3.4.2 Schmerz als Lebensinhalt - beck

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Van den Berg. Angewandte Physiologie (ISBN 3131311118) © 2003 Georg Thieme Verlag
200
3 Spezifische Schmerzursachen einzelner Organsysteme
There is no pain without gain
Schmerz
biomedizinische
Faktoren
(Ernährung,
Rauchen,
usw.)
High Tech
Medizin
Angst,
Unruhe,
chronischer Besorgtheit
Schmerz,
Perönlichkeit
Scheidung,
Verlust von
Mangel an
FamilienmitKontrolle
gliedern,
passive
(z.B. bei der
Umzug
CopingArbeit,
strategien zu Hause)
soziale
Konditionierung
Abb. 3.32 Chronisches Schmerzsyndrom und die Folgen von parallel auftretenden Risikofaktoren auf bio-psychosozio-funktionellem Niveau.
Stunde spazieren gehen und um 13.00 Uhr zwei
Gramm L-Tryptophan einnehmen.
Den Patienten aktiv im Behandlungsprozess mitdenken lassen. Aktives Copingverhalten ist eine Voraussetzung für Besserung. Der Patient soll bei der
Wahl der Behandlungsstrategie mitdenken und
mitentscheiden; so steigt die Motivation und damit
Therapietreue (Abb. 3.32).
Zusammenfassung:
Konsequenzen für die Therapie
Zusammengefasst lässt sich folgendes festhalten.
Verhindert werden soll ein gleichzeitiges Feuern
(firing) mehrerer Teile (Neurone) des Zentralnervensystems, die mit pathologischem Schmerz
(pain) und Schmerzempfinden zusammenhängen,
wodurch sie eine Verbindung eingehen (wiring)
könnten und somit zu einer Sensibilisierung (gain)
führen würden.
3.4.2
Schmerz als Lebensinhalt
Hanna Kysely
Einleitung
Die Patienten haben Werte, Überzeugungen und
Haltungen zum Umgang mit dem Phänomen
Schmerz, die in den therapeutischen Prozess mit
einfließen. Gleichzeitig treffen diese Haltungen auf
bewusste und unbewusste Einstellungen und Überzeugungen der Therapeuten. Dies liegt nicht nur an
den individuellen Anschauungen, sondern wird
durch unser Umfeld und die gesellschaftlichen Traditionen mitbestimmt.
Unser gesellschaftliches Leben ist sehr durch die
Medien geprägt. Krankheit und Schmerz sind wenig
medienwirksam und unterhaltend. Die Werbung
zielt auf den Kampf gegen Schmerzen. Die Schmerzen sollen in den „Griff“ bekommen werden. Es
wird suggeriert, dass man die Schmerzen unter
Kontrolle bringen kann. Die Tatsache, dass nicht alle
chronische Schmerzen zu beheben oder gar zu lindern sind, wird geleugnet. Denn die Werbung sagt:
„Schmerzen? Darunter muss heute niemand mehr
leiden.“ Dies weckt hohe Erwartungen beim potentiellen Käufer. Auch die therapeutischen Schmerzprogamme mit den Namen wie „Schmerzbewältigungstraining“, „Schmerzbewältigungsprogramm“,
und „Behandlungsverfahren zur Schmerzkontrolle“
treffen mit den Assoziationen wie: „bezwingen,
vollbringen, erledigen, in den Griff bekommen“ die
verdeckten und offenen Sehnsüchte der Patienten.
Dies lenkt die Aufmerksamkeit auf den Schmerz.
Ein Ziel der Schmerztherapie ist, die Fixierung auf
den Schmerz zu lösen.
Die Fragen: „Wie begegnet jemand dem
Schmerz? Wie geht er damit um? Wie bleibt er lebendig trotz der Schmerzen?“ sind wichtig und
bleiben bei reinen Bewältigungsprogrammen außer acht (Frede 2000).
Schmerz als Lebensinhalt klingt paradox. Wer
möchte schon gerne ausdauernd, qualvoll anhaltend Schmerzen haben und leiden. Viele Schmerzkranke werden trotz der vielfältigsten therapeutischen Anwendungen mit ihren Schmerzen leben
müssen. Einige Schmerzkranke sehen nur ihren Tod
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