Leseprobe - beck

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Physiologie der Haustiere
Bearbeitet von
Wolfgang von Engelhardt, Christine Aurich, Heinz Breer, Gerhard Breves, Rupert M. Bruckmaier, Hermann
Bubna-Littitz, Cornelia A. Deeg, Martin Diener, Hansjörg Ehrlein, Reinhold G. Erben, Michael Erhard,
Hans-Hasso Frey, Michael Fromm, Herbert Fuhrmann, Max Gassmann, Nori Geary, Rüdiger Gerstberger,
Gerolf Gros, Gotthold Gäbel, Thomas Göbel, Johein Harmeyer, Korinna Huber, Martin Kaske, Bernd
Kaspers, Wolfgang Langhans, Sabine Leonhard-Marek, Thomas A. Lutz, Holger Martens, Burkhard
Meinecke, Erich Möstl, Hans-Peter Sallmann, Holger Sann, Erwin Scharrer, Michael Schemann, Bernd
Schröder, Florian J. Schweigert, Erik Skadhauge, Manfred Stangassinger, Stephan Steinlechner, Ralf
Tobias, Edda Töpfer-Petersen, Siegfried Wolffram
überarbeitet 2009. Taschenbuch. XXIV, 712 S. Paperback
ISBN 978 3 8304 1078 2
Format (B x L): 19,5 x 27 cm
Gewicht: 1973 g
Weitere Fachgebiete > Medizin > Veterinärmedizin > Veterinärmedizin: Anatomie,
Physiologie
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6 Vegetatives Nervensystem
Vegetatives Nervensystem
6
Martin Diener
▶ Das vegetative Nervensystem dient der unwillkürlichen Steuerung des Stoffwechsels und der inneren Organe. Anatomisch und funktionell kann man mehrere
Abteilungen unterscheiden: den Sympathicus, den Parasympathicus und das enterische Nervensystem. Eine
Aktivierung des Sympathicus erfolgt v. a. in Belastungssituationen zwecks Bereitstellung von Leistungsreserven, während dem Parasympathicus eine eher erhaltende Funktion zukommt. Das enterische Nervensystem
dient der weitgehend vom Zentralnervensystem unabhängigen Steuerung von Funktionen des Magen-DarmTraktes. Dazu kommen noch viscerale Afferenzen, die
über den Zustand der inneren Organe informieren. ◀
6.1
Funktion des vegetativen
Nervensystems
Das vegetative Nervensystem umfasst den Teil des Nervensystems, der der Regulation der inneren Organe und des
Stoffwechsels dient. Zu diesem Zweck arbeitet das vegetative Nervensystem eng mit dem Hormonsystem und
dem somatischen Nervensystem zusammen. Synonym
wird das vegetative Nervensystem auch als autonomes
oder unwillkürliches Nervensystem bezeichnet, weil es
weitgehend der willkürlichen Kontrolle entzogen ist. Allerdings gibt es enge Interaktionen zwischen vegetativem und
somatischem Nervensystem, sodass Vorgänge wie z. B. die
Miktion oder die Defäkation, die primär durch das vegetative Nervensystem gesteuert werden, auch willentlich beeinflusst werden können.
Das vegetative Nervensystem reguliert die Tätigkeit
der inneren Organe und den Stoffwechsel.
6.2
Bau des vegetativen
Nervensystems
Das vegetative Nervensystem besteht aus verschiedenen
Funktionssystemen: dem Sympathicus, dem Parasymund
dem
enterischen
Nervensystem
pathicus
(s. Kap. 16.2). Die beiden ersten Anteile sind die eigentlichen, klassischen Teile des vegetativen Nervensystems.
Dazu kommen noch viscerale Afferenzen, die Informationen von den inneren Organen dem Zentralnervensystem
zuleiten.
Sympathicus und Parasympathicus besitzen sehr viele
Ähnlichkeiten in ihrer Struktur (Abb. 6.1). Ihre Nervenzellen sind prinzipiell in Form von Zwei-Neuronen-Ketten
angeordnet. Die zentralen Anteile des vegetativen Nervensystems liegen im Rückenmark und im Hirnstamm; die
peripheren Neurone sind außerhalb des Zentralnervensystems in Ganglien lokalisiert. Die Ganglien des Sympathicus
liegen meistens nahe dem Zentralnervensystem und somit
organfern, während die des Parasympathicus nahe an den
zu innervierenden Organen gelegen sind. Die zentralen
Neurone werden, da sie vor den Ganglien liegen, als präganglionäre Neurone bezeichnet, während die Neurone in
den Ganglien selbst in Analogie dazu postganglionäre
Neurone genannt werden. Von den postganglionären Neuronen gehen dünne unmyelinisierte Nervenfasern aus, die
die einzelnen Organe innervieren (Tab. 6.1).
Die präganglionären Neurone des Sympathicus befinden
sich im Rückenmark im Bereich der Seitenhörner. Sympathische Neurone findet man nicht im gesamten Rückenmarksbereich, sondern nur im Thorakal- und Lumbalmark
(Th1 bis L2/3 beim Menschen; bei Hund, Pferd und Rind bis
L4/L6). Die Nervenzellkörper dieser Neurone senden ihre
Axone mit den Rami communicantes zum Grenzstrang.
Dieser besteht aus einer Reihe von paravertebral gelegenen
Ganglien (z. B. Ggl. cervicale craniale, Ggl. cervicale medium und Ggl. stellatum). Hier erfolgt z. T. die Umschaltung
zum zweiten (postganglionären) Neuron. Neben dem
Grenzstrang, der beidseits neben der Wirbelsäule liegt,
gibt es noch eine Reihe von prävertebralen Ganglien des
Sympathicus, die vor der Wirbelsäule liegen und unpaarig
angelegt sind (Ggl. coeliacum, Ggl. mesentericum craniale
und Ggl. mesentericum caudale). Die präganglionären
Axone der Neurone, die zu diesen Ganglien projizieren,
durchqueren den Grenzstrang ohne Umschaltung, d. h.
ohne eine synaptische Übertragung. Die Fasern der postganglionären Neurone ziehen als vegetative Nerven oder
mit den Blutgefäßen zu den zu innervierenden Organen.
Die innervierten Zielorgane sind die glatte Muskulatur
aller Organe, der Herzmuskel, die Gefäße und z. T. die exokrinen Drüsen.
aus: von Engelhardt u. a., Physiologie der Haustiere (ISBN 9783830410782) © 2010 Enke Verlag
6.2 Bau des vegetativen Nervensystems
Auge
N. oculomotorius
Mesencephalon
s
N. faciali
Tränen- und
Speicheldrüsen
yngeus
N. glossophar
Pons
Medulla
oblongata
N. vagus
Bronchien
Ganglion
cervicale craniale
Ganglion stellatum
Thoracolumbal Th1-L3
Herz
Ganglion coeliacum
Nebennierenmark
Ganglion
mesenteriale
craniale
Magen-Darm-Trakt
Sacral S2-S4
Ganglion
mesenteriale caudale
Grenzstrang
Harnblase
Geschlechtsorgane
Abb. 6.1 Schematischer Verlauf des Sympathicus (rot) und des
Parasympathicus (schwarz). Auch in den tieferen Abschnitten des
Grenzstrangs findet eine Umschaltung von prä- auf postganglionäre Neurone statt, die hier aus Gründen der Vereinfachung nicht
eingezeichnet sind. Die Fortsätze dieser postganglionären Neurone
dienen in der Regel dazu, die Blutgefäße zu den einzelnen Organen
zu innervieren. Die Angabe der Rückenmarksegmente mit sympathischen (Th1–L3) und parasympathischen Anteilen (S1–S4) beziehen sich auf den Menschen.
Die präganglionären Neurone des Parasympathicus sind
im Hirnstamm und im Sacralmark lokalisiert (Abb. 6.1).
Parasympathische Kerngebiete findet man im Mesencephalon, in der Pons und in der Medulla oblongata. Ihre
Axone schließen sich Hirnnerven mit vegetativen Anteilen
(N. oculomotorius, N. facialis, N. glossopharyngeus, N. vagus) an. Außerdem finden sich parasympathische präganglionäre Neurone im Bereich des Zwischenhorns im Sacralmark (S2–S4). Die Umschaltung zu den postganglionären
Neuronen erfolgt in Ganglien, die nahe an den zu innervierenden Organen liegen. Zielorgane des Parasympathicus
sind die glatte Muskulatur und die Drüsen. Gefäße werden
mit wenigen Ausnahme (Arteriolen in den Geschlechts-
organen, in Speicheldrüsen und im Gehirn) nicht parasympathisch innerviert.
Es gibt deutliche Unterschiede zwischen den Nervenkontaktstellen im prä- und im postganglionären Bereich. Die
präganglionären Neurone von Sympathicus und Parasympathicus benutzen für die Weiterleitung der Erregung an
den Synapsen mit den postganglionären Neuronen generell Acetylcholin als Transmitter (Abb. 6.2). Die Axone der
postganglionären Neurone ziehen schließlich zu den zu
innervierenden Organen. Im Unterschied zum somatischen
Nervensystem gibt es im postganglionären Bereich keine
hochspezialisierten Kontaktstellen zwischen Neuron und
Endorgan, also keine Synapsen. Stattdessen besitzen die
aus: von Engelhardt u. a., Physiologie der Haustiere (ISBN 9783830410782) © 2010 Enke Verlag
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