Pubertät oder psychiatrische Erkrankung?

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Pubertät oder psychiatrische
Erkrankung?
Selbstverletzung, Melancholie und Essstörung
Übersicht:
 Pubertät in der heutigen Zeit. Allgemeines und
Besonderheiten
 Essstörungen
 Depression
 Selbstverletzung
Entwicklungsphasen






Schwangerschaft
Säuglingszeit (bis 12. Monat)
Kleinkindalter (13.Kleinkindalter (13.-36. Monat)
Kindergarten- und Vorschulalter (3-5 Jahre)
Schulalter (6 ––11 Jahre)
Pubertät und Adoleszenz (10-18 Jahre)
Die Pubertät
Die Pubertät
 lat. pubertas, „Geschlechtsreife“
 Sie umschreibt die biologischen und psychischen
Vorgänge, die mit der körperlichen und sexuellen
Reifung verbunden sind.
 Sie wird markiert durch das Auftreten der Menarche
bzw. der ersten Ejakulation
Die Adolesenz
Die Adoleszenz
 umfasst die psychosoziale Bewältigung der
körperlichen und sexuellen Reifung bzw. die
Anpassung der Persönlichkeit des Kindes an die
Pubertät
 die körperlichen Reifungsvorgänge gibt Anstoß für
alle Veränderungen – daher lässt sich die Pubertät als
Beginn der Adoleszenz auffassen.
Immer früher reif
 „Trend zur immer früheren Geschlechtsreife ist in
Deutschland ungebrochen.“
Ursachen:
 verbesserten Ernährungslage, besserer
Gesundheitszustand der Bevölkerung.
 Menarche: 1860: 16,6 Jahren, 2010: 10,5 Jahre
Somatisch:
 deutlich erhöhten Konzentration der
Geschlechtshormone
 Körperbehaarung, Menstruation, Produktion von
befruchtungsfähigen Eizellen und Spermien
 Beginn genetisch festgelegt (Pubertätsgene KiSS1 und
KiSS1R)
Neurobiologie der Pubertät
 Reifung des jugendlichen Gehirns von „hinten nach
vorne“
 Myelin/ weiße Substanz ↑; Nervensignale 30mal
schneller
 Wachstumsschub des Gehirns, v.a. präfrontaler
Kortex (Giedd et al., 2009)
Neurobiologie der Pubertät
 ab dem 11. Lebensjahr Umbau von
Nervenverbindungen im Gehirn (McGivern et al.)
 Veränderungen der Hirnaktivität im EEG und Umbau
der kortikaler Netzwerke (Uhlhass et al., 2009),
 Verlust von Synapsen
 → wechselnde Launen und Gemütslagen, Verlust
empathischer Fähigkeiten, Fehlurteile,
Risikobereitschaft und stärkere Reaktion auf
Belohnungen
Neurobiologie der Pubertät
 Überaktivität des mesolimbischen Dopaminsystems
→ Suchtverhalten
 Amygdala: rationale Überlegungen → emotionale
Gefühlsausbrüche.
 Cingulum – Amygdala: Desynchronisation in Reifung:
mehr Streit mit den Eltern
 Melatonin später ausgeschüttet → spätes Aufbleiben
und lange Ausschlafen
Individuelle Akzeleration/
Retardation
60%
Problembelastung
Jugendlicher:
54%
50%
50%
40%
(Potentielle)
Problemgruppen:
Retardierte Jungen
Akzelerierte Mädchen
29%
30%
21%
20%
10%
2%
0%
retardiert
Aus: Reissig, M.: Körperliche
Entwicklung und Akzeleration
Jugendlicher. Berlin 1985, S. 99
32%
normal
akzeleriert
16jährige Mädchen
16jährige Jungen
Individuelle Akzeleration/ Retardation
Akzelerierte Mädchen und retardierte Jungen
widersprechen den Geschlechterstereotypen (Jungen
sollen groß und kräftig sein, Mädchen klein und zart)
 Allgemeine Regel:
Wenn körperliche Prozesse nicht den sozialen
Normen entsprechen, haben sie psychische
Auswirkungen.
Veränderung in der Beziehungsstruktur
 vor dem Einsetzen der Pubertät sind Eltern ( im
Idealfall) die wichtigsten Liebesobjekte
 in der Pubertät kommt es zu einer Lockerung dieser
innigen Beziehung
Veränderung in der Beziehungsstruktur
Beobachtbar sind
 Aufsässigkeit
 Rebellion
 Provokation
 Herabsetzung der Eltern
 Herabsetzung des Lebensstils der Eltern
 Rückfällen in die Abhängigkeit zu den Eltern
und zu kindlichem Verhalten
 Je enger das Verhältnis war, desto stürmischer
kann der Trennungskampf werden
Zentrale Konflikte im Jugendalter:
 interpersonell:
Generationenkonflikt
 intrapersonell/ psychisch:
Autonomie-AbhängigkeitsKonflikt
Zentrale Konflikte im Jugendalter:
 Identitätssuche und
Identitätskrise
 Identität: “...Definition einer
Person als einmalig und
unverwechselbar durch die
soziale Umgebung wie durch das
Individuum selbst.”
Entwicklungsaufgaben im Jugendalter
(
1. Körperliche Entwicklung verarbeiten
2. Entwicklung der Geschlechtsrolle
3. Beziehungsgestaltung zu Gleichaltrigen
4. Ablösung von den Eltern
5. Aufbau einer Paarbeziehung/ private Lebensplanung
6. Bewältigung von Leistungsanforderungen/ berufliche
Lebensplanung
7. Entwicklung des eigenen Wertesystem
Symptome – auf emotionaler Ebene







fühlen sich hässlich
sind aufsässig und extrem gehemmt
sind wenig Stress tolerant
erscheinen narzistisch
sind albern
verhalten sich provokativ
sind sehr labil => Gefühlsschwankungen und
mangelnde Selbstkontrolle
Symptome auf sozialer Ebene









suchen verstärkt Kontakt zu Gleichaltrigen
bilden Cliquen, orientieren sich an ihrer Peer-Gruppe
entwickeln ihren eigenen Stil
möchten „cool“ wirken
sind oftmals extrem in ihren Standpunkten
sind „idealistisch“
lehnen sich gegen Autoritäten auf
schämen sich z.B. für ihre Eltern
schwänzen die Schule
Risiken in der Entwicklung
Risiken in der Entwicklung
 probieren Drogen aus (Bsp. Alkohol-Exzesse auf
Klassenfahrten)
 Riskantes Fahrverhalten
 zeigen z.T. Essstörungen
 neigen zu Autoaggression (Ritzen, Suizid)
Kinder psychisch kranker Eltern
















Immer wieder A.P.
Reiche ich Dir die Hand
Immer wieder
Erfahre ich Demütigung
Immer wieder
Erlebe ich Abwertung
Das Unvermögen
Ein anderes Leben zu begreifen
Immer wieder
Sehe ich Verzweiflung
Immer wieder
Spüre ich gescheiterte Bindungen
Ich kann mich so schwer
Von deinem Gefängnis abwenden
Immer wieder
Reiche ich Dir die Hand

Julia K.
Unterschiede zu früher





Hochtechnisierte Welt
Virtuelle und erlebte Gewalt
Zerbrochene Familien
Sexuelle Freizügigkeit
Verfall von Religion und Moral
Reifung des Gehirns
 Langsame Reifung: finales Ergebnis besser mit Langzeitfolgen
 Unterschied Stadt – Land
 Medienkonsum, insbesondere Computerspielen >240min /dies
fördert die Schnellreifung (Notreifung) des Gehirns
 Fernsehkonsum: direkte Korrelation: >Fernsehen führt zu
>aggressivem Verhalten und verringerter Hilfsbereitschaft
Generation Medien (8-18 jährige)
 In der Schule sind 35 Wochenstunden x 45 Minuten
auf 7 Tage verteilt entspräche das 3,75 h
 Multitaskinganteil 29 %
1999
2004
2009
Fernsehen
3,47
3,51
4,29
Musik
1,48
1,44
2,31
Computer
0,27
1,02
1,29
Videospiel
0,26
0,49
1,13
Bücher (!!!)
0,43
0,43
0,38
Kino
0,18
0,18
0,25
Summe
7,29
8,33
10,45
Einfluss der neuen Medien
 Computerspiele:
 3 Monate nach Schenkung eines Videospiels wurden 2 vergleichbare Kohorten von
Grundschülern nachkontrolliert
 „beschenkte“ Kohorte zeigte signifikante Leistungsdifferenz:



Schreiben schlechter
Lesen schlechter
Schulprobleme zunehmend
 Entscheidend sind Dosis und Art der virtuellen Realität:
 Trennung Virtualität und Realität ist Aufgabe des präfrontralen Kortex
 Präfrontaler Kortex ist im Alter von 10-13 LJ noch besonders unreif
 Facebook und Google+ (?)
Umgang mit Drogen
 Alkoholkrankheit – die Krankheit des pubertären Gehirns
 Prädiktor für Alkoholabhängigkeit: früher Einstieg
 11 Jahre Beginn: 30 % Wahrscheinlichkeit für schwere
Alkoholerkrankung
 Rauchen (in jedem Alter gefährlich), Passivrauchen erzeugt
Craving, Unterschied: abstinente Raucher – Nichtraucher
 Cannabis: Psychoseauslösung, frühere Erkrankung bei
Psychosegefährdeten, Cannabinoidsystem (Bremse im
Gehirn), wichtig für Erinnerungsfähigkeit
Anorexie
Anorexie
Essstörungen
 Essstörungen:
 Weiblich, jung, Zusammenhang mit Pubertät
 Männeranteil unter 10%
 Risikogruppe adoleszente Frauen (College):
 Zwei Drittel diätieren chronisch
 20% berichten Fressattacken
Prävalenzen
 Anorexie:
 0,2-2% aller Frauen, 15-23 Jahre
 Bulimie:
 2-4% der Gesamtbevölkerung, 20-30 Jahre, hohe
Dunkelziffer
 Anorexia athletica:
 Bis zu 40-60% bei Risikogruppen
Essstörungen und sexuelle
Entwicklung
Ruuska et al. European Child & Adolescent Psychiatry 12:214-220 (2003)
N = 57(w), 14-21 J, AN BN
Finnland
Anorexie
Bulimie
Menarche
12,7 J.
12,3 J.(
Verabredungen
letzter Monat
28,6 %
63,2 %
Sexualität = Ekel
76,7 %
39,1 %
Essstörung im Vergleich zur normalen
Körperentwicklung
 Gewicht wird absichtlich unter 10. Altersperzentile
BMI gehalten
 Ausbleiben von mindestens drei
aufeinanderfolgenden Menstruationszyklen
 Östrogenmangel (rel.Testosteronüberschuß)
 Leptinsekretion trennt zw. AN und BN
Körperliche Störungen und
Verhaltensauffälligkeiten
 Laxantienabusus,
 exzessive körperliche
 Betätigung und häufiges Durchführen von Diäten
bereits in frühem
 Alter.
 In der strukturellen Bildgebung findet sich bei
Anorexia nervosa
 nicht selten eine Pseudoatrophia cerebri.
Essstörungen erfordern
 immer eine interdisziplinäre Diagnostik und
Therapie.
Körperliche Störungen und
Verhaltensauffälligkeiten







Hypokaliamie,
Hyperphosphatamie
metabolische Azidose oder Alkalose
hohe Amylaseserumkonzentrationen
veränderte Essgewohnheiten
Schwierigkeiten der Nahrungsaufnahme im
sozialen Kontext Abneigung gegen Messung des
Gewichts
Anorexie




Anorexie (Magersucht, orexi=Appetit, gr.):
Appetitverlust, Sucht nach Hunger
Übersteigerter Wunsch nach Schlankheit und Selbstbestimmtheit,
psychische Störung
Symptome:
1.
2.
3.
4.
1.


Untergewicht < BMI 17,5 oder < 85% Normgewicht
Irrationale Angst vor Gewichtszunahme
Verzerrte Körperwahrnehmung
Ausbleiben der Monatsblutung (Frauen)
Varianten
Restriktiver Typ
Binge Eating und/oder Purging-Typ
Ursachen
Bulimie




Bulimie (Ess-Brech-Sucht):
Wechsel von Heisshunger und Purging
Wenig auffällig, da kein Untergewicht
Symptome:
1.
Fressattacken: Große Nahrungsmengen in kleinem Zeitraum
mit Erleben von Kontrollverlust
2. Kompensationsmechanismen:
1.
Purging-Typ: Selbstinduziertes Erbrechen, Laxantien,
Diuretika,
2.
Non-Purging-Typ: übermäßiges Sporttreiben, Fasten/Diät
3. Wechsel von 1 und 2 ca. 2 mal pro Woche über längere Zeit
4. Figur und Gewicht bestimmen Selbsteinschätzung
Körperliche Störungen und
Verhaltensauffälligkeiten







Wachstumsstörungen,
große Schwankungen des Körpergewichts
Unfähigkeit zur Gewichtszunahme
rasche Erschöpfbarkeit
Obstipation oder Diarrho
Neigung zu Knochenbruchen
verspätete Menarche,
Behandlungsziele




Gewicht ca.25. BMI-Altersperzentile
Emotionale Stabilität erreichen
Autonomie fördern
Soziale (schulische) Reintegration
Medikamente
World Federation of Societies of Biological Psychiatry (WFSBP)
Guidelines for the Pharmacological Treatment of Eating Disorders
 Bei Anorexie
 Zinksupplementation (Grad B)
 Olanzapin (Grad B), alle anderen atypischen Neuroleptika
Evidenzgrad C
 Bei Bulimie
 Trizyklische Antidepressiva (Grad A)
 Fluoxetin und Topiramat sollen ebenso gut wirksam sein
 Bei Binge Eating Disorder
 Sertralin und Topiramat (Grad A)
Prognose
 Magersucht: 25% symptomfrei

50% gebessert

25% chronisch krank

 Bulimie:
40% symptomfrei

40% chronisch krank oder

intermittierender Verlauf

20% andere Essstörungen

 Günstige Prognose: Kurze Krankheitsdauer vor der ersten
Behandlung
 Cave ca. 60% der anorektischen Patienten entwickeln eine
Bulimie!
Pflegeleicht sein ist nicht Starksein
Mädchen mit Essstörungen haben eine
anlagebedingte hohe Einfühlsamkeit und
Sensibilität mit der dadurch gegebenen
Möglichkeit ein besonders vernünftiges und
pflegeleichtes Kind zu sein.
Dies geht einher mit einer tief verankerten
Fremdbestimmtheit und einem Mangel an
gesunder Aggressivität und Selbstbehauptung.
Melancholie oder Depression
Gibt es Depressionen bei Minderjährigen?
 1. Depression kann eigenständige Erkrankung sein
und
 2. Depression können die „Endstrecke“ bei vielen kinder- und
jugendpsychiatrischen Störungen sein:
– z.B. Störung des Sozialverhaltens
– ADHS
– Angststörungen
– Angststörungen
– Psychosen
Depression: Sein oder nicht Sein
Symptome depressiver Störungen
 Kernsymptome
– Stimmungsprobleme (gedrückte Stimmung,
Traurigkeit)
– Probleme im Denken, Denkhemmung
– Veränderungen im Aktivitätsniveau (erhöhte
Ermüdbarkeit),
– Hemmung der Handlungsfunktionen
Depression - nicht Melancholie
– Interessensverlust, Freudlosigkeit
– Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
– Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
– Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit
– Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven
– Suizidgedanken, erfolgte Selbstverletzung oder
Suizidhandlungen
– Schlafstörungen
– Verminderter Appetit
– Körperlich-vegetative Beschwerden, z.B. Kopf- oder
Bauchschmerzen
Prävalenz
 2% bei Kindern (m:w 1:1)
 4-8% bei Jugendlichen (m:w 1:2) bis
zu 14 % depressive Symptome (Boyd et al, 2000)
 25% aller jungen Leute haben wahrscheinlich bis zum
Alter von 18 Jahren eine klinisch signifikante
depressive Episode erlebt (Lewinsohn et al, 1994,
National Health and Medical Research Council, 1997)
Verlauf
 Mittlere Dauer depressive Episode Jugendliche: 8 Monate
 fast die Hälfte der Depressionen bei Minderjährigen remittiert
innerhalb eines Jahres (NICE 2005).




Wiederauftretensrate 20-60% nach 1 Jahr,
70% nach 5 Jahren ( Birmaher et al., 2002, Costello et al., 2002)
ungefähr 50 % der Erkrankungen zeigen einen bis in das
Erwachsenenalter andauernden Verlauf (Weissman et al.
1999).
Wer ist betroffen?
 Risikopopulationen!
 Heimkinder!
 Kinder psychisch kranker Eltern!
 hohe Gefahr für Suizidalität (Harrington, 2001), v.a.
während der Besserungsphase (Nelson et al., 2007)
Neurobiologie/
genetische Faktoren
 Serotoninhypothese: verminderte Serotoninkonzentration
 Katecholaminhypothese: Defizit von Norepinephrin
 Verminderte Noradrenalin- und Dopamin-Konzentration
(Nemeroff, 2002)
 Hippocampus: Zellaufbau- und –funktionsstörungen (Duman
et al., 1999)
 Reduktion des frontalen Kortexvolumens & Erweiterung der
lateralen Ventrikel bei depressiven Kindern (Steingard et al.,
1996)
 Hypometabolismus frontal & temporal (Kimbrell et al., 2002)
Psychosoziale Faktoren





Trennung von Eltern
Mobbing
Über- oder Unterforderung in der Schule
Familiäre Kommunikations- und Bewältigungsmuster
Deprivation
Symptome der Vorschulkinder (3-6 Jahre)
• Trauriger Gesichtsausdruck
• Verminderte Gestik und Mimik
• Leicht irritierbar und äußerst stimmungslabil
• Mangelnde Fähigkeit, sich zu freuen
• Introvertiertes, aber auch aggressives Verhalten
• Vermindertes Interesse an motorischen
Aktivitäten
• Essstörungen bis zu Gewichtsverlust/-zunahme
• Schlafstörungen (Alpträume, Ein- und
Durchschlafstörungen)
Symptome der Schulkinder
• verbale Berichte über Traurigkeit
• Suizidale Gedanken
• Befürchtung, dass Eltern nicht genügend Beachtung
schenken
• Schulleistungsstörungen
Symptome im
Pubertäts- und Jugendalter





Vermindertes Selbstvertrauen
Apathie, Angst, Konzentrationsmangel
Leistungsstörungen
Zirkadiane Schwankungen des Befindens
Psychosomatische Störungen
Symptome im
Pubertäts- und Jugendalter




Vernachlässigung der bisherigen Hobbys
Abnahme der Kontakte zu Gleichaltrigen
Nachlassen der schulischen Leistungen
Stimmungsschwankungen, Appetit- und
Schlafstörungen, auch Kopf- und Bauchschmerzen
Suizid die zweithäufigste Todesursache in
der Altersgruppe
 Rückzug aus zwischenmenschlichen Beziehungen;
insbesondere zu Gleichaltrigen
 Aggressionen gegen die eigene Person
 Selbstmordfantasien
 Vermehrt körperliche Beschwerden.
Ab wann Medikamente?
 bei mittelgradiger oder schwerer Depression
 Zugelassen im Jugendalter: Fluoxetin
 Medikament beschleunigt die natürliche Heilung und
Stabilisierung
 Gefahr der Steigerung des Antriebs vor Besserung der
Stimmung!
Selbstverletzung
 ein bis zwei Prozent der deutschen Bevölkerung
 Etwa zehn Prozent der Jugendlichen ab 14 Jahren
sollen sich schon selbst verletzt haben
 ungefähr die Hälfte wiederholt die Handlung
Risikopersonen für selbstverletzendes Verhalten
 Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen
(Speziell Frauen im Alter von 16 bis 25 Jahren)
 Patienten in psychotischem Zustand (häufig Männer im
jungen Erwachsenenalter)
 emotional gestörte und/oder chronisch
geschlagene/verprügelte Kinder
 geistig behinderte und autistische Kinder
 Patienten mit einer Selbstverletzungsvergangenheit, und
Patienten mit einer gewaltvollen Vergangenheit
(körperlicher, emotionaler oder sexueller Missbrauch).
 Patienten mit zwanghafter Persönlichkeitsstruktur
Selbstverletzung
3 Typen nach Favazza (1986)
Schwerwiegende Selbstverstümmelung
(eingeschlossen sind Kastration, Amputation von Gliedmassen,
Ausstechen der Augen, etc.). Sehr selten und normalerweise in
Verbindung mit psychotischen Zuständen.
Stereotype Selbstverletzung
umfasst z.B.: rythmisches Kopfschütteln (Jaktationen) auch gegen die
Wand, Trichillotomie, selbst Beißen oder sich die Fingernägel abziehen.
Bei autistischen, geistig behinderten und psychotischen Menschen
Oberflächliche und gemäßigte Selbstverletzung
Eingeschlossen sind Schneiden, Brennen, Kratzen, "Haut-Rupfen",
Haare ausreißen (Trichotillomanie), Schlagen, absichtliches
Überbeanspruchen von Verletzungen, das Verhindern des Abheilens von
Wunden
Selbstverletzung im Kontext mit
Persönlichkeitsstörungen
 Borderline-, narzisstische oder antisoziale
Persönlichkeitsstörung)
 oder einer Achse-I-Störung auf (zum Beispiel
Depression, Substanzmissbrauch, Angst- und
Essstörungen)
 oder eigenständig: repetitive self-harm syndrome
(Keine ICD-10 Diagnose)
Untersuchung Selbstverletzer vs.
Nichtselbstverletzter





häufiger emotionale Vernachlässigung
inkonstante Primärbeziehungen
sexuellem Missbrauch in der Kindheit
Gewalterfahrung
haben als Kinder nicht gelernt auf ihre Gefühle zu
achten, sie zu deuten und zu regulieren
Unterscheidung
Traumata in der
Vorgeschichte
Persönlichkeitsstörungen
Selbstverletzung dient
der Regulation
negativer Emotionen
und von
Spannungszuständen
Versuch bewusst oder
unbewusst, die
Aufmerksamkeit von
Bezugspersonen auf sich
zu lenken
Woran erkennt man die Betroffenen?





tragen immer lange Kleidung, auch an heißen Tagen
halten sich lange im Badezimmer auf
horten Desinfektions- und Verbandsmaterial
Verletzungen an leicht zugänglichen Körperstellen
Wundheilung verzögert, weil die Betroffenen an den
Wunden manipulieren
Woran erkennt man die Betroffenen?
 Im Besitz des Betroffenen befinden sich Gegenstände
und Flüssigkeiten, die nicht zu den üblichen Zwecken
eingesetzt werden,
 zum Beispiel: Rasierklingen, Messer, Scheren,
Scherben, Nadeln, Bügeleisen, Kerzen, Zigaretten,
Injektionsinstrumente, Chemikalien (Schwefelsäure,
Salzsäure).
Ist Piercing Selbstverletzung?
 ¾ der befragten
Männer und
 ½ der Frauen die sich
tätowieren oder
piercen ließen gaben an
Opfer von körperlicher
Gewalt in der Kindheit
gewesen zu sein
Störungen der Impulskontrolle
aktuelle Definition
 Versagen, einem Impuls, einem Trieb oder einer
Versuchung zu widerstehen, eine Handlung
auszuführen, die schädlich für die Person selbst oder
andere ist.
 Ansteigendes Gefühl von (An)Spannung oder Erregung
vor der Handlung, Erleben von Vergnügen,
Befriedigung, Entspannung während der Handlung,
 Nach der Handlung können Reue, Schuldgefühle,
Selbstvorwürfe auftreten.
OCD (Zwangsstörung)
 Lebenszeitprävalenz: 3,1 %
 Bei stationären Patienten: 31% (Grant et. al., American
Journal of Psychiatry)
Impulskontrollstörung:
Geschichtlich:
 Kraepelin (1896): “impulsives Irresein” –
unbezähmbarer Impuls, der bei Ausführung
Befriedigung und Erleichterung verspricht
 Janet (1906): unwiderstehlicher Handlungsdrang, der
zur Befindlichkeits-manipulation bei innerer Leere und
Hilflosigkeit dient (-> Chronifizierung)
Impulskontrollstörung OCD
 ist im Grunde einzuordnen in die chronische
Angsterkrankung
 hilfreich sind die SSRI ( zugelassen ist Fluoxetin)
 Helfen kann auch Citalopram oder Escitalopram
Typische Beispiele
 Abnormes Verhalten:
Pyromanie, Kleptomanie, Trichotillomanie
 Verhaltensexzess:
Pathologisches Spielen Pathologisches Kaufen;
Exzessive Internetnutzung
OCD
obsessiv
compulsive
disorder
Selbstverletzung im Rahmen der
Borderline Erkrankung
 1938 führte der Psychoanalytiker
Adolph Stern den Begriff „borderline“ ein
für Patienten, die weder dem Gebiet der Neurose
noch dem Gebiet der Psychose zuzuordnen waren.

 Lange Zeit „Restkategorie“, Sammelbezeichnung für
schwierige Patienten.

 Erst Ende des 20.Jahrhunderts wurde die
Borderlinestörung als eigenes Störungsbild definiert.
Kernfaktoren
 Affektive Instabilität
 Impulsivität
 Instabile Beziehungen
Verbreitung

Prävalenz 2% (Lebenszeitprävalenz 6%)

Frauen : Männer 1:1

Ca.80 % sind in psychiatrisch / psychotherapeutischer
Behandlung

Direkte Kosten ca. 4 Milliarden Euro im Jahr
in Deutschland (15% der Kosten insgesamt für psych. Störungen)
Neurobiologie
 Störungen in bestimmten Bereichen des
 Gehirns vor allem im

 Limbischen System, vor allem Amygdala und Hippokampus
 Präfrontalen Kortex
Bildgebende Verfahren zeigen morphologische
und strukturelle Veränderungen!
Dysfunktionale Verhaltensmuster






Suizidalität
Selbstverletzungen
Fremdaggressivität
Fressanfälle
Missbrauch von Alkohol,Tabletten,Drogen
Hochrisikoverhalten
Allgemeine Behandlung der Borderline
Selbstverletzung
 Atypische Neuroleptika zur Anspannungsreduktion
 SSRI zur Stimmungsbesserung und Stabilisierung
Evidenz B bis C
 Stimmungsstabilisierung mit Valproinsäure, Topiramat
oder Lamotrigin
 DBT und psychiatrische Begleitung bei langer
Therapiedauer
 Keine kausale Pharmakotherapie bekannt
DBT (Dialektisch Behaviorale Therapie)
Skills
Behandlung
 Je nach der im Focus liegenden Grundstörung
 Transfer Focussed Treatment (TFT)
 Bei Trauma EMDR: Eye Movement Desensitization
and Reprocessing
 Hier erfolgt die Integration der mit dem Trauma
verbundenen Emotionen und Empfindungen
 bilterale Stimulation mittels Augenbewegungen soll die
Synchronisierung der Hirnhälften bewirken
Ziel ( für Eltern und Lehrer)
 Reduktion des neurotoxischen Stress





Rituale geben Sicherheit
Angsterfahrungen vermeiden
Regeln verstehen lernen und umsetzen
Lernen Abzuwarten und
Training des Aufmerksamkeit
 Lernen am Modell: Eltern und Lehrer
Selbstverletzung ist kein Suizidversuch
Selbstverstümmelung ist
getrennt vom Suizid (Favazza
1998) .
Что делать? (Was ist zu tun)






Sport
Ernährung
Schlaf
Musik(erziehung) in der Vorschule
Lesen (Reizreduktion)
Ruhe (Natur erleben, Yoga, Entspannung, Meditation)
 Selbstständigkeit nicht um den Preis der Kooperativität
stärken
Ende
 Jugend heute: Die neue Shell-Jugendstudie 2010
 Die heutige junge Generation in Deutschland bleibt
zuversichtlich: Sie lässt sich weder durch die
Wirtschaftskrise noch durch die unsicher gewordenen
Berufsverläufe und Perspektiven von ihrer optimistischen
Grundhaltung abbringen. Mit den Herausforderungen in
Alltag, Beruf und Gesellschaft gehen Jugendliche auch
weiterhin pragmatisch um. Prägend für diese Generation
sind insbesondere eine starke Leistungsorientierung und ein
ausgeprägter Sinn für soziale Beziehungen
 (16. Shell Jugendstudie 2010)
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