Frühe Detektion des Harnblasenkarzinoms mit der FISH

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Frühe Detektion des
Harnblasenkarzinoms mit der
FISH-Technologie
Bubendorf L, Sauter G, Simon R
Journal für Urologie und
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Urogynäkologie 2003; 10 (2)
www.kup.at/urologie
(Ausgabe für Schweiz), 5-8
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G a b l i t z
Frühe Detektion des Harnblasenkarzinoms
mit der FISH-Technologie
L. Bubendorf, R. Simon, G. Sauter
Die Diagnose von Urothelkarzinomen und die Nachsorge zur frühzeitigen Entdeckung von Rezidiven stellt eine große Herausforderung für
Urologen und Pathologen dar. Die mit 70 % überwiegenden, nichtinvasiven und niedriggradigen Urotheltumoren (pTa G1/2) verlaufen nur
ausnahmsweise progredient, rezidivieren aber häufig. Die Urothelkarzinome mit einer oberflächlichen Invasion (pT 1) stellen die größte Herausforderung
dar, da sie einen lebensbedrohlichen Verlauf mit Infiltration in die tiefe Harnblasenwand nehmen können. Patienten mit Urotheltumoren benötigen
deshalb eine jahrelange Tumornachsorge mittels regelmäßiger Zystoskopien in Kombination mit zytologischen Urinuntersuchungen. Die Zytologie
besitzt jedoch eine ungenügende Sensitivität für den Nachweis von Tumorzellen im Urin, weshalb ein großer Bedarf an zusätzlichen Markern
besteht. Da Urotheltumoren im Gegensatz zu normalen Urothelien zahlreiche chromosomale Aberrationen aufweisen, wurde kürzlich ein Test zum
Nachweis solcher Veränderungen in der Urinzytologie entwickelt (UroVysion®, Vysis, Inc.). Mittels Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) werden
bei diesem Test die Chromsomen 3, 7, 17 und 9p21 gleichzeitig untersucht. UroVysion® führt zu einer markanten Verbesserung der Sensitivität der
Zytologie bei einer Spezifität von > 90 %. Besonders die gefährlichen invasiv wachsenden Tumoren (pT 1–4) lassen sich mittels FISH mit großer
Zuverlässigkeit im Urin nachweisen. Außerdem ist der UroVysion® FISH-Test in der Lage, Patienten mit bevorstehenden Rezidiven auch bei negativer
Zystoskopie frühzeitig zu identifizieren. Patienten mit negativer Zystoskopie, aber positivem FISH-Test haben im Vergleich zu Patienten mit einem
negativen FISH-Test ein mehrfach erhöhtes Rezidivrisiko. UroVysion® FISH kann somit auch zur individuellen Abschätzung des Rezidivrisikos verwendet
werden und so dazu beitragen, bei Patienten mit niedrigem Risiko die Anzahl der unangenehmen Kontrollzystoskopien zu verringern. UroVysion®
FISH stellt ein wertvolles Hilfsmittel zur verbesserten Diagnose von Urotheltumoren und genaueren Abschätzung des Rezidivrisikos dar.
The primary diagnosis of urothelial carcinomas and early detection of tumor recurrences is a daily challenge for both urologists and pathologists.
Most of the urothelial tumors are non-invasive, with low-grade morphology (pTa G1/2). These tumors rarely progress to muscle-invasive disease, but
often recur. The urothelial carcinomas with superficial invasion (pT1) present the greatest problem, as they can follow a life-threatening course with
invasion of the muscular bladder wall. Therefore, patients with urothelial tumors need surveillance over several years by regular cystoscopies combined
with urine cytology. Since the sensitivity of cytology for the detection of urothelial tumors in the urinary specimens is limited, there is a great need for
new molecular markers. In contrast to normal urothelial cells, urothelial tumors contain a number of chromosomal aberrations. A test has recently
been developed to detect such chromosomal aberrations in urinary cytology (UroVysion®, Vysis, Inc.). In this test, the chromosomes 3, 7, 17, and
9p21 are simultaneously analyzed using fluorescence in-situ hybridization (FISH). Several studies have shown that this FISH-Test markedly enhances
the sensitivity of cytology at a specificity of > 90 %. Importantly, the dangerous, invasive tumors (pT1–4) can reliably be detected in voided urine. In
addition, patients with a positive FISH test at the time of a negative control cystoscopy have a risk of recurrence that is by several fold increased as
compared to patients with a negative FISH test. Therefore, UroVysion® FISH can help to stratify the risk of recurrence of individual patients under
surveillance and ultimately allows to reduce the number of control cystoscopies in patients at low risk. UroVysion® FISH is a helpful tool for an
improved diagnosis of urothelial tumors and a better estimate of the recurrence risk. J Urol (Österreich) 2003; 10 (2): 7–12.
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ie früher insbesondere von Klinikern verwendete Einteilung von Harnblasentumoren in „oberflächliche“
(pTa, pT 1, CIS) oder „invasive“ (pT 2–4) Karzinome ist
heute obsolet. Die heute verfügbaren molekular-zytogenetischen Daten bestätigen zwar die Existenz von 2 grundlegend unterschiedlichen Typen von Urothelneoplasien,
doch bildet deren Grenze nicht die muskuläre Blasenwand [1]. Aus biologischer Sicht lassen sich genetisch stabile Tumoren von genetisch instabilen abgrenzen. Zu den
genetisch stabilen Tumoren gehören insbesondere die
nicht-invasiven papillären Tumoren mit nur geringen zytologischen Atypien (pTa G1/G2). Diese Tumoren sind durch
eine nur sehr geringe Anzahl nachweisbarer chromosomaler Aberrationen charakterisiert. Die meisten dieser Tumoren weisen lediglich Chromosom 9-Verluste auf. Genamplifikationen oder p53-Mutationen sind selten [2, 3].
PTa G1/G2-Tumoren verhalten sich überwiegend benigne.
Sie rezidivieren zwar häufig, ihr Progressionsrisiko ist jedoch minimal. Möglicherweise handelt es sich bei der
Mehrzahl der im Gefolge eines pTa G1/G2-Tumors auftretenden, invasiv wachsenden Tumoren nicht um progrediente Tumorverläufe, sondern um unabhängige Zweittumoren. Gegen eine echte Rolle von pTa G1/G2-Tumoren
als Vorläufer invasiver Karzinome spricht auch, daß bei
der überwiegenden Mehrzahl von Patienten mit muskelinvasiven Harnblasenkarzinomen eine Erstmanifestation
der Blasenkarzinomkrankheit vorliegt, ohne daß vorher
ein pTa G1/G2-Tumor aufgetreten wäre. Die zweite
Tumorkategorie ist durch eine hohe genetische Instabilität
gekennzeichnet. Zu dieser grundsätzlich malignen Tumorgruppe gehören alle invasiv wachsenden (pT 1–4) Karzinome sowie nicht-invasive Grad 3-Tumoren (CIS, pTa G3).
Diese Neoplasien sind genetisch instabil, weisen zahlreiche verschiedene chromosomale Aberrationen auf und
zeigen oft Genamplifikationen oder p53-Mutationen [4,
5]. Das Progressionsrisiko dieser Tumoren ist beträchtlich.
Angesichts der hohen Rezidiv- und Progressionsrate
urothelialer Tumoren besteht ein großer Bedarf an zuverlässigen nicht-invasiven Untersuchungsmethoden der
Harnblase. Die Nachsorge von Patienten mit resezierten
Urotheltumoren zum frühzeitigen Nachweis von Rezidiven stützt sich heute auf regelmäßige zystoskopische
Kontollen in Kombination mit Urin- oder Harnblasenzytologie. Durch zytologische Untersuchung von abgeschilferten Urothelzellen im Urin oder in Harnblasenspülflüssigkeiten lassen sich wenig differenzierte Urothelkarzinome mit einer hohen Spezifität einfach und kostengünstig nachweisen [6, 7]. Die Zytologie ist insbesondere
für endoskopisch nicht sichtbare, flache Karzinome und
Carcinomata in situ geeignet. Leider ist die Sensitivität der
Zytologie nicht hoch genug, um Zystoskopien und
Biopsien zu ersetzen. Die neu erworbenen Kenntnisse
über die Genetik von Urothelneoplasien stellen eine Basis
Aus dem Institut für Pathologie, Universität Basel, Schweiz
Korrespondenzadresse: PD Dr. med. Lukas Bubendorf, Institut für Pathologie der Universität Basel, Schönbeinstr. 40, CH-4003 Basel,
E-mail: [email protected]
J. UROL. UROGYNÄKOL. 2/2003
For personal use only. Not to be reproduced without permission of Krause & Pachernegg GmbH.
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für den Einsatz von molekularen Methoden in der
Urindiagnostk dar. Bei einer Untersuchung chromosomaler Veränderungen wäre zu erwarten, daß praktisch alle
der „gefährlichen“, genetisch instabilen, invasiv wachsenden (pT 1–4) oder wenig differenzierten (Grad 3) Tumoren
gefunden werden könnten, da diese Tumoren praktisch
immer chromosomale Aberrationen aufweisen. Zwar würde eine solche Untersuchung bei genetisch stabilen pTa
G1/G2-Tumoren wegen der geringen Anzahl chromosomaler Störungen deutlich weniger sensitiv sein, doch wäre
dies angesichts der nur minimalen Progressionswahrscheinlichkeit dieser Tumoren wenig gravierend.
Die Firma Vysis (Vysis, Inc., Downers Grove, Illinois,
U.S.A.) hat die existierende genetische Information verarbeitet und ein verbessertes Testverfahren für die Untersuchung von Urinzellen entwickelt. Der UroVysion® Test basiert auf der Methode der Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH). FISH erlaubt die Visualisierung und damit
Quantifizierung von Chromosomen oder spezifischen
Genloci an Interphase-Zellkernen.
Grundlagen des UrovysionTM FISH-Tests
Bei FISH-Untersuchungen werden Zielsequenzen der
chromosomalen Desoxyribonucleinsäure (DNS) mit spezifischen Proben markiert und mit Fluoreszenzfarbstoffen
sichtbar gemacht. Der UroVysion® FISH-Test enthält eine
Kombination von vier FISH-Proben gegen die Chromosomen 3, 7, 17 und 9p21. Diese Proben sind jeweils direkt
mit einem roten, grünen, blauen und goldfarbenen
Fluoreszenzfarbstoff markiert und können gleichzeitig untersucht werden [8]. Die Proben für die Chromosomen 3,
7 und 17 richten sich gegen die zentrale Region des Chromosoms (sog. Zentromer-Proben). Mit der Probe gegen
9p21 läßt sich ein kurzes Chromosomenteilstück auf dem
kurzen Arm von Chromosom 9 sichtbar machen (sog.
Locus-spezifische Probe). Normale Zellkerne enthalten 2
Kopien von jedem Chromosom oder Gen. Eine höhere
Zahl von Kopien pro Chromosom (Polysomie) ist meist
Ausdruck einer allgemeinen chromosomalen Instabilität,
die bei Tumoren häufig vorkommt und deshalb diagnostisch genützt werden kann (Abb. 1 und 2). In Vorstudien
wurde ermittelt, daß die Chromosomen 3, 7 und 17 bei
Urotheltumoren besonders häufig vermehrt sind [8]. Die
9p21-Probe wurde im Test miteinbezogen, um auch die
gut differenzierten Frühstadien der Urotheltumoren besser
zu erfassen (pTa, G 1–2). Verluste von Chromosom 9 und
9p21 gehören zu den wenigen chromosomalen Veränderungen, die schon früh in der Entstehung von Urotheltumoren auftreten [3, 9]. Es wird vermutet, daß das p16Gen auf 9p21 im Urothel als Tumor-Suppressor wirkt und
durch Funktionsverlust infolge Mutation und/oder Genverlust (Deletion) direkt an der Tumorentstehung beteiligt
ist.
Für den UroVysion® Test eignen sich alle Arten von
urozytologischen Proben wie Spontanurin und Spülflüssigkeiten von Harnblase, Ureter und Nierenbecken.
Für den Transport in das Labor sollten die Urinproben im
Verhältnis 1:1 mit 50 % Alkohol versetzt werden, um einen genügenden Erhaltungszustand der Urothelzellen
auch nach einer Transportzeit von mehreren Tagen zu gewährleisten. Wir verarbeiten die eingesandte Flüssigkeit
bevorzugt zu Zytozentrifugen-Präparaten, die auf kleiner
Fläche eine hohe Zahl von Urothelzellen enthalten und so
eine effiziente Analyse ermöglichen. In Abhängigkeit von
Fixation und Färbung können leichte Anpassungen des
FISH-Protokolls erforderlich sein. Dank der intakten Kerne
in der Zytologie läßt sich die Kopieanzahl eines Ziellocus
in jeder Einzelzelle zuverlässig bestimmen. Die wichtigste
technische Voraussetzung für FISH ist die Verfügbarkeit eines Fluoreszenzmikroskops mit adäquaten Fluoreszenzfiltern. Vor der FISH-Analyse sollte an einem konventionell gefärbten zytologischen Präparat geprüft werden, ob
das gesammelte Zellmaterial für eine solche Untersuchung geeignet ist, so ist z. B. bei ausgeprägter Kontamination mit Vaginalepithelien oder bei einer eitrigen Zystitis
eine FISH-Untersuchung wenig sinnvoll. Für eine aussagekräftige FISH-Untersuchung sollten die zytologischen Präparate mindestens 50–100 Urothelien enthalten. Das technische Protokoll für den UroVysion® FISH-Test beinhaltet
folgende elementaren Schritte:
Auf die Verdauung von zellulären Proteinen durch
Proteasen folgt die Denaturierung der DNS. Dadurch öffnet sich der DNS-Doppelstrang, worauf sich die markierten DNS-Sequenzen der FISH-Probe an die komplementäre Stelle im Chromosom anlagern können. Die überschüssige Probe wird nach der über Nacht erfolgten Hybridisierung in einem Waschschritt entfernt. Durch Geräte mit
programmierbarer Temperaturregelung wie z. B. das Hybrite® System (Vysis, Inc., Downer’s Grove, Illinois, USA)
läßt sich der technische und zeitliche Aufwand für FISH
markant verringern. Das Resultat kann bereits am Tag nach
der Urinuntersuchung vorliegen. Die Auswertung erfolgt
am Fluoreszenzmikroskop, wobei das Präparat auf
Urothelzellen mit einer abnormen Anzahl von Signalen
abgesucht wird. Für die Beurteilung der Präparate werden
10–20 Minuten benötigt.
UrovysionTM Resultate
Untersuchungen aus Basel und Studien der Mayo-Klinik
haben gezeigt, daß der UroVysion® FISH-Test im Vergleich
zur konventionellen Zytologie eine markant höhere Sensitivität für den Nachweis von Urotheltumoren aufweist
[10–12]. Insbesondere erfaßt dieser Test 90–100 % der
potentiell lebensbedrohlichen invasiven Urothelkarzinome (pT 1–4). In einer eigenen Studie konnten alle 25
invasiven Urothelkarzinome mittels FISH am Urin identifiziert werden. 32 % dieser Tumoren waren zytologisch verpaßt worden [10]. Andere Gruppen erzielten ähnliche Resultate [11–14]. Im Gegensatz zu anderen Zusatzmethoden, die oft falsch-positive Resultate ergeben [15,
16], geht die hohe Sensitivität des UroVysion® FISH-Tests
nicht auf Kosten der Spezifität: jene von UroVysion® lag in
Studien wiederholt deutlich über 90 % [11]. Die geringere
Sensitivität in niedrig malignen (pTa G1/G2) Tumoren (ca.
60–75 %) ist nicht beunruhigend, da diese Tumoren ein
niedriges Gefahrenpotential besitzen und auch bei einer
Verzögerung der Diagnose kaum je mit einer Progression
zu rechnen ist. Für die Diagnose dieser gut differenzierten
Tumoren ist die konventionelle Zytologie nicht geeignet
[6, 7], weshalb UroVysion® auch hier eine deutliche diagnostische Verbesserung bringt. Bei zytologisch eindeutig
positiven Befunden (schwere Atypien) ist eine FISH-Untersuchung in der Regel nicht erforderlich, da in solchen Fällen praktisch immer erhebliche chromosomale Aberrationen vorliegen. Falls aber eine Diskrepanz zwischen positivem zytologischem Befund und unverdächtiger Zystoskopie besteht, kann eine FISH-Untersuchung Klarheit
schaffen und die Entscheidungsgrundlage für weitere invasive Abklärungen darstellen.
J. UROL. UROGYNÄKOL. 2/2003
9
Abbildung 1: UroVysion® Test. Schematische Darstellung von normalem Zellkern (je 2 Signale pro Chromosom) und 3 Tumorzellkernen
(abnorme Anzahl von Chromosomen-Signalen).
Abbildung 2: UroVysion® Test. Großer Zellkern einer urothelialen
Karzinomzelle mit einer deutlich erhöhten Anzahl von Signalen für
Chromosom 3 (rot), 7 (grün) und 17 (blau) (9p21 Signale hier nicht
abgebildet). Angrenzend zwei kleine benigne Zellkerne mit einer
normalen Anzahl von Chromosomen-Signalen.
In der Nachsorge erlaubt die FISH-Untersuchung eine
Aussage über das Rezidivrisiko von Urotheltumoren [10,
14, 17]. In einer kürzlich erschienenen Arbeit wurde bei
104 Patienten mit unauffälliger Zystoskopie eine Urin-FISHUntersuchung durchgeführt. Die 36 Patienten (34,6 %) mit
einem positiven FISH-Resultat zeigten ein signifikant erhöhtes Rezidivrisiko [14]. In einer anderen Untersuchung
an 166 Patienten war ein positiver FISH-Test mit einem 6,4
mal höheren Risiko für ein nachfolgendes, wenig differenziertes oder invasives Rezidiv assoziiert (30,2 % vs. 8,5 %,
p = 0,002) [17]. Bei der Mehrzahl der Patienten mit positiven FISH-Resultaten und unauffälligen Zystoskopie- und
Zytologiebefunden lag danach eine makroskopisch und
zytologisch nicht erfaßbare Urothelneoplasie vor, die sich
erst später zu einem sichtbaren Tumor entwickelte. Patienten mit positivem FISH-Test benötigten deshalb auch bei
unauffälligem Zystoskopiebefund engmaschige Kontrollen. Bei Patienten mit negativem FISH-Test konnten die
Kontrollintervalle wegen des niedrigen Rezidivrisikos dagegen verlängert werden (Abb. 3). Damit blieben diesen
Patienten nicht nur unangenehme Zystoskopien erspart, es
könnten auch finanzielle Einsparungen ermöglicht wer-
10
J. UROL. UROGYNÄKOL. 2/2003
Abbildung 3: Schema für die mögliche Anwendung von UroVysion® in
der Tumornachsorge. Bei negativem postoperativem FISH-Befund kann
eine Reduktion der Zystoskopiehäufigkeit erwogen werden.
den. Die bisherigen Daten legen nahe, daß sich durch gezielten Einsatz von UroVysion® in der Nachsorge das individuelle Rezidivrisiko besser bestimmen läßt, so daß durch
Anpassung der Nachsorgeschemata an das individuelle
Rezidivrisiko bis zu 50 % aller Nachsorgezystoskopien
vermieden werden könnten.
Bei einer vergleichenden Untersuchung fanden wir
eine gute Übereinstimmung der UroVysion® Testresultate
an Spontanurinen und unmittelbar nachfolgenden Harnblasenspülungen, so daß Spontanurin eine ausreichend
hohe Sensitivität der FISH-Analyse ermöglicht [10]. Die
Sensitivität an Harnblasenspülflüssigkeiten ist allerdings
geringfügig höher als an Spontanurinen, was sich durch
den meist höheren Zellgehalt und die bessere Zellerhaltung in Harnblasenspülungen erklären läßt. Urine besitzen dagegen den Vorteil, daß sie auch die nicht-invasive
zytologische Diagnose von Ureter- und Nierenbeckentumoren ermöglichen, die ca. 5 % aller Rezidive ausmachen [18, 19]. UroVysion® FISH ist auch besonders bei der
Untersuchung von Ureter- oder Nierenbeckenspülungen
hilfreich, da in diesen Proben bei entzündlichen Reizzuständen oftmals schwierig klassifizierbare reaktive Zellatypien auftreten, die sich allein aufgrund des zytologischen Bildes oft nicht zuverlässig von Tumorzellen unterscheiden lassen.
Fazit
Es zeichnet sich angesichts der bisherigen Daten und Erfahrungen ab, daß der UroVysion® FISH-Test als zuverlässige Zusatzmethode einen festen Platz in der Routinediagnostik für den verbesserten Nachweis von Tumorzellen in
Urinproben einnehmen wird. Gegenwärtig erachten wir
UroVysion® in folgenden Situationen als besonders hilfreich:
●
●
●
●
Abklärung von unklaren zytologischen Atypien
Bestätigung zytologisch positiver Befunde bei fehlendem zystoskopischem Korrelat
Frühzeitige Diagnose von Rezidiven in der Tumornachsorge
Bessere Abschätzung des Rezidivrisikos nach Resektion eines Urotheltumors
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PD Dr. med. Lukas Bubendorf
Geboren 1964. 1989 Promotion an der Universität Basel. Von 1990 bis 1991 Assistenzarzt Pathologie am Institut für Pathologie der Universität Basel. Von 1991 bis 1993 Assistenzarzt Inner Medizin am Regionalspital
Rheinfelden. Von 1994 bis 1996 und 1997 bis 1998 Assistenzarzt Pathologie am Institut für Pathologie der
Universität Basel, 1996/97 am Kantonalen Institut für Pathologie Liesfeld. Seit 1997 Facharzt für Pathologie.
1998 bis 2000 Post-doc research fellow, Cancer Genetics Branch, NHGRI, NIH, USA. Von 2000 bis 2002
Oberarzt am Institut für Pathologie der Universität Basel. 2001 Facharzt für klinische Zytopathologie. 2002
Habilitation. Seit 2002 Leitender Arzt am Institut für Pathologie der Universität Basel.
Forschungsschwerpunkte: Diagnostische Anwendungen chromosomaler Analysen in der Zytopathologie, molekulare Veränderungen des Prostatakarzinoms.
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J. UROL. UROGYNÄKOL. 2/2003
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