Insektenvielfalt auf Intensivgrünland Giftiges

Werbung
Foto: Moritz
Foto: Klingenhagen
Grünland tipps & trends
Das giftige
Jakobskreuzkraut (links) wird
häufig mit dem
ungiftigen
Wiesenpippau
(rechts) verwechselt.
Giftiges Jakobskreuzkraut?
Frage: Auf unserer Wiese
wächst seit einigen Jahren
diese Pflanze. Wir haben den
Verdacht, dass es sich um
­Jakobskreuzkraut handelt.
Ist die Pflanze giftig? Wie
können wir sie bekämpfen?
Antwort: Die von Ihnen
eingesandte Pflanze ist der
ungiftige Wiesenpippau. Die
Blätter sind – ähnlich wie
beim Löwenzahn – häufig
unregelmäßig grob gezähnt
und rosettenartig angeordnet. Die Pflanze wird 30 bis
100 cm groß. Von Mai bis
Juli blüht die Pflanze goldgelb. Pippau findet man
meistens nur in Mähwiesen,
nicht auf Weiden. Eine Beweidung vertragen die Pippau-Arten nicht. Der Futterwert ist gering. Beim
Heuen entstehen oft Bröckelverluste. Außerdem
fressen die Tiere die harten
Stängel meistens nicht.
Insektenvielfalt auf
Intensivgrünland
Foto: Blickwinkel
❚❚Intensiv gedüngtes, gemähtes oder beweidetes Grünland weist eine ähnlich hohe Insektenvielfalt auf, wie naturnahe, selten gemähte
Wiesen oder Schafweiden.
Das haben Forscher der TU
Darmstadt festgestellt. Auf
40 Grünlandflächen haben
sie 511 Insektenarten während der Blütenbesuche von
104 Pflanzenarten gesammelt und bestimmt. Zudem
haben sie für jede Insektenart die Temperatur ermittelt, zu der diese bevorzugt
Blüten anfliegen. Dabei
stellten Sie unter anderem
fest, dass in einer einzigen
Wiese z. B. Dutzende von
Schmetterling
Fliegen, Bienen und Schmetbestäubt
terlingsarten zur BestäuWiesenblume.
bung von Blütenpflanzen
beitragen. Viele Fliegenarten
sind eher an kühleren Sommertagen aktiv,
während einige Bienen wärmere Bedingungen
bevorzugen. Die Insektenarten ergänzen sich.
Dies sichert gleichmäßigere Blütenbesuche und
eine kontinuierliche Bestäubung.
78
top agrar 10/2015
Durch häufigeres Schneiden mit anschließender
Nachsaat und ausreichende
Düngung gewinnen die
Gräser zunehmend an Konkurrenzkraft und drängen
den Pippau zurück. Um ein
weiteres Aussamen zu verhindern, sollten Sie den blühenden Pflanzenbestand abmulchen oder mähen.
Chemisch können Sie am
besten jetzt im Herbst nach
dem letzten Schnitt z. B. mit
1,5 l/ha U 46-D-Fluid (2,4-D)
+ 1,5 l je ha U 46-M-Fluid
(MCPA) behandeln. Es sollte
dazu mindestens 12 °C warm
sein und wüchsige Witterung herrschen. Ebenfalls
gut wirken 2,0 l/ha Simplex.
Beachten Sie aber die besonderen Auflagen des Mittels!
Warten Sie solange, bis die
Pflanzen neu ausgetrieben
sind und ausreichend Blattmasse gebildet haben, um genug Wirkstoff aufzunehmen.
Mineralische Ergänzungsdüngung überflüssig
❚❚Ist es möglich und sinnvoll,
durch eine gezielte Mineralstoffdüngung den Ertrag und vor allem auch die Qualität des Grobfutters und damit die Futteraufnahme zu verbessern? Dieser
Frage ist die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft in
zwei Versuchen auf weidelgrasreichem Intensivgrünland an
zwei Standorten im Voralpenland nachgegangen. Auf dem
Standort Rosenheim erfolgte ein
dreijähriger Schnittversuch
(5 Nutzungen pro Jahr) und auf
dem Spitalhof/Kempen sechsjährig ein Versuch mit kombinierter Schnitt- und Weidenutzung (3 Weide- und 2 Schnittnutzungen).
Auf beiden Standorten wurden die Versuche mit vier Düngungsvarianten angelegt: ausschließliche Gülledüngung
(Kontrolle) und drei weitere
Varianten mit zusätzlicher Mineraldüngung. Eingesetzt wurden 1,2 dt/ha granuliertes Kieserit, 6,0 dt/ha Magnesia-Kainit
und 1,2 dt/ha granuliertes 60er
Kali. Die Mineraldünger wurden in der Regel zu Vegetationsbeginn vor dem 1. Schnitt
gestreut.
Das Ergebnis: Die unterschiedliche Düngung spiegelt
sich zwar teilweise in den Mineralstoffgehalten der Aufwüchse wieder, so beim Na­
trium-, Schwefel-, Kalium- und
Chloridgehalt. Die erhöhten
Konzentrationen beeinflussten
kaum die Trockenmasse-, Rohprotein- und Energieerträge.
Mit Ausnahme des Natriums
wurde auch keine sinnvolle Erhöhung tierischer Bedarfsnormen erreicht. Bei einem Weideversuch war keine erhöhte Futteraufnahme festzustellen.
Dänemark: Protein-Gras statt Import-Soja
In 12 bis 15
Jahren könnte
proteinreiches
Gras aus
eigenem Anbau
importiertes
Sojaprotein
ersetzen, hoffen
die Dänen.
Foto: Höner
❚❚Statt Soja aus Südamerika wollen die
Dänen in Zukunft proteinreiches Gras
von ihren eigenen Flächen in der Tierfütterung einsetzen. Das haben sich
dänische Züchter und Wissenschaftler
des Zuchtunternehmens DLF Trifolium und der Forschungsplattform BioValue zum Ziel gesetzt.
Zunächst will man proteinreichere
Gräsersorten mit einem günstigeren
Verhältnis von Eiweiß und Zucker
züchten. DLF Trifolium, nach eigenen
Angaben der weltweit größte Züchter
von Gräsern und Kleearten, befasst
sich bereits mit der Züchtung von
­Protein-Gras. Es werde aber noch 12 bis
15 Jahre dauern, bis erste Sorten für
Landwirte verfügbar seien, berichtet
das dänische Fachmagazin foodculture.
dk. Parallel will man bessere Extraktions- und Verarbeitungsverfahren entwickeln.
Aus dem Protein-Gras soll „smartes“
Tierfutter für Rinder, Schweine und
Geflügel erzeugt werden. Damit hofft
Dänemark von Sojaprotein-Importen,
derzeit 1,5 Mio. t/Jahr, unabhängig zu
werden. Gras als Proteinquelle sei zudem umwelt- und klimafreundlicher.
Bei den derzeitigen Sojaimporten fielen
ca. 6 Mio. t CO2/Jahr an. Das entsprä-
che 80 % der Emissionen aus dänischen
Autos. Außerdem ginge der Sojaanbau
vor allem in Südamerika zu Lasten von
Naturgebieten und der biologischen
Vielfalt.
Herunterladen