ECMO für "Laien"

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ECMO für "Laien"
Informationen über eine ECMO-Therapie
Ziel dieser Seite ist es, Sie über die ECMO-Therapie zu informieren.
Wir möchten an dieser Stelle aber gleichzeitig betonen, dass keine noch so informative Website
oder sonstige Literaturquelle das direkte Gespräch mit dem behandelnden Arzt vor Ort ersetzen
kann. Dies gilt insbesondere we nn Ihr Kind direkt betroffen ist.Wann immer Sie Informationen
bezüglich einer anstehenden ECMO-Therapie benötigen, eine Auskunft über den
therapeutischen Verlauf oder den aktuellen Gesundheitszustand Ihres Kindes
wünschen:sprechen Sie direkt mit dem behandelnden Arzt oder mit dem beauftragten
ECMO-Therapeuten in der behandelnden Klinik vor Ort.
Was ist ECMO?
ECMO, die Abkürzung für Extrakorporale Membranoxygenierung
Sie beschreibt ein medizinisches Verfahren, bei der das Blut außerhalb des menschlichen
Körpers durch eine medizinische Membranlunge soweit modifiziert wird, dass - wie in einer
gesunden Lunge - Sauerstoff aufgenommen und Kohlendioxyd - ein Abfallprodukt der
Energieverbrennung - in den Gewebezellen entfernt wird.
Extrakorporal = außerhalb des Körpers
Membranoxygenierung = Sauerstoffaufnahme über eine Membran
Einsatz
Diese Therapie kommt zum Einsatz, wenn die eigene Lunge des Patienten nicht in der Lage ist,
den lebensnotwendigen Gasaustausch im Blut zu vollbringen. ECMO übernimmt die
Lungenatmung des Patienten teilweise und kann Sie auch vollständig ersetzen, wenn es nötig
sein sollte. Die Dauer der Therapie wird durch den Gesundheitszustand des Patienten (im
wesentlichen der Lungen- und/oder Herzfunktion) bestimmt.
Eine ECMO (-Therapie) kann von wenigen Tagen bis zu drei oder vier Wochen durchgeführt
werden. Während der ECMO-Therapie fließt ein großer Teil des zirkulierenden Blutes
kontinuierlich durch ein in eine Herz-Lungen-Maschine eingelegtes Schlauchsystem. In das
Schlauchsystem sind die einzelnen Komponenten des ECMO-Systems integriert. Das Blut wird
während der Behandlung durch Kanülen nahe dem Herzen entnommen und in dieses
Schlauchsystem geleitet.
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Eine genauere Erläuterung mit Schemazeichnungen finden Sie in Wikipedia unter dem
Stichwort ECMO .
Wie komplex die Therapie in Verbindung mit den anderen intensivmedizinischen Maßnahmen Infusionstherapie, Beatmungstherapie, Überwachung - ist, gibt die Abbildung aus der Praxis
nebenan wieder.
Eine ECMO ist eine Therapie bei der viele klinische Spezialisten (Intensivärzte,
Kinderchirurgen, Kardiotechniker oder speziell geschultes ECMO-Personal) eng
zusammenarbeiten. ECMO kann daher nur in hochspezialisierten Kliniken mit den
Fachbereichen Kinderchirurgie oder Kardiochirurgie und pädiatrischer Intensivmedizin
durchgeführt werden.
ECMO-Einsatzgebiete
Es gibt eine ganze Reihe Erkrankungen welche eine ECMO-Therapie erforderlich machen
können. Viele dieser Erkrankungen können direkt oder indirekt zu einem schweren Lungenoder Kreislaufversagen führen.
Lungenversagen bedeutet, dass die Sauerstoffaufnahme in den Lungenbläschen nicht
ausreichend funktioniert, um das Blut mit Sauerstoff zu sättigen. Die Folge ist eine
Sauerstoff-Mangelversorgung der Gewebezellen. Der Sauerstoffmangel und die dadurch
bedingte Übersäuerung des Blutes (Azidose) führen nicht selten zum Kreislaufversagen und
zum Tod.
Erkrankungen im Kindesalter, die häufig mit einem schweren Lungenversagen
einhergehen sind:
- Angeborene Fehlbildungen der Lunge, z.B. durch Zwerchfelldefekte in der
Embryonalentwicklung (Zwerchfellhernie) oder beeinträchtigtes Lungenwachstum durch
kindliche oder mütterliche Erkrankungen in der Schwangerschaft
- Infektion der Lunge (Lungenentzündung) oder schwere Allgemeininfektionen (Sepsis =
Blutvergiftung durch Krankheitserreger), die zur systemischen Entzündungsreaktion führen
können.
- Eindringen von Mekonium ("Kindspech " = Darminhalt aus abgestoßenen Darmepithelien,
verschlucktem Fruchtwasser, Haaren und Gallenbestandteile beim Feten") in die Lunge des
Feten oder Neugeborenen durch heftige Atemzüge vor oder unmittelbar unter der Geburt
(Mekoniumaspirationssyndrom). Häufig bei Notsituationen des Kindes im Mutterleib bei
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gleichzeitigen Abgang von Mekonium in das Fruchtwasser.
- Angeborener oder erworbener Mangel an "lungenstabilisierenden Faktoren (Surfactant)"
z.B. bei Frühgeborenen (Atemnotsyndrom).
- Persistierende Pulmonale Hypertension beim Neugeborenen (PPHN = Lungenhochdruck
durch Gefäßengstellung der Lungengefäße). Dadurch Unvermögen des Neugeborenen den
Blutkreislauf auf die Bedingungen des extrauterinen (außerhalb des Mutterleibes) Lebens
umstellen zu können.
- Zerreißen von Lungenbläschen mit Austritt von Atemgas in das Lungenbindegewebe
(pulmonalinterstitielles Emphysem) und gegebenenfalls teil- oder vollständiger Kollaps der
Lunge (Pneumothorax)
- Eindringen von Flüssigkeiten (Aspiration) in die Lunge. Häufig Magensaft, Erbrochenes
oder Blut beim Ausfall der Schutzreflexe (Husten), z.B. Bewusstlosigkeit
- Ertrinkungsunfall, traumatische Schädigung der Lunge durch Rauchgase, giftige
Substanzen oder direkte Gewalteinwirkung (Quetschung)
Daneben kann im oben angegebenen Zeitrahmen auch eine unzureichende Funktion des
Herzens (kardiales Kreislaufversagen) durch eine ECMO-Therapie behandelt werden. Hier wird
die Pumpfunktion des Herzens durch die künstlichen Blutpumpe im ECMO-Kreislauf ersetzt
oder unterstützt.
Dies können bei Kindern infektiöse Erkrankungen des Herzens (Myokarditis) oder angeborene
Herzfehler sein, die eine notfallmäßige Unterstützung des Herzens bis zur Korrektur-OP oder
spontanen Erholung des Herzens erforderlich machen. Diese Form der weitergehenden
Herzunterstützung wird "bridging" genannt.
Häufig wird ein temporärer Ersatzkreislauf auch nach größeren Eingriffen am Herzen oder nach
einer Herz-Transplantation eingesetzt, wenn nach dem Eingriff der Patient nicht sofort von der
Herz-Lungen-Maschine im Operationssaal entwöhnt werden kann.
Informationen für Eltern von Kindern mirt angeborener Zwerchfellhernie
Diese durch eine Verschlussstörung meist des linksseitigen Zwerchfells geht aufgrund der in
den Brustraum verlagerten Bauchorgane mit einer unterentwickelten Lunge einher. Je nach
Aussmass der Verschiebungen der Organe ist die Lungenfunktion nach Geburt mehr oder
minder eingeschränkt. Mit einer Häufigkeit von ca. 1 Fall pro 3000 Schwangerschaften behaftet
wird diese Fehlbildung heutzutage durch die Ultraschalluntersuschungen des Feten vor der
Geburt immer häufiger (3/4 der Fälle) erkannt. Spezialisierte Zentren können neben den
Ultraschallmessungen der Lunge mittels Volumenbestimmungen aus Kernspintomographischen
Bildern Vorhersagen zu den Überlebenschancen und den notwendigen Therapiemassnahmen
(Bedarf von ECMO) nach der Geburt machen. In unserem Kollektiv wurde in den letzten 5
Jahren bei jedem dritten uns vorgestellten Kind mit Zwerchfellhernie die Ecmo Therapie
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angewendet. Von den Kindern, welche keine ECMO benötigten überleben praktisch alle, es sei
denn sie haben noch eine andere zusätzliche schwere Fehlbildung. Von den Kindern mit
ECMO- Bedarf überleben 7 von 10 Kindern, mit einer fast immer guten Überlebensqualität. Weil
bekannt ist,dass in spezialisierten Zentren die besten Ergebnisse erzieltwerden haben wir in
Mannheim eine Fallzahl von fast 50 pro Jahr erreicht, das entspricht über einem Drittel aller
pränatal entdeckten Kinder. Die Zwerchfellhernie ist damit in unserem Zentrum zur häufigsten
Diagnose bei den im Rahmen des Lungenversagens beim Neugeborenen durchgeführten
ECMO- Therapien geworden. Weil jede Situation eine individuelle Beratung benötigt und es bei
dieser Diagnose besonders schwierig ist, Vergleiche zu machen,nehmen Sie ruhig Kontakt mit
uns für ein persönliches Gespräch auf (siehe Impressum ). Kontakte zu anderen betroffenen
Eltern können Sie über den
Förderve
rein ECMO
oder auf
www.zwerchfellhernie.net
bekommen.
Weiterhin weisen wir darauf hin, dass es für besonders schwierige Fälle die Option einer
vorgeburtlichen Operation in der 32. Woche der Schwangerschft beim Feten - Einbringen eines
Ballons in die Luftröhre, der die Lungen wachsen lassen soll- in Kooperation mit dem deutschen
Zentrum für fetale Therapie der Uni Bonn gibt (Studienprotokoll).
Mehr Information bietet auch die amerikanische Seite Cherubs .
ECMO im Kinderzentrum Mannheim
ECMO hat im Kinderzentrum der Universitätsklinik Mannheim eine lange Tradition. Seit 1987
bietet die ECMO-Arbeitsgruppe für Neugeborene, Säuglinge, Klein- und Schulkinder bis hin
zum Jugendlichen diese therapeutische Option, wenn ein ausreichender Gasaustausch über
die Lunge des Patienten nicht mehr möglich ist. ECMO ist eine invasive, technisch und
personell sehr aufwendiger Therapie. Die Behandlungsmethode stellt in der Hand des
erfahrenen Anwenders jedoch ein wirkungsvolles Therapieinstrument zur Überwindung der
lebensbedrohlichen Krise beim beatmungsrefraktären Lungenversagen dar. Sie hat - vor allem
im Bereich der Neonatologie - zu einer nachweislich verbesserten Überlebenschance und
Lebensqualität der Patienten mit schwerstem Lungenversagen geführt.Sie ist daher mittlerweile
eine Routinetherapie in Ländern mit hohem medizinischen Standart geworden.
Für ein ECMO-Zentrum ist es jedoch nicht nur wichtig das technische Equipment und die
räumlichen und personellen Voraussetzungen für eine ECMO-Therapie vorhalten zu können.
Es werden auch ausreichende Fallzahlen an ECMO-Patienten benötigt, um das Know-how und
klinische Erfahrung bezüglich dieser Therapie halten und fortentwickeln zu können. Dass diese
Voraussetzungen in Mannheim erfüllt sind, verdankt die Arbeitsgruppe nicht nur der engen
interdisziplinären Zusammenarbeit aller ECMO-involierten Ärzte im Klinikum Mannheim,
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sondern auch jenen Ärzten, welche Patienten bei entsprechender Indikation trotz erheblichem
logistischen Aufwand und des hohen Transportrisikos zur ECMO-Therapie in unser
ECMO-Zentrum verlegt haben. Für diese vertrauensvolle Zusammenarbeit möchten wir an
dieser Stelle nochmals ausdrücklich danken
Zusammenfassung: ECMO ist eine Therapie für Patienten die ein
hohes Risiko haben durch ein Scheitern der konventionellen
Behandlungsmöglichkeiten am Lungenversagen zu versterben.
Eine ECMO-Therapie kann den Gasaustausch der natürlichen
Lunge, unter bestimmten Voraussetzungen auch die
Herz-Kreislauf-Funktion temporär, in der Regel für den Zeitraum
von ein bis drei Wochen ersetzten. Während der ECMO-Therapie
wird die künstliche Lunge (Oxygenator) mittels eines
Schlauchsystems das mit einer Blutpumpe verbunden ist (alle
Komponenten werden auch kurz ECMO-System genannt)
kontinuierlich mit dem Blut des Patienten beschickt. In der
künstlichen Lunge wird das Blut mit Sauerstoff angereichert und
Kohlendioxyd entfernt, die Blutpumpe fördert das sauerstoffreiche
Blut zurück in die Zirkulation des Patienten. Eine ECMO-Therapie
unterstützt oder ersetzt damit Funktionen welche die natürliche
Lunge oder das eigene Herz des Patienten vorübergehend nicht
leisten kann. Die Bestandteile des ECMO-Systems sind auf einer
Energie- und Steuerungskonsole (Herz-Lungen-Maschine)
montiert.
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