Geschichte und Philosophie der Osteopathie – die Gründerzeit.

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Seminar 1 Geschichte und Philosophie der Osteopathie – die Gründerzeit. „Gesundheit ist Aufgabe des Arztes, Krankheit kann jeder finden!“ (A.T.Still) Christian Hartmann Am Gasteig 6 82396 Pähl 0049-­‐.(0)8808.9248791 [email protected] © JOLANDOS, 2012 1 A.T.Still (1828-­‐1917) AB (Autobiografie), PO (Philosophie der Osteopathie) , PMPO Philosophie und mechanische Prinzipien der Osteopathie), FP (Forschung und Praxis) = aus Das große Still-­‐Kompendium, JOLANDOS, 2005 Kernzitate: Ich glaube, dass die menschliche Maschine die Apotheke Gottes ist und alle Heilun-­‐
gen der Natur darin zu finden sind. [AB I-­‐126] Nicht den Kranken zu heilen ist die Pflicht des Maschinisten, sondern einen Teil des ganzen Systems so anzupassen, dass die Lebensflüsse fließen und die ausgetrockne-­‐
ten Felder bewässern können. [AB, I-­‐94] Gesundheit zu finden ist Aufgabe des Arztes. Krankheit kann jeder finden. [PO, II-­‐28] => Osteopathie ist SALUTOGENESE pur! Einige klinische Konsequenzen: Anatomisch-­‐physiologische Rahmenbedingungen für die Körperflüssigkeiten als Medium der Selbstheilungskräfte schaffen statt Heilen-­‐Wollen (“Gesundmachen“) Bewusstseinsfokus liegt ausschließlich auf dem Potenzial (Lebenskraft) und nicht auf der Beseitigung von Leiden oder Leidensdruck (= Helfer-­‐Syndrom) Verantwortlich für Erfolge und Misserfolge sind ALLEIN die zugrunde liegenden Heilmecha-­‐
nismen in der Natur = Überwindung des therapeutischen Ego. Unumkehrbare Gewebsveränderung = Pathologie, sonst: Hyper-­‐ bzw. Hypophysiologie Anpassen statt korrigieren, Begleiten statt Behandeln, Zulassen statt Machen Das Gewebe entscheidet => Prozess-­‐ statt konzeptorientiert Denken Wichtigste klinische Fragen: Warum tue ich, was ich tue? Habe ich Freude an meiner Arbeit? Und was meint mein Therapeuten-­‐Ego dazu? 2 Weitere Zitate von Still: Jeder gemachte Schritt in der Osteopathie (Geist) führt zu einer größeren Verehrung des göttli-­‐
chen Gesetzgebers (die Sonne hinter uns) des Universums. [AB, I-­‐118] Das Gesetz der Arterie ist absolut universal und darf nicht gestört werden, sonst folgt Krankheit. [AB, I-­‐85] Dann dieser Stelle kommen wir zu der wichtigsten Frage des Philosophen: Wo befindet sich das Stückchen Garten, das dem Saatgut seine Eigenschaft verleiht? Wo sollte dies sein, wenn nicht in den Lungen? [IV-­‐45] Ein Gedanke kommt ihm, dass die zerebrospinale Flüssigkeit das höchste bekannte Element ist, das der menschliche Körper enthält. [II-­‐20] Ich kenne keinen Körperteil, welcher der Faszie als Jagdgrund gleicht. [II-­‐13] Die meisten Nerven verlaufen durch den Hals und verzweigen sich dann zum Herzen und zum Gehirn, den zwei wichtigsten Teilen des Menschen. der Faszie als Jagdgrund gleicht. [III-­‐45] Ich glaube, dass das Gesetz der Freiheit des nährenden Nervensystems ebenso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger ist als das Gesetz des ungehinderten Blutkreislaufes. [AB, IV-­‐131] (Der Kampf für die Osteopathie) ist ein aggressiver Feldzug für die Liebe, die Wahrheit und die Menschlichkeit. Wir lieben jeden Mann, jede Frau, jedes Kind unserer Rasse. [AB, I-­‐147] Die Osteopathie ist eine Wissenschaft, die den Menschen untersucht und herausfindet, dass er an Gottes Intelligenz teilhat... Gott offenbart sich selbst in Materie, Bewegung und Verstand . Studiere seine Offenbarungen gut! [AB, I-­‐88] Er (der Osteopath) gehorcht der Natur oder er versagt beim Heilungsprozess seiner Patienten. [AB, IV-­‐17] Halte Deine Schmutzventile offen und Deine Maschine in einem solchen Zustand, dass Du Dich aus dem Hören von Theorien herausbewegen kannst. Halte Dich an allen kommenden Tage am Ufer des Flusses auf, in dem das reine Wasser des Schließens fließt, und sei in der Lage zu be-­‐
weisen, was Du behauptest... [AB, I-­‐18] 3 Einfluss des Amerikanischen Transzendentalismus (Ralph Waldo Emerson): Zitat Emerson: Unser Zeitalter blickt hinter sich. Es errichtet den Vätern Grabdenkmäler. Es schreibt Biographien, Geschichte und Kritik. Die vorangegangenen Generationen schauten Gott und die Natur von Angesicht zu Angesicht, wir durch ihre Augen. Warum sollten nicht auch wir uns eines ursprünglichen Verhältnisses zum Universum erfreuen dürfen? Warum sollten nicht auch wir eine Dichtkunst und Philosophie der Einsicht statt der Überlieferung haben und eine Religion der Offenbarung statt der Geschichte? Wir müssen der Vollkommenheit der Schöpfung insoweit Vertrauen entgegenbringen, dass wir glauben, die Ordnung der Dinge werde alle Neugier befriedigen können, die durch sie in un-­‐
serem Geiste entfacht worden ist. [Emerson, Nature, 1836, dt. Übers. H. Grimm, Natur, 1981, S. 31] Zitat Still: Unabhängig von seinem jeweiligen Thema, kümmert sich der ursprüngliche Denker nicht um die so genannte Autorität in Vergangenheit oder Gegenwart. Er kümmert sich nicht um Priester, Papst, Präsident, Zar, Kaiser, Sultan oder um irgendeine andere Autorität... Ihm gilt einzig und allein der Gott der Natur, der Seine Vollkommenheit durch Seine Architektur, Seinen Plan, Seine Bauanleitung, Seinen Aufbau und Sein Konstruieren aller Mechanismen der solaren und planetaren Systeme und allen ihren Werken, unter Beweis stellt, als Autorität. Die-­‐
ser Philosoph, Mechaniker und Ingenieur ist der einzige Autor, dem ich huldige... [Diverse Quellen] Zitat Emerson: Durch alle Reiche, bis hin zu den äußeren Umgebungen und Begrenzungen der Dinge, ist sie (die Natur) der Ursache treu, aus der sie ihren Ursprung nimmt. Sie spricht immer vom Geist, deutet auf das Absolute hin, ist beständige Wirksamkeit. Sie ist ein großer Schatten, der immer auf die Sonne hinter uns hinweist ... [Emerson, Natur, S.86] Zitat Still: Durch genaue Beobachtung wird der sich mit den Gesetzen von Ursache und Wirkung vertraut machende Philosoph (Geist) auf seiner Reise zum Entdecker. Die Natur erschafft die Ursachen zu einem weisen Zwecke und zeigt so viel Weisheit (Absolute) bei der Erschaffung und Präparation aller Körper, Lebewesen und Welten, die sich in ihrer Aktivität (Wirksamkeit) wi-­‐
derspiegeln (die Sonne hinter uns). [Still, PMPO, III-­‐137] Weitere wichtige Einflüsse: Swedenborgianismus und Seancen, Sklavenbefreiung, Mechanistische und elektromagnetische Errungenschaften, Zellpathologie Virchows, Evolutionstheorie, Medizin der Shawnee-­‐Indianer, Bonesetting, Magnetismus/Hypnose, Methodismus, Seuchen v.a. nach dem Bürgerkrieg (1861-­‐
1864), Natur des Grenzlandes, Amerikanischer Pioniergeist etc. 4 J.M.Littlejohn (1866-­‐1947) Zitate aus Littlejohns Osteopathic Lecture Notes, editiert durch John Wernham (body adjustment) in den Principles, Fun-­‐
damentals of Osteopathic Technics, The Pathology of Osteopathic Lesions. Littlejohn stimmt mit Stills Philosophie der Osteopathie überein, sieht aber den Bedarf die sehr „hemdsärmelige“ Philosophie wissenschaftlich zu untermauern. Wie Still lehnt auch Littlejohn metaphysische Erklärungsversuche (Spekulationen) für metaphysische Fragestellungen ab, son-­‐
dern bleibt im rein logischen Kontext (Stills Bild vom „Widder der Vernunft“). Alles, was nicht in diesem Sinn begründbar ist, hat nichts in der osteopathischen Arbeit zu suchen. Obwohl Littlejohn Physiologie als Tor zur Osteopathie benennt (Still: Anatomie), meinen beide einen anatomisch-­‐physiologischen Zugang im Sinne von „Physiologisch denken, anatomisch handeln“. Littlejohn erweitert Stills Philosophie bezüglich der Wechselwirkungen zwischen Funktion und Struktur um den Begriff Umwelt und betont die Wichtigkeit der Integration. Daraus entwickelt er die „Allgemeinen osteopathischen Techniken“. Zudem ist er Vorreiter im Bereich Bioreso-­‐
nanz, sowie einer der Hauptbegründer der modernen Biomechanik. Beispiel für Läsion: ... Weil der erste durch eine Läsion verursachte Zustand beispielsweise eine physiologische Stö-­‐
rung in Muskel, Faszie und Ligament ist und sich in den Ligamenten in ihrer Beziehung zu den Knochengeweben niederschlägt... Dies verursacht eine Störung der afferenten Impulse in Richtung spinaler Zentren... Die mecha-­‐
nische Störung der afferenten Nervenaktivität erzeugt eine entsprechende Störung aller betroffenen Strukturen in den entsprechenden spinalen Segmenten. Hier besteht die erste Störung in muskulärer Verspannung, die eine vasomotorische Irritation hervorruft und zu einer Relaxation der Blut und Lymphgefäße führt woraus schließlich Stauung und Entzündung resultieren. Der Blutfluss ist verlangsamt, das Endothelien Gewebe gestört, die Plasma und Blutelemente diffundieren und an die Stelle der kontrollierten Zirkulation tritt die Diapedese mit Akkumulati-­‐
on in den vegetativen und spinalen Ganglionbereichen. Dieser Vorgang stört und zerstört wiederum die Ernährungsfunktion, weil es den Nahrung zu-­‐
führenden Arterien nicht mehr gelingt, neue Nährstoffe zu beschaffen, was wiederum Unterer-­‐
5 nährung der Nervenzellen und schließlich Degeneration zur Folge hat. Weitere Zitate: Hintergrund der Pathologie ist eine gestörte Physiologie. Sie führt zu den Symptomen des anormalen Zustands, die nicht pathologisch sind, sondern einen physiologischen Ausdruck und eine lebendige Offenbarung des Körperorganismus darstellen. Die Aufgabe der Behandlung besteht daher nicht im fachkundigen Knocheneinrenken oder Muskeldehnen, sondern darin, das im Organismus Vorgefundene als Mittel zu nutzen, um ihn in ein richtiges Verhältnis zu sich selbst und seine Umgebung zu bringen. Osteopathie wird demnach nicht durch eine Reihe von Prinzipien repräsentiert, sondern von einem einzigen Prinzip, nämlich: Anpassung des Organismus und des Mechanismus. ... Die Os-­‐
teopathie stellt keine negative [Pathologie], sondern eine positive [Physiologie] therapeutische Wahrheit dar. Der Ansatzpunkt der osteopathischen Philosophie ist also das Leben. Unsere Sicht des Lebens ist dabei vollkommen physiologisch und wir beschäftigen uns nicht mit Metaphysik. Der Schlüssel zum organischen Leben liegt in der Koordination von Struktur, Funktion und Um-­‐
gebung. Dies bestimmt auch den Unterschied zwischen Organismus und Mechanismus. Im Or-­‐
ganismus dominiert die organische Einheit stets die Veränderungen und steuert sie – sogar dann, wenn sie aphysiologisch geworden sind. Hier liegt die Wiege des sogenannten Wider-­‐
stands, der konstitutionellen Regenerationskraft und der stoffwechselbezogenen Steuerung der pathologischen Veränderung. Im Menschen gibt es etwas, das man mangels einer besseren Bezeichnung Lebenskraft nennt... Es handelt sich dabei nicht um das Lebensprinzip oder die Seele bzw. den subjektiven Geist, sondern vielmehr um die Kraft, die als Ergebnis der Vereinigung des spirituellen Aspekts mit dem Stofflichen oder der Materie entsteht und verbleibt. Es ist das, was der Psychologe unter objektivem Geist versteht... In diesem Sinn ist die Lebenskraft eine physische Kraft, sie unterscheidet sich jedoch insofern von dieser, als das Prinzip die Fließ-­‐ oder Schwingungskraft ist, die das Stoffliche ohne Modifi-­‐
kation durchdringen kann... Wir haben folglich drei Ebenen: die materielle und die spirituelle Ebene sowie die Lebenskraft, die der Vereinigung der beiden anderen Ebenen entspringt. Der Organismus befindet sich, solange er lebendig ist, in einem Zustand ständigen Fließens. Dies impliziert, dass es keinen perfekten Organismus gibt. Das Modell, das wir als das perfekte bezeichnen, ist rein ideal. Es kann niemals eine isolierte organische Störung oder Therapie geben, denn die vegetative Vernetzung des Nervensystems erfordert zwingend, dass der Körper als eine Gemeinschaft von Zellen reguliert wird. Das große Mittel therapeutischer Aktivität ist die Koordination des Zentra-­‐
len und des Vegetativen Nervensystems. 6 W.G.Sutherland (1873-­‐1954) UWO (Unterweisungen in der Wissenschaft der Osteopathie), EG (Einige Gedanken), DS (Die Schädelsphäre), MKF (Mit klugen Fingern) = aus Das große Sutherland-­‐Kompendium, JOLANDOS, 2.A. 2008 Sutherland hat Stills Philosophie auf den Bereich des Schädels und später des Kra-­‐
niosakralen Systems ausgeweitet. Er reichert das mechanistische Element mit viel spirituellem Gedankengut an, woraus sein berühmtester Schüler, Rollin E. Becker (1910-­‐1996) später die Grundlagen der Biodynamischen Osteopathie entwickelt hat. Anders wie Littlejohn basieren zentrale Aussagen Sutherlands nicht mehr auf dem logischen Prinzip, sondern sind spekulativ, wodurch er sich von den Vorgaben der beiden anderen Gründerväter abhebt. Sein Gedankengut ist ein Konglomerat aus den Ideen von Still, dem Weltbild von Swedenborg, Einflüssen der esoterischen Welt von Walter Russell und möglicher-­‐
weise auch die Arbeiten von Charlotte Weaver (Osteopathin) und Nephi Cottam (Chi-­‐
ropraktiker). Zitate: Meiner gegenwärtigen Hypothese zufolge ... bewegt sich das Gehirn innerhalb des Schädels rhythmisch und unwillkürlich. Diese unwillkürliche rhythmische Bewegung schließt die Expansion und Kontraktion der Ventrikel während der Phasen respiratori-­‐
scher Atmung ein. Der Wechsel von Expansion und Kontraktion der Ventrikel beein-­‐
flusst die zirkulierende Aktivität der Zerebrospinalen Flüssigkeit. Die zirku-­‐
lierende Aktivität bewirkt eine Bewegung der Membrana arachnoidea und der Dura mater. Durch die im vorigen Kapitel erwähnte besondere Reziproke Spannungs-­‐
membran bewirkt sie eine Mobilität in den Gelenken der Schädelbasis. [DS, III-­‐28] Lassen Sie Ihre Hände wie ein Vogel sein, der sich auf einem Zweig niederlässt. [UWO, I-­‐131] Nur wenn man Osteopathie denken kann, kann man Osteopathie praktizieren. [H.L.Chiles, editor of the JOAO, ca. 1917] Sei still und wisse, dass ich Gott bin. [Evangelische Bibel, Psalm 46:10] 7 Es ist ein Gedanke, der sich in keiner Weise von der Wissenschaft der Osteopathie entfernt. Machen Sie sich das klar. Keine Trennung. Es handelt sich nicht um eine Spezialisierung an sich; es ist nicht einfach eine Behandlungsmethode. Wir haben es mit einer Wissenschaft zu tun. [U-­‐
WO, I121] Während Ihre Finger sich dort fühlend, sehend, denkend und wissend befinden, können sie Ihnen in einer Minute mehr sagen, als ein fester Griff in einer ganzen Stunde erfassen kann. [U-­‐
WO, I-­‐131] Sie müssen sich darin üben zu beobachten, ohne einzugreifen. [UWO, I131] Wissen statt Information sammeln! [EG, II-­‐201] Ich muss es fühlen, um es zu wissen! [UWO, I-­‐x] Alle Gewebe des Körpers sind flüssig. [UWO, I-­‐171] Wir müssen zur Wissenschaft der Osteopathie zurückkehren. Wir können nirgendwo anders hingehen. Durch unsere Arbeit haben wir großartige Möglichkeiten für die leidende Menschheit. Ich sage Möglichkeiten, weil wir keine Wunder vollbringen... Es ist eine Kunst, die Kunst, im Sin-­‐
ne Dr. Stills Wissenschaft der Osteopathie zu praktizieren... [UWO, I-­‐163] Bis jetzt haben wir in 35 Jahren osteopathischer Praxis nie behauptet, einen einzigen Krank-­‐
heitsfall geheilt zu haben... [EG, II-­‐106] Wir haben dennoch einen Spruch bei uns aufgehängt, der besagt: ‚Wunder werden nicht voll-­‐
bracht. Eine Heilung wird nicht garantiert. Unsere einzige Garantie ist, dass wir unser berufli-­‐
ches Können nach bestem Wissen und Gewissen ausüben. [EG, II-­‐32] Wenn jemand Osteopathie denkt, so wie Dr. Still Osteopathie dachte, dann wird er etwas be-­‐
kommen, was Dr. Still besaß. Etwas, das wir alle brauchen, um Osteopathie im Sinne von Dr. Still zu praktizieren. Wenn Sie diese Vision zwischen den Zeilen seiner Bücher ... finden, werden Sie Osteopathie ausüben. [EG, II-­‐167] Sutherlands Lieblingszitate von Still: Die Lymphgefäße sind eng und universell mit der Wirbelsäule und allen anderen Nerven ver-­‐
bunden. Sie alle trinken von den Wassern des Gehirns. [Still,PO, II-­‐48] Ein Gedanke kommt ihm, dass die Zerebrospinale Flüssigkeit das höchste bekannte Element ist, das der menschliche Körper enthält. Solange das Gehirn diese Flüssigkeit nicht in großer Menge liefert, bleibt der invalide Zustand des Körpers erhalten. [Still, PO, II-­‐20] Mit dem lymphatischen System sind noch feinere Nerven als mit dem Auge verbunden. [PO, II-­‐48] 8 Emanuel Swedenborg (1688-­‐1772) Es erscheint offensichtlich, dass das Weltbild des schwedischen Universalgelehrten Emanuel Swedenborgs (1688-­‐1772) durch seine ins englische übertragenen Schriften Economy of the Animal Kingdom, On Tremulation und The Brain nachhaltigen Ein-­‐
druck auf die Gründerväter, allen voran Sutherland gemacht hat. Bei Sutherland ist die gute Kenntnis von The Brain bezeugt. Grundsätzlich gibt es zwei Welten: eine himmlische mit einer himmlischen Sonne („Gott“ = wärmende Liebe & erhellendes Wissen). Dort leben verstorbene („Geister“) und Engel (ehemals Menschen), mit denen man kommunizieren kann. Und eine irdi-­‐
sche Welt mit einer irdischen Sonne (die Sonne unseres Planetensystems). Alles re-­‐
präsentiert aber letztlich Gott und ist demnach seine Entsprechung und Spiegelbild. Grundsätzlich haben alle irdischen Mechanismen und Ausprägungen haben eine himmlische Entsprechung. Für Swedenborg ist der Mensch demnach nicht „Körper, Geist und Seele“, sondern die Vereinigung eines himmlischen mit einem irdischen Entität, wobei bei der Verei-­‐
nigung (dem Einfließen des höheren in das niedrigere Wesen) als Ergebnis das Leben (Lebenskraft) entsteht. Es handelt sich grundsätzlich also um ein dualistisches Welt-­‐
bild. Bei Still findet sich das in den Ausdrücken „mind“ (metaphysisch-­‐himmlischer Anteil), „matter“ (physisch-­‐irdischer Anteil) und „motion“ (Ausdruck der Vereinigung) wieder. Zitate von Swedenborg: Vibrations-­‐Prinzip (1720): Hiermit lege ich das Prinzip fest, dass die Vibrationen (Zit-­‐
tern) in der Flüssigkeit beginnt, die in den Membranen enthalten ist; zur Ausbreitung der Vibrationen müssen sie ebenso in gespannter Verbindung mit den harten Struk-­‐
turen stehen, wie mit den Blutgefäßen, da in diesem Fall alle lymphatischen Gefäße oder jene des Nervenfluidums in schlüssiger Verbindung dazu stehen... und folglich kommunizieren sie eine vibrierende Bewegung an die Membranen, sowie die Kno-­‐
chen, so dass nahezu der gesamte Körper in einen Zustand subtiler Ko-­‐Vibration ge-­‐
bracht wird, welcher die Wahrnehmung ermöglicht. [E. Swedenborg, On Tremulation, 1899, Th. Odhner, S. x-­‐xi,] 9 Weitere Zitate aus „De Cerebro“: Die Dura Mater verbindet auch die Bewegungen des Herzens, oder den Puls seiner Arterien mit der Bewegung des Gehirns, d.h. der belebenden Kraft seiner Fasern, denn sie vibriert unter der zweifachen Bewegung: der einen pulsatorischen, die sie von ihren eigenen Arterien erhält, und der zweiten, ausdehnenden und zusammen-­‐
ziehenden Bewegung, die sie vom Gehirn her an sich hat ... Diese Bewegung (siehe oben) der Dura Mater vermischt sich nicht mit der Bewegung der Arterien des Gehirns, außer in der Gegend der Pole, wo die ruhigsten Stellen sind... Diese Bewegung verteilt sich nicht nur über ihren Plexus, sondern auch in den Sinus selbst, besonders in das obere Blatt oberhalb des Sinus und lässt sie auch in die ande-­‐
re Hemisphäre übergehen, um damit zu beiden Seiten die gleichen Bedingungen her-­‐
zustellen. Außerdem übermittelt die Dura Mater auch die Wahrnehmungen der Gemeinsinne dem Gehirn, deshalb ist sie frei von Nerven und dafür sensibel (=ipsa sensibilis).... Wie sie z.B. im Gehör, wo sie bei der Wahrnehmung der Geräusche (Töne) erzittert, weil ja die Membrana tympani mit der Dura Mater in Verbindung steht. Ähnlich ist es beim Geruchsinn, weshalb die Dura mater als Begleiterin der Nn. Olfaktorius in die Hypophyse auslaufen lässt. etc... Daher zeigt sich, dass das Gehirn seine Funktion vollkommen verrichtet, je unge-­‐
schwächter diese Membran ist... Die Unversehrtheit besteht in der Erhaltung ihrer Elastizität und in der gerechten Verteilung ihrer Arterien... [Swedenborg, De Cerebro, 1743; dt. Übers.: A. Fenzl, 1960] 10 Osteopathie im Sinne der Gründerväter Still, Littlejohn und Sutherland IST: Philosophie Angewandte pragmatische Lebensphilosophie Wissenschaft Natur-­‐ UND Geisteswissenschaft in Kombination Im Sinne einer human based medicine mit evidence based medicine als nur EINEM Baustein Kunst Im Sinne eines auf „geistigen“ Fundamenten ruhenden Kunsthandwerks Medizin Salutogenetisch personenzentrierten Allgemeinmedizin im Sinne einer human based medicine. (manuell, salutogenetisch, patientenorientiert) Osteopathie (im Sinne der Gründerväter) ist NICHT: Methode, Fortbildung, Verfahren Manuelle Therapie/Medizin, Chiropraktik Physiotherapie, Heilslehre, Handauflegen 11 Klassische osteopathische Feldtheorie (nach Still, Littlejohn und Sutherland) Ethik •
Osteopathie ist eine salutogenetisch und personenzentrierte und auf natürlichen Prozessen beru-­‐
hende Medizinphilosophie, Wissenschaft und Kunsthandwerk. •
Das ethische Fundament der Osteopathie bildet Liebe, Mitgefühl und Respekt. •
Ziel des osteopathischen Handelns ist das Mindern der Leidensbilanz der Patienten. Alle Aspekte, die Patienten, Behandlung und Osteopathen betreffen, sind integraler Bestandteil des osteopathischen Behandlungsprozesses. Metaphysik => Geisteswissenschaft •
Osteopathie bekennt sich zur intellektuellen Aufrichtigkeit. Gesammeltes Erfahrungswissen ergibt sich aus dem gemeinsamen Kontext des Erlebens und des logischen Erschließens. •
Das Leben ist Ausdruck und Widerspiegelung einer vollkommenen Schöpfung. Es gründet in einer Vereinigung metaphysischer und physischer Entitäten, deren Systeme sich in einer rhythmisch ba-­‐
lancierten Wechselwirkung befinden. •
Der menschliche Organismus agiert als Einheit durch Interaktion aller seiner Aspekte in Struktur, Funktion, Information und Umwelt. •
Im Menschen existiert ein Selbstorganisationsmechanismus, der allein für den Heilungsprozess ver-­‐
antwortlich ist. •
Die Information dieses Mechanismus ist in allen Aspekten des Menschen zu finden. •
•
Physik => Naturwissenschaft Als Medium des Selbstorganisationsmechanismus dienen alle Bestandteile des Nervensystems in Interaktion mit den Körperflüssigkeiten. Anatomische Behinderungen dieses Mediums werden osteopathische Läsion genannt und führen zu anormalen physiologischen Prozessen, die bei histologischer Ausprägung in eine Pathologie überge-­‐
hen können. Kunsthandwerk => Kreativer Pragmatismus •
Die osteopathische Diagnostik erfolgt manuell, wobei Läsionen immer im Kontext ihrer gesamt-­‐
physiologischen Auswirkungen wahrgenommen werden. •
Die osteopathische Behandlung erfolgt ebenfalls manuell. Durch Beseitigen der anatomischen Läsio-­‐
nen erfolgt eine optimale Anpassung des Organismus und des Mechanismus an sich selbst, mit dem Ziel normophysiologische Zustände anzuregen. •
Die Veränderung muss in den Gesamtorganismus integriert werden. •
Alle Prozesse im menschlichen Organismus (physiologisch oder pathologisch) sind ein natürlicher Ausdruck evolutionärer Anpassungen im Kontext einer vollkommenen Schöpfung. •
Osteopathie versucht daher das Potenzial der Gesundheit zu suchen und zu nutzen und keine Krank-­‐
heiten zu bekämpfen. 12 Abschlussbemerkung Wenn du deine Hände auf einen Kranken legst, lege sie ehr-­‐
furchtsvoll auf, denn du hast es mit dem Meistermechanismus von Erde und Himmel zu tun: dem menschlichen Körper. Kein vollkommenerer ist uns jemals begegnet. [J.M.Littlejohn; Aus der Abschlussrede Kirksville 1898, Das große Littlejohn-­‐Kompendium, S. 25] Viel Freude und Erfolg mit IHRER Osteopathie! 13 Literaturempfehlungen (Nummer in Klammern = ID bei www.jolandos.de) Rund um Still -­‐ Andrew Taylor Still, 1828-­‐1917 (679786) – bester Still-­‐Einstieg! -­‐ Das große Still-­‐Kompendium (679649) – irgendwann einmal... -­‐ Der Natur bis ans Ende vertrauen! (679748) – 200 Zitate von Still -­‐ Stills Faszienkonzepte (679755) – So wird Still richtig interpretiert -­‐ Feuer in der Prärie (679496) – Geschichte unterhaltsam Rund um Littlejohn -­‐ Das große Littlejohn-­‐Kompendium (679564) – Littlejohn-­‐Panoptikum -­‐ Osteopathie erklärt (1900) (679434) -­‐ für Laien -­‐ Osteopathische Diagnostik und Therapie (679892) – Ein Meisterwerk -­‐ Psychophysiologie (1899) (679441) – Seiner Zeit weit voraus Rund um Sutherland -­‐ Das große Sutherland-­‐Kompendium (679885) – bester Sutherland-­‐Einstieg -­‐ Osteopathie in der Schädelsphäre (523012) -­‐ Zeitloses Lehrbuch der Gründerzeit -­‐ Rollin Becker: Leben in Bewegung (679588) – Biodynamik pur! -­‐ Interface (679595) – Still und Wasserphysik, Quantentheorie und Swedenborg -­‐ Die gesammelten Schriften von Viola Frymann (679694) – Kinderosteopathie -­‐ Puls des Lebens (679489) – 60 Jahre osteopathische Berufserfahrung -­‐ Die Anatomie der Potency (679793) – Primäratmung und Quantentheorie Rund um Osteopathie -­‐ Klassische osteopathische Feldtheorie (679335) – Die vollständige Übersicht -­‐ Osteopathie -­‐ Medizin, Beruf, Therapie? (679359) – Das könnte Sie interessieren -­‐ De Cerebro (Transkription II -­‐ Auszüge) (679397) – 20% aus dem Meisterwerk -­‐ Swedenborg und Osteopathie (679342) – Die geistigen Wurzeln der Osteopathie -­‐ Angewandte Anatomie (523029) – DAS Anatomie-­‐Ergänzungsbuch 14 
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