Tiere der Heimat Der Igel

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Tiere der Heimat
Der Igel
Ein Film von Eckhard Huber
Beitrag: Hans Deuter & Hans Hanrieder
Inhalt
Es
ist
später
Nachmittag, der
Igel verlässt sein
Versteck und begibt sich auf Nahrungssuche.
Überwiegend verzehrt er Kleintiere
wie Larven, Würmer und Insekten, notfalls auch Beeren oder
Früchte. Als Kulturfolger siedelt er sich oft in der
Nähe menschlicher Wohnungen an. Konflikte
etwa mit Hofhunden lassen sich da nicht vermeiden, doch der Igel kann auf seine wichtigste Defensivwaffe, den Stachelpanzer, vertrauen.
Im April beginnt die Igelbalz - die einzige Zeit, in
der Männchen und Weibchen zusammenwohnen.
Doch schon vor der Geburt der Jungen vertreibt
die Igelin das Männchen aus dem Nest.
Tage sind die Igeljungen blind und werden von
der Milch der Mutter ernährt.
Ein bis zwei Wochen lang führt die Igelin ihre
Jungen zu gemeinsamen Ausflügen, bei denen
sie lernen, sich selbst zu ernähren und sich zu
orientieren. Dabei müssen sie auch gefährliche
Begegnungen mit Greifvögeln und Raubtieren
überstehen. Am gefährlichsten freilich ist für die
Igel der Straßenverkehr.
Nach wenigen Wochen teilt sich die Familie: Jedes Junge sucht sich ein eigenes Revier. Im
Herbst fressen sich die Igel einen Fettvorrat an
und polstern ihr Nest, in dem sie von November
bis April den Winterschlaf verbringen.
Fakten
Der Igel und sein Lebensraum
Bei der Geburt sind
die Stacheln der daumenlangen Igelbabys
in der Haut versteckt,
aber bereits nach wenigen Stunden treten
sie deutlich hervor.
Die ersten vierzehn
Die meiste Zeit des Tages verbringt der Igel versteckt in seinem Bau. Erst abends wird er richtig
munter und beginnt mit der Suche nach Nahrung.
Die Augen sind für den Igel lange nicht so wichtig
wie für uns Menschen. Dafür kann der Igel ausgezeichnet riechen. Wenn seine Nase tropft, hat
er nicht etwa Schnupfen; vielmehr kann die
© Bayerischer Rundfunk
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feuchte Nase Gerüche besser wahrnehmen. So
kann der Igel auch kleine Tiere, wie Regenwürmer, Spinnen oder Schnecken, mit seiner Nase
aufspüren und anschließend verspeisen. Mit seiner spitzen Schnauze gräbt er sich sogar in die
Oberfläche des Bodens und holt sich Larven,
Würmer oder Insekten.
Deutlich zeichnen sich im feuchten Boden die
Pfoten und Krallen des Igels ab. Kein Wunder bei
diesen kräftigen Füßen - damit kann er sogar
Treppen steigen. Viele Wildtiere meiden die Nähe
von Menschen und werden allmählich aus ihren
angestammten Wohngebieten verdrängt. Der Igel
aber sucht sich sein Nest nicht selten in der Umgebung von Haus und Hof. Auf den Milchnapf allerdings erhebt noch jemand anderer Anspruch der Hofhund. Gegen solch große Gegner benutzt
der Igel seine bewährte Taktik: er rollt sich ein.
Zehntausend harte Stacheln - das ist für die empfindliche Hundeschnauze ein unüberwindliches
Hindernis.
Lästiger
als
die
großen Tiere sind für
den Igel viele kleine
Blutsauger zwischen
den Stacheln, die Zecken an den Ohren
und die Flöhe im Fell.
In der freien Natur
sucht sich der Igel
sein Versteck meistens in Hecken; er
begnügt sich aber auch mit einem Laubhaufen
oder Holzstoß. Nur windgeschützt und trocken
muss die Wohnung sein. Den Tag verschläft der
Igel in seinem Versteck. Sein erster Streifzug von
drei bis vier Stunden beginnt erst nach sechs Uhr
abends, ein zweiter um Mitternacht und ein dritter
morgens von vier bis sechs Uhr.
Die Fortpflanzung der Igel
Etwa ab Mitte
April, in den
ersten warmen
Frühlingsnächten, ziehen die
Igel auf Brautschau.
Das
Igelweibchen
freilich will zunächst von der
Werbung des Männchens nichts wissen. Ärgerlich schnaubt das Weibchen und wehrt die Annäherungsversuche ab. Das Igelmännchen aber
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gibt nicht auf. Stundenlang streicht es um das
Weibchen, auch wenn das Balzspiel oft mehr wie
eine Rauferei aussieht. Viele Stunden kann es
dauern bis sich die beiden dann doch zur Paarung zusammenfinden. Die meiste Zeit des Jahres leben Igel - Männchen und Weibchen - für
sich allein. Nur in der Paarungszeit teilt das Weibchen sein Lager mit dem Männchen.
Vor der Geburt der Jungen aber wird das Männchen aus dem Igelnest vertrieben. Die Stacheln
der Igelbabys waren bei der Geburt noch ganz in
der Haut versteckt. Jetzt aber beginnt die Haut
auszutrocknen, und die Stacheln treten deutlich
hervor. Die neugeborenen Igelchen sind etwa fingerlang, ihre Augen noch verschlossen. Nach
etwa zwei bis drei Tagen beginnen die Stacheln
zu wachsen.
Normalerweise hat eine Igelmutter sechs bis sieben Junge. Solange die Jungen blind und hilflos
sind, dürfen sie die Wohnung nicht verlassen. Sobald sie sich aber ausreichend bewegen können,
beginnen die Igelbabys um die Rangordnung im
Nest zu boxen. Im Alter von ein bis zwei Wochen
können sich die Stacheln sträuben und die Tiere
versuchen sich einzurollen. Das Einrollen ging
ganz gut - schwieriger wird's beim Aufrollen.
Rund zwei Wochen nach der Geburt öffnen sich
die Augen der Igelbabys. Gut einen Monat lang
werden die kleinen Igel durch die Milch der Mutter
ernährt. Die Zitzen befinden sich an der weichen
Bauchseite, so dass sich die Jungen beim Trinken nicht verletzen.
Die Igelkinder werden selbständig
Wenn die Igelkinder rund fünf Wochen alt sind,
führt sie die Mutter zum ersten Familienausflug.
Nur zögernd verlassen die Jungen das gemütliche Nest und betreten eine neue Welt: Zum ersten Mal sehen sie die Sonne, das Gras, fremde
Tiere und Pflanzen. Die Näschen schnuppern
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nach einer Unzahl fremder, verwirrender Gerüche
- obwohl alles, was gut riecht, auch gut
schmeckt? Die Igelmutter füttert die Jungen nun
nicht mehr. Sie müssen selbst lernen, was fressbar und schmackhaft ist.
Das erfahrene Muttertier weist den Kindern den
Weg - manchmal marschiert sie so schnell, dass
die Kleinen den Anschluss verlieren. Dann machen sie sich durch lautes Pfeifen bemerkbar. In
Obstgärten finden sich für die Igelfamilie Leckerbissen in Hülle und Fülle. Der Regenwurm ist für
das Igelkind eine willkommene Delikatesse. Igel
sind beim Fressen nicht wählerisch. Wenn sie
Hunger haben, verspeisen sie auch Samen, Beeren und Früchte. Fleisch freilich schmeckt ihnen
am allerbesten.
Die Ausflüge der Igelfamilie führen nun jeden
Abend weiter weg vom Nest. Die Jungen suchen
nicht nur nach Nahrung. Die Mutter zeigt ihnen
auch, wie sie sich in der Umgebung des Nestes
zurechtfinden.
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dort gerne auf. Viele Tausende von ihnen werden
jedes Jahr von Autos überrollt und getötet.
Es ist Mitte August, die Igelkinder sind nun sechs
Wochen alt. Die Mutter kümmert sich immer weniger um sie. Jeder der jungen Igel sucht sich
sein eigenes Revier und lebt nun für sich allein wie seine Eltern und Geschwister.
Die Igel überwintern im Schlaf
Wenn die Herbsttage
kälter werden, bereiten
die Igel ein Nest für
den Winterschlaf. Mit
Laub, Gras und Moos
wird das Bett dafür so
ausgepolstert, dass es
vor Kälte und Wind
Schutz bietet. In den letzten Wochen hat sich der
Igel ein dickes Fettpolster angefressen. Von diesem Fettvorrat lebt er während des monatelangen Winterschlafs. Wenn ihm nichts zustößt, finden wir ihn nächstes Jahr wieder hier; denn Igel
bewohnen dieselbe Behausung viele Jahre lang.
Gefahren für die Igelkinder
Igel meiden meistens feuchtes Gelände. Sie gehen nicht gern ins Wasser, können aber schwimmen. Gefahr droht den Igeln von Eulen und Greifvögeln. Vor ihren scharfen Schnäbeln und Krallen
schützt nicht einmal das Stachelkleid. Gegen den
Angriff eines Habichts hat ein Igelkind keine
Chance. Dachse, Füchse und andere kleine Räuber lassen sich dagegen häufig durch die Stacheln abwehren. Blitzschnelles Zusammenrollen
schützt das Igelkind vor den Krallen und Zähnen
des jungen Dachses.
Gefährlicher als die natürlichen Feinde ist für die
Igel der Autoverkehr. Da die Straßenbeläge
abends länger warm bleiben, halten sich die Igel
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Geschichte und Verbreitung des Igels
Die Urahnen des Igels lebten im Miozän, also vor
15 bis 20 Millionen Jahren. Das ist die Zeit, als
erstmals in der Natur Säugetiere auftraten. Damit
war der Igel früher da als das Mammut, und er
war Weggenosse des Steinzeitmenschen. Er hat
so einschneidende klimatische Verhältnisse wie
die Eiszeiten überlebt. Weil er der Natur so gut
angepasst war, hat er seinen Körperbau im Laufe
von Jahrmillionen kaum verändert. Das konnte
man an versteinerten Igelknochen feststellen, die
aus dem Tertiär stammen. Sie unterscheiden
sich nur geringfügig vom Skelett unseres heutigen Igels. Der Igel hat sich in fast ganz Europa
verbreitet, in Teilen von Asien und Afrika, mit
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Ausnahme der kalten und hohen Regionen. Er
lebt in Niederungen und im Gebirge bis zur
Baumgrenze, meidet aber Sumpfgegenden. Unser heutiger lgel hat unter den anderen Säugetieren keine nahen Verwandten. Es gibt zwei Arten
des europäischen Igels, die sich nicht nur in der
Färbung der Brusthaare, sondern auch im anatomischen Bau des Unterkiefers unterscheiden:
den Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) und
den Weißbrustigel (Erinaceus roumanicus). Der
Braunbrustigel kommt in Westeuropa vor, etwa
bis zum 14. Längengrad, und in Nordeuropa. Der
Weißbrustigel lebt in Osteuropa etwa ab dem 18.
Längengrad. Die Zone zwischen dem 14. und 18.
Längengrad kann man als Überschneidungsgebiet ansehen. Hier leben beide Arten nebeneinander. Es wird auch von Kreuzungen berichtet.
Didaktische Hinweise
Die Sendung ist für den Heimat- und Sachkundeunterricht ab der 2. Jahrgangsstufe der Grundschule
geeignet.
Lernziele
Die Schülerinnen und Schüler sollen lernen,
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was sie am Igel beobachten können;
wo und wie das Tier lebt;
wie es überwintert;
wie man sich beim Beobachten eines Tieres verhält.
Anregungen zur Unterrichtsgestaltung
Die Sendung zeigt die Lebensweise und die Überwinterung des Igels. Eine Aufteilung der Sendung in
einzelne Sequenzen ist empfehlenswert.
Die Arbeitsblätter können zur Wissenskontrolle eingesetzt werden.
Links
Stammbaum und Familiengeschichte des Igels
http://www.pro-igel.de
Tiere im Winter: Der Igel
http://www.herz-fuer-tiere.de/info/heimische-wildtiere/der-igel-im-herbst-winter.html
Igel im Winter - So können Sie Igeln im Winter helfen
http://www.webheimat.at/aktiv/Haustiere/Archiv-Haustiere/Igel-Winter.html
© Bayerischer Rundfunk
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