Elternmappe - Barmherzige Brüder

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FLIP EINFÜHRUNG
Familienzentriertes
Linzer InterventionsProgramm
FLIP Familienzentriertes Linzer InterventionsProgramm
Das Familienzentrierte Linzer Interventionsprogramm (FLIP) wurde für Familien mit
Kindern mit Hörbehinderung entworfen. Die vorliegenden Elternunterlagen sollen
Hilfe und Unterstützung zu einem selbstbestimmten Umgang mit der Behinderung
geben.
Einführung
Die familienzentrierte Therapie hörbehinderter Kinder wurde 2008/09 vom
Frühtherapieteam des Pädoaudiologischen Beratungs- und Therapiezentrums des
Instituts für Sinnes- und Sprachneurologie (Krankenhaus der Barmherzigen Brüder
Linz), in Anlehnung an das erfolgreiche CHIP Programm in den USA (Colorado Home
Intervention Program), entwickelt.
Ziel ist es, mit den Eltern gemeinsam eine hohe Kommunikationskompetenz mit
ihrem hörbehinderten Kind zu entwickeln. Das interdisziplinäre Team des Pädoaudiologischen Beratungs- und Therapiezentrum soll begleiten, unterstützen und die
Familie fachlich kompetent machen.
Das Programm wird für Familien mit hörbehinderten Säuglingen und Kleinkindern
angeboten. Es ist familienzentriert, d.h. die frühe Intervention findet zu Hause in
gewohnter Umgebung statt. Die Familie steht also im Mittelpunkt des Programms.
Eltern sind die besten Förderer ihrer Kinder, wenn sie fachlich beraten und unterstützt werden.
Die FLIP-Therapeutin, die die Familie besucht, entwirft mit der Familie ein individuelles Programm, das den Bedürfnissen und den Möglichkeiten der Familie entspricht. Das Förderprogramm startet möglichst unmittelbar nach der Diagnosestellung. Ziel ist ein Erstkontakt zwischen Eltern und der Frühtherapeutin innerhalb
von 48 Stunden nach der Diagnoseeröffnung „Ihr Kind ist hörbehindert“.
Studien des Home Intervention Programs in Colorado bestätigen die Wichtigkeit der sehr
frühen Intervention. Fördermaßen, die vor dem 6. Lebensmonat eingeleitet werden, ermöglichen eine weitaus bessere sprachliche Entwicklung als spätere Interventionen.
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Die kurze Zeit, die uns für einen möglichst natürlichen Spracherwerb zur Verfügung steht,
muss unbedingt effizient genutzt werden. Diese Phase ist somit entscheidend für die spätere Schul- und Berufswahl. Aber auch das Gelingen der Integration ist abhängig von einer
guten Kommunikationsfähigkeit des hörbehinderten Kindes.
FLIP beinhaltet folgende Bausteine:
Logopädische, familienzentrierte
Unterstützung in der Ver-
Intervention zu Hause,
wendung von Hörhilfen
d.h. mit Ziel der Befähigung der
Eltern zu optimaler Kommunikation
mit ihrem Kind
Unterstützung und Orientie-
FLIP
rung im Netzwerk „Hörbehinderung“:
Diagnosegeleitete Förderung,
angepasst an die besonderen
Elternselbsthilfegruppe,
Akustiker, HNO-Abteilungen,
Kindergärten, Schulen, Sonder-pädagogisches Zentrum...
Bedürfnisse Ihres Kindes
 Beobachtungen der Eltern
 Beobachtungen
der Therapeutin
 Audiologische/audiometrische
Diagnostik
 Psycholinguistische Diagnostik
 Entwicklungsneurologische
Diagnostik
je nach Bedarf
 Ergotherapeutische Maßnahmen
 Psychologische Beratung und Betreuung
von Eltern und Kind
 Gebärdentraining mit einer Assistentin für
Visuelle Kommunikation (Native Speaker
der Gebärdensprache)
 Kontakt mit gehörlosen Erwachsenen
 Hilfe und Unterstützung in sozialen Fragen
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Erwartungen und Verpflichtungen
Die Familie und die Therapeutinnen gehen eine Partnerschaft ein. Um eine gute
Partnerschaft leben zu können, gibt es für beide Seiten Verantwortungen und
Pflichten.
Die FLIP-Koordinatorin ist verantwortlich für:
Die Aufnahme der Familie in das Förderprogramm
Fachlichen Austausch mit der Therapeutin
Besondere Fragestellungen oder Beschwerden der Familien
Die FLIP- Therapeutin ist verantwortlich für:
Die Anleitung der Eltern zur Förderung des Kindes
Umfassende Wissensvermittlung an die Eltern
Die Dokumentation der Entwicklung des Kindes
Die Organisation der erforderlichen Abklärungen und Entwicklungskontrollen
Hilfe bei der Kontaktnahme mit Betroffenen
Die Familie ist verantwortlich für:
Mitarbeit und Umsetzung des Programms
Teilnahme an allen Untersuchungen
Ihr Flip-Therapeuten-Team
Verlässliche Absage der Therapie bei Krankheit
(möglichst mindestens
24 Stunden vorher)
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Ihr Expertenteam
Sie werden vorerst ein großes Team von Experten benötigen, um eine möglichst
große Unterstützung für sich und ihr Kind zu bekommen.
Entscheiden Sie sich für Ärzte, Audiologen/Audiometristen, Akustiker und Therapeuten, die Erfahrung mit Hörstörungen und im Speziellen Erfahrungen mit Säuglingen und Kleinkindern haben.
Sie sollen das Gefühl vermittelt bekommen, vertrauensvoll angenommen und beraten zu werden. Sie, als Eltern, sollen aktiv Entscheidungen für Ihr Kind treffen dürfen. Ihre Meinung ist wichtig und muss akzeptiert werden.
Da Sie von einigen Experten über eine längere Zeit begleitet werden, ist es wichtig,
eine gute offene Gesprächsbasis zu finden. Wenn Ihr Kind älter wird und sich weiterentwickelt, wird sich auch das Team um ihre Familie ändern. Manche Experten
werden nicht mehr gebraucht, andere werden dazukommen.
Für die Entwicklung Ihres Kindes ist es wichtig, dass Sie den Teammitgliedern Vertrauen entgegenbringen. Wenn das nicht der Fall ist, bitten wir Sie um Rückmeldung, um eine gemeinsame Lösung des Problems zu suchen.
Mit welchen Berufsgruppen werden sie Kontakt haben?
FLIP-Therapeutin/Logopädin
Sie fördert und unterstützt die Familie auf dem Weg zur erfolgreichen Kommunikation. Sie gibt Anleitungen und Tipps für den Spracherwerb und die Kommunikation,
die Hörentwicklung und die Verwendung von Hörhilfen oder auch Hilfestellung für
die richtige Nahrungsaufnahme.
FLIP- Koordinatorin
Hier erfolgt die Aufnahme in unserem Institut. Die Koordinatorin ist Anlaufstelle für
alle Fragen, aber auch für Beschwerden.
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Assistentin für visuelle Kommunikation
In unserem Pogramm hat Kommunikation einen sehr hohen Stellenwert. Deshalb
steht Ihnen auch eine Muttersprachlerin der Gebärdensprache für Hausbesuche oder im Zentrum Bischofstraße zur Verfügung. Unser „Native Speaker“ lehrt Sie
Sprachstrategien, und die Umsetzung dieser Strategien in den Alltag, damit Kommunikation von Anfang an gelingt.
Audiologin
Die Audiologin führt Hörtests durch und überprüft die Hörhilfen auf ihre Effizienz.
Wenden Sie sich nur an eine Audiologin/einen Audiologen, der Erfahrung mit dem
Umgang mit Babies und Kleinkindern hat. An den CI- Zentren führt die Audiologin/der
Audiologe
auch
die
Sprachprozessoranpassung
nach
Cochlear-
implantationen durch.
HNO-Arzt
Der HNO Arzt bestätigt den Hörverlust, nachdem er verschiedene Hörtestungen
durchgeführt hat. Er empfiehlt und verschreibt die erforderlichen Hörhilfen. Regelmäßige HNO-fachärztliche Kontrollen sind außerdem wichtig, um Veränderungen
des Hörvermögens und Schallleitungsprobleme (im Mittelohr) rasch zu erkennen
und gegebenenfalls zu beheben (z.B. durch die Entfernung von Ohrenschmalz).
Klinischer Linguist
Klinische Linguisten führen Untersuchungen des Sprachentwicklungsstandes sowie
der Sprach- und Hörverarbeitung Ihres Kindes durch, um so die Fördermaßnahmen
optimal an die Voraussetzungen Ihres Kindes anpassen zu können.
Entwicklungsneurologe/Neuropädiater
Entwicklungsneurologen führen Kontrollen der Lern- und Denkentwicklung, der motorischen Fertigkeiten und der psychischen und sozialen Befindlichkeit Ihres Kindes
durch.
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Wichtig ist, dass Ihre Familie von Experten betreut wird, die mit Hörbehinderung
und den Folgen derselben gut vertraut sind. Dies gilt auch für Physiotheraupeutinnen
und
Physiotherapeuten
oder
Ergotherapeutinnen
und
-
therapeuten.
Ihr Expertenteam - Kontakte
Um sich möglichst oft und genau austauschen zu können sind die folgenden Kontakte sehr hilfreich.
Institut für Sinnes- und Sprachneurologie
Adresse: Bischofstraße 11
Telnr.
0732 7897 24900
E-mail:
[email protected]
Fax: 0732 7897 24979
Erreichbarkeit: Mo – Do 8.00-18.30 Uhr, Fr 8.00-13.00 Uhr
FLIP Therapeutin
______________________________________________________
Adresse
______________________________________________________________
Telnr.
______________________________________________________________
E-mail
______________________________________________________________
Erreichbarkeit:
______________________________________________________
Audiologin/Audiologe ____________________________________________________
Adresse
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Telnr.
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E-mail
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Erreichbarkeit:
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Familienzentriertes
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Akustiker
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Adresse
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Telnr.
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E-mail
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Erreichbarkeit:
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Assistentin/Assistent für visuelle Kommunikation ___________________________
Adresse
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Telnr.
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E-mail
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Erreichbarkeit:
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Klinische Linguistin/Klinischer Linguist ____________________________________
Adresse
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Telnr.
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E-mail
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Erreichbarkeit:
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HNO Fachärztin/Facharzt ________________________________________________
Adresse
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Telnr.
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E-mail
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Erreichbarkeit:
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FLIP EINFÜHRUNG
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Sonstige
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Adresse
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Telnr.
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E-mail
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Erreichbarkeit:
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Sonstige
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Adresse
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Telnr.
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E-mail
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Erreichbarkeit:
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Sonstige
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Adresse
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E-mail
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Erreichbarkeit:
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Adresse
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E-mail
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FLIP HÖREN
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Das Hören
Das folgende Kapitel gibt Ihnen wichtige Information über gesundes und beeinträchtigtes Hören, über verschiedene Verfahren der Hörtestung und schließlich
über technische Hörhilfen.
Wussten Sie, dass von tausend Neugeborenen zwei bis drei Babys unter einem
Hörverlust leiden?
Eine Diagnose mit Konsequenzen, denn das Hörvermögen ist enorm wichtig für die
gesunde Entwicklung Ihres Kindes. Ein Blick auf die Funktionsweise des Ohrs erklärt
besser, wie es zu einem Hörverlust kommen kann.
Wie hören wir?
Das Ohr
Das menschliche Ohr besteht aus drei Bereichen: dem Außen-, Mittel- und Innenohr. Der
ankommende Schall wird im Außen-ohrbereich
von der Ohrmuschel gesammelt und über den
äußeren Gehörgang ins Mittelohr geleitet. Erreicht der Schall das Trommelfell, eine flexible, runde Membran, beginnt diese zu vibrieren.
Die Bewegungen des Trommelfells schicken
den Schall ins Mittelohr weiter, das mit Luft gefüllt ist. Dort befinden sich die
kleinsten Knochen des menschlichen Körpers: Hammer, Amboss und Steigbügel. Sie
bilden die sogenannte Gehörknöchelchenkette. Diese wandelt Schallwellen in mechanische Energie um, die durch das sogenannte “ovale Fenster” ins Innenohr geleitet werden.
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FLIP HÖREN
Der Hörvorgang - Wie unsere Ohren hören!
Was ist ein Geräusch?
Geräusche sind überall um uns herum. Menschen
machen Geräusche. Tiere machen Geräusche. Es
gibt überall Geräusche. Geräusche sind innerhalb
von Häusern und auf Straßen und Feldern.
Geräusche bewegen sich, wir können sie aber nicht
sehen. Sie bewegen sich durch die Luft wie der
Wind. Sie bewegen sich auf und ab. Sie bewegen sich
wie eine Welle.
Deine Ohren bestehen aus vielen Teilen. Die Ohrmuscheln kannst du sehen.
Was aber passiert mit den Geräuschen, den Stimmen
und Musik, nachdem sie in Deinen Ohren angekommen sind?
Wie dein Ohr funktioniert!
Jemand ruft „Hallo“! Die Welle mit dem Wort „Hallo“ bewegt sich zu Deinen Ohren. Sie fliegt mitten in die Löcher im Ohr und
wandert dann einen Tunnel, den Gehörgang, entlang.
Das Ende des Gehörgangs ist verschlossen und zwar
durch das Trommelfell.
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FLIP HÖREN
Das Trommelfell ist über das Ende dieses Tunnels
gespannt. Wenn die Welle am Trommelfell ankommt, bewegt sich das Trommelfell wie ein Trampolin, auf und ab. (Bild)
Auf der anderen Seite des Trommelfells sind ganz
kleine Knöchelchen – die Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel. Diese kleinen Knöchelchen sind mit dem Trommelfell verbunden. Sie
bewegen sich auch hin und her und helfen dabei
mit, die Wellen weiterzutragen.
Der unsichtbare Teil Deiner Ohren ist etwas ganz Besonderes. Dieser lässt Dich die
Geräusche hören. Dieser Teil nennt sich Cochlea.
Cochlea ist ein griechisches Wort.
Es bedeutet Schnecke. Diese Cochlea in unseren Ohren sieht aus wie
ein winziges Schneckenhaus. Sie ist
so klein wie eine Erbse.
Wie funktioniert nun die Cochlea?
Die Cochlea hat drei Tunnel – einen
oberen, einen mittleren und einen unteren.
Hier siehst du eine Vergrößerung des mittleren Tunnels.
In ihm kommen die Geräusche an. Du siehst viele kleine
Haare. Jedes einzelne Haar ist mit dem Hörnerv verbunden.
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FLIP HÖREN
In unserem Beispiel schlängelt sich die Welle für das Wort „Hallo“ durch den Wald
der kleinen Haare.
Dabei beugen sich einige der kleinen Härchen –
manche sehr stark und andere nur ganz sanft. Bei
anderen Wörtern werden wieder andere Härchen
berührt.
Die Bewegungen der kleinen Haare werden an den
Hörnerv weitergeleitet. Wie auf einer Autobahn
gelangt das Wort „Hallo“ nun blitzschnell zu Deinem Gehirn.
Dein Gehirn sagt Dir dann, dass Du etwas hörst:
nämlich, dass jemand „Hallo“ zu Dir gesagt hat.
Die Entwicklung des Hörsinns
Schon im Mutterleib nimmt ein Kind Klänge von außen wahr. Ab der 24. Schwangerschaftswoche reagiert es bereits auf das, was es hört. Die Reifung und Ausdifferenzierung der Hörbahnen erfolgt jedoch erst nach der Geburt und wird durch akustische Reize angeregt.
Spielerischer Spracherwerb
Für die Sprachentwicklung eines Kindes ist es enorm wichtig, dass es akustische
Signale wahrnimmt.
Kultur- und sprachübergreifend weisen Kinder in der ersten Spracherwerbsphase –
der sogenannten Babbel- oder Lallphase – die gleichen phonetischen Lautbildungsmuster auf. Im Alter von vier bis sechs Monaten nimmt der Hörsinn aktiv Einfluss
auf die Sprachentwicklung. Im sechsten Monat nach der Geburt beginnt normalerweise die zweite Stufe der Lallphase. Fängt ein Kind in diesem Alter nicht an, mit
Lauten zu experimentieren und erste Silben zu artikulieren, könnte ein Hördefekt
vorliegen. Hierin liegt die Gefahr: Selbst mit nur einer leichten Hörminderung
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FLIP HÖREN
könnte ein Kind schnell die Neugier verlieren, unterschiedliche Laute auszuprobieren und sich der Sprache spielend zu nähern. Die spielerische Annährung an seine
Ausdrucksformen und somit seine sprachliche Entwicklung wären enorm eingeschränkt.
Die Entdeckung der Welt
Doch nicht nur der Spracherwerb, sondern auch die geistige und persönliche Entwicklung eines Kindes hängen maßgeblich von seiner Hörfähigkeit ab. Von Geburt
an sprechen Eltern mit ihren Kindern. Ihre Stimme vermittelt Sicherheit und Wärme. Noch bevor ein Kind lernt, selbst zu sprechen, kann es genau unterscheiden,
ob es ermahnt, gelobt oder zu etwas ermuntert wird, weil es den Tonfall seiner
Eltern zu interpretieren lernt. Die Entdeckung der Welt vollzieht sich für ein Kind
hauptsächlich über den Hörsinn. Denn seine Fähigkeit zu sprechen und sich mit anderen auszutauschen, hängt von seiner Hörfähigkeit ab. Daher ist es besonders
wichtig, Hördefekte frühzeitig zu erkennen und behandeln zu lassen.
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FLIP HÖREN
Akustisches Verhalten von normalhörenden Säuglingen und Kleinkindern:
Alter in
zu erwartende Reaktion
Monaten
Wahrnehmungsschwelle in dB HL
Geburt –
3 Monate
Das ruhig schlafende Baby wacht durch plötzliche
Geräusche auf. Die Stimmen der Eltern besänftigen und beruhigen es wieder. Es gibt gurgelnde,
gurrende und lachende Laute von sich.
70-80 dB
3-6
Monate
Das Kind bewegt die Augen und dreht den Kopf,
um zu sehen, woher die Klänge stammen, die es
hört. Es reagiert auf die Stimmen seiner Eltern
und gibt eine Reihe von Lalllauten von sich. Es
imitiert erste Laute wie „oh“ und „ba-ba“ und
verändert die Tonhöhe der Stimme. Spielzeuge,
die Geräusche machen, sind jetzt besonders interessant. Gleichzeitig beginnt das Kind, seine Umgebung und andere Menschen wahrzunehmen.
40-60 dB
6-10
Monate
Das Kind dreht sich selbständig und versucht,
Schallquellen außerhalb seiner Sichtweite zu entdecken. Es reagiert auf seinen Namen, das Telefonklingeln und sobald es Stimmen – selbst in
lauter Umgebung - hört. Es versteht das Wort
„nein“ und andere häufig benutzte Wörter. Das
Kind macht Töne mit steigender oder fallender
Modulation und lauscht, wenn es Musik oder Gesang hört.
30-40 dB
10-15
Monate
Das Kind kann eine hinter ihm befindliche Geräuschquelle finden und reagiert jetzt auch auf
entfernte Geräusche. Es imitiert einfache Laute
und Wörter, kann eine Vielzahl unterschiedlicher
Töne (auch Vokale und Konsonanten) machen und
reagiert durch Geplapper, wenn es angesprochen
wird. Nach Aufforderung zeigt es auf Gegenstände oder Personen und kann sich Wissen auch passiv aneignen, d.h. durch Zuschauen oder Nachmachen von Dingen, die nicht direkt mit ihm zu
tun haben.
20-30 dB
15-18
Monate
Das Kind hört aktiv zu und reagiert, wenn es aus
einem anderen Zimmer gerufen wird. Seine
Stimme klingt normal, und es beginnt, erste Worte zu formen. Das Kleinkind kann einfachen Anweisungen oder Hinweisen durch Deuten, gezieltes Blicken oder taktile Hilfe folgen. Es erkennt
Körperteile oder Spielsachen, wenn man es danach fragt, und zeigt darauf. Wenn es Musik hört,
wippt es dazu und wiederholt ihm vorgesprochene Wörter.
10-20 dB
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FLIP HÖREN
Ursachen einer kindlichen Hörstörung
Ist der Hörsinn ihres Kindes beeinträchtigt, versuchen Eltern sofort herauszubekommen, welche Ursachen dafür verantwortlich sein könnten.
Hierfür gibt es eine Vielzahl von Gründen. Die Hauptursachen sind Risikoschwangerschaften, verschiedene Infektionskrankheiten, die Einnahme von bestimmten Medikamenten oder der Missbrauch von Alkohol oder Drogen während der Schwangerschaft. Erberkrankungen und frühkindliche Hirnhautentzündung können ebenso
mögliche Ursachen für eine Hörstörung sein.
Risikofaktoren, die vor oder kurz nach der Geburt eine Rolle spielen können:
o Geburtsgewicht unter 1.500 g und/oder Geburt vor der 32. Schwangerschaftswoche
o Sauerstoffmangel oder Atemstillstand
o Verordnung von ototoxischen Medikamenten, also solchen, die das Innenohr
und/oder die zugehörigen Hirnnerven schädigen (Schleifendiuretica, Aminoglycoside)
o Mechanische Geburtsschäden
Bei rund 50% der Kinder mit einer Hörstörung tritt diese erst nach der Geburt
auf. Zum Beispiel:
o bei Säuglingen und Kleinkindern, die an bakterieller Meningitis oder Encephalitis
erkrankt sind
o nach einer schweren Masern- oder Mumpserkrankung
o nach Unfällen
o infolge einer Chemotherapie
o nach chronischen Ohrentzündungen
o bei Kindern, die an bestimmten Syndromen erkrankt sind (z.B. MoebiusSyndrom, Anthrogryposis multiplex u.a.)
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FLIP HÖREN
An eine mögliche Hörschädigung sollte man außerdem denken bei Kindern:
o mit schwachen bis schwerwiegenden Mittelohrmissbildungen (z.B. Franceschetti-Syndrom)
o mit zerebralen Bewegungsstörungen
o die keine Sprachentwicklung zeigen oder deren Sprachentwicklung ins Stocken
geraten ist
o die verhaltensauffällig werden, indem sie z.B. sehr laut, aggressiv oder vollkommen still sind
Diagnose
Neugeborenen-Hörscreening (NHS)
Ein bis zwei von 1.000 Neugeborenen kommen mit Hörverlust auf die Welt. Da ein
gesundes Gehör entscheidend für die geistige, emotionale und soziale Entwicklung
von Kindern ist, sollte ein angeborener Hörverlust so früh wie möglich diagnostiziert werden. Das Neugeborenen-Hörscreening (NHS) wird in der Regel einige Tage
nach der Geburt durchgeführt, bevor Mutter und Kind das Krankenhaus verlassen.
Es nimmt nur wenige Minuten in Anspruch und kann durchgeführt werden, während
Ihr Kind schläft oder still liegt.
Zum NHS gehört in der Regel die Messung otoakustischer Emissionen (OAE). Die
technischen Geräte, die beim Screening benötigt werden, arbeiten vollautomatisch
und können selbst von Laien bedient werden. Ein weiterer Vorteil: Die Testergebnisse liegen direkt nach der Messung vor.
Einige grundlegende Dinge muss man wissen, um die Ergebnisse interpretieren zu
können.
Wenn Sie ein normales Testergebnis erhalten haben:
Die äußeren Haarsinneszellen und die Gehörgänge funktionieren normal. Das NHS
gibt jedoch keinen Aufschluss über die Funktionalität des Hörnervs und die Verarbeitung von Schallsignalen im Gehirn. Allerdings treten Störungen in diesen Bereichen äußerst selten und in der Regel in Zusammenhang mit anderen Erkrankungen
auf.
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FLIP HÖREN
Wenn Sie ein Testergebnis erhalten haben, das von den Normwerten abweicht:
Wenn das Testergebnis Ihres Kindes Abweichungen von den üblichen Normwerten
aufweist, kann das ein Hinweis auf einen möglichen Hördefekt sein. Es gibt jedoch
eine Reihe von anderen Ursachen, die ebenfalls dafür verantwortlich sein könnten.
Wurde der Test zum Beispiel in den ersten drei Lebenstagen gemacht, könnte sich
noch Gebärmuttergewebe oder Fruchtwasser im Gehörgang Ihres Kindes befinden.
Vielleicht war aber auch die Testumgebung nicht ausreichend ruhig. In jedem Fall
sollten Sie die Ergebnisse sehr ernst nehmen und sich mit Ihrem Baby in zwei bis
drei Wochen zu einem zweiten Screening einfinden.
Wenn auch dieser Test Abweichungen von der Norm zeigt, müssen Sie einen Facharzt für Pädaudiologie, also einen Hals-Nasen-Ohren-Facharzt für Kinder, hinzuziehen, um weitere Hörtests zu machen.
In vielen Industrieländern wird das Hörvermögen von Kindern erneut bei den kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen überprüft. Sollten Sie als Elternteil oder Betreuer/-in dennoch den Eindruck haben, dass Ihr Kind unter Hörverlust leidet, verlieren Sie keine Zeit, einen Facharzt für Pädaudiologie oder eine pädaudiologische
Klinik aufzusuchen, um eine zuverlässige Diagnose stellen zu lassen. Eine schnelle
Reaktion kann entscheidend sein: Je eher ein Hörverlust behandelt wird, desto besser wird Ihr Kind damit leben und durch medizinische und technische Maßnahmen
ein erfülltes und sorgenfreies Leben führen.
Audiometrieverfahren
Wie lässt sich erkennen, inwieweit und wie stark ein Kind von einer Hörschädigung
betroffen ist? Die grundsätzliche Herausforderung für den behandelnden Kinderarzt
liegt darin, dass Säuglinge und Kleinkinder nicht so auf konventionelle Testverfahren reagieren können wie Erwachsene.
Es gibt dennoch verschiedene Methoden, um zu überprüfen, wo die Hörschwelle
Ihres Kindes liegt und wie stark es unter einem Hördefekt leidet. Einige dieser
Tests können durchgeführt werden, während Ihr Kind schläft. Die fachärztliche Betreuung stellt in jedem Falle sicher, dass keines der angewandten Verfahren für Ihr
Kind unangenehm ist.
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FLIP HÖREN
Das Testverfahren zur Überprüfung der Hörfähigkeit wird Audiometrie genannt.
Man unterscheidet subjektive, also solche, bei denen die Beteiligung Ihres Kindes
vonnöten ist, von objektiven, also eher medizinisch-technischen Messverfahren.
Zu den subjektiven Verfahren zählen:
Reflexaudiometrie
Visuelle Verstärkungsaudiometrie (VRA)
Spielaudiometrie
Tonaudiometrie
Sprachaudiometrie
Zu den objektiven Verfahren zählen:
Tympanometrie
Messung otoakustischer Emissionen (OAE)
Hirnstammaudiometrie (BERA)
In der Regel werden Verfahren aus beiden Gruppen miteinander kombiniert, um
eine möglichst zuverlässige Aussage über den Schweregrad der Hörschädigung treffen zu können.
Subjektive Audiometrie-Verfahren
Reflexaudiometrie
Die Reflexaudiometrie macht sich die frühkindlichen (neonatalen) Reflexe von Neugeborenen und Säuglingen zunutze, die sie acht bis 16 Wochen nach der Geburt
wieder verlieren. Die normale Hörschwelle von neugeborenen Kindern liegt bei
rund 80 dB HL. Während des Tests werden den Kleinkindern kurze, laute Geräusche
vorgespielt. Der Tester überprüft dabei, ob das Kind das übliche Reflex-Verhalten
zeigt.
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FLIP HÖREN
Visuelle Verstärkungsaudiometrie (VRA)
Auf den russischen Mediziner Pavlov geht das Prinzip der klassischen Konditionierung zurück, das für dieses Testverfahren grundlegend ist. Bei der VRA wird die
Reaktion Ihres Kindes auf ein Geräusch durch ein visuelles Signal verstärkt. Beispielsweise wird ihm eine Puppe aus der Richtung gezeigt, aus der ein Ton zu hören
ist.
Spielaudiometrie
Sobald die Kinder das Alter von zwei Jahren und älter erreicht haben, können sie
aktiver an den Testverfahren beteiligt werden. Die Spielaudiometrie lässt Ihr Kind
den Test als spielerische Situation erleben. Beispielsweise wird es aufgefordert, für
jeden Ton oder Klang, den es hört, z.B. ein Bauklötzchen in einen Korb zu werfen.
Der Test kann individuell an Ihr Kind angepasst werden: Je nachdem, wie alt und
groß es ist und wie es auf Kopfhörer reagiert, können die Testgeräusche über Lautsprecher oder Kopfhörer eingespielt werden. Bei Lautsprechern verkürzt sich die
Testzeit naturgemäß, da beide Ohren gleichzeitig getestet werden. Bedenken Sie
jedoch: Das Testergebnis ist dafür weniger genau und gibt nicht darüber Aufschluss, inwieweit sich die Hörschwelle Ihres Kindes auf beiden Ohren unterscheidet.
Tonaudiometrie
Dieses Testverfahren eignet sich für Kinder ab dem Alter von vier bis fünf Jahren.
Die Tonaudiometrie ist ein grundlegendes Hörtestverfahren, mit dem Art und Grad
eines Hördefekts festgestellt werden können. In der Regel bilden ihre Ergebnisse
die Basis für die fachärztliche Diagnose und die weitere Behandlung. Das Verfahren
ist einfach und effektiv: Zunächst werden Ihrem Kind über normale Kopfhörer - also
über den Luftleitungsweg - Töne vorgespielt, und es soll die Hand heben, sobald es
einen Ton hört. Auf diese Weise lässt sich die Hörschwelle für unterschiedliche
Tonfrequenzen bestimmen. Danach wird mit dem gleichen Prinzip die Knochenleitung im Ohr mithilfe von Knochenleitungskopfhörern getestet. Dieses zweite Verfahren lässt erkennen, ob es sich bei dem diagnostizierten Hördefekt um eine
Schallleitungsschwerhörigkeit (konduktiver Hörverlust) oder einen sensorineuralen
Hörverlust handelt.
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FLIP HÖREN
Sprachaudiometrie
Die oben beschriebenen Verfahren werden eingesetzt, um die Hörschwelle Ihres
Kindes zu bestimmen. Mithilfe der Sprachaudiometrie, bei der Wörter und Sätze
zum Testen benutzt werden, wird speziell die Hörschwelle für Sprachsignale ermittelt. Dieses Verfahren hilft, die bislang gestellte Diagnose zu überprüfen, unterschiedliche Hörsysteme miteinander zu vergleichen und die Anpassung der Hörsysteme zu kontrollieren. Je nach Alter und Sprachkompetenz Ihres Kindes gibt es unterschiedliche Testmaterialien, die ganz individuell zusammengestellt werden können.
Objektive Audiometrie-Verfahren
Um eine möglichst zuverlässige Aussage über Art und Grad einer kindlichen Hörschädigung treffen zu können, werden in der Regel subjektive mit objektiven Verfahren kombiniert. Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick über die bekanntesten objektiven Verfahren, die bei Hörtests von Kindern eingesetzt werden.
OAE: Messung otoakustischer Emissionen
Da sich das Kleinkind bei diesem Verfahren nicht aktiv beteiligen muss, wird die
OAE am häufigsten eingesetzt, um die Hörfähigkeit von Neugeborenen zu untersuchen. Der Test macht sich die Funktion der Haarsinneszellen im Innenohr zunutze,
die von den Schallsignalen bewegt werden. Die Schwingungen der Härchen erzeugen ein feines Geräusch – die otoakustischen Emissionen. Im Testverfahren wird
eine Sonde, in die ein winziger Lautsprecher integriert ist, in den äußeren Gehörgang eingeführt. Wenn der Testreiz, den die Sonde ins Ohr schickt, die Haarsinneszellen zum Schwingen bringt, kann das Mikrofon die otoakustischen Emissionen
messen – allerdings nur, wenn die Testumgebung vollkommen ruhig ist.
Sollten sich keine otoakustischen Emissionen messen lassen, bedeutet dies jedoch
nicht zwangsläufig, dass Ihr Kind unter Hörverlust leidet. Eine Reihe anderer Ursachen könnte dafür verantwortlich sein:
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FLIP HÖREN
o Die Testumgebung könnte nicht ruhig genug gewesen sein.
o Speziell bei Neugeborenen kann in den ersten drei Lebenstagen noch Gewebe
aus der Gebärmutter oder Fruchtwasser den Gehörgang blockieren.
o Eine Mittelohrentzündung oder eine gewöhnliche Erkältung können ebenfalls
kurzzeitig ein negatives OAE-Screening zur Folge haben.
Lassen sich hingegen otoakustische Emissionen messen, bedeutet dies, dass die äußeren Hörsinneszellen - mit möglicher Einschränkung - funktionstüchtig sind. Die
Einschränkung bezieht sich auf die Funktionalität des Hörnervs oder benachbarter
Hirnregionen, über die das OAE-Messergebnis keinerlei Rückschlüsse zulässt.
Aus diesem Grund werden im Rahmen einer Hirnstammaudiometrie die sogenannten akustisch evozierten Potentiale (AEP, wie z.B. ABR/BERA) gemessen, um die
Hörschwelle objektiv zu bestimmen.
Hirnstammaudiometrie
ABR (auditory brainstem responses) oder BERA (brainstem evoked response audiometry)
Für die Hirnstammaudiometrie existiert eine Reihe von Abkürzungen, die auf ihre
englischen Bezeichnungen zurückgehen. Mit diesem Verfahren kann die Hörschwelle
ohne die aktive Beteiligung Ihres Kindes gemessen werden. Es ist eine spezielle Enzephalografie (EEG), bei der die elektrischen Hirnströme Ihres Kindes gemessen
werden, während es schläft. Zu diesem Zweck werden ihm hinter den Ohren Elektroden aufgeklebt und Kopfhörer aufgesetzt. Während ihm Klicktöne als Testsignale
vorgespielt werden, messen die Elektroden, ob die Schallwellen als elektrische Impulse aus dem Innenohr im Gehirn ankommen. Ist die Signalübertragung gestört,
liegt ein Hinweis auf eine Hörminderung vor. Das Verfahren dokumentiert aber
nicht nur, ob die Testsignale richtig im Gehirn verarbeitet wurden, sondern misst
auch die Hörschwelle in unterschiedlichen Frequenzen. Die Länge der Untersuchung
hängt davon ab, wie viele Frequenzbereiche untersucht werden und wie lange Ihr
Kind schläft.
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Um eine zuverlässige Diagnose stellen zu können, bewertet der Arzt das aus der
Untersuchung resultierende Kurvendiagramm, welches ähnlich wie ein EEG gemessen wird. Aus der Form der Wellen bei unterschiedlichen Lautstärken wird die Hörschwelle des Kindes ermittelt.
Wie lese ich ein Audiogramm?
Die Ergebnisse eines Hörtests werden im Audiogramm festgehalten. Die Schwere
des Hörverlusts wird in genormten Frequenzen in dB/HL gemessen. Die im Diagramm eingezeichneten Kurven geben Aufschluss über die Abweichung der gemessenen Hörschwelle gegenüber einer normalhörenden Durchschnittsperson. Die Hörschwelle ist diejenige Lautstärke eines Tons, die ein Mensch gerade eben wahrzunehmen beginnt. Der Vergleichswert liegt immer bei 0 dB. Aufgrund individueller
Unterschiede gelten jedoch alle Ergebnisse bis 20 dB als normal.
Die Symbole auf dem Audiogramm zeigen die unterschiedlichen Hörergebnisse für
die Luft- und Knochenleitung in den genormten Frequenzen sowie die Unterschiede
zwischen rechtem und linkem Ohr. Im Audiogramm wird immer die unterste
Schwelle verzeichnet, ab der ein Ton von der Testperson wahrgenommen wird – die
individuelle Hörschwelle also.
Die „Sprachbanane“ zeigt die Lautstärken und Tonhöhen unterschiedlicher Anteile
eines Sprachsignals. Vokale haben eine geringe Frequenz und eine höhere Lautstärke. Konsonanten hingegen sind leiser
und besitzen eine höhere Frequenz.
Während Vokale die Lautstärke unserer
Sprache bestimmen, sind Konsonanten
sinntragende Einheiten. Was damit
gemeint ist, lässt sich gut erkennen,
wenn Sie z.B. die Worte „Haus“ und
„Maus“ im Schrift- und Klangbild vergleichen – die Vokale bestimmen die
Lautstärke, die Konsonanten verändern
die Bedeutung.
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Konduktiver Hörverlust (Schallleitungsschwerhörigkeit)
Ein konduktiver Hörverlust tritt auf, wenn Fehlbildungen im Außen- oder Mittelohr
oder eine Funktionsstörung vorliegen: Durch sie wird das Hörvermögen gemindert.
Ist eine vorübergehende Funktionsstörung der Grund für den Hörverlust, lässt er
sich oftmals durch operative Eingriffe und/oder die Gabe von Medikamenten behandeln.
Zu den häufigsten Gründen für konduktiven Hörverlust zählen:
o Verletzungen des Außenohrs
o Blockierung des Gehörgangs durch Cerumen (Ohrenschmalz) oder kleine Objekte
wie Essen, Perlen oder Insekten
o Infektionen des Außen- oder Mittelohrs, die mit Ohrausfluss einhergehen
o Perforation des Trommelfells
o angeborene Missbildungen (etwa durch Syndrome wie Down, Franceschetti,
Treacher-Collins oder Achondroplasie)
In diesem Audiogramm können Sie den konduktiven Hörverlust erkennen. Das Beispiel zeigt, dass das Innenohr der Testperson funktionstüchtig ist (jeweils obere
Linie im Audiogramm). Doch trotzdem hindert etwas den Schall daran, durch das
Außen-/Mittelohr ins Innenohr zu gelangen.
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Gerade bei Kindern wird ein leichter oder mittelschwerer Hörverlust oft durch Mittelohrentzündungen verursacht oder zusätzlich verschlechtert. Die medizinische
Behandlung oder ein kleiner chirurgischer Eingriff können diese Form von konduktivem Hörverlust beheben. Sollte sich die Mittelohrentzündung mit Ohrausfluss allerdings zu einer chronischen Erkrankung ausweiten und länger als nur ein paar Tage
oder Wochen bestehen, kann eine apparative Therapie hilfreich sein. Der Einsatz
eines Hörsystems kann in einem solchen Fall dazu beitragen, die Sprachentwicklung
Ihres Kindes aktiv zu unterstützen.
Der Hörverlust, den Sie oben sehen, verläuft im rechten Ohr im Bereich zwischen
30 und 50 dB HL und auf der linken Seite zwischen 35 und 45 dB. Dieses Kind wäre
somit nur noch in der Lage, Bruchteile eines normalen Gesprächs mit einer Lautstärke von 65 dB zu verstehen. Ein Normalhörender verfügt über einen Dynamikbereich von bis zu 65 dB zwischen der Hörschwelle (0 dB) und der durchschnittlichen
Gesprächslautstärke (65 dB). Unser Beispielkind hingegen verfügt lediglich über
einen Dynamikbereich von rund 20 dB. Die fehlenden 45 dB müssten also durch ein
Hörsystem ausgeglichen werden, um Sprachsignale und Klänge klar hörbar zu machen. Je nach der individuellen Diagnose bieten folgenden Systeme die nötige Unterstützung:
o Knochenleitungs-Hörsysteme: Vibrierende Signalwandler hinter dem Ohr, die am
Knochen mithilfe eines Bandes oder einer Halterung angebracht sind
o Knochenverankerte Hörsysteme: Vibrierende Hörsysteme, die durch Verschraubung mit einer hinter dem Ohr implantierten Schraube fest mit den Schädel
verbunden werden; eignen sich nur für Kinder, die ihren Kopf muskulär kontrollieren können und unter dauerhaftem Hörverlust leiden
o Konventionelle Hörsysteme: sind in vielen Fällen ungeeignet, weil sie sich bei
chronischer Mittelohrentzündung, Ohrausfluss und Missbildungen des Außenohrs
oder des äußeren Gehörgangs nicht optimal einsetzen lassen
Wenn das Innenohr keine Funktionsstörung aufweist, besteht die Aufgabe des Knochenleitungs-Hörsystems nicht darin, die akustische Umgebung zu verstärken. Es
sorgt vielmehr dafür, Klänge durch die Vibration des Schädels hörbar zu machen.
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Der Schädelknochen überträgt die Schallinformationen direkt ins Innenohr. Von
dort aus vollzieht sich der Hörprozess auf normalem Weg.
Sensorineuraler Hörverlust (Schallempfindungsschwerhörigkeit)
Diese am häufigsten auftretende Form des Hörverlusts hat ihren Ursprung im Innenohr oder entlang des Hörnervs. In der Regel liegt eine Schädigung des Innenohrs
(Cochlea = Schnecke) vor, bei der die Haarsinneszellen beschädigt sind und daher
die neuro-elektrischen Impulse nicht weiter zum Gehirn leiten können. Sensorineuraler Hörverlust kann sowohl angeboren sein als auch nach der Geburt auftreten.
Zu den häufigsten Ursachen des angeborenen sensorineuralen Hörverlusts zählen:
Erbfaktoren
Virale Infektionen
Frühgeburt
Geburtstraumata wie z.B. Hypoxie (drastischer Sauerstoffmangel und Erstickungsgefahr)
Tritt der sensorineurale Hörverlust nach der Geburt auf, kann dies eine Vielzahl
von Gründen haben, z.B.:
Reaktionen auf ototoxische Medikamente (also solche, die sich negativ auf den
Hörapparat auswirken)
Ohrinfektionen
Meningitis
Enzephalitis
Kopfverletzungen
Beeinträchtigungen durch konstanten starken Lärm
Das Audiogramm zeigt einen abfallenden Hörverlust, der in den niedrigen Frequenzbereichen bei 20 dB HL beginnt und in den höheren Frequenzen bis zu 75 dB
HL reicht. Die Messergebnisse sind für beide Ohren fast gleich. Ein herkömmliches
Hörsystem wäre bei einem derartigen Hörverlust die richtige Lösung.
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Übersteigt ein sensorineuraler Hörverlust in den sprachrelevanten Frequenzen Werte zwischen 80 und 90 dB HL, kann es schwierig werden, Sprache so zu verstärken,
dass sie verständlich wird. Der Grund dafür liegt in der Unbehaglichkeitsschwelle
von lauten Signalen: Obwohl das Kind in diesem Beispiel unter einem gravierenden
Hörverlust leidet, empfindet es laute Geräusche oft genauso unangenehm wie eine
normalhörende Person oder ist sogar noch empfindlicher gegenüber hohen Lautstärken. Die Herausforderung besteht also darin, das komplette Sprachspektrum in
den begrenzten Dynamikbereich des schwerhörenden Kindes zu integrieren. Umfasst dieser Bereich jedoch nur noch 10 bis 20 dB, können Hörsysteme meist keine
ausreichende Verstärkung mehr liefern.
In diesem Fall kann ein sogenanntes Cochlea-Implantat (CI) die beste Lösung sein.
Dieses kleine Implantat übernimmt die Funktion des Innenohrs, leitet Schallsignale
weiter und wandelt sie in elektrische Impulse um. Diese stimulieren den Hörnerv
und reizen den Hörprozess im Gehirn. Damit die dort ankommenden Schallsignale
richtig interpretiert werden können, ist es allerdings unerlässlich, dass das Kind
bereits früher Hörerfahrungen sammeln konnte oder das CI schon in den ersten Lebensjahren eingesetzt wird.
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Selbst unter idealen Bedingungen brauchen Patienten mit CI ein intensives Hörtraining und fortlaufende Unterstützung. Doch selbst dann gibt es keine Garantie, dass
ein Cochlea-Implantat bei allen Patienten die erhoffte Wirkung erzielt.
Kombinierter Hörverlust
Liegen die Messwerte für die Luft- und Knochenleitung über 20 dB HL und übersteigt die Differenz zwischen beiden 15 dB, spricht man von einem kombinierten
Hörverlust. Das heißt, der Hörverlust liegt sowohl im Innenohr (Cochlea) als auch
im Mittelohr/ Außenohr begründet. Diese Form des Hörverlusts wird je nach Grad,
anatomischen Gegebenheiten und anderen Einflussfaktoren behandelt. Für Kinder
mit dieser Diagnose können sich sämtliche Hörsysteme, die bereits vorgestellt wurden, eignen. Die individuelle Auswahl sollten Sie daher mit Ihrem Hörgeräteakustiker treffen:

Konventionelle Hörsysteme

Knochenleitungs-Hörsysteme

Knochenverankerte Hörsysteme (BAHA)

Cochlea-Implantate (CI)
Die richtige Lösung hängt vom Anwendungsbereich jedes einzelnen Hörsystems und
dem Schweregrad des jeweiligen Hörverlusts ab.
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Behandlung
Für Eltern ist es schwer, wenn sie erfahren, dass ihr Kind unter einem Hörverlust
leidet. Sie müssen diese Erkenntnis nicht nur emotional bewältigen, sondern sich
mit den praktischen Aspekten auseinandersetzen, die nun auf sie und ihr Kind zukommen. Die Auswahl des passenden Hörsystems und seine individuelle Anpassung
sind dabei besonders wichtig, weil sie den Grundstein zu einem aktiven Leben für
ihr Kind legen.
Nachdem bei Ihrem Kind ein Hörverlust diagnostiziert wurde, ist eine gründliche
audiologische Untersuchung vonnöten, um Art und Grad des Hörverlusts festzustellen. Durch sie kann bestimmt werden, worin die Ursache für die Erkrankung liegt
und welches die richtige Behandlungsmethode für Ihr Kind ist.
Hörsysteme:
Hörgeräte
In der Regel bekommt Ihr Kind ein Hörsystem verordnet, das unauffällig hinter dem
Ohr sitzt (HdO).
Zunächst muss dafür ein Ohrabdruck genommen werden, nach dem die sogenannte
Otoplastik hergestellt wird. Die Otoplastik ist das Ohrpassstück, das der Hörgeräteakustiker als Plastik von Gehörgang und Ohrmuschel anfertigt. Sie sorgt für den
richtigen Sitz des Hörsystems im Ohr Ihres Kindes. Das Verfahren ist weder
schmerzvoll noch unangenehm für Ihr Kind und nimmt auf jeder Seite etwa 5 Minuten in Anspruch.
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Wenn die maßangefertigte Otoplastik ein paar Tage später fertig ist, wird das Hörsystem angepasst. Für Kinder ist die Auswahl des richtigen Hörsystems noch wichtiger als für Erwachsene, da ihre individuelle Entwicklung sehr stark davon abhängt,
wie gut es angepasst wurde. Aus diesem Grund wird in den meisten Ländern eine
vergleichende Hörsystemeanpassung vorgeschrieben, die es Ihnen erlaubt, mehrere
Hörsysteme auszuprobieren. So hat das Kind die Möglichkeit, zwei bis drei verschiedene Systeme über einen Zeitraum von ein paar Wochen hinweg zu testen und
die ideale Lösung zu finden.
Die Hörsysteme werden an die Hörschwelle des Kindes angepasst. Der
Hörgeräteakustiker nimmt die Voreinstellung der Geräte meist in einer sogenannten Messbox vor, in der
die Verstärkung und der maximale
Ausgangsschallpegel ob-jektiv gemessen werden können. Für die individuellen Bedürfnisse ist in der
Regel jedoch noch Fein-einstellung
nötig.
Dann ist es soweit: Im nächsten Schritt – vielleicht dem wichtigsten auf dem Weg in
ein unbeschwertes Hörerleben – werden die Hörsysteme zum ersten Mal eingesetzt.
Dabei sollten Sie besonders die spontane Reaktion Ihres Kindes beobachten. Es sollte auf die nun lauter hörbaren Geräusche und Klänge keinesfalls ängstlich oder abwehrend reagieren. Allerdings ist es auch völlig normal, dass es selbst mit einem
schwachen oder mittleren Hörverlust einige Tage braucht, bis sich Ihr Kind an das
neue Hörgefühl gewöhnt hat und erste Hörreaktionen zeigt.
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Bitte denken Sie daran, dass man sich auch daran gewöhnen muss, einfach nur
etwas in und hinter dem Ohr zu spüren. Bleiben Sie geduldig, wenn Ihr Kind
neugierig ist und die Hörgeräte herausnimmt, um sie zu betrachten. Geben Sie
ihm die Chance dazu. Sorgen Sie allerdings nach einiger Zeit für Ablenkung und
setzen die Hörsysteme vorsichtig wieder ein. Die Benutzung und der regelmäßige Einsatz werden so zur täglichen Routine für Ihr Kind. Eine Routine, die ihm
schon bald wieder die Freiheit geben wird, seine Welt mit allen Sinnen zu erleben.
Klein, aber voller Power: Hörsystem-Technologien
Digitale Hörsysteme sind klein, aber besonders leistungsstark und können so eingestellt werden, dass sie den Bedürfnissen Ihres Kindes genau entsprechen. Ob fortschrittliche Signalverarbeitung, Sprach- und Störgeräuschmanagement oder Störlärmunterdrückung – mit modernen Hörsystemen hat Ihr Kind wieder die Chance,
die Welt mit offenen Ohren zu entdecken. Normalerweise besitzen die Hörsysteme
vier oder mehr separate Frequenzkanäle, über die die richtige Verstärkung in der
jeweiligen Frequenz eingestellt werden kann. Für den Hörkomfort und ein möglichst klares Hörverstehen ist es dabei wichtig, dass die eingehenden Schallsignale
nicht über- oder unterverstärkt werden.
Zur Ausstattung für Ihr Kind gehören:
robuster, anschraubbarer Tragehaken
Gehäuse mit Nanobeschichtung, das Schmutz und Feuchtigkeit abhält
programmierbarer Lautstärkeregler mit Ein-/Ausfunktion
programmierbarer Programmwahltaster
LED-Anzeige für den Gerätezustand
babysichere Batterieklappe
Bereit für jede Herausforderung – aber sicher!
Hörsysteme für Kleinkinder müssen besonders stabil sein und eine Reihe von Sicherheitsmerkmalen besitzen. Ob babysichere Batterieklappe oder ein robuster
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Tragehaken, der einfach aufzuschrauben und gleichzeitig schwer zu entfernen ist –
es wurde an jeden Sicherheits- und Komfortaspekt gedacht, damit Ihr Kind seine
Welt aktiv und sorglos erleben kann. Die Optik spielt mit: Die Nanobeschichtung
seines Hörsystems weist Schmutz, Fett und Feuchtigkeit ab und sorgt dafür, dass
das Hörsystem auch nach starker Beanspruchung noch wie neu aussieht. So bleibt
das Hörsystem Ihres Kindes für jede Herausforderung bereit. Und sicher!
Mit den Ansprüchen wachsen – wie mit den Ohren
Solange sich Ihr Kind im Wachstum befindet, verändern sich auch die Ansprüche an
eine adäquate Hörsystemeversorgung. Aus diesem Grund müssen sich die Hörsysteme Ihres Kindes den unterschiedlichen Entwicklungsstadien entsprechend anpassen.
Für Hörfreiheit, die mitwächst, sorgt eine Vielfalt von Technikstandards, die Ihrem
Kind mehr Flexibilität geben: Die FM-Kompatibilität ist besonders für Kindergartenund Schulkinder von großer Bedeutung, denn sie sorgt dafür, dass die Stimme des
Lehrers direkt ins Ohr Ihres Kindes gelangt.
Dank verschiedener Programme hat Ihr Kind die Möglichkeit, das Hörsystem bestimmten akustischen Situationen anzupassen, z.B. durch Programme wie Hören in
lauter Umgebung, Fernsehen oder Telefon. Eine spezielle Fernbedienung ermöglicht es sogar, einige Hörsysteme mit bluetooth-fähigen Telefonen zu verbinden.
Dank dieser Technologie kann das Hörsystem auch an sämtliche Geräte moderner
Unterhaltungselektronik angeschlossen werden – speziell für Teenager und aktive
Kinder eine Freiheit, auf die sie nun nicht mehr verzichten müssen.
Farben und Sticker: Kinder mögen es bunt.
Wenn Ihr Kind die Wahl hat, seine Hörsysteme ganz nach seinen persönlichen Wünschen und Vorlieben zu gestalten, wird es ihm mehr Spaß machen, es jeden Tag zu
tragen. Die meisten Hörsysteme sind in einer Vielzahl frischer Farben erhältlich und
können durch coole Sticker zusätzlich aufgepeppt werden.
Fragen Sie außerdem Ihren Hörgeräteakustiker nach Ohrpassstücken in unterschiedlichen Farben und Mustern! Denn auch Farbe und Design spielen eine Rolle dabei,
ob sich Ihr Kind mit seinen Hörsystemen wohl und selbstbewusst fühlt.
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Hören kinderleicht: gemeinsam für ein besseres Hörerleben
Wenn Ihr Kind Hörsysteme bekommt, hat es die Chance, akustische Informationen
besser zu erkennen, zu verarbeiten und zu verstehen – es kann die Welt wieder aktiv mit seinen fünf Sinnen erfassen.
Hörsysteme verstärken den Schall, doch das reine Verstärken von akustischen Signalen reicht für klares und verständliches Hören längst nicht aus. Viele Kinder beklagen sich trotz gut angepasster Hörsysteme darüber, dass es ihnen schwer fällt,
in einer lauten und hallenden Umgebung wie dem Klassenzimmer, Sprache richtig
zu verstehen. Das Rascheln von Papier, das Flüstern der Mitschüler oder eine laute
Klimaanlage erschweren es Ihrem Kind, Hintergrundgeräusche von Sprache zu unterscheiden. Fazit: Wann immer Sprachsignale mit anderen Geräuschen konkurrieren, hat Ihr Kind es schwer, das Gesprochene zu verstehen.
Der Audio-Schuh ist ein kleines Zubehör für HdO-Hörsysteme, um z.B. FMEmpfänger anzuschließen – eine Technologie, die in punkto Sprachverstehen Abhilfe schafft:
Das FM-System nimmt Sprache über ein separates Mikrofon direkt vom Sprecher
auf und übermittelt sie geradewegs in das Ohr Ihres Kindes. Klares Verstehen trotz
Umgebungslärm wird so verbessert. FM-Systeme können Hintergrundgeräusche unterdrücken, indem sie das sogenannte Signal-Rausch-Verhältnis durchschnittlich um
mindestens 12-20 dB verbessern. Auf diese Weise sorgt die FM-Technologie dafür,
dass sich Ihr Kind bestens entwickeln und seine kommunikativen Fähigkeiten optimal schulen kann.
Im Kindergarten und in der Schule sind FM-Systeme für Kinder mit Hörverlust nicht
mehr wegzudenken: Die direkte Hörverbindung zum Kindergartenpädagogen/Lehrer
verstärkt das Gefühl Ihres Kindes, aktiv dabei zu sein und nichts zu verpassen. Egal,
wie laut die Umgebungsgeräusche sind.
Mehr als nur dabei: FM-Systeme sind in Klassenzimmern, Veranstaltungszentren,
Theatern und anderen Versammlungsräumen hilfreich, damit Kinder und Erwachsene auch mit Hörverlust ohne Probleme rege und selbstbewusst an der Veranstaltung
teilnehmen können.
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Die wichtigsten Fragen an Ihren Hörgeräteakustiker
Im Folgenden haben wir die wichtigsten Fragen von Eltern und Betreuern zusammengestellt, die Ihnen im Gespräch mit Ihrem Hörgeräteakustiker helfen sollen.
Denn je mehr Sie über die individuelle Situation Ihres Kindes erfahren, desto einfacher wird es, die Hörsystemeanpassung für Ihr Kind so optimal wie möglich zu gestalten.
Sind die verordneten Hörsysteme Hinter-dem-Ohr-Geräte? Werden sie für Kinder besonders empfohlen?
Dazu sollten Sie wissen: Es gibt verschiedene Typen von Hörsystemen, die für unterschiedliche Arten des Hörverlusts und für verschiedene Altersgruppen entwickelt
wurden. Achten Sie bei der Auswahl für Ihr Kind auf Sicherheit, Aussehen und natürlich auf die notwendigen akustischen Leistungsmerkmale. Denken Sie daran:
Nicht alle Hörsysteme sind für den Einsatz bei Kindern und Kleinkindern geeignet.
Lassen Sie sich daher eingehend von Ihrem Hörgeräteakustiker beraten.
Besitzen die Hörsysteme einen direkten Audioeingang (DAI)?
Dazu sollten Sie wissen: Der direkte Audioeingang (DAI = Direct audio input) unterstützt die automatische FM-Signalerkennung. Die für Ihr Kind ausgewählten Hörsysteme sollten unbedingt kompatibel mit den gängigen FM-Systemen sein.
Wie steht es mit den Kosten für die Hörsysteme und die Anpassung?
Die Krankenkasse übernimmt bei Kindern die Kosten von 2 Hörgeräten. Die Anpassung ist im Preis inbegriffen. Die Batterien für die Hörsysteme müssen Sie zusätzlich kaufen.
Gibt es spezielles Hörsysteme-Zubehör für Kinder?
Zum Kinderzubehör gehört zum Beispiel ein Clip, mit dem man die Hörsysteme zusätzlich an der Kleidung befestigen kann, damit sie nicht verloren gehen. Zudem
gibt es ein spezielles Pflegeset, mit dem Eltern Hörsysteme überprüfen und reinigen können (Trockenbox, Desinfektionstabletten, Stethoclip…).
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Und wie steht es mit den Farben?
Kinder lieben bunte Farben. Oft ist die Farbe der Hörsysteme entscheidend dafür,
ob Ihr Kind sie gerne trägt und sich damit wohl fühlt. Damit der neue Begleiter
auch zum treuen Begleiter wird, bieten die Hörgerätefirmen verschiedene Farbschalen, Stickers, … an.
Tipps für den Alltag
Das Hörsystem einsetzen und herausnehmen
Fassen Sie das Ohrpassstück mit Daumen und Zeigefinger und setzen es vorsichtig in
den Gehörgang ein, bis es sicher und fest sitzt. Dabei kann es helfen, die Ohrmuschel leicht nach oben und hinten zu ziehen. Setzen Sie das Hörsystem hinter das
Ohr und schalten sie es ein.
Bevor Sie das Hörsystem entfernen, schalten Sie es bitte aus. Drücken Sie leicht
von hinten gegen die Ohrmuschel, fassen Sie das Ohrpassstück mit Daumen und
Zeigefinger und ziehen Sie es vorsichtig aus dem Gehörgang. Weil jedes Kind sich
individuell entwickelt, ist es wichtig, dass Sie darauf achten, ob die Ohrpassstücke
Ihres Kindes auch immer (noch) richtig sitzen oder Sie das Gefühl haben, seine Ohren seien gewachsen. Wenn ein hohes Pfeifen (akustische Rückkopplung) zu hören
ist, kann das ein Hinweis darauf sein, dass das Ohrpassstück Ihres Kindes zu
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klein geworden ist. Dieses Pfeifen tritt nämlich immer dann auf, wenn verstärkte
Signale nicht ins Ohr geleitet werden, sondern wieder nach außen zum Mikrofon
gelangen, weil das Ohrpassstück z.B. nicht mehr ausreichend gut sitzt bzw. dichtet.
Pflege und Wartung
Spielen, fangen, herumtollen, lachen – das alles gehört zu einem erfüllten Alltag in
Kindergarten und Schule. Ihr Kind braucht Bewegung und will aktiv sein. Unterstützen Sie seine Bedürfnisse, und bringen Sie ihm gleichzeitig bei, was es heißt, verantwortungsvoll mit seinen Hörsystemen umzugehen. Ihr Kind muss lernen, dass
sich Feuchtigkeit, Staub und Schweiß ungünstig auf seine Hörsysteme auswirken.
Doch es reicht schon, ein paar wichtige Tipps und Ratschläge zu beherzigen, damit
die Hörsysteme über lange Zeit funktionsfähig bleiben. Noch ein Hinweis für die
Kleinsten: Gerade bei Kleinkindern, die sich noch nicht selbst mitteilen können, ist
es wichtig, täglich zu kontrollieren, ob die Batterien ihres Hörsystems immer noch
funktionieren.
Überprüfen der Funktionalität
Mithilfe eines sogenannten Stethoclips können Sie die Funktionalität eines Hörsystems überprüfen. Verbinden Sie dazu den Schallschlauch des Stethoclips mit dem
Tragehaken des Hörsystems und stecken Sie den Stethoclip nun in die Ohren. Wenn
Sie sprechen, sollten Sie Ihre eigene Stimme durch das Hörsystem hören können.
Hören Sie dabei ein Knistern oder unnatürliche Geräusche, kann das ein Hinweis
darauf sein, dass etwas mit dem Hörsystem nicht in Ordnung ist. In diesem Falle
sollten Sie sich an Ihren Hörgeräteakustiker wenden.
Die tägliche Pflege
In den meisten Fällen liegt es an Feuchtigkeit, wenn ein Hörsystem nicht mehr so
funktioniert wie es soll. Daher sollten Sie täglich überprüfen, ob sich in den Ohrpassstücken, Schallschläuchen oder Tragehaken Feuchtigkeit, Schmutz oder Staub
abgelagert haben. Ihr Hörgeräteakustiker und Ihre Therapeutin zeigt Ihnen und Ihrem Kind, wie man die Hörsysteme am einfachsten überprüft und mit einem weichen Stofftuch reinigt.
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Batteriewechsel
Die meisten Hörsysteme werden heute mit Zink-Luft-Batterien betrieben, die genauso wie andere Batterietypen einen Plus- und Minuspol besitzen. Wenn Sie neue
Batterien einsetzen, ziehen Sie vorher die Schutzfolie ab, warten sie ca. zwei Minuten bis die Batterie aktiviert ist und setzen die Batterien so in das Hörsystem ein,
wie es Ihnen Ihr Hörgeräteakustiker gezeigt hat. Denken Sie auch daran, in regelmäßigen Abständen einen Batterietester zu benutzen, um den Status der Batterien
zu überprüfen.
WICHTIG: Bitte lassen Sie Ihr Kind niemals mit den Batterien spielen. Sie sind so
klein, dass sie leicht verschluckt werden können. Wenn dies aus Versehen einmal
passieren sollte, kontaktieren Sie umgehend einen Arzt! Achten Sie außerdem darauf, dass Ihr Kind die Ohrpassstücke nie in den Mund steckt. Wenn sie verschluckt
werden, besteht Erstickungsgefahr!
Verantwortung fängt früh an: Wenn Ihr Kind schon alt genug ist, bringen Sie ihm
bei, wie es mit seinen Hörsystemen am besten umgeht und wie die Batterien gewechselt werden.
Schnelle Hilfe zur Fehlerbehebung
Das Hörsystem pfeift nicht, wenn man es in der Hand hält (gilt nur für Hörsysteme ohne automatische Rückkopplungsauslöschung).
Überprüfen Sie folgende Möglichkeiten:

Ist das Hörsystem eingeschaltet?

Ist der Lautstärkeregler in der richtigen Position?

Reicht die Batterieleistung noch aus?

Ist das Ohrpassstück verschmutzt oder mit Ohrenschmalz blockiert?

Wurde das richtige Hörprogramm gewählt (z.B. ist das Pfeifen nicht zu hören,
wenn das Hörsystem im Telefon-Modus ist)?

Ist das Hörsystem beschädigt?
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Das Hörsystem pfeift, wenn Ihr Kind es trägt.
Überprüfen Sie folgende Möglichkeiten:

Sitzt das Ohrpassstück korrekt im Ohr?

Ist der Lautstärkeregler in der richtigen Position?

Sind Risse im Ohrpassstück, in den Schallschläuchen oder im Tragehaken?

Befindet sich überschüssiges Ohrenschmalz im Gehörgang Ihres Kindes?

Ist das Ohrpassstück zu klein, weil sich der Gehörgang Ihres Kindes verändert
hat (durch Wachstum)?

Ist der Schallschlauch richtig mit Ohrpassstück und Tragehaken verbunden?

Sind Tragehaken oder Schallschlauch beschädigt?

Lehnt sich Ihr Kind an eine flache Oberfläche an und blockiert dabei das Mikrofon (wie es z.B. bei Kleinkindern im Kindersitz der Fall sein kann)?
Das Hörsystem funktioniert nicht.
Überprüfen Sie folgende Möglichkeiten:

Funktioniert die Batterie noch?

Ist die Batterie richtig eingesetzt?

Ist das Hörsystem eingeschaltet?

Sind die Batterie oder die Batteriekontakte korrodiert (angerostet)?

Wird das Ohrpassstück von Ohrenschmalz blockiert?

Ist der Schallschlauch blockiert?

Befinden sich Wassertröpfchen im Tragehaken?
Ihr Kind sagt, dass sein Hörsystem nicht mehr richtig funktioniert.
Überprüfen Sie folgende Möglichkeiten:

Ist der Lautstärkeregler in der richtigen Position?

Ist der Mikrofoneingang durch Schmutz oder Staub blockiert?

Funktioniert die Batterie noch?

Wird das Ohrpassstück von Ohrenschmalz oder Schmutz blockiert?

Befindet sich überschüssiges Ohrenschmalz im Gehörgang Ihres Kindes?

Ist das Hörsystem beschädigt?

Sind Tragehaken und Schallschlauch trocken?
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FLIP HÖREN
Das Hörsystem setzt aus und/oder verursacht ungewöhnliche Geräusche (wie
Knistern).
Überprüfen Sie folgende Möglichkeiten:

Können Sie an der Batterie oder im Batteriefach Korrosion entdecken?

Ist die Batterie richtig eingesetzt?

Ist der An-/Aus-Schalter in der richtigen Position?

Ist der Lautstärkeregler in der richtigen Position?

Ist das Ohrpassstück blockiert?

Befinden sich Wassertröpfchen im Tragehaken oder im Hörerkabel?

Sitzt das Ohrpassstück richtig im Ohr?
Das Hörsystem ist nass geworden
Gehen sie folgendermaßen vor:

Schütteln Sie überschüssiges Wasser so schnell wie möglich ab.

Tauschen Sie die Batterien aus.

Lassen Sie das Hörsystem von Ihrem Hörgeräteakustiker überprüfen. Sollte das
nicht möglich sein, benutzen Sie bitte Ihre Trockenkapseln.

Legen Sie das Hörsystem an einen trockenen Ort.

Schließen Sie den Stethoclip an und überprüfen Sie, ob das Hörsystem noch
funktioniert.
Bitte sprechen Sie Ihren Hörgeräteakustiker an, wenn Sie weitere Fragen haben
sollten. Dort werden Sie bestens beraten, wann immer Sie Ratschläge und Unterstützung beim Umgang mit den Hörsystemen Ihres Kindes brauchen.
Tipps für den täglichen Gebrauch
Ein selbstverständlicher Umgang mit den Hörsystemen stärkt das Selbstvertrauen
Ihres Kindes.
Was Sie ihm positiv vorleben, wird es annehmen – so werden die Hörsysteme zu seinen täglichen Begleitern und ihr Gebrauch zur Routine.
Wenn sich Ihr Kind schon früh daran gewöhnt, seine Hörsysteme jeden Tag zu tragen, wird es bald nicht mehr spüren, dass sie da sind und kann seinen Alltag unbeschwert erleben.
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Die ersten Hörsysteme für Ihr Kind
Es kann eine echte Herausforderung sein, einem Kind zum ersten Mal Hörsysteme
einzusetzen. Einige Kinder reagieren von Anfang an positiv auf die Hörverbesserung, die die Hörsysteme ihnen ermöglichen. Andere hingegen verhalten sich eher
abweisend. Nachfolgend finden Sie eine Reihe von Vorschlägen, die Ihrem Kind dabei helfen sollen, sich an seine Hörsysteme zu gewöhnen und die neuen Vorteile
genießen zu können.
o Die Hörsysteme gehören zum täglichen Anziehen. Pulli an, Jeans an, Hörsysteme
rein. Helfen Sie Ihrem Kind, seine Hörsysteme zu tragen, indem Sie sie beim
morgendlichen Anziehen einsetzen. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind seine Hörsysteme einsetzt, sobald es aufsteht und sie erst herausnimmt, bevor es schlafen
geht – so gehört es zur Tagesroutine.
o Behalten Sie die Kontrolle. Wenn Ihr Kind noch sehr klein ist, machen Sie es zur
Regel, dass Sie die Person sind, die ihm die Hörsysteme einsetzt und herausnimmt.
o Wecken Sie die Neugier Ihres Kindes. Besser hören macht Spaß. Machen Sie ein
positives Ereignis daraus, wenn Ihr Kind seine Hörsysteme die ersten Male einsetzt. Ihr Hörgeräteakustiker kann Ihnen vielleicht eine Nachbildung mitgeben,
die Sie bei sich einsetzen können. Damit zeigen Sie Ihrem Kind wie es aussieht,
wenn man Hörsysteme trägt. Loben Sie Ihr Kind, wenn es seine Hörsysteme einsetzt und tragen Sie Ihre Nachbildung gleichzeitig, damit es sich nicht allein
fühlt.
o Es soll ein besonderer Tag sein. Wenn Ihr Kind zum ersten Mal seine Hörsysteme
einsetzt, soll es dieses Ereignis mit anderen positiven Erlebnissen verbinden.
Machen Sie sich einen besonders schönen Tag mit ihm (z.B. einen Ausflug o.ä.).
o Spielzeuge schaffen Ablenkung. Lassen Sie Ihr Kind mit seinen Lieblingsspielzeugen spielen, wenn Sie ihm die Hörsysteme einsetzen.
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o Belohnung tut gut. Belohnen Sie Ihr Kind, wenn es seine Hörsysteme trägt, und
erlauben Sie ihm etwas Besonderes (z.B. eine Kleinigkeit zu naschen).
o Die Hörsysteme gehören dazu. Geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, sich seine
Hörsysteme nach seinen Wünschen zu gestalten. Farbe und Sticker spielen eine
Rolle dabei, ob Ihr Kind seine Hörsysteme akzeptiert und sie selbstbewusst
trägt.
o Benutzen Sie ein Gel für komfortables Einsetzen. In der Regel werden für Kleinkinder besonders weiche Ohrpassstücke angefertigt. Ein spezielles Gel kann es
erleichtern, diese ins Ohr einzuführen. Fragen Sie Ihren Hörgeräteakustiker
nach entsprechenden Gels (Vaselin).
o Verlängern Sie langsam die Tragedauer. Jeder Mensch braucht eine gewisse
Zeit, um sich an seine Hörsysteme zu gewöhnen. Besonders Kinder müssen erst
lernen damit umzugehen. Verlängern Sie die Tragedauer daher langsam innerhalb einer Woche. Solange Ihr Kind seine Hörsysteme nur eine gewisse Zeit pro
Tag trägt, achten Sie darauf, in dieser Zeit verstärkt mit ihm zu sprechen und
sich besonders mit ihm zu beschäftigen.
o Sind die Ohren ihres Kindes sehr klein und weich und fallen die Hörgeräte deshalb ständig von den Ohren, hilft ein hautfreundliches doppelseitiges Toupetklebeband. Bei jedem neuen Raufgeben des Hörgerätes erneuern.
Was tun, wenn Ihr Kind seine Hörsysteme ablehnt?
Bleiben Sie ruhig und geduldig, aber geben Sie nicht nach. Wenn sich Ihr Kind
seine Hörsysteme immer wieder aus den Ohren zieht, bleiben Sie geduldig und
setzen Sie sie einfühlsam immer wieder ein. Wenn Ihr Kind die Hörsysteme sofort wieder herausnimmt, warten Sie am besten einige Zeit, bevor Sie sie wieder einsetzen.
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Stellen Sie eine Belohnung in Aussicht. Kinder lieben Belohnungen und Geschenke. Stellen Sie Ihrem Kind daher eine kleine Belohnung in Aussicht, wenn es seine Hörsysteme jeden Tag für eine festgelegte Zeit trägt. Verhandeln Sie ruhig
über den „Preis“, der ihm am Ende der Woche zusteht. So wächst die Vorfreude
auf den begehrten Gewinn und Ihr Kind verbindet seine Hörsysteme mit einem
positiven Erlebnis.
Suchen Sie nach Gründen für die Ablehnung. Gerade kleine Kinder können oft
noch nicht sagen, was sie empfinden. Wenn Ihr Kind sich seine Hörsysteme immer wieder herausnimmt, könnte dies auch ein Zeichen dafür sein, dass es zu
laut oder zu leise ist oder unbequem in der Ohrmuschel sitzt. Beobachten Sie
Ihr Kind sorgfältig. Wenn es gerötete Ohren hat, schmerzende Stellen auftreten
oder das Ohrpassstück zu groß ist, sollten Sie sofort Ihren Hörgeräteakustiker
aufsuchen.
Hörimplantatsysteme
Hörimplantate sind hochentwickelte und komplexe elektromedizinische Systeme
zur Behandlung von Personen mit Hörverlusten, die nicht mit konventionellen Hörgeräten behandelt werden können.
Sie umgehen den funktionsuntüchtigen Teil des Ohrs und ermöglichen ein natürliches Hörerlebnis.
Cochlea-Implantatsysteme - CI
Ein Cochlea-Implantatsystem (CI) ist ein elektromedizinisches System zur Behandlung von Personen mit hochgradigem Hörverlust, deren Hörnerv noch funktioniert.
Es kann sowohl bei prälingualer, als auch bei postlingualer Gehörlosigkeit bei Erwachsenen und Kindern angewandt werden. Die Stimulation von Sinneszellen in der
Cochlea ermöglicht es CI-Trägern, Sprache und Geräusche wahrzunehmen und zu
verstehen.
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Ein Cochlea-Implantatsystem besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen:
Der externe CI-Audioprozessor
Der CI-Audioprozessor besteht aus einer Kontrolleinheit,
einem Batterieteil, einem Kabel und einer Spule für die
drahtlose Übertragung von Signalen durch die Haut zum
Implantat. Beide sind mit modernster Elektronik und
Software ausgestattet.
Das Implantat
Das Implantat wird operativ unter der Haut hinter dem Ohr platziert. Es besteht
aus einem Gehäuse, in das die Elektronik und die Empfangsspule zum Empfangen
der Signale vom Prozessor integriert sind, einem
Elektrodenarray und einer Referenzelektrode.
Wie ein Cochlea-Implantatsystem funktioniert
Cochlea-Implantatsysteme wandeln Schall in elektrische Pulse um. Diese elektrischen Pulse stimulieren den Hörnerv, und das Gehirn interpretiert sie als akustisches Ereignis.
1. Schallwellen werden vom Mikrofon des CI-Audioprozessors aufgenommen.
2. er CI-Audioprozessor analysiert die Schallschwingungen und wandelt sie in ein
spezielles elektrisches Pulsmuster um.
3. Dieses Pulsmuster wird zur Spule und anschließend durch die Haut zum Implantat gesendet.
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4. Das Implantat decodiert das Pulsmuster und
leitet es an die Elektroden in der Cochlea
weiter.
5. Die Elektroden stimulieren die Cochlea.
6. Der Hörnerv empfängt das Signal und schickt
es an das Hörzentrum im Gehirn. Das Gehirn
erkennt das Signal als akustisches Ereignis
(Geräusch, Sprache).
Zehntausende Erwachsene und Kinder mit Hörverlust können so die Welt der Klänge
erleben.
Wie bekomme ich ein Cochlea-Implantatsystem?
Implantatsysteme eignen sich für Menschen mit schwerem bis völligem Hörverlust.
Eine Implantation kann bereits einige Monate nach der Geburt oder auch erst in
fortgeschrittenem Alter erfolgen. CIs umgehen den nicht funktionierenden Teil des
Innenohrs und ermöglichen damit Sprachverständnis, Musikwahrnehmung und ganz
allgemein Kommunikation mit der Umwelt.
Untersuchungen
Vor der Operation müssen sich Kandidaten für ein Cochlea-Implantatsystem einer
Reihe von Routineuntersuchungen unterziehen. Diese helfen auf der einen Seite
dem CI-Team, den allgemeinen Gesundheitszustand und individuelle Bedürfnisse
des jeweiligen Kandidaten zu erfassen, auf der anderen Seite ermöglichen sie den
Kandidaten, realistische Erwartungen an das Cochlea-Implantatsystem zu stellen.
Die Operation
Der interne Teil eines CI-Systems wird hinter dem Ohr unter die Haut implantiert.
Der Chirurg führt den Elektrodenarray in die Cochlea ein.
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Für erfahrene HNO-Chirurgen ist die Operation ein Routineeingriff und dauert normalerweise zwischen einer und drei Stunden. Die mit einer CI-Operation verbundenen Risiken sind im Vergleich mit anderen operativen Eingriffen am Ohr gering.
Ihr behandelnder Arzt wird Sie über alle Einzelheiten der Operation informieren.
Die Aktivierung eines Cochlea-Implantatsystems
Der Audioprozessor eines CI-Systems wird zwischen zwei und sechs Wochen nach
der Operation aktiviert. Von diesem Zeitpunkt an kann der Nutzer die Welt des
Klangs in all ihren Facetten wahrnehmen.
CI für Kinder
Das Gehör ist einer unserer wichtigsten Sinne. Hören ermöglicht uns, sprechen zu
lernen, soziale und kommunikative Fähigkeiten zu erwerben, Musik zu genießen
und eine Welt der Klangvielfalt zu erleben; unser Gehör warnt uns aber auch rechtzeitig vor nahenden Gefahren.
Die Erkenntnis, dass ein Kind an einem schweren Hörverlust leidet, ist für Eltern
meistens ein Schock. Sie sind plötzlich mit Fragen und Entscheidungen konfrontiert,
die den weiteren Lebensweg ihres Kindes wesentlich beeinflussen. HNO-ÄrztInnen,
KinderaudiologInnen und SprachtherapeutInnen können Betroffenen mit professionellem Rat und Unterstützung beistehen. Erfreulicherweise gibt es viele Gruppen
und Organisationen, die Hilfe anbieten und Eltern die Möglichkeit geben, ihr Wissen
und ihre Erfahrungen auszutauschen.
Eltern, die eine Cochlea-Implantation für ihr Kind in Betracht
ziehen, müssen schwierige Entscheidungen treffen.
Ein Cochlea-Implantatsystem ist mehr als nur ein medizinisches Gerät. Es ist eine leistungsstarke Kombination der neuesten Errungenschaften aus Technologie, Wissenschaft und
Medizin. Begleitet von einem effizienten Rehabilitationsprogramm, können Cochlea-Implantate Ihrem Kind viele Möglichkeiten eröffnen, etwa Sprache zu erlernen,
die Sprechfähigkeit zu verbessern, Musik zu hören und allgemein das Selbstbewusstsein Ihres Kindes zu fördern.
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Früherkennung und Frühförderung: Erste Schritte zum Erfolg
Das Gehör eines Kindes entwickelt sich ab dem dritten Schwangerschaftsmonat.
Kinder mit gesundem Gehör kommunizieren von Geburt an. Sie hören alle Töne und
Geräusche in ihrer Umgebung und erkennen vertraute Stimmen schon in den ersten
Tagen. Durch das Nachahmen der Geräusche, die sie hören, lernen sie sprechen.
Vorteile einer frühen Cochlea-Implantation
Wenn das Gehirn Höreindrücke niemals verarbeitet hat, verlernt es diese Fähigkeit
nach wenigen Jahren. Da sich das Gehirn von Kindern schneller und leichter an
neue Höreindrücke anpasst, ist eine frühe Cochlea-Implantation sehr wesentlich für
die Versorgung Ihres Kindes mit wichtigen akustischen Informationen. Studien haben gezeigt, dass Kinder, die bei der Implantation jünger als zwei Jahre waren,
schneller ein offenes Sprachverständnis erreichen als ältere Kinder.
Früh implantierte Kinder, die vor dem Erlernen von Sprache ertaubt sind („prälingual ertaubt“), lernen Sprache nachweislich ebenso rasch wie gleichaltrige hörende
Kinder. Kinder, die als Säuglinge oder Babys mit einem Cochlea-Implantatsystem
versorgt wurden, erhalten Höreindrücke in einem Alter, in dem das Gehirn für das
Erlernen von Sprache am aufnahmefähigsten ist. Ihre Hör- und Sprachentwicklung
kann mit normal hörenden Kindern verglichen werden; sie lernen fast natürlich
sprechen.
Das Mindestalter von Kindern bei Cochlea-Implantationen ist in
den vergangenen Jahren dank besserer Operationstechniken und
überzeugenden Ergebnissen ständig nach unten korrigiert worden. Manche Babys wurden bereits im Alter von wenigen Monaten mit einem CI versorgt. Auf Kinder, die ihr Gehör erst nach
der Geburt verloren haben, trifft Ähnliches zu: je kürzer die Zeitspanne ohne Höreindrücke, desto größer der wahrscheinliche Nutzen durch das CochleaImplantatsystem.
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Das Implantationsalter ist nur ein Faktor, der den Nutzen Ihres Kindes aus dem
Cochlea-Implantatsystem beeinflusst. Eine Umgebung, in der viel gesprochen wird
und viele akustische Reize angeboten werden (singen, Musik, etc.), ein gut angepasster CI-Audioprozessor, Motivation, Rehabilitation und eine realistische Erwartungshaltung, sind weitere wichtige Parameter, die zum Hörerfolg Ihres Kindes beitragen.
Es ist äußert wichtig, viel mit dem Kind zu reden, auch wenn es nicht alles versteht. Das ist die beste Möglichkeit, den Spracherwerb und das Sprechen Ihres Kindes zu fördern. Mimik und Körpersprache unterstreichen die Bedeutung Ihrer Worte
und helfen Ihrem Kind, Sie besser zu verstehen.
Nach der Implantation:
Rehabilitation und Training
Etwa drei bis sechs Wochen nach der Operation kann das Cochlea-Implantatsystem
zum ersten Mal aktiviert werden. Ein Audiologe stellt bei der sogenannten Erstanpassung den CI-Audioprozessor genau auf das Gehör Ihres Kindes ein.
Am Anfang benötigt Ihr Kind regelmäßige Anpassungen zur Feineinstellung des CIAudioprozessors. Da sich das Gehirn erst allmählich an Höreindrücke gewöhnt, können Geräusche, die bei der Erstanpassung laut genug waren, mit der Zeit zu leise
werden. Deshalb sind regelmäßige Anpassungen wichtig für den Erfolg Ihres Kindes
mit dem CI.
Eine hohe Motivation der Eltern und die aktive Unterstützung Ihres Kindes sind
wichtig für den Erfolg mit dem Cochlea-Implantatsystem. Ihr Kind muss den CIAudioprozessor regelmäßig tragen, um das Gehirn zu trainieren und den Fortschritt
mit dem CI nicht zu verzögern.
Fragen Sie bei Interesse ihre Flip-Therapeutin um Infomationsmaterial (CDs, Broschüren) zu Cochleaimplantaten.
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Ling-Test
Praktische Überprüfung der Wirksamkeit von Hörgeräten oder von Cochleaimplantaten:
Der Ling-Test wurde von Daniel Ling, Kanada, für Eltern, Lehrer und Therapeuten
konzipiert. In Nordamerika wird er von allen Vertretern der oralen Methode empfohlen und eingesetzt.
Zu Beginn eines jeden Tages können Eltern auf einfache Weise die Funktionsfähigkeit der Hörhilfe testen. Auch im Verlauf des Tages können sie mehrmals spielerisch von ihrem kleinen Kind, wenn es den Test kennt, die 5 Sprachlaute einfordern. So haben Sie Kontrolle über die Qualität der Wahrnehmung Ihres KIndes und
zusätzlich wird ein Übungseffekt im bewussten Hören erzielt.
Zu Beginn jeder Hörerziehungs- oder Artikulationssitzung ist der Test unbedingt
durchzuführen; das Kind stellt sich auf das konzentrierte Zuhören ein; es wird quasi
hör- gerichtet.
Besonders empfehlenswert ist der Ling-Test nach der Neuanpassung beim Akustiker
oder in der Klinik, um die Wahl der Hörhilfe und damit die Qualität der Wahrnehmung zu überprüfen und abzusichern.
Der Test ist verblüffend einfach und führt dennoch zu verlässlichen Aussagen.
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FLIP HÖREN
Die (erweiterte) Liste der Ling-Laute: A I U SCH S F M
Diese Laute repräsentieren das gesamte Frequenzspektrum der Sprache. Sie werden benutzt, um festzustellen, ob das Kind mit seinen Hörhilfen Sprache verstehen kann.
Testdurchführung:
Die Eltern oder der Therapeut müssen überprüfen können, welche Laute ein Kind
hören und akustisch unterscheiden kann. Das Kind schließt die Augen. Es zeigt
durch Händeklatschen oder ein anderes Signal, wenn es den angebotenen Laut
hört, oder es wiederholt den Laut, wenn es ihn erkannt hat. Die für das Kind angemessene Entfernung (Hörweite) wird individuell herausgefunden. Es wird in üblicher Lautstärke gesprochen.
Bei sehr jungen Kindern empfiehlt sich ein Überprüfen der Reaktionen auf die Ling
Laute, die dem Kind von hinten oder mit verdecktem Mundbild vorgesprochen werden. Optimale Situationen sind hierbei Zeiten unmittelbar nach Einsetzen der Hörgeräte nach dem Aufwachen.
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FLIP HÖREN
Worauf Sie im Einzelnen achten sollten, wenn Sie selbst die Hörhilfe mit dem Stethoclip überprüfen bzw. abhören:
o Alle 7 Sprechlaute sollten ohne störende Verzerrung verstärkt werden.
o Die 3 Vokale (a, i, u) sollten gleich laut gehört werden, und die Konsonanten
(s, sch, f, m) sollten klar und deutlich erkennbar sein.
o Ein /s/, das Sie nicht hören können, kann das hörbehinderte Kind selbstverständlich auch nicht hören.
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FLIP KINDLICHE ENTWICKLUNG
Familienzentriertes
Linzer InterventionsProgramm
Die kindliche Entwicklung
Das erste Lebensjahr bringt viele Veränderungen in der Selbstständigkeit, in der
körperlichen Entwicklung und in der Sprachentwicklung mit sich.
Das Wichtigste, was Sie als Eltern für Ihre Kinder tun können ist, sie mit Sicherheit,
Wärme und Aufgeschlossenheit zu umgeben.
Es ist wichtig zu wissen, wie sich ein Kind sprachlich normal entwickelt, um das
Kind angelehnt an den gesunden Spracherwerb fördern zu können. Außerdem ist es
nötig, die Entwicklungsschritte Ihres Kindes zu beobachten, d.h. die innerhalb eines entsprechenden Zeitfensters zu erwartenden Fertigkeiten zu überprüfen. Eine
Schwerhörigkeit wirkt sich auf Entwicklungsmeilensteine aus, speziell in den Bereichen der Hör-, Sprach- und Sprechentwicklung.
Die Entwicklungsmeilensteine können in Form von Prüflisten kontrolliert werden,
anhand von formellen Beurteilungen und mit Hilfe der FLIP-Therapeutin. Darüber
hinaus erfolgen linguistische und entwicklungsneurologische Kontrolluntersuchungen am Institut für Sinnes- und Sprachneurologie, nach denen Sie ausführlich über
den Entwicklungsstand Ihres Kindes informiert werden.
Ziel aller Entwicklungsbeobachtungen und –kontrollen Ihres Kindes ist es, in der
Förderung genau da anzusetzen, wo Ihr Kind in seiner Entwicklung gerade steht,
das heißt, Überforderungen aber auch Unterforderungen zu vermeiden.
Jedes Kind ist einzigartig und entwickelt sich unterschiedlich schnell, innerhalb der
zeitlich definierten Entwicklungsphasen.
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FLIP KINDLICHE ENTWICKLUNG
Prüfliste für die Entwicklung
Die folgende Prüfliste ist eine Zusammenfassung mehrerer Veröffentlichungen von
standardisierten Entwicklungsmeilensteinen.
Das Neugeborene
Das Neugeborene schläft sehr viel und sein Schlaf kann leicht, regelmäßig oder tief
sein. Wenn es einen leichten Schlaf hat, kann man viele unterschiedliche Verhaltensmuster erkennen, wie zum Beispiel Lächeln, Wimmern oder Grimassieren.
Das Schlafmuster des Neugebornen verläuft in kurzen,
sich oft wiederholenden Phasen. Ein Neugeborenes
schreit sehr viel, was wiederum eine frühe Form von
Kommunikation darstellt. Es lässt einen wissen, dass
es Aufmerksamkeit braucht, weil es vielleicht hungrig,
müde oder frustriert ist.
Kognition
Das Neugeborene verwendet seine Sinne um seine Umwelt wahrzuneh-
(Denken und
men:
Lernen)
− Visuelle Wahrnehmung (Sehen): Das Neugeborne sieht Gegenstände,
die sich im geringen Abstand zu ihm befinden. Es folgt sich bewegenden
Gegenständen mit seinem Blick
− Olfaktorische Wahrnehmung (Riechen): Das Neugeborene wendet sich
von intensiven und unangenehmen Gerüchen ab
− Taktile Wahrnehmung (Tasten): Beim Neugeborenen sind die Hände
und der orale Bereich am empfindlichsten
− Auditive Wahrnehmung (Hören): Das Neugeborene kann bereits zwischen verschiedenen Geräuschen unterscheiden und darauf reagieren,
wenn keine Hörstörung vorliegt
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FLIP KINDLICHE ENTWICKLUNG
Motorik
− Das Neugeborene reagiert großteils über reflektorische Bewegungen,
(Bewegung)
wie zum Beispiel Schlucken, Saugen, Husten, Gähnen oder Blinzeln auf
seine Umwelt
− Die frühkindlichen Reflexe, wie zum Beispiel der Brustsuchreflex (das
Baby wendet sich auf die Seite der Wange, welche von den Eltern berührt wurde), der Schreckreflex (wird ausgelöst durch plötzliche, laute
Geräusche; dieser fehlt bei Babys mit mittelgradiger- und hochgradiger
Schwerhörigkeit, die keine Hörgeräte haben) können beobachtet werden. Reflexe sind im Neugeborenenalter lebensnotwendig
− Einen weiteren Automatismus stellen auch die gefausteten Hände dar
− Die Augen funktionieren noch unabhängig voneinander
Sprach- und
− Das Neugeborene hat bereits Interesse am Klang und Rhythmus der
Sprechvermögen
Sprache
− Das Neugeborene kommuniziert über Glucksen, Schreien und Gurren
mit seiner Umwelt, um seine Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen
− Es findet Gefallen an der direkten Kommunikation von Angesicht zu
Angesicht über den Blickkontakt
Soziale
− Das Neugeborene schläft 17 bis 19 Stunden pro Tag, wobei es großteils
Entwicklung
durch das Hungergefühl wach wird und nach der Fütterung wieder ein-
(Beziehungsauf-
schläft
nahme und –
− Das Neugeborene sucht engen Körperkontakt zur Bezugsperson. Es
pflege)
reagiert adäquat, zum Beispiel auf Trost durch positive Reaktionen
(Gurren) und negativ (Schreien) auf Schmerzen. Es kann somit Zufriedenheit oder Unbehagen zum Ausdruck bringen
- Es beginnt eine intensive Bindung zu den Eltern einzugehen
− Je nachdem, wie sich das Neugeborene in der Umgebung einer anderen Person wohl fühlt, passt es seine Körperhaltung der Situation an,
indem es sich zum Beispiel bei Wohlgefühl entspannt und ruhig wird
oder bei Unbehagen mit den Händen und Beinen zu strampeln beginnt
− Aber: Jedes Neugeborene ist ein Individuum und unterscheidet sich im
Blickkontakt, in der Körperhaltung, seiner Aktivität und seinen Reaktionen von anderen Neugeborenen
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FLIP KINDLICHE ENTWICKLUNG
Ernährung des Säuglings und des Kleinkindes
Der Saug-Schluck-Reflex hat nach der Geburt lebenserhaltende Funktion.
Dieser Reflex sollte sich in den ersten Lebensmonaten zu einem gegen den Gaumen
gerichteten Schlucken wandeln. Durch ungünstige Säuglings- und Kleinkindernährung kann das Schlucken gegen die Zähne und Lippen aufrechterhalten bleiben.
Stillen
6-monatiges Stillen wirkt einer Störung der Mundfunktionen (Saugen, Kauen Schlucken) entgegen. Stillen bewirkt eine intensive Aktivierung der Gesichtsmuskulatur.
Beachten Sie beim Stillen:
6 Stillmahlzeiten à 20 min oder, wenn das Kind nicht so lange saugt, entsprechend
häufigeres Stillen pro Tag (sodass kein Zufüttern notwendig wird) ist ideal.
Ein zu starker Milchfluss veranlasst das Kind, die Zunge nach vorne zu schieben, um
diesen zu stoppen. In diesem Fall sollten Sie vor dem Stillen etwas Milch herausdrücken, damit ihr Kind normal saugen kann.
Bei zu frühem Abstillen z.B. nach 6 Wochen, ist der Übungseffekt für die Mundmuskulatur nicht groß genug. (ca. 6 Monate!).
Das korrekte Stillen ist das beste Mittel, einer ungünstigen Entwicklung der
Mundmuskulatur entgegenzuwirken. Beim Stillen werden die Kau-, Lippen- und
Zungenmuskeln in adäquater Weise eingesetzt. Die Zunge übt das spätere gegen
den Gaumen gerichtete Schlucken. Dadurch wird die Gaumen- und Kieferentwicklung günstig beeinflusst. So können spätere Zahn- und Kieferanomalien weitgehend
vermieden werden. Außerdem wird die Zungen- und Lippenmuskulatur so trainiert,
dass ein guter Mundschluss und richtiges Sprechen möglich sind.
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FLIP KINDLICHE ENTWICKLUNG
Flaschenernährung
Wenn Sie Ihren Säugling mit der Flasche ernähren, sollten Sie auf folgendes achten:
Häufig werden noch Flaschensauger mit zu kleinem Durchmesser des Lippenschildes
angeboten. Bei kleinem Durchmesser kann dieses Lippenschild vom Säugling zwischen die Lippen gebracht werden, woraus eine zu geringe Lippenspannung resultiert. Bei großem Durchmesser liegen die Lippen fest um den Nippel, den die Zunge
zum Saugen fassen muss. Die Zunge ist gezwungen, wie beim Stillen, den Nippel
nach oben zu nehmen und ihn gegen den Gaumen auszusaugen.
Eine Vergrößerung des Sauglochs mit einer Nadel hat einen ungünstigen Einfluss auf
die Mundmotorik. Das Kind wehrt sich gegen den viel zu schnellen Milchandrang,
indem es die Zunge vorschiebt. Dadurch wird das Verhalten des Zungenstoßes nicht
abgebaut, sondern verstärkt.
Essen und Trinken
Nach dem Abstillen oder Flaschetrinken mit 4–6 Monaten sollte das Kind an das Essen mit dem Löffel und das Trinken aus der Tasse gewöhnt werden.
Achten Sie dabei auf eine gute Haltung. Das Füttern mit schlechter Kopf- und Körperhaltung kann die Entwicklung einer guten Mundfunktion beeinträchtigen.
Wie soll das Kind gelagert werden?
Der Kopf sollte vom Nacken her gestreckt und symmetrisch etwas nach vorne in
Richtung Brustbein gebeugt sein.
Und so füttern Sie richtig:
Drücken Sie den Löffel leicht auf den Zungenrücken des Kleinkindes, dadurch
kommt es zu einer Gegenbewegung der Zunge. Sie legt sich beim anschließenden
Schlucken an den Gaumen.
Ziehen Sie den Löffel gerade aus dem Mund, die Lippen des Kindes sollen nach dem
Brei „greifen“. Für die Lippenfunktion ist es sehr ungünstig, den Löffel nach oben
hin abzustreifen.
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FLIP KINDLICHE ENTWICKLUNG
Art der Nahrung
Zu weiche und viel süße Nahrung regt die Mundmuskulatur nicht genügend an. Sie
wirkt erschlaffend auf die Muskulatur.
Bieten Sie dem Kind feste Nahrung an, um ein gutes Kauverhalten und eine richtige
Ernährungsweise anzulegen. Beim Kauen soll das ganze Gesicht, also die Kau- und
Gesichtsmuskulatur, mitarbeiten.
Wichtig:
Das Kind sollte an verschiedene Geschmacksrichtungen gewöhnt werden - nicht nur
an süße. Zucker macht süchtig nach erneutem Zuckergenuss und verursacht starke
Blutzuckerschwankungen. Er verhindert, dass andere, gesunde Nahrungsmittel
überhaupt noch schmecken.
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FLIP KINDLICHE ENTWICKLUNG
Entwicklungsskalen
Monat Kognition
Motorik
Sprache
Persönlichkeit
1 LM
•Das Neugeborene hört
gerne Musik
•Es ist pro Tag durchgängig 2 bis 3 Stunden wach
•Es beruhigt sich, wenn
es getragen wird oder
wenn es einen interessanten Gesichtsausdruck
sieht
•Der Säugling beobachtet
mit großen Augen die
Umgebung
•Er bevorzugt Personen
gegenüber Gegenständen
•Er hat Vorfreude auf
bestimmte Objekte
•Die Bewegungen sind
reflexartig
•Die Augenbewegungen sind nicht koordiniert
•Es erfolgen unterschiedliche Reaktionen
auf Stimmen
•Es reagiert auf ein
Lachen der Umgebung
mit einer Veränderung
der eigenen Mimik
•Der Säugling verbringt
die meiste Zeit in Rückenlage und kann den
Kopf nur ruckartig (unkoordiniert) bewegen
•Der Säugling macht
kurze, kehlige, gurrende Laute
• Die visuellen Fertigkeiten verbessern sich
•Der Säugling beginnt,
bekannte Objekte zu
erkennen und betrachtet
seine eigenen Hände
über einen längeren Zeitraum
•Er sucht bereits nach
Schallquellen
•Der Säugling imitiert die
Gestik des Gegenübers
und exploriert verschiedene Objekte mit dem
Mund. Er kaut gerne an
unterschiedlichen Materialien.
•Der Unterkörper ist
aktiver als der Oberkörper. Der Säugling
wackelt mit den Füßen
und strampelt in die
Luft oder auf verschiedene Untergründe
•Er kann bereits mit
viel Unterstützung
sitzen
•Der Oberkörper ist
aktiver als der Unterkörper
•Der Säugling beginnt
um die eigene Achse zu
rollen und sitzt gerne
mit Unterstützung
•Wenn er in den Stand
hochgezogen wird,
presst er die Füße gegen die Oberfläche und
steht kurz an
•Er kann den Kopf in
alle Richtungen bewegen und kann nach
Dingen suchen
•Der Säugling gurrt
(Vokale) und quietscht
vergnügt vor sich hin
•Es folgen Lautäußerungen auf die Stimme
der Mutter hin
•Der Säugling kann sich
selbst durch Saugen
beruhigen
•Er beobachtet Personen und fesselt sie
durch Anlächeln
•Er bleibt länger wachsam, wenn jemand mit
ihm spielt
•Das Schreien nimmt
ab und der Säugling
beginnt zu lallen, wenn
jemand mit ihm spricht
•Es erfolgen positive
Reaktionen auf bekannte Gesichter
2 LM
3 LM
4 LM
•Der Säugling lallt und
gurrt verstärkt (hörende Babys lallen ab dem
3. LM mit Vokaltönen)
und lächelt viel
•Der Säugling spielt
mit den Fingern und
Zehen. Er hat Freude
an bekannten Routinen
und wendet sich gezielt Personen zu oder
von ihnen ab
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FLIP KINDLICHE ENTWICKLUNG
Monat Kognition
Motorik
Sprache
Persönlichkeit
5 LM
•Der Säugling ist bis zu
zwei Stunden wachsa.
•Er möchte Objekte angreifen, halten, drehen
und oral explorieren
•Er kann schnellen Bewegungen visuell folgen
und erkennt bekannte
Objekte
•Er imitiert Bewegungen
und Geräusche und lässt
ein Objekt zielgerichtet
fallen, um ein anderes
nehmen zu können
•Der Säugling verwendet Vokale beim
Lallen (a, o, e) und
lallt auch mit Konsonanten, vor allem die
Laute /b/, /d/, /m/
treten auf
•Der Säugling lacht und
lautiert beim eigenen
Anblick im Spiegel
•Er trommelt, schlägt
spielerisch auf Gegenstände und protestiert,
wenn die Eltern versuchen ihm seine Spielsachen wegzunehmen
•Er bevorzugt das Spiel
mit Rasseln und kann
Vorfreude zeigen
6 LM
•Der Säugling greift nach
Objekten, die hinunterfallen oder hinuntergefallen sind.
•Die visuelle Wachheit
dauert einen halben Tag
an
•Er kann nach Objekten
greifen, die er sieht und
sie aufheben
•Er beginnt bei Wohlbefinden zu gurren und hört
zum Beispiel bei Musik
auf zu weinen
•Wenn er auf dem
Bauch der Mutter liegt,
bewegt er sich in Richtung Brust
•Es gibt bereits leichte
Ansätze zu stehen
•Er sitzt mit Unterstützung 30 Minuten lang
und kann mit Unterstützung ein Fläschchen in der Hand halten
•Er greift und wirft
Objekte mit beiden
Händen und bringt die
Füße zum Mund, um
diese oral explorieren
zu können
•Der Säugling kann mit
Unterstützung stehen
und ist sehr lebhaft
•Er sitzt mit wenig
oder gar keiner Unterstützung frei
•Er kann das Fläschchen alleine sicher
halten
•Der Säugling
quietscht, brummt
und kichert vergnügt
vor sich hin
•Vokale werden in
Kombination mit
Konsonanten verwendet
•Er hört auf seinen
eigenen Namen
7 LM
•Der Säugling imitiert
verschiedene Gesten und
schaut gezielt auf Bilder,
wenn diese benannt
werden
•Er zeigt Interesse an
Details
•Zur Vorwärts- und
Rückwärtsbewegung
verwendet der Säugling
Hände und Knie
•Er hält verschiedene
Objekte in den beiden
Händen und schlägt sie
zusammen
•Die Hände sind frei
während des Sitzens
•Der Säugling sagt
/ma-ma/ und /baba/ jedoch noch
ohne Bedeutung für
Mama und Papa
•Er verwendet Vokale und Konsonanten
•Der Säugling grinst
das eigene Spiegelbild
an und ahmt verschiedene Gesichtsaudrücke
nach
•Er spielt gerne „GuckGuck“
•Er schläft üblicherweise die Nacht durch
•Er spielt 2-3 Minuten
mit einem Spielzeug
und schaut zielgerichtet nach bekannten
Dingen, wenn diese
benannt werden
•Der Säugling beginnt
zu fremdeln
•Er unterscheidet positive und negative
Stimmqualitäten voneinander
•Er geht geschickt mit
Alltagsgegenständen
(Löffel, Tasse) im Spiel
um und isst mit den
Fingern
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FLIP KINDLICHE ENTWICKLUNG
Monat Kognition
Motorik
Sprache
Persönlichkeit
8 LM
•Der Säugling nimmt und
gibt kleine Sachen in
verschiedene Behälter
•Er kann bereits kleine
Probleme lösen, deren
Handlung ihm bekannt
sind
•Er sucht nach Objekten,
die versteckt wurden
•Der Pinzettengriff
(Zeigefinger und Daumen greifen nach etwas) verfeinert sich
•Der Säugling kann sich
an Möbeln in den Stand
aufziehen
•Er krabbelt rückwärts
und macht Schritt-fürSchritt-Bewegungen
•Der Säugling wirft
Dinge weg, die er nicht
mag und ist hartnäckig,
wenn er ein bestimmtes Spielzeug nehmen
möchte
•Die Bindung zur Mutter verstärkt sich in
diesem Lebensalter
noch
9–
12 LM
•Die Exploration des
eigenen Körpers und von
Fremdobjekten steht
noch immer stark im
Vordergrund, wobei die
orale Exploration dominiert
•Der Säugling beginnt
Objekte in andere zu
stecken und hat Spaß am
Stapeln von Dingen
13 –
15 LM
•Das Kleinkind schaut
sich gezielt für einige
Sekunden lang ein Bild
im Bilderbuch an
•Es steckt kleine Objekte
in eine Schachtel oder in
ein Loch und hat noch
kein Verständnis für Gefahren
•Es beginnt zu verstehen, dass es durch eine
bestimmte Verhaltensweise ein bestimmtes
Reaktions-verhalten vom
Gegenüber hervorrufen
kann
•Es sucht nach versteckten Spielsachen
•Das Krabbelmuster
hat sich stabilisiert und
der Säugling kann sich
nun selbstständig in
den Stand hochziehen
•Er hat Spaß daran,
mit Hilfe die ersten
Schritte zu gehen und
er isst gerne selbstständig mit den Fingern
• Der Säugling „tanzt“
zu Musik
•Er lässt Objekte fallen
und hebt sie dann wieder auf. Er kann sie
jedoch noch nicht zielgerichtet ablegen
•Er sucht nach versteckten Spielsachen
•Das Kleinkind bückt
sich, um einen Gegenstand aufzuheben
•Es krabbelt rückwärts
die Treppe hinunter
und dreht den Oberkörper, während es
sitzt
•Es macht die ersten
selbstständigen Schritte und kann zwei Objekte in einer Hand
halten
•Es hält einen Becher
mit Hilfestellung in
beiden Händen
•Es bewegt sich zu
Musik und tanzt mit
•Es kritzelt gerne und
ist sehr aktiv.
•Der Säugling verwendet zweisilbige
Lautäußerungen und
schreit damit nach
den Eltern
•Das Lallen differenziert sich und das
Lautinventar der
Muttersprache wird
übernommen und
gefestigt
•Das erste Wort wird
gesprochen oder
gebärdet
•Der Säugling winkt
situationsadäquat
„auf Wiedersehen“
•Er ruft den Eltern
zu, um deren Aufmerksamkeit zu erlangen und imitiert
Geräusche (zum Beispiel Tierlaute)
•Er versteht kurze
Anweisungen und
kann diese korrekt
ausführen, zum Beispiel „gib mir…“
•Er versteht das
Wort „nein“
•Das Kleinkind
spricht 3 – 8 Wörter
•Es gibt auf Aufforderung hin das richtige Spielzeug her
und versteht Namen
und Objekte, die ihm
wichtig und bekannt
sind
•Es reagiert adäquat
auf die Fragestruktur
„Wo“ und versteht
„auf“ und „zu“
•Es kennt die Namen
der Objekte, die
täglich verwendet
werden und imitiert
Wörter ohne Verständnis der Wortbedeutung.
•Es konzentriert sich
auf jeweils EINE Person
•Das Kleinkind wirft
Objekte weg, die es
nicht haben will und
bietet anderen Personen Spielsachen an
•Es imitiert das Verhalten der Bezugspersonen und hat Lieblingsspielsachen
•Es spielt gerne „GuckGuck“ und fremdelt
noch immer
•Es zeigt den Wunsch
zum Schlafengehen und
hat Freude an Applaus
und Lob
•Es verlangt Aufmerksamkeit und möchte
die Eltern immer in
Sichtweite haben
•Es bevorzugt bestimmte Personen
•Es versucht selbstständig mit dem Löffel
zu essen
•Der Säugling wirft
Objekte, die er nicht
mag weg und bietet
anderen Personen
Spielsachen an
•Er imitiert das Verhalten der Eltern
•Er hat schon Lieblingsspielsachen und –
spiele und spielt gerne
„Guck-Guck“
•Der Säugling fremdelt
noch immer gegenüber
unbekannten Personen
•Er zeigt den Wunsch
zum Schlafengehen
selbstständig
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58
FLIP KINDLICHE ENTWICKLUNG
Monat Kognition
Motorik
Sprache
Persönlichkeit
16 –
18 LM
•Das Kleinkind schaut
gerne Bilderbücher an
•Das Spielverhalten wird
komplexer. Es liebkost
Puppen und Stofftiere
•Nun kann das Kleinkind bereits sicher
gehen und sitzt selbstständig auf einem Sessel
•Es geht die Treppe
mit Hilfe eines Erwachsenen sicher hinauf
und hinunter
•Es wirft den Ball zu
und versucht einen Ball
zu fangen
•Das Kleinkind geht
gerne Baden und spielt
gerne mit Wasser
•Es spielt mit dem
Essen und versucht die
Schuhe selber anzuziehen
•Es spielt gerne mit
anderen Bezugspersonen zusätzlich zur Mama und winkt „auf
Wiedersehen“
•Es zeigt erste Selbstständigkeit
•Es spielt gerne verstecken, suchen und
mit Bällen
19 –
21 LM
•Das Kind erkennt Gefahren und kann Angst ausdrücken
•Es macht einfache Puzzles mit zwei oder drei
Teilen und erkennt bestimmte Objekte auf
einer Abbildung in Büchern
•Das Kind kann sicher
laufen
•Es baut Türme mit 4
oder 5 Bausteinen und
setzt sicht selbstständig auf einen Kindersessel
•Die Aufmerksamkeit
für verbale Kommunikations-phasen
verlängert sich
•Das Kleinkind
spricht oder gebärdet ca. 10 bis 50
Wörter aktiv
•Es beginnt ZweiWort-Sätze zu verwenden, wobei die
Wörter, die verwendet werden, Bedürfnisse ausdrücken
•Es erfragt Bilder aus
einem Buch, indem
es auf sie zeigt
•Es zeigt Ablehnung
mit zusätzlichem
Körpereinsatz
•Das Kind zeigt auf
den Körperteil, wenn
Sie ihn benennen
•Es bildet korrekte
Zwei-Wort-Sätze und
sagt „ein“ und „aus“
22 –
24 LM
•Das Kind baut gerne
Türme und wirft sie dann
wieder um
•Es entwickelt die Fähigkeit für Humor
•Es ist neugierig auf
nicht bekannte Personen
und Objekte
•Es wirft Gegenstände
über den Kopf hinweg
•Das Kind klettert alleine auf einen Sessel
•Es hüpft mit beiden
Füßen aus dem Stand
•Es hebt Gegenstände
vom Boden auf, ohne
dass sie ihm wieder
hinunterfallen
•Es fädelt große Perlen
auf eine Schnur auf
•Das Kind verwendet
das Fragewort
„Was?“
•Wiederholungen
eines Buches sind
besonders interessant
•Das Kind verwendet
einfache 1- oder 2Wort-Fragesätze
•Es hört gerne zu,
wenn die Eltern einfache Geschichten
erzählen
•Es kennt 3 bis 5
verschiedene Körperteile in der Wortform
•Der aktive Wortschatz liegt bei 20
bis 50 Wörtern (verwendet werden Wörter, die im Alltag
gebräuchlich sind)
•Das Kind kann selbstständig mit dem Löffel
und der Gabel essen
•Es hat Spaß daran,
sich auszuziehen und
nackt herumzulaufen
•Es fährt gerne mit
dem Bobycar
•Es spielt selbstständig, die Eltern müssen
nur mehr in der Nähe
sein
•Das Kind kommt,
wenn es gerufen wird
•Es hilft gerne bei der
Hausarbeit mit und
testet Grenzen aus
•Es ist beleidigt, wenn
es kritisiert wird
•Es stellt andere Personen gerne zufrieden
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59
FLIP KINDLICHE ENTWICKLUNG
Monat Kognition
Motorik
Sprache
Persönlichkeit
25 –
30 LM
•Das Kind schaut gerne
Bücher an und blättert
dabei selber um
•Im Vordergrund steht
die Entdeckung des „Ich“
•Es versteht einfache
Ursache-WirkungAufgaben
•Das Kind versteht
lange, zusammengesetzte Sätze mit
HauptsatzNebensatz-Struktur
•Es sagt „ich mag“
und gebärdet Phrasen von Liedern mit
•Es fängt an, Verneinungen zu bilden
•Das Kind zeigt anderen Personen stolz, wie
selbstständig es schon
ist
•Die Bindung zur Mutter ist sehr intensiv
•In diesem Lebensalter
spielen die Kinder noch
parallel: zwei Kinder
spielen nebeneinander
d.h. für sich. Es gibt
noch kein gemeinsames
Spiel
•Das Interesse am Kritzeln wird größer
31 –
36 LM
•Das Kind baut ein Konzept für Mengenverhältnisse (1 und mehrere)
auf
•Es erkennt unterschiedliche Farben, kann diese
aber noch nicht benennen
•Es kann sich bereits
zwei bis drei Aufgaben
merken und diese dann
ausführen
•Das Kind kann auf
einem Fuß stehen und
klettert an verschiedenen Objekten hinauf/hinunter, um ein
bestimmtes Ziel zu
erreichen
•Es spielt gerne mit
beweglichem Spielzeug
und kann die Türe
selbstständig öffnen
•Es macht einen Deckel auf (Rotation des
Handgelenkes ist möglich)
•Es geht auf Zehenspitzen, um leise zu
sein und geht nicht
mehr gerne an Mamas„
Hand. Es möchte
selbstständig etwas
unternehmen
•Das Kind kann mit
einem Dreirad fahren
•Es baut Türme mit
acht Bausteinen und
geht die Treppe mit
alternierendem Gang
hinunter
•In diesem Zeitfenster findet ein rapider
Wortschatzanstieg
statt – der Wortschatzspurt
•Das Kind kann Dreibis Vier-Wortsätze
bilden
•Die Fragestrukturen
„Was“ und „Wo“
werden gebildet
•Das Kind ist besonders
hilfsbereit (große
Schwester/ Bruder)
•Die Sauberkeitsentwick-lung spielt eine
große Rolle
•Es verwendet immer
einen Löffel und einen
Becher zum Essen und
Trinken
•Es kann sich selber
ausziehen und beginnt
mit anderen Kindern zu
spielen
(Fantasie- und „SoTun-Als-Ob“-Spiele)
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60
FLIP KINDLICHE ENTWICKLUNG
Vorschläge für entwicklungsspezifische Spiele
0 – 3. Lebensmonat
Mobile
Spiegel
Rasseln
Anregender Gesichtsausdruck
Spielsachen zum Saugen, Angreifen und Drücken
Z.B: Kuschelbär, Spieluhr, ...
4. – 6. Lebensmonat
Mobile
Spiegel
Bücher
Bälle, Spielsachen mit verschiedenen Oberflächen
Spielsachen für das Zahnen z.B.: Beißring, Zahnbürste, ...
Bücher z.B.: Fühlbücher, Erstlingsbücher, ...
9. – 12. Lebensmonat
Holzbausteine
Trommel
Töpfe und Pfannen
Schachteln mit Deckeln
Einfache Puzzles
Töpfe, Trommel, Pfannen zum Geräusche machen
Badespielzeug
Stapel- und Sortier- Spielsachen
Sachen zum Reinleeren, Umschütten oder Ausleeren
Bücher z.B.: Tierbücher zum Tierlaute nachahmen,
Fahrzeugbücher (Feuerwehr, Traktor, Auto, ...)
13. – 24. Lebensmonat
Bauernhof 3-D-Spiel
Puzzle
Rutschen
Puppenhaus
Seifenblasen
Alltagsgegenstände
Spielsachen, die man schieben und ziehen kann
z.B.: Ente zum nachziehen, Leiterwagen, ...
Alltagsgegenstände z.B.: Staubsauger zum nachahmen von der Mama/ Papa;
Bausteine zum aufbauen - umwerfen
Bälle zum hin und herrollen
Bücher mit Handlungsabläufen
25. bis 36. Lebensmonat
Duplo Bausteine
Puzzle
Fahrzeuge
Küche spielen
Puppen für Rollenspiele
Kreide, Buntstifte und Papier zum malen und basteln
Bücher zum vorlesen
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61
FLIP KOMMUNIKATION
Familienzentriertes
Linzer InterventionsProgramm
Kommunikation
Frühe Kommunikation
Bei Taubheit geht es nicht um das Hören;
bei Taubheit geht es um Kommunikation.
Paul Ogden, The Silent Garden (1996)
Kommunikation ist viel mehr als sprechen und gebärden.
Kommunikation beinhaltet Schreien, Mimik, Körpersprache, Gesten, Blickkontakt,
Lautieren, Lautmalereien, Wörter und Zeichen.
Kommunikation bedeutet auch Gefühle des Gegenübers zu erkennen und seine Gedankenwelt zu verstehen.
Es bedeutet, mit anderen Personen eine Verbindung einzugehen. Kommunikation
ermöglicht, eigene Gefühle, Gedanken, Ideen und Wünsche auszudrücken.
Alle Eltern warten sehnsüchtig auf das erste Wort
ihres Kindes, egal ob gesprochen oder gebärdet
wird. Doch schon vor dem ersten Wort kommunizieren die Kinder!
Diese frühen Kommunikationssignale sind wichtige erste Schritte: sie müssen eingesetzt werden,
damit darauf aufbauend die ersten Wörter gesprochen oder gebärdet werden können. Diese
vorsprachliche Kommunikation zu erkennen und
zu bestärken ist ein wichtiger Teil der Elternarbeit. Je früher man die Kinder zur Kommunikation ermutigt, desto mehr und schneller lernen sie.
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FLIP KOMMUNIKATION
Und - Kinder lernen Kommunikation nicht von alleine - sie sind auf ihre Umgebung
angewiesen. Kommunikation erfordert Interaktion, sie erfordert und fordert Sie, als
Eltern!
Um die frühe Kommunikationsentwicklung zu fördern sind zwei Schritte erforderlich:
1. Erkennen der frühen Kommunikationsversuche (am Gesicht, am Körper
und an der Stimme), d.h. Verstehen, was das Kind mitzuteilen versucht.
2. Das Kind durch Eingehen auf diese Kommunikationsversuche dazu ermutigen, neue Versuche der Kommunikation zu starten. Das Kind soll dabei
merken, dass Kommunikation Reaktionen beim Gegenüber auslöst.
Wie kommuniziert das Kind mit seinem Körper?
o Triangulärer Blickkontakt (Das Kind schwenkt seinen Blick von Ihnen zu einem
(meist neuen) Gegenstand und danach wieder zu Ihnen zurück. Meist, um ein Erlebnis zu teilen oder auch zu erfahren, worum es sich hierbei handelt)
o Lächeln oder böse schauen
o Mit seinen Händen gestikulieren, um Aufmerksamkeit zu erhalten: auf etwas
zeigen, winken
o Gebärdenlallen (wenn es mit Gebärdensprache aufwächst)
o Einsatz der Stimme, um Aufmerksamkeit zu erregen: schreien, um Bedürfnisse
auszudrücken (hungrig, heiß,…)
o Lachen, wenn es vergnügt ist
o Lallen
Es ist sehr wichtig, auf diese frühe Kommunikation zu reagieren. Indem Sie reagieren, ermutigen Sie das Kind zu mehr Kommunikation und legen die Basis für den
Spracherwerb.
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63
FLIP KOMMUNIKATION
Eltern-Kind-Bindung
Über die ersten Formen der frühen Kommunikation entsteht eine starke ElternKind-Bindung. Frühe Kommunikation ist die Grundlage für eine stabile und anhaltende Vertrauensbeziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind. Wenn Sie Ihr Baby halten, drücken Sie Liebe, Fürsorge und Sicherheit aus. Diese Bindung zwischen Eltern
und Kind ist die erste und tiefgreifendste Bindung im Leben und ermöglicht erst
weitere Bindungen im späteren Leben des Kindes.
Sie wollen, dass Ihr Baby glücklich, sicher und gesund aufwächst, fähig ist, zu lernen, zu lieben und sich sozial gut entwickelt. Sie wissen aber auch, dass Sie Ihr
Kind nicht vor allen negativen Einflüssen beschützen können.
Babys brauchen in den ersten Lebensmonaten viel Wärme, Liebe, Zuwendung von
ihren Müttern oder Vätern. Diese fürsorgliche Umgebung besteht aus weit mehr als
nur füttern und anziehen. Es bedeutet, die Babys in ihren Gefühlen zu verstehen
und zu unterstützen.
Ihr Kind braucht Blickkontakt, Knuddeln, Streicheln und Zärtlichkeit um zu einer
gesunden Persönlichkeit heran wachsen zu können. Wenn Ihr Baby Ihre Zuneigung
erfährt, kann es diese erwidern. Diese Bindung führt zu einem Urvertrauen, das die
Basis für die Gefühlsentwicklung und das Lernen ist.
Manchmal gibt es Mütter oder Väter, die aus verschiedenen Gründen Schwierigkeiten haben, eine Bindung mit ihrem Kind aufzubauen. Möglicherweise haben diese
Eltern durch Behinderung oder die Krankheit des Kindes zu wenig Zeit mit ihren
Kindern verbringen können. Aber auch Depressionen oder Krisen im Leben der Eltern können Ursachen für eine erschwerte Bindungsentwicklung sein. Es ist sehr
wichtig, dass diese Eltern Unterstützung und Hilfe erhalten, um eine normale Eltern Kind Interaktion aufbauen zu können.
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FLIP KOMMUNIKATION
Berührung ist der wichtigste Weg, um mit Ihrem Kind zu kommunizieren. Für ein
junges hörbehindertes Kind bedeutet die Berührung Fürsorge und Zuneigung. Berührung kann aber auch trösten und beruhigen.
Ein anderer Weg der Bindungsförderung besteht darin, auf die Bedürfnisse der Kinder sofort zu reagieren. Wenn Sie auf Ihr Kind rasch und konsequent reagieren,
vermitteln Sie ihm, dass Sie zuverlässig sind und immer da sind. Das Kind wird
Ihnen mit ganzem Herzen Vertrauen entgegenbringen. Für das Kind ist seine Welt
dann in Ordnung.
Jedes Kind ist anders und reagiert auch anders. Beobachten Sie, wie Ihr Kind gehalten und gestreichelt werden möchte, was es bevorzugt. Beachten Sie, wie Ihr Kind
auf Ihre Kommunikationsversuche reagiert und was Ihrem Kind angenehm ist.
Förderung effektiver Kommunikation
Gute Kommunikation geschieht von Angesicht zu Angesicht
Begeben Sie sich auf Augenhöhe des Kindes oder bringen Sie das Kind auf Ihre Höhe
(durch Hochnehmen, Trip-Trap-Sessel). Diese direkte Kommunikation bringt Ihnen
die volle Aufmerksamkeit Ihres Kindes. Ihre Stimme empfindet das Kind dann lauter
als die Hintergrundgeräusche. Das Kind kann Ihre Mimik besser sehen und wird zur
Imitation ermutigt. Diese intensive Zuwendung bewirkt auch eine sichere Bindung.
Bleiben Sie dem Kind sehr nahe
Sprechen Sie mit Ihrem Kind nicht über weite Entfernungen. Das sehr nahe Sprechen (innerhalb eines Radius von einem Meter) hebt ihre Stimme vom Störlärm ab.
Verwenden sie natürliche „Ammensprache“
Die Ammensprache (auch als die mütterliche bzw. väterliche Sprach- und Sprechweise bezeichnet) ist eine spezielle Art des Sprechens von Müttern (oder Vätern)
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65
FLIP KOMMUNIKATION
mit ihren kleinen Kindern. Es bedeutet, dass man langsamer spricht und eher weniger Wörter oder Gebärden verwendet. Die Ammensprache beinhaltet viele Wiederholungen und gebraucht kurze einfache Phrasen sowie insbesondere eine sehr lebendige Modulation der Stimme und eine starke, eindeutige Mimik. Wenn wir mit
kleinen Kindern sprechen, ändern wir also normalerweise ganz automatisch unsere
Sprache in Bezug auf die Menge des Gesprochenen, die Satzlänge und den Schwierigkeitsgrad, um so die Sprache für das Kind interessant und besser wahrnehmbar
zu machen. Damit erleichtern wir den Spracherwerb.
Die Auffangmethode
Turn-Taking. d.h. der Wechsel zwischen der Sender- und Empfängerrolle (Sprecher
und Hörer) in der Kommunikation, ist eine wichtige Grundlage der Kommunikationsentwicklung. Zu starke Einseitigkeit der Kommunikation, z.B. überwiegendes
aktives Kommunizieren auf einer Seite und wenig Reagieren auf der anderen Seite
(aber auch umgekehrt), behindert den Spracherwerb. Ein balancierter Wechsel von
„Geben und Nehmen“ in der Kommunikation hält das Gespräch aufrecht.
Ein gutes Turn-Taking umfasst zunächst von Seiten des Erwachsenen ein Abwarten,
das Zuhören und Beobachten von kindlichen Signalen und dann erst ein Reagieren
auf die Handlungsweisen des Kindes (ob nun mit Gesten, Lauten oder Wörtern).
Kinder zeigen ihren „Turn“ mit einem Lächeln, mit einem Blick auf den Kommunikationspartner, Blinzeln, Saugen oder Innehalten beim Saugen oder mit Imitation
(der Mimik, Lautmalereien, Lallen,…)
Es ist wichtig, diese Mitteilungsversuche zu
erkennen und auszubauen.
Das heißt, man beobachtet das Kind, imitiert
sein Verhalten und wartet auf den nächsten
Kommunikationsversuch.
Wichtig! Eine ständige Aufforderung des Kindes zum Sprechen oder Nachsprechen „Sag
....!“, wirkt eher einschränkend
als förderlich auf die Sprachentwicklung.
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66
FLIP KOMMUNIKATION
Wenn das Kind älter wird, kann man Aktivitäten in den Alltag einbauen, die ein
Turn-Taking herausfordern (z.B. Ball spielen). Fordern Sie ihr Kind zum Sprechen
mit einem kurzen „Du bist dran!“ auf. Herumblödeln und herumtollen mit Mama
und Papa sind hervorragende Möglichkeiten, um Turn-Taking anzuregen.
Warum wollen Säuglinge und Kleinkinder kommunizieren?
Kleine Kinder erleben und fühlen während des ganzen Tages viel, was sie uns mitteilen wollen, auch wenn sie die richtigen Wörter dafür noch nicht kennen.
Man kann sie zur Kommunikation ermuntern, indem man ihnen bei diesen ersten
Versuchen Aufmerksamkeit schenkt und ihnen die Wörter für ihre Gefühle anbietet,
vorspricht („Ach mein Schatz ist müde, deine Augen fallen dir schon zu“, „oh so
viel gähnen muss mein Liebling“,…)
Hier sind einige Bedürfnisse aufgelistet, worüber Ihr Kind sich mitteilen möchte.
Hören Sie aufmerksam zu, beobachten Sie genau und freuen Sie sich über diese frühe
Kommunikation.
Ihr Kind will
o Gefühle ausdrücken
o Ihre Aufmerksamkeit gewinnen
o Zustimmung erhalten
o Hilfe einfordern
o Andere begrüßen
o Information erhalten
o Antworten/Informationen
liefern
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FLIP KOMMUNIKATION
Wie erkennen Sie die ersten Kommunikationssignale Ihres Kindes?
Ihr Kind will mit ihnen kommunizieren. Es ist wichtig, über die frühen Kommunikationszeichen Bescheid zu wissen, um darauf auch richtig zu reagieren.
Kommunikationssignale des Kindes
Möglichkeiten der Eltern
darauf zu reagieren
Schreien
Die Bedürfnisse des Kindes stillen
Greifbewegungen
Deuten Sie die Wünsche des Kindes
Gesten
Reagieren Sie durch Lächeln und Blickkontakt
Etwas haben wollen
Streicheln Sie Ihr Kind zärtlich und geben Sie dem Kind den Gegenstand, den
es möchte
Auf etwas zeigen
Benennen Sie die Dinge, auf die ihr
Kind zeigt und sprechen Sie darüber
Lallen, Lautieren
Imitieren Sie das Lallen und Plaudern
Sprechen oder Gebärden
Ahmen Sie die Laute oder Zeichen des
Kindes nach. Erweitern sie das Gesagte
oder die Zeichen (korrektives Feedback
siehe Kapitel: Sprache lernen)
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68
FLIP KOMMUNIKATION
Non-verbale Kommunikation – Kommunikation ohne Sprache
Gelungene Kommunikation bedeutet weitaus mehr als nur Worte.
So lesen wir z.B. Gefühle wie Ärger oder Freude in den Gesichtern unseres Gegenübers, noch bevor ein Wort gesprochen wurde.
Kleine Kinder teilen uns über Mimik und Körpersprache ihre Befindlichkeiten mit,
lange bevor sie zu sprechen oder gebärden anfangen.
Viele Botschaften werden über diesen „nonverbalen (nichtsprachlichen)“ Kanal versandt. Wenn sich gesprochene und visuelle Botschaften überlagern (z.B. reden alle
durcheinander, sodass man nichts mehr versteht), nehmen wir als Erstes die visuelle Botschaft wahr (wir sehen die Freude, die Aufgeregtheit,…).
Die nonverbalen (nichtsprachlichen) Anteile des Gespräches sind:
Mimik
Berührung
Sprachmelodiemuster
Gesten
Körpersprache
Berührung
Die Berührung ist ein wichtiger Teil der Eltern–Kind-Kommunikation. Durch zärtliche Berührung erfährt das Kind Zuwendung und Zuneigung. Berührung spielt eine
entscheidende Rolle im Bindungsprozess. Sie hilft, das Sicherheitsgefühl des Säuglings zu fördern. Mit Berührungen kann man das Kind beruhigen und es besänftigen.
Berührung ist eine Möglichkeit, dem Kind Liebe und Akzeptanz zu zeigen.
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69
FLIP KOMMUNIKATION
Gesten
Natürliche Gesten (wie baba-Winken, zeigen, Arme strecken, um aufgehoben zu
werden…) sind ein wichtiger Teil der Eltern-Kind-Interaktion, egal, ob das Kind hörend, taub oder schwerhörig ist.
Forschungen haben gezeigt, dass diese frühen natürlichen Gesten bereits im Alter
von 9 bis 10 Monaten als Ausdruck des Kindes zu beobachten sind. Diese Gesten
werden immer häufiger, bis das Maximum im 16. - 18. Lebensmonat erreicht wird.
Wenn das Kind zu sprechen oder gebärden beginnt, nimmt die Häufigkeit dieser
natürlichen Gesten wieder etwas ab. Gesten behalten jedoch auch in der Erwachsenenkommunikation, begleitend zum Sprechen, eine wichtige Rolle.
Weiters hat die Forschung gezeigt, dass mit gehörlosen oder schwerhörigen Kindern, egal ob sich die Eltern für einen lautsprachlichen Kommunikationsansatz oder
einen Gebärdensprachansatz entschieden haben, die Häufigkeit der Gesten, welche
die Mutter benutzt, sich eher erhöht, als dass sie reduziert wird.
Hörende Mütter mit gehörlosen oder schwerhörigen Kleinkindern haben bemerkt,
dass sie bei ihrer Kommunikation dreimal mehr Gesten verwenden, als Mütter hörender Kinder. Diese natürlichen Gesten sorgen für mehr Klarheit, besonders zur
Übermittlung der Wortbedeutung.
Versuchen Sie Ihre natürlichen Gesten auszuweiten und häufig anzuwenden, wenn
Sie mit Ihrem Kind kommunizieren. Das bedarf natürlich einer gewissen Übung, bis
es zur Routine wird. Für manche Eltern ist der vermehrte Einsatz von Gesten befremdend, weil sie vielleicht eher introvertiert sind. Dann wirken die Gesten möglicherweise auch weniger natürlich.
Einige natürliche Gesten
SCHHHHHHH! Zeigefinger an die Lippen führen
Zeigen: mit dem Zeigefinger auf eine Person oder ein Ding zeigen
Offene Hand: mit der offenen Hand anzeigen, dass ich etwas möchte
„OK“ Geste: Daumen nach oben zeigen, Kopf nicken
Beifallklatschen
Bauch reiben- mmh, etwas schmeckt gut!
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FLIP KOMMUNIKATION
Mimik
Über die Mimik offenbart man seine Gefühle und seinen Gefühlszustand. Es ist ganz
wichtig, dass unsere Mimik und unsere Wörter/Botschaften übereinstimmen (z.B.
sollte man nicht amüsiert dreinschauen, wenn man schimpft. Das passt nicht zusammen, das Kind kann sich nicht orientieren).
Wenn man mit seinem Kind spricht, wendet man sich dem Kind interessiert zu. Die
Mimik soll Verständnis und Interesse ausdrücken.
Körpersprache
Die Körpersprache erweitert die Bedeutung des Gesprochenen.
Haben Sie schon einmal auf die Körpersprache einer Person eher reagiert als auf
ihre Wörter? Z.B. wenn eine Freundin weint, sie aber sagt, es gehe ihr gut. Glauben
Sie das oder trösten Sie sie?
Wir nützen diese non-verbalen Zeichen, um einschätzen zu können, was eine Person wirklich denkt, fühlt oder glaubt.
Sprachmelodie
Auch wenn ein Kind Probleme hat, Sprache zu hören oder zu verstehen, kann es
doch die Sprachmelodie unserer Stimme hören. Die Sprachmelodie drückt unsere
Gefühle aus.
Ein guter Weg mit dem Kind zu kommunizieren wäre z.B. der Wechsel der Sprachmelodie und das Anpassen der Sprachmelodie an meine Mitteilung.
Aktivitäten, die den Gebrauch von Mimik, natürlichen Gesten und Intonation
fördern:
Überlegen Sie! Wie könnten Sie folgende Botschaften mittels Gesten, Körpersprache, und/oder Mimik ausdrücken?
Hallo!
Baba
Ja
Nein
Schhhhhhhh!
auweh
mmh…
traurig
Komm her!
Geh!
Stop!
Gib mir!
Warte
Super
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FLIP KOMMUNIKATION
Schauen Sie sich ein Buch über Gefühle an. Probieren Sie die verschiedenen Gesichtsausdrücke aus! Schneiden Sie vor einem Spiegel Grimassen. Machen Sie Ihr
Kind nach!
Zeigen Sie „heiß“, indem Sie die Hand plötzlich zurückziehen und „heiß“ sagen.
Schütteln Sie dabei ihren Kopf (nein) um dem Kind zu zeigen, dass das gefährlich
ist.
Spielen Sie „Guck-Guck“ oder verstecken Sie etwas. Machen Sie ein stark überraschtes Gesicht, wenn Ihr Kind Sie oder das Ding findet!
Spielen Sie Geschichten durch. Machen Sie ein „müdes“ Gesicht, ein „glückliches
Gesicht…
Schauen Sie sich Videos mit gehörlosen Erwachsenen als Geschichtenerzähler an.
Beobachten Sie die Mimik und die Körpersprache des Geschichtenerzählers.
Wie wichtig ist der Blickkontakt (die visuelle Aufmerksamkeit) für
die frühe Kommunikation?
Visuelle Informationen (alles was man sieht) sind von größter Bedeutung für hörbehinderte Kinder. Egal ob Ihr Kind spricht, gebärdet oder beides macht. Es nützt seine Augen, um Informationen über unsere Welt zu erhalten.
Einige Strategien, um die visuelle Aufmerksamkeit des Kindes zu fördern:
Wenn ein Kind normal hörend ist, kann es gleichzeitig ein Ding betrachten und zuhören (z.B. beim Bilderbuch anschauen) oder Information aus seiner Umgebung aufschnappen. Das normal hörende Kind lernt ganz nebenbei, beiläufig.
Das hörbehinderte Kind ist auf visuelle Hinweise angewiesen, um dieselben Informationen zu erhalten. Es nützt das Sehen als erste Informationsquelle, um die
Kommunikationsinhalte zu deuten. Oder es nützt das Sehen, um die fehlenden Lücken zu ergänzen.
Es ist wichtig, dass man Blickkontakt herstellt, bevor man zu sprechen beginnt.
Wenn die visuelle Aufmerksamkeit gesichert ist, hat das Kind die Möglichkeit, unsere Mimik und die Gebärden zu sehen und Lippen zu lesen.
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72
FLIP KOMMUNIKATION
Wir nutzen diese visuelle Aufmerksamkeit bei der „Joint attention“, wenn gemeinsame Aufmerksamkeit hergestellt wird. Dies geschieht, wenn beide, Kind und Eltern, ihren Blick auf etwas richten und darüber sprechen. Beide blicken auf dieselbe Person oder dasselbe Spielzeug. Diese gemeinsame Aufmerksamkeit wird
auch mit Gesten kombiniert.
Man kann aber genauso der Aufmerksamkeit des Kindes folgen und die Aktivitäten
des Kindes sprachlich begleiten. Ein Baby kann schon sehr bald (bereits ab 6 Monaten, manchmal auch etwas früher) dem Blick der Eltern folgen.
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FLIP KOMMUNIKATION
Möglichkeiten der Kommunikation
Kommunikation besteht aus verschiedenen Teilen und Möglichkeiten. Diese Bausteine kann man verschiedenartig kombinieren, vorrangig sollten sie immer den
Bedürfnissen des Kindes angepasst werden. Dasselbe gilt auch für hörbehinderte
Kinder. Die Kommunikation der Eltern soll immer den Fähigkeiten der Kinder angepasst werden.
Bausteine der Kommunikation:
Hören
Lippen
lesen
PMS
Deutsch
Taktile
Unterstützung
Gebärden
Fingeralphabet
Sprechen
Adapted from K.Biernath, MD(1997) centers for Diseases Control
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FLIP KOMMUNIKATION
Kommunikationsanbahnung
Wenn das Kind wächst und sich weiterentwickelt, entdeckt man erst, welche verschiedenen Möglichkeiten der Kommunikation am sinnvollsten sind. Man kann verschiedene Kommunikationswege ausbauen oder auch weglassen. Wichtig ist, dass
man nicht stur einen eingeschlagenen Weg geht, sondern immer wieder reflektiert,
ob die Richtung stimmt. Es gilt somit, flexibel zu bleiben. Wir wissen nie, welcher
Weg der beste ist. Ziel ist auf jeden Fall die Kommunikation.
Welchen Weg wir dabei einschlagen, hängt von uns und den Fähigkeiten des Kindes
ab.
Kommunikationswege
Sprechen
Sprechen
PMS
Lippenlesen
Gesten
Hören
Auditiv-Verbal
Hören
Auditiv-Oral
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FLIP KOMMUNIKATION
GebärdenSprache
(ÖGS)
Hören
Gesten
PMS
Deutsche
Schriftsprache
Sprechen
Lippenlesen
Gebärden
Fingeralphabet
Fingeralphabet
Hören
Sprechen
Bilingual (zweisprachig)
Gesten
Simultane (Totale) Kommunikation
Welche Kommunikationssysteme soll ich mit meinem Kind verwenden?
Es ist ein wichtiges Grundprinzip von FLIP, dass Eltern über verschiedene Kommunikationswege (z.B. auditiv-oral, konzeptuell angepasste, unterstützende Gebärden,
Gebärdensprache) informiert und beraten werden.
Die Entscheidung darüber, welche Kommunikationsmöglichkeiten in den verschiedenen Lebensphasen Ihres Kindes eingesetzt werden, liegt bei der Familie. Auch
lassen sich diese Entscheidungen jederzeit hinterfragen und können offen mit der
Frühtherapeutin besprochen werden.
Für jedes Kind – insbesondere im Alter bis zu 3 Jahren – stellt eine eindeutige Körpersprache, die das Sprechen der Eltern begleitet, einen wichtigen Teil der Kommunikation dar. Darunter ist insbesondere eine lebendige und eindeutige Mimik und
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natürliche Gestik zu verstehen. Dadurch wird dem Kind das Verstehen der gesprochenen Sprache erleichtert.
Insbesondere bei hochgradig schwerhörigen Kindern und resthörigen Kindern, bei
denen eine Cochleaimplantation zu erwarten ist, hat sich der Einsatz von konzeptuell angepassten, unterstützenden Gebärden sehr bewährt.
Dadurch wird die frühe Kommunikation der Eltern mit ihrem Kind abgesichert und
die Begriffsbildung gefördert. In amerikanischen Studien konnte gezeigt werden,
dass Kinder, die vor der Cochleaimplantation schon einige Gebärdenzeichen beherrschten, nach der Implantation schneller Wörter der gesprochenen Sprache erlernten. Diese Vorteile für die lautsprachliche Entwicklung zeigten sich insbesondere in den frühen Phasen nach der Cochleaimplantation. Hinzuweisen ist auch darauf, dass bei einem Einsatz von Lautsprache und Gebärden in der Alltagskommunikation keine negativen Auswirkungen von Gebärden auf die lautsprachliche Entwicklung (z.B. die Sprechqualität, Grammatik oder Wortschatz) festgestellt werden
konnten. Der Einsatz von konzeptuell unterstützenden Gebärdenzeichen ist unabhängig von der jeweiligen Lautsprache, d.h. auch bei einer nicht deutschen Familiensprache gut möglich.
Der Verlauf der lautsprachlichen Entwicklung lässt sich nie mit ganzer Sicherheit
vorhersagen. Neben dem Grad der Hörstörung, dem Alter bei der Erstversorgung
mit Hörgeräten und der Akzeptanz derselben, sind es auch Anlagen oder Grenzen
des Kindes, die hier von Bedeutung sind. Dazu gehören etwa die allgemeine Begabung des Kindes, seine Aufmerksamkeitssteuerung, die spezielle Sprachbegabung
oder auch Sprechmotorik. Wie bei normalhörenden Kindern auch, können Kinder
mit Hörstörungen von Sprachentwicklungsschwierigkeiten betroffen sein, die
manchmal gehäuft in einer Familie auftreten können. Je nach Verlauf der Entwicklung des Sprechens und Verstehens, kommt den unterstützenden Gebärden eine
unterschiedliche Rolle zu. Oftmals stoßen Kinder auch nur in bestimmten Situationen (z.B. in Gruppensituationen oder bei störenden Hintergrundgeräuschen) an ihre
Grenzen.
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In vielen Familien nimmt die Gebärdenunterstützung im Laufe der Jahre von selber
automatisch ab, da die lautsprachliche Kommunikation gut funktioniert. In anderen
Familien werden die unterstützenden Gebärden nur vereinzelt bei Missverständnissen oder in kommunikativ schwierigen Situationen eingesetzt. In anderen Fällen
sind die begleitenden Gebärden auf Dauer nötig, um eine leistungsfähige Kommunikation innerhalb der Familie zu gewährleisten.
Wenn sich Eltern dafür entscheiden, ihrem Kind ein zweisprachiges Heranwachsen
und somit auch Zugang zur Österreichischen Gebärdensprache zu ermöglichen,
empfiehlt sich dafür insbesondere der Besuch einer bilingualen Kindergartengruppe, wo auch eine gehörlose Betreuungsperson - als voll kompetentes Sprachmodell
- zur Verfügung steht, während mit anderen Kindergartenpädagoginnen und Kindergartenpädagogen lautsprachlich kommuniziert wird. Die Gebärdensprache ist rein
visuell orientiert und kann somit von Kindern mit einer Hörbehinderung und ohne
gravierende Entwicklungsprobleme zumeist leicht und auf natürlichem Wege erlernt werden. Dadurch wird eine Stärke des Kindes im visuellen Kanal genützt. Die
Gebärdensprache stellt eine Möglichkeit zur entspannten und weitgehend anstrengungsfreien Kommunikation dar, wie das häufig in der Lautsprache nicht der Fall
ist. Zudem wird es dem Kind ermöglicht, sich aufgrund seiner gebärdensprachlichen
Kompetenz im Lebensverlauf für bewusste Kontakte zur Gehörlosengemeinschaft zu
entscheiden. Diese Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe, die sich nicht über eine
Beeinträchtigung, sondern insbesondere über die gemeinsame Gebärdensprache
definiert, kann für die Lebensqualität und Identität eines hörbehinderten Kindes,
Jugendlichen oder Erwachsenen von großer Bedeutung sein. Da die einzelnen Gebärden, die in konzeptuell angepassten unterstützenden Gebärdensystem verwendet werden, aus der Österreichischen Gebärdensprache stammen, können diese
Kompetenzen als eine Basis für das Erlernen der Gebärdensprache (z.B. im Kindergartenalter) gut genützt werden. Familien mit Kindern mit Cochleaimplantat schätzen mitunter auch die Möglichkeit des Einsatzes von Gebärden als „Sicherheitsnetz“ für Ausnahmesituationen (technische Ausfälle, Schwimmbad).
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Gebärdensprache
Überblick über visuelle Kommunikation
Visuelle Kommunikation ist eine Art sich auszudrücken. Wir alle verwenden sie jeden Tag. Visuelle Kommunikation beinhaltet natürliche Gesten, Mimik (Gesichtsausdruck) und Körpersprache.
Babys können von Natur aus unseren Gesichtsausdruck und unsere Körpersprache
besonders gut verstehen. Sie sind auch natürlicherweise auf Gesichter fixiert und
von Bewegungen besonders fasziniert – speziell von Bewegungen, die Mama oder
Papa machen.
Untersuchungen haben gezeigt, dass Babys schon kommunizieren können, lange
bevor die Sprechwerkzeuge so weit ausgereift sind, dass Wörter gesprochen werden
können.
Babys gurren, lächeln und schreien, um ihre Bedürfnisse auszudrücken. Außerdem
benutzen sie Mimik und Körpersprache, um ihre Gefühle und Bedürfnisse zu zeigen.
Kleine Kinder reagieren auf Gesten und benutzen sie selbst, um zu kommunizieren.
Sie zeigen zum Beispiel mit den Händen, dass sie hochgenommen werden wollen
oder sie winken „baba“. All diese Gesten, Gesichtsausdrücke und Körpersignale
sind Bestandteile von visueller Kommunikation.
Ob die Eltern nun beschließen, auditiv-oral, in Gebärdensprache oder in einer
Kombination aus Sprechen und Gebärden mit ihrem Kind zu kommunizieren - Mimik
und Körpersprache sind in jedem Fall entscheidend, um die Kommunikation mit
dem gehörlosen oder schwerhörigen Kind zu verbessern.
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Gebärdensprache und Gebärdensysteme
In der Gebärdensprache werden die Hände zusammen mit Gesichtsausdrücken verwendet, um Gedanken, Ideen und Gefühle auszudrücken. Alles, was in der gesprochenen Sprache gesagt werden kann, kann auch in Gebärdensprache ausgedrückt
werden.
Im Folgenden werden einige Kommunikationsansätze dargestellt, die Gebärden beinhalten. Es muss unterschieden werden zwischen Gebärdensprachen (z.B. Österreichische Gebärdensprache) und künstlich entwickelten Gebärdensystemen. Natürliche Gebärdensprachen sind als echte Sprachen anerkannt und zeichnen sich durch
eine eigenständige Grammatik aus. Die anderen hier angeführten Gebärdensysteme
sind vereinfachte gebärdete Ausdrucksmittel für eine gesprochene Sprache (z.B.
das Deutsche). Als Illustration für die Gebärdensprache und andere Gebärdensysteme finden Sie im Folgenden jeweils einen Beispielsatz.
Österreichische Gebärdensprache (ÖGS)
ÖGS ist eine visuell-gestische Sprache, die von vielen gehörlosen Erwachsenen in
Österreich verwendet wird. Sie hat ihre eigenen Regeln, eigene Grammatik, Satzbau und Struktur, die sich alle vom geschriebenen und gesprochenen Deutsch unterscheiden. Da ÖGS eine eigene Sprache, unabhängig vom Deutschen ist, kann man
nicht gleichzeitig Deutsch sprechen und ÖGS gebärden.
Personen, die fließend ÖGS gebärden und Deutsch sprechen sind bilingual, d.h.
zweisprachig.
Beispielsatz: „Auf dem Dach sitzen viele Katzen“
KATZEN
DACH
SITZEN
(Wiederholung für: SITZEN)
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Lautsprachbegleitende Gebärden = LBG
LBG sind keine Gebärdensprache, sondern ein Verfahren zur - mehr oder weniger
exakten - Visualisierung der Lautsprache durch Gebärden. Dabei werden die Gebärden aus der natürlichen Gebärdensprache entnommen und parallel zu jedem gesprochenen Wort gebärdet. Bei lautsprachbegleitenden Gebärden werden klar die
grammatikalischen Strukturen der Lautsprache verwendet und die Grammatik der
ÖGS nicht berücksichtigt. Gibt es nun für manche Wörter keine passende Gebärde,
wie z.B. für Funktionswörter (er, ist, auf...), Steigerungsformen oder grammatische
Endungen, so werden neue Gebärden dafür erfunden.
Unter gehörlosen Menschen wird dieses System kaum zur Kommunikation verwendet. In der Hörgeschädigtenpädagogik aber, spielen LBG sehr wohl eine Rolle, um
etwa beim Deutschunterricht in der Schule, die Grammatik der Lautsprache visualisieren zu können.
LBG bieten gehörlosen und schwerhörigen Menschen eine gute Absehhilfe (größer
und vollständiger als das Mundbild allein), die es ihnen erleichtert, grammatikalische Regeln der gesprochenen Sprache zu entschlüsseln.
Die Problematik der LBG besteht in möglichen Sinnentstellungen, die entstehen,
wenn die Lautsprache eins zu eins mit Gebärden begleitet wird und dabei oft der
Sinn der Gebärdenaussage leidet.
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Beispielsatz: „Auf dem Dach sitzen viele Katzen“
Auf
sitz-
Katz-
dem
-e
-e
-n
Dach
viel-
-e
-n
Außerdem ist eine exakte Ausführung von LBG nicht gleich schnell wie die Produktion einer natürlichen Lautsprache (gesprochenes Deutsch) oder Gebärdensprache
möglich. Bei einer genauen Ausführung ist die Produktion verlangsamt, was auch
ein Verstehen erschwert. Somit erfolgt in der Praxis die Gebärdenproduktion üblicherweise so, dass nicht alle grammatischen Informationen (Wörter- und Wortteile)
in Gebärden übertragen werden (siehe lautsprachunterstützende Gebärden LUG).
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Konzeptuell angepasste lautsprachunterstützende Gebärden
Lautsprachunterstützendes Gebärden wird vorwiegend als alternative Kommunikation bei Menschen, die sich nur sehr unzureichend oder gar nicht in Lautsprache
ausdrücken können, verwendet. Es wird ähnlich vorgegangen wie beim LBG, d.h.
man orientiert sich an der Struktur der Lautsprache und gebärdet gleichzeitig mit
dem gesprochenen Wort. Es werden hier aber nur Schlüsselwörter einer Aussage
mitgebärdet, auf grammatische Formen (Mehrzahl, Endungen) wird verzichtet. Das
Konzept, der Inhalt des Wortes, wird sinngemäß aus der Gebärdensprache entnommen und nicht Wort für Wort an der Lautsprache orientiert gebärdet wie beim
LBG.
Die Zeichen für LUG werden teils aus der nationalen Gebärdensprache entnommen,
können aber auch veränderte oder eigens entwickelte Zeichen sein (z.B. „Schau
doch meine Hände an“ oder „GUK – Gebärdenunterstützte Kommunikation“)
Empfohlen wird der Einsatz von Gebärden aus einer natürlichen Gebärdensprache,
da so dem Kind die Möglichkeit gegeben wird, bei Interesse und Bedarf eine natürliche Gebärdensprache auf den bereits erlernten Gebärdenzeichen aufzubauen.
Neuerdings haben Sie die Möglichkeit auf eine Videodatenbank von ca. 1000 Gebärden der Österreichischen Gebärdensprache (Variante Oberösterreich) via Internet
zuzugreifen: www.uni-klu.ac.at (kostenlose Gebärdensprach-Datenbank – ledasila)
Beispielsatz: „Auf dem Dach sitzen viele Katzen“
Auf dem Dach
sitzen
viele
Katzen.
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Totale (Simultane) Kommunikation
Unter „Totaler Kommunikation“ wird ein Ansatz in der Bildung und Förderung hörbehinderter Kinder verstanden, in welchem je nach Bedürfnis des Kindes und Lebenssituation, gleichwertig verschiedenste Kommunikationswege Verwendung finden, z.B. Sprechen, Nützen von Hörresten, Ablesen vom Mund, LUG, LBG, Gebärdensprache, Körpersprache, Schriftsprache, Bilder etc.
Bestandteile von Gebärdensprache und Gebärdensystemen
Es gibt fünf „Bausteine“ von Gebärdensystemen oder Gebärdensprache.
Diese fünf Bestandteile werden auf spezielle Art miteinander kombiniert, um eine
Gebärde auszudrücken, ganz ähnlich der Art, wie einfache Laute in der gesprochenen Sprache zu einzelnen Wörtern verbunden werden.
Wir können in der Lautsprache die Bedeutung eines Wortes verändern, indem wir
einen einzigen Laut verändern (z.B. Buch – Tuch). Genauso kann man durch Verändern eines Bestandteiles beim Gebärden die Bedeutung der Gebärde ändern oder
sie bedeutungslos machen.
1. Ausführungsort
Der Ort, wo eine Gebärde am Körper/im Raum ausgeführt wird
2. Handform
Die Form, die die Hände bei der Produktion einer Gebärde annehmen
3. Bewegung
Die Richtung und die Art der Bewegungen der Hände, um eine Gebärde auszführen
4. Richtung der Handinnenfläche
Die Richtung, in die die Handinnenflächen zeigen
5. Gesichtsausdruck, Mimik
Der Gesichtsausdruck wird verwendet, um Gefühle aber auch grammatische Eigenschaften auszudrücken.
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In den einzelnen Gebärdensprachen gibt es weniger als 50 Handformen und mindestens 25 verschiedene Orte, an denen die Gebärde am Körper oder im Raum ausgeführt werden kann.
Gebärden zu lernen heißt nicht nur, die Vokabeln und Einzelwörter einzuüben,
sondern auch, wie obengenannte Bestandteile eine Aussage beeinflussen.
Die Wichtigkeit von Blickkontakt und visueller Aufmerksamkeit
Wenn Sie mit Ihrem Kind Gebärden in der Kommunikation verwenden wollen, müssen Sie zuerst seine visuelle Aufmerksamkeit sicherstellen. Das ist bei einem viel
beschäftigten Zweijährigen oft leichter gesagt als getan!
Junge Kinder benützen all ihre Sinne, um ihre Welt zu erforschen.
Ihr Kind muss nicht nur lernen, sich auf Ihre Gebärden zu konzentrieren, sondern
auch auf andere Arten visueller Informationen achten. Eine wichtige Fähigkeit für
junge gehörlose und schwerhörige Kinder ist es, auf Menschen und Dinge besonders
zu achten. Um eine funktionierende Kommunikation einzuführen und zu erhalten,
ist Aufmerksamkeit besonders wichtig. Wenn ein Kind nicht alles hören kann, ist es
von Vorteil, visuelle Information zu nützen, um die Informationslücken zu füllen
und eine Aussage verständlicher zu machen.
Eltern und Kinder benützen verschiedene Arten von Blickkontakt, um miteinander
zu kommunizieren. Eltern lernen mit der Zeit zu erkennen, was ihre Kinder mit Blicken ausdrücken wollen und gebärden dann das, was sie glauben, dass ihr Kind sagen will. Zum Beispiel schaut das Kind einen Gegenstand an und dann seine Mama.
Das ist eine perfekte Gelegenheit für die Mutter, um ihrem Kind die Gebärde für
dieses Objekt zu zeigen. Beobachten Sie, wofür sich Ihr Kind interessiert und kommunizieren Sie darüber mit ihm.
Denken Sie daran, dass Sie beginnen können zu kommunizieren, sobald Ihr Kind zu
Ihnen Blickkontakt herstellt. Blickkontakt ist das Signal für den Beginn visueller
Kommunikation!
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Exkurs:
Gelungene Interaktion und Kommunikation zwischen gehörlosen Eltern und ihren gehörlosen Kindern –
Was können hörende Eltern daraus lernen?
Die wahrscheinlich wichtigste und eindrucksvollste Fähigkeit in der kindlichen Entwicklung ist das Erlernen von Sprache und Kommunikation.
Diese Fähigkeit beinhaltet weit mehr als nur den Erwerb von Namen, Begriffen und
grammatischen Strukturen. Zusätzlich zu einigen grundlegenden und angeborenen
Vorläuferfertigkeiten, braucht das Kind dazu ein unterstützendes soziales und emotionales Umfeld, es muss motorische, organische und kognitive Funktionen erlernen
und benötigt eine aufmerksame, aufnahmebereite Haltung. Die Bezugspersonen des
Kindes benützen instinktiv eine kindgerechte Sprache, sogenanntes „motherese“
und bieten damit sowohl die zum Lernen notwendigen Wiederholungen, als auch
ein vorsichtiges Anstoßen von Neuem, als Reaktion auf die kindlichen Signale. Gehörlose Eltern passen ihre Gebärden in der gleichen Art und Weise an ihre Kinder
an, als hörende Eltern dies in ihrer Sprechweise tun.
Dazu gehören:

langsameres Tempo

mehrere Wiederholungen

übertriebenere Bewegungen beim Gebärden
Studien zeigen, dass diese Art der kindgerechten Kommunikation stärkere Antworten bei jungen Säuglingen auslöst und für sie besonders attraktiv ist.
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Gehörlose Mütter zeigen spezielle Verhaltensmuster, um von Beginn an eine gute
Beziehung zu ihrem gehörlosen Kind und eine funktionierende Kommunikation aufzubauen. Einige dieser Verhaltensweisen können hörenden Müttern helfen, besser
in Kontakt zu ihrem gehörlosen oder hochgradig schwerhörigen Kind zu treten und
eine für beide Seiten entspannte, freudvolle und befriedigende Kommunikation
aufzubauen.
Durch Langzeitstudien ist bekannt, dass hörende Mütter von früh diagnostizierten
gehörlosen Kindern sich sehr gut an die kommunikativen Bedürfnisse ihrer Kinder
anpassen können.
Eine der besonderen Verhaltensweisen von gehörlosen Müttern ist die Art, wie sie
die Aufmerksamkeit des jungen, gehörlosen Säuglings wecken. Sie tun dies auf
verschiedene Weise:

Winken im Gesichtsfeld des Kindes

Berühren des Kindes am Körper, v.a. an Händen und Füßen

Lebendiger Gesichtsausdruck

Gebärden direkt am Körper des Kindes ausführen

Gebärden am Objekt, für das sich das Kind gerade interessiert

Wiederholen von Gebärden
Gehörlose Mütter verwenden zu Beginn mehrere verschiedene, angepasste Arten
der Stimulation mit ihren gehörlosen Kindern, wie z.B.
mehr Lächeln
sehr lebendiger Gesichtsausdruck
mehr visuell-gestische Spiele
Kommunikation mit Gesten und Gebärden
häufigere, wirksame Berührungen
beim älteren Kind werden im freien Spiel auch häufiger Objekte verwendet
Mit der Zeit gewöhnen sich auch hörende Eltern daran, mehr und häufiger visuellgestische Aktivitäten in das interaktive Spiel mit dem Kind einzubauen.
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Unterstützung der sozial-emotionalen Bedürfnisse des gehörlosen
Kindes
Emotionaler Bindungsaufbau:
Eine gesunde emotionale Bindung an eine Bezugsperson ist für Babys und Kleinkinder die Grundlage für jedes Lernen, da sie nur von einer sicheren Basis aus wagen,
ihre Umwelt zu erkunden. Feinfühlige Bezugspersonen geben vermehrten Input,
wenn das Kind Blickkontakt hält und verringern den Input beim Wegschauen des
Kindes. Dies ist ein entscheidender Faktor für das Lernen gehörloser Kinder.
Selbsterkennung, Ich-Findung, Verwendung des eigenen Namens:
Die Art, wie Eltern kindliche Aktivitäten spiegeln und kindliche Lautäußerungen
wiederholen, spielt wahrscheinlich eine wichtige Rolle in der Entwicklung der kindlichen Selbstwahrnehmung, der Wahrnehmung seiner eigenen Verhaltensweisen und
deren Einfluss auf das Gegenüber. Gehörlose Mütter wiederholen die kindlichen
Äußerungen in Gebärde, also für das gehörlose Kind gut sichtbar und bieten so ihrem Kind eine adäquate Möglichkeit, eine gute Selbstwahrnehmung aufzubauen.
Selbststeuerung und emotionaler Ausdruck:
Die vorsprachlichen
Äußerungen des Säuglings bestehen aus Körperbewegungen
und anderen nonverbalen Signalen. Eltern müssen eine gute Feinfühligkeit und gute
emotionale Übereinstimmung mit ihrem Baby erreichen, um alle seine Bedürfnisse,
Wünsche und Gefühlsäußerungen verstehen zu lernen. Wenn ein gehörloses Kind
keine Möglichkeit hat, seine Gefühle, inneren Erfahrungen und Gedanken auszudrücken (durch gesprochene oder gebärdete Worte), ist die Gefahr groß, dass die gesamte Entwicklung des Kindes sich verzögert oder stehen bleibt.
Auch hier zeigt sich wiederholt die Wichtigkeit des gemeinsamen Aufmerksamkeitsfokus von Eltern und Baby, um durch eine gute nonverbale Kommunikationsbasis
die Entwicklung des gehörlosen Kindes optimal zu fördern.
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FLIP KOMMUNIKATION
Wie sie Gebärdensprache lernen können
Besuchen Sie einen Gebärdensprachkurs
Kontakt:
Bildungszentrum der Gebärdensprachgemeinschaft in OÖ
Leharstrasse 28, 4020 Linz
Tel: +43 (0)732 / 65 12 19
Fax: +43 (0)732 / 65 12 17
E-Mail: [email protected]
Web: www.gehoerlos-ooe.at
Landesverbandsleiter Prof. Peter Dimmel
E-Mail: [email protected]
Schauen Sie Gebärdenvideos an, z.B. im Internet: ledasila
Treffen Sie sich mit erwachsenen Gehörlosen
Kaufen Sie sich Gebärdenbücher z.B. vom Gehörlosenbund (siehe Literaturempfehlung im letzten Kapitel)
Fragen Sie nach der FLIP Assistentin für visuelle Kommunikation
Lernen Sie jeden Tag einige wenige neue Gebärden
Machen Sie eine Liste von Wörtern und Sätzen, die Sie jeden Tag brauchen. Lernen Sie, diese zu gebärden
Lernen Sie, kurze Zwei- und Dreiwortsätze zu gebärden
Üben, üben, üben! Gebärden macht Spaß!
Wie Sie Ihre Gebärdensprachkompetenz verbessern können:
o Üben Sie zusammen mit einem Freund/einer Freundin
o Verwenden Sie natürliche Gesten
o Zeigen Sie auf Gegenstände oder Personen, um Ihre Aussage zu verdeutlichen
o
Verwenden Sie Ihre Mimik! Zeigen Sie schauspielerisches Talent!
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FLIP KOMMUNIKATION
Wie sie mit ihrem Kind am besten Gebärden und visuelle Kommunikation verwenden:
Warten Sie ab, bis Ihr Kind Sie anschaut, und kommunizieren Sie dann erst mit
ihm
Beobachten Sie, was Ihr Kind gerade ansieht und gebärden Sie darüber
Gebärden Sie nahe an dem Objekt, für das Ihr Kind sich interessiert
Zeigen Sie Freude darüber, wenn Ihr Kind erste Gebärden ausprobiert
Verwenden Sie natürliche Gesten und zeigen Sie auf Dinge
Seien Sie lebendig und benutzen Sie lebhafte Gesichtsausdrücke
Gebärden Sie immer, sobald Ihr Kind sich im selben Raum befindet, auch wenn
Sie nicht direkt mit ihm sprechen. Denken Sie daran, dass viel Sprache nebenbei
erworben wird
Halten Sie Ihre Gebärden kurz und einfach. Versuchen Sie, mit dem Gebärden
fertig zu sein, bevor Ihr Kind wieder wegschaut
Gebärden Sie Wörter, die Sie schon können. Sobald Sie mehr Gebärden lernen,
werden Sie mehr von dem, was Sie sagen, auch gebärden können
Was sollten Sie beim Gebärden als erster lernen?
Als Erstes werden Sie Informationen gebärden wollen, die für Ihr Kind wichtig sind.
Beschreiben Sie, was Ihr Kind gerade tut, was es braucht, wofür es sich interessiert
und was mit den Menschen passiert, die für Ihr Kind wichtig sind.
Natürlich ist es auch wichtig, Wörter und Sätze gebärden zu können, die für die
Sicherheit und die Erziehung Ihres Kindes von Bedeutung sind.
Junge Kinder kommunizieren gerne über folgende Themen:
Was sie gerne möchten oder was sie fühlen (z.B. „au“)
Menschen, die ihnen wichtig sind (z.B. „Mama“ oder „Papa“)
Dinge oder Personen, die verschwunden sind (z.B. „Wo ist Papa?“)
Fragen nach mehr (z.B. „mehr Saft“)
Wenn etwas jemandem gehört (z.B. „meins“ oder „Mamas Tasche“)
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FLIP KOMMUNIKATION
Das Handalphabet
Das Handalphabet ist ein wichtiger Teil der Gebärdensprache. Es wird allerdings
nur zum Ausdruck von Konzepten/Bedeutungen verwendet, für die noch keine Gebärde existiert, d.h. ein deutsches Wort wird mit den Händen buchstabiert. Das
Handalphabet wird jedoch nicht (wie z.B. die Gebärdensprache) als alleiniges
Kommunikationsmittel benützt, da es nicht ausreichend schnell produziert und
„abgelesen“ werden kann.
Einige Dinge, die beim Buchstabieren mit den Fingern zu beachten sind:
o Buchstabieren Sie mit Ihrer dominanten Hand. Das ist die Hand, mit der Sie
schreiben
o Buchstabieren Sie so, dass Ihre Handinnenfläche zum Gesprächspartner zeigt
o Halten Sie Ihren Arm und Ihre Hand entspannt
o Halten Sie Ihr Handgelenk möglichst ruhig
o Machen Sie kurze Pausen zwischen einzelnen Wörtern
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Das Internationale Handalphabet
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Phasen des Gebärdenspracherwerbs bei Kindern
Falls einer der untenstehenden Ausdrücke für Sie unbekannt oder unklar ist, bitten
Sie Ihren Gebärdensprachlehrer oder Ihre Therapeutin, Ihnen ein Beispiel dafür zu
geben.
0 – 12 Monate
Das Kind beginnt schrittweise:

Verschiedene Gesichtsausdrücke zu unterscheiden

Mit Gesten zu kommunizieren

„Lallgebärden“ zu verwenden (d.h. Finger- und Handbewegungen, die ähnlich
wie Gebärden aussehen, aber keine Bedeutung haben)

Absichtsvolle Kommunikation zu verwenden

Einige echte Gebärden zu verwenden, um Bedürfnisse oder Wünsche auszudrücken – diese Gebärden können anders aussehen als die üblichen Erwachsenengebärden

Einzelne Wörter zu gebärden und dabei auf Dinge zu zeigen
12 – 24 Monate
Das Kind beginnt schrittweise:

einfache Anweisungen zu befolgen

Gebärdennamen von Dingen in seiner Umgebung zu
verstehen

einfache Handformen richtig zu verwenden (die ersten Handformen, die erworben werden, sind die „5Finger-Hand-Form“ und die „A-Hand-Form“. Das
Kind wird z.B. beginnen, „Auto“ mit der „A-HandForm“ oder „Baum“ mit der „5-Finger-Hand-Form“
zu gebärden)
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
Zwei- oder Dreiwortäußerungen zu gebärden

zu zeigen, in Verbindung mit einer Gebärde, um eine Zweiwortäußerung zu produzieren (z.B. zeigt das Kind auf eine Banane und gebärdet dazu „essen“ und
drückt damit aus, dass es die Banane essen möchte)

Gesichtsausdrücke mit Gebärden zu verbinden

Gebärden in der richtigen Reihenfolge zu verwenden, um Beziehungen auszudrücken (z.B. „Mama Arbeit“)

Klassifikatoren (Platzhalter) zu verwenden, um Objekte zu zeigen (z.B. kann die
Gebärde „Tasse“ dazu verwendet werden zu zeigen, wo die Tasse gerade ist)

Verneinungen mit Kopfschütteln oder Gebärden auszudrücken (z.B. schüttelt
das Kind den Kopf, um „nein“ zu sagen, oder es gebärdet „nein“)

W-Fragen zu stellen (z.B. Wo? Was?) mit passendem fragenden Gesichtsausdruck
24 – 36 Monate
Das Kind

verwendet mehr Wörter (Gebärden) um sich auszudrücken, als motorische Aktivitäten

beginnt, grundlegende Satzbauregeln der Gebärdensprache zu verstehen

verwendet Gebärdensprache im symbolischen Spiel

beginnt, drei oder vier Gebärden zu verbinden (Zeigen und Mimik mit eingerechnet)

beginnt, einfache Sätze zu gebärden

verwendet Klassifikatoren (sprachliche Platzhalter), um Dinge und ihre Position
oder Bewegungen im Raum anzuzeigen
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FLIP KOMMUNIKATION
Frühe Handformen
5-Finger-Hand
Klauenhand
S-Hand
A-Hand
I-Hand
O-Hand
Typische Merkmale der Österreichischen Gebärdensprache
Da die Gebärdensprache eine visuelle Sprache ist, ist es oft schwierig, ein Beispiel
ihrer Merkmale in deutscher Schriftsprache wiederzugeben. Fragen Sie bitte Ihre
Therapeutin, Ihren Gebärdensprachlehrer oder eine erwachsene gehörlose Person
nach einem Beispiel für diese Merkmale.
Reihenfolge der Gebärden
ÖGS ist eine visuelle Sprache und folgt visuellen Regeln, während die deutsche
Lautsprache eine gesprochene Sprache ist und akustischen Regeln folgt. In einer
gesprochenen Sprache ist deshalb häufig die Wortreihenfolge sehr wichtig. Im
Deutschen verwenden wir für den Hauptsatz die Verbzweitstellung (z.B. „Der Bub
klettert auf den Baum“).
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FLIP KOMMUNIKATION
Im Gegensatz dazu beruht die Reihenfolge in ÖGS auf einer visuellen Darstellung. In
ÖGS wird zuerst das Hauptthema präsentiert, um dann Details daran anzuknüpfen.
In ÖGS würde man die Wörter „Baum“ und „Bub“ als Erstes darstellen und dann
erklären, wie die beiden miteinander verbunden sind.
Stellen Sie sich eine Leiter vor Ihrem Körper vor. Sie würden also „Baum“ dort gebärden, wo der Baum ist, „Bub“ dort, wo der Bub ist und das Verb „klettern“ würden Sie gebärden, indem Sie zeigen, was der Bub auf dem Baum macht.
Zeit und zeitliche Aspekte
Zuerst wird die Zeit oder der Tag gebärdet und nicht mehr wiederholt, sobald der
zeitliche Rahmen einmal klar gestellt wurde. Vergangenheit und Zukunft der Verben werden innerhalb dieses Zeitrahmens gezeigt. Die Ausdrucksweise „fertig“ wird
gern gebraucht, um zu zeigen dass eine Handlung abgeschlossen ist.
Gesichtsausdruck (Mimik) und Körpersprache
Mimik und Körpersprache werden verwendet, um Gefühle und Betonung zum Ausdruck zu bringen (gleich wie Betonungsmuster in der gesprochenen Sprache).
Klassifikatoren (Platzhalter)
Klassifikatoren sind keine Gebärden im eigentlichen Sinn. Es sind Handformen, die
verwendet werden, um Form, Größe, Ort, Menge, Handlungen, Bewegungen, etc.
zu beschreiben. Z.B. würde ein Kind die „V-Handform“ (nach unten gerichtet) benützen, um die Beine einer Person darzustellen. Wird diese „V-Handform“ nun verschieden bewegt, bedeutet dies „gehen, bummeln, knien, liegen, hüpfen“ und
kann in verschiedenste Richtungen im Raum „nach oben, zur Seiten, hin- und her,
nach unten...“ ausgeführt werden.
Richtungsgebärden
Viele Verben der ÖGS sind Richtungsverben. Die Richtung der Gebärde (z.B. „geben“) zeigt durch ihren Anfangspunkt im Raum das Subjekt (z.B. „Ich“) und durch
ihre Richtungsausführung im Raum das Objekt (z.B. „Du“), ohne dass die Fürwörter
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FLIP KOMMUNIKATION
(„Ich“ und „Dir“) gebärdet werden müssen. Einige Beispiele für solche Verben sind:
„besuchen“ „geben“ „fragen“ und „sagen“.
Mehrzahlbildung
Mehrzahl kann gebärdet werden, indem eine Zahl oder Menge vor oder nach eine
Gegenstandsgebärde gestellt wird, oder indem die Ausführung der Gebärde wiederholt wird, z.B. kann man „Baum“ zweimal gebärden, um „Bäume“ auszudrücken.
Gehörlosenkultur und Gehörlosengemeinschaft
Viele gehörlose oder schwerhörige Personen identifizieren sich mit der Gehörlosengemeinschaft, die als grundlegende kulturelle Basis die gemeinsame Kommunikationsform der Gebärdensprache ansieht.
Die Gehörlosengemeinschaft ist tatsächlich eine kulturelle Gruppierung, die gemeinsame Erfahrungen, Anliegen und eine gemeinsame Sprache hat.
Wenn eine Familie sich dazu entschließt, ÖGS mit ihrem Kind für den Spracherwerb
und die Erziehung zu verwenden, bemerkt sie oft, dass sie damit einen bi-bi-Ansatz
gewählt hat, d.h. sowohl bilingual (zweisprachig) als auch bikulturell. Dieser Name
zeigt den Wunsch der Erzieher und der Eltern, das Kind sowohl zwei Sprachen (ÖGS
und Deutsch) fließend erlernen zu lassen, als auch, sich in zwei Kulturen (Gehörlos
und Hörend) zurechtzufinden.
Förderung der Kommunikation
Es ist wichtig, dass Sie immer, wenn Sie mit Ihrem Kind kommunizieren, dabei Gebärden verwenden. Verwenden Sie die Gebärden, die Sie kennen, durchgehend.
Denken Sie daran, dass Ihr Kind nur dann Sprache lernen kann, wenn es dieser
Sprache durchgehend in interaktiver und sinnvoller Weise ausgesetzt ist. Kinder
müssen eine Gebärde sehr oft sehen, bevor sie sie selbst verwenden können!
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FLIP KOMMUNIKATION
Gebärden bei alltäglichen Handgriffen
– erklären Sie Ihrem Kind, was Sie gerade tun
Gebärden Sie
- beim Baden des Babys
- beim Anziehen
- beim Wickeln
- beim Füttern
- wenn Sie Ihr Kind in den Autositz
setzen
- wenn Sie Ihr Kind ins Bett bringen
Gebärden beim Spiel mit dem Kind
- Beschreiben Sie, worauf das Kind schaut
- Beschreiben Sie, was das Kind gerade macht
- Beschreiben Sie, die Dinge, mit denen es spielt
- Beschreiben Sie, wie das Kind sich fühlt
Gebärden Sie, um Ihrem Kind zu erklären, was Sie tun:
Gebärden Sie
- beim Kochen
- beim Wäschewaschen
- beim Putzen
- beim Einkaufen
Gebärden Sie immer, wenn Ihr Kind im gleichen Raum ist, egal, ob Sie mit Ihrem
Kind sprechen oder nicht. Denken Sie daran, dass Sie Ihrem Kind viele Gelegenheiten bieten müssen, Sprache zu erlernen. Sprache lernen passiert sowohl indirekt,
als auch direkt in der Kommunikation.
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FLIP KOMMUNIKATION
Fragen stellen, Bemerkungen machen und Anweisungen geben
Eine passende Art und Weise, wie Fragen gestellt werden, Bemerkungen gemacht
und Anweisungen ans Kind gegeben werden, ermuntert Ihr Kind zu weiterer Kommunikation.
Registrieren Sie selbst, wie Sie mit Ihrem Kind sprechen. Stellen Sie viele Fragen?
Kommentieren Sie, was Ihr Kind gerade macht?
Verwenden Sie offene Fragen (zB „Was möchtest Du?“)
um Ihr Kind zur Kommunikation anzuregen
um ein Gespräch zu beginnen und es in Gang zu halten
um Ihrem Kind neue Informationen zu geben
Machen Sie Bemerkungen,
um Dinge zu beschreiben, die für Ihr Kind interessant sind
um mit Ihrem Kind Informationen, Erfahrungen und Wissen auszutauschen
um gemeinsam mit Ihrem Kind Aktivitäten durchzuführen, bei denen Sie über
das sprechen können, was Sie gerade machen, sehen, denken, fühlen und hören
um die Sprachentwicklung Ihres Kindes positiv zu beeinflussen
Geben Sie Anweisungen,
um die Möglichkeit zu haben, eine Idee mit einem anderen zu teilen
um Erklärungen zu geben
um Ihrem Kind zu helfen, auf Sie aufmerksam zu werden
um anderen zu erklären, was sie tun sollen
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FLIP HÖREN LERNEN
Familienzentriertes
Linzer InterventionsProgramm
Hören lernen
Entwicklung auditiver Fähigkeiten
Hören und Kommunizieren sind komplizierte Fähigkeiten. Auditive Fähigkeiten sind
entscheidend für das Erlernen der gesprochenen Sprache. Bei einem tauben oder
hörbehinderten Kind können wir diese Fähigkeiten nicht voraussetzen. Diese Kinder
müssen das Hören erst erlernen.
Hören ist nicht dasselbe wie Zuhören. Hören bedeutet nur, dass ein Geräusch vom
Ohr aufgenommen wurde. Zuhören beinhaltet, das Gehörte aktiv zu verarbeiten.
Zuhören ist eine Fähigkeit, die wir erst erlernen. Wenn Ihr Kind zum ersten Mal
Hörgeräte oder ein Cochleaimplantat bekommt, muss es die akustische Umwelt erst
kennen lernen. Wir nennen diesen Zeitpunkt den
Beginn des „Höralters“ eines Kindes. Durch seine
Hörhilfen hat Ihr Kind die Möglichkeit zu hören.
Trotzdem braucht es noch Zeit, Erfahrung und wiederholte Gelegenheiten, um Geräusche und Laute
sinnvoll verarbeiten zu können, also um Zuhören zu
lernen.
Für den ersten Schritt zum Hörenlernen für Ihr Kind ist sicherzustellen, dass es seine Hörgeräte oder sein Cochleaimplantat durchgehend trägt. Jeder Tag bietet eine
Fülle von Möglichkeiten zum Zuhören, diese können aber nur dann ausreichend genutzt werden, wenn das Kind seine Hörhilfen trägt. Ihr Kind muss seine Hörhilfen in
jeder wachen Stunde tragen. Es braucht sehr viele Hör-Gelegenheiten und spezielle
Erfahrungen, um akustische Fähigkeiten zu entwickeln und Geräusche und Laute
verstehen zu lernen.
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FLIP HÖREN LERNEN
Sie können Ihr Kind dabei unterstützen, die Fähigkeit zum Zuhören zu entwickeln,
wenn Sie ihm helfen, aufmerksamer auf die Geräusche und Laute in seiner Umgebung zu werden. Sie können ihm zeigen, woher Geräusche und Laute kommen und
dass sie eine Bedeutung haben. Diese Fähigkeiten helfen Ihrem Kind, mehr über
seine Umwelt zu erfahren. Reagieren Sie selbst auf Geräusche und lenken Sie die
Aufmerksamkeit Ihres Kindes darauf!
Sobald es diese einfachen Fähigkeiten der auditiven Entwicklung beherrscht, können Sie es dabei unterstützen, anspruchsvollere Hörfähigkeiten, wie das Unterscheiden verschiedener Laute der gesprochenen Sprache oder Verstehen von Sprache, zu erlernen. Es wird dann fähig sein, das Hören als Lernkanal zu benutzen.
Das Kind wird durch das Hören lernen, wenn es zuvor Hören gelernt hat!
Das Erlernen von akustischen Fähigkeiten verläuft nicht geradlinig. Ihr Kind wird
verschiedene Fähigkeiten gleichzeitig erwerben. So wird es zum Beispiel zur gleichen Zeit lernen, ein Geräusch genau zu lokalisieren und, dass bestimmte Geräusche eine Bedeutung haben. Trotzdem ist Hörenlernen hierarchisch aufgebaut, das
heißt gewisse Fähigkeiten müssen erworben sein, bevor Ihr Kind in anderen Bereichen Neues erlernen kann.
Hören braucht sehr viel Übung. Jedes Kind ist einzigartig und wie gut es auf gesprochene Sprache reagiert, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, wie:
Schweregrad der Hörstörung
Alter bei Diagnose der Hörstörung
Tragedauer der Hörgeräte/des CI
Wie durchgängig es die Hörgeräte/das CI trägt
Wie gut es seine Hörgeräte/sein CI nutzen kann
Das höchste Ziel des auditiven Trainings Ihres Kindes ist, gesprochene Sprache zu
verstehen. Gute auditive Fähigkeiten sind wiederum die Grundlage für Ihr Kind,
selbst gesprochene Sprache zu entwickeln.
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FLIP HÖREN LERNEN
Tabelle funktioneller auditiver Fähigkeiten
Ein einheitlicher Ansatz zur Entwicklung auditiver Fähigkeiten
Die Tabelle funktioneller auditiver Fähigkeiten wird an unserem Institut verwendet,
um die praktischen Hörfähigkeiten von Kindern mit einem Hörverlust zu testen. Er
wurde für FLIP-TherapeutInnen entwickelt, damit diese in Zusammenarbeit mit den
Eltern den aktuellen Leistungsstand des Kindes feststellen können. Ebenso wird
überprüft, wie Ihr Kind in Alltagssituationen seine Hörgeräte oder sein CI nutzen
kann.
Diese Tabelle ist ein umfassendes Instrument. Jede auditive Fähigkeit wird anhand
von vielen verschiedenen Kriterien erfasst. So wird zum Beispiel die Fähigkeit Ihres
Kindes, auf laute Umweltgeräusche zu reagieren, in verschiedenen Hörsituationen
gemessen, wie etwa: mit oder ohne visuelle Hilfen, in ruhiger oder lauter Umgebung, in geringer oder größerer Entfernung von der Geräuschquelle, mit Hilfe eines
Erwachsenen oder spontan.
Die Tabelle führt auditive Fähigkeiten in aufsteigender Reihenfolge an, so wie sie
normalerweise spontan erworben werden. Sie teilt sich in sieben Kapitel, von denen jedes genau im Anschluss erklärt wird.
1. Auditive Aufmerksamkeit und Erkennen der Bedeutung von Geräuschen:
Das Kind ist aufmerksam, wenn ein akustischer Reiz auftritt. Das Kind zeigt
Aufmerksamkeit, wenn es Umweltgeräusche, Musik und/oder Sprechen wahrnimmt
2. Hörreaktionen des Kindes und Verarbeitung des Gehörten:
Das Kind hört sein eigenes Lallen, verändert und steuert dies aufgrund des Gehörten und seiner eigenen Vorerfahrungen
3. Lokalisieren von Geräuschquellen:
Das Kind sucht nach einer Geräuschquelle und findet sie
4. Auditive Unterscheidung:
Das Kind kann die Besonderheiten von verschiedenen Geräuschen unterscheiden
und unterscheidet Umweltgeräusche von Sprechen
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FLIP HÖREN LERNEN
5. Entwicklung auditiven Verstehens:
Das Kind zeigt, dass es Information, die es gehört hat, auch versteht (Geräusche
und einfache Sprache)
6. Auditives Kurzzeitgedächtnis:
Das Kind kann sich Gehörtes merken, wiedergeben und wiederholt abrufen (z.B.
eine Ziffernfolge)
7. Hör- und Sprachverarbeitung:
Das Kind verwendet auditive Informationen, um Sprache zu verarbeiten und zu
verstehen
Der Katalog funktioneller auditiver Fertigkeiten wird verwendet, um die Hörfähigkeiten Ihres Kindes beobachten zu können, aber auch als Beurteilungskriterium, um
die nächsten Therapieschritte und die passenden Ziele entwicklungsgemäß planen
zu können.
Die Entwicklung der Hörfähigkeiten Ihres Kindes hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab:
o Grad der Hörstörung
o Profitieren von Hörgerät oder CI
o Bisherige Tragezeit von Hörgerät oder CI
o Durchgehendes Tragen von Hörgerät oder CI
o Durchgängigkeit der Betreuung des Kindes durch Fachpersonal
o Alter des Kindes
o Andere Faktoren
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FLIP HÖREN LERNEN
Charakteristische Entwicklung von Auditiven Fähigkeiten
Fähigkeit
0 - 3 Monate
Aufmerksamkeit
Lauschhaltung
Lokalisieren
Auditive Rückmeldung
3 - 6 Monate
Aufmerksamkeit
Lauschhaltung
Lokalisieren
Auditive Rückmeldung
6 - 9 Monate
Lauschhaltung
Lokalisieren
Auditive Rückmeldung
Unterscheidung
9 - 12 Monate
Unterscheidung
1 - 2 Jahre
Unterscheidung
Sprachverständnis
2 - 3 Jahre
Spracherwerb
3 - 5 Jahre
Spracherwerb
6 - 8 Jahre
Spracherwerb
Beobachtete Verhaltensweisen
Erschrickt bei lauten Geräuschen
Lässt sich durch Stimme beruhigen
Hört auf leise Geräusche
Hört Musik zu
Unterschiedliche Reaktion auf
verschiedene Geräusche
Sucht nach Schallquellen mit dem
Kopf oder mit den Augen
Hört sich selbst und lautiert
Weint bei beängstigenden Geräuschen
Hört interessanten Geräuschen zu
Lallt oder hört auf zu lallen bei Musik
Erkennt die Stimme der Eltern
Sucht nach einer Schallquelle
Dreht sich zur Schallquelle
Hören hilft bei der räumlichen Orientierung
genießt den Klang der eigenen Stimme
Lauscht einer Unterhaltung
Lauscht auf interessante Geräusche
Findet eine Schallquelle
Lautspiele, ahmt Geräusche nach
Reagiert auf seinen Namen
Bestimmte Geräuschfolgen werden mit bestimmten
Erwartungen
verknüpft
Sprechen
erster
Wörter (nach einem Jahr Hörerfahrung)
Reagiert auf Musik mit Stimme
Versteht bekannte Sätze
Befolgt einfache Anweisungen
Spricht ein bis zwei Wörter als Satz z.B. wo Mama?
großer, verständlicher Wortschatz
Lernen übers Hören verläuft nebenbei
Korrekte Artikulation
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FLIP HÖREN LERNEN
Begriffserklärungen zur Entwicklung auditiver Fähigkeiten
Begriffe aus der Elternmappe
Ähnliche Begriffe mit gleicher Bedeutung
Auditive Aufmerksamkeit
Höraufmerksamkeit
Auditive Rückmeldung
Hörreaktion, auditives Feedback
Lokalisieren
Richtungshören
Auditive Unterscheidung
auditive Diskrimination, Hörunterscheidung,
Hördiskrimination
Auditives Verstehen
Bedeutung von Geräuschen erkennen, Sprachverstehen
Auditives Kurzzeitgedächtnis
Hör-Merk-Spanne
Wie Sie Ihrem Kind helfen können, auditive Fähigkeiten zu entwickeln:
o Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind die Hörgeräte durchgehend trägt (während der
gesamten Wachzeit)
o Stellen Sie sicher, dass die Hörgeräte immer einwandfrei funktionieren
o Geben Sie Ihrem Kind Gelegenheit, Umweltgeräusche und Sprechlaute wahrzunehmen
o Reduzieren Sie Hintergrundlärm (Fernseher und Radio ausschalten, Fenster
schließen, etc.)
o Verwenden Sie auditive Hinweisreize
o Zeigen Sie Ihrem Kind, woher ein Geräusch kommt
o Beobachten Sie genau, wie ihr Kind auf verschiedene Geräusche und Laute reagiert und notieren Sie die Beobachtungen
o Verstärken Sie die Reaktionen Ihres Kindes auf akustische Ereignisse. Loben Sie
Ihr Kind und seien Sie positiv!
o Verändern Sie die Dauer, Lautstärke und Höhe Ihrer Stimme, wenn Sie mit dem
Kind sprechen!
o Helfen Sie Ihrem Kind, Geräusche als wichtigste Informationsquelle zu entdecken (z.B. machen Sie zuerst ein Geräusch und verbinden es erst danach mit einer visuellen Hilfe, indem Sie das geräuscherzeugende Spielzeug zeigen!)
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FLIP HÖREN LERNEN
o Helfen Sie Ihrem Kind, Geräuschquellen zu finden
o Helfen Sie Ihrem Kind, in immer schwieriger werdenden Hörsituationen eine
Geräuschquelle zu finden (z.B. aus größerer Entfernung und mit Störgeräuschen
wie Radiomusik)
o Helfen Sie Ihrem Kind, die Unterschiede zwischen einzelnen Umweltgeräuschen
zu erkennen
Wie können Sie die Entwicklung auditiver Fähigkeiten unterstützen?
Jede der nun folgenden Strategien macht Ihrem Kind das Hören ein wenig leichter.
Aus diesem Grund sollten sie diese Strategien so oft wie möglich anwenden, während Ihr Kind hören lernt. Je besser die Hörfähigkeiten Ihres Kindes werden, desto
weniger dieser Hilfen müssen Sie anwenden.
Längerfristiges Ziel ist es, dass Ihr Kind in jeder alltäglichen Situation ohne spezielle Hilfen hören kann.
Geben Sie Ihrem Kind ein Signal, dass es jetzt horchen soll. Führen Sie eine
„Horch-Geste“ ein, indem Sie mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Ihr Ohr zeigen.
Sprechen Sie mit akustischen „Höhepunkten“, das ist eine Technik, um die Verständlichkeit gesprochener Sprache zu verbessern.
Zu den „Höhepunkten“ gehört:
-
Schlüsselwörter besonders betonen
-
Pausen einbauen, um die Aufmerksamkeit auf Wichtiges zu lenken
-
Etwas langsamer sprechen
-
Einzelne Sprechaspekte betonen, z.B. lauter/leiser sprechen, länger/kürzer
sprechen, höher/tiefer sprechen
-
Übertriebene Betonung verwenden
-
Visuelle Hilfen verwenden
-
Dem Kind genug Zeit geben, um zu verarbeiten, was es gehört hat
-
Laute und Wörter oft wiederholen und auch das Kind dazu animieren, sie selbst
zu wiederholen
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FLIP HÖREN LERNEN
Schwierigkeitsstufen bei der Darbietung von auditiven Reizen
Wenn Ihr Kind eine auditive Fähigkeit erworben hat, können Sie die Art, wie Sie das
Geräusch präsentieren, verändern. Im Alltag treten Geräusche und Sprechlaute
auch nicht immer in völlig ruhiger Umgebung und mit visueller Unterstützung auf.
Es ist sehr wichtig, Ihrem Kind neue auditive Fähigkeiten Schritt für Schritt beizubringen, indem die Schwierigkeit langsam erhöht wird. So wird Ihr Kind schließlich
in alltäglichen, herausfordernden Situationen hören können.
Denken Sie daran, dass das Hörenlernen für Ihr Kind eine freudige Erfahrung sein
soll und daher das Kind immer merken muss, dass es erfolgreich ist. Wenn Ihr Kind
zu hören beginnt, sollten Sie möglichst unterschiedliche Geräusche und Laute anbieten, d.h. Sie wechseln zwischen langen und kurzen Geräuschen, hohen und tiefen, lauten und leisen Geräuschen.
Die folgende Tabelle zeigt die verschiedenen Schwierigkeitsgrade von Hörsituationen. Sobald Ihr Kind eine Fähigkeit unter optimalen Bedingungen beherrscht, erhöhen Sie die Schwierigkeit, indem Sie schwierigere Bedingungen herstellen.
Einfachere Bedingungen
schwierigere Bedingungen
Horch-Geste als Hilfe
Spontane Reaktion
Geräusch in der Nähe (ca.1m od. weniger)
Geräusch ist mehr als 1,5m entfernt
Ruhige Umgebung
Hintergrundlärm
Visuelle Hilfen (Gesten, Gebärden
Rein akustische Darbietung
oder Ablesen vom Mund)
Beschränkte Auswahlmöglichkeiten
Unbeschränkte Auswahl
Bekannte Wörter
Unbekannte Wörter
Wörter
Sätze
Einzelne Aktivität
Mehrere Aktivitäten
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Erlernen von auditiver Aufmerksamkeit und der Bedeutung von Geräuschen und Lauten
Was bedeutet auditive Aufmerksamkeit?
Auditive Aufmerksamkeit ist eine sehr frühe Fähigkeit. Auf dieser Stufe kann Ihr
Kind Laute und Geräusche wahrnehmen, aber oft noch nicht zuordnen, welche Laute es sind, woher sie kommen oder was sie bedeuten. Wenn Ihr Kind lernt, akustisch aufmerksam zu sein, wird es lernen, Umweltgeräusche, Musik und Sprache
wahrzunehmen. Es wird darauf aufmerksam werden. Jetzt ist es besonders wichtig,
dass Sie als Eltern viele Hilfen geben, damit Ihr Kind die Schallquelle erkennen
kann.
Als nächstes wird Ihr Kind zu lernen beginnen, dass Geräusche eine Bedeutung haben. Sobald Ihr Kind Interesse an Geräuschen und Lauten zeigt, können Sie ihm
beibringen, dass diese auch etwas bedeuten. Ihr Kind wird bald Umweltgeräusche
mit der Geräuschquelle in Verbindung bringen und Laute mit einem Sprecher.
Wie können Sie feststellen, dass Ihr Baby auditiv aufmerksam ist und die Bedeutung von Geräuschen und Lauten erkennt?
o Es erschrickt bei plötzlichen oder lauten Geräuschen
o Die Augen werden groß
o Das Verhalten ändert sich, wenn die Hörhilfen eingeschaltet werden
o Das Baby wird ruhiger
o Mehr Vokalisationen, das Baby plaudert mehr
o Das Saugverhalten ändert sich (tritt mit ca. 3 Monaten auf)
o Es lässt sich von Stimme beruhigen
o Es sucht nach der Geräuschquelle
o Das Verhalten ändert sich, wenn ein Geräusch beginnt oder endet
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FLIP HÖREN LERNEN
Folgende Dinge helfen, die auditive Aufmerksamkeit zu fördern:
o Helfen Sie dem Kind, indem Sie sagen „Horch“ und auf Ihr Ohr (oder das Ohr des
Kindes) zeigen
o Präsentieren Sie Geräusche und Laute im Abstand von einem Meter zu den Hörgeräten des Kindes und zeigen Sie ihm die Geräuschquelle
o Achten Sie auf die Reaktionen des Kinde
o Wenn das Kind reagiert, verstärken Sie dies mit Freude und Lob
o Wenn das Kind nicht reagiert, zeigen Sie auf Ihr Ohr und zeigen Sie ihm die Geräuschquelle. Lassen Sie es das Geräusch oder den Laut nochmals hören
Machen Sie die „Horch-Geste“!
Produzieren Sie ein Geräusch!
Beobachten Sie die Reaktion des Kindes!
Verstärken Sie die Reaktion positiv!
Zeigen Sie die Geräuschquelle!
Einige Elternaktivitäten, die die auditive Aufmerksamkeit fördern und dem Kind
helfen, die Bedeutung von Geräuschen zu verstehen

Sprechen Sie so oft wie möglich nahe am Ohr Ihres Kindes

Beugen Sie Sich über Ihr Baby und rufen Sie es beim Namen. Sobald Ihr Baby Sie
ansieht, machen Sie verschiedene interessante Geräusche mit dem Mund, wie
z.B. Lippenschmatzen, Pfeifen oder Schnalzen mit der Zunge. Machen Sie jeweils nur ein Geräusch. Wenn Ihr Baby ein Höralter von ca. 6 Monaten hat, wird
es versuchen herauszufinden, woher die Geräusche kommen.

Wenn Ihr Baby schon sicher auf Ihre Stimme reagiert, wenn Sie ihm nahe sind
und es Sie ansieht, können Sie in einem nächsten Schritt versuchen zu lautieren,
wenn Ihr Baby Sie gerade nicht anschaut. Achten Sie darauf, ob Ihr Baby auch
ohne visuelle Hilfe auf den Laut reagiert.
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Entwicklung auditiven Feedbacks und auditiver Integration
Auditives Feedback und Integration bezeichnen die Fähigkeit, die eigenen Vokalisationen wahrzunehmen und zu steuern. Wenn Ihr Kind diese Fähigkeit erworben hat,
zeigt es das, indem es möglicherweise mehr lautiert, wenn seine Hörgeräte oder
das CI eingeschaltet sind. Oft wird es auch seine Vokalisationen verändern, wenn
jemand spricht oder wenn es etwas hört.
Auf dieser Stufe sollten Sie Ihrem Kind helfen, seine eigenen Vokalisationen wahrzunehmen und Gesprochenes von anderen Personen zu wiederholen.
Elternaktivitäten:
o Spielen Sie Nachahmspiele: Wenn Ihr Kind einen Laut oder ein Geräusch macht,
ahmen Sie es nach. Genauso umgekehrt: wenn Sie einen Laut machen, ermuntern Sie Ihr Kind, dass es ihn nachmacht.
o Wenn Sie Ihrem Kind die Hörgeräte oder das CI raufgeben, sprechen Sie die Ling
– Laute. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind zeigt, dass es die Laute gehört hat.
Merken Sie sich, welche Laute für das Kind leichter und welche schwieriger zu
hören waren. Die (erweiterten) Ling – Laute sind:
Ling – Laute
A U I
SCH S M F
o Wenn Ihr Kind älter wird, sprechen Sie ihm immer wieder die Ling–Laute vor,
ermuntern es aber auch dazu, diese zu wiederholen.
o Beobachten Sie, wie sich das Sprechen Ihres Kindes verändert, wenn es seine
Hörgeräte oder sein CI trägt. Plaudert es mehr? Ändert sich die Qualität der Vokalisationen? Wird das Kind lauter oder leiser beim Sprechen?
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FLIP HÖREN LERNEN
Lokalisieren von Geräuschquellen
Lokalisieren ist die Fähigkeit, ein Geräusch zu finden oder ein Geräusch mit der
Geräuschquelle in Verbindung zu bringen. Die Geräuschquelle kann rechts oder
links, über oder unter dem Kind sein, vor ihm oder hinter ihm.
Bevor das Kind lernt, zu lokalisieren, werden Sie bemerken, dass es das Geräusch
sucht. Das Suchen ist eine sehr wichtige Stufe, weil es zeigt, dass Ihr Kind auf ein
Geräusch aufmerksam ist und versucht, herauszufinden, woher es kommt. Später
werden Sie feststellen, dass Ihr Kind Geräusche aus einigen Richtungen bereits lokalisieren kann, aus anderen jedoch noch nicht. Das ist ganz normal.
Wenn Ihr Kind einen einseitigen oder seitenunterschiedlichen Hörverlust hat (ein
Ohr hört besser, das andere schlechter), wird es möglicherweise Probleme haben,
eine Geräuschquelle zu lokalisieren. Zum Üben dieser Fähigkeit können Sie sowohl
gesprochene Sprache als auch Umweltgeräusche verwenden.
Sobald Ihr Kind Geräuschquellen findet, können Sie die Übungen schwieriger gestalten, indem Sie den Abstand zum Geräusch erhöhen oder zusätzliche Geräusche dazunehmen.
Elternaktivitäten:
o Benutzen Sie ein beliebiges geräuscherzeugendes Spielzeug, das Sie nahe zum
Kopf Ihres Babys halten. Beobachten Sie, ob das Baby versucht, die Schallquelle
zu finden. Wenn es den Kopf zum Geräusch dreht, loben sie Ihr Baby.
o Spielen Sie Verstecken. Eine Person versteckt sich und ruft nach dem Kind. Ein
zweiter Erwachsener hilft dem Kind, die versteckte Person zu finden, indem sie
gemeinsam versuchen, die Stimme zu orten.
o Verstecken Sie einen Wecker und lassen Sie ihn läuten. Lassen Sie Ihr Kind den
versteckten Wecker suchen.
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FLIP HÖREN LERNEN
o Lassen Sie Erwachsene auf verschiedenen Plätzen im Raum stehen. Das Kind soll
nun versuchen, sich zu dem Erwachsenen zu drehen, der seinen Namen gerufen
hat.
o Konzentrieren Sie sich auf alltägliche Gelegenheiten, um Geräusche zu lokalisieren. Wenn Sie z.B. einen Spaziergang machen und einen Hund bellen hören,
dann suchen Sie zusammen mit Ihrem Kind den Hund.
Entwicklung auditiver Unterscheidung/Diskrimination
Auditive Diskrimination bedeutet, den Unterschied zwischen verschiedenen Geräuschen, Lauten und Wörtern zu erkennen. Um diese Fähigkeit zu erlernen, werden
Geräusche paarweise angeboten, manchmal auch mehrere Geräusche hintereinander. Zu Beginn werden Umweltgeräusche oder andere nicht sprachliche Reize verwendet, um die Übung für das Kind einfacher zu gestalten. Sobald als möglich sollten Sie aber auch sprachliche Unterscheidungsübungen durchführen, da ja das Ziel
aller unserer auditiven Übungen das Verstehen von gesprochener Sprache ist.
Bieten Sie Ihrem Kind verschiedene Arten von Geräuschen zur Unterscheidung an:

Unterscheiden von langen und kurzen Geräuschen (z.B. ein langes Pfeifen – ein
kurzer Knall)

Unterscheiden von andauernden und unterbrochenen Geräuschen (z.B. fließendes Wasser – Klopfen an der Tür)

Unterscheiden von hohen und tiefen Geräuschen (z.B. Vogelgezwitscher –
Brummbär)

Unterscheiden von leisen und lauten Geräuschen (z.B. Flüstern – Rufen)

Unterscheiden von schnellen und langsamen Geräuschen (z.B. ein schneller
Trommelschlag – ein langsamer, gleichbleibender Schlag)

Unterscheiden von verschiedenen Sprechlauten

Erkennen der Anzahl der Silben eines Wortes

Unterscheiden von Vokalen und Konsonanten
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FLIP HÖREN LERNEN
Elternaktivitäten:
Wenn Sie sprechen, versuchen Sie das in verschiedenen Tonhöhen zu tun, um interessante Geräusche zu produzieren.
Wenn Ihr Baby beim Füttern den Mund aufmacht, sagen Sie jedes Mal „AAAH!“.
Dann sagen Sie „MMMH!“ und reiben sich den Bauch.
Nutzen Sie jede Gelegenheit im Alltag, um sinnvolle Hörübungen einzubauen (z.B.
können Sie beim Öffnen einer Flasche dazu sprechen „auf, auf, auf, wir machen die
Flasche auf!“)
Entwicklung des auditiven Verstehens
Mit auditivem Verstehen meinen wir das Verstehen gesprochener Sprache. Ihr Kind
zeigt, dass es Sprache versteht, wenn es erkennt, was gesprochen wird, wenn es
entscheidende Teile einer Botschaft versteht und wenn es Anweisungen befolgt.
Um mit Ihrem Kind diese Fähigkeit zu trainieren, sollte das Kind:
...auf einfache Anweisungen hören und sie befolgen
...einfache Aufträge verstehen
...einfachen Erzählungen und Geschichten zuhören
...Fragen hören und beantworten
Elternaktivitäten:

Nehmen Sie Tiere und einen Lastwagen. Spielen Sie nun mit den Namen der Tiere. Sagen Sie z.B: „Gib die Kuh auf den Lastwagen. Schieb die Kuh zur Mama!“

Wenn Sie Bilder oder Bücher anschauen, nennen Sie Dinge, die das Kind kennt.
Ihr Kind soll diese Dinge nun zeigen.

Schauen Sie gemeinsam in einen Spiegel. Benennen Sie nun verschiedene Körperteile und lassen Sie Ihr Kind darauf zeigen.

Sobald Ihr Kind die Namen der Familienmitglieder kennt, fragen Sie: „Wo ist die
Mama?“ oder „Wo ist der Papa?“. Warten Sie seine Antwort ab.
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FLIP HÖREN LERNEN
Entwicklung des auditiven Kurzzeitgedächtnisses
Auditives Gedächtnis ist die Fähigkeit, zuzuhören und die gehörten Einzelheiten im
Gedächtnis abzuspeichern. Oft wird das auditive Gedächtnis damit beschrieben,
wie viele einzelne Elemente das Kind hören und sich merken kann. Die Anzahl der
Zahlen oder Wörter, die sich ein Kind merken kann, hängt ungefähr von seinem Alter ab:
Ein dreijähriges Kind merkt sich üblicherweise 3 Zahlen oder Wörter, ein vierjähriges Kind kann 4 Zahlen oder Wörter im Gedächtnis speichern.
Das auditive Gedächtnis ist eine wichtige Fähigkeit für den späteren schulischen
Lernerfolg. Die typische Situation in einem Klassenzimmer baut sehr stark auf die
Fähigkeit auf, akustische Informationen aufzunehmen und zu behalten.
Elternaktivitäten:
o Geben Sie Ihrem Kind eine kurze Aufzählung, die es sich merken soll. Etwa wenn
Sie einkaufen gehen, soll sich das Kind zwei oder drei Dinge merken, die Sie
kaufen wollen.
o Fordern Sie Ihr Kind auf, kurze Nachrichten an andere weiter zu geben. Sagen
Sie z.B: „Geh und sag Papa…..“
o Fordern Sie Ihr Kind auf, zwei oder drei Gegenstände, Spielsachen oder Bücher,
aus seinem Zimmer zu holen.
o Spielen Sie Rollenspiele wie „Einkaufen“ oder „Gasthaus“. Ihr Kind muss sich
dabei merken, was Sie bestellt haben.
o Ältere Kinder im Vorschulalter sollen die eigene Telefonnummer und Adresse
lernen und wissen.
Entwicklung der sprachlichen Hörverarbeitung
Sprachliche Hörverarbeitung ist die Fähigkeit, gesprochene Sprache zu verarbeiten.
Diese Fähigkeit zeigt, wie das Hören dazu verwendet wird, Sprache in kleinere Einheiten zu unterteilen, Morpheme (bedeutungstragende Wortteile) zu erlernen und
anzuwenden, Satzstrukturen zu erlernen und anzuwenden und gesprochene Sprache
zu verstehen.
Diese Fähigkeit überschneidet sich mit den sprachlichen Zielen, die im übernächsten Kapitel behandelt werden.
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FLIP HÖREN LERNEN
Elternaktivitäten:
Geben Sie Ihrem Kind alltägliche Anweisungen oder einfache Aufgaben, wie
z.B.: „Gib dem Papa die Gabel!“.
Bücher sind eine gute Möglichkeit, diese Fähigkeit zu trainieren. Lesen Sie eine
bekannte Geschichte vor und fragen Sie Ihr Kind, was als nächstes passieren
wird.
Spielen Sie „Ich seh´, ich seh´, was du nicht siehst“. Beschreiben Sie einen Gegenstand und lassen Sie Ihr Kind raten, was es ist.
Lautmalereien
Die Geräusche dieser Liste können Sie verwenden, um auditives Unterscheiden und
Verstehen Ihres Kindes zu trainieren.
Die Tierlaute können Sie zum Beispiel im
Spiel mit einem Bauernhof verwenden. Sie
machen einen Tierlaut und beobachten, ob
Ihr Kind den Laut dem richtigen Tier zuordnen kann. Die Umweltgeräusche können Sie
z.B. in ein Spiel mit Autos einbauen.
Suchen Sie Gelegenheiten, um diese Laute
in alltäglichen Situationen einzusetzen. Machen Sie Spaß und Unsinn, wenn Sie mit
den Lautmalereien spielen. Ihr Kind wird es lieben!
Tierlaute
Umweltgeräusche
Handlungsbegleitende Laute
miau
bumm (wenn etwas hinunterfällt) mmmh (zum Essen)
wau-wau
ding-dong
mjam mjam
wiiiihaha (Pferd)
tuck-tuck (Traktor)
aua; au-au
quak-quak (Ente)
brrmm (Auto)
Guck-guck (verstecken)
grunz-grunz
tsch-tsch (Zug)
oh-oh (Überraschung)
piep-piep (Vogel)
ring-ring (Telefon)
uuuh (Angst)
muh
Klopf-klopf
igitt-igitt; iiih
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FLIP HÖREN LERNEN
ts-ts-ts
(Zungenschnalzen b. Erstaumehhehe (Ziege)
tuut-tuut (Schiff)
mäh (Schaf)
nen)
pscht (wenn jd. schläft)
Stimmhaftes sss
(Biene)
ei-ei (liebhaben)
i-ah
brrrr (kalt)
baba (immer wenn etwas ver-
u-u-u (Affe)
schwindet)
rrrr (Löwe)
törööh (Elefant)
au-au (Igel)
Kinderlieder und Reime, die das genaue Zuhören fördern
Ein guter Weg, um das Hinhören auf spielerische Art zu fördern, sind Kinderlieder
und -reime. Bekannte Kinderlieder und Fingerreime machen kleinen Kindern großen
Spaß. Sie wiederholen sich immer wieder und sind einfach zum Zuhören. Wenn Sie
Reime sprechen, fördert das die Fähigkeit Ihres Kindes, den Rhythmus der gesprochenen Sprache zu verstehen.
Begleiten Sie die Spiele immer mit den passenden Finger- oder Körperbewegungen,
dann wird auch Ihr Kind diese bald übernehmen.
Eine Liste von altersentsprechenden Kinderreimen erhalten sie bei Ihrer Therapeutin.
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FLIP SPRECHEN LERNEN
Familienzentriertes
Linzer InterventionsProgramm
Sprechen lernen
Frühes Sprechen
Normal entwickelte Kleinkinder erwerben Sprache im Laufe der Zeit. Bevor ein
Kind beginnen kann, Sprache aktiv zu verwenden, müssen bestimmte Fähigkeiten
erworben sein. Diese frühen Fähigkeiten sind die Basis für die Kommunikation. Ihre
FLIP-Therapeutin wird Sie bei der Einschätzung des Erwerbs dieser Fähigkeiten Ihres Kindes unterstützen.
Einführen von Blickkontakt
Ein Säugling oder Kleinkind muss fähig sein, seine Aufmerksamkeit auf das Gesicht
eines anderen zu lenken. Wenn Sie z.B. Ihr Baby beim Füttern halten, sehen Sie
ihm dabei liebevoll in die Augen.
Einführen des gemeinsamen Aufmerksamkeitsfokus
Damit Kommunikation stattfinden kann, müssen Eltern und Kind ein gemeinsames
Thema haben. Bei Babies und jungen Kindern werden oft Blicke und Gesten verwendet, um die gemeinsame Aufmerksamkeit einzuführen. Ihr Baby sieht z.B. eine
Puppe an und blickt dann zu Ihnen. Sie können dann beginnen, mit ihm über die
Puppe (das Objekt der gemeinsamen/geteilten Aufmerksamkeit) zu sprechen.
Einführen des Turn-Takings (Kommunikatives Wechselspiel)
Jede Kommunikation umfasst ein Hin und Her, d.h. Senden und Empfangen. Kommunikation ist Austausch, also ein Wechselspiel, z.B. zwischen Eltern und Kind.
Dieses Wechselspiel zeigt sich z.B. im
Spiel mit frühen Sprachlauten. Das Kind
produziert Laute und die Eltern imitieren diese. Das Kind merkt, dass seine
Laute freudige Reaktionen hervorrufen.
Es beginnt noch mehr zu
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lautieren. Die Eltern ahmen dies wieder nach. So entsteht das Turn-Taking, das
einen Motor für die weitere Kommunikation darstellt, wie das „Baba“-Winken, einen Ball rollen usw.
Einführen von Imitation (Nachahmung) von Gesichtsausdrücken und Mundbewegungen
Aktivitäten wie Lächeln, Küssen, Lippenbewegungen, Zunge herausstrecken etc.,
sollen Ihr Kind zur Nachahmung anregen. Diese Verhaltensweisen gehen der Vokalisierung voraus und helfen dabei, die Entwicklung der oralen Muskulatur zu fördern.
Gesichtsausdrücke spielen in der Kommunikation zwischen Kindern und Eltern eine
entscheidende Rolle.
Entwicklung der Kommunikation
Das Kind ist mit der Zeit in der Lage, einen Gedanken einer anderen Person zu
übermitteln. Diese frühen Kommunikationsabsichten werden oft durch die Körpersprache junger Kinder oder bestimmte Aktivitäten ausgedrückt, z.B. beginnt ein
Baby begeistert zu strampeln, wenn es seine Flasche entdeckt, um den Eltern zu
übermitteln, dass es diese Flasche haben will. Wenn Eltern auf diese frühen Kommunikationsversuche antworten, bestärken diese Reaktionen das Kind, mehr zu
kommunizieren.
Die Auswirkungen von Hörverlust auf die Sprechentwicklung
Zahlreiche Faktoren beeinflussen den Spracherwerb Ihres Kindes, wie z.B. das Alter
des Kindes bei der Diagnosestellung des Hörverlustes, das Alter bei der ersten Hörgeräteversorgung, die konsequente Verwendung der Hörgeräte, die passenden Hörgeräte, der Grad des Hörverlustes, andere zusätzliche Behinderungen, das Alter bei
Therapiebeginn, die Art der Therapie und die konsequente Teilnahme am Therapieprogramm. Ein anderer entscheidender Faktor, der die Sprechentwicklung beeinflusst, ist die Sprachbegabung Ihres Kindes.
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Kinder mit normalem Gehör entwickeln durch das Hören ihre Sprechfähigkeit. Diese
Fähigkeiten werden normalerweise in „gesunder“ Interaktion mit ihren Eltern und
anderen Bezugspersonen erworben.
Gehörlose oder schwerhörige Kinder zeigen in den frühen Stadien der Sprechproduktion die gleichen Fähigkeiten wie normal hörende Babies (z.B. gurren, quietschen, glucksen). Wenn die Kinder älter werden, kann man Unterschiede in der
Qualität der Sprechproduktion erkennen.
Viele Forschungsergebnisse zeigen, dass ein Zusammenhang zwischen dem Grad des
Hörverlustes und der Verständlichkeit des kindlichen Sprechens besteht. Ein Kind
mit hochgradigem Hörverlust wird Sprache häufig langsamer entwickeln als normal
hörende Kinder oder Kinder mit geringgradigem Hörverlust.
Es ist wichtig zu wissen, dass die Sprechverständlichkeit bei allen kleinen Kindern
variiert und dass diese Schwankungen normal sind. Das Sprechen entwickelt sich im
Laufe der Zeit, bestimmte Abweichungen können auf bestimmten Entwicklungsstufen auftreten (Reihenfolge der Sprechentwicklung siehe unten). Die Verständlichkeit des Sprechens Ihres Kindes kann variieren. Wenn es Sie imitiert, kann das verständlicher sein, als wenn es das Wort spontan, von sich aus spricht.
Indem Sie lernen, die auditiven Fertigkeiten und den Stand der Sprach- und Sprechentwicklung Ihres Kindes einzuschätzen, können Sie gemeinsam mit Ihrer Therapeutin notwendige Anpassungen im Therapieprogramm durchführen.
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Sprechentwicklung
Die folgenden Meilensteine sind Fähigkeiten, die wir zu einem bestimmten Zeitpunkt bei normalentwickelten, hörenden Kindern erwarten können.
Prälinguistische (vorsprachliche) Sprechfähigkeiten
1. Lebensmonat
Schreien
Unterschiedliches Schreien für unterschiedliche Stimmungen (Hunger, Kummer, Schmerz)
Vokallaute
2. Lebensmonat
Gurren
Vokale wie glucksen (Gurgellaute)
3. Lebensmonat
Das Gurren tritt gewöhnlich in einem Zustand auf, in dem sich das Kind
wohlfühlt
Das Kind vokalisiert mehr, wenn eine Bezugsperson sich mit ihm beschäftigt
4. Lebensmonat
Es kreischt oder gurrt, wenn man mit ihm spricht
Das Kind vokalisieret, wenn man es aufsetzt
Es fordert Aufmerksamkeit, z.B. durch Lärm machen
Es lacht oder „antwortet“ anderen
Es beginnt die Höhe beim Gurren zu verändern (Intonation)
Es hält Gurren, Kreischen usw. länger aus
Erste Konsonanten (Mitlaute) treten auf
Es beginnt Konsonanten und Vokale zu kombinieren
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5. Lebensmonat
Das Lallen beginnt
Konsonant–Vokal-Kombinationen („ba“) treten auf
Es verwendet m, b, p
Mehr Vokale als Konsonanten werden eingesetzt
Das Kind verwendet hohe Stimme und Kreischen
Es macht spontan Geräusche (wie schnauben,...)
Es kann noch nicht bewusst imitieren (nachahmen)
6. Lebensmonat
Das Lallen setzt sich fort
Das Kind zeigt vermehrtes vokalisches Spiel, wenn mit ihm gesprochen wird
(dies findet ungeachtet des Hörvermögens statt und wird durch die visuelle
Stimulation des Gesichtes ausgelöst)
Das Kind zeigt unterschiedliche Vokalisationen, um zu kommunizieren (z.B.
Das Kind will Aufmerksamkeit, protestiert, drückt Vergnügen aus, unterbricht mit Eifer andere,...)
Die Vokalisation beginnt, die Betonungsmuster der zu Hause gesprochenen
Sprache zu enthalten (d.h. das Lallen von Kindern verschiedener Muttersprache klingt nun auch verschieden)
7. Lebensmonat
Wiederholtes Lallen (d.h. kanonisches Lallen) tritt auf
Das Kind erweitert die Konsonant–Vokal-Kombination von „da“ zu „da-da-da“
Das Kind mag es, seine eigene Stimme zu hören (Auditorische Rückkoppelungsschleife)
Das Kind beginnt, vermehrt verschiedene Konsonanten zu produzieren (b, p,
m, n) und (d, t)
Das Kind versucht, Sprechgeräusche zu imitieren, aber noch nicht immer erfolgreich (z.B. sagen die Eltern „da – da“ und das Kind „ga – ga“)
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8. Lebensmonat
Wiederholtes Lallen setzt sich fort („da – da – da“)
Das Kind imitiert die Mundbewegungen und das Plappern von Konsonant–
Vokal - Kombinationen, die es bereits beherrscht.
Es imitiert die Betonungsmuster und Sprechmelodien der Erwachsenen
Es imitiert bilabiale Konsonant–Vokal–Kombinationen, z.B. „ma – ma“
9. Lebensmonat
Das Kind imitiert nichtsprachliche Geräusche, z.B. Schnauben, Schnalzen mit
der Zunge, Schmatzen mit den Lippen
Es produziert abwechselnd mit Erwachsenen vokalische Beiträge
Es versucht, vertraute Geräusche zu imitieren (Tier- oder Fahrzeuggeräusche) – lässt Anfangs- oder Schluss-Konsonanten teilweise noch aus
10. - 12. Lebensmonat
Das Kind beginnt eine Vielfalt von sich nicht-wiederholenden Konsonant–
Vokal- Silben zu produzieren, d.h. buntes Lallen einzusetzen („ba – ma“ oder
„ba – go“)
Spielt mit verschiedenen Konsonant–Vokal–Kombinationen als Vorbereitung
für das 1. Wort
Einige Äußerungen beginnen sich wie Wörter anzuhören
Es verwendet zum 1. Mal spontan einzelne Wörter
Es verwendet Geräusche, die Tiere und Objekte repräsentieren (z.B. „brrrm“
für Auto)
Es steigert die Zahl der Konsonanten
Das Kind produziert einige bedeutungstragende Wörter, die noch Konsonantenfehler enthalten können
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12. - 13. Lebensmonat
Das Kind imitiert vermehrt
Es beginnt auch Singen zu imitieren
13. - 15. Lebensmonat
Das Kind versucht gesprochene Wörter zu imitieren
Es lässt häufig Konsonanten am Wortanfang und -ende aus
16. - 18. Lebensmonat
Das Kind verwendet Gesten in Kombination mit Vokalisationen
Es beginnt einzelne Wörter konsequent zu verwenden
Konsonanten /t, d, n, h, b, m, g/ werden konsequent verwendet
Das Kind wiederholt was gesagt wird, wie ein Echo, ohne es zu verstehen
(Echoloalien)
Es verwendet Jargonlallen (mehrsilbige Vokalisationen, die die Betonungsmuster, der zu Hause gesprochenen Sprache enthalten, aber keine richtigen
Wörter sind)
22. - 24. Lebensmonat
Das Kind beherrscht im Großen und Ganzen die Verschlusskonsonanten /b, p,
t, g, k/
Es beherrscht nasale Laute /m, n/, Reibelaute (Frikative) /f/ und Halbvokale
/w/
Endkonsonanten (Vokale) können weiterhin in einzelnen Wörtern ausgelassen
werden
Konsonanten im Inlaut werden oft ausgelassen, ersetzt oder vertauscht, z.B.
kann „Traktor“ zu „Ta-tor“ werden
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25. - 30. Lebensmonat
Das Kind beginnt mehrsilbige Wörter zu verwenden, aber lässt oft noch Silben aus oder bringt diese durcheinander
Es kann zu Auslassungen bei Konsonantenverbindungen kommen, z.B. kann
„blau“ zu „bau“ werden
Sprechlaute
Die folgende Liste zeigt die Sprechlaute der deutschen Sprache. Diese Tabelle soll
Ihnen eine grundlegende Vorstellung über den Erwerb der verschiedenen Sprechlaute geben.
Diese Laute werden generell nach der Schwierigkeit der Bildung oder dem Entwicklungsalter gruppiert. Ihr Kind wird nicht notwendigerweise alle Laute jeder Gruppe
produzieren und muss nicht alle Laute einer Gruppe beherrschen, bevor es zur
nächsten weiter geht. Auch normal hörende Kinder beherrschen nicht alle Laute
zur gleichen Zeit. Sie erwerben diese im Verlauf einiger Jahre. Konsonantenverbindungen sind am Ende der Tabelle angeführt, weil sie schwieriger zu produzieren
sind. Das Ausmaß des Restgehörs Ihres Kindes und die Verwendung der Hörgeräte
wird seine Fähigkeit zu hören und diese Laute zu produzieren beeinflussen.
Erwerbsreihenfolge der deutschen Sprechlaute
15. – 20. LM
p, m, t, n,
j
21. – 23. LM
k
24. – 27. LM
s, ch, h
27. – 29. LM
f, w, b*
30. – 32. LM
l, r
* in dieser Phase beginnen Kinder harte und weiche Konsonanten zu verwenden
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Produktion von Sprechlauten
Alle Konsonanten (Mitlaute) werden durch teilweise oder vollständige Blockierung
des Luftstroms produziert. Beispielsweise wird ein /p/ (z.B. in <Paul>) durch eine
vollständige Blockierung des Luftstroms und dann durch die Lösung des Verschlusses
produziert. Um ein /s/ (wie in <Haus>) zu produzieren, wird der Luftstrom nur
teilweise durch die Zunge und die Zähne blockiert. Ein Teil der Luft kann heraus
strömen und erzeugt dabei das typische Geräusch.
Konsonanten werden durch 3 Charakteristika beschrieben:
Art
Ort
Stimmhaftigkeit
a) Art der Produktion: beschreibt, wie die Laute produziert werden (wie der Luftstrom durch den Mund- und Nasenraum entweicht bzw. wie dieser beim Ausströmen
behindert wird)
Die Art der Produktion kann zum Beispiel durch die Antwort auf die Frage „Wird die
Luft gestoppt und dann plötzlich frei gelassen?“ erklärt werden. Ein Laut, der auf
diese Art gebildet wird, wird „Plosiv“ (Verschlusslaut) genannt. Beispiele dafür sind
/p/, /b/, /t/, /d/, /k/, und /g/.
Bei einer anderen Gruppe von Lauten entweicht ein Teil des Luftstroms durch die
Nase. Das sind die „Nasale“ /n/, /ng IPA Zeichen/ (wie im Wort <eng>) und /m/.
Eine Liste der Sprachlaute und ihre Bildungsart finden Sie nachfolgend.
Wichtig!
Ohne ausreichendes Hörvermögen bei 1000 Hz
kann ein Kind Schwierigkeiten haben,
die Unterschiede der Bildungsart zu hören.
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b) Bildungsort: beschreibt den Ort, an dem die Laute im Mund produziert werden
(Ort an dem der Luftstrom behindert wird).
Ein Beispiel ist jene Lautgruppe, die mit beiden Lippen gebildet wird. Dies sind „bilabiale“ Laute /m/, /p/ und /b/.
Ein anderes Beispiel ist die Gruppe von Lauten die mit Unterlippe und den Zähnen
produziert wird, wie /f/ (z.B. in <faul>) und /v/ (wie bei <Wal>). Diese werden
„labiodentale“ Laute genannt.
Die Bildungsorte der Laute sind auf der folgenden Seite (siehe Tab.) beschrieben.
Wichtig!
Ohne ausreichendes Hörvermögen bei 2000 Hz,
kann ein Kind Schwierigkeiten beim Hören von
Lauten haben, die sich nur im Bildungsort unterscheiden (z.B. der Unterschied zwischen /k/,
/p/ und /t/).
c) Stimme: Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Stimme
Ist der Laut „stimmhaft“ (so wie /b/ im Wort <haben>) oder „stimmlos“ (so wie
/p/ in <Hupe>). Andere Paare von Lauten, die sich durch die Stimme unterscheiden
sind /f/ und /v/ oder /t/ und /d/.
Wichtig!
Wenn die tieferen Frequenzen von 250 Hz und
500 Hz nicht gehört werden, kann ein Kind die
stimmlichen Charakteristiken der Konsonanten
nicht wahrnehmen. (vgl. Ling, D. 1978.)
Konsonanten (Mitlaute)
Art, Ort und Stimme
Dies ist eine Tabelle einiger Konsonanten. Sie zeigt, wie die Laute produziert werden (Art), wo im Mund sie produziert werden (Ort) und ob sie stimmhaft oder
stimmlos sind. Bitte besprechen Sie diese Information auch mit Ihrer FLIPTherapeutin.
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Stimmhaft
Stimmlos
Bildungsort
Bildungsart
b
d
p
t
Plosiv
Plosiv
g
k
beide Lippen (bilabial)
Zunge berührt den Ort hinter
den oberen Schneidezähnen (alveolar)
velar (Zunge hebt sich zum Velum)
bilabial
alveolar
velar
Zunge und Zähne (labiodental)
alveolar
glottal
Frikativ
Frikativ
Frikativ
m
n
Ng
IPA-Zeichen
v
f
s
h
Plosiv
Nasal
Nasal
Nasal
Velum (Gaumen)
hinterer Gaumenbogen
Vorderer
Gaumenbogen
Uvula
Gaumenmandel
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Aktivitäten, Bücher und Lieder, die die Sprechentwicklung unterstützen
Es folgen einige Vorschläge, die die Produktion bestimmter Sprechlaute betonen.
Denken Sie daran, dass die Aktivitäten Spaß machen sollen. Babies und junge Kinder lieben es, mit Mama und Papa zu spielen und zu interagieren. Indem man Geräuschlaute und Aktivitäten verbindet, gibt man dem Kind die Möglichkeit, zu hören und zu imitieren.
Wenn Sie die Entwicklung der Hörfähigkeit und des Sprechens unterstützen möchten, ist es wichtig, das vokalische Spiel in die täglichen Routinen zu integrieren.
Wenn Sie z.B. am Laut „p“ arbeiten, können Sie Seifenblasen zerplatzen und dabei
„pa, pa, pa“ sprechen.
Fragen Sie Ihre Logopädin nach passenden Sprüchen und Kinderreimen.
b – den Laut /b/ können Sie während folgender Aktivitäten betonen
„ba–ba“
Winken Sie und sagen „ba–ba“ zu Personen, die fortgehen und zu
Spielsachen, während sie diese weg geben
Bus
Spielen Sie mit einem Spielzeugbus und sagen Sie „brrrr“ und „Bus“
aufräumen
Werfen Sie beim Aufräumen die Gegenstände in eine Box und sprechen
Sie dazu „bum“
m – Betonen Sie den Laut /m/ während folgender Spiele
„muh“
Spielen Sie mit einer Spielzeug-Kuh und wiederholen Sie „muh“
„mmm“
Reiben Sie während des Essens Ihren Bauch und sagen Sie „mmmm“.
Wenn Ihr Kind mit dem imitativen Spiel beginnt, können Sie es ermutigen „mmmm“ zu sagen, wenn es die Puppe oder Tiere füttert
„mehr“
Ermutigen Sie Ihr Kind während des Essens „mehr“ zu sagen
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p – Betonen Sie den Laut /p/ während folgender Dialoge
Kerze
Sprechen Sie „p“ und versuchen Sie mit der ausströmenden Luft eine
Kerze auszublasen
Seifenblasen Zerplatzen Sie Seifenblasen, sprechen Sie „plopp“ oder „platsch“
Wasser
Spielen Sie mit Wasser z.B. in der Badewanne „plitsch, platsch“ oder
„patsch, patsch“
Malen
Malen Sie z.B. Punkte und sprechen Sie dazu „Punkt, Punkt, Punkt ...“
s – verwenden Sie diese Spiele um den Laut /s/ zu betonen
Bienen
Biene summen lassen „sssss“ (stimmhaft)
summ-summ-summ, Bienchen summ herum ...
Sonne
Sonnenstrahlen zeichnen oder auch Fäden heraus ziehen und „s“ sprechen
Schlange
Sagen Sie „ssss“, wenn Sie eine Stofftier-Schlange über den Boden
bewegen
k – wiederholen Sie den Laut /k/ mit diesen Routinen
Knetmasse
Mit dem Handballen Kekse drücken und dazu „k“ sprechen
Verstecken
„Guguck, wo ist denn die...?“
Lied
„Kuckuck, kuckuck, ruft´s aus dem Wald...“
f – verwenden Sie diese Routinen um den Laut /f/ zu betonen
Wind
Sprechen Sie „ffff“ als Windgeräusch und blasen Sie etwas weg
(z.B. Watte, Federn, Blätter)
Auto, Flugzeug Lassen Sie verschiedene Dinge mit dem Auto fahren oder mit dem
Flugzeug fliegen und sprechen Sie dazu, z.B. „der Hund fährt mit
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dem Auto“. Lassen Sie dann auch das Kind bestimmen, ob die Dinge „fahren oder fliegen?“
„auf“
Öffnen und schließen Sie etwas, heben Sie etwas auf
w – verwenden Sie diese Spiele um den Laut /v/ zu betonen
Wind
siehe /f/
waschen
Hände usw. waschen und singen Sie z.B. ein Lied dazu (Waschfrauenlied)
t – wiederholen Sie den Laut /t/ während dieser Aktivitäten
Uhr
Die Uhren machen “tick, tick, tick“
Lied
„Große Uhren machen….“
Traktor
Der Traktor macht „tuk, tuk, tuk“
Fahrzeuge
Spielen Sie mit verschiedenen Fahrzeugen und wenn diesen ein Hindernis im Weg steht, sprechen Sie „tüü, tüü“
d – Vorschläge für Phrasen um den Laut /d/ zu betonen
„da“
Suchen Sie etwas und beim Finden „daaa ist der Ball“ usw. auch
beim Bilderbuch anschauen
Fingerfarben
Gestalten Sie mit Fingerfarben ein Bild und sprechen Sie bei jedem
Fingerabdruck „d, d, d“
„danke“
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Weitere Ideen
„mmh“, „ham-ham“: beim Essen
Sprechen Sie „hui“ beim Schaukeln, beim Rutschen
Hopp-hopp-hopp: Hüpfspiele, Pferdchenreiten
Malen Sie Kreise und sprechen Sie „ooo“
„Schnipp – schnapp“ sprechen und etwas ausschneiden
Los! Stopp! – Spiele (Signalspiele)
Strategien, um die Sprechentwicklung anzuregen
o Sorgen Sie für eine passende Einstellung und konsequente Verwendung der Hörgeräte!
o Sprechen Sie häufig mit Ihrem Baby!
o Sprechen Sie mit normaler Sprachmelodie und verwenden Sie natürliche Gesten!
o Sprechen Sie klar und deutlich!
o Wiederholen Sie wichtige Wörter!
o Verwenden Sie eine angemessene Sprechgeschwindigkeit (sprechen Sie evtl.
etwas langsamer)!
o Ermuntern Sie Ihr Kind zum vokalischen Spiel!
o Verwenden Sie besondere Betonung, um wichtig Wörter hervorzuheben!
o Geben Sie Ihrem Kind Zeit, um zu antworten!
o Sprechen Sie über Dinge, die Ihr Kind interessieren!
o Lassen Sie Ihr Kind die Unterhaltung führen!
o Kommentieren Sie die Dinge, die Ihr Kind erfährt, sieht oder gerade macht!
o Singen Sie Lieder!
o Lesen Sie auch schon Ihrem Baby vor!
o Führen Sie „sprachliche“ Rituale ein (z.B.: Essenssprücherl, Guten-MorgenKitzel-Sprücherl, Badewannenlied, Gute-Nacht-Geschichte/Gedicht/Lied…)!
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Familienzentriertes
Linzer InterventionsProgramm
Sprache
Was ist Sprache?
Sprache ist ein Regelgerüst, das Kommunikation ermöglicht. Diese kann durch gesprochene, geschriebene oder Gebärdensprache ausgedrückt werden. Es ist ein gesellschaftlich etabliertes Regelsystem, das uns erlaubt, miteinander zu kommunizieren, da die anderen die gleichen Regeln kennen. Sprache und Sprechen sind
nicht das gleiche. Tatsächlich kann Sprache ohne Sprechvermögen erlernt werden,
so wie zum Beispiel in der Gebärdensprache.
Sprache ermöglicht es uns, unsere Ideen auszudrücken, die Gefühle mit anderen zu teilen,
uns Wissen anzueignen, über Werte zu diskutieren, Informationen weiter-zugeben, die
Welt an sich zu verstehen und Kontakt untereinander herzustellen. Wir sind von Sprache
umgeben!
Das Erlernen der Sprache beginnt bereits sehr früh. Babys werden bereits mit den
Grundlagen, mit den Werkzeugen geboren, um Sprache erlernen zu können. Wahrscheinlich ist für Eltern nichts aufregender, als das erste Wort ihres Kindes – egal
ob es gesprochen oder gebärdet ist.
Das Erlernen der Sprache ist einfach spannend.
Beides – die Veranlagung (also die angeborenen Voraussetzungen des Kindes) als
auch die Erziehung (der Einfluss der Umwelt) - spielen wichtige Rollen im Spracherwerb. Der intensivste Zeitraum des Sprach- und Sprecherwerbs ist während der
ersten drei Lebensjahre, da das Gehirn sehr schnell wächst. Auch bevor Kinder lernen zu sprechen oder zu gebärden, sind sie motiviert, in unterschiedlicher Weise zu
kommunizieren – über den Gesichtsausdruck, das Schreien, Brabbeln und
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FLIP SPRACHE LERNEN
Gurren, Gestik und Blickkontakt. Genau diese Vorläuferfertigkeiten ebnen den Weg
für das Erlernen der Sprache.
Sprache entwickelt sich über Interaktion zwischen den Eltern und dem Kind in vielen täglichen Aktivitäten. Sprache entwickelt sich also im gesellschaftlich bedeutungsvollen interaktiven Kontext, denn dann ist ihr Baby auch motiviert, mit ihnen
zu kommunizieren. Das Gehirn ist darauf vorbereitet die Informationen zu verwerten und zu verarbeiten.
Sprache hat einen rezeptiven Anteil (das Verstehen, was der andere gesagt hat)
und einen expressiven Anteil (die Fähigkeit, ein Wort zu sprechen oder eine Gebärde auszuführen). Wenn Sie Ihr Kind fragen „Wo ist Papa?“, und es schaut sich um,
um Papa zu finden, dann zeigt uns das, dass es verstanden hat, wofür das Wort Papa steht, auch wenn es dieses Wort selbst noch nicht sprechen kann oder die Frage
beantworten kann. Wenn Ihr Kind „Papa“ sagt, während es auf den Papa schaut,
dann hat es bereits eine expressive Fertigkeit gezeigt.
Bedenken Sie, dass die rezeptiven Fertigkeiten den expressiven Fertigkeiten immer
voraus gehen. Bevor Ihr Kind lernt, die eigenen Wünsche, Gedanken und Gefühle
auszusprechen, muss es das Sprachverstehen dafür entwickelt haben.
Jeder Spracherwerb erfordert dauerhafte, kontinuierliche Anwendung in alltäglichen, bedeutungsvollen, interaktiven Handlungen bzw. in einer solchen Umwelt.
Babys müssen ein Wort einige Male im passenden Zusammenhang sehen oder/und
hören, bevor dieses Wort dann auch tatsächlich Bedeutung erlangt.
Kinder mit Normalgehör beginnen zwischen 9 und 14 Monaten erste Wörter zu verstehen. Das Kind verwendet dann Gesten oder andere Handlungen, um zu zeigen,
dass es verstanden hat und um tatsächlich mit den Eltern weiter zu kommunizieren. Das erste Wort folgt dann einige Zeit nach diesen ersten Gesten.
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FLIP SPRACHE LERNEN
Der Spracherwerb braucht Zeit. Kinder erlernen Sprache durch bedeutungsvolle
Gespräche mit wichtigen Personen ihres Lebens. Wenn Eltern hinhorchen, antworten bzw. adäquat auf die Gestik reagieren, ermutigen Sie Ihr Baby in seiner Kommunikation.
Die typische Sprachentwicklung:
Im folgenden Teil sehen Sie die durchschnittlichen oder typischen Muster einer
Sprachentwicklung. Bedenken Sie, dass es in diesen Entwicklungsskalen immer eine
Spanne für jede Fertigkeit, die Ihr Kind gerade lernt, gibt. Konkret heißt das, dass
ein zweijähriges Kind mit Normalgehör einen aktiven Wortschatz von 250 Wörtern
haben könnte. Genauso in der Norm wäre allerdings auch noch ein aktiver Wortschatz von 75 Wörtern.
Vorläuferfertigkeiten der Sprache
Babys beginnen zu kommunizieren, sobald sie schreien oder weinen. Sobald Mama
oder Papa auf das Schreien reagieren, beginnt die aktive Kommunikation. Während
das Kind wächst, erweitert sich auch das Vokalspiel. Mit etwa 6 Monaten beginnt
das Kind mit der 2. Lallphase (das bewusste Wiederholen von Lauten oder Lautkombinationen).
Es beginnt Vokale und Konsonanten miteinander zu verbinden (z.b. Mama oder Papa). Diese Lautkombinationen stehen vielleicht schon für etwas Bestimmtes oder
sind einfach noch Zufallsergebnisse des Lallens.
Erstes Wort:
Mit etwa einem Jahr steigen die rezeptiven Fertigkeiten Ihres Kindes – also das Verstehen der Sprache – enorm. Sogenannte „Zeig mir – Spiele“ werden sehr interessant und beliebt. Vielleicht spricht Ihr Kind aber auch bei seinem ersten Geburtstag
das erste richtige Wort. Auf jeden Fall wird Ihr Baby zu diesem
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FLIP SPRACHE LERNEN
Zeitpunkt überwiegend mehr lallen oder Lautmalereien verwenden. Mit 18 Monaten
beobachten Sie bei Ihrem Kind vielleicht bereits einen aktiven Wortschatz von 25
Wörtern.
2-Wort-Äußerungen.
Beginnend mit oder um das 18 Lebensmonat wird Ihr Kind beginnen, einzelne Wörter zu kurzen Sätzen zu verbinden – z.B.: „mehr Saft“ oder „Papa Arbeit“. Mit etwa
2 Jahren schafft es dann schon, viele Wünsche oder Ideen in kurze Sätze zu fassen.
Sätze:
Zwischen dem 2. und 3. Lebensjahr passiert in der Entwicklung der Sprache unheimlich viel: Frageformen entwickeln sich, der Wortschatz explodiert, längere und
komplexere Sätze werden gebildet. Zwar erscheinen noch viele grammatikalische
Fehler, allerdings macht die komplexere Sprache, die das Kind nun spricht, auch
Sinn.
Kinder, die mit etwa 5 Jahren den Kindergarten besuchen, verstehen etwa 6000
Wörter – man sieht also, dass Kinder die Sprache in einem unglaublichen Tempo
erwerben.
Der mögliche Einfluss des Hörverlustes auf den Spracherwerb:
Ein Hörverlust kann maßgeblichen Einfluss auf den Spracherwerbsprozess haben.
Wie sich dieser Einfluss genau darstellt, hängt von einer Vielfalt von Faktoren ab.
Zum einen vom Lebensalter, bei dem der Hörverlust begann, weiters vom Grad der
Hörstörung, vom Alter des Kindes bei der Diagnosestellung, dem Zeitpunkt der
Frühintervention, der konsequente Verwendung der Hörhilfen, möglicher zusätzlicher Einschränkungen oder Behinderungen, geistiger Beeinträchtigung und dem
Ausmaß der Mitarbeit der Eltern.
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FLIP SPRACHE LERNEN
Falls Sprachverzögerungen tatsächlich beobachtbar sind, kann es sein, dass auch
andere Entwicklungsbereiche betroffen sind – insbesondere die akademischen, sozialen und emotionalen Bereiche. Es ist nicht der Hörverlust selbst, sondern eher
die relative Unzugänglichkeit zur gesprochenen Sprache und die Schwierigkeit des
Lippenlesens, die wichtige Konsequenzen für die Sprachentwicklung haben. Akademische Herausforderungen wurden bei älteren gehörlosen und schwerhörigen
Kindern beobachtet – hauptsächlich in Zusammenhang mit verzögerten sprachlichen
Fertigkeiten, die als Ergebnis eines eingeschränkten Zuganges zur Sprache erscheinen.
Sprache wird von Kindern mit Hörverlust - auch mit Hörhilfen – nicht so klar verstanden wie von normal hörenden Kindern. Das wiederum erschwert das Erlernen
der gesprochenen Sprache für gehörlose oder hörbehinderte Kinder. Der Hörverlust
beeinflusst sowohl die Quantität als auch die Qualität des von Ihrem Kind Gehörten. Einige Geräusche der Sprache werden möglicherweise besser gehört als andere. Wie gut Ihr Kind hört, kann auch durch die Qualität der Hörsituation selbst beeinflusst werden. Wenn Sie zu diesem Thema mehr Information brauchen, lesen Sie
bitte das Kapitel „Hören lernen“.
Normalhörende Kinder und Kleinkinder lernen die Sprache oft „nebenbei“, indem
sie vieles bei der Unterhaltung um sich herum aufschnappen. Diese Form des
Spracherwerbs nennt man „beiläufiges Lernen“. Gehörlose oder hochgradig
schwerhörige Kinder haben diese Möglichkeit des Spracherwerbs nicht.
Diese Kinder brauchen unbedingt ein vollständiges Sprachvorbild. Ihr Kind sollte
also in Sprache eintauchen können, unterstützt durch viele Möglichkeiten, die
Sprache im familiären und kulturellen Umfeld zu erlernen.
Manchmal wird Ihr Kind bestimmte Laute oder Geräusche der Sprache überhören,
möglicherweise wichtige Wörter oder grammatische Informationen eines Satzes
nicht hören und aus diesem Grund nur einen unvollständigen Satz hören.
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FLIP SPRACHE LERNEN
Viele Familien entschließen sich, Gebärden einzusetzen, um Ihr Kind visuell im
Spracherwerb zu unterstützen.
Die Gebärden geben den Kindern die Möglichkeit, eine Kommunikation zu führen,
die nicht auf das Hören aufgebaut ist.
Wenn Sie dazu weitere Informationen brauchen, lesen Sie bitte das Kapitel „Kommunikation - Gebärdensprache“.
Strategien, die den Spracherwerb unterstützen
In diesem Teil finden Sie einige Strategien aufgelistet, die den Spracherwerb von
Kindern unterstützen.
Versuchen Sie, diese Strategien im Spiel mit Ihrem Kind und in Alltagssituationen
umzusetzen.
Lassen Sie sich vom Kind führen!
Beobachten Sie, wofür sich ihr Kind gerade interessiert und versuchen Sie über genau diesen Gegenstand oder diese Erfahrung zu sprechen.
Folgen Sie der Aktivität Ihres Kindes und lassen Sie diese auch Ihr Kind frei wählen.
Das Erlernen der Sprache ist effektiver, wenn Sie als Eltern dem Interesse Ihres
Kindes folgen, anstatt Ihrem Kind Ihre Interessen aufzudrängen.
Versuchen Sie Ihre Wahrnehmung dahingehend zu schärfen, immer besser zu erkennen, woran Ihr Kind gerade Interesse zeigt, worauf es gerade schaut oder womit
es gerade spielt. Haben Sie Ihre Beobachtung dahingehend verbessert, können Sie
nun versuchen, die dazu passende Sprache anzubieten. Kommentieren Sie das Spielen oder den Blick ihres Kindes.
Handlungsbegleitendes Sprechen
Handlungen bzw. das kindliche Spiel werden versprachlicht.
Bsp.: Die Mutter wickelt das Kind und sagt dazu „Ei, jetzt wirst du gewickelt!“
Bsp.: Die Mutter gießt mit dem Kind auf dem Arm die Blumen und sagt dazu
„SCHSCHSCH – so viel Wasser!“.
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Bsp.: Die Mutter setzt das Kind in den Autokindersitz und sagt dazu „Wir fahren mit
dem Auto! BRMMMM“.
Bsp.: Das Kind spielt mit der Puppe und die Mutter sagt „Oh, du spielst ja mit deiner neuen Puppe“.
Bauen Sie TURN-TAKING SPIELE ein!
Unter Turn-Taking versteht man den Wechsel zwischen Senden und Empfangen
(z.B. Sprechen und Zuhören) im kommunikativen Austausch zwischen zwei Personen. Turn-Taking kann sowohl durch nonverbale als auch verbale Spiele gefördert
werden. Es ist eine wichtige Grundlage für die weitere Kommunikationsentwicklung.
Kommunizieren Sie mit direktem Blickkontakt!
Direkter Blickkontakt ist für die Kommunikation besonders wichtig! Begeben Sie
sich auf die Ebene Ihres Kindes, um tatsächlich Blickkontakt halten zu können.
Dadurch erlangen Sie die Aufmerksamkeit Ihres Kindes. Zusätzlich verringert es zum
einen des Abstand zwischen Ihrer Stimme und dem Ohr Ihres Kindes (bzw. der Hörhilfe), zum anderen kann Ihr Kind Ihr Mundbild bzw. Ihren Gesichtsausdruck viel
besser sehen.
Abwarten!
Geben Sie Ihrem Kind Zeit, seine Gedanken, Wünsche oder Absichten selbst in Worte zu fassen.
Setzten Sie Ihr Kind dabei nicht unter Druck!
Bestätigen Sie Ihr Kind!
Versuchen Sie Ihr Kind in seinen Kommunikationsversuchen positiv zu bestärken!
Lächeln Sie, imitieren und erweitern Sie das Gesagte oder die Gebärde! Dadurch
zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie seine Kommunikationsversuche wertschätzen.
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Imitieren Sie die Sprache Ihres Kindes!
Nehmen Sie die Äußerungen Ihres Kindes auf und ahmen Sie diese nach. So zeigen
Sie Ihrem Kind, dass Sie ihm zuhören und das Gesagte auch wertschätzen.
Bsp.: Wenn das Kind „ba“ sagt, geht die Mutter darauf ein und wiederholt „ba. Baba-ba-ba.“
Verwenden Sie kurze, einfache aber korrekte Sätze
Es ist wichtig, mit Ihrem Kind so zu sprechen, dass es die Informationen verarbeiten
kann und auch die Möglichkeit findet, darauf zu antworten.
Präsentieren und gezieltes Wiederholen (Input)
Das Zielwort wird immer wieder angeboten.
Bsp.: „Schau ein Auto. Bringst du mir das Auto? Das Auto ist aber groß. So ein
schnelles Auto“.
Korrektives Feedback
Die kindliche Aussage wird – auch wenn sie noch nicht korrekt ist - positiv verstärkt, noch einmal richtig wiederholt und die korrigierte Wiederholung besonders
betont.
Bsp.: Das Kind zeigt auf ein Flugzeug und sagt: „Auto“. Die Mutter antwortet: „Genau, da ist ein Flugzeug“.
Bsp.: Das Kind sagt: „Da Flugzeug fliegen“. Die Mutter antwortet: „ Ja, da fliegt
ein Flugzeug“.
Bsp.: Das Kind sagt: „Da Fugzeug fiegen“. Die Mutter wiederholt: „Ja, da fliegt ein
Flugzeug“.
Bsp.: Kind sagt: „ Da fahren viele Auto“. Die Mutter antwortet: „Ja, so viele Autos!
Erweitern Sie die Sprache Ihres Kindes!
Die Äußerung des Kindes wird inhaltlich vervollständigt und ergänzt.
Bsp.: Das Kind spricht: „Auto schnell“ und die Mutter erweitert: „ Ja, das rote Auto
fährt schnell“.
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Bsp.: Das Kind spricht: „Auto schnell fahren“ und die Mutter erweitert: „ Ja, das Auto fährt schnell über die Brücke“.
Reduzieren Sie sprachhemmende Fragen!
Vermeiden Sie JA/NEIN Fragen und auch solche, die mit nur einem Wort beantwortet werden können (z.B.: Was ist das? Welche Farbe hat das?). Versuchen Sie stattdessen zu kommentieren, was Ihr Kind gerade macht oder stellen Sie offene Fragen
(z.B. Was ist denn da los? Was habt ihr denn gemacht? Was hast du dort alles gesehen? ...). Das hält die Konversation in Fluss und führt dazu, dass sich eine natürlichere Kommunikation entwickelt.
Schärfen Sie Ihr Auge für alltägliche Sprachfördermöglichkeiten!
Der Alltag ist reich an Möglichkeiten und Gelegenheiten, Sprache zu fördern! Machen Sie sich diese Situationen bewusst und nutzen Sie diese!
Bestandteile der Sprache und die dabei möglichen Herausforderungen für hörbehinderte Kinder:
Bestandteile der Sprache
Alle Kinder, egal ob taub, hörbehindert oder hörend, müssen ihre sprachlichen Fertigkeiten in den folgenden fünf Bereichen entwickeln:
Phonologie, Morphologie, Syntax, Semantik, Pragmatik.
a) Syntax
Was versteht man unter dem Begriff SYNTAX?
Syntax beschäftigt sich mit dem Satzbau und der Struktur der Sätze.
Was passiert nun bei Kindern mit Hörverlust?
Wenn Ihr Kind nicht den ganzen Satz hört, verliert es möglicherweise wichtige
grammatikalische Hinweise – z.B.: das „s“ am Wortende um die Mehrzahl zu markieren; möglicherweise kurze Wörter (im, am, um, Artikel…). Diese grammatikalischen Elemente fehlen dann im gesamten Zusammenhang. Dadurch wird primär das
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Verstehen komplexerer Sätze schwieriger, später werden dadurch möglicherweise
auch die schulischen Fähigkeiten beeinflusst.
b) Phonologie
Was versteht man unter dem Begriff PHONOLOGIE?
Die Phonologie befasst sich mit der kleinsten Einheit der Sprache – also den Lauten.
In der gesprochenen Sprache hören wir beispielsweise das Wort „Mama“ – die phonologischen Elemente, also die Einzellaute wären /m/ /a/ /m/ /a/.
Was passiert nun bei Kindern mit Hörverlust?
Meist sind bei Kindern mit Hörverlust sowohl das Verstehen als auch die Produktion
von Wörtern betroffen. Es kann also sein, dass Ihr Kind statt „Haus“ „Maus“ versteht, oder statt „Kanne“ „Tanne“ hört. Möglicherweise können Sie aber auch beobachten, dass Ihr Kind den Auslaut oft auslässt – beispielsweise die Mehrzahlendung „-en“ auslässt (Elefante statt Elefanten).
Wenn Kinder nicht genau und regelmäßig die phonologischen Elemente der Sprache
hören, wird es ihnen auch schwer fallen, diese selbst korrekt einzusetzen.
c) Pragmatik
Was versteht man unter dem Begriff PRAGMATIK?
Pragmatik beschreibt, wie wir Sprache adäquat einsetzen.
Haben die Kinder die pragmatischen Funktionen der Sprache verstanden, wird es
ihnen auch gelingen, eine Kommunikation zu führen, in der sie die passenden Begriffe/Wörter verwenden.
Ein Beispiel dafür wäre: das Kind fragt: „Kann ich bitte ein Kekserl haben“, anstatt
nur zu rufen „Keks“ oder überhaupt nur darauf zu zeigen. Dieses Beispiel zeigt,
dass dieses Kind verstanden hat, wie man höflich nach einer Sache fragen kann.
Auch die Art, wie Befehle formuliert werden, Gefühle ausgedrückt werden, nach
Erklärungen gefragt wird oder das eigene Wissen weitergegeben wird, gibt uns Aufschluss darüber, ob die Kinder die pragmatischen Elemente verstanden bzw. verinnerlicht haben.
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Was passiert nun bei Kindern mit Hörverlust?
Kinder mit Hörverlust antworten möglicherweise unpassender auf Fragen.
Gehörlose Kinder im Vorschulalter verwenden oft nur sehr einfache Strategien, um
Gespräche zu beginnen oder aufrechtzuerhalten.
d) Morphologie
Was versteht man unter dem Begriff MORPHOLOGIE?
Die Morphologie beschreibt den internen Aufbau von Wörtern – also den Wortstamm, die Wortbildung, die Beugung des Wortes. Es gibt Wortteile (auch Morpheme genannt), die eigenständige Wörter sein können (z.B.: /lauf/ – als Befehlsform),
und Elemente, die nie eigenständig sein können (z.B.: /en/ – als 2.Wortteil bei
/lauf-en/).
Was passiert nun bei Kindern mit Hörverlust?
Taube oder hörbehinderte Kinder überhören in der gesprochenen Konversation diese kleinen Worteinheiten oft. Wenn Kinder diese wichtigen Einheiten allerdings
konsequent überhören, dann werden sie möglicherweise in der eigenen Sprache
auch nicht angewandt, es fällt ihnen schwer, neue Wörter zu bilden und Wörter aus
anderen Wörtern abzuleiten.
e) Semantik
Was versteht man unter dem Begriff SEMANTIK?
Die Semantik beschäftigt sich mit der Bedeutung von Wörtern.
Was passiert nun bei Kindern mit Hörverlust?
Kinder mit Hörverlust neigen dazu, einen kleineren Wortschatz zu haben, als
gleichaltrige, hörende Kinder. Möglicherweise ist das das Ergebnis einer zu einfachen Sprache. Einer Sprache mit zu wenigen unterschiedlichen, differenzierenden
Benennungen, mit denen wir die Kinder mit einer Hörbehinderung „füttern“. Wir
neigen dazu, einfachere Wörter zu verwenden – z.B.: nur „groß“ und „klein“ statt
„breit“ und „schmal“ oder „hoch“ und „niedrig“.
Wir wissen, dass ein größerer Wortschatz in Zusammenhang mit besserer Lesekompetenz steht. Somit kann es sein, dass durch das Nichtanbieten eines differenzier-
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ten, reichen Wortschatzes, sowohl die Sprachentwicklung an sich
als auch die Lesekompetenz beeinträchtigt werden.
Symbolische Bedeutungen der Wörter und Phrasen oder Redewendungen werden
schwerer erlernt.
Gezielte Möglichkeiten, Sprache in den Alltag einzubauen
Jeder Tag ist voll an Möglichkeiten, Sprache in den Alltag einzubauen. Viele Aktivitäten lassen sich auf natürliche Weise einbauen und wirken daher auch natürlich.
Hier sehen Sie eine Auswahl an Aktivitäten, die in folgende drei Kategorien unterteilt werden:
Aktivitäten während der Kinderbetreuung/Kinderpflege
Aktivitäten während der Erledigungen im Haushalt
Bewusste „Spielsituationen“ einbauen
a) Aktivitäten während der Kinderbetreuung/Kinderpflege
Während Sie sich um Ihr Kind kümmern, können Sie mit ihm sprechen oder gebärden. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, was Sie gerade machen. Beobachten
Sie, wohin Ihr Kind gerade schaut und kommentieren Sie das.
An/Ausziehen
Baden
Wickeln
Pflegen, wenn Ihr Kind krank oder verletzt ist
Gesicht und Hände waschen
Schlafen gehen
Beruhigen, wenn Ihr Kind verärgert ist oder weint
Anschnallen im Kindersitz
Familienfeste
Treffen mit Freunden
Einkäufe
Besuche in Kirche, Schule, Kindergarten
Spaziergänge
Essen und Jausnen
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b) Erledigungen im Haushalt
Wenn Sie Ihre Aufgaben im Haushalt erledigen, versuchen Sie mit Ihrem Kind über
das zu sprechen, was Sie gerade machen. Binden Sie Ihr Kind in Ihre Aktivitäten
ein. Lassen Sie Ihr Kind dabei auch helfen.
Geschirr abwaschen/abtrocknen
Tisch decken/abräumen
Abstauben, aufräumen
Staubsaugen, kehren
Geschirrspüler einräumen/ausräumen
Mistkübel ausleeren
Rasenmähen
Blumen gießen
Betten machen
Kochen
Wäsche in Waschmaschine einräumen
Kleidung in den Kasten einräumen
Bügeln
Gartenarbeiten
Spielsachen einräumen/einordnen
Auto putzen
c) „Bewusste“ Spielsituationen einbauen
Versuchen Sie im Lauf des Tages ganz „bewusste“ Spielsituationen – sogenannte
„Spiel- und Sprachinseln“ - einzubauen. Diese Situationen bieten Ihnen großartige
Möglichkeiten, die Sprache Ihres Kindes auf spielerische und lustvolle Art und Weise
zu erweitern.
Gemeinsames Singen
Gemeinsames Anschauen von Büchern, Bildern, Postkarten, Katalogen, Zeitschriften, Zeichnungen…
Zeichnen
Kreatives Spielen
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Anschauen von Fotos
Schneiden, kleben, basteln
Puzzle bauen
Entwicklungsabhängige Aktivitäten und Spiele, die die Sprachentwicklung unterstützen
Jeder Tag ist voll an unzähligen Möglichkeiten, die Sprache zu erlernen.
Die folgende Liste beinhaltet einige Aktivitäten und Spiele, die dem Entwicklungsstand Ihres Kindes angemessen sind und das Erlernen der Sprache fördern.
Probieren Sie die Spiele aus, erweitern Sie die Liste und versuchen Sie vor allem,
die Tipps lustbetont umzusetzen!!!
Die ersten 18 Lebensmonate
Sprachfördernde Aktivitäten
Spielen Sie „Sooooo groooooß“
Verbinden Sie eine Handlung mit einer Lautmalerei (z.B.: beim Essen –
„MMMMM“, während dem Winken – „baba!“, )
GUCK-GUCK-Spiele
Einige der üblichen ersten Wörter
Lautmalereien: als Übergang vom Lallen zu den ersten Wörtern. Sie spiegeln die
Art, wie das Kind die Welt erlebt („wauwau“ für Hund, „hamham“ für Essen,
„bä“ für Windel voll, grauslich…)
Das Handlungswort (Verb) und das Gegenstandswort (Nomen) werden mit dem
gleichen Wort bezeichnet (z.B. ist es egal, ob das Auto oder das Fahren gemeint
ist, das Kind sagt „brummbrumm“)
Silbenverdoppelungen: aus dem Lallen „mamamama“ wird das Wort “Mama“
mit Bedeutung, „Papa“, „hamham“, „baba“,…
Da!
Pragmatische Wörter: weg, da, baba, hallo, bitte
Deiktische (hinweisende) Wörter: Oh! Au!....
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18. – 24. Lebensmonate
Sprachfördernde Aktivitäten
Versteckspiele verbunden mit Aktivität
Verstecken Sie ein Lieblingsspielzeug Ihres Kindes beispielsweise in einer Schuhschachtel oder unter einem Tuch – nun muss Ihr Kind etwas machen, um an das
Spielzeug heranzukommen. Sie können es dabei sprachlich begleiten: „Wo ist…?
Wo? Zieh das Tuch weg, zieh! Zieh fest! Ja da ist es! Da ist….“
Material ertasten
Nehmen Sie sich verschiedene Materialien – z.B. ein Stück Fell, Schmirgelpapier
und ein Stück Korkplatte – die Oberflächen greifen sich völlig unterschiedlich
an. Versuchen Sie nun die Beschaffenheiten zu verbalisieren (z.B.: „Oh, das Fell
ist weich, kuschelig weich. Das fühlt sich gut an. Das Schmirgelpapier ist nicht
weich. Es ist rau.“)
Leere Schachteln auffüllen:
Bestimmt haben Sie eine leere Schachtel, die nur darauf wartet, befüllt zu werden. Stellen Sie die Schachtel vor Ihr Kind und legen Sie auch verschiedene Dinge dazu. Nun versuchen Sie Ihr Handeln sprachlich zu begleiten: „Das Auto
kommt in die Schachtel, der Apfel auch, ...“ Wenn die Schachtel voll ist, leeren
Sie diese wieder aus und fordern Sie Ihr Kind auf, die Schachtel anzufüllen.
Typische Merkmale in der Sprachentwicklung
a) Der Anteil der Nomen (Hauptwörter) und Verben (Tun- oder Zeitwörter) wächst,
die Lautmalereien werden weniger.
Lebensmittel: Apfel, Keks, Saft,…
Körperteile: Augen, Ohren,…
Möbel: Fernseher, Bett, Sessel, …
Kleidung: Socken, Schuhe,…
Begriffe von draußen: Baum, Blume, Auto, …
Spielsachen: Teddy, Puppe, …
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Personen: Mama, Papa, …
Beschreibende Begriffe: leer, mehr, ...
Verben: laufen, spielen, aufmachen, zumachen, …
b) Zweiwortphrasen entstehen
Nomen + Verb: Ball werfen, Mama essen, Topferl gehen, Puppe eiei,…
Beschreibung + Nomen: guter Saft, mehr Keks
24. –BIS 36. LEBENSMONAT
Sprachfördernde Aktivitäten
Turm bauen
Durch das Turmbauen werden die Steigerungen (groß –
größer – am größten) unterstrichen. Verwenden Sie
dazu Bausteine, leere Schachteln, volle Schachteln,
Steine, Bücher usw. Außerdem lernt das Kind, sein
Handlungsresultat zu beobachten – „Turm baut“ – und
damit beginnt auch der Grammatikerwerb!
Sortierspiele
Nehmen Sie einen Korb voll Schuhe und Bücher und mischen Sie diese. Nun soll
Ihr Kind diese wieder auseinander sortieren. Bei diesem Spiel lernt Ihr Kind, ein
Konzept von Oberbegriffen (nämlich Schuhe und Bücher) und Unterbegriffen
(Winterschuhe, Sommerschuhe, Stöckelschuhe, Wanderschuhe, …, Märchenbuch, Bilderbuch, Zeitung, ...) zu entwickeln. Wichtig dabei ist, dass Sie Ihr
Kind bei seinem Handeln sprachlich begleiten: „ Ja genau! Das gehört zu den
Schuhen. Das ist ein Wanderschuh. Mein Wanderschuh. Schau, der hat eine besonders feste Schuhsohle.“
Das gleiche Spiel funktioniert natürlich auch mit Bildern.
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Gegenstand – Bild – Zuordnungsspiele
Schneiden Sie Bilder aus Zeitschriften aus und lassen Sie die richtigen Objekte
den Gegenständen zuordnen.
Beispielsweise legen sie das Bild einer Spielzeugkiste und einer Küche auf – nun
soll Ihr Kind aus den echten Spielsachen und Küchenutensilien (die Sie auch vor
Ihrem Kind aufgelegt haben) das jeweils richtige zu den Oberbegriffsbildern zuordnen.
Auch bei diesem Spiel ist die sprachliche Begleitung wieder wichtig: „Ja genau,
das Auto gehört in die Spielzeugkiste. Schau, es hat vier Räder, vorne und hinten hat es auch Lichter. Glaubst du, kann man mit diesem Auto fahren? Nein,
genau, es ist zu klein.“
Natürlich funktioniert dieses Spiel auch umgekehrt – also als Oberbegriff einen
echten Gegenstand verwenden und die Unterbegriffe als Bilder anbieten.
Das gemeinsame Anschauen von Bilderbüchern
Sprache kann durch das gemeinsame Anschauen von Bilderbüchern gut gefördert
werden. Ihr Kind kann sein Interesse zeigen und sich aktiv am Bilderbuch anschauen
beteiligen. Wenn Ihr Kind ein Bild sehr erfreut, können sie erklären, was man sieht
oder was gerade passiert. Gemeinsam taucht man in Entdeckungsreisen ein und
lernt mit Hilfe der Bilderbücher verschiedene Bereiche, z.B. die Tierwelt oder verschiedenste Fahrzeuge, kennen.
Entscheidend ist, dass das Kind beim Buchanschauen nicht nur Sprache hört. Es soll
durch die ansprechenden Bilder und die anregenden Worte des Erwachsenen selbst
zum Sprechen ermuntert werden.
Es ist sehr wichtig, dass Sie regelmäßig mit Ihrem Kind ein Buch anschauen. Lesen
Sie Ihrem Kind den Text des Buches nicht vor. Erzählen Sie etwas über die Bilder,
die man sieht und lassen Sie Ihr Kind auch erzählen. Vorlesen ist erst für ältere
Kinder ab 4 Jahren wichtig.
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Beim Anschauen von Bilderbüchern lernt das Kind viele neue Wörter. Schauen Sie
das gleiche Bilderbuch immer wieder an, damit das Kind die gleichen Wörter immer
wieder hört. Für ein hörgeschädigtes Kind ist es besonders wichtig, dass es ein Wort
sehr oft hört. Sprechen Sie die wichtigsten Wörter sehr oft vor, damit Ihr Kind diese
Wörter später selbst sprechen lernt.
Zu beachten ist auch, dass Bilderbücher das reale Leben nicht ersetzen. Wenn das
Kind viele Eindrücke zu einem Begriff hat, kann es sich diesen besser merken und
ihn auch schneller wieder benützen. Ein Beispiel: Wenn das Kind den Begriff „Affe“
mittels Bilderbuch das erste Mal hört, ist es von großem Vorteil wenn es den Affen
im Zoo ansehen kann. Wie sieht ein Affe aus? Welche Geräusche macht der Affe?
Was frisst ein Affe? All diese Informationen sind sehr wertvoll für das Kind.
1. Einmal am Tag Buch anschauen
Sie sollten versuchen, möglichst jeden Tag ein Buch mit Ihrem Kind anzuschauen.
Suchen Sie eine passende Zeit aus. Überlegen Sie, wann eine gute Zeit für Sie und
Ihr Kind ist. (z.B. vor dem Schlafengehen oder nach dem Frühstück, wenn die älteren Kinder nicht mehr zu Hause sind). Wenn Sie mit dem Kind jeden Tag ein Buch
anschauen, wird es sich schon darauf freuen und vielleicht selbst mit dem Buch zu
ihnen kommen.
2. Sich Zeit nehmen
Nehmen Sie sich selbst genug Zeit, damit Sie keinen Stress beim Bilderbuchanschauen haben. Vielleicht möchte Ihr Kind zehn Minuten Buchanschauen, vielleicht
aber auch länger. Wenn Ihr Kind nicht lange dabei sitzen bleiben kann, ist dies
nicht schlimm. Mit der Zeit wird es lernen, länger dabei zu bleiben.
3. Ruhige Umgebung
Schalten Sie den Fernseher (Bild und Ton) und den Radio aus. Telefonieren Sie während des Bilderbuchanschauens nicht.
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4. Die richtige Sitzposition
Wo Sie das Bilderbuch anschauen, ist egal. Sie können am Boden, auf der Couch
oder am Küchentisch sitzen. Wichtig ist, dass es Ihrem Kind gut gefällt.
Das Kind kann auf Ihrem Schoß sitzen. Dabei können Sie sehr gut in das Ohr sprechen. Ihr Kind wird Ihre Stimme gut hören, aber Ihren Mund nicht sehen.
Wenn Ihr Kind neben ihnen sitzt, kann es leichter auf Ihren Mund schauen. Sie sprechen nahe beim Ohr Ihres Kindes und sehen sehr gut, welches Bild im Buch für das
Kind interessant ist.
5. Das Interesse des Kindes beobachten
Lassen Sie Ihr Kind das Buch in die Hand nehmen oder halten Sie es gemeinsam. Das
Kind darf selber die Seiten umblättern und weiter blättern, wenn es auf dieser Seite für sich genug gesehen hat. Beachten Sie, was Ihr Kind macht. Worauf schaut Ihr
Kind? Wann blättert Ihr Kind um? Welches Bild möchte Ihr Kind länger anschauen?
Erzählen Sie ihm dann etwas über dieses Bild.
6. So fördern Sie das Sprechen
Zeigt Ihr Kind z.B. auf ein Bild mit einem Hund, ohne dabei das Wort zu benennen,
sagen Sie: „Ja, da ist ein Hund.“
Zeigt Ihr Kind auf ein Bild mit einem Hund und sagt: „au-au“, antworten Sie: „Ja!
Der Hund macht wau-wau. Der bellt.“
Zeigt Ihr Kind auf ein Bild mit einem Hund und sagt: „da wau-wau‟ “, antworten
Sie: „Ja! das ist der Hund. Das ist ein großer Hund.“
So kann Ihr Kind neue Wörter lernen.
Überlassen sie dem Kind immer wieder die Führung – d.h.: ABWARTEN –
BEOBACHTEN – ZUHÖREN. Geben sie dem Kind die Chance, selbst zu entdecken und
das Gespräch auf die Dinge zu lenken, für die es sich interessiert!
Entscheidend beim Anschauen eines Bilderbuches ist es, dass Kinder nicht nur zuhören, sondern zum Sprechen angeregt werden!
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7. Sprachmelodie
Sprechen Sie mit Begeisterung. Sprechen Sie laut/leise, lustig/traurig. Betonen Sie
einzelne Wörter besonders.
Einige Beispiele dazu:
„Wo ist die Katze?“ – Betonen Sie das Wort ‚Wo‟ und dehnen Sie es.
„Die Kinder lachen laut, ha-ha-ha-ha-ha.“ – Betonen Sie das Wort ‚laut‟ und lachen
Sie besonders laut und lustig dazu.
8. Fragen stellen
Durch eine Frage kann ein Gespräch in Gang gebracht oder aufrechterhalten werden. Ältere Kinder können durch gezielte Fragen aber auch zum Überdenken der
eigenen Äußerung angeregt werden.
Es gibt sprachförderliche Fragen z.B. „Was passiert denn da?“ und eher sprachhemmende Fragen wie „Wo ist die Katze?“
9. Was tun, wenn das Kind wenig Interesse zeigt?
Wenn Ihr Kind nichts spricht und auf kein Bild zeigt, zeigen Sie selbst auf das Bild
und erzählen Sie etwas dazu. Ein Beispiel: „Schau, die Katze. Die Katze mag essen.“ Dann sagen Sie: „Ham-ham macht die Katze.“ Spielen Sie dabei „Katze füttern“.
Auswahl der Bilderbücher
Die ersten Bücher sollten nur wenig Text enthalten – günstig wäre es, wenn sie einige der Dinge, die im Buch vorkommen, bei sich liegen haben, damit Ihr Kind sie
sehen und anfassen kann (die Bedeutung der Wörter wird dadurch schneller erlernt).
Zu Beginn eignen sich vor allem Bilderbücher, die von alltäglichen Dingen erzählen
(essen, spielen, waschen, an/ausziehen, schlafen, einkaufen…). Es kennt dazu
schon viele Wörter und kann neue Informationen besser in sein Wissen einfügen.
Selbst gebastelte Bücher mit Fotos von bekannten Personen oder beliebten Gegenständen sind von besonders großem Interesse und lassen sich beliebig erweitern
(Erlebnisfotobuch).
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Zum Wecken der Neugierde eignen sich besonders solche Bilderbücher, bei denen
man etwas fühlen, aufklappen oder herausziehen kann. Bilderbücher, die Geräusche machen, sind natürlich auch ein besonderer Anreiz.
Wenn Ihr Kind schon Erfahrung mit dem Bilderbuchanschauen hat, kann man bei
der Auswahl neuer Bücher Themen aufgreifen, die für das Kind gerade besonders
aktuell sind (z.B. Geburtstagsfeier, Zoobesuch, …)
Beispiele für erste Bilderbücher:
Mein erstes Fühlbuch, Ravensburger
Mein Badespaß, Oetinger Verlag
Meine Lieblingsfotos (eigene Fotos verwenden), JAKO-O
Das ist die Mama von…, arsEdition
Mausi hat Geburtstag, Sauerländer Verlag
Flo fährt los, Oetinger Verlag
Was passiert auf der Baustelle?, Ravensburger
Wo bist du kleine Ente?, Ravensburger
Viel Spaß beim Bilderbuchanschauen mit Ihrem Kind!
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FLIP ANHANG
Familienzentriertes
Linzer InterventionsProgramm
Wichtige Adressen
Pädaudiologische Beratungsstellen
Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz
Leitung der Hals-, Nasen- und Ohrenabteilung: Prim. Dr. Josef Meindl
Seilerstätte 4, 4010 Linz
Tel. 0732/7677-7356
Fax. 0732/7677-7257
E-Mail: [email protected]
Allgemeines Krankenhaus der Stadt Linz
Leitung der Hals-, Nasen- und Ohrenabteilung: Prim. Univ.-Prof. Dr. Ernst Richter
Krankenhausstraße 9, 4021 Linz
Tel: +43 (0)732/7806-1134
Fax: +43 (0)732/7806-1131
E-Mail: [email protected]
A. Ö. Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried
Leitung der Hals-, Nasen- und Ohrenabteilung: Prim. Dr. Werner Habicher
Schlossberg 1, 4910 Ried i.I.
Tel: 07752/602-0
Fax: 07752/602-6500
E-Mail: [email protected]
Landeskrankenhaus Salzburg
Universitätsklinikum der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität
Leitung der Hals-, Nasen- und Ohrenabteilung: Univ.-Prof. Dr. Gerd Rasp
Müllner Hauptstraße 48, 5020 Salzburg
Tel:+43(0)662/4482-4000
Fax: +43(0)662/4482-4043
E-Mail: [email protected]
Klinikum Kreuzschwestern Wels
Leitung der Hals-, Nasen- und Ohrenabteilung: Prim. Dr. Thomas Keintzel
Grieskirchner Straße 42, 4600 Wels
Tel.Nr.: +43 (0) 7242/415-2313
E-Mail: [email protected]
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FLIP ANHANG
Frühförderstellen
Diakonie Zentrum Spattstraße
Willingerstraße 21, 4030 Linz
Tel: (0732) 34 92 71 - 43
E-Mail: [email protected]
Lebenshilfe Oberösterreich
Dürnauer Straße 94, 4840 Vöcklabruck
Tel: (07672) 27 55 0 0
Fax: (07672) 27 55 0 101 95
E-Mail: [email protected]
Miteinander GmbH
Schillerstraße 53/3, 4020 Linz
Tel: (0732) 66 33 28
E-Mail: [email protected]
Hilfswerk Oberösterreich
mobile Frühförderung wird für den Bereich Innviertel angeboten
Dametzstraße 6, 4020 Linz
Tel: (0732) 77 51 11 109
Sehfrühförderung der Barmherzigen Brüder
Seilerstätte 2, A-4021 Linz
Primaria Dr. Barbara Neudorfer
Tel: 0732/7897-21300 Fax: -21389
email: [email protected]
Selbsthilfegruppen
Elternverein
Gemeinschaft Eltern und Freunde Hörgeschädigter
Walzwerkstraße 67, 4050 Traun
Ansprechperson: Fr. Claudia Oberauer, 07229/72264
www.elternundfreunde.at
Bildungszentrum der Gebärdensprachgemeinschaft und
Landesverband der Gehörlosenvereine in OÖ
Leharstraße 28, 4020 Linz
Tel: 0732/651217
Fax: 0732/651219
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FLIP ANHANG
ÖCIG Österreichische Cochlea-Implant Gesellschaft
Präsident Franz Jank
Rolandweg 11, A-1160 Wien
www.oecig.at
Junge Stimme
c.o. Österreichische Schwerhörigen Selbsthilfe (ÖSSH)
Triesterstrasse 172/1, 8020 Graz
www.jungestimme.at, [email protected]
Fax: +43 (0)316 262157-4
Pädagogische Einrichtungen
Caritas für Menschen mit Behinderung, Fachberatung Integration
am Zentrum für Hör- und Sehbildung
Kapuzinerstraße 40, 4020 Linz
Integration im örtlichen Kindergarten
Ansprechpersonen: Waltraud Ramsmaier-Rupp, 0676/87767066
Petra Brandel, 0676/87767065
Heilpädagogischer integrativer Kindergarten am Zentrum für Hör- und Sehbildung
Kapuzinerstraße 40, 4020 Linz
www.caritas-linz.at
Pädagogisches Zentrum für Sinnesbehinderte
Beratung hörgeschädigter SchülerInnen
Integration in der örtlichen Schule
Kapuzinerstraße 40a, 4020 Linz
Landesschulzentrum für Hör- und Sehbildung, Michael Reiter Schule
Kapuzinerstraße 40a, 4020 Linz
Dir. Wilfried Schögl
www.llhs.eduhi.at
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FLIP ANHANG
Hilfreiche Internetadressen
www.phonak.at (Hörgeräteinfos)
www.cochlear.at (Cochlea-Implantat-Infos)
www.medel.at (Cochlea-Implantat-Infos)
www.advancedbionics.com (Cochlea-Implantat-Infos)
www.auditiv-verbale-erziehung.de
www.babyhearing.org (englischsprachige Informationen rund um´s Hören)
www.elternundfreunde.at (OÖ Elternverein)
www.oeglb.at (Ö Gehörlosenbund)
www.jungestimme.at (lautsprachlich komm. Erwachsene)
www.ci-a.at (CI-Selbsthilfeverein, Med-el)
www.oecig.at (CI-Selbshilfeverein, Cochlear)
www.oesb.at (Ö Schwerhörigenbund)
www.vonohrzuohr.or.at (Schwerhörigen-Selbsthilfeverein)
www.ooe.gv.at (Land Oberösterreich)
www.uni-klu.ac.at (kostenlose Gebärdensprach-Datenbank – ledasila)
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Literaturempfehlung
Fachbücher
»Unser Kind ist hörgeschädigt« , Susanne Diller
Hörgeschädigte Kinder spielerisch fördern, Ein Elternbuch zur frühen Hörerziehung, Gisela
Batliner
Cochlea Implantat- mit dem CI leben, hören und sprechen, Dorothea Senf
Der Elternratgeber, Cochlea-Implantat bei gehörlosen und ertaubten Kindern, Klaus-
B. Günther
Möglichkeiten der Begegnung und des Austauschs für Eltern hörgeschädigter Kinder,
Manfred Hintermair
„Unser gehörloses Kind“, Wegweiser für Eltern gehörloser Kinder in Österreich, Österreichischer Gehörlosenbund
Gemeinsames Lernen von hörenden und hörgeschädigten Schülern, Annette Leonhardt
Gebärdensprachführer für OÖ, Kinderwortschatz, Bildungszentrum der Gebärdensprachgemeinschaft OÖ
Kinderbücher
»Hörwins erster Erdenflug«, von Sieglinde Breitschwerdt
LENA, Monika Kalienke
„Oliver bekommt Hörgeräte“, Fa. Phonak
„Oliver bekommt FM“, Fa. Phonak
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Glossar
akademische Entwicklung: schulische/akademische Laufbahn
aktiver Wortschatz: Menge der verwendeten/gesprochenen Wörter
Akustiker: Fachperson, die sich mit der Lehre vom Schall und den Tönen beschäftigt
Anomalie: Unregelmäßigkeit, Ausnahme
Artikulation: alle ablaufenden Bewegungen, um Laute hervorbringen oder ausformen zu können
Audioeingang: Vorrichtung in Hörgeräten oder Cochlear Implantaten, um zusätzliche externe Schallquellen zuführen zu können (FM-Anlage, Telefonspule.)
auditive Unterscheidungsfähigkeit: auditives Diskriminieren, Laute und Geräusche
können unterschieden werden
auditives Training: Hörtraining
auditiv-verbale Therapie: Ziel dieser Methode ist es, Lautsprache über das Gehör zu
erlernen
auditorische Neuropathie/auditorische Dys-Synchronie: der Schall erreicht im Normalfall ungestört das Innenohr, Weiterleitung zum Gehirn ist jedoch beeinträchtigt. Dies kann an einer Schädigung der inneren Haarzellen der Cochlea
liegen, an einer Übertragungsstörung zwischen den Haarzellen und dem Hörnerv oder einer Schädigung des Hörnervs selbst
auditorische Rückkoppelungsschleife: das Gesprochene wird durch das Gehör ständig kontrolliert und ev verändert
Aufmerksamkeitsfokus: worauf die Aufmerksamkeit gerichtet ist
Auslaut/Anlaut: letzter Laut eines Wortes oder einer Silbe/erster Laut eines Wortes
Bezugsperson: Person zu der das Kind besonderes Vertrauen hat (zB Eltern, Großeltern,..)
Bilabial: Unter- und Oberlippe betreffend
Bilinguale: zweisprachig (zB türkisch und deutsch, Gebärdensprache und Lautsprache)
buntes Lallen: silbige Lautgebilde mit verschiedenen Lauten (da-ga, we-de)
CHIP – Program: Colorado Home Intervention Program
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FLIP ANHANG
CI – Cochlea Implantat: Innenohrhörprothese für gehörlose Kinder mit Schäden am
Innenohr, CI wird hinter dem Ohr in den Knochen eingesetzt; Mikrophon hinter
dem Ohr nimmt Schallwellen auf, die durch den Prozessor gehen und durch die
Haut an das Implantat gegeben werde. Elektroden stimulieren den Nervenfasern im Innenohr
Cochlea: Schnecke des Innenohrs; Hörorgan
deiktische Wörter : hinweisende, zeigende Wörter (diese, hier, dort, jetzt)
Dezibel/dB: Maß für die Hörschwellenmessung
Diskriminieren: unterscheiden von Reizen (auditives Diskriminieren: lautliche Unterscheidung von Gehörtem)
Dynamikbereich der Sprache: Lautstärkendifferenz zwischen dem leisesten Konsonanten und dem lautesten Vokal
Dynamkikbreite: Bereich zwischen Hörschwelle und Unbehaglichkeitsschwelle
Echolalie: wörtliche od leicht abgewandelte spontane Wiedergabe von Gehörtem.
Eltern-Kind-Interaktion: gegenseitiges Bezugnehmen von Partnern durch Handlungen und Sprache, die so aufeinander einwirken
Enzephalitis: Entzündung des Gehirns
Enzephalografie: „Röntgen“ des Gehirns
Explorieren: ausprobieren
Expressiver Wortschatz: Menge der spontan gesprochenen Wörter
Flexibilität: Biegsamkeit
FLIP – Therapeut: Therapeut/Logopädin des „Familienzentrierten Linzer InterventionsProgrammes
fluktierendes Gehör: schwankendes Gehör
FM-Anlage: Frequenz-Modulations-Anlage, ermöglicht optimales Stör-NutzschallVerhältnis und so besseres Verständnis der Sprache. Sprache wird über einen
Sender (Mikrofon) aufgenommen und drahtlos an einen Empfänger (direkt mit
den Hörgeräten verbunden) übermittelt
Frequenz: Anzahl von Schwingungen/sek.
1 Hertz = 1 Schwingung/sek. Ein Ton
wird umso höher empfunden, je höher die Frequenz ist
Gebärdensprache: Kommunikationsform Gerhörloser. Begriffe, Wörter, Phrasen
werden durch bestimmte Finger- und Handstellungen und – bewegungen dargestellt, die zu Sätzen zusammengefügt werden
Gestik: kommunikative Bewegungen vor allem der Arme, Hände und des Kopfes
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Glottal: mit der Glottis (Stimmritze, Spalt zw den Stimmlippen) als Artikulationsstelle bzw Luftstrominitiator
Grammatik: System, das Regeln für die Verbindung von Wörtern und Sätzen vorgibt
Hirnstammaudiometrie.: Messung mittels Elektroden, die Aussagen über Störungen
des Mittel- und Innenohres sowie des Hörnervs erlaubt
HNO-Arzt: Facharzt für Hals – Nasen – Ohrenheilkunde
Hörbahnen: Verbindung aus Nerven zwischen Innenohr und Hörzentrum
Hörschwelle: derjenige Schalldruck, bei dem unser Gehör Töne oder Geräusche gerade wahrnimmt.
Imitation: Nachahmung
Implantation: Einpflanzung
Initiieren: anregen, in Gang setzen
Innenohrschwerhörigkeit: Schallempfindungsschwerhörigkeit, Hörverlust durch Störung im Innenohr od in der Hörbahn
Interagieren: siehe Interaktion
Interaktion: miteinander in Kontakt treten und sich austauschen
interaktiver Kontext: Zusammenhang in dem die Interaktion stattfindet
Intervention: Maßnahme zur Verhinderung bestimmter Ereignisse
Intonation: Veränderung der Tonhöhe und Dynamik einer Silbe, eines Wortes oder
Satzes (Satzmelodie)
Joint attention: gemeinsame Aufmerksamkeit
kanonisches Lallen: siehe buntes Lallen
Kommunikation: zwischenmenschliche Verständigung mittels sprachlicher und
nichtsprachlicher Mittel
Kommunikationsmodalitäten – Möglichkeiten, Ausführungsarten der Kommunikation
Kompatibel: zusammenpassend
Konduktiver Hörverlust: Schallleitungsschwerhörigkeit, Mittelohrschwerhörigkeit
konservative Einstellung: vorsichtige, langsame Einstellung der Hörsysteme
Konsonant: Mitlaut; Sprachlaut, der durch die Hemmung des Luftstromes an bestimmten Stellen des Ansatzrohrs entsteht. Mitlaute bestehen aus Geräuschen
oder Klanggemischen im Frequenzbereich von 200 – 800 Hz. Einteilung in
stimmhaft und stimmlos, Art des Überwindungsmodus der Luft, Ort der Lautbildung, Artikulationsorgan oder Artikulationsmodus
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konzeptuell angepasste LUG: vlg. LUG; Der Inhalt (das Konzept) des Wortes, wird
sinngemäß aus der Gebärdensprache entnommen und nicht Wort für Wort an
der Lautsprache orientiert gebärdet wie beim LBG
Labiodental: Lippenzahnlaut
Lallphase: spielerisch angewandtes unbewusstes (1.Lallphase) oder bewusstes
(2.Lallphase) Auftreten von Lauten als Äußerung von Lust- oder Unlustgefühlen.
Lautmalerei (Onomatopoetika): meist in der Kindersprache vorkommend, an Geräuschen orientiert zB muh, wau-wau, ham-ham,...
LBG: Lautsprachbegleitende Gebärden, jedes gesprochene Wort wird gebärdet
Linguist: (Linguistik) moderne Sprachwissenschaft, die v.a. Theorien über Struktur
der Sprache erarbeitet
Logopädin: beschäftigt sich in Theorie und Praxis mit Sprach – Sprech – Redefluss –
Stimm – Kommunikations- und Hörstörungen
Lokalisation: örtliche Zuordnung
LUG: Lautsprachunterstützendes Gebärden wird vorwiegend als alternative Kommunikation bei Menschen, die sich nur sehr unzureichend oder gar nicht in
Lautsprache ausdrücken können, verwendet. Man orientiert sich an der Struktur der Lautsprache und gebärdet gleichzeitig mit dem gesprochenen Wort. Es
werden hier aber nur Schlüsselwörter, die für das Verstehen wichtigsten Wörter, mitgebärdet, auf grammatische Formen (Mehrzahl, Endungen) wird verzichtet.
Meilensteine der Entwicklung: sind Fähigkeiten, die in einem bestimmten chronologischen Reihenfolge erreicht/beherrscht werden
Membran: zarte Haut
Meningitis: Hirnhautentzündung
Mimik: meist unwillkürliche Veränderung der Gesichtszüge. Ausdruck der seelischen
Verfassung
monaural/binaural – ein Ohr/beide Ohren betreffend
Morphologie: Lehre von der äußeren Gestalt der Organismen. Teilbereich der
Grammatik. Lehre von der Funktion der kleinsten sprachlichen Zeichen (Morpheme) unter dem Aspekt ihres Vorkommens u. ihrer Kombination bei der
Wortbildung sowie ihrer Stellung im Sprachsystem. Interner Aufbau von Wörtern (Wortstämme, Wortbildung, Wortbeugung)
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multidisziplinärer Prozess: mehrere Disziplinen (zB Linguistik, Logopädie, Psychologie) arbeiten zusammen
Neonatologie: Teilgebiet der Kinderheilkunde, das sich mit Diagnose und Therapie
von Erkrankungen des Neugeborenen befasst.
Neuropädiater: Facharzt für Diagnose und Behandlung der Erkrankung des Nervensystems bei Kindern
nonverbale/verbale (Spiele): nichtsprachlich/sprachlich
Nutzschall(diskrimination): die aus dem Störschall herausragenden, verständlichen
Schalleindrücke
Nutzschall-Störschall-Verhältnis: wichtig für ein gutes Sprachverständnis ist, dass
der Nutzschall größer als der Störschall ist
orale (Muskulatur): zum Mund gehörend
Orthoptistin: Spezialdisziplin der Augenheilkunde
Otoakustische Emissionen: objektives Hörprüfverfahren zur Untersuchung der Haarzellenfunktion im Innenohr
Passiver Wortschatz: Menge der verstandenen, aber nicht unbedingt auch gebrauchter Wörter
Phonetik: Lehre von der Lautbildung
Phonem: Laut der gesprochenen Sprache
Phonologie: Lehre vom Phonem, seiner Verbindungsmöglichkeit, seinem Vorkommen, seiner Funktion im Sprachsystem, zB Lautdauer usw.
Plosiv: Konsonant, bei dessen Artikulation der Atemluftstrom vollkommen blockiert
wird; durch die Wiederfreisetzung des gestauten Luftstromes entsteht eine
kleine „Explosion“, die den Klang erzeugt
Pragmatik: Reihe von soziolinguistischen Regeln, die sich auf den Gebrauch der
Sprache in kommunikativen Kontexten beziehen
Prälinguistisch (Prälingual)/Postlingual: vor/nach dem Spracherwerb
Prozessor: digitale Rechenanlage
Psycholinguistik: Lehre vom Zusammenhang zwischen Denken und Sprechen
Reflex: unwillkürlicher, ohne willentliche Beeinflussung ablaufende Reaktion auf
einen Reiz
Rehabilitation: Maßnahmen, die als Ziel die Wiederherstellung des normalen oder
eines dem Optimalen angenäherten Status haben
Rezeptiv: aufnehmend, empfangend, empfänglich
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Rhythmus: Gliederung des zeitlichen Ablaufes der Sprache unter Berücksichtigung
von Takt, Tempo und Betonung
Rückkoppelung: durch das Hörgerät verstärkter Schall tritt wieder auf das Mikrofon,
wird wieder verstärkt…usw., endet im lauten Pfeifen.
Schallempfindungsschwerhörigkeit: siehe Innenohrschwerhörigkeit
Schallleitungsschwerhörigkeit: Hörverlust durch Störung an Ohrmuschel, im äußeren
Gehörgang, Trommelfell, Mittelohr
Semantik: Lehre von den Bedeutungen u. Inhalten von Wörtern u. Zeichen
Sensorineuraler Hörverlust: Innenohrschwerhörigkeit
sensorische Hörstörung: siehe Innenohrschwerhörigkeit
Sensorischer Hörverlust: Innenohrschwerhörigkeit
subjektive/objektive Messverfahren: bei diesen Prüfverfahren ist die aktive Mitarbeit des Kindes erforderlich/nicht erforderlich
Syndrom: Gruppe von regelhaft gleichzeitig zusammentreffenden Symptomen einer
Krankheit
Syntax: Teil der Grammatik, beschäftigt sich mit Bau u. Gliederung eines Satzes, zB
Haupt- u. Nebensatz
Tonaudiogramm: bei bestimmten Frequenzen im Bereich von 0,125 – 12 kHz werden
die Lautstärken in Dezibel (dB) bestimmt, die beim Untersuchten gerade eine
Hörempfindung hervorrufen.
Turn taking – im Gesprächsverhalten von der Rolle eines Sprechers in die eines Zuhörers wechseln u. umgekehrt. Wichtiger Teil der pragmatischen Sprachfähigkeiten: Übernehmen einer dialogischen Gesprächsstruktur
Tympanometrie: Messung des Paukenhöhlendrucks (Mittelohr)
unilateral - einseitig
visuell(e Stimulation): das Sehen betreffend(e Anregung)
Vokale: Selbstlaut; Stimmhafter Laut mit beliebig langer Haltedauer, bei dessen
Bildung die Luft ungehindert das Ansatzrohr passiert. Einteilung nach dem
Öffnungsgrad des Mundes (offen bis geschlossen) und dadurch entstehende
Klangfarbe (dunkel und hell), nach der Stellung des höchsten Teils der Zunge
(Vorder –Mittel-Hinterzungenvokal) und nach der Form der Lippen (gerundet
bis ungerundet)
Vokalisierung/Vokalisation/vokalisieren: Hervorbringen von Vokalen durch das Kind
in der vorsprachlichen Phase
Zerebral: das Großhirn betreffend
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Quellennachweis
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Cooke, J., Williams, D. 1995. Therapie mit Sprachentwicklungsverzögerten Kindern.
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Jahn, T. 2001. Phonologsiche Störungen bei Kindern. Diagnostik und Therapie.
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Kruse, S., 2002. Kindlicher Grammatikerwerb und Dysgrammatismus. Verstehen
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Lube`, Doris. 1991. Aus Sprechenlernen und Gebärden
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