Norovirusinfektionen

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November 2007
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Dr. Heribert Bischoff
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Lopman BA, Reacher MH, Vipond IB, Hill D, Perry C, Halladay T, Brown DW, Edmunds WJ, Sarangi
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Epidemiology
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cost
of
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Avon,
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www.lgl.bayern.de
www.nlga.niedersachsen.de
www.lagus.mv-regierung.de
www.hsm.hessen.de
www.rki.de
www.ecdc.eu.int
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
im Winterhalbjahr 2006/2007 wurden in Bayern seit Einführung des IfSG im Jahr 2001 die
meisten Infektionskrankheiten mit Noroviren gemeldet. Neben der erheblichen Belastung für
die Erkrankten führen Ausbrüche, die durch Noroviren verursacht werden, in Krankenhäusern und Gemeinschaftseinrichtungen zu dramatischen personellen Engpässen und finanziellen Einbußen. Die epidemische Ausbreitung der Virusinfektion stellte den öffentlichen
Gesundheitsdienst in Bayern vor eine harte Belastungsprobe. Neben dem Management und
der Untersuchung von Ausbrüchen gastrointestinaler Infektionen mussten bei Norovirusinfektionen vor allem Aufklärung und Beratung der Bevölkerung geleistet werden.
Auch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hat größte Anstrengungen unternommen, um den diagnostischen Anforderungen, der epidemiologischen Datenerfassung im Meldewesen und den Fragen über die zu ergreifenden Maßnahmen bei Ausbrüchen, die besonders Fachfragen der Hygiene umschließen, gerecht zu werden.
Wir alle hoffen sicherlich – auch im Sinne der Patienten – auf einen Rückgang der Zahl der
Infektionen mit Noroviren in Bayern. Doch ist nicht auszuschließen, dass auch im nächsten
Halbjahr die Infektionsrate wieder deutlich ansteigt.
Deshalb entstand in Zusammenarbeit der Sachgebiete Infektiologie, Hygiene und Epidemiologie des LGL die Ihnen vorliegende Broschüre. Sie wendet sich vor allem an die Mitarbeiter
in den Gesundheitsämtern und weiteres Fachpublikum und soll zur Unterstützung der praktischen Arbeit vor Ort beitragen. Ich hoffe, Sie können in der Broschüre ausreichende Informationen über alle relevanten Fragestellungen finden, die in Zusammenhang mit Ausbrüchen
durch Noroviren stehen. Ansonsten können Sie sich bei weiteren Fragen selbstverständlich
jederzeit an das LGL wenden.
www.cdc.gov
http://bundesrecht.juris.de/
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Volker Hingst
Präsident des Bayerischen Landesamts
für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
24
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
1
Inhaltsverzeichnis
1
2
3
4
5
6
7
8
Einleitung ..........................................................................................................................3
Erreger ..............................................................................................................................4
2.1
Übertragungswege von Noroviren .............................................................................4
2.2
Wirkmechanismen (Pathogenese).............................................................................5
2.3
Typische Symptomatik einer Norovirusinfektion (Klinik) ............................................5
2.4
Therapie und Prophylaxe...........................................................................................5
2.5
Genetische Variabilität ...............................................................................................6
2.6
Immunreaktion ...........................................................................................................7
2.7
Diagnostische Möglichkeiten .....................................................................................8
2.8
Probenahme (Präanalytik) und Verlaufskontrollen ....................................................8
2.9
Norovirusdiagnostik am LGL im Winterhalbjahr 2006/2007.......................................9
Epidemiologie in Bayern ...................................................................................................9
3.1
Zeitlicher Verlauf ........................................................................................................9
3.2
Alters- und Geschlechtsverteilung ...........................................................................11
3.3
Ausbrüche................................................................................................................12
3.4
Klinische Aspekte.....................................................................................................12
Gesetzliche Grundlagen..................................................................................................14
4.1
Vorschriften für Personal beim Umgang mit Lebensmitteln.....................................14
4.2
Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder...................................................................14
4.3
Krankenhäuser, Altenheime und sonstige Gemeinschaftseinrichtungen.................14
4.4
Melde- und Übermittlungspflichten ..........................................................................15
4.4.1
Meldepflicht.......................................................................................................15
4.4.2
Übermittlungspflicht ..........................................................................................15
4.5
Prävention................................................................................................................16
Hygienemaßnahmen und Prävention von Ausbrüchen...................................................16
5.1
Maßnahmen in stationären Einrichtungen ...............................................................16
5.1.1
Allgemeine organisatorische Maßnahmen .......................................................16
5.1.2
Organisatorische Maßnahmen im Isolierzimmer ..............................................17
5.1.3
Personelle Hygienemaßnahmen ......................................................................17
5.2
Maßnahmen in Gemeinschaftseinrichtungen ..........................................................19
5.3
Maßnahmen zur Prävention von Ausbrüchen..........................................................19
Resümee.........................................................................................................................20
Literatur ...........................................................................................................................23
Informationsquellen.........................................................................................................24
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Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
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ges Erbrechen, Übelkeit, wässriger Durchfall, Bauchkrämpfe), muss der Besuch von Ge-
1 Einleitung
meinschaftseinrichtungen unterbleiben. Ebenso dürfen keine beruflichen Tätigkeiten aufge-
Überall Noroviren?
nommen werden, insbesondere keine, die die Betreuung oder Pflege von Personen umfasst.
Um am LGL eine schnelle und zielgerichtete Diagnostik zu gewährleisten, ist die klare Kennzeichnung erkrankter Personen im Gegensatz zu Umgebungsuntersuchungen und Personaluntersuchungen unverzichtbar. Die Beschränkung auf die Untersuchung von höchstens
fünf Personen mit typischer Symptomatik in einem Ausbruch ist ebenfalls dringend geboten.
Verlaufskontrollen nach Norovirusinfektionen sind nicht angezeigt.
Die Wiederzulassung muss vom vollständigen Abklingen der Symptomatik und der zuverlässigen Durchführung der Hygienemaßnahmen, insbesondere der hygienischen Händedesinfektion nach Toilettengang, durch die genesenden Personen abhängig gemacht werden.
Gemeinschaftseinrichtungen in Bayern wurden im Herbst und Winter 2006/2007 wieder von
einer Welle infektiöser Gastroenteritis-Ausbrüche erfasst. Für die Mehrzahl der Ausbrüche
waren Noroviren verantwortlich. Zwischen der 40. Meldewoche 2006 und der 20. Meldewoche 2007 wurden über 1000 Ausbrüche mit fast 16 000 betroffenen Personen an die IfSGMeldezentrale übermittelt. Die Ausbrüche betrafen vor allem Altersheime, Kindertagesstätten
und Krankenhäuser.
Seit der Einführung des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) im Jahre 2001 wuchs der Bekanntheitsgrad der Noroviren schnell: Wurden 2001 in Deutschland noch 9.279 NorovirusNachweise gemeldet, stieg die Zahl der Meldungen ein Jahr später auf 51.608. Nach leichtem Rückgang 2003 wurden deutschlandweit 2004 und 2005 über 60.000 Norovirusinfektionen pro Jahr gemeldet. 2006 erreichte die Anzahl der Meldungen mit etwas über 75.000 einen vorläufigen Höchststand, der 2007 mit über 100.000 Meldungen noch übertroffen werden wird (Quelle: Robert Koch-Institut: SurvStat, http://www3.rki.de/SurvStat, Datenstand:
24.10.2007; Zahlen beziehen sich auf Meldungen nach der Referenzdefinition, s. a. Kapitel
3).
Entscheidenden Anteil an der mühelosen Verbreitung des Erregers hat seine hohe Umweltresistenz (Tenazität) und seine geringe Infektionsdosis: Eine Veröffentlichung im New England Journal of Medicine [Becker 2000] berichtete im Jahr 2000 von einer NorovirusÜbertragung zwischen zwei Mannschaften auf dem Football-Platz. Berichte über Massenausbrüche auf Kreuzfahrtschiffen, zuletzt auch auf der „Queen Mary II“, sind Alltag geworden. Im Journal of Infectious Diseases wurde von einem Bäcker berichtet, der es eigentlich
hätte besser wissen sollen: Ihm war in seiner Bäckerei übel geworden und im Anschluss erkrankte die Gesellschaft, die seine Semmeln zum Büffett verzehrt hatte [de Wit 2007]. Derartige Geschichten werden von der Presse reißerisch verkauft. Man könnte auch nüchterner
feststellen, dass nach Einführung des IfSG mit den Noroviren ein Hauptverantwortlicher der
seit jeher bekannten „Magen-Darm-Infekte“ namentlich erfasst wird.
In der Tat bringen Norovirus-Ausbrüche in vielen Bereichen Probleme mit sich:
Die Erkrankung ist zwar kurz und selbstlimitierend, doch kann der Flüssigkeitsverlust für kleine Kinder, chronisch Kranke und v.a. ältere Leute eine akute ärztliche Versorgung nötig werden lassen. In Altersheimen, Krankenhäusern und Kindergärten sind häufig viele dieser Risikopatienten gleichzeitig betroffen. Basishygieneregeln sehen vor, dass erkrankte Betreuer,
also Krankenschwestern, Pfleger und Kindergärtner ihre Tätigkeit aussetzen. Dies führt in
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Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
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Krankenhäusern, Altersheimen und Kinderbetreuungseinrichtungen schnell zu Personaleng-
fallmeldung an das LGL zu übermitteln. Nur so kann die notwendige Datenqualität gesichert
pässen. Bleiben erkrankte Kinder zu Hause, werden sie von ihren Eltern versorgt, die dann
werden.
im Zweifel nicht zur Arbeit gehen können. Gesundheitsämter sehen sich deshalb häufig unter
Eine Infektion mit Noroviren ist für den Einzelnen i.d.R. nur unangenehm, führt aber bei un-
Druck gesetzt „mehr dagegen zu unternehmen“. Und nicht zuletzt wurden die durch noso-
gebremster Ausbreitung für die ganze Gesellschaft zu immensen personellen und finanziel-
komiale Norovirusinfektionen entstehenden Kosten für das englische Gesundheitssystem auf
len Kosten. Um das Ausmaß der jährlichen Infektionswellen zu minimieren, sind in allererster
über 70 Millionen Pfund pro Jahr geschätzt [Lopman 2004].
Linie hygienische Basisregeln einzuhalten. Dies liegt vor allen anderen in der Verantwortung
der Erkrankten und deren Betreuer:
Die vorliegende Broschüre soll über den Erreger informieren, Hygienemaßnahmen und diagnostische Möglichkeiten darstellen, Literatur und Informationsquellen anbieten und die bay-
Aus hygienischer Sicht ist die wichtigste Maßnahme die räumliche Trennung Erkrankter von
erischen Zahlen nennen. Im Resümee am Ende dieses Heftchens geben wir in kompakter
anderen Personen. Im Falle eines Auftretens im Krankenhaus oder in Alten- und Pflegehei-
Form Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Hygiene, Epidemiologie und Diagnostik.
men ist die Unterbringung in einem separaten Zimmer indiziert. Die hohe Kontagiosität erfordert es, bei Verdacht auf eine Norovirusinfektion präventive Maßnahmen schon zu ergreifen,
ehe eine labordiagnostische Bestätigung vorliegt. Räumliche Isoliermaßnahmen sind zumin-
2 Erreger
dest in der symptomatischen Phase, die in der Regel nur einen bis höchstens 2 Tage dauert,
Das Norovirus ist unter dem Namen „Norwalk-like Virus“ bekannt geworden. Im Jahr 1972
unverzichtbar; der zweifellos erhebliche Aufwand im Rahmen einer Einzelzimmerisolierung
wurde das Virus als Verursacher eines Gastroenteritisausbruchs in der Stadt Norwalk, Bun-
relativiert sich, wenn man im Vergleich die erfahrungsgemäß hohe Wahrscheinlichkeit einer
desstaat Ohio/USA, von Kapikian et al. mit Hilfe elektronenmikroskopischer Aufnahmen iden-
Weiterverbreitung auf einer Station oder sogar im gesamten Haus betrachtet. Die übrigen
tifiziert.
personellen und organisatorischen Hygienemaßnahmen gehören zum Standardrepertoire in
Freiwillige, die mit Stuhlfiltrat Erkrankter infiziert worden waren, erkrankten ebenfalls und es
stationären Einrichtungen und sollten problemlos durchzuführen sein. Das Vorgehen bei
gelang den Forschern winzige, als „small round structured viruses“ bezeichnete Partikel in
Verdacht auf eine Norovirusinfektion ist im Hygieneplan schriftlich festzulegen.
den Stuhlproben nachzuweisen.
2002 erfolgte die Umbenennung des Norwalk-like Virus in Norovirus durch das International
Bei Verdacht auf eine Norovirusinfektion in Schulen, Kindergärten und ähnlichen Einrichtun-
Committee on Taxonomy of Viruses. Noroviren gehören zur Familie der humanen Calicivi-
gen müssen symptomatische Kinder und Jugendliche umgehend von Angehörigen abgeholt
ren. Sie werden klassifiziert als unbehüllte RNA-Viren mit einem kleinen Genom von ca.
und nach Hause gebracht werden. Der Kontakt zu anderen Kindern und Jugendlichen ist zu
7.500 Basen.
minimieren, die Betreuung bis zur Abholung ist am günstigsten durch eine einzelne Bezugsperson sicherzustellen. Erbrochenes oder Stuhl müssen mit Einmalwischlappen entfernt wer-
2.1 Übertragungswege von Noroviren
Noroviren sind pH-insensitiv: Fäkal-oral übertragen überwinden sie die Magenpassage unversehrt. Die Partikel sind äußerst resistent gegen Umwelteinflüsse. Noroviren sind auf kontaminierten Einrichtungsgegenständen, in kontaminiertem Wasser und auf kontaminierten
Lebensmitteln zu finden. Die wichtigste Infektionsquelle aber sind fäkale Ausscheidungen
und Erbrochenes infizierter Patienten. Die Übertragung von Noroviren durch die orale Aufnahme erregerhaltiger Aerosole (kleinste Schwebeteilchen aus infektiösen festen/flüssigen
Bestandteilen und Luft) wird diskutiert. Die Infektionsdosis einer Norovirusinfektion ist sehr
4
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den; anschließend sind die kontaminierten Flächen mit einem geeigneten Flächendesinfektionsmittel zu wischen. Ebenso sind Handkontaktflächen im Bereich von sanitären Einrichtungen, die von symptomatischen Kindern oder Jugendlichen benutzt wurden, zu desinfizieren.
Auch Schulen und Kindergärten müssen in einem Hygieneplan entsprechende Maßnahmen
schriftlich festlegen.
Es ist grundsätzlich unmöglich, die Einschleppung von Noroviren in Gemeinschaftseinrichtungen - z. B. durch zunächst noch asymptomatische Personen - zu verhindern. Wenn Symptome vorliegen, die auf eine Norovirus-Infektion hinweisen können (plötzliches schwallarti-
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21
symptomatischen Patienten (Krankenhaus/Alten- und Pflegeheim), um eine Weiterverbrei-
gering. Schon wenige Partikel (10 – 100) reichen für die Infektion aus. Der Mensch gilt als
tung innerhalb des Hauses zu verhindern.
einziges Erregerreservoir für humanpathogene Noroviren. Eine jahreszeitliche Häufung der
Norovirusinfektionen ist in den Wintermonaten zu beobachten. Noroviren sind weltweit ver-
Ebenso ist aus präventiv-hygienischer Sicht zu empfehlen, dass symptomatische Kinder und
breitet.
Jugendliche gar nicht erst in die Schule bzw. den Kindergarten gehen, bis die klinische Symptomatik vollständig abgeklungen ist. Gerade bei Noroviren ist die Gefahr einer Weiter-
2.2 Wirkmechanismen (Pathogenese)
verbreitung in dieser kurzen, nur 1 bis 2 Tage dauernden symptomatischen Phase sehr
hoch.
Noroviren binden im oberen Bereich der Darmzotten an spezifische Kohlenhydrate. In Tierexperimenten sind histologisch leichte Zellläsionen zu beobachten. Elektrolytverschiebun-
Ebenso selbstverständlich sollte Pflegepersonal in Krankenhäusern oder Alten- und Pflege-
gen, die zur Durchfallsymptomatik führen, werden vermutet. In Blutgruppenantigenen lassen
heimen bei akutem Auftreten entsprechender Symptome (Bauchkrämpfe, Übelkeit, Erbre-
sich Kohlenhydrate finden, die auch bei der Bindung von Noroviren an die enteralen Zielzel-
chen und wässrige Durchfälle) nicht zur Arbeit gehen. Die Tätigkeit kann zwei Tage nach
len als Rezeptoren fungieren. Menschen, die diese Antigene nicht exprimieren (Sekretor-
Abklingen der klinischen Erscheinungen wieder aufgenommen werden.
negativ), galten zunächst in einer experimentellen Studie gegen die Infektion mit einem Norovirusstamm als geschützt. Da inzwischen aber klar ist, dass Strukturen aus verschiedenen
Personen in Küchen von Gaststätten und sonstigen Einrichtungen zur Gemeinschaftsver-
Blutgruppenantigenen bei der Rezeptorbindung der Noroviren eine Rolle spielen [Huang
pflegung dürfen schon vom Gesetz her (§ 42 Infektionsschutzgesetz) nicht arbeiten, wenn
2005], können sich auch Non-Sekretoren nicht vor Norovirusinfektionen sicher wissen.
sie an einer infektiösen Gastroenteritis erkrankt oder dessen verdächtig sind. Einige als lebensmittelbedingt eingestufte Norovirus-Ausbrüche wurden über eine Kontamination der Lebensmittel durch symptomatisches Personal hervorgerufen.
2.3 Typische Symptomatik einer Norovirusinfektion (Klinik)
Die Leitsymptome einer Norovirusinfektion sind Bauchkrämpfe, Übelkeit, Erbrechen und
6 Resümee
Seit Einführung des IfSG im Jahr 2001 stieg die Zahl der an das LGL übermittelten Norovirus-Erkrankungen auf über das 30-fache an. Auch die Zahl der übermittelten Ausbrüche, die
vor allem Gemeinschaftseinrichtungen betreffen, nahm deutlich zu. Diese Zunahme der Norovirus-Erkrankungen kann zum einen durch die hohe genetische Variabilität der Noroviren
erklärt werden, die zu immer neuen Varianten mit unzureichender Immunität in der Bevölke-
wässrige Durchfälle. Weitere wichtige diagnostische Hinweise sind der akute Beginn und die
kurze Dauer der Erkrankung (die Symptomatik klingt meist nach einem Tag ab). Die Inkubationszeit liegt zwischen 6h und 48h. Norovirusinfektionen heilen in der Regel ohne Komplikationen und Folgeschäden aus. Dehydratation und Elektrolytverlust können in seltenen Fällen
v.a. kleine Kindern und ältere Patienten gefährden.
2.4 Therapie und Prophylaxe
rung führt. Zum anderen sind die steigenden Fallzahlen auch durch die verbesserte molekulare Diagnostik des Erregers und die zunehmend breite Verfügbarkeit der labordiagnosti-
Für die Therapie einer Norovirusinfektion gibt es kein spezifisch wirksames antivirales Medi-
schen Untersuchungen bedingt.
kament. Die symptomatische Behandlung konzentriert sich wie bei anderen Durchfallerkrankungen auf die ausreichende Substitution der Elektrolyt- und Flüssigkeitsverluste. In seltenen
Auch bei hohen Fallzahlen sind vom Gesundheitsamt nach § 11 IfSG alle labordiagnostisch
Fällen ist eine stationäre Aufnahme erforderlich. Zur Vermeidung nosokomialer Übertragun-
bestätigten und alle klinisch-epidemiologisch bestätigten Fälle als pseudonymisierte Einzel-
gen sind bei Aufnahme von Patienten mit Norovirusinfektion die entsprechenden Hygieneregeln streng zu beachten.
20
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Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
5
Erste Schritte auf dem Weg zu einem Impfstoff werden unternommen [LoBue 2006, Xia
5.2 Maßnahmen in Gemeinschaftseinrichtungen
2007]. Die regelmäßige Anpassung eines möglichen Impfstoffs an die jeweiligen neuen Vari-
(Schulen, Kindergärten, Kindertagesstätten usw.)
anten scheint unerlässlich. Ob sich ein hoch variables Agens wie das Norovirus mittels Impfung wirkungsvoll bekämpfen lässt, ist noch offen.
2.5 Genetische Variabilität
Symptomatische Personen sollten nach Möglichkeit engere Kontakte mit anderen Personen
meiden. Eine Betreuung kranker Kinder sollte gezielt durch wenige Personen oder am besten nur durch eine einzige Person erfolgen. Wenn irgend möglich sind die Kinder schnellstmöglich von Verwandten oder Bekannten abzuholen und nach Hause zu bringen.
Noroviren können sich erheblich voneinander unterscheiden. Derzeit lassen sich fünf Genogruppen (GG I bis GG V) und zusätzlich unter den humanpathogenen Gruppen (GG I, II,
Erbrochenes bzw. Faeces werden mit einem desinfektionsmittelgetränktem Lappen - am
IV) mehr als 20 Genotypen voneinander abgrenzen. Noroviren der Genogruppen III (Jenavi-
besten Einweg-Zellstoff o.ä. – entfernt. Dabei sind unbedingt Einweghandschuhe zu tragen,
rus, Norovirus des Kalbs) und V (Mausnorovirus) sind nicht humanpathogen.
nicht nur aus Gründen des Infektionsschutzes, sondern auch, um direkten Hautkontakt mit
Genetische Unterschiede werden v.a. in der Polymerase- und in der Kapsidregion der Noro-
dem Desinfektionsmittel zu vermeiden. Die betroffenen Stellen werden anschließend mit
virusisolate gefunden. Zwischen Isolaten einer Genogruppe wurden Basensequenzunter-
demselben, gegen unbehüllte Viren wirksamen Flächendesinfektionsmittel wischdesinfiziert.
schiede von >12%, zwischen Isolaten verschiedener Genogruppen sogar Unterschiede von
Zur Auswahl der Mittel siehe Abschnitt 5.1.3 Flächendesinfektion. Nach dem Ausziehen der
40% gefunden [Koch 2006]. Obwohl nur ein kleiner Teil dieser Basenaustausche zu einer
Einmalhandschuhe ist eine Händedesinfektion durchzuführen.
Veränderung der genetischen Information führt, ist es doch einsichtig, dass diese Unterschiede von 800 bzw. 3.000 Basen bei einer Genomgröße von insgesamt 7.500 Basen un-
WC’s und sanitäre Einrichtungen, die von Erkrankten benutzt worden sind, sind zu desinfizie-
terschiedliche Strukturen der Viruspartikeloberflächen bedingen (Abbildung 1).
ren; dabei sind vor allem solche Stellen zu berücksichtigen, mit denen die Erkrankten in
(Hand)-Kontakt gekommen sind.
In diesem Zusammenhang wird auf die im Downloadbereich der LGL-Internet-Seiten abrufbaren „Hygienemaßnahmen in Kindergärten, Kindertageseinrichtungen und Kinderkrippen“
und auf den Musterhygieneplan für Schulen hingewiesen.
Zur Durchführung solcher Maßnahmen bietet es sich an, ein entsprechendes Set (Einmalhandschuhe, Zellstoff, Hände- und Flächendesinfektionsmittel) vorrätig zu halten. Das Flächendesinfektionsmittel könnte in Pulverform (Sauerstoffabspalter) oder als gebrauchsfertige
flüssige Lösung (Aldehyde) vorgehalten werden, das Händedesinfektionsmittel liegt im Handel als gebrauchsfertige Lösung vor.
Abbildung 1: Schematische Darstellung von Genom und Partikel mutierter Noroviren: Genotypische Veränderungen (rote Anteile der Balken) bringen phänotypische Veränderungen (rote Anteile der Viruspartikel) mit sich.
5.3 Maßnahmen zur Prävention von Ausbrüchen
Für die große Variabilität werden verschiedene Mechanismen verantwortlich gemacht: (i) Bei
Grundsätzlich ist eine Einschleppung von Noroviren in Krankenhäuser, andere medizinische
der Vermehrung der Noroviren werden durch die viralen Polymerasen unzählige Kopien der
Einrichtungen und sonstige Gemeinschaftseinrichtungen nicht sicher zu vermeiden. Umso
„Original-RNA“ synthetisiert. Dabei werden viele Fehler gemacht, d.h. falsche Basen einge-
wichtiger ist ein im Hygieneplan festgelegtes Hygienemanagement bei der Aufnahme von
6
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19
- Schutzkittel
baut, eine typische Beobachtung bei den Vervielfältigungsenzymen von RNA-Viren. Eine
Es werden patientenbezogene Schutzkittel verwendet, die in unmittelbarer Nähe des Patien-
Fehlerüberprüfung (proof-reading), wie sie durch DNA-Polymerasen durchgeführt wird, exis-
ten zur Verfügung stehen. (Kunststoff-) Einmalschürzen werden unmittelbar nach Anwen-
tiert hier nicht. (ii) Wird eine Zelle durch zwei unterschiedliche Noroviren infiziert, kann es zu
dung dem Abfall zugeführt, Stoffkittel werden je nach Häufigkeit des Gebrauchs entweder je-
intratypischen (Viren mit gleichem Genotyp) oder intertypischen (Viren mit unterschiedlichem
de Schicht oder jeden Tag gewechselt. Bei offensichtlicher Kontamination muss ein soforti-
Genotyp) Rekombinationen kommen, d.h. es werden ganze Bruchstücke RNA ausgetauscht.
ger Wechsel erfolgen (Entsorgung direkt in den im Zimmer bereitstehenden Wäschesack!).
Neu sind diese Erklärungen für die genetische Vielfalt von RNA-Viren nicht: Antigendrift
Der Schutzkittel muss von allen Personen, die direkt mit dem Patienten in Kontakt kommen,
durch Mutationen und Antigenshift durch den Austausch von Gensegmenten sind bei In-
angezogen werden (Pflegepersonal, Arzt, Reinigungskraft, Besucher usw.)!
fluenza- und Rotaviren lange bekannt.
- Mund-Nasen-Schutz
Für die überwiegende Mehrzahl der Infektionen in Deutschland sind Viren der Genogruppen
Im Gegensatz zu vielen anderen Erregern von Brechdurchfallerkrankungen ist bei Noroviren
I und II verantwortlich. Allein Vertreter der Genogruppe II, Genotyp 4 (GGII.4) wurden bei ca.
im Erbrochenen eine hohe Partikelkonzentration nachweisbar. Eine Übertragung durch erre-
75% der Noroinfektionen im Winter 2006/2007 gefunden. Sie werden den neuen Varianten
gerhaltiges Aerosol (während des Erbrechens) ist in Betracht zu ziehen. Deshalb ist die Ver-
2006a und 2006b der GG II.4 Viren zugerechnet.
wendung eines Mund-Nasen-Schutzes durch betreuendes Personal bei Patienten mit häufi-
Die Wintersaison 2006/2007 ist der dritte epidemische Norovirusausbruch seit Einführung
gem Erbrechen sinnvoll.
des IfSG. Jedes Mal konnten neue „epidemische Varianten“ verantwortlich gemacht werden,
die als Vorbote im Sommer meist schon Kreuzfahrtschiffe unsicher gemacht hatten [Krone-
- Flächendesinfektion
man 2006].
In Anbetracht der geringen Infektionsdosis und der hohen Umweltresistenz der Noroviren
kommt der Flächendesinfektion eine hohe Bedeutung zu. Dies gilt sowohl für die laufende
2.6 Immunreaktion
Flächendesinfektion als auch für die Schlussdesinfektion. Als viruswirksame Mittel (Wirkungsbereich AB gemäß RKI-Liste) bzw. vom Hersteller nach Begutachtung als viruzid de-
Die Immunität nach einer Norovirusinfektion wird heute noch nicht gut verstanden. Es gibt
klarierte Mittel kommen in erster Linie sauerstoffabspaltende Verbindungen und aldehydhal-
aus verschiedenen Quellen Hinweise, dass Antikörper (AK), die gegen das verursachende
tige Mittel in Frage, wobei die Perverbindungen nicht zur Desinfektion von merklich mit Blut
Norovirus gerichtet sind (homologe AK), vor einer Reinfektion mit diesem Virus zumindest für
kontaminierten Flächen geeignet sind. Massive Verunreinigungen sind zunächst mit einem
einige Monate schützen. Folgende Beobachtungen stützen diese Annahme: Eine Reinfektion
desinfektionsmittelgetränkten Lappen zu entfernen. Alle Handkontaktstellen in unmittelbarer
von Freiwilligen mit demselben Norovirus innerhalb von 6 – 14 Wochen nach Erstinfektion
Patientenumgebung sind regelmäßig mit o. g. Desinfektionsmitteln wischzudesinfizieren.
war experimentell nicht möglich [Wyatt 1974]; der Nachweis homologer AK schützt im Ge-
Auch im Sanitärbereich ist eine regelmäßige Flächendesinfektion erforderlich. Kleine Flä-
gensatz zu heterologen AK gegen Reinfektion [Farkas 2003, Iritani 2007]; die genetische
chen, z. B. Pflegeutensilien können mit einem viruswirksamen alkoholischen Händedesinfek-
Analyse der Norovirusepidemien der letzten Jahre weist auf den Einfluss einer Herdimmuni-
tionsmittel wischdesinfiziert werden.
tät hin, da nur genetische und somit auch phänotypische Veränderungen zur epidemischen
Ausbreitung neuer Norovirusvarianten führten [Siebenga 2007].
Bei der Schlussdesinfektion sind insbesondere kontaminierte Oberflächen und potentielle
Im Umkehrschluss muss man davon ausgehen, dass eine Zweitinfektion mit einem unter-
Handkontaktstellen zu berücksichtigen. Auch bei der Schlussdesinfektion dürfen nur nach
schiedlichen Norovirus innerhalb einer kurzen Zeitspanne möglich ist, da auch gegen ähnli-
RKI-Liste viruswirksame oder vom Hersteller als viruzid deklarierte Desinfektionsmittel ver-
che Virusvarianten eine wirkungsvolle Kreuzimmunität nicht sicher besteht. Die Basishygie-
wendet werden.
neregeln sollen somit nach kürzlich durchstandener Norovirusinfektion weiter Bestand haben.
18
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
7
2.7 Diagnostische Möglichkeiten
tungen, z. B. Krankenhauscafeteria oder „Patientenbuffet“ sind für die Dauer des Ausbruchs
einzustellen.
Die Norovirusdiagnostik stützt sich auf den direkten Erregernachweis. Wie auch bei anderen
Erregern gastrointestinaler Infekte ist die Antikörperbestimmung nicht zur Diagnostik akuter
5.1.2
Organisatorische Maßnahmen im Isolierzimmer
Infektionen geeignet. Sie dient zum Beispiel der Ermittlung von Seroprävalenzen in verschiedenen Altersgruppen. Die Anzucht von Noroviren ist bisher nur einmal und nur für einen
Das Zimmer ist von außen zu markieren. Nach Möglichkeit ist ein Zimmer mit Schleuse zu
Norovirusstamm beschrieben [Straub 2007]. Die Methodik ist deshalb ungeeignet für die Dia-
wählen. Es muss eine separate Sanitäreinheit zur Verfügung stehen. Im Zimmer befinden
gnostik oder die Einschätzung der Infektiosität.
sich patientenbezogene Kittel sowie Wäschesäcke und Abfallsammelbehälter. Pflegeutensi-
Am LGL werden Stuhlproben mittels real time Polymerasekettenreaktion (PCR) und in Ein-
lien und Untersuchungsinstrumente (Blutdruckmessgerät, Stethoskop usw.) sind ebenfalls
zelfällen mit Hilfe von Antigennachweisen untersucht. Die Möglichkeit des elektronenmikro-
patientenbezogen bereit zu stellen; sie verbleiben für die gesamte Dauer der Isolierung im
skopischen (EM) Nachweises ist für die Routinediagnostik von Ausbrüchen gastrointestinaler
Zimmer. Angehörige haben erst nach Unterweisung durch Stationspersonal Zutritt zum Zim-
Erkrankungsfälle zu aufwändig. Lebensmittelproben werden grundsätzlich molekularbiolo-
mer. Soweit irgendwie möglich ist der Kontakt mit Erkrankten auf wenige Personen zu be-
gisch, also mittels PCR untersucht.
schränken; pro Schicht sollte möglichst nur eine Pflegekraft Kontakt mit dem/den Erkrankten
Die PCR weist kleine Norovirus-spezifische RNA-Sequenzen in den Stuhlproben nach, Anti-
haben.
gennachweise zielen auf den Nachweis von Norovirusprotein. Die PCR muss derzeit als goldener Standard der Norovirusdiagnostik angesehen werden. Sie erlaubt die Unterscheidung
5.1.3
Personelle Hygienemaßnahmen
verschiedener Genogruppen. Die hohe Sensitivität der Methode darf nicht als Aussage zur
Infektiosität von Patienten missverstanden werden. Norovirus-RNA-Sequenzen werden re-
- Händehygiene
gelmäßig auch Wochen nach überstandener Infektion in Stuhlproben gefunden. Der Anti-
Die Händedesinfektion bzw. das Tragen von Einmalhandschuhen ist die zentrale Hygiene-
gennachweis kann in größeren Ausbruchssituationen ein geeigneter Test sein, um die Ver-
maßnahme. Obwohl widersprüchliche Aussagen zur Wirksamkeit von verschieden konzent-
dachtsdiagnose schnell zu bestätigen [Dimitriadis 2006]. Die diagnostischen Verfahren zum
rierten Alkoholen (Propanol, Ethanol) gegen Noroviren vorliegen, sollte der Verwendung von
Nachweis von Noroviren haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert und wurden
Mitteln, die gemäß Desinfektionsmittelliste des Robert-Koch-Institutes (www.rki.de > Infekti-
mittlerweile in vielen Labors implementiert. Ein Teil der drastisch ansteigenden Fallzahlen ist
onsschutz > Krankenhaushygiene > Desinfektion) den Wirkungsbereich AB umfassen, der
auf diese Entwicklung zurückzuführen.
Vorzug gegeben werden. Momentan ist nur ein Mittel im Bereich der Alkohole als viruswirksam gelistet. Alternativ können, wenn Kontakt mit Ausscheidungen des Patienten erfolgt,
2.8 Probenahme (Präanalytik) und Verlaufskontrollen
Einweghandschuhe verwendet werden; dabei ist jedoch vor Entnahme aus dem Spender eine Händedesinfektion erforderlich, ebenso nach dem Ausziehen. Die Handschuhe werden
Die Diagnostik einer Norovirusinfektion erfolgt aus Stuhlproben erkrankter Personen. Der
zeitliche Zusammenhang mit der entsprechenden gastrointestinalen Symptomatik ist für die
Interpretation des Ergebnisses wichtig. Eine Probenahme während oder unmittelbar nach
der akuten Symptomatik liefert den sichersten Nachweis des kausalen Zusammenhangs. Da
nach Gebrauch sofort zum Abfall gegeben. Eine Händedesinfektion ist insbesondere erforderlich
•
Handkontakt mit dem Patienten in Berührung kommen
Noroviruspartikel äußerst stabil sind, sind für die Probenahme und beim Versand von Stuhlproben keine speziellen Richtlinien zu beachten. Für die Untersuchung von Ausbrüchen reichen i.d.R. 5 auffällige Stuhlproben aus, um den Nachweis von Norovirus als Verursacher zu
bestätigen. Das Einsenden von Erbrochenem zur Norovirusdiagnostik ist möglich. Auf den
8
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
nach Kontakt mit dem/den Patienten oder mit Gegenständen, die direkt oder über
•
nach Kontakt mit Ausscheidungen des Patienten
•
nach dem Ausziehen des Schutzkittels bzw. vor Verlassen des Zimmers
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
17
auch weiterhin bei allen Fällen, die entweder labordiagnostisch oder klinisch-epidemiologisch
Untersuchungsanträgen ist die klare Kennzeichnung erkrankter Personen im Gegensatz zu
(hier auch ohne labordiagnostischen Nachweis) bestätigt sind, Einzelfallmeldungen an das
nicht erkrankten Kontaktpersonen unerlässlich.
LGL erfolgen.
Für die Diagnostik von Noroviren auf kontaminierten Lebensmitteln wird auf das Merkblatt
der Internetseiten des LGL (www.lgl.bayern.de) verwiesen.
4.5 Prävention
Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass Norovirus-RNA noch Wochen und Monate
Krankenhäuser, Rehakliniken, Altenheime, Schulen, Kindergärten und sonstige Gemein-
nach Infektion im Stuhl nachweisbar sein kann. Da der Nachweis von Norovirus-RNA bei a-
schaftseinrichtungen sind nach § 36 IfSG verpflichtet, Hygienepläne zu erstellen. Sie unter-
symptomatischen Personen keinen unbedingten Rückschluss auf die Infektiosität zulässt,
liegen dabei der Überwachung durch das Gesundheitsamt. Wenn das Gesundheitsamt Infek-
sind Kontrolluntersuchungen nicht angezeigt.
tionsrisiken feststellt, können bereits im Vorfeld Maßnahmen nach § 16 IfSG angeordnet
werden (Beispiel: Beseitigung von Gemeinschaftshandtüchern, Anordnungen zur Küchenhy-
2.9 Norovirusdiagnostik am LGL im Winterhalbjahr 2006/2007
giene, Reinigung, Desinfektion etc.).
Zwischen Oktober 2006 und Mai 2007 wurden am LGL 363 Ausbrüche gastrointestinaler Infektionen in Gemeinschaftseinrichtungen untersucht. In 261 Ausbrüchen wurden Norovirusin-
5 Hygienemaßnahmen und Prävention von Ausbrüchen
fektionen diagnostiziert. Dafür wurden mehr als 6.000 Proben, überwiegend Stuhlproben un-
5.1 Maßnahmen in stationären Einrichtungen
tersucht. In etwa 1.400 wurden Noroviren der Genogruppen I und II nachgewiesen.
(Krankenhäuser, Reha-Kliniken, Pflegestationen von Altenheimen usw.)
5.1.1
Allgemeine organisatorische Maßnahmen
3 Epidemiologie in Bayern
3.1 Zeitlicher Verlauf
Wichtigste Maßnahme ist die Absonderung Erkrankter von anderen Personen! Es ist eine sofortige Unterbringung in Einzelzimmern erforderlich (Kohortenisolierung von mehreren Er-
Die im folgenden Kapitel dargestellten Daten zu Noroviren beziehen sich auf die von den
krankten ist ebenfalls möglich).
Gesundheitsämtern an das LGL übermittelten Fälle. Es wurden nur solche Fälle berücksich-
Aus der betreffenden Station oder dem entsprechenden Bereich sollten möglichst keine Pa-
tigt, die der Referenzdefinition entsprechen, d.h. klinisch-epidemiologisch oder klinisch-
tienten in andere Bereiche verlegt werden. Ebenso sind Neuaufnahmen zu vermeiden. Der
labordiagnostisch bestätigte Erkrankungen. Bei der Bewertung der Daten sollte berücksich-
gesamte betroffene Bereich ist abzuschirmen. Betreten und Entfernen von der Station/dem
tigt werden, dass die Anzahl der gemeldeten Fälle von der Durchführung labordiagnostischer
Bereich sind nur nach Durchführung einer hygienischen Händedesinfektion erlaubt. Solange
Untersuchungen abhängig ist. Hier findet man sowohl im zeitlichen Verlauf als auch regional
sich klinisch Erkrankte auf einer Station/in einem Bereich befinden, ist der Zugang auf fest
größere Unterschiede. Weiter muss man davon ausgehen, dass ein hoher Anteil der infekti-
zugeordnetes Personal zu beschränken. Alle nicht unbedingt erforderlichen Maßnahmen, bei
ösen gastrointestinalen Erkrankungen nicht labordiagnostisch untersucht wird und die Mel-
denen stationsfremdes Personal den betroffenen Bereich betreten muss, sind zu unterlassen
dedaten somit nur „die Spitze des Eisberges“ darstellen.
(z. B. Krankengymnastik, Röntgen, Blutabnahme). Sind solche Maßnahmen nicht aufschiebbar, muss das entsprechende Personal die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen durch-
Seit Einführung des IfSG im Jahr 2001 stieg die jährliche Inzidenz an Gastroenteritiden durch
führen. Besucher dürfen erst nach Instruktion durch Personal die Station/den Bereich betre-
Noroviren in Bayern kontinuierlich an, ähnlich wie im gesamten Bundesgebiet. Wurden 2001
ten. Patienten sollten nach Möglichkeit den betroffenen Bereich nicht verlassen. Die Teil-
noch 405 Norovirus-Erkrankungen gemeldet (Inzidenz 3,2 Fälle /100 000 Einwohner), stieg
nahme an Gemeinschaftsveranstaltungen oder das Aufsuchen von Gemeinschaftseinrich-
16
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
9
die Zahl der Meldungen ein Jahr später auf 2.334 (Inzidenz 18,7 Fälle /100 000 Einwohner).
4.4 Melde- und Übermittlungspflichten
Nach leichtem Rückgang 2003 wurden 2004 und 2005 in Bayern 3.391 (Inzidenz 27,2 Fälle
4.4.1
Meldepflicht
/100 000 Einwohner) bzw. 4.828 Noroinfektionen (Inzidenz 38,7 Fälle /100 000 Einwohner)
pro Jahr gemeldet. 2006 erreichte die Anzahl der Meldungen mit 7.135 Fällen (Inzidenz 57,2
Für Leiter von Laboratorien ist nach § 7 IfSG der direkte Nachweis von Noroviren melde-
Fälle /100 000 Einwohner) einen vorläufigen Höchststand, der 2007 mit über 14.000 Mel-
pflichtig. Für Ärzte sind nach § 6 IfSG Krankheitsverdacht und Erkrankung an einer akuten
dungen noch weit übertroffen werden wird (Abbildung 2).
infektiösen Gastroenteritis meldepflichtig, wenn die erkrankte Person eine Tätigkeit im Sinne
des § 42 IfSG ausübt oder wenn zwei oder mehr gleichartige Erkrankungen auftreten, bei
Anzahl der
1400
Erkrankungen
denen ein epidemiologischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird. Ge-
1200
betreut werden, müssen Krankheitsfälle nach § 34 Abs. 6 namentlich dem Gesundheitsamt
1000
mitteilen. Von Krankenhäusern sind Ausbrüche nosokomialer Gastroenteritiden und Norovi-
meinschaftseinrichtungen in denen Kinder, die das 6.Lebensjahr noch nicht vollendet haben,
ruserkrankungen nach § 6 Abs. 3 IfSG nichtnamentlich an das Gesundheitsamt zu melden.
800
600
4.4.2
Übermittlungspflicht
400
Vom Gesundheitsamt sind nach § 11 IfSG alle labordiagnostisch bestätigten und alle kli200
0
nisch-epidemiologisch bestätigten Fälle als pseudonymisierte Einzelfallmeldung an das LGL
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
Meldewoche/Jahr
zu übermitteln (Falldefinitionen des Robert-Koch-Institutes, Ausgabe 2007 (www.rki.de > Infektionsschutz > Infektionsschutzgesetz > Falldefinitionen)).
Das klinische Bild ist dann erfüllt, wenn mindestens Erbrechen oder Durchfall auftritt. Als la-
Abbildung 2: Übermittelte Norovirus-Gastroenteritiden in Bayern nach Meldewoche und Jahr (2001-2007)
bordiagnostischer Nachweis wird ein positiver Befund mit mindestens einer der drei folgenden Methoden gewertet: Nukleinsäure-Nachweis, Antigennachweis nur im Stuhl, Elektro-
Bei den Norovirus-Erkrankungen lässt sich wie bei den meisten infektiösen Gastroenteritiden
nenmikroskopie.
eine deutliche Saisonalität der Aktivität beobachten (Abbildung 2 und Abbildung 3): Die meis-
Als epidemiologisch bestätigt werden solche Fälle definiert, bei denen mindestens einer der
ten Erkrankungen werden in den Herbst- und Wintermonaten gemeldet, in den Sommermo-
beiden folgenden Nachweise unter Berücksichtigung der Inkubationszeit vorliegt:
naten geht die Aktivität dagegen deutlich zurück. Seit Einführung des IfSG wurden drei Sai-
-Epidemiologischer Zusammenhang mit einer labordiagnostisch nachgewiesenen Infektion
sons mit besonders hoher Aktivität registriert (2002/2003, 2004/2005, 2006/2007).
beim Menschen durch Mensch-zu-Mensch-Übertragung oder gemeinsame Expositionsquelle.
-Verzehr eines Lebensmittel (inkl. Trinkwasser), in dessen Resten Norovirus labordiagnostisch nachgewiesen wurde.
Die Erfassung von Einzelfallmeldungen bedeutet bei zunehmend stärker werdenden Übermittlungszahlen eine erhebliche Arbeitsbelastung sowohl für die Gesundheitsämter, Landesstellen wie auch für das RKI. Dennoch muss zur Aufrechterhaltung der notwendigen Datenqualität an dem bisherigen Übermittlungsverfahren festgehalten werden, d.h. es müssen
10
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
15
4 Gesetzliche Grundlagen
Norovirus-Erkrankungen 2003-2006
4.1 Vorschriften für Personal beim Umgang mit Lebensmitteln
900
Personen, die an einer Gastroenteritis durch Norovirus erkrankt oder dessen verdächtig sind
800
(also auch ohne Labornachweis), dürfen für die Dauer der Erkrankung keine Tätigkeit in Lenach der Empfehlung des RKI frühestens 2 Tage nach dem Abklingen der klinischen Symptome erfolgen. Ein über die Vorschrift des § 42 IfSG hinausgehendes Tätigkeitsverbot über
die Zeit der akuten Krankheitsphase hinaus kann nach § 31 IfSG angeordnet werden. Weitere Ge- und Verbote, z. B. Einhaltung bestimmter Hygieneregeln können gemäß § 28 IfSG
angeordnet werden, ebenso eine Beobachtung nach § 29 IfSG.
700
Anzahl Erkrankungen
bensmittelberufen (definiert in § 42 IfSG) ausüben. Eine Wiederaufnahme der Tätigkeit sollte
600
2003
500
2004
400
2005
2006
300
200
100
52
49
46
43
40
37
34
31
28
25
22
19
16
13
10
7
4
0
1
4.2 Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder
Meldew oche
Nach § 34 Abs. 1 IfSG dürfen Kinder unter 6 Jahren, die an einer infektiösen Gastroenteritis
erkrankt oder dessen verdächtig sind, Gemeinschaftseinrichtungen nicht besuchen. Die Einrichtung sollte auch 1-2 Tage nach dem Abklingen der klinischen Symptome nicht besucht
Abbildung 3: Norovirus-Erkrankungen nach Meldewoche, Bayern 2003-2006
werden, dies kann nach § 28 IfSG auch angeordnet werden. Für ältere Kinder oder erwachsene Betreuer kann die Einhaltung bestimmter Hygieneregeln nach § 28 IfSG oder ein
Schulbesuchsverbot bzw. im Falle von Betreuern ein Tätigkeitsverbot nach § 31 IfSG angeordnet werden.
Bundesweit war die Norovirus-Gastroenteritis 2006 die häufigste meldepflichtige Erkrankung.
In Bayern löste sie 2006 erstmals die Campylobacter-Infektionen auf Platz 3 der häufigsten
übermittelten
Infektionskrankheiten
ab.
Dieser
deutliche
Zuwachs
der
Norovirus-
Erkrankungen im Jahr 2006 wurde vor allem durch die Saison 2006/2007 verursacht. In den
4.3 Krankenhäuser, Altenheime und sonstige Gemeinschaftsein-
letzten Wochen des Jahres 2006 wurden in Bayern zum Teil mehr als doppelt so viele Er-
richtungen
krankungen übermittelt wie jeweils in den Jahren davor. Dieser Trend hat sich in den ersten
Monaten des Jahres 2007 fortgesetzt bzw. sogar noch gesteigert.
Es empfiehlt sich, dass erkrankte Personen während der symptomatischen Phase keine
betreuenden Tätigkeiten in Gesundheits- und Gemeinschaftseinrichtungen ausüben. Dies
3.2 Alters- und Geschlechtsverteilung
kann nach § 31 IfSG auch angeordnet werden, ebenso die Einhaltung bestimmter Hygienemaßnahmen gemäß § 28 IfSG, ggf. auch über die Akutphase hinaus.
Die höchsten Inzidenzen wurden 2006 wie auch in den letzten Jahren bei Kindern bis 5 Jahren und bei Personen über 70 Jahren registriert (Abbildung 4). Dies spiegelt sich auch in den
Ausbrüchen wider, die häufig Kindertagesstätten und Altenheime betreffen. Während in den
jüngeren Altersgruppen eher das männliche Geschlecht betroffen war, überwog bei den Erwachsenen und vor allem bei den über 70jährigen das weibliche Geschlecht. Dies lässt sich
14
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
11
dadurch erklären, dass Frauen in den häufig betroffenen Altenheimen stark überrepräsentiert
Meldejahr
sind.
2001
9,0
2002
15,8
2003
22,3
2004
28,1
2005
27,0
2006
21,4
Norovirus-Erkrankungen 2006
300
Erkrankungen pro 100 000 Einw.
250
Anteil der Fälle mit stationärem Aufenthalt in %
Tabelle 1: Prozentualer Anteil der übermittelten Norovirus-Erkrankungen mit stationärem Aufenthalt 2001-2006 in
Bayern (bezogen auf Fälle mit Angaben zum stationären Aufenthalt).
200
männlich
weiblich
150
Allerdings ist zu berücksichtigen, dass ein erheblicher Anteil dieser Norovirus-Erkrankungen
erst während des stationären Aufenthalts als nosokomiale Infektion erworben wurde und die
100
stationäre Aufnahme in diesen Fällen nicht aufgrund der Norovirus-Erkrankung erfolgte. Somit ist dieser Anteil auch stark von der Anzahl und Größe der Ausbrüche in Krankenhäusern
50
abhängig.
0
0
1
2
3
4
5-9
10-14
15-19
20-24
25-29
30-39
40-49
50-59
60-69
>=70
Alter (Jahre)
Abbildung 4: Inzidenz der Norovirus-Erkrankungen nach Altersgruppen und Geschlecht, Bayern 2006
3.3 Ausbrüche
Seit Einführung des IfSG wurden insgesamt 17 Todesfälle durch Norovirus-Erkrankung in
Bayern gemeldet. Die meisten Todesfälle betrafen Personen, die 70 Jahre oder älter waren.
2005 wurde der Tod eines Neugeborenen gemeldet, 2006 verstarb ein 62jähriger Mann an
Noroviren (Tabelle 2).
Ein Großteil der übermittelten Norovirus-Erkrankungen tritt im Rahmen von Ausbrüchen auf.
Nachdem die Zahl der übermittelten Ausbrüche von 180 im Jahr 2002 auf 445 im Jahr 2003
anstieg, konnte in den Jahren 2004 und 2005 mit 147 bzw. 196 Ausbrüchen ein leichter
Rückgang beobachtet werden. 2006 wurden 291 durch Noroviren bedingte Ausbrüche an
das LGL übermittelt, 2007 wurden bis zur 40. Woche über 1.000 Ausbrüche gemeldet. Betroffen waren vorwiegend Gemeinschaftseinrichtungen, insbesondere Altenheime und Kindertagesstätten sowie Krankenhäuser.
3.4 Klinische Aspekte
Anzahl d. Todesfälle durch Norovirus nach Altersgruppen
Meldejahr
0<1 Jahre
60-69 Jahre
≥70Jahre
Gesamt
2001
0
0
0
0
2002
0
0
5
5
2003
0
0
4
4
2004
0
0
1
1
2005
1
0
2
3
2006
0
1
3
4
Tabelle 2.: Anzahl der Todesfälle bei Norovirus-Erkrankung, Bayern 2001-2006.
Von den Fällen mit Angaben zu einem Klinikaufenthalt wurden in den Jahren 2001 und 2002
weniger als 20% stationär behandelt. In den Jahren 2004 und 2005 stieg der Anteil auf über
25% an, um im Jahr 2006 wieder auf 21% zurückzugehen (Tabelle 1).
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Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
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dadurch erklären, dass Frauen in den häufig betroffenen Altenheimen stark überrepräsentiert
Meldejahr
sind.
2001
9,0
2002
15,8
2003
22,3
2004
28,1
2005
27,0
2006
21,4
Norovirus-Erkrankungen 2006
300
Erkrankungen pro 100 000 Einw.
250
Anteil der Fälle mit stationärem Aufenthalt in %
Tabelle 1: Prozentualer Anteil der übermittelten Norovirus-Erkrankungen mit stationärem Aufenthalt 2001-2006 in
Bayern (bezogen auf Fälle mit Angaben zum stationären Aufenthalt).
200
männlich
weiblich
150
Allerdings ist zu berücksichtigen, dass ein erheblicher Anteil dieser Norovirus-Erkrankungen
erst während des stationären Aufenthalts als nosokomiale Infektion erworben wurde und die
100
stationäre Aufnahme in diesen Fällen nicht aufgrund der Norovirus-Erkrankung erfolgte. Somit ist dieser Anteil auch stark von der Anzahl und Größe der Ausbrüche in Krankenhäusern
50
abhängig.
0
0
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5-9
10-14
15-19
20-24
25-29
30-39
40-49
50-59
60-69
>=70
Alter (Jahre)
Abbildung 4: Inzidenz der Norovirus-Erkrankungen nach Altersgruppen und Geschlecht, Bayern 2006
3.3 Ausbrüche
Seit Einführung des IfSG wurden insgesamt 17 Todesfälle durch Norovirus-Erkrankung in
Bayern gemeldet. Die meisten Todesfälle betrafen Personen, die 70 Jahre oder älter waren.
2005 wurde der Tod eines Neugeborenen gemeldet, 2006 verstarb ein 62jähriger Mann an
Noroviren (Tabelle 2).
Ein Großteil der übermittelten Norovirus-Erkrankungen tritt im Rahmen von Ausbrüchen auf.
Nachdem die Zahl der übermittelten Ausbrüche von 180 im Jahr 2002 auf 445 im Jahr 2003
anstieg, konnte in den Jahren 2004 und 2005 mit 147 bzw. 196 Ausbrüchen ein leichter
Rückgang beobachtet werden. 2006 wurden 291 durch Noroviren bedingte Ausbrüche an
das LGL übermittelt, 2007 wurden bis zur 40. Woche über 1.000 Ausbrüche gemeldet. Betroffen waren vorwiegend Gemeinschaftseinrichtungen, insbesondere Altenheime und Kindertagesstätten sowie Krankenhäuser.
3.4 Klinische Aspekte
Anzahl d. Todesfälle durch Norovirus nach Altersgruppen
Meldejahr
0<1 Jahre
60-69 Jahre
≥70Jahre
Gesamt
2001
0
0
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2002
0
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0
0
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2004
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2006
0
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Tabelle 2.: Anzahl der Todesfälle bei Norovirus-Erkrankung, Bayern 2001-2006.
Von den Fällen mit Angaben zu einem Klinikaufenthalt wurden in den Jahren 2001 und 2002
weniger als 20% stationär behandelt. In den Jahren 2004 und 2005 stieg der Anteil auf über
25% an, um im Jahr 2006 wieder auf 21% zurückzugehen (Tabelle 1).
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4 Gesetzliche Grundlagen
Norovirus-Erkrankungen 2003-2006
4.1 Vorschriften für Personal beim Umgang mit Lebensmitteln
900
Personen, die an einer Gastroenteritis durch Norovirus erkrankt oder dessen verdächtig sind
800
(also auch ohne Labornachweis), dürfen für die Dauer der Erkrankung keine Tätigkeit in Lenach der Empfehlung des RKI frühestens 2 Tage nach dem Abklingen der klinischen Symptome erfolgen. Ein über die Vorschrift des § 42 IfSG hinausgehendes Tätigkeitsverbot über
die Zeit der akuten Krankheitsphase hinaus kann nach § 31 IfSG angeordnet werden. Weitere Ge- und Verbote, z. B. Einhaltung bestimmter Hygieneregeln können gemäß § 28 IfSG
angeordnet werden, ebenso eine Beobachtung nach § 29 IfSG.
700
Anzahl Erkrankungen
bensmittelberufen (definiert in § 42 IfSG) ausüben. Eine Wiederaufnahme der Tätigkeit sollte
600
2003
500
2004
400
2005
2006
300
200
100
52
49
46
43
40
37
34
31
28
25
22
19
16
13
10
7
4
0
1
4.2 Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder
Meldew oche
Nach § 34 Abs. 1 IfSG dürfen Kinder unter 6 Jahren, die an einer infektiösen Gastroenteritis
erkrankt oder dessen verdächtig sind, Gemeinschaftseinrichtungen nicht besuchen. Die Einrichtung sollte auch 1-2 Tage nach dem Abklingen der klinischen Symptome nicht besucht
Abbildung 3: Norovirus-Erkrankungen nach Meldewoche, Bayern 2003-2006
werden, dies kann nach § 28 IfSG auch angeordnet werden. Für ältere Kinder oder erwachsene Betreuer kann die Einhaltung bestimmter Hygieneregeln nach § 28 IfSG oder ein
Schulbesuchsverbot bzw. im Falle von Betreuern ein Tätigkeitsverbot nach § 31 IfSG angeordnet werden.
Bundesweit war die Norovirus-Gastroenteritis 2006 die häufigste meldepflichtige Erkrankung.
In Bayern löste sie 2006 erstmals die Campylobacter-Infektionen auf Platz 3 der häufigsten
übermittelten
Infektionskrankheiten
ab.
Dieser
deutliche
Zuwachs
der
Norovirus-
Erkrankungen im Jahr 2006 wurde vor allem durch die Saison 2006/2007 verursacht. In den
4.3 Krankenhäuser, Altenheime und sonstige Gemeinschaftsein-
letzten Wochen des Jahres 2006 wurden in Bayern zum Teil mehr als doppelt so viele Er-
richtungen
krankungen übermittelt wie jeweils in den Jahren davor. Dieser Trend hat sich in den ersten
Monaten des Jahres 2007 fortgesetzt bzw. sogar noch gesteigert.
Es empfiehlt sich, dass erkrankte Personen während der symptomatischen Phase keine
betreuenden Tätigkeiten in Gesundheits- und Gemeinschaftseinrichtungen ausüben. Dies
3.2 Alters- und Geschlechtsverteilung
kann nach § 31 IfSG auch angeordnet werden, ebenso die Einhaltung bestimmter Hygienemaßnahmen gemäß § 28 IfSG, ggf. auch über die Akutphase hinaus.
Die höchsten Inzidenzen wurden 2006 wie auch in den letzten Jahren bei Kindern bis 5 Jahren und bei Personen über 70 Jahren registriert (Abbildung 4). Dies spiegelt sich auch in den
Ausbrüchen wider, die häufig Kindertagesstätten und Altenheime betreffen. Während in den
jüngeren Altersgruppen eher das männliche Geschlecht betroffen war, überwog bei den Erwachsenen und vor allem bei den über 70jährigen das weibliche Geschlecht. Dies lässt sich
14
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
11
die Zahl der Meldungen ein Jahr später auf 2.334 (Inzidenz 18,7 Fälle /100 000 Einwohner).
4.4 Melde- und Übermittlungspflichten
Nach leichtem Rückgang 2003 wurden 2004 und 2005 in Bayern 3.391 (Inzidenz 27,2 Fälle
4.4.1
Meldepflicht
/100 000 Einwohner) bzw. 4.828 Noroinfektionen (Inzidenz 38,7 Fälle /100 000 Einwohner)
pro Jahr gemeldet. 2006 erreichte die Anzahl der Meldungen mit 7.135 Fällen (Inzidenz 57,2
Für Leiter von Laboratorien ist nach § 7 IfSG der direkte Nachweis von Noroviren melde-
Fälle /100 000 Einwohner) einen vorläufigen Höchststand, der 2007 mit über 14.000 Mel-
pflichtig. Für Ärzte sind nach § 6 IfSG Krankheitsverdacht und Erkrankung an einer akuten
dungen noch weit übertroffen werden wird (Abbildung 2).
infektiösen Gastroenteritis meldepflichtig, wenn die erkrankte Person eine Tätigkeit im Sinne
des § 42 IfSG ausübt oder wenn zwei oder mehr gleichartige Erkrankungen auftreten, bei
Anzahl der
1400
Erkrankungen
denen ein epidemiologischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird. Ge-
1200
betreut werden, müssen Krankheitsfälle nach § 34 Abs. 6 namentlich dem Gesundheitsamt
1000
mitteilen. Von Krankenhäusern sind Ausbrüche nosokomialer Gastroenteritiden und Norovi-
meinschaftseinrichtungen in denen Kinder, die das 6.Lebensjahr noch nicht vollendet haben,
ruserkrankungen nach § 6 Abs. 3 IfSG nichtnamentlich an das Gesundheitsamt zu melden.
800
600
4.4.2
Übermittlungspflicht
400
Vom Gesundheitsamt sind nach § 11 IfSG alle labordiagnostisch bestätigten und alle kli200
0
nisch-epidemiologisch bestätigten Fälle als pseudonymisierte Einzelfallmeldung an das LGL
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
Meldewoche/Jahr
zu übermitteln (Falldefinitionen des Robert-Koch-Institutes, Ausgabe 2007 (www.rki.de > Infektionsschutz > Infektionsschutzgesetz > Falldefinitionen)).
Das klinische Bild ist dann erfüllt, wenn mindestens Erbrechen oder Durchfall auftritt. Als la-
Abbildung 2: Übermittelte Norovirus-Gastroenteritiden in Bayern nach Meldewoche und Jahr (2001-2007)
bordiagnostischer Nachweis wird ein positiver Befund mit mindestens einer der drei folgenden Methoden gewertet: Nukleinsäure-Nachweis, Antigennachweis nur im Stuhl, Elektro-
Bei den Norovirus-Erkrankungen lässt sich wie bei den meisten infektiösen Gastroenteritiden
nenmikroskopie.
eine deutliche Saisonalität der Aktivität beobachten (Abbildung 2 und Abbildung 3): Die meis-
Als epidemiologisch bestätigt werden solche Fälle definiert, bei denen mindestens einer der
ten Erkrankungen werden in den Herbst- und Wintermonaten gemeldet, in den Sommermo-
beiden folgenden Nachweise unter Berücksichtigung der Inkubationszeit vorliegt:
naten geht die Aktivität dagegen deutlich zurück. Seit Einführung des IfSG wurden drei Sai-
-Epidemiologischer Zusammenhang mit einer labordiagnostisch nachgewiesenen Infektion
sons mit besonders hoher Aktivität registriert (2002/2003, 2004/2005, 2006/2007).
beim Menschen durch Mensch-zu-Mensch-Übertragung oder gemeinsame Expositionsquelle.
-Verzehr eines Lebensmittel (inkl. Trinkwasser), in dessen Resten Norovirus labordiagnostisch nachgewiesen wurde.
Die Erfassung von Einzelfallmeldungen bedeutet bei zunehmend stärker werdenden Übermittlungszahlen eine erhebliche Arbeitsbelastung sowohl für die Gesundheitsämter, Landesstellen wie auch für das RKI. Dennoch muss zur Aufrechterhaltung der notwendigen Datenqualität an dem bisherigen Übermittlungsverfahren festgehalten werden, d.h. es müssen
10
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
15
auch weiterhin bei allen Fällen, die entweder labordiagnostisch oder klinisch-epidemiologisch
Untersuchungsanträgen ist die klare Kennzeichnung erkrankter Personen im Gegensatz zu
(hier auch ohne labordiagnostischen Nachweis) bestätigt sind, Einzelfallmeldungen an das
nicht erkrankten Kontaktpersonen unerlässlich.
LGL erfolgen.
Für die Diagnostik von Noroviren auf kontaminierten Lebensmitteln wird auf das Merkblatt
der Internetseiten des LGL (www.lgl.bayern.de) verwiesen.
4.5 Prävention
Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass Norovirus-RNA noch Wochen und Monate
Krankenhäuser, Rehakliniken, Altenheime, Schulen, Kindergärten und sonstige Gemein-
nach Infektion im Stuhl nachweisbar sein kann. Da der Nachweis von Norovirus-RNA bei a-
schaftseinrichtungen sind nach § 36 IfSG verpflichtet, Hygienepläne zu erstellen. Sie unter-
symptomatischen Personen keinen unbedingten Rückschluss auf die Infektiosität zulässt,
liegen dabei der Überwachung durch das Gesundheitsamt. Wenn das Gesundheitsamt Infek-
sind Kontrolluntersuchungen nicht angezeigt.
tionsrisiken feststellt, können bereits im Vorfeld Maßnahmen nach § 16 IfSG angeordnet
werden (Beispiel: Beseitigung von Gemeinschaftshandtüchern, Anordnungen zur Küchenhy-
2.9 Norovirusdiagnostik am LGL im Winterhalbjahr 2006/2007
giene, Reinigung, Desinfektion etc.).
Zwischen Oktober 2006 und Mai 2007 wurden am LGL 363 Ausbrüche gastrointestinaler Infektionen in Gemeinschaftseinrichtungen untersucht. In 261 Ausbrüchen wurden Norovirusin-
5 Hygienemaßnahmen und Prävention von Ausbrüchen
fektionen diagnostiziert. Dafür wurden mehr als 6.000 Proben, überwiegend Stuhlproben un-
5.1 Maßnahmen in stationären Einrichtungen
tersucht. In etwa 1.400 wurden Noroviren der Genogruppen I und II nachgewiesen.
(Krankenhäuser, Reha-Kliniken, Pflegestationen von Altenheimen usw.)
5.1.1
Allgemeine organisatorische Maßnahmen
3 Epidemiologie in Bayern
3.1 Zeitlicher Verlauf
Wichtigste Maßnahme ist die Absonderung Erkrankter von anderen Personen! Es ist eine sofortige Unterbringung in Einzelzimmern erforderlich (Kohortenisolierung von mehreren Er-
Die im folgenden Kapitel dargestellten Daten zu Noroviren beziehen sich auf die von den
krankten ist ebenfalls möglich).
Gesundheitsämtern an das LGL übermittelten Fälle. Es wurden nur solche Fälle berücksich-
Aus der betreffenden Station oder dem entsprechenden Bereich sollten möglichst keine Pa-
tigt, die der Referenzdefinition entsprechen, d.h. klinisch-epidemiologisch oder klinisch-
tienten in andere Bereiche verlegt werden. Ebenso sind Neuaufnahmen zu vermeiden. Der
labordiagnostisch bestätigte Erkrankungen. Bei der Bewertung der Daten sollte berücksich-
gesamte betroffene Bereich ist abzuschirmen. Betreten und Entfernen von der Station/dem
tigt werden, dass die Anzahl der gemeldeten Fälle von der Durchführung labordiagnostischer
Bereich sind nur nach Durchführung einer hygienischen Händedesinfektion erlaubt. Solange
Untersuchungen abhängig ist. Hier findet man sowohl im zeitlichen Verlauf als auch regional
sich klinisch Erkrankte auf einer Station/in einem Bereich befinden, ist der Zugang auf fest
größere Unterschiede. Weiter muss man davon ausgehen, dass ein hoher Anteil der infekti-
zugeordnetes Personal zu beschränken. Alle nicht unbedingt erforderlichen Maßnahmen, bei
ösen gastrointestinalen Erkrankungen nicht labordiagnostisch untersucht wird und die Mel-
denen stationsfremdes Personal den betroffenen Bereich betreten muss, sind zu unterlassen
dedaten somit nur „die Spitze des Eisberges“ darstellen.
(z. B. Krankengymnastik, Röntgen, Blutabnahme). Sind solche Maßnahmen nicht aufschiebbar, muss das entsprechende Personal die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen durch-
Seit Einführung des IfSG im Jahr 2001 stieg die jährliche Inzidenz an Gastroenteritiden durch
führen. Besucher dürfen erst nach Instruktion durch Personal die Station/den Bereich betre-
Noroviren in Bayern kontinuierlich an, ähnlich wie im gesamten Bundesgebiet. Wurden 2001
ten. Patienten sollten nach Möglichkeit den betroffenen Bereich nicht verlassen. Die Teil-
noch 405 Norovirus-Erkrankungen gemeldet (Inzidenz 3,2 Fälle /100 000 Einwohner), stieg
nahme an Gemeinschaftsveranstaltungen oder das Aufsuchen von Gemeinschaftseinrich-
16
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
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9
2.7 Diagnostische Möglichkeiten
tungen, z. B. Krankenhauscafeteria oder „Patientenbuffet“ sind für die Dauer des Ausbruchs
einzustellen.
Die Norovirusdiagnostik stützt sich auf den direkten Erregernachweis. Wie auch bei anderen
Erregern gastrointestinaler Infekte ist die Antikörperbestimmung nicht zur Diagnostik akuter
5.1.2
Organisatorische Maßnahmen im Isolierzimmer
Infektionen geeignet. Sie dient zum Beispiel der Ermittlung von Seroprävalenzen in verschiedenen Altersgruppen. Die Anzucht von Noroviren ist bisher nur einmal und nur für einen
Das Zimmer ist von außen zu markieren. Nach Möglichkeit ist ein Zimmer mit Schleuse zu
Norovirusstamm beschrieben [Straub 2007]. Die Methodik ist deshalb ungeeignet für die Dia-
wählen. Es muss eine separate Sanitäreinheit zur Verfügung stehen. Im Zimmer befinden
gnostik oder die Einschätzung der Infektiosität.
sich patientenbezogene Kittel sowie Wäschesäcke und Abfallsammelbehälter. Pflegeutensi-
Am LGL werden Stuhlproben mittels real time Polymerasekettenreaktion (PCR) und in Ein-
lien und Untersuchungsinstrumente (Blutdruckmessgerät, Stethoskop usw.) sind ebenfalls
zelfällen mit Hilfe von Antigennachweisen untersucht. Die Möglichkeit des elektronenmikro-
patientenbezogen bereit zu stellen; sie verbleiben für die gesamte Dauer der Isolierung im
skopischen (EM) Nachweises ist für die Routinediagnostik von Ausbrüchen gastrointestinaler
Zimmer. Angehörige haben erst nach Unterweisung durch Stationspersonal Zutritt zum Zim-
Erkrankungsfälle zu aufwändig. Lebensmittelproben werden grundsätzlich molekularbiolo-
mer. Soweit irgendwie möglich ist der Kontakt mit Erkrankten auf wenige Personen zu be-
gisch, also mittels PCR untersucht.
schränken; pro Schicht sollte möglichst nur eine Pflegekraft Kontakt mit dem/den Erkrankten
Die PCR weist kleine Norovirus-spezifische RNA-Sequenzen in den Stuhlproben nach, Anti-
haben.
gennachweise zielen auf den Nachweis von Norovirusprotein. Die PCR muss derzeit als goldener Standard der Norovirusdiagnostik angesehen werden. Sie erlaubt die Unterscheidung
5.1.3
Personelle Hygienemaßnahmen
verschiedener Genogruppen. Die hohe Sensitivität der Methode darf nicht als Aussage zur
Infektiosität von Patienten missverstanden werden. Norovirus-RNA-Sequenzen werden re-
- Händehygiene
gelmäßig auch Wochen nach überstandener Infektion in Stuhlproben gefunden. Der Anti-
Die Händedesinfektion bzw. das Tragen von Einmalhandschuhen ist die zentrale Hygiene-
gennachweis kann in größeren Ausbruchssituationen ein geeigneter Test sein, um die Ver-
maßnahme. Obwohl widersprüchliche Aussagen zur Wirksamkeit von verschieden konzent-
dachtsdiagnose schnell zu bestätigen [Dimitriadis 2006]. Die diagnostischen Verfahren zum
rierten Alkoholen (Propanol, Ethanol) gegen Noroviren vorliegen, sollte der Verwendung von
Nachweis von Noroviren haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert und wurden
Mitteln, die gemäß Desinfektionsmittelliste des Robert-Koch-Institutes (www.rki.de > Infekti-
mittlerweile in vielen Labors implementiert. Ein Teil der drastisch ansteigenden Fallzahlen ist
onsschutz > Krankenhaushygiene > Desinfektion) den Wirkungsbereich AB umfassen, der
auf diese Entwicklung zurückzuführen.
Vorzug gegeben werden. Momentan ist nur ein Mittel im Bereich der Alkohole als viruswirksam gelistet. Alternativ können, wenn Kontakt mit Ausscheidungen des Patienten erfolgt,
2.8 Probenahme (Präanalytik) und Verlaufskontrollen
Einweghandschuhe verwendet werden; dabei ist jedoch vor Entnahme aus dem Spender eine Händedesinfektion erforderlich, ebenso nach dem Ausziehen. Die Handschuhe werden
Die Diagnostik einer Norovirusinfektion erfolgt aus Stuhlproben erkrankter Personen. Der
zeitliche Zusammenhang mit der entsprechenden gastrointestinalen Symptomatik ist für die
Interpretation des Ergebnisses wichtig. Eine Probenahme während oder unmittelbar nach
der akuten Symptomatik liefert den sichersten Nachweis des kausalen Zusammenhangs. Da
nach Gebrauch sofort zum Abfall gegeben. Eine Händedesinfektion ist insbesondere erforderlich
•
Handkontakt mit dem Patienten in Berührung kommen
Noroviruspartikel äußerst stabil sind, sind für die Probenahme und beim Versand von Stuhlproben keine speziellen Richtlinien zu beachten. Für die Untersuchung von Ausbrüchen reichen i.d.R. 5 auffällige Stuhlproben aus, um den Nachweis von Norovirus als Verursacher zu
bestätigen. Das Einsenden von Erbrochenem zur Norovirusdiagnostik ist möglich. Auf den
8
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
nach Kontakt mit dem/den Patienten oder mit Gegenständen, die direkt oder über
•
nach Kontakt mit Ausscheidungen des Patienten
•
nach dem Ausziehen des Schutzkittels bzw. vor Verlassen des Zimmers
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17
- Schutzkittel
baut, eine typische Beobachtung bei den Vervielfältigungsenzymen von RNA-Viren. Eine
Es werden patientenbezogene Schutzkittel verwendet, die in unmittelbarer Nähe des Patien-
Fehlerüberprüfung (proof-reading), wie sie durch DNA-Polymerasen durchgeführt wird, exis-
ten zur Verfügung stehen. (Kunststoff-) Einmalschürzen werden unmittelbar nach Anwen-
tiert hier nicht. (ii) Wird eine Zelle durch zwei unterschiedliche Noroviren infiziert, kann es zu
dung dem Abfall zugeführt, Stoffkittel werden je nach Häufigkeit des Gebrauchs entweder je-
intratypischen (Viren mit gleichem Genotyp) oder intertypischen (Viren mit unterschiedlichem
de Schicht oder jeden Tag gewechselt. Bei offensichtlicher Kontamination muss ein soforti-
Genotyp) Rekombinationen kommen, d.h. es werden ganze Bruchstücke RNA ausgetauscht.
ger Wechsel erfolgen (Entsorgung direkt in den im Zimmer bereitstehenden Wäschesack!).
Neu sind diese Erklärungen für die genetische Vielfalt von RNA-Viren nicht: Antigendrift
Der Schutzkittel muss von allen Personen, die direkt mit dem Patienten in Kontakt kommen,
durch Mutationen und Antigenshift durch den Austausch von Gensegmenten sind bei In-
angezogen werden (Pflegepersonal, Arzt, Reinigungskraft, Besucher usw.)!
fluenza- und Rotaviren lange bekannt.
- Mund-Nasen-Schutz
Für die überwiegende Mehrzahl der Infektionen in Deutschland sind Viren der Genogruppen
Im Gegensatz zu vielen anderen Erregern von Brechdurchfallerkrankungen ist bei Noroviren
I und II verantwortlich. Allein Vertreter der Genogruppe II, Genotyp 4 (GGII.4) wurden bei ca.
im Erbrochenen eine hohe Partikelkonzentration nachweisbar. Eine Übertragung durch erre-
75% der Noroinfektionen im Winter 2006/2007 gefunden. Sie werden den neuen Varianten
gerhaltiges Aerosol (während des Erbrechens) ist in Betracht zu ziehen. Deshalb ist die Ver-
2006a und 2006b der GG II.4 Viren zugerechnet.
wendung eines Mund-Nasen-Schutzes durch betreuendes Personal bei Patienten mit häufi-
Die Wintersaison 2006/2007 ist der dritte epidemische Norovirusausbruch seit Einführung
gem Erbrechen sinnvoll.
des IfSG. Jedes Mal konnten neue „epidemische Varianten“ verantwortlich gemacht werden,
die als Vorbote im Sommer meist schon Kreuzfahrtschiffe unsicher gemacht hatten [Krone-
- Flächendesinfektion
man 2006].
In Anbetracht der geringen Infektionsdosis und der hohen Umweltresistenz der Noroviren
kommt der Flächendesinfektion eine hohe Bedeutung zu. Dies gilt sowohl für die laufende
2.6 Immunreaktion
Flächendesinfektion als auch für die Schlussdesinfektion. Als viruswirksame Mittel (Wirkungsbereich AB gemäß RKI-Liste) bzw. vom Hersteller nach Begutachtung als viruzid de-
Die Immunität nach einer Norovirusinfektion wird heute noch nicht gut verstanden. Es gibt
klarierte Mittel kommen in erster Linie sauerstoffabspaltende Verbindungen und aldehydhal-
aus verschiedenen Quellen Hinweise, dass Antikörper (AK), die gegen das verursachende
tige Mittel in Frage, wobei die Perverbindungen nicht zur Desinfektion von merklich mit Blut
Norovirus gerichtet sind (homologe AK), vor einer Reinfektion mit diesem Virus zumindest für
kontaminierten Flächen geeignet sind. Massive Verunreinigungen sind zunächst mit einem
einige Monate schützen. Folgende Beobachtungen stützen diese Annahme: Eine Reinfektion
desinfektionsmittelgetränkten Lappen zu entfernen. Alle Handkontaktstellen in unmittelbarer
von Freiwilligen mit demselben Norovirus innerhalb von 6 – 14 Wochen nach Erstinfektion
Patientenumgebung sind regelmäßig mit o. g. Desinfektionsmitteln wischzudesinfizieren.
war experimentell nicht möglich [Wyatt 1974]; der Nachweis homologer AK schützt im Ge-
Auch im Sanitärbereich ist eine regelmäßige Flächendesinfektion erforderlich. Kleine Flä-
gensatz zu heterologen AK gegen Reinfektion [Farkas 2003, Iritani 2007]; die genetische
chen, z. B. Pflegeutensilien können mit einem viruswirksamen alkoholischen Händedesinfek-
Analyse der Norovirusepidemien der letzten Jahre weist auf den Einfluss einer Herdimmuni-
tionsmittel wischdesinfiziert werden.
tät hin, da nur genetische und somit auch phänotypische Veränderungen zur epidemischen
Ausbreitung neuer Norovirusvarianten führten [Siebenga 2007].
Bei der Schlussdesinfektion sind insbesondere kontaminierte Oberflächen und potentielle
Im Umkehrschluss muss man davon ausgehen, dass eine Zweitinfektion mit einem unter-
Handkontaktstellen zu berücksichtigen. Auch bei der Schlussdesinfektion dürfen nur nach
schiedlichen Norovirus innerhalb einer kurzen Zeitspanne möglich ist, da auch gegen ähnli-
RKI-Liste viruswirksame oder vom Hersteller als viruzid deklarierte Desinfektionsmittel ver-
che Virusvarianten eine wirkungsvolle Kreuzimmunität nicht sicher besteht. Die Basishygie-
wendet werden.
neregeln sollen somit nach kürzlich durchstandener Norovirusinfektion weiter Bestand haben.
18
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
7
Erste Schritte auf dem Weg zu einem Impfstoff werden unternommen [LoBue 2006, Xia
5.2 Maßnahmen in Gemeinschaftseinrichtungen
2007]. Die regelmäßige Anpassung eines möglichen Impfstoffs an die jeweiligen neuen Vari-
(Schulen, Kindergärten, Kindertagesstätten usw.)
anten scheint unerlässlich. Ob sich ein hoch variables Agens wie das Norovirus mittels Impfung wirkungsvoll bekämpfen lässt, ist noch offen.
2.5 Genetische Variabilität
Symptomatische Personen sollten nach Möglichkeit engere Kontakte mit anderen Personen
meiden. Eine Betreuung kranker Kinder sollte gezielt durch wenige Personen oder am besten nur durch eine einzige Person erfolgen. Wenn irgend möglich sind die Kinder schnellstmöglich von Verwandten oder Bekannten abzuholen und nach Hause zu bringen.
Noroviren können sich erheblich voneinander unterscheiden. Derzeit lassen sich fünf Genogruppen (GG I bis GG V) und zusätzlich unter den humanpathogenen Gruppen (GG I, II,
Erbrochenes bzw. Faeces werden mit einem desinfektionsmittelgetränktem Lappen - am
IV) mehr als 20 Genotypen voneinander abgrenzen. Noroviren der Genogruppen III (Jenavi-
besten Einweg-Zellstoff o.ä. – entfernt. Dabei sind unbedingt Einweghandschuhe zu tragen,
rus, Norovirus des Kalbs) und V (Mausnorovirus) sind nicht humanpathogen.
nicht nur aus Gründen des Infektionsschutzes, sondern auch, um direkten Hautkontakt mit
Genetische Unterschiede werden v.a. in der Polymerase- und in der Kapsidregion der Noro-
dem Desinfektionsmittel zu vermeiden. Die betroffenen Stellen werden anschließend mit
virusisolate gefunden. Zwischen Isolaten einer Genogruppe wurden Basensequenzunter-
demselben, gegen unbehüllte Viren wirksamen Flächendesinfektionsmittel wischdesinfiziert.
schiede von >12%, zwischen Isolaten verschiedener Genogruppen sogar Unterschiede von
Zur Auswahl der Mittel siehe Abschnitt 5.1.3 Flächendesinfektion. Nach dem Ausziehen der
40% gefunden [Koch 2006]. Obwohl nur ein kleiner Teil dieser Basenaustausche zu einer
Einmalhandschuhe ist eine Händedesinfektion durchzuführen.
Veränderung der genetischen Information führt, ist es doch einsichtig, dass diese Unterschiede von 800 bzw. 3.000 Basen bei einer Genomgröße von insgesamt 7.500 Basen un-
WC’s und sanitäre Einrichtungen, die von Erkrankten benutzt worden sind, sind zu desinfizie-
terschiedliche Strukturen der Viruspartikeloberflächen bedingen (Abbildung 1).
ren; dabei sind vor allem solche Stellen zu berücksichtigen, mit denen die Erkrankten in
(Hand)-Kontakt gekommen sind.
In diesem Zusammenhang wird auf die im Downloadbereich der LGL-Internet-Seiten abrufbaren „Hygienemaßnahmen in Kindergärten, Kindertageseinrichtungen und Kinderkrippen“
und auf den Musterhygieneplan für Schulen hingewiesen.
Zur Durchführung solcher Maßnahmen bietet es sich an, ein entsprechendes Set (Einmalhandschuhe, Zellstoff, Hände- und Flächendesinfektionsmittel) vorrätig zu halten. Das Flächendesinfektionsmittel könnte in Pulverform (Sauerstoffabspalter) oder als gebrauchsfertige
flüssige Lösung (Aldehyde) vorgehalten werden, das Händedesinfektionsmittel liegt im Handel als gebrauchsfertige Lösung vor.
Abbildung 1: Schematische Darstellung von Genom und Partikel mutierter Noroviren: Genotypische Veränderungen (rote Anteile der Balken) bringen phänotypische Veränderungen (rote Anteile der Viruspartikel) mit sich.
5.3 Maßnahmen zur Prävention von Ausbrüchen
Für die große Variabilität werden verschiedene Mechanismen verantwortlich gemacht: (i) Bei
Grundsätzlich ist eine Einschleppung von Noroviren in Krankenhäuser, andere medizinische
der Vermehrung der Noroviren werden durch die viralen Polymerasen unzählige Kopien der
Einrichtungen und sonstige Gemeinschaftseinrichtungen nicht sicher zu vermeiden. Umso
„Original-RNA“ synthetisiert. Dabei werden viele Fehler gemacht, d.h. falsche Basen einge-
wichtiger ist ein im Hygieneplan festgelegtes Hygienemanagement bei der Aufnahme von
6
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
19
symptomatischen Patienten (Krankenhaus/Alten- und Pflegeheim), um eine Weiterverbrei-
gering. Schon wenige Partikel (10 – 100) reichen für die Infektion aus. Der Mensch gilt als
tung innerhalb des Hauses zu verhindern.
einziges Erregerreservoir für humanpathogene Noroviren. Eine jahreszeitliche Häufung der
Norovirusinfektionen ist in den Wintermonaten zu beobachten. Noroviren sind weltweit ver-
Ebenso ist aus präventiv-hygienischer Sicht zu empfehlen, dass symptomatische Kinder und
breitet.
Jugendliche gar nicht erst in die Schule bzw. den Kindergarten gehen, bis die klinische Symptomatik vollständig abgeklungen ist. Gerade bei Noroviren ist die Gefahr einer Weiter-
2.2 Wirkmechanismen (Pathogenese)
verbreitung in dieser kurzen, nur 1 bis 2 Tage dauernden symptomatischen Phase sehr
hoch.
Noroviren binden im oberen Bereich der Darmzotten an spezifische Kohlenhydrate. In Tierexperimenten sind histologisch leichte Zellläsionen zu beobachten. Elektrolytverschiebun-
Ebenso selbstverständlich sollte Pflegepersonal in Krankenhäusern oder Alten- und Pflege-
gen, die zur Durchfallsymptomatik führen, werden vermutet. In Blutgruppenantigenen lassen
heimen bei akutem Auftreten entsprechender Symptome (Bauchkrämpfe, Übelkeit, Erbre-
sich Kohlenhydrate finden, die auch bei der Bindung von Noroviren an die enteralen Zielzel-
chen und wässrige Durchfälle) nicht zur Arbeit gehen. Die Tätigkeit kann zwei Tage nach
len als Rezeptoren fungieren. Menschen, die diese Antigene nicht exprimieren (Sekretor-
Abklingen der klinischen Erscheinungen wieder aufgenommen werden.
negativ), galten zunächst in einer experimentellen Studie gegen die Infektion mit einem Norovirusstamm als geschützt. Da inzwischen aber klar ist, dass Strukturen aus verschiedenen
Personen in Küchen von Gaststätten und sonstigen Einrichtungen zur Gemeinschaftsver-
Blutgruppenantigenen bei der Rezeptorbindung der Noroviren eine Rolle spielen [Huang
pflegung dürfen schon vom Gesetz her (§ 42 Infektionsschutzgesetz) nicht arbeiten, wenn
2005], können sich auch Non-Sekretoren nicht vor Norovirusinfektionen sicher wissen.
sie an einer infektiösen Gastroenteritis erkrankt oder dessen verdächtig sind. Einige als lebensmittelbedingt eingestufte Norovirus-Ausbrüche wurden über eine Kontamination der Lebensmittel durch symptomatisches Personal hervorgerufen.
2.3 Typische Symptomatik einer Norovirusinfektion (Klinik)
Die Leitsymptome einer Norovirusinfektion sind Bauchkrämpfe, Übelkeit, Erbrechen und
6 Resümee
Seit Einführung des IfSG im Jahr 2001 stieg die Zahl der an das LGL übermittelten Norovirus-Erkrankungen auf über das 30-fache an. Auch die Zahl der übermittelten Ausbrüche, die
vor allem Gemeinschaftseinrichtungen betreffen, nahm deutlich zu. Diese Zunahme der Norovirus-Erkrankungen kann zum einen durch die hohe genetische Variabilität der Noroviren
erklärt werden, die zu immer neuen Varianten mit unzureichender Immunität in der Bevölke-
wässrige Durchfälle. Weitere wichtige diagnostische Hinweise sind der akute Beginn und die
kurze Dauer der Erkrankung (die Symptomatik klingt meist nach einem Tag ab). Die Inkubationszeit liegt zwischen 6h und 48h. Norovirusinfektionen heilen in der Regel ohne Komplikationen und Folgeschäden aus. Dehydratation und Elektrolytverlust können in seltenen Fällen
v.a. kleine Kindern und ältere Patienten gefährden.
2.4 Therapie und Prophylaxe
rung führt. Zum anderen sind die steigenden Fallzahlen auch durch die verbesserte molekulare Diagnostik des Erregers und die zunehmend breite Verfügbarkeit der labordiagnosti-
Für die Therapie einer Norovirusinfektion gibt es kein spezifisch wirksames antivirales Medi-
schen Untersuchungen bedingt.
kament. Die symptomatische Behandlung konzentriert sich wie bei anderen Durchfallerkrankungen auf die ausreichende Substitution der Elektrolyt- und Flüssigkeitsverluste. In seltenen
Auch bei hohen Fallzahlen sind vom Gesundheitsamt nach § 11 IfSG alle labordiagnostisch
Fällen ist eine stationäre Aufnahme erforderlich. Zur Vermeidung nosokomialer Übertragun-
bestätigten und alle klinisch-epidemiologisch bestätigten Fälle als pseudonymisierte Einzel-
gen sind bei Aufnahme von Patienten mit Norovirusinfektion die entsprechenden Hygieneregeln streng zu beachten.
20
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
5
Krankenhäusern, Altersheimen und Kinderbetreuungseinrichtungen schnell zu Personaleng-
fallmeldung an das LGL zu übermitteln. Nur so kann die notwendige Datenqualität gesichert
pässen. Bleiben erkrankte Kinder zu Hause, werden sie von ihren Eltern versorgt, die dann
werden.
im Zweifel nicht zur Arbeit gehen können. Gesundheitsämter sehen sich deshalb häufig unter
Eine Infektion mit Noroviren ist für den Einzelnen i.d.R. nur unangenehm, führt aber bei un-
Druck gesetzt „mehr dagegen zu unternehmen“. Und nicht zuletzt wurden die durch noso-
gebremster Ausbreitung für die ganze Gesellschaft zu immensen personellen und finanziel-
komiale Norovirusinfektionen entstehenden Kosten für das englische Gesundheitssystem auf
len Kosten. Um das Ausmaß der jährlichen Infektionswellen zu minimieren, sind in allererster
über 70 Millionen Pfund pro Jahr geschätzt [Lopman 2004].
Linie hygienische Basisregeln einzuhalten. Dies liegt vor allen anderen in der Verantwortung
der Erkrankten und deren Betreuer:
Die vorliegende Broschüre soll über den Erreger informieren, Hygienemaßnahmen und diagnostische Möglichkeiten darstellen, Literatur und Informationsquellen anbieten und die bay-
Aus hygienischer Sicht ist die wichtigste Maßnahme die räumliche Trennung Erkrankter von
erischen Zahlen nennen. Im Resümee am Ende dieses Heftchens geben wir in kompakter
anderen Personen. Im Falle eines Auftretens im Krankenhaus oder in Alten- und Pflegehei-
Form Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Hygiene, Epidemiologie und Diagnostik.
men ist die Unterbringung in einem separaten Zimmer indiziert. Die hohe Kontagiosität erfordert es, bei Verdacht auf eine Norovirusinfektion präventive Maßnahmen schon zu ergreifen,
ehe eine labordiagnostische Bestätigung vorliegt. Räumliche Isoliermaßnahmen sind zumin-
2 Erreger
dest in der symptomatischen Phase, die in der Regel nur einen bis höchstens 2 Tage dauert,
Das Norovirus ist unter dem Namen „Norwalk-like Virus“ bekannt geworden. Im Jahr 1972
unverzichtbar; der zweifellos erhebliche Aufwand im Rahmen einer Einzelzimmerisolierung
wurde das Virus als Verursacher eines Gastroenteritisausbruchs in der Stadt Norwalk, Bun-
relativiert sich, wenn man im Vergleich die erfahrungsgemäß hohe Wahrscheinlichkeit einer
desstaat Ohio/USA, von Kapikian et al. mit Hilfe elektronenmikroskopischer Aufnahmen iden-
Weiterverbreitung auf einer Station oder sogar im gesamten Haus betrachtet. Die übrigen
tifiziert.
personellen und organisatorischen Hygienemaßnahmen gehören zum Standardrepertoire in
Freiwillige, die mit Stuhlfiltrat Erkrankter infiziert worden waren, erkrankten ebenfalls und es
stationären Einrichtungen und sollten problemlos durchzuführen sein. Das Vorgehen bei
gelang den Forschern winzige, als „small round structured viruses“ bezeichnete Partikel in
Verdacht auf eine Norovirusinfektion ist im Hygieneplan schriftlich festzulegen.
den Stuhlproben nachzuweisen.
2002 erfolgte die Umbenennung des Norwalk-like Virus in Norovirus durch das International
Bei Verdacht auf eine Norovirusinfektion in Schulen, Kindergärten und ähnlichen Einrichtun-
Committee on Taxonomy of Viruses. Noroviren gehören zur Familie der humanen Calicivi-
gen müssen symptomatische Kinder und Jugendliche umgehend von Angehörigen abgeholt
ren. Sie werden klassifiziert als unbehüllte RNA-Viren mit einem kleinen Genom von ca.
und nach Hause gebracht werden. Der Kontakt zu anderen Kindern und Jugendlichen ist zu
7.500 Basen.
minimieren, die Betreuung bis zur Abholung ist am günstigsten durch eine einzelne Bezugsperson sicherzustellen. Erbrochenes oder Stuhl müssen mit Einmalwischlappen entfernt wer-
2.1 Übertragungswege von Noroviren
Noroviren sind pH-insensitiv: Fäkal-oral übertragen überwinden sie die Magenpassage unversehrt. Die Partikel sind äußerst resistent gegen Umwelteinflüsse. Noroviren sind auf kontaminierten Einrichtungsgegenständen, in kontaminiertem Wasser und auf kontaminierten
Lebensmitteln zu finden. Die wichtigste Infektionsquelle aber sind fäkale Ausscheidungen
und Erbrochenes infizierter Patienten. Die Übertragung von Noroviren durch die orale Aufnahme erregerhaltiger Aerosole (kleinste Schwebeteilchen aus infektiösen festen/flüssigen
Bestandteilen und Luft) wird diskutiert. Die Infektionsdosis einer Norovirusinfektion ist sehr
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den; anschließend sind die kontaminierten Flächen mit einem geeigneten Flächendesinfektionsmittel zu wischen. Ebenso sind Handkontaktflächen im Bereich von sanitären Einrichtungen, die von symptomatischen Kindern oder Jugendlichen benutzt wurden, zu desinfizieren.
Auch Schulen und Kindergärten müssen in einem Hygieneplan entsprechende Maßnahmen
schriftlich festlegen.
Es ist grundsätzlich unmöglich, die Einschleppung von Noroviren in Gemeinschaftseinrichtungen - z. B. durch zunächst noch asymptomatische Personen - zu verhindern. Wenn Symptome vorliegen, die auf eine Norovirus-Infektion hinweisen können (plötzliches schwallarti-
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ges Erbrechen, Übelkeit, wässriger Durchfall, Bauchkrämpfe), muss der Besuch von Ge-
1 Einleitung
meinschaftseinrichtungen unterbleiben. Ebenso dürfen keine beruflichen Tätigkeiten aufge-
Überall Noroviren?
nommen werden, insbesondere keine, die die Betreuung oder Pflege von Personen umfasst.
Um am LGL eine schnelle und zielgerichtete Diagnostik zu gewährleisten, ist die klare Kennzeichnung erkrankter Personen im Gegensatz zu Umgebungsuntersuchungen und Personaluntersuchungen unverzichtbar. Die Beschränkung auf die Untersuchung von höchstens
fünf Personen mit typischer Symptomatik in einem Ausbruch ist ebenfalls dringend geboten.
Verlaufskontrollen nach Norovirusinfektionen sind nicht angezeigt.
Die Wiederzulassung muss vom vollständigen Abklingen der Symptomatik und der zuverlässigen Durchführung der Hygienemaßnahmen, insbesondere der hygienischen Händedesinfektion nach Toilettengang, durch die genesenden Personen abhängig gemacht werden.
Gemeinschaftseinrichtungen in Bayern wurden im Herbst und Winter 2006/2007 wieder von
einer Welle infektiöser Gastroenteritis-Ausbrüche erfasst. Für die Mehrzahl der Ausbrüche
waren Noroviren verantwortlich. Zwischen der 40. Meldewoche 2006 und der 20. Meldewoche 2007 wurden über 1000 Ausbrüche mit fast 16 000 betroffenen Personen an die IfSGMeldezentrale übermittelt. Die Ausbrüche betrafen vor allem Altersheime, Kindertagesstätten
und Krankenhäuser.
Seit der Einführung des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) im Jahre 2001 wuchs der Bekanntheitsgrad der Noroviren schnell: Wurden 2001 in Deutschland noch 9.279 NorovirusNachweise gemeldet, stieg die Zahl der Meldungen ein Jahr später auf 51.608. Nach leichtem Rückgang 2003 wurden deutschlandweit 2004 und 2005 über 60.000 Norovirusinfektionen pro Jahr gemeldet. 2006 erreichte die Anzahl der Meldungen mit etwas über 75.000 einen vorläufigen Höchststand, der 2007 mit über 100.000 Meldungen noch übertroffen werden wird (Quelle: Robert Koch-Institut: SurvStat, http://www3.rki.de/SurvStat, Datenstand:
24.10.2007; Zahlen beziehen sich auf Meldungen nach der Referenzdefinition, s. a. Kapitel
3).
Entscheidenden Anteil an der mühelosen Verbreitung des Erregers hat seine hohe Umweltresistenz (Tenazität) und seine geringe Infektionsdosis: Eine Veröffentlichung im New England Journal of Medicine [Becker 2000] berichtete im Jahr 2000 von einer NorovirusÜbertragung zwischen zwei Mannschaften auf dem Football-Platz. Berichte über Massenausbrüche auf Kreuzfahrtschiffen, zuletzt auch auf der „Queen Mary II“, sind Alltag geworden. Im Journal of Infectious Diseases wurde von einem Bäcker berichtet, der es eigentlich
hätte besser wissen sollen: Ihm war in seiner Bäckerei übel geworden und im Anschluss erkrankte die Gesellschaft, die seine Semmeln zum Büffett verzehrt hatte [de Wit 2007]. Derartige Geschichten werden von der Presse reißerisch verkauft. Man könnte auch nüchterner
feststellen, dass nach Einführung des IfSG mit den Noroviren ein Hauptverantwortlicher der
seit jeher bekannten „Magen-Darm-Infekte“ namentlich erfasst wird.
In der Tat bringen Norovirus-Ausbrüche in vielen Bereichen Probleme mit sich:
Die Erkrankung ist zwar kurz und selbstlimitierend, doch kann der Flüssigkeitsverlust für kleine Kinder, chronisch Kranke und v.a. ältere Leute eine akute ärztliche Versorgung nötig werden lassen. In Altersheimen, Krankenhäusern und Kindergärten sind häufig viele dieser Risikopatienten gleichzeitig betroffen. Basishygieneregeln sehen vor, dass erkrankte Betreuer,
also Krankenschwestern, Pfleger und Kindergärtner ihre Tätigkeit aussetzen. Dies führt in
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3
Inhaltsverzeichnis
1
2
3
4
5
6
7
8
Einleitung ..........................................................................................................................3
Erreger ..............................................................................................................................4
2.1
Übertragungswege von Noroviren .............................................................................4
2.2
Wirkmechanismen (Pathogenese).............................................................................5
2.3
Typische Symptomatik einer Norovirusinfektion (Klinik) ............................................5
2.4
Therapie und Prophylaxe...........................................................................................5
2.5
Genetische Variabilität ...............................................................................................6
2.6
Immunreaktion ...........................................................................................................7
2.7
Diagnostische Möglichkeiten .....................................................................................8
2.8
Probenahme (Präanalytik) und Verlaufskontrollen ....................................................8
2.9
Norovirusdiagnostik am LGL im Winterhalbjahr 2006/2007.......................................9
Epidemiologie in Bayern ...................................................................................................9
3.1
Zeitlicher Verlauf ........................................................................................................9
3.2
Alters- und Geschlechtsverteilung ...........................................................................11
3.3
Ausbrüche................................................................................................................12
3.4
Klinische Aspekte.....................................................................................................12
Gesetzliche Grundlagen..................................................................................................14
4.1
Vorschriften für Personal beim Umgang mit Lebensmitteln.....................................14
4.2
Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder...................................................................14
4.3
Krankenhäuser, Altenheime und sonstige Gemeinschaftseinrichtungen.................14
4.4
Melde- und Übermittlungspflichten ..........................................................................15
4.4.1
Meldepflicht.......................................................................................................15
4.4.2
Übermittlungspflicht ..........................................................................................15
4.5
Prävention................................................................................................................16
Hygienemaßnahmen und Prävention von Ausbrüchen...................................................16
5.1
Maßnahmen in stationären Einrichtungen ...............................................................16
5.1.1
Allgemeine organisatorische Maßnahmen .......................................................16
5.1.2
Organisatorische Maßnahmen im Isolierzimmer ..............................................17
5.1.3
Personelle Hygienemaßnahmen ......................................................................17
5.2
Maßnahmen in Gemeinschaftseinrichtungen ..........................................................19
5.3
Maßnahmen zur Prävention von Ausbrüchen..........................................................19
Resümee.........................................................................................................................20
Literatur ...........................................................................................................................23
Informationsquellen.........................................................................................................24
7 Literatur
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game. N Engl J Med. 2000 Oct 26;343(17):1223-7.
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8 Informationsquellen
www.lgl.bayern.de
www.nlga.niedersachsen.de
www.lagus.mv-regierung.de
www.hsm.hessen.de
www.rki.de
www.ecdc.eu.int
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
im Winterhalbjahr 2006/2007 wurden in Bayern seit Einführung des IfSG im Jahr 2001 die
meisten Infektionskrankheiten mit Noroviren gemeldet. Neben der erheblichen Belastung für
die Erkrankten führen Ausbrüche, die durch Noroviren verursacht werden, in Krankenhäusern und Gemeinschaftseinrichtungen zu dramatischen personellen Engpässen und finanziellen Einbußen. Die epidemische Ausbreitung der Virusinfektion stellte den öffentlichen
Gesundheitsdienst in Bayern vor eine harte Belastungsprobe. Neben dem Management und
der Untersuchung von Ausbrüchen gastrointestinaler Infektionen mussten bei Norovirusinfektionen vor allem Aufklärung und Beratung der Bevölkerung geleistet werden.
Auch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hat größte Anstrengungen unternommen, um den diagnostischen Anforderungen, der epidemiologischen Datenerfassung im Meldewesen und den Fragen über die zu ergreifenden Maßnahmen bei Ausbrüchen, die besonders Fachfragen der Hygiene umschließen, gerecht zu werden.
Wir alle hoffen sicherlich – auch im Sinne der Patienten – auf einen Rückgang der Zahl der
Infektionen mit Noroviren in Bayern. Doch ist nicht auszuschließen, dass auch im nächsten
Halbjahr die Infektionsrate wieder deutlich ansteigt.
Deshalb entstand in Zusammenarbeit der Sachgebiete Infektiologie, Hygiene und Epidemiologie des LGL die Ihnen vorliegende Broschüre. Sie wendet sich vor allem an die Mitarbeiter
in den Gesundheitsämtern und weiteres Fachpublikum und soll zur Unterstützung der praktischen Arbeit vor Ort beitragen. Ich hoffe, Sie können in der Broschüre ausreichende Informationen über alle relevanten Fragestellungen finden, die in Zusammenhang mit Ausbrüchen
durch Noroviren stehen. Ansonsten können Sie sich bei weiteren Fragen selbstverständlich
jederzeit an das LGL wenden.
www.cdc.gov
http://bundesrecht.juris.de/
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Volker Hingst
Präsident des Bayerischen Landesamts
für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
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November 2007
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Autorinnen und Autoren des Berichts:
Dr. Heribert Bischoff
Dr. Hartmut Campe
Dr. Richela Fischer
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