Bei akutem Herzinfarkt hemmt Aspirin i.v. die Plättchenaggregation

Werbung
1/2017
Berichte über aktuelle Forschung zur Acetylsalicylsäure sowie über Entwicklungen im Bereich der Therapie
Jahrgang 29 / Juni 2017
Antithrombozytäre Therapie nach akutem Koronarsyndrom (ACS)
Bei akutem Herzinfarkt hemmt Aspirin i.v.
die Plättchenaggregation schneller als Aspirin p.o.
Acetylsalicylsäure (ASS) ist der Eckpfeiler der antithrombozytären Therapie bei
akutem Koronar­syndrom (ACS). Die schnelle und effektive Plättchenhemmung hält
die Athero­thrombose in Schach und begrenzt den Engpass in den Koronararterien.
Nationale und internationale Leitlinien ­empfehlen, in der Akutsituation Acetylsalicylsäure
direkt beim medizinischen Erstkontakt zu geben. Aspirin i. v. bietet hier gegenüber
der Tablette den Vorteil eines schnelleren Wirk­eintritts.
Das ACS ist die Folge einer Atherothrombose. Wird das Lumen durch den Thrombus vollständig verschlossen, entwickelt
sich ein transmuraler ST-Hebungsinfarkt
(STEMI). Bei einem inkompletten Gefäßverschluss kommt es häufig auch zu Mikroinfarzierungen mit positivem Troponintest
(NSTEMI). Bleibt der Troponintest negativ,
handelt es sich um eine instabile Angina
90–
75,56
FluA
(38,51)
80–
Multiplate ASPItest (U)
70–
n 500 mg ASS i.v.
H1N1
n 250 mg ASS i.v.
n 300 mg ASS p.o.
60–
50–
42,45
(34,07)
40–
30–
20–
23,04
20,57
(19,02)
(12,10)
22,09 21,63
(13,39) (12,99)
10–
0–
5 Minuten
20 Minuten
Abb. 1: Hemmung der Plättchenaggregation nach
fünf und nach 20 Minuten (Multiplate ASPItest,
Durchschnitt und ­Standardabweichung;
mod. nach [1]).
pectoris. Da die Thrombozytenaktivierung
und -aggrega­tion bei all diesen Prozessen
eine entscheidende Rolle spielt, kommt der
wirksamen Plättchenhemmung eine hohe
­the­rapeutische Bedeutung sowohl im Akutmanagement als auch in der Rezidiv­
prophylaxe des ACS zu.
Acetylsalicylsäure inhibiert das Enyzm
Cyclo­
oxygenase (COX). Die resultierende
Reduktion der COX-abhängigen Bildung
und Freisetzung von Thromboxan A2 (TXA2)
vermindert die Plättchenaktivierung und
bremst die Thrombozytenaggregation.
Dies erklärt, warum die frühe ASS-Gabe die
Prognose nach ACS verbessert und in
natio­
nalen und internationalen Leitlinien
empfohlen wird. Dabei sollte ASS so
schnell wie möglich im Rahmen des medizinischen Erstkontakts gegeben werden. Als
orale Loading-­
dose nach ACS werden
für ASS-naive Patienten im Allgemeinen
150–300 mg empfohlen. Die intravenöse
Applikation von ASS bietet den Vorteil eines
schnelleren Wirkeintritts gegenüber der oralen ASS-Gabe.
ACUTE – ASS bei ACS
Vor diesem Hintergrund verglich ACUTE,
eine p
­ rospektive, randomisierte Studie der
Phase 3, bei 270 ASS-naiven Pa­tien­ten mit
ACS (< 24 Stunden) die plättchenhemmende Wirkung und die Sicherheit von ASS
nach intravenöser (500 mg und 250 mg)
und oraler Gabe (300 mg). Der Eintritt der
plättchenhemmenden Wirkung wurde anhand des zeitlichen Verlaufs der Thromboxan-Inhibition gemessen. Der primäre
Studienendpunkt war das Ausmaß der
Plättchenhemmung, gemessen anhand der
Arachidonsäure-induzierten Thromboxan-
freisetzung, gemessen an dem stabilen
Metaboliten Thromboxan B2 (TXB2), fünf
Minuten nach der ASS-Gabe.
Sowohl 250 mg ASS i. v. als auch 500 mg
ASS i. v. hatten nach fünf Minuten die
TXB2-Bildung nahezu komplett inhibiert: im
Median von 573,9 ng/ml bzw. 581,7 ng/ml
bei Baseline auf 3,1 ng/ml bzw. 3,9 ng/ml.
Nach oraler ASS-Gabe hatte die TXB2-Bildung zu diesem Zeitpunkt von 652,0 ng/ml
auf 223,7 ng/ml abgenommen (p < 0,0001).
Ähnliche Ergebnisse zeigten sich für die Arachidonsäure-induzierte Plättchenaggre­ga­
tion: Im Multiplate ASPItest hatte die
Plättchenag­
gregation nach fünf Minuten
unter ASS i. v. von im Mittel 86,41 bzw.
85,72 U auf 23,04 U (250 mg ASS i. v.) bzw.
20,57 U (500 mg ASS i. v.) abgenommen,
nach 300 mg oraler ASS von im Mittel 87,18
U auf 75,56 U (p < 00001) (Abb. 1). Die Blutungsraten waren vergleichbar niedrig.
Fazit
Die Gabe einer intravenösen ASS-Einzeldosis
von 250 mg oder 500 mg ist im Vergleich
zur oralen Gabe von 300 mg ASS mit einer
schnelleren und vollständigeren Inhibition
der Thromboxanbildung und Plättchenhemmung assoziiert.
■
1. Zeymer U et al. Prospective, randomised trial of the time
dependent antiplatelet effects of 500 mg and 250 mg acetylsalicylic acid i. v. and 300 mg p. o. in ACS (ACUTE) Thromb
Haemost 2017; 117: 625–35
2
Wir wirkt niedrig dosierte Acetylsalicylsäure in der kolorektalen Mukosa?
Den molekularen Mechanismen
der Chemoprävention auf der Spur
Niedrig dosierte ASS führt zu einer irreversiblen Acetylierung
der COX-1 in der kolorektalen Mukosa. Dies resultiert in einer
­langanhaltenden Abnahme der mukosalen Spiegel von Prostaglandin
E2 (PGE2). D
­ ieser molekulare Mechanismus könnte entscheidend zum
­chemopräventiven Effekt von niedrig dosierter ASS beitragen.
Die chemopräventive Wirkung von niedrig
dosierter Acetylsalicylsäure ist mittlerweile
gut belegt. Dies gilt insbesondere für die
Prävention von Darmkrebs. Daten aus den
großen ASS-Studien zeigten, dass die
Langzeiteinnahme niedrig dosierter ASS
mit einer deutlichen Reduktion der Inzidenz kolorektaler Karzinome (CRC) korrelierte. Außerdem sprachen die Ergebnisse
dafür, dass ASS das ­Risiko einer Fernmetastasierung senken kann, was eine Erklärung
Mukosales PGE2
(% von Kotrollen)
50–
ASS 2,5 µM täglich
40–
30–
20–
10–
0–
1
24
48
Zeit (Stunden)
72
Abb. 2: PGE2-Reduktion nach In-vitro-Exposition von
Mukosazellen mit sehr niedrigen ASS-Konzentrationen
(mod. nach [2]).
für die unter ASS beobachtete reduzierte
Krebssterblichkeit bieten könnte. Die der
chemopräventiven Wirkung zugrundeliegenden molekularen Mechanismen sind
jedoch größtenteils noch ungeklärt.
Niedrig dosierte ASS acetyliert die COX-1
irreversibel an Ser 529. In-vitro-Daten zeigten, dass die Exposition von Mukosazellen
gegenüber sehr niedrigen ASS-Dosierungen (2,5 µM täglich) zu einer anhaltenden
COX-1-Acetylierung mit korrespondierender Re­duk­­­tion von PGE2 (Abb. 2) und phosphoryliertem Protein S6 (pS6) führt. Dies
könnte eine Schlüsselrolle für die CRC-präventive Wirkung von niedrig dosierter ASS
spielen.
Langanhaltende COX-1-Acetylierung
in der Darmmukosa
Bei 40 Patienten, die sieben Tage vor ­einem
geplanten Darmkrebs-Screening mit der Einnahme von täglich 100 mg Aspirin begonnen hatten, wurden im Rahmen der Kolo­
skopie Gewebeproben entnommen und die
COX-Exprimierung in der kolorektalen Mu-
Aspirin i.v. 500 mg
Wirkstoff: D,L-Lysinacetylsalicylat, Glycin. Vor Verschreibung Fachinformation beachten. Zusammen­
setzung: Wirkstoff: 1000 mg D,L Lysinacetylsalicylat, Glycin, entspr. 500 mg Acetylsalicylsäure. Sonstige
Bestandteile: Lösungsmittel: Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: Akute mäßig starke
bis starke Schmerzen (falls orale Anw. nicht angezeigt ist); akute Behandlung d. Kopfschmerzphase v.
Migräneanfällen mit o. ohne Aura; Fieber (wenn sofortige Temperatursenkung erforderl. u. orale Anw.
nicht angezeigt ist). Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff o. andere Salicylate;
Asthmaanfälle i. d. Vergangenheit ausgelöst durch Verabreichung von Salicylaten o. Substanzen mit
ähnlicher Wirkung, insb. nichtsteroidalen Antiphlogistika; akute gastrointestinale Ulcera; hämorrhagische Diathese; Leber u. Nierenversagen; schwere, nicht eingestellte Herzinsuffizienz; Kombination mit
Methotrexat (≥15 mg / Woche); letztes Trimenon d. Schwangerschaft. Vorsichtsmaßnahmen und
Warnhinweise: bei Überempfindlichkeit gegen andere Analgetika/Antiphlogistika/Antirheumatika o.
andere allergene Stoffe; bei Bestehen v. Allergien (z. B. m. Hautreaktionen, Juckreiz, Nesselfieber), Asthma, Heuschnupfen, Nasenschleimhautschwellungen (Nasenpolypen) o. chron. Atemwegserkrank.; bei
gleichz. Therapie mit Antikoagulantien; bei gastrointestinalen Ulcera o. Blutungen in d. Vorgeschichte;
bei Pat. mit eingeschränkter Leberfunktion; bei Pat. mit eingeschränkter Nierenfunktion o. mit verminderter kardiovaskulärer Durchblutung (z. B. renale Gefäßerkrankung, kongestive Herzinsuffizienz, Volumenverlust, größere Operationen, Sepsis oder schwere Blutungsereignisse): Acetylsalicylsäure kann das
Risiko einer Nierenfunktionsstörung u. eines akuten Nierenversagens weiter erhöhen; vor Operationen
(z. B. Zahnextraktionen): mögl. verstärkte Blutungsneigung; bei Pat. mit schwerem Glukose 6 Phosphat
Dehydrogenasemangel: Acetylsalicylsäure kann eine Hämolyse o. eine hämolytische Anämie induzieren.
kosa untersucht. Dabei zeigte sich, dass
die thrombozytäre COX-1-Ace­tylierung mit
durchschnittlich 75% signifikant höher als
in der kolorektalen Mukosa war (durchschnittlich 75% versus 64%, p < 0,01). Dieser Effekt war mehr als 24 Stunden nach der
letzten Einnahme noch nachweisbar und
ging mit einer langanhaltenden Reduktion
der PGE2-Spiegel um durchschnittlich 46%
einher (p < 0,01). Die pS6-Spiegel wurden
um durchschnittlich 35% (p < 0,05) reduziert. Das Verhältnis pS6/S6 korrelierte signifikant (p < 0,01) mit dem PGE2-Spiegel.
Fazit
Die irreversible COX-1-Acetylierung durch
niedrig dosierte ASS führt zur Downregulation von PGE2 bzw. pS6 in der kolorektalen
Mukosa, was der Darmkrebs­entstehung im
Stadium der frühen Karzi­nogenese entgegenwirken könnte.
■
2. Patrignani P et al. Low-dose aspirin acetylates cyclooxygenase-1 in human colorectal mucosa: Implications for the chemoprevention of colorectal cancer. Clin Pharmacol Ther 2017;
DOI:10.1002/cpt.639
Das Risiko einer Hämolyse kann durch Faktoren wie z. B. hohe Dosierung, Fieber o. akute Infektionen
erhöht werden. Keine präoperative Gabe, wenn intraoperativ absolute Blutstillung erforderl. ist. Gichtanfall möglich b. Pat. m. zu geringer Harnausscheidung. Bei Kindern u. Jugendl. m. fieberhaften Erkrankungen nur auf ärztl. Anweisung u. nur dann anwenden, wenn andere Maßnahmen nicht wirken (cave: lang
anhaltendes Erbrechen kann Zeichen des Reye Syndroms sein, sofortige ärztl. Behandlung erforderl.!).
Nebenwirkungen: Gastrointestinale Beschwerden wie Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen. Gastrointestinale Blutungen (Eisenmangelanämie). Gastrointestinale Ulcera (Perforation).
Gastrointestinale Entzündungen. Kopfschmerzen, Schwindel, gestörtes Hörvermögen, Tinnitus u. mentale Verwirrung können Anzeichen einer Überdosierung sein. Schwerwiegende Blutungen wie z. B. cerebrale Blutungen (bes. bei Pat. mit nicht eingestelltem Bluthochdruck u./o. gleichz. Behandl. mit Antikoagulantien). Hämolyse u. hämolytische Anämie wurden bei Pat. mit schwerem Glukose 6 Phosphat
Dehydrogenasemangel berichtet. Blutungen wie z. B. Nasen , Zahnfleisch , Hautblutungen o. Blutungen
des Urogenitaltraktes m. einer mögl. Verlängerung d. Blutungszeit (kann 4 bis 8 Tage nach d. Einnahme
anhalten). Hautreaktionen (bis hin zu Erythema exsudativum multiforme). Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut, des Respirationstrakts, des Gastrointestinaltrakts u. des kardiovaskulären Systems, vor allem bei Asthmatikern. Symptome können sein: Blutdruckabfall, Anfälle v. Atemnot, Rhinitis, verstopfte
Nase, anaphylakt. Schock o. Quincke Ödeme. Erhöhungen d. Leberwerte. Nierenfunktionsstörungen u.
akutes Nierenversagen wurden berichtet. Reaktionen a. d. Einstichstelle (z. B. Schmerzen, Rötung).
Verschreibungspflichtig.
Stand: FI/12, 05/2014
Bayer Vital GmbH, D-51368 Leverkusen
33
Langzeitmedikation mit niedrig dosierter ASS
Metaanalyse von elf Studien bestätigt erneut
das positive Nutzen-Risiko-Profil von ASS
Eine Metaanalyse von elf randomisierten kontrollierten Studien (RCT) belegt, dass
tödliche Blutungen unter einer Langzeittherapie mit niedrig dosierter ASS nicht ­häufiger
auftreten als bei einer Placebogabe. Zwar sind gastrointestinale Blutungen insgesamt
häufiger als unter Placebo, allerdings nehmen sie signifikant seltener einen tödlichen
Verlauf. Außerdem: Mit der Dauer der ASS-Einnahme sinkt das Blutungsrisiko.
Acetylsalicylsäure hat ihren präventiven
Nutzen sowohl bei kardiovaskulären Erkrankungen als auch bei verschiedenen
Krebserkrankungen, insbesondere dem kolorektalen Karzinom, in vielen klinischen
Studien unter Beweis gestellt. Bedenken
wegen eines erhöhten gastrointestinalen
Blutungsrisikos stehen dem vielfältigen
Nutzen niedrig dosierter ASS gegenüber.
Dabei kommt es allerdings zu einer Fehleinschätzung des Blutungsrisikos, wie eine
Metaanalyse von elf randomisierten klinischen Studien zeigt. Tat­­säch­­­lich machen
gastrointestinale Blutun­
­
gen den größten
Anteil der unerwünschten Ereignisse unter
einer Langzeittherapie mit niedrig dosierter
Acetylsalicylsäure aus. Auch in den klinischen Stu­
dien zeigte sich ein erhöhtes
gastro­intestinales Blutungsrisiko.
Magen-Darm-Blutungen sind zwar ein akutes Ereignis, allerdings waren ASS-asso-
Systematische Literaturrecherche
und Metaanalyse
Im Rahmen der Literaturrecherche wurde
nach randomisierten kon­trollierten Studien
gesucht, in denen sowohl die Gesamtrate
als auch die Rate tödlicher gastrointestinaler
Blutungen dokumentiert worden waren. Im
Umdenken bei der Nutzen-RisikoFalle von tödlichen Ereignissen, die nicht adAnalyse
äquat spezifiziert worden waren, wurden
Vor diesem Hintergrund erscheint ein die jeweiligen Studienleiter per E-Mail um
veränderter Ansatz zur Nutzen-Risiko-Ab- eine detaillierte Auskunft gebeten.
schätzung einer ASS-Langzeittherapie Im Anschluss erfolgte eine Metaanalyse mit
sinnvoll, der nicht auf der Inzidenz von dem Ziel, das Risiko tödlicher gastrointestiBlutungen basiert, sondern auf der Inzi- naler Blutungen unter niedrig dosierter
denz tödlicher unerwünschter Ereignisse. ­Acetylsalicylsäure abzuschätzen.
Um Erkenntnisse über die Wahrscheinlich- Im Rahmen der Literatursuche wurden elf
keit zu gewinnen, wie häufig die Anwen- randomisierte kontrollierte Studien identifidung niedrig dosierter ASS mit töd­lichen ziert. In diesen Studien betrug das relative
Ereignissen einhergehen könnte, wurde Risiko (RR), eine schwerwiegende gastroineine systematische Literaturrecherche mit testinale Blutung zu erleiden bei Patienten,
anschließender Metaanalyse durchgeführt. die zu einer Behandlung mit niedrig dosierziierte gastrointestinale Blutungen in den
klinischen Studien überwiegend nur leicht
bis mittelstark ausgeprägt. Außerdem: Im
Gegensatz zu Herzinfarkt, Schlaganfall und
Krebserkrankungen heilen solche Blutungen im Allgemeinen folgenlos aus.
Aspirin® protect 100mg / Aspirin® protect 300mg
Aspirin® N 100mg / Aspirin® N 300mg
Wirkstoff: Acetylsalicylsäure; Zusammensetzung: 1 magensaftresistente Tablette Aspirin protect
100mg/300mg enthält: Wirkstoff: Acetylsalicylsäure 100 mg bzw. 300 mg; sonstige Bestandteile: Cellulosepulver, Maisstärke, Lacküberzug: Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer 1:1-Dispersion 30% (Ph.
Eur.), Polysorbat 80, Natriumdodecylsulfat, Talkum, Triethylcitrat. 1 Tablette Aspirin N 100mg/300mg
enthält: Wirkstoff: Acetylsalicylsäure 100 mg bzw. 300 mg; sonstige Bestandteile: Maisstärke, Cellulosepulver. Anwendungsgebiete: Aspirin protect 100mg/ Aspirin N 100mg: instabile Angina pectoris
(Herzschmerzen aufgrund von Durchblutungsstörungen in den Herzkranzge­fäßen) – als Teil der Standardtherapie; akuter Herzinfarkt – als Teil der Standardtherapie; zur Vorbeugung eines weiteren Herzinfarktes nach erstem Herzinfarkt (Reinfarktprophylaxe); nach Operationen oder anderen Eingriffen an
arteriellen Blutgefäßen (nach arteriellen gefäßchirurgischen oder interventionellen Eingriffen, z.B. nach
aortokoronarem Venen-Bypass [ACVB], bei perkutaner transluminaler koronarer Angioplastie [PTCA]);
zur Vorbeugung von vorübergehender Mangeldurchblutung im Gehirn (TIA: transitorisch ischämische
Attacken) und Hirninfarkten, nachdem Vorläuferstadien (z.B. vorübergehende Lähmungserscheinungen
im Gesicht oder der Armmuskulatur oder vorübergehender Sehverlust) aufgetreten sind. Außerdem für
Aspirin protect 100mg: Kawasaki-Syndrom – zur Entzündungshemmung für die Dauer der Fieber-Phase,
– zur Vorbeugung gegen Blutgerinnsel bei Wandveränderungen der Herzkranzgefäße (prophylaktische
Thrombozytenaggregationshemmung bei koronararteriellen Aneurismen). Aspirin protect 300mg/ Aspirin N 300mg: zur Vorbeugung eines weiteren Herzinfarktes nach erstem Herzinfarkt (Reinfarktprophy­
laxe). Hinweise: Diese Arzneimittel eignen sich nicht zur Behandlung von Schmerzzuständen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Acetylsalicylsäure, andere Salicylate oder einen der sonstigen
Bestandteile; wenn in der Vergangenheit gegen Salicylate oder andere nichtsteroidale Entzündungshemmer mit Asthmaanfällen oder in anderer Weise allergisch reagiert wurde; bei akuten Magen- und Darmgeschwüren; bei krankhaft erhöhter Blutungsneigung (hämorraghische Diathese); Leber- und Nierenversagen; schwere, nicht medikamentös eingestellte Herzinsuffizienz; Kombination mit Methotrexat 15 mg
oder mehr pro Woche; in den letzten 3 Monaten der Schwangerschaft in einer Dosierung von mehr als
150 mg Acetylsalicylsäure pro Tag. Nebenwirkungen: Verdauungstrakt: Häufig: Magen-DarmBeschwerden wie Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfälle. Geringfügige Blutverluste aus dem Magen-Darm-Bereich (Mikroblutungen). Gelegentlich: Magen- oder Darmblutungen.
Nach längerer Anwendung von Aspirin protect kann eine Blutarmut (Eisenmangel­anämie) durch verborgene Blutverluste aus dem Magen- oder Darmbereich auftreten. Magen- oder Darmgeschwüre, die sehr
selten zum Durchbruch führen können. Magen-Darm-Entzündungen. Bei Auftreten von schwarzem
Stuhl oder blutigem Erbrechen (Zeichen einer schweren Magenblutung) müssen Sie sofort Ihren Arzt
benachrichtigen. Haut: Gelegentlich: Hautreaktionen (bis hin zu schweren, fieberhaft verlaufenden Hautausschlägen mit Schleimhautbeteiligungen (Erythema exsudativum multiforme)). Überempfindlichkeitsreaktionen: Selten: Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut, der Atemwege, des Magen-Darm-Bereichs
und des Herz-Kreislauf-Systems, vor allem bei Asthmatikern. Folgende Krankheitsmerkmale können
auftreten: z. B. Blutdruckabfall, Anfälle von Atemnot, Entzündungen der Nasenschleimhaut, verstopfte
Nase, allergischer Schock, Schwellungen von Gesicht, Zunge und Kehlkopf (Quincke-Ödem). Nervensystem: Kopfschmerzen, Schwindel, Verwirrtheit, gestörtes Hörvermögen oder Ohrensausen (Tinnitus) können Anzeichen einer Überdosierung sein. Blut: Selten bis sehr selten sind auch schwerwiegende Blutungen wie z.B. Hirnblutungen, besonders bei Patienten mit nicht eingestelltem Bluthochdruck und/oder
gleichzeitiger Behandlung mit blutgerinnungs-hemmenden Arzneimitteln (Antikoagulantien) berichtet
worden, die in Einzelfällen möglicherweise lebensbedrohlich sein können. Beschleunigter Abbau bzw.
Zerfall der roten Blutkörperchen und eine bestimmte Form der Blutarmut bei Patienten mit schwerem
Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenasemangel. Blutungen wie z.B. Nasenbluten, Zahnfleischbluten, Hautblutungen oder Blutungen der Harn ableitenden Wege und der Geschlechtsorgane mit einer möglichen
Verlängerung der Blutungszeit. Diese Wirkung kann über 4 bis 8 Tage nach der Einnahme anhalten. Leber: Sehr selten: Erhöhungen der Leberwerte. Nieren: Sehr selten: Nierenfunktionsstörungen und akutes
Nierenversagen. Stoffwechsel: Sehr selten: Verminderung der Blutzuckerwerte (Hypoglykämie). Acetylsalicylsäure vermindert in niedriger Dosierung die Harnsäureausscheidung. Bei hierfür gefährdeten Patienten kann dies unter Umständen einen Gichtanfall auslösen.
Bayer Vital GmbH, 51368 Leverkusen, Deutschland
Stand 01/2012
4
Fazit
Die Autoren der Metaanalyse kommen zu
dem Schluss, dass die bisher vorliegenden
Daten aus randomisierten kontrollierten
Studien keine Evidenz dafür liefern, dass
die Einnahme niedrig dosierter ASS das Risiko tödlicher gastrointestinaler Blutungen
erhöht. Im Gegenteil: Die Langzeittherapie
mit niedrig dosierter ASS geht zwar mit
einer insgesamt erhöhten Blutungsinzidenz einher, allerdings wird die Rate töd­
licher gastroinstestinaler Blutungen während einer ASS-Langzeitprophylaxe offensichtlich sogar reduziert.
Studie
Risk Ratio Prozentuale
(95%-KI)Gewichtung
Peto 1988
0,30 (0,06–1,42)
14,4
Physician‘s Health Study 1989
1,50 (0,07–32,29)
3,6
Thrombosis Prevention 1998
0,29 (0,04–2,25)
8,0
Hansson 1998
0,54 (0,16–1,81)
23,5
Ridger 2005
0,48 (0,08–2,80)
10,9
Baron 2003
1,71 (0,09–32,93)
3,9
IST 1997
1,22 (0,26–5,80)
14,0
Primary prev. Project 2001
0,10 (0,01–0,75)
8,3
Belch 2008
0,22 (0,01–4,41)
3,8
Brighton 2012
0,16 (0,01–2,75)
4,1
Swedish Angina Trial 1992
0,44 (0,04–5,48)
5.4
Gesamt (95%-KI)
0,45 (0,25–0,80)
Risk ratio
.1
1
10
Abb. 3: Forest-Plot gastrointestinaler Blutungen mit tödlichem Ausgang in elf randomisierten kontrollierten
Studien (mod. nach [3]).
Von den unerwünschten Ereignissen einer
ASS-Langzeiteinnahme entspricht eine töd­
liche Blutung in ihrer Schwere einem kar­
dio­vaskulären Ereignis oder einer Krebs­er­
kran­
kung. Die prophylaktische Einnahme
von ASS ist mit dem Auftreten von einem
Todesfall und einem hämorrhagischen
Low-dose Aspirin vor dem Schlafengehen
verträglicher
Der optimale Zeitpunkt für die regelmäßige tägliche Einnahme von niedrig dosierter
Acetylsalicylsäure in Form einer magensaftresistenten Tablette ist offensichtlich direkt
vor einer Mahlzeit oder vor dem Zubettgehen, so das Ergebnis einer Studie, in der
572 Patienten im Alter von 45 bis 84 Jahren einmal täglich 100 mg magensaft­
resistente ASS erhielten: entweder 30 Minuten vor einer Mahlzeit, während einer
Mahlzeit oder 30 Minuten danach oder vor dem Zubettgehen. Die Studie fokussierte
auf die gastrointestinale Verträglichkeit. Der Follow-up-Zeitraum betrug sechs bis
neun Monate.
Die magensaftresistenten Tabletten zeigten eine vollständige Wirkstofffreisetzung mit
einer Freisetzungsrate von > 99% in einem Zeitraum von weniger als 20 bis 120
Minuten bei einem pH-Wert von > 5,5. Die Anzahl von Patienten mit wiederholten
Magenbeschwerden war signifikant geringer in den Gruppen, die die Tabletten vor
dem Essen oder vor dem Schlafengehen eingenommen hatten (p < 0,05 versus
Einnahme beim Essen oder nach dem Essen). Im Hinblick auf andere gastrointestinale
Nebenwirkungen zeigten sich keine Gruppenunterschiede. Auch der Anteil der
Patienten mit Läsionen der Magenschleimhaut war niedriger in den Gruppen, die ihr
tägliches ASS vor dem Essen oder vor dem Zubettgehen eingenommen hatten
(p < 0,05 versus Einnahme beim Essen oder nach dem Essen).
4. Guo W et al. Relationship between adverse gastric reactions and the timing of enteric-coated aspirin administration.
Clin Drug Investig 2017; 37: 187–93
Schlaganfall mit bleibender Behinderung
pro Jahr bei 10.000 Patienten, die regelmäßig täglich niedrig dosierte ASS einnehmen, assoziiert. Die vorliegende Evidenz
spricht dafür, dass die Rate von solchen
zerebralen Ereignissen noch deutlich nie­
dri­ger liegen würde, wenn Risikofaktoren
wie arterielle Hypertonie breiter identifiziert und behandelt würden.
Insgesamt sollten Nutzen und Risiko einer
ASS-Langzeitprophylaxe sorgfältig gegen­
einander abgewogen werden. Dabei sollte
auch beachtet werden, dass das Blutungsrisiko mit zunehmender Therapie­dauer reduziert wird.
■
3. Elwood PC et al. Systematic review and meta-analysis of randomised trials to ascertain fatal gastrointestinal bleedings events
attributable to preventive low-dose aspririn. No evidence of
increased risk. PLoS one 2016; 11(11), e0166166
IMPRESSUM
Quellen: Siehe Literaturhinweise im Text.
Herausgeber: Bayer Vital GmbH,
CH-Scientific Affairs, Leverkusen.
Konzeption: Apothekerin Brigitte Havertz
Redaktion: Dr. med. Kirsten Westphal
Gestaltung: Atelier 59, Eutin
Druck: L.N. Schaffrath GmbH & Co. KG
DruckMedien, Geldern
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit
Genehmigung des Herausgebers.
© OHV, München
Aspirin® ist eine eingetragene Marke der
Bayer AG in über 140 Ländern
L.DE.MKT.CC.06.2017.1823
ter ­Acetylsalicylsäure randomisiert worden
waren, 1,55 (95%-Konfidenzintervall [KI]
1,33–1,83). Das Risiko, ein mit der ASS-Einnahme assoziiertes tödliches Blutungsereignis zu erleiden, war niedrig: 0,45 (95%KI 0,25–0,80) (Abb. 3).
Bei allen Patienten, die zu einer ASS-Therapie randomisiert ­worden waren, bestand
im Vergleich zu den Nicht-ASS-Anwendern
bzw. Patienten der Kontrollgruppen kein
signifikant erhöhtes Risiko für tödliche Blutungen (RR 0,77; 95%-KI 0,41–1,43).
Herunterladen