Facharztprüfung Innere Medizin

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unversum
InnereMedizin Vorbereitung zur
5/2009
Österreichische
Gesellschaft
für Innere Medizin
Facharztprüfung
Innere Medizin
Dr.
Helmut Prosch
Prim. Univ.-Prof. Dr.
Bruno Schneeweiß
Institut für Röntgendiagnostik,
Otto-Wagner-Spital,
Wien
Abteilung für
Innere Medizin,
LKH Kirchdorf
Das normale Thoraxröntgen und systematische Bildanalyse
der Thoraxwand, des Zwerchfells und der Pleura
Grundlagen der Interpretation
von Thoraxröntgen – Teil 1
Konventionelle Thoraxröntgen-Aufnahmen spielen auch im Zeitalter der hochauflösenden Computertomographie und Magnetresonanztomographie eine wesentliche
Rolle in der Diagnostik von Erkrankungen des Thorax. Durch eine systematische Bildanalyse soll verhindert werden, dass augenscheinlich pathologische Veränderungen
den befundenden Arzt so ablenken, dass weitere, womöglich noch wichtigere Veränderungen, übersehen werden. Daher hat es sich bewährt, Thoraxröntgen stets nach
einem festen Schema zu analysieren und zu befunden.
Die Interpretation von Thoraxröntgen
erfordert neben klinischen und anamnestischen Informationen sowie der Kenntnis
der normalen Anatomie eine systematische Analyse der Bilder, um pathologische
Veränderungen zu erkennen.
Ein etabliertes Verfahren ist dabei die
systematische Interpretation der Bilder
von außen nach innen, bei der die Analyse der Bilder mit den Weichteilschatten
beginnt und nacheinander die knöchernen Strukturen, die Zwerchfellhälften, die
Pleura, die Lungen, die Hili, das Mediastinum und das Herz beurteilt werden.
Entsprechend diesem Vorgehen werden im ersten Teil dieses Artikels nach
einer Einführung in die normale Röntgenanatomie die systematische Analyse
der Thoraxwand, des Zwerchfells und der
Pleura besprochen. Im zweiten Teil wird
auf die Analyse der Lungen, der Hili, des
Mediastinums und des Herzens eingegangen.
Aufnahmetechnik: Nach Möglichkeit
sollten Thoraxröntgen in tiefer Inspiration
in zwei Ebenen, nämlich als posterioranteriore Aufnahme (p. a.) und seitliche
Aufnahme, durchgeführt werden. Durch
die Kombination der Bildinformation aus
beiden Bildern ist der geübte Befunder in
der Regel problemlos in der Lage, pathologische Prozesse dreidimensional zuzuordnen. Pulmonale Prozesse können so den
entsprechenden Lungenlappen zugeordnet
werden, was anhand nur einer Aufnahmeebene nicht möglich wäre. Thoraxröntgen in einer Ebene, wie zum Beispiel Bettaufnahmen, sollten nur in Ausnahmefällen durchgeführt werden, da eine räumliche Zuordnung pathologischer Prozesse
hier nicht sicher möglich ist.
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A
Die Pleura: Die Pleura ist auf Grund
ihrer geringen Breite nur in jenen Fällen
zu sehen, wo sie tangential vom Strahlengang getroffen wird. An der p. a. Aufnahme trifft dies für das horizontale Interlobium zu, welches den Mittellappen vom
Oberlappen trennt und meist als feine,
horizontal verlaufende Linie abgrenzbar
erscheint. Auf der Seitaufnahme gelangen so die schrägen Interlobien, die die
Unter- von den Oberlappen trennen, zur
Darstellung.
Abb. 1: Normales Thoraxröntgen. A: Thorax p. a., stehend; B: Thorax seitlich, stehend
Das normale
Thoraxröntgen (> Abb. 1)
Die Thoraxwand besteht aus Weichteilen und knöchernen Strukturen. Von den
Thoraxweichteilen sind vor allem der
Musculus pectoralis major und bei der
Frau, aber auch bei adipösen Männern, die
Mamma schattengebend.
Die knöchernen Strukturen sind im
Thoraxröntgen auf Grund der für die
Abbildung der Lunge optimierten Untersuchungsparameter im Vergleich zu dezidierten Knochenaufnahmen nur eingeschränkt beurteilbar. Die Rippen sind
sowohl an den p. a. als auch an den Seitaufnahmen abgebildet, wobei die Oberund Unterkante der Rippen im mittleren
und unteren Thoraxbereich häufig etwas
unscharf zur Darstellung gelangen. Die
Rippen verlaufen im dorsalen Bogenanteil
annähernd horizontal und ziehen nach
ventral und kaudal und gehen im ventralen Bogenanteil in einen knorpeligen
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Anteil über. Mit steigendem Alter kommt
es zu einer zunehmenden Verkalkung des
knorpeligen Anteils. Die Brustwirbelsäule
(BWS) und das Sternum sind meist nur an
der Seitaufnahme abgrenzbar. Die Scapulae sind bei guter Untersuchungsqualität
meist durch eine entsprechende Lagerung
des Patienten am p. a. Bild weitgehend
herausprojiziert, d. h. nicht oder nur zum
Teil mit abgebildet. Auf der Seitaufnahme
finden sich die Scapulae meist als lineare
Verdichtung im oberen BWS-Bereich
ventral der Wirbelsäule.
Das Zwerchfell: In tiefer Inspiration
projiziert sich die rechte Zwerchfellkuppe
in etwa auf Höhe des dorsalen Bogenanteils der 10.–11. Rippe bzw. der 5.–6.
Rippe ventral. Der Scheitelpunkt des linken Zwerchfells liegt meist etwa 3 cm tiefer. Die Zwerchfellsinus, die Sinus phrenicocostales laterales et posteriores, laufen
zwischen Zwerchfell und Thoraxwand
spitzwinklig aus.
Die Lungen: Das Lungenparenchym ist
auf Grund seines hohen Luftgehaltes nicht
schattengebend. Im Regelfall bilden sich
nur die pulmonalen Gefäße im Thoraxröntgen ab. Bronchien sind lediglich hilusnahe abgrenzbar, wenn sie orthograd vom
Strahlengang getroffen und so als ringförmige Strukturen erkennbar werden. Lungenvenen und Lungenarterien sind in der
Lungenperipherie nicht zu unterscheiden.
Rechts lassen sich Venen und Arterien
hilusnahe dadurch unterscheiden, dass die
Venen etwas tiefer als der Abgang der
Lungenarterie in den Vorhof münden und
die Lungenarterien kreuzen. Links ist auch
hilusnahe eine Trennung von Venen und
Arterien kaum möglich.
Die Hili: Als Hilus wird im Thoraxröntgen jene Region bezeichnet, in der die
Pulmonalgefäße und die Bronchien entspringen. Der rechte Hilus steht in der
Regel etwa 2 cm höher als der linke. Am
Seitbild liegt die rechte Pulmonalarterie
auch etwas weiter ventral als die linke. Der
maximale Durchmesser der rechten Pulmonalarterie sollte 1,5 cm nicht überschreiten.
Das Mediastinum: Das Mediastinum
wird am Thoraxröntgen in ein oberes und
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ein unteres Mediastinum unterteilt, wobei
das untere Mediastinum das Herz und das
obere Mediastinum die großen Gefäße
beinhaltet. Im oberen Mediastinum sind
auf der rechten Seite die Vena cava superior und links die Vena anonyma die jeweils
lateralen Begrenzungen des Gefäßbandes
und bilden zusammen den so genannten
„vascular pedicle“. Zentral im oberen
Mediastinum zieht die Trachea als bandförmige Luftaufhellung nach kaudal und teilt
sich auf Höhe des Hilus in den linken und
rechten Hauptbronchus. Auf der rechten
Seite grenzt der Oberlappen direkt an die
Trachea heran, wodurch sich knapp kranial des Abgangs des rechten Hauptbronchus
die so genannte Paratracheallinie abbildet.
Das Herz: Die Kontur des Herzens wird
im p. a. Bild auf der rechten Seite vom
rechten Vorhof gebildet, auf der linken
Seite vom linken Vorhof und vom linken
Ventrikel. Am Seitbild wird die vordere
Begrenzung durch den rechten Ventrikel
gebildet, die hintere Herzkontur durch
den linken Vorhof und den linken Ventrikel. In vielen Fällen ist die Vena cava inferior als bandförmige Struktur zu erkennen,
die von kaudal in den linken Vorhof zieht.
Systematische
Bildanalyse – Teil 1
Thoraxwand
Pathologische Prozesse der Thoraxwand
können leicht der Aufmerksamkeit entgehen, wenn nicht speziell danach gesucht
Abb. 2: A: Rezente Fraktur mit minimaler Dislokation (Pfeile); B: Abgeheilte Frakturen
(Pfeile)
wird. Daneben können Veränderungen der
Thoraxwand von weniger geübten BefunderInnen als intrathorakale Prozesse interpretiert werden und zu einer kostenintensiven oder gar invasiven, weiteren Abklärung führen.
Pathologische Prozesse der Thoraxwand, die am Thoraxröntgen abgegrenzt
werden können, inkludieren neben kongenitalen Veränderungen entzündliche oder
neoplastische Prozesse der Weichteile oder
Knochen und posttraumatische Läsionen.
Rippenfrakturen sind häufige Befunde
oder Zufallsbefunde, deren Aussehen vom
Alter der Fraktur abhängt. Rezente Frakturen sind meist als feine Konturunterbrechung der Kortikalis zu erkennen, bei
älteren Frakturen findet sich ein knöcher-
Abb. 3: Thorax p. a. und seitlich. Auf dem „p.a.“-Bild finden sich in den Unterfeldern
beidseits je eine 10 mm im Durchmesser haltende, außen scharf und innen unscharf begrenzte
Verdichtung, für die sich am Seitbild kein Korrelat findet. Auf Grund der Symmetrie der
Veränderung und deren Lokalisation entsprechen diese Verdichtungen den Mamillenschatten.
Im Zweifelsfall können durch eine Markierung der Mamillen mit Kontrastmittelpaste letzte
Zweifel ausgeräumt werden.
ner Kallus um die (abgeheilte) Fraktur
(> Abb. 2). Bei einem spindelförmigen
Weichteilschatten um eine Rippenfraktur
muss an eine pathologische Fraktur
gedacht werden. Bei frischen Frakturen
muss weiters auf Begleitverletzungen wie
Lungenkontusion, Hämatothorax oder
Pneumothorax geachtet werden.
Pathologische Prozesse der Thoraxwand
müssen von benignen Veränderungen
unterschieden werden, die intrathorakale
Pathologien vortäuschen können. Bei adipösen Patienten kann so zum Beispiel
durch die Strahlenabsorption der Weichteile die Strahlentransparenz des Thorax
dermaßen herabgesetzt werden, dass
pathologische Veränderungen wie ein
akzentuiertes Interstitium oder beim lie-
Abb. 4: Thorax p. a. eines Patienten mit
unklaren Oberbauchbeschwerden 2 Tage
nach einer Wirbelsäulenoperation. Auf dem
sonst unauffälligen Thoraxröntgen findet sich
eine Luftsichel zwischen dem Oberrand der
Leber und dem Zwerchfell (Pfeile). Ursache
für die freie Luft war eine Perforation des
Rektums durch eine Osteosyntheseschraube.
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genden Patienten Pleuraergüsse vorgetäuscht werden können. Eine Asymmetrie
nach Mastektomie kann ebenfalls pathologische Prozesse vortäuschen. Der Mamillenschatten kann, vor allem wenn er nur
einseitig abgebildet ist, einen intrapulmonalen Rundherd vortäuschen (> Abb. 3).
Zwerchfell
Die Zwerchfellhälften werden bezüglich
ihrer Lage, Wölbung und Begrenzung
beurteilt. Zwerchfellhälften sind üblicherweise nach kranial konvex gewölbt und
scharf begrenzt. Der einseitige Zwerchfellhöherstand kann durch eine Phrenikusparese, Atelektasen, eine Pulmonalembolie
oder durch intraabdominelle Prozesse
bedingt sein. Bei einem fortgeschrittenen
Lungenemphysem kommt es zum Tiefertreten und Abflachen der Zwerchfellhälften. Zu einer Konturunschärfe des Zwerchfells kommt es, wenn im Bereich der Konturunschärfe nicht belüftete, sondern konsolidierte Lungenanteile (wie z. B. entzündliche Infiltrate oder Atelektasen) an
das Zwerchfell grenzen. Auch ein Pleuraerguss kann zu einer Konturunschärfe
des Zwerchfells führen.
Bei der Analyse der Zwerchfellhälften
muss stets auch nach freier intraabdomineller Luft Ausschau gehalten werden.
Freie intraabdominelle Luft sammelt sich
unterhalb der Zwerchfellkuppe an und ist
meist nur an der rechten Seite zweifelsfrei
zu erkennen, da hier die Leber einen guten
Kontrast zur Luft bietet (> Abb. 4).
Abb. 5: Thorax p. a. und seitlich, koronales Bild einer CT des Thorax und Oberbauchs.
Auf den Röntgenbildern findet sich zwischen Leber und rechtem Zwerchfell eine umschriebene
Luftansammlung (Pfeil). Vor allem am Seitbild zeigt diese Luftansammlung die typische Kontur von Darmschlingen (Pfeile). Die CT (die zum Ausschluss einer Pulmonalembolie durchgeführt wurde) zeigt eine Dickdarmschlinge (Pfeile) zwischen Leber und rechtem Zwerchfell.
Differenzialdiagnostisch muss auf der rechten Seite eine Verlagerung von Darmanteilen zwischen Zwerchfell und Leber (ein
sog. Chilaiditi-Syndrom) von freier intra-
Abb. 6: Thorax p. a. und seitlich bei einer 37 Jahre alten Patientin mit einem fieberhaften
Infekt. Im dorsalen Zwerchfellsinus links zeigt sich eine meniskusförmig nach kranial
ansteigende Verschattung, welche einem geringen Pleuraerguss entsprechen dürfte. Als Korrelat am p. a. Bild ist der linke laterale Zwerchfellsinus nicht vollständig entfaltet. Differenzialdiagnostisch käme hier neben einem Pleuraerguss auch eine Pleuraschwiele in Frage, was durch
einen ergänzenden perkutanen Ultraschall ausgeschlossen wurde.
abdomineller Luft unterschieden werden
(> Abb. 5). Auf der linken Seite kann
Luft im Magenfundus eine freie intraabdominelle Luft vortäuschen.
Abb. 7: Thorax p. a. bei einem 52 Jahre
alten Patienten mit bekannter Pneumonie.
An der lateralen Thoraxwand rechts findet
sich eine homogene, weitgehend scharf
begrenzte linsenförmige Verdichtung. In
Zusammenschau mit der Klinik entspricht
diese Veränderung einem abgekapselten
Pleuraerguss (Empyem?). Geringer
Pleuraerguss links.
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Abb. 8: Thorax p. a. in Inspiration bei
einem 19 Jahre alten Patienten mit plötzlich
einsetzendem Thoraxschmerz rechts.
Pneumothorax rechts. Die Pleura visceralis
der kollabierten Lunge kommt als feinste
parallel zur Thoraxwand verlaufende Linie
zur Darstellung (Pfeile). Distal dieser Linie
findet sich keine Gefäßzeichnung der Lunge
mehr.
Pleura
Pleuraergüsse sammeln sich bedingt
durch die Schwerkraft an der tiefsten
Stelle des Thorax, d. h. beim stehenden
Patienten in den dorsalen Zwerchfellsinus. Auf der Seitaufnahme führen bereits
Ergussmengen von 50–150 ml zu einer Verschattung des jeweiligen Sinus (> Abb. 6).
Auf Grund der durch den Pleuraerguss
bedingten Kontraktion der Lunge und
der Kapillarkräfte kommt es dazu, dass
Pleuraergüsse nach kranial nicht horizontal, sondern zur Wand hin meniskusförmig ansteigend begrenzt werden. Ab
einer Ergussmenge von etwa 200 ml führen Pleuraergüsse auch zu einer Verschattung der lateralen Sinus, ab 500 ml
kommt es zu einer Konturunschärfe des
Zwerchfells.
Bei einem länger bestehenden Pleuraerguss und insbesondere bei Pleuraempyemen kommt es häufig zu einer Abkapselung des Pleuraergusses, welche am
Thoraxröntgen als wandständige linsenförmige homogene Verschattung zur
Darstellung gelangt (> Abb. 7).
Pneumothorax: Ein Pneumothorax
ist dadurch charakterisiert, dass Luft in
den Pleuraraum gelangt und sich auf
Grund der Eigenelastizität der Lunge ein
Spalt zwischen Pleura visceralis und
parietalis bildet. Am Thoraxröntgen ist
bei einem Pneumothorax die Pleura
visceralis als feinste Linie zu erkennen,
Abb. 9: Thorax p. a. in Inspiration bei
einem 17 Jahre alten Patienten mit plötzlich
einsetzendem Thoraxschmerz rechts, Dyspnoe, Tachykardie und Hypotension. Ausgedehnter Pneumothorax rechts. Die rechte
Lunge vollständig kollabiert, das Mediastinum nach links verlagert, das rechte
Hemidiaphragma abgeflacht, tiefer stehend
(tiefer als das linke). Die beschriebenen
Veränderungen sind auf einen Spannungspneumothorax hinweisend, wenngleich wir
dieses Bild vor allem auch bei jungen Patienten ohne klinische Spannungszeichen finden
können. Die Klinik dieses Patienten
erforderte eine notfallmäßige Druckentlastung.
distal derer keine Lungengefäße mehr
sichtbar sind (> Abb. 8). Durch den
reflektorisch verminderten Blutfluss in
der kollabierten Lunge kommt es zu
einer Abnahme der Dichte in der kollabierten Lunge, sodass wir meist keinen
Dichteunterschied zwischen kollabierter
und nicht-kollabierter Lunge finden.
Ein Sonderfall des Pneumothorax stellt
der Spannungspneumothorax dar, bei dem
es durch einen Ventilmechanismus zu
einem erhöhten Druck im Pleuraraum
kommt. Die Druckerhöhung im Pleuraraum führt zu einer Verschiebung des
Mediastinums nach kontralateral sowie zu
einer Abflachung des Zwerchfells (> Abb.
9). Beide Zeichen finden sich jedoch auch
bei Patienten mit Pneumothorax ohne
Druckerhöhung, da vor allem bei jungen
PatientInnen das Mediastinum eine ausgeprägte Beweglichkeit aufweist. Daher ist
die Diagnose eines Spannungspneumothorax nur in Zusammenschau mit der Klinik
des Patienten möglich. Bei klinischem
Verdacht auf einen hämodynamisch wirksamen Spannungspneumothorax wird vor
allem bei instabilen PatientInnen meist
auf ein diagnostisches Thoraxröntgen ver-
Abb. 10: Thorax-Bettaufnahme bei einem
79 Jahre alten Patienten nach Implantationsversuch eines ZVK rechts. Lineare,
parallel zur Thoraxwand verlaufende
Verdichtung rechts (Pfeile). Die Linie aber
im Vergleich zu > Abb. 8 etwas breiter und
nach medial unscharf begrenzt. Nach lateral
wird diese Linie von einer dünnen schwarzen
Linie begleitet. Im rechten Lungen-Unterfeld
findet sich zudem noch eine Gefäßzeichnung
lateral der linearen Verdichtung. Die
vermutete Hautfalte wurde durch eine
Wiederholungsaufnahme bestätigt.
zichtet und der Druck im Pleuraraum vor
einer bildgebenden Diagnostik entlastet
werden.
Entgegen der in manchen Lehrbüchern
geäußerten Meinung, dass Exspirationsaufnahmen im Vergleich zu Inspirationsaufnahmen eine höhere diagnostische Sicherheit im Nachweis eines Pneumothorax
aufweisen, konnten mehrere Studien zeigen, dass diese Annahme nicht zutrifft. Da
Exspirationsaufnahmen zur Beurteilung
des Lungenparenchyms ungeeignet sind,
werden Exspirationsaufnahmen zum
Nachweis eines Pneumothorax mittlerweile für obsolet erachtet.
Differenzialdiagnostisch muss ein Pneumothorax bei Bettaufnahmen vor allem
bei kachektischen PatientInnen von
Hautfalten unterschieden werden, welche
sich ebenfalls als feine Linie darstellen
können (> Abb. 10). Im Unterschied zum
Pneumothorax sind die Linien bei Hautfalten meist etwas breiter und werden
nach lateral hin von einer feinen schwarzen Linie begleitet (sog. Mach-Effekt).
Häufig ziehen die durch Hautfalten
bedingten Linien auch über die Thoraxwand hinaus und können so von einem
Pneumothorax unterschieden werden. Im
Zweifelsfall können Wiederholungsaufnahmen notwendig sein, um einen Pneumothorax auszuschließen.
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Musterfragen zum Thema „Thoraxröntgen“
A. Welche Veränderung kann am Thoraxröntgen freie intraabdominelle Luft vortäuschen?
1.
2.
3.
4.
5.
perforiertes Ulcus ventriculi
Chilaiditi-Syndrom
Budd-Chiari-Syndrom
Pneumothorax
Pleuraerguss
B. Welche der folgenden Pathologien führt in der Regel nicht zu einem Zwerchfellhöherstand?
1.
2.
3.
4.
5.
Phrenikusparese
Atelektase
Pulmonalembolie
intraabdominelle Prozesse
Lungenemphysem
C. Durch welche Maßnahme kann häufig bei einer Bettaufnahme eine Hautfalte von einem Pneumothorax
unterschieden werden?
1.
2.
3.
4.
5.
durch das Anlegen einer Drainage
durch Perkussion
durch eine Wiederholungsaufnahme
durch einen Vergleich mit Vorbildern
durch ein sorgfältiges Erheben der Klinik
D. Was ist neben den entzündlichen Veränderungen im rechten Oberlappen die hervorstechendste Pathologie
an dem unten abgebildeten Thoraxröntgen von einem Patienten mit bekannter Tuberkulose?
1.
2.
3.
4.
5.
Pneumothorax
St. p. Mastektomie
freie intraabdominelle Luft
Pleuraerguss
gar nichts (unauffälliges Thoraxröntgen)
E. Durch welche Anteile des Herzens wird am Seitbild die vordere Kontur des Herzens gebildet?
1.
2.
3.
4.
5.
den linken Ventrikel
den linken Vorhof
den rechten Ventrikel
den rechten Vorhof
die Vena cava inferior
Richtige Antworten: A2, B5, C3 (4 nicht völlig falsch), D3, E3
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