zur konzeption eines europäischen systems sozialer

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ZUR KONZEPTION EINES EUROPÄISCHEN
SYSTEMS SOZIALER INDIKATOREN
REGINA BERGER-SCHMITT & HEINZ-HERBERT NOLL
Zu den wesentlichen Zielen der Europäischen Union gehören die Verbesserung der Lebensbedingungen in den Mitgliedsländern und die
langfristige Angleichung ihres Wohlfahrtsniveaus. Der Abbau der diesbezüglichen - immer noch beträchtlichen - Disparitäten in der Union
wird als eine notwendige Voraussetzung nicht nur für die Stärkung
ihres inneren Zusammenhalts, sondern auch ihrer politischen Legitimation (Kaase 1991) angesehen. Um die Annäherung an diese Ziele
systematisch und kontinuierlich messen und beobachten zu können, ist
die Entwicklung einer spezifisch europäisch ausgerichteten Sozialberichterstattung auf der Grundlage eines Systems international vergleichbarer sozialer Indikatoren gefordert worden. Dieser Aufgabe hat
sich das Projekt "Towards a European System of Social Reporting and
Welfare Measurement" (EuReporting) gestellt, das von der Europäischen
Kommission über einen Zeitraum von drei Jahren gefördert wird.
Europäische Sozialberichterstattung wird zwar auch vom Statistischen
Amt der Europäischen Gemeinschaften (Eurostat) betrieben1, und es
gibt weitere supranationale Organisationen wie die OECD oder die
Vereinten Nationen, die die europäischen Länder in ihre Sozialberichterstattung miteinbeziehen. Doch im Gegensatz zu diesen amtlichen
Formen der Sozialberichterstattung verfolgt das EuReporting Projekt
einen wissenschaftsbasierten "top down" Ansatz: Meßdimensionen
und Indikatoren werden hier systematisch aus einem wohlfahrtstheoretischen Bezugsrahmen abgeleitet. Eine wissenschaftsbasierte Sozialberichterstattung stützt sich also auf ein theoretisch begründetes System sozialer Indikatoren.
Vgl. hierzu etwa das im zweijährigen Turnus von EUROSTAT (1998) veröffentlichte "Sozialporträt Europas" oder die Publikation "Living Conditions in Europe"
(EUROSTAT 1999).
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Querschnitt. Festschrift für Max Kaase
Die wesentliche Funktion des Indikatorensystems besteht in der Messung und Beobachtung der Wohlfahrtsentwicklung in Europa. Da eine
der Hauptanforderungen an soziale Indikatoren ihr Bezug zu gesellschaftlichen Zielen und ihre politische Relevanz ist, sollte der konzeptuelle Bezugsrahmen die Zieldimensionen, die durch das Indikatorensystem erfaßt werden sollen, näher spezifizieren. Im theoretischen
Bezugsrahmen ist daher darzulegen, was unter "Wohlfahrt" verstanden
werden soll, welche Komponenten und Aspekte dieses Konzept umfaßt, und welches die darauf bezogenen Ziele der gesellschaftlichen
Entwicklung sind. Dies soll im folgenden erläutert werden.
I. Ziele der Wohlfahrtsentwicklung
Unter Wohlfahrt sollen zunächst in einem ganz allgemeinen Sinne gute
Lebensverhältnisse und das Wohlergehen der Bevölkerung verstanden
werden. Die unterschiedlichen Vorstellungen darüber, was ein gutes
Leben und eine für die Bürger lebenswerte und attraktive Gesellschaft
ausmacht, schlagen sich unter anderem auch in Wohlfahrtskonzepten
nieder, wie sie in der Wissenschaft und in der Politik diskutiert werden.
Um zu einer Entscheidung über relevante Zieldimensionen der Wohlfahrtsentwicklung in Europa zu gelangen, wurden zum einen verschiedene Wohlfahrtskonzepte - z.B. Lebensqualität, Nachhaltigkeit, Soziale
Exklusion - im Hinblick auf die darin enthaltenen Zielvorstellungen
untersucht. Zum anderen wurde eine Exploration von Wohlfahrtszielen
auf der europäischen Politikebene in Form einer Analyse offizieller
Dokumente der Europäischen Kommission durchgeführt. Beide Analysen bilden die Grundlage für die Entwicklung eines konzeptuellen
Bezugsrahmens für das Europäische System Sozialer Indikatoren.
1. Zieldimensionen verschiedener Wohlfahrtskonzepte
Das Konzept der Lebensqualität stellt die wahrscheinlich bekannteste
und am häufigsten verwendete Zielkategorie für die Analyse der Wohlfahrtsentwicklung in einer Gesellschaft dar. Zahlreiche empirische
Forschungsarbeiten nehmen auf dieses Konzept als Orientierungsrahmen für die Wohlfahrtsmessung Bezug, wobei verschiedene Ansätze
der Operationalisierung entwickelt wurden. Andere Wohlfahrtskonzepte, die in die Betrachtung einbezogen wurden, sind erst in Laufe
der letzten 10- bis 15 Jahre entwickelt worden und bis jetzt weniger bewährt, sei es aufgrund von Schwächen in der theoretischen Klarheit
oder sei es aufgrund von Problemen der empirischen Operationalisierung. Dazu gehören das Konzept der "Livability" (Lebbarkeit) einer
Berger-Schmitt/Noll: Zur Konzeption eines Europäischen Systems sozialer Indikatoren
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Gesellschaft (Veenhoven 1993, 1996), Soziale Kohäsion, Soziale Exklusion, Soziales Kapital, Human Development (UNDP 1990), Nachhaltigkeit und Soziale Qualität (Beck/van der Maesen/Walker 1998)2.
Die Entwicklung eines theoretischen Bezugsrahmen für das Europäische System Sozialer Indikatoren orientiert sich im wesentlichen an den
Konzepten der Lebensqualität, der Sozialen Kohäsion und der Nachhaltigkeit. Diese Konzepte und die Wohlfahrtsziele, die sich daraus im
einzelnen ableiten, sollen im folgenden erläutert werden.
Lebensqualität
Im Mittelpunkt des theoretischen Bezugsrahmens steht das Konzept
der Lebensqualität, das bereits seit Ende der 60er Jahre als Zielkategorie
und Zielformel der Gesellschaftspolitik diskutiert wird. Lebensqualität
stellt ein mehrdimensionales Konzept dar, das materiellen Wohlstand,
aber auch zahlreiche immateriellen Aspekte der Lebenssituation wie
z.B. Gesundheit, Sozialbeziehungen oder Qualität der Wohnumwelt
umfaßt.
Es gibt verschiedene Vorstellungen von Lebensqualität und verschiedene Ansätze der Operationalisierung. Die Skandinavische Wohlfahrtsforschung setzt Wohlfahrt mit der Verfügung über Ressourcen - z. B.
Einkommen, Bildung, soziale Netzwerke - gleich, durch die das Individuum seine Lebensverhältnisse gestalten kann (Uusitalo 1994; Erikson
1993). Als weitere wesentliche Wohlfahrtskomponenten werden die
äußeren Lebensumstände betrachtet, da sie die Verwertbarkeit der
Ressourcen maßgeblich bestimmen. Eine ähnliche Wohlfahrtskonzeption liegt Sen's "Capabilities Approach" zugrunde (Sen 1993; Stewart
1996). Als entscheidend für die Wohlfahrt einer Person werden hier
ihre Fähigkeiten (capabilities) und Möglichkeiten betrachtet, die von ihr
angestrebten Lebensumstände und Aktivitäten zu erreichen bzw.
durchzuführen. Auch dieser Ansatz geht von einem bewußt und selbständig handelnden Individuum aus, das sein Leben entsprechend den
persönlichen Präferenzen gestaltet.
Im Rahmen dieses Beitrags ist es nicht möglich, auf alle hier aufgeführten Wohlfahrtskonzepte einzugehen. Wir beschränken uns vielmehr auf diejenigen Konzepte, die
wesentliche Elemente zum theoretischen Bezugsrahmen des Indikatorensystems beigetragen haben. Für eine umfassendere und ausführlichere Darstellung und Diskussion der
genannten Wohlfahrtskonzepte siehe Noll (1999) und Berger-Schmitt/Noll (2000).
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Querschnitt. Festschrift für Max Kaase
Die anglo-amerikanische Lebensqualitätsforschung definiert Wohlfahrt
demgegenüber als Grad der Bedürfnisbefriedigung, die letztlich nur durch
die Betroffenen selbst beurteilt werden kann (Campbell/Converse 1972;
Campbell/Converse/Rodgers 1976; Andrews/Withey 1976). Bei der
Operationalisierung dieses Ansatzes stehen folglich Indikatoren der
subjektiven Wahrnehmung und Bewertung der Lebenssituation im
Vordergrund, während sich der skandinavische Ressourcenansatz ausschließlich auf Indikatoren der objektiven Lebensbedingungen stützt.
Das Europäische System Sozialer Indikatoren orientiert sich an einem
von Wolfgang Zapf geprägten Verständnis von Lebensqualität als
Konstellation objektiver Lebensbedingungen und subjektivem Wohlbefinden über verschiedene Lebensbereiche hinweg (Zapf 1984). Dieses
Konzept integriert verschiedene Wohlfahrtskomponenten und kann als
Synthese der oben genannten Ansätze betrachtet werden. Grundlegende Zieldimensionen, die sich daraus für das Indikatorensystem
ergeben, sind die Verbesserung der Lebensbedingungen und die Steigerung des subjektiven Wohlbefindens der Bevölkerung. Unter objektiven
Lebensbedingungen sollen alle für die individuelle Wohlfahrt relevanten
Aspekte der Lebenssituation verstanden werden, unabhängig davon, ob
sie als Ressourcen, als "outcomes" oder als äußere Lebensumstände zu
betrachten sind. Subjektives Wohlbefinden soll sowohl kognitive
Bewertungen der Lebensbedingungen wie z.B. Zufriedenheitsäußerungen als auch affektive Gefühlszustände wie z.B. Glück
umfassen und positive sowie negative Empfindungen einschließen, z.B.
Furcht vor Kriminalität oder das Gefühl von Sicherheit in verschiedenen Lebensumständen.
Das Konzept der Lebensqualität kann als nach wie vor angemessener
Bezugsrahmen für die Analyse der Wohlfahrtsentwicklung auch auf
europäischer Ebene angesehen werden. Es wird jedoch vorgeschlagen,
die mit dem Konzept der Lebensqualität angesprochenen Zieldimensionen um Aspekte der "Qualität der Gesellschaft" zu erweitern, wie sie
in neueren Wohlfahrtskonzepten thematisiert werden. Während das
Konzept der Lebensqualität - jedenfalls in seinen sozialwissenschaftlichen Operationalisierungen - primär auf die individuelle Wohlfahrt im
engeren Sinne ausgerichtet ist, betonen neuere Wohlfahrtskonzepte
demgegenüber stärker die überindividuellen Dimensionen der gesellschaftlichen Entwicklung, wie z.B. die Verteilung von Wohlfahrt und
die Beziehungen zwischen den Mitgliedern einer Gesellschaft.
Berger-Schmitt/Noll: Zur Konzeption eines Europäischen Systems sozialer Indikatoren
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Soziale Kohäsion, soziale Exklusion, Sozialkapital
Distributive Aspekte der Wohlfahrt und die verschiedenen Dimensionen der Beziehungen zwischen den Mitgliedern einer Gesellschaft oder
auch mehreren Gesellschaften werden mit Konzepten der sozialen
Kohäsion, sozialen Exklusion und des Sozialkapitals angesprochen.
Das Konzept der sozialen Kohäsion bezeichnet den inneren Zusammenhalt von Gesellschaften, der durch die Beziehungen zwischen ihren
Mitgliedern und die sich daraus ergebende wechselseitige Verbundenheit bestimmt wird (McCracken 1998). Merkmale der Sozialen
Kohäsion einer Gesellschaft sind gemeinsame Werte und Normen,
Gefühle der Zugehörigkeit und der Identifizierung mit der Gemeinschaft, gegenseitiges Vertrauen, aber auch Chancengleichheit, Verteilungsgerechtigkeit und Integration (Woolley 1998; Jenson 1998).
Es gibt mehrere Vorschläge der Differenzierung von verschiedenen
Dimensionen sozialer Kohäsion (z.B. Jenson 1998; O' Connor 1998).
Zusammenfassend lassen sich zwei wesentliche Dimensionen identifizieren, die die folgenden Ziele gesellschaftlicher Entwicklung betreffen:
(1) die Reduktion von Disparitäten und Spaltungen und (2) die Stärkung von Bindungen in der Gesellschaft. Diese beiden Zieldimensionen bilden zwei weitere theoretische Bezugspunkte für das Europäische
System Sozialer Indikatoren.
Die erste Dimension umfaßt Aspekte der ungleichen Verteilung von
Wohlfahrt: regionale Disparitäten, soziale Ungleichheiten und Benachteiligungen, Chancengleichheit, soziale Exklusion. Das in der wissenschaftlichen und politischen Diskussion in den letzten Jahren stark
beachtete Konzept der sozialen Exklusion wird im theoretischen Bezugsrahmen des Indikatorensystems als eine von mehreren Dimensionen sozialer Kohäsion betrachtet. Soziale Exklusion läßt sich als Bruch
in den Beziehungen zwischen Individuum und Gesellschaft definieren
(de Haan 1999; Room 1995) oder auch als Marginalisierung von der
"mainstream middle mass society" (Abrahamson 1998: 147). Soziale
Exklusion manifestiert sich damit letztlich in einer unzureichenden
Partizipation am wirtschaftlichen, sozialen und/oder politischen Geschehen einer Gesellschaft 3.
Zu unterschiedlichen Interpretationen der inhaltlichen Bedeutung des Konzeptes
und seine Abgrenzung vom Armutsbegriff siehe Berger-Schmitt/Noll (2000).
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Querschnitt. Festschrift für Max Kaase
Die zweite Zieldimension, die Stärkung von Bindungen in der Gesellschaft, betrifft die Beziehungen und Interaktionen zwischen Individuen
und Gruppen, die innere Verbundenheit und das gegenseitige Vertrauen
aufgrund gemeinsamer Werte und Normen, Gefühle der Zusammengehörigkeit und Solidarität. Diese Aspekte werden zusammenfassend
auch als Sozialkapital beschrieben4. In einem weiten Sinne umfaßt das
soziale Kapital einer Gesellschaft nicht nur die Existenz und Qualität
von Beziehungen in privaten Netzwerken, Assoziationen und Organisationen, sondern auch Beziehungen und Strukturen auf der Ebene der
wichtigen gesellschaftlichen Institutionen, wie z.B dem politischen
System, dem System sozialer Sicherung oder dem System der Rechtssprechung (Immerfall 1999). In diesem Sinne bildet das Sozialkapital
einer Gesellschaft eine wesentliche Grundlage für ihre soziale Kohäsion.
Nachhaltigkeit
Das Konzept der Nachhaltigkeit gehört mittlerweile zu den bekanntesten und weithin akzeptierten Leitbildern der gesellschaftlicher Entwicklung. Es wurde erstmals im Jahr 1987 durch den sogenannten
Brundtland-Report der "World Commission on Environment and Development" bekannt, wo es definiert wurde als "development that
meets the needs of the present withouth compromising the ability of
future generations to meet their own needs" (World Commission on
Environment and Development 1987: 43). Spätestens seit dem Umweltgipfel in Rio de Janeiro 1992 und der Verabschiedung der RioDeklaration sowie der Aufstellung eines konkreten Zielkatalogs, der
Agenda 21, spielt die Idee einer nachhaltigen Entwicklung auf allen
politischen Ebenen eine zentrale Rolle.
Es werden vielfach drei Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung
unterschieden: eine ökonomische, eine soziale und eine ökologische
Dimension, die sich wechselseitig beeinflussen (Wiman 1999). Als
nachhaltig gilt eine Entwicklung, die ökonomische Ziele wie z.B. wirtschaftliches Wachstum, mit sozialen Zielen wie z.B. Chancengleichheit
und Verteilungsgerechtigkeit, aber auch Gesundheitsversorgung sowie
sozialer Sicherung, und darüber hinaus mit ökologischen Zielen, d.h.
Erhaltung der natürlichen Ressourcen und des Zustandes der Umwelt,
zu vereinbaren sucht. Die gleichzeitige Berücksichtigung von ökonomischen, sozialen und ökologischen Belangen im intergenerationalen
Zusammenhang - wenn man so will, das Streben nach einem neuen,
Einen Überblick über verschiedene theoretische Ansätze und empirische Ergebnisse
zu dieser Thematik findet man bei Rossing Feldman/Assaf (1999).
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Berger-Schmitt/Noll: Zur Konzeption eines Europäischen Systems sozialer Indikatoren
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dynamischen gesellschaftlichen Gleichgewicht, ist Kennzeichen einer
an Nachhaltigkeitskriterien orientierten Politik.
Diese grundlegenden Überlegungen sind in verschiedenen theoretischen und empirischen Ansätzen näher spezifiziert worden. In den Bezugsrahmen des Europäischen Systems Sozialer Indikatoren wird das
Ziel der Nachhaltigkeit in einer Konzeptualisierung einbezogen, wie sie
die Weltbank vorgenommen hat. Nachhaltigkeit bedeutet hier Vermehrung oder Erhaltung des gesellschaftlichen Kapitals (World Bank 1997;
Hardi/Barg/Hodge 1997). Dabei wird unterschieden zwischen dem
natürlichen Kapital wie z.B. Bodenschätze, Reinheit von Luft und Wasser, Artenvielfalt, dem produzierten Kapital wie z.B. Anlagen, Gebäuden, Straßen, dem Humankapital wie z.B. Fähigkeiten, Wissen, Gesundheit der Menschen, und dem Sozialkapital wie z.B. soziale Netzwerke, Assoziationen und gesellschaftliche Institutionen. Die vier Formen von Kapital repräsentieren die ökologische, ökonomische und
soziale Dimension (Humankapital und Sozialkapital) von Nachhaltigkeit. Aus dieser Perspektive geht es also darum, gesellschaftliche Entwicklungen so zu gestalten, daß das Kapital einer Gesellschaft nicht nur
den gegenwärtigen, sondern auch den zukünftigen Generationen eine
Befriedigung ihrer Bedürfnisse ermöglicht5. Aus diesem Konzept
können vier Zieldimensionen abgeleitet werden: die Erhaltung des
natürlichen Kapitals, des produzierten Kapitals, des Humankapitals und
des Sozialkapitals. Die Zieldimension "Erhaltung des produzierten
Kapitals" wird durch das Indikatorensystem jedoch nicht berücksichtigt
werden, da im wesentlichen soziale Entwicklungen gemessen werden
sollen.
2. Politische Ziele der Europäischen Union
Wohlfahrtskomponenten und Dimensionen der gesellschaftlichen Entwicklung, wie sie bisher als Elemente eines konzeptuellen Bezugsrahmens für ein Europäisches System Sozialer Indikatoren diskutiert wurden, sind nicht nur Gegenstand des wissenschaftlichen Diskurses, sondern werden implizit oder explizit auch in den politischen Programmen
der Europäischen Union angesprochen. Den genannten Zieldimensionen entsprechen politische Ziele, über die es unter den verschiedenen
Die in diesem Zusammenhang relevante Unterscheidung zwischen "starker" und
"schwacher" Nachhaltigkeit orientiert sich an unterschiedlichen Annahmen der Substituierbarkeit des natürlichen Kapitals.
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Querschnitt. Festschrift für Max Kaase
Mitgliedsstaaten der Europäischen Union einen Konsens gibt. Mit der
Orientierung an dieser Ebene der politischen Zielbildung wird sichergestellt, daß das Indikatorensystem der Forderung nach politischer
Relevanz und Bezug zu allgemein akzeptierten gesellschaftlichen Zielen
gerecht wird6.
Die politischen Ziele der Europäischen Union sind in den Europäischen Verträgen (Rom 1957, Maastricht 1992, Amsterdam 1997) und
anderen offiziellen Dokumenten der Europäischen Kommission kodifiziert und dokumentiert. Durch eine Analyse dieser Dokumente wurde
zunächst eine umfangreiche Liste von politischen Belangen extrahiert, die
anschließend in Zielkategorien gruppiert wurden, welche den drei
berücksichtigten Wohlfahrtskonzepten zugeordnet werden können.
Diese Zielkategorien sind in der folgenden Übersicht aufgeführt7.
Unter der Rubrik "Wirtschaftlicher und Sozialer Fortschritt, Verbesserung der Lebensqualität" können die Ziele einer Förderung der Beschäftigung, einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit genannt werden. Die Verbesserung der
Qualifikation, insbesondere die Förderung von kontinuierlicher Weiterbildung sowie die weitere Verbreitung der Informations- und Kommunikationstechnologien werden als Instrumente und Maßnahmen zur
Erreichung der Beschäftigungsziele betrachtet. Die Verbesserung der
Gesundheit ist ein weiteres Ziel, das einen hohen Stellenwert in der
politischen Agenda der Europäischen Union einnimmt, wobei der
Schwerpunkt der Maßnahmen auf Prävention gerichtet ist. Im Hinblick
auf die soziale Sicherheit wird insbesondere die "Zukunftsfähigkeit"
betont, d.h. die Dringlichkeit der Modernisierung der Sozialversicherungssysteme und ihre Anpassung an den demographischen
Wandel. Die persönliche Sicherheit vor Kriminalität und die Verkehrssicherheit sind ebenfalls Ziele, an denen sich die Politik der Europäischen Union orientiert. Die Verringerung von Umweltbelastungen und
die Verbesserung des Umweltschutzes sind Ziele, die vor allem im
Angesichts des neuen Selbstverständnisses der EU als "Wertegemeinschaft" stellen
die hier betrachteten "europäischen Ziele" zweifellos mehr als nur einen kleinsten
gemeinsamen Nenner von Zielen der Europapolitik unter dem Prinzip der Subsidiarität
dar. Eine weitergehende komparative Analyse der Ähnlichkeit oder auch Unterschiedlichkeit von Wohlfahrtszielen in den einzelnen nationalen Gesellschaften der EU
kann aber im Rahmen dieses Projekts auch aus forschungsökonomischen Gründen
nicht geleistet werden.
7 Aus Platzgründen ist es nicht möglich, die Ziele im Detail aufzuführen. Siehe dazu
Berger-Schmitt/Noll (2000). Dort findet sich auch eine Zusammenstellung der in die
Untersuchung einbezogenen Dokumente.
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Berger-Schmitt/Noll: Zur Konzeption eines Europäischen Systems sozialer Indikatoren
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Kontext der Diskussion um eine nachhaltige Entwicklung definiert
wurden.
Übersicht 1: Politische Ziele der Europäischen Union
I.
Wirtschaftlicher und Sozialer Fortschritt, Verbesserung der
Lebensqualität in den Bereichen :
•
•
•
•
•
•
•
•
II.
Stärkung der wirtschaftlichen und sozialen Kohäsion
1.
•
•
•
2.
•
•
•
III.
Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit
Bildung und Berufsausbildung
Lebensstandard
Gesundheit
Soziale Sicherung
Öffentliche Sicherheit und Kriminalität
Transport
Umwelt
Reduktion von Disparitäten zwischen Regionen und
gesellschaftlichen Gruppen
Reduktion der Rückständigkeit benachteiligter Regionen
Chancengleichheit (Frauen, Behinderte)
Bekämpfung sozialer Exklusion
Stärkung von Bindungen und Beziehungen zwischen
Regionen und Menschen
Bessere Transportverbindungen zwischen Regionen
Erhöhung der Solidarität zwischen den Menschen
Europäische Kohäsion
- Förderung einer gemeinsamen europäischen Idendität
- Verstärkung des Austausches/der Beziehungen zwischen
Ländern im Bereich Bildung, Kultur und Beschäftigung
Nachhaltigkeit
• effizientere Nutzung von Energie und Ressourcen
• Entwicklung neuer "sauberer" Technologien
• Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energiequellen
• Marktpreise, die die Umweltkosten widerspiegeln
• Verwirklichung des Konzeptes der nachhaltigen Mobilität
• Verstärkung der Forschung in Bereich Umwelttechnologien
Die Stärkung des wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalts in
Europa gehört zu den Hauptanliegen der Europäischen Vereinigung.
Wie bei der Erläuterung des Konzeptes der sozialen Kohäsion bereits
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Querschnitt. Festschrift für Max Kaase
argumentiert wurde, können zwei wesentliche Dimensionen dieses
Zielbereiches unterschieden werden, und diese Differenzierung kann
auch auf der Ebene der politischen Zielvorstellungen nachvollzogen
werden.
Der ersten Zielkategorie - Verminderung von Disparitäten - können die
Forderungen nach einer Reduktion regionaler Disparitäten, einer
Verbesserung der Chancengleichheit von Frauen und von Behinderten
und der Bekämpfung sozialer Exklusion zugeordnet werden. Das Ziel
der Verringerung des Rückstandes benachteiligter Regionen hat einen
hohen Stellenwert und wird vor allem durch Maßnahmen im Rahmen
der Strukturförderungsprogramme der Europäischen Union verfolgt.
Zur Beurteilung des Fortschrittes hat die Kommission gemäß dem
Vertrag von Maastricht alle drei Jahre einen Bericht über die wirtschaftliche und soziale Kohäsion in Europa zu erstellen. Das Ziel der
Chancengleichheit von Frauen und Männern wird im Hinblick auf das
Arbeitsleben, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Beteiligung
und Mitbestimmung in Politik und anderen öffentlichen Bereichen
gefordert. Chancengleichheit für Behinderte wird vor allem in den
Bereichen Bildung, Beschäftigung, Wohnen und Mobilität als noch
nicht verwirklicht angesehen. Die Bekämpfung sozialer Exklusion
gehört schon seit Mitte der achtziger Jahre zu den politischen Anliegen
der Europäischen Union, was sich unter anderem in den zahlreichen,
von der Europäischen Kommission initiierten diesbezüglichen Forschungsprogrammen manifestiert.
Die zweite Zieldimension - die Stärkung von Bindungen und Beziehungen - enthält unter anderem verschiedene spezifisch europäische
Anliegen, die die Kohäsion zwischen den Mitgliedsstaaten sowie die
Beziehung zu den europäischen Institutionen betrifft. Dazu gehören
zum einen das Streben nach einer gemeinsamen europäischen Identität,
zum anderen die Bemühungen um die Entwicklung einer "europäischen Dimension" in den Bereichen Bildung, Kultur und Beschäftigung, z.B. die Verbesserung von Fremdsprachenkenntnissen, der Austausch von Schülern und Studenten, sowie die Etablierung eines europäischen Arbeitsmarktes.
Der dritte Zielbereich betrifft das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung. Das Streben nach wirtschaftlichem Wachstum auf der Basis höherer Beschäftigungsraten, geringerer Umweltbelastung und der effizienteren Nutzung von Energie und Rohstoffen sind in mehreren
Dokumenten, aber insbesondere in dem Weißbuch "Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung" der EG-Kommission von 1993
Berger-Schmitt/Noll: Zur Konzeption eines Europäischen Systems sozialer Indikatoren
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als Ziele der europäischen Union genannt und unterstrichen worden8.
Als Maßnahmen werden die Entwicklung neuer "sauberer" Technologien
und die Berücksichtigung der Umweltkosten bei der Bildung von
Marktpreisen diskutiert. Auch bei den Entwicklungszielen im Verkehrsbereich wird das Prinzip der Nachhaltigkeit berücksichtigt, wie der Plan
für den Aufbau eines Transeuropäischen Netzwerkes (TENs) zeigt.
II. Konzeptueller Bezugsrahmen und Struktur des
Europäischen Systems Sozialer Indikatoren
Zwischen den Zieldimensionen, die in den verschiedenen Wohlfahrtskonzepten angesprochen werden, besteht ein zum Teil erhebliches Ausmaß an Überschneidungen. Erstens gibt es Überschneidungen zwischen
den Dimensionen der Konzepte "Lebensqualität" und "Soziale Kohäsion". So läßt sich das Ziel einer Verminderung sozialer Exklusion, definiert als ökonomische, soziale und/oder politische Deprivation, nicht nur
als Bestandteil des allgemeinen Ziels einer Reduktion von Disparitäten
und Spaltungen in der Gesellschaft begreifen, sondern auch als relevanter
Aspekt des Strebens nach Verbesserung der individuellen Lebensqualität.
Die Stärkung der sozialen Bindungen - des Sozialkapitals - einer
Gesellschaft - ist nicht nur aus der Perspektive der Sozialen Kohäsion der
Gesellschaft, also auf der Systemebene, sondern auch aus der Perspektive
der individuellen Lebensqualität von Bedeutung, da sie letztendlich auf
den Sozialbeziehungen, Verhaltensweisen, Einstellungen und
Bewertungen der Gesellschaftsmitglieder beruht.
Zweitens sind Überschneidungen zwischen den Dimensionen der
Konzepte "Soziale Kohäsion" und "Nachhaltigkeit" vorhanden. Der
Aspekt der Chancengleichheit und Verteilungsgerechtigkeit wird von
beiden Konzepten angesprochen. Darüber hinaus stellt hier jeweils
auch die Stärkung des Sozialkapitals einer Gesellschaft eine wesentliche
Zieldimension dar.
Drittens bestehen Überschneidungen zwischen den Dimensionen der
Konzepte "Lebensqualität" und "Nachhaltigkeit". Wie oben bereits
angesprochen wurde, stellt das Sozialkapital auch unter dem Gesichtspunkt der Steigerung der Lebensqualität ein relevantes Merkmal dar,
und ist nicht nur eine wichtige Komponente des gesellschaftlichen
Vgl. dazu insbesondere das Kapitel 10 "Gedanken zu einem neuen Entwicklungsmodell" (EG Kommission 1993).
8
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Querschnitt. Festschrift für Max Kaase
Kapitals, dessen Erhaltung zu den Zielen einer nachhaltigen Entwicklung gehört. Ebenso impliziert das Ziel einer Vermehrung oder Erhaltung des Humankapitals Zieldimensionen auf der Individualebene,
die auch unter dem Konzept der Lebensqualität betrachtet werden
können, wie z.B. das Bildungsniveau oder der Gesundheitszustand der
Bevölkerung. Dasselbe trifft für die Komponente des natürlichen Kapitals zu, das durch Meßdimensionen repräsentiert wird, die gleichzeitig
objektive Lebensbedingungen von Individuen erfassen.
Die zahlreichen Überlappungen zwischen den Dimensionen der verschiedenen Wohlfahrtskonzepte werfen die Frage nach den Beziehungen zwischen den Konzepten der Lebensqualität, der sozialen Kohäsion und der Nachhaltigkeit auf. Im theoretischen Bezugsrahmen des
Europäischen Systems Sozialer Indikatoren wird Lebensqualität als das
zentrale übergreifende Wohlfahrtsziel betrachtet, das soziale Kohäsion
und Nachhaltigkeit als Aspekte miteinschließt (Übersicht 2). Dieser
Ansatz geht von einer sehr breiten Konzeption von Lebensqualität aus,
die die soziale Kohäsion der Gesellschaft als Bestandteil der individuellen Lebenssituation begreift. Das Ausmaß an Disparitäten und Ungleichheiten und die Stärke und Qualität sozialer Bindungen sind demnach gesellschaftliche Realitäten, die vom Individuum unmittelbar
erlebt und daher als Komponenten seiner Lebensqualität betrachtet
werden können. Eine ähnliche Perspektive kann im Hinblick auf das
Verhältnis von Lebensqualität und Nachhaltigkeit angelegt werden. Die
Vorsorge für zukünftige Generationen, d.h. die Maßnahmen und Prozesse, die die Erhaltung des gesellschaftlichen Kapitals fördern, berühren auch die Lebensqualität der gegenwärtigen Generation. In diesem
Sinne betont das Konzept der Nachhaltigkeit die Probleme einer intergenerationalen Verteilung der Lebensqualität.
Aus diesen Überlegungen zu einem theoretischen Bezugsrahmen ergeben sich für die inhaltliche Struktur des Indikatorensystems verschiedene Konsequenzen. Zunächst wird zwischen insgesamt sechs Kategorien von Zieldimensionen unterschieden:
•
•
•
•
•
•
Verbesserung der objektiven Lebensbedingungen
Steigerung des subjektiven Wohlbefindens
Reduktion von Disparitäten, Förderung von Chancengleichheit und
Verteilungsgerechtigkeit, Bekämpfung sozialer Exklusion
Stärkung von Bindungen, sozialem Kapital
Erhaltung des Humankapitals
Erhaltung des natürlichen Kapitals
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Übersicht 2: Konzeptueller Bezugsrahmen des Europäischen
Systems Sozialer Indikatoren
Diese Zieldimensionen werden in folgender Weise voneinander abgegrenzt: In die Zielkategorie "Verbesserung der objektiven Lebensbedingungen" sollen alle wohlfahrtsrelevanten Aspekte der Lebenssituation einbezogen werden, die weder aus der Perspektive der sozialen
Exklusion noch der des Sozialkapitals noch der der Nachhaltigkeit von
Bedeutung sind. Die Dimensionen dieser Kategorie betreffen Zustandsbeschreibungen der Lebenssituation, wie z.B. Gesundheitszustand, Qualifikationsniveau, Zustand der Umwelt. Im Gegensatz dazu
werden den Zielkategorien der Erhaltung des Humankapitals bzw. des
natürlichen Kapitals Dimensionen zugeordnet, die sich auf die Maßnahmen und Prozesse, die die Zielerreichung fördern oder beeinträchtigen, beziehen, wie z.B. Gesundheitsprävention, Investitionen in Bildung, Ausgaben für Umweltschutz . Diese Dimensionen repräsentieren
das Prinzip der Nachhaltigkeit. Die Zielkategorie "Stärkung des Sozialkapitals" soll sowohl die Beschaffenheit der individuellen Lebenssituation beschreiben als auch Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen.
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Querschnitt. Festschrift für Max Kaase
Neben den Zieldimensionen bestimmt die Auswahl der Lebensbereiche
die inhaltliche Struktur des Indikatorensystems. Die Auswahl entspricht
im wesentlichen, aber nicht ausschließlich den Bereichen, die im
Zusammenhang mit den politischen Zielen der Union genannt wurden.
Es werden die folgenden Lebensbereiche untersucht:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Bevölkerung
Haushalte und Familien
Wohnen
Verkehr
Freizeit, Medien und Kultur
Partizipation und Soziale Integration
Bildung
Erwerbstätigkeit und Arbeitsbedingungen
Einkommen, Lebensstandard und Konsummuster
Gesundheit
Umwelt
Öffentliche Sicherheit und Kriminalität
Soziale Sicherung
Innerhalb jedes Lebensbereiches werden die oben aufgeführten Zieldimensionen unterschieden. Neben den einzelnen Lebensbereichen soll
die Lebenssituation insgesamt erfaßt werden und durch zusammenfassende Wohlfahrtsmaße, wie z.B. Indizes oder globale Bewertungen beschrieben werden. Da das Indikatorensystem nicht nur die
Wohlfahrtsentwicklung, sondern auch darüber hinausgehende sozialstrukturelle Aspekte des sozialen Wandels in Europa messen soll, werden neben den hier ausführlicher diskutierten Wohlfahrtszielen auch
Meßdimensionen wie z.B. Bevölkerungsstruktur, sozioökonomische
Gliederung, Werte und Einstellungen einbezogen.
Das Indikatorensystem wird für die 15 Länder der Europäischen Union
sowie für fünf weitere europäische Länder - Norwegen, Polen, Schweiz,
Tschechien und Ungarn - entwickelt. Zu Vergleichszwecken werden die
USA und Japan einbezogen. Die europäischen Länder werden nach
Regionen disaggregiert, die im Falle der EU-Länder der NUTS-1 Klassifikation von Eurostat, im Falle der übrigen europäischen Länder den von
den nationalen statistischen Ämtern verwendeten Aufgliederungen
entsprechen. Für die verschiedenen Länder und Regionen werden Zeitreihen mit jährlichen Beobachtungen ab 1980 erstellt.
Berger-Schmitt/Noll: Zur Konzeption eines Europäischen Systems sozialer Indikatoren
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Die weiteren Arbeiten werden darauf ausgerichtet sein, das Europäische System Sozialer Indikatoren nicht nur als "blue print" in seinen
einzelnen Bestandteilen auszuformulieren, sondern für ausgewählte
Bereiche auch zu realisieren. Das umfaßt die Auswahl bzw. Konstruktion von geeigneten Indikatoren für die spezifizierten Meßdimensionen
sowie die Zusammenstellung von entsprechenden Zeitreihendaten für
die einbezogenen Länder. Damit soll exemplarisch die Nützlichkeit
eines Systems sozialer Indikatoren für die Beobachtung der gesellschaftlichen Entwicklung und einer darauf bezogenen Sozialberichterstattung in Europa demonstriert werden.
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