Korrektheit und Vollständigkeit der Kalküle

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Korrektheit und Vollständigkeit der Kalküle
Satz: Die Programmkalküle
• Hoare-Kalkül für partielle Korrektheit
• Hoare-Kalkül für totale Korrektheit
• Dynamische Logik
sind korrekt. Z.B.
SP ⊢HC ϕ {α} ψ ⇒ SP |= ϕ {α} ψ.
Sie sind alle unvollständig, d.h. SP |= ϕ {α} ψ impliziert nicht, dass
SP ⊢HC ϕ {α} ψ gilt.
204
Gegenbeispiel zur Vollständigkeit
Gegenbeispiel zur Vollständigkeit des Hoare-Kalküls:
Nat =
data specification
nat = 0 | +1 (-1 : nat)
end data specification
x = 0 ∧ y = y0
{
while y 6= 0 do
y := y -1; x := x +1
od
}
x = y0
Schleifeninvariante? x + y = y0 ? Eigentlich schon, aber keine Formel in Nat.
205
Unvollständigkeit der Programmkalküle
• Das Problem ist, dass man die Invariante mit den vorhandenen
Symbolen nicht ausdrücken kann.
• Die Invariante INV ist eine spezielle Induktionshypothese
Die Behauptung für n lautet: “Nach n Schleifendurchläufen gilt INV”.
• Das Problem ist also dasselbe wie bei den Generiertheitsklauseln.
Satz: Die Programmkalküle sind relativ vollständig: Wenn man alle wahren
Aussagen über den nat. Zahlen als Axiome hätte, dann könnte jede wahre
Aussage über Programmen bewiesen werden.
Intuition:
• Der Programmkalkül ist nicht „schlimmer“ unvollständig, als die
Prädikatenlogik es war. Es fehlen keine Programm-Regeln.
• Wenn etwas nicht bewiesen werden kann, dann liegt es nur an
fehlenden Hilfsfunktionen/Axiomen für Datenstrukturen.
206
Prozeduren und
Heuristiken für Programme
207
Prozeduren: Syntax
• Neues Programmkonstrukt : Prozeduraufruf p#(t;y)
• p# ist Prozedurname (das # ist übliche KIV-Konvention)
• Terme t der Sorten s sind Eingabe-Parameter
• Paarweise verschiedene Variablen y der Sorten s′ sind
Ein-Ausgabe-Parameter
• s : s′ heisst auch der (Aufrufs-)Modus der Prozedur
• Prozeduren p# ∈ Ps:s′ sind neuer Bestandteil der Signatur einer
Spezifikation
• KIV: Deklaration zwischen predicates und variables per:
procedures p# s1 × ...× sn : s’1 × ...× s’m;
208
Prozeduren: Semantik
• Semantik: Prozeduren sind eine Relation über den Trägern der
Parametersorten: [[p#]] ⊆ As × As′ × As′
• (a, b, c) ∈ [[p]] bedeutet: Die Prozedur p#, aufgerufen mit
⋆ Eingaben a für die Eingabe-Variablen
⋆ Eingaben b für die Ein/Ausgabe-Variablen
terminiert mit Ausgabe c in den Ein/Ausgabe-Variablen
• Damit das stimmt: Kein Zugriff auf globalen Variablen!
Ersatz: Zusätzliche Ein/Ausgabe-Parameter
• Normalfall in KIV: Funktionale Prozeduren:
Ein/Ausgabe-Variablen dienen nur zur Ausgabe:
c (und Terminierung) hängen nicht von b ab.
• Wenn nicht, Schlüsselwort nonfunctional am Ende der
Prozedurdefinition
209
Prozedurdeklarationen
• Möglich: Axiome für Prozeduren (Vor- und Nachbedingung)
• Normalerweise (hinter den axioms) Prozedurdeklarationen
declarations
f#(x; y)
{
if x = 0
then y := 1
else { f#(x -1;y); y := y * x }
}
• Erlaubt: (gegenseitige) Rekursion
• Semantik: Prozeduraufruf erhält “die übliche” Semantik.
Formal: Vereinigung aller tiefenbeschränkten Rekursionen
(analog zu: Vereinigung über beschränkte Zahl von Schl.durchläufen)
210
Regeln für Prozeduraufrufe
Falls Prozedurdeklaration p#(y; z).α gegeben:
x
y = σ, Γ ⊢ hαz iϕ, ∆
Γ ⊢ hp#(σ; x)iϕ, ∆
x
y = σ, hαz iϕ, Γ ⊢ ∆
hp#(σ; x)iϕ, Γ ⊢ ∆
call right
call left
Dabei: y sind die lokalen Variablen auf denen p# rechnet.
Sie dürfen in der Sequenz nicht frei vorkommen (evtl. umbenennen)
Die Regel gilt auch für Boxen statt Diamonds.
211
Ein Beispiel
procedures MAXL# natlist : nat;
MAX# nat, nat : nat;
declaration
MAX#(m,n; n0)
{
if m < n then n0 := n else n0 := m
};
MAXL#(x; n)
{
if x = [] then n := 0
else { MAXL#(x.rest; n); MAX#(n,x.first;n) }
}
212
Programme als Voraussetzungen: execute call
Nützlich bei Induktion, um den Call aus der Induktionsvoraussetzung gegen
den gerade aktuellen zu „kürzen“.
execute call
Γ ⊢ σ = τ, ∆
y
ϕx , Γ
hp#(σ; x)i(x = y),
⊢
y
ψz , ∆
hp#(σ; x)iϕ, Γ ⊢ hp#(τ ; z)iψ, ∆
Gilt (so) nur für funktionale (und damit auch deterministische) Prozeduren
(y neu):
contract call
Γ⊢σ=τ
hp#(σ; z)i(z =
x
x′ ), ϕx
′
hp#(σ; x)iϕ, hp#(τ ; y)iψ, Γ ⊢ ∆
213
x′
, ψy , Γ
⊢∆
Zwischenzustände einführen: split left
Die folgende Regeln wird meist für α = Prozeduraufruf angewandt
(x = modifizierte Variablen von α, x′ neu):
split left
x
x ′ , ϕx
′
,Γ ⊢ ∆
hαix =
hαiϕ, Γ ⊢ ∆
• Führt einen Zustand x′ am Ende von α ein, über den man “reden” kann.
• Dieser wird bei der Anwendung von Lemmata der Form
hαi x = x0 ⊢ ϕ
als Instanz für x0 gebraucht
214
Einfache Heuristiken für Programme
• symbolic execution: Wendet alle Regeln für Programme an, die keine
Fallunterscheidung ergeben: assign, if positive/negative, skip, abort, let
• split left: Wendet die Regel split left an
• contract and execute: Wendet execute call, contract call an
Im Heuristik-Satz „DL heuristics“ enthalten (zusammen mit simplifier,
quantifier closing, module specific). Kann immer verwendet werden.
215
Fallunterscheidungs-Heuristiken
• conditional right split: wendet if right an
• conditional left split: wendet if left an
• dl case distinction: Fallunterscheidung (conjunction right etc.), aber nur
für Programmformeln
Im Heuristik-Satz „DL Heuristics + Case Splitting“ enthalten. Sollte man
verwenden, wenn Beweisstruktur der Kontrollstruktur der Programme folgt
(meist der Fall).
Heuristik-Satz „DL heuristics + Induction“ enthält zusätzlich Heuristiken für
(noethersche) Induktion (induction, apply ind once).
216
Heuristiken für Prozeduraufrufe
• calls nonrecursive: Führt alle nichtrekursiven Aufrufe aus
• calls concrete: Führt alle Aufrufe aus, die konkrete Parameter haben,
i. e. Terme die höchstens Parametervariablen enthalten
• weak unfold:
⋆ Führt rekursive Prozeduren einmal aus, wenn sie in der
Induktionshypothese vorkommen. Höher in der Aufrufshierarchie
liegende Aufrufe bevorzugt.
⋆ Weitere Aufrufe werden ausgeführt, wenn festgestellt wird, dass
deren Tests so ausgehen, dass kein weiterer rekursiver Aufruf
auftritt.
• unfold: Führt zusätzlich rekursive Prozeduren (einmal) aus, bei denen
der rekursive Aufruf schon in der Sequenz vorkommt
„DL Heuristics“ enthält weak unfold, „DL Heuristics + Induction“ enthält
zusätzlich unfold.
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Nichtdeterministische
Programme
218
Nichtdet. Programme: Syntax
KIV kennt noch zwei Programmkonstrukte für nichtdeterministische
Programme:
• α or β : Wählt nichtdeterministisch eines der beiden Programme
• choose x with ϕ in α ifnone β
⋆ Bindet lokale Variablen x (wie let) an irgendwelche Werte,
die ϕ erfüllen
⋆ ϕ darf von anderen Programmvariablen als nur x abhängen
⋆ Führt mit den lokalen Variablen α aus.
⋆ Falls überhaupt keine passenden Werte fur x existieren, die ϕ
erfüllen, wird β (ohne lokale Variablen) ausgeführt.
⋆ ifnone abort kann weggelassen werden (default).
219
Beispiele für choose
Beispiele:
• choose n with true in α:
Rät beliebige natürliche Zahl
• choose n with n < m in α ifnone β :
Wählt natürliche Zahl n, die kleiner m ist, und führt α aus.
Wenn m = 0 gilt, wird stattdessen β ausgeführt.
• choose boolvar with true in if boolvar then α else β
Ist äquivalent zu α or β
220
Nichtdet. Programme: Semantik
Semantik von or:
[[α or β ]] = [[α]] ∪ [[β ]]
Semantik von choose:
[[choose x with ϕ in α ifnone β ]]
a
a
v(x)
= {(v, wx ) | es gibt a mit A, vx |= ϕ und (vx , w) ∈ [[α]]}
a
∪ {(v, w) | (v, w) ∈ [[β ]] und es gibt kein a mit A, vx |= ϕ}
221
Ein Zusatzproblem für die Semantik
Was ist die Semantik von skip?
Was ist die Semantik von skip or abort?
222
Ein Zusatzproblem für die Semantik
Was ist die Semantik von skip?
Was ist die Semantik von skip or abort?
Antwort: Beide sind gleich: Identität auf allen Zuständen
Verhalten sich die Programme unterschiedlich?
222
Ein Zusatzproblem für die Semantik
Was ist die Semantik von skip?
Was ist die Semantik von skip or abort?
Antwort: Beide sind gleich: Identität auf allen Zuständen
Verhalten sich die Programme unterschiedlich?
Antwort: Ja, skip terminiert garantiert, skip or abort nicht.
Also: Die relationale Semantik kann nicht ausdrücken, dass ein
nichtdeterministisches Programm garantiert terminiert.
Damit kann es auch die dynamische Logik nicht:
hskip or aborti true besagt, dass es einen terminierenden Ablauf gibt.
222
Garantierte Terminierung
Definieren eine zusätzliche zweite Semantik für Programme: α ↓ ⊆ ST gibt
die Menge der Zustände (ST = Menge der Variablenbelegungen), für die α
garantiert terminiert. Einige Fälle (while und Rekursion sind schwierig) sind:
• abort ↓ = ∅
• skip ↓ = ST
• x := e ↓ = ST
• (α ∨ β) ↓ = α ↓ ∩ β ↓
• (α; β) ↓ = {v | v ∈ α ↓ und für alle w mit (v, w) ∈ [[α]] gilt: w ∈ β ↓}
• choose x with ϕ in α ifnone β ↓ =
a
a
{v | es gibt a mit A, vx |= ϕ und für jedes solche a ist vx ∈ α ↓}
a
∪ { v | es gibt kein a mit A, vx |= ϕ und v ∈ β ↓}
Beachte: Die Definition der garantierten Terminierung von compounds
benutzt die relationale Semantik.
223
Neuer Operator: strong diamond
Wir addieren einen neuen Operator („strong diamond“) zur Logik.
h|α|i ϕ besagt: α terminiert garantiert, und in allen Endzuständen gilt ϕ
Formal: A, v |= h|α|iψ :⇔ v ∈ α ↓ und für alle w : (v, w) ∈ [[α]] gilt: A, w |= ψ .
Der Operator wurde von E.W. Dijkstra 1976 erfunden, und
schreibt sich in der Literatur meist wp(α,ϕ) (von „weakest precondition“). Der
Kalkül heisst deshalb auch wp-Kalkül.
Bemerkung:
Die strong diamond-Klammern bekommt man mit F12
(KIV-Symbol) und dann { bzw. }.
Bemerkung:
224
Kalkülregeln für or
Das Gute an strong diamonds: Für deterministische Programme sind die
Regeln für strong diamonds genau dieselben wie für diamonds.
or right
Γ ⊢ hαi ψ, hβi ψ, ∆
Γ ⊢ hα ∨ βi ψ, ∆
Γ ⊢ [α] ψ, ∆
Γ ⊢ [β] ψ, ∆
Γ ⊢ [α ∨ β] ψ, ∆
Γ ⊢ h|α|i ψ, ∆
Γ ⊢ h|β|i ψ, ∆
Γ ⊢ h|α ∨ β|i ψ, ∆
225
Kalkülregeln für choose
choose right
Γ⊢∃
y
y.ϕx
∧
y
hαx i
ψ, (∀ x.¬ ϕ) ∧ hβi ψ, ∆
Γ ⊢ hchoose x with ϕ in α ifnone βi ψ, ∆
y
ϕx , Γ
y
[αx ]
y
ϕx , Γ
y
h|αx |i
⊢
ψ, ∆
∀ x.¬ ϕ, Γ ⊢ [β] ψ, ∆
Γ ⊢ [choose x with ϕ in α ifnone β] ψ, ∆
⊢
ψ, ∆
∀ x.¬ ϕ, Γ ⊢ h|β|i ψ, ∆
Γ ⊢ h|choose x with ϕ in α ifnone β|i ψ, ∆
Die Variablen y sind neue Variablen (für die lokalen Versionen von x).
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