Pflanzliche Antidepressiva

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PRAXIS
Schweiz Med Forum Nr. 48 27. November 2002
1146
Pflanzliche Antidepressiva
A. Delini-Stula, J. Lorenz, E. Holsboer-Trachsler
Einleitung
Korrespondenz:
Prof. Dr. A. Delini-Stula
Professor of Psychopharmacology
ADI International Institute
for Advancement of Drug
Development GmbH
Mittlere Strasse 2
CH-4056 Basel
Die Einführung von zahlreichen neuartigen
Antidepressiva in den letzten zwei Jahrzehnten
hat die Behandlungsmöglichkeiten der Depression bedeutend erweitert und optimiert. Dennoch ist ein Durchbruch in der Therapie der
Depression auch mit diesen neuen Entwicklungen nicht erzielt worden. Ein nicht unerheblicher Teil der Patienten spricht auch auf diese
Präparate nicht an (nach einigen Schätzungen
ist fast jeder fünfte Patient ein «non-responder»). Im globalen Vergleich sind die Ansprechbarkeitsraten unter neuen und alten
Antidepressiva etwa gleich geblieben (50–
65%). Obwohl die neuen Generationen der Antidepressiva insgesamt besser verträglich sind,
mit einer um etwa 50% geringeren Häufigkeit
von Nebenwirkungen als klassische Imipramin-ähnliche Trizyklika (TZA), sind sie zudem
nicht nebenwirkungsfrei. Die Vergleiche von
Nebenwirkungsprofilen von TZA und z.B. SSRI
(«selektive Serotonin-Reuptake-Inhibitoren»)
zeigen eher eine Verschiebung von Nebenwirkungsspektren von den für Trizyklika typischen
(anticholinergen, kardiovaskulären) zu andersartigen (z.B. gastrointestinalen, sexualfunktionsstörenden) Begleiterscheinungen. Diese
Tatsachen haben – zusammen mit zunehmend
negativen Einstellungen der Medien gegenüber
synthetischen Arzneimitteln sowie der sinkenden Toleranz gegenüber möglichen Risiken und
Nebenwirkungen von solchen Therapeutika –
unter anderem zur Folge, dass ein Teil der
Patienten jegliche Behandlung mit Psychopharmaka ablehnt und die Therapie mit seit alters her bekannten Heilpflanzen oft bevorzugt.
Dieser Trend entspricht durchaus der emotionalen Vorstellung, dass natürliche «biologische» Produkte unbedenklicher sind als synthetisch hergestellte Präparate.
Pflanzliche Antidepressiva auf der Basis von
standardisierten Johanniskraut-Extrakten gehören heute zu den am häufigsten verwendeten und verschriebenen Heilpflanzen-Produkten. Sie gehören auch zu den wissenschaftlich
am besten erforschten pflanzlichen Präparaten, die auf dem Markt erhältlich sind. Dennoch
ist in der Schulmedizin ihr Stellenwert noch
immer kontroversen Meinungen ausgesetzt.
Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass viele
Studien mit diesen Präparaten in der Vergangenheit methodologisch mangelhaft waren und
die Resultate eine «Evidence Based Medicine»
nicht überzeugen konnten. Kürzlich veröffentlichte Mitteilungen über unerwünschte Folgen
der Behandlung mit Johanniskraut-Extrakten
in der Kombination mit Immunosuppressiva
und einigen anderen Medikamenten haben die
Ärzteschaft noch zusätzlich verunsichert und
die Aura von «Bio», z.B. biologisch gesunden
und unbedenklichen pflanzlichen Produkten,
heftig angeschlagen.
Die folgende Übersicht versucht, den aktuellen
Wissensstand über die antidepressive Wirksamkeit und Verträglichkeit von Johanniskraut-Präparaten zusammenzufassen und den
therapeutischen Nutzen den Risiken gegenüberzustellen, um einen brauchbaren Leitfaden für die Anwendung in der Praxis zu vermitteln.
Johanniskraut-Extrakte im Handel
In Deutschland sind zurzeit etwa 30 Monoextrakt-Präparate im Handel, während in der
Schweiz 14 solcher Präparate in verschiedenen
pharmazeutischen Formulierungen als Monoextrakte oder in der Kombination auf dem
Markt sind.
Die Qualität der Extrakte ist wesentlich durch
die Qualität des Drogenmaterials und des Herstellungsverfahrens bestimmt. Die meisten
Präparate sind heute auf den Gehalt an GesamtHypericin (GH) standardisiert. Der Gehalt des
Gesamt-Hypericins variiert von 0,176–0,3%
(entsprechend 500–900 mg pro Dosierungseinheit [Tablette, Dragée]). So enthält z.B. ein Jarsin®-Dragée à 300 mg 900 mg Gesamt-Hypericin, während ein ReBalance®-Dragée à 250 mg
auf 500 mg Gesamt-Hypericin standardisiert
ist. Bei manchen Präparaten im Handel fehlt
diese Angabe. Der Vorteil der standardisierten
Präparate liegt in der Möglichkeit der Kontrolle
der Dosierung.
Eine Auswahl an handelsüblichen Johanniskraut-Präparaten gibt Tabelle 1 wieder.
Indikationsgebiete
Die Johanniskraut-Extrakte sind sowohl von
der Swissmedic (Schweiz) als auch vom BfArM
(Deutschland) sowie von der österreichischen
Arzneimittelbehörde als vollwertige Arzneimittel anerkannt. Eine Übersicht der Indikationen
der Johanniskraut-Extrakte im deutschspra-
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Tabelle 1. Auswahl an handelsüblichen Johanniskraut-Präparaten in der Schweiz.
Handelsname
Handelsform
Firma / Vertrieb
tägliche Dosierung
Erwachsene
kassenzulässig
Hyperiforce®
Tabletten
40–74 mg
Bioforce AG
31 Tabl.
Nein
HyperiMed®
Tabletten
40–74 mg
Bioforce AG
31 Tabl.
Ja
Hyperiplant®
Filmtabletten
300 mg
Schwabe Pharma AG
2–31 Tabl.
Ja
Hyperval®
Dragées
250 mg
Novartis Consumer Health
21 Drag.
Ja
Jarsin® 300
Dragées
300 mg
Medichemie Bioline AG
31 Drag.
Ja
Lucilium® 425
eco natura
Kapseln
425 mg
Ecosol AG
1–21 Kaps.
Ja
ReBalance®
Dragées
250 mg
Zeller Medical AG
21 Drag.
Ja
Remotiv®
Dragées
250 mg
Max Zeller Söhne AG
21 Drag.
Nein
Solevita® 425
Kapseln
425 mg
Permamed AG
1–21 Kaps.
Ja
Tabelle 2. Zugelassene Indikationen der Johanniskraut-Präparate.
Land
Behörde
Indikation(en)*
Schweiz
Swissmedic1
gedrückte Stimmung, Stimmungslabilität, Antriebsmangel,
Unausgeglichenheit mit Spannungszuständen, innere Unruhe,
Reizbarkeit, Nervosität, Ein- und Durchschlafstörungen
Österreich
Arzneimittel-Behörde
leichte und mittelschwere Depression mit Symptomen wie
Antriebsarmut, Niedergeschlagenheit, Schlafstörungen,
Angst und Unruhezuständen
Deutschland
BfArM
leichte und mittelschwere depressive Episoden (ICD-10: F32.0
und F32.1)
* Arzneimittel-Kompendium; 1 ehemals IKS.
chigen Raum zeigt Tabelle 2.
In der Schweiz sind Johanniskraut-Extrakte
als Antidepressiva und Sedativa indiziert. Folgende Indikationen sind aufgelistet: Verstimmungszustände,
Stimmungsschwankungen,
nervöse Spannungszustände, Reizbarkeit, Einschlafschwierigkeiten. Es sei hier vermerkt,
dass keine nach heutigen Standards ausgeführte klinische Studien die Wirksamkeit von
Johanniskraut-Präparaten für Indikationen
ausserhalb der Depression belegen.
Wirkungsmechanismus
der Johanniskraut-Extrakte
Die rationale Grundlage für eine antidepressive
Wirksamkeit wird meistens abgeleitet aus tierexperimentellen Befunden über die Wirkung
von Präparaten auf die neuronalen Übertragungsprozesse im Gehirn.
Die zunehmende Zahl von tierexperimentellen
Untersuchungen zeigt eindeutig, dass Johanniskraut-Extrakte keine inaktiven Naturstoffe
sind. Die identifizierten Wirkstoffe des Extraktes besitzen ein breites Spektrum an biologischen Wirkungen, und mehrere greifen in zentralen neuronalen Prozessen ein (Tab. 3). Eine
pharmakologische Grundlage für eine therapeutische Wirksamkeit scheint somit vorhanden zu sein, auch wenn der genaue Mechanismus von diesen zentralen Effekten noch nicht,
wie bei synthetischen Antidepressiva, in einer
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Tabelle 3. Chemische Wirkstoffe des Johanniskrauts (Hypericum perforatum L.)
und ihre wichtigsten biologischen Wirkungen.
Wirkstoffklassen
identifizierte biologische Wirkungen
Phenylpropane
ZNS-stimulierend
spasmolytisch
choleretisch
Flavonoide
spasmolytisch
MAO-A-hemmend*
COMT-hemmend*
antiviral
BDZ-Rezeptor-bindend
Biflavone
ZNS-depressogen
BDZ-Rezeptor-bindend
Tannine und Proanthozyanid
bakterizid
antiviral
vasodilatierend
Xanthone
MAO-hemmend*
Phlorogluzinole**
(Hyperforin und Hypericin)
neuromodulierend
Hemmung der NA-, 5-HT- und DA-Aufnahme*
Hemmung der GABA- und L-Glutamat-Aufnahme
Freisetzung von GABA, Glutamat und Aspartat
Interaktion mit 5-HT-Rezeptoren*
Interaktion mit GABA-A- und -B-Rezeptor
Hemmung von «behavioral despair»*
Hemmung der CRF-Hyperproduktion*
Hemmung der Cytokinase(IL-6)-Expression (Immunmodulation?)
Modulation der neuronalen Ionen-Transfermechanismen
* Wirkungen, welche nach heutigen Hypothesen antidepressive Wirkungsprinzipien darstellen;
** Wirkungen, welche vor allem für Hyperforin nachgewiesen wurden [1, 2];
MAO-A = Monoaminooxidase A; COMT = Catechol-O-Methyltransferase; BDZ = Benzodiazepin-Bindungsstelle; GABA = g-Amino-Buttersäure; NA = Noradrenalin; 5-HT = Hydroxytryptamin = Serotonin;
DA = Dopamin; CRF = corticotropin-releasing factor; IL-6 = Interleukin-6.
Hypothese präziser formuliert werden kann.
Als antidepressives Hauptwirkungsprinzip von
Johanniskraut-Extrakten wurde eine Zeitlang
der rote Farbstoff Hypericin (erstmals isoliert
1830) diskutiert. Aufgrund von neueren experimentellen Untersuchungen wird die antidepressive Wirksamkeit hauptsächlich dem potenteren Hyperforin, einem Acylphloroglucinol-Derivat, zugeschrieben, vor allem, weil
einige der pharmakologischen Eigenschaften
auch für synthetische Antidepressiva charakteristisch sind [1, 2]. Der Mechanismus von «antidepressiven» Effekten, welche nach klassischen Hypothesen mit der Steigerung der neuronalen Konzentrationen von Noradrenalin,
Serotonin und Dopamin zusammenhängen, ist
allerdings nicht identisch mit dem Wirkungsmechanismus der konventionellen Antidepressiva (Hemmung von aktiven RücktransportSystemen). Es wird vermutet, dass die Erhöhung der neuronalen Konzentration von
Monoaminen auf einem direkten Effekt von
Hyperforin auf die physiko-chemischen Eigenschaften der neuronalen Membrane beruht [2].
Es wäre verfrüht, die antidepressive Wirkung
von Johanniskraut-Extrakten allein dem Hyperforin und den bisher nachgewiesenen biochemischen «antidepressiven» Effekten zuzuschreiben. Es ist nicht auszuschliessen, dass
andere Wirkstoffe des Extraktes auch wirken –
möglicherweise synergistisch mit Hyperforin.
Eine neue Studie von Langosch und Mitarbeiter [3] berichtet z.B. über konzentrationsabhängige, exzitatorische Effekte des Johanniskraut-Extrakts auf evozierte Potentiale in Hippocampus-Schnitten, die nicht auf die Hyperforin-Wirkung zurückzuführen waren.
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Antidepressive Wirksamkeit
Plazebo-kontrollierte Studien
In den letzten beiden Jahrzehnten sind zahlreiche klinische Studien mit JohanniskrautPräparaten durchgeführt worden, wobei die
Aussagekraft der Studienergebnisse, die in den
letzten Jahren publiziert wurden, im Vergleich
zu Studien vor 1990 deutlich gestiegen ist. Das
geht einher mit der zunehmenden Entwicklung
der Methodologie der klinischen Prüfungen und
strikten behördlichen und «Evidence Based
Medicine»-Anforderungen für eine Objektivierung des therapeutischen Erfolgs.
Den besten Beweis für die therapeutische Wirksamkeit jedes Medikamentes liefern vor allem
Plazebo-kontrollierte Studien. In den vergangenen Jahren sind auch mit Johanniskraut-Extrakten mehrere Plazebo-kontrollierte Studien
durchgeführt worden. Die Befunde aus Plazebo-kontrollierten Studien sind in einer Reihe
von Einzelpublikationen und Übersichtsarbeiten wie z.B. von Volz [4], Linde [5], Schulz [6],
Pöldinger [7], Kasper [8], Bjerkenstedt [9],
Davidson [10] und anderen dargestellt und diskutiert.
Die meisten Studien mit Hypericum-Extrakten
wurden bei Patienten durchgeführt, die überwiegend als neurotisch-depressiv nach ICD-9
klassifiziert wurden. In nur drei bisherigen
Plazebo-kontrollierten Studien wurden die Patienten nach strikten diagnostischen Kriterien
für eine «Major Depression» (DSM-IIIR und
DSM-IV) diagnostiziert. Dennoch hatten die Patienten unabhängig von ihrer nosologischen
Zuordnung in allen Studien eine leichte bis
mittelschwere depressive Symptomatik, die objektivierbar war und mehrheitlich semi-quantitativ mittels der Hamilton-Depressions-Skala
erfasst wurde (HAMD). Mit wenigen Ausnahmen wurde in Plazebo-kontrollierten Studien
eine signifikante Überlegenheit von Johanniskraut-Extrakten gegenüber Plazebo ermittelt.
In verschiedenen Metaanalysen wurde die Konsistenz des therapeutischen Effekts weiter bekräftigt.
Abbildung 1.
Therapeutische Effizienz von Hypericum perforatum
im Vergleich zu Plazebo. Jede Kolonne stellt den
prozentualen Anteil (Responder-Rate) von Patienten
dar, welche auf die Therapie mit JohanniskrautExtrakten oder Plazebo angesprochen haben.
Die Daten stammen aus individuellen Plazebokontrollierten Studien von: 1 = Halama (1991);
2 = Reh (1992); 3 = Laakmann et al. (1998);
4 = Schrader et al. (1998); 5 = Phillipp et al. (1999);
6 = Shelton et al. (2001). Für Referenzen siehe auch
[8–11]. Diese Studien erfüllen am besten die Kriterien
für wissenschaftlich gute Studien.
%
1149
Eine aktuelle Metaanalyse von randomisierten,
kontrollierten Studien mit JohanniskrautPräparaten von Whiskey et al. [11] ergänzt und
vervollständigt mehrere frühere Analysen von
publizierten Daten, welchen zum Teil methodologische Mängel vorgeworfen werden konnten. Die Auswertung von ausgewählten, rigoros
durchgeführten Plazebo-kontrollierten Studien
ergab eine signifikant bessere therapeutische
Wirksamkeit von Johanniskraut-Extrakten, die
als klinisch relevant eingestuft wurde. Die Responder-Rate betrug bei Verum 40–80% und bei
Plazebo 0–63%.
Die Einzelbefunde aus metaanalytisch evaluierten, Plazebo-kontrollierten Studien sind in
der Abbildung 1 illustriert.
Metaanalysen von Ergebnissen aus unabhängigen Studien sind eine wichtige Beweisführungs-Methode, welche die solideste Evidenz für die therapeutische Wirksamkeit von
Präparaten erbringt. Voraussetzung dafür ist,
dass die Analyse korrekt und unvoreingenommen, d.h. mit der Ausschliessung von möglichen Bias, durchgeführt wurden. Die Tatsache,
dass auch die aktuellste Metaanalyse, welche
die Anforderungen für eine korrekte Analyse
erfüllt, eine deutliche Überlegenheit von Johanniskraut-Extrakten gegenüber Plazebo
zeigt, erbringt einen weiteren Beweis für ihren
therapeutischen Nutzen bei der geprüften Zielpopulation.
Therapeutische Effizienz von Johanniskraut-Extrakten im Vergleich
zu synthetischen Antidepressiva
Eine Anzahl von methodologisch korrekten,
vergleichenden Studien von Hypericum-Extrakten und anderen Antidepressiva verweist
auf eine ähnliche Effizienz von beiden Präparate-Gruppen bei leichten bis mittelschweren
Depressionen hin. Die Zahl von Studien gegenüber neueren Antidepressiva (z.B. SSRI) ist
allerdings noch klein.
In fast allen vergleichenden Studien, die nach
1990 durchgeführt worden sind, wurden die
Patienten nach gängigen diagnostischen Krite-
80
70
60
50
40
JHK-E
30
Plazebo
20
10
0
1
2
3
4
5
6
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rien (ICD-10, DSM-IIIR oder DSM-IV) zu «Major Depressive Disorder» (leichte bis mittelschwere) zugeordnet und mehrheitlich über 6
Wochen behandelt. In wenigen Studien wurde
allerdings zusätzlich zu Verum noch eine Plazebo-Kontrolle durchgeführt.
Signifikante Unterschiede in der Wirksamkeit
zugunsten von synthetischen Antidepressiva
wurden in keiner von diesen Studien nachgewiesen. In einigen Studien ergab sich unter
Berücksichtigung von bestimmten Wirksamkeitskriterien (volle Remission, Hamilton-Depressions-Skala <10 Punkte, ≥50prozentige
Reduktion der Hamilton-Depressions-Skala)
sogar eine etwas bessere Wirksamkeit von
Johanniskraut-Extrakten als von Fluoxetin [9,
12]. Allerdings dürfen diese Unterschiede nicht
überinterpretiert werden, da falsche positive
Ergebnisse nicht ausgeschlossen werden können.
Die Ergebnisse aus verschiedenen Metaanalysen von «gepoolten» Daten aus vergleichenden
Studien [8, 11] bekräftigen eine im Vergleich zu
anderen Antidepressiva äquivalente antidepressive Wirkung von Johanniskraut-Extrakten bei der untersuchten Population. Im Gruppenvergleich liegen die Ansprechbarkeitsraten
unter Johanniskraut-Extrakten in Durchschnitt
zwischen 50–64% und diejenigen unter anderen Antidepressiva zwischen 52–58% [8] bzw.
zwischen 43–76% und zwischen 40–72% [11].
Wirksamkeit von Hypericum-Extrakten
bei schweren depressiven Episoden
Zurzeit liegen Ergebnisse über die Wirksamkeit
von Johanniskraut-Extrakten bei schweren depressiven Zuständen nur aus zwei vergleichenden, Doppelblind-Studien von Jarsin® 300 (versus Imipramine bzw. versus Sertralin und Plazebo) vor [10, 12]. Somit sind die Schluss-
folgerungen über den therapeutischen Wert
von Johanniskraut-Extrakten bei dieser Patientenpopulation nicht möglich. Im Vergleich
zu Imipramin erreichte die Wirksamkeit von
Jarsin® 300 (1800 mg/Tag) keine statistisch
signifikante äquivalente Wirkung, während in
der vergleichenden Studie gegenüber Sertralin
keines von beiden Verum-Präparaten besser
wirkte als Plazebo.
Langzeitstudien
Der Stellenwert von Johanniskraut-Extrakten
in der Langzeitbehandlung von depressiven
Zuständen kann auch noch nicht mit Sicherheit
beurteilt werden, da bisher nur wenige Langzeitstudien durchgeführt worden sind. In einer
zwar offenen, multizentrischen Studie (n = 234)
wurden Patienten während 12 Monaten [13]
mit Jarsin® (LI 160) mit einem beachtlich guten
Ergebnis behandelt: Der prozentuale Anteil
an Patienten in entweder voller Remission
(Hamilton-Depressions-Skala 910 Punkte) oder
mit ≥50prozentiger Reduktion der AusgangsHamilton-Depressions-Skala erreichte 69%.
Die Rückbildung der Depression anhand der
Abnahme von HAMD-Scores über die gesamte
Behandlungsdauer von 12 Monaten ist in Abbildung 2 illustriert.
Montgomery et al. (2000) [14] berichteten auch
über einen im Vergleich zu Plazebo signifikant
besseren therapeutischen Erfolg nach einer Behandlungsdauer von 3 Monaten ebenfalls mit
Jarsin® 300 (Tagesdosis 900 mg) bei Patienten
mit leichten bis mittelschweren Depressionen
(Major Depression, DSM-IV; n = 247).
18
HAMD-Score
HAMD-Score
Abbildung 2.
Die Veränderung der HamiltonDepressions-Skala während einer
12monatigen Behandlung mit
LI 160 (Jarsin®). ITT-Kollektiv:
Die Patienten-Population, welche
nach dem «Intention-to-treat»Prinzip ausgewertet wurde.
16
14
12
10
Mittelwert
8
6
4
2
0
0
3
6
9
1150
12
Monate
Verlauf des
des HAMD-Scores
HAMD-Scores im
im ITT-Kollektiv
ITT-Kollektiv zu
zu
Studienbeginn
undzuzuden
den
Visiten
nach
9 und
Monaten
Studienbeginn und
Visiten
nach
3, 3,
6, 6,
9 und
12 12
Monaten
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Therapeutische Anwendung
bei älteren Patienten
Die therapeutische Anwendung von HP bei Patienten im Alter von >65 Jahren basiert mehrheitlich auf empirischen Erfahrungen. Erwähnenswert sind die Befunde aus einer in der
Schweiz angelegten Anwendungsbeobachtungsstudie (n = 647) mit Jarsin® 300, welche
auch Patienten älter als 65 Jahre (65–94) miteinbezogen hat. Die Analyse der Resultate
zeigte im Endergebnis in der Altersgruppe von
>65 Jahren einen im Vergleich zu jüngeren Altersgruppen gleichen therapeutischen Erfolg
nach 6 Wochen Behandlung. In der globalen
Verträglichkeit (gut / befriedigend bei 93% der
Patienten) unterschieden sich die verschiedenen Altersgruppen auch nicht von einander
[15]. Direkte vergleichende Studien von Hypericum-Extrakten mit anderen Antidepressiva
bei älteren Patienten fehlen noch.
Therapeutische Anwendung
von HP bei Jugendlichen
und Kindern
Einige wenige Studien geben Hinweise auf
einen möglichen therapeutischen Nutzen von
HP auch in der Therapie von Kindern mit leichten bis mittelschweren depressiven Symptomen. Die Ergebnisse einer ersten «post-marketing»(PMS)-Studie bei über 100 Kindern
unter 12 Jahren zeigten in der Arztbewertung
«gute» bis «ausgezeichnete» Ansprechbarkeit
auf ein Hypericum-Extrakt bei 97% der Kinder
nach 4–6 Wochen der Behandlung mit
300–1800 mg/Tag [16].
Einfluss des Hyperforin-Gehalts
auf die antidepressive
Wirksamkeit
Im Zusammenhang mit der Annahme, dass
Hyperforin und nicht Hypericin das wichtigste
antidepressive Wirkungsprinzip von Hypericum-Extrakten darstellt und Diskussionen
über die Bedeutung der Dosierung, wurde eine
Vergleichsstudie durchgeführt, welche direkt
die Wirksamkeit von definierten unterschiedlichen Hyperforin-Konzentrationen bzw. Gehalten (0,5% vs. 5% = Faktor 10) bei depressiven
Patienten verglichen hat. Die Ergebnisse zeigten eine signifikant bessere Wirkung von höher
dosiertem Hyperforin im Vergleich zu Plazebo
gegenüber niedrig dosiertem Hyperforin [17].
Es fehlen allerdings zurzeit direkte vergleichende Studien von verschiedenen Johannis-
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1151
kraut-Präparaten, die ohnehin auf Hypericinund nicht Hyperforin-Gehalt standardisiert
sind, um die klinische Relevanz von diesen
Konzentrations-Unterschieden zu bekräftigen.
Verträglichkeit
Eine bessere Verträglichkeit von HP im Vergleich zu etablierten Antidepressiva ist unzweifelhaft in allen Studien gezeigt worden. Die
Inzidenz von Nebenwirkungen war in 12 von
14 Studien vergleichbar und in 2 Studien sogar
geringer als die Inzidenz von Nebenwirkungen
unter Plazebo. Dies ist zu vergleichen mit berichteten Nebenwirkungsraten bei z.B. SSRI
zwischen 10 und 25% und zwischen 20 bis
über 40% bei trizyklischen Antidepressiva [11].
Bei einem Drug Monitoring [18] von nahezu
1400 ambulanten Patienten mit leichten bis
mittelschweren depressiven Episoden unter
mindestens 4 Wochen Therapie, bei einer
Studie mit 3250 Patienten [19] sowie bei
2 Anwendungsbeobachtungs-Studien mit insgesamt 4310 Patienten [20], waren MagenDarm-Beschwerden (z.B. Übelkeit / Erbrechen,
Verstopfung oder Durchfall) die häufigsten Nebenwirkungen (0,55–1,22%). Unverträglichkeiten, die zum Therapieabbruch führten, waren
selten (um 1,5%). Die Gesamtheit der unerwünschten Arzneimittelwirkungen war sehr
gering und variierte je nach Studiendesign im
Mittel von 1,5–2%, vereinzelt bis 3%.
Kardiotoxische Effekte wie z.B. bei Imipramin
wurden weder in Kurz- [21, 22] noch Langzeitstudien [12, 13] festgestellt, und auch klinisch
relevante Blutdruck- oder Pulsfrequenzveränderungen wurden nicht registriert. Mundtrockenheit, sedative Effekte und Müdigkeit, die
typisch für TZA sind, fehlten weitgehend. Das
Körpergewicht blieb auch nach einer Langzeitbehandlung mit hohen Dosen (1800 mg/Tag)
[13] konstant und Sexualfunktionen schienen
nicht beeinträchtigt zu sein. Eine Wechselwirkung mit Alkohol mit Konsequenzen für psychomotorische und mentale Leistung konnte
auch nicht nachgewiesen werden [23].
Als seltene, schwere Nebenwirkung sollte bei
Aufnahme grösserer Mengen (>1800 mg) von
Hypericum-Extrakten über längere Zeit eine
mögliche Photosensibilisierung berücksichtigt
werden. Sie könnte bis hin zu phototoxischen
Reaktionen im Sinne des Hypericismus führen
[17, 24]. Symptome von Phototoxizität sind
jedoch bei den empfohlenen therapeutischen
Dosen nicht zu erwarten [25]. Als Vorsichtsmassnahme sollten dennoch lichtempfindliche
Hauttypen / hellhäutige Personen Höhensonne,
Solarien und ausgiebige Sonnenbäder während
der Therapie mit Hypericum-Extrakten meiden.
Hypericum-Extrakte sind auch bei Überdosie-
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rungen mit dem Mehrfachen der empfohlenen
therapeutischen Dosis (z.B. bei Suizidversuchen) untoxisch. Wegen der langen Halbwertszeit der Hypericine (24–48 Stunden) sollen die
Patienten vorsichtshalber ungefähr eine Woche
lang das UV-Licht meiden bzw. vom UV-Licht
abgeschirmt werden.
Wechselwirkungen
Die kürzlich berichteten Fälle von unerwünschten Folgen einer Kombination von Johanniskraut-Extrakten mit Ciclosporin (Immunsuppression) [26], Kontrazeptiva [27] und
Indinavir (HIV-Protease-Hemmer) [28], haben
die Frage über die Sicherheit und Unbedenklichkeit der Behandlung mit Johanniskraut-Extrakten ins Zentrum des Interesses gerückt und
zu einem aktuellen Thema gemacht.
Inzwischen liegen experimentelle Befunde vor,
welche eine potente und klinisch relevante Induktion von CYP2D6- und CYP3A4-Leberenzymen mit Hyperforin [29] sowie einigen anderen
Wirkstoffen von Johanniskraut-Extrakten [30]
nachgewiesen haben (Tab. 4). Zudem wurde
gezeigt, dass die Extrakte auch das P-Glykoprotein (Pgp), das an der enteralen Absorption
und Elimination von verschiedenen Arzneimitteln beteiligt ist [31], beeinflussen. Diese Befunde liefern auch die Erklärung für den Mechanismus der Wechselwirkung von Johanniskraut-Extrakten mit Medikamenten, welche
durch gleiche Enzyme metabolisiert werden.
Grundsätzlich: Die Folge einer Interaktion
eines Arzneimittels (die entweder Hemmung
oder Induktion sein kann) mit einem von den
Enzymen der Cytochrom-P450-Familie ist der
veränderte Metabolismus von denjenigen Arzneimitteln in der Komedikation, welche durch
das gleiche Enzym abgebaut werden. Im Falle
einer Hemmung verlangsamt sich der Abbau
und die Elimination der Komedikation, was
sich klinisch unter Umständen in einer erhöhten Toxizität niederschlagen kann. Im Gegenteil, die Induktion der enzymatischen Aktivität,
wie z.B. mit Hypericum-Extrakten, beschleunigt den Abbau und die Elimination der Ko-
1152
medikation und vermindert damit die Blutspiegel der komedizierten Arzneimittel. Dies kann
zur Abnahme der therapeutischen Wirkung
führen mit entsprechenden Folgen für den Patienten.
Durch die Kombination von Hypericum-Extrakten mit Digoxin (um 33%) [32], mit Cumarin-Präparaten (Antikoagulantien) [33] und wie
kürzlich aufgezeigt auch mit dem Zytostatikum
Irinotecan, welches beim Kolonkarzinom eingesetzt wird [34], wurde eine Senkung des
Blutspiegels dieser Präparate nachgewiesen.
Eine Wirkungsverminderung oraler Kontrazeptiva, mit Zwischenblutungen unter niedrigdosierten, sogenannten Mikropillen (Ethinylestradiol® 30 µg), ist möglich. Eine Interaktion
von Hypericum-Extrakten mit anderen Arzneimitteln, die ebenfalls durch CYP3A4 metabolisiert sind, ist genauso voraussehbar.
Eine Überwachung der Plasmaspiegel und gegebenenfalls Anpassung der Dosierung ist deswegen in der Kombination von JohanniskrautExtrakten und Medikamenten, welche auch mit
P450-Enzymen interreagieren, angezeigt. In
der Kombination mit oralen Antikoagulantien
ist besonders zu Beginn und nach Absetzen
einer Behandlung der Quick-Wert bzw. INRWert engmaschig zu kontrollieren.
Von der Kombination von Johanniskraut-Extrakten mit Protease-Hemmern (Indinavir: Crixivan®) wird grundsätzlich abgeraten. Johanniskraut-Präparate gelten heute als Kontraindikation bei Transplantationspatienten, die mit
Ciclosporin (Sandimmun®) behandelt werden
[35].
Nach Schätzungen sind ungefähr 7% der Patienten, die Johanniskraut-Extrakte verwenden, Epilepsie-Patienten. Carbamazepin (CBZ),
das häufig als Basis-Therapeutikum bei Epilepsie-Patienten gegeben wird, ist auch ein Induktor des CYP3A4-Enzyms, durch welches es
zu CBZ-10,11-Epoxid metabolisiert wird. Eine
weitere Induktion des Carbamazepin-Abbaus
in der Kombination mit Hypericum-Extrakten
konnte jedoch nicht festgestellt werden [36].
Die beschriebenen Wechselwirkungen von Johanniskraut-Extrakten, welche pharmakokinetischer Natur sind, sind weder spezifisch noch
Tabelle 4. In-vito-ermittelte Wirkungsstärke (IC 50 in µM) von HP-Wirkstoffen
auf humane Cytochrom-P450-Enzyme.
Wirkstoff
CYP1A2
CYP2C3
CYP 2C19
CYP2D6
CYP3A4
Hyperforin
>100
4,4
31
1,6
2,3
Hypericin
>100
3,4
37
8,5
8,7
Quercetin
7,5
47
>100
24
22
13,II8-Biapigenin
3,7
4,0
28
5,7
0,082
(modifiziert aus Scott, 2000 [30])
PRAXIS
nur für diese Präparate-Klasse typisch, da fast
alle Psychopharmaka mit Cytochrom-P450-Enzymen interreagieren. Sie betreffen auch nur
relativ kleine, diagnostisch klar definierte Patientengruppen. Die unerwünschten Folgen
sind vor allem zu befürchten, wenn die Patienten die Präparate als OTC-Medikation und ohne
Rücksprache oder Information mit dem behandelnden Arzt oder Apotheker über längere Zeit
einnehmen. Deshalb sind die HP-Präparate in
der Schweiz neu in die Liste C aufgenommen
worden. Die Interaktionen sind vermeidbar
bzw. gut zu behandeln, wenn die Basismedikation und die Komedikation bekannt und angepasst sind.
Neben den pharmakokinetischen Interaktionen ist eine mögliche, pharmakodynamische
Interaktion von Johanniskraut-Extrakten mit
SSRI-Antidepressiva zu beachten. Beide Präparate-Gruppen besitzen serotoninerge Eigenschaften und können in der Kombination zu
Symptomen einer serotoninergen Überstimulierung führen. Wie bei allen synergistisch oder
potenzierend wirkenden Kombinationen können auch hier durch Dosisanpassungen unerwünschte Wirkungen vermieden werden.
Schlussfolgerungen
Die Wirksamkeit von Johanniskraut-Extrakten
bei leichten bis mittelschweren Depressionen
ist heute wissenschaftlich gut belegt. Die globale Verträglichkeit in den Kurz- und Langzeitstudien zeichneten sich im Vergleich zu anderen Antidepressiva durch eine geringe Anzahl
von Therapieabbrüchen (um 1,5%) und eine geringe Häufigkeit (0,5–3%) von unerwünschten
Quintessenz
Johanniskraut-Extrakte sind wirksamer als Plazebo und haben eine vergleichbare Wirksamkeit wie andere Antidepressiva; sie sind gut verträglich.
Relative Risiken hat eine Therapie mit Johanniskraut-Extrakten vor allem
in der Selbst-Medikation und in einer unbeaufsichtigten Kombination mit
anderen Medikamenten. In der Kombination von Hypericum-Extrakten
mit Präparaten, welche von CYP3A4, einem Enzym aus der P450-Leberenzym-Familie, abgebaut werden (z.B. Ciclosporin, Antikoagulantien,
Indinavir, Östrogene), könnte der therapeutische Effekt der Komedikation
vermindert werden.
Nach heutigem Stand des Wissens können die standardisierten Johanniskraut-Extrakte insgesamt als kostengünstige Antidepressiva mit einem
positiven Benefit/Risiko-Verhältnis bezeichnet werden. Sie haben in der
Behandlung von leichten bis mittelschweren Depressionen durchaus ihren
Stellenwert als Alternative zu synthetischen Antidepressiva.
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Effekten aus, die vergleichbar ist mit der Häufigkeit von solchen unter Plazebo-Behandlung.
Das Nebenwirkungsprofil unterscheidet sich
von den Nebenwirkungsprofilen von sowohl
klassischen Trizyklika als auch neueren Antidepressiva durch Abwesenheit von jeglichen
kardiotoxischen und kardiovaskulären Effekten, weitgehend fehlenden anticholinergen Effekten (Mundtrockenheit, Miktionsstörungen,
Sedation), Sexualstörungen und Gewichtszunahme. Johanniskraut-Extrakte zeigen keine
systemische Toxizität, auch nicht bei Überdosierung, und das Risiko der Phototoxizität in
den üblichen therapeutischen Dosen ist gering.
Die Risiken einer metabolischen Interaktion
mit anderen Arzneimitteln, die nicht spezifisch
sind für diese Präparate, betreffen diagnostisch
klar definierte Gruppen von Patienten und können durch ein gezieltes Patienten-Management
sowie eine Information und Beratung bei Risikopatienten grundsätzlich vermieden werden.
Dosisanpassungen zu Beginn und bei Beendigung der Therapie mit Johanniskraut-Präparaten können erforderlich werden. Als absolut
kontraindiziert gilt zurzeit nur die Kombination
von Johanniskraut-Präparaten mit Ciclosporin
(Immunosuppressiva).
Im Anbetracht des Verhältnisses zwischen dem
therapeutischen Nutzen und den Risiken, und
nicht zuletzt den Kosten der Behandlung im
Vergleich zu den explosiven Kosten der Behandlung mit neuen Antidepressiva [37], ist der
Stellenwert von diesen Präparaten in der Therapie von behandlungsbedürftigen, leichten
und mittelschweren depressiven Zuständen
nicht zu vernachlässigen. Nach wie vor können
sie als gute Alternative zu synthetischen Antidepressiva betrachtet werden.
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