Medikamente – Wirkung und Nebenwirkungen gesünder leben Medikamente, Medikamente … Arzneimittel helfen Gar nicht so bekannt ist, dass viele Medikamente ihre volle Wirkung erst zusammen mit einer Umstellung der Lebensund Ernährungsweise entfalten, dadurch oft reduziert oder entbehrlich werden können. Beispiele dafür sind Bluthochdruck, Zuckerkrankheit und Fettstoffwechselstörungen. Allerdings können Medikamente eine gesunde Lebensweise nicht ersetzen! Vorsicht: Nebenwirkungen! So gut viele Medikamente auch wirken und heilen – die Einnahme ist nie völlig risikolos! Bestimmte Arzneien können sogar abhängig machen. Wichtig ist es ... • Arzneimittel nach ärztlicher Anweisung einzunehmen und die Dosis nicht eigenmächtig zu erhöhen – dies könnte sonst Nebenwirkungen noch verstärken, • dass Ihr Arzt über alle aktuell eingenommenen Medikamente Bescheid weiß, nur so kann er Wirkungen, Nebenund Wechselwirkungen abwägen, • die Gebrauchsinformation gründlich zu lesen, nicht nur Anwendungsgebiete, sondern auch die Hinweise zur Einnahme, insbesondere Neben- bzw. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln (ggf. auch bestimmte Nahrungsmittel und Getränke), • die Kombination von Medikamenten und Alkohol zu vermeiden, • sich in Zweifelsfällen ärztlich bzw. in der Apotheke beraten zu lassen, • bei Selbstbehandlung jeglichen Dauergebrauch zu vermeiden, es könnte zur Gewöhnung kommen. Medikamente am Steuer und am Arbeitsplatz? Viele Medikamente können die Verkehrssicherheit beeinträchtigen: Sie setzen die Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit herab oder verschlechtern, wie Augentropfen, das Sehvermögen. Besonders kritisch sind Medikamente, die direkt auf das Gehirn wirken. Dazu zählen beispielsweise Beruhigungs- oder Schlafmittel und Arzneien gegen Depressionen. Vorsicht bei weiteren Mitteln wie zum Beispiel gegen Schmerzen, Husten, Muskelverspannungen und Magengeschwüre. Tipps • Arzneimittel nach ärztlicher Anweisung einnehmen. • Immer den Beipackzettel gründlich lesen. • Zusammen mit (Rest-)Alkohol kann sich die Wirkung von Arzneimitteln noch erheblich verstärken. Medikamente – schnelle Problemlöser? Von blauen, grünen, gelben und weißen Pillen Ein wenig Kopfweh? Eine weiße Schmerztablette soll helfen! Kein Antrieb, zu müde? Ein grünes Aufputschmittel soll munter machen! Schlafstörungen? Eine blaue Tablette soll für ausreichend Schlaf sorgen! Gestresst und nervös? Eine gelbe Beruhigungspille soll für Ausgeglichenheit sorgen! Es gibt Alternativen! Bei bestimmten Krankheiten ist eine rechtzeitig eingeleitete Schmerztherapie durch einen erfahrenen Arzt unumgänglich. Meistens kann sie durch eine gesündere Lebensweise wirkungsvoll unterstützt werden. Weil Medikamente gravierende Nachteile bis hin zur Abhängigkeit haben, sind „natürliche“ Alternativen gefragt. Dazu zählen auch Kurse zur Schmerz- und Stressbewältigung, zur Kräftigung des Rückens und zum verantwortungsvollen Umgang mit Genuss- und Suchtmitteln. Über Kräutertees, -tinkturen und pflanzliche Arzneimittel lassen Sie sich ärztlich oder in der Apotheke beraten, welche Mittel es ohne eigenes Suchtpotenzial gibt. Bedenken Sie: Auch diese Zubereitungen sind keine Problemlöser, sie können eine gesunde Lebensweise und Ernährung nicht ersetzen. Schmerzen, Schmerzen ... Häufig sind Kopf-, Rücken- oder Gelenkschmerzen. Sie werden oft durch einseitige Körperhaltung, aber auch durch Stress, Konflikte und psychische Belastungen verursacht. Tipps gegen Schmerzen Gelenk- und Rückenschmerzen • Schonhaltungen vermeiden und viel bewegen, weil sonst zusätzliche Schmerzen an Muskeln und Sehnen auftreten können • Rückenschonende Arbeit, rückenkräftigende und Entspannungsübungen Kopfschmerzen • Kühlende Umschläge auf Kopf, Stirn und Nacken • Bewegung, Sport, Spiele, Entspannungsübungen • Bei Migräne: ggf. bestimmte Lebensmittel meiden (z. B. Schokolade, reifer Käse, Rotwein, Geschmacksverstärker) Antriebslosigkeit, Müdigkeit Stimmungsschwankungen sind normal! Menschen unterliegen einem biologischen Rhythmus bis hin zu jahreszeitlichen Schwankungen (z. B. im Herbst und Winter). Aktiv fit werden • Sich viel bewegen (z. B. Spazieren gehen, Nordic Walking, Rad fahren, schwimmen, tanzen), am besten in der Gruppe • Entspannungsübungen, Kneippanwendungen • Kontakte pflegen, Hobbys Schlafstörungen Nicht allein die Dauer, sondern die Qualität (tief) des Schlafes ist entscheidend. Die Dauer allein ist sehr individuell und nimmt altersbedingt ab. Übermäßiges Schnarchen (einschl. Schlafapnoe) sollte ärztlich abgeklärt werden; ebenso Krankheiten, die sich auf den Schlaf negativ auswirken. Bei Schlafstörungen helfen leichte körperliche Aktivitäten, Entspannungsübungen, ein warmes Bad usw. vor dem Schlafengehen. Anregende Getränke, Bücher, Filme sowie Alkohol und schweres Essen sollten gemieden werden. Stress, Nervosität Stress gehört zum Leben, allzuviel ist aber ungesund. Ruhig und gelassen • Nehmen Sie sich weniger vor, delegieren Sie Arbeiten an andere. Setzen Sie Prioritäten. • Planen Sie genügend Freizeit bzw. Freiräume ein. • Nutzen Sie Entspannungsmethoden (z. B. Atemübungen, progressive Muskelentspannung, autogenes Training, Yoga, Meditationen). Sie können dem Stress durch Bewegung „davonlaufen“. • Im Urlaub stehen Erholung und Abschalten im Vordergrund, pflegen Sie Hobbys. Der Weg in die Abhängigkeit Wie im richtigen Leben Schmerzen gehören zum Leben, obwohl sie unangenehm sind. Sie signalisieren, dass im Körper etwas nicht in Ordnung ist: „Bitte klären und die Ursache möglichst abstellen“, bevor der Schmerz chronisch wird und sich in unserem „Schmerzgedächtnis“ eingräbt. Wie ist die Realität? Unser Leben ist allgemein schmerzärmer und müheloser geworden. Die Fähigkeit, Schmerzen, Leiden, Spannungen und Konflikte aktiv durchzustehen wird immer mehr an Medikamente delegiert. Dazu ein Beispiel: Nach einem anstrengenden Tag erschöpft sein, ist eine ganz natürliche Reaktion des Körpers. Warum Medikamente? Wichtige Signale Schmerzen, Ängste, Unlust, Antriebsarmut, Schlafstörungen, Erschöpfung und Abgeschlagenheit, Stress, Nervosität, Unruhe oder Verstimmungen werden meist nicht als körperliches bzw. seelisches Signal verstanden, das es anzunehmen gilt. Die Ursache(n) zu erforschen, Auslöser abzustellen bzw. zu reduzieren, unsere Lebens- und Ernährungsweise zu verändern – das alles ist zeitaufwändig, oft schwierig und anstrengend! Viel einfacher ist es, zu einer Pille, Tablette, einem Zäpfchen oder zu Tropfen zu greifen – eine geschickte Arzneimittelwerbung weist diesen einfachen Weg nach dem Motto: „Leben Sie unbeschwert, wir kümmern uns um Ihre Gesundheit!“ Medikamente können meist nur die Symptome bekämpfen – nicht die Ursachen! Schmerz-, Schlaf-, Beruhigungsmittel Solche Medikamente werden entweder ärztlich verordnet – dann sind sie nur zu oft legitim. Viele, gerade Schmerzmittel, sind sogar frei verkäuflich. Medikamente können rasch und unauffällig eingenommen werden. Gesellschaftlich wird es weitgehend akzeptiert, bei Beschwerden oder Unpässlichkeiten Tabletten zu schlucken, kaum einer denkt an Abhängigkeit. Dabei wird nicht bedacht (oder wird es einfach ignoriert?), dass die fraglichen Medikamente nur vorübergehend eingenommen werden sollten – in vielen „Gebrauchsinformationen“ ist das nachzulesen. Die Folgen? Neben Magen-, Nieren- oder Leberschäden treten wiederum Schlaflosigkeit, Depressionen und Unruhe auf. Wussten Sie? Bei längerer Einnahme von Kopfschmerzmitteln führt dies sogar zu Kopfschmerzen und damit zur gesteigerten Einnahme dieser Schmerzmittel. Werden sie abgesetzt, kann das die ursprünglichen Kopfschmerzen noch verstärken. Wägt jeder Arzt sorgfältig ab, ob Medikamente abhängig machen können? – Fragen Sie danach! Wann liegt eine Abhängigkeit vor? Wenn der Mensch nicht mehr in der Lage ist, auf Medikamente zu verzichten, oder immer öfter, in immer kürzeren Abständen, mehr einnimmt als er eigentlich sollte. Das Medikament sorgt für weniger Schmerzen, für neuen Schwung, für Schlaf oder Beruhigung, kurzum für angenehme Gefühle. Der Mensch ist seelisch abhängig geworden. Medikamentenabhängige Menschen: meistens Frauen! Zwei Drittel aller Medikamentenabhängigen sind Frauen! Sind sie generell anfälliger für eine Abhängigkeit als Männer? Grundsätzlich nein, Frauen haben nur ein anderes Rollenverständnis als Männer. Geht es darum, Beruf und Familie „unter einen Hut zu bringen“, kann der Erwartungsdruck schnell (zu) groß werden: Hohe Anforderungen, Ärger und Konflikte am Arbeitsplatz, vielleicht auch mit den männlichen „Konkurrenten“! Und zu Hause? Der Familienhaushalt erfordert einen hohen Einsatz und besondere Anstrengungen: Kinder sind evtl. krank, haben Probleme im Kindergarten oder in der Schule, der Ehepartner hat Wünsche, verändert sich, evtl. kommt auch die Sorge um nahe Angehörige dazu. Das Wochenende zum ausspannen und erholen? Meistens Fehlanzeige! Das kostet Kraft! Frauen ... • fühlen sich oft verantwortlich, für andere da zu sein. • sorgen für Geborgenheit und angenehme Atmosphäre. • unterdrücken einfach Überforderung, Stress, Erschöpfung, Wut, Ärger, eigene Wünsche und Träume. • passen sich an, wollen unauffällig die Fassade wahren. Und die Anforderung an sich selbst? Ein Blick in die Werbung zeigt es nur zu deutlich auf: Frauen sollen immer gut gelaunt sein, vor allem gut aussehen, schlank, jung und attraktiv sein. Kein Auseinandersetzen mit den Ursachen und Problemen, kein Abbauen der Überbelastungen! Kopfschmerzen? Müdigkeit? Nervosität? Schlafstörungen? Wenn also das Gleichgewicht von Anspannung und Entspannung gestört ist, wenn die Belastungen größer sind als die Belastbarkeit, dann sind Schmerz-, Schlaf-, Beruhigungs- und sonstige Mittel bald zur Hand: Suchtmittel! Das ist zunächst der Weg, der schneller und leichter zum erhofften Ziel führt. „Frau“ fühlt sich besser, ist beruhigt und entspannt, ist wieder leistungsstark, fit und gut drauf. Morgens ein Aufputschmittel, während des Tages Schmerzmittel und abends Schlaftabletten?! Der Körper gewöhnt sich schnell an diese Pillen, Tropfen und Pulver. Er verlangt bald nach mehr. Das Gewissen regt sich: Soll ich oder soll ich nicht? Jedoch die Symptome, die Angst, die Unruhe, Schlafstörungen und Kopfschmerzen siegen wieder einmal über die Vernunft. Und so wird wieder eine Tablette geschluckt, vielleicht noch Alkohol dazu, das steigert die Wirkung, wenn auch in die verkehrte Richtung. Der Hausarzt will die Tabletten nicht mehr verschreiben? Den Arzt wechseln?! Oder sind die Medikamente frei verkäuflich? Egal wie, nur ausgehen dürfen sie nicht. Kinder und Jugendliche Oft bekommen bereits Kinder und Jugendliche Medikamente, ohne dass eine Krankheit vorliegt, also die empfundenen Symptome vorrangig Ausdruck von inneren oder äußeren Konflikten sind. Um Leistungen zu steigern, Stress zu min dern, die Konzentration zu fördern. Kinder lernen von Erwachsenen, ahmen nach. Ist es in der Familie üblich, bei sogenannten Alltagsbeschwerden gleich zu Medikamenten zu greifen, sind Vitamin- und sonstige Pillen selbstverständlich? So können schon früh die Weichen in einen übermäßigen Gebrauch von Medikamenten gestellt und natürliche Methoden vernachlässigt werden. Vom Verdacht zur Gewissheit Die meisten Menschen können ihre Medikamentenabhängigkeit lange geheim halten: Keine Fahne, kein torkeln und lallen wie nach Alkoholgenuss. Angepasst und unauffällig wird lange Zeit ein ganz normales Leben aufrecht erhalten. Abhängige täuschen sich selbst und andere, lügen und vertuschen, bis es zum Zusammenbruch und zur schweren Krankheit kommt. Was tun, fragen sich Angehörige? Druck oder Zwang bewegen meist keine Änderung, durch weniger Zuneigung und Verständnisbereitschaft wird sogar der Medikamentenverbrauch noch gesteigert. Bereits das Ansprechen der Problematik wird oft als Angriff auf die Person gewertet. Abhängige sind sich ihrer Lage durchaus bewusst, allerdings sind sie unfrei, krank, unfähig das Leben aktiv zu gestalten. Versprechen und gute Vorsätze können sie deshalb meist nicht halten. Ob aus Angst, Sorge, Zuneigung oder Abneigung bzw. Scham – viele Angehörige sind hilflos, verdrängen, wollen nicht wahrhaben, was sie längst wissen: Medikamentenabhängigkeit, vielleicht sogar mit Alkoholmissbrauch kombiniert! Sie werden zu sogenannten Co-Abhängigen: eigene Bedürfnisse, Gefühle und Grenzen werden nicht wahrgenommen, sondern am Verhalten des süchtigen Menschen ausgerichtet. Dadurch wird dessen Abhängigkeit noch unterstützt und gefördert! Angehörige – und auch Ärzte! – sehen oft viel zu lange über den Medikamentenmissbrauch hinweg. Tipps • Werden Sie sich darüber im Klaren, ob Sie durch Ihr Verhalten dem Abhängigen oder der Sucht helfen (wollen). • Nicht Leistungsabfall decken bzw. Aufgaben für den Abhängigen übernehmen. • Verheimlichen und ggf. Geldzuwendungen helfen dem Abhängigen, mit der Sucht zu leben, aber nicht, von ihr wegzukommen. • Sich keine Schuldgefühle aufbürden lassen, nicht für Tun und Gefühle des anderen verantwortlich sein. • Eigene Schuld- bzw. Schamgefühle verdrängen und dem anderen die Verantwortung für sein Tun und seine Krankheit (zurück-)geben. • Die Realität wahrnehmen lassen: Der Abhängige übernimmt die Verantwortung, um von seiner Medikamentenabhängigkeit wegzukommen und in ein normales Leben zurückzukehren. • Einen nutzlosen Kampf beenden, nicht auf Wunder warten, Hilfe in einer Beratungsstelle suchen. Hilfe!!! Abhängige haben sich an Medikamente gewöhnt, des­halb können sie sich wieder entwöhnen, davon befreien! Dabei helfen die Mitarbeiter(innen) der verschiedenen Beratungsstellen. Alle unterliegen der Schweigepflicht! Im Vordergrund steht bei Medikamenten der Entzug, wenn sie körperlich abhängig gemacht haben, danach folgt die Entwöhnung. Neben ambulanten gibt es auch stationäre Therapieeinrichtungen; sehr nützlich sind Selbsthilfeorganisationen und -gruppen. Jeder Abhängige hat die Chance für ein suchtfreies Leben. Adressen Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) e. V. Westenwall 4 · 59065 Hamm Tel. 02381 9015-0 · Fax 02381 9015-30 · www.dhs.de Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Ostmerheimer Str. 220 · 51109 Köln Tel. 0221 8992-0 · Fax 0221 8992-300 Informationstelefon (auch zu örtlichen Beratungsstellen): 0221 8920-31 · www.bzga.de Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) Wilmersdorfer Str. 39 · 10627 Berlin Tel. 030 31018960 · Fax 030 31018970 · www.nakos.de Diese Stelle gibt ebenso wie die vorgenannten Organisationen Auskünfte zu Selbsthilfegruppen und -organisationen. Auch die BKK hilft Ihnen mit Tipps und Adressen. Beratungsstellen gibt es in jeder größeren Stadt und in vielen (Land-)Kreisen. Auch die örtlichen Gesundheitsämter helfen weiter. © 2009 KKF-Verlag, 84503 Altötting. Bestell-Nr. 10225. Die Ausführungen stellen eine Kurzfassung dar, sie ersetzen keinesfalls die ärztliche bzw. therapeutische Beratung. Stand 04/2009.