Formatvorlage für Text am IMR:

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Institut für Mess- und Regelungstechnik
Universität Hannover
Prof. Dr.-Ing. E. Reithmeier
Nienburger Straße 17, 30167 Hannover
Allgemeines messtechnisches Labor (AML) /
Kleine Laborarbeit
Messtechnischer Teil
Inhalt:
• Allgemeine Grundlagen der
Messgrößenverarbeitung
Versuche:
• Elektrische Filter
• Analoge Wägezelle
• Piezo
• Digitale Wägezelle
Institut für Mess- und Regelungstechnik
Universität Hannover
Prof. Dr.-Ing. E. Reithmeier
Nienburger Straße 17, 30167 Hannover
AML‘09
Seite 1 von 2
Infos zum Allgemeinen Messtechnischen Labor (AML) /
Kleinen Laborarbeit
(Stand 01.04.2009)
Versuchstermine am IMR
Die Versuche am IMR werden voraussichtlich im Zeitraum vom 14. April ’09 bis zum 23. Juni
‘09 jeweils dienstags durchgeführt. Versuchszeiten sind von 8:00 Uhr bis 10:00 Uhr, 10:15 bis
12:15 Uhr, 14:00 bis 16:00 Uhr und 16:15 bis 18:15 Uhr.
Alle Versuche finden im Keller des Parkhauses, Nienburger Str. 17, Eingang des IMRSeminarraumes, statt.
Das Labor besteht aus insgesamt zwei Versuchen, die jeweils wiederum aus zwei Teilversuchen zusammengesetzt sind:
Teilversuch 1a: Signalverarbeitung (Elektrische Filter, Messverstärker)
Teilversuch 1b: Signalverarbeitung (Digitale Wägezelle)
Teilversuch 2a: Sensoren (Piezo)
Teilversuch 2b: Sensoren (Analoge Wägezelle, DMS-Vollbrücke)
Jede Gruppe hat pro Teilversuch ein Protokoll in gehefteter Form mit Deckblatt (Versuch,
Datum, Gruppennummer, Versuchsteilnehmer) abzugeben.
Abgabetermin ist spätestens eine Woche nach der Versuchsdurchführung beim Versuchsbetreuer. Die Protokolle zu den Versuchen am 23. Juni ‘09 müssen bis spätestens Dienstag, den
30. Juni ’09, 16:00 Uhr abgegeben sein. Dafür steht vor dem Eingang zum Institut im ersten
Stock („Glashaus“) ein Karton bereit.
Die Rückgabe der Protokolle erfolgt in Absprache mit den Betreuern.
Die Durchsicht der Nachbesserungen erfolgt ebenfalls in Absprache mit den Betreuern.
Bitte die Aushänge am Institut und auf der Homepage wegen eventueller Änderungen beachten. http://www.imr.uni-hannover.de/de/lehre/labore/aml.html
Skripte für den messtechnischen Teil des AML am IMR
Institut für Mess- und Regelungstechnik
Universität Hannover
Prof. Dr.-Ing. E. Reithmeier
Nienburger Straße 17, 30167 Hannover
AML‘09
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Hinweise zum Labortermin bzw. zur Protokollerstellung
• Vor dem eigentlichen Labortermin steht die Vorbereitung. Diese sollte durch den Laborumdruck sowie selbständig durch weitergehende Literatur erfolgen.
• Während der Versuchsdurchführung werden kurze Vortestate erfolgen um festzustellen, ob
die Vorbereitung ausreichend ist. Bei mangelhafter Vorbereitung kann das betreffende
Gruppenmitglied oder auch die gesamte Gruppe vom Versuch ausgeschlossen werden. Mit dem Versuchsbetreuer muss dann ein neuer Termin für die Versuchsdurchführung abgesprochen werden.
• Für die Versuche evtl. benötigte Tabellen sollen, soweit sie nicht als Arbeitsblatt vorliegen,
zu Hause vorbereitet werden.
• Alle Messwerte, auch bei Einzelmessungen, sollen mit dem zugehörigen Fehler angegeben
werden. I. Allg. soll eine Fehlerrechnung durchgeführt werden.
• Nach einem Versuch werden durch den Betreuer die Ergebnisse der Messungen kurz kontrolliert und abgezeichnet, damit bei der Auswertung zu Hause keine Probleme durch fehlende oder falsche Messwerte entstehen.
• Dieses Originalprotokoll mit den Messergebnissen ist zusammen mit der endgültigen Ausarbeitung abzugeben. Somit können eventuelle Fehler zurückverfolgt werden.
Weiteres zum Aufbau eines Protokolls in „Allgemeine Grundlagen der Messgrößenverarbeitung“, Kapitel 6.1!!
• Lassen sich bei der Auswertung fehlerhafte Werte erkennen, so sollen diese soweit möglich
begründet und diskutiert werden.
In eine Auswertung gehören:
• Auflistung aller im Versuch verwendeten Geräte
• alle Messwerte mit zugehörigen Fehler ggf. eine Fehlerberechnung
• Beschreibungen der Fehlereinflüsse auf die Messung
• in die Auswertung eingebettete korrekt beschriftete Diagramme, d.h. Achsenbeschriftung mit Einheiten + Skalierung
• Interpretation der Ergebnisse
• Einleitung und Zusammenfassung
• Enthält die Nachbesserung immer noch Fehler, so erfolgt nach Absprache mit dem jeweiligen Versuchsbetreuer entweder eine erneute Nachbesserung oder ein Ergänzungstestat.
3.1
3.2
3.3
3
Gleichspannungsverstärker ........................................................................................ 21
Trägerfrequenzmessverstärker................................................................................... 22
Piezoelektrische Messkette und Ladungsverstärker.................................................. 27
Messverstärker .................................................................................... 21
Aufgabe der Brückenschaltung ................................................................................... 11
Spannungsteilerverfahren........................................................................................... 11
Ergänzung des Spannungsteilers zu einer Brücke, Ausschlagverfahren .................. 12
Kompensationsverfahren ............................................................................................ 13
Mathematische Zusammenhänge ............................................................................... 14
Ausschlagverfahren ..................................................................................................... 14
Kompensationsverfahren ............................................................................................ 17
Brücken mit zwei Aufnehmerwiderständen ............................................................... 18
Wechselstrombrücken ................................................................................................. 19
Konstantstromverfahren als Alternative zur Brückenschaltung .............................. 20
Messbrücken ........................................................................................ 11
Allgemeine Messkette.................................................................................................... 3
Aktive und passive Aufnehmer, Anforderungen an die Signalverarbeitung ............... 5
Signaldarstellung im Zeit- und Frequenzbereich ......................................................... 5
Ausschlag-, Kompensations- und Substitutionsverfahren ........................................... 9
Einleitung............................................................................................... 3
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
2.5.1
2.5.2
2.6
2.7
2.8
2
1.1
1.2
1.3
1.4
1
Inhaltsverzeichnis
Allgemeine Grundlagen der
Meßgrößenverarbeitung
Grundlagenlabor (AML / Kleine Laborarbeit)
6.1
6.2
6
5.1
5.2
5
2
Richtlinien zum Protokoll............................................................................................ 42
Literaturhinweise ........................................................................................................ 42
Anhang ................................................................................................. 42
Anpassung zwischen Messobjekt und Messaufnehmer.............................................. 39
Elektrische Leistungsanpassung ................................................................................ 40
Anpassung ............................................................................................ 39
Analoge Messtechnik................................................................................................... 32
Zeigerinstrumente ....................................................................................................... 32
Lichtmarkengalvanometer .......................................................................................... 33
Digitale Messtechnik ................................................................................................... 35
Die Zahlenwertdarstellung.......................................................................................... 35
Digitalisierung als Fehlerquelle.................................................................................. 36
Die Messung zeitlich veränderlicher Größen.............................................................. 36
Digital anzeigende Geräte ........................................................................................... 37
Kathodenstrahloszilloskop .......................................................................................... 37
Ausgeber ............................................................................................... 32
4.1
4.1.1
4.1.2
4.2
4.2.1
4.2.2
4.2.3
4.2.4
4.3
4
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
Einleitung
3
1
1
Beispiele für umformende Messeffekte: Lichtrichtungssteuerung (Autokollimationsspiegel), Induktivitäts- bzw. Widerstandsänderung durch Dehnung oder Temperatur, in bewegter Spule induzierte Spannung, Drehzahl einer Messturbine.
Beispiele für Eingangsmessgrößen: Weg, Geschwindigkeit, Beschleunigung, Druck,
Kraft, Dehnung.
Über den Eingang des Aufnehmers für die Messgröße wirkt das Messobjekt in die Messkette hinein. Der Aufnehmer muss bezüglich Messbereich, Messunsicherheit und dem zeitlichen Übertragungsverhalten an die Messaufgabe angepasst sein. Am Ausgang des Aufnehmers steht als Abbild des Wertes der Messgröße das Messsignal zur Verfügung. Beim
elektrischen Messen mechanischer Größen wird dieses mit einem elektrischen Signalparameter dargestellt und in eine elektrische Ausgangsgröße umgeformt.
Bild 1.1 System bestehend aus Objekt, Umwelt und Messkette
(Messtechnische Begriffe siehe VDI/VDE Richtlinie 2600)
In Bild 1.1 ist die Messkette zusammen mit dem Messobjekt und den äußeren Störeinflüssen schematisch dargestellt.
1.1 Allgemeine Messkette
1
Allgemeine Grundlagen der
Messgrößenverarbeitung
Grundlagenlabor (AML / Kleine Laborarbeit)
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
Beispiele für Ausgangsgrößen: elektrische Spannung an den Klemmen eines Tachogenerators mit dem Signalparameter Frequenz proportional zur Winkelgeschwindigkeit;
Wechselspannung mit den Signalparametern Amplitude und Phase als Ausgangssignal
einer trägerfrequenten induktiven Halbbrücke; Position eines gespiegelten Strichkreuzes auf den Skalen eines Messfeldes.
4
Beim Messen wird dem Messobjekt durch das Thermoelement Wärme in Form von elektrischer und thermischer Leistung entzogen, welche die Temperaturverteilung im
Messobjekt stört. Durch Leistungsanpassung (Messinstrumentinnenwiderstand = Widerstand des restlichen Messkreises) kann dem Anzeigeinstrument ein Maximum an
Nutzleistung zugeführt werden, so dass ein robustes Gerät Verwendung finden kann.
Alternativ kann ein hochohmiger Messverstärker mit vernachlässigbarem Eingangsstrom die elektrischen Verluste fast zu Null machen und erlaubt dünne, nur gering
wärmeleitende Thermodrähte. Die Leistung für das robuste Anzeigeinstrument
stammt aus der Hilfsenergiequelle.
passwiderstand die Zuordnung von Skalenteilen zur Temperatur übersichtlich wird.
Ein Drehspulmessinstrument folgt mit seinem Zeigerausschlag proportional zum
Signalparameter Strom. Dieser Strom ist bei vorgegebener Thermospannung durch den
Gesamtwiderstand des Stromkreises festgelegt, so dass durch die Reihenschaltung von
Thermoelementinnenwiderstand, Messleitungswiderstand und Innenwiderstand des
Messinstrumentes im Beharrungszustand ( T = const. , ∑ R =const. ) durch einen An-
Beispiel: Thermoelement, eine Messspannungsquelle.
Äußere Einflussgrößen sind z.B.:
Umgebungstemperatur, Erschütterungen, Magnetfelder, elektrische Felder, Netzspannungsabweichungen, auf den Eingang wirkende unerwünschte Komponenten der
Messgröße.
Innere Einflussgrößen sind z.B.:
Eigenerwärmung, Widerstandsrauschen, Einstreuungen von leistungsstarken auf leistungsschwache Messkettenglieder.
Die Einflussverringerung und Entstörung ist eine der wesentlichsten Bestandteile der
messtechnischen Praxis, auf den bei speziellen Messketten noch eingegangen wird.
1
1
Alle Glieder der Messkette werden neben der Wirkung der Eingangsgröße auch durch innere und äußere Einflussgrößen gestört.
1
Zwischen Aufnehmer und Messwertausgabe ist meist das Anpassglied der Messkette angeordnet, das in weitere Glieder unterteilt sein kann und je nach Messkette unterschiedliche
Funktionen erfüllt. (Blockdarstellung von Messketten in VDE/VDI - Richtlinie 2600 Blatt 5
in der Gliederung nach Geräteblöcken oder nach Funktionsblöcken).
1
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
Aktive und passive Aufnehmer, Anforderungen an die
Signalverarbeitung
5
Beispiele: Thermoelemente, Sperrschicht-Photoelemente, piezoelektrische Kraft-,
Druck- und Beschleunigungsaufnehmer und elektrodynamische Schwingungsaufnehmer.
Beispiele: Weg- oder winkelmessende Messpotentiometer, Widerstandsthermometer,
Dehnungsmessstreifen (DMS), Photowiderstände.
Bevorzugte Grundtypen von Diagrammen stellen die nächsten Abschnitte dar.
Neben der mathematisch-numerischen Beschreibung eines Messsignals oder -signalgemisches hat auch die grafische Darstellung der Signale als Funktion von einer oder mehreren
Variablen für die Anschauung eine große Bedeutung. Die Signalverfolgung mit dem Kathodenstrahloszilloskop, wie sie bei schnell veränderlichen Größen erforderlich ist, liefert grafische Darstellungen des Zeitverlaufs eines Messsignals. Entweder wird aus einem beliebigen zeitlichen Verlauf einmalig ein Ausschnitt im vorbestimmten Zeitmaßstab dargestellt,
oder es werden aus einem sich periodisch wiederholenden Signal zueinander kongruente
Zeitabschnitte kontinuierlich herausgeschnitten und sich überdeckend als stehendes Bild
im festen Zeitmaßstab auf dem Schirm dargestellt, wobei die Zeitdarstellung Lücken für
das Zurückspringen des Schreibvorganges aufweisen muss.
1.3 Signaldarstellung im Zeit- und Frequenzbereich
Auch passive Aufnehmer stören ohne Signalleistungsentzug die Objekte, z.B. durch die
Verlustleistung der Hilfsenergie; als DMS verändern sie die mechanischen Objekteigenschaften usw. Aufnehmerbedingte Objektstörungen verfälschen grundsätzlich das Messergebnis systematisch, so dass beim Überschreiten zulässiger Messfehlergrenzen diese systematischen Fehler soweit wie möglich im Messergebnis berücksichtigt werden müssen.
Wesentliche Beurteilungsgrundlage ist ein Vergleich der Leistungsbilanzen von Aufnehmer
und Prozess bzw. Messobjekt.
1
Bei passiven Aufnehmern wird durch die Messgröße ein Parameter eines Bauelements wie
Kapazität, Induktivität oder Widerstand gesteuert. Die Änderung dieser Parameter wird
elektrisch erst durch die Zufuhr von Hilfsenergie nachweisbar. Um die Hilfsenergie an die
Aufnehmer anzupassen und die Veränderungen der Parameter durch die Wirkung der Eingangsgröße nachweisbar zu machen, sind Zwischenschaltungen notwendig. Von diesen
Zwischenschaltungen (Messbrücken, Kompensatoren, Konstantstromquellen) werden die
Messsignale abgenommen.
1
Aktive Aufnehmer entziehen dem Messobjekt parasitär Signalleistung, die in die Messkette
fließt.
Grundsätzlich sind zwei Arten von Aufnehmern, aktive und passive, zu unterscheiden.
1.2
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
6
2
Bild 1.2 Amplituden-Zeit-Diagramm
4
t (ms)
1
U (V)
f (Hz)
Hz
1000
Bild 1.3 Amplituden-Frequenz-Diagramm
Mit Hilfe von Filtern oder ähnlichen Geräten kann bei einem Messsignalgemisch der Anteil
der beteiligten Einzelfrequenzen nach Frequenz und Amplitude erfasst werden. Die entsprechende Darstellungsform ist das Amplituden-Frequenz-Diagramm. Die horizontale
Achse wird in Frequenzintervalle geteilt, z.B. 1000 Hz pro Teilstrich. Die den Teilfrequenzen zugeordneten zeitlichen oder örtlichen Funktionen sind sinusförmig. Soll durch Addition das Frequenzgemisch in die Ausgangsfunktion zurückgewandelt werden, so müssen die
Phasenlagen zwischen den Teilfrequenzen mit kleiner Unsicherheit bekannt sein.
Es stellt die spektrale Zerlegung eines Zeit- oder auch Ortssignals in zeitliche oder örtliche
Frequenzkomponenten dar.
Amplituden-Frequenz-Diagramm
0
0,5
U(V)
Ein Amplituden-Zeit-Diagramm beschreibt zum Beispiel einen mit konstanter Horizontalgeschwindigkeit abgelenkten Elektronenstrahl auf dem Bildschirm eines Oszilloskops. Die
horizontale Achse ist in Zeitintervalle zu teilen, z.B. 2 Millisekunden pro Teilstrich. Auf der
vertikalen Achse wird der Augenblickswert der Messgröße aufgezeichnet, z.B. 0,5 Volt pro
Teilstrich. Der Kurvenverlauf bildet den zeitlichen Verlauf der Messgröße ab.
Amplituden-Zeit-Diagramm
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
7
f (Hz)
t (s)
U (V)
f (Hz)
In einem nur statistisch beschreibbarem Signal wie dem Rauschsignal sind, über einen
längeren Beobachtungszeitraum gesehen, alle Frequenzen enthalten, wobei die Amplituden
2000
U (V)
U eff = 3 V
12Fall 4: Rauschsignal, weißes Rauschen (alle Frequenzen sind enthalten)
Eine sinusförmige Spannung mit zeitlich konstanter Amplitude hat nur eine einzige Spektrallinie bei der Frequenz f0 .
3
Bild 1.6 Rechteckförmige Spannung
Bild 1.7 Rauschsignal
T = 1 ms
t (s)
U (V)
eff
Fall 3: annähernd rechteckförmige Spannung, Tastverhältnis 1: 1
Uˆ = 3 V , U = 3 V , U = 0 V
8
Ein rechteckförmiges Zeitsignal (Bild 1.6 a) setzt sich aus einer Summe von ungeradzahligen Oberwellen mit abfallender Amplitude zusammen (Bild 1.6 c) (s. auch Bronstein). Eine
gute Annäherung ergibt sich hier bereits aus der Grundfrequenz f0 und der dritten Oberwelle 3 f0 (Bild 1.6 b).
1
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
Bild 1.5 Sinusförmige Spannung
3
U (V)
1000
= 3/ 2 V , U = 0 V ,
Frequenz: f0 = 1000 Hz (Periodendauer T = 1 ms )
eff
Bild 1.4 Gleichspannung
Fall I: Gleichspannung: Uˆ = U = U eff = 3 V
12Fall 2: sinusförmige Spannung: Uˆ = 3 V , U
1
In einigen anschaulichen Fällen können die Zusammenhänge plausibel verdeutlicht werden. Die folgenden Beispiele beziehen sich auf Spannungen, sie können aber stellvertretend
für alle Arten von Messgrößen betrachtet werden. Bei zeitlich variablen Spannungen ist
eine Angabe zur Beschreibung unzureichend. Beschreibungsparameter sind der Scheitelwert Û , der Mittelwert U , der Effektivwert U eff .
Durch die Fouriertransformation, die durch eine Integralgleichung ausgedrückt wird, lassen sich mathematisch alle Zeit- und Frequenzfunktionen ineinander umwandeln. Zur Bestimmung eines einem Punkt auf der Frequenzachse zugeordneten Amplituden- oder Phasenwertes müssen allen Punkten auf der Zeitachse zugeordnete Amplitudenwerte in die
Integration einbezogen werden. Bei der eindeutigen Rücktransformation gehen in dem einen Punkt auf der Zeitachse zugeordneten Amplitudenwert die Amplituden und Phasenwerte aller Punkte auf der Frequenzachse ein.
Zusammenhänge zwischen Zeit- und Frequenzdarstellung
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
9
1
1
F
c
Eigenschaften:
• Vergleichsnormal mit kleiner Unsicherheit realisierbar
• Vertauschungsmöglichkeit von mx und mN
• Einflüsse wie Ortsabhängigkeit von g , Temperatur auf Hebelarmlänge und Teile
der Luftantriebskraft heben sich gegenseitig auf
Kompensationsverfahren: Beispiel gleicharmige Balkenwaage
Bei der gleicharmigen Balkenwaage erfolgt der Vergleich mit dem Normal bei Nullstellung der Waage, d.h. die Wirkung der Messgröße wird durch das Normal (Gewichtssatz) kompensiert.
Bild 1.8 Federwaage
Eigenschaften:
• Vergleichsnormal (Feder) ist von Einflüssen abhängig c = c(T ,t , F )
• F = m ⋅ g , g ist ortsabhängig
x=
Ausschlagverfahren: Beispiel Federwaage
Bei der Federwaage verursacht die Messgröße (Kraft F ) einen Ausschlag x der Feder
(Vergleichsnormal, Federkonstante c ), aus dem die Anzeige abgeleitet wird.
Das Prinzip dieser drei Messverfahren lässt sich anschaulich am Beispiel der Wägung erläutern.
1.4 Ausschlag-, Kompensations- und Substitutionsverfahren
dem Zufall unterliegen. Daher ergibt die Amplituden-Frequenz-Darstellung einen gleich
großen Mittelwert der Amplitude U für alle Frequenzen. Meist ist das Rauschsignal nur
innerhalb eines Frequenzbandes vorhanden, z.B. von 0 bis 100 kHz.
Anstelle der Variablen „Zeit“ kann mit den gleichen Formalien auch die Variable „Weg" in
die Darstellung eingeführt werden, so dass mit Ortsfrequenzen ein- und zweidimensionale
Systeme, z.B. auch Oberflächen beschreibbar werden. Voraussetzung für die Anwendbarkeit der Fouriertransformation ist, dass die Signalwege im mechanischen, elektrischen oder
optischen Bereich lineare Übertragungseigenschaften aufweisen.
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
1
mN
10
•
•
•
Bild 1.10 Substitutionsverfahren
1. m x
2. mN
keine Hebelfehler
konstante Belastung
durch asymmetrische Waagebalken läßt sich die Gesamtbelastung der Hauptschneide verringern.
Eigenschaften:
Substitutionsverfahren: Beispiel Substitutionswaage
Im Gegensatz zur Kompensationswaage hängen Wägegut und Normal am gleichen Hebelarm, d.h. die Wirkung der Messgröße wird durch das Normal ersetzt (substituiert).
Bild 1.9 gleicharmige Balkenwaage
mx
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
Der Einsatzbereich einer Messanordnung im Spannungsteilerverfahren beschränkt sich
auf Anwendungsfälle, bei denen mit großen relativen Widerstandsänderungen zu rechnen
ist.
Die am Instrument abzulesende Spannung ist etwa umgekehrt proportional zum Widerstandswert. Bei kleinen relativen Änderungen des Widerstands (bei DMS z.B. 2 1 1 1 ) ändert
sich die Spannung U in gleicher Größenordnung, eine Änderung, die praktisch nicht ablesbar ist.
Hier wird aus dem Aufnehmerwiderstand und einem festen Widerstand R ein Spannungsteiler aufgebaut, der mit einer festen Spannung U 0 gespeist wird. Mit dem Spannungsmessgerät wird der Spannungsabfall U am Widerstand R gemessen.
2.2 Spannungsteilerverfahren
Jedes dieser Verfahren hat spezifische Vor- und Nachteile und eignet sich deshalb für besondere Messaufgaben.
12Das Spannungsteilerverfahren
12Die Brückenschaltung im Ausschlagverfahren
12Das Kompensations- (Null-) verfahren
Zur weiteren Messsignalverarbeitung wird die Größe des Widerstands in eine Spannung
oder einen Strom umgesetzt Dazu gibt es drei Messschaltungen, um die Widerstandsaufnehmer anzuordnen:
12Längenmessung: Wegpotentiometer, Winkelpotentiometer
12Temperaturmessung: Platinwiderstände, Halbleiterwiderstände
12Dehnungsmessung: Dehnmessstreifen
12Lichtmessung: Fotowiderstände (z.B. CdS, PbS)
12Magnetfeldmessung: Feldplatten
A
RA = R + R
Bild 2.1 Spannungsteiler
-
V U
-
RA
V
Bild 2.2 Brückenschaltung
A
R
B
R
Schaltet man jetzt ein Spannungsmessgerät zwischen die Punkte A und B, dessen Spannungsempfindlichkeit erheblich größer ist, so werden jetzt schon kleine relative Wider-
U0
R
Hat man beim Spannungsteilerverfahren den Wert des festen Widerstandes R so ausgewählt, dass er dem des Fühlerwiderstandes R A entspricht, so zeigt das Spannungsmessgerät U die halbe Speisespannung U 0 an. Kleine relative Änderungen des Aufnehmerwiderstandes erscheinen gleichfalls als kleine Spannungsänderungen. Fügt man jedoch einen
zweiten Spannungsteiler mit zwei gleichen Widerständen R hinzu, erhält man am Punkt B
ebenfalls die halbe Speisespannung U 0 (Bild 2.2)
2.3 Ergänzung des Spannungsteilers zu einer Brücke, Ausschlagverfahren
U0
R
Moderne elektronische Regler in Versorgungsgeräten erlauben mit etwa gleichem Aufwand
Konstantspannungen und Konstantströme zu erzeugen. Wird der Messwiderstand von einem Konstantstrom durchflossen, so ist die messbare Spannungsänderung ∆U streng proportional ∆R .
12
Für viele Anwendungen der Messtechnik werden spezielle Widerstandsbauformen als Aufnehmer verwendet. Bei ihnen kann vom Widerstandswert auf den Wert der Messgröße geschlossen werden. Die Proportionalität muß nicht unbedingt linear sein; mit entsprechenden Umrechnungsformeln oder -tabellen können auch nichtlineare Zusammenhänge erfasst
werden. In folgenden technischen Anwendungen werden Widerstandsaufnehmer u.a. verwendet:
R A ( 20°C ) = 10 000 Ω , R A (120°C ) = 500 Ω ⇒ ∆R = −9500 Ω
12Beispiel: Halbleitertemperaturfühler
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
Konstantstromspeisung:
Messbrücken
11
2.1 Aufgabe der Brückenschaltung
2
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
13
A
RA
N
R2
B
Bild 2.3 Brückenschaltung mit Nullindikator
-
R1
(2.1)
Die Brücke ist dann abgeglichen, wenn die Spannung am Nullindikator Null ist. In diesem
Fall kann der Widerstandwert des unbekannten Aufnehmerwiderstandes R A am Widerstand RN abgelesen werden. Der Abgleichvorgang der Brücke wird von Hand oder automatisch (Motorpotentiometer) durchgeführt.
R1 RN
=
R2 R A
Der Nullindikator N zeigt nur dann Null an, wenn die Spannung zwischen A und B verschwindet. Das ist nur dann erfüllt, wenn die beiden Spannungsteiler gleiche Teilungsverhältnisse haben. Deswegen gilt folgendes Verhältnis:
U0
RN
Bei sehr genauen Messungen, die unabhängig von der Genauigkeit und Stabilität des
Spannungsmessgerätes sein sollen, wählt man das Kompensations-(Null-)verfahren. Statt
des Spannungsmessgerätes wird ein Nullindikator eingesetzt, und gegenüber dem Aufnehmerwiderstand R A wird ein kalibrierter Einstellwiderstand (Widerstandsdekade) eingesetzt.
2.4 Kompensationsverfahren
standsänderungen durch große Ausschläge angezeigt. Der konstante Anteil des Widerstandswertes wird durch die Brückenanordnung unterdrückt. Zeichnet man die Skala des
Spannungsmessgerätes neu, so kann auf ihr direkt der Messwert abgelesen werden.
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
14
A
RA
V U
Bild 2.4 Spannungsteiler
-
(2.3)
(2.2)

1 − 1
(2.4)
U =
U0 
∆R 
1 −

2 
2R 
(2.5)
Für kleine Werte von ∆R ( ∆R /( 2 R ) << 1 ) können die Glieder höherer Ordnung vernachlässigt werden; damit ergibt sich näherungsweise
U0
2
1
∆R
1+
2R
2
3
U 
∆R  ∆R 
 ∆R 
= 0 1 −
+
 −
 +
2 
2R  2R 
 2R 

U=
Der Funktionszusammenhang Gl.(2.3) lässt sich in Form einer Taylorreihe entwickeln:
Man erkennt sofort, dass der Zusammenhang zwischen der angezeigten Spannung U und
der Widerstandsänderung ∆R nicht linear ist.
U
R
=
U 0 R + ( R + ∆R )
U
R
1
= 0
U = U0
∆R
2R + ∆R
2
1+
2R
U0
R
Die mathematische Beschreibung einer solchen Brückenschaltung lässt sich einfach aus
dem Spannungsteiler herleiten. Dabei wollen wir die Spannungsänderung U am Instrument infolge der Widerstandsänderung ∆R des Aufnehmerwiderstandes R A betrachten.
2.5.1 Ausschlagverfahren
2.5 Mathematische Zusammenhänge
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
15
U0
⋅ (1 − 0,001)
2
zu
∆U =
U0
⋅ 0,001 ;
2
d.h. der gesamte vorgegebene Messbereich liegt zwischen 999 mV und 1000 mV; dem
viel kleineren Messsignal ist der Ruheanteil überlagert.
U=
Die Spannungsänderung ergibt sich an der Streckgrenze mit Gl.(2.5)
-
U0 - U
RA
Bild 2.5 Zum Ausschlagverfahren
V
A
U UAB
R
R
B
U0
2
U0
2
men.
U AB
=−
U0
2
=− U+
U0
2
U
1
+ 0
∆R
2
1+
2R
U 
∆R  U 0 U 0 ∆R
(2.6)
≈
⋅
≈ − 0 1 −
+
4
2 
2R 
2
R
ist aus denselben Gründen wie vorher nur bei kleinen Werten ∆R linear anzuneh-
U AB
Zur vorzeichenrichtigen Berechnung von U AB ist die Polarität der Speisespannung U 0 zu
beachten. Die Spannung U AB ergibt sich damit aus der Maschenregel wie folgt:
U0
R
Um den großen konstanten Anteil U 0 / 2 zu eliminieren, wird ein zweiter Spannungsteiler
hinzugefügt.
12
Die einfache Spannungsteilerschaltung, die auf diese Gleichung führt, ist für die praktische
Messung jedoch ungeeignet, wie das folgende Beispiel erläutert:
Die Dehnung von St 37 an der Streckgrenze beträgt ε S ≈ 1 ‰ . Bei einer angenommenen Speisespannung von U 0 = 2 V und einem k-Faktor k = 2 beträgt im unbelasteten
Zustand die abgegriffene Spannung U = 1 V (Symmetrischer Spannungsteiler). Für die
relative Widerstandsänderung vom unbelasteten Zustand bis zur Streckgrenze ergibt
sich:
∆R
= k ⋅ εS = 2 ⋅1 ‰ = 2 ‰
R
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
16
Eine Kompensation dieser Nichtlinearität ist bei Temperaturmessungen möglich. Man
setzt hierbei einen Werkstoff ein, dessen Kennlinie zu der in Bild 2.6 invers ist. Durch Subtraktion der beiden Kennlinien ist damit der Zusammenhang zwischen Temperaturänderung und Ausschlag am Instrument linear. Beim Ausschlagverfahren ist stets der
Ausschlag proportional zur Brückenspeisespannung oder zum Konstantspeisestrom, d.h.
das Messergebnis ist ähnlich unsicher wie die relative Versorgungsstabilität.
Bild 2.6 Fehlerkurve
Eine Berücksichtigung dieser Nichtlinearität kann durch die Fehlerkurve (Bild 2.6) erfolgen.
Will man unmittelbar ein Drehspulinstrument zur Anzeige verwenden, so ist für dieses
eine Leistungsanpassung erforderlich, d.h. der Innenwiderstand des Messinstrumentes
muss gleich dem Ersatzwiderstand der Brückenschaltung sein. Für die Punkte A und B
bedeutet dies bei zu vernachlässigendem Innenwiderstand der Brückenspeisequelle eine
Parallelschaltung von 2 ⋅ 2 R , so dass der Ersatzwiderstand des Netzwerks gleich R ist, d.h.
der Innenwiderstand des Messinstrumentes sollte ebenfalls gleich R sein. Da es sich dann
nicht mehr um einen unbelasteten Spannungsteiler handelt, der bei der Ableitung der
Gl.(2.6) vorausgesetzt wurde, ist eine größere Nichtlinearität die Folge.
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
17
-
A
RA
!
I=0
R2
B
R1
I2
(2.7)
Dabei ist die absolute Größe des Gesamtwiderstandes eines Brückenzweigs weitgehend
unwichtig; für den Abgleich entscheidend ist das Verhältnis der Widerstände zueinander.
RN
R
= 1
R A R2
Bild 2.7 Brückenschaltung mit Nullabgleich
U0
RN
I1
Die Linearitätsabweichungen und die Hilfsenergieabhängigkeit werden bei dem Nullabgleich der Brücke mittels eines Messwiderstandes weitgehend behoben (Kompensation).
Die Spannungsanzeige Null des Nullindikators ergibt sich dann, wenn beide Brückenzweige ( RN , R A , R1 , R2 ) gleiche Teilungsverhältnisse haben:
2.5.2 Kompensationsverfahren
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
18
RA1
A
U0 - U
V
R3
RA2
B
U
U0 - U
Bild 2.8 Brückenschaltung mit zwei aktiven Widerständen
-
U UAB
U AB
≈ −2
U ∆R
U0 
∆R 
1 −
 + U0 ≈ 0 ⋅
2
2 
2R 
R
= −2 U + U 0
= −U + U 0 − U
Mit R = R1 = R3 und RA1 = RA 3 = R + ∆R ergibt sich:
U0
R1
doppelt so groß wie im Fall mit einem aktiven Aufnehmer.
(2.8)
R1 = R3 gleichartig, aber gegenläufig. Die resultierende Spannung U AB wird entsprechend
tung eingesetzt werden. Die beiden Spannungsteiler ( R1 , R A1 ), ( R3 , R A 2 ) verhalten sich bei
ohne U 0 zu verändern, kann ein zweiter „aktiver“ Aufnehmerwiderstand R A 2 in die Schal-
Um die bei einer solchen Brückenanordnung resultierende Spannung U AB zu vergrößern
„aktiver“ Aufnehmerwiderstand R A und drei fest eingestellte Widerstände RN , R1 , R2 .
In den bisher betrachteten Brückenschaltungen befanden sich stets ein veränderlicher,
2.6 Brücken mit zwei Aufnehmerwiderständen
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
19
Z1 Z 4
=
Z2 Z3
Für das Verhältnis der Impendanzen zum Abgleich muss dann gelten:
Bild 2.9 Wechselstrombrückenschaltung
Durch die Einfügung der Kondensatoren C3 und C4 kann bei dem rechten Brückenzweig
eine Phasenverschiebung erzwungen werden, welche die des linken Brückenzweiges kompensiert.
1. die Teilerverhältnisse der Brückenzweige gleich sind (Betragsabgleich) und
2. die Phasenlage der Spannungen U A und U B gleich ist (Phasenabgleich).
Die bisherige Betrachtung ging davon aus, dass als Brückenwiderstände „echte“ ohmsche
Widerstände in einer Brückenschaltung verwendet wurden, die mit Gleichspannung versorgt wurde. Die Richtigkeit der hergeleiteten Beziehungen ist aber nicht auf diesen einfachen Fall beschränkt. Vielmehr kann eine Messbrücke auch mit Wechselspannung versorgt
werden, sofern dafür die geeigneten Messverstärker und Anzeigeinstrumente verwendet
werden. Weiterhin ist es möglich, für die Widerstände eines Brückenzweiges auch Blindwiderstände einzusetzen, d.h. Spulen oder Kondensatoren, die bei einer vorgegebenen Trägerfrequenz einen Wechselstromwiderstand Z L = ωL , Z C = 1 / ωC haben. In der Realität sind
solche Blindwiderstände stets mit Verlustwiderständen gekoppelt (z.B. eine Spule mit dem
Widerstand der Drahtwicklung). Dadurch wird die Brückenanordnung komplizierter. Man
kann die Phasenverschiebung zwischen dem Strom in einem Brückenzweig und der Spannung am Mittelpunkt nicht mehr unbeachtet lassen. Die Spannung U AB wird bei einer
wechselspannungsgespeisten Brücke (Bild 2.9) nur Null, wenn
2.7 Wechselstrombrücken
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
20
(2.9)
zum Messgerät übertragen und dort mit einer einstellbaren Hilfsspannung U H verglichen.
Die vom Spannungsmessgerät angezeigte Differenz der Spannungen U ist dann linear
proportional zur Änderung des Fühlerwiderstandes. Eine derartige Messanordnung lässt
sich nur mit einem hohen Aufwand an elektronischen Bauelementen realisieren. Dabei
wird sowohl der Konstantstrom I M als auch die Gegenspannung U H von der gleichen Referenzspannungsquelle U Ref gesteuert, um durch gleichsinnige Änderungen den Einfluss
auf den Messwert zu verringern.
U = I M ⋅ RA
Als Zuführung werden für einen Widerstandsfühler 4 Zuleitungen benötigt, weswegen das
Verfahren auch Vierleitersystem genannt wird. Die Stromquelle schickt, unabhängig von
der Leitungslänge, einen eingeprägten Strom I M durch R A , der über die Zuleitung 1 zum
Messfühler hin und über die Zuleitung 4 vom Messfühler zurückfließt. Mit Hilfe der Zuleitungen 2 und 3 wird der Spannungsabfall am Fühlerwiderstand
Bild 2.10 Vierleitersystem
Besteht eine große räumliche Trennung zwischen dem Anbringungsort des Aufnehmerwiderstandes und den übrigen Widerständen der Messbrücke, so wirkt der Widerstand der
Zuleitungsdrähte verfälschend auf das Messergebnis. Auch durch Kunstschaltungen (Leitungsabgleich, Dreileitersystem) lässt sich der Leitungseinfluss nur unvollständig kompensieren. Ein heute schon häufig angewendetes Verfahren versorgt den Fühlerwiderstand mit
einem konstanten Strom. Die sich daraus ergebende Messanordnung ist aber keine Brückenschaltung mehr.
2.8 Konstantstromverfahren als Alternative zur Brückenschaltung
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
Messverstärker
21
Diese Nachteile lassen sich zum Teil jedoch durch schaltungstechnische Maßnahmen in
ihrer Auswirkung verringern. Darauf soll in diesem Rahmen jedoch nicht eingegangen
werden. Aufgrund der großen Bandbreite werden die in komplizierten Signalkurvenformen
enthaltenen Oberwellen mit übertragen.
tungsmechanismen im Halbleiter.
12Hohe zusätzliche Rauschleistung im Niederfrequenzbereich unter 100 Hz aus Lei-
Änderungen der Messgröße im gleichen Frequenzbereich.
12Störung durch Netzfrequenz und Oberwellen, besonders nachteilig bei zeitlichen
12Einfluß thermoelektrischer Spannungen (Thermoelemente).
„driftet“. Der Grund: Alterung der Bauteile, Temperatureinflüsse, nicht konstante
Versorgungsspannung, usw.
12Gefahr der Nullpunktdrift (Der eingestellte Nullpunkt bleibt nicht konstant, er
Als zusätzlicher Vorteil ergibt sich, dass der Vorzeichenwechsel des Messsignals mit übertragen wird, ohne dass der schaltungstechnische Aufwand höher wird (s. dazu Kap. Trägerfrequenzmessverstärker). Diese Vorteile müssen jedoch mit folgenden Nachteilen erkauft
werden:
Gleichspannungsverstärker sind Verstärker mit der unteren Grenzfrequenz Null. Es lassen
sich Messsignale vom statischen Fall über sich langsam ändernde Signale bis hin zu hochfrequenten Messsignalen verstärken. Die obere Grenzfrequenz wird praktisch nur durch
die Zeitkonstante des Widerstandsaufnehmers, der Zuleitung und des Verstärkers bestimmt (die im Labor verwendeten Verstärker haben eine Bandbreite von 0 bis ca. 20 kHz).
Damit steht dem Anwender für alle Anwendungen im mechanischen Bereich ein ausreichendes Frequenzspektrum zur Verfügung.
3.1 Gleichspannungsverstärker
3
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
22
(3.1)
U 0 ∆R
⋅
= U0 ⋅ C .
4
R
(3.2)
Bei zeitlicher Veränderung der Messgröße ist der Amplitude der Brückenwechselspannung
eine weitere Wechselspannung überlagert. Man spricht in diesem Fall von einer Amplitudenmodulation (AM). Für eine sinusförmige Veränderung der Messgröße soll die AM erläutert werden.
U AB = Uˆ 0 ⋅ C ⋅ sin ( Ω t )
Dabei ist die relative Änderung ∆R / R als klein angenommen. Es ergibt sich
U AB =
Verändert sich ein Widerstand (Widerstandsaufnehmer) der Brücke statisch (z.B. statische
Belastung eines DMS), so ergibt sich nach Abschnitt (2.5.1) eine Spannungsänderung in
der Brückendiagonalen von
U 0 = Uˆ 0 sin( Ω t )
Der Generator G liefert eine sinusförmige Wechselspannung mit der Trägerfrequenz Ω :
Bild 3.1 Trägerfrequenzmessverfahren
Ein Verstärker, der die Nachteile des Gleichspannungsverstärkers vermeidet, ist der Trägerfrequenzmessverstärker. Außerdem ist der Schaltungsaufwand und damit der Preis erheblich höher. In Bild 3.1 ist der Trägerfrequenzmessverstärker in einer mit Wechselspannung gespeisten Messbrücke mit der zugehörigen Demodulation des Signals dargestellt.
3.2 Trägerfrequenzmessverstärker
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
(3.3)
23
bzw. 50 kHz
zerlegt.
sin α sin β =
1
(cos(α − β ) − cos (α + β ))
2
Um die für den Wechselspannungsverstärker erforderliche Bandbreite zu ermitteln, wird
Gl.(3.3) entsprechend dem Multiplikationstheorem
ω
= 1 kHz bzw. 10 kHz .
2π
Die sich daraus ergebenden oberen Grenzfrequenzen für die Messgröße sind dann
Ω
= 5 kHz
2π
Übliche Trägerfrequenzen sind
Ω ≥5ω
Bild 3.2 zeigt die amplitudenmodulierte Spannung. Daraus wird deutlich, daß zur hinreichend genauen Nachbildung der Messgröße die Trägerfrequenz Ω deutlich größer als die
Messfrequenz ω sein muß. Für praktische Messungen sollte gelten:
Bild 3.2 Amplitudenmodulierte Spannung an der Brückendiagonale
U AB = Uˆ 0 (C0 + Cˆ sin (ω t )) sin ( Ω t )
Damit wird Gl.(3.2) zu:
Es sei C = C0 + C sin (ω t )
1
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
(3.4)
24
Kreisfrequenz
Bild 3.3 Trägerfrequenz Ω mit Seitenbändern
U1
Bild 3.4 Frequenzgemisch am Ausgang des Messverstärkers
b
a
t
Mit der Bedingung Ω ≥ 5ω müssen Frequenzen von Ω − 0, 2 Ω bis Ω + 0, 2 Ω übertragen
werden können. Damit ergibt sich das erforderliche Frequenzband von ± 20% um die Trägerfrequenz. Verwendet man als Messverstärker einen Verstärker, der genau dieses Frequenzband übertragen kann, alle anderen Frequenzen jedoch nicht durchlässt, so sieht
man deutlich den Vorteil des Trägerfrequenzverfahrens: Alle Störungen, die nicht innerhalb dieses Bereiches liegen, werden unterdrückt und verfälschen das Messsignal nicht.
Um nun aus dem Frequenzgemisch am Ausgang des Messverstärkers wieder das (nun verstärkte) Messsignal zu erhalten, muss die Modulation wieder rückgängig gemacht werden,
d.h. das Frequenzgemisch muß demoduliert werden. Eine einfache Gleichrichtung (Betragsbildung) reicht in diesem Falle nicht aus, wie in Bild 3.4 gezeigt ist.
E
D
UAB
Man sieht aus Gl.(3.4), dass außer der Trägerfrequenz Ω auch noch die sogenannten „Seitenfrequenzen“ ( Ω − ω ) und ( Ω + ω ) übertragen werden müssen (siehe Bild 3.3)
1
1
1
U AB = Uˆ 0 ⋅ C0 sin( Ω t ) + Uˆ 0 ⋅ C ⋅ cos(( Ω − ω ) t ) − Uˆ 0 ⋅ Cˆ cos(( Ω + ω ) t )
2
2
= D sin( Ω t ) + E [ cos(( Ω − ω ) t ) − cos(( Ω + ω ) t )]
Es ergibt sich aus Gl.(3.3)
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
25
Bild 3.5 Signalfolge zur phasenempfindlichen Gleichrichtung
b
a
Bild 3.5 zeigt die verstärkte amplitudenmodulierte Brückenspannung U1 .
U4
U3
U2
U1
t
t
t
t
Es geht dabei das Vorzeichen der Brückenverstimmung verloren, man kann nicht zwischen
den Kurven a und b in Bild 3.4 unterscheiden. Deshalb verwendet man zur Demodulation
die sog. „phasenempfindliche Gleichrichtung“. In Bild 3.1 wird dieser Demodulator durch
den Multiplizierer und den nachgeschalteten Tiefpass repräsentiert. Die Signalfolge dazu
ist in Bild 3.5 dargestellt.
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
26
U1 ⋅ U 2 verfälscht.
senverschiebung auf, z.B. als Folge ungleicher Zuleitungskapazitäten, so wird das Produkt
Außerdem darf der Messverstärker die Phase nicht verändern. Tritt beim Signal eine Pha-
dem Amplitudenabgleich ein Phasenabgleich der Messbrücke durchgeführt werden muß.
von Brückenausgangssignalen und den Rechtecksignalen. Das hat zur Folge, dass neben
Eine Voraussetzung für die genaue Multiplikation ist die Übereinstimmung der Zeitpunkte
stärkte Messspannung U 4 .
quenz ω und nicht mehr die Trägerfrequenz Ω hindurchlässt, ergibt sich die nun ver-
stimmung entspricht. Mit Hilfe eines Tiefpassfilters, das nur noch die niedrige Signalfre-
für U 3 eine wellige Wechselspannung, deren Mittelwert der sinusförmigen Brückenver-
Produkt der Signale U1 und U 2 gebildet. Entsprechend den Vorzeichenregeln ergibt sich
Frequenz und Phase dem Brückenspeisesignal gleicht. In der Multiplikationsstufe wird das
Dem Generator, der die Messbrücke speist, wird ein Rechtecksignal U 2 entnommen, das in
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
27
CA
RK
Ri
Ci
Ue
Ladungsverstärker
Bild 3.7 Ersatzschaltbild
Kabel
CK
A
V
Ua
Spannung eines Kondensators
elektrischer Strom =
:
Ladung
:
Zeit
Ladung
elektrische Kapazität =
:
Spannung
Q
t
Q
C=
U
1
U = ∫ I dt
C
I =
Dabei ist der ladungserzeugende Piezokristall durch das Symbol einer Stromquelle dargestellt, ferner die Isolationswiderstände von Aufnehmer R A , Kabel R K und Ladungsverstärker Ri . Sie liegen alle in der Größenordnung R A ≈ R K ≈ Ri ≈ 1012 Ω . Die Werte für die
Kapazitäten C A und Ci liegen bei wenigen Picofarad; die Kabelkapazität C K beträgt ca.
100 Picofarad.
Zum besseren Verständnis des Ladungsverstärkers sollen hier kurz einige wichtige Grundgesetze der Elektrotechnik wiederholt werden:
Aufnehmer
RA
i
Cg
UCg
Zeichnet man das Ersatzschaltbild, so entsteht eine Darstellung wie in Bild 3.7.
Bild 3.6 Messkette (Geräteplan, Signalflussplan)
Die piezoelektrische Messkette besteht aus dem piezoelektrischen (Kraft-) Aufnehmer, dem
Zuleitungskabel, einem Ladungsverstärker und einem Anzeigeinstrument.
3.3 Piezoelektrische Messkette und Ladungsverstärker
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
28
(3.5)
(3.6)
(3.7)
C ges := C A + C K + Ci + A ⋅ C g
(3.8)
verschiedenen Kondensatoren lässt sich der Proportionalitätsfaktor (K) beliebig einstellen,
um eine Kalibrierung der Messkette herbeizuführen oder um den Empfindlichkeitsbereich
Die Spannung U Cg ist direkt proportional der erzeugten Ladung Q. Durch die Wahl von
mit
= (C A + C K + Ci + A ⋅ C g ) U e = C ges ⋅U e
Q = C AU e + C K U e + CiU e + C g ⋅ A ⋅ U e
verstärkung vergrößert (Parallelschaltung von Kondensatoren). Aus Gl.(3.7) folgt mit
Gl.(3.6):
sonders groß ist, sondern weil die Spannung dort um 4 bis 5 Größenordnungen über der
Spannung an den übrigen Kondensatoren liegt. Durch die Kunstschaltung des Ladungsverstärkers erscheint der Ladungsquelle die Gegenkopplungskapazität C g um die Leerlauf-
nachlässigt werden, da letztere die Aufnehmerkapazität und auch die Eingangskapazität
des Verstärkers um ein bis zwei Größenordnungen übersteigt. Der weitaus größte Teil der
Ladung Q fließt jedoch auf den Gegenkopplungskondensator, und zwar nicht weil er be-
Die Anteile Q A und Qi können meist gegenüber dem Anteil Q K der Kabelkapazität ver-
= C AU e + C K U e + CiU e + C gU Cg
Q = Q A + Q K + Qi + QCg
Die im Aufnehmer erzeugte Ladung Q verteilt sich auf die Kondensatoren entsprechend
der Kapazitäten und Spannungen.
U Cg ≈ A ⋅ U e = − U a
U Cg = − U a + U e = A ⋅ U e + U e
Durch Anwendung der Maschenregel auf die in Bild 3.7 eingezeichneten Spannungen ergeben sich unter Berücksichtigung von Gl.(3.5) (|U a | >> |U e |) folgende Näherungen:
Ua = −A ⋅Ue
Die Verstärkergleichung lautet (Benutzung des invertierenden Eingangs !):
Alle Teile vom Aufnehmer bis zum Verstärkereingang werden hochisolierend ( 1012 Ω ) aufgebaut, einschließlich des Strombedarfs im Verstärkereingang. Um zu vermeiden, dass sich
aufgrund der Ladungen und Kapazitäten eine Spannung am Aufnehmer und an den Eingangsleitungen aufbaut, wird ein spannungsgegengekoppelter Verstärker verwendet, bei
dem die Ausgangsspannung U a über einen Kondensator C g auf den Eingang mit entgegengesetztem Vorzeichen zurückwirkt. Entsprechend der Leerlaufverstärkung A (typisch
50 000) des Verstärkers baut sich am Verstärkereingang nur eine zu vernachlässigende
Spannung auf.
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
29
!
t2
-t/!
; C g = 100 pF
⇒
τ = 10 s
1
1
1
1
+
+
R A RK Ri
C A = 100 pF
Ci = 100 pF
CK = 100 pF
Cg = 100 pF
Cges = 5,0003 µ F
R K = 10 9 Ω
Rges = 9,98 ⋅108 Ω
τ = Rges ⋅ Cges = 4,99 ⋅103 s = 1,38 h
Ri = 1012 Ω
R A = 1012 Ω
12Rechenbeispiel 1 (Leerlaufverstärkung A = 50 000):
R ges =
(3.9)
U
1
101 102 103 104 105 106 107 108
Bild 3.9 Benutzbarer Frequenzbereich für verschiedene Zeitkonstanten
10-4 10-3 10-2 10-1
f (!lang)
f (!mittel)
f (!kurz)
f (Hz)
sehr niedrige untere Grenzfrequenz, langsames „Volllaufen“
mittelmäßig niedrige Grenzfrequenz
höhere untere Grenzfrequenz
Bild 3.9 zeigt den benutzbaren Frequenzbereich für die verschiedenen Zeitkonstanten.
12lang (statisch):
12mittel:
12kurz:
Bei sehr langsamen Vorgängen wird so das vom Aufnehmer erzeugte Signal verfälscht, es
ergibt sich eine minimale Frequenz, bei der die Messanordnung noch einsetzbar ist. Mittels
eines Schalters an der Frontplatte des Ladungsverstärkers kann zwischen den Zeitkonstanten
Rab = 1011 Ω
Parallelschaltung der Isolationswiderstände:
t
12Rechenbeispiel 2
τ = Rab ⋅ C g
je nach Anwendungsfall ausgewählt werden.
Bild 3.8 Entladungsvorgang eines Kondensators
t1
Q = Q0 e
30
Damit wird die Zeitkonstante τ sehr viel größer als eine Stunde. Wie bei jedem Verstärker
entstehen auch hier winzige Restströme, z.B. durch Reibung im Kabel oder Isolationsfehler
der Zuführungen und Strömen aus dem Verstärkereingang. Auch diese Ströme laden den
Gegenkopplungskondensator auf, so dass die Kondensatorspannung nach einer Zeit von
Minuten oder Stunden ihr Maximum erreicht hat, ohne dass der Aufnehmer eine Ladung
abgegeben hat. Um dieses „Volllaufen“ des Kondensators zu vermeiden, schaltet man parallel zum Gegenkopplungskondensator Cg Widerstände, welche die oben erwähnten Restströme ableiten. Dieser Ableitwiderstand zusammen mit dem Gegenkopplungskondensator
ergibt eine „neue“ Zeitkonstante
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
Sie entspricht einer abfallenden e-Funktion. Verlängert man die Tangente im Punkt
[t1 ,Q(t1 )] , so schneidet sie die Zeitachse an einer charakteristischen Stelle t2 . Bis zu diesem Abszissenpunkt ist die Funktion von Q(t1 ) auf den Wert Q(t2 ) = 1 / e ⋅ Q(t1 ) abgesunken; der Funktionswert beträgt noch ca. 37 % von Q(t1 ) . Der Abszissenabstand t2 − t1 wird
als Zeitkonstante τ bezeichnet und lässt sich leicht aus dem Produkt τ = R ⋅ C berechnen.
Für den Fall des Ladungsverstärkers sieht die Bilanz wie folgt aus:
Q (t2)
Q (t1)
Q0
Selbst wenn die Isolationswiderstände der Bauteile extrem hoch sind, bleibt die erzeugte
Ladung doch nicht unbegrenzt erhalten. Sie fließt über die Widerstände ab. Stellt man diesen Entladungsvorgang grafisch dar, ergibt sich eine Funktion wie in Bild 3.8 dargestellt.
des Aufnehmers zu beeinflussen. Die Spannungsmessung erfolgt dabei natürlich nicht am
Gegenkopplungskondensator, da hier der Messkette durch Ladungsabbau Verluste zugefügt würden, sondern unter Wahrung der Proportionalität (Gl.(3.6)) am Verstärkerausgang.
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
31
1
2π τ
1
1
ω g = 2π fg =
=
RC τ
f gu =
→
Für die untere Grenzfrequenz gilt dann:
1
=R
ω gC
Die untere Grenze ist bestimmt durch die Selbstentladung. Die untere Grenzfrequenz f gu
kann aus der Zeitkonstanten des RC-Gliedes wie folgt berechnet werden: Die untere Grenzfrequenz ist die Frequenz, bei der durch das RC-Glied eine Verringerung der Signalamplitude um den Faktor 1 / 2 erfolgt. Aus dem Zeigerbild des RC-Gliedes, in dem der ohmsche
Widerstand R und der kapazitive Blindwiderstand 1 / ω C senkrecht aufeinander stehen,
geht hervor, dass bei der Grenzfrequenz die Beträge beider Widerstände ähnlich groß sind:
Durch die Elastizität des Aufnehmers und die beteiligte Masse entsteht ein schwingungsfähiges System, das eine Resonanzüberhöhung der Aufnehmerkennlinie bei einigen hundert Kilohertz verursacht. Im Anwendungsfall einer piezoelektrischen Kraftmessung ist die
Federsteifigkeit der Kraftmessscheibe und der angekoppelten Objektmasse für die Resonanzfrequenz entscheidend. Durch diese Tatsache ist der nutzbare Frequenzbereich nach
oben hin beschränkt.
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
Ausgeber
32
B ⋅ A ⋅w
I
D
Bild 4.1 Drehspulmesswerk
ϕ=
(4.1)
Die in Spitzen, Zapfen oder Torsionsbändern gelagerte Drehspule kann in einem konzentrischen Luftspalt schwingen. Das für die Drehung erforderliche Magnetfeld B wird durch
einen Dauermagneten erzeugt. Zur Erzeugung des Drehmoments wird neben dem Magnetfeld B noch ein durch die Spule fließender Strom I benötigt. Mit dem spezifischen Rückstellmoment der Feder D , der Spulenfläche A und der Windungszahl w der Spule ergibt
sich die Gleichung für den Ausschlagwinkel ϕ .
Das häufigste für Gleichstrom verwendbare Zeigerinstrument ist das Drehspulinstrument.
Eine schematische Darstellung zeigt Bild 4.1.
4.1.1 Zeigerinstrumente
Mit „analog“ bezeichnet man Messgrößen, die in ihrem Wertebereich jeden beliebigen Wert
annehmen können. So kann z.B. ein Thermoelement innerhalb seines Verwendungsbereichs bei entsprechenden Messstellentemperaturen unendlich viele verschiedene Spannungswerte abgeben. Vertreter der analogen Messtechnik sind die Zeigerinstrumente und
das Lichtmarkengalvanometer.
4.1 Analoge Messtechnik
4
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
33
Wegen der geringen inneren Dämpfung muss hier besonders auf die elektrische Bedämpfung des Messwerks geachtet werden. Vom Hersteller des Galvanometers wird meist der
Wert des Widerstand RP angegeben, bei dem sich der aperiodische Grenzfall (asymptotisches Annähern an den Sollwert) einstellt.
Bild 4.2 Strahlengang des Lichtmarkeninstruments
Durch Verwendung großer Spulen mit hohen Windungszahlen und Torsionsbändern mit
geringer Richtkraft ist beim Galvanometer eine hohe Empfindlichkeit erzielbar. Durch das
Anbringen von Spiegeln auf der Spule lassen sich große Skalenlängen ausleuchten. Den
Aufbau zeigt Bild 4.2.
4.1.2 Lichtmarkengalvanometer
Da das bewegliche Organ des Anzeigeinstruments ein schwingungsfähiges Feder-MasseSystem ist, kann es durch Einwirkung der Messgröße und der Störgrößen Schwingungen
ausführen. Die Schwingungsfrequenz ist vom Trägheitsmoment der Drehmassen und vom
Richtmoment der Feder abhängig. Diese durch Luft- und Lagerreibung nur gering bedämpften Schwingungen erschweren das Ablesen, so dass zusätzliche Dämpfungen angebracht werden müssen. Neben einigen konstruktiven Maßnahmen kann das Messwerk mit
Öl gefüllt werden (viskose Dämpfung) oder durch Parallelschalten eines Widerstands elektrisch bedämpft werden. Eine im Magnetfeld schwingende Spule liefert eine Induktionsspannung, die durch den von der Spule aus gesehenen Widerstand einen die Spulenbewegung dämpfenden Strom treibt. Nach Möglichkeit sollte die Dämpfung so eingestellt sein,
dass die Anzeige maximal um die Klassengenauigkeit (z.B. 2,5 %) über den Sollwert hinausschießt.
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
Rp
34
Bei Lichtstrahloszillographen wird der abgelenkte Lichtstrahl auf UV-empfindliches Papier
projiziert und zeichnet dort den Kurvenverlauf auf. Wegen der geringen Masse des beweglichen Teils (Spule und Spiegel) können einerseits hohe Empfindlichkeiten, andererseits ein
großer nutzbarer Frequenzbereich (ca. 10 kHz) erreicht werden.
Bei größeren Widerständen zeigt das Gerät Überschwingen, bei kleineren Widerständen
bewegt es sich langsam auf den Sollwert zu.
Bild 4.3 Elektrische Bedämpfung eines Lichtmarkeninstruments
Rv
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
35
7
-8
-7
-6
-5
-4
-3
-2
-1
0
1
2
3
4
5
6
23
22 21 20
-8
-7
-3
-2
-1
-8
-7
-6
-5
-4
-3
-2
-1
1
2
Bild 4.4 Digitalisierung
-6 -5 -4
1
2
3
4
5
6
7
XA
8
3
4
5
6
7
analoge
Kennlinie
8
XE
quantisierte
Kennlinie
Für die technische Weiterverarbeitung hat sich eine Darstellung im binären Zahlensystem
( 2 n , n = Stellenzahl) als sehr praktisch erwiesen, da nur Zustände „Signal vorhanden“ –
„Signal nicht vorhanden“ unterschieden werden. In Bild 4.4 ist die Verteilung der unterscheidbaren Stufen eines Wertebereichs dargestellt, daneben die Bezeichnung der Stufen
im binären Zahlensystem (Zweier Komplement Code).
4.2.1 Die Zahlenwertdarstellung
Als Folge unvermeidlicher oder an die Messaufgabe angepasster Messunsicherheiten gibt
es nur eine endliche Anzahl sinnvoll unterscheidbarer Messwerte, d.h. einen beschränkten
Wertevorrat. Soll ein analoger Messwert durch eine Zahl beschrieben werden, so ist die
Stellenzahl begrenzt und an die Messunsicherheit bzw. Reproduzierbarkeit angepasst. Mit
dieser Beschränkung teilt man den Messbereich in eine Anzahl von Abschnitten auf, die
durch Ziffernkombinationen voneinander unterscheidbar sind. 4 Dezimalstellen lassen sich
maximal 10 4 unterscheidbaren Werten der Messgröße zuordnen (0 bis 9999). Ein solcher
digitaler Messwert hat wesentliche Vorteile in Bezug auf die Speicherung und Weiterverarbeitung. Er lässt sich elektronisch gut speichern und mathematisch weiterverarbeiten.
4.2 Digitale Messtechnik
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
36
Die technische Umsetzung einer analogen Größe in einen digitalen Zahlenwert benötigt
eine gewisse Umsetzungszeit. Bei Messgrößen, die während dieser Umsetzungszeit ihren
Wert ändern, können infolgedessen Probleme auftauchen, auf die jedoch nicht weiter eingegangen werden soll. Die weitaus größere Zahl der heute verwendeten Analog-DigitalUmsetzer zeigen ein integrierendes Verhalten, d.h. sie bilden einen Mittelwert während der
Umwandlungszeit. Will man eine präzise Messung durchführen, so muss die Messgröße am
Eingang eine konstante Größe haben. Übliche Messgeräte, z.B. Digitalvoltmeter, erreichen
2 bis 10 Umsetzungen pro Sekunde. Bei einer sinnvollen Messung darf sich die Anzeige von
Umsetzung zu Umsetzung nur wenig ändern. Weiterhin gibt es spezielle Analog-DigitalUmsetzer, die in Zeitabständen den Wert der Eingangsgröße aufnehmen und abspeichern.
Sie setzen dann den gespeicherten Wert um und sind dadurch von schwankenden Eingangsgrößen unabhängig.
4.2.3 Die Messung zeitlich veränderlicher Größen
Bei der Quantisierung wird festgestellt, in welchen Abschnitt des Zahlenwertebereiches der
Messwert fällt. Wo der Wert innerhalb dieses Intervalls tatsächlich liegt, ist nach der Umsetzung nicht bekannt. Dadurch entsteht eine zusätzliche Messunsicherheit, die dem Betrag nach maximal einem digitalen Messschritt entspricht. Bei einer Fehlerbetrachtung
muss dieser Digitalisierungsfehler zu den übrigen Fehlern der Messkette hinzugefügt werden. Bei einem digital anzeigenden Messgerät besteht kein direkter Zusammenhang zwischen der Stellenzahl des angezeigten Messwerts und dem Gesamtfehler der Messanordnung. Es ist durchaus möglich, bei einer Messunsicherheit von 5 % eine 8-stellige Anzeige
mit einer Auflösung von 0,00000001 zu verwenden, obwohl bereits eine zweistellige Anzeige
mit der Auflösung 0,01 ausreichend wäre. Damit soll verdeutlicht werden, dass die Stellenzahl der Anzeige der Messunsicherheit der übrigen Messanordnung angepasst werden
muss.
Die Umsetzung analoger Signale in Zahlenwerte bzw. Digitalsignale nennt man Quantisierung; die Umsetzung geschieht elektronisch mit einem sogenannten Analog-/DigitalWandler (A/D-Wandler oder ADU mit U für Umsetzer).
4.2.2 Digitalisierung als Fehlerquelle
Ein Nachteil des binären Zahlensystems liegt in der hohen Zahl der Stellen, die zur Darstellung großer Zahlen benötigt werden. Eine Zahl in binärer Darstellung hat beinahe
dreimal so viele Stellen wie in dezimaler Darstellung.
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
37
Bild 4.5 Oszilloskop, prinzipielle Darstellung
Für die Anzeige und Registrierung schnell veränderlicher Messgrößen werden Kathodenstrahloszilloskope eingesetzt. In ihnen wird die Ablenkung eines Elektronenstrahls im
elektrostatischen Feld ausgenutzt. Die am weitesten verbreitete Bauart benutzt eine evakuierte Glasröhre, in der die wesentlichen Teile untergebracht sind. Eine Glühkathode emittiert Elektronen, die durch die zwischen der Kathode und der Anode liegende Spannung
beschleunigt werden und dabei hohe Geschwindigkeiten (bis zu 50 000 km/s) aufnehmen.
Bevor der Kathodenstrahl zu den Ablenkplatten gelangt, wird durch den Wehnelt-Zylinder,
der dem Gitter einer üblichen Elektronenröhre entspricht, seine Intensität, und durch eine
Elektronenlinse die Schärfe der Abbildung gesteuert.
4.3 Kathodenstrahloszilloskop
Im Gegensatz zu mechanischen Anzeigegeräten haben digital anzeigende Geräte keine
Probleme mit der Bedämpfung von Resonanzerscheinungen. Ein ähnliches Phänomen liegt
jedoch in der Messzeit eines solchen Gerätes. Je nach dem inneren elektronischen Aufbau
bildet das Anzeigegerät den Mittelwert über ein zeitliches Intervall der Eingangsgröße. Bei
statischen Messungen entstehen so keine Probleme; will man jedoch sich schnell ändernde
Größen beobachten, so ergeben sich durch die scheinbare Trägheit u.U. merkliche Verfälschungen.
4.2.4 Digital anzeigende Geräte
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
38
Die erforderlichen Ablenkspannungen U x und U y werden grob- und feinstufig veränderbaren Verstärkern entnommen, die im Oszilloskop eingebaut sind. Wegen der geringen Trägheit der Elektronen können Kathodenstrahl-Oszilloskope bis zu höchsten Frequenzen und
zur Aufzeichnung sehr schnell verlaufender Vorgänge (minimal 10 −9 s Anstiegszeit) verwendet werden.
Die der zu messenden Größe entsprechende Spannung U y wird an ein Paar im Rohr befindlicher Ablenkplatten gelegt und erzeugt zwischen diesen ein elektrisches Feld. An einem zweiten Plattenpaar liegt eine zeitproportional ansteigende Spannung U x . Beim
Durchgang durch die elektrischen Felder der beiden Plattenpaare wird die Richtung des
Elektronenstrahls abgelenkt. An den Auftreffstellen der Elektronen leuchtet der Schirm
während einer von der Zusammensetzung des Leuchtstoffs abhängigen Zeit auf, so dass die
Messgröße in der üblichen Weise als Zeitfunktion (in x-y-Koordinaten) auf dem ebenen Fluoreszenzschirm erscheint. Für die Darstellung periodisch verlaufender Vorgänge muss die
linear mit der Zeit anwachsende Spannung U x des zweiten Plattenpaares als Sägezahn
periodisch wiederkehren. Damit ein stehendes Schirmbild entsteht, müssen Messsignal
und Sägezahn zeitsynchron verlaufen.
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
Anpassung
39
•
•
•
•
•
•
Empfindlichkeit des Messobjektes gegen Aufnehmereinflüsse
Empfindlichkeit des Messaufnehmers gegen andere Größen als die Messgröße (Einflussgröße)
Übertragungseigenschaften und Dynamik der Messkette
Störeinflüsse auf die Messkette
Erforderliche Einrichtungs- und Betriebskosten
Messpersonalbelastung, Schulung und Qualifikation
Ein wesentlicher Gesichtspunkt beim Entwurf von Messeinrichtungen ist es, die Signalleistung so zu gewinnen und auf die Messwertausgabe zu übertragen, dass dieser ein Maximum an Nutzleistung zur Verfügung steht. Diese Leistungsanpassung kann ausreichen,
ein Anzeigegerät ohne zusätzlichen Verstärkeraufwand zu betreiben. Die Messobjektbelastung kann ebenfalls durch die Leistungsanpassung verringert werden. Ausreichende Signalleistungen aus einem Aufnehmer verringern die Anforderungen an Störsignalabschirmungen und an die Verstärker. Rauschsignale und Störungen aus der Umgebung fallen
nicht so stark ins Gewicht. Leider ist in den meisten Fällen eine große Messsignalleistung
aus dem Messobjekt mit einem entsprechend großen Energieumsatz in der Messstelle verbunden. Damit entstehen wieder Messfehler durch Störung des Messobjektes. Daher müssen beim Entwurf von Messeinrichtungen folgende Gesichtspunkte gegeneinander abgewogen werden:
Als Beispiel soll eine Temperaturmessung an einem im Dauerschwingversuch belasteten
Volumenelement eines Kunststoffteiles dienen. Die Wärmeleitfähigkeit des Messobjektes
(Kunststoff) ist geringer als die der Drähte eines passenden Thermoelementpaares (FeKonst). Die Messdrähte verändern sowohl durch Wärmeleitung als auch durch innere Reibung im Kunststoff die Temperaturverteilung gegenüber dem Zustand ohne Temperaturaufnehmer. Die Messung muss so ausgelegt werden, dass an der Messstelle Zusatzwärme
weder erzeugt noch durch vom Kunststoff abweichende Wärmeleitung verändert wird. Dazu ist es günstig, möglichst dünne Leiterquerschnitte zu verwenden und die Leitungen von
der Messstelle über möglichst geringe Temperaturgradienten zu führen. Damit wird der
Energietransport im Messstellenbereich so wenig wie möglich verändert.
Ziel jeder Messung ist es, Informationen über den Zustand des Messobjektes zu erhalten;
zumindest das als Aufnehmer bezeichnete Glied einer Messkette muss mit dem Objekt in
Wechselwirkung treten. Der Messende erlangt nur Information über das durch den Aufnehmer gestörte Messobjekt. Jede Messung erfordert im Rahmen der zulässigen Messunsicherheit eine Auswahl von Messmitteln und Messmethoden, um die Auswirkung des Messvorganges auf das Messergebnis in der Störung möglichst gering zu halten.
5.1 Anpassung zwischen Messobjekt und Messaufnehmer
5
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
40
Tm
Um
UA
Um
I
RA
Bild 5.1 Beispiel zur elektrischen Leistungsanpassung
Tv
Ri
UA
⇒ UA =
und
Um
⋅ RA
Ri + R A
U A = I ⋅ RA
I =
Um
Ri + R A
Sowohl U A als auch I hängen in folgender Weise von R A ab:
PA = U A ⋅ I
(5.1)
R A ist so zu wählen, dass eine möglichst große Leistung an R A abgegeben wird. Die Leistung PA berechnet sich zu:
Ri = Widerstand der Thermoelement- und evtl. Ausgleichsdrähte
R A = der zwischen den Klemmen des Messinstruments gemessene Widerstand
Das Thermoelement erzeugt nur eine von der Messtemperatur abhängige Quellspannung
U m ; diese treibt den Messstrom I durch den Widerstand R = Ri + R A .
Beispiel:
Wie bereits schon diskutiert ist es meist sinnvoll, einen möglichst großen Anteil der dem
Objekt noch zulässig durch den Messvorgang entnehmbaren Leistung in die Messkette
bzw. auf die Messwertausgabe zu übertragen.
5.2 Elektrische Leistungsanpassung
Unter industriellen Gesichtspunkten wird man die Systemkosten aus Investitions-, Personal-, Betriebs- und Abschreibungskosten minimieren. Unter Labor-, vor allem Forschungsgesichtspunkten hat oft die schnelle Realisierung und vielfältige Wiederverwendbarkeit der
Messkettenglieder Priorität.
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
PA =
RA
( Ri + R A ) 2
2
Um
+
+ RA ) −
Ri = R A
2
2 Um
+ RA )
(5.2)
41
1
2
(5.3)
Die Hälfte der abgegebenen Leistung lässt sich also für die Anzeige im Messinstrument
nutzen.
η=
P
U ⋅I
RA
=
η= A = A
Pm U m ⋅ I ( Ri + RA )
Der Wirkungsgrad η berechnet sich aus dem Verhältnis der aufgenommenen Leistung PA
zur abgegebenen Leistung Pm = U m ⋅ I in diesem Fall wie folgt:
Daraus folgt:
0
2
= Um
( Ri
d PA
=0
d RA
RA
2
RA ) − 2 Um
R A ( Ri
( Ri + R A ) 4
2
PA wird zum Maximum, wenn gilt:
d PA
=
d RA
2
Um
( Ri
Die Ableitung von PA nach R A ergibt:
Damit wird:
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
Richtlinien zum Protokoll
Anhang
42
Anhang : Messprotokoll
Dies wird während der Versuchsdurchführung angelegt und beinhaltet alle Messwerte
und Angaben zu den Messgeräten, inklusive Messschrieben und grafischen Darstellungen.
Es handelt sich hierbei um die originalen handschriftlichen Aufzeichnungen!
Diskussion der Ergebnisse
Teil III:
Messtechnik der Maschinendynamik (tec 595)
Grundlagen des elektrischen Messens nichtelektrischer
Größen (elt 50)
Kompendium der Messtechnik (tec 500)
Handbuch der technischen Temperaturmessung (tec 601)
Prozessmesstechnik I
Holzweissig
Jüttemann
Profos
Lieneweg
Kronmüller, Barakat
6.2 Literaturhinweise
Diese drei Teile sollten eine feste Einheit bilden und keine lose Zettelsammlung sein!
•
Auswertung der Messungen
Ergebnisse des Versuches
Versuchsprotokoll
Teil I:
Kurze Versuchsbeschreibung
Versuchsaufbau
•
Teil II:
Deckblatt
- Datum der Versuchsdurchführung
- Versuchsbezeichnung
- Gruppennummer
- Namen der Gruppenmitglieder + Matrikelnummer
•
Ein Protokoll besteht aus den folgenden drei Teilen:
6.1
6
Allgemeine Grundlagen der Meßgrößenverarbeitung
Theorie............................................................................................ 35
Versuch......................................................................................... 299
Versuchsbeschreibung ............................................................................................... 300
Versuchsdurchführung.............................................................................................. 308
Versuchsauswertung ................................................................................................. 326
2
2.1
2.2
2.3
Einleitung .................................................................................................................... 36
Passive RC- Netzwerke ............................................................................................... 43
Der Tiefpass ................................................................................................................. 46
1.3.1 Beschreibung im Frequenzbereich........................................................................ 60
1.3.2 Beschreibung im Zeitbereich................................................................................. 85
1.3.3 Tiefpass als Integrierglied................................................................................... 120
1.3.4 Tiefpass als Mittelwertbildner............................................................................ 126
1.3.5 Anstiegszeit und Grenzfrequenz......................................................................... 143
1.4
Der Hochpass ............................................................................................................. 158
1.4.1 Beschreibung im Zeit- und Frequenzbereich...................................................... 159
1.4.2 Anwendung als Differenzierglied........................................................................ 200
1.4.3 Reihenschaltung mehrerer Hochpässe ............................................................... 214
1.5
Passiver RC-Bandpass............................................................................................... 231
1.6
Literatur .................................................................................................................... 296
1.1
1.2
1.3
1
Inhaltsverzeichnis
Elektrische Filter
Grundlagenlabor (AML / Kleine Laborarbeit)
Theorie
2
Passive RC- Netzwerke
Bild 1.1 Einfacher Tiefpass
Ein Tiefpass ist eine Schaltung, die tiefe Frequenzen nahezu unverändert überträgt und
bei hohen Frequenzen eine Abschwächung der Amplitude und Phasennacheilung bewirkt.
Bild. 1.1 zeigt die einfachste Schaltung eines RC- Tiefpasses.
1.3 Der Tiefpass
RC-Netzwerke sind in der Schaltungstechnik von grundlegender Bedeutung. Da ihre Wirkungsweise in allen Schaltungen dieselbe ist, soll ihre Funktion im folgenden eingehend
beschrieben werden.
1.2
Eine detaillierte Beschreibung von HP, TP und BP hinsichtlich des Frequenz- und Zeitverhaltens werden im Folgenden erläutert.
Zwei häufig verwendete Filter sind der Hochpass (HP) und der Tiefpass (TP). Der HP lässt
hochfrequente, der TP tieffrequente Signalanteile passieren. Aus einer Reihenschaltung
von einem HP und TP wird ein Bandpass (BP) gebildet. Dieser vereinigt beide Frequenzeigenschaften.
Filter sind Bauelemente mit einem definiert frequenzabhängigen Übertragungsverhalten.
Elektrische Filter werden realisiert durch Schaltungen mit Induktivitäten, Kapazitäten,
Widerständen, etc..
1.1 Einleitung
1
Elektrische Filter
3
G( jω) = G e j ϕ
1
1 + ω2 R2C 2
,
ϕ = − arctan( ωRC.)
(1.2)
(1.1)
und erhalten
=
1 + ω 2g R2C 2
1
1
1
fg =
ωg =
.
2π
2πRC
2
1
Bild 1.2 Bode-Diagramm eines Tiefpasses
G =
(1.3)
Die beiden Kurven sind in Bild 1.2 dargestellt. Zur Berechnung der 3 dB-Grenzfrequenz
( 20 ⋅ log( G( jω) ) ) setzen wir in Gl. (1.2)
G =
erhalten wir den Frequenzgang des Betrages und des Phasenwinkels:
Durch Zerlegung gemäß
U ( jω)
1 jω C
1
.
G( jω) = a
=
=
U e ( jω) R + 1 jωC 1 + jωRC
Zur Berechnung des Frequenzganges der Schaltung verwenden wir die Spannungsteilerformel in komplexer Schreibweise:
1.3.1 Beschreibung im Frequenzbereich
Elektrische Filter
4
2
1
2 −3dB .
mit ua (0) = 0
(1.5)
(1.4)
τ = RC
(1.6)
deshalb eine Zeitkonstante τ . Sie gibt an, wie lange es dauert, bis die Abweichung vom
stationären Wert nur noch den e-ten Teil der Sprunghöhe beträgt. Aus Gl. (1.5) ergibt sich
die Zeitkonstante zu
Dieser Verlauf ist in Bild 1.3 ebenfalls aufgezeichnet. Man erkennt, dass der stationäre
Wert ua = uˆ nur asymptotisch erreicht werden. Als Maß für die Einstellzeit definiert man
ua (t ) = uˆ ⋅ (1 − e RC ) ⋅ σ(t )
−t
RCu4 a (t ) + ua (t ) = ue (t ) = uˆ ⋅ σ(t )
Sie besitzt folgende Lösung:
von Gl. (1.1)):
Mit ic (t ) = C ⋅ u4 a (t ) folgt daraus die Differentialgleichung (oder Laplacerücktransformation
ue (t ) − ua (t )
− ic (t ) = 0 .
R
Zur Untersuchung der Schaltung im Zeitbereich geben wir einen Spannungssprung gemäß
Bild 1.3 auf den Eingang. Zur Berechnung der Ausgangsspannung wenden wir die
Knotenregel auf den (unbelasteten) Ausgang an und erhalten nach Bild 1.1
1.3.2 Beschreibung im Zeitbereich
• Bei f = fg ist G =
ist umgekehrt proportional zur Frequenz. Bei einer Verzehnfachung der Frequenz
verringert sich die Verstärkung demnach um den Faktor 10, d.h. sie nimmt mit 20
dB/Dekade bzw. 6 dB/Oktave ab.
• Bei hohen Frequenzen f 3 fg gilt nach Gl. (1.2) G ≈ 1 ωRC , d.h. die Verstärkung
• Bei tiefen Frequenzen f 1 fg ist G = 1 2 0 dB.
Die Phasenverschiebung beträgt bei dieser Frequenz ωg nach Gl. (1.2) ϕ = −45° . Wie man
in Bild 1.2 erkennt, lässt sich der Amplitudenfrequenzgang G = U a / U e mit Hilfe der
beiden Asymptoten auf einfache Weise konstruieren:
Elektrische Filter
Bild 1.3 Sprungantwort eines Tiefpasses
5
10%
2,3 ⋅ τ
Bild 1.4 Einstellzeit eines Tiefpasses
37%
τ
1%
4,6 ⋅ τ
Diese Eigenschaft lässt sich anhand der Oszillogramme in Bild 1.5 gut erkennen.
Einstellgenauigkeit
Einstellzeit
6,9 ⋅ τ
0,1%
Die Einstellzeit für kleinere Abweichungen lässt sich ebenfalls aus Gl.(1.5) entnehmen.
Bild. 1.4 zeigt eine Übersicht über einige wichtige Werte. Wenn man als Eingangssignal
eine Rechteckspannung mit der Periodendauer T anlegt, wird die e-Funktion nach der Zeit
T/2 durch den nächsten Sprung abgebrochen. Welcher Endwert dabei erreicht wird, hängt
T
gegenüber der Zeitkonstante τ ist.
davon ab, wie groß die Zeit
2
Elektrische Filter
fe = 10 fg ; Mittlere Kurve : fe =
fg ; Untere Kurve :
fe =
1
fg
10
6
t
0
1
ue (t5 ) dt5 + ua (0).
RC ∫
ue (t ) =
0
t
1
ue (t ) dt
T∫
ist. Darin ist T die Periodendauer der Eingangsspannung. Fasst man alle höheren Glieder
der Fourierreihe zusammen, erhält man eine Spannung ue′ (t ) , deren Verlauf mit dem der
arithmetischen Mittelwert
Für unsymmetrische Wechselspannungen ist die oben gemachte Voraussetzung f 3 fg in
keinem Fall erfüllt. Die Fourierentwicklung beginnt nämlich mit einer Konstante, die
gleich dem
1.3.4 Tiefpass als Mittelwertbildner
ua (t ) =
RCu4 a (t ) = ue (t )
Im vorhergehenden Abschnitt haben wir gesehen, dass die Ausgangs-Wechselspannung
klein gegenüber der Eingangsspannung wird, wenn man die Signalfrequenz f 3 fg wählt.
In diesem Fall arbeitet der Tiefpass als Integrierglied. Diese Eigenschaft lässt sich
unmittelbar aus der Differentialgleichung (1.4) ablesen: Mit der Voraussetzung ua 1 u e
folgt daraus:
1.3.3 Tiefpass als Integrierglied
Obere Kurve :
Bild 1.5 Rechteckverhalten eines Tiefpasses für verschiedene Frequenzen
Elektrische Filter
7
t
Restwelligkeit
1
ue′ (t5 ) dt5 + ue (t )
6
RC ∫
0 988
788
Mittelwert
(1.7)
(1.8)
1
folgt daraus:
2π ⋅ τ
1
ta ≈
3 fg
(1.9)
i
i
1
2.
i
fg ≈
n
fgi
Für den Fall von n Tiefpässen mit gleicher Grenzfrequenz folgt daraus
−
i
∑ ta2 .
fg ≈ ( ∑ fg−2 )
Entsprechend gilt für die Grenzfrequenz
ta ≈
(1.11)
(1.10)
Diese Beziehung gilt näherungsweise auch für Tiefpässe höherer Ordnung. Bei der Reihenschaltung mehrerer Tiefpässe mit verschiedenen Anstiegszeiten tai ergibt sich die
resultierende Anstiegszeit zu
Mit fg =
gibt an, in welcher Zeit die Ausgangsspannung von 10% auf 90% des Endwertes ansteigt,
wenn man einen Rechtecksprung an den Eingang legt. Aus der e-Funktion in Gl. (1.5)
erhalten wir:
ta = t90% − t10% = τ (ln 0,9 − ln 0,1) = τ ln 9 ≈ 2,2τ .
Eine weitere Kenngröße zur Charakterisierung von Tiefpässen ist die Anstiegszeit ta . Sie
1.3.5 Anstiegszeit und Grenzfrequenz
ua (t ) ≈ ue (t ) .
Macht man die Zeitkonstante τ = RC hinreichend groß, verschwindet die Restwelligkeit
gegenüber dem Mittelwert, und es wird
ua (t ) =
integriert, während der Gleichspannungsanteil linear übertragen wird. Die Ausgangsspannung wird also
darstellen. Für die Spannung ue′ (t ) kann die Voraussetzung f 3 fg erfüllt werden; sie wird
ue (t ) = ue (t ) + ue′ (t )
Eingangsspannung übereinstimmt, die aber so verschoben ist, dass sie den arithmetischen
Mittelwert Null besitzt. Die Eingangsspannung lässt sich also in der Form
Elektrische Filter
8
Bild 1.6 Einfacher Hochpass
R
u a (t )
G =
1
1 + 1 ω2 R2C 2
und
ϕ = arctan (
1
).
ωRC
(1.13)
•
•
•
Bei f = fg ist wie beim Tiefpass G =
2
1
2 −3dB .
Verstärkung ist proportional zur Frequenz. Die Asymptotensteigung beträgt
also +20 dB/Dekade bzw. +6 dB/Oktave.
Bei tiefen Frequenzen f 1 fg gilt nach Gl.(1.13) G ≈ ωRC , d.h. die
Bei hohen Frequenzen f 3 fg ist G = 1 2 0 dB .
Wie beim Tiefpass lässt sich der Amplitudenfrequenzgang in der doppelt logarithmischen
Darstellung einfach mit Hilfe der Asymptoten konstruieren:
Die Phasenverschiebung beträgt bei dieser Frequenz ωg ϕ = +45° .
Die beiden Kurven sind in Bild 1.7 dargestellt. Für die Grenzfrequenz erhalten wir wie
beim Tiefpass
1
fg =
(1.14)
2πRC
Daraus ergibt sich
Den Frequenzgang der Verstärkung und der Phasenverschiebung erhalten wir wieder aus
der Spannungsteilerformel:
U ( jω)
R
1
(1.12)
G( jω) = a
=
=
U e ( jω) R + 1 jωC 1 + 1 jωRC
u e (t )
C
Ein Hochpass ist eine Schaltung, die hohe Frequenzen nahezu unverändert überträgt und
bei tiefen Frequenzen eine Abschwächung der Amplitude und Phasenvoreilung bewirkt.
Die einfachste Schaltung eines RC-Hochpasses zeigt Bild 1.6..
1.4.1 Beschreibung im Zeit- und Frequenzbereich
1.4 Der Hochpass
Elektrische Filter
Bild 1.7 Bode-Diagramm eines Hochpasses
9
u (t )
d
(ue (t ) − ua (t )) − a = 0
dt
R
ua (t )
−t
= uˆ ⋅ e RC
⋅ σ(t )
(1.17)
(1.16)
(1.15)
Die Zeitkonstante besitzt also wie beim Tiefpass den Wert τ = RC . Zur Bestimmung des
Anfangswertes uˆ = ua (t = 0) benötigen wir eine zusätzliche Überlegung: In dem Augenblick,
in dem die Eingangsspannung einen Sprung macht, bleibt die Ladung des Kondensators
noch unverändert. Er wirkt also wie eine Spannungsquelle mit der Spannung U = Q C . Die
Ausgangsspannung macht demnach denselben Sprung ∆u wie die Eingangsspannung.
Springt ue von Null nach û springt die Ausgangsspannung von Null ebenfalls nach û (s.
Bild 1.8) und klingt anschließend exponentiell nach Gl. (1.17) wieder auf Null ab.
mit der Lösung
RCu4 a (t ) + ua (t ) = 0
Mit u4 e = 0 ergibt sich daraus die Differentialgleichung
C⋅
Zur Berechnung der Sprungantwort wenden wir die Knotenregel auf den (unbelasteten)
Ausgang an:
Elektrische Filter
Bild 1.8 Sprungantwort
10
due (t )
.
dt
Niederfrequente Eingangsspannungen werden also differenziert. Einen Überblick über das
Übertragungsverhalten eines Hochpasses kann man anhand der Oszillogramme in Bild 1.9
gewinnen.
ua (t ) = RC ⋅
Wenn man Eingangsspannungen mit Frequenzen f 1 fg anlegt, wird ua 1 ue . Dann folgt
aus der Differentialgleichung (1.15) :
1.4.2 Anwendung als Differenzierglied
Elektrische Filter
1
fg
10
11
i
i
∑ fg2
.
fg ≈ fgi ⋅ n
Für den Fall von n Hochpässen mit gleicher Grenzfrequenz folgt daraus
fg ≈
(1.19)
(1.18)
Bei der Reihenschaltung mehrerer Hochpässe erhält man die resultierende Grenzfrequenz
zu
1.4.3 Reihenschaltung mehrerer Hochpässe
Obere Kurve : fe = 10 fg ; Mittlere Kurve : fe = fg ; Untere Kurve : fe =
Bild 1.9 Rechteckverhalten eines Hochpasses für verschiedene Frequenzen
Elektrische Filter
12
( jωRC + 1)2 + jωRC
jωRC
1
1
+R+
1
jωC
+ jωC
R
Ua
jΩ
=
.
U e 1 + 3 jΩ − Ω 2
U e ( jω)
⋅ U e ( jω)
2
1

 Ω − Ω + 9


1
, ϕ = arctan (
1 − Ω2
)
3Ω
(1.21)
(1.20)
fr =
1
2πRC
Die Ausgangsspannung wird maximal für Ω = 1 . Die Resonanzfrequenz lautet demnach
G =
Daraus ergibt sich für den Betrag und die Phasenverschiebung
G ( jΩ ) =
Mit der Abkürzung Ω = ωRC folgt daraus
U a ( jω) =
U a ( jω) =
1
1
+ jωC
R
Bild 1.10 dargestellt. Wie groß die Ausgangsspannung bei mittleren Frequenzen wird, und
welche Phasenverschiebungen auftreten, wollen wir nun berechnen. Die Formel für den
unbelasteten Spannungsteiler liefert in komplexer Schreibweise:
Bild 1.10 Passiver RC-Bandpass
Durch Reihenschaltung eines Hoch- und eines Tiefpasses erhält man einen Bandpass.
Seine Ausgangsspannung wird für hohe und tiefe Frequenzen Null. Eine weit verbreitete
Kombinationsmöglichkeit ist in
1.5 Passiver RC-Bandpass
Elektrische Filter
Ar =
Bild 1.11 Bode-Diagramm des passiven RC-Bandpasses
1
2 −9,54db . Der Frequenzgang von G und ϕ ist in Bild 1.11 dargestellt.
3
dar. Die Phasenverschiebung bei der Resonanzfrequenz ist Null, die Verstärkung
ω
f
Ω=
=
ωr fr
Die zunächst nur als Abkürzung eingeführte Größe Ω stellt also die normierte Frequenz
Elektrische Filter
13
14
Tietze, U./Schenk, Ch.:
1.7 Literatur
Halbleiter-Schaltungstechnik
Eine weitere Anwendung ist z.B. die Frequenzselektion im Radio oder Fernseher, um mittels eines Bandpasses den gewünschten Frequenzbereich (ein Fernsehprogramm oder einen
Radiosender) aus dem gesamten Spektrum zu selektieren.
Bild 1.12 Blochschaltbild einer 3 Wege-Frequenzweiche
Der Entwurf einer guten Frequenzweiche ist sehr schwierig, da neben der Flankensteilheit
der Filter auch die Phasenverschiebungen eine sehr grosse Rolle spielen.
Die oben betrachteten Filtertypen besitzen vielfältige Anwendungsbereiche. Ein sehr verbreitetes Einsatzgebiet, in dem oft alle drei Filterarten gleichzeitig verwendet werden, ist
die Frequenzweiche. Diese wird bei Lautsprechersystemen verwendet und koppelt die verschiedenen Frequenzbereiche des Lautsprechersignals aus, um damit die einzelnen speziellen Lautsprecher (Hochtöner etc.) anzusteuern.
In Bild 1.12 ist der prinzipielle Aufbau einer 3 Wege-Frequenzweiche zu sehen. Der Begriff
3 Wege weist darauf hin, dass drei verschiedene Frequenzbereiche ausgekoppelt werden.
Es ist zu beachten, dass die angeschlossenen Lautsprecher selbst einen Widerstand besitzen, welcher im Bereich weniger Ω liegt (zwischen 2 bis 8 Ω normalerweise).
1.6 Anwendungen
Elektrische Filter
Maximalwerte der Eingangsspannung uˆ e und der Ausgangsspannung uˆ a .
TP: 0,5 kHz, 1 kHz, 2 kHz – 10 kHz mit ∆f = 2 kHz , 15 kHz, 20 kHz
Phasenverschiebung zwischen den beiden Sinusschwingungen (Zeitdifferenz mit
Vorzeichen).
Die eingestellten Frequenzen sollen am Frequenzzähler abgelesen werden.
Folgende Bereiche sind entsprechend dem Filtertyp zu wählen:
•
•
Aus den am Oszilloskop dargestellten Zeitverläufen sind für einen frei wählbaren Filtertyp (TP, HP oder BP) die folgenden Größen zu messen und in Tabellenform festzuhalten:
als frequenzabhängige Funktionen (Bodediagramm) ermittelt werden.
U
1.) Es sollen das Übertragungsmaß ( 20 ⋅ log( a ) ) und die Phasenänderung eines Filters
Ue
Als Signal soll eine reine Sinusschwingung benutzt werden.
2.2 Versuchsdurchführung
Bild 2.1 Blochschaltbild des Versuchsaufbaus
Hierzu werden die Filter über einen Funktionsgenerator mit verschiedenen Signalen veränderlicher Frequenz angesteuert. Um die Wirkung der Filterung feststellen zu können,
werden Eingangssignal und Ausgangssignal gleichzeitig auf einem Zweikanaloszilloskop
dargestellt (siehe Bild 2.1).
Diagrammform soll der Amplitudengang in logarithmischer Darstellung
uˆ a
| in dB über der logarithmischen Frequenz) und der Phasengang ( ϕ in
uˆ e
die Grenzfrequenz des Bandpass Filters aus dem Amplitudengang
die Steigung der Asymptote im Sperrbereich des Amplitudenganges (Angabe in dB
pro Dekade bzw. dB pro Oktave).
•
•
•
die Grenzfrequenz in Hz aus dem Amplitudengang. Vergleichen Sie diese mit der
berechneten theoretischen Grenzfrequenz.
die Phasenverschiebung bei der aus dem Amplitudengang ermittelten Grenzfrequenz des Tief- oder Hochpasses f g oder
•
Hieraus sind zu ermitteln:
Grad über der logarithmischen Frequenz) für den gewählten Filter (TP, HP oder BP)
aufgezeichnet werden (Bodediagramm).
( 20 ⋅ log |
2.) In
bungen.
1.) Berechnen sie aus den auf der Schaltung angegebenen Werten für R und C die theoretischen Grenzfrequenzen f g (HP ) und f g (TP ) sowie die zugehörigen Phasenverschie-
2.3 Versuchsauswertung
Für eine passive Frequenzweiche soll mit Hilfe von weissem Rauschen (s. hierfür auch
Versuch „Distanzmessung mittels Korrelation“, Kapitel 1.3 Rauschen) das Frequenzverhalten und die einzelnen Filterarten bestimmt werden. Auf den Eingang der Frequenzweiche wird hierzu ein weisses Rauschsignal gegeben und anschliessend sollen
die einzelnen Ausgänge mit dem Oszilloskop gemessen werden.
2.) Durchmessen einer Frequenzweiche
Um die relative Phasenverschiebung zu ermitteln, kann man z.B. auf der Zeitachse
des Oszilloskopbildschirms einen beliebigen Bezugszeitpunkt (z.B. durchgehender
senkrechter Rasterstrich) wählen. Mit Hilfe des Drehknopfes „<-> POSITION“ kann
nun das Maximum oder Minimum von einem der beiden Signalverläufe auf diesen
Rasterstrich gelegt werden.
•
In diesem Versuch sollen die Eigenschaften von Hoch-, Tief- und Bandpassfiltern
(HP/TP/BP) untersucht werden.
16
Eine Grobeinstellung der Frequenz am Funktionsgenerator reicht aus.
Hinweise:
HP: 0,5 kHz, 1 kHz – 5 kHz mit ∆f = 1 kHz , 10 kHz, 20 kHz
BP: 1 kHz – 10 kHz mit ∆f = 1 kHz , 10 kHz , 20 kHz
Elektrische Filter
•
Versuch
Springerverlag, Berlin 1999 (elt 660)
15
2.1 Versuchsbeschreibung
2
Elektrische Filter
Versuchsaufbau ................................................................................... 6
Versuchsdurchführung........................................................................ 7
3
4
Der piezoelektrische Aufnehmer zählt zu der Gruppe der aktiven Aufnehmer. Er besteht im
Prinzip aus Plättchen oder Stäbchen, die in einer für die Anwendungsarten optimalen Orientierung zur Kristallachse herausgeschnitten sind. Quarz zeigt folgende drei piezoelektrische Effekte, die über influenzierte Ladungen auf Metallelektroden messbar werden:
Der piezoelektrische Effekt wurde 1880 von den Brüdern Curie entdeckt. Sie deformierten
elektrisch isolierende Kristalle, ohne Symmetriezentrum der Struktur, elastisch und stellten fest, dass zwischen gegenüberliegenden Oberflächen entgegengesetzte elektrische Ladungen auftraten, deren Vorzeichen der Richtung der Deformation abhängig ist. Von den
zahlreichen piezoelektrischen Materialien vereinigt Quarzkristall als guter elektrischer
Isolator und nahezu idealer Federwerkstoff in idealer Weise Eigenschaften, welche ihn zu
einem der bestgeeigneten Grundelemente für piezoelektrische Messaufnehmer machen.
Ist die Aufgabe gestellt, schnell veränderliche mechanische Größen, z.B. Drücke, Kräfte,
Beschleunigungen und Vibrationen möglichst genau zu messen und zu registrieren, verwendet man heute vornehmlich piezoelektrische Messeinrichtungen.
Grundlagen
Funktionsprinzip eines piezoelektrischen Kraftaufnehmers............ 4
2
1
Grundlagen .......................................................................................... 1
1
Inhaltsverzeichnis
Piezoelektrischer
Kraftaufnehmer
Grundlagenlabor (AML / Kleine Laborarbeit)
Piezoelektrische Effekte: Longitudinal-, Transversal- und Schubeffekt
2
Der Longitudinaleffekt und der Schubeffekt werden bei der Mehrkomponenten - Kraftmessung ausgenutzt.
Bild 1.1
Piezoelektrischer Kraftaufnehmer
3
Man erkennt, dass die in der piezoelektrischen Messtechnik auftretenden Ladungen im
Vergleich zur Speicherkapazität einer Autobatterie außerordentlich klein sind. Solche Ladungen können mit üblichen elektrischen Messinstrumenten nicht direkt gemessen werden; man setzt deshalb sogenannte Ladungsverstärker ein.
Ladung einer üblichen Autobatterie: 200 kC
Ladung, die ein Quarz-Kraftaufnehmer unter 10 3 kN Belastung abgibt: 2 µC
Ladung, die Quarz unter Belastung mit 10 N abgibt: 23 pC
Elementarladung: e1 1 1,6 2 10119 C
lektronenladungen einem Coulomb entsprechen.
Coulomb (Amperesekunden) gemessen. Zum Verständnis sei erwähnt, dass 6, 25 ⋅1018 E-
Die auf den Elektroden influenzierten Ladungen werden in einem Ladungsverstärker in
eine proportionale elektrische Spannung umgeformt. Die elektrische Ladung ( Q ) wird in
Die Quarzaufnehmer weisen folgende Vorteile auf: Kleine Abmessungen der Aufnehmer,
hohe Federsteifigkeit, daraus folgt eine hohe Eigenfrequenz; große Messdynamik; geringe
Temperaturempfindlichkeit des piezoelektrischen Koeffizienten.
Brauchbare piezoelektrische Materialien müssen elektrisch isolierend sein. Quarz zeichnet
sich durch eine außerordentlich hohe Isolation von über 10 TΩ / cm aus ( 1 TΩ = 1 Teraohm
= 1012 Ω ). Außerdem ist Quarz ein sehr stabiles Material. Seine mechanischen und piezoelektrischen Eigenschaften bleiben konstant und werden weder durch fortgesetzte mechanische Beanspruchung noch durch magnetische Felder oder geringe Dosen ionisierender
Strahlung beeinflußt.
Die piezoelektrische Empfindlichkeit ist das Verhältnis der an den Elektroden influenzierten elektrischen Ladung Q zur dabei wirkenden totalen Normal- bzw. Schubkraft F entsprechend der Darstellungen in Bild 1.1. Diese Empfindlichkeit beträgt für Quarz beim
Longitudinaleffekt − 2, 31 pC/N , beim Schubeffekt − 4, 62 pC/N und ist weitgehend temperaturunabhängig.
Umgekehrt bewirken äußere elektrische Felder eine Verzerrung der die Kristallbausteine
bindenden inneren elektrischen Felder, so dass der Kristall verformt wird. Die Eigenschaft
wird als Elektrostriktionseffekt bezeichnet und bei Schwingquarzen ausgenutzt (z.B.
Quarzuhren)
Die beiden erwähnten Effekte zeichnen sich dadurch aus, dass die piezoelektrische Empfindlichkeit sowohl von der Form und Größe des Quarzelementes wie auch von der Spannungsverteilung unabhängig ist. Zudem erscheint die elektrische Ladung in beiden Fällen
auf jenen Flächen, in die die Deformationskräfte in das Quarzelement eingeleitet werden.
Piezoelektrischer Kraftaufnehmer
Funktionsprinzip eines piezoelektrischen
Kraftaufnehmers
4
Bild 2.1 Piezoelektrischer Kraftaufnehmer
Die zu messende Kraft soll gleichmäßig verteilt auf die Ringfläche wirken. Durch die mechanische Druckspannung wird im Quarzkristall elektrische Ladung erzeugt, welche genau
proportional zur aufgebrachten Kraft ist und nicht von den Dimensionen der Quarzscheiben abhängt (longitudinaler piezoelektrischer Effekt).
Wenn man eine Scheibe aus Quarzkristall zusammendrückt, gibt sie elektrische Ladung
ab. Eine Quarz – Kristall – Messunterlegscheibe besteht aus einer oder zwei Ringscheiben
aus Quarzkristall, einer Elektrode und einem Gehäuse mit Stecker (siehe Bild 2.1).
2
Piezoelektrischer Kraftaufnehmer
5
Das Gehäuse einer Messunterlegscheibe ist dicht verschweißt, jedoch ist der üblicherweise
verwendete Teflonstecker nicht völlig dicht.
Um zu erreichen, dass die Messkraft gleichmäßig verteilt auf die Ringflächen wirkt, müssen die Gegenflächen am Messobjekt fein bearbeitet, eben und steif sein.
Durch Parallelschaltung mehrer Messunterlegscheiben werden die Ladungen der einzelnen
Messunterlegscheiben addiert; der Ladungsverstärker misst die Summenkraft.
Die erzeugte Ladung wird von der Elektrode abgenommen und auf den Steckeranschluss
geführt. Die Polarität ist so gewählt, dass eine Druckkraft negative Ladung erzeugt, die
dann im Ladungsverstärker in eine positive Spannung umgewandelt wird. Beim Entlasten
einer Messunterlegscheibe entsteht positive, wenn die vorher durch die Belastung erzeugte
negative Ladung durch Kurzschluss am Stecker vernichtet worden ist.
Piezoelektrischer Kraftaufnehmer
Versuchsaufbau
Digitales Speicheroszilloskop (DSO)
Plotter
•
•
Bild 3.1 Versuchsaufbau
Ladungsverstärker
Zuleitungskabel
•
•
Piezoelektrischer Kraftaufnehmer (siehe Abschnitt 2)
•
Der Versuchsaufbau besteht aus einer Messkette mit folgenden Komponenten:
(siehe Skript: Allgemeine Grundlagen der Messgrößenverarbeitung: Kapitel 3.3)
3
Piezoelektrischer Kraftaufnehmer
6
Messung einer statischen Belastung von 20 N mit langer Zeitkonstante tlong am
1.1
Zeitbasis: 10 s/DIV
Vertikalablenkung: 0,5 V/DIV
20 N 1 2 Scheiben
Digitales Speicheroszilloskop:
Zeitbasis: 5 s/DIV
Vertikalablenkung: 0,5 V/DIV
20 N 1 2 Scheiben
Digitales Speicheroszilloskop:
wie 1.2, jedoch Belastung:
1.4
40 N
40 N
Diskutieren Sie eventuelle Unterschiede.
Errechnen Sie die Zeitkonstanten und die entsprechenden Grenzfrequenzen für 1.2
und 1.4 und vergleichen Sie sie miteinander.
Schätzen Sie die Zeitkonstanten für 1.1 und 1.3 ab.
Auswertung zu 1.1 bis 1.4
wie 1.1, jedoch Belastung:
Speichern Sie den Signalverlauf ab (Taste "Trace Hold") und plotten sie ihn anschließend aus (Taste "Plot").
Statische Belastung:
Messbereich: 10 N/V
Zeitkonstante: tmedium
Ladungsverstärker:
Messung einer statischen Belastung von 20 N mit mittlerer Zeitkonstante
tmedium am Ladungsverstärker:
Speichern Sie den Signalverlauf ab (Taste "Trace Hold") und plotten sie ihn anschließend aus (Taste "Plot").
Statische Belastung:
Messbereich: 10 N/V
Zeitkonstante: tlong
Ladungsverstärker:
1.3
1.2
Im ersten Teilversuch soll das Zeitverhalten der piezoelektrischen Messkette untersucht werden. Dazu wird der Kraftsensor statisch belastet und die Zeitkonstanten
des Ladungsverstärker variiert.
1
Ladungsverstärker:
Versuchsdurchführung
7
4
Piezoelektrischer Kraftaufnehmer
Im dritten Teilversuch soll das Verhalten des Kraftsensors bei einer Belastung mit
einer Masse von m 1 5850 g untersucht werden.
Stellen Sie dazu die Masse auf den Kraftsensor und führen sie anschließend einen
Reset am Ladungsverstärker durch. Passen Sie nun noch den Messbereich am Oszilloskop entsprechend an.
Versuchen Sie das Signal zu interpretieren. Speichern Sie einen Signalverlauf ab
und plotten Sie ihn dann aus.
Zeichnen Sie die Kennlinie U = f ( Masse ) in ein Diagramm (DIN A4, Millimeterpapier) gemeinsam für Belastung und Entlastung und legen Sie durch die Messpunkte
eine Regressionsgerade.
Beurteilen und diskutieren Sie das Ergebnis.
Interpretieren Sie den Signalverlauf und treffen Sie Aussagen zur Empfindlichkeit
dieser Messanordnung.
Auswertung zu 3:
3
8
Im zweiten Teilversuch soll die Messkennlinie des Kraftsensors U = f ( Masse ) aufgenommen werden. Messen Sie dazu die Spannungen mit Hilfe des Oszilloskop bei
einer Belastung von 0, 10, 20, 30 und 40 N (Zwischendurch nicht die Reset-Taste betätigen!). Nehmen sie davon eine entsprechende Messkurve auf und notieren Sie
sich den Spannungswert für jede Belastungs- und Entlastungsstufe bei der Zeitkonstanten tlong .
Auswertung zu 2:
2
Piezoelektrischer Kraftaufnehmer
Grundlagenlabor (AML / Kleine Laborarbeit)
Dehnungsmessstreifen
Wägezellen
-Vorläufige VersionInhaltsverzeichnis
1
Einleitung...........................................................................................2
2
Theoretische Grundlagen ..................................................................3
2.1
2.2
2.2.1
2.2.2
2.2.3
2.2.4
2.2.5
Bauformen von DMS-Wägezellen .................................................................................. 4
Dehnungsmessstreifen ................................................................................................... 7
Theorie........................................................................................................................... 10
Theoretische Grundlagen der DMS ............................................................................. 10
Arten und Aufbau der DMS ......................................................................................... 12
Aufbau eines DMS ........................................................................................................ 14
Schaltungen der DMS zur Wheatstoneschen Brücke................................................. 15
3
Die Wägezellen-Prüfung nach OIML R60 ......................................18
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
Messkette von DMS-Wägezellen.................................................................................. 19
Kenngrößen von Wägezellen nach OIML R60 ............................................................ 20
Klassifizierung von Wägezellen nach OIML R60 ....................................................... 22
Einflußgrößen auf Wägezellen nach OIML R60 ......................................................... 24
Kurzzeichen nach OIML R60 ....................................................................................... 27
4
Versuch.............................................................................................31
4.1
4.1.1
4.1.2
Versuchsbeschreibung .................................................................................................. 31
Analoge Wägezelle: ....................................................................................................... 35
Digitale Wägezelle: ....................................................................................................... 38
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
2
1 Einleitung
Eine Waage wird als „Messgerät, das die Masse eines Körpers durch die Einwirkung der
Schwerkraft auf diesen Körper ermittelt“ definiert. In jeder Waage bilden dabei eine oder
mehrere Wägezellen den messtechnischen Kern.
Die Wägezellen fungieren hierbei als Kraftaufnehmer der durch die Erdbeschleunigung
verursachten Gewichtskraft einer Masse. Ihr Unterschied zu herkömmlichen Kraftaufnehmern besteht in der Normierung des Ausgangssignals zur Masse, nicht zur wirkenden
Kraft.
Unterschieden wird zwischen verschiedenen Prinzipien der Aufnehmertechnik.
Je nach Anwendung werden in Waagen Dehnungsmessstreifen-basierende Aufnehmer,
Aufnehmer nach dem elektrodynamischen Prinzip, piezoelektrische Aufnehmer, hydraulische Aufnehmer, magnetoelastische Aufnehmer, interferenzoptische Aufnehmer, gyroskopische Aufnehmer, Saitenschwinger Aufnehmer (Klaviersaitenprinzip) oder Aufnehmer
nach dem Stimmgabelprinzip verwendet. Die häufigste Aufnehmerbauweise für Wägezellen
ist der Aufbau mit Dehnungsmessstreifen (DMS).
Durch die Bedeutung der Wägezelle als wichtiges messtechnisches Element wurde mit der
Richtlinie OIML R60 (Organisation Internationale de Mètrologie Lègale, Internationale
Organisation des eichpflichtigen Messens] die internationale Grundlage zur metrologischen
Klassifizierung von Wägezellen geschaffen.
Die in dieser Arbeit verwendeten Begriffe, Prüfvorgänge und Definitionen richten sich nach
dieser Richtlinie [6].
3
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
2 Theoretische Grundlagen
Einfache elektromechanische Waagen bestehen aus Lastaufnehmer, Wägezelle und elektrischer Auswerteelektronik und Anzeigegerät.
Die Wägezelle ist dabei der Aufnehmer der durch die zu vermessende Masse verursachten
Gewichtskraft:
FG = m ⋅ (1 −
ρL
)⋅ g
ρM
( ρ L = Dichte Luft ; ρ M
(2.1)
= Dichte Masse ;
g
= Fallbeschleunigung
)
Zur Erzeugung des elektrischen Wägezellen-Ausgangssignal ist eine mehrfache Umformung des Eingangssignals notwendig. Die Verfahren hängen dabei von dem eingesetzten
Typ der Wägezelle ab.
Bild 2.1: Messkette des Kraftsensors (vereinfacht)
Die Anforderungen an die Wägezellen hängen hierbei von den jeweiligen Einsatzbedingungen ab. Die Behandlung der verschiedenen Wägezellenbauarten erfolgt nach Kriterien wie
etwa der Eichfähigkeit zusammen.
Die wichtigsten Kenngrößen von Wägezellen sowie Einflussgrößen und Messabläufe werden in der Richtlinie OIML R60 beschrieben.
4
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
2.1 Bauformen von DMS-Wägezellen
Die häufigste Bauform der Wägezellen sind Aufnehmer mit Dehnungsmessstreifen.
Die Gewichtskraft wird durch einen Federkörper aufgenommen, indem sich eine Reaktionskraft
FR = −c ⋅ s
Einstellt, wobei c die Federsteifigkeit des Federkörpers bezeichnet und s den Federweg
(Verformung). Es entsteht damit einen bleibende (wenn auch minimale) Abweichung durch
den Federweg (typisch 0,1 - 0,2 mm). Diese muss je nach Applikation berücksichtigt werden.
Die Federkörper werden je nach vorgesehnem Lastbereich sowie der vorliegenden Umgebungsbedingungen ausgelegt. Entscheidend hier sind Platzverhältnisse, Umweltbedingungen wie Explosionsschutz, Anforderung an Genauigkeit sowie die Lasteinleitung.
In Abbildung 2.2 sind verschiedenen Bauformen dargestellt:
Bild 2.2: Bauarten von DMS-Wägezellen
a) Stauchzylinder 5t-1000t; b) Stauchzylinder (hohl) 1t-10t; c) Ringverwölbung/Ringtorsion
60kg-1000t; d) Ring 1t—10t; e) Doppelbiegebalken (vereinfacht) mit Kraftrückführung 10kg500kg; f) Plattformwägezelle 5kg-20kg; g) Doppelbiegebalken (vereinfacht) 50 kg-5t; h)
Scherbiegebalken 100kg-50t; i) Doppelbiegebalken 10kg-1t;
k) Einfachbiegebalken mit Kraftrückführung 5kg-100kg
Biegebalken
[1]
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
5
Messelemente, die eine Biegekraft messen, werden in vielen Konfigurationen als industrielle Aufnehmer eingesetzt. Biegestäbe ermöglichen hohe Dehnungen bei relativ kleinen Kräften und eignen sich deshalb ideal für niedrige Laststufen.
Bei Biegestäben mit symmetrischem Querschnitt der Biegeachse sind immer zwei Flächen
gleichen Dehnungen mit umgekehrtem Vorzeichen ausgesetzt. Dies ermöglicht den Aufbau
einer Vollbrückenschaltung und vereinfacht die Temperaturkompensation.
Die meisten nach dem Biegekraftprinzip arbeitenden Wägezellen haben parallelogrammförmige Messelemente („Plattformwägezellen“ f) bzw. sind Doppelbiegestäbe. (g,i,k)
Das Prinzip der Biegekraftmessung bietet ausgezeichnete Linearität. Biegestäbe ermöglichen im Vergleich zu anderen Messprinzipien relativ hohe Dehnungen und größere Verformungen. Dies wiederum bedeutet, dass die Wägezelle zwar höheren statischen Überlastungen ausgesetzt ist, mechanische Begrenzungen jedoch einfacher realisierbar sind. Die
dynamische Überlastbarkeit ist wegen der typischen hohen Verformung ausgezeichnet.
Scherstab-Wägezellen
Scherstabwägezellen (h) werden zunehmend populärer für die Messung mittlerer und hoher Nennlasten bei Anwendungen aller Art. Das Prinzip der Scherkraftmessung ermöglicht
ein Standardprofil für eine gegebene Nennlast, hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Seitenkräften und relativ geringe Empfindlichkeit gegenüber dem Belastungspunkt.
Prinzip eines Scherstegmesselementes:
Im Querschnitt ist der Stab auf beiden Seiten mit einer Vertiefung versehen. Dazwischen
bleibt ein relativ dünner Steg stehen. Wie beim Aufbau eines I-Trägers wird der größte Teil
der durch die Last verursachten Scherkraft von dem Steg getragen, während die Flansche
vorwiegend einen Widerstand gegen das Biegemoment bilden. An der neutralen Achse, an
der nur eine vernachlässigbare Biegekraft wirkt, bildet die Stegbelastung eine vertikal und
horizontal wirkende reine Scherkraft.
Folglich verlaufen die Hauptachsen in einem Winkel von 45° zur Längsachse des Stabes,
wobei die entsprechenden Hauptdehnungen von gleicher Stärke mit umgekehrtem Vorzeichen sind. Auf beiden Seiten des Steges befinden sich paarweise aufgeklebte, als Vollbrücke
geschaltete Dehnungsmessstreifen. Obwohl es schwieriger ist, Dehnungsmessstreifen in
einer Vertiefung anzubringen, können sie auf diese Weise gut durch Vergießen gegen Umwelteinflüsse geschützt werden.
Schersteg-Messelemente gibt es nicht nur in stabförmigem Aufbau. Scherkraftwägezellen
niedriger Laststufen sind schwierig herzustellen, weil der Steg zur Erzielung der erforder-
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
6
lichen Dehnungen sehr dünn sein muss. Scherkraftwägezellen hoher Laststufen haben
normalerweise stabförmig konfigurierte doppelte Scherstege, da einseitige Scherstäbe teuer
und umständlich zu installieren sind. Scherstab-Wägezellen sind relativ unempfindlich
gegenüber dem Belastungspunkt und sehr widerstandsfähig gegenüber Seitenkräften. Dies
erleichtert ihren Einsatz in vielen Wägeapplikationen. Die Überlastbarkeit ist normalerweise etwas besser als bei Biegestäben, obwohl mechanische Begrenzungen wegen der geringen Verformung schwieriger realisierbar sind.
Druckkraft-Wägezellen
Druckkraft-Wägezellen arbeiten nach dem Prinzip der Scherkraft-, Biegekraft-, Ringtorsions- oder Säulenmessung. Die Geschichte der säulenförmigen Wägezelle geht auf den ältesten DMS-Aufnehmer zurück. Wie unten beschrieben besteht das Säulenelement aus einem
(bzw. mehreren) Gliedern.
Obwohl prinzipiell einfach, besitzt das Säulen- Messelement eine Reihe spezieller Merkmale, die die Konstruktion und Herstellung dieser Wägezellentypen erschweren. Die Säule
selbst sollte im Vergleich zu ihrem Querschnitt lang genug sein, damit ein unbegrenztes
Dehnungsfeld ausreichender Länge entsteht. Da die Säulenkonfiguration dem Einfluss exzentrischer Lastnebenkomponenten unterliegt, erfordert sie Maßnahmen zu deren Minimierung, beispielsweise in Form zweier Membranen am oberen Säulenende.
Säulenförmige Wägezellen unterliegen wegen der Querschnittsänderung bei der Verformung während der Belastung einem inhärenten Linearitätsfehler (Poisson'sches Verhältnis). Dieser Linearitätsfehler kann durch den Einsatz von Halbleiter-Messelementen in den
Plus- und Minusspeiseleitungen kompensiert werden. Damit dient das Ausgangssignal von
Halbleiter-Messelementen als Rückführung für die Einstellung der Brückenspannung in
umgekehrter Richtung zum Linearitätsfehler.
Für sehr hohe Nennlasten gebaute einfache säulenförmige Wägezellen sind groß und
schwierig zu handhaben (hohes Gewicht). Flache Messdosenzellen sind herstellbar, wenn
die Last von drei oder mehr Säulen mit je einem DMS-Satz getragen wird. Die entsprechenden DMS aller Säulen sind in den jeweiligen Armen der Wheatstone-Brücke in Reihe
geschaltet. Als Resultat entsteht nicht nur ein niedriges Gesamtprofil, sondern auch eine
bessere Leistung bei exzentrischer Belastung.
Da Druckkraft-Wägezellen nicht dem für Biegestäbe typischen mechanischen Moment ausgesetzt sind, verfügen sie über eine ausgezeichnete Bruchlast. Aufgrund ihrer relativ geringen Verformung sind diese Wägezellen jedoch empfindlicher gegenüber Schockbelastung.
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
7
Ringtorsionswägezellen
Das Ringtorsions-Messprinzip (c) ist relativ neu und ideal geeignet für Laststufen, für die
normalerweise Scher und Biegestäbe eingesetzt werden. Die Wägezelle ist in der Regel eine
flache Wägezelle aus rostfreiem Stahl mit vier in Vollbrückenschaltung angeordneten
kreisförmigen DMS.
Die DMS sind auf einen ringförmigen Teil des Messkörpers aufgeklebt, der sich bei Lasteinleitung verbiegt. Dabei wird der Durchmesser des Ringes oben kleiner, während er sich
unten vergrößert. Das heißt, bei einer Belastung werden zwei DMS zusammengedrückt
und zwei gedehnt.
Der geometrische Aufbau des Messelementes bietet im Vergleich zur Messung nach dem
Prinzip der Scherkraft- bzw. Biegekraftmessung verbesserte Spezifikationen hinsichtlich
Kriechverhalten und Hysterese.
Da die Belastung als Druckkraft wirkt, unterliegt die Ringtorsions-Wägezelle nicht dem für
Biegestäbe typischen mechanischen Moment. Sie ist daher inhärent sicherer und trotzdem
extrem flach. Ein mechanischer Überlastschutz ist durch den festen Abstand zwischen
Lasteinleitungsring und Grundplatte gewährleistet. Aufgrund ihrer sehr geringen Verformung sind Ringtorsions-Wägezellen ideal für schnelles Wägen geeignet, jedoch auch empfindlicher gegenüber Schocküberlastung [2].
2.2 Dehnungsmessstreifen
Dehnungsmessstreifen (DMS) sind Verformungsaufnehmer, die an Objekten eingesetzt
werden können, deren Verformungswiderstand (Steifigkeit) sehr groß gegenüber der Steifigkeit der DMS ist. Sie dienen zur Bestimmung der Dehnung an Oberflächen fester Körper. Meist wird der DMS auf der Oberfläche des Prüflings mit Spezialkleber so befestigt,
dass das Messgitter der Oberflächendehnung des Prüflings folgt. Aus der mit dem DMS
ermittelten Dehnung kann die zugehörige mechanische Spannung berechnet werden.
8
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
Die DMS können auf verschiedene Arten und aus den unterschiedlichsten Materialien hergestellt werden:
•
Metallische oder halbleitende Gebilde in der Gestalt von Drähten
•
Leiterbahnen aus ausgeätzten Metallfolien
•
Halbleiterchips (Si) mit Leiterbahnen, die durch pn-Übergänge vom Grundmaterial
getrennt sind
•
Strukturierte Dünnschichtleiterbahnen, die auf metallische oder keramische Messfedern aufgebracht werden
•
In Dickschichttechniken mit Druckverfahren (Siebdruck) übertragene und aufgesinterte Leiterbahnen
•
Sputterverfahren zur Aufbringung der Widerstände direkt auf ein den Verformungskörper
Die Industrie liefert vielfältige Typen und Abmessungen von DMS, die als Metallgitterfolien bevorzugt zwischen zwei Isolierfolien verklebt und mit Lötkontakten versehen anwendungsbereit konfektioniert sind. Die durch Material und Leiterbahnabmessungen realisierten ohmschen Widerstände liegen zwischen etwa 25 und 5000 Ω . Typische Werte der Dehnungsmesstreifen für Wägezellen sind 350
, 1000
und 4000
. Für aufgekleb-
te Dehnungsmesstreifen stehen verschiedene Klebesysteme zur Verfügung.
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
9
Der Aufbau der DMS-Messstelle und die Gestaltung der Messkette, d.h. die Auswahl von
Messgitterwerkstoff, Träger- und Isolierfolien, Klebersystemen und elektrischen Betriebsarten des DMS hängen von folgenden Faktoren ab:
•
Einsatzbereiche bezüglich Temperatur, Feuchtigkeit, Messaufgabe (statisch bzw.
dynamisch), ionisierender Strahlung etc.
•
Dehnungsmessbereich und Messgitterlänge, Werkstoff des zu untersuchenden Bauteils
•
Wärmeleitfähigkeit für die elektrische DMS-Verlustleistung
•
ein- oder mehrachsige Dehnungsmessung
•
geforderte Messgenauigkeit
Außer den am häufigsten eingesetzten Dehnungsmessstreifen gibt es weitere Dehnungsmessverfahren, die im folgenden kurz aufgegliedert sind. Nähere Beschreibungen dazu sind
z.B. in [3] und [4] zu finden.
•
Mechanische Setzdehnungsmesser, z.B. Huggenberg-Tensometer
•
Mechanisch-optische Setzdehnungsmesser, z.B. Spiegelapparat nach Martens
•
Kapazitive Dehnungsaufnehmer
•
Induktive Dehnungsaufnehmer
•
Piezoelektrische Dehnungsaufnehmer
•
Oberflächenwellenoszillatoren (VDI-Bericht Nr. 677/1988)
•
Reißlack (optische Bestimmung der Rissdichte unter einem Mikroskop)
•
Spannungsoptik (Lichtbrechnung)
•
Speckle-Messtechnik (Interferometrie)
•
Laser-Scan-Verfahren (Korrelationsverfahren)
•
Holografische Verfahren (optische Verformungsmessung über die Gestaltänderung)
•
Moire-Technik (Streifenüberlagerungen)
•
Thermoelastische Messverfahren mittels Thermoelementen oder Wärmebildkameras
•
Faser-Bragg Sensoren mit dehnungsabhängigen optischen Filtereigenschaften
10
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
2.2.1 Theorie
Der mit der DMS-Verformung gekoppelte Messeffekt besteht darin, dass der elektrische
Widerstand eine Funktion der Verformung ist. Dieser Dehnungs-Widerstandseffekt wurde
bereits 1843 von Wheatstone entdeckt und 1856 von Thomson weiter systematisch untersucht. Bei der Verformung ändert sich sowohl die Geometrie (Querschnitt A , Länge l ) als
auch der spezifische elektrische Widerstand ( ρ = Materialkonstante f (ε ,ϑ ) ) der Leiter.
Der in Ω auszudrückende Widerstand R eines elektrischen Leiters mit festgelegter Querschnittsfläche ist gegeben durch:
R=
ρ [ Ω ⋅ m ] ⋅ l [m]
A [m 2 ]
(2.2)
Dehnungen ε werden beschrieben durch technische oder Lagrange'sche Dehnungen ε t , mit
der Definitionsgleichung
εt =
∆l
l0
(2.3)
mit l0 als unverformter Bezugslänge und ∆l als verformungsbedingter Längenänderung.
Bevorzugt wird die Dehnung zur Analyse des Verformungszustandes auf der Werkstückoberfläche erfasst. Die Dehnung als bezogene geometrische Größe wird mit unterschiedlichen Verfahren der berührenden und berührungslosen Längenmessung bestimmt.
2.2.2 Theoretische Grundlagen der DMS
Ausgangspunkt der Überlegungen ist, dass die elastischen Längenänderungen eines Widerstandsdrahtes Änderungen des ohmschen Widerstandes zur Folge haben. Die am Leiter
abfallende Spannung (konstanter Strom vorausgesetzt) entspricht der Widerstandsänderung und signalisiert damit praktisch verzögerungsfrei die Dehnung.
Auf R in Gl.(2.2) wirkt die durch Dehnung hervorgerufene Längenänderung. Diese ist
durch Querkontraktion von einer Querschnittsänderung und durch Änderung der Atomabstände im Gitterverband des Leiters von einer Änderung des spezifischen Widerstandes
begleitet. Der ohmsche Widerstand R ist also eine Funktion der drei voneinander abhängigen Größen ρ , l und A .
11
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
R = f ( ρ , l, A )
(2.4)
Für die praktische Anwendung, d.h. kleine Änderungen der Größen, darf man statt der
Differentiale der Gleichung (2.2) die endlichen Änderungen, die Differenzen verwenden.
Mit der Dehnung ε = ∆ l / l folgt:
∆R
∆ρ
= (1 + 2ν ) ε +
ρ
R
(2.5)
Dividiert man diese Gleichung durch ε , so ergibt sich der sog. Geberfaktor bzw. k-Faktor
(dimensionslos)
∆ρ
∆R
ρ
k = R = (1 + 2 ν ) +
ε
(2.6)
ε
Der k -Faktor kennzeichnet die Empfindlichkeit des DMS.
Neben der Widerstandsänderung durch mechanische Einflüsse ist die Widerstandsänderung durch thermische und ggf. durch ionisierende Strahlung sowie chemische und elektrische Isolationseinflüsse zu berücksichtigen, so dass auch zeitliche, d.h. kriechende Widerstandsänderungen zu beachten sind. Auch der Abbau von Eigenspannungen im Widerstandsmaterial kann Ursachen für die Zeitabhängigkeit eines Widerstandes sein.
12
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
2.2.3
Arten und Aufbau der DMS
2.2.3.1 Metallische DMS
Bei den für DMS verwendeten Metallen bzw. entwickelten Legierungen ist für einen breiten Temperatur- und Dehnungsbereich der k -Faktor näherungsweise konstant. Wird die
Änderung des spezifischen Widerstandes mit der Verformung vernachlässigt, was bei einigen metallischen Werkstoffen zulässig ist, so vereinfacht sich Gl.(2.6) zu
k =1 + 2ν
(2.6)
Mit ν = 0,3 nimmt der k -Faktor den Wert k ≈ 1, 6 an. Es besteht eine lineare Abhängigkeit
der relativen Widerstandsänderung von der Dehnung (Gl.(2.7)) mit Proportionalitätsfaktoren im Größenordnungsbereich von 1 bis 4.
∆R
= k ⋅ε
R
(2.7)
Für den normalen Temperatur- und Dehnungsbereich kann mit folgenden mittleren Proportionalitätskonstanten k gerechnet werden:
Messgitterwerkstoff
Richtanalyse
mittlerer k-Faktor
(Handelsname)
[%]
(ca.)
Konstantan
57 Cu, 43 Ni
2,05
Karma
73 Ni, 20 Cr, Rest Fe + Al
2,1
Nichrome V
80 Ni, 20 Cr
2,2
Platin-Wolfram
92 Pt, 8 W
4
Tabelle aus [4]
Die Abweichungen von k = 1, 6 sind auf die Änderungen des spezifischen Widerstandes
durch die Verzerrungen des metallischen Kristallgitters (vgl. Halbleiter DMS) zurückzuführen. Dieser Einfluss ist in der Gl.[2.7] im Gegensatz zur Gl.(2.6) vernachlässigt worden.
Die relative Unsicherheit der experimentell in der Serienproduktion von DMS bestimmten
k -Faktoren beträgt ± 1,5 % . Der Wert des k -Faktors ist der Lieferung beigefügt.
13
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
Der k -Faktor und auch der Widerstand R sind auf der Verpackung des DMS angegeben.
Die Bezeichnung eines DMS lautet z.B.:
Typ 20/ 600 FB 45 Hottinger Baldwinn Messtechnik
k-Faktor 2,06 + 1 %
(Messgitterlänge, R [ Ω] ± 0, 25 % , Serienkennung, Firmenname)
siehe auch VDI/VDE-Richtlinie 2635 (Kenngrößen und Prüfbedingungen metallischer
DMS).
2.2.3.2 Halbleiter DMS
Bei Halbleiter-DMS, die hier nur zur Übersicht genannt werden sollen, beruht der Messeffekt vorzugsweise auf dem Piezo-Widerstandseffekt des Halbleitermaterials. Mechanische
Beanspruchung des Halbleitermaterials führt zu Verzerrungen im Kristallgitter und damit
zu erheblichen Widerstandsänderungen, die sich aus der veränderten Elektronenbeweglichkeit ergeben.
Der Einfluss der geometrischen Veränderungen, der bei metallischen DMS ausschlaggebend ist, kann bei Halbleiter-DMS vernachlässigt werden. Zahlenwerte für die k -Faktoren
handelsüblicher Silizium-DMS liegen, abhängig von der Orientierung der Beanspruchungsrichtung zum Gitter des Einkristalls und der Dotierung als p- oder n-Leiter, bei +110 bis
+130 und bei -80 bis -100.
Damit ist zwar eine hohe Empfindlichkeit gegeben, sie wird jedoch mit einer sehr hohen
Temperaturabhängigkeit und Nichtlinearitäten zwischen ∆ε und ∆R erkauft.
Es werden heute Kraft- und Druckaufnehmer angeboten, bei denen Si-Einkristalle als
Messfedern (Verformungskörper) verwendet werden und bei denen Si-DMS monolithisch
mit den Si-Grundkörpern verbunden sind. Aufgrund des Einkristallaufbaus bleiben Kriechen und Hysterese dieser Aufnehmer sehr klein. Auch entfällt der gerade erwähnte Nachteil der hohen Temperaturabhängigkeit, da alle Aufnehmer aus demselben Einkristall sind
und die örtlichen Temperaturunterschiede durch die eng zusammenliegenden DMS einer
Halb- oder Vollbrücken vernachlässigt werden können. Diese Art von Aufnehmern wird
hauptsächlich im Präzisionsaufnehmerbau verwendet.
14
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
2.2.4
Aufbau eines DMS
Den prinzipiellen Aufbau eines üblichen DMS zeigt Bild 2. schematisch. Zwischen zwei
dünnen Folien aus Kunststoff befindet sich das sog. Messgitter, der aktive Teil des DMS.
Es besteht aus einer Metallfolie. Dickere Anschlüsse an den Messgitterenden erleichtern
den Anschluss von Kabeln. Die einzelnen Schichten des DMS sind untrennbar miteinander
verklebt oder verschweißt. Die Kunststofffolie, der sog. Messgitterträger, dient zur elektrischen Isolation und mechanischen Krafteinleitung, sie erleichtert die Handhabung des
DMS und schützt das Messgitter besonders bei Montage und Handhabung. Zur Herstellung
der Messgitter eignen sich nur einige wenige Materialien. Welches davon der Hersteller für
eine DMS-Serie auswählt, hängt von dem vorgesehenen Anwendungsbereich ab. Ein
grundsätzlicher Unterschied, sowohl in der Wirkungsweise als auch im Herstellungsverfahren, besteht zwischen „metallischen DMS“ und „Halbleiter-DMS“.
Bild 2.4 Prinzipieller Aufbau von DMS
Vorzugsweise richtet man sich bei der Auswahl der DMS-Materialien nach der thermischen
linearen Dehnung des Objektes, um bei Temperaturschwankungen an der Messstelle
scheinbare Dehnungen der DMS zu vermeiden. Für einige Paarungen von Werkstoffen und
DMS liefern die DMS-Hersteller die Kurven scheinbarer Dehnungen als Funktion der
Temperatur. Diese Kurven sind auf eine Verklebetemperatur bezogen. Die Messgitter metallischer DMS werden entweder aus Folien mit einer Dicke zwischen 3 und 5 µm im Fotoätzverfahren hergestellt, oder aber aus Drähten mit Durchmessern zwischen 15 und 25 µm
gewickelt.
15
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
2.2.5
Schaltungen der DMS zur Wheatstoneschen Brücke
Um ein für die Messwertverarbeitung geeignetes Signal zu erhalten, werden die DMS in
eine Wheatstonesche Brücke geschaltet. Im allgemeinen werden vier etwa gleiche Widerstände R1 − R4 in symmetrischer Anordnung verwendet. Von diesen vier Widerständen
können entweder einer (Viertelbrückenschaltung), zwei (Halbbrückenschaltung) oder vier
(Vollbrückenschaltung) DMS sein.
Die Grundgleichung der Wheatstone Messbrücke für DMS
U AB =
U0 ∆ R
⋅
4
R
(2.8)
wird mit für ∆ R / R wird k ⋅ ε eingesetzt. Die Ausgangsgleichung für das Ausschlagverfahren lautet dann:
U AB =
U0
⋅k ⋅ε
4
(2.91)
Diese Beziehung gilt jedoch nur unter der Voraussetzung, dass in der Brückendiagonale
kein Strom fließt. d.h. dass das Messinstrument sehr hochohmig ist.
Bei einer Vollbrückenschaltung — 4 DMS mit gleichem k -Faktor - gilt demnach :
U AB = +
U0
⋅ k (ε 1 − ε 2 + ε 3 − ε 4 )
4
(2.20)
Das Vorzeichen der Spannung U AB wurde willkürlich positiv gewählt. Dies lässt sich durch
entsprechende Polung der Speisespannung U 0 erreichen. Für die folgenden Betrachtungen
kommt es nur auf die alternierenden Vorzeichen der Dehnungen ε1 ,... , ε 4
der DMS in der Brückenschaltung an.
entsprechend
16
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
Alternativen:
Neben der Verschaltung von vier aktiven DMS zu einer Vollbrücke besteht auch die Möglichkeit nur einen (U1) oder zwei DMS (U2) zu verschalten und die übrigen Widerstände als
Festwiderstände auszuführen.
Die unterschiedlichen Schaltungen haben jeweils eine Empfindlichkeitsveränderung zur
Folge:
U1 : U 2 : U 4 = 1: 2 : 4
(2.11)
Dabei ist zu beachten, dass eine maximale Empfindlichkeit nur erreicht werden kann, falls
in der Vollbrückenschaltung jeweils zwei Widerstände auf Längsdehnung und zwei Widerstände auf Längsstauchung beansprucht werden.
Um auch kleinste Dehnungen an Verformungskörpern detektieren zu können ist demnach
eine Ausführung als Vollbrücke mit vier dehnungsabhängigen Widerständen sinnvoll.
Vollbrückenschaltung mit vier aktiven DMS mit zusätzlicher Kompensation
Bild 2.3 Vollbrückenschaltung mit vier DMS und Kompensationselementen [2]
Neben den vier Dehnungsmesstreifen werden in Wägezellen zusätzlich noch Kompensationselemente direkt in die Messbrücke eingefügt. Unterschieden wird in drei Kategorien zur
Kompensation
1. Linearität über dehnungsabhängige Widerstände
2. Temperaturkompensation über temperaturabhängige Widerstände
3. Widerstandsabgleich über Festwiderstände
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
17
Bei Wägezellenbauformen mit stark nichtlinearer Kennlinie werden zusätzliche Dehnungsabhängige Widerstände eingesetzt, welche die Widerstands-/Belastungskennlinie
linearisieren. Bei den meisten modernen Wägezellen kann auf eine nachträgliche Linearisierung verzichtet werden. [1]
Zur Kompensation thermischer Effekte werden PTC oder NTC Widerstände ein die Messbrücke eingefügt. Zum einen wird hierbei die Nullpunktdrift (also die Änderung des Ausgangssignals der unbelasteten Wägezelle mit der Temperatur) abgeglichen, die sogenannte
Temperaturkompensation des Nullpunktes, zum anderen wird die temperaturveränderliche Materialsteifigkeit des Federkörpers durch Temperatureinflüsse durch einen zusätzlichen Widerstand kompensiert (Temperaturkompensation der Empfindlichkeit).
Festwiderstände werden genutzt, um die Ausgangsspannung der Wägezelle im unbelasteten Zustand auf 0V zusetzten bzw. den Innenwiderstand auf den gewünschten Nennwert
festzulegen.
Um Wägezellen als Messgeräte zur Massebestimmung benutzen zu können, ist ebenfalls
eine Kompensation des Kriechens, der so genannten elastischen Nachwirkungen, erforderlich. Kriechen entsteht durch längerfristiges Belasten des Federkörpers. Obwohl die Last
konstant gehalten wird verformt sich der Federkörper mit der Zeit weiter, d.h. die Dehnung
erhöht sich. Um diesen Effekt zu kompensieren, wurden spezielle Kleber für DMS entwickelt, welche eine Kriechkompensation bieten. In der Praxis wird die erhöhte Dehnung über ein elastisches Lösen des Klebers realisiert. Dabei muss der Kleber auf das jeweilige
Kriechverhalten der Wägezelle abgestimmt sein.
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
18
3 Die Wägezellen-Prüfung nach OIML R60
In der gültigen Version der OIML R60 Edition 2000 werden sämtliche Kenngrößen von
Wägezellen sowie entsprechende Prüfverfahren und zulässige Fehlergrenzen festgelegt.
Für die eichpflichtigen Wägezellen ist eine Testprozedur durch ein anerkanntes Metrologieinstitut (z. B. die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Deutschland) nach OIML R60
erforderlich, um eine Zulassung zur gesetzteskonformen Verwendung in eichpflichtigen
Waagen zu erhalten.
Die Testprozedur gliedert sich in sieben Teilbereiche:
•
Bestimmung des Fehlers, Wiederholungsfehlers und Temperatureinfluß auf den
Ausgabewert bei minimaler Totlast
•
Bestimmung des Kriechfehlers (CC, CC(30 — 20))
•
Bestimmung des Fehlers bei Totlastrückkehr (DR)
•
Bestimmung von Einflusses des Umgebungsdruckes
•
Bestimmung von Einflusses der Umgebungsfeuchtigkeit (Testprozedur 1)
•
Bestimmung von Einflusses der Umgebungsfeuchtigkeit (Testprozedur 2)
•
Zusätzliche Tests beim Einsatz von elektronischen (digitalen) Wägezellen
19
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
3.1 Messkette von DMS-Wägezellen
Um Messgrößen bestimmen zu können, ist in der Regel eine Umformung der Eingangsgröße in ein Auswertbares Signal notwendig. Die erste Umformung ergibt sich aus Gl. (2.1),
die Masse wird über die Erdbeschleunigung in eine Kraft umgewandelt. Dabei ist zusätzlich der Auftrieb des umgebenden Mediums zu beachten.
Über den Federkörper erfolgt die Umwandlung über Stoffgesetze in eine mechanische
Spannung (σ), welche sich durch das hook´sche Gesetz in eine Dehnung (ε) überführen
lässt. Die DMS formen die mechanische Dehnung in eine Veränderung des elektrischen
Widerstands (∆R) um, welche sich durch die Wheatstone-Brücke elektrisch auswerten lässt.
Bild 3.2 Messkette der DMS-Wägezelle
Jedes einzelne Umformglied hat ein eigenes Übertragungsverhalten, weiterhin ergeben
sich Interaktionen mit der Umwelt welche sich als Störsignal (vgl. 3.4) interpretieren lassen.
20
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
3.2 Kenngrößen von Wägezellen nach OIML R60
Die wichtigste Kenngröße für die Anwendung ist die Nennlast (Emax), bei welcher die Wägezelle die angegebene Empfindlichkeit (Cn) besitzt. Die Empfindlichkeit wird dabei in
angegeben, typisch ist eine Nennempfindlichkeit von 2
mV
V
mV
.
V
Die Nennlast wird über die Festigkeitseigenschaften des Federkörpers festgelegt. Sobald
die Hook`sche Gerade verlassen wird tritt plastische Verformung auf und die zulässige
Fehlergrenze (mpe, maximal permissible error) wird überschritten.
Daher kann sich bei starker Überlastung (m >> Emax; d.h. m > Elim) der Federkörper der
Wägezelle im plastischen Bereich befinden und somit irreparable Schäden an der Wägezelle hervorgerufen werden.
Im Gegensatz zu Kraftaufnehmern wird Emax bei Wägezellen in der SI-Einheit der Masse,
also kg, angegeben. Üblich sind ebenso abhängig von Baugrößen die Angabe in Vielfachem
des kg, also Tonnen (t) oder Gramm (g).
Um eine lineare Kennlinie, ohne ein Losbrechen bei geringer Beanspruchung zu erhalten,
ist bei einigen Wägezellen eine Mindest-Totlast (Emin) einzuhalten.
Bild 3.2 Darstellung der Grenz-Definitionen bei Wägezellen nach OIML R60
Das Auflösungsvermögen der Wägezelle, welches noch innerhalb der gültigen Fehlergrenzen liegt, wird als Teileanzahl bezeichnet. Dabei wird der Mindestteilungswert vmin in der
jeweiligen Einheit angegeben. Eine Wägezelle mit der Nennlast Emax = 1000 kg und einem
Mindestteilungswert vmin = 0,1 kg besitzt damit also 10000 Teile.
Ebenso kann vmin auch als Bruchteil der Nennempfindlichkeit angegeben werden, dies wäre
hier:
vmin = Emax / 10000
Die zulässige Anzahl eichpflichtiger Teile nmax, in welche der Messbereich der Wägezelle
unterteilt wird, ergibt sich ebenfalls aus der zulässigen Fehlergrenze (mpe, maximal per-
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
21
missable error). Diese Anzahl gibt an, wie viele Schritte innerhalb des Wägebereiches (zwischen Dmin und Dmax) für die gewerbliche Anwendung genutzt werden dürfen.
Dabei der der Mindestteilungswert vmin nicht unterschritten werden.
Weitere wichtige Kennwerte der Wägezelle sind die Koeffizienten zur Temperaturdrift. Der
Temperaturkoeffizient des Nullsignals (TK0) gibt an, wie stark sich das Nullsignal der unbelasteten Wägezelle durch Temperatureinflüsse ändert. Je nach Hersteller wird der Koeffizient auf die Nennempfindlichkeit bzw. die Ausgangspannung bezogen. Ebenso variieren
die Temperaturspannen des Bezuges, z. B. 10°K.
Der Temperaturkoeffizient der Empfindlichkeit (TKC) bezieht sich auf die Empfindlichkeit
der belasteten Wägezelle. Je nach Koeffizient ergeben sich bei unterschiedlichen Temperaturen steilere bzw. flachere Signal/Belastungskennlinien. Dieser Koeffizient wird ebenso
wie der Temperaturkoeffizient des Nullsignals je nach Hersteller auf unterschiedliche
Temperaturbereiche bzw. Empfindlichkeit oder absolutes Ausgangssignal bezogen.
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
22
3.3 Klassifizierung von Wägezellen nach OIML R60
Eine Klassifizierung der Wägezellen erfolgt nach Aufteilung in eichpflichtige und nichteichpflichtige Anwendungen. Spezifiziert werden immer die Genauigkeiten bzw. maximale
Fehler nach Überprüfung.
Für Wägezellen, welche für den Einsatz in eichpflichtigen Anwendungen vorgesehen sind,
gilt die internationale Richtlinie OIML R60. Die Zulassung der Wägezellen erfolgt nach
Prüfung eines oder mehrerer Testmuster in einem anerkannten Metrologieinstitut. In
Deutschland ist die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig zuständig für
die Konformitätsbescheinigung von wägetechnischen Produkten.
Die Einteilung der Wägezellen erfolgt in Genauigkeitsklassen welche mit den Buchstaben
A, B, C und D gekennzeichnet sind. Den Genauigkeitsklassen sind zunächst die zulässige
Anzahl eichpflichtiger Teile nmax zugeordnet. Die Einteilung kann Bild 3.3 entnommen werden.
Bild 3.3 Darstellung der Genauigkeitsklassen nach OIML R60
Weiterhin werden Wägezellen nach der Form der Krafteinleitung bzw. der Bauform, der
durchgeführten Feuchteprüfung sowie dem Temperaturbereich gekennzeichnet. Eine Übersicht hierzu zeigt Bild 3.4.
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
23
Bild 3.4 Darstellung der standardisierten Klassifizierung nach OIML R60
Die zulässigen Fehler der Wägezelle (mpe) ergeben sich aus dem definierten Anteilsfaktor
(pLC), welcher vom Hersteller der Wägezelle angegeben wird, sowie dem verwendeten Lastbereich und der Genauigkeitsklasse, in welche die Wägezelle eingestuft werden soll.
Bild 3.5 Zulässige Fehler (mpe) in Abhängigkeit der Belastung und Genauigkeitsklasse
Eine Überschreitung der zulässigen Fehlergrenze der Wägezelle macht eine Einstufung in
die gewünschte Genauigkeitsklasse unmöglich. Allerdings ist eine Herabstufung entweder
der Teileanzahl oder der Genauigkeitsklasse möglich, um so die Zulassung zu eichpflichtigen Anwendungen, wenn auch mit geringerer Anzahl eichpflichtiger Teile bzw. Genauigkeiten, zu erreichen.
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
24
3.4 Einflußgrößen auf Wägezellen nach OIML R60
Das Messergebnis einer Messeinrichtung ist im Allgemeinen nicht nur von der zu bestimmenden Messgröße abhängig, sondern das Messergebnis wird von weiteren Größen, so genannten Störgrößen beeinflusst.
• Temperatur
Die Temperatur beeinflusst das Messsignal als Ausgangsgröße gleich an mehreren Angriffspunkten. Am bedeutsamsten ist die Temperaturabhängigkeit des Elastizitätsmoduls
des Federkörpermaterials und bei DMS — Wägezellen die Temperaturabhängigkeit des Widerstandes. Hinzu kommt die Wärmeausdehnung des Federkörpers und des DMS - Widerstandes.
Diese Effekte werden mathematisch meist durch Linearisierung am Arbeitspunkt beschrieben. Hier wird oft die Raumtemperatur (23°C) als Bezugstemperatur genutzt.
Darüber hinaus ist nicht nur die absolute Temperatur zu beachten, sondern auch Temperaturgradienten, etwa durch Sonneneinstrahlung oder andere Wärmequellen sind zu beachten.
• Feuchtigkeit
Die Feuchtigkeit beeinflusst das Messsignal in mehreren Punkten. Zum einen senkt eine
Befeuchtung den Isolationswiderstand, im schlimmsten Fall kann ein Kurzschluss erfolgen.
Eine Widerstandsauswertung ist damit nicht mehr durchführbar. Die gängigste Methode
ist eine vollständige Kapselung der Messbrücke in der Wägezelle mit hohen Schutzarten, z.
B. IP 67 (= International Protection nach DIN 40050 / IEC529) um ein Eindringen von
Feuchtigkeit zu verhindern.
Bei einem Einsatz der Wägezellen in der Lebensmittelindustrie spielt diese Kapselung eine
besondere Rolle um hygienischen Standards durch regelmäßig Reinigung gerecht werden
zu können.
Ebenso kann das Federkörpermaterial der Wägezelle durch Wasserbindung in seiner Festigkeit beeinflusst werden.
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
25
• Elektromagnetische Verträglichkeit
Der zunehmende Einsatz von hochfrequenter Elektronik erhöht die mögliche Beeinflussung
elektrischer und elektronischer Messeinrichtungen. Insbesondere bei Auswertung schwacher elektrischer Signale ergibt sich durch kapazitive und induktive Einstreuung ein hohes
Fehlerpotential. Unterschieden wird in der OIML R60 nach elektrostatischen Entladungen,
elektromagnetische Störanfälligkeit und so genannten Bursts, transienten elektrischen
Signalen.
• Linearität
Die Linearität ist eine gewünschte Eigenschaft von Sensoren um proportionale Zuordnungen zu ermöglichen. Linearitätsfehler sind die Abweichungen des realen Verlaufes von der
idealen Ausgleichsgeraden. Ursachen hierfür sind nichtlineares Verhalten der eingesetzten
Bauelemente, etwa Federkörper und DMS.
Aus der Beschreibung des Temperatureinflusses ergibt sich durch die Abhängigkeit des
Federkörpers von der Temperatur auch eine Abhängigkeit der Ausgleichsgeraden von der
Temperatur.
• Lasteinleitung
Die zu ermittelnde Kraft ist eine vektorielle Größe, sie ist bedingt durch die Erdbeschleunigung und lässt dadurch auf die Masse rückschließen. Durch diesen vektoriellen Zusammenhang zwischen Kraft und Masse ergeben sich Fehlermöglichkeiten bei der Einleitung
der Gewichtskraft in die Wägezelle. Zum einen kann die Kraft nicht zentrisch eingeleitet
sein, nicht orthogonal zum Aufnehmer oder auch nicht momentenfrei eingeleitet werden.
Ebenso kann die Einspannung des Messaufnehmers (Wägezellenlagerung) einen negativen
Einfluss besitzen. Beispiele hierfür sind eine unzureichende Auflagefläche, unebene Auflagefläche oder mangelnde Steifigkeit der Lagerung [13].
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
26
• Kriechen
Die elastischen Nachwirkungen bei Wägezellen werden allgemein üblich als „Kriechen“
bezeichnet. Hingegen ist es insbesondere in der Werkstoffkunde üblich, mit Kriechen plastische Verformungen zu bezeichnen. Hier muss eine deutliche Abgrenzung erfolgen. Im
Laufe der wissenschaftlichen Erforschung der Materialeigenschaften wurden verschiedene
mathematische Modelle zum Kriechverhalten der Werkstoffe entwickelt. Grundlage hierfür
ist die Erweiterung der durch Belastung entstehenden statischen Dehnung durch einen
zeitabhängigen Term. Dieser zeitabhängige Term wird je nach Bearbeiter durch einen/mehrere logarithmische oder exponentielle Terme beschrieben [13].
Ebenso wird bei dem logarithmischem Ansatz nach Art der ermittelten Sprungantworten
unterschieden. Zum einen wird bei linearem Ansatz die Rückkehr nach Belastung durch
Überlagerung des Entlastungskriechens durch das zeitversetzte Belastungskriechen beschrieben, während bei nichtlinearem Ansatz das Be- und Entlastungskriechen unabhängig
voneinander sind.
• Hysterese
Mit dem Begriff der Hysterese werden oft sämtliche Prozesse belegt, in denen es zu einer
Schleifenbildung kommt, sobald ein oszillierendes Eingangssignal über das Ausgangssignal
aufgetragen wird. Dabei spielt in vielen Fällen, etwa in der Elektromagnetik, die Frequenz
des Eingangssignals eine entscheidende Rolle.
Die Hysterese wird damit oft als frequenzabhängige Dämpfung beschrieben.
Jedoch kommen Hysteresevorgänge auch bei Lastwechseln als dissipativer Effekt vor (Umkehrspanne). Ursachen für den dissipativen Effekt sind bei Wägezellen vor allem die Materialhysterese im Federwerkstoff (innere Werkstoffdämpfung) und externe Reibungseinflüsse, z. B. die Luftumwälzung durch die Verformung des Federkörpers [13].
27
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
3.5 Kurzzeichen nach OIML R60
Kurzzeichen
Engl. Bezeichnung OIML R60
Bedeutung
0
no test load indication
Nulllast
CC
creep magnitude
Kriechfehler in v
CC(30 — 20)
difference between output at 30 Kriechfehlerdifferenz nach zwischen
and at 20 minutes during creep 30 min und 20 min Belastung
test
CDR
minimum dead load output re- Rückkehrfehler der Mindestlast (Dmin)
turn
CHmax
humidity effect on maximum test Rückkehrfehler
load output
CHmin
der
Mindestlast
(Dmax) nach Feuchtetest
humidity effect on minimum test Rückkehrfehler der Mindestlast (Dmin)
load output
CM
nach Kriechversuch (30 min)
nach Feuchtetest
temperature effect on minimum Rückkehrfehler der Mindestlast (Dmin)
dead load output
nach Temperaturtest
Cn
Sensitifity
Nennempfindlichkeit
CP
barometric pressure effect
Effekt bei Änderung des Druckes, in v
ausgedrückt
Dmax
maximum load of the measuring Maximale Last des Wägebereiches
range
Dmin
minimum load of the measuring Minimale Last des Wägebereiches
range
DR
minimum dead load output re- Totlastrückkehr, Differenz des Austurn
gangssignals bei Totlast zwischen
einer Belastung
EL
load cell error
Gemittelter Fehler einer Wägezelle
nach Testprozedur
Elim
safe load limit
Zulässige Überlast
Emax
maximum capacity
Nennlast
ER
repeatability error
Rückkehrfehler zwischen Be- und
Entlastung
f
conversion factor, number of indi- Anzahl der aufgelösten Teile inner-
28
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
cated units per verification inter- halb eines Eichschrittes (v).
val
mpe
maximum permissible error
Maximal zulässiger Fehler
n
number of load cell verification Anzahl der Eichschritte im benutzten
intervals
nmax
pLC
Messintervall (Dmin - Dmax)
maximum number of load cell Maximal zulässige Anzahl der Eichverification intervals
schritte ohne Fehlerüberschreitung
apportionment factor
Dimensionsloser
Anteilsfaktor
am
Gesamtfehler (mpe)
Ri
reference
load),
indication
expressed
in
(net
test Referenzlast, ausgedrückt in Anzeige-
indication teile
units
T1, T2
temperature1, temperature2
Testtemperaturen
v
load cell verification interval
Teilungswert
vmin
minimum load cell verification Mindestteilungswert
interval
Y
relative vmin, Y = Emax / vmin
Auflösungsvermögen der Wägezelle
(dimensionslos)
Z
relative DR, Z = Emax / (2 * DR)
Verhältnis Nennlast zur doppelten
Totlastrückkehr
Weitere gebräuchliche Kurzzeichen:
C
Empfindlichkeit (allgemein)
RA oder R0
Ausgangswiderstand in Ohm
RE oder RLC
Eingangswiderstand in Ohm
TK0
Temperaturkoeffizient
des
Nullsig-
nals
TKC
Temperaturkoeffizient der Empfindlichkeit
29
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
Literatur
[1] Meißner, Bernd
Wägesensorik, Auszug aus „Handbuch Dosieren“ von G:Vetter,
[2] N.N.
Revere Transducers, http://www.revere.nl Stand:01/2009
[3] Heymann, J.
Messverfahren der experimentellen Mechanik
Lingener, A.
[4] Hoffmann, K.
Springer Verlag, Berlin, 1986 (tec 574)
Eine Einführung in die Technik des Messens mit Dehnungsmessstreifen
Hottinger Baldwin Messtechnik GmbH, Darmstatt
[5] VDE/VDI Richtlinie
2635, Blatt 1
Dehnungsmessstreifen mit metallischem Messgitter
Kenngrößen und Prüfbedingungen
Beuth-Vertrieb GmbH, Berlin und Köln, 1974
[6] Organisation Interna-
Performance Characteristics of Metallic Resistance Strain
tional de Metrologie
Gauges
Legale, Int. Recom-
First edition 1985; Bureau Intern. de Metrologie Legale, 11
Ruemendation No. 62 Turgot, 75009 Paris
[7] VKE/VDE Richtlinie
2600, Blatt 3
[8] DIN 1319
Metrologie, Gerätetechnische Begriffe (November 1973)
Beuth Vertrieb GmbH, Berlin und Köln
Grundbegriffe der Messtechnik, August 1983
Beuth-Verlag GmbH, Berlin
[9] Profos, P. (Hrsg.)
Handbuch der industriellen Messtechnik
Essen, Vulkan-Verlag, 4.Auflage (tec 500)
[10] Kockelmann, H.
Untersuchung zum Linearitätsfehler von Dehnungsmessstreifen
im
Hochdehnungsbereich
und
Vergleich
Messmethoden. GMA-Bericht 16
[11] Müller, R.
Rauschen, Springer Verlag, 1979 (elt 580)
mit
anderen
30
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
[12] Kreuzer, M.
Vergleichende Betrachtung verschiedener Schaltungsartenfür
das Messen mit Dehnungsmessstreifen
Messtechnische Briefe 19 (1983) Heft 3
Hottinger Baldwin Messtechnik
[13] Schwartz, R.
Vorlesungsskript „Messen mechanischer Größen“, Universität
Hannover, 2007
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
31
4 Versuch
4.1 Versuchsbeschreibung
Der Versuch zu den DMS-Wägezellen gliedert sich in zwei Teile. Zum einen soll eine konventionelle Wägezelle mit analogem Ausgang untersucht, zum anderen eine bereits digitalisierte Wägezelle kalibriert und untersucht werden.1
Es handelt sich um die Wägezelle PW18C3/h1/5kg mit analogem Ausgang und um ihr digitales Pendant die FIT/1SA31/5kg mit einer RS 232 —Schnittstelle (V.24 nach DIN 66020-1).
Der erste Teil dieses Versuches befasst sich mit der messtechnischen Charakterisierung
der analogen Wägezelle als Messeinrichtung, während sich der anschleißende zweite Teil
des Versuches mit der prozessnahen Einrichtung der digitalen Wägezelle befasst.
Zur Untersuchung der Linearität der Wägezellen stehen gedrehte Eichgewichte der Genauigkeitsklasse M1 nach OIML R111-1 Edition 2004 zur Verfügung.
Die zulässigen Masseabweichungen der Eichgewichte sind in Bild 6.1 dargestellt.
1
Die Wägezellen der Firma Hottinger Baldwin Messtechnik wurden über die Vermittlung der Phy-
sikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig vom Hersteller kostenlos zur Verfügung gestellt
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
Bild 5.1: Abweichung bei Eichgewichten nach OIML R111-1 Edition 2004
32
33
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
Bild 5.2 Digital-Oszilloskop und Netzteil des Laborversuches
Als elektronische Messmittel steht ein HM-1508-2 Analog/Digital Mehrkanal-Oszilloskop
zur Messung der Eingangs- und Ausgangsspannung zur Verfügung. Die Spannungsversorgung ist über ein programmierbares Hameg HM8143 Netzteil zur Verfügung.
Für die analoge Wägezelle steht eine Anschlussbox zur Verfügung, welche die Schnittstelle
zwischen der Wägezelle und dem Oszilloskop bzw. anderen Messgeräten herstellt. Die Anschlussbelegung sieht folgendermaßen aus:
Oberseite:
Drehknopf
Einstellung der Verstärkung (1…1000)
Buchse weiß
Verstärkerausgangsspannung V+
Buchse blau
Verstärkerausgangsspannung V-
Buchse rot
Brückenspeisespannung V+
Buchse schwarz
Brückenspeisespannung V-
Buchse grün
Brückenausgangsspannung V+
Buchse gelb
Brückenausgangsspannung V-
Vorderseite:
34
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
Buchse rot
Versorgungsspannung +16V
Buchse schwarz
GND = 0V
Buchse schwarz
GND = 0V
Buchse blau
Versorgungsspannung -16V
Rückseite:
BNC-Buchse
Verstärkerausgang
Sub-D 9-polig
Wägezellenanschluss
Bild 5.3 Wägezelle und Anschlussbox
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
35
4.1.1 Analoge Wägezelle:
Der Versuch umfasst folgende Punkte:
1. Ordnen Sie die Wägezelle PW18C3/h1/5kg nach OIML R60 ein. Verwenden Sie dazu
den vorliegenden Umdruck zur entsprechenden Richtlinie.
2. Verwenden Sie das Multimeter um folgende Widerstandswerte bei unbelasteter Wägezelle zu ermitteln. Benutzen Sie dafür eine Skizze.
A) Brückenimpedanz (über Anschlussbox)
B) Einzelne Dehnungsmesstreifen (über Anschlussbox)
C) Ausgangsimpedanz zwischen den Messleitungen (über Anschlussbox)
3. Wiederholen Sie die Messungen bei belasteter Wägezelle (Nennlast 5kg).
Schließen Sie eine Spannungsversorgung (Hameg Netzgerät) an die Wägezelle an. Speisespannung ist ± 16V an den Anschlussbuchsen rt (VDC+) / bl (VDC-) an der Vorderseite der
Anschlussbox anlegen.
4. Messen Sie die Speisespannung der Messbrücke (Anschlussbuchsen rt / sw)
Die verwendeten Gewichte sind Präzisionsgewichte und müssen VORSICHTIG
aufgelegt werden. Entweder die Handschuhe oder die Pinzette müssen genutzt
werden!
5. Ermitteln und Protokollieren Sie die Linearitätskennlinie für 0…5kg (Anschlussbuchsen ge / gn auf der Oberseite der Anschlussbox). Verwenden Sie folgende Abstufungen:
A) 0g…20g in 1g Schritten
B) 20g…100g in 10g Schritten
C) 100g…1kg in 100g Schritten
D) 1 kg…5 kg in 500g Schritten
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
36
6. Zur Verbesserung der Auswertung wird jetzt eine Verstärkerschaltung benutzt.
Die Messungen erfolgen an den Anschlussbuchsen ws / bl auf der Oberseite der Anschlussbox (Multimeter) sowie über die BNC-Buchse am Oszilloskop.
A) Wiederholen Sie die Linearitätsmessung (Aufgabe 5) mit Verstärkerschaltung. Ermitteln und Protokollieren Sie die Messwerte des Multimeters und
des Oszilloskops bei gleicher Belastung für die unterschiedlichen Verstärkerstufen. Passen Sie dabei den Messbereich an.
7. Zur Charakterisierung des Systemverhaltens der Wägezelle soll diese mit Hilfe eines Impulses angeregt werden. Stellen Sie dazu die Wägezelle auf den Fußboden.
Als Impulsanregung genügt ein schnelles, leichtes Antippen des Lastkopfes mit einem Finger (maximal zulässige Belastung der Wägezelle beachten).
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
37
Auswertung (analoge Wägezelle):
1. Berechnen Sie einen Proporionalitätsfaktor für das Übertragungsverhalten der Wägezellen:
a. Nach Formeln (verwenden Sie vereinfachte Formeln)
b. Nach Messergebnissen (Zahlenwert) bei V=1
2. Berechnen sie die Widerstände und ermitteln Sie die gemessene Dehnung ε. Grundlage ist Aufgabe 2 & 3.
3. Welche Einflüsse hat die Variation der Speisespannung auf die Wägezelle und damit
auf das Messergebnis. Welche Auswirkung hat die Nutzung von Wechselspannung.
(Theoretische Betrachtung)
4. Ermitteln Sie die tatsächliche Empfindlichkeit der Wägezelle aus den Messkurven
5. Zeichnen Sie jeweils die Linearitätskennlinien für die 5 Messungen aus Aufgabe 5 &
6.
6. Aus der ermittelten Sprungantwort aus Aufgabe 8 soll sowohl die Eigenfrequenz als
auch die Dämpfung der Wägezelle ermittelt werden. Hierzu soll ein Diagramm gezeichnet werden.
Zu beachten:
Zu jedem Versuchsprotokoll gehören auch die Auflistung der verwendeten Messgeräte sowie die verwendeten Einstellungen der Messgeräte. Alle Diagramme sind ordnungsgemäß
zu Beschriften. Prinzip: Die Ergebnisse müssen alleine durch das Protokoll reproduzierbar
erreicht werden.
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
38
4.1.2 Digitale Wägezelle:
Bei der digitalen Wägezelle sind der Verstärker sowie der Analog/Digital-Wandler bereits
in der Wägezelle integriert. Als Schnittstelle steht eine RS232-Schnittstelle zur Verfügung.
Die Spannungsversorgung erfolgt über ein 12V Steckernetzteil.
Zur Versuchsauswertung wird die mitgelieferte Software AED_PANEL32 verwendet.
Einrichtung:
Starten Sie die Software und starten Sie zunächst die Kommunikation mit der Wägezelle.
Die Schnittstelleneinstellungen sind: COM1, 9600 BAUD, EVEN. Starten Sie die Suche
nach der digitalen Wägezelle über den Button „BusScan“.
Bild 5.4 Screenshot Kommunikations-Setup
Nächster Schritt ist die Konfiguration der Software-Einstellungen zur Wägezelle.
Im Dialogfeld „Parameters“ im Unterbereich “Adjustment“ müssen zuerst die HertsellerDaten (factory defaults) über den Button „TDD0“ gelesen. Anschließend muss das Kalibriergewicht (Calibration Weight) und die Nennlast (Nominal Load) auf 500.000d eingestellt
werden. Die Totlast (Deadload) muss auf Null gesetzt werden.
Bei unbelasteter Wägezelle wird über den Button „LDW“ die Wägezelle genullt. Bei erfolgreicher Nullung kann die Belastung mit Nennlast (5kg) erfolgen. Über den Button „LWT“
wird der Messwert der belasteten Wägezelle ermittelt.
Die Einrichtung ist nur bei Stillstand der Waage (Keine Gewichtsänderung) erfolgreich.
39
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
Bild 5.5 Screenshot Parameter-Setup
Nach erfolgter Kalibrierung sind die Werte über den Button „Write“ zu sichern
Als letzter Schritt zur Einrichtung erfolgt die Einstellung der Eicheinstellungen.
Dabei wird die Empfindlichkeit der Wägezelle aus den Auflösungsschritten (d) in einen
Gewichtswert umgesetzt. Die im Unterbereich “Legal for Trade“ einzugebenden Parameter
sind aus Bild 5.6 zu entnehmen.
Bild 5.6 Screenshot Eicheinstellungen -Setup
Über das Dialogfeld „Measure“ sollte bei richtiger Kalibrierung bei Belastung ein exakter
Messwert angezeigt werden.
Das digitale Filter sollte auf „IIR2“ eingestellt werden, das Tiefpass-Filter sollte zunächst
mit einer Zeitkonstante von 0,5 Hz eingestellt werden.
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Der Versuch umfasst folgende Punkte:
1. Ermitteln und Protokollieren Sie die Linearitätskennlinie für 0…5kg
Verwenden Sie folgende Abstufungen:
A) 0g…20g in 1g Schritten
B) 20g…100g in 10g Schritten
C) 100g…1kg in 100g Schritten
D) 1 kg…5 kg in 500g Schritten
2. Ermitteln und Protokollieren Sie jeweils 10 Messwerte für folgende Belastungen:
A) 1g, 2g, 5g, 10g, 20g, 50g, 100g, 200g, 500g, 1000g, 2000g, 5000g
3. Filtereinstellungen:
Das digitale Filter sollte auf „IIR2“ eingestellt werden, das Tiefpass-Filter sollte zunächst mit einer Zeitkonstante von 8 Hz eingestellt werden.
Über das Dialogfeld „Grafic“ lässt sich ein Verlauf der Messwerte über einen Zeitbereich aufzeichnen. Die einfachste Methode zur Skalierung des Datenfensters ist der
Probedurchlauf und die Aufzeichnung eines Be-/Entlastungsvorganges.
Der verwendete Gewichtswert ist 50g. Starten Sie also die Aufzeichnung und Be/Entlasten Sie die Wägezelle. Über die Checkbox „Scaling“ lässt sich ein Fenster aufrufen. Dort ist nochmals eine Checkbox mit „Autoscale“ zu aktivieren. Schleißen Sie
dieses Subfenster. Anschließend sollte der Gewichtsbereich auf einen sinnvollen Bereich einskaliert sein.
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Dehnungsmessstreifen Wägezellen
Bild 5.7 Screenshot Graphik -Display
Zeichnen Sie die Be-/Entlastungsvorgänge für die Filtereinstellungen 120 Hz; 8 Hz;
2Hz und 0,12 Hz auf. Machen Sie jeweils Screenshots (ALT & DRUCK) und speichern Sie diese (z.B. über MS PAINT) zur späteren Auswertung. Achten Sie dabei
auf eine vorsichtige Auflage / Rücknahme des Gewichtsstückes.
Dehnungsmessstreifen Wägezellen
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Auswertung (digitale Wägezelle):
1. Zeichnen Sie die Linearitätskennlinie für 0…100g sowie für 0…5kg auf
2. Berechnen Sie den Mittelwert und die Standardabweichung für die aufgenommenen
Messwerte aus Aufgabe 2. Berechnen Sie weiterhin die relative Standardabweichung (Standardabweichung bezogen auf Mittelwert) aus und zeichnen Sie dessen
Verlauf im Bereich 1…5000g.
3. Skizzieren Sie den Be-/Entlastungsvorgang aus Aufgabe 3 jeweils für die vierFiltereinstellungen. Skizzieren Sie die Zeitkonstante (über Anzahl Messwerte) für Beund Entlastung. Vergleichen Sie die Ergebnisse für die drei Filtereinstellungen.
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Dehnungsmessstreifen Wägezellen
Vorlesungesempfehlung:
Blockvorlesung "Messen mechanischer Größen"
Dir. u. Prof. Dr. Roman Schwartz
Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), Braunschweig
Vertiefungsvorlesung
(Wahlkurs MT X ab 5. Semester)
für die Module:
Mikromechatronik sowie
Maschinen, Systeme und Automatisierung in der Produktionstechnik
Aus dem Inhalt:
Einführung in das Messen mechanischer Größen (Bedeutung, Voraussetzungen für richtiges
Messen), Rückführung auf die SI-Einheiten Masse und Länge, Darstellung
und Weitergabe mechanischer Einheiten (Messgerätebauarten, Kalibrierverfahren, Messunsicherheiten), Kraftmesstechnik, Wägezellenprinzipien, Waagen in automatisierten industriellen Prozessen, weitere mechanische Größen der Mechatronik (z.B. Druck, Dichte, Drehmoment), Sonderthemen nach Absprache (z.B. Massekomparatoren, Gravitationseinfluss,
Neudefinition der Masseneinheit, Metrologische Infrastruktur für rückführbare international anerkannte Messungen)
Jeweils im Wintersemester am Institut für Mess- und Regelungstechnik
Ansprechpartner:
Dr.-Ing. Roman Schwartz, PTB (Email: [email protected]),
Dipl.-Ing. Oliver Buse, IMR (Email: [email protected])
Weitere Informationen im Internet unter:
"http://www.imr.uni-hannover.de/de/lehre/vorlesungen/vertiefungen.html"
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