Einfluss des Spender - Ruhr

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Die simultane Nieren-Pankreastransplantation (NPTx) ist im Vergleich zu
anderen Organtransplantationen die Transplantation mit den meisten
Komplikationen. In spezialisierten Zentren hingegen können exzellente
postoperative Patienten- und Transplantatüberlebensraten erzielt werden. Dies
liegt vor allem an der Verbesserung der Operationstechniken und an der
Weiterentwicklung der Immunsuppressionsschemata. Dennoch sind eine
Abstoßungsreaktion und ein Transplantatverlust weiterhin gefürchtete
Komplikationen.
Da eine Abstoßungsreaktion ein wesentlicher Risikofaktor für einen Verlust
der Transplantatfunktion ist, sollten Abstoßungsreaktionen des Pankreas oder
der Niere frühzeitig erkannt und behandelt werden. Der Einfluss des Spenderund Empfängergeschlechts auf den Langzeitverlauf nach einer NPTx ist nicht
bekannt.
In dieser Arbeit wurde geprüft, ob ein Einfluss des Spender- beziehungsweise
Empfängergeschlechts auf eine Abstoßungsreaktion oder einen Transplantatfunktionsverlust besteht. Ferner wurden Geschlechterkonstellationen gesucht,
bei denen Abstoßungsreaktionen oder Funktionsverluste der transplantierten
Organe besonders häufig oder besonders selten auftraten. Zu diesem Zweck
wurde der klinische Verlauf von 218 Patienten, die eine simultane NierenPankreastransplantation in den Jahren 1994 bis 2005 im Transplantationszentrum Bochum erhalten hatten, verfolgt und ausgewertet.
Das Vorliegen oder Fehlen einer Abstoßungsreaktion wurde sowohl auf
histologisch untersuchte Biopsien, als auch auf einen Anstieg der
Retentionsparameter der Niere und einen Anstieg des Blutzuckerwertes
gestützt.
Zu den Einflussfaktoren zählten neben dem klinischen Verlauf sowohl das
Spenderalter, die kalte Ischämiezeit, die Immunsuppression, die Initialfunktion
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der Organe als auch das Spendergeschlecht. Abstoßungsreaktionen und
Transplantatverluste traten früher und häufiger nach NPTx auf, wenn Organe
von Frauen transplantiert wurden.
Obwohl sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden
Empfängergeschlechtern zeigten, konnten jedoch signifikante Unterschiede
zwischen den Spender- Empfängerkonstellationen ermittelt werden. So hatte
die Konstellation männlicher Spender und männlicher Empfänger gegenüber
weiblicher Spender und männlicher Empfänger ein wesentlich geringeres
Risiko für eine akute perioperative Abstoßungsreaktion. Ebenfalls hatte die
Konstellation weiblicher Spender und weiblicher Empfänger gegenüber
männlicher Spender und männlicher Empfänger ein vierfach erhöhtes Risiko
für eine akute perioperative Abstoßungsreaktion.
Ein signifikant erhöhtes
Risiko für eine später eintretende Abstoßungsreaktion konnte für keine
Spender- Empfängerkonstellation ermittelt werden.
Betrachtete man die Funktion der beiden Organtransplantate (Niere und
Pankreas) so wurde festgestellt, dass die Patienten der Konstellation
männlicher Spender und weiblicher Empfänger die signifikant besten
Nierentransplantatfunktionsraten hatten. Im Gegensatz dazu wiesen die
Patienten der Konstellation weiblicher Spender und männlicher Empfänger
sowohl die meisten Pankreastransplantat- als auch Nierentransplantatverluste
auf.
Trotz guter Organfunktionsraten nach NPTx wird man weiterhin versuchen,
weitere Risikofaktoren für eine Abstoßungsreaktion und einen Transplantatfunktionsverlust zu finden. Das Wissen darüber, dass sowohl das
Spendergeschlecht
als
auch
die
Spender-Empfängerkonstellation
den
klinischen Verlauf nach einer NPTx beeinflussen, wirft die Frage auf, ob das
erhöhte Risiko einzelner Konstellationen eine andere immunsuppressive
Therapie oder intensivere Verlaufskontrollen nach sich ziehen sollte. Eine
weitere
Maßnahme
wäre
die
Einbindung
des
Spender-
und
Empfängergeschlechts in die Allokationskriterien für eine NPTx. Da in
Deutschland ein großer Mangel an Spenderorganen herrscht, müssen auch
weibliche Organtransplantate verwendet werden, die mit einem erhöhten
Risiko für eine Abstoßungsreaktion verbunden sind. Die beiden zurzeit
praktikablen
Möglichkeiten
sind,
dass
man
die
Patienten
der
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Risikokonstellationen engmaschiger überwacht, um Abstoßungsreaktionen
und drohende Transplantatfunktionsverluste früher zu erkennen oder eine
stärkere Immunsuppression dieser Patienten durchführt.
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