Neurobiologie Verhaltensbiologie

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a) Gifte an der neuromuskulären
Synapse
b) Schmerzmittel
Neurobiologie
1
Das Nervensystem (NS) des
Menschen
1.1 Vergleich mit anderen Tiergruppen
1.2 Funktionelle Gliederung des NS
1.3 Gliederung des Gehirns
a) Gehirnabschnitte
b) Evolution der
Gehirnabschnitte
c) Lateralisiserung des Gehirns
1.4 Bau des Rückenmarks
1.5 Funktion des somatischen NS
(Bsp. Reflex)
1.6 Funktion des vegetativen NS (Bsp.
Stressreaktion)
2
Elektrochemische Vorgänge
an Nervenzellen und
Synapsen
2.1
2.2
2.3
2.4
Zelltypen im NS
Bau einer Nervenzelle
Bau einer Axonmembran
Das Ruhepotential (RP)
a) Entstehung
b) Aufrechterhaltung
Das Aktionspotential (AP)
a) Entstehung
b) Verlauf des AP
c) Fortleitung bei marklosen
Nervenfasern
d) Fortleitung bei markhaltigen
Nervenfasern
Bau einer Synapse
Erregungsübertragung an einer
neuro-muskulären Synapse
Einfluss von giften, Drogen und
Medikamenten auf die
Synapsenfunktion
2.5
2.6
2.7
2.8
Verhaltensbiologie
1
Fragestellungen
1.1 Definition von Verhalten
1.2 Übersicht zu Verhaltensursachen
und Forschungsrichtungen
2
erbbedingte
Verhaltensanteile
2.1 unbedingter Reflex
a) Reiz-Reaktions-Schema am
Beispiel Kniesehnenreflex
b) Schutzfunktion
2.2 Instinkthandlung
a) Phasen (z.B. Beutefang)
b) Attrappenversuche (z.B.
Fütterungsverhalten)
c) Doppelte Quantifizierung
d) Handlungsketten
e) Sonderformen
2.3 Nachweis angeborener
Verhaltensanteile
a) bei Tieren
b) beim Menschen
c) Probleme
2.4 Angeborene Auslösemechanismen
(AAM) beim Menschen
a) Kindchenschema
b) Mann-Schema
c) Frau-Schema
d) Bedeutung
3
erfahrungsbedingte
Verhaltensanteile
3.1 Prägung
a) Kennzeichen
b) Verlauf
c) Beispiele
3.2 bedingter Reflex
a) Versuche zum
Lidschlussreflex
b) Problem: Abgrenzung zur
bedingten Appetenz
3.3 klassische (=reizbedingte)
Konditionierung
a) Fütterungsversuch bei
Fischen
b) Stromschlagversuch bei
Ratten
c) Übersicht
3.4 instrumentelle
(=verhaltensbedingte)
Konditionierung
a) Belohnung in der Skinner-Box
b) Strafe in der Skinner-Box
c) Übersicht
d) Problem: Abgrenzung
bedingte Aversion/bedingte
Hemmung
3.5 Lernen durch Einsicht
a) Umwegversuch (Hund)
b) Werkzeuggebrauch
(Primaten)
c) Spiegelbildversuch (Primaten)
4 Sozialverhalten
4.1 Kommunikation und soziale
Bindung
a) Formen sozialer
Zusammenschlüsse
b) Vor- und Nachteile sozialer
Zusammenschlüsse
c) Einfache Signale
d) Ritualisierte Verhaltensweisen
e) Sprache
4.2 Innerartliche Aggression und
Aggressionskontrolle
a) Vergleich von inner- und
zwischenartlicher Aggression
b) Territorialverhalten und
Revierbildung
c) Ausbildung einer
Rangordnung
d) Aggressionshemmende
Verhaltensweisen
Neurobiologie
1 Das Nervensystem (NS) des Menschen
1.1 Vergleich mit anderen Tiergruppen
Hohltiere
Zentralisierung
nein
Lage des
zentralen Marks
/
Gliederfüßer
Wirbeltiere
ja
Bauchseite
ja
Rückenseite
zunehmende Zentralisierung entlang der Längsachse und am
¾
Vorderende
Entstehung des ZNS mehrfach unabhängig voneinander im Lauf der
¾
Evolution
1.2 funktionelle Gliederung des NS
NS
somatisches
Nervensystem
SNS
somatische
Nervenfasern
des peripheren NS
vegetatives
Nervensystem
VNS
somatische
Zentren des
zentralen NS
PNS
afferent
vegetative
Zentren des
zentralen NS
ZNS
efferent
SNS: - bewusste Vorgänge
vegetative
Nervenfasern
des peripheren
NS
PNS
efferent
Sympa-
Parasym-
thikus
pathikus
- Steuerung der Skelettmuskulatur
- auch Reflexe
VNS: - unbewusste Vorgänge
- Steuerung von Herz- und Darmtätigkeit
Verknüpfung mit dem SNS im ZNS (Autogenes Training!)
¾
ZNS: - Gehirn und Rückenmark
PNS: - afferent (vom Sinnesorgan zum ZNS)
- efferent (vom ZNS zum Erfolgsorgan/Effektor)
Schnelltest:
1.) Welche Tiergruppen besitzen ein zentrales Nervensystem?
2.) Was bedeuten die Abkürzungen PNS, SNS, VNS, ZNS?
3.) Nenne einen unbewusst ablaufenden Vorgang, an dem das SNS beteiligt
ist!
4.) Finde den Ursprung des Begriffs „efferent“!
Zum Nachdenken:
5.) Besitzen Hohltiere ein „PNS“?
6.) Wie kann man das NS des Menschen nach anatomischen
Gesichtspunkten gliedern?
7.) Im Schema von 1.2 ist zur Vereinfachung ein afferenter Bestandteil des
VNS weggelassen. Schlage in einem Lexikon den Begriff „viscerales
Nervensystem“ nach und ordne auch dieses in das in Aufgabe 6.) erstellte
Schema ein.
1.3 Gliederung des Gehirns
a) Gehirnabschnitte
Gehirnabschnitt
(1) Großhirn
Teilbereiche
¾Rindenfelder
• sensorische
Aufgaben
Körpergefühl, Sprachverständnis,
Seh-, Hör-, Riechzentrum
• motorische
Körperbewegungen,
Sprechbewegungen
• assoziative
Bewusste Wahrnehmung,
Erinnern, Denken
(2) Zwischenhirn
¾Limbisches System
Gefühle, Bewertung
¾Thalamus
Filter zum Großhirn
¾Hypothalamus
Gefühle, Steuerung des
efferenten vegetativen PNS
(und des Hormonsystems)
(3) Mittelhirn
Schlafrhythmus
(4) Kleinhirn
Bewegungskoordination
(5) Nachhirn
Reflexzentrum
(Husten-, Nies-, Schluckreflex,
Atmung, Lidschluss)
b) Evolution der Gehirnabschnitte
Fische:
Mittelhirn als Steuerzentrale
Säugetiere: Großhirn als Steuerzentrale
Mensch:
assoziative Rindenfelder ausgeprägt
=> Lernfähigkeit
c) Lateralisierung des Gehirns
Aufsicht:
vorne
Sprechen
Räumliches
VorstellungsVermögen
Schreiben
links
verbales Denken
Balken
nichtverbales
Denken
rechts
Rechnen
Musik
hinten
•
Steuerung der
• Steuerung der
rechten Hand
•
•
Wahrnehmung der
linken Hand
•
Wahrnehmung der
rechten Gesichtsfeld-
linken Gesichtsfeld-
hälfte
hälfte
beide Augen
•
beide Augen
Schnelltest:
1.) Nenne die fünf Gehirnabschnitte!
2.) Ordne den Teilbereichen des Großhirns die jeweiligen Aufgaben zu!
3.) Welche Teilbereiche des Gehirns sind an bewussten Handlungen
beteiligt?
4.) Welche Gehirnhälfte arbeitet besonders gut bei Mathematikern?
5.) Welche Gehirnhälfte ist für die Wahrnehmung der rechten
Gesichtsfeldhälfte zuständig?
Zum Nachdenken:
6.) Plane einen Versuch, mit dem man die Folgen der Durchtrennung des
Balkens untersuchen könnte! (Der Sehnerv verläuft unabhängig vom
Balken unterhalb von diesem über Kreuz vom jeweiligen Auge in den
Bereich der lateral gegenüberliegenden hinteren sensorischen
Großhirnrinde.)
7.) Bei einem Schlaganfall wird die Blutzufuhr zu Teilen des Gehirns
unterbrochen und Teile des Gehirns sterben aufgrund von
Sauerstoffmangel ab. Begründe, warum Schlaganfallpatienten nach
erfolgreicher Physiotherapie vorher gelähmte Extremitäten wieder
bewegen können.
1.4 Bau des Rückenmarks
graue Substanz
(Zellkörper)
Rückenseite
Wirbelkörper
Spinalganglion
Afferenz
weiße Substanz
(Nervenfasern)
Efferenz
Wirbelkörper
Bauchseite
1.5 Funktion des somatischen Nervensystems (SNS) am Beispiel eines
Reflexes
Rezeptor
Afferenz
Reiz
ZNS
Efferenz
Erregung
Umwandlung
Leitung
Verarbeitung
Effektor
Reaktion
Leitung
Umwandlung
Schnelltest:
1.)
2.)
3.)
4.)
Wo liegen die Zellkörper der afferenten Nervenzellen?
Wo liegen die Zellkörper der efferenten Nervenzellen?
Welche Aufgabe hat ein Sinnesorgan (entspricht hier dem Rezeptor)?
In welchen Bereichen des ZNS kann die Verarbeitung der Information
(entspricht hier der Erregung) erfolgen?
Zum Nachdenken:
5.) An welchen Stationen könnte dieser einfache Reflexbogen unterbrochen
werden?
1.6 Funktion des vegetativen Nervensystems
Reiz
Rezeptor
Afferenz
ZNS
(somatisch)
Efferenz
(vegetativ)
Sympathikus
Parasympathikus
„Leistungsnerv“
„Erholungsnerv“
Bei Stress wird der Sympathikus aktiviert:
Organ
Wirkung
Auge
Pupillenerweiterung
Hautarterien
Verengung
Herz
Frequenzsteigerung
Zweck
besserer Lichteinfall
mehr Blut im Körperinnern
bessere Sauerstoff- und
Nährstoffversorgung
Darm
Tätigkeit
Energie-
Immunsystem
wird gehemmt
ersparnis
Nebenniere
Adrenalinausschüttung
setzt Blutzucker aus
Speichern frei
Vorbereitung auf Flucht oder Kampf („Fight-or-Flight“)
Bei Dauerstress Organschäden (Blutgefäße!)
Gegenspieler Parasympathikus
Schnelltest:
1.) Begründe, warum man den Parasympathikus zum efferenten vegetativen
peripheren Nervensystem zählt.
2.) Vergleiche das Schema mit dem Reflexbogen aus Kapitel 1.5 und
begründe, warum der Weg bis zum ZNS identisch ist.
Zum Nachdenken:
3.) Welche Auswirkungen hätte eine Aktivierung des Sympathikus auf den
Durchmesser der Bronchien?
4.) Welche Langzeitschäden können durch übermäßige Aktivierung des
Sympathikus entstehen?
2 Elektrochemische Vorgänge an Nervenzellen und Synapsen
2.1 Zelltypen im ZNS
Gliazellen:
- Stütz- und Ernährungsfunktion
- Isolierung der Axone bei markhaltigen Nervenfasern
(=> Sonderform = Schwannsche Zellen)
Nervenzellen: - Erregungsleitung und Erregungsübertragung
- Informationsverarbeitung
2.2 Bau einer Nervenzelle
Synapse
=> Synapsentypen:
- neuro-neuronal
- neuro-muskulär
- neuro-sekretorisch
Schnelltest:
1.) Kennzeichne den Bereich des Nervenzellplasmas durch gelbe Schraffur.
2.) Kennzeichne den Bereich des Zellplasmas der Schwannschen Zellen
durch grüne Schraffur. Muskelzellen sollen rot, Drüsenzellen violett
schraffiert werden.
Zum Nachdenken:
3.) Aus der Skizze ergibt sich die Aufgabenzweiteilung einer Nervenzelle:
Erregungsleitung und Erregungsübertragung. Ordne beiden Aufgaben die
entsprechenden Bereiche der Nervenzelle zu.
2.3 Bau der Zellmembran im Axonbereich
Liquid
doppel
schicht
innen
Kanalproteine
Carrierproteine
spezifisch für
Natriumionen Na+
oder Kaliumionen K+
gekoppelt für
Natriumionen Na+
und Kaliumionen K+
Æ passiver Transport
drei Typen:
1.) K+ – Sickerkanäle
immer geöffnet (vgl. RP)
2.) Spannungsabhängige K+ - Kanäle
3.) Spannungsabhängige Na+ - Kanäle
bei Spannungsänderung geöffnet (vgl. AP)
Æ
Æ
Æ aktiver Transport
nur ein Typ:
- „Natrium-Kalium-Pumpe“
2.4 Das Ruhepotential (RP)
Cl-
Cl-
Cl-
Na+
Na+
K+
Na+
außen
Axonmembran
innen
+
3
1
K+ - Sickerkanal
3
2
-
K+
K+
Spannungsabhängige
Na+ - Kanäle
A- A-
NatriumKaliumPumpe
A-
a) Entstehung des RP
1)
K+ diffundiert passiv durch den geöffneten K+ - Sickerkanal nach außen
es entsteht eine Ladungsdifferenz zwischen außen (positiv) und innen (negativ)
Spannung von -70mV = RP
Æ
b) Aufrechterhaltung
2)
Leckstrom von Na+ nach innen durch den geschlossenen! spannungsabhängigen
Na+ - Kanal
3)/3) aktiver Transport unter ATP – Verbrauch von Na+ nach außen und von K+ nach innen
durch die Natrium – Kalium – Pumpe
1)
2.5 Das Aktionspotential (AP) :
a) Entstehung des AP :
b) Verlauf des AP
U [mV]
+50
t [ms]
-70
1
Phase
2
1 Depolarisation 2 Re- und
Hyperpolarisation
spannungsabhängige offen
geschlossen
Na+-Kanäle
spannungsabhängige geschlossen
offen
K+-Kanäle
Natrium-KaliumPumpe
Ladungstransport
Na+ strömt ein
K+ strömt aus
3
3 Refraktärphase
geschlossen
geschlossen
aktiv
Na+ wird nach
außen, K+ nach
innen
c) Fortleitung an marklosen Nervenfasern
außen
RP
+
innen
-
AP3
AP1+2
RP
RP
RP
+
-
+
+
+
-
+
-
-
-
Axonmembran
ohne Myelinscheide
Ringstrom
RP
+
RP
AP3
AP1+2
RP
RP
+
+
-
+
+
-
-
-
+
-
-
RP
RP
RP
AP3
AP1+2
RP
+
+
+
+
-
+
-
-
-
-
+
+
Fortbewegungsrichtung
Öwegen der Refraktärphase (AP3) nur in eine Richtung möglich
Axon
Widerstand
Leitungsgeschwindigkeit
klein
groß
groß
klein
klein
groß
Öje größer der Axondurchmesser, desto höher die Leitungsgeschwindigkeit
(Vgl. Riesenaxone beim Tintenfisch nur in motorischen Bahnen für die
Fluchtreaktion)
d) Fortleitung an markhaltigen Nervenfasern
„Saltatorische (= zwischen den Ranvierschen Schnürringen springende)“
Erregungsleitung:
AP3
außen
innen
Soma
AP1+2
RP
Ranviersche
Schnürringe
RP
+
-
+
+
-
+
-
-
zur Synapse
Vorkommen:
• motorische Wirbeltieraxone
Vorteile:
•
•
•
geringerer ATP-Verbrauch
höhere Leitungsgeschwindigkeit
kleinerer Durchmesser
Schnelltest:
1.) Nenne alle Membranproteine, die für den Transport von Ionen durch die
Axonmembran zuständig sind.
2.) Welche dieser Membranproteine sind für die Entstehung und die
Aufrechterhaltung des Ruhepotentials zuständig?
3.) Welche dieser Membranproteine sind für die Entstehung und die
Fortleitung eines Aktionspotential zuständig?
4.) Nenne die drei Phasen eines Aktionspotentials und erläutere den
typischen Spannungsverlauf während jeder dieser drei Phasen.
5.) Welche Folge hat ein Sauerstoffmangel für die Erregungsleitung?
Zum Nachdenken:
6.) Die Wirkung von Lokalanästhetika beruht meist auf einer Blockade der
sensorischen Erregungsleitung an afferenten (= sensorischen) Axonen.
Dies geschieht durch eine Blockade der spannungsabhängigen
Natriumionenkanäle. Skizziere den Spannungsverlauf bei ankommender
Erregung an einem so behandelten Axon im Vergleich zum normalen
Aktionspotential.
7.) Warum sind die efferenten (= motorischen) Axone durch Lokalanästethika
erst bei höherer Konzentration betroffen? (Axonquerschnitt sensorisch <
Axonquerschnitt motorisch)
8.) Die Leitungsgeschwindigkeit einer markhaltigen Nervenfaser ist direkt
proportional zum Faserdurchmesser. Die Leitungsgeschwindigkeit einer
marklosen Nervenfaser ist proportional zur (Quadrat-) Wurzel des
Durchmessers. Der menschliche Sehnerv hat einen Durchmesser von
etwa 3 mm. Berechne seinen Durchmesser für den Fall, dass er bei
gleichbleibender Leitungsgeschwindigkeit aus marklosen Nervenfasern
bestünde.
9.) Welche Auswirkung auf die Erregungsleitung hat ein Mangel an
Natriumionen im Körper, etwa infolge von Durchfallerkrankungen?
2.6 Bau der Synapse
z.B. erregende, acetylcholinerge, neuromuskuläre Synapse
präsynaptische Membran
spannungsabhängiger
Ca2+ -Kanal
Axonendknoten
Neurotransmitter
Versikel
synaptischer
Spalt
postsynaptische Membran
einer Muskelzelle
Transmitterabhängiger
Na+ -Kanal (Rezeptor)
2.7 Erregungsübertragung an einer neuromuskulären Synapse
AP
c
Ca2+
d
g
e
Na+
Endplattenpotential
(§$3
f
c AP öffnet spannungsabhängige Ca2+ -Kanäle
Ca2+ strömt in den Axonendknoten ein
d Ca2+ verursacht Exocytose des Neurotransmitters
e Neurotransmitter diffundiert durch den synaptischen Spalt und öffnet die
transmitterabhängigen Na+ -Kanäle der postsynaptischen Membran
f Na+ strömt ein und bei überschwelliger Erregung entsteht ein Endplattenpotential
g Neurotransmitter (= Acetylcholin) wird von Enzym (= Acetycholinesterase)
gespalten und durch Endozytose in den Axonendknoten aufgenommen
2.8 Einfluss von Giften, Drogen und Medikamenten auf die
Synapsenfunktion
a) Gifte an der neuromuskulären Synapse
•
verhindern Depolarisation
-
Botulinusgift,
2 gehemmt
Bungarotoxin
-
Curare,
3 gehemmt
Atropin
•
verhindert Repolarisation
-
•
Succinylchlorid
5 verlangsamt
verstärkt Depolarisation
-
Muscarin,
5 gehemmt
Sarin
Evtl. mögliche Gegengifte:
Lähmung
Ù
Krampf
( „Untererregung“ )
( „Übererregung“ )
2 + 3 hemmen
5 hemmen
Rezeptorpotential:
U [mV]
5
50
5
t [ms]
3
-70
2
b) Schmerzmittel
Typ
Wirkungsort im
unterbrochener Synapsentyp
Nervensystem
Schritt
Lokalanästhetika* Axone
Erregungs-
---
leitung
Wirkungsweise
ƒ blockiert
z.B. Lidocain,
(=Nervenfasern) im
Tetrodotoxin
peripheren
abhängige
afferenten
Na - Kanäle
spannungs-
+
ƒ AP wird nicht
(=sensorischen)
somatischen
weitergeleitet, da
Nervensystem
keine
Depolarisation
stattfinden kann
ƒ bindet an Opioid-
(Opioide)
Synapsen im
Erregungs-
neuro-
Analgetika
zentralen
übertragung
neuronale-
Rezeptoren der
ω-Conotoxin
somatischen
glutominerge
präsynaptischen
Nervensystem,
Synapsen
Membran
v.a. im Rückenmark
ƒ spannungsabhängige Ca
2+
-
Kanäle können
dann auch bei
ankommendem AP
nicht mehr geöffnet
werden
ƒ blockiert so
Schritt 1
* Bei höherer Konzentration auch als Muskelrelaxantien :
Dann sind auch Axone im peripheren efferenten somatischen Nervensystem
betroffen (diese haben einen größeren Durchmesser, sind daher schwerer zu
blockieren).
Schnelltest:
1.) Welche Membranproteine sind an der Erregungsübertragung an einer
(erregenden) Synapse beteiligt?
2.) Welche Schritte können grundsätzlich blockiert werden, um die
Erregungsübertragung zu unterbrechen? Nenne jeweils ein Beispiel.
Zum Nachdenken:
3.) Welchen Einfluss hätten geöffnete transmitterabhängige
Chloridionenkanäle an einer hemmenden Synapse auf die Entstehung
eines direkt benachbarten Endplattenpotentials? (Beachte die höhere
extrazelluläre Chloridionenkonzentration, vergleiche auch mit dem
Ruhepotential)
4.) Das von Tetanusbakterien abgegebene Tetanustoxin hemmt u.a. die
hemmenden neuromuskulären Synapsen. Erläutere die Herkunft des
Begriffs „Wundstarrkrampf“!
Verhaltensbiologie
1 Fragestellung
1.1 Definition von Verhalten
: = alle beobachtbaren Veränderungen (v. a. Bewegungen, Stellungen), meist als
Antwort auf Umweltreize
Trennung von Beobachtungen und Interpretation schwierig
Gefahr von Vermenschlichung
Ö
Ö
1.2 Übersicht zu Verhaltensursachen und Forschungsrichtungen
physiologisch/
erbbedingt
erfahrungsbedingt
evolutiv
Reflex
unbedingt
Instinkthandlung
Prägung
bedingt
Konditionierung
Lernen durch Einsicht
klassische Ethologie
Behaviourismus
Sozialverhalten
Soziobiologie
„Wie?“
„Wozu?“
proximat
ultimat
2 Erbbedingte Verhaltensanteile
2.1 unbedingter Reflex
a) Reiz – Reaktionsschema am Beispiel Kniesehnenreflex
Reiz:
mechanischer Zug =>
Afferenz
Rezeptor:
Umschalter:
Muskelspindel** eine* Synapse
Efferenz
Effektor:
Reaktion:
Oberschenkel -
Beinstrecken
im Rückenmark muskel**
* monosynaptisch, (kein Interneuron)
** Eigenreflex (Rezeptor und Effektor im gleichen Organ)
vgl. Handrückziehreflex: polysynaptischer Fremdreflex
b) Schutzfunktion
Östarrer Ablauf, „alles oder nichts Prinzip“
Öeinfach, schnell (kurze Wege)
ÖUmschalter: Rückenmark, Nachhirn, Mittelhirn (Auge!)
2.2 Instinkthandlung
a) Phasen
1.) Appetenz:
ungerichtetes Suchen
2.) Taxis:
gerichtete Ausrichtung und Annäherung
3.) Endhandlung (= Erbkoordination): starr (vgl. Reflex),
nach dem „Alles-oder-nichts-Prinzip“
b) Attrappenversuche (z.B. Fütterungsverhalten)
-
Reizkomponenten: Form, Farbe, Größe, Bewegung
-
Reizsummenregel: Die Wirksamkeit der einzelnen Reizkomponenten addiert
sich zu der Reizwirkung des Schlüsselreizes (SR)
-
Angeborener Auslösemechanismus (AAM): Im ZNS vermuteter Filter, der
gezielt auf Schlüsselreize anspricht
-
Übernormale Attrappe: man kann in Versuchen die Reizkomponenten so
wählen, dass die Reizwirksamkeit größer als 100% (= natürliches Objekt) ist.
c) Doppelte Quantifizierung
- Eine Instinkthandlung ist nicht nur von den Schlüsselreizen (SZ) abhängig, sondern
auch von der inneren Handlungsbereitschaft
- diese hängt ab von:
•
psychologischen Faktoren, Bsp. Hunger, Durst, Hormonspiegel
•
gerade erfolgter Endhandlung, Bsp. Ermüdung, Sättigung
•
periodischen Faktoren, Bsp. Tag/Nacht – Rhythmus, Jahreszeiten
•
zusätzlichen Umweltreizen
d) Handlungsketten
- Verschränkte Handlungsketten von Männchen und Weibchen:
•
Verhalten des einen dient als SR für das Verhalten des anderen Partners
•
Wiederholungen und Überspringen von Verhaltenssequenzen möglich
ÖIdentifizierung (und Auswahl ! vgl. Evolution) des Sexualpartners,
der Beute oder der Nachkommen
ÖBsp.: Stichling, Lachmöwe (Bsp. Balzverhalten)
ÖBsp. : Rückenschwimmer, Gelbrandkäfer (Bsp. Beutefang,
Jagdverhalten)
ÖBsp.: Totengräber (Bsp. Brutpflege)
- Einfache Handlungskette
•
Beute liefert nacheinander mehrere Schlüsselreize für das Jägerverhalten
ÖIdentifizierung der Beute/Nahrung
ÖBsp. : Sandwespe (Bsp. Brutfürsorge)
e) Sonderformen
1). umorientiertes Verhalten: ursprüngliches Verhalten wird auf Ersetzobjekt
gerichtet (Bsp. Aggression/ Sexualverhalten gegen
Gegenstände)
2). Übersprungshandlung:
zwei angemessene Verhaltensweisen hemmen sich g
egenseitig; eine dritte unangemessene wird ausgeführt
(Bsp. Kampf und Flucht => Schlafen o. Putzen)
3). Intentionsbewegung:
die Handlung wird nur angedeutet (Bsp. Bei starker
Ermüdung)
Schnelltest:
1.) Nenne die Stationen eines Reflexbogens eines unbedingten Reflexes!
2.) Vergleiche einen unbedingten Reflex mit einer Endhandlung!
3.) Benenne ein Verhalten, das zu einer Bewegung auf eine Lichtquelle hin
führt!
Zum Nachdenken:
4.) Am Boden nistende Vögel wie Möwen oder Gänse rollen herausgerollte
Eier wieder zurück in ihr Nest. Dieses Rückrollbewegung ist eine
Instinkthandlung, die von dem Anblick des wegrollenden Eis ausgelöst
wird. Versuche zeigen, dass die Reizwirksamkeit mit der Eigröße
zunimmt. Ein abnorm großes Ei kann als übernormale Attrappe wirken.
Begründe mit Hilfe dieser Information, warum ein Teichrohrsänger ein
Kuckuck-Küken seinen eigenen Jungen bei der Fütterung gegenüber
bevorzugt.
2.3 Nachweis angeborener Verhaltensanteile
a) bei Tieren
ƒFreilandbeobachtungen (Ethogramm)
-
direkt nach der Geburt
-
bereits beim ersten Mal vollendet
ƒLaborexperimente (Kaspar-Hauser-Experiment)
-
trotz Erfahrungsentzug
ƒArtenvergleich
-
homolog (= ursprungsgleich, auf
Verwandtschaft beruhend)
z.B. Balz der Entenvögel:
gleiche Verhaltenskomponenten
(Vgl. Homologie-Kriterium der
spezifischen Qualität!)
b) beim Menschen
ƒBeobachtung taubblind geborener Kinder
(Lachen, Weinen)
ƒKulturenvergleich ( z.B. Augengruß)
ƒBeobachtung von Neugeborenen
(z.B. Klammerreflex, Saugreflex)
c) Probleme
ƒReifung: erbbedingt aber nicht „angeboren“
ƒFolgen mütterlicher Einflüsse während der
Schwangerschaft: angeboren aber nicht
erbbedingt
2.4 Angeborene auslösende Mechanismen (AAM) beim Menschen
a) Kindchenschema
- kurze (Stups-) Nase, kurze Schnauzenregion
- große Augen
- großer Kopf
- kurze Gliedmaßen
- Pausbacken
b) Mann – Schema
- ausgeprägte Muskulatur (Schultergürtel, Laufmuskulatur)
- breite Schultern
- evtl. Bartwuchs, Behaarung
c) Frau – Schema
- breites Becken
- schmale Taille
- gewölbte Brust / Gesäß
- evtl. lange Haare
d) Bedeutung
- Partnerfindung
- Jungenaufzucht
- Werbung/Propaganda
- Mode
3 Erfahrungsbedingte Verhaltensanteile
3.1 Prägung
a) Kennzeichen
-
nur während sensibler Lebensphasen
-
irreversibel
-
obligatorisch (=lebensnotwendig)
b) Verlauf
-
eine bestimme Schlüsselreizkombination wird von einem AAM (=angeborener
auslösender Mechanismus) „erkannt“ und schließlich in einem EAM
(=erworbener auslösender Mechanismus) festgelegt
-
vorher: AAM
-
Lernphase: EAAM (durch Erfahrung ergänzter angeborener auslösender
Mechanismus)
-
Nachher: EAM
c) Beispiele
1. Nachfolge-Prägung (z.B. Graugans-Küken als Nestflüchter)
2. Sexuelle Prägung (z.B. männlicher Zebrafink)
1.+2.= Objekt-Prägung
3. motorische Prägung (z.B. Gesang beim männlichen Buchfink)
4. Mutter-Kind-Bindung
Æ Fixierung bei Nesthocker
Æ Krankheitsbild bei fehlender Mutter-Kind-Bindungim2. bis 10. Monat:
Hospitalismus
3.2 bedingter Reflex
a) Versuche zum Lidschlussreflex
D:
1) Luftstrom gleichzeitig mit Pfeifton
2) nur Pfeifton
B:
1) Lidschluss
2) Lidschluss
F:
1) enge zeitliche Verknüpfung und mehrmaliges Wiederholen nötig
2) ein neutraler Reiz wurde zu einem bedingten Reiz
Schema:
1)
Pfeifton
⇒
)
gebildet in der Lernphase
2)
Luftstrom ⇒
)
Pfeifton
)
⇒
)
Lidschluss
Lidschluss
b) Problem: Abgrenzung zur bedingten Appetenz
Lernvorgang:
Reizbedingt
abhängig von innerer
Handlungsbereitschaft
unabhängig*
bedingter Reflex
Reizbedingte Konditionierung
Belohnung
Strafe
bedingte Appetenz
Reflexe
*
bedingte Aversion
Instinkthandlung
Vereinfachung: Reflexe werden hier als unabhängig von der inneren
Handlungsbereitschaft dargestellt: dies vernachlässigt Habituation, die auch als
zentralnervöse „Ermüdungserscheinung“ interpretiert werden kann.
z.B. Speichelreflex bim Hund (Pawlow): bedingte Appetenz, nicht bedingter Reflex!
3.3 Reizbedingte (= klassische) Konditionierung
a) Fütterungsversuch bei Fischen
D:
1) immer blaues Hütchen bei Fütterung
2) Fütterung verzögert
B:
1) Fisch kommt und frisst
2) Fisch kommt und schwimmt umher
F:
1) enge zeitliche Verknüpfung, mehrmaliges Wiederholen und innere
Handlungsbereitschaft nötig
2) neutraler Reiz wurde zu bedingtem Reiz
Belohnung (= positiver Verstärker)
Schema:
1)
2)
Æ Bedingte Appetenz
b) Stromschlagversuch bei Ratten
D:
1) neue Käfigbereiche mit Stromschlägen
2) nur neue Käfigbereiche ohne Stromschläge
B:
1) meiden
2) meiden
F:
1) enge zeitliche Verknüpfung, mehrmaliges Wiederholen und innere
Handlungsbereitschaft (Neugier) nötig
2) neutraler Reiz wurde zu bedingtem Reiz
Bestrafung (= negativer Verstärker)
Schema:
1)
2)
Æ Bedingte Aversion
3.4 Verhaltensbedingte (= Instrumentelle) Konditionierung
a) Belohnung in der Skinner-Box
V
D:
Hebel
A:
B:
Wirkung
nichts
Futter
B:
1.)
2.)
Vorher werden beide Hebel gleich häufig gedrückt.
Nachher wird Hebel B öfter gedrückt.
F:
1.) und 2.):
- Das neutrale Verhalten Hebel B zu drücken, wurde zu
einem bedingten Verhalten.
- Das Futter diente als Belohnung.
Schema:
Vorher:
Hunger
Drücken von A
Drücken von B
Hunger
Nachher:
Drücken von A
Drücken von B
b) Strafe in der Skinner-Box
V
D:
Hebel
C:
D:
Wirkung
nichts
Stomschlag
B:
1.)
2.)
Vorher werden beide Hebel gleich häufig gedrückt.
Nachher wird Hebel D seltener gedrückt.
F:
1.) und 2.):
- Das neutrale Verhalten Hebel D nicht zu drücken, wurde
zu einem bedingten Verhalten.
- Der Stromschlag diente als Strafe
Schema:
Vorher:
Neugier
Nicht Drücken von C
Nicht Drücken von D
Neugier
Nachher:
Nicht Drücken von C
Nicht Drücken von D
c) Übersicht
um die instrumentelle Konditionierung von anderen erfahrungsbedingten
Verhaltensanteilen abgrenzen zu können, müssen die folgenden Voraussetzungen
erfüllt sein:
sonst
1. Abhängigkeit von innerer ...................................................bed. Reflex
Handlungsbereitschaft
2. kein veränderter AAM ........................................................Prägung
3. nicht reizbedingt...................................................................klass. Kond.
d) Problem der Abgrenzung bed. Aversion / bed. Hemmung
-grundsätzlich ist festzuhalten:
es kann eine bed. AVERSION gegen einen bed. REIZ vorliegen
ODER
eine bed. HEMMUNG gegen ein bed. VERHALTEN
- ein Reiz wäre z.B. der Käfigbereich (siehe klass. Kond.)
- ein Verhalten wäre z.B. das Drücken / nicht-Drücken eine Knopfes
-> Trennung von Reizsituation und Verhaltenselement schwierig
-> innere Handlungsbereitschaft bei beiden notwendig
-> beim Menschen meist: Belohnung
Schnelltest:
1.) Nenne die Unterschiede zwischen klassischer und instrumenteller
Konditionierung!
2.) Welche Vorteile hat Neugier für eine Ratte in ihrer natürlichen Umgebung?
Zum Nachdenken:
3.) Einige Behaviouristen glauben, dass Kinder am besten dadurch erzogen
werden, dass man sie wie in einer Skinner-Box instrumentell konditioniert,
indem man ihr Verhalten durch Belohnung oder Strafe verstärkt. Nehme
zu dieser Annahme kritisch Stellung und gehe dabei sowohl auf ethische
und praktische Probleme bei der Versuchsanordnung als auch auf
alternative, insbesondere für den Menschen wichtige Lernmodelle ein.
3.5 Lernen durch Einsicht
a) Umwegversuch (Hund)
Versuch:
D/B:
2.)
1.)
1.) kurzes Verharren
2.) „zielstrebige“ Bewegung zum Futter
F:
1.) Denkzeit notwendig
2.) gleich die richtige Lösung
(nicht: Versuch und Irrtum => wäre Verhaltensbedingte
Konditionierung)
b) Werkzeuggebrauch bei Primaten
- Bedingungen:
> Lernbereitschaft
> zu „natürlichen“ Anforderungen passender Lerngegenstand
> im Jugendstadium als Spielverhalten erprobt
- Generalisierung: > bei ähnlichen Reizen wird ähnlich reagiert
z.B. „alle pelzigen Tiere“ (Hunde)
- Abstraktion:
> Reizsituationen mit gleichen Reizkomponentenkombinationen
werden gleich beantwortet
z.B. „rot“
c) Spiegelbildversuch bei Primaten
- Affe und Kleinkind werden mit jeweils einem roten Fleck auf der Stirn vor einen
Spiegel gesetzt => Affe erkennt sein Spiegelbild; das Kleinkind nicht
Schnelltest:
1.) Erkläre kurz den Unterschied, wie ein Hund bzw. ein Schimpanse bei dem
Umwegversuch das gleiche Problem löst.
Zum Nachdenken:
2.) Neurowissenschaftler haben festgestellt, dass zum Zeitpunkt der
Bewusstwerdung einer Handlung, diese bereits einige Zeit vorher
eingeleitet wurde. Einige leiten daraus ab, dass der freie Wille nur eine
Illusion darstellt, die langfristig der Aufrechterhaltung der
Handlungsmotivation und der Persönlichkeitsintegration dient. Andere
vermuten eine kurze Phase, während derer eine Handlung noch
abgebrochen werden kann, und wollen so das Konzept des freien Willens
zumindest teilweise retten. Überlege, welche Auswirkungen solche
Vorstellungen auf ethische oder strafrechtliche Entscheidungen haben
könnten.
3.) Dr. Jane Goodall wurde berühmt für ihre Verhaltensstudien an
freilebenden Schimpansen in Ostafrika. Sie hat eine weite Bandbreite von
komplexen Verhaltensweisen beschrieben, die sie überzeugt haben, dass
Schimpansen tatsächlich ein Bewusstsein besitzen. Einige
Wissenschaftler lehnen es ab, den Begriff des Bewusstseins auf
nichtmenschliche Tiere anzuwenden. Welche Auswirkungen könnten
diese unterschiedlichen Sichtweisen auf die Planung, die Durchführung
und die Auswertung von Verhaltensexperimenten haben?
4 Sozialverhalten
4.1 Kommunikation und soziale Bindung
a) Formen sozialer Zusammenschlsse
Sozialer
Zusammenschluss
Soziale Anziehung
Erkennen der
Gruppenzugeh|rigkeit
Erkennen der
Individuen
Aggregation
(z.B. an der Trlnke)
nein
nein
nein
Offener anonymer
Verband
(z.B. Schwlrme)
ja
nein
nein
Geschlossener
anonymer Verband
(z.B. Ameisen)
ja
ja
nein
Individualisierter
Verband
(z.B. L|wen, W|lfe
ja
ja
ja
b) Vor- und Nachteile sozialer Zusammenschlsse
- Vorteile:
> Feindabwehr (Verwirrung, Verteidigung)
> Fortpflanzung (Begattungspartner, Jungenaufzucht)
- Nachteile:
> Konkurrenz (vgl. Aggression!)
> Parasiten/Krankheitserreger
c) Kommunikation durch einfache Signale
- optisch: z.B. blaue Flügelkante des Stockentenerpels
⇒ Balz
- akustisch: z.B. Lockruf des Hahns
- chemisch (Geruch): z.B. Wolf
⇒ Reviermarkierung
d) Kommunikation durch Ritualisierte Verhaltensweisen
• Funktionswechsel: - vorher: Putzen, Füttern, Nestbau, Brutpflege und -fürsorge
• starke Signalwirkung: - körperliche Strukturen (z.B. Pfauenschwanz)
- häufige Wiederholung
z.B. Futterlocken der Fasanenvögel:
Henne
Hahn
Pfau
Picken, Scharren,
ungedeutetes Picken,
angedeutetes Picken,
Lockruf
Scharren
Schwanzfedern spreizen
⇒ Fütterung
⇒ Balz
⇒ Balz
Funktionswechsel
starke Signalwirkung
Ritualisierung
e) Kommunikation durch Sprache
z.B. Schimpansen: Zeichensprache
⇒ aber: fehlende soziale Komponente
z.B. Bienen: Tanzsprache
Kommunikation
einfache Signale
optisch
chemisch
akustisch
Ritualisierte Verhaltensweisen
Funktionswechsel
Signalwirkung
Sprache
soziale Komponente
Schnelltest:
1.)
2.)
3.)
4.)
5.)
Welcher Reiz löst den Zick-Zack-Tanz eines Stichling-Männchens aus?
Wie markieren männliche Amseln und wie markieren männliche Löwen ihr Revier?
Welchen Vorteil hat ein Schwarm oder eine große Herde für Vögel, Fische oder Huftiere?
Welchen Namen gibt man dem dominanten Tier an der Spitze eines Rudels?
Warum können Kuckuck-Küken als Zugvögel nicht die Navigation von ihren Eltern
erlernen?
6.) Nenne die Hauptvorteile von Zugverhalten bei Zugvögeln, Lachsen, Bisons und
Rentieren.
Zum Nachdenken:
7.) Der Beginn des Vogelzugs ist nicht einfach eine Antwort auf Nahrungsmangel oder einen
Kälteeinbruch. Plane einen Versuch, bei dem alle möglichen Auslösefaktoren überprüft
werden. Berücksichtige dabei Vorwissen aus der Erdkunde und der Physik!
8.) Warum ist gerade das relativ komplexe Balzverhalten ein guter Indikator für
Verwandtschaft innerhalb einer Vogelfamilie? Gehe dabei auf die spezielle Funktion ein
und erläutere die evolutionsbiologische Alternativerklärung, die gegen eine engere
Verwandtschaft sprechen würde.
4.2 Innerartliche Aggression und Aggressionskontrolle
a) Vergleich von Inner- und Zwischenartlicher Aggression
innerartlich
zwischenartlich
hoch
niedrig („kaltblütig“)
Ziel
Vertreibung, Unterwerfung
Tötung
Flucht
möglich
nicht vorgesehen
Ursache
Konkurrenz um Nahrung,
Nahrungsbedarf
Erregungsniveau,Hormonspiegelschwankungen
Fortpflanzung
b) Territorialverhalten und Revierbildung
-
Balz- und Brutrevier
-
Wohn- Nahrungsrevier
z. B. Zugvögel: - Europa: Sommerbrutrevier
- Südafrika: Winternahrungsrevier
- Markierung: - Gesang (Vögel)
- Geruchsstoffe (Säugetiere)
- verhindert sozialen Stress durch zu hohe Populationsdichte (Vgl. Ökologie)
c) Ausbildung einer Rangordnung
• in individualisierten Verbänden
(z.B. Wölfe, Paviane, Schimpansen, Hühner, Dohlen)
• lineare Einteilung in: Alpha-, Beta-, ...Omega-Tier
€ verhindert ständige Kämpfe innerhalb der Gruppe und beugt
damit einer Schwächung der gesamten Gemeinschaft vor
d) Aggressionshemmende Verhaltensweisen
Ziel: geringere Verluste des Einzelindividuums (Spielstrategie),
Vgl. Verwandtenselektion und Kooperatives/Altruistisches Verhalten
• Drohen und Imponieren zur Vermeidung eines Kampfes
- Zeigen der Waffen (z.B. Eckzähne)
- Vergrößern des Körperumrisses (Schulterklappen)
| entschärft durch Regeln)
• Kommentkampf (
z.B. Wolf: Biss in den dichten Nackenpelz statt in den Hals
Giftschlangen: Körperschläge statt Biss mit dem Giftzahn
Hirsch: Schiebekampf
• Demutsgebärden (ritualisierte Verhaltensweisen, v.a. aus dem
Brutpflegeverhalten)
z.B. Wolf: Nahrungsbetteln (Stupsen und Winseln)
• Beschwichtigungsgesten
e) Aggression beim Menschen
• Auslöser: meist Frustration („defensiv-aggressiv“)
• Form: meist erlernt: Nachahmungslernen, Lernen am Modell
Schnelltest:
1.) Nenne alle mögliche sozialen Zusammenschlüsse und ordne sie nach steigender
„Verbindlichkeit“ der Mitgliedschaft.
Zum Nachdenken:
2.) Afrikanische Präriehunde sind sehr aggressive Raubtiere, die sich von einer großen
Bandbreite von Beutetieren ernähren, Zebras eingeschlossen. Schlage einige Vor- und
Nachteile vor, die ein einzelner Präriehund davon hat:
(1) im Rudel zu leben,
(2) eine niedrige Position in der Hierarchie einzunehmen und
(3) Teil eines Rudels zu sein, das ein bestimmtes Territorium behauptet.
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