Prüfung 2015 Integrierte Kommunikation

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Berufsprüfung für Marketingfachleute mit eidg. Fachausweis
Examen prof. pour spécialistes en marketing avec brevet fédéral
Esame per Specialisti in marketing con attestato professionale federale
Prüfung 2015
Integrierte Kommunikation
Rotel AG, Schönenwerd
Prüfungszeit: 3 Stunden
Aufgabe
1a
1b
1c
2a
2b
2c
3a
Punkte
8
10
12
8
24
10
18
3b
10
Total
100
Im Interesse der Lesbarkeit wurde darauf verzichtet, bei Personenbezeichnungen
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 by Prüfungskommission MFL
Berufsprüfung für Marketingfachleute mit eidg. Fachausweis
Integrierte Kommunikation / D / 2015
Rotel – Marke mit Tradition
Rotel ist ein traditionsreiches Schweizer Unternehmen mit Sitz in Schönenwerd SO.
Gegründet im Jahr 1948, begann seine Erfolgsgeschichte mit der Herstellung eines
Ventilators. Der Erfolg stellte sich allerdings erst mit etwas Verzögerung ein, denn
aufgrund des verregneten Sommers liess sich der Ventilator nur in bescheidenen
Stückzahlen verkaufen.
Doch die Monteure waren clever: Sie versahen den Ventilator mit einer Heizung und
lancierten die Innovation im folgenden Winter unter dem Namen «Heisslüfter Rotel
Climaboy».
Der Erfolg blieb nicht aus. Und er motivierte die Verantwortlichen dazu, die Produktion
auszubauen und das Sortiment zu erweitern. In den folgenden Jahren begann Rotel,
Haushaltgeräte aller Art herzustellen. Diese technische Kompetenz hat das Unternehmen
bis heute bewahrt.
Vom Hersteller zum Händler
Über die Jahre wandelte sich Rotel vom Herstellerbetrieb zu einem reinen Handelsunternehmen. Es verkauft heute rund 400’000 Haushaltgeräte pro Jahr in der ganzen
Schweiz und erzielt damit einen Umsatz von über 20 Mio. Franken.
Der Firmensitz befindet sich heute in einem umfassend renovierten Industriegebäude auf
dem ehemaligen Bally-Areal. In unmittelbarer Nähe befinden sich eine Reihe von Modeund Sport-Outlets, die mit Topmarken zu «Schleuderpreisen» Tausende von Besuchern
anziehen – Beispiele sind die Outlets von Bally oder Fashion Fish mit Marken wie
Beldona, Billabong, Bogner, Boss, Chiemsee, Lacoste, Navyboot und vielen anderen.
«Swiss Quality» als Philosophie
Die Marke Rotel steht für ein breites Sortiment an elektrischen Haushaltgeräten
für den Privatgebrauch. Hinzu kommen Geräte für semiprofessionelle Anwendungen in
Gastronomie und Hotellerie. Kunden erhalten bei Rotel Funktionalität und Zuverlässigkeit
in ansprechendem Design zu fairen Preisen.
Der aktuelle Claim lautet «Swiss Selection». Das bedeutet: Die Rotel Einkäufer wählen die
Geräte von bewährten Herstellern nach strengen Anforderungskriterien aus. Die Geräte
werden dann in harten Dauertests von den firmeneigenen Technikern geprüft. Nur Geräte,
die den hohen schweizerischen Qualitätsansprüchen genügen, finden Aufnahme in das
Sortiment und werden mit der Marke Rotel gebrandet.
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Integrierte Kommunikation / D / 2015
Die hohen Qualitätsansprüche von Rotel zeigen sich nicht nur in der strengen Selektion
der Geräte, sondern auch in gut ausgebauten Service- und Reparaturleistungen. So gibt
es bei allen Rotel Geräten mindestens 2 Jahre Garantie. Reparaturen werden vom
technischen Kundendienst innert 48 Stunden ausgeführt.
Das Unternehmen
Die Rotel AG ist seit 2008 im Besitz einer unabhängigen Unternehmerfamilie und bietet
rund 40 Mitarbeitenden eine sichere Stelle.
Das Unternehmen ist in einer flachen Hierarchie organisiert. Verantwortlich für die
Strategie und das Marketing von Rotel ist der CEO und Inhaber des Unternehmens.
Die Abteilungen Verkauf, Product Management, Service und Spedition werden je
von einem Bereichsleiter geführt.
Breites Sortiment
Das Produktangebot von Rotel gliedert sich aktuell in 6 Bereiche:
- Kaffee (Vollautomaten, Espresso- und Filter-Maschinen)
- Kochen am Tisch (Tischgrills, Raclette, Fondue)
- Küche (Mixer, Rührwerke, Wasserkocher, Toaster, Fritteusen, WOK, Saftpressen,
Mikrowellen-, Vakuumier-, Dörrgeräte etc.)
- Haushalt (Bügeleisen, Haartrockner)
- Reinigung (Staubsauger, Dampfreiniger)
- Raumklima (Luftbefeuchter, Heizgeräte, Ventilatoren, Klimageräte)
Die grosse Sortimentsbreite ist an sich ein positives Unterscheidungsmerkmal
zu den Mitbewerbern. Gleichzeitig erschwert die grosse Vielfalt aber auch eine eindeutige
und scharfe Positionierung der Marke. Aus diesem Grund hat sich die Firmenleitung
entschieden, drei Teilmärkte zu «strategischen Bereichen» zu machen: Küche, Kochen
am Tisch und Raumklima.
Zahlreiche Mitbewerber
Als Gesamtanbieter im Haushaltbereich ist Rotel in der Schweiz praktisch ohne
Konkurrenz. Mitbewerber beschränken sich in der Regel auf einzelne Teilmärkte.
Beispiele für Mitbewerber in den drei strategischen Bereichen sind:
- Küche: Kenwood, KitchenAid, Moulinex, Solis etc.
- Kochen am Tisch: Koenig, Stöckli, TTM etc.
- Raumklima: Solis, DeLonghi, Honeywell etc.
- sowie die Eigenmarken der Schweizer Grossverteiler (Coop, Migros etc.)
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Vertrieb über alle Kanäle
Rotel vertreibt seine Produkte schweizweit über alle heute gängigen Kanäle:
- Retail (ca. 60%): z. B. Coop, Manor, Mediamarkt, Conforama etc.
- Fachhandel (ca. 10%): Kaffeehändler, Haushaltgeschäfte (Fust, Séquin-Dormann,
Sibler etc.)
- Internet-Shops (ca. 15%): z. B. Digitec, Nettoshop, Alltron etc.
- Versandhandel (ca. 10%): z. B. Vedia, VAC, Lehner etc.
- Eigener Webshop (ca. 3%)
- Fabrikladen (ca. 2%)
Überlegungen des CEO zum Thema Integrierte Kommunikation
Der CEO hat erkannt, dass sich die Wirkung und Effizienz der Kommunikation mittelfristig
nur durch Integration spürbar verbessern lassen. Es wurde deshalb in der
Geschäftsleitung entschieden, 2015 ein IK-Konzept zu erarbeiten und noch im gleichen
Jahr mit dessen Umsetzung zu beginnen. Ziel dieses IK-Konzepts ist es, die aktuell starke
Marktposition in den kommenden Jahren zu halten und sogar auszubauen.
Kommunikativ in der Vergangenheit wenig gemacht
Aktuell ist Rotel kommunikativ am Markt kaum wahrnehmbar. Die Massnahmen
beschränken sich im Wesentlichen auf die Internetseite, die vor einem Jahr überarbeitet
wurde, sowie auf punktuelle Massnahmen wie die Neugestaltung des Produktkatalogs.
Zu wenig klare Positionierung
Rotel ist ein erfolgreiches Unternehmen mit einer gut verankerten Marke. Aufgrund des
breiten Sortiments und der vielen Produkte fehlt allerdings eine eindeutige und scharfe
Positionierung.
Überalterung der Zielgruppe
Rotel beschreibt seine Kernzielgruppe wie folgt: Frauen, 45–55 Jahre, Stadt und Land,
mittlere bis hohe Kaufkraft, qualitätsbewusst, keine «Schnäppchenjägerinnen». Diese
Zielgruppe ist mit dem Unternehmen älter geworden. Eine junge Käuferschaft stösst nicht
im selben Mass nach.
Hybride Kunden
Hybride Konsumenten optimieren ihr Kaufverhalten von Fall zu Fall. Das bedeutet, dass
sie nicht einseitig leistungs-, preis- oder serviceorientiert kaufen. Die Folge sind «untreue»
Kundinnen und Kunden. Diesem Umstand soll mit wirkungsvollen Massnahmen zur
Kundenbindung begegnet werden.
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Integrierte Kommunikation / D / 2015
Preiskampf
Rotel Produkte bewegen sich im mittleren bis oberen Preissegment. Preisbewusste
Konsumenten finden mit Handelsmarken oder über den Online-Handel günstigere und in
der Basisleistung vergleichbare Produkte. Rotel muss versuchen, im Bereich After Sales
(Service, Garantie, Kulanz) einen wahrnehmbaren Unterschied zu machen.
Strategische Ziele, die im Rahmen der IK-Einführung erreicht werden sollen
Bei den Konsumenten
- Das Durchschnittsalter der Kernzielgruppe sinkt bis Ende 2015 um 5 Jahre.
- Eine Mehrheit der Kernzielgruppe kennt Rotel und attestiert der Marke Swissness, hohe
Qualität und ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis.
- Die Kernzielgruppe beschreibt die Marke Rotel als sympathisch, kundenorientiert und
zuverlässig.
- Sie erwägt, bei einem nächsten Einkauf Rotel Geräte genauer zu prüfen.
- Rotel wird auch von einer jüngeren Käuferschaft wahrgenommen und geschätzt.
Beim Handel
- Rotel geniesst bei den Einkäufern einen ausgezeichneten Ruf als verlässlicher, fairer
und innovativer Partner.
- Die Rotel Verkäufer erhalten bei nahezu 100% der kontaktierten Kunden einen Termin.
- Rotel fällt es zunehmend leichter, die Preise beim Handel zu begründen und
durchzusetzen.
Zielgruppen für die Kommunikation
Kernzielgruppen
Konsumenten
Heute: Frauen, 45–55 Jahre, Stadt und Land, Kaufkraft: mittel bis hoch, qualitätsbewusst,
keine «Schnäppchenjägerinnen»
Handel
Alle Ebenen
Weitere Zielgruppen
Interne
Medien
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Einwohner der Region
Gemeinde Schönenwerd SO mit rund 5'000 Einwohnern.
Umliegende Bezirke wie z. B.:
- Olten, 18’000 Einwohner
- Gösgen, 24’000 Einwohner
- Kölliken, 4'000 Einwohner
sowie die angrenzenden Kantone:
- BL, 280’000 Einwohner
- AG, 194’000 Einwohner
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Rotel Logo
Fabrikladen mit historischen
und aktuellen Geräten
Kochen am Tisch
Tischgrill
Heisser Stein
Fondue
Küche
WOK
Toaster
Saftpresse
Küchenmaschine
Raumklima
Ventilator
Heizlüfter
Luftbefeuchter
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Ihre Funktion und Aufgabe bei Rotel
Sie sind seit Anfang 2015 als Marketingfachperson bei Rotel tätig.
In dieser Funktion arbeiten Sie massgeblich an der langfristigen Einführung einer
Integrierten Kommunikation mit.
Parallel dazu sind Sie für die Planung und Realisierung von kurzfristigen Massnahmen zur
Förderung des Verkaufs verantwortlich.
Sie rapportieren direkt an den CEO und Inhaber des Unternehmens, der auch gleichzeitig
die Gesamtverantwortung für das Marketing innehat.
Vorbemerkung:
Für den Fall, dass aus Ihrer Sicht Angaben fehlen oder unvollständig sind, treffen
Sie Annahmen und begründen Sie diese.
Aufgabe 1: Thema «Einführung von Integrierter Kommunikation»
Aufgabe 1a: Merkmale der Integrierten Kommunikation
30 Punkte
8 Punkte
Nennen Sie vier wesentliche Merkmale, welche Integrierte Kommunikation
auszeichnen.
Aufgabe 1b: IK-Ziele für Rotel
10 Punkte
Als Basis für die Einführung der Integrierten Kommunikation bei Rotel steht das IKKonzept. Eines der Kapitel dieses Grundlagenpapiers definiert die Zielsetzung.
Formulieren Sie 4 konkrete IK-Ziele, die Sie mit Rotel 2015 erreichen möchten.
Denken Sie dabei an die aktuelle Situation, in der sich Rotel befindet.
Aufgabe 1c: Positionierung von Rotel
12 Punkte
Gemeinsam mit Ihrem Chef arbeiten Sie an der strategischen Positionierung. Sie
erarbeiten die verbale und die grafische Darstellung der Positionierung. Berücksichtigen
Sie dabei die künftige Konzentration auf die 3 Teilmärkte (strategische Bereiche) sowie
die Absicht, die Käuferschaft zu verjüngen.
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Berufsprüfung für Marketingfachleute mit eidg. Fachausweis
Integrierte Kommunikation / D / 2015
Aufgabe 2: Thema «Kochen am Tisch»
42 Punkte
Parallel zur Einführung der IK bei Rotel erhalten Sie zusätzlich die Aufgabe, kurzfristig
wirkungsvolle Massnahmen zur Förderung des Verkaufs für den strategischen Bereich
«Kochen am Tisch» vorzuschlagen und zu realisieren.
Aufgabe 2a: Definition der Zielgruppen
8 Punkte
In einem ersten Schritt sollen Sie die Zielgruppen für die Verkaufsförderung bestimmen
und beschreiben. Denken Sie dabei an die verschiedenen Verkaufsförderungsstufen
und an die Absicht, vermehrt eine jüngere, also neue Käuferschaft anzusprechen.
Aufgabe 2b: Kreation eines Verkaufsförderungskonzepts
24 Punkte
Rotel plant im Herbst 2015 eine Verkaufsförderungsoffensive für den Bereich «Kochen
am Tisch». Primäre Absicht der Geschäftsleitung ist es, eine jüngere Käuferschaft zu
begeistern und die Treue der bestehenden Kunden zu verbessern, ohne sich dabei auf
einen harten Preiskampf einzulassen.
Sie erhalten den Auftrag, ein Verkaufsförderungskonzept zu erarbeiten. Im Fokus
stehen die von Ihnen in Aufgabe 2a definierten Zielgruppen.
Für diese Verkaufsförderungsoffensive steht Ihnen ein Budget von CHF 150’000 zur
Verfügung.
Nennen Sie die einzelnen Kapitel des Konzepts und formulieren Sie in Stichworten
deren Inhalte.
Kreieren Sie zudem 3 konkrete Ideen für Massnahmen, die dazu geeignet sind, die
beschriebenen Zielsetzungen zu erreichen.
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Integrierte Kommunikation / D / 2015
Aufgabe 2c: Entwickeln einer Online-Marketing-Kampagne
10 Punkte
Im Zusammenhang mit der Absicht, das Durchschnittsalter der Zielgruppe
«Konsumenten» zu senken, schlagen Sie vor, vermehrt auf Online-MarketingMassnahmen zu setzen. Ihr Vorschlag wird angenommen. Sie entwickeln eine OnlineKampagne zum Thema «Kochen am Tisch».
Ziel dieser Kampagne ist es, den Bekanntheitsgrad der Marke Rotel bei den relevanten
Zielgruppen zu erhöhen sowie deren Mitwirkung (Involvement) und damit die
Besucherzahlen auf der Rotel Internetseite markant zu steigern.
Schlagen Sie 4 konkrete Online-Massnahmen vor und zeigen Sie auf, wie diese
vernetzt werden können, um die Zielsetzungen zu erreichen.
Diese Kampagne soll im Herbst starten und bis Jahresende (also während rund 3
Monaten) laufen. Sie erhalten einen Budgetrahmen von CHF 25’000.
Aufgabe 3: Thema «Weihnachten in Schönenwerd»
28 Punkte
Der Fabrikladen ist der ideale Ort, um das Unternehmen, die Produkte und Personen rund
um die Marke Rotel live zu erleben. Die Unternehmensleitung hat die Absicht, Bekanntheit
und Besucherzahlen des Ladens bis Ende 2015 deutlich zu steigern.
Aufgabe 3a: Weihnachts-Event für die Region
18 Punkte
Sie erhalten den Auftrag, zur Belebung des Weihnachtsgeschäfts im Fabrikladen einen
Kundenanlass für die Einwohner der Region zu organisieren. Das Gesamtbudget für
den Anlass beträgt CHF 50’000. Das Ziel ist, die Besucherfrequenz des Fabrikladens in
der Vorweihnachtszeit im Vergleich zum Vorjahr zu verdoppeln (plus 500 Besucher).
Formulieren Sie eine Event-Idee und das Motto dazu. Beschreiben Sie den Ablauf des
Events und erstellen Sie ein Timing sowie eine Budgetübersicht.
Aufgabe 3b: Kommunikation des Anlasses
10 Punkte
Entscheiden Sie sich für 2 Instrumente aus dem Kommunikationsmix, die aus Ihrer
Sicht dazu geeignet sind, den Anlass bei der definierten regionalen Zielgruppe bekannt
zu machen. Begründen Sie Ihren Entscheid.
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