Aus der Abteilung für Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin der Medizinischen Hochschule Hannover Josef Koncz (1916 – 1988) Sein Leben und sein Werk Inauguraldissertation zur Erlangung der Würde eines Doktors der Zahnheilkunde der Medizinischen Fakultät der Medizinischen Hochschule Hannover vorgelegt von Claudia Tjindra aus Barsinghausen Hannover 2004 Abb.1 Josef Koncz 2 Vorwort Josef Koncz (1916 – 1988) zählte zu den führenden Herzchirurgen in der Bundesrepublik Deutschland, das von ihm aufgebaute Herzzentrum in Göttingen gehörte viele Jahre – gemessen an der Zahl der Operationen – in die Spitzengruppe deutscher Herzzentren. In der vorliegenden Arbeit soll Koncz Lebensweg, sein wissenschaftliches Werk und sein ärztlicher Werdegang unter Einbeziehung medizingeschichtlicher Aspekte näher betrachtet werden. Die Dissertation, mit Schwerpunkt auf der klinischen Laufbahn von Professor Koncz an der Georg-August-Universität in Göttingen, befasst sich unter anderem mit dem Aufbau des dortigen Herzzentrums, vor allem in Hinsicht auf die von Koncz 1960 in Göttingen eingeführte Herz-Lungen-Maschine, so wie deren historische Entwicklung. Im Übrigen wird auf die Korrektur kongenitaler Herzfehler, mit besonderem Augenmerk auf der von Josef Koncz 1974 erfolgreich in die Klinik eingeführten neuen Operationsmethode – der Aortoventrikuloplastik – unter Berücksichtigung geschichtlicher Hintergründe, so wie deren heutige Aktualität, näher eingegangen. Seiner Aufgeschlossenheit Neuerungen gegenüber zeugte, dass Koncz 1965 als erster in Deutschland die Herzmissbildung der Transposition der großen Gefäße nach einer in Amerika entwickelten Methode korrigierte. In diesem Zusammenhang war er selbst darum bemüht Lösungsansätze für Palliativoperationen dieses Herzfehlers zu finden, in dem er ein chirurgisches Instrument, das Septektom, mitentwickelte. Ein weiterer wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit bezieht sich auf das besondere Interesse von Koncz an der Etablierung der Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie als einen eigenständigen Fachbereich. Beginnend 1958 mit dem eigens für ihn auf diesem Gebiet neu eingerichteten Lehrstuhl, gipfelnd in der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie 1971, unter Abspaltung von der Allgemeinen Chirurgie. Stolzenau, im Mai 2004 Claudia Tjindra 3 Inhaltsverzeichnis Vorwort 3 1. Zeittafel 6 2. Biographie 9 2.1. Familie, Kindheit, Schulzeit, Jugend und Privatleben 9 2.1.1. Private Interessen 19 2.2. Studium 21 2.3. Kriegsdienst 24 2.4. Ärztlicher Werdegang in der Chirurgischen Klinik in Göttingen 26 2.4.1. Symposium zum 65. Geburtstag 40 2.4.2. Verleihung der Albrecht von Haller-Medaille 44 3. Sein Werk 46 3.1. Der Aufbau des Herzzentrums in Göttingen 50 3.1.1. Einführung der Herz-Lungen-Maschine in Göttingen 53 3.2. Transposition der großen Gefäße 66 3.3. Entwicklung einer neuen Operationsmethode – die Aortoventrikuloplastik 77 3.3.1. Beschreibung der Operationsmethode der Aortoventrikuloplastik nach Rastan und Koncz 81 3.3.2. Der geschichtliche Hintergrund zur Entwicklung der Aortoventrikuloplastik 85 3.4.Gründung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie 90 4. Zusammenfassung 97 5. Publikationen von Josef Koncz 98 6. Literaturverzeichnis 114 6.1. ungedruckte Quellen 114 6.2. gedruckte Quellen 117 6.3. Nachweis der Abbildungen 128 4 7. Anhang 132 7.1. Berufungsurkunde zum außerordentlichen Professor 132 7.2. Berufungsurkunde zum ordentlichen Professor 133 7.3. Genehmigung zur Teilgebietsbezeichnung Gefäßchirurgie 134 7.4. Genehmigung zur Teilgebietsbezeichnung Thorax- und Kardiovaskularchirurgie 135 7.5. Emeritierungsurkunde 136 7.6. Originaltexte der Dankesreden von Professor Koncz anlässlich eines Symposiums zu seinem 65. Geburtstag am 31.10.1981 137 7.7. Laudatio von Professor Dr. de Vivie anlässlich der Verleihung der Albrecht von Haller-Medaille 140 7.8. Aufruf zur Gründung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie 144 7.9. Satzungsentwurf der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie 145 5 1. Zeittafel 30.10.1916 als viertes Kind des Ehepaares Franz Koncz (20.10.1872 - 03.07.1941) und Karoline (19.09.1874 - 30.10.1935) in Felka (Ungarn) geboren 1922 - 1926 Besuch der deutschen Volksschule in Felka 1926 - 1934 Besuch des Reform-Realgymnasiums in Käsmark 24.06.1934 Abitur 01.10.1934 - 30.09.1939 Medizinstudium an der Deutschen Universität in Prag 30.10.1935 Tod der Mutter 01.10.1939 - 30.09.1940 Unterbrechung des Studiums 01.10.1940 - 15.02.1941 Wiederaufnahme des Studiums der Medizin 18.11.1940 Tod des Bruders Emmerich Koncz Febr. 1941 Staatsexamen 15.02.1941 Promotion zum Dr. med. 17.02.1941 - 30.09.1941 Sekundärarzt im Staatskrankenhaus in Georgenberg (Slowakei) 03.07.1941 Tod des Vaters 01.10.1941 - 31.03.1942 Einberufung zum Wehrdienst Besuch der Sanitätsoffiziersschule der Reserve in Bratislava (Pressburg) April 1942 - Mai 1943 Frontdienst in Russland als Chirurg einer Divisionssanitätskompanie der slowakischen Armee in Pripiet-Sümpfen Juni 1943 - Nov. 1943 Hilfsarzt, Chirurg im Militärspital in Ruzomberok (Rosenberg) Nov. / Dez. 1943 Sanitätsoffizier eines Lazarettzuges Jan. 1944 - Juni 1944 Leutnantarzt im Militärspital in Ruzomberok 6 21.06.1944 - 24.12.1944 Übernahme in die deutsche Wehrmacht als Assistenzarzt und damit gleichzeitiger Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft Dienst im Kriegslazarett in Budapest Jan. / Febr. 1945 Assistenzarzt im Reservelazarett in Baden bei Wien Febr. - 08.05.1945 Assistenzarzt im Reservelazarett in Einbeck 08.05.1945 - 12.10.1945 amerikanische und französische Kriegsgefangenschaft, Kriegsgefangenenlazarett in Andernach 12.10.1945 Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft 15.10.1945 - 15.11.1946 Volontärarzt in der Chirurgischen Abteilung des städtischen Krankenhauses in Wuppertal-Barmen 16.11.1946 - 28.11.1948 Volontärarzt an der Chirurgischen Universitätsklinik in Göttingen 29.11.1948 Stelle als wissenschaftlicher Assistent an der Universitätsklinik 18.12.1948 Heirat mit Ellen Hoehne, geb. am 24.05.1925 09.04.1950 Geburt der Tochter Stephanie Februar 1953 Habilitation für das Fach Chirurgie 01.07.1953 Oberarzt an der Chirurgischen Universitätsklinik in Göttingen 30.10.1954 - Okt. 1957 geschäftsleitender Oberarzt an der Chirurgischen Universitätsklinik in Göttingen Okt. 1957 Berufung zum ärztlichen Direktor des Städtischen Krankenhauses in Hildesheim Aug. 1958 Berufung auf einen neuen außerordentlichen Lehrstuhl für Chirurgie der Universität Göttingen 20.01.1959 Berufung zum Beamten auf Lebenszeit und Ernennung zum außerordentlichen Professor und Leiter der neu gegründeten Abteilung für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie an der Chirurgischen Universitätsklinik in Göttingen März 1960 erste Operation mit der Herz-Lungen-Maschine 7 28.03.1960 - 04.05.1960 1. Studienaufenthalt in der Mayo-Klinik in Rochester 16.07.1960 - 24.08.1960 2. Studienaufenthalt in der Mayo-Klinik in Rochester 03.10.1961 25-jähriges Dienstjubiläum 28.11.1967 Ernennung zum ordentlichen Professor 12.06.1969 Ernennung zum Direktor der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie der Universität Göttingen 1969 Gründung des Sonderforschungsbereich Kardiologie 89 Göttingen 09.01.1971 Gründung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie 1974 Veröffentlichung seiner, mit seinem Mitarbeiter Professor Dr. med. Huschang Rastan, neu entwickelten Operationsmethode zur Erweiterung des linksventrikulären Ausflusstraktes bei tunnelförmiger Subaortenstenose, der Aortoventrikuloplastik 03.10.1976 40- jähriges Dienstjubiläum 1977 Einzug der Abteilung der Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie in das neu gebaute Klinikum 31.10.1981 Symposium zum 65. Geburtstag von Josef Koncz in Göttingen 31.03.1982 Emeritierung 18.10.1983 Ehrenmitglied der Norddeutschen Gesellschaft für Lungen- und Bronchialheilkunde e. V. 23.02.1984 Tod der Ehefrau 05.02.1988 Verleihung der Albrecht von Haller-Medaille 07.11.1988 verstorben in Göttingen 8 2. Biographie 2.1. Familie, Kindheit, Schulzeit, Jugend und Privatleben Josef Koncz kam am 30. Oktober 1916 als viertes Kind des Eisenbahnbeamten Franz Koncz (20.10.1872 – 03.07.1941) und seiner Ehefrau Karoline, geb. Adrianyi (19.09.1874 – 30.10.1935), in Felka zur Welt.1 Abb. 2 Karoline Koncz 2 Abb. 3 Franz Koncz Felka ist ein kleines Städtchen der deutschen Sprachinsel Zips im einstigen Ungarn und gehört heute zur Slowakei. 1 Die persönlichen Daten und Angaben in Kapitel 2.1. stammen aus verschiedenen, von Josef Koncz verfassten Lebensläufen, sowie persönlichen Angaben seiner Tochter Stephanie Koncz. 2 Die Fotografien 2, 3, 4, 5, 7, 10 und 11 in Kapitel 2.1. stammen aus dem privaten Fotoalbum von Josef Koncz. 9 Abb. 4 Das Elternhaus in Felka. Abb. 5 Das Elternhaus in Felka. 10 Im November 1916 wurde Josef Koncz in der Kirche von Felka getauft. Abb. 6 zeigt die Kirche von Felka heute.3 Durch seine relativ unbeschwerte Kindheit begleiteten ihn sein zwei Jahre älterer Bruder Emmerich (28.01.1914 – 18.11.1940) und seine beiden älteren Schwestern Jolan (23.07.1907 – 13.01.1982) und Ida (26.10.1911 – 11.05.2000). Abb. 7 zeigt die Geschwister Josef, Ida, eine Freundin, Jolan und Emmerich (von links) 3 Die Fotografien 6, 8, 9 und 14 in Kapitel 2.1. sind von Antje Strohmeyer im Oktober 2002 in Felka aufgenommen. 11 In Felka besuchte Josef Koncz in den Jahren von 1922 bis 1926 die Volksschule. Er war, im Gegensatz zu seinem Bruder Emmerich, ein sehr fleißiger Schüler, der immer gute Noten nach Hause brachte. Abb. 8 zeigt die Volksschule von Felka heute. Ab Herbst 1926 ging er auf das Real-Reformgymnasium in Käsmark, wo er am 24. Juni 1934 die Reifeprüfung mit Auszeichnung bestand. Bereits gut ein Jahr nach Aufnahme seines Medizinstudiums verlor Josef Koncz seine Mutter Karoline am 30. Oktober 1935 nach langem schweren Leiden im 62. Lebensjahr. Das Medizinstudium wurde sowohl ihm als auch seinem Bruder Emmerich vor allem durch die beiden Schwestern Jolan und Ida ermöglicht. Beide waren nach Beendigung der Mädchenschule in Käsmark als Bürokräfte tätig und finanzierten dadurch den Brüdern das Studium, da die damalige finanzielle Situation der Eltern dieses nicht zugelassen hätte. Ein schwerer Schlag traf die ganze Familie, als bei Emmerich nach Beendigung seines Studiums 1938 eine Tuberkulose diagnostiziert wurde. Josef Koncz unterbrach daraufhin am 01.10.1939 sein Studium für ein Jahr und ging nach Hause zurück, um sich um seinen schwerkranken Bruder zu kümmern. Anhand von Tagebuchaufzeichnungen, die Josef Koncz in dieser für ihn so schweren Zeit gemacht hatte, ist zu erkennen, wie viel ihm sein Bruder bedeutet hatte. Aufopfernd hatte er sich um ihn gekümmert. Er beschrieb sehr eindrucksvoll die damalige Situation, die Phasen der Erkrankung seines Bruders, seine eigene Hoffnung auf 12 Genesung des in aller Augen so verheißungsvollen Jungmediziners und letztendlich die Aussichtslosigkeit, der er ausgeliefert war. Er machte sich Gedanken um ethische Gesichtspunkte in der Medizin, wie z. B. über die Rechtfertigung der täglichen Morphiumgabe, die seinem Bruder einerseits die Schmerzen nehmen sollten, ihn andererseits jedoch in einen Dämmerzustand versetzten.4 Nach langem, schweren Krankheitsverlauf verstarb Emmerich am 18. November 1940 an den Folgen der Tuberkulose im Alter von nur 26 Jahren. Josef Koncz kehrte nach Prag zurück, um sein Studium fortzusetzen. Nach bestandenem Examen nahm er eine Stelle als Sekundärarzt am Staatskrankenhaus in Georgenberg (Zips) an. Er war dort vom 17.02.1941, bis zum Zeitpunkt seiner Einberufung zum Wehrdienst am 01. Oktober 1941, in der inneren Abteilung, sowie der Abteilung für Geburtshilfe, tätig. Während dieses Zeitraums, kaum sieben Monate nach dem tragischen Verlust seines Bruders, verstarb dann auch sein Vater am 03.07.1941, im Alter von 68 Jahren an einem Herzinfarkt. Abb. 9 ist das Grab der Eltern in Felka. 4 Tagebuchaufzeichnungen von Josef Koncz 13 Nachdem Josef Koncz nach gut fünf Monaten Kriegsgefangenschaft am 12. Oktober 1945 aus dieser entlassen wurde, erhielt er ab dem 15. des Monats eine Stelle als Volontärarzt im städtischen Krankenhaus Wuppertal-Barmen. Hier traf er seinen Lehrer und späteren Förderer Professor Dr. med. Hans Hellner5. Unter seiner Leitung arbeitete Koncz bis zum 15.11.1946 in der dortigen Chirurgischen Abteilung, wo er sehr bald als stellvertretender Stationsarzt erst eine und später sogar zwei Stationen übernommen und diese, laut Hellner, ausgezeichnet geführt hatte. Sein Lehrer war schon damals der Ansicht, das seine operativen Fähigkeiten und sonstigen ärztlichen Kenntnisse über das übliche Maß hinausgingen.6 Abb. 10 Josef Koncz mit seinem damaligen Lehrer Professor Hellner 5 Professor Dr. med. Hans Hellner (1900 – 1975) war der Lehrmeister von Dr. Koncz und der Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik in Göttingen von 1946 – 1969. 6 Zeugnis von Professor Hellner vom 15.11.1946 14 Während des Jahres am Städtischen Krankenhaus in Wuppertal-Barmen lernte Dr. Koncz die Röntgenassistentin Ellen Hoehne (geb. am 24.05.1925 in Dortmund) kennen. Im November 1946 folgte Josef Koncz Hellner, nach dessen Berufung, an die Universität nach Göttingen um dort eine wissenschaftliche Assistentenstelle zu übernehmen.7 Bereits zu Weihnachten 1946 gab Frau Mathilde Hoehne, geborene Hoffmann, die Verlobung ihrer Tochter Ellen mit Herrn Dr. med. Josef Koncz bekannt. Nach weiteren zwei Jahren heirateten die beiden am 18. Dezember 1948 in Göttingen. Am 9. April 1950 wurde die einzige Tochter Stephanie in Göttingen geboren. Abb. 11 Das Foto entstand 1954 beim Chirurgenkongress in München und zeigt Professor Koncz (rechts) mit seiner Ehefrau und deren Bruder. 7 Schreiben von Professor Hellner vom 25.05.1948 15 Bis 1955 wohnte die Familie Koncz in einem Einzimmerappartement auf dem Ärzteflur der alten Chirurgischen Klinik in der Goßlerstraße - Ecke Humboldtallee. Dann bezog sie eine Wohnung im Kreuzbergring und wohnte von 1960 – 1965 in der Ewaldstraße in Göttingen. 1965 erfolgte dann der Einzug in das eigene Haus.8 Abb. 12 Das Haus der Familie Koncz in Göttingen.9 Ellen Koncz, die selbst an einem angeborenen Herzfehler in Form einer Aortenklappenstenose litt, musste schließlich 1962 in der Mayo-Klinik von Professor Kirklin operiert werden. Es wurde eine Aortenklappensprengung durchgeführt. Diese Therapie war auf lange Sicht nicht erfolgreich, denn es kam zur Ausbildung einer Aortenklappeninsuffizienz, welche einen weiteren operativen Eingriff 1982 notwendig machte. Diese Operation – ein Aortenklappenersatz – wurde diesmal von Professor de Vivie10, einem Schüler von Professor Koncz, in der Universitätsklinik in Göttingen durchgeführt. 8 Gespräch mit Frau Dr. Stephanie Koncz im Oktober 2003 9 Die Fotografie 12 ist eine eigene Fotografie, entstanden im März 1998. 10 vgl. Fußnote 72 Kapitel 2.4.1., S. 40 16 Unterdessen starb am 13.01.1982 die ältere der beiden Schwestern infolge ihres dritten Herzinfarktes in der Slowakei. Am 31.03.1982 wurde Josef Koncz emeritiert. Nur knapp zwei Jahre später starb Ellen Koncz, nach 36jähriger Ehe, am 23. Februar 1984. Josef Koncz selbst litt bereits seit geraumer Zeit an einer koronaren Herzkrankheit11 und einem medikamentös behandelten Bluthochdruck. Er starb am 07.11.1988 an den Folgen eines Herzinfarktes in seinem Haus. Abb. 13 Das Grab von Professor Koncz und seiner Frau Ellen.13 11 Die koronare Herzkrankheit (KHK) resultiert aus Minderdurchblutung primär intakten Myokards infolge erworbener arteriosklerotischer Verengungen der Koronararterien. Die Mangelversorgung des Herzmuskels äußert sich in Form einer belastungsabhängigen Angina pectoris. Bei Thrombenbildung kann es zum Gefäßverschluss mit nachfolgendem Myokardinfarkt kommen.12 12 Henne-Bruns, D., Düring, M., Kremer, B.: Duale Reihe, Chirurgie, 2001, S. 947 - 950 13 Das Bild 13 habe ich im Juli 2002 auf dem Göttinger Friedhof aufgenommen. 17 Als letzte der vier Geschwister starb Ida, die bis zu ihrem Tod am 11.05.2000 im Elternhaus in der Slowakei gelebt hatte. Abb. 14 zeigt das Grab der Geschwister in Felka. 18 2.1.1. Private Interessen Da das Gebirge der hohen Tatra direkt vor der Haustür lag, entwickelte sich Josef Koncz in seiner Jugend zu einem begeisterten Bergsteiger und Skifahrer. Darüber hinaus spielte er Tischtennis.14 Abb. 15 und Abb. 16 Die Fotos zeigen den jungen Koncz beim Bergsteigen in der hohen Tatra.15 Leider blieb ihm in den ersten Jahren seiner ärztlichen Tätigkeit in Göttingen wenig Zeit für diese Hobbys. Erst in späteren Jahren hatte er zum Skifahren wieder gelegentlich Zeit gefunden und brachte dieses auch seiner Tochter Stephanie bei. Mit zunehmendem Alter galt sein Interesse immer mehr der Politik und Weltgeschichte, über die er sich regelmäßig in der Tageszeitung informierte. Er las aber auch gerne Bücher von Thomas Mann oder Biographien von Musikern, Politikern und anderen Persönlichkeiten. Seine wenige Freizeit verbrachte er gern zuhause mit Lesen oder Hören von Klavier- und 14 Die persönlichen Angaben in Kapitel 2.1.1. stammen aus Gesprächen mit Josef Koncz Tochter. 15 Die Fotografien 15 und 16 stammen aus dem privaten Fotoalbum von Josef Koncz. 19 Cellokonzerten. Gern trank er hin und wieder mal ein Glas Weißwein und rauchte ab dem 50. Lebensjahr lieber Zigarren statt Zigaretten. Ab dem 50. Lebensjahr begann er dann noch Golf zu spielen und verbrachte hiermit einen Großteil seiner Freizeit. Als Ende der 60er Jahre der Göttinger Golfclub entstand, war er einer der Gründungsmitglieder. Von diesem Zeitpunkt an pflegte Professor Koncz regelmäßig samstags morgens, teilweise auch bis in den frühen Nachmittag hinein, Golf zu spielen. Seinen Urlaub verbrachte er am liebsten Zuhause. Aber auf Drängen seiner Frau machte die Familie dann doch mal Urlaub in Frankreich oder Italien. Im Großen und Ganzen lebte die Familie Koncz eher zurückgezogen und empfing zuhause wenig Besuch. Abb. 17 Das ehemalige Arbeitszimmer von Professor Koncz in seinem Haus.16 16 Die Fotografie 17 ist eine eigene Fotografie, entstanden im März 1998. 20 2.2. Studium Ab dem Wintersemester 1934/35 war Josef Koncz als ordnungsgemäßer Hörer an der medizinischen Fakultät der Deutschen Universität in Prag eingeschrieben. Nach dem Physikum bewarb er sich, z. T. aus Interesse an der Bakteriologie und Serologie, z. T. auch aus finanziellen Schwierigkeiten, um die Stelle eines Demonstrators am Hygienischen Institut der Universität. Diesen Posten bekleidete Josef Koncz drei Semester lang.17 Abb. 18 zeigt Josef Koncz (links im Bild) mit Studienkollegen.18 Nachdem er im Sommersemester 1939 die Voraussetzung geschaffen hatte, zu den klinischen Abschlussprüfungen zugelassen zu werden, musste er diese, wegen der Erkrankung seines Bruders an Tuberkulose und der sich daraus unter anderem ergebenden finanziellen Schwierigkeiten, unterbrechen. Die einjährige Studienpause nutzte Josef Koncz für eine Famulatur am Staatskrankenhaus in Georgenberg in der Zeit vom 01.10.1939 – 30.09.1940. Am 01. Oktober 1940 nahm er dann sein Studium wieder auf und absolvierte die restlichen Prüfungen mit „ sehr gut “. Mit Abschluss seines Studiums erlangte er am 15. Februar 1941 die Doktorwürde. Zur Zeit seiner Promotion war Koncz noch slowakischer Staatsangehöriger; und in der Slowakei galt die österreichische Rigorosenordnung vom 14.04.1903. Danach 17 Die persönlichen Daten und Angaben in Kapitel 2.2. stammen aus verschiedenen, von Josef Koncz verfassten, Lebensläufen. 18 Die Fotografien 18 und 19 stammen aus dem privaten Fotoalbum von Josef Koncz. 21 wurde die Bestallung als Arzt mit dem Erwerb des Doktorats der Heilkunde erlangt, so wurde er mit der Promotion zugleich als Arzt approbiert. Abb. 19 Josef Koncz während seiner Studienzeit. 22 Abb. 20 Urkunde zur Verleihung des Doktortitetls19 19 Die Urkunde der Karls-Universität vom 15.02.1941 zur Verleihung der Doktorwürde stammt aus den privaten Unterlagen von Josef Koncz. 23 2.3. Kriegsdienst Josef Koncz war zum Zeitpunkt seiner Einberufung zum Wehrdienst am 01. Oktober 1941 am Staatskrankenhaus in Georgenberg (Zips) beschäftigt. Im Zuge der Dienstpflicht in der slowakischen Wehrmacht besuchte Herr Koncz einen Ausbildungslehrgang in der Sanitätsoffiziersschule der Reserve in Bratislawa (Pressburg) vom 01.10.1941 – 31.03.1942. Nach Abschluss des Lehrganges stand er ab April 1942 – Mai 1943 im Frontdienst in Russland als Chirurg der 11. Divisionssanitätskompanie in Pripiet-Sümpfen. Ab Juni 1943 wurde Josef Koncz als Hilfsarzt im Range eines „Aspirantgefreiten“ zum Militärkrankenhaus nach Rosenberg (Slowakei) kommandiert, wo er bis November des selben Jahres in der Chirurgischen Abteilung beschäftigt war. Die Arbeit im Militärkrankenhaus musste Koncz für zwei Monate unterbrechen, da er als Sanitätsarzt im November und Dezember 1943 einen Lazarettzug zu betreuen hatte. Nach seiner Rückkehr in die Heimat im Januar 1944 wurde er zum Leutnantarzt befördert und als Assistenzarzt in der Chirurgischen Abteilung des Militärkrankenhauses in Rosenberg eingestellt, wo er bis Juni des Jahres tätig war. Aufgrund eines Staatsvertrages zwischen der Slowakei und dem deutschen Reich wurde Josef Koncz zum Juli 1944 als deutscher Staatsbürger von der deutschen Wehrmacht mit dem Dienstgrad eines Assistenzarztes übernommen und gleich in der Zeit vom 21.06.1944 – 24.12.1944 in ein Kriegslazarett nach Budapest beordert. Nach Auflösung dieses Lazaretts erfolgte seine Versetzung erst für zwei Monate in das Reservelazarett in Baden bei Wien und von dort im Februar 1945 in das Reservelazarett in Einbeck, wo er bis zu seiner Gefangennahme am 08. Mai durch die Amerikaner in der Chirurgischen Abteilung arbeitete. Seine Kriegsgefangenschaft (anfangs bei den Amerikanern, später bei den Franzosen) dauerte bis Oktober 1945, wovon er einige Monate im Kriegsgefangenenlazarett in Andernach eingesetzt wurde. Rückblickend wurde Josef Koncz schon während seiner Tätigkeit als deutscher Sanitätsoffizier vorwiegend im chirurgischen Bereich eingesetzt, so dass möglicherweise zu dieser Zeit bereits der Grundstein für seine spätere Laufbahn als Chirurg gelegt worden war.20 20 Die persönlichen Daten und Angaben in Kapitel 2.3. stammen aus verschiedenen, von Josef Koncz, verfassten Lebensläufen. 24 Abb. 21 Josef Koncz zur Zeit seines Kriegsdienstes21 Abb. 22 zeigt den Militärausweis von Josef Koncz22 21 Fotografie aus dem privaten Fotoalbum von Josef Koncz 22 Der Militärausweis stammt aus den privaten Unterlagen von Josef Koncz. 25 2.4. Ärztlicher Werdegang in der Chirurgischen Klinik in Göttingen Vom 16. November 1946 an arbeitete Herr Koncz als Volontärarzt in der Chirurgischen Abteilung der Universitätsklinik in Göttingen, wo er bis 1948 der Privatassistent von Professor Hellner war. Dieser hielt Koncz bereits damals für einen sehr vielseitig ausgebildeten, gründlichen und tüchtigen Arzt, der für die Universitätslaufbahn ernsthaft in Frage kommt.23 Abb. 23 ist die alte Chirurgische Klinik in Göttingen in der Goßlerstraße / Ecke Humboldtallee24 Von 1948 bis 1949 war Dr. Koncz dann in der Neurochirurgischen Abteilung als Assistent bei Professor Okonek tätig. Anschließend war er bis 1951 vorwiegend in den Abteilungen der Bauchchirurgie als erster Stationsarzt eingesetzt worden.25 Vom 29.11.1948 an bis zu seiner Beförderung zum Oberarzt der Chirurgischen Klinik in Göttingen am 01. Juli 195326 war er wissenschaftlicher Assistent der Universitätsklinik.27 23 Schreiben von Professor Hellner vom 25.05.1948 24 Die Fotografien 23, 27, 28 und 29 in Kapitel 2.4. habe ich im September 2003 aufgenommen. 25 Zeugnis von Professor Hellner vom 13.11.1957 26 Schreiben des Kurators der Georg-August-Universität vom 08.07.1953 27 Schreiben des Kurators der Georg-August-Universität vom 29.11.1948 26 Am 26. Februar 1953 hatte er sich bereits für das Fach Chirurgie habilitiert. Seine Arbeit befasste sich konsequenterweise mit einem gefäßchirurgischem Thema: „Pathophysiologie und Klinik der peripheren Durchblutungsstörungen“, denn Koncz war bereits seit Anfang der 50er Jahre darum bemüht die Gefäßchirurgie stärker in die chirurgische Tätigkeit der Klinik einzubinden. Abb. 24 Habilitationsurkunde28 28 Die Habilitationsurkunde der Medizinischen Fakultät der Georg-August-Universität vom 26.02.1953 stammt aus den privaten Unterlagen von Josef Koncz. 27 Auf Anregung seines Lehrers Hellner, verbrachte Privatdozent Koncz 1953 einem längeren Studienaufenthalt in Edinburgh, wo er die Möglichkeit bekam sich einen Einblick auf dem Gebiet der Lungenchirurgie zu verschaffen. Auf seinem Rückweg über London wurde er im Hammersmith-Hospital erstmals mit chirurgischen Eingriffen am Herzen konfrontiert.29 Auch in den Folgejahren erfuhr Koncz weiterhin unvermindert eine väterliche Zuneigung und Förderung durch seinen Lehrmeister Hellner, der ihn immer wieder ermutigte nach neuen Ufern Ausschau zu halten.30 So erweiterte Koncz das Spektrum seiner chirurgischen Eingriffe mit wesentlichem Augenmerk auf die Thoraxchirurgie. Zu seinen Standardeingriffen zählten mittlerweile die Korrektur von Herzfehlern, Herzmissbildungen, die Operationen am offenen Herzen31, Operationen von Speiseröhrenkrebs, Lungenkrebs und auch Lungensegment- resektionen, um nur einige Beispiele zu nennen. Seit April 1954 operierte Professor Koncz als erster Oberarzt der Klinik sämtliche schweren und schwersten Krankheitsbilder, die in einer Chirurgischen Universitätsklinik anfielen, und vertrat Hellner während seiner Urlaubszeit als stellvertretender Direktor der Klinik. Die derzeitige Anzahl seiner Operationen belief sich auf 4000 im Jahr.33 Vom 30. Oktober 1954 an stieg er zum geschäftsleitenden Oberarzt der Chirurgischen Universitätsklinik in Göttingen auf. Auf Vorschlag der Medizinischen Fakultät der Universität wurde Privatdozent Dr. Koncz, gemäß § 21 der Prüfungsordnung für Zahnärzte vom 15.03.1909, zum stellvertretenden Mitglied des Ausschusses für die zahnärztliche Prüfung in Göttingen für das Prüfungsjahr 1954/55 im Prüfungsfach Chirurgie der Zahn- und Mundkrankheiten34, so wie, gemäß § 8 der Bestallungsordnung für Ärzte vom 15.09.1953, 29 de Vivie, E. R., Hellberg, K., Ruschewski, W.: Herzchirurgie 1982, S.12 30 vgl. Anhang 7.7., S. 140 de Vivie, E. R.: Laudatio für Herrn Professor Dr. med. Josef Koncz anlässlich der Verleihung der Albrecht von Haller Medaille 31 Unter der Bezeichnung Operationen am offenen Herzen werden jene kardio-chirurgischen Eingriffe zusammen gefasst, bei denen das Herz stillgelegt und der Blutkreislauf des Patienten mittels extrakorporaler Zirkulation mittels der Herz-Lungen-Maschine aufrecht erhalten wird. Es ist dabei keineswegs grundsätzlich eine Eröffnung der Herzhöhlen impliziert. Zu den Eingriffen am offenen Herzen gehören der Herzklappenersatz, die Myokardrevaskularisation mittels Bypassoperation, die Korrekturoperationen angeborener Herzfehler und die Operationen thorakaler Aortenaneurysmen.32 32 Henne-Bruns, D., Düring, M., Kremer, B.: Duale Reihe, Chirurgie, 2001, S. 947 - 950 33 Zeugnis von Professor Hellner vom 13.11.1957 34 Schreiben des Niedersächsischen Sozialministers vom 23.09.1954 28 zum Mitglied des Ausschusses für die ärztliche Prüfung in Göttingen für das Prüfungsfach Chirurgie35, berufen. Anfang 1956 versuchte Professor Jung, der damalige Chef des Rote-Kreuz-Krankenhauses in Bremen, vergeblich Josef Koncz als Chefarzt für seine Chirurgische Abteilung zu gewinnen. Denn dieser lehnte den Posten ab, mit folgender Begründung: „ Ein negativer Punkt ist die Aussicht, dass ich im Rahmen Ihres Hauses keine Thoraxchirurgie zu treiben Gelegenheit hätte. Ich kann mich jedoch – wenigstens gegenwärtig – zu diesem Opfer noch nicht bereitfinden. Ich habe mich seit 1953 in erster Linie mit dieser Spezialdisziplin der Chirurgie beschäftigt. Sie werden verstehen, dass ich jetzt, wo sich die ersten Ernten abzeichnen, zunächst noch dabei sein möchte. Das letzte und wohl ausschlaggebende Motiv für meine Absage ist der Umstand, dass mein Chef über die Frage eines eventuellen Wegganges von mir keinerlei Diskussion gelten ließ. Da mich über meine Stellung hinaus auch persönliche Beziehungen an meinen Chef binden, glaube ich seinen jetzigen Standpunkt respektieren zu müssen.“36 Außerdem begann er gerade zu diesem Zeitpunkt zusammen mit Emil Bücherl37 angeborene Herzfehler in tiefer Hypothermie zu korrigieren.42 35 Schreiben des Niedersächsischen Sozialministers vom 23.09.1954 36 Zitat aus dem Schreiben von Josef Koncz vom 31.01.1956 an den Leiter des Rote-KreuzKrankenhauses in Bremen 37 Emil Sebastian Bücherl (06.11.1919 – 28.06.2001) führte von 1948 – 1951 im Physiologischen Institut in Göttingen Untersuchungen zum Thema Herz und Kreislauf durch. 1951/52 war er bei Professor Crafoord in Stockholm tätig. Von 1952 an arbeitete er in der Chirurgischen Klinik in Göttingen in der Abteilung von Professor Hellner38, unter anderem mit Professor Koncz zusammen, und entwickelte eine „künstliche Herz-Lungen-Apparatur“. 1956 habilitierte sich Dr. Bücherl mit dem Thema „Über ein künstliches Herz-Lungen-System.“. Nach dem in Göttingen erfolglosen klinischen Einsatz der von ihm konstruierten Herz-Lungen-Maschine im Oktober 195739, ging er Ende des Jahres nach Berlin. Als Pionier der Transplantationsmedizin führte er 1963 die erste Nierentransplantation, 1968 die ersten und lange Zeit einzigen Lungentransplantationen und 1969 eine der ersten Herztransplantationen in Deutschland durch.40 Am 07. März 1986 pflanzte Professor Bücherl für 4 Tage, zwecks Überbrückung der Wartezeit auf ein Spenderherz, einem 39jährigem Mann in Berlin erstmals in Deutschland ein Kunstherz ein.41 38 Junghanns, H.: Chirurgenverzeichnis, 6. Auflage, 1980, S. 73 39 Bock, H.: 45 Jahre erlebte extrakorporale Zirkulation in: Kardiotechnik, 2003, Internet 40 Hetzer, R.: Pionier der Kunstherzforschung verstorben, Zeitung der Freien Universität Berlin, Ausgabe 10 / 2001, Internet 41 Börsching, H.: Kalendarium des 07. März, Internet 42 de Vivie, E. R., Hellberg, K., Ruschewski, W.: Herzchirurgie 1982, S.12 29 Der geschäftsführendere Oberarzt Koncz strebte dann im August 1957 doch nach höherem und bewarb sich auf die ausgeschriebene Chefarztstelle der Chirurgischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses in Hildesheim. Abb. 25 zeigt die damalige Stellenanzeige43 Nach erfolgter persönlicher Vorstellung am 13.11.1957, erhielt er mit Schreiben der Stadt Hildesheim vom 27. November den Bescheid, dass er in die engere Wahl gekommen sei. Die endgültige Zusage kam dann mit Schreiben vom 12.12.1957.44 In einem Zeugnis vom 13.11.1957 äußerte sich Hellner sehr positiv über die Fähigkeiten seines Schülers Josef Koncz: „Er hat sich als Oberarzt außerordentlich bewährt. Denn Herr Koncz ist ein erstklassiger Operateur und gehört in die Spitzenklasse der Chirurgen. Herr Koncz ist fähig, jede große Klinik und jede Facharztabteilung vorbildlich zu leiten, weil er menschliche, ärztliche und chirurgische Qualitäten in selten harmonischer Weise verbindet. Wenn er jetzt eine anerkannte und große Krankenhausabteilung als leitender Chirurg übernehmen würde, dann würde mich das für die betreffende Stadt und ihre Patienten freuen, und auch für ihn, weil er ein verantwortungsvolles und selbständiges Tätigkeitsfeld finden 43 Deutsche Medizinische Zeitung Nr. 34 vom 23. August 1957 44 Korrespondenz der Stadt Hildesheim bezüglich der ausgeschriebenen Chefarztstelle 30 würde. Im Interesse der Göttinger Klinik und der heutigen Lage der Universitäten in Westdeutschland würde ich es bedauern.“.45 Der Berufung an das Städtische Krankenhaus in Hildesheim war Koncz letztendlich nicht gefolgt. So erschien am 10. März 1958 in der Hildesheimer Tageszeitung folgender Artikel: Abb. 26 Artikel der Hildesheimer Zeitung46 Die Göttinger Fakultät war durch diese Berufung in Zugzwang geraten. Um diesen überaus brillanten Operateur und Mediziner nicht zu verlieren, wurde er im August 1958 auf den eigens hierfür in Göttingen neu eingerichteten außerordentlichen Lehrstuhl für Thorax-, Herzund Gefäßchirurgie berufen und leitete damit eine Entwicklung ein, die den Erfahrungen an amerikanischen Zentren entsprach. Es war der erste Lehrstuhl dieser Arbeitsrichtung in der Bundesrepublik Deutschland.47 Am 20.01.1959 wurde der Oberarzt Dr. Josef Koncz, im Auftrage des Niedersächsischen Landesministeriums, unter Berufung in das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit, zum außerordentlichen Professor ernannt48 und wurde Leiter der neugegründeten Abteilung für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie. 45 Zitat aus dem Zeugnis von Professor Hellner vom 13.11.1957 46 Hildesheimer Allgemeine Zeitung: Ganz privat, 10.03.1958 47 de Vivie, E. R., Hellberg, K., Ruschewski, W.: Herzchirurgie 1982, S. 19 48 vgl. Anhang 7.1., S. 132 Schreiben des Niedersächsischen Landesministeriums vom 20.01.1959 31 Abb. 27 Gebäude des Traktes für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie der alten Universitätsklinik. Abb. 28 Das Foto zeigt eines der Gebäude des Traktes für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie der alten Universitätsklinik, somit die damalige Wirkungsstätte von Professor Koncz. 32 Um den Anschluss an die anglo-amerikanische Entwicklung nicht zu verpassen, war es unumgänglich im Frühjahr 1960 die von Melrose49 konzipierte Herz-Lungen-Maschine in Göttingen einzuführen, um dadurch das Spektrum der operativen Möglichkeiten erweitern zu können.51 Aus diesem Grund trat Koncz am 28. März 1960 seine Flugreise von Frankfurt nach Chicago an, von wo er dann sein Reiseziel – die Mayo-Klinik – in Rochester / Minneapolis per Eisenbahn erreichte. Dieses war sein erster Studienaufenthalt in Amerika, bei dem er sich ursprünglich vorgenommen hatte, zwei Wochen in der Mayo-Klinik zu verweilen, um dann noch weitere Herzzentren besuchen zu können. Wie er selbst in einem Reisebericht schrieb, hatte er dieses Vorhaben „unter dem überwältigenden Eindruck dieser, auf der Welt wohl einmaligen Institution“ aufgegeben. So verbrachte er die kompletten sechs Wochen, die sein Amerikaaufenthalt dauern sollte ausschließlich in der Mayo-Klinik. In seinem Bericht begründete er seine Planänderung weiter wie folgt: „Ich erachtete es für fruchtbringender für mein Vorhaben, die ganze Zeit in einem klinischen Milieu zu verbringen, in dem meiner Überzeugung nach die Herzchirurgie (und alle klinisch-diagnostischen Zweige, die damit zusammenhängen) einen überragenden Platz einnimmt und ein kaum steigerungsfähiges Niveau hat.“. Unaufschiebbare klinische Aufgaben und persönliche Gründe bestimmten nach Ablauf von sechs Wochen seine Rückkehr nach Deutschland, wo er am 04.05.1960 wieder eintraf.52 Sichtlich beeindruckt von der Mayo-Klinik hatte Josef Koncz mit den dortigen Kollegen bereits einen weiteren Studienaufenthalt auf Abruf vereinbart, bei dem er die Möglichkeit erhalten sollte, Eingriffe zum Ersatz von zerstörten Herzklappen durch künstliche Klappenprothesen zu sehen. Diese Operationsmethoden befanden sich zur Zeit seines ersten Amerikaaufenthalts noch in einem experimentellen Stadium. Folglich ließ der zweite Studienaufenthalt in Amerika nicht lange auf sich warten. Geprägt von den positiven Eindrücken des letzten Aufenthalts, zog es ihn bereits am 16. Juli des selben Jahres erneut an die Mayo-Klinik. Diese zweite Reise war ihm so wichtig, dass er sogar seinen Jahresurlaub dafür verwendet hatte. In seinen Augen war die Mayo-Klinik eine Institution, die jeden 49 Denis Graham Melrose entwickelte bereits 1953 eine Herz-Lungen-Maschine. Es handelte sich hierbei um zwei separate Geräte mit einer Oxygenatoreinheit und der arteriellen Pumpe. An einem Mast über der Pumpe waren ein Wärmetauscher und ein Blutfilter sowie ein Blutreservoir angebracht. Das zweite Gerät war die Saugereinheit, bestehend aus einem Vakuumsauger und einer Doppelschlauchrollerpumpe für die Koronarsauger.50 50 Bock, H.: 45 Jahre erlebte extrakorporale Zirkulation in: Kardiotechnik, 2003, Internet 51 de Vivie, E. R., Hellberg, K., Ruschewski, W.: Herzchirurgie 1982, S.12 52 Reisebericht von Professor Koncz über seine, mit Unterstützung Forschungsgemeinschaft, vorgenommenen Reisen in die Vereinigten Staaten der Deutschen 33 europäischen Arzt zutiefst beeindrucken müsste, also ein magnetischer Anziehungspunkt für Ärzte und zudem ein Mekka für Kranke. Das Geheimnis des Erfolges dieser Institution schrieb Koncz dem hohen Niveau der dort arbeitenden Ärzte zu. Das klinische Niveau der Mayo-Klinik hatte einen Stand, der laut seiner Aussage insgesamt kaum überboten werden konnte. Er sprach in diesem Zusammenhang von einem „diagnostischen und therapeutischen Perfektionismus“. Das Ziel dieser Amerikareise war in erster Linie das Studium des extrakorporalen Kreislaufs, so verbrachte er die meiste Zeit damit regelmäßig die Operationssäle im St. Mary´s Hospital aufzusuchen. Hier ergab sich sehr rasch der persönliche Kontakt zu den Herzchirurgen Dr. Kirklin, Dr. Ellis und Dr. MC Goon, die es ihm ermöglichten zahlreiche Herzoperationen nicht nur von der Besuchergalerie aus zu verfolgen, sondern unmittelbar mit am Operationstisch zu stehen. Das Herz-Operationsprogramm war ungewöhnlich groß und beinhaltete fast regelmäßig zwei Operationen mit der Herz-LungenMaschine und einen „konventionellen“ Eingriff. In den Operationssälen befanden sich drei Herz-Lungen-Maschinen vom Typ Gibbon-Mayo in Betrieb, von denen die neueste Maschine damals bereits im Autoklaven sterilisierbar war, während die Oxygenatoren der beiden älteren Geräte nur mit antiseptischen Lösungen und Dämpfen behandelt werden konnten.53 Darüber hinaus wurde ein Apparat zur tiefen Unterkühlung entwickelt, dessen Einsatz Koncz wiederholt miterleben konnte. Mit der Methode der extrem tiefen Unterkühlung der Körpertemperatur auf 10°C und darunter wurden von Kirklin während seines Aufenthalts mehrfach korrigierende Eingriffe bei der sogenannten „Transposition großer Gefäße“ vorgenommen, von denen Kirklin, nach anfänglichen Rückschlägen, bis zur Abreise von Koncz bereits fünf Fälle mit Erfolg operiert hatte. Außerdem wurde er Zeuge der ersten erfolgreichen klinischen Versuche eine funktionsuntüchtige Mitralklappe komplett auszuschneiden und durch eine künstliche Einsegelklappe zu ersetzen. Nach seiner Rückkehr aus Amerika am 24.08.1960 hatte Josef Koncz laut eigener Aussage in relativ kurzer Zeit selbst ein recht beachtliches Programm an Eingriffen mit der Herz-Lungen-Maschine durchgeführt. Er begründete die erfreuliche Entwicklung in seinem eigenen Arbeitsbereich damit, dass er die in Amerika gesehene Arbeitsweise fast unmerklich kopiert hatte, so dass sich dadurch von vornherein entsprechende Fehler vermeiden ließen.54 53 Reisebericht von Professor Koncz über seine, mit Unterstützung Forschungsgemeinschaft, vorgenommenen Reisen in die Vereinigten Staaten 54 der Deutschen ebenda 34 Aufgrund der immensen Anzahl von Patienten, die auf eine Operation unter Einsatz der HerzLungen-Maschine warteten, wurde 1963 in Göttingen eine weitere Herz-Lungen-Maschine eingesetzt und im folgenden Jahr noch eine.55 1965 korrigierte Professor Dr. med. Koncz als erster Chirurg erfolgreich die Transposition der großen Gefäße bei einem Kind in Deutschland nach der Mustard´schen Operationsmethode.56 Seine Auslandsaufenthalte führten ihn zweimal nach Amerika und immer wieder mit besonderer Vorliebe auf die britische Insel zur Vervollständigung seiner Fachkenntnisse, sowie zur Überprüfung seiner in Göttingen erzielten Ergebnisse. Darüber hinaus entwickelten sich enge Freundschaften zu Kirklin und Melrose und einigen anderen, die fortan seinen beruflichen und privaten Lebensweg begleiteten.57 Am 28. November 1967 ernannte das Niedersächsische Landesministerium Josef Koncz zum ordentlichen Professor für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie der Universitätsklinik in Göttingen.58 Mit Wirkung vom 1. Oktober 1967 wurde ihm der ordentliche Lehrstuhl für Chirurgie, mit der Verpflichtung, weiterhin sein Fachgebiet in Lehre und Forschung an der Universität in Göttingen angemessen zu vertreten, verliehen.59 Im Juni 1969 erfolgte eine Neuordnung der Chirurgischen Klinik der Universität in Göttingen in eine Klinik für Allgemeinchirurgie, eine Neurochirurgische Klinik und die Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, zu deren Direktor Koncz am 12. Juni 1969 ernannt wurde.60 Im selben Jahr gründete er gemeinsam mit Professor Beuren61 und Professor Bretschneider62 den Sonderforschungsbereich Kardiologie 89 Göttingen, der in der deutschen Forschungsgemeinschaft eine führende Stellung einnahm.63 55 Frankfurter Allgemeine Zeitung: 1000 Operationen mit Herz-Lungen-Maschine, 01.03.1967 56 vgl. Kapitel 3.2., S. 66 und de Vivie, E. R., Hellberg, K., Ruschewski, W.: Herzchirurgie 1982, S. 13 57 vgl. Anhang 7.7., S. 140 de Vivie, E. R.: Laudatio für Herrn Professor Dr. med. Josef Koncz anlässlich der Verleihung der Albrecht von Haller Medaille. 58 vgl. Anhang 7.2., S. 133 Schreiben des Niedersächsischen Landesministeriums vom 28.11.1967 59 Schreiben des Niedersächsischen Landesministeriums vom 01.04.1968 60 Schreiben des Niedersächsischen Landesministeriums vom 11.06.1969 61 vgl. Fußnote 115 Kapitel 3.1., S. 51 62 vgl. Fußnote 172 Kapitel 3.1.1., S. 64 63 Göttinger Tageblatt: Der erste Ordinarius für Thorax- und Herz-Gefäßchirurgie in Deutschland, 31.10.1981 35 In der Folgezeit entwickelte er in Zusammenarbeit mit Professor Huschang Rastan64 eine neue Operationsmethode zur plastischen Erweiterung der linken Ausflussbahn bei einer tunnelförmigen Subaortenstenose. Diese angeborene Herzmissbildung, erstmals 1960 von Spencer und Mitarbeitern beschrieben, war bisher wegen ihrer komplexen Natur und ungünstigen anatomischen Struktur korrekturunfähig geblieben. Es handelt sich dabei um eine Obstruktion der linken Ausstrombahn, die sich im Angiokardiogramm als 1 - 2 cm langes, starres stenotisches Rohr unterhalb der Aortenklappe darstellt. Die operative Behandlung dieser Fehlbildung scheiterte bis dato am Fehlen einer geeigneten Operationsmethode. Diese wurde im Vorfeld tierexperimentell erprobt und dann zum ersten Mal am 05.11.1974 bei einem 12jährigen Jungen erfolgreich durchgeführt. Auch der postoperative Verlauf war komplikationslos. Diese Operationsmethode bot also eine Möglichkeit zur maßgerechten Erweiterung des linken Ausflusstrakts, wobei allerdings den Ersatz einer ohnehin meist nicht vollwertigen Aortenklappe in Kauf genommen werden musste, sowie eine Erweiterung der Ausflussbahn des rechten Ventrikels.66 Im Laufe der Zeit wurde die alte Chirurgische Klinik in ihren räumlichen Gegebenheiten, mit zunehmender Spezialisierung und Ausdehnung der medizinischen Fächer, allmählich zu klein, so dass bereits 1968 ein Neubau der Universitätsklinik in Planung war. Die Architekten von damals wollten ein Universitätsklinikum schaffen, das für die Zukunft und neue Entwicklungen offen war und blieb. Sie versuchten 1968, in einer Zeit zunehmender Zersplitterung der medizinischen Wissenschaften in Praxis, Lehre und Forschung, die Medizin wieder als Einheit unter einem Dach zu vereinen. Dass hieß, Abschied nehmen von dem Pavillonprinzip einzelner Kliniken, wie es auf dem Gelände des Altklinikums zwischen Goßlerstraße und Humboldtallee bis dahin praktiziert wurde.67 1969 war Baubeginn des neuen Klinikums in der Robert-Koch-Straße 40 und Ende 1976 war es dann fertiggestellt, so dass die ersten Fachbereiche 1977 in den Neubau einziehen konnten. 64 Professor Dr. med. Huschang Rastan, ehemaliger Koncz-Schüler und Mitarbeiter, schrieb 1963 seine Dissertation und 1972 seine Habilitationsschrift in der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie in Göttingen.65 65 vgl. Fußnote 219 Kapitel 3.3., S. 77 und Hofmann, K.: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 2001, 18. Auflage, Band II K - Sch, 2001, S. 2507 66 Rastan, H., Koncz, J.: Plastische Erweiterung der linken Ausflussbahn, 1975, S. 169 - 175 67 Einblick – Sonderausgabe zum Jubiläum, Universitätsklinikum Göttingen 1977 – 2002. GeorgAugust-Universität Göttingen Bereich Humanmedizin Dezember 2002, S. 10, Internet 36 Abb. 29 zeigt das Klinikum in Göttingen heute. Abb. 30 Einweihungsfeier des neuen Klinikums 197768 68 Die Fotografien 30, 31 und 32 in Kapitel 2.4. stammen aus dem privaten Fotoalbum von Josef Koncz. 37 Abb. 31 Einweihungsfeier des neuen Klinikums Josef Koncz stand dem Umzug in das neue Gebäude mit gemischten Gefühlen gegenüber, denn immerhin war er dreißig Jahre in der alten Chirurgischen Klinik tätig gewesen. Im zweiten Jahr nach Inbetriebnahme des neuen Klinikums musste dann auch Koncz mit der Abteilung der Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie in die Robert-Koch-Straße umziehen. Dort war er noch etwa vier Jahre tätig, denn mit Ablauf des Monats März 1982 wurde er auf seinen Antrag hin von den amtlichen Verpflichtungen an der Universität Göttingen entbunden und konnte in den wohlverdienten Ruhestand gehen.69 Zuvor hatte er noch im April 1980 die Genehmigung der Ärztekammer Niedersachsen erhalten sowohl die Teilgebietsbezeichnung Gefäßchirurgie als auch Thorax- und Kardiovaskularchirurgie zu führen.70 Ende Oktober 1981 fand zu Ehren Josef Koncz, anlässlich seines 65. Geburtstages, ein Symposium statt. 69 Professor Koncz Schreiben vom 19.05.1981 an den Dekan der Medizinischen Fakultät und vgl. Anhang 7.5., S. 136 Schreiben des Niedersächsischen Ministers für Wissenschaft und Kunst vom 26.10.1981 70 vgl. Anhang 7.3., S. 134 und 7.4., S. 135 Genehmigungsschreiben der Ärztekammer Niedersachsen vom 01.04.1980 38 Mit Schreiben vom 18.10.1983 erklärte die Norddeutsche Gesellschaft für Lungen- und Bronchialheilkunde Koncz zu deren Ehrenmitglied.71 Abb. 32 Professor Koncz ziemlich zum Ende seiner ärztlichen Laufbahn im neuen Klinikum 71 Schreiben der Norddeutschen Gesellschaft für Lungen- und Bronchialheilkunde vom 18.10.1983 39 2.4.1. Symposium zum 65. Geburtstag von Professor Koncz Am 31. Oktober 1981 wurde im Göttinger Max-Plank-Institut zu Ehren des 65. Geburtstages von Herrn Professor Koncz ein Symposium abgehalten. Zu diesem Anlass waren seine Schüler und Freunde aus dem In- und Ausland im Rahmen einer Feierstunde zusammengekommen, um auf damals fast drei Jahrzehnte Erfahrungen auf dem Gebiet der Herzchirurgie zurückzublicken. Die Eröffnungsansprache hielt sein ehemaliger Schüler und späterer Nachfolger Professor Dr. Ernst Rainer de Vivie72. Abb. 33 Professor de Vivie bei seiner Eröffnungsansprache am 31.10.1981. In der ersten Reihe Professor Koncz mit Ehefrau und Tochter Stephanie74 72 Professor Dr. med. Ernst Rainer de Vivie, geboren am 05.10.1938 in Hamburg, war ehemaliger Schüler von Professor Koncz in der Zeit von 1969 bis 1982 und der nachfolgende Abteilungsleiter der Klinik für Thorax- und Herzgefäßchirurgie nach dessen Emeritierung im März 1982. Diesen Posten hatte er allerdings nur zwei Jahre inne, bis er dann einen Ruf an die Universitätsklinik in Köln erhalten hatte.73 73 Junghanns, H.: Chirurgenverzeichnis, 6. Auflage, 1980, S.750 und Lebenslauf von Professor de Vivie aus den privaten Unterlagen von Professor Koncz 74 Die Fotografien 33, 35, 36 und 37 in Kapitel 2.4.1. stammen aus dem privaten Fotoalbum von Josef Koncz. 40 Abb. 34 Programm des Symposiums75 Die Abbildung 34 zeigt den zeitlichen Rahmen der Symposiumsveranstaltung. Bei den Rednern handelte es sich um ehemalige Schüler, Mitarbeiter und gute Freunde aus dem Inund Ausland, die Koncz während seiner beruflichen Laufbahn begleitet hatten. Sie reflektierten in ihren Reden die Herzchirurgie der letzten 20 Jahre. Sogar Melrose war extra zu diesem Anlass aus London angereist und referierte über die Herz-Lungen-Maschine. 75 Das Programmheft zum Symposium stammt aus den privaten Unterlagen von Josef Koncz. 41 Die von seinen ehemaligen Mitarbeitern zu diesem Anlass entworfene Festschrift wurde von einem jungen Mann überreicht, der ihm damals stellvertretend für viele andere Patienten, Glückwünsche überbringen wollte. Dieser mittlerweile junge Mann hieß Ingo Schulz und war der erste Patient den Koncz 1965 nach der Mustard´schen Methode an einer Transposition der großen Gefäße operiert hatte.76 Abb. 35 Professor Koncz mit dem ehemaligen Patienten Ingo Schulz 76 vgl. Kapitel 3.2. und de Vivie, E. R., Hellberg, K., Ruschewski, W.: Herzchirurgie 1982, S. 15 42 Abb. 36 Professor Koncz bei seiner Dankesrede77 Dieser offiziellen Feier am Vormittag, ausgerichtet durch die Medizinische Fakultät der Georg-August-Universität, folgte eine ungezwungenere Feier am Abend mit einem festlichen Essen. Abb. 37 zeigt Professor Koncz bei der abendlichen Feier. 77 Die Originaltexte der Dankesreden von Professor Koncz anlässlich des Symposiums zu seinem 65. Geburtstag am 31.10.1981 sind im Anhang unter 7.6., S. 137 nachzulesen. 43 2.4.2. Verleihung der Albrecht von Haller-Medaille In Anerkennung seiner herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Herzchirurgie erhielt Professor Dr. med. Josef Koncz am 05. Februar 1988 im Rahmen einer Feierstunde in der Aula am Wilhelmsplatz die höchste Auszeichnung, die von der Medizinischen Fakultät der Georg-August-Universität vergeben werden konnte.78 Abb. 38 zeigt Professor de Vivie, Professor Koncz, Staatssekretär Professor Schreiber und Dekan Professor Engel (von links) im Foyer der Aula am Wilhelmsplatz.79 Koncz, der in Deutschland neben einigen anderen Kollegen die moderne Herzchirurgie eingeführt hatte und als einer der Pioniere in der Bundesrepublik mit einer Herz-LungenMaschine operierte, wurde mit der Albrecht von Haller-Medaille80 ausgezeichnet. Insgesamt wurde bis 1988 diese Medaille, die 1958 gestiftet worden war, an 15 führende deutsche und 78 79 80 Göttinger Tageblatt : Albrecht von Haller-Medaille – Herzchirurgie gefördert, 10.02.1988 ebenda Die Albrecht von Haller-Medaille wird seit 1959 in unregelmäßigen Abständen verliehen erinnert an den bedeutenden Göttinger Arzt, Wissenschaftler, Botaniker und Dichter Albrecht Haller (16.10.1708 – 12.12.1777), der von 1736 – 1753 als Professor für Anatomie, Chirurgie Botanik an der damals neu gegründeten Universität in Göttingen wirkte. Durch seine LehrPublikationstätigkeit hatte er maßgeblich zu deren Aufschwung beigetragen, so dass sich Medizinische Fakultät zum Mittelpunkt naturwissenschaftlich orientierter medizinischer Lehre Forschung entwickelt hatte.81 und von und und die und 81 Biographie Albrecht von Haller, Internet 09 / 2003 und Medizinische Fakultät Göttingen verleiht Albrecht von Haller-Medaille an Juristen, Internet 09 / 2003 44 ausländische Mediziner vergeben, wobei diese Ehrung seit 1979 nicht mehr ausgesprochen worden war. Die Medizinische Fakultät zeichnete damit Professor Koncz als einen Arzt und Forscher aus, der Göttingen zum ersten Zentrum für Herzchirurgie in der Bundesrepublik nach dem Krieg gemacht hatte. Anlässlich dieser Ehrung würdigte wieder einmal der ehemalige Koncz-Schüler Professor Dr. Ernst-Rainer de Vivie, zu diesem Zeitpunkt bereits selbst ein hervorragender Herzchirurg von internationalem Ansehen, in einer Laudatio82 das Wirken des emeritierten Mediziners.83 Abb. 39 zeigt Professor Koncz mit dem Dekan Professor Engel84 Abb. 40 Vorder- und Rückseite der verliehenen Albrecht von Haller-Medaille85 82 vgl. Anhang 7.7., S. 140 de Vivie, E. R.: Laudatio für Herrn Professor Dr. med. Josef Koncz anlässlich der Verleihung der Albrecht von Haller-Medaille 83 Göttinger Tageblatt: Albrecht von Haller-Medaille – Herzchirurgie gefördert, 10.02.1988 84 Göttinger Tageblatt: Haller-Medaille an Professor Josef Koncz, 08.02.1988 45 3. Sein Werk Josef Koncz untersuchte in den Anfängen seiner klinischen Laufbahn in Göttingen in der Zeit von Januar 1947 bis Oktober 1948 die Durchführbarkeit, Wirkungsweise und Problematik der Periduralanästhesie86 anhand von 471 Patienten, die dort unter periduraler Betäubung operiert wurden.88 Ab 1950 befasste er sich dann intensiver mit der Untersuchung peripherer Durchblutungsstörungen, v. a. in Hinblick auf die Beseitigung des Missverhältnisses zwischen dem Blutbedarf des Gewebes und der vorhandenen Durchblutungsgröße. Zur Beurteilung der Durchblutungsstörungen zog er die Hautthermometrie89 und Plethysmographie90 heran, da mit zunehmender Durchblutung die örtliche Oberflächentemperatur anstieg und das durchströmende Blutvolumen zunahm. Die genauesten Ergebnisse erzielte er mit der fortlaufenden thermoelektrischen Aufzeichnung der Hauttemperatur unter Periduralanästhesie, in Kombination mit der photoelektrischen Registrierung der peripheren Volumenpulse vor und nach der Betäubung.92 In diesem Zusammenhang versuchte er herauszufinden in wie weit die Sympathektomie93 eine Besserung der Blutversorgung im 85 eigene Fotografie von September 2003 86 Periduralanästhesie ist die vorrübergehende Unterbrechung der Erregungsleitung der Rückenmarksnerven durch Injektion eines Lokalanästhetikums in den Periduralraum des Wirbelkanals.87 87 Hoffmann-La Roche AG & Urban & Schwarzenberg: Roche Lexikon Medizin. 3. Auflage,1993, S.1281 88 Koncz, J.: Die Periduralanästhesie unter besonderer Berücksichtigung der Erfahrungen der Göttinger Chirurgischen Klinik, 1950, S. 139 - 143 89 Messung der Hauttemperatur 90 Unter Plethysmographie versteht man die fortlaufende Aufzeichnung der durchblutungsbedingten Volumenschwankungen eines Körperabschnitts oder Organs.91 91 Hoffmann-La Roche AG & Urban & Schwarzenberg: Roche Lexikon Medizin. 3. Auflage, 1993, S. 1320 92 Koncz, J.: Die Untersuchung peripherer Durchblutungsstörungen mittels thermoelektrischer Registrierung der Hauttemperatur und photoelektrischer Aufzeichnung der peripheren Volumenpulse, 1950, S. 555 - 568 93 Sympathektomie ist die teilweise oder vollständige operative Entfernung des SympathikusGrenzstrangs.94 94 Hoffmann-La Roche AG & Urban & Schwarzenberg: Roche Lexikon Medizin. 3. Auflage, 1993, S.1602 46 Bereich der unteren Extremitäten bewirken konnte.95 Parallel dazu führte Josef Koncz Tierexperimente zur Erforschung der Wirkungsweise des synthetischen Antikoagulans Thrombocid96 durch, wobei er neben der Gerinnungshemmung, eine Steigerung des fibrinolytischen Potentials, so wie eine periphere Gefäßdilatation feststellen konnte. Bei acht von 11 Versuchstieren konnte nach intravenöser Injektion eine erhebliche Beeinflussung der Durchblutung registriert werden, wobei in zwei Fällen eine langanhaltende Zunahme der Durchblutung im Bein erfolgte.97 In weiteren Versuchen wies Koncz nach, dass mit Ausschaltung des Sympathikus mittels Periduralanästhesie eine Gerinnungshemmung, v. a. im arteriellen Blut, einher ging, aufgrund vermehrter Ausschüttung von Heparin oder heparinähnlichen Substanzen ins Blut.98 Diese Phase fand 1953 ihren Höhepunkt mit seiner Habilitationsschrift „ Studien zur Pathophysiologie und Klinik peripherer Durchblutungsstörungen“. In der zweiten Hälfte der 50er Jahre richtete Josef Koncz sein Augenmerk zunehmend auf die Ursachen der portalen Hypertension, deren Folgen und deren operative Behandlung99 mit Schwerpunkt auf der porto-cavalen Anastomosenoperation. Dabei erreichte er durch Anlegen einer porto-cavalen Anastomose in den meisten Fällen eine wesentliche Druckminderung, wobei Druckabfälle um 65 % des Ausgangswertes keine Seltenheit waren. Bei allen Patienten hingegen war der Pfortaderdruck postoperativ weit unter dem klinischen Wert von 25 mm Hg.100 Die Druckmessung erfolgte mittels Lebervenenkatheterisierung, wobei der Druck in der V. portae als auch in der V. cava bei offener und geschlossener Anastomose aufgezeichnet wurde.101 95 Koncz, J.: Begrenzung der Anzeigestellung zur Sympathektomie bei peripheren Durchblutungsstörungen, 1951, S. 223 - 246 96 Thrombocid ist eine synthetisch hergestellte Substanz, die vorwiegend eine Hemmung der Blutgerinnung bewirkt. 97 Koncz, J.; Bücherl, E.: Tierexperimentelle Untersuchung zur Kreislaufwirkung des synthetischen Anticoagulans Thrombocid, 1952, S. 36 - 42 98 Koncz, J.; Marggraf, W.: Untersuchung Blutgerinnungssystems, 1953, S. 237 - 254 99 über die vegetativ-nervöse Steuerung des Koncz, J.: Die operative Behandlung der portalen Hypertension, 1957, S. 67 - 72 100 Koncz, J.: Portocavale Anastomosen, 1958, S. 598 - 602 101 Bücherl, E. S.; Koncz, J.; Bücherl, R.: Messung des Pfortaderdruckes durch Lebervenenkatheterisierung und intraoperative Direktmessung, 1958, S. 241 - 245 47 Seit Beginn der 60er Jahre, mit Einführung der Herz-Lungen-Maschine in Göttingen, baute Josef Koncz als einer der führenden deutschen Chirurgen die Abteilung für Thorax-, Herzund Gefäßchirurgie an der Universität in Göttingen auf. Sein besonderes Interesse galt nun der Korrektur von angeborenen Herzfehlern, so dass er speziell auf diesem Gebiet eine Reihe von Operationsmethoden entwickelte bzw. verbesserte. So führte er 1965 als erster deutscher Chirurg die Korrektur der Transposition der großen Gefäße nach der Mustard´schen Methode in Göttingen durch102. Zu dieser Zeit konzentrierte er sich vor allem auf Herzoperationen bei Kindern, dehnte jedoch konsequenterweise sein Operationsspektrum, vor allem auf dem Gebiet der Herzklappen- und der Koronargefäßchirurgie auf erwachsene Patienten aus. Sein Interesse galt vor allem den Stenosen der linksventrikulären Ausflussbahn, und hier insbesondere den verschiedenen Formen von rezidivierenden Stenosen und der tunnelförmigen Einengung im Bereich des linken Herzens. 1974, nach Abschluss der tierexperimentellen Phase, führte Professor Koncz die Operationsmethode der Aortoventrikuloplastik, die vorrangig zur Beseitigung einer tunnelförmigen Obstruktion des linksventrikulären Ausflusstrakts entwickelt wurde, erfolgreich in die Klinik ein.103 Josef Koncz hatte seine Mitarbeiter unter sanftem, aber stetigem Druck vorangetrieben täglich chirurgische Probleme zu lösen, neue Operationsverfahren couragiert anzuwenden und auch andere Wege der Korrektur von angeborenen und erworbenen Herzfehlern zu beschreiten. So ermöglichten konsequente klinische Forschung und experimentell gewonnene Ergebnisse unter seiner Führung Mitarbeitern die Lösung eines bis dahin nicht bewältigten chirurgischen Problems.104 Unter Koncz Leitung erhielten seine Schüler eine gute breitgefächerte fachbezogene Ausbildung, so dass sogar drei von ihnen einen Lehrstuhl erhielten. Vier seiner Schüler wurden Hochschullehrer in leitender Position und zehn wurden Chefärzte in Thoraxund Gefäßchirurgischen Abteilungen, vier davon im Ausland (Angaben von 1982).105 So belief sich die Zahl der Habilitationen der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie der Universität Göttingen unter Koncz Leitung von 1958 – 1981 auf ca. 10 und die Zahl der Dissertationen auf ca. 130.106 102 vgl. Kapitel 3.2., S. 66 103 de Vivie, E. R.; Borowski, A.; Hehlhorn, U.: Reduction of the left-ventricular outflow-tract obstruction by aortoventriculoplasty – Long-term results of 96 patients, 1993, S. 216 - 223 104 de Vivie, E. R., Hellberg, K., Ruschewski, W.: Herzchirurgie 1982, S. 13 105 de Vivie, E. R., Hellberg, K., Ruschewski, W.: Herzchirurgie 1982, S. 14 106 de Vivie, E. R., Hellberg, K., Ruschewski, W.: Herzchirurgie 1982, S.315 - 324 48 Josef Koncz verstand die Chirurgie des Thorax, des Herzens und der großen Gefäße aufgrund ihrer naheliegenden physiologischen, topographischen und klinischen Verbindungen immer als eine wissenschaftliche und klinische eigenständige Einheit. Sein Ziel war es einen eigenständigen neuen chirurgischen Zweig zu schaffen und sich damit von der allgemeinen Chirurgie zu lösen. Bereits zur Eröffnung des Kongresses der Thoraxchirurgie 1969 in Bad Nauheim gab er signifikante Impulse für eine Restrukturierung der Chirurgie in Deutschland. In Anlehnung daran wurde 1971, auf Initiative von Koncz, die Deutsche Gesellschaft für Thorax- Herz- und Gefäßchirurgie gegründet.107 107 de Vivie, E. R.: Professor Koncz wird 65 Jahre alt, Rede anlässlich des Symposiums am 31.10.1981 aus den privaten Unterlagen von Josef Koncz 49 3.1. Aufbau des Herzzentrums in Göttingen Bereits Anfang der 50er Jahre war Josef Koncz darum bemüht das Spektrum der chirurgischen Arbeit der Klinik zu erweitern, indem er die Gefäßchirurgie, sowohl in diagnostischer als auch therapeutischer Hinsicht, etablierte. Sein Lehrer Professor Dr. med. Hellner hatte 1953 gezielt Koncz, im Hinblick auf die Thoraxchirurgie, zu einem längeren Studienaufenthalt in Edinburgh angeregt, wo unter Loogans Leitung die Lungenchirurgie aus der Routine zur Perfektion geführt wurde. Auf dem Rückweg über London machte Koncz mit Lord Brock im Hammersmith-Hospital Bekanntschaft und stand erstmals herzchirurgischen Eingriffen gegenüber. Dr. Koncz sollte auf seinen Reisen die Grundelemente der Lungen- und Herzchirurgie studieren, um diese dann erfolgreich in Göttingen einzuführen.108 Der Grundstein war gelegt. Zurück in Göttingen hatte er in den folgenden Jahren an der Seite seines Kollegen Rehbein Gelegenheit, die Anastomosenchirurgie bei angeborenen Herzfehlern in sein chirurgisches Repertoire aufzunehmen.109 Seit 1954 galt sein wesentliches Augenmerk der Herz- und Thoraxchirurgie, wo er sämtliche, auch allerschwerste, chirurgische Eingriffe (Herzfehler, Herzmissbildungen, Operationen am offenen Herzen, Speiseröhrenkrebs, Lungenkrebs, Lungensegmentresektionen usw.) durchführte.110 Zusammen mit Emil Bücherl und dessen späteren Frau als Anästhesistin begann Dr. Koncz 1956 die Korrektur von angeborenen Herzfehlern in tiefer Hypothermie vorzunehmen. Der Vorteil dieser Methode lag darin, das Herz während der Operation durch Senkung der Körpertemperatur und damit verbundener Verminderung des Sauerstoffverbrauchs des Körpers, stillegen zu können. Dabei stand die Zeit der totalen Kreislaufunterbrechung in direktem Zusammenhang mit dem Grad der Unterkühlung. Anfangs war durch Senkung der Körpertemperatur auf 29 – 30 ° C lediglich eine Herzstillegung für 6 – 8 Minuten möglich. Diese Zeit war relativ kurz, so dass die Anzahl der so durchgeführten Operationen sehr begrenzt war. So konnten damals mit dieser Methode „ nur “ Vorhofseptumdefekte und Pulmonalstenosen operiert werden, dennoch wagte Koncz sich seinerzeit schon an die Sprengung von valvulären Aortenstenosen. Später ermöglichte eine stärkere Senkung der Körpertemperatur eine verlängerte Kreislaufunterbrechung, wobei allerdings die Risiken, vor allem des lebensbedrohlichen Kammerflimmerns, für den Patienten erheblich anstiegen. Da 108 vgl. Anhang 7.7., S. 140 de Vivie, E. R.: Laudatio für Herrn Professor Dr. med. Josef Koncz anlässlich der Verleihung der Albrecht von Haller-Medaille 109 de Vivie, E. R., Hellberg, K., Ruschewski, W.: Herzchirurgie 1982, S. 12 110 Zeugnis von Professor Hellner vom 08.07.1957 50 zur damaligen Zeit die Operationen am offenen Herzen in tiefer Unterkühlung sehr erfolgreich waren, hatte diese Methode noch bis weit in die 60er Jahre hinein bei ausgesuchten Krankheitsbildern Anwendung gefunden.111 Professor Bücherl hatte unterdessen seit 1952 in Göttingen an der Entwicklung einer HerzLungen-Maschine gearbeitet, die er nach tierexperimentellen Tests 1957 das erste Mal allerdings ohne Erfolg einsetzte.112 Der eigentliche Durchbruch der Chirurgie am offenen Herzen gelang in Göttingen 1960 mit der erfolgreichen Einführung der Herz-Lungen-Maschine. Damals begann Professor Koncz mit einem kleinen Kreis von Mitarbeitern, darunter fünf Ärzte und ein Kardiotechniker, den mühseligen Aufbau einer Klinik, die Maßstäbe für die Entwicklung dieses Fachgebietes in der Bundesrepublik Deutschland gesetzt hat.113 Die raschen Fortschritte auf dem Gebiet der Operationen unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine, verdankte er seinen ausgedehnten intensiven Studienaufenthalten im Frühjahr und Sommer 1960 an der Mayoklinik (Rochester / Minneapolis) in Amerika. Das ausgiebige Studium des extrakorpulären Kreislaufs trug maßgeblich dazu bei einige Fehler im Umgang mit der Herz-Lungen-Maschine im Vorfeld zu vermeiden.114 Bedrängt durch die Flut herzkranker Kinder, die in der Pädiatrischen Kardiologischen Abteilung von Professor Alois Beuren115 in Göttingen mittels Herzkatheteruntersuchung diagnostiziert wurden, war Josef Koncz seit Beginn seiner Tätigkeit mit der operativen Therapie der angeborenen Herzfehler beschäftigt. In den Jahren von 1962 – 1964 war er mit der operativen Korrektur komplexer angeborener Herzfehler in Deutschland wegweisend.117 111 vgl. Anhang 7.7., S. 140 de Vivie, E. R.: Laudatio für Herrn Professor Dr. med. Josef Koncz anlässlich der Verleihung der Albrecht von Haller-Medaille und Zindler, M.: Die Unterkühlungsanästhesie in: Derra, E.: Handbuch der Thoraxchirurgie,1958, S. 666 - 686 112 Lauterbach, G.: Handbuch der Kardiotechnik, 2002, S. 12 - 18 113 de Vivie, E. R.: Professor Koncz wird 65 Jahre alt, Rede anlässlich des Symposiums am 31.10.1981 aus den privaten Unterlagen von Josef Koncz 114 Reisebericht von Professor Koncz über seine, mit Unterstützung Forschungsgemeinschaft, vorgenommenen Reisen in die Vereinigten Staaten der Deutschen 115 Professor Dr. med. Alois Josef Beuren (08.08.1919 – 01.07.1984) war der Chef der Kinderkardiologie in Göttingen. Er hatte dort eng mit Koncz zusammen gearbeitet, da er häufig die Voruntersuchungen der herzkranken Kinder durchführte, deren Herzfehler dann von Koncz operativ korrigiert wurden. Darüber hinaus war Alois Beuren auch privat ein guter Freund von Josef Koncz.116 116 Gespräch mit Frau Dr. Stephanie Koncz im März 2004 117 de Vivie, E. R.: Professor Koncz wird 65 Jahre alt, Rede anlässlich des Symposiums am 31.10.1981 51 Er hatte am 06. Februar 1961 zum ersten Mal eine fibröse Subaortenstenose operiert, am nächsten Tag eine valvuläre Aortenstenose und die erste supravalvuläre Aortenstenose am 20.03.1961, sowie die erste hypertrophische obstruktive Kardiomyopathie (HOCM) am 03. September 1963.118 1965 erfolgte, wie bereits beschrieben, durch Professor Koncz die erste erfolgreiche Operation einer Transposition der großen Gefäße nach der Methode des Amerikaners Mustard bei einem Kind in Deutschland.119 So gehörte die Göttinger Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, bedingt durch die große Anzahl der dort jährlich durchgeführten Herzoperationen, mit an die Spitze der führenden deutschen Herzzentren.120 Mitte bis Ende der 70er Jahre wurde das Göttinger Herzzentrum zwischenzeitlich, bedingt durch Personalmangel, in punkto Anzahl der dort durchgeführten Herzoperationen, ins Mittelfeld zurückgestuft. Die Kapazität der Klinik wurde durch die ständig steigende Zahl der Herzpatienten überstrapaziert. Darüber hinaus standen die Herzchirurgen bei Finanz- und Personalplanung meist hinten an. Erst mit Einzug in das neue Klinikum wurden mit hohem finanziellen Aufwand Raum- und Einrichtungsausstattungen geschaffen, die sowohl qualitativ als auch quantitativ den Anforderungen entsprachen.121 1981, zum Zeitpunkt Koncz Emeritierung, zählte die Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie in Göttingen mit 92 Betten, 29 Arztstellen, 15 Kardiotechnikern und den 2 Schwerpunktabteilungen Koronar- und Kinderherzchirurgie zu den größten in Deutschland und stellte ein selbstständiges Zentrum dar122, welches laut Koncz einen Zeitvorsprung von 7 Jahren zu Hamburg und sogar 10 Jahren zu Hannover hatte.123 118 de Vivie, E. R., Hellberg, K., Ruschewski, W.: Herzchirurgie 1982, S. 46 119 vgl. Kapitel 3.2., S.66 und de Vivie, E. R., Hellberg, K., Ruschewski, W.: Herzchirurgie 1982, S. 13 120 Göttinger Tageblatt: Herzchirurgen: Funktionsfähigkeit unserer Klinik in Frage gestellt, 06./07.05.1978 121 ebenda 122 de Vivie, E. R.: Professor Koncz wird 65 Jahre alt, Rede anlässlich des Symposiums am 31.10.1981 aus den privaten Unterlagen von Josef Koncz 123 Koncz, J.: Erklärung zur konstituierenden Vorstandssitzung des Zentrums Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, 11.12.1980 52 3.1.1. Einführung der Herz-Lungen-Maschine in Göttingen Frühzeitig hatte Josef Koncz erkannt, dass die Entwicklung einer Thorax- und HerzGefäßchirurgie nur im Rahmen eines eigenen Fachgebietes die Förderung erfahren konnte, die sie benötigte, um den Aufgaben zur Versorgung des speziellen Krankengutes gerecht zu werden. Darum galt es zur Erweiterung der operativen Möglichkeiten, die Herz-LungenMaschine in Göttingen zu etablieren.124 Professor Bücherl125, ein enger Mitarbeiter von Koncz, hatte unterdessen seit 1952, angeregt durch Herz- und Kreislaufuntersuchungen im Physiologischen Institut126 von 1948 – 1951127, in Göttingen an der Entwicklung einer HerzLungen-Maschine gearbeitet. Nach Abschluss der tierexperimentellen Untersuchungen wagte er am 10. Oktober 1957 den ersten, allerdings erfolglosen klinischen Einsatz seiner HerzLungen-Maschine in Kombination mit Hypothermie.128 Abb. 41 Herz-Lungen-Maschine nach Bücherl129 124 Göttinger Tageblatt: Vorbestellungstermin: Mitte 1966, 15./16.08.1964 125 vgl. Fußnote 37 Kapitel 2.4., S 29 126 Bock, H.: 45 Jahre erlebte extrakorporale Zirkulation in: Kardiotechnik, 2003, Internet 127 Junghanns, H.: Chirurgenverzeichnis, 1980, S. 73 128 Lauterbach, G.: Handbuch der Kardiotechnik, 2002, S. 12 - 18 129 Bock, H.: 45 Jahre erlebte extrakorporale Zirkulation in: Kardiotechnik, 2003, Internet 53 In Philadelphia hingegen hatte der Amerikaner John Gibbon130 eine Herz-Lungen-Maschine konstruiert, die er nach einigen Fehlschlägen bereits am 06. Mai 1953 mit Erfolg einsetzen konnte. Diese Operation war weltweit die erste, bei der ein totaler kardiopulmonaler Bypass erfolgreich angewandt wurde.132 Der Münchener Herzchirurg Rudolf Zenker133 führte am 18. Februar 1958 als erster in Deutschland in Marburg an der Lahn eine derartige Operation erfolgreich durch.135 An der Freien Universität in Berlin kam die Herz-Lungen-Maschine erstmals im Oktober zum klinischen Einsatz und im Februar 1959 begann man auch in Düsseldorf parallel zur Oberflächenhypothermie mit Hilfe der extrakorporalen Zirkulation zu operieren.136 Zu dieser Zeit knüpfte Dr. Koncz an seine ersten Kontakte im HammersmithHospital in London an und brachte die von Melrose konzipierte Herz-Lungen-Maschine 1959 nach Göttingen.137 Melrose hatte sich 1949 bei einem Besuch in Schweden, die von Crafoord und Björk entwickelte Maschine vorführen lassen138 und konstruierte darauf hin ein Gerät, 130 Der amerikanische Chirurg John Heyshem Gibbon (1903 – 1973) hatte bereits Ende der dreißiger Jahre erste Versuche an Katzen unternommen, wobei ihm 1937 tatsächlich der kurzfristige Ersatz von Herz- und Lungenfunktion gelang. Durch den Krieg bedingt wurden die Forschungsarbeiten zwangsläufig unterbrochen, so dass sie erst in den fünfziger Jahren wieder aufgenommen werden konnten. Am 06. Mai 1953 konnte dann erstmals eine verbesserte Herz-Lungen-Maschine bei einer Operation des menschlichen Herzens eingesetzt werden. Die von Gibbon konstruierte Maschine übernahm für 26 Minuten die Herz- und Lungenfunktion eines 18-jährigen Mädchens, in dessen Herz der Chirurg einen Vorhofseptumdefekt erfolgreich verschloss.131 131 Eckart, W. U.: Geschichte der Medizin, 4. Auflage, 2000, S. 378 / 379 132 Bock, H.: 45 Jahre erlebte extrakorporale Zirkulation in: Kardiotechnik, 2003, Internet 133 Rudolf Zenker (24.02.1903 – 18.01.1984) hatte bereits 1955, nachdem er die Nachteile der Herzoperationen in Hypothermie erkannt hatte, mit der von Gibbon konstruierten Herz-LungenMaschine experimentiert. Noch bevor er 1958 dem Ruf zum Direktor der Universitätsklinik in München folgte, operierte er am 18.02.1958 in Marburg / Lahn als erster in Deutschland erfolgreich eine Patientin mit Vorhofseptumdefekt, wobei für 22 Minuten die Herz- und Lungenfunktion von der Herz-Lungen-Maschine übernommen wurde.134 134 Ackerknecht, E. H.: Geschichte der Medizin, 7. Auflage, 1992, S. 178 und Lauterbach, G.: Handbuch der Kardiotechnik, 4. Auflage, 2002, S. 12 - 18 135 Ackerknecht, E. H.: Geschichte der Medizin, 1992, S. 178 136 Bock, H.: 45 Jahre erlebte extrakorporale Zirkulation in: Kardiotechnik, 2003, Internet 137 Göttinger Tageblatt: Vorbestellungstermin: Mitte 1966, 15./16.08.1964 138 Böttcher, W.; Merkle, F.; Weitkemper, H.-H.: Historische Entwicklung des kardiopulmonalen Bypasses von der Idee bis zur klinischen Anwendung in: Kardiotechnik, 2003, Internet 54 dessen Filmoxygenator auf dem von Crafoord139 und Björk eingeführten Prinzip der rotierenden Scheiben basierte, welche er in ihrer Form veränderte.141 Die Sauerstoffkammer bestand aus einem schräg liegenden, rotierenden Stahlzylinder in dem 100 Scheiben parallel zueinander angeordnet waren. Über ein zentrales Loch der Scheiben verliefen längs der Achse des Oxygenators die zu- und abführenden Leitungen. Das Blut sammelte sich entsprechend der Schwerkraft am Boden des Zylinders, wo es durch die rotierenden Scheiben hochgerissen und zu einem Blutfilm ausgestrichen wurde. Das Blut kam auf diese Weise während einer halben Scheibendrehung mit dem Sauerstoff in Kontakt.142 Denis Graham Melrose meldete bereits 1952 seine Herz-Lungen-Maschine in Großbritannien und in den USA zum Patent an, lange Zeit bevor er sie am 9. Dezember 1953 erstmals erfolgreich klinisch eingesetzt hatte.143 Abb. 42 Das Oxygenationssystem von Graham Melrose in der Patentschrift144 Er hatte also auf der Grundlage des Scheibenoxygenators von Crafoord und Björk eine HerzLungen-Maschine von übersichtlicher Bauart mit zuverlässiger Leistungsfähigkeit entwickelt, die sich in der klinischen Herzchirurgie gut bewährt hatte. Das Gerät war 1,10 Meter lang, 0,60 Meter tief und ebenso hoch. Der große Vorteil dieser Maschine lag in der 139 Clarence Crafoord führte zusammen mit seinem Kollegen Ake Senning am 16. Juli 1954 in Schweden weltweit die zweite erfolgreiche Herzoperation in Verbindung mit kardiopulmonalem Bypass durch.140 140 Lauterbach, G.: Handbuch der Kardiotechnik, 4. Auflage, 2002, S. 12 - 18 141 Bock, H.: 45 Jahre erlebte extrakorporale Zirkulation in: Kardiotechnik, 2003, Internet 142 Koncz, J.: Herz, Perikard und große thorakale Gefäße in: Hellner–Nissen–Vossschulte Lehrbuch der Chirurgie, 1970, S. 442 - 444 143 Böttcher, W.; Merkle, F.; Weitkemper, H.-H.: Historische Entwicklung des kardio-pulmonalen Bypasses von der Idee bis zur klinischen Anwendung in: Kardiotechnik, 2003, Internet 144 ebenda 55 Sterilisierbarkeit des Oxygenators im Autoklaven, wodurch eine absolute Keimfreiheit gewährleistet war.145 Den extrakorporalen Bluttransport übernahmen dabei modifizierte DeBakey146- Rollerpumpen148, deren einfacher technischer Aufbau und problemlose klinische Anwendung von Vorteil waren. Abb. 43 Patentschrift der bekanntesten Modifikation durch Michael E. DeBakey (1935)149 145 Koncz, J.: Herz, Perikard und große thorakale Gefäße in: Hellner–Nissen–Vossschulte Lehrbuch der Chirurgie, 1970, S. 442 - 444 und Göttinger Tageblatt: Vorbestellungstermin: Mitte 1966, 15./16.08.1964 146 Michael E. DeBakey modifizierte 1934 die Doppelrollerpumpe dahingehend, dass durch geeignete, in Halterungen fixierte Ansatzstücke eine bis dato problematische Weiterbewegung des Pumpenschlauches innerhalb der Pumpe verhindert wurde.147 147 Lauterbach, G.: Handbuch der Kardiotechnik, 4. Auflage, 2002, S. 12 - 18 148 Bock, H.: 45 Jahre erlebte extrakorporale Zirkulation in: Kardiotechnik, 2003, Internet 149 Böttcher, W.; Merkle, F.; Weitkemper, H.-H.: Historische Entwicklung der Blutpumpen in: Kardiotechnik, 2003, Internet 56 In einem halbkreisförmigen Gehäuse befand sich ein, von einem Elektromotor angetriebener, Pumparm, an dessen Enden jeweils eine Rolle angebracht war. Der in das Gehäuse eingelegte elastische Pumpenschlauch wurde durch die endständigen rotierenden Rollen alternierend komprimiert und bei Entfaltung wieder mit Blut gefüllt. Die Blutweiterleitung im Schlauchsystem basierte hierbei auf dem Prinzip der peristaltischen tangentialen Verdrängung in Abhängigkeit des Schlauchdurchmessers und der Umdrehungszahl der Rollen.150 Auf diese Weise war es möglich die Blutströmungsrichtung ohne Zwischenschaltung von Ventilen konstant zu halten.151 Das von der Maschine bewältigte Pumpenminutenvolumen betrug 0,5 2 l/min.152 Abb. 44 Das Bild zeigt die erste, 1960 in der Göttinger Abteilung für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie eingeführte, Herz-Lungen-Maschine. Es handelte sich hierbei um eine NEP-Maschine mit Melrose-Oxygenator.153 150 Lauterbach, G.: Handbuch der Kardiotechnik, 2002, Kapitel 4.1., S. 181 - 184 151 Koncz, J.: Herz, Perikard und große thorakale Gefäße in: Hellner–Nissen–Vossschulte Lehrbuch der Chirurgie, 1970, S. 442 - 444 152 Böttcher, W.; Merkle, F.; Weitkemper, H.-H.: Historische Entwicklung des kardio-pulmonalen Bypasses von der Idee bis zur klinischen Anwendung in: Kardiotechnik, 2003, Internet 153 Die Abbildungen 44, 46 und 48 in Kapitel 3.1.1. stammen aus dem privaten Fotoalbum von Josef Koncz. 57 Mit dem ersten erfolgreichen Einsatz der Herz-Lungen-Maschine zur Korrektur eines Ventrikelseptumdefekts am 9. März 1960 durch Professor Koncz und sein kleines Team, von damals fünf Ärzten und einem Kardiotechniker, war nun auch in Göttingen die experimentelle Phase der extrakorporalen Zirkulation beendet.154 Die Aufgabe der Herz-Lungen-Maschine bestand darin, das Herz und die Lunge vorrübergehend aus dem Blutkreislauf auszuschalten und deren Funktion zu übernehmen.155 Abb. 45 Schematische Darstellung der extrakorporalen Zirkulation156 154 Böttcher, W.; Merkle, F.; Weitkemper, H.-H.: Historische Entwicklung des kardio-pulmonalen Bypasses von der Idee bis zur klinischen Anwendung in: Kardiotechnik, 2003, Internet 155 Göttinger Tageblatt: Vorbestellungstermin: Mitte 1966, 15./16.08.1964 156 Henne-Bruns, D., Düring, M., Kremer, B.: Duale Reihe, Chirurgie 2001, S. 949 58 Über zwei venöse Schläuche, angeschlossen an der oberen und unteren Hohlvene, wurde das Blut aus dem Körperkreislauf des Patienten in den Oxygenator der Maschine geleitet. Der Oxygenator übernahm den Gasaustausch der Lunge, wobei dem Blut Sauerstoff bei gleichzeitiger CO2-Abgabe zugeführt wurde. Entsprechend ihrer Funktionsweise unterscheidet man verschiedene Typen von Oxygenatoren. Anfänglich kamen vor allem die Mitte der 50er Jahre entwickelten Filmoxygenatoren zum Einsatz. Deren Gasaustausch erfolgte, wie zuvor beschrieben durch direkten Blut-Gas-Kontakt über filmähnlich ausgezogene Blutschichten mittels rotierender Scheiben. Aufgrund der Traumatisierung der Blutkörperchen sind diese Oxygenatoren heute nicht mehr gebräuchlich. Mit Einführung der Koronarchirurgie Anfang der 70er Jahre setzten sich die Blasenoxygenatoren im Klinikalltag durch. Die Arterialisierung des Blutes erfolgte bei diesen Geräten mittels Dispersion kleinster Sauerstoffbläschen ebenfalls durch direkten Blut-Gas-Kontakt. Problematisch hierbei war die Gefahr von Mikroembolien bedingt durch die erhebliche Schaumbildung im Oxygenator. Daher entwickelte man die seit 1969 im Handel erhältlichen Membranoxygenatoren, die heutzutage routinemäßig zum Einsatz kommen. Bei diesen erfolgte der Gasaustausch ähnlich der Lunge über eine semipermeable Membran, so dass Patientenblut und Sauerstoff nicht in direkten Kontakt miteinander kamen. Die Bluttemperatur im extrakorporalen Kreislaufsystem regelte ein Wärmetauscher. Das ist ein Zweikammersystem, das nach heutigem Stand der Technik bereits im Membranoxygenator integriert ist. Dabei wird die eine Kammer mit Patientenblut durchspült und die andere mit entsprechend temperiertem Wasser, wobei der Wärmeaustausch über die Oberfläche der aneinander angrenzenden Kammern erfolgt. Das auf diese Weise oxygenierte Blut wurde mittels einer Pumpe, die die Pumpfunktion des Herzens ersetzte, durch einen arteriellen Schlauch über die Aorta in den Körper des Patienten zurückgeleitet. Aufgrund der damals noch fehlenden technischen Möglichkeiten einer Blutmikrofiltration, setzte man arterielle Luftblasenfallen zur Vermeidung von Luftembolien ein. Diese waren im Verhältnis zu den heutigen Mikrofiltern, deren Porenweite 20 – 40 µm beträgt, mit 100 – 300 µm relativ großporig.157 So wurden mit Hilfe der Herz-Lungen-Maschine Eingriffe am eröffneten, stillgelegten Herzen unter Sicht möglich ohne die Blutzirkulation im Körperkreislauf zu unterbrechen.158 Die durchschnittliche Operation dauerte in der Regel 30 bis 40 Minuten. In äußerst schwierigen Fällen konnte die Maschine die Herzfunktion bis zu maximal vier Stunden übernehmen. Die 157 vgl. Lauterbach, G.: Handbuch der Kardiotechnik, 4. Auflage Jena 2002, Kapitel 4.2., S. 185 - 200 und Henne-Bruns, D., Düring, M., Kremer, B.: Duale Reihe, Chirurgie 2001, S. 947 - 950 158 Henne-Bruns, D., Düring, M., Kremer, B.: Duale Reihe, Chirurgie 2001, S. 947 - 950 59 Sachkosten einer solchen Operation beliefen sich damals auf etwa 2250 DM und wurden von der Krankenkasse komplett übernommen. Die Anschaffungskosten für eine Herz-LungenMaschine lag damals bei etwa 40.000 DM.159 Von 1960 bis 1963 wurden mit Hilfe der Melrose Herz-Lungen-Maschine in Göttingen etwa 250 Patienten operiert. Die Altersverteilung der Patienten lag zwischen 6 Monaten und 49 Jahren. Wobei der Hauptanteil von 185 Patienten zwischen 2 und 13 Jahren alt waren. In diesen 3 Jahren wurden, bis auf 6 Patienten mit erworbenen Herzfehlern, ausschließlich Patienten mit angeborenen Herzfehlern operiert.160 Nur drei Jahre nach der Einführung der ersten Herz-Lungen-Maschine in Göttingen wurde 1963 bereits eine weitere Maschine eingesetzt. Dennoch mussten rund 500 Patienten durchschnittlich drei Jahre auf eine Operation warten. Etwa zweidrittel hiervon waren Kinder mit angeborenen oder erworbenen Herzfehlern.161 Diese zweite Maschine war eine Honeywell-Maschine. Dabei handelte es sich um eine Konsole mit zwei Doppelrollerpumpen und einem Kay-Cross-Oxygenator. Frederick S. Cross hatte 1956 gemeinsam mit Earle B. Kay in Cleveland einen Scheibenoxygenator entwickelt, der in den späten 50er Jahren als Kay-Cross-Apparat in mehreren Modifikationen weltweite Verbreitung fand. Dieser bestand, ähnlich dem bereits 1948 von Crafoord und Björk vorgestellten Oxygenator, aus vielen vertikalen Scheiben an einer horizontalen Achse, die in einer Sauerstoffatmosphäre rotierten.162 159 Göttinger Tageblatt: Vorbestellungstermin: Mitte 1966, 15./16.08.1964 160 Bock, H.: 45 Jahre erlebte extrakorporale Zirkulation in: Kardiotechnik, 2003, Internet 161 Frankfurter Allgemeine Zeitung: 1000 Operationen mit Herz-Lungen-Maschine, 01.03.1967 162 vgl. Böttcher, W.; Merkle, F.; Weitkemper, H.-H.: Historische Entwicklung des kardio-pulmonalen Bypasses von der Idee bis zur klinischen Anwendung in: Kardiotechnik, 2003, Internet und Bock, H.: 45 Jahre erlebte extrakorporale Zirkulation in: Kardiotechnik, 2003, Internet 60 Abb. 46 Die Honeywell-Maschine mit Kay-Cross-Disc-Oxygenator wurde 1963 als zweite Herz-LungenMaschine in Göttingen eingesetzt. Wollte man das Problem der Blutbeschaffung bei steigenden Patientenzahlen angehen, musste eine Alternative zum herkömmlichen System gefunden werden. So kam im Oktober 61 1963 in der Göttinger Klinik der erste Plastik-Dispersionsoxygenator nach Cooley zum Einsatz.163 Abb. 47 zeigt einen Travenol-Bubbleoxygenator164 Doch das geringere Füllvolumen der "Plastikoxygenatoren" alleine führte nicht zu der sich anbahnenden Verbreitung des Bubbleoxygenators. Mit dem Oxygenator einher ging die Anwendung der Methode der Hämodilutionsperfusion165. Beide Perfusionsmethoden führten letztlich weltweit zum rasanten Anstieg der kardiochirurgischen Eingriffe. Wurden in Göttingen im Jahre 1963 bei 123 Patienten Herzoperationen mit dem Scheibenoxygenator durchgeführt, stieg bereits mit der Einführung des Bubbleoxygenators 1964 die Patientenzahl um 42 % auf 175 Patienten. Zur Verfügung standen von der Firma Travenol je ein Oxygenatortyp für Säuglinge, Kinder oder Erwachsene und von der Firma Polystan zwei Größen mit einem Füllvolumen zwischen 800 – 1500 ml. Bei der Umstellung vom Scheibenzum Bubbleoxygenator ergaben sich perfusionstechnisch keine größeren Probleme. Um den Travenol-Bubbleoxygenator in den bestehenden Maschinenaufbau zu integrieren, wurde von der Klinikwerkstatt eine Rahmenvorrichtung zum Aufhängen des Oxygenators gebaut.167 163 Bock, H.: 45 Jahre erlebte extrakorporale Zirkulation in: Kardiotechnik, 2003, Internet 164 ebenda 165 Unter Hämodilution versteht man eine Verdünnung aller im Blutplasma vorhandenen zellulären und gelösten Bestandteile durch Blutentzug und gleichzeitigem isovolämischen Blutersatz durch Plasmaersatzstoffe.166 166 Pschyrembel, W.: Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, 1990, S. 637 167 Bock, H.: 45 Jahre erlebte extrakorporale Zirkulation in: Kardiotechnik, 2003, Internet 62 Im August 1964 wurde in der Göttinger Universitätsklinik die 500. Operation mit der HerzLungen-Maschine durchgeführt. In der Regel erfolgten damals pro Woche etwa vier bis fünf Operationen unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine, doch die Operationstermine waren bereits bis Mitte 1966 vergeben. Die erstaunlich hohe Anzahl an Voranmeldungen, allein 1964 waren es über 1200, resultierte daraus, dass die Göttinger Klinik damals als einzige in ganz Niedersachsen über eine Herz-Lungen-Maschine verfügte. Hinzu kamen noch Patienten aus Hessen, denn auch die Universitätsklinik in Frankfurt besaß noch kein derartiges Gerät. In lediglich ein paar weiteren Städten der Bundesrepublik (Berlin, Heidelberg, München, Düsseldorf und Hamburg) wurde diese Maschine damals noch erfolgreich eingesetzt.168 Abb. 48 Ab 1964 wurde in Göttingen eine Kombination aus Melroseund Kay-Cross-Disc-Oxygenator eingesetzt. „Die tausendste Operation mit einer Herz-Lungen-Maschine führte vor kurzem der Leiter der Abteilung für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie der Chirurgischen Universitätsklinik in 168 Göttinger Tageblatt: Vorstellungstermin: Mitte 1966, 15./16.08.1964 63 Göttingen, Professor Josef Koncz, aus.“, so schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 01. März 1967.169 Mit den gewonnenen Erfahrungen und der Verfeinerung der Perfusionstechniken sowie der Umstellung von Scheiben- auf Bubbleoxygenatoren überholten sich die alten Maschinentypen. Mit der Sarns Herz-Lungen-Maschine wurde 1967 die erste in Modulbauweise konzipierte Maschine in Betrieb genommen. Die Pumpenköpfe und Getriebe aus den alten Maschinen wurden ausgeschlachtet und damit ein neues Maschinenmodul hergestellt 170 Abb. 49 zeigt eine modifizierte Herz-Lungen-Maschine in Modulbauweise.171 Die 70er Jahre waren geprägt von der Verbesserung der Perfusionsüberwachung, Einführung der Myokardprotektion durch kardioplegische Lösungen172 und der Membranoxygenation. 169 Frankfurter Allgemeine Zeitung: 1000 Operationen mit Herz-Lungen-Maschine, 01.03.1967 170 Bock, H.: 45 Jahre erlebte extrakorporale Zirkulation in: Kardiotechnik, 2003, Internet 171 ebenda 172 Professor Hans-Jürgen Bretschneider (gestorben 09.12.1993), ein enger Mitarbeiter von Koncz, publizierte erstmals 1964 in Göttingen eine kardioplegische Lösung mit deren Hilfe ein reversibler Herzstillstand künstlich indiziert werden konnte. Dabei handelte es sich um eine Ca-freie und Naarme, procainhaltige Lösung mit deren Hilfe die Toleranzzeit des Herzmuskels gegenüber einer Unterbrechung der Blut- und Sauerstoffzufuhr deutlich verlängert werden konnte. Darüber hinaus erreichte man eine absolute Unerregbarkeit des Herzens und eine ungewöhnliche Erschlaffung des Myokards. Mit Hilfe der Myokardprotektion wurde die Mortalität, die Komplikationsrate und die Verweildauer der Patienten auf der Intensivstation nach einer Operation verringert und dementsprechend die Lebenserwartung erhöht.173 173 vgl. Bretschneider, H. J.: Gehört die Zukunft den technischen Herz-Ersatzsystemen oder der rekonstruktiven Herzchirurgie? in: Herzchirurgie 1982, Hrsg. de Vivie, E. R., Hellberg, K., 64 So wurde die fortlaufende Messung der Blutgase von 1972 an routinemäßig durchgeführt und ab 1973 die im Physiologischen Institut in Göttingen von Bretschneider experimentell weiter verbesserte kardioplegische Lösung verwendet. Die perfusionstechnischen Entwicklungen und Methoden waren bis 1985 weitgehend abgeschlossen, so dass in den 90er Jahren der Schwerpunkt vor allem auf der Entwicklung computergestützter Datenerfassung lag.174 Im Jahr 2003 war es genau 50 Jahre her seit John Gibbon in den USA die Herz-LungenMaschine zum ersten mal erfolgreich eingesetzt hatte. Die Abbildung 40 zeigt die derzeit in Göttingen verwendete Maschine. Dabei handelt es sich um eine Polystan Herz-LungenMaschine, bestehend aus einer fahrbaren Konsole Typ Nr. 572010 mit vier Perfusionspumpen vom Typ Polystan Verticlude. Das Monitor-Rahmengestell mit den Anzeigemodulen und den Bedienungsfeldern, auf denen die Überwachungsparameter abzulesen sind, befindet sich auf der linken Seite. Im Gegensatz zu früher benutzt man heute nur noch Einmaloxygenatoren, wobei bei einer Operation durchaus auch 3 - 4 Oxygenatoren parallel eingesetzt werden.175 Abb. 50 zeigt die zur Zeit (Oktober 2003) in Göttingen eingesetzte Herz-Lungen-Maschine.176 Ruschewski, W., 1982, S. 33 - 43 und Bock, H.: 45 Jahre erlebte extrakorporale Zirkulation in: Kardiotechnik, 2003, Internet 174 Bock, H.: 45 Jahre erlebte extrakorporale Zirkulation in: Kardiotechnik, 2003, Internet 175 handschriftliche Angaben von Dr. med. Tom Stojanovic, Assistenzarzt in der Abteilung der HerzThoraxchirurgie des Göttinger Klinikums 176 Das Foto wurde im Oktober 2003 von Dr. Stojanovic im Operationssaal des Göttinger Klinikums aufgenommen. 65 3.2. Transposition der großen Gefäße Bei der Transposition der großen Arterien handelt es sich um einen kongenitalen Herzfehler mit einer Häufigkeit von 7 – 15 %. Anatomisch liegt hier eine Vertauschung der großen Arterien vor, so dass die Aorta, bedingt durch ihre Verbindung mit dem rechten statt mit dem linken Ventrikel, nicht-oxygeniertes Blut in den großen Körperkreislauf befördert, und im Gegenzug wird über die fälschlicher Weise mit dem linken Ventrikel gekoppelte Pulmonalarterie sauerstoffangereichertes Blut in die Lunge transportiert.177 Abb. 51 veranschaulicht die Anatomie der Transposition der großen Gefäße.178 Die Blutkreisläufe sind demnach nicht physiologisch hintereinander geschaltet sondern parallel, so dass es letztendlich zu einer Sauerstoffunterversorgung des Körpers kommt. Daher stirbt etwa die Hälfte der Kinder mit dieser Fehlbildung unbehandelt im ersten Lebensmonat, 85 – 90 % jedoch im Verlauf der ersten sechs Monate und nur 5 – 10 % der Kinder vollenden 177 Regensburger, D.: Korrektur der Transposition der großen Arterien – Wandel oder Renaissance in Herzchirurgie 1982, Hrsg. de Vivie, E. R., Hellberg, K., Ruschewski, W. 1982, S. 139 - 150 178 Idriss, F. S.; Goldstein, I. R.; Grana, L.; French, D.; Potts, W. J.: A new technic for complete correction of transposition of the great vessels, 1961, S. 6 66 das erste Lebensjahr. Die häufigsten Todesursachen sind die Hypoxie und die etwa ab der dritten Lebenswoche auftretende Herzinsuffizienz.179 In den Jahren 1950 bis 1958 konnte die Transposition der großen Arterien lediglich mittels Palliativeingriffen behandelt werden.180 Diese beschränkten sich auf eine Vergrößerung bereits vorhandener intra- oder extrakardialer Kurzschlussverbindungen zur Verbesserung der Blutdurchmischung der beiden parallelen Kreisläufe, um die bestehende Zyanose zu lindern und damit die Lebenserwartung dieser Kinder zu verlängern.181 Die 1950 von Blalock und Hanlon eingeführte chirurgische Atrioseptektomie stellte trotz ihrer hohen Komplikationsrate, wie z. B. Blutungsgefahr, Reizleitungsstörungen und v. a. intra- und postoperative Lungenkomplikationen, über Jahre die klassische Methode der Palliation dar.182 Hierbei wurde über den rechten Vorhof das Herz eröffnet, so das eine künstliche Verbindung beider Vorhöfe durch partielle Inzision des Septums geschaffen werden konnte.183 Um die Komplikationen zu minimieren wurden einige Varianten dieser Technik entwickelt, vor allem was die Wahl des Instruments betraf mit dem der Defekt gesetzt wurde. So benutzten Schuster et al 1963 eine Schere184 und Friend et al 1965 ein Kornealtrephine185.187 179 Regensburger, D.: Korrektur der Transposition der großen Arterien – Wandel oder Renaissance in Herzchirurgie 1982, Hrsg. de Vivie, E. R., Hellberg, K., Ruschewski, W. 1982, S. 139 - 150 180 Messmer, B. J.; Arbenz, U.; Real, F.: Transposition der großen Arterien: Möglichkeiten und Problematik der chirurgischen Behandlung, 1975, S. 522 - 532 181 Regensburger, D.: Korrektur der Transposition der großen Arterien – Wandel oder Renaissance in Herzchirurgie 1982, Hrsg. de Vivie, E. R., Hellberg, K., Ruschewski, W. 1982, S. 139 - 150 182 Messmer, B. J.; Arbenz, U.; Real, F.: Transposition der großen Arterien: Möglichkeiten und Problematik der chirurgischen Behandlung, 1975, S. 522 - 532 und Rastan, H.: Technik der Atrioseptektomie zur Palliativbehandlung der Transposition der großen Gefäße, 1970, S. 389 - 393 183 Shaher, R. M.: Complete Transposition of the great arteries, 1973, S. 458 - 460 184 Schuster, S. R.; Kiernan, E.; Rosencranz, J.; Bozer, A.: A new technique for the creation of an atrial septal defekt with clinical application, 1963, S. 510 - 521 185 Das Kornealtrephine ist ein hand- oder maschinenenbetriebenes Bohrgerät mit tubulärem Einsatz, welches v. a. im Bereich der Hornhaut zum Einsatz kommt.186 186 Hoffmann-La Roche AG & Urban & Schwarzenberg: Roche Lexikon Medizin. 3. Auflage, 1993, S. 1661 / 1662 187 Doumanian, H. O.; Moller, J. H.; Amplatz, K.: Creation of atrial septal defects by catheter as palliation of complete transposition, 1968, S. 274 - 279 67 Abb. 52 zeigt ein Trephine.188 1966 setzte Fonkalsrud ein bikonikales Septotom ein mit dem er einen kreisrunden Defekt aus der Scheidewand ausstanzen konnte189 und Poulos und Edelmann die nach dem gleichen Prinzip funktionierende Vorhofseptumstanze.190 Abb. 53 zeigt Fonkalruds bikonikales Septotom und dessen Anwendung.191 188 Friend, W. G.; Andrews, W. E.; Donahoe, M. D.; Rogers, W. M.: Experimental production of atrial septal defects in dogs, 1965, S. 448 189 Fonkalsrud, E. W.; Tocornal, J. A.: Atrial septotome for palliative septectomy in infants with transposition of the great vessels, 1968, S. 514 - 516 190 Poulos, P. P. ; Edelmann, R. B.: Creation of atrial septal defects, 1966, S. 974 - 976 191 Fonkalsrud, E. W.; Tocornal, J. A.: Atrial septotome for palliative septectomy in infants with transposition of the great vessels, 1968, S. 515 68 Abb. 54 Vorhofseptumstanze nach Poulos192 Abb. 55 zeigt das chirurgische Vorgehen.193 192 Poulos, P. P. ; Edelmann, R. B.: Creation of atrial septal defects, 1966, S. 975 193 Poulos, P. P. ; Edelmann, R. B.: Creation of atrial septal defects, 1966, S. 976 69 Auch Rastan und Koncz entwickelten 1967 ein neuartiges Septektom, welches nach experimenteller Erprobung sich auch klinisch bewährt hatte. Dieses Instrument wurde damals im Institut für Medizinische Physik in Göttingen in drei Größen hergestellt, wobei der Durchmesser zwischen 9, 10,5 und 12 mm194 variierte. Es bestand aus einem Rohr mit einer messerscharfen Kante S. Dieser Kante stand eine kegelförmige Platte P gegenüber. Ihr Rand war ebenfalls messerscharf geschliffen und besaß einen pfeilförmigen scharfen Ansatz A. Die Platte wurde von einem Metallstab T getragen, der am Ende ein Kugelgelenk K besaß, um das die Platte mit Hilfe eines Gleitzylinders G und eines Stiftes St kippbar war. Durch drehen der Rädelschraube D2 konnte die Platte auf die Schneide S gedrückt werden, so dass das dazwischen liegende Gewebe kreisförmig ausgeschnitten wurde.195 Die Abb. 56 und 57 zeigen das Septektom von Rastan und Koncz.196 194 Rastan, H.; Koncz, J.: A new method of closed atrioseptectomy for palliative treatment of complete transposition of the great vessels, 1971, S. 705 - 709 195 Rastan, H.: Technik der Atrioseptektomie zur Palliativbehandlung der Transposition der großen Gefäße, 1970, S. 389 - 393 196 Rastan, H.: Technik der Atrioseptektomie zur Palliativbehandlung der Transposition der großen Gefäße, 1970, S. 390 / 391 70 Die folgende Abbildung zeigt das Operationsverfahren. Dabei wurde das Septektom durch das rechte Herzohr in den rechten Vorhof eingeführt und durchstieß die Vorhofscheidewand mit dem pfeilförmigen Ansatz der Platte. Ein vorhandenes Foramen ovale erleichterte das Vorschieben der Septektomspitze in den linken Vorhof. Durch Bedienung des Instruments am Griff wurde nun die Platte im linken Vorhof um 90° gekippt und dann durch Drehbewegungen an die Schneide des Rohres angepresst, so dass das zwischen Platte und Rohr eingeklemmte Septumgewebe ausgestanzt wurde.197 Abb. 58 Operationsverfahren nach Rastan und Koncz198 197 vgl. Abb. 56 und Rastan, H.: Technik der Atrioseptektomie zur Palliativbehandlung der Transposition der großen Gefäße, 1970, S. 389 - 393 198 Rastan, H.: Technik der Atrioseptektomie zur Palliativbehandlung der Transposition der großen Gefäße, 1970, S. 392 71 Dabei hatte das ausgestanzte Gewebestück immer einen größeren Durchmesser als das verwendete Septektom, da das Septum vor dem Stanzen über dem Kugelgelenk ausgespannt wurde.199 Abb. 59 veranschaulicht das Prinzip des Defektausstanzens und in Abb. 60 ist das ausgestanzte Septumgewebe im Zylinder des Septektoms zu erkennen. 200 Durch die Entwicklung der Ballonseptostomie, einer geschlossenen Form der Atrioseptostomie, 1966 durch Rashkind, wurden alle anderen Palliativverfahren in den Hintergrund gerückt.201 Der entscheidende Vorteil dieser Methode lag darin, dass der Brustkorb nicht eröffnet werden musste, da der Ballonkatheter über die Femoralvene in den rechten Vorhof und durch das ovale Fenster im Septum bis in den linken Vorhof geschoben werden konnte. So positioniert wurde der Ballon mit 2 bis 6 ml verdünntem Kontrastmittel aufgeblasen, das entsprach etwa einem Ballondurchmesser von 1,5 bis 2 cm, und mit einem kräftigen Ruck in den rechten Vorhof zurückgezogen. Dieses wurde mehrmals wiederholt, bis kein Widerstand mehr zu spüren war.202 Der Erfolg dieser Methode war jedoch in den ersten drei Lebensmonaten am größten, da zum späteren Zeitpunkt eine Dehnung oder gar Sprengung des Foramen ovale aufgrund zunehmender Verfestigung des Septumgewebes nicht mehr möglich 199 vgl. Abb. 59 und Rastan, H.: Technik der Atrioseptektomie zur Palliativbehandlung der Transposition der großen Gefäße, 1970, S. 389 - 393 200 Rastan, H.: Palliative treatment of complete transposition of the great vessels, 1975, S. 412 201 Rastan, H.: Technik der Atrioseptektomie zur Palliativbehandlung der Transposition der großen Gefäße, 1970, S. 389 - 393 202 Rashkind, W. J.; Miller, W. W.: Creation of an atrial septal defect without thoracotomy, 1966, S. 173 - 174 und Beuren, A. J.; Keutel, J.; Gandjour, A.; Vesselinova, T.; Stoermer, J.; Hayek, H.: Künstlicher Vorhofseptumdefekt nach Rashkind, 1972, S. 148 - 151 72 war. Außerdem war die Größe der entstandenen Defekte durch die Größe der Fossa ovalis limitiert. In diesen Fällen war weiterhin ein chirurgisches Vorgehen indiziert, da auf diese Art und Weise der Vorhofseptumdefekt für gewöhnlich größer gestaltet werden konnte.203 Alle Palliativoperationen führten vorerst lediglich zu einer Verlängerung der Lebenserwartung bis zu maximal einem Jahr.204 Erst die Einführung klinisch erfolgreicher Korrekturoperationen der Transposition der großen Gefäße, wie die von Ake Senning erstmals 1958 durchgeführte Vorhofumkehr, steigerte die Bedeutung der palliativen Behandlung erheblich. Denn bis auf wenige Ausnahmen erreichten Kinder mit dieser Herzmissbildung nur bei Vorhandensein eines genügend großen Vorhofseptumdefekts ein korrekturfähiges Alter.205 Die Vorhofumkehr stellte eine rein hämodynamische Korrektur dar bei der der Blutstrom auf Vorhofebene umgekehrt wurde, so dass nach der Operation die obere und untere Hohlvene anstelle des rechten Vorhofs in den linken mündeten und die Pulmonalvenen statt in den linken Vorhof in den rechten. Dabei blieb die anatomische Falschanlage der Aorta und der Pulmonalarterien unkorrigiert. Basierend auf dem Prinzip von Sennig präsentierte der Amerikaner William Thornton Mustard206 1964 eine nach ihm benannte Operationstechnik. Mustard vereinfachte Sennings Methode dahingehend, dass er das Vorhofseptum unter zur Hilfenahme von Zusatzmaterial, sprich Perikard, rekonstruierte.208 Dieses wurde in Form eines rechteckigen Lappens des vorderen Perikards entnommen. Dann erfolgte die Inzision im Bereich des rechten Vorhofs (A) zur Darstellung des Vorhofseptums um durch Exzision von Septumgewebe eine Verbindung zum linken 203 Rastan, H.: Technik der Atrioseptektomie zur Palliativbehandlung der Transposition der großen Gefäße, 1970, S. 389 - 393 und Beuren, A. J.; Keutel, J.; Gandjour, A.; Vesselinova, T.; Stoermer, J.; Hayek, H.: Künstlicher Vorhofseptumdefekt nach Rashkind, 1972, S. 148 - 151 204 Regensburger, D.: Korrektur der Transposition der großen Arterien – Wandel oder Renaissance in Herzchirurgie 1982, Hrsg. de Vivie, E. R., Hellberg, K., Ruschewski, W. 1982, S. 139 - 150 205 Beuren, A. J.; Keutel, J.; Gandjour, A.; Vesselinova, T.; Stoermer, J.; Hayek, H.: Künstlicher Vorhofseptumdefekt nach Rashkind, 1972, S. 148 - 151 206 William Thornton Mustard (1914 – 1988) führte im Mai 1963 die erste Korrektur der Transposition der großen Gefäße nach der von ihm entwickelten Methode durch.207 207 Tusler G. A.: Mustard operation for transposition: Historical aspects and results in Vogel, M.; Bühlmeyer, K.: Transposition of the great arteries 25 years after Rashkind balloon septectomy, 1992, S. 113 / 114 208 Messmer, B. J.; Arbenz, U.; Real, F.: Transposition der großen Arterien: Möglichkeiten und Problematik der chirurgischen Behandlung, 1975, S. 522 - 532 73 Vorhof zu schaffen (B). Als nächstes wurde der Perikardlappen oberhalb der nun sichtbaren beiden linken Pulmonalvenen im linken Vorhof angenäht (C).209 Abb. 61 zeigt die Mustard´sche Operationsmethode der Transposition der großen Gefäße.210 209 vgl. Abb. 61 und Doty, D. B.: Cardiac Surgery, 1997, S. 160 210 Doty, D. B.: Cardiac Surgery, 1997, S. 161 74 Die Naht erstreckte sich entlang des hinteren Randes der Mündung der oberen und unteren Hohlvene im Bereich des rechten Vorhofs (D) und letztendlich rings um die Mündung der Vena cava superior (E) und inferior (F).211 Bereits 1965, kurze Zeit nachdem Mustard seine Operationsmethode zur Korrektur der Transposition der großen Gefäße in die Klinik eingeführte hatte, operierte Professor Koncz als erster in Deutschland ein Kind nach dieser Methode.212 Zu der Zeit war die Vorhofumkehr, sei es durch Mustard- oder Senning-Operation, das Mittel der Wahl bei dieser Missbildung des Herzens, denn die Folgen und Risiken dieser Operationen wurden erst in den kommenden Jahren erkannt. Dabei handelte es sich um das vermehrte Auftreten lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörungen, sowie Stenosen im Bereich der Lungen- und Hohlvenen. So entwickelte Rastelli eine Möglichkeit der hämodynamischen wie auch anatomischen Korrektur, die jedoch bei Säuglingen aufgrund des zu großen Durchmessers der einzusetzenden Gefäßprothese noch nicht angewandt werden konnte.213 In Göttingen wurde erstmals 1969 ein sechsjähriges Kind erfolgreich nach den Grundsätzen von Rastelli operiert.214 So gewann die anatomische Korrektur der Gefäße als Alternative zunehmend an Bedeutung. Dabei lag die technische Schwierigkeit nicht in der Durchtrennung und Reanastomosierung der großen Gefäße, sondern hauptsächlich beim Tauschen der rechten und linken Koronararterie ohne diese zu knicken, zu verdrehen oder gar zu sehr anzuspannen.215 In den späten 80er Jahren vollzog sich so langsam der Wandel der Behandlungsmethode der Transposition der großen Gefäße weg von der Vorhofumkehr hin zu der anatomischen Arterienkorrektur.216 Aufgrund von Langzeitstudien ist nach heutigen Erkenntnissen die Korrektur der großen Arterien auf Gefäßebene, sprich anatomisch, das Mittel der Wahl. Denn die Spätfolgen und -risiken der Operationen nach Senning und Mustard reichen von 211 vgl. Abb. 61 und Doty, D. B.: Cardiac Surgery, 1997, S. 160 212 de Vivie, E. R., Hellberg, K., Ruschewski, W.: Herzchirurgie 1982, S. 11 - 15 213 Messmer, B. J.; Arbenz, U.; Real, F.: Transposition der großen Arterien: Möglichkeiten und Problematik der chirurgischen Behandlung, 1975, S. 522 - 532 214 Rastan, H.; Kirchhoff, P. G.; Rastan, D.: Rastelli-Operation bei kompletter Transposition der großen Gefäße mit Ventrikelseptumdefekt und Pulmonalatresie, 1975, S. 66 - 71 215 Jatene, A. D.; Fontes, V. F.; Paulista, P. P.: Anatomic correction of transposition of the great vessels, 1976, S. 364 - 370 und Harlan, B. J.; Starr, A.; Harwin, F. M.: Manual of Cardiac Surgery, 1995, S. 317 - 324 216 Williams, W. G.; McCrindle, B. W.; Ashburn, D. A.: Outcomes of 829 neonates with complete transposition of the great arteries 12 – 17 years after repair, 2003, S. 1 - 10 75 Arrhythmien, systemischem Versagen des rechten Ventrikels, Verlust des Sinusrhythmus und Schrittmacherimplantation bis hin zum plötzlich auftretenden Tod. Dabei ist die Überlebensrate nach der Senning-Operation signifikant besser, denn sie liegt bei 94 % nach 10 Jahren, während nach Mustard-Operation zu diesem Zeitpunkt nur 82 % der Patienten noch lebten.217 Die Überlebensrate der Patienten, die sich primär einer anatomischen Korrektur unterzogen hatten, lag 10 Jahre nach dem Eingriff bei über 90 %. Dabei war die frühe und späte Sterblichkeit signifikant geringer, sowie auch die aufgetretenen Spätkomplikationen. Im Vergleich dazu war die frühe und späte Sterblichkeitsrate der Patienten, die sich nach primär erfolgter Vorhofumkehr einer anatomischen Korrektur unterzogen hatten, relativ hoch. Ursache hierfür war die bereits erfolgte Adaptation des rechten Ventrikels und der rechten Koronararterie an die erhöhte Belastung der rechten Kammer, bedingt durch die kongenitale Vertauschung der großen Arterien.218 217 Sarkar, D.; Bull, C.; Yates, R.: Comparison of long-term outcomes of atrial repair of simple transposition with implications for a late arterial switch strategy, 1999, S. II-176 - II 181 218 vgl. Amin, Z.; McElhinney, D. B.; Moore, P.; Reddy, V. M.; Hanley, F. L.: Coronary arterial size late after the atrial inversion procedure for transposition of the great arteries: Implications for the arterial switch operation, 2000, S. 1047 – 1052 und Williams, W. G.; McCrindle, B. W.; Ashburn, D. A.: Outcomes of 829 neonates with complete transposition of the great arteries 12 – 17 years after repair, 2003, S. 1 - 10 76 3.3. Entwicklung einer neuen Operationsmethode – die Aortoventrikuloplastik Professor Koncz hatte zusammen mit seinem Kollegen und ehemaligen Schüler Professor Rastan219 eine neue Operationsmethode zur Beseitigung einer tunnelförmigen Subaortenstenose entwickelt. Es handelt sich dabei um eine angeborene Aortenstenose, welche sehr selten vorkommt und durch eine Obstruktion des linken Ausflusstraktes gekennzeichnet ist. Diese tunnelförmige Subaortenstenose entsteht vermutlich durch eine Verlagerung des Konusseptums nach links. Entsprechend der Variationsbreite dieser Fehlbildung, die von einer fibromuskulären Ringleiste bis zu einem zwei bis drei cm langen, starren, mit fibrösem Endokard ausgekleidetem hypoplastischen Ausflusstrichter reichte, war das Operationsergebnis mäßig bis unzureichend, denn diese Form der Aortenstenose ließ sich durch die gängigen Standardmethoden chirurgisch nicht oder nur unzureichend beeinflussen. Mit Hilfe des Angiokardiogramms oder des zweidimensionalen Echokardiogramms konnte das starre stenotische Rohr unterhalb der Aortenklappe, als Ausdruck einer Einengung des gesamten subvalvulären Segments der Ausflussbahn, dargestellt werden. Vor der Entwicklung einer geeigneten Operationsmethode zur Beseitigung der tunnelförmigen subvalvulären Aortenstenose, musste sich der Operateur in den meisten Fällen auf eine örtlich begrenzte Ausschälung des fibromuskulären Gewebes beschränken. Auch eine tiefe Einkerbung des hypertrophierten Myokards, in Kombination mit einer großzügigen Resektion desselben, führte häufig nur zu einer vorrübergehenden Senkung des Druckgradienten zwischen dem linken Vorhof und der Aorta. Ein Rezidiv in Form einer erneuten Tunnelbildung war nicht selten zu beobachten.221 Die inkomplette Korrektur der Aortenstenose zog Schwierigkeiten im postoperativen Verlauf nach sich, da der häufig zurück gebliebene hohe Restgradient zwischen dem linken Ventrikel und der Aorta eine besonders große Gefahr eines postoperativen hypodynamischen 219 Professor Dr. med. Huschang Rastan, geboren am 21.06.1936 in Hamedan / Iran, war Schüler und späterer enger Mitarbeiter von Professor Koncz. Bis zu seiner Berufung, als leitender Herzchirurg an das Herzzentrum in Teheran, war er von 1974 – 1978 Oberarzt der Abteilung für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie der Uniklinik Göttingen.220 220 Hofmann, K.: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 2001, 18. Auflage, Band II K - Sch, 2001, S. 2507 221 vgl. Koncz, J., Brunner, L., Kirchhoff, P.-G.: Anomalien der linksventrikulären Ausflussbahn in Allgemeine und spezielle Operationslehre Band VI/2, Hrsg. Borst, Klinner, Senning 1978, S. 356 359 und de Vivie, E. R., Koncz, J.: Anomalien der linksventrikulären Ausflussbahn in Herzchirurgie, Hrsg. Borst, Klinner, Oelert 1991, S. 220 77 Herzversagens darstellte. Außerdem brachte die häufige Mitbeteiligung der Mitralklappe die Gefahr einer postoperativen Schlussunfähigkeit dieser Klappe mit sich. Die von Professor Koncz und seinem Mitarbeiter Professor Rastan entwickelte Operationsmethode, ermöglichte die plastische Erweiterung eines engen Klappenringes, bzw. eines hypoplastischen Ausflusstraktes, wobei allerdings die Entfernung der Aortenklappe und deren Ersatz durch eine künstliche Klappe obligatorisch war.222 Die Aortoventrikuloplastik wurde zunächst im Tierexperiment erfolgreich erprobt bevor sie dann im Juni 1974 zum ersten mal am Patienten zum Einsatz kam. Diese Operation war damals nicht erfolgreich verlaufen, denn aufgrund der schlechten Konstitution des Patienten starb dieser nach der Operation an Myokardversagen. Die Autopsie zeigte ein deutlich hypertrophiertes und dilatiertes Herz mit technisch einwandfreier Aortoventrikuloplastik. Der Tod dieses Patienten konnte also nicht in Zusammenhang mit der Operationsmethode gestanden haben.223 Am 05.11.1974 wurde die erste erfolgreiche Aortoventrikuloplastik durchgeführt. Es handelte sich bei diesem Patienten um einen 12jährigen Jungen mit Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Die retrograde Katheterisierung des linken Ventrikels und Angiokardiographie hatten eine schwere Mitralinsuffizienz und eine tunnelförmige Subaortenstenose ergeben. Der Eingriff wurde unter lokaler Herzunterkühlung mit intermittierender Koronarperfusion durchgeführt. Die insuffiziente Mitralklappe wurde durch eine Björk-Shiley-Klappe ersetzt. Ebenso wurde im Zuge der Aortoventrikuloplastik auch die Aortenklappe durch eine Björk-Shiley-Klappe ersetzt. Durch die plastische Erweiterung des linken Ausflusstrakts konnte der systolische Druckgradient zwischen dem linken Ventrikel und der Aorta vollständig beseitigt werden. Die Operation verlief ohne Komplikationen und der postoperative Verlauf war ebenfalls unauffällig. Das präoperativ extrem vergrößerte Herz war sechs Monate nach der Operation wieder normal groß.224 In der Zeit von Juni 1974 bis Februar 1977 wurden in Göttingen 20 Patienten unter 18 Jahren mit unterschiedlichen Formen der Obstruktion im Bereich des linksventrikulären Ausflusstrakts nach der neuen Methode operiert. Dabei waren bis auf sechs Patienten alle 222 vgl. Koncz, J., Brunner, L., Kirchhoff, P.-G.: Anomalien der linksventrikulären Ausflussbahn in Allgemeine und spezielle Operationslehre Band VI/2, Hrsg. Borst, Klinner, Senning 1978, S. 356 359 und de Vivie, E. R., Koncz, J.: Anomalien der linksventrikulären Ausflussbahn in Herzchirurgie, Hrsg. Borst, Klinner, Oelert 1991, S. 220 223 Rastan, H.; Koncz, J.: A new technique for the treatment of left ventricular outflow tract obstructions, 1976, S. 920 - 927 224 vgl. Rastan, H.; Koncz, J.: A new technique for the treatment of left ventricular outflow tract obstructions, 1976, S. 920 - 927 und Rastan, H., Koncz, J.: Plastische Erweiterung der linken Ausflussbahn, 1975, S. 169 - 175 78 anderen bereits ein oder sogar zweimal im Bereich des linken Ventrikels voroperiert. Die Mortalität lag bei 24 %, wobei es sich dabei ausschließlich um Patienten handelte, die sich zuvor schon mindestens einer Herzoperation unterzogen hatten und deren Operationsrisiko damit bereits von Anfang an erhöht war. Die Todesursache war bei zwei Patienten Myokardversagen, bei einem trat ein Hirnschaden ein, in einem Fall wurde eine wichtige septale Arterie durchtrennt, bei einem weiteren Patienten kam es zur Ausbildung einer schweren Azidose mit Nierenversagen. Darüber hinaus waren keine Todesfälle zu einem späteren Zeitpunkt zu verzeichnen. Damit waren die ersten Operationsergebnisse im Vergleich zu den konventionellen chirurgischen Methoden sehr vielversprechend gewesen. Die Langzeitprognose, insbesondere in Bezug auf den Einsatz einer Klappenprothese, war damals noch unsicher.225 Bis 1982 war die Zahl der in Göttingen nach dieser neuen Methode durchgeführten Operationen bereits auf 47 angestiegen, wobei die Aortoventrikuloplastik bei nur 12 Patienten die erste Herzoperation darstellte. Das Alter der Patienten bewegte sich zwischen 4 und 35 Jahren. Die Sterblichkeitsrate war auf 13 % gesunken, wobei bei den letzten 34 operierten Patienten keiner mehr verstorben war und sich auch keine späten Todesfälle ereignetet hatten.226 Im März 1992 war die Zahl der Patienten, die sich einer Aortoventrikuloplastik unterzogen hatten, schon auf 96 angewachsen. Dabei betrug die Frühletalität 8,3 %. Von den 96 Patienten mussten drei Patienten aufgrund eines Aortenaneurysmas im Bereich der aufsteigenden Aorta, einer rechtsventrikulären Ausflussbahneinengung und einer „ausgewachsenen“ Klappenprothese erneut operiert werden. Bei 71 der Patienten hatte sich nach der Operation wieder ein Sinusrhythmus eingestellt. Bei drei Patienten musste wegen eines permanenten AV-Blocks dauerhaft ein Schrittmacher implantiert werden.227 Die Aortoventrikuloplastik war zunächst nur speziell zur operativen Beseitigung einer fibromuskulären tunnelförmigen Subaortenstenose entwickelt worden. Mit zunehmender Erprobung dieser Operationsmethode wurde ihr Indikationsbereich auf andere Formen der linksventrikulären Ausflussbahnobstruktion erweitert. Dazu zählte z. B. die diffuse Form der Subaortenstenose und die Aortenstenose, die sich über mehrere Ebenen des linksventrikulären Ausflusstraktes erstreckte. Unter anderem fand die Aortoventrikuloplastik bereits bei Kindern 225 Björnstad, P. G.; Rastan, H.; Keutel, J.; Beuren, A. J.; Koncz, J.: Aortoventriculoplasty for tunnel subaortic stenosis and other obstructions of the left ventricular outflow tract, 1979, S. 59 - 69 226 de Vivie, E. R.; Koncz, J.; Rupprath, G.; Vogt, J.; Beuren, A. J.: Aortoventriculoplasty for different types of left ventricular outflow tract obstructions, 1982, S. 6 - 11 227 de Vivie, E. R.; Borowski, A.; Hehlhorn, U.: Reduction of the left-ventricular outflow-tract obstruction by aortoventriculoplasty – Long-term results of 96 patients, 1993, S. 216 - 223 79 mit hypertrophisch obstruktiver Kardiomyopathie (HOCM) ihre Anwendung als Zweitoperation nach unbefriedigenden Früh- und Spätergebnissen nach vorausgegangener Myektomie und Myotomie.228 Darüber hinaus wurden mit dieser Methode auch Reoperationen zum Tausch von künstlichen Aortenklappenprothesen durchgeführt, die den Patienten in frühester Kindheit eingesetzt worden waren und aufgrund des Wachstums dann zu klein geworden waren. Bei valvulärer Aortenstenose mit zu engem Klappenring wurde die Aortoventrikuloplastik auch als Erstoperation zum Ersatz der Aortenklappe eingesetzt, zumal es mit dieser Methode möglich war eine Erweiterung des zu engen Klappenringes zu erreichen, um eine wesentlich größere künstliche Klappe bereits im Kindesalter einsetzen zu können. Einen solchen Klappenring konnte man bei Kindern auf fast die doppelte Größe erweitern, wodurch das Intervall bis zur erneuten Klappenoperation mit Einbringen einer größeren Klappenprothese verlängert werden konnte. Aktuellen Studien zufolge waren bei nur 20 % der Patienten nach Aortoventrikuloplastik unter Einsatz von mechanischen Klappen nach 10 Jahren Reoperationen notwendig. Diese Zahl stieg nach 15 Jahren auf 48 % an, während bei biologischem Klappenersatz bereits nach 10 Jahren alle Patienten erneut operiert werden mussten, da die Haltbarkeit der biologischen Klappen aufgrund von Degeneration und Kalzifizierung (Verkalkung) und dadurch bedingten unphysiologischem Blutfluss begrenzt war. Der Nachteil bei künstlichem Klappenersatz war die damit verbundene lebenslange Einnahme von Antikoagulantien (blutgerinnungshemmende Medikamente) und eine dadurch bedingte verstärkte Blutungsneigung, sowie das erhöhte Endokarditisrisiko.229 Der Hauptvorteil dieser neuen Operationsmethode lag darin, dass sie im Vergleich zu anderen chirurgischen Methoden bei allen Formen der linksventrikulären Ausflussbahnobstruktion anzuwenden war. Zudem waren die hämodynamischen Ergebnisse besser als bei herkömmlichen chirurgischen Maßnahmen, denn der Druckgradient zwischen der Aorta und dem linken Ventrikel konnte im Durchschnitt von präoperativ 85 + 17 mmHg auf 12 + 12 mmHg signifikant reduziert werden.230 228 Vogt, J., Rupprath, G., de Vivie, E. R., Koncz, J., Beuren, A. J.: Aortoventrikuloplastik (AVP) als ein alternatives Zweit-Op-Verfahren bei der hypertrophisch obstruktiven Kardiomyopathie im Kindesalter – Hämodynamische und echokardiographische Befunde, 1983, S. 99 - 104 229 Erez, E.; Kanter, K. R.; Tam, V. K. H.; Williams, W. H.: Konno aortoventriculoplasty in children and adolescents: From prosthetic valves to the Ross operation, 2002, S. 122 - 126 230 Vogt, J.; Rupprath, G.; de Vivie, E. R. ; Beuren, A. J.: Haemodynamic findings before and after Aortoventriculoplasty (AVP), 1981, S. 381 - 387 80 3.3.1. Beschreibung der Operationsmethode der Aortoventrikuloplastik nach Rastan und Koncz Die Aortoventrikuloplastik wurde unter Schutz des Myokards routinemäßig in Infusionskardioplegie231 nach Bretschneider233 durchgeführt. Dabei wurde im Abstand von 30 Minuten regelmäßig die kardioplegische Lösung isoliert in die Koronarostien perfundiert.234 Nach medianer Sternotomie235 erfolgte die Eröffnung der Aorta oberhalb und links vom Abgang der rechten Koronararterie in Längsrichtung abwärts bis zu 7 mm. Nach eingehender Inspektion der Aortenklappe und der Koronarostien wurde der Schnitt auf die Kommissur zwischen der rechten und linken Tasche erweitert. Dabei war wichtig, dass ein ausreichender Abstand zwischen der Schnittlinie und dem Ostium der rechten Koronararterie erhalten blieb. Mit leicht abgewinkelter Schnittrichtung zur Aortainzision wurde nun der rechtsventrikuläre Ausflusstrakt unterhalb des Pulmonalklappenringes eröffnet. Anschließend wurde kontrolliert, ob die Pulmonalklappe und -arterie intakt waren. Als nächstes wurden die meist dysplastisch veränderten Aortenklappen reseziert, so dass der Operateur einen guten Einblick in die subvalvuläre Region erhielt. Das Ventrikelseptum war damit bereits subaortal eingekerbt. Der Schnitt im Bereich des Ventrikelseptums konnte dann je nach Ausdehnung der subaortalen Einengung und / oder der Septumhypertrophie apikalwärts fortgeführt werden. In der Regel reichte eine 2 - 3 cm lange Inzision im Bereich des Kammerseptums aus. Das Septum wurde in ganzer Dicke über die subvalvuläre Enge hinweg so weit gespalten, bis die normale Weite der Höhle des linken Ventrikels erreicht war. Damit war es dem Chirurgen möglich den gesamten linksventrikulären Ausflusstrakt mit seinen drei Etagen der Ausflussbahn zu überblicken. Als nächstes wurden die subvalvulär gelegenen fibrösen Endokardauflagerungen ausgeschält. Danach wurde ein der gewünschten Erweiterung angepasster und zuvor mit Fibrinkleber abgedichteter dreieckiger Flicken aus einer Dacron236-Gefäßprothese238 231 Unter Kardioplegie versteht man den künstlich induzierten reversiblen Herzstillstand bei Operationen am offenen Herzen.232 232 Pschyrembel, W.: Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, 1990, S. 825 233 vgl. Fußnote 172 Kapitel 3.1.1., S. 64 234 de Vivie, E. R., Koncz, J.: Anomalien der linksventrikulären Ausflussbahn in Herzchirurgie, 1991, S. 228 - 230 235 Eröffnung des Brustkorbes 236 Dacron ist eine biologisch gut verträgliche sterilisierbare Polyesterfaser, die in der Medizin vor allem als chirurgisches Nahtmaterial und zur Herstellung von Gefäßprothesen dient.237 81 zurechtgeschnitten und zunächst in den Spalt des Ventrikelseptumdefekts bis in den Bereich des Aortenklappenringes eingenäht. Durch die Septumerweiterung erhielt man einen Aortenring, der etwa zur Hälfte vom verbliebenen Klappenring und zur anderen Hälfte von Dacrongewebe begrenzt wurde. Die Aortenklappenprothese wurde dann im Bereich des natürlichen Anulus mit Einzelknopfnähten befestigt und im Bereich des Dacronflickens von außen mit einer fortlaufenden Naht. Das überstehende Dacrongewebe wurde passgenau zurechtgeschnitten und ebenfalls mit fortlaufender Naht in die vordere Aortenwand eingenäht. Jetzt erfolgte die Entlüftung des linken Herzens und die koronare Reperfusion durch Entfernung der Aortenklemme. Zum Schluss wurde noch der durch die Erweiterungsplastik entstandene Defekt zwischen der Aorten- und der Außenwand des rechten Ventrikels mit einem weiteren dreieckigen Dacronflicken rekonstruiert, in dem die Längsseite des Flickens in Höhe des oberen Defektrandes, d. h. im Bereich des künstlichen Anulus, mit dem darunter liegenden rekonstruierten künstlichen Septumabschnitt mit fortlaufender Naht vereinigt wurde. Danach wurde der Flicken heruntergeschlagen und die beiden Schenkel wurden in die Lücke der Kammervorderwand eingenäht.240 Durch Variation der Operationsmethode könnte man in Fällen einer intakten Aortenklappe diese erhalten, in dem man die Erweiterungsplastik streng subvalvulär begrenzte. Dazu würde der rechte Ventrikel quer eröffnet und die Inzision des Ventrikelseptums würde längs nach kranial bis zum Aortenklappenring erfolgen.241 237 Hoffmann-La Roche AG & Urban & Schwarzenberg: Roche Lexikon Medizin. 3. Auflage, 1993, S. 339 238 Das Implantat wurde, etwa 10 Minuten bevor es mit dem Patientenblut in Kontakt kam, in eine Lösung aus Epsilonaminokapronsäure, eine synthetische Aminosäure mit antifibrinolytischer Wirksamkeit, und fibrinstabilisierendem Faktor XIII gelegt, um die antikoagulationsbedingten Blutungsprobleme damit zu minimieren.239 239 Rastan, H.; Abu-Aishah, N.; Rastan, D.; Heisig, B.; Koncz, J.; Björnstad, P. G.; Beuren, A. J.: Results of aortoventriculoplasty in 21 consecutive patients with left ventricular outflow tract obstruction, 1978, S. 659 - 669 und Hoffmann-La Roche AG & Urban & Schwarzenberg: Roche Lexikon Medizin. 3. Auflage, 1993, S. 339 240 vgl. de Vivie, E. R., Koncz, J.: Anomalien der linksventrikulären Ausflussbahn in Herzchirurgie, Hrsg. Borst, Klinner, Oelert, 1991, S. 228 - 230 und de Vivie, E. R., Koncz, J.: Anomalien der linksventrikulären Ausflussbahn in Herzchirurgie, 1991, S. 220 241 de Vivie, E. R., Koncz, J.: Anomalien der linksventrikulären Ausflussbahn in Herzchirurgie, 1991, S. 228 - 230 82 Abb. 62 Operative Technik der Aortoventrikuloplastik.242 (a) Schnittführung im Bereich der Aorta und des rechtsventrikulären Ausflusstrakts (b) Eröffnung der Aorta, des rechten Ventrikels und des interventrikulären Septums (c) Erweiterung der Subaortenregion und des Aortenringes mit Hilfe eines in den Bereich des Septumdefekts eingebrachten Dacron-Flickens (d) Ersatz der ausgeschnittenen Aortenklappe durch eine Klappenprothese 242 vgl. Koncz, J., Brunner, L., Kirchhoff, P.-G.: Anomalien der linksventrikulären Ausflussbahn in Allgemeine und spezielle Operationslehre Band VI/2, Hrsg. Borst, Klinner, Senning 1978, S. 358 / 359 und Rastan, H.; Koncz, J.: A new technique for the treatment of left ventricular outflow tract obstructions, 1976, S. 921 83 (e) Verschluss des Aortendefekts durch komplettes Einnähen des noch überstehenden Anteils des Dacron-Flickens (f) Verschluss der Inzision im Bereich des rechtsventrikulären Ausflusstrakts durch einen weiteren Dacron-Flicken 84 3.3.2. Der geschichtliche Hintergrund zur Entwicklung der Aortoventrikuloplastik Um 1975 sind einige operative Techniken entwickelt worden, die sich erfolgreich mit der Beseitigung der linksventrikulären Obstruktion beschäftigt hatten, einschließlich Methoden zur plastischen Rekonstruktion der Aortenwurzel bei supravalvulärer Stenose und Kommissurotomie bei valvulärer Stenose der Aortenklappe, sowie deren Ersatz.242 So implantierte William Bernhard vom Children`s Hospital in Boston 1975 einem jungen Mann eine starre Verbindung in Form einer Hancock-Prothese, die eine Klappen-BioProthese enthielt, zwischen der Spitze des linken Ventrikels und der absteigenden thorakalen Aorta zur Umgehung eines hypoplastischen Aortenklappenringes. Im September 1975 hatte dann Cooley ebenfalls eine Hancock-Prothese mit integrierter Schweineklappe zwischen den linken Ventrikel und der suprarenalen abdominalen Aorta eingesetzt. Der Vorteil dieser Methode sollte darin bestehen, dass der Operateur bei Notwendigkeit eines Klappenwechsels diese bei intraabdominaler Lage besser erreichen konnte als im intrathorakalen Bereich. Diese Prothesen stellten also eine Art Bypass zur Umgehung des stenotischen Bereiches der Aorta und der Aortenklappe dar, wobei der Blutfluss allerdings unphysiologisch verändert wurde. Die Langzeitergebnisse waren aufgrund der frühzeitigen Degeneration der Schweineklappen enttäuschend. Folglich war die Indikation für eine derartige Operation nur in speziellen Fällen gegeben, wenn z. B. eine aortale Valvuloplastik technisch nicht oder nur schwer durchzuführen war oder bei entzündungsbedingten Komplikationen im Bereich der aszendierenden Aorta nach Aortotomie.243 Der Japaner Soji Konno hatte 1975 im Herzinstitut in Tokyo, unabhängig von Rastan und Koncz, die gleiche Operationsmethode entwickelt. Der einzige Unterschied bestand in der Art der plastischen Deckung der Defekte. Rastan und Koncz benutzten zur Rekonstruktion des Septums und der Aorta einen passend zurecht geschnittenen Dacronflicken, den sie in einem Stück mit zusätzlicher Naht im Bereich des Aortenklappenringes einnähten. Zum Verschluss 242 Dembitsky, W. P.; Weldon, C. S.: Clinical experience with the use of a valve-bearing conduit to constract a second left ventricular outflow tract in cases of unresectable intra-ventricular obstruction, 1976, S. 317 - 323 243 vgl. Dembitsky: Clinical experience with the use of a valve-bearing conduit to constract a second left ventricular outflow tract in cases of unresectable intra-ventricular obstruction, 1976, S. 317 - 323; Bernhard, W. F.; Poirier, V.; La Farge, C. G. : Relief of congenital obstruction to left ventricular outflow with a ventricular-aortic prosthesis, 1975, S. 223 - 229; Saggau, W.; Hatipoglu, Ö.; Kussäther, E.; Schmitz, W.; Zebe, H.: Die chirurgische Behandlung supravalvulärer Aortenstenosen mit hypoplastischer aszendierender Aorta durch einen apiko-aortalen Conduit, 1981, S. 185 - 190 und de Vivie, E. R.; Borowski, A.; Hehlhorn, U.: Reduction of the left-ventricular outflow-tract obstruction by aortoventriculoplasty – Long-term results of 96 patients, 1993, S. 216 - 223 85 des rechten Ventrikels wurde dann ein weiterer Dacronflicken benutzt, der im Bereich des Klappenringes an dem ersten Flicken befestigt wurde. Konno hingegen deckte die Defekte mit einem einzigen, aber zweilagigem Dacronflicken. Mit der unteren Lage verschloss er dann wie Rastan und Koncz den Septum- und Aortendefekt. Am Aortenklappenring nähte Konno ebenfalls den Flicken fest, nur mit dem Unterschied, dass er nun den Anteil des Flickens im Bereich des Aortendefekts in zwei Lagen splittete, so dass er die obere Lage umschlagen konnte, um damit den Defekt der rechten Herzkammer zu verschließen.244 Im Februar 1976 veröffentliche Symbas vom Grady Memorial Hospital in Atlanta Ergebnisse einer Operationsmethode, die er im März des vorherigen Jahres das erste mal angewendet hatte. Dabei entsprach die von ihm beschriebene Methode fast genau der von Rastan und Koncz zuvor entwickelten Operationstechnik der Aortoventrikuloplastik. Hier lag der Unterschied lediglich in der Abfolge der Schnittführung, denn Symbas setzte zuerst die Inzision im Bereich der Aorta, danach im Bereich des rechten Ventrikels und verband erst dann beide Inzisionen miteinander indem er den Aortenring spaltete. Rastan und Koncz hingegen bevorzugten die kontinuierliche Fortführung der Inzision anhand der anatomischen Strukturen. Sie inzidierten erst die Aorta, dann den Aortenring und zum Schluss den rechten Ventrikel.245 1978 wurde in der Habilitationsschrift von Dr. Samuel Manouguian, einem Mitarbeiter von Professor Koncz, eine weitere neue Operationstechnik beschrieben. Mit deren Hilfe sollte vorrangig die Erweiterung eines engen Aortenklappenrings, durch Verlängerung der Aorteninzision bis in den bindegewebigen Ursprung der Mitralklappe hinein, erreicht werden. Diese chirurgische Methode gestattete dem Operateur bei Bedarf auch gleichzeitig die Erweiterung des aufsteigenden Anteils der Aorta und der Mitralklappe, so dass man durch Einsatz eines Flickens eine Erweiterung der linksventrikulären Ausflussbahn erreichen konnte. Die Aortenklappe wurde auch bei dieser Operation standardmäßig durch eine künstliche Klappe ersetzt.246 1985 wurde von David Clarke aus dem Children`s Hospital in Denver die operative Technik des ausgedehnten Ersatzes der Aortenwurzel etabliert. Diese Methode beinhaltete einerseits 244 Konno, S.; Imai, Y.; Iida, Y.; Nakajima, M.; Tatsuno, K.: A new method for prosthetic valve replacement in congenital aortic stenosis associated with hypoplasia of the aortic valve ring, 1975, S. 909 - 917 245 Symbas, P. N.; Ware, R. E.; Hatcher, Jr., C. R.; Temesy-Armos, P. N.: An operation for relief of severe left ventricular outflow tract obstruction, 1976, S. 245 - 249 246 Manouguian, S.; Seyboldt-Epting, W.: Patch enlargement of the aortic valve ring by extending the aortic incision into the anterior mitral leaflet, 1979, S. 402 - 412 86 das Konzept der Aortoventrikuloplastik zur Erweiterung des linksventrikulären Ausflusstraktes beschrieben durch Konno, Rastan und Koncz und andererseits den Ersatz der Aortenwurzel propagiert von Jane Sommerville und Donald Ross vom National Heart Hospital in London. Anders als bei Ross, der die Aortenklappe durch die autologe Pulmonalklappe ersetzt hatte, wurde hier dem Patienten eine cryobehandelte Spenderaortenklappe samt Aortenwurzel eingesetzt, wobei das Implantat auch gleichzeitig zur plastischen Deckung des Ventrikeldefekts benutzt wurde. Eine typische Indikation für dieses Verfahren bestand vor allem bei komplexen Aortenstenosen, die sich auf mehrere Ebenen erstreckten.247 Anfang bis Mitte der 90er Jahre fand die Ross-Konno-Methode bei Patienten ihre Anwendung. Dabei wurde die Aortoventrikuloplastik nach Konno in Verbindung mit einem pulmonaren Autoimplantat nach Ross durchgeführt. Der Einsatz dieser „ neuen“ Operationsmethode war insofern erfolgversprechend, da sie eine sehr gute Alternative für junge Patienten mit komplexen linksventrikulären Ausflussbahnobstruktionen darstellte, denn die Pulmonalklappe zeigte nach ihrer Implantation an die Stelle der Aortenklappe Wachstumstendenz, so dass spätere Zweitoperationen zum Klappentausch vermieden werden konnten.248 Ross hatte die Möglichkeit der Implantation der autologen Pulmonalklappe aufgrund der bis dahin unzufriedenstellenden Ergebnisse von künstlichem und biologischem Aortenklappenersatz, vor allem bei Kindern, entwickelt. Der Einsatz von künstlichen Klappenprothesen war aufgrund einer lebenslang notwendigen Antikoagulation mit daraus resultierender erhöhter Blutungsneigung nachteilig. Gleichzeitig war das Thromboembolieund Endokarditisrisiko erhöht. Darüber hinaus mussten die Prothesen wachstumsbedingt später wieder ausgetauscht werden. Die Bioprothesen waren in ihrer hämodynamischen Leistung den mechanischen Klappenprothesen zwar voraus, zeigten aber vor allem bei Kindern frühzeitig eine hohe Kalzifizierungs-, bzw. Degenerationsrate, was bei fortschreitendem Wachstum ein mehrfaches Ersetzen der Klappen zur Folge hatte. Durch Untersuchungen hatte man festgestellt, dass der Degenerationsprozess von biologischen Klappen bei Kindern, insbesondere in der linken Herzhälfte, schneller als bei Erwachsenen fortschreitet. Diese Nachteile wurden durch den Ersatz der Aortenklappe durch die autologe Pulmonalklappe weitgehend eliminiert. Diese Methode stellte bei Kindern wegen des definierten Wachstumspotentials der Pulmonalklappe und der guten hämodynamischen 247 Clarke, D. R.: Extended aortic root replacement with cryopreserved allografts: Do they hold up?, 1991, S. 669 - 675 248 Reddy, M.; Rajasinghe, H. A.; Teitel, D. F.; Haas, G. S.; Hanley, F. L.: Aortoventriculoplasty with the pulmonary autograft: The „Ross-Konno“ procedure, 1996, S. 158 - 165 87 Ergebnisse bei isolierten kongenitalen Erkrankungen der Aortenklappe, die Methode der Wahl dar. Darüber hinaus konnte auf eine Antikoagulation verzichtet werden. Das Risiko einer Thromboembolie oder Infektion wurde ebenfalls als gering eingestuft.249 Mitte bis Ende der 90er Jahre modifizierte Konno seine Operationsmethode dahingehend, dass er die Erweiterung des linksventrikulären Ausflusstrakts unter Erhalt der natürlichen Aortenklappe durchführte. Dieses war vor allem bei Patienten mit linksventrikulären Ausflussbahnobstruktionen mit völlig intakter Aortenklappe sinnvoll. Konnos Ergebnisse zeigten, dass eine effektive Reduktion des Gradienten des linksventrikulären Ausflusstraktes durch dessen komplette räumliche Modifikation, einerseits durch modellierende Resektion von Teilen des Ventrikelseptums und andererseits durch Einfügung eines künstlichen Flickens in den Ventrikelseptumdefekt, möglich war. Der Vorteil dieser weniger aggressiven Operationsmethode lag darin, dass einerseits das Risiko einer späteren Aorteninsuffizienz verringert war und andererseits auf diese Weise spätere Klappenoperationen, die bei generellem Ersatz der Aortenklappe nötig wären, vermieden werden konnten.250 Kirklin und Barratt-Boyes hingegen waren der Auffassung, dass bei der modifizierten KonnoOperation die subvalvuläre Region des linksventrikulären Ausflusstraktes nicht genügend einzusehen war. So propagierten sie den aortoseptalen Operationszugang, wobei anders als bei Konno der natürliche Aortenring ebenfalls vertikal inzidiert wurde, so dass die subvalvuläre Region der Aorta besser darzustellen und leichter operativ zugänglich war. In Tierexperimenten und später auch in Operationen am Menschen hatten sie bewiesen, dass es möglich war den natürlichen Aortenring zu teilen ohne dabei den Taschenklappen Schaden zuzufügen und diesen zum Ende der Operation auch wieder normal zu rekonstruieren.251 249 vgl. Al-Halees, Z.; Pieters, F.; Qadoura, F.; Shahid, M.; Al-Amri, M.; Al-Fadley, F.: The Ross procedure is the procedure of the choice for congenital aortic valve disease, 2002, S. 437 - 441 und Erez, E.; Tam, V. K.; Williams, W. H.; Kanter, K. R.: The Konno aortoventriculoplasty for repeat aortic valve replacement, 2001, S. 793 - 796 250 Caldarone, C. A.; Van Natta, T. L.; Frazer, J. R.; Behrendt, D. M.: The modified Konno procedure for complex left ventricular outflow tract obstruction, 2003, S. 147 - 151 251 Vouhe, P. R.; Neveux, J.-Y. : Surgical management of diffuse subaortic stenosis: An integrated approach, 1991, S. 654 - 662 88 Schlussfolgerung: Abschließend lässt sich festhalten, dass die Operationsmethode der Aortoventrikuloplastik von ihrer Aktualität nichts eingebüßt hat und auch heute noch ihre Berechtigung findet, da sie eine einfach durchzuführende risikoarme Methode zur effektiven Beseitigung von komplexen linksventrikulären Ausflussbahnobstruktionen mit ausgezeichneten Langzeitergebnissen darstellt. Aufgrund dessen, dass sich der künstliche Klappenersatz in frühester Kindheit jedoch wachstumsbedingt als problematisch erwiesen hatte, empfahl es sich diese Operation erst nach dem dritten Lebensjahr durchzuführen und zuvor auf die konventionellen Methoden der Myotomie und Myektomie zurückzugreifen. Wenn dadurch die Probleme allerdings nicht beseitigt werden konnten, war der Einsatz der autologen Pulmonalklappe die Methode der Wahl. Die Indikation zur Aortoventrikuloplastik erstreckt sich auf die Korrektur von Aortenstenosen aller Ebenen, angefangen von der kongenitalen Aortenstenose mit schmalem Aortenring über diffuse Subaortenstenosen bis hin zur engen aufsteigenden Aorta. Ebenso erfolgreich fand sie ihre Anwendung als Zweitoperation mit geringer Morbidität und Mortalität. Die anfangs noch relativ hohe Sterblichkeitsrate war einerseits auf das noch notwendige Erlernen der neuen Operationstechnik und andererseits durch das Patientengut mit fortgeschrittenem Stadium der linksventrikulären Dysfunktion zurückführen.252 Darüber hinaus handelte es sich bei den verstorben Patienten immer um Patienten, bei denen die Aortoventrikuloplastik einen Folgeeingriff darstellte.253 252 vgl. Ullmann, M. V.; Gorenflo, M.; Sebening, C.; Lange, R.; Jakob, H. G.; Ulmer, H. E.; Hagl, S.: Long-term results after reconstruction of the left ventricular outflow tract by aortoventriculoplasty, 2003, S. 143 - 146 und de Vivie, E. R.; Borowski, A.; Hehlhorn, U.: Reduction of the left-ventricular outflow-tract obstruction by aortoventriculoplasty – Long-term results of 96 patients, 1993, S. 216 223 253 Björnstad, P. G.; Rastan, H.; Keutel, J.; Beuren, A. J.; Koncz, J.: Aortoventriculoplasty for tunnel subaortic stenosis and other obstructions of the left ventricular outflow tract, 1979, S. 59 - 69 89 3.4. Gründung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie Professor Koncz erkannte schon Anfang der sechziger Jahre die Bedeutung des jungen, aufstrebenden Fachgebiets der Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie und als einer der Ersten entschloss er sich, dem anglo-amerikanischen Vorbild folgend, diese Fachrichtung aus dem „Schoße der allgemeinen Chirurgie“ zu lösen. Bereits 1965 referierte er gemeinsam mit Professor Beuren auf einer Konferenz der für das Gesundheitswesen zuständigen Minister und Senatoren der Länder in Berlin über den gegenwärtigen Stand der Herzchirurgie und wies mit Nachdruck auf die sozial-medizinische Bedeutung des Fachgebietes der Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie in der Bundesrepublik hin.254 Als Vorsitzender der 14. Arbeitstagung der Deutschen Thoraxchirurgen 1969 in Bad Nauheim sprach Professor Koncz in seiner Eröffnungsrede die drängenden Probleme seines Fachgebietes an, die ihn dazu zwingen würden Vorschläge zu machen, die auch eine mögliche neue Organisationsform beinhalten. Er wies auf die damalige Situation der deutschen Herzchirurgie hin, mit einem nicht gerade ermutigendem Ergebnis, im Hinblick auf die unzureichende Anzahl und Kapazität der in Deutschland vorhandenen Herzzentren. Seiner Meinung nach stand das Angebot an Kranken in einem Missverhältnis zu den damals vorhandenen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten, so dass die vorhandenen operativen Herzzentren zwangsläufig hoffnungslos überlastet waren. Angesichts dessen mussten sich viele Herzpatienten in eine Warteliste einreihen, wobei immer mehr dieser Patienten die Wartezeit nicht überlebten.255 Angesichts dieser Situation vertrat Professor Koncz den Standpunkt, dass es an der Zeit wäre eine Klärung der Frage des Bedarfes an herzchirurgischen Zentren herbeizuführen. Im Hinblick dessen, dass Diagnostik und Therapie der Herzkrankheiten nicht voneinander zu trennen seien, verwies er darauf, dass ein Optimum an therapeutischen und wissenschaftlichen Ergebnissen nur in „Verbundkliniken“, in denen Kardiologen, Herzchirurgen, Anästhesisten, Physiologen und Pathologen integriert zusammenarbeiten, zu erwarten wäre. Mit der Ausweitung des Fachgebietes ging es ihm darum das Herzleiden, besonders der Säuglinge, früher erfassen zu können.256 254 de Vivie, E. R., Hellberg, K., Ruschewski, W.: Herzchirurgie 1982, S. 14 255 Koncz, J.: 14. Thoraxchirurgische Arbeitstagung am 14. und 15. Februar 1969 in Bad Nauheim, Eröffnung und Begrüßung, 1969, S. 357 - 361 256 ebenda 90 So vertrat er die Meinung, dass die derzeitige Zwangslage nur durch die Schaffung eines Sonderfaches zu bewältigen wäre. Dabei schien ihm die Thoraxchirurgie zusammen mit der Herz- und Gefäßchirurgie eine sinnvolle Arbeitseinheit darzustellen. In diesem Zuge berief er sich auf die Ausführungen von Herrn Professor Kraus während der Tagung 1965 über die Begriffe Spezialist und Sonderfach. Denn dieser sagte damals: „Eine völlige Abtrennung eines bestimmten Gebietes als Sonderfach ist dann sinnvoll, wenn ein Organ oder ein Organsystem spezifische, komplizierte technische Einrichtungen, meist verbunden mit besonderen manuellen Fertigkeiten dies verlangen, oder wenn der Zeitaufwand für dieses Gebiet andere Arbeiten nicht mehr zulässt, oder dann, wenn nur auf diese Weise der Zustrom der Kranken bewältigt werden kann.“. Dieses entsprach nach Herrn Koncz Auffassung genau der Situation 1969 in Deutschland. Angesichts der hervorragenden Leistung der amerikanischen Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie schien Professor Koncz eine modifizierte Übertragung auf unsere Verhältnisse durchaus als gerechtfertigt. Er strebte an überall dort, wo Spezialfächer der Thorax-, der Herz-, und der Gefäßchirurgie bereits existierten und sich bewährt hatten, diese zunächst noch weiterbestehen zu lassen und vorerst nur dort, wo neue Strukturen aufgebaut werden mussten, die Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie zu einem Sonderfach zusammen zu fassen. Darüber hinaus forderte er konsequenterweise die Einführung des Facharztes für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, um den jungen chirurgisch interessierten Medizinern eine Möglichkeit zu geben, sich nicht erst nach langer chirurgischer Ausbildung ihrem Wahlfach widmen zu können. Der Facharzt für Chirurgie sollte jedoch davon unangetastet bleiben. Es sollte vielmehr möglich sein, sich eine Teilgebietsbezeichnung für Gefäßchirurgie, für Herzchirurgie oder für Thoraxchirurgie zusätzlich zum Facharzt für Chirurgie zu erwerben.257 Für diese Ausführungen erntete Professor Koncz herbe Kritik bei den Chirurgen der alten Schule, weckte jedoch Hoffnung, wenn nicht gar Begeisterung, bei der jüngeren Generation.258 Auch in den folgenden Jahren ließ ihn der Gedanke nicht los, die Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie als eigenständigen Fachbereich zu etablieren. Die Verwirklichung des Gedankens einer Gesellschaftsgründung, von einzelnen schon früher und wiederholt erörtert, war immer wieder durch die Scheu vor einem Bruch mit der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie aufgeschoben worden. Die Absicht einer Gesellschaftsgründung wurde aktueller 257 Koncz, J.: 14. Thoraxchirurgische Arbeitstagung am 14. und 15. Februar 1969 in Bad Nauheim, Eröffnung und Begrüßung, 1969, S. 357 - 361 258 de Vivie, E. R., Hellberg, K., Ruschewski, W.: Herzchirurgie 1982, S. 22 91 den je nach den vergeblichen Versuchen mit der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie eine Lösung der Facharztfrage zu finden. Dabei wurde laut Professor Koncz ein von den Vertretern der Thoraxchirurgie für gut angesehener Vorschlag durch taktische Winkelzüge vereitelt, und an seiner Stelle eine schlechte Verlegenheitslösung angeboten.259 Letztendlich wurde am Sonnabend den 9. Januar 1971 eine neue Fachgesellschaft mit dem Namen „Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie“ gegründet. Der Einladung zur Gründung der Gesellschaft mit dem Datum vom 04.01.1971 fügte Herr Professor Koncz einen Aufruf zur Gründung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herzund Gefäßchirurgie260 und einen Satzungsentwurf261 bei, über den während der ersten Versammlung beratschlagt werden sollte. Die Gründungsversammlung fand im Steigenberger-Airport-Hotel in der Flughafenstraße 300 – 304 in Frankfurt am Main um 10.30 Uhr statt.262 Zu den Teilnehmern dieser Versammlung gehörten Herr Professor Dr. Bircks von der Chirurgischen Universitätsklinik in Düsseldorf, Herr Professor Dr. Borst von der Chirurgischen Klinik der Medizinischen Hochschule in Hannover, Herr Professor Dr. Gall von der Chirurgischen Universitätsklinik in Erlangen, Herr Professor Dr. Hoffmeister aus der Abteilung für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie der Chirurgischen Universitätsklinik in Tübingen, Herr Professor Dr. Rodewald aus der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des Universitätskrankenhauses Eppendorf in Hamburg, Herr Professor Dr. Satter aus der Abteilung für Herz- und Thoraxchirurgie der Chirurgischen Klinik und Poliklinik des Klinikum Essen, Herr Professor Dr. Schlosser aus der Abteilung für Herz- und Gefäßchirurgie der Chirurgischen Universitätsklinik in Freiburg, Herr Privatdozent Dr. Sebening von der Chirurgischen Universitätsklinik in München, Herr Professor Dr. Stapenhorst aus der Abteilung für Herz- und Thoraxchirurgie der Chirurgischen Universitätsklinik Homburg / Saar und natürlich Herr Professor Koncz als deren Initiator. Herr Professor Dr. Klinner von der Chirurgischen Universitätsklinik in München war nicht anwesend, hatte aber Herrn Koncz in einem Schreiben zuvor mitgeteilt, dass er mit der Gründung der Gesellschaft für Thorax, Herz- und Gefäßchirurgie einverstanden sei und bat darum ihn als Mitglied zu betrachten. Ebenso wurde durch Herrn Sebening mitgeteilt, dass Herr Professor Dr. Zenker von der 259 Professor Koncz Rede auf der Gründungsversammlung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie am 09.01.1971 260 vgl. Anhang 7.8., S. 144 Gründungsaufruf 261 vgl. Anhang 7.9., S.145 Satzungsentwurf 262 Koncz, J.: Einladungsschreiben zur Gründungsversammlung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, 04.01.1971 92 Chirurgischen Universitätsklinik in München ebenfalls die Gründung der Gesellschaft begrüßte und deren Mitglied werden wollte. Auf Vorschlag von Professor Koncz sollte noch Herr Professor Dr. Bücherl von der Chirurgischen Klinik des Klinikum Westend in Berlin als Gründungsmitglied gewonnen werden. Mit dieser Aufgabe wurde Herr Rodewald betraut. Nach einer kurzen Begrüßung und ein paar einleitenden Worten von Herrn Koncz wurde in der Gründungsversammlung über den sogenannten Mondryplan berichtet, bei dem es sich um einen Strukturplan für medizinische Fakultäten handelte, in dem die Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie als ein besonderes Teilgebiet der operativen Medizin aufgeführt wurde. Im weiteren Verlauf der Diskussion wurde über die Stellung der Kinderchirurgie und der Gefäßchirurgie gesprochen. Außerdem waren sich alle Anwesenden darüber einig gewesen, möglichst viele Spezialisten der einzelnen Gebiete, besonders Gefäßchirurgen und Lungenchirurgen in die Gesellschaft aufzunehmen bzw. zum Eintritt zu bewegen. Als nächster Punkt wurde der Satzungsentwurf diskutiert, wobei die Satzung Punkt für Punkt durchgegangen wurde und zahlreiche Änderungen und Ergänzungen angebracht worden waren. Der Sitz der Gesellschaft wurde zum damaligen Zeitpunkt noch nicht endgültig festgelegt. Dann erfolgte noch die Wahl des Vorstandes, wobei Herr Rodewald zum ersten Vorsitzenden und Herr Borst zum zweiten Vorsitzenden gewählt wurde. Als die vier weiteren Mitglieder des Ausschusses wurden Herr Gall, Herr Klinner, Herr Satter und Herr Schlosser benannt. Herr Stapenhorst wurde Schriftführer. Die Wahl des ersten Beisitzers fiel auf Herrn Hoffmeister und die des zweiten auf Herrn Bircks. Das Amt des Kassenführers wurde Herrn Sebening übertragen. Der Jahresbeitrag der Mitglieder wurde auf 75,- DM festgesetzt, abgesehen von Oberärzten und Assistenten, die nur 30,- DM zahlen sollten. Zum Abschluss der Gründungsversammlung wurde noch das Verhältnis der gerade gegründeten Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie zu der „Thoraxchirurgischen Arbeitstagung“ in Bad Nauheim diskutiert. Die Anwesenden kamen zu dem Ergebnis, dahingehend eine Einigung mit dem Komitee der „Thoraxchirurgischen Arbeitstagung“ zu erzielen, dass die „Thoraxchirurgische Arbeitstagung“ zugunsten der wissenschaftlichen Tagung der neu gegründeten Gesellschaft gleichen Ortes aufgegeben werden sollte. So wurde beschlossen, anlässlich der kommenden „Thoraxchirurgischen Arbeitstagung“ in Bad Nauheim am Freitag den 15. Januar 1971 um 18.00 Uhr, die erste Mitgliederversammlung abzuhalten und dabei bereits neue Mitglieder aufzunehmen.263 263 Protokoll der Gründungsversammlung der Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie vom 09.01.1971 93 Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie ist in Fortsetzung der „Thoraxchirurgischen Arbeitstagungen“ (1958 – 1971) eine Vereinigung von Thorax-, Herzund Gefäßchirurgen sowie anderen natürlichen oder juristischen Personen, die sich wissenschaftlich oder praktisch mit diesem Fachgebiet beschäftigen. Sie bezweckt die Weiterentwicklung des Fachgebietes, einschließlich der fachbezogenen Intensivmedizin, eine enge Zusammenarbeit ihrer Mitglieder sowie Erfahrungs- und Meinungsaustausch mit in- und ausländischen Wissenschaftlern und Fachgesellschaften. Darüber hinaus pflegt sie Kontakte zu anderen Disziplinen und wissenschaftlichen Gesellschaften, deren wissenschaftliches und klinisches Interesse ebenfalls Fragen des Kreislaufs und der Atmung gilt. Außerdem kümmert sich die Gesellschaft um Belange der Lehre (Ausbildung, Weiterbildung, Fortbildung), der Forschung und der Krankenversorgung. Hierzu unterhält sie insbesondere Verbindungen zu den Ärztekammern, dem Deutschen Ärztetag und den Berufsverbänden. Die Gesellschaft der Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie tagt seit ihrer Gründung einmal jährlich in Bad Nauheim.264 264 vgl. Satzung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie. Hrsg. Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (2001), Internet 94 In Bad Nauheim sind 1980 während der Tagung die folgenden Fotos entstanden. Abb. 63 Professor Konz ist im unteren Drittel rechts zu sehen, links neben ihm sitzt Professor Hans-Eberhard Hoffmeister, ein ehemaliger Mitarbeiter265 Abb. 64 Professor Koncz (Mitte) mit seinen ehemaligen Schülern Professor Ernst Rainer de Vivie (rechts) und Professor Dieter Regensburger (links)1980 in Bad Nauheim 265 Die Fotografien 63, 64 und 65 stammen aus dem privaten Fotoalbum von Professor Koncz. 95 1981 anlässlich der 10. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie wurde Professor Koncz unter Berufung auf seine konsequent verfolgten Bestrebungen in einem satirisch heiteren Spiel als der böse Ritter Koncz zu Konczenstein dargestellt, der als Haupträdelsführer und eigentlicher Initiator die 71er Palastrevolution im Reiche der Allgemeinchirurgie angezettelt hatte.266 Das folgende Bild war ebenfalls zu diesem Anlass entstanden. In der Mitte ist Professor Koncz zu sehen. Abb. 65 Die damals bereits aus 500 Mitgliedern bestehende Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herzund Gefäßchirurgie war zum Forum der wissenschaftlichen Auseinandersetzung auf nationaler und internationaler Ebene geworden. Professor Koncz war nach seinem Ausscheiden aus der Klinik im März 1982 noch bis zu seinem Tod Ehrenmitglied der Gesellschaft.267 266 de Vivie, E. R., Hellberg, K., Ruschewski, W.: Herzchirurgie 1982, S.14 267 Göttinger Tageblatt: Haller-Medaille an Professor Koncz, 08.021988 96 4. Zusammenfassung Mit der Schaffung und Besetzung eines neuen Lehrstuhls des Fachgebietes Thorax-, Herzund Gefäßchirurgie durch Professor Koncz 1958 in Göttingen wurde eine Zusammenfassung der drei Disziplinen zum ersten Mal realisiert. Göttingen leistete somit eine Schrittmacherfunktion und setzte Maßstäbe für die Entwicklung des damals noch jungen Fachbereichs in der Bundesrepublik Deutschland. Die wissenschaftliche und klinische Arbeit der Abteilung der Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie wurde von der Persönlichkeit des Chirurgen und Wissenschaftlers Koncz geprägt. Er war maßgeblich am Aufbau und der Etablierung des Herzzentrums in Göttingen, unter Einführung der Herz-Lungen-Maschine, beteiligt. Seine Verdienste als Lehrer werden am Erfolg seiner Schüler deutlich: vier haben Lehrstühle an deutschen Universitäten inne, weitere acht sind in leitenden Positionen, davon sechs im Ausland: Indien, Thailand, Japan, Iran, Jordanien und Argentinien und vertreten dort das Fachgebiet der Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie. Zwölf der früheren Koncz-Mitarbeiter sind Chefärzte geworden.268 Konsequente klinische Forschung und experimentell gewonnene Ergebnisse bildeten 1974 die Grundlage für die Einführung der damals neuen Operationstechnik der Aortoventrikuloplastik zur Erweiterung der linken Herzkammer. Koncz zahlreichen grundlegenden Beiträge zu wissenschaftlichen Sammelwerken und Handbüchern bezeugen sein fortwährendes wissenschaftliches Interesse an dem gesamten Fachbereich der Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie. So war er seit 1971 auch Redaktionsmitglied der von der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie herausgegebenen Zeitung „The Thoracic and Cardiovascular Surgeon“ und seit 1973 Mitherausgeber der Zeitschrift „Thoraxchirurgie und Vaskuläre Chirurgie“. Die Einheit der Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie war auch der Leitgedanke der von Koncz 1971 gegründeten gleichnamigen Gesellschaft. Sein Hauptziel, die Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie als ein eigenständiges Fachgebiet durchzusetzen, hatte er jedoch bis zum Zeitpunkt seiner Emeritierung 1982 nicht erreicht. Stattdessen waren aus dem „Mutterfach“ lediglich zwei Spezialabteilungen mit Schwerpunkt Koronarchirurgie bzw. Kinderherzchirurgie hervorgegangen.269 268 de Vivie, E. R.: Professor Koncz wird 65 Jahre alt, Rede anlässlich des Symposiums am 31.10.1981 und Göttinger Tageblatt: Albrecht von Haller-Medaille – Herzchirurgie gefördert, 10.02.1988 269 de Vivie, E. R.: Professor Koncz wird 65 Jahre alt, Rede anlässlich des Symposiums am 31.10.1981 und Koncz, J.: Erklärung zur konstituierenden Vorstandssitzung des Zentrums Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, 11.12.1980 97 5. Publikationen von Josef Koncz Koncz, J.: Die Periduralanästhesie unter besonderer Berücksichtigung der Erfahrungen der Göttinger Chirurgischen Klinik. Der Chirurg 21, Heft 3 , Springer-Verlag Berlin, Göttingen, Heidelberg 1950, S. 139 - 143 Koncz, J.: Die Untersuchung peripherer Durchblutungsstörungen mittels thermoelektrischer Registrierung der Hauttemperatur und photoelektrischer Aufzeichnung der peripheren Volumenpulse. Langenbecks Archiv und deutsche Zeitschrift für Chirurgie 266, Springer-Verlag Berlin, Göttingen, Heidelberg, New York 1950, S. 555 - 568 Koncz, J.: Begrenzung der Anzeigestellung zur Sympathektomie bei peripheren Durchblutungsstörungen. Langenbecks Archiv und deutsche Zeitschrift für Chirurgie 269, Springer-Verlag Berlin, Göttingen, Heidelberg, New York 1951, S. 223 - 246 Koncz, J.; Bücherl, E.: Tierexperimentelle Untersuchung zur Kreislaufwirkung des synthetischen Anticoagulans Thrombocid. Langenbecks Archiv und deutsche Zeitschrift für Chirurgie 271, Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York 1952, S. 36 - 42 Koncz, J.: Zur Pathophysiologie der Thromboemboliekrankheit. Klinisch-experimentelle Untersuchungen über die Kreislaufwirkung des Thrombocids. Bruns´ Beiträge zur klinischen Chirurgie 185, Heft 3, Urban & Schwarzenberg München, Berlin 1952, S. 349 - 363 98 Koncz, J.; Marggraf, W.: Untersuchung über die vegetativ-nervöse Steuerung des Blutgerinnungssystems. Einfluß der Sympathikusausschaltung auf die Blutgerinnungsfaktoren und Bluteiweißbestandteile. Langenbecks Archiv und deutsche Zeitschrift für Chirurgie 274, Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York 1953, S. 237 - 254 Koncz, J.: Studien zur Pathophysiologie und Klinik peripherer Durchblutungsstörungen. Habilitationsschrift, Göttingen 1953 Heck, W.; Finke, E.; Koncz, J.: Zur Klinik des doppelten Aortenbogens. Medizinische Klinik 47, Urban & Schwarzenberg München, Berlin 1953, S. 37 - 43 Koncz, J.: Die operative Behandlung der portalen Hypertension. Therapiewoche 8, Braun Verlag Karlsruhe 1957, S. 67 - 72 Bücherl, E. S.; Koncz, J.; Bücherl, R.: Messung des Pfortaderdruckes durch Lebervenenkatheterisierung und intraoperative Direktmessung. Der Chirurg 29, Heft 6, Springer-Verlag Berlin, Göttingen, Heidelberg 1958, S. 241 - 245 Koncz, J.: Portocavale Anastomosen. Langenbecks Archiv und deutsche Zeitschrift für Chirurgie 289, Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York 1958, S. 598 - 602 Koncz, J.: Chirurgische Erkrankungen im Bereich des Thorax in: Oberniedermayr, A.: Lehrbuch der Chirurgie und Orthopädie des Kindesalters, Band II, Spezieller Teil II Springer-Verlag Berlin, Göttingen, München 1959, S. 1 - 199 99 Koncz, J.: Pfortaderhochdruck in: Oberniedermayr, A.: Lehrbuch der Chirurgie und Orthopädie des Kindesalters, Band II, Spezieller Teil II Springer-Verlag Berlin, Göttingen, München 1959, S. 360 - 372 Koncz, J.: Portaler Hochdruck in: Diebold; Junghanns; Zukschwerdt: Klinische Chirurgie für die Praxis. Georg Thieme Verlag Stuttgart 1961, S. 243 - 257 Koncz, J.: Der Pfortaderhochdruck. 1. Bad Mergentheimer Stoffwechseltagung in: Prof. Kalk: Leberkrankheiten Georg Thieme Verlag Stuttgart 1961, S. 56 - 70 Beuren, A. J.; Kochsiek, K.; Koncz, J.: Funktionelle Subaortenstenose als Folge einer „Kardiomyopathie“ unbekannter Ursache. Zeitschrift für Kreislaufforschung 50, Dr. Dietrich Steinkopff Verlag Darmstadt 1962, S. 1162 Beuren, A. J.; Apitz, J.; Koncz, J.: Die Diagnose und Beurteilung der verschiedenen Formen der supravalvulären Aortenstenose. Zeitschrift für Kreislaufforschung 51, Dr. Dietrich Steinkopff Verlag Darmstadt 1962, S. 829 - 838 Koncz, J.: Erfahrungen an 150 Operationen mit der Herz-Lungen-Maschine. Langenbecks Archiv und deutsche Zeitschrift für Chirurgie 301, Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York 1962, S. 645 - 653 Koncz, J.: Chirurgische Behandlung und Ergebnisse bei verschiedenen Formen der Aortenvitien. Langenbecks Archiv und deutsche Zeitschrift für Chirurgie 304, Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York 1963, S. 508 - 513 100 Koncz, J.: Die cavo-pulmonale Anastomose. Thoraxchirurgie 11, Georg Thieme Verlag Stuttgart 1963, S. 105 - 114 Stapenhorst, K.; Brunner, L.; Heller, E. F.; Hoffmeister, H. E.; Kirchhoff, P. G.; Rastan, H.; Sanpradit, M.; Zöckler, E.; Koncz, J.: Ergebnisse intrakardialer Eingriffe mit Hilfe der Herz-Lungen-Maschine. Medizinische Klinik 58, Urban & Schwarzenberg München, Berlin 1963, S. 2069 - 2074 Brunner, L.; Hoffmeister, H. E.; Koncz, J.: Stabilisierende Eingriffe am Thorax bei Trichterbrustkorrekturen und Verletzungen des knöchernen Brustkorbes. Medizinische Klinik 59, Urban & Schwarzenberg München, Berlin 1964, S. 515 - 518 Koncz, J.: Chirurgische Behandlung der Aortenstenosen. Langenbecks Archiv und deutsche Zeitschrift für Chirurgie 308, Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York 1964, S. 660 - 307 Hoffmeister, H. E.; Sanpradit, M.; Koncz, J.: Operation der valvulären Pulmonalstenose in Hypothermie oder mit Hilfe der Herz-LungenMaschine? Thoraxchirurgie 12, Georg Thieme Verlag Stuttgart 1964, S. 296 - 307 Koncz, J.: Arterienstenosen in: Diebold; Junghanns; Zukschwerdt: Klinische Chirurgie für die Praxis. Georg Thieme Verlag Stuttgart 1965 Hau; Hoffmeister, H. E.; Scheler, F.; Koncz, J.: Zur Diagnostik und Therapie der renovaskulären Hypertonie. Der Chirurg 36, Heft 2, Springer-Verlag Berlin, Göttingen, Heidelberg 1965, S. 71 101 Hoffmeister, H. E.; Koncz, J.: Klinische Erfahrungen mit der Verwendung von Einmaloxygenatoren bei 100 Herzoperationen. Thoraxchirurgie 12, Georg Thieme Verlag Stuttgart 1965, S. 468 - 475 Zöckler, E.; Hoffmeister, H. E.; Sanpradit, M.; Koncz, J.: Operationsmethoden zur Behandlung der Aortenisthmusstenose. Der Chirurg 37, Heft 11, Springer-Verlag Berlin, Göttingen, Heidelberg 1966, S. 493 - 496 Hunstein, W.; Hotes, C.; Koncz, J.: Gesteigerte Hämolysen nach Herzoperationen. Medizinische Klinik 61, Urban & Schwarzenberg Verlag München, Berlin 1966, S. 1414 Brunner, L.; Hoffmeister, H. E.; Köhn, U.; Koncz, J.: Verlaufsbeobachtungen bestimmter Leberfunktionsproben nach Shuntoperationen bei portaler Hypertension. Medizinische Klinik 61, Urban & Schwarzenberg Verlag München, Berlin 1966, S. 55 - 60 Diederich, K. W.; Harmjanz, D.; Kochsiek, K.; Koncz, J.; Niemann, H.: Änderung der Herzmechanik nach Aortenklappenersatz. Zeitschrift für Kreislaufforschung 55, Dr. Dietrich Steinkopff Verlag Darmstadt 1966, S. 923 - 937 Koncz, J.; Hoffmeister, H. E.: Erfahrungen bei Doppelklappenoperationen am offenen Herzen. Thoraxchirurgie / Vaskuläre Chirurgie 15, Georg Thieme Verlag Stuttgart 1967, S. 642 Koncz, J.: Die chirurgische Behandlung der kongenitalen Tricuspidalfehler. Tricuspidalatresie und Ebsteins Anomalie. Langenbecks Archiv und deutsche Zeitschrift für Chirurgie 319, Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York 1967, S. 770 - 777 102 Koncz, J.: Der diagnostische Blick. Bilder zur Differentialdiagnose innerer Erkrankungen (LXIX) Medizinische Welt 5, Schattauer Verlag Stuttgart 1967, S. 289 / 290 Koncz, J.: Der diagnostische Blick. Bilder zur Differentialdiagnose innerer Erkrankungen (LXX) Medizinische Welt 9, Schattauer Verlag Stuttgart 1967, S. 505 / 506 Koncz, J.: Der diagnostische Blick. Bilder zur Differentialdiagnose innerer Erkrankungen (LXXI) Medizinische Welt 15, Schattauer Verlag Stuttgart 1967, S. 961 / 962 Koncz, J.: Alloplastischer Ersatz der Mitralklappe. Thoraxchirurgie / Vaskuläre Chirurgie 16, Georg Thieme Verlag Stuttgart 1968, S. 589 - 597 Koncz, J.: 14. Thoraxchirurgische Arbeitstagung am 14. und 15. Februar 1969 in Bad Nauheim, Eröffnung und Begrüßung. Thoraxchirurgie / Vaskuläre Chirurgie 17, Georg Thieme Verlag Stuttgart 1969, S. 357 - 361 Koncz, J.; Brunner, L.; Heisig, B.; Stunkat, R.: Behandlung und Ergebnisse der akuten Oesophagusvarizenblutung. Der Chirurg 40, Heft 3, Springer-Verlag Berlin, Göttingen, Heidelberg 1969, S. 111 - 117 Koncz, J.; Kirchhoff, P. G.: Die chirurgische Behandlung der zerebrovaskulären Insuffizienz. Der Landarzt 45, Hippokrates Verlag Stuttgart 1969, S. 1476 - 1483 Koncz, J.; Kirchhoff, P. G.: Chirurgische Therapie der chronischen arteriellen Verschlusskrankheit. Der Landarzt 45, Hippokrates Verlag Stuttgart 1969, S. 1483 - 1490 103 Koncz, J.; Kirchhoff, P. G.; Köstering, H.: Die Soforttherapie beim embolischen arteriellen Gefäßverschluss. Der Landarzt 45, Hippokrates Verlag Stuttgart 1969, S. 1470 - 1476 Hoffmeister, H. E.; Brunner, L.; Koncz, J.: Porto-kavale oder spleno-renale Anastomose bei Leberzirrhose mit Oesophagus- varizenblutug? Bruns´ Beiträge zur klinischen Chirurgie 217, Urban & Schwarzenberg München, Berlin 1969, S. 697 - 702 Brunner, L.; Heisig, B.; Hoffmeister, H. E.; Kirchhoff, P. G.; Koncz, J.; Larbig, D.; Rastan, H.; Sinha, K.; Stapenhorst,K.: Hämodynamische und klinische Spätergebnisse nach Panzerherzoperationen. Thoraxchirurgie / Vaskuläre Chirurgie 18, Georg Thieme Verlag Stuttgart 1970, S. 399 - 404 Koncz, J.: Sichtbare Kollateralkreisläufe und Einflussstauungen in: Klostermann, G. F.; Südhof, H.; Tischendorf, W.: Der diagnostische Blick. F. K. Schattauer Verlag Stuttgart, New York 1970, S. 108 - 119 Regensburger, D.; Brunner, L.; Hoffmeister, H. E.; Koncz, J.; Stapenhorst, K.: Indikationsfehler bei Trichterbrustoperationen. Langenbecks Archiv und deutsche Zeitschrift für Chirurgie 327, Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York 1970, S. 570 - 574 Koncz, J.: Herz, Perikard und große thorakale Gefäße in: Hellner, H.; Nissen, R.; Vossschulte, K.: Lehrbuch der Chirurgie. Georg Thieme Verlag Stuttgart 1970, [erscheint in 6 Auflagen 1957 - 1970], S. 427 - 489 Koncz, J.: Arterien in: Hellner, H.; Nissen, R.; Vossschulte, K.: Lehrbuch der Chirurgie. Georg Thieme Verlag Stuttgart 1970, [erscheint in 6 Auflagen 1957 - 1970], S. 490 - 514 104 Kirchhoff, P. G.; Corovic, D.; Koncz, J.: Chirurgische Behandlung der zerebrovaskulären Insuffizienz. Niedersächsisches Ärzteblatt 44, Hannoversche Ärzte-Verlags-Union GmbH Hannover 1971, S. 642 Kirchhoff, P. G.; Corovic, D.; Perez-Day, C.; Koncz, J.: Die restaurative Chirurgie der peripheren Arteriopathie. Niedersächsisches Ärzteblatt 44, Hannoversche Ärzte-Verlags-Union GmbH Hannover 1971, S. 645 Brunner, L.; Heisig, B.; de Vivie, R.; Koncz, J.; Gefäßchirurgische Eingriffe bei Pfortaderhochdruck. Niedersächsisches Ärzteblatt 44, Hannoversche Ärzte-Verlags-Union GmbH Hannover 1971, S. 649 Stapenhorst, K.; Brunner, L.; Hoffmeister, H. E.; Kirchhoff, P. G.; Rastan, H.; Koncz, J.: Spätergebnisse nach Aortenklappenersatz. Thoraxchirurgie 19, Georg Thieme Verlag Stuttgart 1971, S. 298 Brunner, L.; Kirchhoff, P. G.; Heidbreder, D.; Heisig, B.; Hoffmeister, H. E.; Kaese, H. J.; Rastan, H.; Regensburger, D.; Stapenhorst, K.; Koncz, J.: Ergebnisse nach restaurativen Operationsverfahren im Bereich des linken Ausflusstraktes und Klappenersatz bei Kindern und Jugendlichen. Thoraxchirurgie 19, Georg Thieme Verlag Stuttgart 1971, S. 317 Rastan, H.; Koncz, J.: A new method of closed aterioseptectomy for palliative treatment of complete transposition of the great vessels. Journal of thoracic and cardiovascular Surgery 61, The C. V. Mosby Company St. Louis, Mo. 1971, S. 705 105 Kirchhoff, P. G.; Wesselhoeft, H.; Koncz, J.: Ursprung beider großer Gefäße aus dem rechten Ventrikel. Korrekturoperationen und Ergebnisse. Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Kreislaufforschung 38, Dr. Dietrich Steinkopff Verlag Darmstadt 1972, S. 322 - 326 Koncz, J.: Chirurgische Behandlung blutender Oesophagusvarizen. Ärztliche Praxis 96, Reed-Elsevier Gräfelfing 1972, S. 4749 - 4755 Brunner, L.; Heisig, B.; de Vivie, R.; Oevermann, W.; Baumgarten, C.; Hoffmeister, H. E.; Kirchhoff, P. G.; Rastan, H.; Regensburger, D.; Stapenhorst, K.; Koncz, J.: Über den Einfluß des pulmonalen Hochdrucks auf die Ergebnisse des operativen Verschlusses von Ventrikelseptumdefekten. Thoraxchirurgie / Vaskuläre Chirurgie 20, Georg Thieme Verlag Stuttgart 1972, S. 11 - 25 Brunner, L.; Heisig, B.; Scheler, F.; Stapenhorst, K.; Tauschke, D.; Baumgarten, C.; Hoffmeister, H. E.; Kirchhoff, P. G.; Rastan, H.; Regensburger, D.; Stunkat, R.; de Vivie, R.; Koncz, J.: Die Ursachen des akuten Nierenversagens nach Herz-Lungen-Maschinen-Operationen. Thoraxchirurgie / Vaskuläre Chirurgie 20, Georg Thieme Verlag Stuttgart 1972, S. 26 - 37 Hoffmeister, H. E.; Brunner, L.; Kalbow, K.; Sinha, K.; Koncz, J.: Offene und geschlossene Operation der Mitralstenose höheren Schweregrades? Thoraxchirurgie / Vaskuläre Chirurgie 20, Georg Thieme Verlag Stuttgart 1972, S. 38 Paschen, K.; Fuchs, Chr.; Hoffmeister, H. E.; Regensburger, D.; Koncz, J.: Der Kalzium-, Magnesium- und Kaliumhaushalt bei Operationen mit kardiopulmonalem Bypass. Thoraxchirurgie / Vaskuläre Chirurgie 20, Georg Thieme Verlag Stuttgart 1972, S. 43 106 Knoll, D.; Bretschneider, H. 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G.; Hügel, W.; Rastan, H.; Brunner, L.; Koncz, J.: Zur Rekonstruktion des rechtsventrikulären Ausflusstraktes. Thoraxchirurgie / Vaskuläre Chirurgie 21, Georg Thieme Verlag Stuttgart 1973, S. 477 - 482 Köstering, H.; Kirchhoff, P. G.; Völker, P.; Warmann, E.; Koncz, J.: Untersuchung der Blutgerinnungsveränderungen während und nach Operationen mit Hilfe der Herz-Lungen-Maschine. Thoraxchirurgie / Vaskuläre Chirurgie 21, Georg Thieme Verlag Stuttgart 1973, S. 534 de Vivie, R.; Kirchhoff, P. G.; Rastan, D.; Koncz, J.: Angeborenes Aneurysma des linken Vorhofes. Thoraxchirurgie / Vaskuläre Chirurgie 22, Georg Thieme Verlag Stuttgart 1974, S. 192 Kirchhoff, P. G.; Manouguian, S.; Rastan, D.; Rastan, H.; Regensburger, D.; Stapenhorst, K.; Koncz, J.; Björnstad, P. G.: Zweiteingriffe im Bereich des Abflusstraktes des linken Ventrikels. Thoraxchirurgie / Vaskuläre Chirurgie 22, Georg Thieme Verlag Stuttgart 1974, S. 228 107 Manouguian, S.; Kirchhoff, P. 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Literaturverzeichnis 6.1. ungedruckte Quellen - Die persönlichen Daten und Angaben im biografischen Teil dieser Arbeit stammen aus verschiedenen, von Josef Koncz verfassten Lebensläufen (vom 02.12.1946, vom 09.01.1962, vom 08.12.1981 und zwei ohne ersichtliches Datum), sowie persönlichen Angaben seiner Tochter Stephanie Koncz. - Tagebuchaufzeichnungen von Josef Koncz - Zeugnis von Professor Hellner vom 15.11.1946 - Schreiben von Professor Hellner vom 25.05.1948 - Schreiben des Kurators der Georg-August-Universität vom 29.11.1948 - Schreiben des Kurators der Georg-August-Universität vom 08.07.1953 - Schreiben des Niedersächsischen Sozialministers vom 23.09.1954 - Schreiben von Josef Koncz vom 31.01.1956 an den Leiter des Rote-KreuzKrankenhauses in Bremen - Zeugnis von Professor Hellner vom 08.07.1957 - Zeugnis von Professor Hellner vom 13.11.1957 - Schreiben der Stadt Hildesheim vom 27. November 1957 bezüglich der ausgeschriebenen Chefarztstelle - Schreiben der Stadt Hildesheim vom 12.12.1957 bezüglich der ausgeschriebenen Chefarztstelle 114 - Schreiben des Niedersächsischen Landesministeriums vom 20.01.1959, Ernennung zum außerordentlichen Professor - Reisebericht von Professor Koncz über seine, mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, vorgenommenen Reisen in die Vereinigten Staaten - Schreiben des Niedersächsischen Landesministeriums vom 28.11.1967, Ernennung zum ordentlichen Professor - Schreiben des Niedersächsischen Landesministeriums vom 01.04.1968, Verleihung des ordentlichen Lehrstuhls für Chirurgie - Schreiben des Niedersächsischen Landesministeriums vom 11.06.1969, Ernennung zum Direktor der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie - Josef Koncz Schreiben vom 04.01.1971 zum Aufruf zur Gründung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie - Einladungsschreiben von Josef Koncz zur Gründungsversammlung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie vom 04.01.1971 - Satzungsentwurf der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie von Josef Koncz vom 04.01.1971 - Josef Koncz Rede auf der Gründungsversammlung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie am 09.01.1971 - Protokoll der Gründungsversammlung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herzund Gefäßchirurgie vom 09.01.1971 aus den privaten Unterlagen von Herrn Koncz - Genehmigungsschreiben der Ärztekammer Niedersachsen zur Führung der Teilgebietsbezeichnung für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie vom 01.04.1980 115 - Genehmigungsschreiben der Ärztekammer Niedersachsen zur Führung der Teilgebietsbezeichnung für Gefäßchirurgie vom 01.04.1980 - Josef Koncz: Erklärung zur konstituierenden Vorstandssitzung des Zentrums Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie vom 11.12.1980 - Professor Koncz Emeritierungsgesuch an den Dekan der Medizinischen Fakultät vom 19.05.1981 - Emeritierungsschreiben des Niedersächsischen Ministers für Wissenschaft und Kunst vom 26.10.1981 - de Vivie, E. R.: Professor Koncz wird 65 Jahre alt, Rede anlässlich des Symposiums am 31.10.1981 aus den privaten Unterlagen von Josef Koncz - Originaltexte der Dankesreden von Professor Koncz anlässlich eines Symposiums zu seinem 65. Geburtstag am 31.10.1981 aus den privaten Unterlagen von Herrn Koncz - Schreiben der Norddeutschen Gesellschaft für Lungen- und Bronchialheilkunde vom 18.10.1983, Ernennung zum Ehrenmitglied der Gesellschaft - Lebenslauf von Professor de Vivie aus den privaten Unterlagen von Herrn Koncz - E. R. de Vivie: Laudatio für Josef Koncz anlässlich der Verleihung der Albrecht von Haller-Medaille 1988 von aus den privaten Unterlagen von Herrn Koncz - Gespräch mit Frau Dr. Stephanie Koncz im Oktober 2003 - handschriftliche Angaben über die Göttinger Herz-Lungen-Maschine von Dr. med. Tom Stojanovic, Assistenzarzt der Herz- Thoraxchirurgie im Göttinger Klinikum, von Oktober 2003 - Gespräch mit Frau Dr. Stephanie Koncz im März 2004 116 6.2. gedruckte Quellen Ackerknecht, E. 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Mosby Company St. Louis, Mo. 1996 125 Regensburger, D.: Korrektur der Transposition der großen Arterien – Wandel oder Renaissance in: de Vivie, E. R., Hellberg, K., Ruschewski, W.: Herzchirurgie 1982, TM-Verlag Bad Oeynhausen 1982 Saggau, W.; Hatipoglu, Ö.; Kussäther, E.; Schmitz, W.; Zebe, H.: Die chirurgische Behandlung supravalvulärer Aortenstenosen mit hypoplastischer aszendierender Aorta durch einen apiko-aortalen Conduit. Herz 6 (3), Urban & Schwarzenberg München 1981 Sarkar, D.; Bull, C.; Yates, R.; Wright, D.; Cullen, S.; Gewillig, M.; Clayton, R.; Tunstill, A.; Deanfield, J.: Comparison of long-term outcomes of atrial repair of simple transposition with implications for a late arterial switch strategy. Circulation 100 (19) Suppl., Lippincott Williams & Wilkins, Baltimore 1999 Schuster, S. R.; Kiernan, E.; Rosencranz, J.; Bozer, A.: A new technique for the creation of an atrial septal defekt with clinical application. 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Nachweis der Abbildungen - Abb. 1 stammt aus dem privaten Fotoalbum von Josef Koncz - Abb. 2, 3, 4, 5, 7, 10 und 11 in Kapitel 2.1. stammen aus dem privaten Fotoalbum von Josef Koncz - Fotografien 6, 8, 9 und 14 in Kapitel 2.1. sind von Frau Dr. Antje Strohmeyer im Oktober 2002 in Felka aufgenommen - Abb. 12 ist eine eigene Fotografie von März 1998 - Abb. 13 habe ich im Juli 2002 auf dem Göttinger Friedhof aufgenommen - Abb. 15 und 16 sind aus dem privaten Fotoalbum von Josef Koncz - Abb. 17 ist eine eigene Fotografie von März 1998 - Abb. 18 und 19 sind aus dem privaten Fotoalbum von Josef Koncz - Abb. 20, Urkunde der Karls-Universität vom 15.02.1941 zur Verleihung der Doktorwürde, stammt aus den privaten Unterlagen von Josef Koncz. - Abb. 21 ist aus dem privaten Fotoalbum von Josef Koncz - Abb. 22, Militärausweis, stammt aus den privaten Unterlagen von Josef Koncz - Fotografien 23, 27, 28 und 29 in Kapitel 2.4. habe ich im September 2003 aufgenommen - Abb. 24, Habilitationsurkunde der Medizinischen Fakultät der Georg-AugustUniversität in Göttingen vom 26.02.1953, stammt aus den privaten Unterlagen von Josef Koncz. 128 - Abb. 25 ist aus der Deutschen Medizinischen Zeitung Nr. 34 vom 23.08.1957 - Abb. 26 ist aus der Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 10.03.1958 - Abb. 30, 31 und 32 in Kapitel 2.4. stammen aus dem privaten Fotoalbum von Josef Koncz - Abb. 33, 35, 36 und 37 in Kapitel 2.4.1. stammen aus dem privaten Fotoalbum von Josef Koncz - Abb. 34, Programmheft des Symposiums zum 65. Geburtstag von Josef Koncz, stammt aus den privaten Unterlagen von Herrn Koncz - Abb. 38 ist aus dem Göttinger Tageblatt vom 10.02.1988, Artikel: Albrecht von Haller-Medaille – Herzchirurgie gefördert. - Abb. 39 ist aus dem Göttinger Tageblatt vom 08.02.1988, Artikel: Haller-Medaille an Professor Josef Koncz. - Abb. 40 ist eine eigene Fotografie von September 2003 - Abb. 41 ist aus: Bock, H.: 45 Jahre erlebte extrakorporale Zirkulation in: Kardiotechnik, 2003, Internet http://www.dgfkt.de/artikel/203/bock.htm, Oktober 2003 - Abb. 42 ist aus: Böttcher, W.; Merkle, F.; Weitkemper, H.-H.: Historische Entwicklung des kardio-pulmonalen Bypasses von der Idee bis zur klinischen Anwendung in: Kardiotechnik, 2003, Internet http://www.dgfkt.de/artikel/203/ bypass.htm, Oktober 2003 - Abb. 43 ist aus: Böttcher, W.; Merkle, F.; Weitkemper, H.-H.: Historische Entwicklung der Blutpumpen in: Kardiotechnik, 2003, Internet http://www.dgfkt.de/ artikel/203/blutpumpen.htm, Oktober 2003 129 - Abb. 44, 46 und 48 in Kapitel 3.1.1. sind aus dem privaten Fotoalbum von Josef Koncz - Abb. 45 ist aus: Henne-Bruns, D., Düring, M., Kremer, B.: Duale Reihe, Chirurgie 2001, S. 949 - Abb. 47 / 49 sind aus: Bock, H.: 45 Jahre erlebte extrakorporale Zirkulation in: Kardiotechnik, 2003, Internet http://www.dgfkt.de/artikel/203/bock.htm, Oktober 2003 - Abb. 50 wurde im Oktober 2003 von Dr. Tom Stojanovic im Operationssaal im Klinikum in Göttingen aufgenommen - Abb. 51 ist aus: Idriss, F. S.; Goldstein, I. R.; Grana, L.; French, D.; Potts, W. J.: A new technic for complete correction of transposition of the great vessels, 1961, S. 6 - Abb. 52 ist aus: Friend, W. G.; Andrews, W. E.; Donahoe, M. D.; Rogers, W. M.: Experimental production of atrial septal defects in dogs, 1965, S. 448 - Abb. 53 ist aus: Fonkalsrud, E. W.; Tocornal, J. A.: Atrial septotome for palliative septectomy in infants with transposition of the great vessels, 1968, S. 515 - Abb. 54 ist aus: Poulos, P. P. ; Edelmann, R. B.: Creation of atrial septal defects, 1966, S. 975 - Abb. 55 ist aus: Poulos, P. P. ; Edelmann, R. B.: Creation of atrial septal defects, 1966, S. 976 - Abb. 56 / 57 sind aus: Rastan, H.: Technik der Atrioseptektomie zur Palliativbehandlung der Transposition der großen Gefäße, 1970, S. 390 / 391 - Abb. 58 ist aus: Rastan, H.: Technik der Atrioseptektomie zur Palliativbehandlung der Transposition der großen Gefäße, 1970, S. 392 130 - Abb. 59 / 60 sind aus: Rastan, H.: Palliative treatment of complete transposition of the great vessels, 1975, S. 412 - Abb. 61 ist aus: Doty, D. B.: Cardiac Surgery, 1997, S. 161 - Abb. 62 ist aus: Rastan, H.; Koncz, J.: A new technique for the treatment of left ventricular outflow tract obstructions, 1976, S. 921 - Abb. 63, 64 und 65 stammen aus dem privaten Fotoalbum von Professor Koncz - Abb. 66 - 70 in Kapitel 7 sind Schriftstücke aus dem privaten Unterlagen von Josef Koncz 131 7. Anhang 7.1. Berufungsurkunde zum außerordentlichen Professor Abb. 66 132 7.2. Berufungsurkunde zum ordentlichen Professor Abb. 67 133 7.3. Genehmigung zur Teilgebietsbezeichnung Gefäßchirurgie Abb. 68 134 7.4. Genehmigung zur Teilgebietsbezeichnung Thorax- und Kardiovaskularchirurgie Abb. 69 135 7.5. Emeritierungsurkunde Abb. 70 136 7.6. Originaltexte der Dankesreden von Professor Koncz anlässlich eines Symposiums zu seinem 65. Geburtstag am 31.10.1981 Herr Präsident, Herr Dekan, Herr Kanzler, lieber Herr Hoffmeister, lieber Herr de Vivie, meine Damen und Herren! Bei solchen außergewöhnlichen Gelegenheiten pflegt mich eine gehemmte Befangenheit zu befallen, mit einer emotionellen Schwäche dazu, die es mir schwer machen, die rechten Worte für das zu finden, was mir am Herzen liegt. Aber dem Gebot der Stunde kann ich mich nicht entziehen und so stehe ich hier, um Ihnen nun zu danken, so gut ich es kann. Ihnen allen, die Sie gekommen sind, diesen Tag mit mir zu begehen, vor allem aber dem Initiator und den Akteuren, dieser schönen Feier, die man mir heute bereitet und die mich freut und beglückt. Der Name de Vivie steht als Initiator heute nur für den einer größeren Gemeinschaft, der ich mich ein ganzes Berufsleben hindurch verpflichtet fühlte, nämlich für die Gemeinschaft meiner früheren und jetzigen Mitarbeiter, die es sich nicht nehmen ließen, heute – fast ohne Ausnahme – den Tag mit mir zu verbringen. Stolz empfinde ich, wenn ich das Programm des Symposiums und die Namen der Vortragenden mir vor Augen führe: alles Namen von gutem Klang in unserem Fach im weiteren Sinne; Freunde aus der eigenen Fakultät, frühere Mitarbeiter und ausländische Freunde, denen ich verbunden bin. Ihnen wird noch mein besonderer Gruß zu gelten haben, für die Bereitschaft, die Reisestrapazen auf sich zu nehmen und an dem Symposium sogar aktiv mitzuwirken. Einige Vorträge werden sicherlich bemerkenswert sein und vielleicht auch weiterführende Ideen vermitteln oder andeuten. Der eigentliche Gewinn wird aber, so vermute ich, die Bekräftigung einer Gemeinschaft sein und das Wiedersehen mit Freunden der Vergangenheit. Wenn ich Vergangenheit sage, dann ist es Göttingen und seine Universität, der ich zu danken habe; wo ich seit dreieinhalb Jahrzehnten leben und arbeiten durfte. Und wenn ich Göttingen sage, dann darf ich es nicht tun, ohne meines lieben Lehrers Hans Hellner zu gedenken, der mich in rauhen Nachkriegsjahren in diese Stadt und Universität gebracht hat. Zugegeben, die Stadt war spröde, die Universität ziemlich dünkelhaft, der Anfangsschwierigkeiten gab es genug. Trotzdem habe ich mit der Zeit Freundschaft erfahren und / Dank der Förderung durch meinen Chef / konnte ich mich einreihen / als Glied in die Kette jener / die in der Nachkriegszeit den Anschluss an die anglo-amerikanische Herzchirurgie zu finden versuchten. Und ich bin glücklich, ein Quentchen dazu beigetragen zu haben; wenngleich das, was mir aus freundschaftlicher Feder da und dort und auch hier und heute nachgerühmt wird, leicht übertrieben, korrigierend und begütigend klingt. Dennoch ist es tröstlich, solche Worte zu hören / und sie auch zu glauben versuchen; in einer Zeit, die so sehr wie die unsrige angetan ist, den Sinn und Wert einer Lebensbemühung in Frage zu stellen. 137 Ich habe schon angedeutet, dass meine Danksagung über die Anwesenden in diesem Saal hinausgehen muss / auf diese Universität, diese Stadt und auch auf dieses Land, in dem ich mehr als die Hälfte meines bisherigen Lebens verbracht habe. Ich stamme aus der Zips / einer kleinen deutschen Sprachinsel im einstigen Ungarn; aus einem Flecken Deutschland / außerhalb Deutschlands, wenn man so will. Und meine Neugier, ja Sehnsucht, nach diesem größeren Deutschland entstand schon in meiner frühen Jugend. Und so bin ich doppelt froh, in diesem Kreise die Nachlese meines 65 ten Geburtstages feiern zu können. Ich danke Ihnen hier, ich danke der Universität und diesem Land, dass ich mein Berufsleben hier und mit Ihnen vollenden durfte. 138 Meine Mitarbeiter, meine Freunde, meine in- und ausländischen Gäste, meine Damen und Herren! Sie haben mich reich beschenkt, mit guten Worten und schönen Sachen, herrlichen Dingen. Sie haben mir die Ehre gegeben, diesen Tag mit mir zu feiern. Einige von Ihnen, meine älteren Mitarbeiter vor allem, wissen, dass ich von meinem Geburtstag nie Aufhebens machte, dass ich öffentlichen Feiern überhaupt sehr zwiespältig gegenüberstehe. Und glauben Sie mir, ich hätte auch heute am liebsten gekniffen. Aber einigen überkommenen besonderen Gelegenheiten und Terminen des Berufslebens, darf man sich beim besten Willen nicht entziehen. Und zu dieser Gelegenheit gehört nun mal die Stunde „vor Sonnenuntergang“, der 65. Geburtstag, der zugleich Abschied vom aktiven Berufsleben bedeutet. Zwar dürfte ich noch eine geraume Zeit weitermachen, aber ich ziehe es vor, mit meinem 65. Geburtstag zugleich meinen Ausstand mit Ihnen zu feiern, nach dem Motto: Es ist besser zu früh zu gehen, als zu lange zu bleiben. Ich habe wundervolle Berufsjahre hinter mir, mit den alten und mit den neuen Mitarbeitern. Das muss ich voller Befriedigung sagen. Und es hat was Schönes, dieses Einernten einer in vielen Jahren gesäten und gewachsenen Sympathie, die ich von Ihnen erfahren habe. Wenn ich das sage, so schließe ich alle ein, die eine Rolle – und sei sie auch noch so klein – für den Aufbau und Fortbestand dieser Institution wahrgenommen haben. Darf man es nicht als Segen bezeichnen, dass wir hier in Göttingen das Glück hatten, in 20 und mehr Jahren, freundschaftliche, unserem Beruf verbundene Beziehungen zu knüpfen und zu pflegen? Ich denke da nicht nur an die Exponenten unseres Faches aus Tübingen und Homburg, in Bonn und Kiel, in Oeynhausen, Oldenburg und Wilhelmshaven und noch in anderen deutschen Städten, sondern auch an Verbindungen, die von Mendoza über Beirut nach Teheran reichen, ferner Amman nach Aleppo, von Lucknow bis Bangkok, von Kioto bis Seoul, von Leningrad über Pressburg bis Herceg-Novi, von Warschau bis Neapel und von Madrid bis Khartun. Und einige dieser gewesenen „Göttinger“ sind unter uns, und das ist eine besondere Genugtuung für mich. Lassen sie mich also Ihnen allen danken, für die einsatzbereite Arbeit, für die Loyalität und Verbundenheit, ich möchte sagen, für den Corps-Geist, der unser Tun in über 2 Jahrzehnten geleitet hat. Dieser Geist hat aus bescheidenen Anfängen das entstehen lassen, was die Klinik, das Zentrum für Thorax-Herz- und Gefäßchirurgie, heute darstellt. Es ist mein sehnlichster Wunsch, dass diese Einheit und Harmonie auch nach meinem Ausscheiden erhalten bleibe. Ich danke Ihnen allen, das Sie gekommen sind und wünsche Ihnen einen vergnüglichen Abend. 139 7.7. Laudatio von Herrn Professor Dr. E. R. de Vivie anlässlich der Verleihung der Albrecht von Haller-Medaille Laudatio für Herrn Professor Dr. med. Josef Koncz Anlässlich der Verleihung der ALBRECHT von HALLER-Medaille durch die Medizinische Fakultät der Georg-August-Universität zu Göttingen Magnifizenz, Spektablität, meine sehr verehrten Damen und Herren, sehr verehrter, lieber Herr Professor Koncz! I. Beide, Sie sowohl wie ich, haben uns heute einer heiklen Aufgabe zu unterziehen: Sie im Zuhören und ich im Formulieren. Ich weiß durch eine über ein Jahrzehnt hinausgehende enge Zusammenarbeit mit Ihnen, dass Sie höchst unmutig über jede Art von Liebedienerei und Lobhudelei werden konnten, dass Sie sich aber aufrichtig freuen konnten, immer dann, wenn andere recht fanden, was Sie taten. Ich habe nicht die Absicht eine Schmeichelrede auf Ihre Person zu halten. Sollte hier und dort der Schein einer überschwänglichen Aussage aufkommen, so bitte ich, dies meiner Wertschätzung zugute zu halten, die ich seit den frühen Tagen unserer Begegnung für Sie hege. Anlässlich der Feierstunde zum 65. Geburtstag äußerten Sie in Ihrer Dankesrede folgenden bezeichneten Satz: „Bei solchen außergewöhnlichen Gelegenheiten beschleicht mich eine Beklommenheit, mit einer emotionellen Schwäche dazu, die es mir schwer macht, die rechten Worte für das zu finden, was mir am Herzen liegt“. Und ich glaube daher zu wissen, wie Ihnen heute zumute ist. Lassen Sie uns also kurz zu Ihren Anfängen in Göttingen zurückkehren: Sie kamen Ende 1946 mit Ihrem Lehrer Hans Hellner nach Göttingen, der als Nachfolger von Rudolf Stich an die Georgia-Augusta berufen worden war. An eine Klinik mit Operateuren der Stich´schen Schule, die sich schon ihrerseits einen Namen gemacht hatten, wie z. B. Karl Ewald Herlyn. An eine Klinik, die praktisch den ganzen Krieg über unter friedensmäßigen Bedingungen zu arbeiten das Glück hatte. Keine leichte Aufgabe für Ihren Chef und Sie, die Sie jahrelang, der eine im Westen, der andere im Osten, ausschließlich mit kriegschirurgischen Problemen befasst waren. Es war ein hartes Stück chirurgische Nachholarbeit zu bewältigen. Aber Sie schafften es in „zäher Kleinarbeit“, wie Professor Hellner zu sagen pflegte und galten bald als erfolgreicher Operateur, der auch im Kreise der „alten Schule“ anerkannt wurde. Es ergab sich von selbst, dass Sie zum Oberarzt ernannt wurden, nicht etwa allein aus diesem Grunde, das Sie von Ihrem Chef Herrn Professor Hellner auch in den Folgejahren unvermindert eine väterliche Zuneigung und Förderung erfuhren. Er war es auch, der Sie ermutigte, Ausschau nach neuen Ufern zu halten. Schon Anfang der 50er Jahre sorgten Sie für eine Verbreitung des Spektrums der chirurgischen 140 Arbeit der Klinik, indem Sie auf den Spuren von Rudolf Stich die Gefäßchirurgie etablierten, und zwar diagnostisch und therapeutisch. Dank Ihrer operativen und organisatorischen Fähigkeiten konnten Sie sich schon 1953 für das Fach Chirurgie habilitieren, mit einer Arbeit aus der Gefäßchirurgie. Und wieder war es Professor Hellner, der Ihnen einen längeren Studienaufenthalt in Edinbourgh und London vermittelte, mit dem Ziel, die lungen- und herzchirurgischen Grundelemente dort zu studieren und sie dann in Göttingen einzuführen. Eine wahrhaft in die Zukunft weisende Idee Ihres Chefs, der voraussah, dass diese Art Chirurgie des vollen Einsatzes eines zweiten Fachvertreters bedarf, wenn sie nicht stümperhaft, so nebenbei, von Chirurgen bisheriger Prägung betrieben werden soll. Denn diese besondere chirurgische Technik, die sich – wie die spätere Entwicklung zeigte – zu einer neuen Disziplin auswuchs, unterscheidet sich grundsätzlich von der bis dahin geübten „großen Chirurgie“. Diese war im wesentlichen eine extirpative oder resezierende, also verstümmelnde Chirurgie, während das Ziel der Herzchirurgie in einem rekonstruktiven bzw. reparativen Vorgehen lag. Dafür galt es nun neue Techniken zu erlernen, die zu jener Zeit weltweit noch in den Kinderschuhen steckten. Hilfsmittel, die einen in die Lage versetzten, die Pumptätigkeit des Herzens ohne Gefahr für den Organismus für kurze Zeit – etwa bis zu 10 Minuten – bzw. für lange Zeit – einige Stunden – auszuschalten. Um es kurz zu machen, es ging um die Hypothermie, die Unterkühlung, um die extrakorporale Zirkulation mit Hilfe der Herz-Lungen-Maschine und schließlich um eine weitere entscheidende Verbesserung der Arbeitsbedingungen am offenen Herzen, um die sog. Kardioplegie, ein Verfahren, das von unserem geschätzten Kollegen Bretschneider eingeführt und zu großer Vollkommenheit entwickelt wurde. Durch Ihre Auslandsaufenthalte, die Sie später zweimal nach Amerika und immer wieder mit besonderer Vorliebe auf die britische Insel führten, vervollständigten Sie Ihre Fachkenntnisse und überprüften Ihre in Göttingen erzielten Ergebnisse. Was aber wohl noch wichtiger für Sie war: Sie gewannen Freunde, in Kirklin, Bentall und Melrose, die Ihren Berufs- und Lebensweg seither mit Respekt und warmem Interesse verfolgten. II. Aber damit bin ich der Entwicklung im Interesse besseren Verständnisses vorausgeeilt. Wir schreiben erst Mitte bis Ende der 50er Jahre. Sie machen die ersten tastenden Schritte in der Herzchirurgie: Ductus arteriosus Botalli-Durchtrennungen, während diese sonst meist nur unterbunden wurden, Sie machen unter Anleitung Ihres technisch außerordentlich begabten vorgesetzten Oberarztes, Fritz Rehbein, Ihre ersten Anastomosenoperationen bei der kindlichen Blausucht, gelegentlich die Resektion einer Aorten-Isthmusstenose. Operationen, damals von Seltenheitswert, zu denen Ihr Freund Willi Heck später Direktor der Kinderklinik in Bremen, die Diagnose und Indikation stellte. Sie machten mit Emil Bücherl und seiner späteren Frau als Anästhesistin sehr erfolgreiche Operationen am offenen Herzen in tiefer Unterkühlung. Die Methode war so zuverlässig und erfolgreich, dass sie für ausgesuchte Fälle noch weit in den 60er Jahren zum Repertoire Ihrer Klinik gehörte. Kurzum, Sie hatten den Schritt weg von der Allgemeinchirurgie und hin zur organbezogenen Chirurgie allmählich fast vollzogen. Sie waren im Begriffe aus Ihrem „chirurgischen Herzen“ die klassische Chirurgie herauszuschneiden, um sich mit ganzem Herzen der Chirurgie des kardio-respiratorischen und des kardio-vaskulären Systems zu widmen. Eine sicherlich nicht schmerzlose, wenn auch konsequente Entscheidung. 141 III. Die Ereignisse, die dann folgten, nahmen Ihnen schließlich die Entscheidung ab: Im Jahre 1957 wurden Sie zum chirurgischen Chefarzt und Direktor des großen Städtischen Krankenhauses in Hildesheim gewählt, und plötzlich stand die Fakultät in Zugzwang. Sollte sie Sie gehen lassen oder die neue Arbeitsrichtung bei sich als selbständigen Lehrstuhl etablieren. Es war eine weise und in die Zukunft weisende Entscheidung, das sie letzteres tat. Und so wurden Sie 1958 auf den von der Göttinger Medizinischen Fakultät eingerichteten ersten Lehrstuhl für Thorax- und Herz-Gefäßchirurgie berufen. Damit begann für Sie eine fruchtbare Aufbauarbeit. Mit Einführung der Herz-Lungen-Maschine kam ein nicht edenwollender Strom von angeborenen und erworbenen Herzfehlern auf Sie zu. Und die Fakultät tat konsequenterweise ein weiteres: sie schuf einen Lehrstuhl für pädiatrische Kardiologie, der mit Alois Beuren besetzt wurde und mit dem Sie bis zu seinem allzu frühen Tod eine einzigartige fruchtbare Freundschaft verband. Wie prophetisch vorweggenommen bewiesen sich retrospektiv längst vergilbte Akten aus der Anfangszeit dieser nunmehr 30 Jahren zurückliegenden Epoche. Im Schreiben des Dekans an den Minister hieß es damals 1957: „Die Entwicklung der Herzchirurgie an der Göttinger Universitätsklinik ist soweit gediehen, dass durch die Schaffung einer klinischen und wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft von Psychologen, Pädiatrischen- und ErwachsenenKardiologen und Chirurgen der Anschluss an die im Ausland erreichten Ergebnisse erzielt wurde“. In der damaligen Stellungnahme des Gutachters Professor Rudolf Nissen aus Basel ist zu lesen: „Ich glaube, dass die Göttinger Fakultät auch der mitteleuropäischen Chirurgie und ihrer Zukunft eine kaum überschätzbare Förderung angedeihen ließe, wenn sie Herrn Koncz mit dem Ordinariat betraute.“ So ist es geworden und es ist gut so, wie die spätere Entwicklung lehrt. IV. In der alten Fakultät waren Sie in der Folgezeit aufgrund Ihrer sachlichen Argumentation und Ihrer konsequenten Handlungsweise ein angesehenes, bei manchen Kollegen wohl-gelittenes Mitglied. Die Anerkennung der Hochschulreform fiel Ihnen allerdings schwer. Nicht die Degradierung vom Direktor Ihrer Klinik zum Abteilungsvorsteher störte Sie, vielmehr konnten Sie in der Entwicklung der Medizinischen Fakultät hin zur Gruppen- bzw. Gremienuniversität keine überzeugenden neuwertigen Grundzüge erkennen. Dementsprechend haben Sie sich später aus dem Bereich der akademischen Selbstverwaltung zurückgezogen. Viele Ihrer Kollegen sahen das nicht ohne Missgunst, blieb Ihnen durch Ihre Zurückhaltung doch zusätzlich konzentrierte Arbeitsmöglichkeit erhalten, und sicher haben Sie dadurch der Allgemeinheit wirkungsvoller gedient. Die mit dem Niedersächsischen Hochschulgesetz verbundenen Umstrukturierungen im medizinischen Fachbereich erweckte Ihren sprichwörtlichen Kampfgeist der früheren Jahre. Sie setzten sich mit stichhaltigen Argumenten und letztlich mit Ihrer Überzeugungskraft für die Schaffung eines eigenständigen Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgischen Zentrums ein, dem schließlich das Ministerium nachgab. Ihren wiederholten eindringlichen Appellen zur Wahrung der Einheit von Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie als organbezogenes Fachgebiet wurde von der Universitätsleitung nicht immer gebührend Bedeutung beigemessen. Eine Subspezialisierung es auf physiologischen und organbezogenen Fundamenten aufgebauten Fachgebietes z. B. in Gefäßchirurgie und / oder Thoraxchirurgie oder gar die Rückführung der Teilgebiete in die Allgemeinchirurgie konnte nach Ihrer Emeritierung mit fachlichen und sachlichen Argumenten mit Erfolg begegnet werden. Denn eine Herzchirurgie ohne chirurgische Voraussetzungen der Thorax- und Gefäßchirurgie ist ähnlich zu beurteilen, wie eine Leber142 oder Pankreaschirurgie ohne fundierte Kenntnisse in der gastroenterologischen Chirurgie. Die Herzchirurgie kann man nicht delegieren, und sie ist am besten im Verbund mit der Thoraxund Gefäßchirurgie aufgehoben. Durch die Berufung Ihres Nachfolgers auf den ordentlichen Lehrstuhl für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie wurde schließlich ein Markstein für die Zukunft gesetzt. Die aktuellen Unsicherheiten auf dem Gebiet der Weiterbildungsordnung in den sog. Teilgebieten zeugen davon, dass einer stabilen Lösung im Sinne der organbezogenen Fachgebiete dringend zum Durchbruch verholfen werden muss. Das Konzept der allumfassenden allgemeinen Chirurgie in / oder unter dem Dach einer Kernklinik muss spätestens dann zum Scheitern verurteilt sein, wenn man bedenkt, welche weitläufigen Kenntnisse der Chirurg in den begleitenden internistischen und theoretischen Nachbardisziplinen erwerben muss. In der Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie können Erfolge nur durch engste Zusammenarbeit und gegenseitiges Fachverständnis in den kardiologischen Fächern erzielt werden, und das gilt in gleicher Weise für die gastroenterologische, aber auch für die traumatologische Chirurgie. Ein Übergreifen der einzelnen chirurgischen Bereiche scheint mir physiologisch, eine parallele Ausübung der chirurgischen Anwendungsgebiete halte ich für denkbar. Ein für den Patienten fruchtbares Wirken wird einerseits von dem klinischen Erfolg, andererseits von dem Respekt dem jeweiligen Kollegen der Nachbardisziplinen bestimmt. „Je besser jeder einzelne der chirurgischen Fachvertreter sein Instrument beherrscht, umso größer ist ihre Befriedigung, umso größer aber auch der Wohlklang und die Harmonie, wenn sie sich den gemeinsamen Aufgaben der Lehre und der Ausbildung des chirurgischen Nachwuchses widmen. Umso geringer ist die Gefahr, von der keine Berufsklasse frei ist: Konkurrenz, Eifersucht, Missgunst, Bosheit.“ Diese Worte müssen Ihnen wohl im Ohr klingen, Sie müssen Ihnen bekannt sein, denn Sie haben Sie selbst formuliert. Bemerkenswert ist nur, das sie dieses schon vor 20 Jahren in Bad Nauheim anlässlich der Eröffnung der 14. Thoraxchirurgischen Arbeitstagung zum Ausdruck gebracht haben. An Ihrer damaligen Feststellung hat sich nichts geändert. Wer das Fachgebiet Thorax-, Herzund Gefäßchirurgie kompetent vertreten möchte muss sich im Klaren darüber sein, dass er ein Dickschiff segelt. An Bord gehört natürlich ein Kapitän, der ohne tüchtige Steuermänner allein schlecht dasteht. Die Crew ist entscheidend für die Manövrierfähigkeit des Schiffes, aber nur mit einem Mannschaftsgeist, Mann-an-Mann, kann man die Stürme und Unwetter auf hoher See meistern. 143 7.8. Aufruf zur Gründung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herzund Gefäßchirurgie Die Unterzeichner vorliegender Programmerklärung gründen hiermit eine Vereinigung mit dem Namen: Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, die die deutschen Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgen, gegebenenfalls auch die ausländischen deutscher Sprache, sichtbar zusammenschließt und nach außen maßgebend vertritt. Als Sitz der Gesellschaft wird gewählt. Die Gesellschaft stellt sich die Aufgabe, alle auf dem Gebiet der Thoraxchirurgie, der Herzchirurgie und der Gefäßchirurgie tätigen Ärzte zusammenzuführen; die Weiterentwicklung des Fachgebietes zu betreiben; eine enge Zusammenarbeit durch Erfahrungs- und Meinungsaustausch zu fördern; rege Diskussionen mit jenen Disziplinen zu pflegen, deren wissenschaftliches und deren klinisches Interesse in Fragen des Kreislaufes im weitesten Sinne liegt: Sie strebt also nahe Kontakte ebenso zu den Vertretern theoretischexperimenteller Grundlagenforschung an, wie auch zu den eigentlichen klinischen Gesprächspartnern, den Kardiologen, den Pulmologen und den Angiologen. Die Gesellschaft will – über die zahlreichen persönlichen Verbindungen hinaus – offizielle Konnexe mit ausländischen Fachgesellschaften anknüpfen, zum Zwecke wechselseitiger Informationen und Anregung. Die Gesellschaft nimmt alle Belange wahr, die das Fachgebiet in Lehre (Ausbildung), Forschung und Krankenversorgung betrifft und ebenso die der Berufs-Weiterbildung und der fachspezifischen Fortbildung. Dazu strebt sie eine Zusammenarbeit an mit der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und deren „Arbeitskreis für fachliche Zusammenarbeit“, mit den standespolitischen Gremien auf Landesebene (Ärztekammern), und auf Bundesebene (Deutscher Ärztetag), sowie mit dem Berufsverband. Eine besondere Sorge der Gesellschaft soll dem Nachwuchs gelten, dessen wissenschaftliche und operative Weiterbildung im Fache durch ein klar umrissenes und zügiges, dabei aber durchaus elastisches Curriculum gewährleistet sei. Die Intentionen der Gesellschaft gehen auch dahin, eine Mittlerrolle in dieser übergangskranken Zeit zu spielen, wo der Zwiespalt von überholtem Bewahrenwollen und maßstabloser Reformfreudigkeit zu erhitzten Auseinandersetzungen führt und Unruhe und Ratlosigkeit auf beiden Seiten schafft. Das Gründungsgremium betont, dass es nichts weniger bezwecken möchte als einen Bruch mit der ehrwürdigen Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Die Unterzeichner halten jedoch den Zeitpunkt für gekommen, wo jeder, der nicht eine sinnwidrige Zerschlagung des Faches will, sondern Vernunft und Fortschritt, sich lieber dem Vorwurf einer beherzten Lösung auszusetzen gewillt ist, als dem einer müden Entschlusslosigkeit. 144 7.9. Satzungsentwurf der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie ENTWURF einer Satzung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie. 1. Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie schließt die deutschen Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgen, gegebenenfalls auch die ausländischen deutscher Sprache, sichtbar zusammen und vertritt sie maßgebend nach außen. Sie stellt sich die Aufgabe, die Weiterentwicklung des Fachgebietes zu betreiben; eine enge Zusammenarbeit durch Erfahrungs- und Meinungsaustausch zu fördern; rege Diskussionen mit jenen Disziplinen zu pflegen, deren wissenschaftliches und deren klinisches Interesse in Fragen des Kreislaufes im weitesten Sinne liegt: Sie strebt also nahe Kontakte ebenso zu den Vertretern theoretisch-experimenteller Grundlagenforschung an, wie auch zu den eigentlichen klinischen Gesprächspartnern, den Kardiologen, den Pulmologen und den Angiologen. Die Gesellschaft beabsichtigt, offizielle Verbindungen mit ausländischen Fachgesellschaften anknüpfen, zum Zwecke wechselseitiger Informationen und Anregung. Die Gesellschaft nimmt alle Belange wahr, die das Fachgebiet in Lehre (Ausbildung), Forschung und Krankenversorgung betrifft und ebenso die der Berufs-Weiterbildung und der fachspezifischen Fortbildung. Dazu strebt sie eine Zusammenarbeit an mit der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, mit den standespolitischen Gremien auf Landesebene (Ärztekammern), und auf Bundesebene (Deutscher Ärztetag), sowie mit dem Berufsverband. Sie hat ihren Sitz in ............................................... Die Gesellschaft ist gemeinnützig. Sie erstrebt keinen Gewinn. Etwaige Überschüsse und sonstige Zuwendungen werden ausschließlich dem Gesellschaftszweck zugeführt. Kein Mitglied der Gesellschaft hat einen persönlichen Anspruch auf das Vermögen der Gesellschaft, auch nicht bei seinem Ausscheiden oder bei Auflösung oder Aufhebung der Gesellschaft. 2. Die Gesellschaft hat ordentliche und außerordentliche Mitglieder sowie korrespondierende, assoziierte und Ehrenmitglieder. Wer als ordentliches oder außerordentliches Mitglied aufgenommen werden will, muss einen schriftlichen Antrag unter Benennung von zwei Bürgen an den Vorstand der Gesellschaft richten. Über die Aufnahme entscheidet nach rechtzeitiger Bekanntgabe an die Mitglieder der Ausschuss mit Zweidrittelmehrheit. a) Ordentliches Mitglied kann jeder approbierte Arzt werden, der auf dem Gebiet der Thorax, Herz- und Gefäßchirurgie praktisch oder wissenschaftlich arbeitet und Angehöriger von Staaten des deutschen Sprachgebietes ist. b) Außerordentliches Mitglied kann jeder Arzt werden sowie Wissenschaftler anderer Fachrichtungen. c) Korrespondierendes Mitglied kann ein ausländischer Kollege werden, der besonderes Interesse an der Arbeit der Gesellschaft gezeigt hat und geehrt werden soll. Die Wahl erfolgt auf Vorschlag des Ausschusses durch die Mitgliederversammlung mit Zweidrittelmehrheit der abgegebenen Stimmen. Die Zahl der korresponierenden Mitglieder sollte ein Drittel der Zahl der ordentlichen Mitglieder nicht überschreiten. d) Assoziiertes Mitglied kann jede juristische Person werden, die dem Zwecke der Gesellschaft dient. 145 e) Ehrenmitglied: Deutsche und ausländische Ärzte, die durch ihre Arbeit die Thorax-, Herzund Gefäßchirurgie wesentlich gefördert haben, können zu Ehrenmitgliedern ernannt werden. Ihre Ernennung erfolgt auf einstimmigen Vorschlag des Ausschusses durch die Mitgliederversammlung mit Zweidrittelmehrheit der abgegebenen Stimmen. Die Gesamtzahl sollte 10 nicht überschreiten. 3. Die Mitgliedschaft endet a) durch den Tod b) durch Austritt (der Austritt ist dem Vorsitzenden schriftlich mitzuteilen) c) durch Ausschluss. Mitglieder, die durch ihr Verhalten die Zwecke und das Ansehen der Gesellschaft schädigen, können auf Antrag von mindestens 10 % der ordentlichen Mitglieder durch Beschluss der Mitgliederversammlung mit Zweidrittelmehrheit ausgeschlossen werden. Ein Mitglied, das zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte rechtskräftig verurteilt ist, verliert ohne weiteres die Mitgliedschaft. Ordentliche und außerordentliche Mitglieder verlieren die Mitgliedschaft, wenn sie mehr als zwei Jahre mit der Beitragszahlung im Rückstand sind. Durch Beschluss des Ausschusses können korrespondierende Mitglieder, die an der Arbeit der Gesellschaft keinen Anteil mehr nehmen, ihre Mitgliedschaft verlieren. 4. Die ordentlichen und außerordentlichen Mitglieder haben einen Jahresbeitrag zu leisten, der von der Mitgliederversammlung festgesetzt und für das laufende Kalenderjahr erhoben wird. Ehrenmitglieder und korrespondierende Mitglieder zahlen keinen Beitrag. 5. Organe der Gesellschaft sind: a) die Mitgliederversammlung, b) der Vorstand, c) der Ausschuss, d) die Kommissionen. 6. Die ordentliche Mitgliederversammlung findet alljährlich während der wissenschaftlichen Tagung statt. Zu dieser Versammlung braucht nicht schriftlich eingeladen zu werden. Der ordentlichen Mitgliederversammlung ist der Geschäftsbericht des Vorsitzenden sowie etwaige Anträge auf Satzungsänderungen, Aufnahmen und Ausschluss vorzulegen. Stimmberechtigt sind alle ordentlichen Mitglieder der Gesellschaft und Ehrenmitglieder, die vor ihrer Ernennung ordentliches Mitglied gewesen sind. Die Mitgliederversammlung ist beschlussfähig, wenn mindestens 15 Mitglieder anwesend sind. Der Schriftführer fertigt von der Mitgliederversammlung ein Protokoll an und schickt es in der Regel spätestens 3 Monate nach der ordentlichen Mitgliederversammlung den Mitgliedern zu. Einsprüche gegen das Protokoll müssen innerhalb von 14 Tagen bei dem 1. Vorsitzenden schriftlich eingelegt werden. Wenn kein Einspruch erfolgt, gilt das Protokoll als angenommen. Einsprüche werden der nächsten Mitgliederversammlung vorgelegt, die mit einfacher Stimmenmehrheit entscheidet. Außerordentliche Mitgliederversammlungen können jederzeit stattfinden. Die Einladungen müssen vom Vorstand mit einer Frist von 14 Tagen vor der Versammlung schriftlich ergehen. Der Vorstand ist zur Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung verpflichtet, wenn es von mindestens 15 ordentlichen Mitgliedern verlangt wird. 146 7. In der ersten ordentlichen Mitgliederversammlung des Jahres wird die Kassenabrechnung für das abgelaufene Kalenderjahr vorgelegt. Die Entlastung des Kassenführers erfolgt mit einfacher Stimmenmehrheit. 8. Jährlich ist mindestens eine wissenschaftliche Tagung der Gesellschaft vorgesehen. Die Teilnahme an den Tagungen steht neben den Mitgliedern allen an den Zielen der Gesellschaft interessierten Ärzten offen. 9. Der Vorstand besteht aus: a) dem ersten Vorsitzenden, b) dem zweiten Vorsitzenden, c) dem Schriftführer, d) dem Kassenführer, e) zwei Beisitzern. Er ist beschlussfähig, wenn mindestens der 1. Vorsitzende und 2 Mitglieder anwesend sind. Er entscheidet mit einfacher Stimmenmehrheit; bei Stimmengleichheit entscheidet der 1. Vorsitzende. Die Wahl des Vorstandes wird durch die Mitgliederversammlung mit absoluter Stimmenmehrheit nach vorausgegangener Nominierung vollzogen. Jedes ordentliche Mitglied ist vorschlagsberechtigt und wählbar. Die Wahl ist geheim und wird für jedes Vorstandsmitglied gesondert vorgenommen. Der 1. und 2. Vorsitzende werden jeweils auf 2 Jahre gewählt. Ihre Wiederwahl ist nur zulässig mit Zweidrittelmehrheit der abgegebenen Stimmen. Der Schriftführer und der Kassenführer werden für 3 Jahre gewählt; ihre Wiederwahl ist zulässig. Der Schriftführer erledigt im Einvernehmen mit den beiden Vorsitzenden den schriftlichen Verkehr der Gesellschaft. Die Beisitzer werden von der Mitgliederversammlung mit einfacher Stimmenmehrheit für die Dauer von 2 Jahren gewählt. Vorstand im Sinne des § 26 des BGB sind nur der 1. und 2. Vorsitzende. Der 1. Vorsitzende oder ein von ihm bestimmtes Mitglied des Vorstandes vertritt die Gesellschaft in allen Angelegenheiten, für die in der Satzung keine andre Regelung festgelegt ist. 10. Der Ausschuss besteht aus dem Vorstand und 4 weiteren Mitgliedern: dem vorhergehenden 1. Vorsitzenden und drei Vertretern der übrigen ordentlichen Mitglieder. Der 1. Vorsitzende wird jedesmal nach Ablauf seiner Amtsperiode für 2 Jahre Mitglied des Ausschusses. Die übrigen Mitglieder werden nach Nominierung von der Mitgliederversammlung auf 3 Jahre gewählt und zwar mit absoluter Stimmenmehrheit. Im Ausschuss sollte mindestens jeweils ein Lehrstuhlinhaber, ein Abteilungsleiter, ein leitender Krankenhausarzt und ein Assistent vertreten sein. 11. Die Kommissionen, Vorstand und Ausschuss sind berechtigt, zur Bearbeitung besonderer Fragen Kommissionen einzusetzen. Die Ergebnisse ihrer Arbeit werden im Einvernehmen mit dem Vorstand der Mitgliederversammlung vorgelegt, die gegebenenfalls darüber beschließt. 12. Über Satzungsänderungen kann die ordentliche Mitgliederversammlung mit Zweidrittelmehrheit der Anwesenden nur beschließen, wenn die Abänderungsanträge den Mitgliedern bei der dann erforderlichen Einladung zur Mitgliederversammlung mitgeteilt worden sind. 13. Die Auflösung der Gesellschaft kann nur mit Zweidrittelmehrheit der ordentlichen Mitglieder und in schriftlicher und namentlicher Abstimmung beschlossen werden. Nach Auflösung soll das Vermögen der Gesellschaft gemeinnützigen Zwecken zugeführt werden. 147 Danksagung Zunächst möchte ich mich bei Frau Professor Brigitte Lohff für die ausgesprochen gute Betreuung dieser Doktorarbeit und die hilfreichen Ratschläge bedanken. Mein besonderer Dank aber gilt Frau Dr. Stephanie Koncz für die Überlassung des Themas, unzähliger Dokumente und Fotos aus dem Privatbesitz der Familie, sowie die zahlreichen persönlichen Gespräche ohne die diese Arbeit in dieser Form nicht möglich gewesen wäre. Im Weiteren danke ich Antje Strohmeyer für die tatkräftige Unterstützung und Motivation. Vielen Dank auch an Hans-Joachim Radde, der mir immer hilfreich und verständnisvoll zur Seite stand und den Rücken frei gehalten hat. Zum Schluss möchte ich noch meiner Familie danken, die mir mein Studium und letztendlich diese Arbeit ermöglicht hat. 148 Lebenslauf Name: Claudia Tjindra, geb. Jantke Geburtstag: 08.03.1970 Geburtsort: Barsinghausen Eltern: Dr. Kiefdy Tjindra; Chirurg Angelika Tjindra, geb. Jantke; Betriebswirtin Abitur: 08. Mai 1989 in Stolzenau Staatsexamen Zahnmedizin: 30. Oktober 2000 in Hannover Approbation: 15. November 2000 Tätigkeiten: 1989/1990 Freiwilliges Soziales Jahr in der Henriettenstiftung in Hannover 1990/1991 Ausbildung zur Zahnarzthelferin bei Dr. Beer in Hannover 1991 Freiwilliges Soziales Jahr in der Sophienklinik in Hannover 11.12.2000 – 15.10.2001 Vorbereitungsassistentin bei Dr. Hersener in Hannover 16.10.2001 – 15.09.2003 Vorbereitungsassistentin bei Dr. Wübben in Lehrte 05.01.2004 – 29.05.2004 angestellte Zahnärztin bei Dr. van der Werff in Sehnde ab 01.07.2004 Gemeinschaftspraxis mit HansJoachim Radde in Göttingen Hannover, 03.08.2004 Ort, Datum _______________________ Unterschrift 149 Erklärung nach § 2 Abs. 2 Nrn. 5 und 6 Ich erkläre, dass ich die der Medizinischen Hochschule Hannover zur Promotion eingereichte Dissertation mit dem Titel Josef Koncz – Sein Leben und sein Werk in der Abteilung für Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin unter Betreuung von Frau Professor Dr. Brigitte Lohff mit der Unterstützung durch Frau Dr. Stephanie Koncz ohne sonstige Hilfe durchgeführt und bei der Abfassung der Dissertation keine anderen als die dort aufgeführten Hilfsmittel benutzt habe. Ich habe diese Dissertation bisher an keiner in- oder ausländischen Hochschule zur Promotion eingereicht. Weiterhin versichere ich, dass ich den beantragten Titel bisher noch nicht erworben habe. Hannover, 03.08.2004 Ort, Datum _______________________ Unterschrift 150