20-25
bis 35-40
Schwere Geistige Behinderung
Schwerste Geistige Behinderung
IQ unter 20 bzw. 25
Geistige Behinderung hat viele verschiedene Ätiologien und kann als
der letzte gemeinsame Weg unterschiedlicher pathologischer Prozesse
betrachtet werden, die die Funktionsfähigkeit des zentralen
Nervensystems beeinträchtigen.
Geistige Behinderung
Folie 6
⇒ Beurteilung der Intelligenz
IQ-Bestimmung z.B. durch HAWIK-R oder Kaufmann Assessment
Battery for Children, Meßfehler etwa 5 Punkte (also 75 kann noch Geistige
Behinderung sein und 65 muß noch nicht geistige Behinderung sein).
Der soziokulturelle Hintergrund einer Person, ihre Muttersprache,
begleitende
kommunikative,
motorische
und
sensorische
Beeinträchtigungen müssen bei der Interpretation der Testergebnisse
berücksichtigt werden.
Bei bedeutsamer Streuung der Punktwerte der einzelnen Untertests spiegelt
das Profil von Stärken und Schwächen die Lernfähigkeit besser wieder als
der IQ-Gesamtwert.
Bei deutlicher Diskrepanz zwischen verbalen Fähigkeiten und allgemeiner
Leistungsfähigkeit (Handlungsteil) sagt der Durchschnittswert wenig aus.
IQ von 70 entspricht zwei Standardabweichungen, also der 3%-Perzentile.
In früheren Bestimmungen hatte man geistige Behinderungen schon bei
einer Abweichung von einer Standardabweicheng nach unten beginnen
lassen, was bedeutet hatte, daß etwa 16% der Bevölkerung dazuzurechnen
waren.
Heute wird der Bereich zwischen einer und zwei Standardabweichungen
als Lernbehinderung aufgefaßt, geistige Behinderung zählt unterhalb
zweier Standardabweichungen und somit sind weniger als 3% betroffen.
Das Konstrukt Intelligenz ist allerdings ein höchst fragwürdiges Konstrukt:
es erfaßt viele Einzelfähigkeiten und versucht daraus eine Durchschnitt zu
bilden und mit dieser gemittelten Zahl, etwas über den individuellen
Menschen auszusagen.
Verschiedene Intelligenztests fragen nun unterschiedliche Muster dieser
Fähigkeiten ab.
Jede Verwendung von Intelligenzquotienten als diagnostisches Instrument
sollte sich der Willkürlichkeit ihrer Bestimmung bewußt sein und darüber,
daß zwar etwas über schulische Erfolgsaussichten gesagt werden kann,
jedoch nicht über die wirkliche Leistungsfähigkeit der Person in nicht
schulischen Situationen.
Geistige Behinderung
Folie 7
⇒ Einteilung der Intelligenz nach dem
Entwicklungsalter
Entwicklungsstand bei geistiger Behinderung:
leichte geistige Behinderung:
15 Jahre
mittlere und schwere geistige Behinderung
6 Jahre
schwerste geistige Behinderung
18 Monate
Geistige Behinderung
Folie 8
⇒ Leichte geistige Behinderung
(IQ 50-55 bis ca. 70):
85% der geistig behinderten Personen.
„Debilität“
Früher in den USA als „schulfähig“ klassifiziert.
Im Vorschulalter (bis 5 Jahre) werden soziale und
kommunikative Fertigkeiten entwickelt, Unterscheidung
von Kindern ohne geistige Behinderung oft erst später.
Sensomotorik nur minimal beeinträchtigt.
Bis zur Adoleszenz können Schulkenntnisse bis etwa zur
6. Klasse erworben werden.
Können im Erwachsenenalter gewöhnlich für sich selbst
sorgen, können aber auch der Unterstützung bedürfen.
Sie leben selbständig oder in betreuten Einrichtungen.
Geistige Behinderung
Folie 9
⇒ Mittelschwere geistige Behinderung
(IQ 35-40 bis 50-55)
10% der geistig behinderten Personen.
„Imbezillität“
Früher in den USA als trainierbar klassifiziert.
Erwerben in früher Kindheit kommunikative Fähigkeiten.
Profitieren von beruflichem und sozialem Training und
können unter leichter Aufsicht für sich selbst sorgen.
Schulkenntnisse können kaum über das Niveau der 2.
Klasse hinaus erworben werden
Während der Adoleszenz können Schwierigkeiten,
soziale Koventionen zu berücksichtigen, die Beziehungen
zu Gleichaltrigen beeinträchtigen.
Arbeiten in betreuten Werkstätten oder verrichten auf
dem freien Arbeitsmarkt ungelernte oder angelernte
Arbeiten unter Aufsicht.
Leben gewöhnlich in betreuten Einrichtungen.
Geistige Behinderung
Folie 10
⇒ Schwere geistige Behinderung
(IQ 20-25 bis 35-40)
3-4% der geistig behinderten Personen
„Ausgeprägte Imbezillität“
Erwerben in der frühen Kindheit keine oder nur wenige
Fähigkeiten der sprachlichen Kommunikation.
Lernen im Schulalter sprechen und grundlegende
Selbstversorgungsfertigkeiten.
Einige für das Leben wichtige Wörter können druch
Training erkannt werden.
Können als Erwachsene unter enger Aufsicht einfache
Arbeiten druchführen.
Passen sich gut an das Leben in der Gemeinschaft an in
Wohnheimen oder in der Familie.
Geistige Behinderung
Folie 11
⇒ Schwerste geistige Behinderung
(IQ unter 20 oder 25)
1-2% aller geistig behinderten Personen.
„Idiotie“
Bei der Mehrzahl liegt ein bekannter neurologischer
Krankheitsfaktor zugrunde.
Schon
in
der
frühen
Kindheit
erhebliche
Beeinträchtigungen der Sensomotorik.
Ständige Hilfe und Aufsicht sowie individualisierte
Beziheung zu einer Pflegeperson ermöglichen
Entwicklung von Motorik, Eigenständigkeit und
Kommunikationsfähigkeit durch geeignetes Training.
Einige können in beschützten Einrichtungen einfache
Arbeiten verrichten.
Geistige Behinderung
Folie 12
⇒ Ätiologie:
biologisch oder psychosozial, in 30-40% nicht klärbar
prädisponierende Faktoren:
Erblichkeit (ca. 5%):
angeborene Stoffwechselstörungen (meist autosomal
rezessiv vererbt)
andere singuläre Genveränderungen
Chromosomenaberrationen (z.B. Down-Syndrom)
frühe Schädigungen der Embryonalentwicklung (ca.
30%)
Chromosomenveränderungen (z.B. Down-Syndrom)
pränatale Schäden durch toxische Stoffe (z.B.
Alkohol)
pränatale Schäden durch Infektionen
Probleme während der Schwangerschaft und Geburt (ca.
10%)
Mangelernährung des Fötus
Frühgeburt
Sauerstoffmangel während der Geburt
Virus- und andere Infektionen
Traumata
in der frühen Kindheit oder Kindheit erworbene
medizinische Krankheitsfaktoren (ca. 5%)
Infektionen, Traumata, Vergiftungen
Umwelteinflüsse und andere psychische Störungen (ca.
15-20%)
Mangel an Nahrung
Mangel an sozialen und sprachlichen und anderen
Stimulationen
schwere psychische Störungen (z.B. autistische
Störung)
Geistige Behinderung
Folie 13
⇒ Verursachung
organischer Hirnschaden
einschließlich Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörungen
Epilepsie
zusätzlich wirksame Faktoren:
soziale Ablehnung
intrafamiliäre Störungen
Störungen der sozialen Beziehungen
niedriger Sozialstatus
institutionelle Deprivation
Kommunikationsstörungen
Vorkommen:
Prävalenzrate bei etwa 1%.
In allen sozioökonomischen Schichten etwa gleich.
Ohne
spezifische
biologische
Ursachen
untere
sozioökonomishe Schichten überrepräsentiert und geistige
Behinderung leichter.
Zeitpunkt der Diagnosestellung hängt von der Schwere der
geistigen Behinderung ab sowie von der Art der
Grundkrankheit (z.B. Down-Syndrom bei Geburt).
Der Verlauf einer geistigen Behinderung ist eher variabel und
von Umweltfaktoren abhängig.
Die Störung ist nicht zwangsläufig lebenslang. Geeignetes
Training und gute Anpassungsfähigkeit in anderen Bereichen
können Beeinträchtigung so vermindern, daß die Diagnose
nicht mehr gestellt werden kann.
Geistige Behinderung
Folie 14
⇒ Differentialdiagnose:
Es gibt keine Ausschlußkriterien.
Bei Lern- oder Kommunikationsstörungen ohne gleichzeitige
geistige Behinderung ist die Entwicklung in einem bestimmten
Bereich beeinträchtigt, jedoch ohne allgemeine Beeinträchtigung
der intellektuellen Entwicklung und der Anpassungsfähigkeit.
Sie können bei unterschiedlicher Schwere zusätzlich zur
Geistigen Behinderung diagnostiziert werden.
Bei den Tiefgreifenden Entwicklungsstörungen ist die
Entwicklung der sozialen Interaktion sowie die Entwicklung von
verbalen
und
nonverbalen
Kommunikationsfähigkeiten
qualitativ beeinträchtigt. 75-80% der betroffenen Personen
haben auch eine geistige Behinderung.
Bei Demenz deutliche Beeinträchtigung des Gedächtnisses +
eine weitere Beeinträchtigung in mindestens einer weiteren
kognitiven Funktion (Sprache (Aphasie), Motorik (Apraxie),
Erkennen (Agnosie), Planen (Störung der Exekutivfunktion)).
Demenz erfordert einen signifikanten Abfall von einem vormals
höheren Leistungsniveau. Deshalb unter 4 -6 Jahren schwierig
zu beurteilen.
Geistige Behinderung mit Beginn vor Vollendung des 18.
Lebensjahres.
Demenz nur dann diagnostizieren, wenn Zustandsbild durch die
Diagnose der Gestigen Behinderung nicht genügend beschrieben
wird.
Der Grenzbereich der intellektuellen Leistungsfähigkeit (IQ
71 bis 84, unterdurchschnittliche Intelligenz, „Grenzdebilität“)
hat weniger Defizite im Anpassungsverhalten als entscheidendes
Unterscheidungskriterium im Bereich IQ 70-75.
Geistige Behinderung
Folie 15
⇒ Merkmale Geistiger Behinderung
Es gibt keine spezifischen Persönlichkeits- oder
Verhaltensmerkmale für geistige Behinderung.
Sowohl Sanftmütigkeit, Abhängigkeit und Passivität
können vorkommen als auch Aggressivität und
Impulsivität.
Geistig behinderte Personen sind anfällig für
Ausnutzung durch andere
Körperliche Mißhandlung
Sexuellen Mißbrauch
Beschneidung ihrer Rechte und Möglichkeiten
Geistige Behinderung
⇒
Psychiatrische
Behinderung:
Folie 16
Störungen
bei
geistiger
Risiko gegenüber Gesunden 3-4 mal erhöht
ähnliche psychiatrische Störungen wie bei Normalintelligenten:
emotionale Störungen
dissoziale Störungen
Persönlichkeitsabweichungen
Entwicklungsstörungen
bei schwerer geistiger Behinderung:
organische Psychosyndrome
hyperkinetische Störungen
Psychosen
Stereotypien
autistische Syndrome
spezielle psychopathologische Phänomene bei geistiger
Behinderung:
Autismus
desintegrative und schizophrene Psychosen
affektiven Psychosen
Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörung
Stereotypien und Automutilationen
Enuresis und Enkopresis
Eßstörungen
Auffälligkeiten des Psychomotorik
Auffälligkeiten der Stimmung, Affekte, Triebfunktionen
Es gibt keine typischen Auffälligkeiten, die eine geistige
Behinderung beweisen.
Es gibt keine Auffälligkeiten, die nur bei geistiger
Behinderung auftreten.
Es gibt keine Auffälligkeiten, die bei jeder geistigen
Behinderung auftreten.
Geistige Behinderung
Folie 17
⇒ Bei geistiger Behinderung häufig auftretende
psychische Krankheitsbilder:
Autismus
bzw. autistische Symptome
Psychosen
bei IQ < 50 schwierige Diagnosestellung
Schizophrenie bei geistiger Behinderung mit schlechterer
Prognose
in der Kindheit autismusähnliche atypische Psychosen:
Stereotypien, Hyperaktivität, Automutilation, Pica,
verlangsamte Sprachentwicklung, Kontaktstörungen
Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörung
dranghaft ausgeprägte motorische Unruhe mit mangelnder
Zielorientierung
ungenügende Zentrierung der Aufmerksamkeit und
hochgradige Ablenkbarkeit
Erethie = ausgeprägte motorische Unruhezustände bei
geistiger Behinderung
Ursachen:
Hirnschädigung
mangelnde Anregung durch sensorische und soziale
Deprivation
besonders typisch bei
Alkoholembryopathie
Phenylketonurie
Epilepsien vor der Pubertät
Hypoaktivität
z.B. Down Syndrom
Geistige Behinderung
Folie 18
⇒ Bei geistiger Behinderung häufig auftretende psychische Krankheitsbilder II:
Stereotypien und Automutilation
Jaktation auch bei normalen Säuglingen bis zum 3.
Lebensjahr
bei diesen vor allem in sozialer Isolation, bei
Müdigkeit, Inaktivität
bei geistiger Behinderung anhaltender und unabhängiger
von Umgebung
umso ausgeprägter, bizarrer und resistenter, je geringer die
Stimulation
Automutilationen häufiger bei jüngeren und längerfristig
institutionell untergebrachten Patienten
sowie bei schwerergradiger geistiger Behinderung
(etwa bei 10%)
Enuresis und Enkopresis
möglicherweise weniger effektive Sauberkeitserziehung
gute Erfolge der lerntheoretische begründeten
Verhaltenstherapie
Eßstörungen
Pica
bei geistig behinderten, sozial benachteiligten und
deprivierten Kindern
Rumination
v.a. bei Deprivation
Polyphagie und Polydipsie
Triebstörung v.a. bei hirnorganischer Schädigung
Psychomotorik
wenig differenziert, grob, dysharmonisch
Stimmungsveränderungen
depressiv (dysphorisch)
euphorisch (manisch)
Affektdurchbrüche und Affekthandlungen
Konervsionssyndrome
dissoziale Störungen
Störungen der sexuellen Entwicklung
dranghaftes Masturbieren, Prostitution
Geistige Behinderung
Folie 19
⇒ Altersverteilung psychiatrischer Störungen
bei geistig Behinderten:
Kindheit:
Hyperaktivität
Enuresis
Enkopresis
Sprachentwicklungsstörungen
Aggressivität
Angstzustände
Jugend:
Verwahrlosung
Delinquenz
schizophrene Psychosen
Erwachsene:
Depressionen
psychosomatische Symptome
Konervsionsstörungen
Psychosen
Geschlechtsverteilung:
männlich:
aggressiv-dissoziale Störungen
weiblich:
emotional-neurotische Störungen
Geistige Behinderung
Folie 20
Zweifel
an Psychotherapiefähigkeit von Behinderten:
„Diagnostic overshadow“:
Angstsymptomatik von „dummen“ Patienten wird
wesentlich weniger gravierend und
behandlungsbedürftig beurteilt als bei
normalintelligenten
„lebensunwerten Lebens“
= psychiatrische Tradition in Deutschland
intellektuelle Voraussetzungen für Therapie
Geistige Behinderung
Folie 21
Psychologische Konzepte bei geistiger Behinderung
Dummheit
als häufigste Neurose, Autotomie (Landauer)
Pseudo-Imbezillität
als Tarnkappe (Mahler)
Pseudodemenz
Ganser-Syndrom
(„Vorbeiantworten“ als dissoziative Störung mit
psychogenen Ursachen)
Familiendynamik von Behinderung
Behinderung als Traumatisierung
sekundärer Krankheitsgewinn für alle Beteiligten
psychomotorische Störungen als fehlende Trennung des
kindlichen Körpers von der Mutter
Geistige Behinderung
„Rivalität um die bessere Elternschaft“
zwischen
„geborenen“
und
„professionellen“
Erziehern hat eine Ursache in:
Verleugnung
• der Behinderung
• der Gefühle geistig Behinderter
• der Gefühle, die ihnen entgegengebracht
werden
als Reaktion auf das ständige Trauma
Folie 22
Geistige Behinderung
Folie 23
Pädagogischer Idealismus
führt zu
⇒ Abspaltung der eigenen aggressiv ablehnenden
Gefühle gegenüber den behinderten Kindern
⇒ Projektion dieser Aggression auf die Eltern
⇒ unbewusste Bestrafungswünsche
⇒ Ablehnung der Beziehungsangebote
⇒ Ablehnung der Wahrnehmung des Leidensdrucks
⇒ Ablehnung der Wahrnehmung der
Hilfsbedürftigkeit
Lösung:
Analyse der emotionalen Reaktion der Helfer als
Gegenübertragungsreaktion
zum besseren Verständnis der eigenen Reaktionen und
der Familiendynamik
Geistige Behinderung
Abwehr
der Eltern:
Gegen
die eigene Ohnmacht und Hilflosigkeit
und gegen
Schuldgefühle
wirken:
Aktivismus
vielfältige Trainingsprogramme
(Angst der Therapeuten und Eltern erstarrt in
Trainingsprogrammen)
Schuldzuweisungen an professionelle Helfer
(Verursachung, mangelnde Unterstützung, ...)
Überidentifikation mit dem Kind mit
Selbstheilungswunsch
Bausteine
Folie 24
Geistige Behinderung
Folie 25
psychoanalytischer bzw. tiefenpsychologischer
Therapiekonzepte bei geistiger Behinderung
präverbaler Kontakt
(gegen chronifizierte frühkindliche Depression)
körpertherapeutischer Zugang
musiktherapeutischer Zugang
...
Aufdeckung der Verdrängungs-, Ausgrenzungsund Projektionsprozesse gegenüber Behinderten
und ihren Angehörigen
Analyse der Gegenübertragungsgefühle
⇒
⇒
⇒
⇒
Interessenverlust der Therapeuten als
Gegenübertragungsreaktion
Projektive Identifikation z.B. der
Resignation (Depression) oder
Aggression
Selbstheilungswünsche und
Größenphantasien
Schrecken oder Panik vor zerstörten
oder zerstörenden Menschen
(Gott Pan als Symbol für Dunkles, Schreckenerregendes
und Phallisches löste bei Geburt bei seiner Mutter
Schrecken aus (bärtiges Gesicht, Bockshörner und – hufe)
LEA
Geistige Behinderung
Folie 26
Level of emotional awareness
entwicklungspsychologisches Modell für Gefühlswahrnehmung
5
Wahrnehmung differenzierter Gefühle
bei sich und bei anderen
4
mehrere differenzierte Gefühle
3
einfaches einzelnes Gefühl
2
unbewusster Affekt
1
unspezifische autonome Erregung
bewusst
unbewusst
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