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25.11.2013 | von Nicola Westphal |
Radolfzell Große Lügen aus der Gefühlskiste
Radolfzell - Fremdgehen, Lügen, Machtgebaren: Die Komödie „Ich, treu, suche“ hält den
wenigen Besuchern im Milchwerk einen Spiegel vor
Die Suche nach Glück, spröde Beziehungen, Seitensprünge: Das Theaterstück „Ich, treu, suche“
brachte auf die Bühne, was im Gefühlsleben schiefgehen kann (von links): Andra Zwicky, René
Schnoz, Mathias, Wellner, Eveline Ketterer. Bild: Westphal
„Liebe/r, ich wollte Ihnen das schon lange sagen, doch jetzt ist der Moment gekommen, mein
Schweigen zu brechen….“. Dieser Briefanfang ist Hauptbestandteil des Theaterstücks „Ich, treu,
suche“. Die Komödie des Tourneetheaters „Klima das Theater“, wurde am Samstagabend im kleinen
Saal des Milchwerks aufgeführt. In den Briefen wagen es die vier Protagonisten ihre geheimen
Wünsche, Gefühle, Bedürfnisse mitzuteilen. Am Ende werden die Briefe dann doch zerrissen.
„Ich, treu, suche“ ist eine amüsante, abgründige Komödie über das Streben nach Selbstverwirklichung
und Glück und über das Scheitern von Beziehungen und Existenzen. Das Beziehungswirrwarr
zwischen zwei Männern und zwei Frauen hält dem Publikum oft einen Spiegel vor.
Zum Inhalt. Stefanie lebt seit 17 Jahren frustriert und vernachlässigt an der Seite von Martin, doch sie
will Fitnesstrainer Sebastian, der eigentlich Biologe ist und aktuell viel lieber Psychologie studieren
würde. Der distinguierte Martin ist genervt von Stefanie, besucht heimlich Bordelle, trägt unter seinem
seriösen Nadelstreifenanzug schwarze Lederslips und hat ein Verhältnis mit Nina. Nina definiert sich
über ihren Erfolg bei Männern, mimt das sexy Dummchen, sehnt sich aber eigentlich nach
Anerkennung, Respekt und wahrer Liebe. Was sie alle miteinander verbindet ist das Leben in einer
Scheinwelt aus Lügen und Illusionen. Die Karten werden schließlich neu gemischt, die Schicksale der
Akteure nehmen eine unerwartete Wendung, die Perspektiven auf das Leben verändern sich.
Die Thematik ist nicht neu. Ehe, Beziehung, Fremdgehen, Lügen, Machtgebaren, das Streben nach
Glückseligkeit. Dennoch ist das Stück feinfühlig inszeniert und die Akteure bestechen durch
Professionalität und Spielfreude. Das minimalistische Bühnenbild lässt den Schauspielern genügend
Raum für ihr Spiel. Ihre Briefe werden im Laufe der Handlung wie bei einem Staffellauf aneinander
übergeben, dadurch entwickelt sich eine rasante Dynamik, die mehr Zuschauer verdient hätte.
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