Kapitel 9

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Kapitel 9
Geld und Geldpolitik
Geldangebot und Geldpolitik
9.1 Einführung
 9.2 Geld: was ist Geld? Wer produziert es?
 9.3 Kurzfristiges Gleichgewicht am
Geldmarkt
 9.4 Geldpolitik in der Praxis
 9.5 Finanzinstitutionen und monetäre
Steuerung

Einführung
Bisher Neutralität des Geldes
Aber: was ist Geld? Wer produziert es? Wie
geschieht das?
 Geld wird von Geschäftsbanken und Zentralbank
angeboten
 Geschäftsbanken bieten größeren Teil an, ZB soll
gesamtes Geldangebot kontrollieren





Ziele der ZB und wie diese erreicht werden
Steuerung der Geldmenge, wenn Großteil von GB geschaffen
Wie sichert die ZB die Integrität des Bankensystems unter
dessen inhärenter Fragilität?
Einführung
Hauptziel: Niedrige und stabile Inflationsrate
Aus Kapitel 8: In der langen Frist durch niedriges
Geldmengenwachstum!
 Kurz- und mittelfristig nicht so eindeutig
 Daher kurz- und mittefristig: Zwischenziele


– Wachstumsrate der Geldbasis
– Geldmarktzinssätze: kurz- und längerfristig
– Wechselkurse

Probleme der indirekten Kontrolle über Kosten der
Bankreserven: Inflationstargeting
Geld: Was ist Geld? Wer
produziert es?

9.2.1 Gelddefinitionen
–
–
–
–
–
– Gütergeld
– Papiergeld
– Buchgeld
– Plastikgeld
– E-Geld
Eine enge Definition
– M1 = Bargeld + Sichteinlagen bei Banken
Breitere Abgrenzungen (EZB seit 2006)
M2 = M1 + Termineinlagen bis 2 Jahre + Spareinlagen mit
gesetzlicher Kündigungsfrist
M3 = M2 + Repogeschäfte, Geldmarktfondsanteile,
Geldmarktpapiere
M0 = Bargeld + Einlagen der Geschäftsbanken bei Zentralbank
Geld: Was ist Geld? Wer
produziert es?

9.2.2 Die Geldmacher: Zentralbank (ZB)
und Geschäftsbanken (GB)
– Münzen und Banknoten (gibt ZB aus) nur
geringer Teil von M1-M3
– Modernes Geld Kreation privater Institutionen
– Private Geldschöpfung unter staatlicher
Kontrolle
Geld in drei Ländern und in
der Eurozone, 2011
Geld: Was ist Geld? Wer produziert
es?
Zentralbank = öffentliche Institution mit einem
exklusiven Gesetzesauftrag die Geld- und
Kreditschöpfung zu kontrollieren
 Zentralbank war ursprünglich Bank der
Banken und Wechselclearingstelle (1668:
Svenska Riksbank)
 ZB steuert Euro-Angebot indirekt

– M1, M2 oder M3 entsteht bei der Kreditgewährung von
Geschäftsbanken an Nichtbanken
– Zentralbank schafft M3 durch Bargeldumlauf und Einlagen der
Geschäftsbanken bei Zentralbank: M0
– Zentralbank kontrolliert private Geldschöpfung über Bankreserven
Geld: Was ist Geld? Wer
produziert es?

Geschäftsbanken
– Finanzintermediation (Einlagen von
Nichtbanken und Kredite an Nichtbanken)
– Sichteinlage: Verbindlichkeit mit kurzer
Laufzeit
– Sichteinlagen werden als Kredite mit längerer
Laufzeit verliehen (Fristentransformation)
– Fristentransformation ist riskant
Aktiva
Devisen
Tab. 9.2: Die Bankenbilanzen
Passiva
Konsolidierte Staatsund privater Nicht-Bankensektor
Einlagen
der
Geschäftsbanken
Kredite an
Geschäftsbanken
Banknoten
bei Nichtbanken
Forderungen
gegenüber
Staat
Reinvermögen
Einlagen des
Staates
Geschäftsbanken
Aktiva
Passiva
Banknoten bei
Nichtbanken
Einlagen der
Privaten
Staatliche und
private Schuld
Passiva
Überschussreserve und Einlagen
bei ZB
Verbindlichkeiten
gegenüber ZB
Kredite
Einlagen der
Privaten
Wertpapiere
Aktiva
Reinvermögen
Einlagen des
Staates
Realvermögen,
inkl.
Reinvermögen
des
Bankensektors
Reinvermögen
Geld: Was ist Geld? Wer
produziert es?
Geldschöpfung durch Kreditgewährung der
GB an Nichtbanken
 Geschäftsbanken zahlen in einem Geld aus,
das sie selbst nicht schaffen können:
Bargeld und Einlagen bei ZB
 Dadurch ist private Geldschöpfung nach
oben begrenzt und kann durch ZB
kontrolliert werden

Fig. 9.02
Der Geldschöpfungsmultiplikator
1000
Loan
Reserves
900
Loan
810
Loan
etc.
Reserves
100
90
etc.
Geld: Was ist Geld? Wer
produziert es?

9.2.4 Steuerung des Geldangebots durch ZB
– GB halten Sichteinlagen statt Bargeld bei ZB
– Bankreserven = Bargeld im Banktresor
+ Einlage bei ZB
– Monetäre Basis M0 = Bargeldumlauf
+ Bankreserven
– Reservequotient (Reservesatz) rr: Anteil der
Bankreserven (RR) an Einlagen der Nichtbanken D
– RR = rr*D
Table 9.02
Reserve ratio requirements in selected countries
Country
Deposits subject to
reserve requirements
Compulsory
reserve ratio
requirement
Denmark
Short-term (one month) liabilities
Total liabilities
Czech Republic
Deposits of less than two-year
maturity
Euro area
Deposits up to 2 years maturity
Hungary
All deposits
5%
Poland
All deposits
3.5%
Sweden
None
Switzerland
None
UK
None
USA
“Transaction accounts” in excess of
$44m
15%
10%
2%
2% (1%
10%
Fig. 9.03
Reserves-money stock link
Reserves
change in reserves
Deposits
change in
deposits
Geld: Was ist Geld? Wer
produziert es?

Zentralbank und Geldbasis M0
M 0  BU  RR, BU  cc  M 1  M 3
BU  Bargeldumlauf, cc  Bargeldumlaufquote
RR  Einlagen der Geschäftsbanken bei ZB

Geldschöpfung durch Kredite d. Geschäftsbanken
– Bankreserven = „Geld“ der Banken zur Abwicklung der
Transaktionen untereinander und mit ZB
– Freiwillige vs. gesetzlich vorgeschriebene Reserven:
R  rr  D, D  Sichteinlagn der Nichtbanken
bei Geschäftsbanken
Geld: Was ist Geld? Wer
produziert es?

Geldschöpfungsmultiplikator
M 1  BU  D  cc  M 1  D  D  1  cc   M 1
M 0  cc  M 1  rr  D  cc  M 1  rr  1  cc   M 1

M1
1

m
M 0 cc  rr 1  cc 
Geld: Was ist Geld? Wer
produziert es?
Tab. 5.8 Empirische Werte für Bargeldquote und Geldschöpfungsmultiplikatoren
Japan
USA
Eurozone
UK
M0
M2
(in % des BIP) (in % des BIP)
20,2
135,6
6,8
58,3
7,2
72,3
4,6
58,3
Quelle: Burda und Wyplosz (20054, 2007)
Multiplikator
M2/M0
6,7
8,6
10,1
6,7
Bargeld
(in % von M2)
11,0
10,7
7,4
11,0
9.3 Kurzfristiges Gleichgewicht
am Geldmarkt

Unterscheide:
– Makroökonomischer Geldmarkt
– Interbankenmarkt (offener Markt) in ZB-
Reserven
– Kreditzinssatz = EONIA (European Overnight
Interest Average) + Risikozuschlag
Zinssätze im Euroraum,2007-2011
Fig. 9.6
% per annum
Misstrauen am Eurointerbankenmarkt
(3-Monate Zinssätze)
© Oxford University
Press, 2012. All rights
reserved.
Source: www.euribor-ebf.eu
9.3.2 Geldnachfrage





Nichtbanken: Haushalte und Firmen brauchen
Geld um tägliche Transaktionen abwickeln zu
können
Um diesen Geldbedarf decken zu können,
schaffen GB Geld durch Kreditgewährung
Dafür brauchen sie selbst ZB-Geld von anderen
Banken oder als Bankensystem von ZB
Geldnachfrage der Nichtbanken Md 
Geldnachfrage der GB nach M0!
Md = k(i) PY M0d = (1/m) k(i) PY
Fig. 9.06
Interbank rate
Geldnachfrage der Nichtbanken impliziert
abgeleitete Nachfrage der Banken nach M0
D
M0
Fig. 9.06
Angebot an M0 wird durch Zentralbank bestimmt
Interbank rate
M 0s
A
D
M0
Fig. 9.06
Wenn die ZB auf eine Nachfrageerhöhung nicht
reagiert...
M0
s
Interbank rate
C
A
D
D
M0
Fig. 9.06
Wenn ZB den Zinssatz konstant halten möchte...
Interbank rate
M 0s M 0s 
A
B
D
D
M0
Fig. 9.06
In Wirklichkeit kann die ZB jeden Punkt auf der
Geldbasisnachfragekurve wählen…
Interbank rate
C
A
B
D
D
M0
M3-Wachstum im Euroraum: 1999Nov.2013
EZB Zinssätze (1999-2011)
Aktuelle Interbanken- und
EZB-Zinssätze
Geldpolitik in der Praxis: EZB
Instrumente
• Hauptrefinanzierungsinstrument
• Ständige Fazilitäten
• Mindestreservesätze
Targets (Zwischenziele)
• Langfristige Geldmarktzinssätze
• Geldmengenaggregate (M1, M2, M3…)
• Wechselkurse
• Inflationsraten
Objectives (Ziele)
• Preisstabilität (Hauptziel)
• Kurzfristiges Wirtschaftswachstum (Nebenziel)
• Wechselkursstabilität (Nebenziel)
Fig. 9.01
Geldpolitik in der Praxis

Ziel: Preisniveaustabilität (Maastricht 92)
„Das primäre Ziel der EZB ist die Wahrung der Preisniveaustabilität.
Unbeschadet des Ziels der Preisniveaustabilität soll die EZB die
allgemeine Wirtschaftspolitik der Gemeinschaft im Hinblick auf die
Gemeinschaftsziele unterstützen“ (Art. 105)
Preisniveaustabilität = Jährlicher Anstieg der Inflationsrate von weniger
als 2% mittelfristig

Zwischenziele
– Wachstumsrate M3: 1. Pfeiler
– Wechselkurs des €: 2. Pfeiler
Fig. 9.10
Zwei mögliche geldpolitische Strategien
Interest rate
SM
Si
D
M
Fig. 9.10
Inflation in OECD Countries,
1969-2010
© Oxford University
Press, 2012. All rights
reserved.
Source: OECD Economic Outlook
Geldpolitik in der Praxis
1950er und 1960er Jahre: niedrige und stabile
Zinssätze
 Hohe Inflation in 1970er Jahren
 Gegenmaßnahme: Geldmengensteuerung
(monetary targeting)
 In späten 1980er und anfänglichen 1990er
Übergang zum inflation forecast targeting

– Welche Geldmenge?
– m zunehmend instabil
Fig. 9.12
Inflationsprognose, Svenska
Riksbank
© Oxford University Press, 2012. All rights reserved.
Source: Monetary Policy Update, Riksbank, Dec. 2011
Geldpolitik in der Praxis

Taylor-Regel
ii
Y Y 

       b
,
Y
  1.5,b  0.5
Fig. 9.13 (b)
Taylor Rule: Eurozone
© Oxford University
Press, 2012. All rights
reserved.
Sources: OECD, Econ. Outlook; IMF, Int. Fin. Statistics
Fig. 9.13 (f)
Taylor Rule: Schweiz
© Oxford University
Press, 2012. All rights
reserved.
Sources: OECD, Econ. Outlook; IMF, Int. Fin. Statistics
Geldpolitik in der Praxis

Typen von Offen-Markt-Politik (Offener Markt)
– Wöchentliche Auktionen von kurzfristigen (eine Woche)
Krediten der ZB an GB, durch Schatzwechsel und
Schatzanweisungen gesichert, zum vorher angekündigten
Mindestbietsatz
– Längerfristige (1 Monat) Refinanzierung
– Fine-Tuning und Strukturanpassungen
– Standing facilities, deren Zinssätze eine Ober- und
Untergrenze für Geldmarktzinssatz EONIA (euro overnight
index average) setzen
Finanzinstitutionen und ZBKontrolle

9.5.1 Banken-Aufsicht durch ZB
– Informationsasymmetrie zwischen Geldverleiher und
Kreditnehmer
– Zusammenbruchsrisiko des Bankensystems (MultiBanken-System): Systemisches Risiko

Banken halten untereinander Verbindlichkeiten
– Ziele der Bankenregulierung


Verhinderung von Krediten an Kunden, die ihre finanzielle
Situation nicht wahrheitsgemäß darstellen
Sicherung der Bankeinlagen
Einlagenabsicherung (€)
Einlagenabsicherung
Austria
Belgium
Denmark
Finland
20 000
20 000
40 000
25 000
France
Germany
Greece
Ireland
60 000
90% up to ceiling 20 000
20 000
90% up to ceiling 20 000
Einlagenabsicherung
Iceland
Italy
Netherlands
Norway
Portugal
Sweden
Spain
UK
20 000
103 000
20 000
250 000
000
250
25 000
25 000
20 000
90% up to ceiling 22 000
Finanzinstitutionen und ZBKontrolle

9.5.2 Lender of the last resort
– ZB sucht Bankenzusammenbrücke durch
Liqiditätsaushilfen zu verhindern
– Ziel wie bei Einlagenabsicherung: Verhinderung von
Kundenpanik
– ZB steht moral hazard (moralisches Risiko) gegenüber:
Liquiditätsaushilfe verstärkt Bereitschaft zur Vergabe
riskanter Kredite

Bagehot-Grundsätze
– Kredite nur gegen marktfähige Sicherstellungen
– Genügend Kredite zu über Marktzins liegendem Zinssatz
– Bankrotte Banken liquidieren zu Lasten der Eigentümer
Finanzinstitutionen und ZBKontrolle

9.5.3 Angemessene Eigenkapitalausstattung
– Konsequenzen der finanziellen Integration der
siebziger und achtziger Jahre


Systemisches Risiko internationalisiert
Internationaler Wettbewerb um Kunden
– Gegenmaßnahmen
 Angemessene Eigenkapitalaustattung (Verhältnis
Eigenkapital zu gesamtem riskanten Vermögen)
(Basel I)
Reserve- und Eigenkapital-Quotienten
Typische Geschäftsbank, €A
Aktiva
Passiva
Bankreserven bei ZB
Einlagen
Kredite und Obligationen
Reinvermögen
Weg1 (primäre) Kapital
Weg 2 (Sekundäres) Kapital
Primäres Eigenkapital/Riskantes Vermögen = min 8%
Finanzinstitutionen und ZBKontrolle

9.5.4 Technische Innovationen im
Bankensystem und Bankenaufsicht
– Ziele von Finanzinnovationen: Kostensenkung
und Entkommen der Bankenaufsicht
– Mögliche Konsequenz: Sicherheit des
Bankensystems sinkt, weil



Bankenaufsicht weniger wirksam
Banken hochriskante Projekte umsetzen
Prominente Banken zusammenbrechen
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