"Elections & Ethics" - Konrad-Adenauer

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VERANSTALTUNGSBEITRAG
Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.
MYANMAR
DR. THOMAS LAWO
JULIAN ROTHKOPF
Oktober 2015
Elections & Ethics
www.kas.de/myanmar
„CREDIBLE ELECTIONS TO REINFORCE DEMOCRATIC SOCIETY”
www.kas.de
KEMPINSKI HOTEL, NAYPYITAW, 25. – 26. SEPTEMBER 2015
Vor dem Hintergrund der bevorstehen-
von der Demokratie-Ikone Aung San Suu
den Parlamentswahlen in Myanmar am
Kyi geleitete Partei, zum ersten Mal seit
08. November veranstaltete das Aus-
1990 wieder landesweit antreten wird.
landsbüro
Myanmar
der
Konrad-
Adenauer-Stiftung in der Hauptstadt
Seit der Öffnung des Landes unter der Füh-
Naypyitaw vom 25.-26. September eine
rung des derzeitigen Präsidenten, U Thein
Konferenz unter dem Titel „Elections &
Sein, ruhen die Hoffnungen der einheimi-
Ethics“. Die insgesamt 150 teilnehmen-
schen Bevölkerung und internationaler Be-
den Parlamentsabgeordneten, Mitglie-
obachter auf zumindest größtenteils demo-
der von über 25 politischen Parteien
kratischen Wahlen, deren Verlauf von nun
sowie lokale Journalisten und Vertreter
an auch von ausländischen Experten vor Ort
der Zivilgesellschaft sollten die Mög-
begutachtet werden kann. In der Tat weisen
lichkeit haben, sich näher mit interna-
staatliche Institutionen nachdrücklich darauf
tionalen Standards für demokratische
hin, dass Myanmar aufgrund technischer
Wahlen und Wahlkampf auseinander-
Schwierigkeiten und seiner begrenzten Er-
zusetzen. Mit den eingeladenen Vortra-
fahrung mit Wahlen sehr offen für ausländi-
genden aus sechs Ländern wurde über
sche Unterstützung und Ratschläge ist. So-
internationale Erfahrungen mit Wahlen
mit können derzeit Organisationen wie die
und Demokratisierungsprozessen dis-
Konrad-Adenauer-Stiftung,
kutiert.
IFES, IDEA, IRI, NDI, die EU und bilaterale
Carter
Center,
Geber einen jeweiligen Beitrag zur reiIn Myanmar konnten seit der Machtüber-
bungslosen Planung und Durchführung der
nahme des Militärs in den Jahren von 1962
Wahlen leisten.
bis
1990
keine
demokratischen
Wahlen
stattfinden. Zuvor (1951, 1956, 1960) und
In enger Absprache und Zusammenarbeit
in der jüngeren Geschichte (1990, 2010,
mit der Wahlkommission von Myanmar, der
2012) konnte das Land immerhin einige Er-
Union Election Commission (UEC), und un-
fahrung mit der Durchführung von Wahlen
serem lokalen Kooperations-Partner
sammeln. Allerdings hatte die damalige Mili-
Innovative“ konzipierte unser Auslandsbüro
tärjunta den überwältigenden Wahlsieg der
diese Konferenz, welche die Wahlen im No-
Oppositionspartei National League for De-
vember und den Gedanken der Ethik mitei-
mocracy (NLD) 1990 nicht anerkannt und es
nander verbinden und thematisieren sollte.
blieb bei der Diktatur des Militärs und die
Hierzu sollten besonders ausländische Ex-
Wahlen 2010 waren von schweren Vorwür-
perten und Vertreter von Nichtregierungs-
fen des Wahlbetrugs und der Einschüchte-
organisationen wie die International Federa-
rung von Wählern zugunsten der von den
tion for Electoral Systems (IFES) und das
Militärs unterstützten Union Solidarity and
International Institute for Democracy and
Development Party (USDP) überschattet.
Electoral
Assistance
(IDEA)
„The
Perspektiven
vermitteln, die für die einheimischen Vertre2015 nun finden erneut landesweite Parla-
ter von Parteien, Medien und der Zivilgesell-
mentswahlen statt, bei denen die NLD, die
schaft von Interesse sein könnten.
2
dieses Konzepts, welches auch zum Ziel hat
Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.
Eröffnung
MYANMAR
Die 150 Teilnehmer (u.A. von 27 Parteien
hindern und Regierungen zur Rechenschaft
DR. THOMAS LAWO
aus beinahe allen Regionen des Landes, 10
aufzufordern.
JULIAN ROTHKOPF
Nichtregierungsorganisationen und 26 Medi-
Krisen und Gewalt während Wahlen zu ver-
en) wurden eingangs vom Vorsitzenden der
Oktober 2015
Myanmar
Wahlkommission UEC, U Tin Aye, begrüßt.
Dieser dankte den Co-Veranstaltern und
Die Aufgabe von Dr. Thuzar Myint war es
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brachte seine Hoffnungen zur erfolgreichen
nun im Anschluss, die historische Entwick-
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Durchführung der Wahlen zum Ausdruck.
lung und gegenwärtige Lage der Demokratie
in Myanmar zu beleuchten. Dies sollte auch
Darauf folgten drei Keynote-Vorträge, wobei
den folgenden, internationalen Rednern als
U Win Htein, Campaign Field Team Direc-
Referenz oder Vergleich zu ihren eigenen
tor der NLD, zunächst auch auf bestehende
Ländern dienen. Sie tat dies durch die Ver-
Probleme in der Organisation der Wahlen
anschaulichung des wissenschaftlichen Dis-
hinwies. Tatiana Monney, Electoral Advi-
kurses: 1) Was sind Demokratie und Demo-
sor des Schweizer Außenministeriums, be-
kratisierung? 2) Wie werden die Wellen der
richtete von ihren Erfahrungen rund um die
Demokratisierung definiert? 3) In welche
Erarbeitung und erfolgreiche Vereinbarung
Phase passt Myanmar hinein und welche
des Verhaltenskodex für die politischen Par-
Grauzonen zwischen Demokratie und Nicht-
teien und Kandidaten im Wahlkampf. Dieser
Demokratie gibt es, die auf Myanmar zutref-
„Code of Conduct“ ist von fast allen zu den
fen? Die Beantwortung dieser Fragen warf
Wahlen
der
weitere Fragen auf, die in den Empfehlun-
Wahlkommission im Konsens angenommen
gen der folgenden Redner aufgegriffen wur-
worden und stellt einen wichtigen Meilen-
den.
zugelassenen
Parteien
und
stein in diesem Wahlkampf dar.
Internationale Vortragende – Panel 1
Abschließend sprach Dr. Thomas Lawo,
Leiter
des
Büros
der
Konrad-Adenauer-
Sowohl Christian Rieck (Deutschland) vom
Stiftung in Myanmar, von den Erfahrungen
Global
mit Systemtransformationen, der Bedeu-
Ambassador Trevor Wilson (Australien),
tung von Wahlen und der Notwendigkeit in-
ehemaliger australischer Botschafter in My-
ternationaler Kooperation in der Demokra-
anmar, als auch Frau Dr. Kai-Ping Huang
tieförderung, die schon in den Reden und
(Taiwan)
Gedankengängen
er-
Schwerpunkten über Wahlen und Wahlsys-
kennbar wurde und die Arbeit der Konrad-
teme in ihren jeweiligen Ländern. Christian
Adenauer-Stiftung im In- und Ausland ent-
Rieck
scheidend prägt.
Deutschland
Konrad
Adenauers
Governance
sprachen
sprach
Institute
mit
Brüssel,
unterschiedlichen
besonders
angewandte
in
über
das
in
Verhältniswahl-
recht, Unterschiede auf Kommunal-, Länder- und Bundesebene in einem föderalen
Elections and Ethics
System und das Phänomen der starken
Der erste Redner zum Thema der Konferenz
Konsenssuche in Deutschland. Trevor Wil-
mit konkreten Fallbeispielen aus der ASEAN-
son musste Fragen der Zuhörer insbesonde-
Region war Dr. Segundo Romero von der
re zur Wahlpflicht in Australien beantworten
Ateneo de Manila Universität, Philippinen,
und machte Ausführungen zu australischen
der direkt in die Zusammenhänge zwischen
Gesetzen, die den Wahlkampf und die Par-
Ethik und Wahlen einstieg. Dr. Romero er-
teienfinanzierung betreffen. Hierbei ging er
innerte
daran,
auch auf den massiven und von internatio-
welch hohen Stellenwert auch die Vereinten
nalen und nationalen Beobachtern bestätig-
Nationen historisch auf freie und faire Wah-
ten Wahlbetrug in Myanmar bei den Wahlen
len gelegt haben. Er legte dazu passend die
2010 ein.
Wichtigkeit von I-HOPE (Inclusive, Honest,
beit und Statistiken des Asian Barometer
Orderly, and Peaceful Elections) dar und er-
Survey ging Dr. Huang näher auf die öffent-
läuterte im Folgenden die zehn Elemente
liche Meinung in Taiwan ein und versuchte
die
Teilnehmer
zunächst
Basierend auf ihrer eigenen Ar-
3
Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.
MYANMAR
die Hintergründe des weithin feststellbaren
schen Fragen der Zuhörer und vor allem
Phänomens, oder eher Problems der „De-
auch der Medienvertreter zu den weiterhin
mokratieverdrossenheit“ zu erörtern.
zu lösenden Problemen wie fehlerhaften
Wählerlisten stellen.
DR. THOMAS LAWO
JULIAN ROTHKOPF
Internationale Vortragende – Panel 2
Oktober 2015
Das zweite Panel, mit dem der zweite Tag
Weitere Perspektiven
der Konferenz eröffnet wurde, bestand aus
Meredith Applegate, Senior Inclusion and
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Prof. Dr. Hüseyin Bagci (Türkei), Vorsit-
Operations Officer bei IFES, ging in ihrem
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zender der Fakultät für Internationale Be-
Vortrag auf das Thema Betrugsprävention
ziehungen der Middle East Technical Univer-
während der Wahlen ein und hatte hierzu
sity in Ankara, Dr. Faisal Hazis (Malaysia)
eine ausführliche Liste an Vorschlägen für
vom Institute of Malaysian and International
die Teilnehmer. Pansy Tun Thein, Direkto-
Studies der National University of Malaysia
rin des Local Resource Centre (LRC) Myan-
(UKM, Bangi) und Prof. Dr. Grace Jamon
mar, konnte noch einige Akzente zum The-
(Philippinen) von der University of the Phi-
ma Zivilgesellschaft setzen und vertiefen,
lippines in Diliman. Während sich Prof. Dr.
indem sie veranschaulichte, wie sich Nicht-
Bagci speziell mit der Aussöhnung der eth-
regierungsorganisationen engagieren kön-
nischen Gruppen (vor allem Kurden) in der
nen, um die Wahlbeteiligung im Lande zu
Türkei und deren Bedeutung für die türki-
erhöhen und welche unethischen Verhal-
sche Demokratie befasste, ging Dr. Hazis
tensweisen (ähnlich dem offiziellen Verhal-
insbesondere auf autoritäre Entwicklungen
tenskodex) vermieden werden sollten.
(auf Seiten der Regierung) in Malaysia ein.
Außerdem deutete er auf die Gefahr einer
Die Konferenz wurde mit dem Beitrag von
zunehmenden
Religion
Zaw Myint, langjähriger Journalist und Me-
durch die Regierungspartei hin. Religiöse
dienberater, fortgesetzt, der seine Erfah-
und ethnische Konflikte in den Philippinen
rungen mit der problematischen Wahlbe-
und dort vor allem im Süden des Landes
richterstattung 2010 darstellte und Vor-
(Mindanao, Bangsamoro) sowie Klientelis-
schläge daraus abgeleitet für die Wahlen
mus wurden eingehend von Frau Jamon in
2015 den Teilnehmern auf den Weg gab. Er
ihrem spannenden Vortrag behandelt.
richtete einen Appell an die Wahlkommissi-
Politisierung
von
on UEC, alles in ihrer Macht stehende zu
tun, um Journalisten zu garantieren, ihrer
INGO
Arbeit während der diesjährigen Wahlen
Für eine Präsentation einer internationalen
soweit und so sicher wie möglich nachgehen
Nichtregierungsorganisation hatte sich Jor-
zu können. Meaghan Fitzgerald, Electoral
ge Valladares, Head of Office von IDEA
and Legal Analyst des Carter Center in My-
Myanmar, bereit erklärt. Seine Präsentation
anmar, schloss die letzte Session sowie den
widmete sich ausschließlich dem Thema der
letzten Konferenztag mit einem Vortrag zur
Wahlkampffinanzierung und beinhaltete ei-
Arbeit des Carter Centers (Atlanta /USA)
ne Übersicht über entsprechende Gesetze in
und dessen Empfehlungen zu den Wahlen,
Myanmar
sowie Hinweise und Warnungen zur Zulas-
sowie
Vergleiche
mit
anderen
Ländern der Region.
sung von Kandidaten und der weiteren
Durchführung der Wahlen ab.
UEC
Ausblick
Einen weiteren Schlüsselvortag der Konferenz hielt U Myint Naing, Commissioner
Derzeit wird in lokalen und internationalen
der UEC, der mit einer sehr ausführlichen
Medien über die Gefahren spekuliert, die
und detailreichen Präsentation den Teilneh-
einen ordnungsgemäßen und störungsfreien
mern in anschaulicher Weise die Organisati-
Ablauf der Wahlen beeinträchtigen bzw. die
on der UEC und einzelne Planungsabläufe
Wahlen komplett unmöglich machen könn-
der 2015er Wahlen in Myanmar darlegen
ten. Die bestehenden massiven Mängel in
konnte. Später musste er sich den kriti-
der Ausarbeitung der Wählerlisten – es feh-
4
Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.
len offenkundig Hundertausende von Wahl-
der
berechtigten in den vermeintlich korrigier-
werden sollten.
MYANMAR
ten Listen - geben in der Tat Anlass zu gro-
DR. THOMAS LAWO
ßer Sorge. Die Oppositionsführerin Aung
JULIAN ROTHKOPF
San Suu Kyi warnte Anfang Oktober bereits
vor möglichen provozierten und
Oktober 2015
inszenier-
ten Ausschreitungen am Wahltag und rief
ihre Anhänger, aber auch die Gesamtbevöl-
www.kas.de/myanmar
kerung zur Wachsamkeit und Besonnenheit
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auf. Neben der weiterhin angespannten Sicherheitslage in mindestens vier Bundesstaaten und den massiven Überflutungen in
anderen Landesteilen, von denen etwa 1
Million Einwohner immer noch sehr stark
betroffen sind, wird in einzelnen Regionen
des Landes definitiv nicht gewählt werden
können.
Die drakonische, innerparteiliche Entmachtung des Parlamentssprechers (USDP), Thura Shwe Mann, am 12. August ließ einige
westliche Botschaften vor zunehmender Instabilität warnen. Gleichzeitig wird der Buddhismus durch nationalistische Organisationen wie bspw. die Bewegung zur Reinhaltung von Rasse und Religion, Ma Ba Tha,
wieder stärker politisiert (was sich auch im
Wahlkampf durch demonstrative Solidarisierung der Mönchsorganisation mit der Regierung ausdrückt). Religiös motivierte Gewalt
bleibt weiter ein nicht zu unterschätzendes
Risiko – auch wurden bereits einzelne regierungskritische Medienvertreter
zum Ziel
von Angriffen.
Es gibt somit genügend Anlass zur BesorgImpressum
nis. Allerdings freuen wir uns darüber, dass
die Diskussion zwischen UEC und Vertretern
Konrad Adenauer Stiftung e.V.
der Parteien während der Konferenz den-
Hauptabteilung
noch sehr offen und konstruktiv geführt
Europäische und Internationale
werden konnte. Das Medienecho in der ein-
Zusammenarbeit
heimischen Presse war breit und die Teilnahme sowohl von Ambassador Wilson als
auch von Dr. Hazis führte ferner zur Veröffentlichung zweier Artikel in der englischsprachigen Presse und einem Veranstaltungsbericht durch Ambassador Wilson1. Die
Fragefreudigkeit
der
Konferenzteilnehmer
lässt darauf schließen, dass einzelne Programmpunkte bei unserer Unterstützung
1
http://asiapacific.anu.edu.au/ newmandala/2015/10/14/ethics-and-elections-in-myanmar/
Wahlen
weiter
intensiv
thematisiert
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