Gentechnische Herstellung und Charakterisierung des DNA

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Diplomarbeit
Gentechnische Herstellung und Charakterisierung des
DNA Konstruktes pIRESGß zur Untersuchung von
GIRK Protein in Brustkrebszellen
eingereicht von
Sarah Verheyen
Geb.Dat.: 06.03.1985
zur Erlangung des akademischen Grades
Doktor(in) der gesamten Heilkunde
(Dr. med. univ.)
an der
Medizinischen Universität Graz
ausgeführt am
Institut für Biophysik
unter der Anleitung von
Ao.Univ.-Prof. Dr.phil. Wolfgang Schreibmayer
Graz, 20.08.2013
(Sarah Verheyen)
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde
Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet habe und die den
benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich
gemacht habe.
Graz, am 20.08.13
(Sarah Verheyen)
i
Danksagungen
Ich möchte mich an dieser Stelle bei meinem Betreuer Ao.Univ.-Prof. Dr.phil. Wolfgang
Schreibmayer für die engagierte Betreuung meiner Diplomarbeit sehr herzlich bedanken.
Auch bedanken möchte ich mich bei Astrid Gorischek, für die geduldige und
gewissenhafte Vermittlung ihrer Laborkenntnisse.
Ich danke auch meinem Mann, meinen Eltern und meiner Oma für Ihre Unterstützung
während des Schreibens dieser Arbeit, bei der Kinderbetreuung und bei der Finanzierung
meines Studiums mit meinen zwei lieben Kindern.
ii
Zusammenfassung
Brustkrebs ist der am häufigsten diagnostizierte Krebs der weiblichen Bevölkerung. Viele
hoch komplexe und teilweise unbekannte Vorgänge der Signalübertragung und des
Zellstoffwechsels sind in die Tumorentstehung und den Metastasierungsprozess involviert.
In einer vergleichenden Genom-Expressionsanalyse konnte die Überexpression der mRNA
für den G-Protein-gekoppelten einwärts-gleichrichtenden Kaliumkanal 1 (GIRK1) in
Brustkrebszellen
festgestellt
werden.
Diese
Überexpression
ist
signifikant
mit
Lymphknotenmetastasen assoziiert.
Immunhistochemisch konnte in operativ gewonnenem Brustkrebsgewebe eine signifikante
Überexpression des GIRK1 - Proteins nachgewiesen werden. In Brustkrebszelllinien
konnte bei Überexpression der mRNA allerdings keine Überexpression des vollständigen
Proteins nachgewiesen werden, vermehrt war nur ein GIRK1-Protein mit geringerem
Molekulargewicht, welches nicht in der Lage ist funktionsfähige Kanäle zu formen.
Als Ionenkanal moduliert GIRK1 die Erregbarkeit von Neuronen und die Herzfrequenz
und steuert die Hormonausschüttung endokriner Organe.
GIRK1 kann durch die G-Protein-Untereinheit Gß aktiviert werden.
Um die Funktionen von GIRK1 in Brustkrebs-Zelllinien weiter charakterisieren zu können,
wurde ein Vektor hergestellt, mit welchem es möglich ist, die G-Protein-Untereinheit
Gß12 in die Zellen einzubringen und GIRK1 zu aktivieren. Die zwei Teile der G-ProteinUntereinheiten Gß1 und G2 wurden in den Vektor pIRES kloniert. Gß1 ist zur Detektion
in der Zelle mit einem Fluoreszenz-Protein (yellow fluorescent protein, YFP) fusioniert.
Die erfolgreiche Klonierung der beiden Inserts konnte durch die Sequenzierung der Gene
für Gß1 und G2 in pIRES bestätigt werden.
Um auch die Funktionsfähigkeit des Konstruktes zu beweisen, wurde der Vektor mit den
beiden Inserts Gß1 und G2, pIRESGß1G2,
in MCF-7-Zellen transfektiert. Die
Proteinexpression der G-Protein-Untereinheit konnte durch die Fluoreszenz von YFP
mikroskopisch nachgewiesen und lokalisiert werden.
iii
Abstract
Breast cancer is the most commonly diagnosed cancer in women. Various and complex
partly unknown, pathways lead to cancerogenesis and spreading through metastasis.
A comparative genome expression analysis showed that the mRNA of the G-proteincoupled inwardly-rectifying potassium channel 1 (GIRK1) in cells of breast cancer with
lymph node metastases was significantly elevated. Interestingly, no elevation of the full
GIRK 1 protein follows this elevation in breast cancer cell lines, whereas the amount of
GIRK 1 protein, detected by immunostaining in breast cancer tissue, was found to be
elevated. In breast cancer cell lines an elevated amount of a truncated GIRK1-protein,
which is not able to form functional ion channels, could be detected.
GIRK1 is an ion channel which is known e.g. to regulate neuronal excitability, the heart
rate and hormone release in endocrine organs. It can be activated by the G-protein-subunit
Gß.
To investigate the role of GIRK1 in breast cancer cell lines, it is necessary to be able to
activate GIRK1 with the G-protein-subunit Gß. For this purpose, the DNA of the two
parts of the G-protein subunit, Gß1 and G2 was cloned into the plasmid pIRES. Gß1 is
fused with yellow fluorescent protein (YFP) for subsequent detection in cells which
express the protein.
As the DNA sequencing of Gß1 and G2 in pIRESGß1G2 showed the correct sequences
of theses genes, the cloning has been successful.
For further investigation, the plasmid was transfected in MCF-7-cells. The protein Gß1G2
could be detected and localized by microscopy.
iv
Inhaltsverzeichnis
Danksagungen ....................................................................................................................... ii
Zusammenfassung ................................................................................................................ iii
Abstract ................................................................................................................................. iv
Inhaltsverzeichnis .................................................................................................................. v
Glossar und Abkürzungen ................................................................................................... vii
Abbildungsverzeichnis ....................................................................................................... viii
1 Einleitung ........................................................................................................................ 1
1.1 Hintergründe und Zielsetzung .................................................................................. 1
1.2 Das Mammakarzinom............................................................................................... 4
1.2.1 Definition und Epidemiologie ........................................................................... 4
1.2.2 Heterogenität der Erkrankung ........................................................................... 5
1.2.3 Metastasierung ................................................................................................... 7
1.3 G-Protein-gekoppelte einwärts-gleichrichtende Kaliumkanäle (GIRK-Kanäle) ..... 7
1.4 G-Proteine ................................................................................................................. 9
1.4.1 Struktur und Funktion........................................................................................ 9
1.4.2 G-Proteine und Brustkrebs ................................................................................ 9
1.5 G-Protein-gekoppelte Rezeptoren (GPCRs)........................................................... 10
1.5.1 Die Rolle von GPCRs in der Tumorentstehung .............................................. 10
1.5.2 GPCRs und Metastasierung ............................................................................. 12
2 Material und Methoden ................................................................................................. 13
2.1 Arbeitsprozess ........................................................................................................ 13
2.2 Material ................................................................................................................... 15
2.2.1 pIRES-Vektor .................................................................................................. 15
2.2.2 Inserts Gß1 und G2 ........................................................................................ 15
2.2.3 Zelllinien .......................................................................................................... 16
2.3 Methoden ................................................................................................................ 16
2.3.1 Protokoll 1: Vermehrung des Vektors in XL-1-Zellen .................................... 16
2.3.2 Protokoll 2: Agar-Platten ................................................................................. 17
2.3.3 Protokoll 3: LB-Medium ................................................................................. 17
2.3.4 Protokoll 4: Vektor-Isolierung aus XL1-Zellen mittels Midiprep .................. 18
2.3.5 Protokoll 5: Gelelektrophorese ........................................................................ 19
2.3.6 Protokoll 6: PCR von Gß1 und G2 ............................................................... 20
2.3.7 Protokoll 7: Schneideansatz für Vektor und Insert .......................................... 21
2.3.8 Protokoll 8: Standardreihe, Ligation ............................................................... 23
2.3.9 Protokoll 9: Fällung der Ligationsprodukte..................................................... 24
2.3.10 Protokoll 10: Miniprep .................................................................................. 24
2.3.11 Protokoll 11: Restriktionsanalysen der Ligationsprodukte pIRESG2 und
pIRESGß1G2 ............................................................................................... 24
2.3.12 Protokoll 12: Glycerolstock ........................................................................... 26
2.3.13 Protokoll 13: DNA-Aufreinigung.................................................................. 26
2.3.14 Protokoll 14: MCF-7-Zellkultur .................................................................... 26
2.3.15 Protokoll 15: Konfokalmikroskopie .............................................................. 28
3 Ergebnisse – Resultate ................................................................................................... 30
3.1 Primer-Design für die Inserts Gß1 und G2 .......................................................... 30
3.2 Temperaturgradient, PCR-Optimierung, Herstellung PCR-Produkt ...................... 31
3.3 Präparatives Gel mit pIRES und G2 für die folgende Ligation ............................ 32
3.4 Standardreihe, Ligation & Kontrollschnitte von pIRESG2 mit Xba I, Sal I und Cla
I ................................................................................................................................ 33
3.5 Präparatives Gel mit pIRESG2 und Gß1 für die folgende Ligation ..................... 37
v
3.6 Standardreihe und Ligation .................................................................................... 37
3.7 Kontrollschnitte von pIRESGß1G2 mit EcoR I und Nhe I................................... 38
3.8 Ergebnisse der Sequenzierung ................................................................................ 39
3.9 Nachweis des funktionsfähigen Konstrukts mittels Fluoreszenzmikroskopie ....... 46
4 Diskussion ..................................................................................................................... 49
5 Literaturverzeichnis ....................................................................................................... 51
vi
Glossar und Abkürzungen
Amp
ATCC
CCR7
CFP
CXCR4
DNA
eCFP
ECMV
EDTA
ER
FBS
GDP
GIRK
GPCR
GTP
Gß
Gß1
G2
HBBS
HER2
hGIRK
LPA
MCF-7
MCS
mRNA
Neo
NSCLC
PAR
P CMV IE
PCR
pIRES
RNA
RPM
SEER
SDF1
siRNA
S1P
TAE
Tris
YFP
Ampicillin
American Type Culture Collection
CC-Motif Chemochinrezeptor 7
cyan fluorescent protein
CXC-Motif Chemochinrezeptor 4
Deoxyribonucleic acid
enhanced CFP
Encephalo-Myokarditis-Virus
Ethylendiamintetraessigsäure
estrogen receptor, Östrogenrezeptor
fetal bovine serum
Guanosindiphosphat
G-protein activated inwardly rectifying potassium channel, G-Protein
aktivierter einwärts-gleichrichtender Kaliumkanal
G-protein coupled receptor, G-Protein gekoppelter Rezeptor
Guanosintriphosphat
G- Protein-Untereinheit ß
G-Protein-Untereinheit ß1
G-Protein-Untereinheit 2
Hank’s Balanced Salt Solution
human epidermal growth factor receptor 2
human G-protein inwardly rectifying potassium channel
lysophosphatic acid
Michigan-Cancer-Foundation-7, Brustkrebszelllinie
multiple cloning site
messenger Ribonucleic acid
Neomycin
non-small cell lung cancer
Protease aktivierter Rezeptor
cytomegalievirus-immediate early promoter
polymerase chain reaction
Plasmid Internal Ribosome entry site (Vektor)
Ribonucleic acid, Ribonukleinsäure
rotations per minute
Surveillance Epidemiology and End Results
Stromal cell derived factor 1
small interferring Ribonucleic acid
Sphingosin-1-Phosphat
Tris Acetate EDTA
Tris(hydroxymethyl-)aminoethan
yellow fluorescent protein
vii
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 SEER cancer statistics, National Cancer Institute, Howlader et al. 2013. ....... 5
Abbildung 2 Einteilung Brustkrebsformen, ermittelt durch Clusteranalyse. Reis-Filho et
Pusztai, 2011.................................................................................................................. 6
Abbildung 3 GIRK-Kanal Untereinheit, GIRK-Kanal, Dascal, 1997. .................................. 8
Abbildung 4 Schematische Darstellung eines GPCRs. Dorsam et Gutkind, 2007.............. 11
Abbildung 5 Arbeitsprozess ................................................................................................ 14
Abbildung 6 pIRES, Clontech 2008. ................................................................................... 15
Abbildung 7 Konfokales Laser Scanning Mikroskop, Nwaneshiudu et al., 2012............... 29
Abbildung 8 Temperaturgradient für PCR von Gß1. .......................................................... 31
Abbildung 9 Analytisches Gel der PCR-Produkte Gß1 und G2. ....................................... 32
Abbildung 10 Präparatives Gel der PCR-Produkte Gß1 und G2. ...................................... 32
Abbildung 11 Verdünnungsreihe zur Abschätzung der DNA-Menge des Inserts G2. ...... 33
Abbildung 12 Verdünnungsreihe zur Abschätzung der DNA-Menge des Vektors pIRES. 33
Abbildung 13 Kontrollschnitte von 12 pIRESG2-Proben mit Xba I und Sal I. ................ 34
Abbildung 14 Berechnete Schnittstellen in pIRESG2 bei Cla I Kontrollschnitt ............... 35
Abbildung 15 Kontrollschnitt von pIRESG2 mit Cla I. .................................................... 36
Abbildung 17 Kontrollschnitt von pIRESG2 mit Cla I. .................................................... 36
Abbildung 16 Vermutete Schnittstellen pIRESG2 bei Cla I Kontrollschnitt .................... 36
Abbildung 18 Präparatives Gel von Gß1 und pIRESG2 für die folgende Ligation. ......... 37
Abbildung 19 Verdünnungsreihe zur Abschätzung der DNA-Menge des Inserts Gß1 und
des Vektors mit dem Insert G2, pIRESG2. .............................................................. 38
Abbildung 20 Kontrollschnitt von pIRESGß1G2 mit EcoR I. .......................................... 39
Abbildung 21 Kontrollschnitt von pIRESGß1G2 mit Nhe I.. ........................................... 39
Abbildung 22 Ergebnis der Sequenzierung von pIRESG2. ............................................... 40
Abbildung 23 Gegenüberstellung der erwarteten und der erhaltenen Sequenz von G2. ... 41
Abbildung 24 Ergebnis der Sequenzierung von Gß1YFP aus pIRESGß1G2, Teil 1. ....... 41
Abbildung 25 Ergebnis der Sequenzierung von Gß1YFP aus pIRESGß1G2, Teil 2. ....... 42
Abbildung 26 Ergebnis der Sequenzierung von Gß1YFP aus pIRESGß1G2, Teil 3. ....... 42
Abbildung 27 Vergleich des Ergebnisses der Sequenzierung von YFP mit der erwarteten
Sequenz........................................................................................................................ 44
Abbildung 28 Vergleich des Ergebnisses der Sequenzierung von Gß1 mit der erwarteten
Sequenz........................................................................................................................ 45
Abbildung 29 MCF-7-Zelle mit pIRES Gß1G2. Links: Fluoreszenz durch das an Gß1
gekoppelte YFP ........................................................................................................... 46
Abbildung 30 MCF-7-Zelle mit pIRES Gß1G2. Links: Fluoreszenz durch das an Gß1
gekoppelte YFP ........................................................................................................... 47
Abbildung 31 MCF-7-Zelle mit pIRES Gß1G2 und GIRK4............................................ 47
Abbildung 32 MCF-7-Zelle mit pIRES Gß1G2 und GpI. ................................................ 48
Abbildung 33 MCF-7-Zellen mit pIRES Gß1G2 und Srß. ............................................... 49
viii
1 Einleitung
1.1 Hintergründe und Zielsetzung
Brustkrebs ist in der weiblichen Bevölkerung der meist diagnostizierte Krebs und weltweit
die häufigste durch Krebs bedingte Todesursache. 1.38 Millionen Frauen erkrankten 2008
weltweit neu an Brustkrebs (23% aller Krebs-Neuerkrankungen) und 458.400 Frauen
starben in diesem Jahr daran (14% der durch Krebs verursachten Todesfälle) (Jemal et al.,
2011).
Durch die Einführung des Mammographie-Screenings profitieren Frauen von einer
20%igen Risikoreduktion an Brustkrebs zu sterben. 19 % der diagnostizierten Karzinome
sind allerdings überdiagnostiziert und werden dementsprechend auch abgeklärt und
behandelt, was eine schwere und unnötige Belastung für viele der betroffenen Frauen
darstellt (Marmot et al., 2012).
Für die Entwicklung differenzierterer Diagnosemöglichkeiten und möglicher Therapien ist
die Charakterisierung der Tumorpathogenese durch die Grundlagenforschung von großer
Bedeutung.
Da es Hinweise gibt, dass der G-Protein einwärts gleichrichtende Kaliumkanal 1 (GIRK1)
eine Rolle in der Tumorpathogenese des Mammakarzinoms spielt, insbesondere bei der
Metastasierung (Stringer et al. 2001), wird die Funktion dieses Ionenkanals in
Krebszelllinien im Rahmen zweier Projekte am Institut für Biophysik in Graz genauer
untersucht (FWF:P22974; KLIF182).
Das Ziel meiner Diplomarbeit ist es, einen Vektor herzustellen, mit dessen Hilfe man in
weiterer Folge die ß1- und 2- Untereinheiten eines heterotrimeren G-Proteins in MCF-7Zellen transfektieren und durch deren Expression GIRK1 in Brustkrebszellen aktivieren
kann.
Das Produkt meiner Arbeit ist Teil eines Projektes dessen Ziele im Folgenden kurz
zusammengefasst werden (lt. Studienprotokoll).
 Identifikation
von
GIRKs
durch
elektrophysiologische
Messungen
in
Brustkrebszelllinien unterschiedlicher Malignität, in GIRK überexprimierenden
Zelllinien sowie in Zelllinien in denen GIRK-Gene durch small interfering RNA
(siRNA) gesilenced wurden
1
 Charakterisierung der messenger RNA (mRNA) und Protein- Isoformen der GIRK
Untereinheiten in Brustkrebszellen
 Einfluss von Umweltfaktoren, welche die Tumorprogression beeinflussen
(mechanischer Stress, Hypoxie), auf die Expressionslevels
 Beobachtung des Einflusses von Überexprimierung/Silencing von GIRK-Varianten
auf Zellfunktionen wie Proliferation, Zelladhäsion und Migration
 Beobachtung der intrazellulären Verteilung von GIRK-Varianten in MCF10A und
MCF7-zellen in Abhängigkeit von Umweltfaktoren, Phosphorylierungsstatus und
Vorhandensein von Signalmolekülen, um auf die mögliche Rolle des GIRKStoffwechsels der Zelle, das Tumorwachstum und die Progression betreffend, zu
schließen
Die Entstehung von Tumoren verschiedener Gewebe geht mit genetischen Veränderungen
auf DNA-Ebene, aber auch mit quantitativen Veränderungen der Genexpression einher.
In einer vergleichenden Expressionsanalyse konnte nachgewiesen werden, dass die mRNA
für GIRK1 in Brustkrebszellen von invasiven Mammakarzinomen im Vergleich zu
gesundem Brustgewebe derselben Patientin vermehrt ist. Diese Beobachtung trifft auf etwa
30
%
aller
Mammakarzinome
zu,
die
Überexpression
ist
signifikant
mit
Lymphknotenmetastasen assoziiert (P<0.0029). In 50 % (13/26) der invasiven Karzinome
mit Lymphknotenmetastasen ist GIRK1 überexprimiert. In invasiven Karzinomen ohne
Lymphknotenmetastasen konnte die Überexpression nur in 13 % (4/30) der Proben
festegestellt werden. In Bezug auf Tumorgröße, Tumorgrad und Östrogenrezeptorstatus
konnte kein signifikanter Zusammenhang mit einer GIRK-Überexpression festgestellt
werden (Stringer et al., 2001).
In einer weiteren Expressionsanalyse mit Gewebeproben von 72 PatientInnen mit nichtkleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC), die eine chirurgische Therapie erhielten, konnte
ebenfalls ein signifikanter Zusammenhang zwischen hoher GIRK1 Expression,
Lymphknotenmetastasierung und Staging festgestellt werden. Die staging-unabhängigen
Überlebensraten und die Überlebensraten in Stadium 1 waren für Karzinome mit hoher
GIRK1-Expression signifikant schlechter. In Stadium 2 und 3 gab es diesbezüglich keinen
signifikanten Zusammenhang. (Takanami et al., 2004).
Immunhistochemisch konnte an Gewebsproben von 33 primär invasiven duktalen
Mammakarzinomen, verglichen mit gesundem Brustgewebe, welches großteils aus
2
denselben Mastektomien gewonnen wurde, eine signifikante Überexpression von GIRK1Protein nachgewiesen werden (Brevet et al., 2008).
Wagner et al. untersuchten 2010 die Auswirkungen der Überexpression der mRNA von
human GIRK1 (hGIRK 1) auf die Proteinexpression in Brustkrebszelllinien. Es wurde
gezeigt, dass die mRNA-Menge von hGIRK1 in Zellen der Brustkrebszelllinie MCF7 um
ein Vielfaches höher ist als in Zellen der Brustepithelzelllinie MCF10-A und der
Brustkrebszelllinie MDA-MB-453.
Die Menge der mRNA von hGIRK4 betreffend, konnten in diesen drei Zellinien keine
größeren Unterschiede beobachtet werden. Dem gegenüber wurde die tatsächliche
Proteinexpression gestellt.
Im Gegensatz zur Verteilung der Menge der mRNA konnten die größten Mengen des
vollständigen GIRK1-Proteins in den zwei nicht-malignen Brustepithellinien MCF10A und
MCF 12A mittels Westernblot nachgewiesen werden. Geringe Mengen wurden auch in den
malignen Zelllinien MCF7, MDA-MB-453 und SKBR3 gefunden. GIRK4-Protein war
hingegen in den benignen Brustepithelzelllinien nicht nachweisbar. Möglicherweise bildet
GIRK 1 mit einer anderen GIRK-Untereinheit funktionsfähige Kanäle.
Die Menge der mRNA und die tatsächliche Proteinmenge korrelieren also nicht
miteinander.
In MCF7-, SKBR3- und T47D-Zellen (maligne) wurde vermehrt ein GIRK1-Protein mit
geringerem
Molekulargewicht
nachgewiesen.
Hierbei
handelt
es
sich
um
ein
verstümmeltes Protein bzw. ein Protein einer der anderen drei in MCF-7-Zellen
nachgewiesenen Splicevarianten außer hGIRK1a, also hGIRK1c, d oder e. Begleitend war
auch GIRK4-Protein vermehrt. Nur hGIRK 1a besitzt die volle Proteinlänge und kann mit
hGIRK4 funktionierende Kanäle formen (Wagner et al., 2010).
Im Folgenden werden die wesentlichen Grundlagen erläutert.
3
1.2 Das Mammakarzinom
1.2.1 Definition und Epidemiologie
Das Mammakarzinom entsteht durch eine maligne Proliferation der epithelialen
Auskleidung von Milchgängen und Läppchen der Brustdrüse, welche mit einer klonalen
Vermehrung einer maligne gewordenen Zelle, nach Auftreten von somatischen oder
Keimbahnmutationen, beginnt.
Seit der Einführung der Vorsorgeuntersuchung inklusive Mammagraphie ist ein deutlicher
Anstieg der Inzidenz zu beobachten (Lippmann, 2008). Das Erkrankungsrisiko für
Brustkrebs zeigt von 1983 bis 2010 einen kontinuierlichen Anstieg, wie Daten der Statistik
Austria zeigen. Das Erkrankungsrisiko bis zum 75. Lebensjahr stieg von 5.8% im Jahr
1983 auf 7.6% im Jahr 2010. Die altersstandardisierte Rate betrug im Jahr 1983
56.4/100.000 Einwohner, kontinuierlich ansteigend auf 70.6/100.000 im Jahr 2010,
bezogen auf die Weltbevölkerung (Statistik Austria, 2012).
Einen wesentlichen Anteil am Anstieg der Brustkrebsinzidenz hat die Einführung der
Mammographie. Da bei der Mammographie vor allem Karzinome in situ und solitäre, nicht
metastasierte Tumore auffallen, haben sich diese, wie von Bleyer und Welch 2012
aufgezeigt, seit der Einführung des Mammographiescreenings verdoppelt (234
Tumore/100.000 Frauen /Jahr statt 112/100.000), während eine Reduktion von Tumoren
im fortgeschrittenen Stadium von 8 % (94 statt 102 Tumore/100.000 Frauen pro Jahr)
festzustellen ist. Demnach wird geschätzt, dass bis zu 31% aller Karzinome
überdiagnostiziert sind. “Überdiagnostiziert” bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der
Tumor in der verbleibenden Lebenszeit der Patientin zu keinen Komplikationen geführt
hätte, wäre er nicht diagnostiziert worden (Bleyer et Welch, 2012).
In England profitieren Frauen zwischen 50 und 70 Jahren, die alle 3 Jahre zur
Mammographie eingeladen werden, von einer 20%igen Risikoreduktion an Brustkrebs zu
sterben. 43 von 10.000 50-jährigen Frauen die 20 Jahre lang zum Screening geladen
werden, würden nicht an Brustkrebs sterben. Dafür hat eine von 77 Frauen, welche 20
Jahre lang zu diesem Screening eingeladen wurde, ein überdiagnostiziertes Karzinom,
welches dementsprechend abgeklärt und behandelt wird (Marmot et al., 2012).
Inzidenzdaten der US-Bevölkerung zeigen einen Anstieg der Diagnosestellung von
Brustkrebs vom Jahr 1975 bis 1999. Anschließend ist bis 2010 wieder ein leichter Abfall
4
zu erkennen. Trotz Weiterentwicklung der Therapiemöglichkeiten in diesem Zeitraum
sinkt die Brustkrebsmortalität von 1975 bis 2010 nur geringfügig
(siehe Abb. 1) (Howlader et al. 2013).
Abbildung 1 SEER cancer statistics, National Cancer Institute, Howlader et al. 2013.
1.2.2 Heterogenität der Erkrankung
Das Mammakarzinom galt vor der Durchführung von Microarrayuntersuchungen als eine
Krankheit mit unterschiedlichen histologischen und klinischen Ausprägungen. Reis-Filho
et Pusztai zeigten in einem Review 2011 die Heterogenität dieser Erkrankung auf,
angefangen mit der Entstehung durch unterschiedliche genetische Veränderungen.
Die Risikofaktoren, die klinische Ausprägung, die Histologie, die Prognose und das
Ansprechen auf verschiedene Therapien sind bei unterschiedlichen Mammakarzinomen
ganz unterschiedlich.
Ein
wichtiges
Kriterium
zur
Klassifizierung
ist
der
Östrogenrezeptorstatus.
Östrogenrezeptor (ER) -positive und ER-negative Karzinome sind sowohl auf
Transkriptionsebene, als auch klinisch als zwei unterschiedliche Erkrankungen zu
betrachten. Die Prognose von ER-positiven Tumoren ist von der Expression von Genen,
welche die Proliferation beeinflussen, abhängig.
Im Übrigen ist auch das Ansprechen auf eine Chemotherapie von der Expression von
Proliferationsgenen abhängig, da damit vor allem stark proliferierende Zellen angegriffen
werden.
5
Therapieentscheidungen werden aufgrund der prognostischen Parameter Tumorgröße,
Lymphknotenmetastasen,
histologische
Differenzierung,
Östrogen-und
Progesteronrezeptorstatus sowie Expression von human epidermal growth factor receptor 2
(HER2, ERBB2) getroffen. Tumorgröße,
Lymphknotenbefall und histologische
Differenzierung sind drei von der Genexpression unabhängige prognostische Parameter.
Für eine individualisierte Therapie und eine sicherere Prognostik wurden mehrere
Microarray-basierte Prognostic Signatures entwickelt, welche unterschiedliche Gene
untersuchen. Das Outcome kann jedoch nach der Studienlage laut Jorge S Reis-Filho et al.
nur durch Expression von Proliferationsgenen vorhergesagt werden. Je höher die
Expression ist, desto schlechter ist die Prognose. Ansonsten ist die Aussage neben der
semiquantitativen Analyse von ER, PR (Progesteronrezeptor), HER2 (human epidermal
growth factor receptor 2) und KI67 limitiert. Es wird auch bis jetzt, abgesehen von
Studien, nicht diagnostisch verwendet.
Durch hierarchische Clusteranalysen von Genen maligner Brusttumoren wurden
mindestens 4 molekulare Subtypen definiert:
Luminal, HER2 positiv, basal-like und normal breast-like (Reis-Filho et Pusztai, 2011).
Abbildung 2 Einteilung Brustkrebsformen, ermittelt durch Clusteranalyse. Reis-Filho et Pusztai, 2011.
6
1.2.3 Metastasierung
Um den Mechanismus der Metastasierung besser zu verstehen und Ansätze für neue
Diagnosemöglichkeiten und Therapien zu finden, wird Comparative genomic profiling
eingesetzt. Durch diese Methode konnte gezeigt werden, dass im Zuge der Metastasierung
eine klonale Expansion einer Zellsubpopulation im Primärtumor stattfindet. Diese
Zellsubpopulation erlangt durch verschiedene genomische Veränderungen das Potential
zur Invasivität.
Im Folgenden wird kurz zusammengefasst welche Arten von DNA-Veränderungen für die
Metastasierung eine Rolle spielen:
DNA-Veränderungen in Brustkrebszellen, welche im Laufe der Metastasierung auftreten,
können die Anzahl bestimmter Gen-Kopien (Copy number) oder die Gene an sich, in Form
von DNA-Mutationen und Methylierung, betreffen. Zu unterscheiden sind “driver” und
“passenger”-Mutationen, wobei “driver”-Mutationen eine Funktion im Pathomechanismus
der Metastasierung haben, “passenger”-Mutationen
jedoch im Zuge der genomischen
Instabilität auftreten, der Tumorentwicklung aber nicht dienlich sind und somit auch
keinen Angriffspunkt für potentielle Therapien darstellen. Aber auch Veränderungen der
Genexpression und der Proteinexpression spielen im Zuge der Metastasierung eine Rolle
(Adriana Priscila Trape et Gonzales-Angulo, 2012). Ein Beispiel für eine Veränderung in
der Genexpression ist die anfangs erwähnte Vermehrung der mRNA für GIRK1 in Zellen
von Brustkrebs mit Lymphknotenmetastasen, beschrieben bei Stringer et al. 2001.
1.3 G-Protein-gekoppelte einwärts-gleichrichtende Kaliumkanäle
(GIRK-Kanäle)
GIRK-Kanäle (GIRKs) gehören zu einer von sieben Gruppen, einwärts-gleichrichtender
Kalium Kanäle (Kir) (Mark et Herlitze, 2000). GIRKs haben Funktionen in verschiedenen
Geweben des menschlichen Körpers. Sie sind an der Senkung der Herzfrequenz und der
Schmerzwahrnehmung beteiligt. Des weiteren hyperpolarisieren sie Neurone in Folge einer
Aktivierung durch verschiedene G-Protein gekoppelte Rezeptoren (GPCRs) und steuern so
deren
Erregbarkeit
(Lüscher
et
Slesinger,
2010).
Sie
inhibieren
auch
die
Hormonausschüttung aus endokrinen Zellen (Kurachi et al. 2003).
Bei Säugetieren, inklusive dem Menschen, existieren vier verschiedene Genloci, welche
für Isoformen von Untereinheiten (GIRK1-4, bzw. Kir3.x, x=1-4) codieren, die Homo7
oder Heterotetramere bilden und funktionsfähige Kanäle formen können. Allerdings
können Untereinheiten des Typus GIRK1 keine funktionstüchtigen Homotetramere bilden
und kommen daher nur in Kombinationen mit GIRK2, 3 oder 4 vor. In Xenopus Oozyten
wurde GIRK5, das Frosch Ortholog zu GIRK4, gefunden (Mark et Herlitze, 2000).
Je nach Gewebe und Zellart variiert die Zusammensetzung der Untereinheiten von GIRKKanälen. In Kardiomyozyten kommen Kanäle aus GIRK1 (Kir3.1) und GIRK4 (Kir3.4)
vor, in neuronalen Zellen hingegen dominieren GIRK2- Homotetramere oder
Kombinationen von GIRK1 und GIRK2 (Kir3.2) bzw. GIRK1 und GIRK3 (Mark et
Herlitze 2000, Kurachi et al.2003).
Eine Untereinheit besteht aus zwei transmembranären Bestandteilen (M1 und M2) und
einer kanalformenden Region (H5), welche ein Glycin-Thyrosin-Glycin-Motiv enthält, das
für die Selektivität für K+-Ionen verantwortlich ist. Der Bestandteil, der cytosolisch den
Kanal formt, enthält das C- und das N-terminale Ende des Proteins (siehe Abb.3).
Abbildung 3 Links: GIRK-Kanal Untereinheit, rechts: GIRK-Kanal, Dascal, 1997.
Jede Untereinheit des Kanals besitzt an dieser Stelle auch eine Gß-Bindungsstelle. GIRKs
können direkt durch die ß-Untereinheit von pertussistoxinsensitiven G-Proteinen aktiviert
werden (Kurachi et al., 2004).
Die Bindung von Gß an GIRK-Kanäle begünstigt eine Konformationsänderung,
beschrieben im Monod-Wyman-Changeux-Allosterie Modell (Changeux et Edelstein,
2005). Die Untereinheiten eines Kanals haben immer denselben Zustand, A (=available)
8
oder U (=unavailable)), und ändern diesen gleichzeitig. Je mehr Gß vorhanden ist, desto
mehr Kanäle sind in einem aktivierten Zustand (A). Die Kanäle im Zustand A haben eine
höhere Affinität zu Gß. Durch die Allosteriekonstante L wird ein Gleichgewicht zwischen
den Zuständen A und U aufrechterhalten (Kurachi et al., 2004).
GIRKs werden durch G-Proteine aber auch durch Phosphatidylinositol, 4,5-Bisphosphate,
intrazelluläres Natrium, Alkohol und mechanische Reize moduliert (Mark et Herlitze,
2000).
1.4 G-Proteine
1.4.1 Struktur und Funktion
Heterotrimere G-Proteine bestehen aus einer -Untereinheit und einer ß- Untereinheit.
Wenn ein in der Zellmembran sitzender G-Protein gekoppelter Rezeptor (GPCR, G-protein
coupled receptor) durch Bindung eines Transmitters eine Konformationsänderung erfährt,
katalysiert er den Austausch von Guanosindiphosphat (GDP) zu Guanosintriphosphat
(GTP) an der -Untereinheit. Dadurch dissoziiert die -Untereinheit von dem ß-Dimer
und beide Entitäten (GTP- und ) können weitere Signalkaskaden in Gang bringen. Gß
kann direkt an GIRKs binden und diese somit aktivieren. Wird GTP an der -Untereinheit
hydrolysiert, kann diese wieder an eine ß- Untereinheit binden und ist wieder inaktiviert.
Eine weitere Möglichkeit der Aktivierung von Ionenkanälen durch G-Proteine besteht über
Second-Messenger, welche z.B. zu einer Phosphorylierung des Kanals führen. Diese Form
der Aktivierung dauert jedoch wesentlich länger (Mark et Herlitze, 2000). Die
Wirkungsmechanismen von G-Proteinen sind in Abb. 4 schematisch dargestellt.
1.4.2 G-Proteine und Brustkrebs
In einer Studie von Xiaoyun Tang et al. wurde die Rolle der Gß- Untereinheit von GProteinen auf das Tumorwachstum und die Metastasenbildung bei Brustkrebs untersucht.
Es wurde in vitro gezeigt, dass die Blockade von Gß mit mittels Lentivirus in die Zellen
eingebrachtem G oder kleinen inhibitorischen Molekülen, die Tumorzellproliferation und
die Zellmigration, induziert durch GPCRs, hemmt. Die Expression von G in MDA-MB231-zellen hemmt auch in vivo die primäre Tumorbildung und verzögert das Wachstum
9
von bereits existierenden Brusttumoren in Nacktmäusen. Auch das Auftreten von
Lungenmetastasen wurde deutlich reduziert.
Die Blockade von Gß beeinflusst auch das Micromilieu, welches die Tumorprogression
begünstigt. Es wurde eine verminderte Leukozyteninfiltration und Angiogenese bei
Primärtumoren beobachtet.
Die Funktion von Gß ist wesentlich für das Wachstum von Brusttumoren, jedoch nicht für
das Wachstum gewöhnlicher Brustepithelzellen. Die Blockade von Gß verhindert selektiv
die durch diverse GPCR-Agonisten induzierte Brustkrebszellmigration (Tang et al., 2011).
1.5 G-Protein-gekoppelte Rezeptoren (GPCRs)
1.5.1 Die Rolle von GPCRs in der Tumorentstehung
In vielen Tumortypen werden GPCRs überexprimiert. Einige Beispiele dafür sind
Protease-aktivierte Rezeptoren (PARs), Chemokinrezeptoren und Rezeptoren für bioaktive
Lipide wie lysophosphatic acid (LPA) und Sphingosin-1-phosphat (S1P).
PAR1 ist in hoch invasiven Mammakarzinomen überexprimiert (Dorsam et Gutkind,
2007).
Auch die Chemokinrezeptoren CXC-Motif Chemokinrezeptor 4 (CXCR4) und CC-Motif
Chemokinrezeptor 7 (CCR7) sind GPCRs, und sind in Brustkrebszellen hochreguliert.
Brustkrebs- und Stromazellen produzieren auch vermehrt Agonisten für GPCRs. Einige
von ihnen sind mit einer chronischen Leukozyteninfiltration der Tumore assoziiert, welche
wiederum zu einem Überfluss von tumorfördernden Faktoren wie z.B. MatrixMetalloproteasen, Angiogenetische Faktoren, Wachstumsfaktoren, immunsuppressive
Zytokine und Chemokine, führt (Tang et al., 2011).
Die Familie der GPCRs beinhaltet mehr als 800 verschiedene Mitglieder, deren Gene mehr
als 2% des menschlichen Genoms ausmachen. Die Rezeptoren haben Funktionen in der
Neurotransmission, Hormon- und Enzymfreisetzung endokriner und exokriner Drüsen,
innerhalb der Immunantwort, Herz- und Muskelkontraktion sowie auch innerhalb der
Blutdruckregulation, um nur einige zu nennen.
GPCRs sind Sieben-Transmembrandomänen-Rezeptoren, was bedeutet dass sie aus 7
Alpha-Helices bestehen, welche die Zellmembran durchspannen. Bei Bindung eines
Agonisten wird das intrazellulär mit dem Rezeptor in Interaktion stehende G-Protein
aktiviert, GDP dissoziiert von der Alpha-Untereinheit und wird durch GTP ersetzt,
10
wodurch wiederum die Alpha- Untereinheit von der Gß-Untereinheit dissoziiert. Beide
Untereinheiten setzen weitere Signalkaskaden innerhalb der Zelle in Gang (Dorsam et
Gutkind, 2007).
Abbildung 4 Schematische Darstellung eines GPCRs, welcher verschiedene Signalkaskaden über Gß
und G in Gang setzt. Unter anderem ist die Wirkung von Gß auf Ionenkanäle wie GIRK1, aber
auch auf die Genexpression, erkennbar. Dorsam et Gutkind, 2007.
Tumorzellen nutzen die physiologischen Funktionen der überexprimierten GPCRs und
deren Signalkaskaden. Auch autokrine und parakrine Aktivierung durch ein Übermaß an
lokal, durch Tumor- und Stromazellen, produzierten oder zirkulierenden Agonisten führt
zur autonomen Proliferation, zum Immunescape, zur Gewebeinvasion und Dissemination
in andere Organe, sowie zur Steigerung der Nährstoff- und Sauerstoffzufuhr.
GPCRs haben eine zentrale Rolle in der Neoangiogenese und der Zellmigration von
Tumorzellen, welche möglicherweise auch in der Metastasierung zum Tragen kommt
(Dorsam et Gutkind, 2007).
11
1.5.2 GPCRs und Metastasierung
Die organspezifische Metastasierung, wie sie bei den meisten Karzinomen vorkommt, ist
oft durch G-Protein gekoppelte Chemokinrezeptoren vermittelt, welche sensitiv für
Chemokine der Zielorgane sind.
Auch die Migration von Leukozyten und deren Vorläuferzellen zwischen Blut und
lymphatischen Geweben sowie zu Entzündungsgebieten ist chemokin-vermittelt.
Stromazellen, Makrophagen, tumorinfiltrierende Leukozyten oder die Tumorzellen
produzieren Chemokine, für welche Tumorzellen verschiedene Chemokinrezeptoren
exprimieren. Durch diese wird die Motilität und das Überleben der Tumorzellen positiv
beeinflusst.
Tumorzellen verschiedenster Karzinome, wie auch des Mammakarzinoms, exprimieren
CXC-Motif Chemochinrezeptor 4 (CXCR4), der im Gegensatz zu den meisten anderen
Chemokinrezeptoren sehr selektiv nur einen Liganden, stromal cell-derived factor 1
(SDF1), bindet. Die Organe, in denen sich am häufigsten Metastasen finden,
Lymphknoten, Lunge, Knochenmark und Leber, exprimieren SDF1. Karzinome, deren
Zellen CXCR4 exprimieren, haben ein erhöhtes Risiko zur Metastasierung und demzufolge
eine schlechtere Prognose. In 30% der Mammakarzinome ist HER2 überexprimiert. Diese
Überexpression führt zu einem verminderten Abbau von CXCR4 und resultiert
dementsprechend in einer schlechteren Prognose.
Auch die Expression von PAR1 in Brustkrebszellen korreliert direkt mit dem Risiko zur
Metastasierung.
In der Neoangiogenese spielen verschiedene GPCRs ebenfalls eine Rolle, wie zum
Beispiel
Thrombin-,
Prostaglandin-
oder
S1P-Rezeptoren,
aber
auch
die
Chemokinrezeptoren CXCR2 und CXCR4 (Dorsam et Gutkind, 2007).
12
2 Material und Methoden
2.1 Arbeitsprozess
Der Arbeitsprozess der Klonierung der DNA der beiden G-Protein-Untereinheiten Gß1
bzw. G2 in den bicistronischen Vektor pIRES, ein Plasmid, welches die zwei multiple
cloning sites MCS A und B enthält, wird in der folgenden Abbildung dargestellt. Jeweils
hinter einer kurzen Beschreibung der Arbeitsschritte ist auf die genaue Dokumentation der
Methoden (Protokoll 1-13) und der Resultate (Resultate 3.1-3,9) verwiesen (siehe Abb.5).
13
Abbildung 5 Arbeitsprozess
14
2.2 Material
2.2.1 pIRES-Vektor
Als Vektor verwendete ich den bicistronischen pIRES (Clontech). Bicistronisch bedeutet,
dass dieses Plasmid zwei multiple cloning sites (MCS A und MCS B) besitzt, in welche 2
Gene kloniert werden können. Zwischen den multiple cloning sites liegt die internal
ribosome entry site (IRES) des Encephalo-Myokarditis-Virus (ECMV). Die Expression
wird durch den cytomegalovirus-immediate-early-promoter (P CMV IE) innitiiert. Der
Vektor besitzt eine Ampicillin- (Amp’) und eine Neomycin-Resistenz (Neo’). So können
die Zellen, welche den Vektor enthalten, selektiv gezüchtet werden (Clontech, 2008).
Abbildung 6 pIRES, Clontech 2008.
Gß1 wurde in MCS A kloniert und G2 in MCS B.
2.2.2 Inserts Gß1 und G2
Die beiden Inserts sind die zwei Untereinheiten des G-Protein-Dimers Gß1G2.
Gß1: Die kodierende Sequenz besteht aus 1022 Basen. 717 Basen kommen dazu, da Gß1
mit Yellow fluorescent protein (YFP) fusioniert ist, somit ergeben sich für dieses Insert
1739 Basen, welche in den Vektor pIRES eingefügt werden.
15
G2: Die kodierende Sequenz für G2 besteht aus 215 Basen, es handelt sich um ein sehr
kleines Insert.
2.2.3 Zelllinien
2.2.3.1 MCF-7-Zellen
Unterschiedliche Brustkrebszellinien zeigen, wie auch verschiedene Brustkrebsarten, eine
Genomvariabilität. MCF-7-Zellen sind Östrogen- und Progesteronrezeptor positiv. Sie
stammen aus einem invasiven duktalen Karzinom einer 69-jährigen kaukasischen Frau.
(Neve et al. 2006)
Die verwendete Zelllinie war ursprünglich von der American Type Culture Collection
(ATCC), die Zellkultur sollte bei 37°C und 5% C02 erfolgen.
2.2.3.2 XL-1 Blue Competent Cells
Die XL1-Blue kompetenten Zellen (Stratagen) entstammen einem Bakterienstamm,
welcher für die Arbeit mit Plasmidvektoren gut geeignet ist. Die Stabilität der Inserts ist
durch die mangelnde Bereitschaft dieser Zellen zur Rekombination gewährleistet. Die
Herstellung von Minipreps funktioniert aufgrund des Fehlens von Endonukleasen sehr gut.
Die Zellen sind Tetracyclin-resistent. (Stratagene, 2004)
2.3 Methoden
2.3.1 Protokoll 1: Vermehrung des Vektors in XL-1-Zellen
Vorbereitung:
Die Elektroporationsküvetten (Firma Biozym) werden im Gefrierschrank gekühlt. Zwei
Agarplatten werden im Brutschrank bei 37°C angewärmt.
Die gefrorenen elektrokompetenten Zellen (XL1 blue electrocompetent cells, Stratagen)
werden aus dem Gefrierschrank (-70°C) geholt und auf Eis aufgetaut.
SOC (Nährmedium, Super Optimal broth with Catabolite repression, siehe Anhang 1) wird
vollständig aufgetaut.
Schüttler und Inkubator werden auf 37°C eingestellt.
16
Der Elektroporator (Biorad, Modell 2000/200) wird eingeschalten, 2-3 Testladungen bzw.
Entladungen werden durchgeführt.
Für die Elektroporation von Minipreps werden 1l Plasmid und 9l Aqua dest. gemischt,
für die Elektroporation von Midipreps werden 1l Plasmid und 99l Aqua dest. gemischt.
1 l der Plasmid-Aqua dest.-Mischung wird zu den aufgetauten elektrokompetenten Zellen
(80l ) pipettiert und gemischt (mit Pipette), das Ganze wird aufgezogen und in die auf Eis
gestellten Elektroporationskuvetten pipettiert. Mit Armschwüngen wird die Flüssigkeit auf
den Kuvettenboden gebracht.
Die Kuvette wird abgetrocknet und in den Elektroporator gestellt. Es folgt die Entladung
und der Stromimpuls.
Nach dem Stromimpuls werden 500 l SOC zugefügt und das Ganze mit der Pipette
gemischt (2-3-mal aufgezogen).
Die Flüssigkeit wird in Falconröhrchen überführt und eine Stunde bei 37C im Schüttler
inkubiert.
Anschließend werden die Zellen auf zwei vorgewärmte Agarplatten ausplattiert (1.Platte
5l, 2.Platte 200l) und über Nacht bei 37C im Brutschrank (WBT binder) inkubiert.
2.3.2 Protokoll 2: Agar-Platten
5g NaCl, 5g Bactotryptone, 2.5g Bacto-Yeast extract, 7.5g Bacto agar, 500ml H2O, werden
im magnetischem Mixer gemixt und 20 min. bei 120°C autoklaviert. Nachdem die
Flüssigkeit auf 65°C abgekühlt ist werden 50 g/ml Ampicillin (von 50mg/ml AmpicillinStock) hinzugefügt und das somit fertige Material für die Agarplatten wird in Petrischalen
ausgegossen.
2.3.3 Protokoll 3: LB-Medium
5g NaCl, 5g Bactotryptone, 2.5g Bacto-Yeast extract, 500ml H2O werden gemischt und
mit dem magnetischem Mixer homogenisiert. Das so entstandene LB-Medium wird in 250
ml Flaschen gefüllt und bei 120°C 20 min. autoklaviert. 1l Ampicillin wird pro 1ml LBMedium der Flasche nach dem Abkühlen hinzugefügt.
17
2.3.4 Protokoll 4: Vektor-Isolierung aus XL1-Zellen mittels Midiprep
Vorbereitungen für die Midiprep ausgehend von der Zellkultur auf der Agarplatte nach
Elektroporation:
2 Zellkolonien werden mit einer Pipettenspitze von der Agarplatte abgenommen und in 5
ml LB-Medium+Ampicillin in Falconröhrchen im Schüttler vermehrt (1l Ampicillin pro
1 ml LB-Medium (siehe Protokoll3)). Anschließend wird die Zellkultur in ein größeres
Gefäß (Erlenmeier-Kolben) überführt, 50 ml des Ampicillin-versetzten LB-Mediums
werden hinzugefügt und die Zellkultur wird im Schüttler über Nacht fortgesetzt.
800 l der Kultur werden für den Glycerolstock verwendet (siehe Protokoll 12).
Puffer 1 (resuspension buffer, Qiagen) und Puffer 3 (neutralisation buffer, Qiagen) werden
auf Eis gestellt.
Die Proben werden in 50 ml Falconröhrchen gefüllt und bei 3000 U/min 10 min. in der
großer Zentrifuge (Megafuge 1.0 R) zentrifugiert.
Der Überstand wird verworfen, die restliche Flüssigkeit wird abrinnen gelassen. Dazu wird
das Röhrchen kurz verkehrt auf Papier gestellt.
Das Pellet wird in 4 ml Puffer 1 aufgelöst, 4 ml Puffer 2 (lysis buffer, Qiagen) werden
zugefügt, das Röhrchen geschwenkt und bei Raumtemperatur 5 min. inkubiert.
4 ml Puffer 3 werden zugefügt, das Röhrchen wird wieder geschwenkt und 15 min. auf Eis
gestellt.
Danach wird das Röhrchen 30 min. bei 20000 U/min und 4°C zentrifugiert.
Der Überstand wird in ein neues Falconröhrchen geleert und erneut 30 min. bei 20000
U/min und 4°C zentrifugiert.
4 ml QBT-Puffer (equilibration buffer, Qiagen) werden auf ein neues Säulchen mit
Schablone, welches auf ein neues 50 ml-Falconröhrchen gestellt wird, pipettiert und
durchlaufen gelassen.
Der Überstand aus dem zentrifugierten Falconröhrchen wird auf dieses Säulchen gekippt
und durchlaufen gelassen.
Es wird zwei mal mit 10 ml QC-Puffer (wash buffer, Qiagen) gewaschen, anschließend
wird das Säulchen auf ein neues 50 ml-Falconröhrchen gestellt.
Mit 5 ml QF-Puffer (elution buffer, Qiagen) wird die DNA eluiert. 3.5 ml Isopropanol wird
zur DNA hinzugefügt, das Ganze wird 30 min. in den Kühlschrank gestellt.
18
Die Zentrifuge wird vorgekühlt (4°C), die DNA-Lösung in 6 Eppendorfröhrchen umgefüllt
und bei 13.200 U 30 Min. bei 4°C zentrifugiert.
Der Überstand wird verworfen, die DNA bei Raumtemperatur 15 min. lang getrocknet.
Danach wird die DNA der 6 Eppendorfröhrchen mit 50 l Aqua dest. aufgelöst und dabei
in ein Eppendorfröhrchen zusammengeführt.
2.3.5 Protokoll 5: Gelelektrophorese
2.3.5.1 Analytisches Gel
0.5g
Agarose,
1ml
Tris-Acetate-EDTA
(TAE)
stock
(50x)
(242g
Tris(hydroxymethyl)aminomethan (Tris) und 57.1 ml Essigsäure (CH3COOH))
werden in einem Gefäß auf 50 ml mit Aqua dest aufgefüllt.
Dieser Gelansatz wird 3 min. lang in der Mikrowelle erwärmt, die Gelkammer wird
vorbereitet. 5 Tropfen Ethidiumbromid werden auf den Kammerboden getropft.
Das flüssige Gel wird im Gefäß mit Wasser von außen etwas gekühlt bis die Substanz
nicht mehr so flüssig ist. Dann wird es in die vorbereitete Gelkammer gefüllt und der
Kamm wird eingesetzt.
Nach Festwerden des Gels wird der Kamm entfernt und der Laufpuffer eingefüllt.
Laufpuffer: 250 ml H2O, 5ml TAE.
5 Tropfen Ethidiumbromid werden in das untere Ende der Kammer getropft nachdem der
Puffer eingefüllt wurde.
Danach werden die Proben in die Slots pipettiert.
Als Größenstandard wird meist Hind III (New England Biolabs) (10 l ) verwendet.
Die Proben werden wie folgt vorbereitet:
Probe PCR-Produkt: 5 l Probe + 5 l Probenpuffer (0.25% Bromophenolblau, 30%
Glycerol in Aqua bidest.)
Midiprep: 1l + 9l Aqua dest. +5 l Probenpuffer
Miniprep: 3-5l +5 l Probenpuffer
19
2.3.5.2 Präparatives Gel
Das gesamte Ligations- oder PCR-Produkt wird mit 10 l Probenpuffer in Slots gefüllt.
Anschließend entspricht das Verfahren der Anleitung für das analytische Gel.
Die gewünschten Banden werden unter Sicht mit einem UV-Visier mit einer
Skalpellklinge ausgeschnitten, in Eppendorfröhrchen gefüllt, und gewogen. Zuvor werden
die Eppendorfröhrchen gewogen um das tatsächliche Gewicht des Gelstückes ausrechnen
zu können.
Das Produkt wird mit Wizard SV Gel and PCR Clean-UP System von Promega laut KitAnleitung aus dem Gel herausgelöst und gereinigt.
2.3.6 Protokoll 6: PCR von Gß1 und G2
Der Ansatz erfolgt auf Eis:
Primer-Verdünnung auf 100 ng/l: 10l Primer + 90l Aqua dest.
Plasmid-Verdünnung auf 10 ng/l: Midi: 1l Midi + 99l Aqua dest.
Mini: 1l Mini + 9l Aqua dest.
2l Plasmid (10 ng/l)
1.25l Forward-Primer
1.25l Reverse-Primer
5l Reaction buffer
(10x)(Promega)
1.25l dNTP-Mix (Promega)
38.25l Aqua dest.
Alles wird gevortext, 1l Pfu-Polymerase (Promega) wird hinzufgefügt und die
Eppendorfröhrchen werden in das PCR-gerät gesetzt, welches gleich gestartet wird.
20
2.3.7 Protokoll 7: Schneideansatz für Vektor und Insert
2.3.7.1 Schneideansatz pIRES und PCR-Produkt G2
Zum Schneiden des pIRES-Vektors und des PCR-Produkts G2 für eine folgende Ligation
desselben in pIRES werden 2 Schneideansätze vorbereitet.
Vektor (pIRES)
Insert (G2)
10l pIRES-Midi
50l aufgereinigtes PCR-Produkt
10l Buffer D (Promega)
10l Buffer D
10l BSA verdünnt (100l+900l)
10l BSA verdünnt (100l+900l)
(Promega)
4l Xba I (Promega)
4l Xba I
4l Sal I (Promega)
4l Sal I
62l Aqua dest.
22l Aqua dest.
Die zwei Schneideansätze werden in zwei verschiedene Eppendorfröhrchen pipettiert und
stehen über Nacht bei 37°C im Brutschrank.
Zu pIRES x Xba I x Sal I wird vor der Weiterverarbeitung mit dem präparativen Gel noch
1 l Alkaline Phosphatase (Promega) hinzugefügt.
Nach der Anfertigung des präparativen Gels erfolgt die PCR-Aufreinigung (siehe Protokoll
13).
2.3.7.2 Schneideansatz pIRES und PCR-Produkt Gß1
Nach der Sequenzierung von pIRESG2 können pIRESG2 und das PCR-Produkt Gß1
geschnitten werden, um diese in weiterer Folge zu ligieren. Das muss in diesem Fall in
zwei Schritten geschehen, da die Puffer der zwei Restriktionsenzyme nicht dieselben sind.
Zwischen den zwei Schritten erfolgt eine PCR-Aufreinigung (siehe Protokoll 13).
21
Die PCR-Produkte Gß1 und pIRES werden geschnitten:
Schritt 1:
Vektor (pIRESG2)
Insert (Gß1)
50l pIRESG2-Midi
50l aufgereinigtes PCR-Produkt
10l Buffer H (Promega)
10l Buffer H
10l BSA verdünnt (100l+900l)
10l BSA verdünnt (100l+900l)
4l EcoR I (Promega)
4l EcoR I
66l Aqua dest.
26l Aqua dest.
Die zwei Schneideansätze werden wieder in zwei verschiedene Eppendorfröhrchen
pipettiert und stehen über Nacht bei 37°C im Brutschrank. Nach der PCR-Aufreinigung
erfolgt
Schritt 2:
Vektor (pIRES G2)
Insert (Gß1)
50l des aufgereinigten
50l des aufgereinigten
Schneideansatzes pIRES G2
Schneideansatzes Gß1
10l Buffer B (Promega)
10l Buffer B
10l BSA verdünnt (100l+900l)
10l BSA verdünnt (100l+900l)
4l Nhe I (Promega)
4l Nhe I
26l Aqua dest.
26l Aqua dest.
Vor der Anfertigung des analytischen Gels wird 1l alkaline Phosphatase (Promega) zu
dem geschnittenen Vektor hinzugefügt.
Danach wird ein präparatives Gel von Vektor und Insert angefertigt.
22
2.3.8 Protokoll 8: Standardreihe, Ligation
Nach der Anfertigung eines präparativen Gels und der PCR-Aufreinigung von Vektor und
Insert werden die Konzentrationen von Vektor und Insert anhand einer Standardreihe
gemessen.
Dazu wird eine beliebige Midi verwendet, die wie folgt verdünnt wird:
Verdünnungsreihe
DNA-Konzentration
Verdünnung
A
50ng
1l DNA + 19l Aqua
dest.
B
100ng
1l DNA + 9l Aqua
dest.
C
250ng
1l DNA + 3l Aqua
dest.
D
500ng
1l DNA + 1l Aqua
dest.
E
1000ng
1l DNA
Von jeder Verdünnung (A-E) werden 1l mit 5l Probenpuffer vermischt und auf ein Gel
(siehe Protokoll 5, analytisches Gel) aufgebracht. Zum Vergleichen werden jeweils 5l
von Vektor und Insert mit jeweils 5l Probenpuffer aufgebracht.
Nach dem Abschätzen der DNA-Konzentration von Vektor und Insert anhand der
Standardreihe erfolgt die Ligation:
3l des verdünnten Vektors
in ein Eppendorfröhrchen pipettieren, 3 min. bei
6l des Inserts
50°C in den vorgeheizten Heizstock stellen und
3.5l Aqua dest
dann 1 min. auf Eis stellen
2l Ligasepufffer
Auf Eis stehend hinzufügen, dann über Nacht in
0.5l Ligase
Wasserbad stellen (12°C)
23
2.3.9 Protokoll 9: Fällung der Ligationsprodukte
Die Proben werden mit 300l 95%igem Alkohol und 23l Ammoniumpersulfat 30 min.
lang eingefroren, danach 30 min. zentrifugiert (13.200 U/min., Zentrifuge vorkühlen auf
4°C) und mit 1 ml 80 %igem Alkohol gewaschen. Die Flüssigkeit wird abpipettiert, die
Probe wird 15 min. luftgetrocknet und anschließend in 5 l Aqua dest. aufgelöst.
2.3.10
Protokoll 10: Miniprep
Lt. Kit-Anleitung: Wizard Plus SV Minipreps DNA Purification System (Promega)
2.3.11
Protokoll 11: Restriktionsanalysen der Ligationsprodukte
pIRESG2 und pIRESGß1G2
2.3.11.1
Restriktionsanalyse von pIRESG2 mit Sal i und Xba I und
Kontrollschnitt mit Cla I
800l von jeder Miniprep werden für das Anfertigen eines Glycerolstocks aufgehoben.
Es erfolgt die Anfertigung eines Mastermix (15x), da 12 Proben und einmal der reine
Vektor (1l Midi+5l Aqua dest.) gleichzeitig geschnitten werden sollen. Als Kontrolle
wird auch der reine Vektor ungeschnitten (1l+19l Aqua dest.) bei 37°C über eine Nacht
in den Brutschrank gestellt. Alle Proben werden mittels Gelelektrophorese untersucht.
6l DNA
2l Puffer D (Promega)
2l BSA verdünnt (Promega)
0.5l Xba I (Promega)
0.5l Sal I (Promega)
Auf 20l mit Aqua dest. auffüllen
Zwei Ansätze werden vorbereitet: einer mit pIRESG2, einer mit pIRES als Kontrolle.
1l der pIRES-Midi mit 9 l Aqua dest. werden als 10 l DNA in der Anleitung gewertet.
24
2l Buffer C (Promega)
2l BSA verd. (1+9) Promega
0.5l Cla I (Promega)
10l DNA (pIRES G2, bzw.
pIRES)
5.5l Aqua dest.
2.3.11.2
Restriktionsanalyse von pIRESGß1G2 mit EcoRI und Nhe I
12 Proben und zusätzlich pIRESG2 (1l Midi+5l Aqua dest.) als Kontrolle sollen
jeweils mit den Restriktionsenzymen Eco R I und Nhe I geschnitten werden. Bei 37°C
werden die Proben mit den Restriktionsenzymen über eine Nacht in den Brutschrank
gestellt. Die Proben werden wieder mittels Gelelektrophorese untersucht.
Ansatz für die Restriktion mit Eco R I
5l DNA
2l Puffer H (Promega)
2l BSA verdünnt (Promega)
0.5l Eco R I (Promega)
0.5l Nhe I (Promega)
Auf 20l mit Aqua dest. auffüllen
Ansatz für die Restriktion mit Nhe I
5l DNA
2l Puffer D (Promega)
2l BSA verdünnt (Promega)
0.5l Xba I (Promega)
0.5l Sal I (Promega)
Auf 20l mit Aqua dest. auffüllen
25
2.3.12
150l
Protokoll 12: Glycerolstock
Glycerol
und
800l
der
Bakterienkultur
werden
zusammen
in
ein
Eppendorfröhrchen pipettiert, in flüssigem Stickstoff eingefroren und danach bei -70°C
gelagert.
2.3.13
Protokoll 13: DNA-Aufreinigung
Lt. Kit-Anleitung: Wizard SV Gel and PCR Clean-Up System (Promega)
2.3.14
Protokoll 14: MCF-7-Zellkultur
Zur Überprüfung des Konstruktes auf dessen Funktionsfähigkeit wurde pIRESG2G1 in
MCF-7 Zellen eingebracht, die Expression von Gß1G2 wurde mikroskopisch
nachgewiesen. Dafür erfolgte eine MCF-7-Zellkultur über drei Tage.
Tag 1:
Das Zellmedium (Minimal Essential Medium Eagle (MEM), PAA Laboratories GmbH,
10% fetal bovine serum (FBS) `Gold’, PAA Laboratories GmbH), in weiterer Folge als
„Medium“ bezeichnet, der vorhandenen MCF-7-Zellen wurde abpipettiert und die Zellen
wurden mit 1 ml Trypsin EDTA von der Kulturschale gelöst.
Die Zellen wurden mit 3 ml Hank’s Balanced Salt Solution (HBSS, Lonza) gewaschen.
4 ml Medium wurden hinzugefügt.
Die Zellen wurden in Falkonröhrchen bei 500 U/min 5 min. lang zentrifugiert, worauf am
Röhrchenboden ein Zell-Pellet entstand.
Das Pellet wurde in 5 ml Medium aufgelöst, und die Zellen anschließend in der
Zählkammer gezählt (Resultat: durchschnittlich 75 Zellen/Kästchen).
Je 5 ml Zellen und 7,5 ml Medium wurden in 5 Schälchen pipettiert.
2 Plättchen wurden jedem Schälchen zugefügt, und diese wurden über Nacht in den
Brutschrank bei 37°C gestellt.
Tag 2:
5 Eppendorf-Röhrchen mit je 700l Medium wurden vorbereitet.
Es wurde jeweils der Vektor mit den beiden Inserts (pIRESG2G1) dazu pipettiert.
26
In Röhrchen 2 bis 5 wurden auch noch spezifische Marker, welche fluoreszmarkiert waren,
hinzugefügt, um die Lokalisation von G1G2 in den MCF-7-Zellen feststellen zu können,
in welchen es exprimiert werden sollte.
Ansatz 1 beinhaltete nur den Vektor pIRESG2G1.
Ansatz 2 enthielt ein Plasmid welches human GIRK4 zur Expression brachte und mit cyan
fluorescent
protein
(CFP)
markiert
war.
GIRK4
ist
in
Zellmembran
und
Endoplasmatischem Retikulum (ER) lokalisiert.
Ansatz 3 enthielt einen Glycosylphosphatidylinositol-Anker (GpI), abermals mit CFP
fluoreszenzmarkiert, welcher nur in der äußersten Zellmembranschicht detektiert werden
kann.
Ansatz 4 enthielt Srß, welches das Endoplasmatische Retikulum markiert.
Somit ergaben sich folgende Ansätze:
1. 3l DNA pIRESG2G1
2. 1.5l DNA pIRESG2G1 +1.5l peCFPC1hG4
3. 1.5l DNA pIRESG2G1 +1.5l GpI-CFP
4. 1.5l DNA pIRESG2G1 +SRß-CFP
Jeweils 9 ml TransfastTM (Transfection reagent, Promega) wurde dazugefügt, das Röhrchen
wurde gevortext und 10 min. stehen gelassen.
Das Medium in den 5 Schälchen wurde abpipettiert und je ein vorbereiteter Ansatz wurde
auf die Zellen pipettiert.
Diese wurden 1 Stunde bei 37°C inkubiert, 700l Zellmedium wurde zugegeben und die
Zellen wurden für eine Nacht in den Brutschrank gestellt.
Tag 3:
Das Medium wurde abgesaugt, die Zellen mit 1 ml HBSS-Puffer (Lonza) gewaschen, und
2 ml Medium wurde hinzugefügt.
27
2.3.15
Protokoll 15: Konfokalmikroskopie
Zur Beurteilung der MCF-7-Zellen wurde ein Konfokales Laser Scanning Mikroskop,
DMIRE2, SL2, von Leica verwendet. Es handelt sich um eine Form der Lichtmikroskopie,
die Lichtquelle ist in diesem Fall ein Laser.
Der Laser wird rasterartig Punkt für Punkt auf eine virtuelle Schnittebene des Objektes, in
diesem Fall der MCF-7-Zelle, fokussiert. Das bedeutet, dass eine Schicht in der Zelle bzw.
im Gewebe dargestellt werden kann.
Der von der Lichtquelle ausgesandte Laserstrahl wird wegen seiner kürzeren Wellenlänge
vom dichroitischen Spiegel (Dichroic mirror) reflektiert. Das vom Objekt reflektierte
Licht, bzw. das ausgesandte Licht der Fluorochrome, geht durch den dichroitischen Spiegel
wegen seiner längeren Wellenlänge durch.
Anschließend wird es durch eine Lochblende gefiltert (siehe Abb.5, spatial filter with
pinhole). So erreicht nur Licht der Fokusebene den Detektor und Streuungsartefakte
werden vermieden.
Der Laser kann mit unterschiedlichen Wellenlängen ausgesandt werden, um gesondert
bestimmte Fluoreszenzmarker bestimmen zu können.
Der Marker yellow fluorescent protein (YFP) wurde zur Detektion von Gß1G2, und
enhanced cyan fluorescent protein (eCFP) zur Detektion der Zellstrukturen (Zellmembran,
Endoplasmatisches Retikulum) verwendet. (Nwaneshiudu et al. 2012)
28
Abbildung 7 Konfokales Laser Scanning Mikroskop, Nwaneshiudu et al., 2012
29
3 Ergebnisse – Resultate
3.1 Primer-Design für die Inserts Gß1 und G2
Es wurde für Gß1+YFP (yellow fluorescent protein) und G2 jeweils ein forward- und ein
reverse-Primer designed um dessen DNA aus bereits vorhandenen Vektoren zu klonieren
und anschließend mit PCR zu vervielfältigen.
Folgende Primer wurden bei der Firma Sigma bestellt:
Primer für G2:
Forward (Xba I_Gg2_cdsA-f): 5’-TTA.TCTAGA.ATGGCCAGCAACAACACCGCC-3’
Reverse (Sal I_Gg2_cdsA-r): 5’-TTA.GTCGAC.TTAAAGGATAGCACAGAAAAAC-3’
Primer für Gß1+YFP:
Forward (Nhe I_eYFP-cds_f): 5’TTA.GCTAGC.ATGGTGAGCAAGGGCGAGGAG-3’
Reverse (EcoRI_Gb1_cds_r): 5’TTA.GAATTC.TTAGTTCCAGATTTTGAGGAAG-3’
Beginn der Sequenzen aller Primer waren die drei Basen TTA, die nur als Andockplatz für
die Restriktionsenzyme dienten. Diese Enzyme sollten die PCR-Produkte dahinter
schneiden können, um sie auf eine Ligation in pIRES zu einem späteren Zeitpunkt
vorzubereiten.
Darauf folgte eine sechsbasige Sequenz, die Schnittstellen verschiedener Enzyme
darstellte. GCTAGC, für Nhe I, und GAATTC, für EcoR I, wurden für Gß1+YFP
verwendet, da diese Enzymschnittstellen im pIRES-Vektor die MCS A flankieren, in die
Gß1+YFP ligiert werden sollte. TCTAGA, für Xba I, und GTCGAC, für Sal I, wurden für
G2 verwendet, welches zu einem späteren Zeitpunkt in der selben Art und Weise in die
MCS B ligiert wurde.
Daran wurden dann jeweils 22 Basen der (im Falle der Reverse-Primer komplemetären)
Sequenzen, der zu klonierenden G-Protein-Untereinheiten, gehängt, um eine optimal
spezifische Bindung zu gewährleisten. Sind die Primer zu kurz, können sie unspezifisch an
mehreren Stellen des vorhandenen Vektors binden, sind sie zu lange, können sie
möglicherweise an sich selbst binden und somit zur Replikation unbrauchbar werden.
30
Die 22 an G2 und Gß1+YFP bindenden Basen der Forward-Primer beginnen immer mit
deren Startcodon ATG, die der Reverse-Primer immer mit den drei komplementären Basen
zu deren Stoppkodon TTA.
Da Gß1 mit YFP fusioniert ist, folgte nach der Schneidesequenz für Nhe I die
Anfangssequenz von YFP.
3.2 Temperaturgradient, PCR-Optimierung, Herstellung PCRProdukt
Für Gß1 wurde mithilfe eines Temperaturgradienten (die mittlere Temperatur betrug bei
den drei Versuchsdurchgängen 60, dann 55, und schlußendlich 45°C) und anschließender
Gelelektrophorese eine optimale Annealing-Temperatur von 47,1°C ermittelt (siehe
Abbildung 8).
Abbildung 8 Temperaturgradient für PCR von Gß1. Von links nach rechts: Hind III, 6x Gß1 (mit YFP
zusammen 1739 Basen groß) bei jeweils 35,1°C, 37,2°C, 41,6°C, 47,1°C, 52,1°C, 55,3°C
Das PCR-Programm war wie folgt: 2 min. 95°C, 35x (1 min. 95°C, 1 min. mittlere
Temperatur, je nach Versuch, 6 min. 72°C), 10 min. 72°C, 1 min. 14°C. hold 14°C.
Für G2 wurde mit der selben Methode eine optimale Temperatur von 57,1°C festgestellt.
Die PCR konnte also mit einer zentralen Annealingtemperatur von 50°C für beide Inserts
gleichzeitig gefahren werden, wobei Gß1 auf Position 6 (49,4°C) und G2 auf Position 9
(57,1°C) gesetzt wurden. Die PCR für G2 wurde doppelt angesetzt, weil die Banden bei
der Bestimmung der Temperatur eher schwach waren (siehe folgende Abbildung).
31
Abbildung 9 Analytisches Gel der PCR-Produkte Gß1 und G2. Von links nach rechts: Hind III, Gß1
(Pfeil), 2xG2 (Pfeil)
Es folgte eine PCR-Aufreinigung (siehe Protokoll 13).
3.3 Präparatives Gel mit pIRES und G2 für die folgende Ligation
Durch die Anfertigung eines präparativen Gels wurden die Produkte des Schneideansatzes
pIRES und G2 (siehe Protokoll 7) zur Ligation vorbereitet (siehe Abb.10).
Die
geschnittenen PCR-Produkte wurden so gereinigt. Die ausgeschnitten Banden wurden
gewogen. Es folgte eine DNA-Aufreinigung mit Kit (siehe Protokoll 13).
Abbildung 10 Präparatives Gel der PCR-Produkte Gß1 und G2. Von links nach rechts: Hind III, G2
(Pfeil), pIRES (Pfeil)
32
3.4 Standardreihe, Ligation & Kontrollschnitte von pIRESG2 mit
Xba I, Sal I und Cla I
Wie in Protokoll 8 beschrieben, wurden pIRES (siehe Abb.12) und G2 (siehe Abb.11)
nach der Aufreinigung mit einer Standardreihe verglichen, um die beiden Produkte auf
dieselbe Konzentration zu bringen.
Nachdem die Bande von G2
der Bande der
Standardreihe mit der Konzentration 50 ng entsprach, und die Bande von pIRES ungefähr
auf 800 ng geschätzt wurde, wurde 1 μl pIRES mit 15 μl Aqua dest. verdünnt. Vom Insert
wurde dann wie üblich die doppelte Menge eingesetzt, das ergab 3l des verdünnten
Vektors und 6 l des Inserts, wie auch in Protokoll 8 beschrieben.
Abbildung 11 Verdünnungsreihe zur Abschätzung der DNA-Menge des Inserts G2 (Pfeil). Links:
Hind III. Die Bande von G2 wurde auf 50 ng geschätzt.
Abbildung 12 Verdünnungsreihe zur Abschätzung der DNA-Menge des Vektors pIRES. Links: Hind
III. Die Bande von pIRES wurde auf 800 ng geschätzt.
33
Die erste Ligation (pIRES + G2) wurde wie in Protokoll 8 beschrieben durchgeführt.
Nach der Transformation von 2l Ligationsprodukt in 25l XL1-Zellen, und deren
Anzucht, wurden 12 von 29 angewachsenen Kolonien weitergezüchtet und daraus 12
Minipreps gewonnen.
Bei diesen 12 Proben wurden Kontrollschnitte durchgeführt. Mit Xba I und Sal I wurde
G2 wieder aus pIRES hinausgeschnitten und mit Gelelektrophorese dargestellt. Bei drei
der 12 Proben war G2 sichtbar. Eine dieser Proben wurde also als Ausgangsvektor für die
weitere Ligation von Gß1 ausgesucht und zum Sequenzieren eingeschickt.
Abbildung 13 Kontrollschnitte von 12 pIRESG2-Proben mit Xba I und Sal I. Links: Hind III. Bei der
9., 10., und 11. Probe ist das herausgeschnittene Insert G2 zu erkennen (Pfeil). Die zwei Proben ganz
rechts sind der geschnittene Vektor pIRES und der ungeschnittene Vektor pIRES als Kontrolle.
Ein weiterer Kontrollschnitt der ausgewählten Probe wurde durchgeführt.
Cla I (Promega) sollte, wie durch den „Webcutter“ ermittelt, zweimal im pIRES-Vektor
(bei Base 2036 und Base 4007), und einmal im G2-Insert (bei Base 81) schneiden. Daraus
ergeben sich rein mathematisch folgende 3 Plasmidteillängen:
Schnittstelle
Schnittstelle an Base
pIRES+G2
In G2
81
1752+81=1833(a)
pIRES 1.
2036
2036+223=2259(b)
pIRES 2.
4007
4007+223=4230(c)
34
Gesamtvektorgröße (Vges) = pIRES+ G2 = 6107+223=6330 Basen
Entstehende Plasmidteillängen:
B=b-a=426 Basen
C=c-b=1971 Basen
A=V-(A+B)=3933
Abbildung 14 Berechnete Schnittstellen in pIRESG2 bei Cla I Kontrollschnitt
Die Theorie bestätigte sich nicht, der pIRESG2-Vektor wurde nur zweimal geschnitten.
Nachdem aber ein leerer pIRES Kontrollvektor auch nur einmal geschnitten wurde, wurde
angenommen, dass im Gegensatz zur Dokumentation die von der Firma Clontech zur
Verfügung gestellt wurde, im reinen Vektor nur eine Schnittstelle für Cla I zu finden war,
also das Insert auch geschnitten und somit im pIRESG2-Vektor enthalten gewesen sei.
Auch die erhaltenen Fragmentlängen passten zu einer Schnittstelle im Vektor und einer im
Insert. (siehe Abb.15)
35
Abbildung 15 Kontrollschnitt von pIRESG2 mit Cla I. Von links nach rechts: Hind III, pIRESG2
und pIRES geschnitten mit Cla I. pIRESG2 wird von Cla I zwei mal geschnitten, es entstehen 2
Banden. pIRES wirn nur einmal geschnitten, der Vektor ist linearisiert.
Abbildung 16 Vermutete Schnittstellen pIRESG2 bei Cla I
Kontrollschnitt
Eine Midiprep von pIRESG2 wurde hergestellt.
Weiterer Kontrollschnitt der fertigen pIRESG2 –Midi mit ClaI:
Abbildung 17 Kontrollschnitt von pIRESG2 mit Cla I. Von links nach rechts: Hind III, pIRES und
pIRESG2 geschnitten mit Cla I.
36
3.5 Präparatives Gel mit pIRESG2 und Gß1 für die folgende
Ligation
Ein Schneideansatz von Gß1 und pIRESG2 wurde laut Protokoll 7 angesetzt. Dieser
musste schrittweise erfolgen, weil EcoRI und NheI unterschiedliche Puffer benötigen.
Ein präparatives Gel mit pIRESG2 und Gß1 nach EcoRI und NheI- Restriktion (siehe
Protokoll 7) wurde hergestellt.
Präparatives Gel:
Abbildung 18 Präparatives Gel von Gß1 und pIRESG2 für die folgende Ligation. Von links nach
rechts: Hind III, Gß1 geschnitten mit EcoR I und Nhe I und pIRESG2 (Pfeil) geschnitten mit EcoR I
und Nhe I
Die Banden wurden ausgeschnitten und gewogen. Es folgte eine DNA-Aufreinigung mit
Kit (siehe Protokoll 13).
3.6 Standardreihe und Ligation
Das Mengenverhältnis von Gß1 und pIRESG2 entsprach in der dazugehörigen
Standardreihe einem Verhältnis von 70:200.
37
Abbildung 19 Verdünnungsreihe zur Abschätzung der DNA-Menge des Inserts Gß1 und des Vektors
mit dem Insert G2, pIRESG2. Links: Hind III. Gß1wurde auf 70 ng geschätzt, pIRESG2 auf 200 ng
Daher wurde der Vektor vor der Ligation im Verhältnis 1:1.85 mit Aqua dest. verdünnt.
Da 3 l vom Vektor für die Ligation gebraucht wurden, wurden 3l des Vektors und
5.55l Aqua dest. gemischt und 3 l davon für die Ligation von Gß1 und pIRESG2 (siehe
Protokoll 8) verwendet.
Es folgte die Transformation von 2l Ligationsprodukt in 25l XL1-Zellen (Protokoll 1)
und die Anzucht auf Agarplatten. 12 angewachsenen Kolonien wurden weitergezüchtet
und daraus 12 Minipreps gewonnen.
3.7 Kontrollschnitte von pIRESGß1G2 mit EcoR I und Nhe I
Da die Puffer von EcoRI und NheI nicht dieselben waren, wurden die 12 Minipreps aus
den weitergezüchteten Kolonien getrennt voneinander mit NheI und EcoRI geschnitten.
Alle Proben waren linearisiert. Die errechnete Bandengröße von pIRESGß1G2 beträgt
8069 Basen, welche sich aus pIRES (6107 Basen) + G2 (223 Basen) + Gß1 (1022 Basen)
+ YFP (717 Basen) ergibt. Als Kontrolle wurde der Vektor ohne das ß-Insert pIRESG2
verwendet, welcher erwartungsgemäß als einzige Probe kleiner war (6330 Basen).
Kontrollschnitt mit EcoRI:
38
Abbildung 20 Kontrollschnitt von pIRESGß1G2 mit EcoR I. Von links nach rechts: SM 408, 12
Proben pIRESGß1G2 geschnitten mit EcoR I (8069 Basen) und eine Probe pIRESG2 geschnitten mit
EcoR I (6330 Basen).
Kontrollschnitt mit NheI:
Abbildung 21 Kontrollschnitt von pIRESGß1G2 mit Nhe I. Von links nach rechts: SM 408, 12 Proben
pIRESGß1G2 geschnitten mit Nhe I (8069 Basen) und eine Probe pIRESG2 geschnitten mit EcoR I
(6330 Basen).
3.8 Ergebnisse der Sequenzierung
Eine Midiprep des fertigen Produktes wurde hergestellt und der Vektor wurde zur
Sequenzierung eingeschickt.
Die Sequenz von G2 aus pIRESG2 entsprach der erwarteten Sequenz.
39
Abbildung 22 Ergebnis der Sequenzierung von pIRESG2. Die Sequenz ist komplementär zur SollSequenz in Abb. 23, das komplementäre Startkodon von G2, TAC, befindet sich in der dritten Zeile,
ausgehend vom Pfeil, Leserichtung von rechts nach links. Der Pfeil mit dem Stern markiert eine in der
Sequenzierung fehlende Base (Erklärung nach Abb.23).
Zur Verdeutlichung der Übereinstimmung der erwarteten und der erhaltenen Sequenz von
G2 wurden diese in der folgenden Abbildung noch einmal gegenüber gestellt. (Sequenz
G2 erwartet (oben) und Sequenz G2 erhalten (unten) ermittelt in Pubmed (nucleotide
blast) (G2, kodierende Sequenz: 118-333)
Query
117
AATGGCCAGCAACAACACCGCCAGCATAGCACAAGCCAGGAAACTGGTAGAACAGCTGAA
176
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sbjct
204
AATGGCCAGCAACAACACCGCCAGCATAGCACAAGCCAGGAAACTGGTAGAACAGCTGAA
177
GATGGAAGCCAACATCGATAGGATAAAGGTGTCCAAGGCAGCTGCAGATTTGATGGCCTA
145
Query
236
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sbjct
144
GATGGAAGCCAACATCGATAGGATAAAGGTGTCCAAGGCAGCTGCAGATTTGATGGCCTA
85
40
Query
237
CTGTGAAGCGCATGCCAAGGAAGATCCCCTCCTGACACCTGTTCCGGCTTCAGAAAACCC
296
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sbjct
84
CTGTGAAGCGCATGCCAAGGAAGATCCCCTCCTGACACCTGTTCCGGCTTCAGAAAACCC
297
ATTTAGGGAGAAGAAGTTTTTCTGT
25
Query
321
|||||||||||||||||||| ||||
Sbjct
24
ATTTAGGGAGAAGAAGTTTT-CTGT
1
Abbildung 23 Gegenüberstellung der erwarteten (Query) und der erhaltenen (Subject) Sequenz von
G2. In der letzten Zeile ist eine fehlende Base in der Sequenzierung rot markiert.
In Abbildung 23 fällt bei der Gegenüberstellung der erhaltenen Sequenz mit der SollSequenz auf, dass die Base Thymin an einer Stelle fehlt (rot markiert). Beim Vergleich mit
Abbildung 22 ist erkennbar, dass die fehlenden Base, markiert durch den Pfeil mit dem
Stern, zum einen am Beginn der Sequenzierung liegt, in einem Bereich in dem Fehler
gehäuft zu erwarten sind, und es sich zusätzlich um eines von fünf aufeinanderfolgenden
Thymin handelt, was einen weiteren Risikofaktor für einen Lesefehler darstellt. Aus diesen
Gründen konnte davon ausgegangen werden, dass es sich um einen vernachlässigbaren
Sequenzierungsfehler handelt.
Abbildung 24 Ergebnis der Sequenzierung von Gß1YFP aus pIRESGß1G2, Teil 1. Die Pfeile weisen
auf Abweichungen der Sequenzierung von der erwarteten Sequenz hin.
41
Abbildung 25 Ergebnis der Sequenzierung von Gß1YFP aus pIRESGß1G2, Teil 2. Die Pfeile weisen
auf Abweichungen der Sequenzierung von der erwarteten Sequenz hin.
Abbildung 26 Ergebnis der Sequenzierung von Gß1YFP aus pIRESGß1G2, Teil 3. Die Pfeile weisen
auf Abweichungen der Sequenzierung von der erwarteten Sequenz hin.
Zur Verdeutlichung der Übereinstimmung der erwarteten und der erhaltenen Sequenz von
Gß1 und YFP wurden diese in den folgenden zwei Abbildungen gegenüber gestellt. Die
tatsächlichen Sequenzen von Gß1 und YFP (oben) und die erwarteten Sequenzen (unten)
wurden in Pubmed (nucleotide blast) ermittelt.
42
Query 11
68
Fehlernr.
Sbjct 2296
2355
CGA-GAGCTGTTC-CCGGGGTGGTGCCCATCCTGGTCGAGCTGGACGGCGACGTAAACGG
Query
128
69
CCACAAGTTCAGCGTGTCCGGCGAGGGCGAGGGCGATGCCACCTACGGCAAGCTGACCCT
Sbjct
2415
2356
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
CCACAAGTTCAGCGTGTCCGGCGAGGGCGAGGGCGATGCCACCTACGGCAAGCTGACCCT
Query
188
129
GAAGTTCATCTGCACCACCGGCAAGCTGCCCGTGCCCTGGCCCACCCTCGTGACCACCTT
Sbjct
2475
2416
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
GAAGTTCATCTGCACCACCGGCAAGCTGCCCGTGCCCTGGCCCACCCTCGTGACCACCTT
Query
248
189
CGGCTACGGCCTGCAGTGCTTCGCGCGCTACCCCGACCACATGAAGCAGCACGACTTCTT
Sbjct
2535
2476
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
CGGCTACGGCCTGCAGTGCTTCGCGCGCTACCCCGACCACATGAAGCAGCACGACTTCTT
Query
308
249
CAAGTCCGCCATGCCCGAAGGCTACGTCCAGGAGCGCACCATCTTCTTCAAGGACGACGG
Sbjct
2595
2536
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
CAAGTCCGCCATGCCCGAAGGCTACGTCCAGGAGCGCACCATCTTCTTCAAGGACGACGG
Query
368
309
CAACTACAAGACCCGCGCCGAGGTGAAGTTCGAGGGCGACACCCTGGTGAACCGCATCGA
Sbjct
2655
2596
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
CAACTACAAGACCCGCGCCGAGGTGAAGTTCGAGGGCGACACCCTGGTGAACCGCATCGA
Query
428
369
GCTGAAGGGCATCGACTTCAAGGAGGACGGCAACATCCTGGGGCACAAGCTGGAGTACAA
Sbjct
2715
2656
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
GCTGAAGGGCATCGACTTCAAGGAGGACGGCAACATCCTGGGGCACAAGCTGGAGTACAA
Query
488
429
CTACAACAGCCACAACGTCTATATCATGGCCGACAAGCAGAAGAACGGCATCAAGGTGAA
Sbjct
2775
2716
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
CTACAACAGCCACAACGTCTATATCATGGCCGACAAGCAGAAGAACGGCATCAAGGTGAA
Query
548
489
CTTCAAGATCCGCCACAACATCGAGGACGGCAGCGTGCAGCTCGCCGACCACTACCAGCA
Sbjct
2835
2776
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
CTTCAAGATCCGCCACAACATCGAGGACGGCAGCGTGCAGCTCGCCGACCACTACCAGCA
Query
608
549
GAACACCCCCATCGGCGACGGCCCCGTGCTGCTGCCCGACAACCACTACTTAAGCTACCA
Sbjct
2895
2836
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
GAACACCCCCATCGGCGACGGCCCCGTGCTGCTGCCCGACAACCACTACTTAAGCTACCA
|||1|||||||||2||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
CGAGGAGCTGTTCACCGGGGTGGTGCCCATCCTGGTCGAGCTGGACGGCGACGTAAACGG
43
Query
668
609
GTCCGCCCTGAGCAAAGACCCCAACGAGAAGCGCGATCACATGGTCCTGCTGGAGTTCGT
Sbjct
2955
2896
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
GTCCGCCCTGAGCAAAGACCCCAACGAGAAGCGCGATCACATGGTCCTGCTGGAGTTCGT
Query
669
Sbjct
2956
GACCGCCGCCGGGATCACTCTCGGCATGGACGAGCTGTACAAGAAGCTT
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
GACCGCCGCCGGGATCACTCTCGGCATGGACGAGCTGTACAAGAAGCTT
717
3004
Abbildung 27 Vergleich des Ergebnisses der Sequenzierung von YFP (Query) mit der erwarteten
Sequenz (Sbjct).
Query 710
769
Fehlernr.
Sbjct 90
149
AGAAGCTTAGTGAACTTGACCAGTTACGGCAGGAGGCCGAACAGCTTAAAAACCAAATTA
Query
829
770
GAGATGCTCGGAAGGCGTGTGCAGATGCGACTCTCTCTCAGATCACAAACAACATCGACC
Sbjct
209
150
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
GAGATGCTCGGAAGGCGTGTGCAGATGCGACTCTCTCTCAGATCACAAACAACATCGACC
Query
889
830
CTGTGGGAAGAATCCAGATGCGCACCAGGAGGACGCTGAGGGGACACTTGGCCAAGATCT
Sbjct
269
210
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
CTGTGGGAAGAATCCAGATGCGCACCAGGAGGACGCTGAGGGGACACTTGGCCAAGATCT
Query
948
890
ATGCCATGCACTGGGGCACCGACTCCAGGCTTCTAGTCAGTGCCTCGCAG-ATGGTAAAC
Sbjct
329
270
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||5|||||||||
ATGCCATGCACTGGGGCACCGACTCCAGGCTTCTAGTCAGTGCCTCGCAGGATGGTAAAC
Query
1006
949
TTATTATCTGGGACAGCTACACCACAAACAAG-TCCATGCCATCC-TCTGCGCTCCTCGT
Sbjct
389
330
||||||||||||||||||||||||||||||||6||||||||||||7||||||||||||||
TTATTATCTGGGACAGCTACACCACAAACAAGGTCCATGCCATCCCTCTGCGCTCCTCGT
Query
1061
1007
GG-TCATGACGTGCGCTTATGCCCCTTCTGGGA-CTACGTGGCCTGTG-AG-CCTG-ATA
Sbjct
449
390
||8||||||||||||||||||||||||||||||9||||||||||||||10|11|||12||
GGGTCATGACGTGCGCTTATGCCCCTTCTGGGAACTACGTGGCCTGTGGAGGCCTGGATA
Query
1117
1062
-CATCTGCTC-ATTTACA-TCTGAAAACTCGTGA-GGGAATGTACGTGTGAGTCGTGAGC
Sbjct
509
450
13||||||||14||||||15|||||||||||||16||||||||||||||||||||||||
ACATCTGCTCCATTTACAATCTGAAAACTCGTGAAGGGAATGTACGTGTGAGTCGTGAGC
Query
1172
1118
TG-CTG-ACACCACAG-TTACCTGTC-TGCTGC-GATTTCTGAATGACCATCAGATTGTT
Sbjct
568
510
||17||18|||19|||20||||||||21||||22|23|||||24||||25||||||||||
TGGCTGGACAC-ACAGGTTACCTGTCCTGCTGCCGTTTTCTGGATGACAATCAGATTGTT
|||||3|4||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
AGAAGATGAGTGAACTTGACCAGTTACGGCAGGAGGCCGAACAGCTTAAAAACCAAATTA
44
Query
1173
Sbjct
569
ACCAGCCTCTGGGAGAAACACCCACCCTGTG
||||||26||||27||28||||29||30|||
ACCAGC-TCTGG-AGA--CACC-ACC-TGTG
1203
593
Abbildung 28 Vergleich des Ergebnisses der Sequenzierung von Gß1 (Query) mit der erwarteten
Sequenz (Sbjct).
Interpretation der Sequenzabweichungen von Gß1 und YFP aus pIRESGß1G2:
Sequenzabweichungen in YFP:
1: Es fehlt die Base Guanin vor einer weiteren Base Guanin. Die schwarze Auslenkung für
das zweite Guanin sieht zweigipfelig aus, was auf ein verstecktes Guanin hinweisen
könnte. Da der Fehler zu Beginn der Sequenzierung kurz nach dem grau unterlegten
Bereich auftritt, kann er vernachlässigt werden.
2: Im Vergleich (Abb.27) fehlt die Base Adenin. Da aber in Abb.24 eine grüne Auslenkung
für Adenin erkennbar ist, kann davon ausgegangen werden, dass die Sequenz in Ordnung
ist.
Sequenzabweichungen in Gß1:
3&4: Die drei ersten Basen von Gß1 stellen in der Vergleichssequenz das Startcodon ATG
dar, tatsächlich finden sich aber die Basen CTT. Es handelt sich um eine Punktmutation in
Gß1, welche Resultat der Herstellung des Fusionsproteins Gß1YFP ist und keinen Einfluss
auf die biologische Aktivität des Proteins hat.
5&6: In der Gegenüberstellung der Sequenz mit der Sollsequenz (Abb.28) fehlt bei beiden
Sequenzabweichungen die Base Guanin. In Abb. 25 jedoch ist erkennbar, dass die
schwarzen Auslenkungen für die folgenden Basen, ebenfalls Guanin, schon an der Stelle
der fehlenden Base vorhanden ist. Somit handelt es sich wahrscheinlich um einen
Lesefehler des Sequenziergerätes.
7&8: Eines von drei Cytosin, bzw. eines von drei Guanin fehlt. Bei mehreren gleichen
Basen hintereinander ist ein Lesefehler wahrscheinlicher, zudem ist die Qualität der
Sequenz nicht mehr gut.
9: Es fehlt die Base Adenin. Die grüne Auslenkung für das darauffolgende Adenin ist aber
sehr breit und beinhaltet vermutlich das Fehlende.
Die Sequenzabweichungen 6-30 befinden sich schon im grau unterlegten Bereich. Hier
wird die Qualität der Sequenzierung verfahrensbedingt kontinuierlich schlechter, wodurch
45
sich die Häufung der Fehler, insbesondere ab dem Sequenzierungsfehler beschriftet mit 10,
in diesem Gebiet erklären lässt.
3.9 Nachweis
des
funktionsfähigen
Fluoreszenzmikroskopie
Konstrukts
mittels
Zur Überprüfung des Konstruktes auf dessen Funktionsfähigkeit wurde der Vektor in
MCF-7 Zellen eingebracht und die Expression von Gß1G2 wurde unter dem
Fluoreszenzmikroskop beobachtet.
Eine Zellkultur der MCF-7-Zellen wurde angelegt (siehe Protokoll 14, Methoden).
Die MCF-7-zellen wurden mit einem Konfokalen Lasermikroskop untersucht. (siehe
Protokoll 15, Methoden).
1.) pIRES Gß1G2
Abb.29 zeigt eine MCF-7-Zelle welche nur G1G2 zur Expression bringt. Links ist die
Fluoreszenz durch das an Gß1 gekoppelte YFP dargestellt. Der typische Aufenthalt von
Gß1G2 in der Zellmembran, bei eher niedriger Expression, ist gut zu erkennen. Es handelt
sich bei der Einstellung um eine virtuelle Schnittebene in der Nähe des Zellkerns.
Abb.30 zeigt eine MCF-7-Zelle mit höherer Expression von Gß1G2. Die virtuelle
Schnittebene geht durch den Zellkern. Gß1G2 konnte bei höherer Expression in der
gesamten Zelle detektiert werden.
54.1µm
Abbildung 29, MCF-7-Zelle mit pIRES Gß1G2. Links: Fluoreszenz durch das an Gß1 gekoppelte
YFP, rechts: lichtmikroskopische Darstellung der Zelle.
46
46.0µm
Abbildung 30, MCF-7-Zelle mit pIRES Gß1G2. Links: Fluoreszenz durch das an Gß1 gekoppelte
YFP, rechts: lichtmikroskopische Darstellung der Zelle.
2.) pIRES Gß1G2 + hGIRK4eCFP
Die MCF-7-Zelle in Abb.31 bringt sowohl Gß1G2 als auch GIRK4, welches mit Cyanfluoreszierendem-Protein (CFP) markiert ist, zur Expression. GIRK4 hält sich in der
Zellmembran und im Endoplasmatischen Retikulum auf (rot dargestellt).
Abbildung 31 MCF-7-Zelle mit pIRES Gß1G2 (grün) und GIRK4 (rot). Rechts unten:
Lichtmikroskopische Aufnahme der Zelle.
47
3.) pIRES Gß1G2 + GpIeCFP
Neben dem Konstrukt wurde ein fluoreszenzmarkierter GlycosylphosphatidylinositolAnker (GpI) in die Zelle eingebracht (rot). Dieser hält sich in der äußersten Schicht der
Zellmembran auf.
Abbildung 32 MCF-7-Zelle mit pIRES Gß1G2 (grün) und GpI (rot). Rechts unten:
Lichtmikroskopische Aufnahme der Zelle.
4.) pIRES Gß1G2 + SrßeCFP
Srß hält sich im Endoplasmatischem Retikulum auf und wird, markiert mit CFP, als
Marker für dieses eingesetzt. In Abb.33 ist der Unterschied in der Lokalisation von
Gß1G2 (grün dargestellt) bei schwacher (Zelle links in allen 4 Bildern) und starker (Zelle
rechts) Expression gut erkennbar. Im Bild links unten ist erkennbar, dass sich bei starker
Expression Gß1G2 im Zellkern und im Endoplasmatischen Retikulum aufhält, bei
schwacher Expression findet sich die typische Zellmembranverteilung.
48
Abbildung 33 MCF-7-Zellen mit pIRES Gß1G2 (grün) und Srß (rot). Rechts unten:
Lichtmikroskopische Aufnahme der Zellen.
4 Diskussion
Die Ergebnisse mehrerer Studien legen eine Rolle von GIRK1 in der Brustkrebsentstehung
und Metastasierung nahe. Es wurde gezeigt, dass die mRNA von GIRK1 in
Brustkrebszellen erhöht, und auch signifikant mit Lymphknotenmetastasen assoziiert ist
(Stringer et al., 2001). Die Proteinexpression in Brustkrebsgewebeproben konnte
immunhistochemisch
als
signifikant
erhöht
eingestuft
werden,
verglichen
mit
Gewebeproben von normalem Brustgewebe (Brevet et al., 2008).
Es ist dementsprechend von Interesse die Rolle von GIRK1 in der Brustkrebsentstehung
und Metastasierung weiter untersuchen zu können.
Für weitere Untersuchungen wurde von der Arbeitsgruppe im Institut für Biophysik Graz,
eine
G-Protein-Untereinheit
(Gß1G2)
benötigt,
mit
welcher
GIRK-Kanäle
in
Brustkrebszellinien aktiviert werden können.
49
Der Schwerpunkt meiner Diplomarbeit bestand in der schrittweisen Klonierung von
Gß1G2 in den Vektor pIRES. Mit diesem Konstrukt kann Gß1G2 nun in
Brustkrebszellinien zur Expression gebracht werden und vorhandene GIRK-Kanäle können
aktiviert werden.
Nach der Vermehrung von pIRES in XL-1-zellen und der Gewinnung der Inserts G2 und
G1 mittels PCR, für welche eigens Primer designed wurden, konnten der Vektor und das
erste Insert G2 geschnitten werden. Es folgte die Ligation des Inserts in pIRES. Das
halbfertige Konstrukt pIRESG2 wurde in XL1-Zellen vermehrt, Kontrollschnitte und die
Sequenzierung von G2 zeigten die erfolgreiche Klonierung des ersten Inserts. Das zweite
Insert, G1, wurde nach dem selben Verfahren in pIRES kloniert.
Die Sequenzierung des zweiten Inserts G1 zeigte, dass das Konstrukt pIRESGß1G2 wie
angenommen G2 und G1 enthält. G1 konnte also ebenfalls erfolgreich in pIRES
kloniert werden.
Auch die Funktionsfähigkeit des Konstrukts in einer Brustkrebs-Zelllinie konnte bewiesen
werden. Eingebracht in MCF-7-zellen wurde die G-Protein-Untereinheit G exprimiert
und
konnten
unter
dem
Mikroskop
lokalisiert
werden,
da
G1
mit
YFP
fluoreszenzmarkiert ist. Zur genauen Bestimmung des Aufenthaltsortes in MCF-7-Zellen
wurden fluoreszenzmarkierte Marker für die Zellmembran, die äußerste Schichte der
Zellmembran und das Endoplasmatische Retikulum eingesetzt.
Die Lokalisation des Proteins war bei schwach exprimierenden Zellen erwartungsgemäß
vor allem in der Zellmembran. Bei stark exprimierenden Zellen konnte keine eindeutige
Lokalisation definiert werden, die Fluoreszenz konnte in der gesamten Zelle festgestellt
werden.
Da die G-Protein-Untereinheit G GIRK-Kanäle aktiviert, kann das Konstrukt nun dazu
verwendet werden die Funktionalität von GIRK1-Protein in Brustkrebszellen weiter zu
charakterisieren. Eine Limitation des Konstruktes könnte eine mögliche eigenständige
Rolle von G in der Tumorpathogenese, beschrieben in Kapitel 1.5.2, darstellen. G
wirkt, induziert durch GPCRs, aktivierend auf Tumorzellproliferation, Zellmigration und
Metastasierung, und beeinflusst das Micromilieu der Tumorzellen. Ob diese Wirkung
durch Aktivierung von GIRK1 zustande kommt oder ob G die Brustkrebszellen
unabhängig von GIRK1 beeinflusst bleibt zu untersuchen.
50
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