Morbidität und Mortalität nach Eingriffen an der Leber

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Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. med. M. Büsing
Dienstort: Knappschaftskrankenhaus Recklinghausen
Abteilung für Allgemein- und Unfallchirurgie
Morbidität und Mortalität nach Eingriffen an der Leber
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Doktorgrades der Medizin
einer
Hohen Medizinischen Fakultät
der Ruhr-Universität Bochum
vorgelegt von
Anita Ide
aus Bochum
2002
Dekan:
Prof. Dr. med. G. Muhr
Referent:
Prof. Dr. med. M. Büsing
Korreferent:
Prof. Dr. med. G. Hohlbach
Tag der Mündlichen Prüfung: 27.05.2003
1
Inhaltsverzeichnis
1.
Abkürzungsverzeichnis………………………………………………………………
3
2.
Einleitung / Ziel der Arbeit …………………………………………………………..
5
3.
Allgemeiner Teil
3.1.
Historische Entwicklung der Leberchirurgie...................................................…. 7
3.2.
Präoperative Diagnostik..................................................................................... 12
3.3.
Behandlungsstrategie........................................................................................ 13
3.4.
Chirurgische Therapie........................................................................................ 16
3.4.1.
Resektionsverfahren.......................................................................................... 21
3.4.1.1. Lagerung und Zugangswege..........................................................................… 24
3.4.1.2. Linksseitige bzw. rechtsseitige Hemihepatektomie.......................................…. 25
3.4.1.3. Erweiterte linksseitige bzw. rechtsseitige Hemihepatektomie........................... 31
3.4.1.4. Segmentresektion............................................................................................. 37
3.4.1.5. Atypische Segmentresektion.........................................................................… 41
3.4.1.6. Zystektomie....................................................................................................... 42
3.4.1.7. Leberabszess.................................................................................................... 42
3.5.
Postoperative Phase.....................................................................................…. 43
4.
Spezieller Teil
4.1.
Patienten und Methoden................................................................................… 45
4.2.
Ergebnisse…………………………………………………………………………… 61
5.
Diskussion……………………………………………………………………………
72
6.
Zusammenfassung………………………………………………………………….
77
7.
Literaturverzeichnis…………………………………………………………………. 78
8.
Danksagung………………………………………………………………………….
9.
Lebenslauf……………………………………………………………………………. 89
88
2
1. Abkürzungen
A.
………………………………………
Arteria
Abb.
………………………………………
Abbildung
anatom.
………………………………………
anatomisch
aPTT
………………………………………
aktivierte partielle Thromboplastinzeit
AT III
………………………………………
Antithrombin III
atyp.
………………………………………
atypisch
bzgl.
………………………………………
bezüglich
bzw.
………………………………………
beziehungsweise
Ca.
………………………………………
Carcinom
CT
………………………………………
Computertomographie
D.
………………………………………
Ductus
D-Bili
………………………………………
Direktes Bilirubin
EK
………………………………………
Erythrozytenkonzentrat
erw.
………………………………………
erweitert
evtl.
………………………………………
eventuell
FFP
………………………………………
Fresh Frozen Plasma
GB
………………………………………
Gallenblase
G-Bili
………………………………………
Gesamt-Bilirubin
ggf.
………………………………………
gegebenenfalls
GGT
………………………………………
Gamma-Glutamyl-Transferase
GOT
………………………………………
Glutamat-Oxalacetat-Transaminase
GPT
………………………………………
Glutamat-Pyruvat-Transaminase
HCC
………………………………………
Hepatozelluläres Karzinom
Hemi.
………………………………………
Hemihepatektomie
i.d.R.
………………………………………
in der Regel
Lig.
………………………………………
Ligamentum
Ligg.
………………………………………
Liggamenta
max.
………………………………………
maximal
min.
………………………………………
Minuten
mind.
………………………………………
mindestens
MRT
………………………………………
Magnetresonanztomographie
OP
………………………………………
Operation
PHR
………………………………………
percent hepatic replacement by tumor
R.
………………………………………
Ramus
sec.
………………………………………
Sekunden
3
Seg.
………………………………………
Segmentresektion
Tab.
………………………………………
Tabelle
TK
………………………………………
Thrombozytenkonzentrat
u. a.
………………………………………
unter anderen
UICC
………………………………………
Union International Contre le Cancer
V.
………………………………………
Vena
v.a.
………………………………………
vor allem
v. Chr.
………………………………………
vor Christus
vs.
………………………………………
versus
z.B.
………………………………………
zum Beispiel
4
2. Einleitung / Ziel der Arbeit
Die Leberchirurgie stellt heute mit ihren Möglichkeiten einen Gewinn hinsichtlich der
Behandlungen von benignen und insbesondere malignen Lebertumoren dar. Die letzten 2030 Jahre sind geprägt von einer zunehmenden Bedeutung der Leberresektionen, welche
ohne
Zweifel
auch
heute
noch
zu
den
anspruchsvollen
Operationen
in
der
Abdominalchirurgie gehören. Durch Kenntnis und Berücksichtigung des segmentalen
anatomischen Aufbaus des Organs und Anwendung adäquater chirurgischer Techniken,
sowie wachsender individueller und allgemeiner Erfahrung, ist die Leberresektion
inzwischen, von einer sehr riskanten, anfangs eher experimentellen Operation, an den
entsprechenden erfahrenen Zentren zu einem standardisierten Eingriff geworden. [9,53]
Auf
der
Basis
der
erforderlichen
chirurgischen,
anästhesiologischen
und
intensivmedizinischen Erfahrung und nicht zuletzt aufgrund der hohen funktionellen
Reservekapazität einerseits und der ausgeprägten Regenerationsfähigkeit andererseits
können auch, ohne dass daraus dauerhafte funktionelle Einschränkungen resultieren,
ausgedehnte Leberresektionen unter kurativer Zielsetzung mit einer postoperativen Mortalität
von etwa 5% vorgenommen werden.
Die meisten Erfahrungen liegen bisher mit den Metastasen kolorektaler Karzinome vor,
welche die größte Gruppe sekundärer Malignome der Leber bilden (80-90%). Die
verbleibenden Fälle verteilen sich auf Lebermetastasen bei Karzinomen anderen Ursprungs
(Pankreas-, Magen-, Mamma-, Nasopharynx-Ca. u.a.), cholangiozelluläres Karzinom oder
benignen Veränderungen wie den Leberzysten, der FNH, dem Leberhämangiom, dem
Leberzelladenom und der Histoplasmose. [9]
Die chirurgischen Resektionen bieten als einziges Behandlungsverfahren die Möglichkeit
einer kurativen Behandlung mit der Chance eines längerfristigen tumorfreien Überlebens (2Jahresüberlebensrate
Jahresüberlebensrate
von
etwa
von
etwa
70%
(in
der
25-30%),
Literatur
während
stark
im
variierend)
und
Spontanverlauf
5kein
Langzeitüberleben beobachtet werden kann.
Trotz zahlreicher Studien, die den Einfluss der Leberresektion auf die Überlebensrate bei
Patienten mit Metastasen kolorektaler Karzinome untersuchten, wird der Stellenwert
einzelner prognostischer Faktoren kontrovers diskutiert. Die nach wie vor begrenzten
Kenntnisse
über
tatsächlich
relevante
Prognosefaktoren
unterstreichen
somit
die
Notwendigkeit zusätzlicher kritischer Analysen.
5
Der Ansatzpunkt der vorliegenden Arbeit war, anhand einer retrospektiven Untersuchung,
hierzu einen Beitrag zu leisten, mit dem Ziel, hierbei einerseits die Gesamtergebnisse einer
einzigen Institution über einen Zeitraum von etwa drei Jahren darzustellen, andererseits evtl.
bedeutsame Prognosekriterien herauszuarbeiten und mit den vorliegenden Ergebnissen
anderer Arbeitsgruppen zu vergleichen.
Zusätzlich wurde nicht nur der Frage bezüglich der Operationsmorbidität und –mortalität
nach reserzierenden und ablativen (kryothrapeutischen) Eingriffen an der Leber bei malignen
Leberveränderungen (wie bereits erwähnt insbesondere Lebermetastasen kolorektaler
Karzinome) nachgegangen, sondern auch benigne Leberveränderungen unter diesem
Aspekt analysiert und ein Vergleich hinsichtlich gutartiger und bösartiger Lebererkrankungen
unter Berücksichtigung verschiedener Kriterien (Geschlecht, Alter, OP-Technik u.a.)
aufgestellt.
Für diese Untersuchungen wurden im Zeitraum von Mai 1998 bis Januar 2001 in der
chirurgischen Abteilung des Knappschaftskrankenhauses Recklinghausen unter der Leitung
von Professor Büsing 94 Patienten mit benignen und malignen Erkrankungen bzw. Tumoren
an der Leber behandelt, wobei 89 Patienten unter kurativer Zielsetzung an der Leber operiert
wurden. 72 Patienten unterzogen sich einer Leberresektion. Die restlichen 17 Patienten
wurden einer anderen chirurgischen Therapie zugeführt. Bei 5 Patienten kam aufgrund der
intrahepatischen Tumorausdehnung keine Leberresektion oder andere chirurgische Therapie
zur Anwendung. Der Eingriff wurde bei diesen als explorative Laparotomie beendet. Die
weitere Behandlung erfolgte dann unter palliativen Aspekt.
6
3.1. Historische Entwicklung der Leberchirurgie
Die Leber- und Pfortaderchirurgie ist zwar mit ihrem heutigen Facettenreichtum ein
neuzeitliches
Phänomen
und
auch
die
Erkenntnisse
und
daraus
resultierenden
Entwicklungen erfuhren erst im letzten Jahrhundert einen explosionsartigen Anstieg, jedoch
beschäftigten sich die Menschen schon seit Jahrhunderten mit der größten Drüse und mit
einem Gewicht von etwa einem Kilogramm schwersten Organ unseres Körpers.
Die Entwicklungsgeschichte der Leberchirurgie war in den frühen Anfängen von vielen
Mythen und Spekulationen geprägt. Erste Hinweise zur Leberanatomie fanden sich in
Dokumenten um 3500 v. Chr., in denen die Leber als das „schicksalstragende Organ“
herausgestellt wurde. Aber nicht nur die schicksalstragende Funktion, sondern auch der
Glaube, die Leber sei Sitz der Organseele (Platon 427-347 v. Chr.) spiegeln die Bedeutung
wieder [73].
In weiteren alten Schriften ließen sich immer wieder verschiedenartige Kenntnisse über
einzelne Lebercharakteristika finden, wie z.B. die Regenerationsfähigkeit der Leber
(Prometheussage, 4. Jh. v. Chr.) [29]; die Leber als blutreiches Organ (Homer, um 800 v.
Chr.) [26]; die Größe, die Lage, die Konturen und die Blutversorgung der Leber (Herophilos
334-280 v. Chr.) [73]; die Leber als Ort der Blutbildung und der Verlauf der Pfortader
(Galenus 129-199 v. Chr.) [19,40]. Galenus schuf mit seinen anatomischen Untersuchungen
und Beobachtungen an verschiedenen Spezies ein umfassendes System der Medizin, den
Galenismus, welches mehrere Jahrhunderte die Heilkunde und das medizinische Denken
und Handeln bestimmte (Abb. 1).
Detailreichere Aufschlüsse über die Anatomie der Leber gaben Capri (1470-1530) [14],
Vesal (1514-1564) [69], Hildanus (1560-1643), Harvey (1578-1656) [30], Glisson (1592-1656)
[26] und Ruysch. Vesal veröffentlichte 1543 sein Buch „De humani corporis fabrica libri
septem“ und läutete damit den Beginn der wissenschaftlichen Anatomie der Neuzeit ein [69].
Der Name Hildanus wird im Zusammenhang mit einer um 1600 durchgeführten Exzision
eines Leberstücks nach einem aufgetretenen Trauma genannt. Der Patient überlebte den
Eingriff. Harvey entdeckte den großen Blutkreislauf und die Funktion des Herzens als dessen
Antriebspumpe, wodurch die Heilung vieler Krankheiten und die Verlängerung der mittleren
Lebenserwartung begründet wurde [30]. Glisson postulierte 1654 nach Eingriffen an der
Leber mit Präparation der Lebergefäße die Verbindung zwischen Vena portae und
Lebervenen [26]. Ruysch gab 1732 erste Hinweise bezüglich portaler Injektionsräume.
7
In Dokumenten des 17.,18. und 19. Jahrhunderts fanden sich vermehrt Hinweise über
verschiedene Eingriffe an der Leber, die mit dem Überleben der Patienten einhergingen.
MacPerson (1688) und Berta (1716) berichteten über Entfernungen von prolabierten Teilen
der Leber nach Verletzungen im Abdominalbereich [6,47]. Ähnliches dokumentierte auch
Garre´ 1889 mit Bezug auf den von Paul von Bruns durchgeführten Lebereingriffen während
des Krieges 1871/1872 [23]. Thompson dokumentierte zwölf Leberverletzungen gründend
auf die Schlacht von Waterloo und berichtete davon, dass einige Patienten den Eingriff an
der Leber überlebten (1815).
Morton (1846) und Lister (1865) nahmen eine gewisse Schlüsselposition im weiteren Verlauf
der Leberchirurgie ein. Die sogenannten Urväter in den Bereichen Anästhesie und Antisepsis
gaben mit ihren Entdeckungen die Möglichkeit, die Eingriffe an der Leber zu erweitern, zu
präzisieren und in die Richtung der zukünftigen modernen Chirurgie zu lenken [29].
Abb. 1. Galen C. Stich nach
Rubens [Deutsche Fotothek
Dresden, Kramer] [73]
Abb. 2. Langenbuch Karl J. A.
[73]
Die ersten Schritte im Bereich der Pfortaderchirurgie setzte von Eck 1877 mit einer im
Tierexperiment durchgeführten laterolateralen portokavalen Anastomose [17]. Der Franzose
Lenoir nahm diese Operation erstmalig am Menschen (1901), Rosenstein erstmalig
erfolgreich
bei
einer
Patientin
mit
Leberzirrhose
und
Aszites
vor
(1912).
Eine
Weiterentwicklung dieses Verfahrens u.a. in Form porto-systemischer Shunts erfolgten erst
nach 1945 durch die Amerikaner Linton und Warren.
Der Name Langenbuch (1846-1901) steht für die erste geplante und erfolgreiche
Linksresektion der Leber beim Menschen (1888). Langenbuch entfernte einen sogenannten
8
Schnürlappen mittels Durchstichligaturen und behandelte eine postoperativ aufgetretene
Nachblutung mit Umstechungen [41] (Abb. 2). William Williams Keen führte 1891 die erste
Leberresektion in den USA durch. Er entfernte erfolgreich ein gestieltes Lebercystadenom.
Eine Erweiterung der Kenntnisse auf dem Gebiet der Leberchirurgie erlangte man auch
durch Ponfick, Tillmanns [28], Gluck und Meister, welche zum einen eine Resektionsfähigkeit
von bis zu 70-80% zeigten, zum anderen die enorme Regenerationsfähigkeit der Leber
nahezu bis zu ihrem Ausgangsgewicht herausstellten (1889). Mit ihren tierexperimentellen
Studien hatten sie die Prinzipien der Leberresektion etabliert.
Weitere Erungenschaften auf dem Weg zur heute existierenden modernen Leberchirurgie
waren die von Kousnetzoff mit stumpfer Nadel ausgeführten Matratzennähte zur Blutstillung
(1896), die Markierung der Grenzebene zwischen rechter und linker Leber durch Gallenblase
und V. cava inferior (Cantlie 1898) [13], die weiterführende Kenntnis der Leberanatomie
bezüglich der Aufteilung in einzelne Lappen und deren Blutversorgung (Cantlie 1898 und
Rex 1888) [13,55], die experimentelle Unterbindung der Leberarterie von Haberer (1903)
[28] und die stumpfe Parenchymdissektion der Leber von Anschütz (1903) [3].
1886 beschrieb Lius die Entfernung eines kindskopfgroßen Lebertumors (1886) [45].
Aufgrund einer schwerwiegenden Nachblutung verstarb jedoch der Patient sechs Stunden
nach dem Eingriff. Zwar berichteten Tiffany (1890) und Lucke (1891) über die ersten
erfolgreichen Tumorresektionen, die Komplikation der intra- und postoperativ auftretenen
Blutungen blieb aber bestehen. Ein Name drängt sich hierbei in den Vordergrund, durch dem
der weitere Schritt in die heutige Richtung gebahnt wurde. Es war „Pringle“ (1908) und
dessen herausragende Leistung der temporären Blutungskontrolle durch Okklusion des
Ligamentum hepatoduodenale, durch welche Blutungen verringert und somit die Versorgung
erleichtert wurde [52]. Das Prinzip der normothermen Lebereinflussstauung findet noch
heute als sogenanntes Pringle-Manöver Anwendung. Auch Fortner und Huguet trugen zur
Erweiterung der Erfahrungen auf diesem Gebiet bei: Fortner 1975 mit der IsolationsPerfusions-Technik der Leber-Teilresektion, Huguet 1978 mit der normothermen vaskulären
Exklusion der Leber.
Weitere Erkenntnisse auf dem Gebiet der Leberchirurgie errang James Israel (1848-1926).
Ihm gelang mittels besonderer Abschnürligatur die Exstirpation eines Leberkavernoms
(1911). Er begann die Resektion an der Grenzlinie zwischen beiden Lappen mit sukzessiv
angelegten großen Umstechungsnähten [36].
9
Die erste erfolgreiche Hemihepatektomie rechts gelang Walter Wendel 1911 durch Ligatur
des rechten Astes der A. hepatica propria nach Abgang der A. cystica bei Leberzellkarzinom
mit Unterlassen der zentralen Unterbindung des rechten Pfortaderastes und Anlegen von
Durchstichligaturen mit Hilfe einer Öhrsonde im Bereich der Resektionsfläche [71] (Abb. 3).
Die erste erfolgreiche Resektion einer kolorektalen Lebermetastase publizierte Cattell 1940.
Die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts spiegelten zusammen mit Hjortsjös Topographie der
intrahepatischen Gallenwege (1951), Healeys anatomischen Erkenntinssen der Leberarterie
(1953) und Couinauds anatomischer Darstellung der Leber in acht Segmenten (1954) den
Durchbruch in der Leberchirurgie wieder [15] (Abb. 4).
Abb. 3. Wendel W. [73]
Abb. 4. Couinaud C. [73]
Die Erweiterung der anatomischen und topographischen Kenntnisse, die Verbesserung der
operativen Technik, die Kenntnisse zur Leberischämie und der Einsatz protektiver
Maßnahmen sowie die Erfahrungen auf den Gebieten der Narkose und Intensivtherapie
ebneten den Weg zur heute existierenden modernen Leberchirurgie. Jedoch blieb ein
weiteres Problem gerade im Bereich der Resektion maligner Tumoren bestehen. Für die
operative Verfahrenswahl waren und sind auch heute noch in der Leberchirurgie zwei
gegensätzliche Aspekte bedeutsam: die onkologische Radikalität und die postoperative
Leberfunktion bzw. funktionelle hepatische Reserve. Bei einer gesunden Leber sind im
Extremfall Resektionen von bis zu 80% durchaus vertretbar, aber bei einer kranken Leber
bzw. einer Leber, bei der die postoperative Leberfunktion nicht gewährleistet bzw. die
funktionelle hepatische Reserve erschöpft ist, ist die Grenze der operativen Therapie
erreicht. Erst durch Tom E. Starzl wurde diese Grenze überwunden (Abb. 5). Er führte 1963
die erste orthotope Lebertransplantation und 1968 die erste erfolgreiche orthotope
Lebertransplantation durch [67]. Daraufhin folgten die erste Lebertransplantation in
Deutschland von Gütgemann (1968) [27] und die Trisegmentektomie und Transplantation
einer
größenreduzierten
Leber
von
Starzl
(1975)
[67].
Eine
Zunahme
der
10
Lebertransplantationen zeigte sich mit der erheblichen Verbesserung der Immunsuppression
durch Cyclosporin, welche auf die Arbeit von Calne zurückging (1980) [12]. Die
Transplantationen in den 80er Jahren wurden geprägt von der Split-liver Transplantation von
Pichlmayr und Bismuth (1984), der ex situ / ante situm Resektion von Pichlmayr (1988)
(Abb. 6) und der Leber-Lebendspende von Raia (1989) [51,59,72].
Abb. 5. Starzl T [73]
Abb. 6. Pichlmayr R [73
Letztendlich waren die exakten Kenntinsse der Leberanatomie, die Möglichkeit der
Blutungskontrolle, das Wissen über die Leberischämie, der Einsatz protektiver Maßnahmen,
ein optimiertes Regime bei Narkose und Intensivtherapie sowie die Verbesserungen in der
operativen
Technik
die
Wegbereiter
für
die
moderne
Leberchirurgie
mit
ihrem
Facettenreichtum und Möglichkeiten. Auf dieser Grundlage und immer wieder angeregt
durch
klinische
Erfordernisse
konnten
weitere
zahlreiche
chirurgisch-technische
Innovationen entwickelt werden, deren Idee und Ausführung inzwischen von vielen
übernommen worden ist. Gerade das Streben die Morbidität und Mortalität nach Eingriffen
an der Leber, welche schon im Verlauf der Geschichte
einen enormen Rückgang
verzeichneten (anfangs lag die Operationsletalität nur unwesentlich unter 100%, heute ist
eine Letalität von 5% und darunter zu verzeichnen), weiterhin zu senken wird den Ehrgeiz
weitere gezieltere Therapien zu erforschen aufrecht erhalten. Aber nicht nur im
makroskopischen
Bereich
werden
die
Forschungen
weitergehen,
auch
zukünftige
Bestrebungen lassen Möglichkeiten auf dem Gebiet der Mikroskopie verbunden mit
Erkenntinssen
auf
subzellulärer
Ebene
deutlich
werden.
Eine
Optimierung
der
Leberzellisolierung, -kultivierung und -transplantation ist anzustreben. Auch die Idee der
sogenannten Entwicklung einer „künstlichen Leber“ ist heute keine Utopie, sondern ein
Gebiet reger medizinischer Forschung.
11
3.2. Präoperative Diagnostik
Die Wahl der Untersuchungsverfahren und die Reihenfolge ihres Einsatzes hängen im
Einzelfall von der klinischen Fragestellung ab. Dabei können zwei Ausganssituationen
unterschieden werden, zum einen die Charakterisierung eines bekannten Herdes mit
bekannter oder unbekannter Ätiologie, zum anderen die Detektion fokaler Läsionen bei
bekannten
oder
Anforderungen
vermutetem
an
die
Tumorleiden.
Beide
Untersuchungstechnik,
Fragen
welche
sich
stellen
nach
unterschiedliche
dem
jeweiligen
Ausgangsbefund richtet.
Die diagnostischen Anforderungen bei Tumoren, deren Ätiologie unbekannt ist erstrecken
sich
zunächst auf die Charakterisierung und Dignitätsabschätzung, die bei denen die
Ätiologie bekannt ist auf Staging und Monitoring. Steht jedoch die Suche nach dem
Primärtumor und/oder den Metastasen im Vordergrund zentriert sich die diagnostische
Anforderung auf die Detektion.
Die in die Studie aufgenommenen Patienten lassen sich in zwei Gruppen einteilen: Zum
einen stellten sich Patienten mit bekanntem oder vermutetem Tumorleiden vor, bei denen
dann die Detektion fokaler Läsion im Vordergrund stand; zum anderen stellten sich Patienten
vor, bei denen im Rahmen einer ungezielten Leberuntersuchung (meist durch Sonographie
oder Computertomographie) eine herdförmige Läsion entdeckt wurde. Bei der Frage nach
der Dignität konnte bei einem Teil der Patienten schon aus der Erstuntersuchung anhand
des sonographischen bzw. computertomographischen Befundes eine definitive Diagnose
gestellt
werden
(dies
betraf
vor
allem
die
zystischen
Lebererkrankungen,
die
Leberhämangiome und die fokalen nodulären Hyperplasien), so dass hier keine weitere
Diagnostik erforderlich war. Bestand jedoch noch eine Unsicherheit bezüglich der Diagnose
wurde eine erweiterte Diagnostik (MRT/Szintigraphie) durchgeführt; in Verbindung mit der
führenden Klinik konnten so vor allem das hepatozelluläre Karzinom, Metastasen bei
bekanntem Tumorleiden und Leberabszesse diagnostiziert werden. Konnte auch aufgrund
der erweiterten Diagnostik keine definitive Diagnose gestellt werden stand die Biopsie oder
Resektion als Verfahren der Wahl im Vordergrund, wodurch letztendlich auf bioptisch
histologischem Weg die Diagnose gesichert werden konnte.
Unabhängig von der erst erzielten Tumordiagnose oder einem schon bekannten
Tumorleiden
hängt
die
angestrebte
diagnostische
Strategie
und
Wahl
des
Untersuchungsverfahrens in erster Linie von den therapeutischen Konsequenzen ab.
Besteht schon bei der Eingansuntersuchung Irresektabilität erübrigt sich die weitere
12
Diagnostik. Ist die Frage der Resektabilität offen sind Spiral-CT und MRT Methode der Wahl.
Wird erst intraoperativ eine Irresektabilität festgestellt, kann die Operation auch als
explorative Laparotomie beendet werden (was immerhin auf 5 Patienten in der Studie zutrifft)
[22].
3.3. Behandlungsstrategie
Die Wahl des Behandlungsverfahrens richtet sich nach dem Ausmaß der Lebererkrankung.
Während benigne Lebertumoren anhand operativer Verfahren kurativ behandelt werden
können, besteht bei den malignen Erkrankungen der Leber häufig das Problem der
Resektabilität. Ob ein Lebertumor resektabel ist richtet sich nach dem Allgemeinzustand des
Patienten, dem Tumorstadium, der lokalen Ausdehnung und der nach der Resektion zu
erwartenden Restfunktion der Leber. Besteht allgemeine oder lokale Inoperabilität muss
individuell abgewogen werden, ob lokale (Alkoholinjektion, Thermokoagulation, Kryotherapie,
Laser-Photokoagulation,
Gentherapie,
elektromagnetische
Strahlentherapie)
bzw.
Wellen
regionale
(Radiowellen,
(regionale
Mikrowellen),
Chemotherapie,
Chemoembolisation) oder systemische medikamentöse Therapieverfahren (systemische
Chemotherapie, Hormontherapie) oder nur supportive Maßnahmen angewandt werden. Bei
auf die Leber beschränkten irresektablen Tumoren ist eher ein regionales Therapieverfahren
das Mittel der Wahl. Wird der Lebertumor erst durch Exploration als irresektabel gesichert,
kann die Implantation eines Arteria-hepatika-Katheter zur regionalen Chemotherapie
erwogen
werden.
Die
Chemoembolisation
steht
bei
nichtresektablem
HCC
als
Therapiemöglichkeit zur Verfügung. Alle regionalen, nichtreserzierenden Verfahren haben
mehrere Eigenschaften gemeinsam. Zum einen richtet sich die Therapie direkt gegen den
Tumor, zum anderen wird eine fokale Nekrose erzeugt. Desweiteren können Lokalisation
und Ausdehnung der Nekrosen durch den Therapeuten beeinflusst werden und die
Nekrosen verbleiben im Gewebe [25].
Da im Rahmen der prospektiven Studie neben der Resektion auch konservative Verfahren
angewandt wurden (Chemotherapie, Ethanolinjektion, Kryochirurgie und Strahlentherapie)
sollen diese im Folgenden kurz erörtert werden.
Die 1983 in Japan entwickelte perkutane Alkoholinjektion beruht auf eine Entstehung einer
kompletten Koagulationsnekrose nach Injektion von 100% Ethanol in den Tumorherd und
das umgebende Gewebe. Diese Therapie erfolgt in mehrfachen Sitzungen. Vor allem
unilokuläre, möglichst durch eine Pseudokapsel gut abgegrenzte Tumoren, die einen
Maximaldurchmesser von etwa 3 cm aufweisen, scheinen geeignet. Die Therapie scheint
13
sinnvoll bei einer begrenzten Anzahl von Herden. Limitiert wird der Indikationsbereich dieser
Methode durch eine fehlende Begrenzung der meist weit fortgeschrittenen Tumoren zum
umgebenden normalen Leberparenchym bzw. bei sehr kapselnah liegenden Tumoren.
Vorteile sind die geringe Patientenbelastung, die niedrigen Kosten und die wiederholte
Therapiemöglichkeit. Die in Lokalanästhesie durchgeführte Punktion erfolgt unter Ultraschalloder CT-Kontrolle, wobei unter behutsamen Zurückziehen der Nadel einige Milliliter des
100%igen Alkohols injiziert werden. Die zur Nekrose führende Wirkung von Alkohol wurde
sowohl im Tierversuch als auch in humanen, reserzierten Tumoren nachgewiesen.
Die seit 1963 bei Lebermetastasierung durchgeführte Kryotherapie basiert auf der
ultraschallgesteuerten Vereisung eines Tumors anhand von im Tumor plazierten Sonden
mittels flüssigem Stickstoff (-196°Celsius, da die Nukleationstemperatur bei verschiedenen
Zellarten unterschiedlich ist und bei Tumorzellen nicht genau bekannt ist, wird im Schrifttum
zur Tumorzerstörung eine Temperatur von wenigstens –50°C gefordert). Die Vereisung führt
zu einer Nekrosenbildung (Absterben von Gewebe), wobei im Rahmen eines multifaktoriellen
Geschehens bei der Gefrierschädigung von Zellen die intrazelluläre Eisbildung nach
Erreichen der sogenannten Nukleationstemperatur das entscheidende letale Ereignis sein
dürfte.
Ein
wichtiger
Vorteil
der
Kryochirurgie
gegenüber
anderen
lokalen,
nichtreserzierenden Therapieverfahren ist die mechanische Fixation der Tumorzellen durch
die extrazelluläre Eismatrix. Dadurch wird eine Dissemination der Tumorzellen während des
Eingriffs verhindert. Die Wirksamkeit der Kryotherapie korreliert mit der Größe der Tumoren
und der kompletten Nekrose aller Tumorzellen. Letzeres Ziel kann in der Regel bei multiplen
Tumoren nicht erreicht werden. Zur Verstärkung kann eine regionale Chemotherapie
angewendet werden. Hauptindikationen für die Kryobehandlung sind solitäre, nichtresektable
Tumoren < 6cm und die komplementäre Therapie bei Resektion nicht im Gesunden oder mit
zu geringem Sicherheitsabstand [25].
Steht die Chemotherapie als Therapieverfahren der Wahl im Vordergrund wird bevorzugt die
regionale anstelle der systemischen Therapie angewandt. Zielvorstellung der regionalen
Chemotherapie ist es, eine hohe lokale Zytostatikakonzentration d.h. höhere lokale
Medikamenten-Konzentrationen mit gesteigerter lokaler Wirksamkeit in das Tumorgewebe
zu erzielen und andererseits die Rate an unerwünschten Nebenwirkungen, wie sie
vorwiegend bei systemischer Applikation auftreten, zu verringern. Die Gabe des
Medikamentes erfolgt transarteriell über die A. gastroduodenalis in die A. hepatica
permanent implantierten Portkatheter-Systemen basierend auf der Tatsache, dass die
Tumoren (HCC, Metastasen) in erster Linie arteriell versorgt werden. Kontraindikationen für
das Therapieverfahren sind extrahepatische Metastasen, ein Tumorbefall der Leber von
14
mehr als 50%, primär nicht resektabel erscheinende Metastasen oder intraoperativ als nicht
resektabel
erwiesene
Metastasen,
ein
Quick-Wert
von
weniger
als
50%,
Thrombozytenkonzentrationen von weniger als 50G/l, Serumbilirubin von mehr als 7mg/dl
oder ein massiver Aszites, desweiteren eine Enzephalopathie oder ein Karnofsky-Index
weniger als 60%. In Bezug auf sekundäre Lebermalignome ist die regionale FUDR(Fluordeoxyuridin) Therapie heute gerade wegen der hohen Kosten und hepatobiliären
Toxizität bis hin zu einer biliären Sklerose zugunsten der Folinsäure/5-FU-Therapie (nach
ART-I-Protokoll, „Arbeitsgemeinschaft Regionale Tumortherapie“) weitgehend ersetzt,
welche zu ähnlich hohen Remissionsraten und zu sehr günstigen Überlebenszeiten führt
(entsprechend unserem Krankengut). Auch bei den primären Lebermalignomen ist ein
Wandel zu verzeichnen. Die früher geltende FUDRAM- (FUDR+Adriamycin+Mitomycin)
Therapie nach Patt et al. hat zugunsten der Therapie mit einer Kombination aus Cisplatin
und Adriamycin von Carr et al. an Bedeutung verloren.
Neben der regionalen Chemotherapie ist eine transarterielle Chemoembolisation möglich,
unter deren Annahme der lokale Wirkungsgrad der regionalen arteriellen Chemotherapie
durch die gleichzeitige Applikation des Chemotherapeutikums zusammen mit einem
Embolisat, z.B. dem öligen Kontrastmittel Lipiodol, gesteigert werden kann. Lipiodol wird
selektiv in den Tumorgefäßen gespeichert. Doxorubicin oder Epirubicin werden als
Monotherapie, Cisplatin und Mitomycin in Kombination mit verschiedenen Embolisaten am
häufigsten verwendet.
Ein weiteres Therapieverfahren ist die konventionelle, extrakorporale Bestrahlung. Sie hat in
der Behandlung von Lebertumoren einen marginalen Stellenwert aufgrund der durch die
Strahlenexposition verursachten Leberfibrose und der Strahlenresistenz der HCC. Vor allem
131Jod-Lipiodol
oder
90Yttrium
fanden als sogenannte „interne“ Radiojodtherapie durch
intraarterielle Injektion und lokaler Tumorzerstörung Anwendung [25].
Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass allen hier genannten Verfahren keine kurative
Rolle in der Behandlung von Lebertumoren zukommt. Sie ermöglichen im günstigsten Fall
eine Tumorverkleinerung, häufig einen Wachstumsstillstand und erreichen dadurch
sekundäre palliative Effekte. Ob eine Lebensverlängerung möglich ist, kann heute nicht
sicher beurteilt werden. Es hat sich herausgestellt, dass sich gerade die regionalen/lokalen
Therapieverfahren für die Tumorbehandlung eignen, da vor allem bei zirrhotischer Leber das
nicht-tumoröse Parenchym nicht oder nur wenig beeinträchtigt wird. Es ist darauf zu achten,
dass jede Behandlungsmaßnahme definierte Indikationen sowie Behandlungsausschlüsse
hat, die im Einzelfall geprüft werden müssen.
15
3.4 Chirurgische Therapie
Nach Abschluß der präoperativen Diagnostik und bei bestehender Resektabilität, tritt die
chirurgische Therapie in den Vordergrund. Insbesondere etablierte sich gerade im Bereich
maligner Erkrankungen eine zunehmend aggressive chirurgische Therapie mit potentiell
kurativer Zielsetzung in der Behandlung von resektablen malignen Lebertumoren. Für die
Darstellung der chirurgischen Vorgehensweise werden im Folgenden die in der Studie
hauptsächlich verwendeten Methoden der chirurgischen Therapie benigner und maligner
Lebererkrankungen vorgestellt.
Für die operative Verfahrenswahl sind in der Leberchirurgie, insbesondere bei bestehender
Malignität, zwei gegensätzliche Aspekte bedeutsam: die onkologische Radikalität und die
postoperative Leberfunktion bzw. funktionelle hepatische Reserve. Bei einer gesunden Leber
sind im Extremfall Resektionen von bis zu 80% durchaus vertretbar aber nicht grundsätzlich
voraussetzbar.
Eine
klinische
relevante
Leberinsuffizienz
kann
allerdings
nur
ausgeschlossen werden, wenn weniger als 50% des funktionalen Leberparenchyms
reserziert werden. Desweiteren ist darauf zu achten, dass das Verfahren der Wahl einen
tumorfreien Resektionsrand garantiert, ohne dabei unnötig intaktes Parenchym zu opfern.
Letztendlich ist die Kenntnis und Beachtung der segmentorientierten Anatomie und der
Gefäßstrukturen grundlegende Voraussetzung für eine chirurgische Therapie [7,66].
Die an der intrahepatischen Aufteilung der portalen Strukturen orientierte Gliederung der
Leber erfolgt nach Couinaud. Die Leber lässt sich demnach in zwei Hälften (linker und
rechter Leberlappen), fünf Sektoren (lateraler (Segment VI und VII) und paramedianer
(Segment V und VIII) Sektor der rechten Seite, paramedianer Sektor (Segment IV) sowie
linker Lappen (Segment II und III) der linken Seite und Lobus caudatus) und zehn Segmente
(I(a+b), II, III, IV(a+b), V, VI, VII, VIII“ aufteilen). Der linke Leberlappen besteht aus den
Segmenten II, III, IV(a+b), der rechte Leberlappen aus den Segmenten V, VI, VII und VIII.
Segment I(a+b) entspricht dem Lobus caudatus [44,64] (Abb. 7: Segment I befindet sich
hinter (über) der Leberpforte und ist auf der Abbildung nicht zu erkennen).
Die Leber durchziehen zwei Systeme von Gefäßstraßen, zum einen das System der
afferenten Blutgefäße bestehend aus der Arteria hepatica und Vena portae, zum anderen
das System der efferenten Blutgefäße bestehend aus den Lebervenen. Die beiden
afferenten Blutgefäße laufen mit den intrahepatischen Gallengängen immer als Trias
16
hepatica (Glissonsche Trias) vereint. Die Lebertrias wird von etwas Bindegewebe und
Lymphgefäße begleitet und bildet etwa dreieckige Zwickel zwischen den Leberläppchen [43].
Abb. 7. Segmentale Anatomie der Leber (nach Couinaud) [10]
Die arterielle Versorgung der Leber erfolgt über die Arteria hepatica propria. Sie kommt aus
dem Truncus coeliacus und ist die Fortsetzung der Arteria hepatica communis nach Abgang
der Arteria gastroduodenalis. Bevor sie sich in der Porta hepatis in den Ramus dexter und
den Ramus sinister aufteilt (häufigster Fall) gibt sie noch zwei Äste ab: die Arteria gastrica
dextra zur kleinen Magenkrümmung und die Arteria cystica zur Gallenblase und zum
Gallenblasengang (Abb.8). Für den linken Leberlappen wird meist noch eine Aufteilung für
den lateralen Sektor beobachtet: eine sogenannte Arteria hepatica media für das Segment
IV und eine Arteria lobi caudati sinister für den linken Teil des Lobus caudatus. Für den
rechten Leberlappen beobachtet man noch eine Aufteilung für den posterioren und
anterioren Sektor sowie rechten Teil des Lobus caudatus (Abb.9). Neben diesem
hauptsächlich vorzufindenen arteriellen Gefäßverlauf sind noch einige Variationen bekannt.
Zum einen können Ramus dexter und Ramus sinister getrennt aus dem Truncus coeliacus
oder ein zusätzlicher Ast zum linken Leberlappen aus der Arteria gastrica sinistra
entspringen, zum anderen besteht die Möglichkeit, dass die Arteria hepatica propria aus der
Arteria mesenterica inferior oder der Ramus dexter aus der Arteria mesenterica superior
entspringt und am Hinterrand zwischen Ductus hepatocholedochus und Pfortader zur Leber
läuft. Die Leberarterienaufteilung im Hilus kann man gelegentlich als Trifikation vorfinden.
Dies ist bei Eingriffen am Ligamentum hepatoduodenale, am Pankreaskopf und bei Einlegen
eines arteriellen Ports zur Chemotherapie zu beachten [9,43,64].
17
Abb. 8. Verteilung der Äste des Truncus coeliacus (nach Broelsch E, Kremer K, von
Lüdinghausen M: Leber. In: Kremer K et al. , Chirurgische Operationslehre, Thieme-Verlag,
Stuttgart New York 1993)
1. Truncus coeliacus
8. R. sinister a. hepaticae
2. A. hepatica communis
9. R. dexter a. hepaticae
3. A. gastrica sinistra
10. A. cystica
4. A. splenica
11. R. sinister accessorius der A. gastrica sinistra
5. A. hepatica propria
12. R. dexter accessorius der A. gastroduodenalis
6. A. gastroduodenalis
13. R. dexter accessorius der A. mesenterica superior
7. A. gastrica dextra
14. Sonderfall einer A. gastrica sinstra als Ast des R.
sinister der A. hepatica propria
Abb. 9. Schemazeichnung der intrahepatischen Arterienverzweigung (nach Skandalakis. In:
Köckerling F, Waclawiczek H. W: Leberchirurgie, JA Barth-Verlag, Heidelberg Leipzig 1999)
18
Die Lebervenen verlaufen unabhängig von den Ästen der Vena portae ähnlich wie die
Lungenvenen an den Segmentgrenzen immer von ventrokaudal in leichtem Bogen zum
kraniodorsalen Leberrand bzw. zum oberen Abschnitt des Sulcus venae cavae und sind
damit wichtige Grenzmarker für den Chirurgen. Es wird zwischen einer oberen Gruppe:
rechte Lebervene (V. hepatica dextra), mittlere Lebervene (V. hepatica intermedia) und linke
Lebervene (V. hepatica sinistra) und einer unteren Gruppe kleinerer, sehr variabler Venen
(retrohepatische Venen, Vv. hepaticae inferiores, posteriores sive dorsales) unterschieden.
Die Vena hepatica dextra liegt in der rechten Grenzspalte und entsorgt die posterioren und
anterosuperioren Segmente (Segmente V,VI,VII und Teile von VIII). Die Vena hepatica
media verläuft i. d. R. in der Trennebene zwischen rechtem und linkem Versorgungsgebiet
und projiziert sich meist auf die Hauptgrenzspalte der Facies diaphragmatica. Sie entsorgt
v.a. den Lobus quadratus und große Teile des rechten vorderen und linken mittleren
Segmentes (vorwiegend Segmente IV und V) sowie des hinteren Abschnittes von Segment
VIII. Die Vena hepatica sinistra liegt in der linken Grenzspalte bzw. der Tiefe des hinteren
Abschnittes der Fissura ligamenti venosi. Sie entsorgt die linken lateralen Segmente
(Segmente II und III) und die oberen Abschnitte des medialen Segmentes (IV) und
gelegentlich auch des Lobus caudatus (Abb.10). Die retrohepatischen Venen sind
eigenständige Abflüsse des paramedianen Leberparenchyms, insbesondere aus dem Lobus
caudatus und aus den kavanahen Teilen des rechten Lappens. Die beiden Gruppen münden
unmittelbar unter dem Foramen venae cavae des Zwerchfells in die Vena cava inferior
[9,43].
Bei typischen Leberteilresektionen ist der Pfortaderverlauf zu beachten. Die 6-11 cm lange
Pfortader mit einem Durchmesser von 10-12 mm entsteht aus der hinter dem Pankreaskopf
gelegenen Vereinigung von Vena splenica und Vena mesenterica superior in Höhe des 2.
Lendenwirbels. Nach Unterkreuzung des Duodenums erfolgt der weitere Verlauf im
Ligamentum heptoduodenale. In der Regel teilt sich die Pfortader unmittelbar vor Erreichen
des Leberparenchyms in einen kürzeren etwas stärkeren rechten und längeren etwas
schwächeren linken Hauptast. Der linke Hauptstamm (R. sinister) verläuft bis in die linke
intersektoriale Fissur extrahepatisch, dann gibt er Äste zum Segment II ab. Danach teilt er
sich auf und verzweigt sich in die Segmente III und IV. Zu beachten ist, dass aus dem
Hauptstamm ein bis drei posteriore Äste zum Segment I-links ziehen. Der rechte
Hauptstamm nimmt an der rechten Seite der portalen Bindegewebsplatte die Vena cystica
auf und teilt sich am Eintritt in das Parenchym nach Abgabe des R. caudatus (Segment I
unter Einschluss des Processus caudatus) in einen Ast für den anterioren und einen Ast für
den posterioren Sektor (Abb.10). Weiterhin ist zu beachten, dass in vereinzelten Fällen die
Pfortaderäste für beide Sektoren unabhängig voneinander entspringen können. Diese
19
Variante ist bei der linksseitigen Hemihepatektomie von Bedeutung. Unterbindet man den
Pfortaderast nach dem Abgang des ersten großen nach rechts ziehenden Astes, ohne die
Aufteilung zu beachten, kommt es zu einer Durchblutungsstörung der Segmente V und III [9].
Abb. 10. Venöse und portalvenöse Gefäßarchitektur der Leber
Der rechte und linke Leber-Gallen-Gang (Ductus hepaticus dexter et sinister) vereinigen sich
i. d. R. am Hilum und damit extrahepatisch und zwar knapp unterhalb der Birfucatio v. portae
zum Ductus hepaticus communis. Bevor dieser sich als Ductus choledochus fortsetzt mündet
noch der Ductus cysticus in den Ductus hepaticus communis (Abb.11) [9].
Abb. 11. Gallenwegsystem
Abb. 12. Intrahepatische Gallengangsverzweigung
(nach Skandalakis 1989. In: Köckerling F, Waclawiczek H. W: Leberchirurgie, JA Barth-Verlag 1999)
20
3.4.1 Resektionsverfahren
Heute stehen verschiedene Resektionsverfahren zur Verfügung. Bei peripher gelegenen
Tumoren geringeren Ausmaßes oder unklaren Läsionen können kleine, nicht anatomische
Resektionen durchgeführt werden. Bei größeren Tumoren oder sonstigen Prozessen, die auf
ein oder mehrere Segmente bzw. auf einen Leberlappen beschränkt sind, werden
Standardresektionen wie Mono- oder Polysegmentresektionen bzw. links- oder rechtsseitige
Hemihepatektomien vorgenommen. Liegen Tumoren vor, welche die anatomischen Grenzen
zwischen linken und rechten Leberlappen überschreiten, können erweiterte Resektionen
durchgeführt werden, wobei dann ein größerer Parenchymverlust in Kauf genommen wird.
Unter erweiterten Hemihepatektomien kann auch die Kombination einer klassischen
Leberresektion mit Resektion der zentralen Gallenwege und/oder der essentiellen Gefäße
(Pfortader,
Leberarterie,
Lebervene,
Hohlvene)
verstanden
werden.
Bei
diesen
ausgedehnten Resektionen kann die komplette vaskuläre Okklusion oder die Resektion an
der gekühlten, mit Konservierungslösung durchspülten Leber notwendig werden. Als
sogenannte Perfusionslösung stehen heute die durch ihr günstigeres Fließverhalten und
geringerem Risiko hyperkaliämischer Herz-Rhythmus-Störungen aufgrund des niedrigeren
Kaliumgehaltes
bevorzugte
Histidin-Tryptophan-Ketogluturat
(HTK)-
Lösung
nach
Bretschneider und die University-of-Wisconsin-Lösung zur Verfügung.
Eine Infiltration der großen Lebervenen, der Vena cava inferior sowie gegebenenfalls der
zentralen Hilusstrukturen verbunden mit aufwendigen Gefäßrekonstruktionen kann eine
Resektion in situ erheblich erschweren oder unmöglich machen. Um das Operationsgebiet
zugänglicher zu machen kann in diesem Fall die Leber teilweise oder vollständig aus dem
Körper genommen werden, sogenannte Ante-situ- und Ex-situ-Resektionen der Leber.
Dieses Verfahren wird aber eher in seltenen Fällen angewandt.
Liegen Tumoren vor, die als sicher benigne eingestuft werden (z.B. Hämangiome;
Leberzysten) versucht man diese tumorösen Prozesse mit Hilfe von Enukleationen oder
Zystentdachungen zu entfernen, um möglichst das gesamte gesunde Leberparenchym zu
erhalten [53].
Unter der Voraussetzung, dass die meisten Lebertumoren anfangs auf ihr Segment begrenzt
wachsen,
hat
sich
die
segmentorientierte
Resektionstechnik
als
optimales
Operationsverfahren der Wahl in Bezug auf Radikalität und Funktionalität (die portalvenöse,
lebervenöse und arterielle Versorgung der Restleber wird nicht kompromittiert; die
Orientierung der intrahepatischen Gallenwege am segmentalen Aufbau der Leber
gewährleistet die biliäre intrahepatische Drainage des verbleibenden Restleberparenchyms)
herausgestellt, da sie sich an den entsprechenden anatomischen Grenzflächen orientiert.
21
Es werden vier Segmentresektionsformen unterschieden. Ist der Tumor nur auf ein Segment
begrenzt
wird
eine
Monosegmentresektion
(komplette
Entfernung
einer
einzelnen
anatomischen Einheit) durchgeführt. Sind mehrere nebeneinander liegende Segmente
betroffen steht die Bi- und Polysegmentresektion im Vordergrund (Entfernung mehrerer
miteinander verbundener Einzelsegmente). Liegen die Tumorherde an verschiedenen
Bereichen der Leber wird die Mehrfach-Segmentresektion (simultan an verschiedenen
Bereichen der gleichen Leber durchgeführte Segmentresektion) angewandt. Die vierte
Resektionsform, die „segmentorientierte Modifikation klassischer Resektionen“ ist eine
Untergruppe von Polysegmentresektionen, bei der die Lobektomie rechts unter Erhaltung
des Lobus quadratus im Vordergrund steht. Die Resektion kann als eigentliche
Segmentresektion durchgeführt werden, bei der das Leberparenchym möglichst exakt in der
gefäßarmen Grenzschicht durchtrennt wird. Anwendung findet dieses Verfahren bei
umschriebenen benignen Veränderungen und bei malignen Tumoren, bei denen die prä- und
intraoperative Untersuchung eine ausreichende Distanz zwischen Tumorrand und venösem
Hauptstamm bzw. portaler Aufzweigungsebene nachgewiesen hat.
Bei ungünstig gelegenen Malignomen, die nahe an die intrahepatischen Grenzflächen
heranreichen oder diese sogar verlagern findet nicht die Segmentresektion sondern die
sogenannte Perisegmentresektion Anwendung. In unmittelbarer Umgebung solcher TumorKontaktbereiche wird daher die Resektionsebene unter Schonung des portalen Zuflusses, 510 mm in das jeweilige Nachbarsegment verschoben.
Im Falle einer über die Segmentgrenzen hinausreichende Tumorausbreitung ist eine an der
anatomischen Gliederung orientierte Resektion nicht mehr möglich. Als Therapieverfahren
der Wahl steht dann die atypische Segmentresektion im Vordergrund [66].
Bei den Hemihepatektomien unterscheidet man drei Resektionsformen. Die rechtsseitige
Hemihepatektomie
umfasst
die
Entfernung
der
Segmente
V-VIII.
Die
linksseitige
Hemihepatektomie geht mit dem Verlust der Segmente II-IV und eventuell zusätzlich
Segment I einher. Bei der linkslateralen Leberresektion werden die Segmente II und III
entfernt. Breitet sich der Tumor über die anatomischen Grenzen aus werden, wie bereits
erwähnt, erweiterte Hemihepatektomien durchgeführt. Die erweiterte Rechtsresektion
umfasst zusätzlich zu den Segmenten V-VIII die Segmente IVa und IVb und gegebenenfalls
Segment I. Bei der erweiterten Linksresektion werden neben den Segmenten I-IV die
Segmente V und VIII entfernt, so dass nur die Segmente VI und VII zurückbleiben [53].
Die Leberresektionsverfahren konnten in den vergangenen zwei Jahrzehnten durch die
Fortschritte der Operationstechnik wesentlich verbessert werden. Aus einem zunächst eher
experimentell durchgeführten Eingriff hat sich zusehends ein standardisierter Eingriff
entwickelt. Die Leberresektion, insbesondere zur Behandlung metastasierender, solider
22
Tumoren, kann heute mit sehr geringer perioperativer Letalität (Senkung von 10-25% auf
mittlerweile <5% bzw. sogar <3%) und postoperativer Morbidität (Senkung von 30 auf
mittlerweile deutlich <5%) durchgeführt werden. Die meisten Erfahrungen liegen bisher mit
den Metastasen kolorektaler Karzinome vor. Die 5-Jahresüberlebenszeiten betragen hier bei
primärer, aber auch bei wiederholter Metastasenresektion jeweils 25-30%. Durch adjuvante
Therapiemaßnahmen konnte die Prognose bisher nicht verbessert werden (im Gegensatz zu
unserer Studie) [42].
Die chirurgische Therapie ist dann indiziert, wenn Größenwachstum und Perforationsgefahr
mit erheblicher Blutung, sowie Abflussstörungen im Bereich der Leberpforte eine
Eliminierung eines benignen Tumors erforderlich machen bzw. im Falle eines malignen
Leberprozesses ein multizentrisches Tumorwachstum, eine extrahepatische Metastasierung,
multiple Sekundärmetastasen, ein diffuser Befall beider Leberhälften, eine Infektion an den
Gallenwegen, eine Sepsis, eine Invasion in das angrenzende Zwerchfell oder das
Ligamentum heaptoduodenale, eine eingeschränkte Lebersyntheseleistung, ein Einbruch
des Tumors in die abführenden Lebervenen und Pfortader und ein schweres Trauma
ausgeschlossen sind. Liegen Sekundärmetastasen, Metastasen beschränkter Anzahl,
seitenbegrenzte Metastasen oder primäre Leberkarzinome vor, welche nur in einer Hälfte
lokalisiert sind und eine ausreichende Funktion des Restparenchyms aufweisen, besteht
eine absolute Operationsindikation [9].
Während kleinere Lebereingriffe kaum mit einem Risiko behaftet sind, können größere
Eingriffe enorme Risiken und Komplikationen nach sich ziehen. Sollten größere Eingriffe
durchgeführt werden, ist die Kontrolle bzw. Substitution des Eiweiß- und Zuckerstoffwechsels
und der Blut und Leberwerte von entscheidender Bedeutung. Neben der Überprüfung der
Gerinnungsfaktoren, der Transaminasen und des Serum-Bilirubins ist die präoperative
Abschätzung der Parenchymfunktion mit einer Faktorenanalyse der Faktoren II, V und VII
und Kontrolle von Albumin, Cholesterin und Bilirubin anzustreben. Desweiteren müssen sich
die OP-Risiken und Komplikationen im perioperativen Verlauf bewusst gemacht werden.
Neben möglichen intra- und postoperativen Blutungen sowie Infektionen nach Substitution
von Blut- und Blutprodukten sind als weitere wichtige Komplikationsmöglichkeiten zu
nennen: die Gefahr des Pneumothorax; mögliche Luftembolien bei der Operation an den
Lebervenen; Gallengangsverletzungen, Fisteln und intraabdominelle Infektionen bei
Operationen am Hilus sowie Peritonitiden und Pankreatitiden; Magen-, Ösophagus-, Milzund
Zwerchfellverletzungen
während
des
Eingriffs;
Pleuraergüsse;
subphrenische
Flüssigkeitsansammlungen; Wundinfektionen, Platzbauch und Hernienbildung durch die
große Bauchinzision oder die Möglichkeit des Leberversagens aufgrund der zu großen
Funktionseinbuße bei einem zu geringen Restparenchym (seltener bei Linksresektion der
Leber) [9].
23
Kremer, Lierse, Platzer, Schreiber und Weller geben beispielsweise eine postoperative
Letalität von 5 und 25% bei Rechtsresektion der Leber an, während selektive Eingriffe und
gutartige Tumoren mit einer Letalität von <2% einhergehen. Das Risiko der Nachblutung liegt
<5%. Mit subphrenischen Flüssigkeitsansammlungen, rechtsseitgen Pleuraergüssen und
Drainierung ist in 15-25% der Fälle zu rechnen. Erweiterte Rechtsresektionen gehen
ebenfalls mit einer postoperativen Letalität von 5-25% einher, während hier mit einer
subphrenischen Flüssigkeitansammlung, rechtsseitgen Pleuraerguß und Drainierung in 2535% der Fälle zu rechnen ist. Gallefisteln und Gallelecks können bei der erweiterten
rechtsseitgen Hemihepatektomie in 3-5% der Fälle auftreten [9].
3.4.1.1 Lagerung und Zugangswege
Am Anfang der chirurgischen Therapie steht die richtige Lagerung des Patienten im
Vordergrund. Die bevorzugte Lagerung des Patienten ist die leicht überstreckte
Rückenlagerung mit Auslagerung des rechten Arms. Bei ausgedehnten Rechtsresektionen
wird der Patient nahe der rechten Tischkante gelagert und der rechte Arm an einem
Querbügel vor dem Kopf befestigt. Der sterile Bereich dehnt sich von der hinteren Axillarlinie
über das gesamte Abdomen bis an die Clavicula aus. Die endgültige Festlegung hinsichtlich
Resektabilität und Verfahrenswahl fällt, speziell im Falle multipler maligner Läsionen, erst bei
der Laparotomie. Als Zugang wird die quere Oberbauchlaparotomie mit Erweiterung in der
Medianlinie bis zum Xyphoid (Mercedes-Stern) empfohlen. Bei ausschließlich rechtsseitiger
Resektion kann eine L-förmige rechtsseitige Oberbauchlaparotomie bzw. J-Inzision gewählt
werden (rechtsseitiger subcostaler Schnitt, der median bis zum Xyphoid verlängert wird)
[9,44,60].
Anhand der nach der Laparotomie durchführbaren Palpation der Leber, Exploration des
Abdomens und intraoperativen Sonographie wird letztendlich die Entscheidung der
Resektionsform getroffen. Vor allem die Exploration der Lymphabflusswege ist bei maligner
Lebererkrankung von entscheidender Bedeutung für die weitere Vorgehensweise. Mittels
Schnellschnittuntersuchung kann ein Lymphknotenbefall bestätigt oder ausgeschlossen
werden. Anhand der intraoperativen Sonographie ist der Tumor nochmals darstellbar,
weitere
Herde
können
mit
hoher
diagnostischer
Sicherheit
nachgewiesen
bzw.
ausgeschlossen werden und eine genaue Lagebestimmung des Tumors zu den
Lebergefäßen ist möglich.
24
3.4.1.2. Linksseitige bzw. rechtsseitige Hemihepatektomie [8, 9, 44]
1.)
Identifizierung von Diagnose und Indikation.
2.)
Eröffnen des Abdomens und Exploration des gesamten Situs sowie Darstellung der
Leberoberfläche, Palpation und ultrasonographische Evaluation des Gesamtorgans.
[ Besondere Aufmerksamkeit gilt einem möglichen Lokalrezidiv (bei Vorliegen von
Lebermetastasen) oder einem extrahepatischen Lymphknotenbefall. ]
3.)
Durchtrennung der Ligg. falciforme hepatis und triangulare sinistrum bzw. dextrum
(Abb. 13).
4.)
Cholezystektomie.
[ Inzision des Peritoneum entlang des D. choledochus zum Calotschen Dreieck und
Aufsuchen und Durchtrennen der A. cystica und des D. cysticus; anschließend
Entfernung der Gallenblase aus dem Leberbett mit Inzision der Leberkapsel. ]
Abb. 13. Mobilisation des betreffenden Leberlappens (nach Broelsch E, Kremer K, von Lüdinghausen M:
Leber. In: Kremer K et al., Chirurgische Operationslehre, Thieme-Verlag 1993.
Kleines Bild nach
Köckerling F, Waclawiczek H. W: Leberchirurgie, JA Barth-Verlag 1999)
25
5.)
Lymphadenektomie.
[ Bei positivem Befall der Lymphknoten wird die Resektion abgebrochen. ]
6.)
Anschlingen des Lig. hepatoduodenale und der V. cava inferior.
7.)
Präliminare Gefäßdurchtrennung zur Unterbrechung der Blutversorgung zu den zu
reserzierenden Bereichen mit Verhinderung einer Tumorzellausschwemmung bei
weiterer Mobilisation der Leber durch Absetzen der nach links bzw. rechts ziehenden
Gefäße und Strukturen (A. hepatica sinistra, V. portae (linker Ast), D. hepaticus
sinister mit Demarkation des linken Leberlappens bzw. A. hepatica dextra, V. portae
(rechter Ast), D. hepaticus dexter mit Demarkation des rechten Leberlappens).
[ Der unilaterale Arterienast wird hilusnah, der entsprechende Pfortaderast im Bereich
der Gabel durchtrennt und übernäht. ] (Abb. 14)
Abb. 14. Präliminare Gefäßdurchtrennung (nach Buck T. In: Broelsch E, atlas of liver surgery, Churchill
Livingstone 1993. Kleines Bild nach Broelsch E, Kremer K, von Lüdinghausen M: Leber. In: Kremer K et
al., Chirurgische Operationslehre, Thieme 1993)
26
8.)
Linksseitige Hemihepatektomie:
Eröffnen des kleinen Netzes mit evtl. Absetzen einer akzessorischen linken
Leberarterie und Präparation entlang dem Lig. Venosum.
[ Im Falle einer Mitresektion des Segments I wird die gesamte V. cava freigelegt. ]
Rechtsseitige Hemihepatektomie:
Isolation der retrohepatischen V. cava inferior, indem von kaudal nach kranial kleine
Lebervenenmündungen aus dem rechten Leberlappen bzw. dem Segment I in die V.
cava mittels Clips oder Übernähungen abgesetzt werden (Abb. 15).
9.)
Linksseitige Hemihepatektomie:
Mobilisierung und Darstellung der mittleren und linken Lebervene und Absetzen der
linken Lebervene Æ komplette Demarkation des linken Leberlappens.
[ Die Unterbindung der linken Lebervene wird erst durchgeführt, wenn Sicherheit bzgl.
der Identifizierung der linken und rechten Lebervene besteht, da die linke und mittlere
Lebervene oft gemeinsam münden. Es besteht erhebliche Blutungsgefahr. ] (Abb. 16)
Rechtsseitige Hemihepatektomie:
Mobilisierung, Darstellung und Absetzen der rechten Lebervene Æ komplette
Demarkation des rechten Leberlappens.
[ Es besteht erhebliche Blutungsgefahr. ]
Wenn nach Mobilisierung der Leber keine Möglichkeit besteht die jeweilige Lebervene
zu verschließen (z.B. große Nähe des Tumors zur Vena cava), ist eine totale
vaskuläre Okklusion (Aufhebung des Blutflusses im Ligamentum hepatoduodenale
(Pringle-Manöver) und Okklusion der Vena cava infra- und suprahepatisch) möglich.
Wenn zuvor keine präliminare Gefäßunterbindung erfolgt ist, wird die Leberresektion
bzw. Hemihepatektomie in Inflow-Okklusion im 15- max.20- minütigem-Intervall mit
einem Tourniquet durchgeführt (Pringle-Manöver).
10.)
Intraoperative Sonographie.
[ Wiederholte Überprüfung der Resektionslinie in Bezug auf Lebervene und
intrahepatischer
Pfortaderaufteilung.
Es
ist
darauf
zu
achten,
dass
ein
Sicherheitsabstand von mindestens 1 cm zum Tumor eingehalten wird. ]
27
Abb. 15. Isolation der Vena cava inferior nach Buck T. In: Broelsch E, atlas of liver surgery, Churchill
Livingstone 1993.
Abb. 7. Isolation der Vena cava inferior nach Broelsch E; illustrated by Buck T: atlas of liver
surgery. Churchill Livingstone 1993.
Abb. 16. Abklemmen und Absetzen der linken Lebervene nach Buck T. In: Broelsch E, atlas
of liver surgery, Churchill Livingstone 1993.
28
11.)
Markierung der Resektionslinie mittels Thermokoagulation vom Gallenblasenfundus
zum Mündungsbereich der linken Lebervene bei der linksseitigen Hemihepatektomie
bzw. Markierung der Resektionslinie mittels Thermokoagulation bis in das
Gallenblasenbett und bis zur V. cava bei der rechtsseitgen Hemihepatektomie.
12.)
Kapseldurchtrennung (elektrische Nadel) und Parenchymdurchtrennung (Schere,
Clips, Overholt-Klemmen, Ligaturen und Umstechungen) (Abb. 17,18).
13.)
Blutstillung (bipolare Elektrokoagulation, ggf. Argon-Beamer, Clips, Ligaturen,
Umstechungen).
[ Diffuse Blutungen werden mit Hilfe der vorübergehenden Kompression der
Resektionsfläche (z.B. heiße Bauchtücher) gestillt. ]
Wenn der Gallengang nicht präliminar durchtrennt wurde, wird er bei der Resektion
offen abgesetzt. Es ist sinnvoll den Gallengang bzw. Zystikusstumpf zunächst lang zu
belassen und erst am Ende der Resektion zu versorgen, um über ihn mittels
Kochsalzinjektion ein Galleleck ausfindig zu machen und zu verschließen. Ist ein
Galleleck aufgetreten, wird dies mittels monofilen Faden umstochen.
Nachdem die Leberresektion erfolgt ist, wird, falls zuvor unterbrochen, die
Leberperfusion wieder freigegeben.
14.)
Einlegen von Easy-flow-Drainagen (Blutaustritt) und evtl. dünnkalibrigen T-Drains
(Galleaustritt).
15.)
Versiegelung der Resektionsfläche mit Fibrinklebern, Kollagenvliesen oder ArgonBeamer.
Nach Rechtsresektion Refixation des Lig. falciforme an der vorderen Bauchwand um
eine Rotation der Restleber nach rechts (evtl. Gefäßabknickung) zu vermeiden.
Nach Linksresektion Fixation des linken Segmentes am Lig. triangulare sinistrum
(Torsionsvermeidung der linken Lebervene).
16.)
Schichtweiser
Bauchdeckenverschluss
mit
fortlaufender
Peritonealnaht,
Faszieneinzelknopfnähten und Hautnähten.
29
Abb. 17. Nach Entfernung des linken Leberlappens vorliegende Resektionsfläche (nach Buck T.
In: Broelsch E, atlas of liver surgery, Churchill Livingstone 1993)
Abb. 18. Nach Entfernung des rechten Leberlappens vorliegende Resektionsfläche nach Buck T. In:
Broelsch E, atlas of liver surgery, Churchill Livingstone 1993.
30
3.4.1.3 Erweiterte linksseitge bzw. rechtsseitge Hemihepatektomie [8,9,39]
1.)
Identifizierung von Diagnose und Indikation.
2.)
Eröffnen des Abdomens und Exploration des gesamten Situs sowie Darstellung der
Leberoberfläche, Palpation und ultrasonographische Evaluation des Gesamtorgans.
[ Besondere Aufmerksamkeit gilt einem möglichen Lokalrezidiv (bei Vorliegen von
Lebermetastasen) oder einem extrahepatischen Lymphknotenbefall. ]
3.)
Durchtrennung der Ligg. falciforme hepatis und triangulare sinistrum bzw. dextrum.
4.)
Aufsuchen und Durchtrennen des D. cysticus und der A. cystica nach Inzision des
Peritoneums entlang des D. choledochus zum Calotschen Dreieck (Abb. 19).
5.)
Lymphadenektomie.
[ Bei positivem Befall der Lymphknoten wird die Resektion abgebrochen. ]
6.)
Anschlingen des Lig. hepatoduodenale und der V. cava inferior (Abb. 19).
Abb. 19. Präparation im Hilus mit Anschlingen der A. hepatica sinistra und des linken Ductus
hepaticus (nach Broelsch E, Kremer K, von Lüdinghausen M: Leber. In: Kremer K et al.,
Chirurgische Operationslehre, Thieme 1993)
31
7.)
Explorative Präparation im Hilus im Bereich der Gallengangsgabel und der
Arterienbifurkation mit Darstellung der rechten bzw. linken Leberarterie und der
entsprechenden Tumorgrenze.
8.)
Absetzen der nach links bzw. rechts ziehenden Gefäße und Strukturen (A. hepatica
sinistra, D. hepaticus sinister bzw. A. hepatica dextra, D. hepaticus dexter) (Abb. 20).
[ Die linke bzw. rechte Arterie wird mit geringem Sicherheitsabstand von der
Bifurkation zur rechten bzw. linken Leberarterie ligiert und abgesetzt. Bei
Tumorinfiltration Gefäßresektion und Rekonstruktion durch ein Interponat (autologe V.
saphena magna). ]
9.)
Aufsuchen und Absetzen des linken bzw. rechten Pfortaderastes nach Isolation der
Pfortader rechts bzw. links mit Darstellung des Tumorrandes Æ Demarkation des
entsprechenden Lappens (Abb. 21).
[ Bei Mitresektion des Lobus quadratus Absetzen des entsprechenden Pfortaderastes
und des entsprechenden arteriellen Astes. Bei Wandinvasion des Tumors in die
Pfortader besteht die Möglichkeit der Gefäßresektion mit anschließender End-zu-EndAnastomose oder Ersatz durch ein Venen-Patch aus der V. saphena magna. ]
10.)
Erweiterung der Resektion durch Absetzen des D. hepaticus dexter bzw. sinister und
Lymphadenektomie.
Abb. 20. Absetzen des Ductus hepaticus dexter
und Durchtrennung der A. hepatica dextra
Abb. 21. Absetzung des rechten Pfortaderastes
(nach Broelsch E, Kremer K, von Lüdinghausen M: Leber. In: Kremer K et al., Chirurgische
Operationslehre, Thieme 1993)
32
11.)
Erweiterte linksseitige Hemihepatektomie:
Eröffnen des kleinen Netzes mit evtl. Absetzen einer akzessorischen linken
Leberarterie und Präparation entlang dem Lig. venosum.
[ Im Falle einer Mitresektion des Segments I wird die gesamte V. cava freigelegt. ]
Erweiterte rechtsseitige Hemihepatektomie:
Isolation der retrohepatischen V. cava inferior, indem von kaudal nach kranial kleine
Lebervenenmündungen aus dem rechten Leberlappen bzw. dem Segment I in die V.
cava mittels Clips oder Übernähungen abgesetzt werden (Abb. 22).
12.)
Erweiterte linksseitige Hemihepatektomie:
Mobilisierung und Darstellung der linken und mittleren Lebervene und Absetzen
dieser Æ komplette Demarkation des entsprechenden Leberbereichs.
[ Es besteht erhebliche Blutungsgefahr. ]
Erweiterte rechtsseitige Hemihepatektomie:
Mobilisierung, Darstellung und Absetzen der rechten und mittleren Lebervene, wobei
die rechte Vene vor der Resektion, die mittlere Vene während der Parenchymphase
durchtrennt werden Æ komplette Demarkation des entsprechenden Leberbereichs
[ Es besteht erhebliche Blutungsgefahr. ] (Abb. 22,23)
Wenn nach Mobilisierung der Leber keine Möglichkeit besteht die jeweilige Lebervene
zu verschließen (z.B. große Nähe des Tumors zur Vena cava), ist eine totale
vaskuläre Okklusion (Aufhebung des Blutflusses im Ligamentum hepatoduodenale
(Pringle-Manöver) und Okklusion der Vena cava infra- und suprahepatisch) möglich.
Wenn zuvor keine präliminare Gefäßunterbindung erfolgt ist wird die Leberresektion
bzw. Hemihepatektomie in Inflow-Okklusion im 15- max.20- minütigem-Intervall mit
einem Tourniquet durchgeführt (Pringle-Manöver).
13.)
Intraoperative Sonographie.
[ Wiederholte Überprüfung der Resektionslinie in Bezug auf Lebervene und
intrahepatischer
Pfortaderaufteilung.
Es
ist
darauf
zu
achten,
dass
ein
Sicherheitsabstand von mindestens 1 cm zum Tumor eingehalten wird. ]
33
Abb. 22. Isolation der retrohepatischen V. cava inferior und Absetzen der V. hepatica
dextra (nach Broelsch E, Kremer K, von Lüdinghausen M: Leber. In: Kremer K et al.,
Chirurgische Operationslehre, Thieme 1993)
Abb. 23. Absetzen der mittleren Lebervene (nach Buck T. In: Broelsch E, atlas of liver surgery,
Churchill Livingstone 1993)
34
14.)
Markierung der Resektionslinie mittels Thermokoagulation.
15.)
Kapseldurchtrennung (elektrische Nadel) und Parenchymdurchtrennung (Schere,
Clips, Overholt-Klemmen, Ligaturen und Umstechungen) (Abb. 25).
Bei der erweiterten Linksresektion ist während der Parenchymdissektion auf die nach
rechts ziehenden Hilusstrukturen zu achten, bei der erweiterten Rechtsresektion auf
die nach links-lateral ziehenden Gefäß- und Gallengänge.
16.)
Blutstillung (bipolare Elektrokoagulation, ggf. Argon-Beamer, Clips, Ligaturen,
Umstechungen).
[ Diffuse Blutungen werden mit Hilfe der vorübergehenden Kompression der
Resektionsfläche (z.B. heiße Bauchtücher) gestillt. ]
Nachdem die Leberresektion erfolgt ist, wird, falls zuvor unterbrochen, die
Leberperfusion wieder freigegeben.
17.)
Bei vorliegenden Klatskin-Tumoren (Tumoren im Bereich der Gallengangsgabel)
erfolgt nach zusätzlicher Resektion der Hepatikusgabel und des gesamten
extrahepatischen
Gallengangs
bis
zum
Duodenum
an
dieser
Stelle
eine
Gallengangsrekonstruktion durch eine Cholangiojejunostomie mit Roux-Y-Schlinge
(Abb. 24).
18.)
Einlegen von Easy-flow-Drainagen (Blutaustritt) und evtl. dünnkalibrigen T-Drains
(Galleaustritt).
19.)
Versiegelung der Resektionsfläche mit Fibrinklebern, Kollagenvliesen oder ArgonBeamer.
Nach Rechtsresektion Refixation des Lig. falciforme an der vorderen Bauchwand um
eine Rotation der Restleber nach rechts (evtl. Gefäßabknickung) zu vermeiden.
Nach Linksresektion Fixation des linken Segmentes am Lig. triangulare sinistrum
(Torsionsvermeidung der linken Lebervene).
20.)
Schichtweiser
Bauchdeckenverschluss
mit
fortlaufender
Peritonealnaht,
Faszieneinzelknopfnähten und Hautnähten.
35
Abb. 24. Gallengangsrekonstruktion (nach Broelsch E, Kremer K, von Lüdinghausen M:
Leber. In: Kremer K et al., Chirurgische Operationslehre, Thieme 1993)
Abb. 25. Nach der erweiterten Rechtsresektion vorliegende Resektionsfläche (nach Buck T. In:
Broelsch E, atlas of liver surgery, Churchill Livingstone 1993)
36
3.4.1.4. Segmentresektion (am Beispiel der Resektion des Segmentes IV) [8,9,66]
1.)
Identifizierung von Diagnose und Indikation.
2.)
Eröffnen des Abdomens und Exploration des gesamten Situs sowie Darstellung der
Leberoberfläche, Palpation und ultrasonographische Evaluation des Gesamtorgans,
insbesondere Exploration des Hilus und Darstellung der Gallengangsgabel.
[ Besondere Aufmerksamkeit gilt einem möglichen Lokalrezidiv (bei Vorliegen von
Lebermetastasen) oder einem extrahepatischen Lymphknotenbefall. ]
3.)
Cholezystektomie.
4.)
Lymphadenektomie und Probeexzision.
[ Bei positivem Befall der Lymphknoten wird die Resektion abgebrochen. ]
5.)
Anschlingen der V. cava inferior.
6.)
Exploration des Lebervenendreiecks im Bereich der suprahepatischen V. cava
Inferior.
7.)
Durchtrennung der Ligg. falciforme hepatis und triangularia.
8.)
Darstellung der A. hepatica sinistra und dextra sowie des D. hepaticus sinister und
Präparation der A. hepatica sinistra und des D. hepaticus sinister.
9.)
Darstellung und Durchtrennung des entsprechenden Leberartereinastes (meist aus
der linken Leberarterie kommend) und Gallengangsastes (Abb. 26).
10.)
Präparation im Lig. teres und Isolation des medialen Randes des Lobus quadratus
sowie Darstellung und Absetzen des Pfortaderastes für das Segment IV Æ
Demarkation des entspechenden Bereichs (Abb. 27).
11.)
Intraoperative Sonographie.
[ Wiederholte Überprüfung der Resektionslinie mit Evaluation des Verlaufs der
mittleren und der linken Vene für die Dissektion zwischen beiden. ]
37
Abb. 26. Absetzen des Arterien- und Gallengangastes (nach Broelsch E, Kremer K,
von Lüdinghausen M: Leber. In: Kremer K et al., Chirurgische Operationslehre,
Thieme 1993)
Abb. 27. Präparation im Lig. teres hepatis, Resektionsfläche (nach Buck T. In: Broelsch E, atlas of liver
surgery, Churchill Livingstone 1993)
38
12.)
Kapselinzision (elektrische Nadel) und Parenchymdissektion (Schere, Clips, OverholtKlemmen, Ligaturen und Umstechungen) entlang dem Lig. falciforme mit
Umstechungsligaturen der Strukturen des linken lateralen Segmentes (Abb. 28),
sowie Parenchymresektion vom Hilus nach kranial entlang der V. cava inferior und
Absetzen des medialen Segmentes vom rechten Leberlappen (Abb. 29).
[ Versorgung der Lebervenenäste mit Umstechungen bei der Dissektion. ]
An dieser Stelle ist ein Ausklemmen der V. cava inferior gelegentlich hilfreich. Die
Hilusgefäße im Lig. hepatoduodenale brauchen in der Regel nicht ausgeklemmt
werden.
13.)
Parenchymdissektion entlang dem Gallenblasenbett auf der rechten Seite.
14.)
Blutstillung (bipolare Elektrokoagulation, ggf. Argon-Beamer, Clips, Ligaturen,
Umstechungen).
[ Diffuse Blutungen werden mit Hilfe der vorübergehenden Kompression der
Resektionsfläche (z.B. heiße Bauchtücher) gestillt. ]
Nachdem die Leberresektion erfolgt ist, wird, falls zuvor unterbrochen, die
Leberperfusion wieder freigegeben.
15.)
Einlegen von Easy-flow-Drainagen (Blutaustritt) und evtl. dünnkalibrigen T-Drains
(Galleaustritt).
16.)
Versiegelung der Resektionsfläche mit Fibrinklebern, Kollagenvliesen oder ArgonBeamer.
17.)
Schichtweiser
Bauchdeckenverschluss
mit
fortlaufender
Peritonealnaht,
Faszieneinzelknopfnähten und Hautnähten.
39
Abb. 28. Parenchymresektion
Abb. 29. Parenchymresektion
(nach Broelsch E, Kremer K, von Lüdinghausen M: Leber. In: Kremer K et al., Chirurgische
Operationslehre, Thieme 1993)
Abb. 30. Nach Entfernung des Segments IV vorliegende Resektionsfläche (nach Buck T. In:
Broelsch E, atlas of liver surgery, Churchill Livingstone 1993)
40
3.4.1.5. Atypische Segmentresektion (am Beispiel der Keilexzision) [9,53]
1.)
Identifizierung von Diagnose und Indikation.
2.)
Eröffnen des Abdomens und Exploration des gesamten Situs sowie Darstellung der
Leberoberfläche, Palpation und ultrasonographische Evaluation des Gesamtorgans.
3.)
Ggf. Anschlingen des Lig. hepatoduodenale als Vorsichtsmaßnahme bzw. PringleManöver (je nach Ausmaß der Resektionsfläche) oder manuelle Kompression des
angrenzenden Leberparenchyms.
4.)
Markierung der Resektionsfläche mittels Thermokoagulation.
5.)
Kapseldurchtrennung (elektrische Nadel) und Parenchymdurchtrennung (Schere,
Clips, Overholt-Klemmen, Ligaturen und Umstechungen).
[ Es ist darauf zu achten, dass ein Sicherheitsabstand von mindestens 1 cm zum
Tumor eingehalten wird. ]
6.)
Blutstillung (bipolare Elektrokoagulation, ggf. Argon-Beamer, Clips, Ligaturen,
Umstechungen).
[ Diffuse Blutungen werden mit Hilfe der vorübergehenden Kompression der
Resektionsfläche (z.B. heiße Bauchtücher) gestillt. ]
Nachdem die Exzision erfolgt ist, wird, falls zuvor unterbrochen, die Leberperfusion
wieder freigegeben.
7.)
Einlegen von Easy-flow-Drainagen (Blutaustritt) und evtl. dünnkalibrigen T-Drains
(Galleaustritt).
[ Vorhandene Gallelecks werden umstochen. ]
8.)
Versiegelung der Resektionsfläche mit Fibrinklebern, Kollagenvliesen oder ArgonBeamer.
9.)
Schichtweiser
Bauchdeckenverschluss
mit
fortlaufender
Peritonealnaht,
Faszieneinzelknopfnähten und Hautnähten.
41
3.4.1.6. Zystektomie (am Beispiel Echinococcus cysticus) [9,53]
1.)
Identifizierung von Diagnose und Indikation.
2.)
Eröffnen
des
Abdomens
und
Darstellung
der
Leberoberfläche
sowie
ultrasonographische Evaluation des Gesamtorgans.
3.)
Sorgfältige Abdeckung des Operationsbereichs, damit der infektiöse Zysteninhalt
nicht in die freie Bauchhöhle gelangt.
4.)
Punktion der Zyste und Injektion von hypertoner (10-20%iger) Kochsalzlösung oder
40%iger Glukoselösung (Abtötung der Erreger vor Zystenöffnung).
5.)
Perizystektomie bzw. Zystektomie.
[
Bei
der
Perizystektomie
Echinokokkuszyste
und
kommt
es
Lebermembran
zu
einer
unter
totalen
Exstirpation
von
simultaner
Versorgung
der
durchtrennten Blut- und Gallegefäße. Es resultiert eine sorgfältige zu versorgende
Parenchymwunde. Die Resthöhle wird je nach Größe mit breit fassenden Nähten
verschlossen, mit einem Netzzipfel tamponiert oder offen gelassen. ]
6.)
Sanierung der Höhle.
7.)
Evtl. T-Drainage bei Mitbeteiligung des Gallenwegssystems.
8.)
Drainage und Wundverschluss.
[ Eine alternative Möglichkeit ist die Marsupialisation, bei der die gespaltene, nicht
infizierte Zyste ausgeräumt und zusammen mit Peritoneum, Faszie am Hautrand
fixiert wird. Ist dies nicht möglich, sorgfältige Tamponade zur Abgrenzung von der
Umgebung und Drainage. ]
3.4.1.7. Leberabszess [9]
1.)
Sonographische Lokalisationsbestimmung.
2.)
Sonographische Punktion und Absaugung (Keim- und Resistenzbestimmung).
3.)
Drainage oder Freilegung, Tamponade und Drainage.
42
3.5. Postoperative Phase
Die postoperative Phase kann von verschiedenen Komplikationen begleitet sein. Generell
stellt sich die Frage, inwieweit die einzelnen chirurgischen Verfahren durchgeführt werden
können, um eine ausreichende postoperative Restleberfunktion zu gewährleisten. Während
einzelne Segmentresektionen ohne großen Parenchymverlust ein wesentlich geringeres
Risiko einer postoperativen Leberinsuffizienz in sich tragen, erhöhen Hemihepatektomien, im
Besonderen erweiterte Leberteilresektionen mit ausgedehntem Parenchymverlust das Risiko
einer ausgeprägten postoperativen Leberinsuffizienz. Eine ausreichende Restleberfunktion
ist eine lebenswichtige Voraussetzung einer kurativen Resektion. Beinhaltet das operative
Verfahren während der Leberresektion auch die Gefäßresektion im Leberhilus, so kann das
Risiko derart erhöht sein, dass nach der Resektion eine Thrombenbildung auf arterieller oder
portalvenöser Seite mit Kompromittierung der marginalen Restleberfunktion einen letalen
Leberausfall nach sich zieht [73]. Aber nicht nur die erweiterten Resektionsverfahren,
sondern generell jeglicher reserzierender Lebereingriff kann ursächlich für eine postoperative
Leberdysfunktion sein.
Komplikationen bei Leberresektionen sind neben der postoperativen Leberinsuffizienz und
der
intraoperativen
Blutung
auch
das
Auftreten
von
Lebernekrosen,
Gallefisteln,
postoperativen Blutungen oder subphrenischen Abszessen. Ursachen der postoperativen
Leberdysfunktion sind neben der Verschlechterung des schon bestehenden Grundleidens
(Virushepatitis, chronische Lebererkrankung, Leberverfettung), auch Medikamente durch die
Anästhesie (z.B. Halothan), intra- bzw. postoperative Transfusionen und Blutverluste, eine
postoperative nicht ausreichende Restleberfunktion, eine bestehende Hypothermie aufgrund
der zu langen Abklemmzeit der Leber mit Beeinträchtigung der Lebersyntheseleistung und
resultierendem hepatorenalen Syndrom, ein ischämischer Leberschaden, Schock, Hypoxie
oder
extrahepatische
Gallengangsobstruktionen
durch
Gallengangsverletzung,
Choledocholithiasis und Pankreatitis oder eine postoperative Cholestase. Gallelecks können
zu einem Biliom führen oder sogar eine gallige Peritonitis nach sich ziehen. Bei
ausgedehntem Parenchymverlust treten häufig Pneumonien aufgrund der herabgesetzten
Gesamtfunktion der von Kupfferschen Sternzellen im Restleberparenchym auf und nach
Manipulationen am Zwerchfell können Pleurareizergüsse entstehen [9,39,42,44,53].
Die dargestellten Gefahren und Komplikationen zeigen in eingehender Deutlichkeit, dass
nicht erst postoperativ nach Auftreten der Komplikation gehandelt, sondern schon
präoperativ und auch intraoperativ abgewogen werden muss, z.B. inwieweit die
Leberresektion überhaupt möglich ist, um eine ausreichende Restleberfunktion zu
43
gewährleisten bzw. welche Möglichkeiten es gibt das Risiko einer postoperativen
Leberinsuffizienz zu reduzieren (z.B. große persönliche Erfahrung des Operateurs;
präoperative Chemoembolisation mit Induktion einer Hypertrophie des Leberlappens; die
Stimulation
der
Leberregeneration
anhand
von
hepatischen
Wachstumsfaktoren;
präoperative gentherapeutische Einschleusung von Effektorgenomen der Leberregeneration)
[39,53].
Das intraoperative Vorgehen entscheidet über die postoperative Situation. Ein Beispiel
hierfür ist die Blutungskontrolle mit Hilfe des Pringle-Manövers, des Argon-Beamers, der
Kompression, des Fibrinklebers und Kollagenvlieses. Anhand dieser Methoden können
große Blutverluste vermieden und damit wiederum die Morbidität und Letalität gesenkt
werden.
Neben der beschriebenen unmittelbar postoperativ vorliegenden Phase gibt es auch noch
die auf längere Dauer zu betrachtende postoperative Zeit. Während die meisten Patienten
mit benignen Veränderungen nach kurativ reserzierendem Eingriff als geheilt angesehen
werden, hängt die Prognose nach Resektion maligner Tumoren von der Tumorgröße, dem
Vorliegen von Tumorthromben oder intrahepatischen Metastasen, von einem tumorfreien
Resektionsrand von mindestens 1cm und von der Leberfunktion ab. Bei entsprechend
positiven Selektionskriterien werden für Tumoren unter 5cm 5-Jahres-Überlebensraten bis
80% beschrieben. In durchschnittlichen Patientenkollektiven liegt diese Rate bei 20-40%. Im
Falle primärer Lebermalignome ist eine Nachsorge im strengen Sinn nur für reserzierte
Patienten sinnvoll. Die Nachsorge beschränkt sich auf 3-monatliche klinische Kontrollen mit
zusätzlicher Sonographie und Bestimmung des Alpha-Feto-Proteins. Am häufigsten zeigt
sich ein Tumorrezidiv intrahepatisch und in seltenen Fällen kann dann erneut eine Resektion
diskutiert werden bzw. eine Chemoembolisation in Frage kommen. Im Falle sekundärer
Lebermalignome erfolgen alle sechs Monate regelmäßige Kontrollen, sowie eine klinische
Untersuchung, Sonographie des Abdomens, Röntgenuntersuchung des Thorax und
gegebenenfalls Bestimmung der Tumormarker. Im Anschluss an den stationären
Aufenthalten der Patienten besteht die Möglichkeit der Rehabilitation gründend auf
Sicherung bzw. Verbesserung der Lebensqualität unter Voraussetzung eines definierten
Rehabilitationsbedarfs und individueller Rehabilitationsfähigkeit [74].
Aus
heutiger
Sicht
und
gegenüber
den
vergangenen
Jahrzehnten
sind
die
Kompliaktionsraten hinsichtlich der perioperativen Morbidität deutlich gesenkt worden (unter
15%). Auch die Letalität ist auf unter 10% (sogar <5% bis <3%) zurückgegangen [42,74].
44
4.1. Patienten und Methoden
Im Zeitraum vom 22.05.1998 bis 10.01.2001 wurden im Knappschaftskrankenhaus
Recklinghausen, Klinik für Allgemein- und Unfallchirurgie, Akademisches Lehrkrankenhaus
der Ruhr-Universität Bochum, unter Leitung von Professor Büsing 94 Patienten mit benignen
(n=26) bzw. malignen (n=68) Lebertumoren/-erkrankungen behandelt (Abb.31). Im Falle
einer benignen Erkrankung der Leber stellten die Leberzysten den höchsten Anteil dar (n=9),
gefolgt von der fokalen nodulären Hyperplasie (n=6), dem Leberhämangiom (n=5) und
nekrotischen Veränderungen bzw. Entzündungen (n=3). Die Histoplasmose (n=1), der
Leberabszess (n=1) und das Leberzelladenom (n=1) stellten Einzelfälle dar (Abb.32). Im
Falle einer malignen Lebererkrankung stellten die Lebermetastasen den höchsten Anteil dar
(n=57), wovon die meisten Patienten mit Lebermetastasen kolorektaler Karzinome vorstellig
wurden (n=47), gefolgt von dem hepatozellulären Karzinom (n=4), dem Klatskin-Tumor
(n=2), dem cholangiozellulären Karzinom (n=1) und der Gallenblasen-Karzinom-Infiltration in
die Leber (n=1). Bei 3 Patienten ist der Tumor aufgrund der Datenlage nicht ermittelbar
(Abb.33). 73 Patienten unterzogen sich einer alleinigen Leberresektion (n=66) oder
zusätzlichen Kryotherapie (n=7). Bei einem Patienten konnte das Therapieverfahren nicht
ermittelt werden. Die verbliebenen 21 Patienten wurden einer anderen Therapie zugeführt
(n=16) oder waren aufgrund der Tumorausdehnung inoperabel (n=4); der Eingriff wurde bei
diesen als explorative Laparotomie beendet. Die weitere Behandlung erfolgte dann unter
palliativen Aspekt anhand lokaler bzw. regionaler Behandlungsverfahren (Radiatio,
Chemotherapie, Chemoembolisation). Die Auswertung der Patientendaten umfasst zum
einen den Vergleich benigner und maligner Lebertumoren (mit schwerpunktmäßiger
Betrachtung der Lebermetastasen kolorektaler Karzinome) im Hinblick auf Alter, Geschlecht,
bösartig
72%
gutartig
28%
Abb. 31. Tumorcharakterisierung (n=94). KKH-Recklinghausen 1998-2001.
45
OP-Verfahren (Technik, portale Okklusionszeit, perioperativer Blutverlust), OP-Dauer, Dauer
der
Intensivbehandlung,
postoperative
Liegezeit
sowie
intra-
und
postoperative
Komplikationen, zum anderen die Analyse der Charakteristika der Primärtumoren
(Lokalisation, TNM-Stadium, Grading) und der Metastasen kolorektaler Karzinome
(Lokalisation, Metastasenanzahl, Metastasengröße, synchrone/metachrone Metastasierung
und deren postoperative Liegezeit) sowie das Ausmaß der Leberresektion, die erzielte
Radikalität (R0-, R1-, R2-Resektion; wobei die Patienten mit R0-Resektionen entsprechend
des histologischen Befundes in eine R0a-Gruppe (histologisch tumorfreier Resektionsrand >
1cm) bzw. R0b-Gruppe (histologisch tumorfreier Resektionsrand < 1cm) unterteilt werden),
die
Anwendung
konservativer
Behandlungsverfahren
(Chemotherapie,
Radiatio),
(Krankenhaus)-letalität und Überlebenswahrscheinlichkeit.
FNH
23%
Leberhämangiom
19%
Leberzyste
34%
Nekrose/Entzündung
12%
Leberzelladenom
4%
Leberabszess
4%
Histoplasmose
4%
Abb. 32. Benigne Lebertumoren (n=26). KKH-Recklinghausen 1998-2001.
Le be rme tastase n
85%
HCC
6%
T umor unbe kannt
4%
G B -C a-Infiltration
1%
K latskin-T umor
3%
cholangioz e lluläre s-C a.
1%
Abb. 33. Maligne Lebertumoren (n=68). KKH-Recklinghausen 1998-2001.
46
Das Durchschnittsalter der Patienten mit benignem Lebertumor lag zum Zeitpunkt der
Leberoperation bei 51,5 (21 bis 80) Jahren. Die Frauen waren häufiger bertoffen als die
Männer (Tab.1). Das Durchschnittsalter der Patienten mit malignem Lebertumor bzw.
kolorektalen Lebermetastasen lag zum Zeitpunkt der Leberoperation bei 62,7 (33 bis 79)
Jahren bzw. 62,1 (33 bis 79) Jahren. Die Männer waren geringgradig häufiger betroffen als
die Frauen (Tab.2).
Tabelle 1. Alters- und Geschlechterverteilung
zum Zeitpunkt der Leberresektion bei gutartigen
Lebertumoren (n=26).
Tabelle 2. Alters- und Geschlechterverteilung
zum Zeitpunkt der Leberresektion bei malignen
Lebertumoren (n=68); kursiv gedruckte Zahlen =
Anzahl der Patienten mit metastasiertem
kolorektalem-Ca. (n=47).
Anzahl der Patienten (n)
Alter(Jahre)
Geschlecht
Anzahl der Patienten (n)
< 40
41-50
51-60
61-70
> 70
7 (26,9%)
4 (15,4%)
8 (30,8%)
5 (19,2%)
2 (7,7%)
Alter(Jahre)
weiblich
männlich
22 (84,6%)
4 (15,4%)
Geschlecht
< 40
41-50
51-60
61-70
>70
1 (1,5%)
6 (8,8%)
16 (23,5%)
32 (47,1%)
13 (19,1%)
weiblich 30 (44,1%)
männlich 38 (55,9%)
0 (0,0%)
4 (8,5%)
12 (25,5%)
23 (48,9%)
8 (17,1%)
22 (46,8%)
25 (53,2%)
Die Indikation zur Leberresektion wurde wie schon erwähnt bei 73 Patienten gestellt.
Standardverfahren
zur
Lebersegmentresektion
Behandlung
(53,8%),
benigner
gefolgt
von
Lebertumoren
der
war
die
atypische
Zystentdachung
bei
zystischen
Veränderungen der Leber (26,9%) und der anatomischen Segmentresektion (11,5%). Die
Trisegmentektomie (3,9%)
und die Zystektomie (3,9%) waren nur in Einzelfällen die
Methoden der Wahl in der Behandlung gutartiger Leberveränderungen (Abb.34).
Standardverfahren zur Resektion maligner Lebertumoren waren die Hemihepatektomie
(22,7%) und erweiterte Hemihepatektomie (20%) sowie atpypische Lebersegmentresektion
(16%). Die anatomische Segmentresektion wurde nur in 4 Fällen (5,3%) durchgeführt, die
Trisegmentektomie (1,3%) war nur in einem Fall Methode der Wahl. 5,3% der Lebereingriffe
waren Kombinationseingriffe in Form einer Hemihepatektomie (anatomisch bzw. erweitert)
und Lebersegementresektion (anatomisch bzw. atypisch). Bei 9,3% der Eingriffe wurden die
reserzierenden Verfahren mit nicht reserzierenden Methoden kombiniert in Form einer
Hemihepatektomie bzw. Segmentresektion (anatomisch bzw. atypisch) und gleichzeitiger
Kryotherapie bzw. Thermoablation. Die restlichen Eingriffe an der Leber (13,5%) waren reine
nicht reserzierende Verfahren (Kryotherapie und Kryotherapie kombiniert mit Thermoablation
47
bzw. Alkoholinjektion) (Abb.35). Betrachtet man die Lebereingriffe bei Lebermetastasen
kolorektaler Karzinome gesondert, zeigen sich nur geringgradige Unterschiede im Vergleich
zu den insgesamt analysierten OP-Verfahren maligner Lebertumoren. Auch hier waren die
erweiterte Hemihepatektomie (22,6%) und Hemihepatektomie (19,4%) sowie die atypische
Segmentresektion
(17,7%)
die
Standardverfahren,
während
die
anatomische
Segmentresektion in 4,8% der Fälle und die Kombinationseingriffe in 6,5% der Fälle die
Methoden der Wahl waren. Bei 9,7% der Eingriffe wurden die reserzierenden Verfahren mit
nicht reserzierenden Methoden kombiniert in Form der oben genannten Hemihepatektomie
bzw Segmentresektion (anatomisch bzw. atypisch) und gleichzeitiger Kryotherapie bzw.
Thermoablation. Die restlichen Eingriffe an der Leber (12,9%) waren reine nicht
reserzierende Verfahren (Kryotherapie und Kryotherapie kombiniert mit Thermoablation bzw.
Alkoholinjektion) (Abb.36).
Von den 68 Patienten mit malignen Tumoren an der Leber wurden 2 Patienten in der
Nachbeobachtungszeit wegen neuerlich aufgetretener Tumoren/Metastasen einer zweiten
Leberresektion
unterzogen.
Bei
den
mit
Lebermetastasen
kolorektaler
Karzinome
behandelten Patienten kamen 8 Patienten aufgrund eines Rezidivs nach auswärtig
durchgeführter Leberresektion während in der Nachbeobachtungszeit kein Patient wegen
neuerlich aufgetretener Metastasen nochmals vorstellig wurde. 4 Patienten unterzogen sich
jedoch einer zweizeitigen Metastasenbehandlung und wurden zu einem späteren Zeitpunkt
(durschnittlich 2,5 Monate) wiederholt stationär aufgenommen. Die Nachbeobachtungszeit
betrug im Mittel 13 Monate (2-34). Stichtag der letzten Nachbeobachtung war März 2001.
14
14
12
10
7
8
6
3
4
1
1
2
0
a ty p . S e g m e n tre s e k tio n
S e g m e n tre s e k tio n
T ris e g m e n te k to m ie
Z y s te n td a c h u n g
Z y s te k to m ie
Abb. 34. Operationsverfahren zur Entfernung benigner Lebertumoren. KKH Recklinghasuen 1998-2001.
n= 26 Eingriffe bei 26 Patienten.
48
17
18
15
16
14
12
12
10
8
8
6
6
4
4
4
4
2
1
1
2
1
0
atyp. Segmentresektion
Segmentresektion
Trisegmentektomie
Hemihepatektomie
erw. Hemihepatektomie
Hemi. (anatom./erw.) und Seg. (anatom./atyp.)
Kryoablation
Kryoablation + Alkoholinjektion/Thermoablation
Kryoablation + Hemi./Seg. (anatom./atyp.)
Thermoablation + Seg.
inoperabel
unbekannt
Abb. 35. Operationsverfahren zur Entfernung maligner Lebertumoren n= 75 Eingriffe bei 68 Patienten.
KKH Recklinghausen 1998- 2001.
14
14
12
12
11
10
8
6
5
6
4
4
3
3
2
1
2
1
0
0
atyp. Segmentresektion
Segmentresektion
Trisegmentektomie
Hemihepatektomie
erw. Hemihepatektomie
Hemi. (anatom./erw.) und Seg. (anatom./atyp.)
Kryoablation
Kryoablation + Alkoholinjektion/Thermoablation
Kryoablation + Hemi./Seg. (anatom./atyp.)
Thermoablation + Seg.
inoperabel
unbekannt
Abb. 36. Operationsverfahren zur Entfernung von Lebermetastasen kolorektaler Karzinome n= 62 Eingriffe
bei 47 Patienten. KKH Recklinghausen 1998-2001.
49
Bei den gutartigen Lebertumoren wurden 12 reserzierende Eingriffe unter Zuhilfenahme der
temporären Hilusokklusion (Pringle-Manöver) durchgeführt. Lediglich bei 3 Lebereingriffen in
Form der atypischen Segmenresektion kam das Pringle-Manöver nicht zur Anwendung. Die
durchschnittliche portale Okklusionszeit betrug 14 Minuten (zwischen 6 und 25 Minuten). Die
restlichen Eingriffe (Leberzysten) wurden ohne Hilusokklusion therapiert (n=8). Bei 3
Leberoperationen konnte die Anwendung der temporären Hilusokklusion nicht ermittelt
werden. Im Falle einer malignen Lebererkrankung wurden 45 Eingriffe unter Zuhilfenahme
der temporären Hilusokklusion durchgeführt. Bei 8 Lebereingriffen in Form der atypischen
Segmentresektion kam die portale Okklusion nicht zur Anwendung. Die durchschnittliche
portale Okklusionszeit betrug 24 Minuten (zwischen 6 und 43 Minuten). Die erweiterten
Hemihepatektomien zeigten mit einer Dauer von durchschnittlich 30 Minuten die längste
portale Okklusionszeit, während die atypischen Segmentresektionen mit durchschnittlich 17
Minuten die kürzeste Okklusionszeit aufwiesen (Abb.37). Die restlichen 13 Lebereingriffe
wurden einer nicht reserzierenden Therapie und somit keiner temporären Hilusokklusion
unterzogen. Bei 9 Leberoperationen konnte die Anwendung des Pringle-Manövers nicht
ermittelt werden. Betrachtet man nun gesondert die portale Okklusionszeit bei den aufgrund
einer Lebermetastasierung kolorektaler Karzinome durchgeführten Leberresektionen, zeigt
sich eine minimale Varianz. 41 reserzierende Eingriffe wurden unter Zuhilfenahme der
temporären Hilisokklusion therapiert. Lediglich bei 5 Lebereingriffen in Form der atypischen
Segmentresektion kam das Pringle-Manöver nicht zur Anwendung. Die durchschnittliche
portale Okklusionszeit betrug ebenfalls 24 Minuten (zwischen 6 und 43 Minuten). Die
erweiterten Hemihepatektomien zeigten auch hier mit einer Dauer von durchschnittlich 29
Minuten die längste portale Okklusionszeit, während die atypischen Segmentresektionen mit
durchschnittlich 17 Minuten die kürzeste portale Okklusionszeit aufwiesen (Abb.37). Die
restlichen Eingriffe (nicht reserzierend) wurden ohne Hilusokklusion therapiert (n=10). Bei 7
Leberoperationen konnte die Anwendung der temporären Hilusokklusion nicht ermittelt
werden.
Die durchschnittliche Operationszeit im Falle eines reserzierenden Eingriffs (hauptsächlich
atypische Lebersegmentresektion) aufgrund eines benignen Lebertumors betrug 2 Stunden
und 18 Minuten (zwischen 1 Stunde 15 Minuten und 3 Stunden 21 Minuten) und lag damit im
Durchschnitt
52
Minuten
unterhalb
der
Eingriffszeit
bei
Leberresektion
maligner
Lebertumoren bzw. 44 Minuten unterhalb der Operationszeit bei Lebermetastasenentfernung
kolorektaler Primärtumoren (zwischen 1 Stunde 20 Minuten und 5 Stunden 47 Minuten)
(Abb.38). In den folgenden Abbildungen werden die einzelnen Therapieverfahren mit den
entsprechenden Okklusionszeiten und Operationszeiten bei malignen Lebertumoren
allgemein und bei Lebermetastasierung kolorektaler Karzinome detailliert dargestellt (Abb.37
und 38).
50
Segmentresektion
(atypisch)
Segmentresektion
(atypisch)
16:54
Segmentresektion
(anatomisch)
21:30
Hemihepatektomie
23:47
Hemihepatektomie erweitert
5:00
Segmentresektion
(anatomisch)
21:25
Hemihepatektomie
16:54
30:25
10:00 15:00 20:00 25:00 30:00 35:00
min:sec
23:32
Hemihepatektomie erw eitert
29:29
5:00 10:00 15:00 20:00 25:00 30:00 35:00
min:sec
Abb. 37. Portale Okklusionszeit reserzierender Lebereingriffe bei malignen Lebertumoren (links) bzw.
Lebermetastasierung kolorektaler Karzinome (rechts). KKH-Recklinghausen 1998-2001.
Segmentresektion
02:36
Segmentresektion
Hemihepatektomie
03:07
Segmentresektion atypisch
03:07
Kryoablation
03:16
Hemihepatektomie erweitert
03:30
00:00 00:30 01:00 01:30 02:00 02:30 03:00 03:30 04:00
h:min
02:06
Hemihepatektomie
Segmentresektion atypisch
02:57
03:07
03:21
Kryoablation
Hemihepatektomie erweitert
03:30
00:00 00:30 01:00 01:30 02:00 02:30 03:00 03:30 04:00
h:min
Abb. 38. OP-Dauer reserzierender und ablativer Lebereingriffe bei malignen Lebertumoren (links) bzw.
Lebermetastasierung kolorektaler Karzinome (rechts). KKH-Recklinghausen 1998-2001.
51
Einschließlich der postoperativen Phase wurden bei den Leberresektionen
maligner
Tumoren
und
und
Lebermetastasen
kolorektaler
Karzinome
zwischen
0
17
Erythrozytenkonzentrate (durchschnittlich 3 EK´s) transfundiert. Der Verbrauch an
Blutplasmaprodukten lag zwischen 0 und 34 (durchschnittlich 4 FFP´s), die der
Thrombozytenkonzentrate zwischen 0 und 3 (durchschnittlich 0,1 TK). Die Verwendung von
Blutkonserven bei reserzierenden Lebereingriffen aufgrund benigner Lebertumoren zeigten
deutliche
Unterschiede.
Die
transfundierten
Erythrozytenkonzentratkonserven
lagen
zwischen 0 und 8 (durchschnittlich 0,9 EK´s). An Blutplasmaprodukten wurden zwischen 0
und 5 (durchschnittlich 0,6) verbraucht. Thrombozytenkonzentrate wurden in keinem Fall
transfundiert.
Der postoperative stationäre Aufenthalt lag nach gutartiger Lebertumorentfernung im Mittel
bei
11,2
Tagen
(Entlassung
zwischen
dem
3.-20.
Tag)
bzw.
nach
maligner
Tumorentfernung/kolorektaler Lebermetastasenentfernung bei 16,1 Tagen (Entlassung
zwischen 4./8.- 36. Tag). Nach der Leberoperation waren die Patienten mit bösartiger
Erkrankung im Durchschnitt 2 Tage länger (im Mittel 2,8 Tage: zwischen 0,2 und 13 Tagen)
in Intensivbehandlung, während die Patienten mit gutartiger Erkrankung im Durchschnitt 0,7
Tage (zwischen 0,2 und 1 Tag) intensiv behandelt werden mussten.
Von den 68 an einem bösartigen Lebertumor erkrankten Patienten zeigten 57 eine
Lebermetastasierung. Die Metastasierung erfolgte bei 47 Patienten als Folge eines
kolorektalen Karzinoms. Der Primärtumor war bevorzugt im Bereich des rechten Kolons
(Colon ascendens), sowie linken Kolons (Colon descendens) und Rektums lokalisiert
(Abb.39).
Abb. 39. Lokalisation der Primärtumoren bei 47 Patienten mit hepatisch metastasierendem kolorektalen
Karzinom. KKH-Recklinghausen 1998-2001. Wort & Bild Verlag Konradshöhe GmbH & Co.KG.
52
Bei 4 Patienten mit Lebermetastasierung wurden zwei Tumoren diagnostiziert (Magen- und
Rektum-Ca.; Rektum- und Coecum-Ca.; Kolon- und Rektum-Ca. und Rektum- und MammaCa.), wobei nicht ermittelt werden konnte, welcher dieser Primärtumoren für die
Lebermetastasierung verantwortlich war. Desweiteren wurde die inhomogene Gruppe von 8
Patienten mit unterschiedlichen Primärtumor betrachtet. Lediglich bei Karzinomen des
Pankreas (n=3) und des Magens (n=2) fand sich eine geringgradig größere Fallzahl, die
übrigen Lokalisationen stellten Einzelfälle dar (Mamma-Ca. (n=1), cholangiozelluläres-Ca.
(n=1),
Nasopharynx-Ca.
(n=1)
(Abb.40).
Aufgrund
des
unterschiedlichen
Metastasierungsverhaltens dieser Tumoren im Vergleich zum kolorektalen Karzinom und der
geringen Zahl wurden diese Fälle von der Ermittlung der Prognoseparameter ausgenommen.
Rektum-Ca.
20%
Rektosigmoid-Ca.
7%
Sigma-Ca.
11%
Pankreas-Ca.
5%
Kardia-Ca.
4%
cholangiozelluläres-Ca.
2%
Colon-Ca.
43%
Mamma-Ca.
2%
Coecum-Ca.
4%
Nasopharynx-Ca.
2%
Abb. 40. Primärtumoren bei Metastasen kolorektaler und nichtkolorektaler Tumoren. KKH-Recklinghausen
1998-2001.
31 Patienten zeigten eine synchrone Metastasierung. Damit wurden die kolorektalen
Lebermetastasen entweder gleichzeitig mit dem Primärtumor (40,4% der Fälle) oder
postoperativ, jedoch innerhalb von 12 Monaten nach erfolgter Primärtumoroperation (25,5%
der Fälle) diagnostiziert. In 34,1% der Fälle lagen metachrone Lebermetastasen vor. Die
Indikation
zur
Leberresektion
ergab
sich
unter
Einhaltung
der
entsprechenden
Indikationskriterien (kurativ operierte Primärkarzinome, kein lokoregionäres Rezidiv, keine
Lymphknotenmetastasierung , keine weitere Fernmetastasierung). Das Zeitintervall zwischen
53
der Operation des Primärtumors und dem Auftreten der Metastasierung lag bei diesen
Patienten im Durchschnitt bei 10 Monaten (0 bis 48 Monate) (Abb.41)
metachron
(Metastasennachweis mehr
als ein Jahr nach der
Primärtmuoroperation)
synchron
(Lebermetastasen
postoperativ, jedoch
innerhalb von 12 Monaten
diagnostiziert)
synchron
(Lebermetastasen
gleichzeitig mit dem
Primärtumor diagnostiziert)
synchron
(Metastasennachweis
innerhalb eines Jahres
nach der
Primärtumoroperation)
0
5
10
15
20
25
30
35
n = 47
Anzahl der Patienten
Abb. 41. Intervall zwischen Primärtumoroperation und Auftreten der Lebermetastasierung bei 47 Patienten
mit metastasierendem kolorektalen Karzinom. KKH-Recklinghausen 1998-2001.
Die postoperative Liegezeit ist bei synchronen gegenüber metachronen Resektionen nur
geringgradig verlängert (Abb.42)
Patienten
14
metachron
12
synchron
10
8
6
4
2
0
~5
~ 10 ~ 15
~ 20
~ 25
~ 30
~ 35
> 35
Tage postoperativ
Abb. 42. Postoperative Liegezeit bei 38 reserzierenden Eingriffen kolorektaler Lebermetastasen. KKHRecklinghausen 1998-2001.
54
Für die klinische Stadieneinteilung kolorektaler Karzinome findet in Deutschland zunehmend
die TNM-Klassifikation (T= Invasionstiefe des Primärtumors; N= Lymphknotenstatus; M=
Vorhandensein
von
Fernmetastasen
(in
dieser
Studie
die
resultierende
Lebermetastasierung) ) der Union International Contre le Cancer (UICC) Verwendung.
Tabelle 3. Tumortiefenwachstum (T-Stadien) und Lymphknotenstatus (N-Stadien) beim kolorektalen
Karzinom. TNM-Klassifikation der UICC; p (pathological) = nach histopathologischer Aufarbeitung.
T-Primärtumor
pT X Primärtumor kann nicht beurteilt werden
pT 0 Kein Anhalt für Primärtumor
pT is Carcinoma in situ
pT 1 Tumor infiltriert die Submukosa
pT 2 Tumor infiltriert die Muscularis propria
pT 3 Tumor infiltriert durch die Muskularis
propria in die Subserosa oder in nicht
peritonealisiertes perikolisches oder
perirektales Gewebe
pT 4 Tumor infiltriert direkt in andere Organe
oder Strukturen und/oder perforiert das
viszerale Peritoneum
N-Regionäre Lymphknoten
pN X Regionäre Lymphknoten können nicht
beurteilt werden
pN 0 Keine regionären Lymphknotenmetastasen
pN 1 Metastasen in 1-3 regionären
Lymphknoten
pN 2 Metastasen in 4 oder mehr regionären
Lymphknoten
pN 0 Regionäre Lymphadenektomie und
histologische Untersuchung von 12 oder
mehr Lymphknoten
Ein weiteres Beurteilungskriterium und wichtiger Aspekt hinsichtlich der Prognose und
Therapie ist der histopathologische Differenzierungsgrad (Grading) des Primärtumors. Die
Einteilung reicht von nicht beurteilbar über gut differenziert bis zu undifferenziert (GX =
Differenzierungsgrad kann nicht beurteilt werden; G1 = gut differenziert; G2 = mäßig
differenziert; G3 = schlecht differenziert; G4 = undifferenziert). Je höher das Grading bzw. je
schlechter der Differenzierungsgrad des Primärtumors, desto höher ist die Malignität, die
Strahlenempfindlichkeit
und
die
Wachstumsgeschwindigkeit.
Die
Beurteilung
der
Fernmetastasierung erfolgt anhand der Einteilung in pM X, pM 0, pM 1 (pM X =
Fernmetastasen können nicht beurteilt werden; pM 0 = keine Fernmetastasen; pM 1 =
Fernmetastasen).
Tabelle 4. Stadiengruppierung beim kolorektalen Karzinom. TNM-Klassifikation der UICC und
Stadiengruppierung der in der Studie untersuchten Patienten (bei neun Patienten war die
Stadiengruppierung nicht ermittelbar).
TNM-Stadiengruppierung
Stadium 0
Stadium 1
Stadium 2
Stadium 3
Stadium 4
pT is
pT 1
pT 2
pT 3
pT 4
jedes T
jedes T
jedes T
pN 0
pN 0
pN 0
pN 0
pN 0
pN 1
pN 2
jedes N
pM 0
pM 0
pM 0
pM 0
pM 0
pM 0
pM 0
M1
Patienten
(Studie)
0
1
5
10
22
55
Letztendlich werden zur Festlegung der Therapie und zur Effektivitätsbeurteilung
neoadjuvanter und adjuvanter Behandlungsstrategien anhand der TNM-Klassifikation
Stadiengruppen gebildet, die den Schweregrad der Tumorerkrankung darstellen (Tab. 4).
Die Charakteristika der in der Studie analysierten Primärtumoren (TNM-Stadium, Grading)
sind in den Abbildungen 43-45 zusammengestellt. Am häufigsten zeigten die analysierten
Primärtumoren mit 61,7% das Stadium T3, während das T2-Stadium in 8,5% der Fälle,
sowie das T4-Stadium in 6,4% der Fälle nur in Einzelfällen vorzufinden war. Das T1-Stadium
konnte in keinem Fall verzeichnet werden, wobei darauf hinzuweisen ist, dass bei immerhin
10 Patienten das T-Stadium aufgrund der Datenlage nicht ermittelt werden konnte. Die
Analyse des N-Stadiums zeigte hauptsächlich in 29,8% der Fälle das N2-Stadium, gefolgt
von Stadium N0 in 25,5% der Fälle und N1 in 17% der Fälle, während das Stadium N3 in
4,3% der Fälle zu verzeichnen war. Auch hier war bei immerhin 10 Patienten das N-Stadium
aufgrund der Datenlage nicht ermittelbar. In den meisten Fällen (55,3%) zeigte sich der
Differenzierungsgrad G2. Differenzierungsgrad G1 (6,4%), G3 (10,6%) und G4 (2,1%) waren
wesentlich seltener diagnostiziert worden. Bei 12 Patienten fehlten auch hier die Daten, die
nicht ermittelt werden konnten.
Die Charakteristika der Lebermetastasen sind in den Abbildungen 46-48 zusammengestellt.
In 38,3% der Fälle fanden sich solitäre Tumoren, während 57,5% der Patienten multiple
Metastasen aufwiesen. In 4,2% der Fälle konnte die Lebermetastasenanzahl nicht ermittelt
werden. Bei der Auswertung der Tumoranzahl in der Leber wurde keine Differenzierung
zwischen möglicher Satellitenknoten und mehreren Metastasen vorgenommen. Die Größe
(maximaler Durchmesser) lag zwischen 0,3 und 14 cm (Mittelwert 4,8 cm; Median 3,7 cm).
Die Tumorknoten waren unilobulär 59,6% (linker Leberlappen 14,9%, rechter Leberlappen
44,7%) und in beiden Leberlappen 38,3% gelegen.
Die histologische Aufarbeitung der Resektate ergab in 37 Fällen eine R0-Resektion, wobei in
24 Fällen der tumorfreie Abstand zum Resektionsrand größer als 1 cm (R0a) und in 13
Fällen kleiner als 1 cm (R0b) war. In keinem Fall ergab sich eine R1-Resektion mit
Tumorzellausläufern im Resektionsbereich. Desweiteren wurde kein chirurgischer Eingriff als
R2-Resektion (makroskopischer Tumorrest) beendet. In einem Fall war das R-Stadium nicht
ermittelbar.
56
30
25
20
15
10
5
0
Tx
T1
T2
T3
T4
1
0
4
29
3
P atie nten
Abb. 43. T-Stadium der kolorektalen Karzinome. KKH-Recklinghausen 1998-2001.
14
12
10
8
6
4
2
0
P atienten
Nx
N0
N1
N2
N3
1
12
8
14
2
Abb. 44. N-Stadium der kolorektalen Karzinome. KKH-Recklinghausen 1998-2001.
30
25
20
15
10
5
0
Patienten
G1
G2
G3
G4
3
26
5
1
Abb. 45. Differenzierungsgrad der kolorektalen Karzinome. KKH-Recklinghausen 1998-2001.
57
20
15
10
5
0
Patienten
1
2
3
>3
18
6
4
17
Abb. 46. Metastasenanzahl bei Lebermetastasen kolorektaler Karzinome. KKH-Recklinghausen 19982001.
30
25
20
15
10
5
0
Patienten
< 5 cm
5 - 10 cm
> 10 cm
28
11
4
Abb. 47. Lebermetastasengröße bei Lebermetastasen kolorektaler Karzinome. KKH-Recklinghausen
1998-2001.
25
20
15
10
5
0
Patienten
re.
Leberlappen
li. Leberlappen
re.+ li.
Leberlappen
21
7
18
Abb. 48. Lokalisation der Lebermetastasen. KKH-Recklinghausen 1998-2001.
58
Für die Entscheidung zur Leberresektion und die Wahl des chirurgischen Verfahrens sind
die Beachtung der gegensätzlichen Aspekte der Leberfunktion und Radikalität von großer
Bedeutung. Eine hohe Reservekapazität und eine gute Regenerationsfähigkeit des
gesunden Lebergewebes erlaubt ausgedehnte Resektionen ohne dauerhafte funktionelle
Einschränkungen. Bei einer gesunden Leber kann bis zu 70% (im Extremfall bis zu 80%) des
Parenchyms reserziert werden (Tab. 5).
Tabelle 5. Resektionsausmaß
Resektionsausmaß nach anatomiegerechten Leberresektionen
Parenchymverlust nach Leberresektion
Resektion
Segmente
Leberparenchym (%)
5 bis 8
60%
Hemihepatektomie rechts erweitert
4, 5 bis 8
70%
Hemihepatektomie links
1, 2 bis 4
40%
2 bis 3
25%
z.B. 1 bis 4 + X
70%
Hemihepatektomie rechts
Hemihepatektomie links lateral
Hemihepatektomie links erweitert
Innerhalb eines Zeitraums von 8-12 Wochen werden durch Hyperplasie der Restleber fast
alle Funktionen kompensiert. Entscheidend bei der Festlegung der Resektionsgrenzen ist
der Verlust des nichttumorösen Lebergewebes. Wird ein großer Tumor durch eine
ausgedehnte Resektion entfernt, so kann dabei, wenn nur wenig funktionell gesundes
Gewebe mitreserziert wird, nur eine minimale Einschränkung der Leberfunktion die Folge
sein. Kritisch ist es, wenn ein kleiner Tumor in zentraler Lage nur durch eine erweiterte
Resektion zu entfernen ist. Besonders kritisch ist eine Resektion bei deutlich eingeschränkter
Leberfunktion. Hier sollte man sich auf präoperativ erhobene Funktionsparameter und Tests
als Entscheidungshilfe zur Indikation verlassen. Die Indikation zur Leberteilresektion ist
individuell bezogen auf den Patienten, die Biologie des Tumors und die notwendige
chirurgische, anästhesiologische und intensivmedizinische Kompetenz zu stellen [10,42,53].
Das Resektionsausmaß der bei den in der Studie aufgrund einer Lebermetastasierung
durchgeführten Leberresektionen schwankt zwischen 15% und 80%. Die meisten Patienten
wiesen einen Parenchymverlust von 60% (n=13) und 70% (n=12) auf, wobei ausgedehnte
Resektionen mit über 60% Parenchymverlust nur bei weitgehend normalen Gewebe der
Restleber möglich sind, entsprechend den hier therapierten Patienten (in keinem Fall lagen
zirrhotische Veränderungen der Leber vor). Ein Patient wurde sogar unter einem
Parenchymverlust von 80% reserziert. Trotz einer derart ausgedehnten Resektion gestaltete
sich der postoperative Verlauf komplikationslos. Der Patient konnte 17 Tage nach der
59
Operation aus dem stationären Aufenthalt entlassen werden. Unter weiterer postklinischer
Beobachtung (13 Monate) wies der Patient kein Rezidiv und keine besonderen
Auffälligkeiten auf.
Gerade nach den ausgedehnteren Resektionen kann in der frühpostoperativen Phase für
einige Tage ein deutlicher Substitutionsbedarf an Gerinnungsfaktoren zur Stabilisierung der
Hämostase notwendig sein, da die Syntheseleistung zunächst eingeschränkt ist (das
laboranalytische Minimalprogramm besteht in der Messung der Thrombozyten-Zahl, der
Thromboplastin-Zeit (Quickwert), aPTT, Antithrombin und Fibrinogen [64]). Desweiteren gibt
die Analyse diverser Laborparameter Hinweise auf eine reduzierte Leberfunktion oder
Dysfunktionen; z.B. deuten erhöhte Bilirubinwerte auf eine reduzierte Leberfunktion, eine
Galleabflussstörung oder eine intrahepatische Cholestase hin. Erhöhte Transaminasen sind
Zeichen für noch vorhandene Leberteilnekrosen (Tab.6).
Tabelle 6. Laborparameter vor und nach Leberresektion kolorektaler Lebermetastasen (n=38). KKH
Recklinghausen 1998-2001.
Laborparameter
150-400 l/nl
270
0. Tag
postop.
188
Quick
70-110 %
94
74
66
73
76
PTT-a
< 40 sec.
30
32
38
34
33
200-400 mg/dl
463
234
302
377
240
AT III
65-120 %
117
75
76
66
58
GOT
< 18 U/l
14
189
201
56
23
GPT
< 20 U/l
22
179
228
125
46
GGT
< 28 U/l
51
42
55
59
98
G- Bili
< 1,2 mg/dl
1
1,6
2,5
4
7,2
D- Bili
< 0,25 mg/dl
1,5
0,7
2,1
3,3
5,7
Thrombozyten
Fibrinogen
präop.
1. Tag
postop.
195
2.-5. Tag
postop.
184
6.-10. Tag
postop.
270
Von den 38 an der Leber reserzierten Patienten mit kolorektalen Lebermetastasen wurden
20 Patienten zusätzlich einer Portimplantation zur regionalen Chemotherapie unterzogen. Im
Fall einer ausgedehnten Metastasierung war die alleinige Portimplantation Therapie der
Wahl (n=6). Grundlage der Indikation zur regionalen Chemotherapie war eine rein
hepatische Manifestation der Metastasen (Tab.7). Bei Patienten mit intraoperativ
nachgewiesener zusätzlicher extrahepatischer Metastasierung wurde eine kombinierte
systemische und regionale Chemotherapie durchgeführt (n=1).
60
Tabelle 7. Verfahrenswahl zur Therapie von Lebermetastasen in Abhängigkeit von der Lokalisation des
Primärtumors
Verfahrenswahl
Primärtumor
Kolon/Rektum
Sonstige
n
n
Resektion
18
3
Resektion und Portimplantat
20
3
Portimplantat
6
0
keine Resektion und kein Portimplantat
2
1
unbekannt
1
1
4.2. Ergebnisse
Nach Resektion der gutartigen Lebertumoren zeigten 16 Patienten (88,9%) einen
unkomplizierten intra- und postoperativen Verlauf. Bei 2 Patienten (11,1%) traten
postoperativ Komplikationen in Form einer Darmatonie (n=1) und eines Gallelecks (n=1) auf,
während intraoperativ keine Komplikationen zu verzeichnen waren. 5 Patienten (27,8%)
zeigten postoperativ einen Pleuraerguss bei sonst unkomplizierten Verlauf. Im Falle einer
Leberzystenentfernung wiesen 2 Patienten (25%) postoperative Komplikationen auf
(Oberbauchatonie, Wundheilungsstörung), während die restlichen 6 Patienten (75%) einen
unkomplizierten Verlauf zeigten. Damit liegt die Komplikationsrate nach Lebereingriffen
aufgrund benigner Lebererkrankungen bei 15,4% (4 von 26).
Die postoperative Morbidität nach Leberresektion kolorektaler Lebermetastasen lag
entsprechend der Literatur vergleichsweise hoch. Bei 15 reserzierten Patienten (39,4%)
traten intraoperativ (n=1; 2,6%) bzw. postoperativ (n=14; 36,8%) Komplikationen auf. Eine
Aufschlüsselung der einzelnen Komplikationen gibt Tabelle 8.
28 der 38 an der Leber reserzierten Patienten (73,7%) zeigten postoperativ einen
Pleuraerguss, wobei der rechtsseitige (n=11) und beidseitige (n=11) Pleuraerguss am
häufigsten zu verzeichnen war. Der linksseitige Pleuraerguss lag nur in Einzelfällen vor
(n=3).
61
Tabelle 8. Komplikationen nach Resektion kolorektaler Lebermetastasen (n= 38). KKH-Recklinghausen
1998-2001.
Komplikationen
Patienten
(n)
intraoperative Komplikationen
Blutung
1 von 38
postoperative Komplikationen
Gallefistel/Biliom
Leberhämatom
Wundheilungsstörung
Ikterus
galliges Erbrechen
Aszites
Dyspnoe
Pneumothorax
Pneumonie
Niereninsuffizienz
Multiorganversagen
Vorderwandinfarkt
Sinustachykardie
Bradyarrhythmie
Reizhusten
Ductus hepaticus Stenose
Fieber
akute Pankreatitis
zentrale Stauung
Meteorismus
Nachblutung
Thrombose V. brachialis axillaris und subclavia links
8
Patienten
mit
kolorektalen
3 von 38
3 von 38
2 von 38
2 von 38
2 von 38
2 von 38
2 von 38
2 von 38
1 von 38
1 von 38
1 von 38
1 von 38
1 von 38
1 von 38
1 von 38
1 von 38
1 von 38
1 von 38
1 von 38
1 von 38
1 von 38
1 von 38
Lebermetastasen
verstarben
während
des
Krankenhausaufenthaltes (n=4) bzw. im weiteren poststationär beobachteten Verlauf (n=4).
1 Patient verstarb 21 Monate nach Diagnose mehrerer Lebermetastasen im Zusammenhang
mit
einem
Rektumkarzinom
und
nach
durchgeführter
Primärtumoroperation
mit
anschließender Chemotherapie aufgrund eines inoperablen Befundes. Ein weiterer Patient
verstarb innerhalb der Klinik nach wiederholter Rektumoperation und nach Kryoablation der
Lebermetastasen aufgrund einer kardiopulmonalen Dekompensation, respiratorischer
Verschlechterung,
Einbruch
der
Hämodynamik,
Fieber
bis
41
Grad
und
einem
therapieresistentem septischen Multiorganversagen 1,5 Monate nach operativem Eingriff.
6
Patienten
verstarben
nach
Leberresektion
stationär
(n=3;
Nierenversagen,
62
Kreislaufinstabilität, SIRS, Multiorganversagen bzw. Vorderwandinfarkt bzw. Nachblutung,
Bradyarrhythmie) bzw. poststationär (n=3). Die Gesamtletalität lag nach reserzierenden
Eingriffen demnach bei 15,8%. Die Korrelation von Letalität und Ausmaß der durchgeführten
Resektion belegt Tabelle 9.
Tabelle 9. Krankenhausletalität nach Resektion von Lebermetastasen kolorektaler Karzinome; n=50
Eingriffe bei 38 Patienten.
Resektion
Krankenhausletalität (n)
Segm entresektion
0/3
atypische Segm entresektion
0/11
Hem ihepatektom ie
2/12
erweiterte Hem ihepatektom ie
1/14
30-Tage-Letalität 5,3 %
2/38
Gesam t 7,9 %
3/38
Bei einer mittleren bzw. medianen Nachbeobachtungszeit von 13 bzw. 11 (2-34) Monaten
waren von allen reserzierten Patienten noch 32 (84,2%) am Leben. Die restlichen Patienten
sind wenige Wochen nach der Operation im Krankenhaus (n=3) bzw. wenige Monate im
weiteren postoperativen Verlauf (n=3) verstorben. 5 der 38 (13,1%) Patienten mit R0Resektion haben ein erneutes Tumorrezidiv entwickelt, wobei 4 Patienten zuvor in einem
anderen Krankenhaus einer Leberresektion unterzogen wurden und mit einer erneut
aufgetretenen Lebermetastasierung das Knappschaftskrankenhaus-Recklinghausen für eine
erneute Therapie aufsuchten. Von diesen 4 Patienten verstarb ein Patient wenige Wochen
nach der Operation während des stationären Aufenthaltes. Aus den in Recklingausen
operierten Patientengut ist innerhalb des Beobachtungszeitraumes nur ein Patient aufgrund
eines Tumorrezidivs 17 Monate nach der Erstoperation erneut an der Leber operiert worden.
Die mittlere (mediane) Überlebenswahrscheinlichkeit für alle an der Leber reserzierten
Patienten beträgt 15,8 (12,5) Monate bei einer 2-Jahres-Überlebensrate von 82,1%.
Die mittlere (mediane) rezidivfreie Überlebenswahrscheinlichkeit für alle an der Leber
reserzierten Patienten beträgt 14 (12) Monate bei einer 2-Jahres-Überlebensrate von 81,9%
(Abb.49). Die Analsye der rezidivfreien Überlebenswahrscheinlichkeit bezieht den in
63
Recklinghausen nach Erstoperation wiederholt reserzierten Patienten, sowie die Patienten
(n=4), welche zuvor an einem anderen Krankenhaus operiert wurden mit ein. In der weiteren
Analyse wurden bezüglich der Prognosefaktoren nur die aus dem eigenen Krankengut
untersuchten Patienten einbezogen.
Basierend auf den bisherigen Veröffentlichungen und klinischen Erfahrungen wurden 13
Faktoren mit möglicher prognostischer Relevanz ausgewählt. Die Berechnung der
kumulativen Überlebenszeiten, grundsätzlich bezogen auf den Zeitpunkt der Leberresektion,
erfolgte nach Kaplan-Meier unter Einschluss der perioperativen Letalität. Der statistische
Vergleich der Überlebenschancen, bezogen auf die verschiedenen zugrunde gelegten
Parameter wurde mit dem Chi-Quadrat-Test durchgeführt, wobei man einen p-Wert von
weniger als 0,10 mit „grenzwertig signifikant“, einen p-Wert von weniger als 0,05 mit
„signifikant“ und einen p-Wert von weniger als 0,01 mit „sehr signifikant“ bezeichnete.
Die Ergebnisse der Untersuchnug über den Einfluss der einzelnen Faktoren auf das
Überleben der Patienten sind für das Gesamtkollektiv in den folgenden Abbildungen
zusammengestellt. Danach spielte das Geschlecht allein keine entscheidende Rolle. Die
Lokalisation oder das Stadium (N-Klassifikation) des Primärtumors hatte ebenfalls keinen
erkennbaren Einfluss auf die Prognose. Von den zahlreichen untersuchten Parametern, die
das Ausmaß der Lebermetastasierung bzw. der Resektion näher charakterisieren, waren
folgende ohne zumindest statistisch signifikante Bedeutung für die Überlebensrate:
Lokalisation der Lebermetastasen (rechter Leberlappen, linker Leberlappen, beide
Leberlappen), Metastasengröße (≤ 5cm, > 5cm), Art der Leberteilentfernung (sparsame
gegenüber ausgedehnteren Resektionen), Tumormasse in Relation zum normalen
Lebergewebe
(PHR).
Prognostisch
relevante
Faktoren
waren
die
Radikalität
der
Leberresektion, mit abnehmenden tumorfreien Sicherheitsabstand zum Resektionsbereich
verringerte sich die Überlebensrate und mediane Überlebenszeit, zusätzliche konservative
Behandlungsverfahren (adjuvante regionale Chemotherapie) und das Intervall zwischen
Primärtumoroperation und Leberresektion (synchron vs. metachron). Hochsignifikante
Unterschiede fanden sich bezüglich der Anzahl der Lebermetastasen, mit zunehmender
Anzahl der Tumorknoten verschlechterte sich die Prognose. Ein weiterer ungünstiger
Prognosefaktor
war
der
perioperative
Blutverlust,
mit
zunehmender
Menge
der
Bluttransfusionen verringerte sich die Überlebensrate. Von Bedeutung war ebenfalls das
Alter, wobei hier eine Prognoseverschlechterung bei den jüngeren (51-60 Jahre) gegenüber
den älteren Patienten zu verzeichnen war.
64
Überlebenswahrscheinlichkeit
100
[%]
90
80
70
60
50
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
Monate
Abb. 49. Allgemeine und rezidivfreie Überlebenswahrscheinlichkeit nach Leberresektion nach KaplanMeier, alle Patienten (n=38). ___ Überleben allgemein; - - - rezidivfreies Überleben.
Alter
100
[%]
90
80
70
60
50
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
Monate
Abb. 50. Überlebenswahrscheinlichkeit nach Leberresektion nach Kaplan-Meier. Einfluss des Alters
auf das Überleben nach Leberresektion (n=33). ___ (51-60); ___ (61-70); - - - (>70) [ p = 0,002 ]
65
Geschlecht
100
[%]
90
80
70
60
50
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
Monate
Abb. 51. Überlebenswahrscheinlichkeit nach Kaplan-Meier. Einfluss des Geschlechts auf das Überleben
nach Leberresektion (n=38). ___ weiblich; - - - männlich [ p = 0,700 ]
Lokalisation Prim ärtum or
100
[%]
90
80
70
60
50
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
Monate
Abb. 52. Überlebenswahrscheinlichkeit nach Kaplan-Meier. Einfluss der Lokalisation des
Primärtumors auf das Überleben nach Leberresektion (n=38). ____ Kolon; - - - Rektum
[ p= 0,700]
66
N-Klassifikation
100
[%]
90
80
70
60
50
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
Monate
Abb. 53. Überlebenswahrscheinlichkeit nach Kaplan-Meier. Einfluss der N-Klassifikation des
Primärtumors (n=18). ___ N1; - - - N2
[ p = 0,397]
Anzahl Lebermetastasen
100
[%]
90
80
70
60
50
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
Monate
Abb. 54. Überlebenswahrscheinlichkeit nach Kaplan-Meier. Einfluss der Anzahl der Lebermetastasen
auf das Überleben nach Leberresektion (n=37). ___ 1; - - - 2/3; ___ >3 [ p = 0,002 ]
67
Durchmesser größte Metastase
100
[%]
90
80
70
60
50
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
Monate
Abb. 55. Überlebenswahrscheinlichkeit nach Kaplan-Meier. Einfluss des Durchmessers der größten
Metastase auf das Überleben nach Leberresektion (n=37). ___ ≤5cm (n=21); - - - >5cm (n=16)
[p=
0,341 ]
Lokalisation Lebermetastasen
100
[%]
90
80
70
60
50
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
Monate
Abb. 56. Überlebenswahrscheinlichkeit nach Kaplan-Meier. Einfluss der Lokalisation der Lebermetastasen auf das Überleben nach Leberresktion (n=34). ___ re. LL; - - - beide LL (n=13)
[ p = 0,841 ]
68
Metachron/synchron
100
[%]
90
80
70
60
50
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
Monate
Abb. 57. Überlebenswahrscheinlichkeit nach Kaplan-Meier. Einfluss der synchronen/metachronen
Metastasierung nach Leberresketion (n=37). ___ synchron; - - - metachron
[ p = 0,041 ]
Art des Eingriffs
100
[%]
90
80
70
60
50
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
Monate
Abb. 58. Überlebenswahrscheinlichkeit nach Kaplan-Meier. Einfluss der Art des Eingriffs auf das
Überleben nach Leberresketion (n=38). ___ peripher/Segmentresektion; - - - Hemihepatektomie
[ p = 0,568 ]
69
Tumormasse
100
[%]
90
80
70
60
50
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
Monate
Abb. 59. Überlebenswahrascheinlichkeit nach Kaplan-Meier nach kurativer Leberresektion (R0)
kolorektaler Karzinome in Abhängigkeit von der prozentualen Tumormasse (n=38). ___ <25%; - - - 2550%; ___ 50-80%
[ p = 0,469 ]
Radikalität
100
[%]
90
80
70
60
50
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
Monate
Abb. 60. Überlebenswahrscheinlichkeit nach Kaplan-Meier. Einfluss der Radikalität auf das Überleben
nach Leberresektion (n=38). ___ R0a (n=23); - - - R0b (n=15)
[ p = 0,027 ]
70
Menge der Bluttransfusion
100
[%]
90
80
70
60
50
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
Monate
Abb. 61. Überlebenswahrscheinlichkeit nach Kaplan-Meier. Einfluss des perioperativen Blutverlustes auf
das Überleben nach Leberresektion (n=38). ___ ≤ 5; - - - ≤ 10; ___ > 10
[ p = <0,001 ]
adjuvante regionale Chemo
100
[%]
90
80
70
60
50
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
Monate
Abb. 62. Überlebenswahrscheinlichkeit nach Kaplan-Meier. Einfluss der adjuvanten Chemotherapie
nach radikaler Leberresktion von Lebermetastasen beim kolorektalen Primärtumor (n=38).
___ Resektion; - - - Resektion und regionale Chemotherapie
[ p = 0,021 ]
71
5. Diskussion
Der Spontanverlauf der Lebermetastasierung nach verschiedenen Tumorerkrankungen ist
letal. Ältere Untersuchungen zeigen eine mittlere Überlebenszeit von wenigen Wochen und
Monaten [4,38]. Auf der Suche nach einer klinisch bedeutsamen Behandlungsmethode ist
die Beachtung eins ausgewogenen Verhältnisses zwischen Schaden und Nutzen für den
Patienten von grundlegender Bedeutung. Allein die Resektion, durch viele Studien und
Veröffentlichungen klar belegt, bietet den Patienten mit kolorektalen Lebermetastasen die
Möglichkeit langjähriger Palliation und gelegentlich auch Heilung [5,18,20,57,54,62]. Bei
fehlender extrahepatischer Tumormanifestation sowie isolierten, mit Sicherheitsabstand
resektablen Metastasen gilt heute die Resektion von Lebermetastasen kolorektaler
Karzinome als etablierte Behandlungsmethode. Die operationsbedingte Letalität liegt im
internationalen Vergleich zwischen 0 und 10%, im eigenen Krankengut bei 7,9%
[5,18,20,42,54,56,57,62]. Das operative Risiko ist somit als verhältnismäßig gering
einzustufen, weitgehend kalkulierter und sicherlich akzeptabel, um so mehr, als die zu
erwartende Überlebenschance durch die Operation signifikant verbessert werden kann. Mit
keinem anderen Therapieverfahren ist die Prognose von Patienten mit Lebermetastasen
kolorektaler
Karzinome
gegenwärtig
so
günstig
zu
beeinflussen wie durch eine
Leberresektion. Nach wie vor wird jedoch diskutiert, welche Patienten von der
Leberresektion bezüglich einer Verlängerung der Überlebenszeit profitieren. In zahlreichen
meist retrospektiven Studien wurde der prognostische Einfluss der folgenden Parameter auf
die Überlebensrate analysiert: Alter, Geschlecht, Primärtumorlokalisation, Stadium des
Primärtumors, Differenzierungsgrad des Primärtumors, Anzahl, Größe und Lokalisation der
Lebermetastasen,
Intervall
Resektionsverfahren,
Blutverlust,
zwischen
Primärtumorlokalisation
Resektionsausmaß,
Tumormarkerverlauf,
Radikalität
adjuvante
der
regionale
und
Resektion,
Metastasierung,
perioperativer
Chemotherapie.
Aufgrund
inhomogener Patientenkollektive, unterschiedlicher Fallzahlen und Behandlungskonzepte
ergaben sich zum Teil divergierende Ergebnisse bezüglich einzelner prognostischer
Faktoren.
In der eigenen Untersuchung wurden sämtliche genannten Parameter ausgewertet mit
Ausnahme der Tumormarker, da zahlreiche Patienten weder einen erhöhten CEA- noch
einer erhöhten Ca-19-9-Wert aufwiesen und somit dieser Parameter im Gegensatz zu allen
übrigen nur bei „Tumormarker-positiven“ Patienten eine Aussage erlauben würde.
Das Alter der Patienten hatte in unserer Untersuchung gegenüber zahlreichen anderen
Studien in der Literatur [16,21,31,32,35,48,50,57,58,61,63,65] einen signifikanten Einfluss
72
auf die Prognose: Prognoseverbesserung mit steigendem Alter, (p=0,002, sehr signifikant)
[24,49].
Die
Analyse
eines
prognostischen
Überlebenswahrscheinlichkeit,
ergab
im
Einflusses
eigenen
des
Geschlechts
Krankengut
keinen
auf
die
signifikanten
Unterschied (p=0,700). Der Literaturvergleich zeigt, dass in den meisten Studien ebenfalls
kein bzw. nur ein geringgradiger Einfluss des Geschlechts auf die Prognose zu verzeichnen
ist [11,21,24,31,32,48,50,57]. Nur vereinzelte Studien zeigen einen Prognosevorteil für das
weibliche bzw. männliche Geschlecht [16,34,65].
Die statistische Auswertung der Primärtumorlokalisation (Kolon/Rektum) bezüglich eines
prognostischen Einflusses auf die Überlebenszeit (p=0,700) ergab in Übereinstimmung mit
der Literatur keine signifikanten Ergebnisse [2,11,16,24,31,32,34,56-58,61,63].
Die meisten Patienten der Studie wiesen als T-Stadium des Primärtumors das Stadium T3
auf (Tumor infiltriert durch die Muskularis propria in die Subserosa oder in nicht
peritonealisiertes perikolisches oder perirektales Gewebe). Allein in diesem Stadium sind alle
registrierten Todesfälle in dem vorliegenden Beobachtungszeitraum zu finden, weswegen
auch nur dieser Parameter bezüglich der Überlebenswahrscheinlichkeit analysiert werden
konnte. Die Überlebensrate zeigte nach dem ersten postoperativen halben Jahr bereits eine
Senkung
von
15%,
nach
12
Monaten
von
über
20%.
Bis
zum
Ende
des
Beobachtungszeitraums konnte eine Überlebensrate von 79% verzeichnet werden. Diese
Werte sind mit denen anderer Untersuchungen vergleichbar [p]. In der Literatur divergieren
die Ergebnisse bezüglich des prognostischen Einflusses dieses Parameters. Während einige
Autoren
einen
Einfluss
des
Primärtumorstadiums
auf
die
Prognose
belegten
[31,34,35,37,49,62], zeigten die Arbeiten anderer Untersucher keine Einflüsse der TKlassifikation auf die Prognose [2,11,16,24,31,32,56-58,61,63,65].
Bezüglich der N-Klassifikation des Primärtumors konnten im eigenen Krankengut für
Patienten mit einer N1-Klassifikation im Vergleich zu N2 keine signifikanten Unterschiede in
der Prognose festgestellt werden (p=0,397). Die Ergebnisse in der Literatur sind nicht
eindeutig. Während in verschiedenen Studien die N-Klassifikation keinen signifikanten
Einfluss
auf
das
Überleben
der
Patienten
hatte
[32,56,57],
konnte
in
anderen
Untersuchungen die prognostische Bedeutung aufgezeigt werden [16,31,34,49]. Besonders
irritierend wirkt hier der Umstand, dass in Nachfolgestudien [21,58,63] einige der Kliniken,
die in früheren Studien [2,11,61] eine Prognoseverschlechterung beim Vorliegen regionärer
Lymphknotenmetastasen feststellten, dieser Effekt nicht mehr oder nur eingeschränkt
73
nachweisbar war. Eine mögliche Erklärung dieses Phänomens könnte in der zunehmenden
Verbreitung der adjuvanten Chemotherapie bei N-positiven Kolonkarzinomen (auch in
unserem Krankengut) in den letzten Jahren liegen, die den ungünstigen prognostischen
Einfluss der positiven mesenterialen Lymphknoten teilweise mildern könnte.
Die meisten Patienten der Studie wiesen einen mäßig differenzierten Primärtumor auf (G2).
Allein in diesem Stadium sind alle registrierten Todesfälle in dem vorliegenden
Beobachtungszeitraum zu finden, weswegen auch nur dieser Parameter bezüglich der
Überlebenswahrscheinlichkeit analysiert werden konnte. Die Überlebensrate im eigenen
Krankengut sank in den ersten 6 Monaten nach der Leberresektion bereits um 18% und
nach weiteren 6 Monaten um 25%. Bis zum Ende des Beobachtungszeitraums konnte eine
Überlebensrate von 75% verzeichnet werden. Auch hier sind die Werte mit denen anderer
Untersuchungen vergleichbar [p]. In der Literatur fanden sich mehrere Studien, in denen das
Grading des Primärtumors untersucht wurde, wobei jedoch, abgesehen von einer
Untersuchung
[61],
keine
prognostische
Bedeutung
gefunden
wurde
[16,21,24,31,32,34,48,57,61].
Hinsichtlich der Anzahl (solitär, ≤3, >3) der Lebermetastasen zeigte sich eine deutliche
Prognoseverschlechterung mit steigender Metastasenzahl. Patienten mit solitären bzw. 2-3
Lebermetastasen hatten eine signifikant bessere Prognose als jene mit mehr als 3
Lebermetastasen (p=0,002 sehr signifikant). Auch in der Literatur sind vergleichbare
Ergebnisse, in denen Patienten mit mehr als 3 Lebermetastasen eine signifikant schlechtere
Prognose hatten, beschrieben [16,18,34,35,37,49,56,57,62].
Neben der Anzahl der Lebermetastasen wurde die Metastasengröße unter prognostischen
Aspekt analysiert. Die statistische Auswertung bezüglich eines prognostischen Einflusses auf
die Überlebensrate ergab keine signifikanten Unterschiede (p=0,341) [32,56]. In der Literatur
finden sich zahlreiche Berichte über eine Prognoseverschlechterung bei großen Metastasen,
möglicherweise infolge der größeren Ausdehnung in der Leber und der damit verbundenen
höheren Schwierigkeit einer kurativen Resektion, sowie dem längeren Bestehen der
Metastasierung. Dabei fällt auf, daß für die Größe der Metastasen, die mit einer ungünstigen
Prognose einhergehen soll, beinahe so viele Grenzwerte wie Studien dazu vorliegen.
Dementsprechend
schwankt
Prognoseverschlechterung
zu
die
Grenze
erwarten
des
ist,
Durchmessers,
zwischen
3
ab
der
eine
und
10
cm.
[16,18,20,31,34,35,48,49,50,57,62,63,65,68].
74
Die Lokalisation der Lebermetastasen hatte in unserem Krankengut keinen Einfluss auf die
Prognose (p=0,841), ähnlich der Studie von Riesener et al. [2,11,24], während andere
Studien
einen
prognostischen
Einfluss
auf
die
Überlebenszeit
verzeichneten
[16,18,31,32,34,57].
Das rezidivfreie Intervall nach Primärtumorresektion zeigte eine signifikante Abhängigkeit auf
die Überlebensrate. Patienten mit synchroner Metastasierung wiesen eine günstigere
Prognose gegenüber Patienten mit metachronen Metastasen auf (p=0,041).
Hier
unterscheidet sich die Analyse mit zahlreichen Arbeiten anderer Untersucher, in denen die
metachrone Metastasierung als prognostisch günstiger eingestuft wird. Patienten mit
metachroner Metastasierung wiesen dort eine signifikant bessere Prognose auf als Patienten
mit synchroner Metastasierung [24,31,56,61,63]. Da diese Studien über den im eigenen
Krankengut beobachteten Zeitraum hinausgehen, könnte der Unterschied daraus resultieren.
Jedoch zeigen die Studien bereits in den ersten zwei postoperativen Jahren einen
Prognosevorteil für die metachrone Metastasierung, so dass die Divergenz für diesen
Zeitraum im Vergleich zum eigenen Krankengut eindeutig hervortritt. Bei der weiteren
Literaturrecherche fanden sich auch Studien ohne signifikanten Einfluss auf die Prognose
[31,57].
Das
Resektionsverfahren
(periphere
Resektion
und
Segmentresektion
vs.
Hemihepatektomie) hatte in unserem Krankengut keinen Einfluss auf die Prognose (p=0,568)
Im Literaturvergleich divergieren die Ergebnisse. Zum einen fanden sich in Übereinstimmung
mit unserer Analyse Studien, bei denen kein statistisch signifikanter Unterschied festgestellt
werden konnte [57], zum anderen Untersuchungen, bei denen ein Einfluss der
Resektionsform auf die Prognose vorlag, wobei kleinere Eingriffe prognostisch günstiger
waren als Hemihepatektomien [16,46,65], bzw. Patienten, deren Lebermetastasen nur durch
Trisegmentektomie entfernt werden konnten im Vergleich zu Patienten mit peripheren
Resektionen oder Lobektomien eine ungünstigere Prognose aufwiesen [37] und Patienten
mit anatomischer im Vergleich zu peripherer Leberresektion eine bessere Prognose hatten
[63].
Der
Überlebenswahrscheinlichkeit
Lebermetastasen
in
Abhängigkeit
nach
zu
kurativer
der
Leberresektion
prozentualen
(R0)
Tumormasse
kolorektaler
kann
keine
prognostische Bedeutung nachgewiesen werden (p=0,469). In der Literaturrecherche fand
sich eine Studie [57], die genau das Gegenteil repräsentierte. Dort war die prozentuale
Tumorausdehnung von hochsignifikanter Bedeutung für die Prognose.
75
Bezüglich der Radikalität des Eingriffs fanden sich in der Literatur zahlreiche Studien, die
einen klaren Prognosevorteil für R0-reserzierte Patienten (makroskopisch komplette
Tumorentfernung mit histologisch tumorfreien Resktionsrand) gegenüber R1-reserzierten
(histologisch Tumorrest) bzw. R2-reserzierten Patienten (makroskopisch Tumorrest)
aufwiesen [1,24,31-33,35,46,50,56,57,61,65]. Der Vergleich der R0-reserzierten Patienten zu
den R1/R2- reserzierten konnte im eigenen Patientengut nicht durchgeführt werden, da nach
histologischer Aufarbeitung der Resektate in keinem Fall eine R1-Resektion mit
Tumorzellausläufern im Resektionsbereich vorlag und bei keinem Patienten der chirurgische
Eingriff als R2-Resektion beendet wurde. Jedoch konnte für das eigene Krankengut in
Übereinstimmung mit zahlreichen anderen Untersuchern bestätigt werden, dass nicht nur
das Erzielen einer R0-Resektion für die Langzeitprognose von größter Bedeutung ist,
sondern
zusätzlich die Einhaltung eines histologisch nachgewiesenen tumorfreien
Sicherheitsabstands von mind. 1 cm [1,31,32,35,49,54,62]. Bei Betrachtung der R0reserzierten Patienten aus unserem Krankengut und Unterteilung innerhalb dieser Gruppe
zwischen Resektionen, die mit einem histologischen tumorfreien Sicherheitsabstand von
mehr als 1cm (R0a) bzw. weniger als 1cm (R0b) durchgeführt wurden, ergaben sich
signifikante Unterschiede (p=0,027) in der Überlebensrate. Patienten mit einer R0aResektion wiesen eine durchschnittliche Überlebenszeit von 16 Monaten auf, während die
Überlebenszeit in der Gruppe mit R0b-Resektion lediglich bei 9 Monaten lag. Die 2-JahresÜberlebensrate beträgt für Patienten mit einem weniger als 1cm breiten Sicherheitsabstand
(R0b) 78%, während die Patienten mit einem mehr als 1cm tumorfreien Sicherheitsabstand
vom Resektionsrand (R0a) eine 2-Jahres-Überlebensrate von 91% aufwiesen.
Das Ausmaß des perioperativen Blutersatzes hatte in unserer Analyse, in Übereinstimmung
zu
den
Berichten
einzelner
Untersucher,
die
eine
Prognoseverschlechterung
bei
zunehmender Menge der Bluttransfusion angeben [58,68], eine große prognostische
Bedeutung (p=<0,001, sehr signifikant).
Mehrere Studien zeigten einen positiven Effekt einer postoperativen adjuvanten regionalen
Chemotherapie nach kurativer Resektion von Lebermetastasen kolorektaler Karzinome
[18,46,70]. Auch in unserer Studie ist der positive Effekt erkennbar. Die Resektion und
anschließende regionale Chemotherapie zeigt gegenüber einer alleinigen Resektion ohne
weitere Therapie eine deutlich günstigere Prognose (p=0,021).
76
6. Zusammenfassung
Die Resektion von Lebermetastasen kolorektaler Primärtumoren kann heute als wenig
belastendes Verfahren gelten. Während die durchschnittliche Lebenserwartung ohne
reserzierendem Eingriff als schlecht anzusehen ist, kann die Prognose durch Entfernung der
Tumoren wesentlich verbessert werden ( 2-Jahresüberlebensrate um 80% (eigenes
Krankengut) und 5-Jahresüberlebensrate von 25-30% (Literatur) ).
Bei den 38, aufgrund kolorektaler Lebermetastasen, reserzierten Patienten fanden sich als
signifikante Faktoren für die Prognose: die Radikalität der Operation (Prognosegewinn bei
Patienten mit einem histologisch tumorfreien Resektionsrand größer als 1cm (R0a) mit einer
medianen Überlebenszeit von 16 Monaten gegenüber Patienten mit einem histologisch
tumorfreien Resektionsrand kleiner als 1cm (R0b) mit einer medianen Überlebenszeit von 9
Monaten), das Intervall zwischen Primärtumoroperation und Auftreten der Metastasierung
(Prognosegewinn bei Patienten mit synchroner gegenüber Patienten mit metachroner
Metastasierung), die adjuvante regionale Chemotherapie, die Anzahl der Lebermetastasen
(Prognoseverschlechterung
mit
(Prognoseverbesserung
steigendem
mit
steigender
Alter)
Metastasenzahl),
und
der
das
perioperative
Alter
Blutverlust
(Prognoseverschlechterung bei zunehmender Menge der Bluttransfusion).
Anhand der Ergebnisse zeigt sich, dass Patienten mit kolorektalen Lebermetastasen von
einer Leberresektion profitieren können bzw. bei ausgewählten Patienten mit kolorektalen
Lebermetastasen eine Resektion grundsätzlich indiziert ist.
Bei den 94 aufgrund benigner bzw. maligner Erkrankung/Tumoren der Leber behandelten
Patienten zeigten sich in der Vergleichsanalyse: ein Überwiegen des weiblichen
Geschlechts, ein im Durchschnitt jüngeres Lebensalter, eine hauptsächlich durchgeführte
atypische Segmentresektion als Therapie der Wahl, eine kürzere Operationsdauer, eine
kürzere portale Okklusionszeit, ein geringerer perioperativer Blutverlust, eine kürzere
Intensivbehandlung, ein kürzerer stationärer Aufenthalt, eine geringere Morbidität und eine
Letalität von 0% im Falle einer vorliegenden Benignität.
77
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- Primäre und sekundäre Lebermalignome -
87
8. Danksagung
Mein besonderer Dank gilt
meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. med. M. Büsing, Direktor der Klinik für Allgemein- und
Unfallchirurgie
des
Knappschaftskrankenhauses
Recklinghausen,
Akademisches
Lehrkrankenhaus der Ruhr-Universität Bochum, für die Vergabe des Themas und die
Betreuung in allen Phasen der Vorbereitung und Entstehung.
meinen Eltern Heinrich und Monika Ide, die stets Vertrauen in mich setzten und auf deren
unerschöpfliche Unterstützung ich mich immer verlassen konnte.
meinem Bruder Dipl. Ing. Michael Ide für die Unterstützung während des gesamten
Studiums, dessen Abschluss diese Arbeit darstellt, insbesondere für die wertvollen
Ratschläge während der Erstellung dieser Dissertation.
Darüber hinaus spreche ich all denen meinen herzlichen Dank aus, die zu dem Gelingen
meiner Arbeit beigetragen haben.
88
9. Lebenslauf
Persönliche Daten
Name:
Anita Ide
Geburtsdatum :
11.12.1976
Geburtsort:
Bochum
Schulbildung
1983-1987
Grundschule Hohe Eiche/Alte Bahnhofstr. in
Bochum
1987-1996
Lessing-Gymnasium in Bochum
Juni 1996
Abitur am Lessing-Gymnasium in Bochum
Praktikum
01.08.-30.09.1996
Krankenpflegepraktikum in der Augenheilkunde
an
der
Universitäts-Augenklinik
am
Knappschaftskrankenhaus Bochum
Studium
1996-2002
Studium
der
Humanmedizin
an
der
Ruhr-
Universität Bochum
08/1998
Physikum
08/1999
Erster Abschnitt der Ärztlichen Prüfung
09/2001
Zweiter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung
Famulaturen
01.03.-31.03.1999
Allgemeinmedizin, Gynäkologie, Kinderheilkunde
in einer Gemeinschaftspraxis in Bochum
10.09.-10.10.1999
Rechtsmedizin am Institut für Rechtsmedizin der
Universitätskliniken Essen
14.02.-19.03.2000
Gynäkologie
und
Geburtshilfe
Universitäts-Frauenklinik
am
an
der
Knappschafts-
krankenhaus Bochum
17.07.-15.08.2000
Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie
an der Universitätsklinik für MKG-Chirurgie am
Knappschaftskrankenhaus Bochum
89
16.08.-30.08.2000
Anästhesie und operative Intensivmedizin an der
Universitätsklinik am Knappschaftskrankenhaus
Bochum
Praktisches Jahr
15.10.-03.02.2002
Chirurgie an der Chirurgischen-Universitätsklinik
am Knappschaftskrankenhaus Bochum
04.02.-26.05.2002
Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie
an der Universitätsklinik für MKG-Chirurgie am
Knappschaftskrankenhaus Bochum
27.05.-15.09.2002
Innere
Medizin
an
der
Medizinischen
Universitätsklinik am Knappschaftskrankehaus
Bochum
90
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