Nierenkrebs

Werbung
Patientenleitfaden
Nierenkrebs
Inhaltsverzeichnis
Zu dieser Patienteninformation
4
Was ist Krebs?
5
Was ist Nierenkrebs?
6
Was sind die Risikofaktoren für Nierenkrebs?
6
Zahlen zum Nierenkrebs
7
Wie ist die Prognose nach Diagnose eines Nierenzellkarzinoms?
9
Stadieneinteilung des Nierenzellkarzinoms
9
Prognose des Nierenzellkarzinoms
11
Weitere Prognosefaktoren
12
Individuelle Prognose
13
Diagnostik
13
Wie werden Patienten aufmerksam auf einen Nierentumor?
13
Welche Untersuchungen werden bei einem Tumorverdacht eingeleitet? 14
Wertigkeit weiterer radiologischer Untersuchungen vor der Operation 18
Therapie - Welche Möglichkeiten gibt es?
19
Übersicht
19
Die Operation als heilender Therapieansatz
20
Fragen vor der Operation
20
Die organerhaltende operative Therapie
22
Die endoskopische Nierenentfernung
23
Was macht man bei einer „minimal-invasiven“ Behandlung eines
Nierentumors?
24
Die Operation als lindernder Therapieansatz
25
Die Operation von Fernabsiedlungen(Fernmetastasen)
26
Was leistet eine Strahlenbehandlung?
26
Medikamentengabe als lebensverlängernde Therapie
26
Chemotherapie
26
Immuntherapie
26
Fragen vor der Medikamentengabe
27
Welche Vokabeln muss ich kennen, um Ergebnisse aus klinischen
Medikamentenstudien richtig einordnen zu können?
28
Trends in aktuellen Studien - Neue Wege?
30
Selbstheilung ohne Therapie – Gibt es das?
31
Nach der Therapie
32
|2
Warum muss eine Tumornachsorge erfolgen?
32
Rehabilitation
33
Krankheitsbewältigung
33
Selbsthilfe
33
Ärzte und Patienten als Partner von Anfang an
34
Die Patientenverfügung
35
Interview mit einem Betroffenen
36
Hat mich dieser Ratgeber gut informiert?
39
Checkliste zur Beurteilung von Angeboten zur Patienteninformation
40
Erklärung von Fachausdrücken
43
Literatur
48
Weiterführende Informationen im Internet (Links)
50
Lebensläufe der Autoren
51
|3
Zu dieser
Patienteninformation
In unserem Medienzeitalter gibt es mittlerweile relativ viele Informationsangebote, deren Qualität der medizinische Laie nur begrenzt beurteilen
kann. Ratgeber, sei es als Buch oder in elektronischer Form, können und
dürfen aus unserer Sicht keinesfalls den Aufbau eines vertrauensvollen
Verhältnisses zwischen Patient und Arzt ersetzen. Sie können aber
Gespräche zu unterschiedlichen Phasen einer Behandlung vorbereiten,
indem man sich in Ruhe mit dem jeweiligen Sachverhalt auseinander
setzen und dann gezielt bei seinem Arzt/seiner Ärztin auf seine
Bedürfnisse zugeschnitten nachfragen kann.
Von dieser Absicht ausgehend haben wir auch die Form des Ratgebers
gewählt. Jedem Kapitel sind Fragen vorangestellt, wie sie auch im
klinischen Alltag von den Patienten in der Praxis oder Klinik meistens
gestellt werden. Bei den Antworten haben wir versucht, möglichst wenige
Fachausdrücke zu benutzen, ganz vermeiden lassen sie sich aber nicht. Im
Anhang („Erklärung von Fachausdrücken“) werden aber alle
Fachausdrücke umschrieben.
In der Darstellung der medizinischen Inhalte ist uns bewusst, dass es in
der Bewertung von Vorgehen und in der Umsetzung von Konzepten
(gerade auch moderner) zum Teil unterschiedliche Standpunkte gibt. An
solchen Stellen haben wir Links zu weiteren Informationsquellen angegeben oder Werkzeug (u.a. Definitionen von Begriffen zur Beurteilung von
Studienergebnissen) angefügt, damit jeder auch beim Lesen weiterführender Literatur die Möglichkeit bekommt, selbst die wissenschaftlichen
Fakten nachzuvollziehen.
Die angegebenen Literaturhinweise machen die Herkunft der dargestellten Information transparent, erheben aber nicht den Anspruch
vollständig zu sein.
Wir haben bewusst das Hauptaugenmerk auf die medizinischen Aspekte
gelegt. Hilfestellungen in der finanziellen oder sozialen Versorgung sind
Probleme vieler Menschen mit den unterschiedlichsten Krankheitsbildern,
so dass wir uns entschlossen haben, diese in einem Ratgeber zum
Nierenkrebs nicht abzuhandeln.
Wir möchten, dass Sie mit unserem Werk zurecht kommen und es auch im
gedachten Sinne für sich nutzen können. Deshalb stellen wir uns Ihrer
Kritik. Als Produkt vieler Arbeitsgruppen im Gesundheitswesen ist vor
Kurzem eine Checkliste vom Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin
(www.patienten-information.de) veröffentlicht worden, mit der man angebotene Informationen bewerten kann. Diese haben wir unserem
Ratgeber angehängt. Wir wünschen uns, basierend auf ihren Vorschlägen,
in der Zukunft diesen Ratgeber verbessern zu können.
Eine Überarbeitung und Aktualisierung dieses Ratgebers ist für Ende 2008
vorgesehen.
Volker Rohde
Alexander Katalinic
|4
Was ist Krebs?
Unser Körper hat sich ursprünglich aus einer einzigen Zelle durch die
kontinuierliche Teilung und damit Vermehrung der Körperzellen entwickelt.
Ein erwachsener Mensch besteht schließlich aus vielen, vielen Millionen
Zellen. Aber auch die Zellen von Erwachsenen teilen sich, wenn auch
wesentlich langsamer, das ganze Leben lang. So werden beispielsweise
verbrauchte oder defekte Zellen kontinuierlich ersetzt. Die Zellteilung und
das Absterben von einzelnen Zellen verlaufen dabei in einer streng geordneten Art und Weise.
Krebs entwickelt sich, wenn Zellen des menschlichen Körpers nicht mehr
nach Plan, sondern unkontrolliert zu wachsen beginnen. Solche sogenannte „Entartete“ Zellen teilen und vermehren sich und produzieren somit immer
neue Krebszellen. Die Krebszellen bilden meistens einen Tumor
(„Geschwulst“). Dabei wächst der Tumor in umliegendes Gewebe hinein
und zerstört oder verdrängt dieses. Es gibt aber auch andere Krebserkrankungen wie Leukämien, wo die Krebszellen keinen Tumor ausbilden, sondern
sich frei im Blut- oder Lymphsystem bewegen, sich dort vermehren und die
ursprünglichen Zellen verdrängen.
Dieses zerstörerische und verdrängende Wachstum der Krebszellen stellt
für unseren Körper die größte Gefahr dar. (Gerade Radio- und Chemotherapie zielen darauf ab, das beschriebene Wachstum der Krebszellen zu
unterbinden und diese abzutöten.)
Oft spalten sich einzelne Krebszellen vom Haupttumor ab und wandern
durch den Körper, wo sie Absiedlungen, die so genannten Metastasen,
bilden können.
Obwohl alle Krebserkrankungen die Eigenschaft
des unkontrollierten Wachstums gemeinsam
haben, so ist unter Krebs nicht nur eine einzige
Krankheit, sondern eine ganze Gruppe von
unterschiedlichen Erkrankungen mit vielen
unterschiedlichen Ursachen zu verstehen.
Das Wort „Krebs“ wurde übrigens von Hippokrates, dem Urvater der Medizin (460-370 v. Chr.)
geprägt. Die fingerartigen Ausläufer eines Tumors
erinnerten an eine Krabbe oder einen Krebs, die
im Griechischen mit „karcinos“ oder „karcinoma“
bezeichnet wurde.
|5
Abbildung 1:
Links: Darstellung einer Niere. Am
Oberpol sitzt anatomisch die
Nebenniere direkt auf. In der Mitte
sind die zentrale Nierenvene und
Nierenarterie erkennbar.
Rechts: Darstellung einer im
Längsschnitt eröffnete Niere. Zentral
ist das Nierenbecken mit dem abgehenden Harnleiter zu sehen. Die
Blutgefäße sind nicht dargestellt. Mit
freindlicher Genehmigung von
Knut Wurbs, Celle
Was ist Nierenkrebs?
Unter Nierenkrebs versteht man Krebserkrankungen, die vom Nierengewebe
selbst (=Nierenzellkarzinom) oder vom Nierenbecken bzw. Harnleiter ausgehen. Dieser Ratgeber handelt im Wesentlichen vom Nierenzellkarzinom,
welches etwa 90% des Nierenkrebses ausmacht.
Nierenkrebs stellt eine heterogene Gruppe von Tumoren dar, die von den
verschiedenen Zellen der Niere ausgehen können. Mikroskopisch lassen sich
fünf Untergruppen definieren, darunter das klarzellige Nierenkarzinom
(75-80%), das chromophile (10%) und das chromophobe Nierenzellkarzinom
(5%).
Was sind die Risikofaktoren
für Nierenkrebs?
Die Ursachen des Nierenkrebses sind in weiten Bereichen nicht völlig klar.
Physikalische, chemische, virale (= durch Viren bedingt) und hormonelle
Faktoren werden diskutiert. Umwelteinflüsse dürften ebenfalls eine Rolle
spielen. Ein kleiner Anteil (1%) des Nierenkrebses ist familiär bedingt bzw.
auf eine chromosomale Veränderung zurückzuführen (Chromosom 3).
Folgende Risikofaktoren gelten als weitgehend sicher belegt:
• Rauchen: Rauchen wird für 30-40% aller Nierenkrebsfälle
verantwortlich gemacht.
• Übergewicht: Personen mit Übergewicht haben ein deutlich
erhöhtes Risiko (Faktor 2-4) für Nierenkrebs.
• chronische Nierenerkrankung
• von Hippel-Lindau-Erkrankung (selten)
• Missbrauch von Schmerzmitteln
Daneben ist, wie bei den meisten Krebserkrankungen, das Alter einen
Risikofaktor; mit zunehmendem Alter steigt auch das Risiko für Nierenkrebs
deutlich an.
|6
Zahlen zum Nierenkrebs
In Deutschland erkranken jährlich etwa 17.000 Menschen (10.300 Männer,
6.400 Frauen) an Nierenkrebs. Das Nierenzellkarzinom macht davon etwa
90% aus, die restlichen 10% verteilen sich auf die Tumoren der ableitenden
Harnwege (Nierenbecken, Harnleiter).
Bei Männern macht Nierenkrebs etwa 4,7%, bei Frauen 3,1% aller
Krebserkrankungen aus und steht damit an sechster bzw. elfter Stelle der
häufigsten Krebserkrankungen. Von 100.000 Männern erkranken pro Jahr
etwa 25 neu an Nierenkrebs, bei Frauen treten etwa 15 Fälle pro 100.000
Frauen auf. Für über 75-Jährige liegen die Erkrankungsraten mit 97 Fällen
bei Männern und 54 Fällen bei Frauen (jeweils pro 100.000 Personen) deutlich höher. Männer erkranken im Mittel mit etwa 66 Jahren, Frauen mit etwa
70 Jahren (Abb. 2).
Abbildung 2: Neuerkrankungen pro
100.000 Personen in Altersgruppen
(mit freundlicher Genehmigung der Gesellschaft
der epidemiologischen Krebsregister in
Deutschland e.V., Krebs in Deutschland,
5. Auflage, 2006)
Schätzungen der alterspezifischen Inzidenz in Deutschland 2002
Neuerkrankungen pro 100.000 in Altersgruppen
120
100
80
60
40
20
0
0–14
15–34
35–39
40–44
45–49
50–54
55–59
60–64
65–69
Nierenkrebs ist jedes Jahr für etwa 6.400 Todesfälle verantwortlich (3.800
Männer und 2.600 Frauen), was eine Sterblichkeitsrate von 9,5 bzw.
6,1 Todesfällen pro 100.000 Männer bzw. Frauen bedeutet. Das mittlere
Sterbealter beträgt für Männer mit Nierenkrebs etwa 71 Jahre und für
Frauen 76 Jahre.
|7
70–74
75–79
80–84
80+
Abbildung 3 zeigt die Entwicklung der Neuerkrankungen (Inzidenz) und der
Sterblichkeit (Mortalität) an Nierenkrebs. Für Männer zeigt sich dabei eine
deutliche Zunahme der Neuerkrankungen innerhalb der letzten 30 Jahre.
Auch für Frauen ist hier ein Anstieg, wenn auch deutlich weniger ausgeprägt,
festzustellen.
Erfreulicherweise ist die Sterblichkeit für Nierenkrebs innerhalb der letzten
Jahre weiter zurückgegangen.
Abbildung 3: Entwicklung der
Neuerkrankungen und der Sterblichkeit in
Deutschland von 1970 bis 2002
(mit freundlicher Genehmigung der Gesellschaft
der epidemiologischen Krebsregister in
Deutschland e.V., Krebs in Deutschland,
5. Auflage, 2006)
Altersstandardisierte Inzidenz und Mortalität in Deutschland 1970–2002
Fälle pro 100.000
Männer
24
20
16
12
8
4
0
1970
1975
Geschätzte Inzidenz Deutschland
1980
1985
Inzidenz Saarland
1990
1995
Inzidenz DDR
2000
Mortalität Deutschland
Frauen
12
8
4
0
1970
1975
Geschätzte Inzidenz Deutschland
1980
1985
Inzidenz Saarland
1990
1995
Inzidenz DDR
2000
Mortalität Deutschland
Quelle: Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland, Krebs in Deutschland, 5. Auflage, 2006
|8
Wie ist die Prognose nach
Diagnose eines Nierenzellkarzinoms?
Die zentrale Frage „Wie geht es weiter mit mir?“, also nach der Prognose
einer Krebserkrankung, ist wohl eine der zentralen Fragen, die Patienten mit
der Diagnose Krebs beschäftigt.
Die Beantwortung dieser Frage, also die Prognose einer Krebserkrankung,
hängt ganz wesentlich vom Tumorstadium zum Zeitpunkt der Diagnose ab.
Je kleiner ein Tumor ist und je weniger regionale oder ferne Metastasen vorhanden sind, desto günstiger ist auch die Prognose (s.u.). Zusätzlich sind
eine ganze Reihe von anderen Faktoren für die Prognose bedeutsam
(Grading (s. S. 44), genetische Eigenschaften usw., s.u.).
Um die Prognose einer Tumorerkrankung abschätzen zu können, wird eine
Stadieneinteilung verwendet, die die Tumorerkrankung anhand prognostischer Merkmale beschreibt.
An dieser Stelle ist zu ergänzen, dass die Stadieneinteilung eines Tumors
nicht nur für die Prognose selbst, sondern auch für die Wahl der „passenden“ Therapie von entscheidender Bedeutung ist. Im Allgemeinen wird eine
Therapie umso vielschichtiger gewählt werden müssen, je ungünstiger das
vorliegende Tumorstadium ist.
Stadieneinteilung des Nierenzellkarzinoms
Die International Union Against Cancer (UICC, www.uicc.org), ein
Zusammenschluss verschiedener Organisationen aus über 80 Ländern, die
sich alle dem Kampf gegen Krebs verschrieben haben, hat bereits um 1940
herum eine Klassifikation zur prognostischen Beschreibung von Tumoren
entwickelt. Seit dieser Zeit wurde diese Klassifikation – die „TNMKlassifikation“ – immer weiter entwickelt und kontinuierlich in großen
Studien überprüft.
Die TNM-Klassifikation beschreibt eine Tumorerkrankung anhand der
folgenden drei Kategorien:
T
N
M
beschreibt die Größe und Ausdehnung des Tumors im zuerst
befallenen Organ;
beschreibt die Anzahl, Größe und Lokalisation befallener
Lymphknoten;
beschreibt Fernmetastasen, also Fernabsiedlungen von
Tumorzellen in weiteren Organen.
|9
Wird die Stadieneinteilung auf Basis einer feingeweblichen, mikroskopischen Untersuchung festgelegt, ist den Kategorien der Buchstabe „p“
vorangestellt (z.B.: pT). Die einzelnen Kategorien sind wiederum in einzelne
Stadiengruppen unterteilt, wobei ein niedrigeres Stadium jeweils mit einer
günstigeren Prognose verbunden ist.
Aus Tabelle 1 sind die jeweiligen Stadiengruppen für die T-, N- und MKategorie für das Nierenzellkarzinom zu entnehmen. Die T-Kategorie
(Tumorgröße und –ausdehnung) berücksichtigt dabei im Wesentlichen die
Größe und die Ausdehnung des Tumors über bestimmte anatomische
Grenzen hinweg.
Tabelle 1 : TNM-Stadieneinteilung des Nierenzellkarzinoms
(TNM, 6. Auflage, UICC, 2002)
T-Kategorie:
T1
T1a
T1b
T2
T3a
T3b
T3c
T4
TX
Tumorgröße und –ausdehnung
Tumor bis 7 cm, begrenzt auf die Niere
Tumor bis zu 4 cm
Tumoren von 4 bis zu 7 cm
Tumor größer als 7 cm, begrenzt auf die Niere
Tumor infiltriert Nebenniere oder das die Niere umgebende (perirenales) Gewebe,
nicht aber über die Gerota Faszie* hinaus
Tumor mit makroskopischer Ausdehnung in Nierenvene oder Vena cava (große Hohlvene)
unterhalb des Zwerchfells
Tumor mit makroskopischer Ausdehnung in die V. cava oberhalb des Zwerchfells
Tumor infiltriert über die Gerota Faszie* hinaus
Tumorausdehnung kann nicht beurteilt werden
* eine die Niere abgrenzende anatomische Struktur
N-Kategorie: regionäre Lymphknoten
N0
keine regionären Lymphknotenmetastasen
N1
Metastase in einem regionären Lymphknoten
N2
Metastase in mehr als einem regionären Lymphknoten
NX
Lymphknotenmetastasen können nicht beurteilt werden
M-Kategorie:Fernmetastasen
M0
keine Fernmetastasen vorhanden
M1
Fernmetastasen vorhanden
MX
Fernmetastasen können nicht beurteilt werden
Die drei TNM-Kategorien haben also jeweils eine wichtige prognostische
Bedeutung (je niedriger das Stadium, desto günstiger die Prognose). Um
die unterschiedlichen Ausprägungen aller drei Kategorien gleichzeitig
berücksichtigen zu können, wird aus ihnen das UICC-Stadium gebildet,
welches sich aus den Kombinationen der T-, N- und M-Kategorie ergibt
(Tabelle 2). Auch für die UICC-Stadiengruppen gilt: je niedriger das
Stadium, desto günstiger ist die Prognose.
|10
Tabelle 2: UICC-Stadiengruppierung des Nierenzellkarzinoms nach der
International Union Against Cancer (UICC)
UICC-Stadium
Stadium 1
Stadium 2
Stadium 3
T2
T3
Stadium 4
Jedes T
Jedes T
T-Kategorie
T1
T2
T1
N1
N0, N1
T4
N2
Jedes N
N-Kategorie
N0
N0
N1
M0
M0
N0, N1
M0
M1
M-Kategorie
M0
M0
M0
M0
Prognose des Nierenzellkarzinoms
Die Prognose von vielen Krankheiten, so auch von Krebserkrankungen, wird
häufig mit statistischen Überlebensraten, z. B. der 5-Jahres-Überlebensrate
angegeben. Die Überlebensrate gibt an, welcher prozentuale Anteil der neu
erkrankten Personen nach einer gewissen Zeit (z.B. nach 5 Jahren) lebt.
Eine 5-Jahres-Überlebensrate von 80% bedeutet also, dass 5 Jahre nach
Erkrankungsbeginn noch 80% der erkrankten Personen leben.
Für das Nierenzellkarzinom insgesamt liegt die absolute 5-Jahres-Überlebensrate für Männer und Frauen bei etwa 55-60%.
Für die einzelnen Stadiengruppen nach UICC ergeben sich die 5-JahresÜberlebensraten für das Nierenzellkarziom:
• Stadium 1: 96-86%
• Stadium 2: 67-60%
• Stadium 3: 59-36%
• Stadium 4: 14-9%
|11
Weitere Prognosefaktoren
Neben dem Tumorstadium spielt zusätzlich eine ganze Reihe von Faktoren
wie die mikroskopische Differenzierung der Tumorzellen, genetische
Eigenschaften des Tumors oder die Infiltration des Tumors in Blutgefässe
eine wichtige Rolle für die Prognose.
Tabelle 3: Prognosefaktoren bei Nierenkrebs
Tumorstadium
Grading
UICC/TNM s.o.
…beschreibt die mikroskopische Differenzierung
des Tumors. Je ähnlicher der Tumor dem ursprünglichen Körpergewebe ist, desto günstiger ist auch
die Prognose. Auch die Zellteilungsrate geht in das
Grading mit ein.
G1: gut differenzierte Zellen (= geringe Anaplasie)
G2: mäßig differenzierte Zellen
G3: wenig differenzierte Zellen (= deutliche
zelluläre Anaplasie)
Histologischer Typ:
Residualtumor:
Invasion des Tumors
in Blutgefässe:
Klarzellige Tumoren weisen eine günstigere
Prognose auf.
Wenn der Tumor durch eine Operation restlos
entfernt werden konnte, ist die Prognose
günstiger als bei verbleibendem Tumorrest.
Ein Einbruch des Tumors in Blutgefässe ist mit
einer ungünstigeren Prognose verbunden.
Abbildung 4:
Feingewebliche Architektur eines klarzelligen Nierentumors in zwei unterschiedlichen Vergrößerungen.
Mit freundlicher Genehmigung von Dr. J. Woenckhaus, Institut für Pathologie Universitätsklinikum Gießen
|12
Individuelle Prognose
Überlebensraten sind aber für die Einschätzung der eigenen, individuellen
Prognose nur äußerst eingeschränkt zu verwenden, da es sich bei der
Überlebensrate nur um die statistische Prognose für eine Gruppe von
Patienten (z.B. mit einem bestimmten Stadium) handelt und nicht um die
Prognose für ein einzelnes Individuum.
Eine 5-Jahres-Überlebensrate von 80% bedeutet zunächst nur, dass nach
5 Jahren von 5 Patienten statistisch wahrscheinlich noch 4 Patienten leben
werden. Welche vier Patienten es genau sind und welcher nicht überleben
wird, ist nicht vorhersehbar!
Was bedeutet aber dann eine 5-Jahres-Überlebensrate von z.B. 80% für
mich als Patient? Für sich selbst kann man nur schließen, dass die Wahrscheinlichkeit, zu den 4 Überlebenden zu gehören, gut ist (80% in unserem
Beispiel). Die Möglichkeit, selbst zu den Verstorbenen zu gehören, ist damit
aber nicht ausgeschlossen (in unserem Beispiel beträgt diese Wahrscheinlichkeit immerhin 20%).
Daraus ist auch zu folgern, dass es selbst beim Vorliegen einer ungünstigen
Prognose (z.B. 5-Jahres-Überlebensrate von 10%) völlig unvorhersehbar ist,
ob man selbst zu den Lebenden oder den Verstorbenen gehören wird.
Welcher Mensch welches Schicksal in der Zukunft tatsächlich erleiden wird,
liegt nicht in unserem Kenntnis- oder Einflussbereich.
Diagnostik
Wie werden Patienten aufmerksam
auf einen Nierentumor?
Die Mehrzahl der Patienten sucht ihren Hausarzt häufig wegen ganz
anderer körperlicher Beschwerden auf, der Verdacht auf einen Nierentumor
ergibt sich zumeist zufällig durch eine Ultraschalluntersuchung der Nieren.
Kleine Nierentumore bleiben häufig ohne jegliche Beschwerden, so dass bei
fehlenden Warnsignalen des Körpers auch keine symptomorientierte
Untersuchung begonnen wird. Wenn Symptome auftreten, die auf einen
Nierentumor hinweisen, hat dieser häufig eine gewisse Größe überschritten
und womöglich auch schon andere Anteile der Niere (Nierenbecken,
Fettkapsel) oder benachbarte Organe erreicht (z.B. Lymphknoten).
|13
Mögliche Symptome eines Nierentumors:
• Flankenschmerzen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit
• Tastbarer Tumor in der Nierenregion
• Gewichtsverlust, wiederholtes Fieber, hoher Blutdruck
• Abfall oder Anstieg des Blutfarbstoffes
• Blutnachweis im Urin (mikroskopisch oder mit bloßem Auge erkennbar)
Welche Untersuchungen werden bei
einem Tumorverdacht eingeleitet?
Neben der körperlichen Untersuchung werden eine Blutentnahme sowie
bildgebende Verfahren veranlasst. So trägt man viele Informationen über den
Krankheitszustand der Niere selbst, aber auch über möglicherweise mitbetroffene andere Organe zusammen.
Laboruntersuchung: Die ausgewählten Laborwerte sollen dem Patienten
und Arzt Informationen über den roten Blutfarbstoff, die Blutgerinnung, die
Nierenfunktion und über mögliche Entzündungsprozesse im Körper geben.
Diese sind für eine nachfolgende Therapieplanung wesentlich.
Tumormarker sind körpereigene Eiweiße, die man entweder im Blut oder
im erkrankten Gewebe nachweisen kann. Typischerweise steigt die
Konzentration bei bestimmten Tumorerkrankungen an und sinkt nach einer
erfolgreichen Behandlung wieder. Tumormarker werden für bestimmte
Krebserkrankungen entweder zur Entdeckung der Erkrankung oder aber zu
einer Verlaufskontrolle bestimmt. Für Prostata- und Hodenkrebs existieren
solche Tumormarker beispielsweise. Leider stehen derzeit weder zur
Diagnose des Nierenzellkarzionoms noch zur Überwachung des
Krankheitsverlaufes solche Tumormarker zur Verfügung.
Welche bildgebenden Untersuchungen sollten zur Diagnostik
durchgeführt werden ?
Die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) hat in der Beurteilung
der Nieren eine ganz zentrale Bedeutung. Bei dieser Untersuchung wird ein
Schallkopf auf die Körperoberfläche gelegt. Diese Untersuchung ist völlig
schmerzfrei, belastet ihren Körper nicht und kann beliebig häufig ohne
Folgeerscheinungen wiederholt werden. Sie ist die Untersuchung der ersten
Wahl.
Was leistet eine Ultraschalluntersuchung ?
Nierenzelltumoren ab einer Größe von 2,5 cm können durch eine Ultraschalluntersuchung mit hoher Sicherheit entdeckt werden. Vergleichende
Untersuchungen zeigen, dass die Ultraschalluntersuchung hier die gleiche
Treffsicherheit wie eine computertomographische Untersuchung hat. Bei
|14
kleineren Tumoren ist die Erkennungsrate mit Ultraschall etwas niedriger,
eine Abschätzung der Gut- oder Bösartigkeit insbesondere kleinerer
Prozesse ist mit dieser Untersuchungsmethode nicht abschließend möglich.
In dieser Situation sind weitere Untersuchungen notwendig.
Wann wird eine Computertomographie (CT) veranlasst ?
Eine Computertomographie wird veranlasst, wenn in einer Ultraschalluntersuchung ein Tumorverdacht besteht. Das CT ist ein Röntgenverfahren,
bei dem Bilder einer Körperregion als Querschnitte durch den Körper
gemacht werden. Diese Untersuchung ist ebenfalls schmerzfrei, aber mit
einer Strahlenbelastung behaftet.
Was leistet eine Computertomographie ?
In der Regel werden Bilderfolgen mit und ohne Kontrastmittel angefertigt.
Hierbei ist das Aufnahmeverhalten des Tumors an Kontrastmittel (bösartige
Tumore nehmen Kontrastmittel auf, gutartige Tumoren in der Regel nicht) ein
wichtiger Anhalt dafür, ob es sich um einen bösartigen Prozess in der Niere
handelt. Durch die Vielzahl der in unterschiedlichen Körperregionen
gemachten CT-Bilder sind auch Aussagen über mögliche Fernabsiedlungen
des Tumors in Lymphknoten oder in anderen Organen möglich. Für die
Vorbereitung einer Operation liefert das CT auch wichtige Informationen
darüber, ob die versorgenden Blutgefäße der erkrankten Niere eine
Tumorbesiedlung zeigen.
|15
Abbildung 5:
Zwei mit Computer-Tomographie (CT) aufgenommene Bilder eines rechtsseitigen Nierentumors.
Das obere Bild zeigt in der Nierenkontur auf der rechten Seite erhebliche Dichteunterschiede als
Zeichen möglicher Einblutungen oder Gewebenekrosen. Das untere Bild demonstriert rechts das
organüberschreitende Wachstum dieses Nierentumors mit einer möglichen Invasion in die oberhalb liegende Leber. Bei der Betrachtung und Beschreibung der Seitenangaben wird immer von
der Patientenperspektive ausgegangen. Mit freundlicher Genehmigung von Dr. D. Lommel,
Abteilung diagnostische Radiologie, Universitätsklinikum Gießen.
|16
Wann wird eine Magnetresonanztomographie (MRT)
durchgeführt ?
Die MRT ist ebenfalls ein Schichtaufnahmeverfahren, in dem aber keine
Röntgenstrahlen, sondern das Prinzip der Magnetresonanz genutzt wird.
Hierbei tritt keine Strahlenbelastung auf, da nur starke Magnetfelder benutzt
wurden. Vorteil der Untersuchung mittels MRT ist, dass keine Kontrastmittel
verwendet werden müssen. Vom Auflösungsverhalten her und damit zur
Sicherung der Diagnose eines Nierentumors hat die MRT gegenüber der
CT keine Vorteile. Da diese Untersuchung gegenwärtig noch sehr teuer ist,
bleibt der Einsatz dieser Technologie im Wesentlichen auf Patienten mit
schwerer Kontrastmittelallergie oder chronischer Niereninsuffizienz
beschränkt.
Warum und wann werden andere Körperregionen mit
untersucht ?
Vor Beginn einer Behandlung ist es wichtig abzuschätzen, in welchem
klinischen Stadium sich die Erkrankung befindet. Da sich ein bösartiges
Tumorgeschehen in der Niere grundsätzlich auch in andere Organe absiedeln kann (s. Kapitel: „Was ist Krebs“), werden im Rahmen der Tumordiagnostik die am häufigsten betroffenen Organe ebenfalls mit untersucht.
Routinemäßig wird in diesem Zusammenhang die Lunge mit einer normalen
Röntgenaufnahme oder aber auch mit einer Computertomographie
dargestellt. Dies geschieht meist bereits vor einer Operation. Andere
Untersuchungstechniken werden nur in Abhängigkeit eines konkreten
Beschwerdebildes (Knochenschmerzen u.a.) oder zur besseren Planung
der Operation veranlasst.
Welche weiteren Untersuchungstechniken werden eingesetzt ?
Erweiterte Blutgefäßdarstellungen: Blutgefäße können mit speziellen
Ultraschalltechniken (Doppler-/Duplexsonographie) und durch CT bzw.
MRT beurteilt werden. Diese Techniken werden nur dann eingesetzt, wenn
sich im CT der Verdacht ergibt, dass in die Nierengefäße (Nierenvene) oder
aber in die untere Hohlvene (Vena cava) Tumorzellformationen hineingewachsen sind. Die präoperative Kenntnis und das Ausmaß solcher
Gefäßeinbrüche sind für den Operateur zur Planung der Vorgehensweise
von elementarer Bedeutung
Knochendarstellungen: Knochendarstellungen (Knochenszintigraphie)
werden nur bei Patienten mit Knochenschmerzen, mit erhöhten Blutwerten
(alkalische Phosphathase), die eine erhöhte Knochenstoffwechselaktivität
anzeigen oder bei ungünstigem Tumorstadium veranlasst. Bei dem
Verfahren der Knochenszintigraphie werden radioaktiv markierte Substanzen in die Blutbahn gespritzt. Diese Stoffe lagern sich bevorzugt in stoffwechselaktiven Regionen des Knochens ein. Die Strahlung dieser Substanz
wird durch spezielle Kameras wieder aufgenommen und in der
Computerbearbeitung zu einem Bild zusammengefügt. Aus diesem können
Informationen über metastasenverdächtige, stoffwechselaktive Regionen im
gesamten Knochenskelett entnommen werden.
Feinnadelpunktionen: Im Rahmen der Diagnostik bleibt eine
Feinnadelbiopsie (Gewinnung einer Gewebeprobe mittels einer Hohlnadel)
die absolute Ausnahme. Bei einem durch die Bildgebung als potentiell
|17
bösartig eingestuften Nierentumor gibt es therapeutisch keine Alternative
zur operativen Freilegung. Eine vorherige Biopsie bringt dazu keinen weiteren Erkenntnisgewinn, sondern birgt eher noch das Risiko, Tumorzellen im
Punktionskanal auszusäen. Feinnadelpunktionen werden ausnahmsweise
dann durchgeführt, wenn der Verdacht besteht, dass der Nierentumor durch
eine andere Erkrankung (z.B. eine Lymphomerkrankung) ausgelöst wurde.
Eine operative Therapie wäre dann im Allgemeinen nicht angezeigt.
Wertigkeit weiterer radiologischer
Untersuchungen vor der Operation
Eine direkte Kontrastmitteldarstellung (Angiographie) kommt heute nur
noch sehr selten im Rahmen der Diagnostik von Nierentumoren zum
Einsatz, und wenn, dann selten vor einer geplanten Nierenteilentfernung
oder zur Abgrenzung gutartiger Nierentumore (benigner Angiomyolipome).
Eine Kontrastmitteldarstellung der oberen Harnwege (Urographie) stellt
heute in der Regel keine Indikation mehr nach den europäischen (EAU),
den amerikanischen (AUA) und den deutschen (DGU) Leitlinien der
Urologen dar.
Funktionsaussagen zur verbleibenden Niere vor einer Nierenentfernung
(Tumornephrektomie) sind durch das CT ausreichend gut vorzunehmen.
|18
Therapie
- Welche Möglichkeiten gibt es?
Übersicht
Tabelle 5: Therapieübersicht in Abhängigkeit vom Tumorstadium
Stadium nach UICC
(International Union Against Cancer)
Stadium I/II
„radikale“ operative Entfernung der Niere
(Radikale Nephrektomie), bei kleinen Tumoren
peripher gelegen auch nur Teilentfernung
Stadium III-IV
wenn Operation möglich:
• „radikale“ operative Entfernung der Niere
(Radikale Nephrektomie)
• mit oder ohne operative Entfernung der
Lymphknoten
wenn Operation nicht möglich:
• radiologischer Verschluss der
Nierengefäße (Embolisation)
oder/und
• Systemische Immuntherapie
• Schmerztherapie
Stadium IV
mit einzelner Metastase
• „radikale“ Entfernung der Niere
(Radikale Nephrektomie)
• und operative Entfernung der Metastase
mit mehrfachen Metastasen (nicht operabel)
• lindernde medikamentöse Systemtherapie
• lokale Schmerztherapie
• bei Bedarf angepasste Schmerztherapie
• evtl. zusätzliche operative Nierenentfernung
(bei gutem Allgemeinbefinden)
|19
Die Operation als heilender
Therapieansatz
Als heilende Behandlung des bösartigen Nierentumors gibt es zur
Operation gegenwärtig keine wissenschaftlich überprüfte Alternative. Der
operative Eingriff wird in Vollnarkose durchgeführt; der Narkosearzt klärt Sie
in einem gesonderten Gespräch über Risiken und Komplikationen auf.
Welche Operationstechniken gibt es ?
Grundsätzlich
stehen
mit
der
radikalen
Nierenentfernung
(Tumornephrektomie), der Nierenteilresektion und der endoskopischen
(laparoskopischen) Nierenentfernung drei unterschiedliche operative
Verfahren zur Verfügung.
Welche Operationstechnik letztendlich im Gespräch mit Ihnen gewählt wird,
ist von mehreren Faktoren abhängig. Solche Faktoren sind die vor der
Operation von Ihren behandelnden Ärzten vorgenommene Stadieneinteilung
(z.B. Tumorgröße), bestehende Begleit- oder Grunderkrankungen und die
Erfahrung der Operateure in der Anwendung der o.g. Operationstechniken.
Welche operativen Zugangswege zur Nierenentfernung gibt es ?
Bei der Wahl des operativen Zugangsweges entscheidet wesentlich
die Größe des Tumors. Bei kleinen, organbegrenzten Tumoren wird ein
Flankenschnitt von der Seite (extraperitoneal) in Höhe der 10., 11. oder
12. Rippe bevorzugt. Bei größeren Tumoren mit dem Verdacht des Befalls
von Nachbarorganen, wie z.B. der Nebenniere, wird zuweilen ein Zugang
von vorne mit einem Längs- oder Querschnitt durch die Bauchdecke
gewählt (transabdominell). Bei der endoskopischen (laparoskopischen)
Technik werden drei kleine Schnitte an der Bauchdecke vorgenommen, um
über Arbeitskanäle die Kamera und die Instrumente in den Körper einbringen zu können.
Fragen vor der Operation
Wird eine Bluttransfusion notwendig sein?
Ob eine Bluttransfusion im Einzelfall notwendig werden könnte, sollte im
Vorfeld der Operation mit ihrem behandelnden Arzt besprochen werden.
Grundsätzlich steigt das Risiko eines erhöhten Blutverlustes mit der Größe
des Tumors, einem das Organ überschreitenden Wachstum oder gar bei
einem Einwachsen des Tumors in Blutgefäße. Somit werden vor der
Operation die notwendigen Bluttests als Voraussetzung von Transfusionen
routinemäßig angefertigt.
Macht eine Eigenblutspende Sinn?
Über eine Eigenblutspende nachzudenken macht erst Sinn, wenn von einer
Wahrscheinlichkeit für eine Bluttransfusion von mehr als 10% auszugehen
ist. Bei Tumorpatienten wird die Eigenblutspende sehr zurückhaltend
gehandhabt und meist nicht empfohlen. Hauptgrund ist eine fortbestehende Unsicherheit einer möglichen Tumorzellaussaat.
|20
Über welche Komplikationen wird vor der Operation
gesprochen ?
„Kein ärztlicher Eingriff ist völlig frei von Risiken“. Mit diesen Worten beginnt
meist das wichtige Aufklärungsgespräch vor der Operation. Ohne dieses
Gespräch werden Sie nicht operiert, da es die rechtliche Voraussetzung für
Ihre operative Behandlung ist. Wir empfehlen dieses Gespräch nicht am
letzten Tag vor der Operation, sondern idealerweise schon mehrere (!) Tage
zuvor zu führen. Die Fülle der Informationen aus diesem Gespräch, insbesondere zu den möglichen Komplikationen, und die Verunsicherung kurz
vor der Operation, die völlig normal ist, können so besser verarbeitet
werden. Kein Arzt möchte seinen Patienten vor der Operation unnötig
verängstigen. Trotzdem darf er aus rechtlichen Gründen keine wichtigen,
aber einschneidenden und prinzipiell möglichen Komplikationen weglassen
bzw. Ihnen diese vorenthalten.
Welche Folgen hat die Operation für Nierenfunktion ?
Nach der Entfernung der vom Tumor befallenen Niere übernimmt die gesunde Niere der Gegenseite problemlos die Gesamtfunktion. Neben dem
Laborwert Kreatinin kann der Röntgenfacharzt in der Computertomographie
ablesen, ob die Niere der Gegenseite ordnungsgemäß arbeitet. Würden sich
durch die CT-Untersuchung Unsicherheiten über die Nierenfunktion ergeben, wären weitere Funktionsuntersuchungen notwendig. Dies ist in der
Regel bei ansonsten gesunden Patienten aber nicht notwendig.
Bleibt die Nebenniere bei dieser Operation erhalten?
Da die Nebenniere am Oberpol der Niere direkt aufsitzt, ist sie je nach Lage
des Tumors möglicherweise mit betroffen. In der Fachliteratur werden
Nebennierenmetastasen in 1,4-5% der Fälle angegeben. Findet sich in der
Diagnostik ein Tumor am oberen Nierenpol oder besteht ein
Metastasenverdacht oder ist der Tumor sehr groß (größer als 7 cm), wird in
den meisten Fällen die Nebenniere ebenfalls mit entfernt. Bei unauffälliger
bildgebender Diagnostik oder einer Tumorlage im mittleren oder unteren
Drittel kann auf eine Nebennierenentfernung verzichtet werden.
Habe ich etwas zu beachten, wenn eine Nebenniere entfernt
werden muss ?
Die Nebennieren sind hormonproduzierende Organe, die jeweils an beiden
Nieren vorhanden sind. Bei der Entfernung einer Nebenniere und einer
intakten Nebenniere der Gegenseite ist in der Regel keine Hormongabe
notwendig. Für den Zeitraum nach der Operation sind nach der Entfernung
der Nebenniere auch in der Lebensführung keine Besonderheiten zu
beachten.
Werden während der Operation auch Lymphknoten entfernt ?
Als gesichert gilt bisher, dass die Entfernung der Lymphknoten für die
Beurteilung des weiteren Krankheitsverlaufes sinnvoll ist. Ob sich hieraus
auch ein therapeutischer Vorteil entwickelt, ist wissenschaftlich bisher nicht
|21
bewiesen. In der neuesten, methodisch gut aufgebauten Studie (randomisierte kontrollierte Studie) hat die European Organization for Research
and Treatment of Cancer (EORTC, Protokoll 30881) nach 7 Jahren keinen
Unterschied im krankheitsfreien Intervall und der Überlebenszeit von
Patienten mit einem Nierenzellkarzinom gefunden, denen die Lymphknoten
entfernt bzw. nicht entfernt worden sind. Eine Langzeituntersuchung (länger
als 10 Jahre) liegt bisher noch nicht vor.
Daher ist eine Lymphknotenentfernung nicht zwingend vorgesehen. Sie wird
von den Operateuren je nach vorangegangener Diagnostik und vorgefundenem Befund während der Operation fallweise vorgenommen.
Die organerhaltende operative Therapie
Welche Patienten kommen für eine Teilentfernung in Frage ?
Die Empfehlung zur Nierenteilresektion kann bei Tumoren bis 4 cm Größe in
Abhängigkeit ihrer Lokalisation gegeben werden. Grundsätzlich wird die
Indikation umso strenger gestellt, je näher der Tumor an größeren, zentral in
der Niere verlaufenden Gefäßen liegt. Ein ausreichend großer Abstand von
Tumor und großem Blutgefäß muss vorhanden sein. Das heißt, bei einem
direkt an einem großen Blutgefäß der Niere liegenden kleinen Tumor
(kleiner als 4 cm) wird die Niere in der Regel komplett entfernt werden
müssen.
Wie erfährt man, ob der Tumor auch vollständig entfernt
worden ist ?
Bei der organerhaltenden Nierenteilresektion ist ein Sicherheitsabstand vom
gesunden Nierengewebe von wenigen Millimetern ausreichend. Diese ganz
wichtige Information bekommt der Operateur während der Operation durch
den Pathologen als Schnellschnittdiagnose übermittelt. Schon während der
Operation wird das entfernte Gewebe mikroskopisch untersucht. Werden an
den Rändern des entfernten Gewebes Tumorzellen nachgewiesen, muss in
diesem Bereich weiteres Gewebe aus der Niere entfernt und erneut mikroskopisch untersucht werden. Eventuell ist der Tumor auf mikroskopischer
Ebene schon soweit vorgedrungen, dass die Niere ganz entfernt werden
muss. Dieses Vorgehen wird im Aufklärungsgespräch genau besprochen;
das Ergebnis der Schnellschnitte erfahren Sie selbst auf der ersten Visite
nach der Operation.
Warum werden bevorzugt kleinere Tumore organerhaltend
entfernt ?
Studien, die das Überleben und bzw. das Neuauftreten der Krankheit (die
Rezidive) von Patienten mit einer Nierenteilresektion untersucht haben,
haben übereinstimmend gezeigt, dass Patienten mit einem Tumor von kleiner als 4 cm bessere 5- und 10-Jahres-Überlebensraten haben als Patienten
mit Tumoren, die größer als 4 cm waren. Auch der Anteil von lokalen
Rezidiven war bei Patienten mit Tumoren kleiner als 4 cm deutlich geringer.
Diese Ergebnisse haben dazu geführt, diese Grenze von 4 cm in die letzte
Überarbeitung der internationalen Stadieneinteilung mit einzubeziehen.
|22
Wann werden größere Tumore organerhaltend operiert ?
Von der Regel, möglichst nur Tumore, die kleiner als 4 cm sind, organerhaltend zu operieren, gibt es Ausnahmen. Sie gelten insbesondere für 1)
Patienten mit bereits vorgeschädigten Nieren (eingeschränkte Nierenfunktion), 2) für Patienten, die nur noch eine Niere haben (Einzelniere) und
3) für Patienten, bei denen auf beiden Nieren Nierentumore festgestellt
worden sind (bilateraler Organbefall).
Bei dieser Patientengruppe droht bei der sofortigen Entfernung der
tumortragenden Niere eine so starke Funktionseinschränkung der Niere,
dass eine Dialyse wahrscheinlich nötig wird. Andererseits muss der Tumor
auch im gesunden Gewebe entfernt werden können, damit ein wirksamer
therapeutischer Effekt erzielt wird. In solchen Fällen sind vielschichtige
Gespräche im Vorfeld auch unter Einbeziehung von Familienangehörigen
und weiterer Fachgruppen (durchführender Dialysearzt) notwendig, um die
möglichen Vorgehensweisen und damit verbundenen Risiken gegeneinander abzuwägen.
Ist eine Teilresektion gefährlicher als eine Totalentfernung
der Niere ?
Die operative Sterblichkeit liegt bei Nierenteilresektionen mit 1,5% nicht
höher als bei der kompletten Tumorentfernung. Nachblutungen werden in
3% angegeben, während das Austreten von Urin aus dem Nierenbecken
(Urinfistel) durch ein unbemerktes Öffnen des Nierenbeckenhohlsystems in
7-20% der Fälle die häufigste Komplikation darstellt.
Die endoskopische Nierenentfernung
Die endoskopische Nierenentfernung ist die jüngste Technik in der operativen Behandlung des Nierenkrebses. Dabei wird die Bauchdecke nicht
geöffnet, sondern über kleine Schnitte Arbeitskanäle für eine Kamera und
die Operationsinstrumente in die Nierenregion geschaffen. Die Anwendung
bleibt gegenwärtig noch auf kleinere Tumore beschränkt. Vor der Operation
wird man darüber aufgeklärt, dass man möglicherweise während des
Eingriffes zur offenen Operationstechnik wechseln muss. Dieser Wechsel
dient Ihrer Sicherheit.
Nach bisher veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeiten scheint diese
Technik zur Krebsentfernung den klassischen operativen Behandlungsmöglichkeiten gleichgestellt zu sein. Lokalrezidive, Gesamt- und tumorspezifisches Überleben sind vergleichbar. Als Vorteile der endoskopischen
Nierenentfernung sind die geringeren postoperativen Schmerzen, eine
schnellere Erholung des Patienten sowie eine verbesserte Narbenkosmetik
zu nennen. Vermutet wird auch ein Vorteil für die Abwehrlage des Körpers
(Immunsystem), belegt ist dies durch Studien bisher aber noch nicht. Die
endoskopische Nierenentfernung ist bisher nur auf spezialisierte Kliniken
beschränkt. Fragen Sie Ihren Arzt, ob Sie für diese Technik in Frage kommen.
|23
Was macht man bei einer „minimalinvasiven“ Behandlung eines
Nierentumors?
Gänzlich ohne direktes Eindringen in den Körper gibt es bis dato kein klinisch wirksames Verfahren zur lokalen Behandlung eines Nierentumors. Es
gibt aber so genannte minimal-invasive Methoden. Dies sind Ansätze, bei
denen man mit kleineren operativen Zugängen und geringerer Verletzung
benachbarter Organe oder Gewebe den gleichen Behandlungserfolg wie
bei einer konventionellen Operation erzielen will; es werden dabei
Nierentumore entweder mit extremer Wärme (100º C) (Radiofrequenzablation) oder mit extremer Kälte (Kryoablation) lokal behandelt. Dies wird entweder durch die Haut (perkutan, CT-gesteuert), endoskopisch oder offen operativ durchgeführt, die behandelten Tumore werden
in der Niere belassen, auch wird die Niere nicht entfernt. Abschließende
Aussagen zur Effektivität, ob also alle Tumorzellen durch diese Therapie
abgetötet worden sind, können erst in Nachuntersuchungen getroffen werden.
Gegenwärtig werden meist nur Patienten mit einem erhöhten operativen
Risiko (schwere Begleiterkrankungen, z.B. starke Einschränkung der
Nierenfunktion) mit diesen Methoden behandelt. Die bisher behandelten
Tumore sind meist nur bis zu 4 cm groß.
Da es sich um noch sehr neue Methoden handelt, werden sie gegenwärtig
im klinischen Alltag nur unter Studienbedingungen wissenschaftlich bewertet. Eine auf wissenschaftliche Daten gestützte Beurteilung wird erst in
einigen Jahren im Langzeitverlauf möglich sein. Bitte fragen Sie Ihren
behandelnden Arzt, ob in Ihrer konkreten Situation (Größe und Lage des
Tumors und Begleiterkrankungen) diese Alternative sinnvoll sein könnte.
Die Operation als lindernder Therapieansatz
Wo können Fernabsiedlungen (Fermetastasen) vorkommen ?
Wesentlichen Einfluss auf die Prognose und damit auf die Indikationsstellung
einer operativen Entfernung von Fernabsiedlungen (Fernmetastasen)
haben die Anzahl der Metastasen, deren Lokalisation sowie der Zeitpunkt
ihres Auftretens. Metastasen des Nierenzellkarzinoms finden sich häufig in
der Lunge (31%), im Knochen (15%), in den Lymphknoten (14%), im Gehirn
(8%) sowie in der Leber (5%). Grundsätzlich können Metastasen aber in
allen Organen auftreten.
Wie können Fernabsiedlungen behandelt werden ?
Die Ziele in der Behandlung von Fernmetastasen orientieren sich an der
Lokalisation, dem einhergehenden Beschwerdebild und dem Ausmaß der
Ausbreitung. Eine Heilung der Erkrankung ist beim Vorliegen von
Fernmetastasen zumeist nicht mehr möglich. Somit steht die Linderung der
Symptomatik im Vordergrund. Je nachdem, welche Organe (z.B. Lunge)
betroffen sind, sind auch Verbesserungen der Überlebenszeit möglich.
|24
Lindernde Effekte können grundsätzlich durch eine Operation, eine
Bestrahlung oder eine medikamentöse Therapie erreicht werden.
Warum wird beim Nierentumor mit Fernabsiedlungen die
betroffene Niere häufig entfernt ?
Bei fortgeschrittenem Nierenkrebs kann es in der Nierenregion zu andauernden Schmerzen oder zu wiederkehrenden oder sogar zu unstillbaren
Blutungen des Nierentumors kommen. In diesen Fällen ist eine operative
Behandlung notwendig. Im fortgeschrittenen Stadium können durch die
Nierenentfernung die Beschwerden spürbar gelindert werden, psychologisch wirkt dieser Eingriff ebenfalls vielfach entlastend. Die Prognose für das
Überleben verändert sich für diese Patienten durch den Eingriff jedoch nicht.
Sollte bei Patienten in diesem Erkrankungsstadium eine medikamentöse
Therapie erwogen werden, haben Studien gezeigt, dass eine
Tumorentfernung vor einer Immunchemotherapie (s.u.) die Überlebensraten
verbessern kann.
Die Operation von Fernabsiedlungen
(Fernmetastasen)
Lungenabsiedlungen
Die Möglichkeit, Fernabsiedlungen operativ zu entfernen, besteht grundsätzlich, ist aber sowohl von der Lage der Fernabsiedlungen in der Lunge
als auch von ihrer Anzahl abhängig.
Weiterhin entscheidend für die Prognose ist auch der Zeitpunkt des
Auftretens der Metastasen. Treten innerhalb der ersten 21/2 Jahre nach einer
Nierenentfernung beispielsweise Lungenabsiedlungen auf, ist die
Prognose trotz operativer Resektion deutlich schlechter, als wenn sie nach
dieser Zeit nachgewiesen werden. Somit profitieren insbesondere Patienten
mit einzelnen Absiedlungen (und lokaler Entfernbarkeit) mit einem Auftreten
nach mehr als 2 Jahren von einem operativen Vorgehen.
Knochenabsiedlungen
Patienten mit vielen, operativ nicht zugänglichen Fernabsiedlungen wird
einer medikamentösen Therapie (s. Kap. Systemische Immunchemotherapie) empfohlen.
Bei Knochenabsiedlungen erscheint eine Operation dann notwendig,
wenn Knochenbrüche, neurologische Ausfallerscheinungen (z.B. Taubheit,
Kribbeln) oder sogar eine Querschnittslähmung drohen. Grundsätzlich muss
bei jeder Form der Metastasenchirurgie das operative Risiko in einem vertretbaren Verhältnis zum erreichbaren Erfolg stehen. Was das genau bedeuten kann, ist im Einzelfall sehr unterschiedlich und bedarf einer sorgfältigen,
abwägenden Beratung mit den behandelnden Ärzten, ggf. auch der
Einbeziehung der Angehörigen. Grundsätzlich können betroffene
Knochenregionen auch bestrahlt werden. Die Bestrahlungstherapie hat
sowohl einen schmerzlindernden als auch einen knochenstabilisierenden
Effekt.
|25
Hirnabsiedlungen
Bei Hirnabsiedlungen steht die Linderung der Beschwerden im
Vordergrund. Durch eine operative Entlastung werden neurologische
Symptome verhindert oder abgeschwächt. Im Einzelfall können verschiedene lindernde Therapieansätze auch miteinander kombiniert werden.
Was leistet eine Strahlenbehandlung?
Eine Anwendung der Strahlentherapie in rein heilender Absicht wird nicht
durchgeführt. Der Einfluss einer Bestrahlung auf das Wachstumsverhalten
eines Nierentumors selbst ist äußerst gering.
Allgemein akzeptiert ist sie jedoch bei frakturgefährdeten Knochenabsiedlungen sowie bei symptomatischen Absiedlungen im Gehirn- dort
wird sie lindernd eingesetzt.
Medikamentengabe als
lebensverlängernde Therapie
Chemotherapie
Im Kampf gegen den Nierenkrebs haben sich reine Chemotherapeutika
oder Formen der Bestrahlung als nicht wirksam herausgestellt. Für reine
Chemotherapeutika fanden Wissenschaftler bei der Zusammenstellung von
73 Studien mit 3.502 Patienten heraus, dass unterschiedliche Therapien
eines oder mehrerer Chemotherapeutika die Prognose nicht verbessern
konnten. Somit wird der Nierenkrebs übereinstimmend als chemotherapieresistent eingestuft. Einen anderen medikamentösen Therapieansatz stellt
aber die Immuntherapie dar.
Immuntherapie
Was sind die Grundideen in der Immuntherapie beim
fortgeschrittenen Nierenkrebs ?
Gemeinsamer Nenner aller Immuntherapien ist es, durch die Stimulation der
körpereigenen Abwehr (Immunsystem) das biologische Verhalten der
Tumorzellen so zu verändern, dass die Tumorzellen absterben, die gesunden
Zellen aber überleben.
|26
Spezifische Immuntherapie
Die spezifische Stimulation der körpereigenen Abwehr wird unter der
Annahme durchgeführt, dass sich körpereigene Abwehrzellen durch inaktivierte Tumorzellen auf die Tumorzelle „abrichten“ lassen. Diese sollen
sich dann gegen die eigentlichen Tumorzellen richten. Mit den bisher eingesetzten Konzepten als lindernder Therapieansatz konnten nur geringe
Ansprechraten (1-2%) und kein Überlebensvorteil erreicht werden. Diese
„Tumorimmunisierungen“, die noch an der Laborbank große Hoffnungen
geweckt hatten, verliefen bisher in klinischen Studien leider enttäuschend.
Systemische unspezifische Immunchemotherapie
Diese Form der Immunchemotherapie wird mit so genannten Zytokinen
durchgeführt. Zytokine werden auch natürlicherweise im menschlichen
Körper von einer Vielzahl unterschiedlicher Zellen gebildet und haben eine
hormonähnliche Wirkung. Insbesondere aktivieren sie auch Immunzellen.
In der Behandlung des Nierenkrebses werden seit mehr als 15 Jahren
hauptsächlich Interferone, Interleukine als Zytokine einzeln, in Kombination
miteinander oder in Kombination mit einem Chemotherapeutikum eingesetzt. Es gibt inzwischen eine große Zahl unterschiedlicher Behandlungsprotokolle.
Die Zytokine werden mittlerweile überwiegend nach einem festgeschriebenen Zeitplan unter die Haut gespritzt. In Teilen kann dies von den Patienten
nach einer Einweisung selbst zu Hause bewerkstelligt werden. Ein längerer
stationärer Aufenthalt ist in der Regel nicht Voraussetzung.
Alle Formen der Behandlung mit Zytokinen, in welcher Kombination auch
immer, haben nur eine behördliche Zulassung als lindernde Therapie beim
fortgeschrittenen Nierenkrebs mit Fernabsiedlungen. Eine Immunchemotherapie bei einem lokal fortgeschrittenen, aber nicht metastasierten
Nierentumor (Stadium T3, T4) sowie bei einem rein auf die Niere begrenzten Tumor (Stadium T1, T2) wird nicht durchgeführt. Hintergrund dieser
Beschränkung sind Ergebnisse aus klinischen Studien, die keine
ausreichenden Effekte zu diesem Zeitpunkt der Erkrankung durch Zytokine
nachweisen konnten.
Fragen vor der Medikamentengabe
Welche Wirkung hat eine Immuntherapie auf den
Krankheitsverlauf im Krankheitsstadium mit Fernabsiedlungen ?
In der Bevölkerung ist die Meinung weit verbreitet, dass Chemotherapien
viele Nebenwirkungen haben und meist nur begrenzt helfen- also mehr
schaden als nutzen. Es sollte daher vor einer solchen geplanten Therapie
jedem Therapeuten die Frage gestellt werden, was man bezogen auf sein
Krankheitsstadium von der Behandlung erwarten darf und kann. Hierbei
geht es natürlich um die Frage, wie lebensverlängernd, aber auch wie
verträglich die Therapie ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass diese
Therapie nicht bei allen Patienten gleich gut wirksam ist. In der Tendenz
greift sie bei Patienten mit Lungenabsiedlungen besser als bei Patienten mit
Knochenabsiedlungen.
|27
Wie bekommt man bei den vielen veröffentlichten
Therapieergebnissen einen Überblick? Wer bietet Hilfen ?
Dass es auch für Profis fast nicht mehr möglich ist, bei der Unmenge von
Studien einen Überblick zu behalten, ist nicht nur ein Phänomen der
Medizin, sondern ein allgemeines. Selbst der aktuell informierte, motivierte
Arzt hat zuweilen Schwierigkeiten, neue Ergebnisse richtig einzuordnen,
insbesondere dann, wenn sie bestehendes Wissen in Frage stellen oder
dem gar widersprechen.
Aus dieser unbefriedigenden Situation heraus entstand 1993 die Cochrane
Collaboration (CC), eine gemeinnützige internationale Organisation, mit dem
Ziel, aktuelle Informationen und die wissenschaftliche Wertigkeit allgemein
verfügbar zu machen. Ziel ist es, Medizinern Entscheidungen zu erleichtern
und Patienten aufzuklären. Hierzu werden zu Themen Übersichtsarbeiten
erstellt, die regelmäßig aktualisiert werden. Zum Thema „Immuntherapie
beim fortgeschrittenen Nierenkrebs“ ist zuletzt 2005 eine Aktualisierung von
der Datenbank der Cochrane Collaboration veröffentlicht worden.
Welche Vokabeln muss ich kennen, um
Ergebnisse aus klinischen Medikamentenstudien richtig einordnen zu können?
Wenn man sich mit Behandlungsergebnissen klinischer Studien auseinander
setzen möchte, insbesondere der Studien, die die Wirksamkeit von
Medikamenten untersuchen, ist es hilfreich, wenn man weiß, was die
benutzten Begriffen bedeuten. Es ist auch leichter, die beschriebenen
Erfolge für sich bewerten zu können. Sie sollten aber in jedem Fall die
Meinung und Erfahrung der Therapeuten zur Meinungsbildung heranziehen.
Ansprechrate
Bei dem Begriff Ansprechrate geht es darum, bei wie vielen Patienten sich
eine Erkrankung aufgrund einer Bandlung zurückbildet. Die Ansprechrate
wird üblicherweise in Prozent ausgedrückt. Bildet sich der Tumor zum
Beispiel bei 50 von 100 Krebskranken nach einer Chemotherapie zurück,
würde man von einer Ansprechrate von 50% sprechen.
Remission
Unter Remission versteht man zunächst die Rückbildung von
Krankheitssymptomen. Dabei werden zwei Formen unterschieden, und zwar
die Teilremission und die Komplett- bzw. Vollremission. Von Teilremission
spricht man, wenn der Rückgang von Krankheitszeichen nur vorübergehend
oder nur teilweise (z.B. Verkleinerung des Tumors) ist. Bei der Vollremission
sind die Krankheitssymptome vollständig verschwunden (z.B. Tumor nicht
mehr nachweisbar).
|28
Stable disease
Direkt aus dem Englischen übersetzt bedeutet dieser Begriff „Stabile
Krankheit“. Bei einer Krebserkrankung wird von einer „stable disease“
gesprochen, wenn sich der Tumor bzw. die Tumorerkrankung über einen
längeren Zeitraum hinweg nicht ändert, d.h. keine Größenzunahme, keine
Änderung (Zunahme) der Beschwerden.
Heilung
In der Medizin kann bei Tumorerkrankungen von Heilung erst gesprochen
werden, wenn auch die letzte Tumorzelle im Körper beseitigt worden ist. Da
man diesen Beweis so gut wie nie antreten kann, hat man sich darauf
geeinigt, lieber von Remission zu sprechen. Dies ist der Fall, wenn alle
Tumorherde nach einer Behandlung nicht mehr nachgewiesen werden
können (Vollremission). Dies kann je nach Tumorart viele Jahre anhalten.
Mortalitätsrate
Sterberate – Anteil der Personen, die innerhalb einer definierten Zeit in einer
definierten Anzahl Menschen an einer bestimmten Erkrankung versterben.
Für Nierenkrebs lag die Mortalitätsrate in Deutschland im Jahr 2002
beispielsweise bei 9,5 Todesfällen auf 100.000 Männer.
Überlebensrate
Die (absolute) Überlebensrate beschreibt den Anteil von Patienten, die nach
einer bestimmten Zeit noch leben. Eine 5-Jahres-Überlebensrate von 80%
heißt, dass von 100 Patienten nach 5 Jahren noch 80 Patienten leben.
Neben der absoluten Überlebensrate, die im Prinzip nur auf das Überleben
selbst abzielt, wurden für die Beurteilung eines Behandlungserfolgs weitere
Parameter definiert:
Beim rezidivfreien Überleben wird die Zeitspanne ohne ein Wiederauftreten
der Krebserkrankung betrachtet. Ähnlich ist das progressionsfreie Überleben definiert, bei dem die Zeit bis zum ersten Auftreten bzw.
Weiterwachsen der Krebserkrankung berücksichtigt wird.
Grundlegendes zur Literaturbewertung
Eine Arbeitsgruppe der Cochrane Collaboration suchte in gängigen medizinischen Literaturdatenbanken nach (randomisierten) Studien zur
Immuntherapie mit Ergebnissen zum Überleben bzw. zu den Ansprechraten.
Hierbei beschränkte man sich auf Arbeiten, die methodisch entweder
Behandlungsprotokolle gegeneinander oder gegen Nicht-Immuntherapeutika verglich. Es sind dies die „handwerklich“ am aufwendigsten
erstellten Studien, die die höchste Aussagekraft haben und die geringsten
Fehlerquellen beinhalten.
Systemische unspezifische Immunchemotherapie
Die Cochrane Collaboration fand 53 Studien mit insgesamt 6.117 Patienten
vor. 32 dieser Studien berichteten über die 1-Jahres-Überlebensraten. Die
miteinander kombinierten Daten verschiedener Immuntherapien zeigte in
12,9% Teil- oder Vollremissionen, in den Kontrollgruppen (also keine
Immuntherapie) betrug diese Quote 2,5% und bei den Placebogruppen
4,3%.
|29
Insbesondere das Interferon alfa Therapie bewirkte gegenüber den
Kontrollgruppen (keine Immuntherapie) eine um 2,6 Monate längere mittlere Überlebensrate, eine um 27% reduzierte 1-Jahres-Sterblichkeitsrate
sowie eine Minderung des Risikos um 22%, innerhalb der ersten 2 Jahre am
Nierenkrebs zu sterben. Eine optimale Dosierung ist aber nicht identifiziert
worden.
Systemische unspezifische Immunchemotherapie plus
Nierenentfernung
Zwei Studien untersuchten die Bedeutung der Nierenentfernung vor einer
Interferon alfa-Gabe bei Patienten mit Fernabsiedlungen und nur geringen
Symptomen. Beide Studien zeigten übereinstimmend, dass operierte
Patienten, die anschließend Interferon alfa erhalten haben, einen Überlebensvorteil von statistisch 4,8 Monaten gegenüber den Patienten haben, die
nur Interferon alfa bekommen haben (also nicht operiert worden sind).
Trends in aktuellen Studien
– Neue Wege?
Spezifische Immuntherapie
Weltweit bearbeiten einige Arbeitsgruppen die Frage, wie man das Risiko
eines Weiterwachsens der Nierenkrebserkrankung senken könnte. Es geht
dabei um Patienten, bei denen entweder ein großer, lokal begrenzter oder
ein organüberschreitender Tumor bereits operiert worden ist, der aber bis
dato keine Fernabsiedlungen gezeigt hat. Da man weiß, dass insbesondere
diese Nierentumore zu einem hohen Prozentsatz zur Weiterentwicklung
neigen, wäre ein Senken dieses Risikos von großer Bedeutung.
In einer (randomisierten) Studie wurde den Patienten zuerst die tumortragende Niere entfernt und anschließend aus diesen Tumorzellen ein
Impfstoff produziert und dem Patienten anschließend wieder verabreicht. Im
Vergleich zu den operierten, aber nicht geimpften Patienten der gleichen
Risikogruppe zeigten die geimpften Patienten erstmalig ein geringeres
Risiko eines Weiterwachsens der Nierenkrebserkrankung. Diese Studie hat
viel Aufsehen erregt und wird auch kritisch diskutiert. Ergebnisse weiterer
Studien stehen noch aus.
Medikamente zur Hemmung der Blutgefäßneubildung im Tumor
Ein neuer biologischer Ansatz wird gegenwärtig im Rahmen klinischer
Studien über den metastasierten Nierenkrebs untersucht. Durch den Einsatz
eines spezifischen Antikörpers (gegen VEGF: vascular endothelial growth
factor) wird in den Tumoren eine Gefäßneubildung (Angiogenese) vermindert, durch die eine Weiterentwicklung verlangsamt werden soll.
Erstmalig wurde mit einem solchen Ansatz im Vergleich zu einer PlaceboGruppe eine Verlängerung des progressionsfreien Überlebens um 2,5
Monate bei Patienten mit einem metastasierten Nierenkrebs nachgewiesen.
Remissionsraten oder das Gesamtüberleben blieben aber gleich.
|30
Selbstheilung ohne Therapie
– Gibt es das?
Was bedeutet eine Spontanremission?
Die Spontanremission wird nach Everson und Cole (1966) definiert als
teilweise oder vollständige Rückbildung eines bösartigen Tumors ohne jede
therapeutische Maßnahme oder unter einer Behandlung, die als nicht angemessen angesehen wird. Spontanremissionen von Metastasen werden in
bis zu 0,8% aller Nierenzellkarzinome beschrieben, wobei bei fast allen in
der Literatur beschriebenen Fällen zuvor eine Nierenentfernung durchgeführt worden ist. Bei diesen aufgeführten Fällen handelt es sich
vorwiegend um Fernabsiedlungen in der Lunge. Aber: Kein Urologe wird bei
einem metastasierten Nierentumor nur deshalb die Entfernung der Niere
anstreben, um eine Spontanremission anzuregen. Hierzu ist die operative
Sterblichkeit viel zu hoch.
Eine wissenschaftliche Erklärung für dieses reale, aber seltene Phänomen
gibt es nicht, u.a. werden Faktoren des Abwehrhaushaltes (Immunologie)
diskutiert. Auch die Aufarbeitung von Krankengeschichten von Patienten,
die eine Spontanremission durchlebt haben, haben bisher keinen einheitlichen Erklärungsansatz (Krankheitsverhalten, Krankheitsbewältigung,
Lebensgewohnheiten, psychosoziale Faktoren) zeigen können.
|31
Nach der Therapie
Warum muss eine Tumornachsorge
erfolgen?
Eine Tumornachsorge hat den Sinn, nach einer abgeschlossenen
Tumorbehandlung den weiteren Verlauf der Tumorerkrankung zu beobachten, um im Falle eines Wiederaufflammens oder eines Fortschreitens
rechtzeitig weitere Therapieansätze anbieten zu können. Denn je weiter der
Tumor zum Zeitpunkt der Erstbehandlung schon gewachsen ist, desto höher
ist die Gefahr, dass die Erkrankung doch fortschreitet.
Tabelle 6: Nachsorgeschema: Leitlinien der DGU und der Deutschen
Krebsgesellschaft (AWMF, 2000) nach operativer Tumorentfernung bei
Nierenzellkarzinom
Nachsorgeschema
Untersuchung
Anamnese, klinischer Befund, Röntgen des
Thorax, Sonographie des Abdomen
(Bauchhöhle)
bei unklaren Befunden:
CT-Abdomen (ggf. MRT)
Labor: Alkalische Phosphatase,
Hämoglobingehalt (Hb), Blutsenkung (BSG)
Untersuchungszeitpunkte Alle 3 Monate im 1. u. 2. Jahr
Alle 6 Monate im 3. u. 4. Jahr
1x jährlich ab dem 5.Jahr
Dauer der Nachsorge
10 Jahre
Es gibt viele unterschiedliche Meinungen, ob man zu jedem Untersuchungszeitpunkt eine Computertomographie durchführen sollte. Nach
den Leitlinien der europäischen Urologenvereinigung (EAU) wird ein CT nur
bei einem erhöhten Risiko durchgeführt. Dazu zählen a) ein Zweittumor in
der zweiten Niere, b) eine erfolgte Nierenteilresektionen und c) lokal fortgeschrittene Tumoren im Stadium T3 oder T4. Eine Nierenfunktionsprüfung findet nicht routinemäßig statt.
Wird ein Fortschreiten der Tumorerkrankung während der Nachsorge nachgewiesen, muss je nach Lokalisation und Ausmaß individuell entschieden
werden, welche weiteren Maßnahmen getroffen werden sollten- in einer
individuellen Beratung und in einem vertrauensvollen Teamwork von
Patienten, Angehörigen und behandelnden Ärzten.
|32
Rehabilitation
Nach einer onkologischen Therapie hat jeder Patient ein Recht auf eine
3-wöchige stationäre Rehabilitationsmaßnahme, bei der eine Verbesserung
der Leistungsfähigkeit erreicht werden soll. Sie muss beim Kostenträger
beantragt werden. Neben einer Verbesserung der körperlichen Funktionen
liegt ein Schwerpunkt in der Betreuung seelischer Probleme. Ängste, verminderte Leistungsfähigkeit oder Unsicherheiten im Umgang mit
Therapiefolgen können in psychoonkologischen Einzel- oder Gruppentherapien behandelt werden. Weitere Möglichkeiten einer Krankheitsverarbeitung sind durch Gespräche mit Mitpatienten, durch das Erlernen
von Entspannungstechniken und die Einbeziehung der Angehörigen bei
Aufklärungen und Informationsseminaren im Rahmen einer Rehabilitation
möglich. Ziel ist es, dass Sie wieder möglichst schnell ihre gewohnten
Tätigkeiten im Alltag aufnehmen können.
Krankheitsbewältigung
Viele Patienten berichten, dass Sie nach abgelaufener stationärer
Behandlung und Rehabilitation zu Hause erst richtig zu Ruhe kämen und
sich vergegenwärtigten, was mit ihnen eigentlich passiert sei.
Die Art und Weise, sich mit der eigenen Krebserkrankung auseinander zu
setzen ist sehr unterschiedlich, so dass man einheitliche Empfehlungen nur
sehr bedingt aussprechen kann. Erfahrungen aus dem Alltag der
Patientenversorgung zeigen, dass vielfach insbesondere die Sorgen und
Ängste der Krebspatienten in der Arztpraxis in kurzen Gesprächen nicht
umfassend bearbeitet werden können. Somit schließen diese Lücke spezielle Krebsberatungsstellen oder psychosoziale Beratungsstellen.
Hier kann man, zugeschnitten auf individuelle Notwendigkeiten, u.a.
Entspannungstechniken erlernen, um die Ängste zu verringern und sich
somit seelisch zu stabilisieren. Aber auch familientherapeutische Gespräche
können begonnen werden, wenn es durch die Erkrankung zu Krisen in der
Familie oder Partnerschaft gekommen sein sollte. Ziel aller Ansätze ist es,
durch sinnvolle körperliche Aktivität, Arbeit mit Gefühlen, Entspannungsanleitungen und unter Umständen mit der Suche nach neuen Lebenszielen
das Wohlbefinden wieder zu steigern. Scheuen Sie sich nicht, sich mit diesen Angeboten auseinander zu setzen und sie zumindest auszuprobieren!
Selbsthilfe
Durch die Mitarbeit in einer Selbsthilfegruppe kann eine Verbesserung
persönlicher Lebensumstände (Hilfestellung unterschiedlichster Art) durch
Gespräche und Erfahrungsaustausch mit gleichartig Betroffenen erreicht
werden. Geleitet werden Selbsthilfegruppen zumeist durch nicht professionelle Helfer. Nach Schätzungen geht man davon aus, dass es in
Deutschland zwischen 70.000 bis 100.000 Selbsthilfegruppen gibt, in denen
ca. 3 Millionen Menschen krankheitsübergreifend organisiert sind. Im
Bereich der Nierenkrebserkrankungen existiert auf Bundesebene bei
|33
Redaktionsschluss noch keine Selbsthilfegruppe. Viele Selbsthilfegruppen
nehmen aber auch Menschen mit anderen Erkrankungen auf und bieten
Hilfestellungen an. Informationen zu Neugründungen bietet auch die
Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung
von Selbsthilfegruppen NAKOS (www.nakos.de.).
Ärzte und Patienten als
Partner von Anfang an
Wenn man mit der Diagnose Nierenkrebs konfrontiert wird, reagiert man
zunächst erschrocken, panisch, ängstlich und sucht vertrauensvolle
Ansprechpartner. Diese hofft man unter Angehörigen und unter den Ärzten,
später auch beim Pflegepersonal, dem Sozialdienst und ggf. bei Psychologen (Psychoonkologen) zu finden, mit denen man die nächsten schweren
Schritte gehen möchte.
Aus vielen Gesprächen mit Patienten wissen wir aber, dass das wahre Leben
oft ganz anders und schwieriger aussieht. Die Mediziner z.B. drücken sich
für medizinische Laien meist unverständlich aus, Gespräche finden nicht in
angemessener Form statt (Räumlichkeiten, zeitlicher Rahmen,
Gesprächsatmosphäre usw.).
Dabei ist diese Notlage vieler Patienten seit langem bekannt, Verbesserungen zeigen sich aber nur langsam. Mittlerweile sind die
Patientenrechte international in der Deklaration von Lissabon (1995)
sowie speziell für Deutschland festgelegt und veröffentlicht (www.bundesärztekammer.de). Zu den Patientenrechten gehören u .a. das Recht auf
Beratung und Aufklärung und das Recht auf eine zweite ärztliche Meinung;
die auch in der „Patientencharta 2003“ aufgenommen sind und von allen
Beteiligten im Gesundheitswesen unterstützt werden (www. bmj.de). Ziel ist
es, den Kranken vom Betroffenen zum Beteiligten werden zu lassen.
Wie soll man als Patient aber individuell diesen Wunsch in seinem Alltag
umsetzen, wie kann Partnerschaft entstehen? Hier gibt es keine goldene
Regel, nach der man sich richten kann, hierzu sind die einzelnen
Voraussetzungen zu verschieden.
Aber:
Versuchen Sie sich klar zu machen, welche Form des Verhältnisses Sie sich
mit ihrem Therapeuten wünschen. Was können Sie von sich aus dafür tun?
Vielleicht hilft Ihnen für ein erstes Gespräch, wenn Sie die ärztliche
Information als Dienstleistung – wie jede andere auch – sehen, die Sie
benötigen, um eine wichtige Entscheidung treffen zu können.
Weitere Anregungen zum Patientenverhalten finden sie auch im
blauen Ratgeber Teamwork „Krebspatienten und Ärzte als Partner“
(www.krebshilfe.de).
Zu einem gewachsenen Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient
kann es auch gehören, sich mit Formen eines krebsbedingten Todes auseinander zu setzen.
|34
Die Patientenverfügung
Die Patientenverfügung ist eine Willensäußerung eines Patienten, auf
sterbens- und leidensverlängernde Maßnahmen zu verzichten. Dieser
Verzicht (z. B. auf Beatmung, Bluttransfusion oder künstliche Ernährung)
bezieht sich auf einen Zustand der Bewusstlosigkeit mit unumkehrbaren
Gehirnschädigungen oder die Situation, in der der Sterbeprozess bereits
begonnen hat und die betroffene Person nicht mehr in der Lage ist, eigene
Entscheidungen über die Therapiemaßnahmen zu treffen.
Falls Sie in eine Situation geraten, in der Sie nicht mehr in der Lage sind,
selbst über medizinische Maßnahmen zu entscheiden, ist die von Ihnen verfasste Patientenverfügung von dem Arzt oder der Ärztin als wichtige
Entscheidungshilfe zu berücksichtigen.
Ihre Patientenverfügung kommt nur zur Anwendung, wenn Sie in der speziellen Situation nicht mehr einwilligungsfähig sind und Sie an einer
Erkrankung leiden, die zum Tode führen wird. Ihre Patientenverfügung gibt
Ihrem Arzt in dieser Situation einen wichtigen Hinweis auf Ihren mutmaßlichen Willen.
Wie gehe ich konkret vor ?
Eine Patientenverfügung sollte schriftlich vorliegen, vorzugsweise kombiniert
mit der Vorsorgevollmacht. Sie kann handschriftlich verfasst werden, dies ist
jedoch nicht zwingend erforderlich. Entsprechende, auch juristisch geprüfte
Vordrucke sind bei den weiter unten angegebenen Adressen erhältlich.
Legen Sie das Formular der Patientenverfügung zu Ihren persönlichen
Unterlagen. Notieren Sie, wo Sie Ihr Formular hinterlegt haben: bei Ihren
persönlichen Unterlagen, eventuell das Zweitexemplar bei Ihrer bevollmächtigten Person, weitere Kopien eventuell bei Angehörigen (Name und
Adresse), beim Arzt oder bei der Ärztin Ihres Vertrauens oder beim
Amtsgericht (Vormundschaftsgericht). Wir empfehlen, die Patientenverfügung (Erstschrift und Zweitexemplar) etwa alle ein bis zwei Jahre durch
Ihre Unterschrift erneut zu bestätigen.
Auf der Verfügung sollten zwei Personen den Willen des Verfassers mit ihrer
Unterschrift bezeugen. Die Beurkundung oder Beglaubigung durch einen
Notar ist möglich, jedoch nicht erforderlich. Zudem wird empfohlen, den
Arzt oder die Ärztin Ihres Vertrauens unterschreiben zu lassen. Dies ist aus
juristischen Gründen nicht notwendig, könnte aber die Akzeptanz im
Ernstfall erhöhen.
Eine Patientenverfügung kann jederzeit formlos widerrufen werden.
Weiterführende Informationen zur Patientenverführung:
www.krebshilfe.de
Deutsche Krebshilfe e.V.
www.bundesärztekammer.de
Bundesärztekammer
www.bmj.de
Bundesministerium der Justiz
www.bmj.bund.de/media/archive/694.pdf
www.medizinethik.de
Portal für Medizinethik
www.ruhr-uni-bochum.de/zme/
Zentrum für medizinische Ethik e.V.
|35
Interview mit einem
Betroffenen
Bei der Vielzahl der dargestellten Informationen in diesem Ratgeber war es
uns Autoren ein Bedürfnis, auch einen Patienten (Klaus K., 67 Jahre) mit
seiner Krankengeschichte zu Wort kommen zu lassen.
Fragen zum Zeitraum vor der Diagnostik
Welche Beschwerden veranlassten Sie damals einen Arzt aufzusuchen?
Ich hatte keine Beschwerden. Nach einer Röntgenreihenuntersuchung
durch die Berufsgenossenschaft habe ich einen Arzt aufgesucht.
Wie wurde Ihnen die Diagnose übermittelt? (Tumorgröße,
Krankheitsstadium, …)
Nachdem eine Verschattung auf der Lunge gesehen worden ist, fand man
1 Jahr später an der linken Niere einen Nierentumor durch eine
Computertomographie (CT).
Was ist Ihnen nach der Diagnoseübermittlung alles durch
den Kopf gegangen?
Im dem Moment brach die Welt für mich zusammen!
Wie sind Sie mit der Diagnose umgegangen?
(Zeit vor der Operation)
Ich habe geweint, habe gebetet und habe gedacht, warum gerade ich.
Mit wem haben Sie alles gesprochen?
Mit meiner Frau, den Kindern und Verwandten und dem Hausarzt.
Zeitraum nach der Operation:
Welches Krankheitsstadium wurde Ihnen übermittelt?
Wurde über die Prognose gesprochen?
Man sagte mir, ich habe einen bösartigen Tumor in der linken Niere, die
Niere sei entfernt worden. Wegen der Metastasen hat man mir zu einer
Immunchemotherapie geraten
Wie haben Sie das Gespräch über den Schweregrad Ihrer Erkrankung
empfunden?
Das Gespräch habe ich fürchterlich in Erinnerung. Man sagte, ich habe
eine 40% Überlebenschance.
Wie lang ist die Operation jetzt her?
Ich bin im August 1997 operiert worden.
|36
Was wurde seitdem an Untersuchungen oder Therapie unternommen?
Ich habe viele ambulante Untersuchungstermine in der Klinik gehabt, hatte
8 Immunchemotherapien und insgesamt 5 Lungenoperationen.
Ist Ihnen das Vorgehen jeweils verständlich und ausführlich erklärt worden?
Einigermassen. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.
Krankheitsbewältigung
Wie fühlen Sie sich jetzt aktuell?
Ich bin vor einer Woche erneut an der Lunge operiert worden. Ich habe
natürlich Angst vor der Zukunft. Ansonsten fühle ich mich ganz gut.
Haben Sie körperliche Einschränkungen? Haben Sie durch die
Erkrankung einen seelischen Schmerz?
Ich verspüre eine keine großen körperlichen Schmerzen, seelisch habe ich
schon große seelische Schmerzen.
Welche Rolle spielt die Erkrankung momentan in Ihrem Leben?
Eine sehr große.
Haben Sie sich einer Selbsthilfe Gruppe angeschlossen?
Nein.
Wenn nein, weshalb haben Sie davon Abstand genommen?
Ich möchte nicht mit jedem über meine Erkrankung sprechen.
Was würden Sie heute einem Betroffenen für einen Tipp geben wollen?
Immer optimistisch sein und beten.
Was sollte man aus Ihrer Sicht vermeiden?
Sich hängen zu lassen.
Wichtige eigene Gedanken:
Nach jeder Operation wünsche ich mir, dass es die Letzte gewesen sein
soll und ich ganz geheilt bin.
Zusätzliche Behandlungen
Ist nach der ersten Operation (Nierenentfernung) im weiteren
Verlauf eine zusätzliche Behandlung notwendig gewesen?
Ich bekam inzwischen 8 Immunchemotherapien und 5 Lungenoperationen
Wie haben Sie die Immunchemotherapie vertragen?
Ich hatte unter der Gabe Schüttelfrost bis 41ºC Fieber, Haarausfall,
Hautausschlag, die Haut löste sich an Händen und Füßen ab. Ich war
lustlos, hatte keinen Appetit, keinen Lebensmut mehr.
|37
Über welchen Zeitraum ist Sie durchgeführt worden?
In 6 Jahren sind 8 Therapien über je 8 Wochen durchgeführt worden.
Sind Sie nochmals operiert worden?
Ich bin wie gesagt insgesamt 5mal an der Lunge nach der
Nierenentfernung operiert worden.
Welchen Effekt hatten diese Eingriffe auf Ihren Krankheitsverlauf?
Ich war immer längere Zeit metastasenfrei.
|38
Hat mich dieser Ratgeber gut
informiert?
Ob als Buch, Broschüre oder als Internet-Angebot, es gibt eine sehr große
Zahl unterschiedlichster Patienteninformationen. Viele dieser Informationsangebote bieten den Patienten umfassende und wertvolle Informationen in
gut verständlicher Art und Weise. Leider gibt es aber auch viele unzureichende Patienteninformationen, die beispielsweise wenig verständlich sind
oder nur bruchstückhafte Informationen bieten. Für Patienten und Laien ist es
äußerst schwer, die Qualität der angebotenen Informationen zu überprüfen
und zu beurteilen, ob diese richtig und zutreffend sind. Deshalb wurden in
der Vergangenheit Instrumente entwickelt, die eine einfache und schnelle
Beurteilung einer Patienteninformation ermöglichen sollen. Vorreiter ist hier
das DISCERN-Projekt (www.discern.de). Auf Basis dieses Projektes findet
sich im Internet ein Angebot des „Ärztlichen Zentrums für Qualität in der
Medizin“ (www.patienten-information.de) zur „Qualitätsgeprüften Behandlungsinformation für Patienten und Laien“- eine kurze Checkliste, mit der
Patienteninformationen bewertet werden können.
Bei der Zusammenstellung der vorliegenden Patienteninformation zum
Nierenzellkarzinom haben wir versucht, die Anforderungen an Patienteninformationen so gut wie möglich zu berücksichtigen.
Sie haben als Leser die Möglichkeit diese Broschüre eigenständig zu
bewerten; dazu findet sich im Folgenden die Checkliste von „PatientenInformation.de“.
|39
Checkliste zur Beurteilung von Angeboten
zur Patienteninformation
(für Bücher, Broschüren oder Internetangebote)
Quelle: Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, www.patienten-information.de, November 2005
Fragen zur Qualität
Wie sie das herausfinden können…
Ist klar, wer die Information geschrieben hat?
• Suchen Sie am Ende des Informationstextes oder im
Impressum des Webangebotes nach einem Autor.
• Die Qualifikation des Autors/der Autoren sollte dabei
erkennbar sein.
• In die Erstellung guter Gesundheitsinformationen sollten
Autoren verschiedener Fachgebiete und möglichst auch
Patienten einbezogen sein.
• Achten Sie darauf, bei Internetinformationen den Webmaster (derjenige, der die Seiten erstellt hat) oder den
Besitzer der Webseite nicht mit dem Autor zu verwechseln.
• Es kann jedoch vorkommen, dass Autoren gleichzeitig auch
ihre eigenen Webmaster sind.
Sind die Ziele der Information /Webseite klar?
• In einer guten Information/auf einer guten Webseite wird
erklärt, an wen sich diese richtet und mit welcher Absicht.
• In Broschüren können Sie sich am Inhaltsverzeichnis orientieren.
• Im Internet finden Sie diese Angaben hierzu oft unter
Menupunkten wie „Wer wir sind“, „Was wir wollen“,
„Über unsere Organisation“, „Impressum“ etc.
• Suchen Sie nach Angaben zu Inhalten der Informationen,
wie zum Beispiel einer Kurzbeschreibung. Sie haben ja
recherchiert, um eine Antwort auf Ihre Fragen zu finden.
Auf welche Quellen stützt sich die
Information /Webseite?
• Diese Frage hat eine besondere Bedeutung, wenn es sich
um Informationen handelt, , in denen Diagnose und/oder
Therapieverfahren erklärt werden. Hier sollten Sie unbedingt
nach der Angabe von Quellen (Klinische Studien, Leitlinien,
Literaturstellen) suchen, auf die sich der Inhalt der Publikation stützt. Diese sind meist in einem Literaturverzeichnis
am Ende der Publikation angegeben.
• Hinweis zu Quellenangaben:
Am sichersten sind in der Regel die Informationen, die sich
auf die Ergebnisse großer klinischer Studien stützen, in
denen die Wirksamkeit eines Untersuchungs- oder Behandlungsverfahrens nachgewiesen wurde. Am wenigsten sicher
sind Informationen, die auf bloßen Expertenmeinungen
beruhen (was natürlich nicht bedeutet, dass Meinungen
von Experten falsch seien).
|40
Fragen zur Qualität
Wie sie das herausfinden können…
Enthält die Information/ Webseite
weitere Hilfsangebote?
• Es reicht meist nicht, nur eine Information zu lesen. In den
meisten Fällen werden damit Ihre Fragen nicht beantwortet.
Gute Informationen enthalten deshalb Adressensammlungen
von Stellen, an die Sie sich außerdem wenden können und
Literaturangaben bzw. (funktionierende!) Links zu anderen
Internetseiten, die sich mit der gleichen Thematik befassen.
Wie aktuell ist die Information/
Webseite?
• Auch Informationen haben ein „Verfallsdatum“. In der
Literatur wird hierfür ein Zeitraum von 2 Jahren angegeben.
• Es ist daher wichtig dass Sie wissen, wann eine Information
erstellt oder überarbeitet wurde.
• Auch Informationen, deren Erstellungsdatum weiter zurückliegt als 2 Jahre können noch richtig sein. In diesem Fall
sollten sie aber unbedingt einen Gültigkeitsvermerk haben.
• Informationen im Internet sind oft auf mehrere Internetseiten
aufgeteilt. Jede einzelne dieser Seiten wird vielleicht nicht
regelmäßig gepflegt. Hier ist es besonders wichtig, nach
einem Gültigkeitsvermerk zu suchen.
Woraus Sie im Internet besonders achten sollten: Manche
Webseiten zeigen das jeweils aktuelle Datum an, dies hat
nichts mit der Information selbst zu tun, wird aber oft mit
der Aktualitätsangabe zu der betreffenden Information
verwechselt.
• Wenn ein Datum angegeben ist, muss erkennbar sein, ob
es einen direkten Bezug zur inhaltlichen Aktualität einer
Information hat.
• Die Angabe zur Überarbeitung einer Website muss nicht
identisch sein mit der Aktualitätsangabe der auf diesen
Seiten angebotenen Informationen!
Ist die Information/Webseite
ausgewogen und unabhängig?
• Achten Sie darauf, wer der Betreiber oder Sponsor der
Information/Seite ist und welche Interessen er hat.
• Sachverhalte sollten neutral und ohne Wertung formuliert
sein (Beispiel: „halbvolles oder halbleeres Glas“ oder 50%
Füllstand), damit Sie mit Ihren Entscheidungen nicht unbemerkt in eine bestimmte Richtung gedrängt werden.
• Wenn eine Information Sie verunsichert oder erschreckt,
berücksichtigen Sie diese nicht bei Ihren Entscheidungen.
• Vorsicht ist geboten auch bei Sensationsberichten und
Berichten über Wunderheilungen. In den meisten Fällen vor allem dann, wenn damit Werbung gemacht wird- ist das
nicht seriös!
|41
Fragen zur Qualität
Wie sie das herausfinden können…
Werden Unsicherheiten beschrieben?
• Es gibt bei weitem nicht für alle Untersuchungs- oder
Behandlungsmethoden Beweise ihrer Wirksamkeit.
• Manche Behandlungen wirken bei einigen Patienten, bei
anderen aber nicht.
• Manche Untersuchungen/ Behandlungen sind noch in
einem „experimentellem Stadium“. Das sollte ausdrücklich
vermerkt sein!
Werden mögliche Untersuchungen/
Behandlungen/Maßnahmen genau
beschrieben?
• Es sollte vermerkt sein, ob bzw. welche anderen anderen
Möglichkeiten einer Untersuchung oder Behandlung
außer der/den beschriebenen bestehen.
• Jede Untersuchung/Behandlung/Maßnahme sollte für
Sie ausreichend und verständlich erklärt sein.
• Der Nutzen, die Risiken und Nebenwirkungen der
einzelnen Untersuchungen/Behandlungen/Maßnahmen
sollten beschrieben sein.
• Sie müssen auch wissen, wie sich die Untersuchungen
/Behandlungen auf Ihre Lebensweisen auswirken, das
heißt, ob sie unter Umständen der Behandlung willen
Einbußen an Lebensqualität in Kauf nehmen müssen und
vor allem, welche das im einzelnen sind.
• Es sollte darauf hingewiesen werden, was passiert, wenn
die Erkrankung unbehandelt bleibt, bzw. entsprechende
Maßnahmen nicht ergriffen werden.
Wie steht es mit der Sicherheit
im Internet?
• Gesundheitsinformationen im Internet, die speziell für
Patienten gedacht sind, sollten kostenfrei und ohne
Passwortschutz angeboten werden.
• Wenn jemand (zum Beispiel auf einem Kontaktformular) Ihre
persönlichen Daten erfragt, achten Sie auf eine Erklärung,
wie der Betreiber der Seite mit Ihren Daten umgeht.
• Bedenken Sie, dass eine Email wie eine Postkarte ist, die
auch diejenigen lesen können, für die sie nicht gedacht ist.
Schicken Sie deshalb nicht einfach Ihre Krankengeschichte
an die Email Adresse eines Anbieters von
Gesundheitsinformationen.
|42
Erklärung von Fachausdrücken
Anamnese
Erhebung der Krankengeschichte; der Arzt befragt Sie ausführlich zu Ihren
Beschwerden, zum Beginn und zum Verlauf der Erkrankung
Angiographie
Röntgenuntersuchung bei der Arterien oder Lymphgefäßen mittels Gabe von
Kontrastmittel dargestellt werden
Angiomyolipom
gutartiger Tumor der sich aus Gefäßen, Muskeln und Fett zusammensetzt
Ansprechrate
… beschreibt bei wie vielen Patienten sich eine Erkrankung auf eine
Bandlung hin zurückbildet
AWMF
Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen Medizinischen
Fachgesellschaften in Deutschland
benigne
gutartig
Chemotherapie
Gabe von speziellen Medikamenten mit dem Ziel, das Wachstum der
Tumorzellen zu hemmen. Zumeist wird der Begriff für die Chemotherapie
mit Zytostatika verwendet. Hier werden die Tumorzellen durch Verwendung
von Medikamenten zur Hemmung der Zellteilung bekämpft (Zytostatika).
Chromosomen
… sind die Träger der Erbinformation und befinden sich innerhalb jeder
Zelle im Zellkern
Computertomographie (CT)
Es handelt sich um eine Untersuchung mit Röntgenstrahlen. Dabei werden,
nicht wie im Röntgenbild nur eine Aufnahme, sondern viele einzelne Schnittbilder erstellt. Am Computer können nun die einzelnen Aufnahmen zu
Schnittbildern durch den Körpern (längs oder quer) zusammengesetzt
werden. Das Verfahren ermöglicht sogar einen dreidimensionalen Einblick
in den Körper, der zur Therapieplanung genutzt werden kann (Operationsoder Bestrahlungsplanung).
DGU
Diagnostik
Feststellung einer bestimmten Krankheit aufgrund bestimmter
Untersuchungen
|43
Differenzierungsgrad
Mit einer mikroskopischen Untersuchung wird untersucht, wie stark die
Krebszellen von normalen, gesunden Zellen abweichen (= Differenzierung).
Je ähnlicher die Tumorzellen dem gesunden Gewebe sind, desto günstiger
werden die Krebserkrankung und ihre Prognose eingestuft.
Dialyse
„Blutwäsche“, wenn die Niere(n) ihre natürliche Funktion nicht mehr ausüben können, dann muss die Reinigung des Blutes durch eine Maschine
(„künstliche Niere“) erfolgen
Embolisation
Eingriff, bei dem ein oder mehrere Blutgefäße künstlich verschlossen werden
Endoskop/endoskopisch
Körperhohlräume und Hohlorgane lassen sich mit Hilfe eines beweglichen
Schlauches ausleuchten und betrachten („spiegeln“). In dem Schlauch ist ein
optisches System eingebaut. Während einer Endoskopie kann der Arzt auch
eine Gewebeprobe entnehmen oder sogar eine Operation durchführen.
Fernmetastase
Siehe Metastase
Grading
Durch eine mikroskopische (histologische) Untersuchung des Tumors kann
der Grad der Bösartigkeit nach bestimmten Kriterien abgeschätzt werden.
Dabei spielt der Differenzierungsgrad des Tumors oder die Zellteilungsrate
eine Rolle. Meistens wird das Grading in drei Gruppe eingeteilt (I-III), wobei
„I“ die prognostisch günstigste Gruppe darstellt.
Hämaturie
Blut im Urin
Hormone
Botenstoffe des Körpers, die durch das Blut- oder Lymphsystem im Körper
verteilt werden
Immunsystem
Körpereigenes Abwehrsystem, welches Krankheitserreger (z.B. Vieren,
Bakterien) oder fremde Substanzen erkennt und Gegenmaßnahmen gegen
diese aktiviert und im Idealfall diese unschädlich macht.
Immuntherapie
Eine Behandlungsmethode, die das Immunsystem aktiviert und nutzt.
Bei Krebserkrankungen soll die körpereigene Abwehr mit geeigneten
Medikamenten gegen die Krebszellen eingesetzt werden.
|44
Interferone
Botenstoffe, mit denen die körpereigenen Abwehrzellen des Immunsystems
kommunizieren. Interferone, die künstlich hergestellt werden können, werden
zur Behandlung verschiedener Krebsarten eingesetzt.
Interleukine
… sind besondere Gewebehormone, durch welche das Wachstum und die
Ausdifferenzierung der Zellen des blutbildenden Systems reguliert werden.
Sie werden ebenfalls zur Krebstherapie eingesetzt, sind aber häufig mit
starken Nebenwirkungen gekoppelt.
Kernspintomographie/Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT)
Auch dieses bildgebende Verfahren liefert wie die Computertomographie
Schnittbilder. Dabei werden aber keine Röntgenstrahlen, sondern
Magnetfelder benutzt.
Kreatinin
Dient zur Einschätzung der Nierenfunktion. Da diese Substanz, die in der
Muskulatur gebildet wird, normalerweise fast völlig durch die Niere ausgeschieden wird, zeigt ein Anstieg des Kreatinins im Blutserum eine
Einschränkung der Nierenfunktion an.
Kurativ
Behandlung mit dem Ziel der Heilung
Lokal
Örtlich
Lokalrezidiv
Widerauftreten einer Tumorerkrankung am Ort des ersten, ursprünglichen
Auftretens
Metastase
Absiedlung der ursprünglichen Tumorerkrankung. Durch „Abschwemmung“
von Tumorzellen des ursprünglichen Tumors durch das Blut- (hämatogene
Metastasierung) oder das Lymphsystem (lymphogene M.) entsteht an neuer
Stelle ein weiterer Krankheitsherd.
Mortalitätsrate
Sterberate
Onkologie
Lehre von den Krebserkrankungen
Onkozytom
Tumor der Niere, der heutzutage als gutartig angesehen wird.
|45
Palliativ
Lindern.
Wenn eine Krebserkrankung so weit fortgeschritten ist, dass keine Heilung
mehr erfolgen kann, liegt der Schwerpunkt der Therapie in der Linderung
der Beschwerden, insbesondere der Schmerzen und der Kontrolle der
krankheitsbedingte Symptome.
Prognose
Zukünftiger Verlauf der Erkrankung; aufgrund verschiedener Faktoren (z.B.
Tumorstadium, Grading usw.) kann eine grobe Abschätzung des weiteren
Krankheitsverlaufs vorgenommen werden.
Psychisch
Seelisch
Radiotherapie
Strahlenbehandlung
Randomisierung
Zufällige, nicht beeinflussbare Aufteilung der Teilnehmer einer Studie auf die
Behandlungs- oder Kontrollgruppe. Sie gewährleistet die Vergleichbarkeit
von Behandlungs- oder Kontrollgruppe.
Remission
Rückbildung von Krankheitssymptomen. Man unterscheidet die Teilremission
(teilweisen/zeitweise Rückbildung) und Komplett- oder Vollremission.
Resektion
Operative Entfernung von erkrankten Teilen eines Organs
Rezidiv
Begriff für „Rückfall“ bzw. Wiederauftreten der Krankheit nach einem
krankheitsfreien Zeitraum
Stable disease
„Stabile Erkrankung“. Tumorerkrankung ist stabil und ändert sich nicht.
Stadieneinteilung (Staging)
Einteilung der Tumorerkrankung in verschiedene, prognostisch wesentliche
Gruppen. Verwendet werden Tumorausdehnung, Lymphknotenbefall und
Metastasenstatus (siehe Kapitel Prognose)
Strahlenbehandlung (Radiotherapie)
Strahlung (radioaktive / ionisierende) kann zum Zweck der Heilung oder der
Linderung einer Krebserkrankung eingesetzt werden. Tumorzellen sollen
durch die Strahlentherapie zerstört werden. Die Strahlendosis ist dabei um
ein Vielfaches höher als bei einer Röntgenuntersuchung.
|46
Subkutan
Verabreichung eines Medikamentes unter die Haut
Symptom
Zeichen einer Krankheit
Systemische Therapie
Behandlung, die auf den gesamten Körper wirkt und nicht nur auf eine
bestimmte Stelle. Ein Beispiel für die systemische Therapie ist die
Chemotherapie.
Therapie
Behandlung einer Erkrankung
TNM / UICC - Klassifikation
Beschreibt einer Tumorerkrankung anhand Tumorausdehnung (T), regionär
befallener Lymphknoten (N) und Fernmetastasen (M) bzw. deren
Kombinationen (UICC).
Tumor
unkontrollierte Wucherung von Körperzellen
Tumorvakzinierung
Vakzinierung bedeutet Impfung. Bei der neuen Methode der
Tumorvakzinierung werden speziell aufbereitete Zellen in den Körper
eingebracht, die die Immunabwehr aktivieren sollen. Die so aktivierten
körpereigene „Killerzellen“ sollen dann die Tumorzellen zerstören.
Überlebensrate
Anteil der Patienten, die nach einer gewissen Zeit noch leben.
UICC
International Union Against Cancer. Internationale Vereinigung gegen
den Krebs, die u.a. auch für die Pflege und Herausgabe der Tumorstadieneinteilungen (TNM / UICC) verantwortlich ist.
Zytokine
… sind Botenstoffe, die zur Kommunikation innerhalb des Immunsystems
dienen und zur Krebstherapie eingesetzt werden können. Zu ihnen gehören
beispielsweise Interleukine und Interferone.
|47
Literatur
Grundlagen, Krankheitsstadien, Prognose
• Adami H.O., Hunter D., Trichopoulos D. Textbook of Cancer Epidemiology, Oxford University
Press, 2002
• Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland. Krebs in Deutschland,
5. Auflage, Saarbrücken, 2005
• Katz DL, Zheng T, Holford TR, Flannery J
Time trends in the incidence of renal carcinoma: analysis of Connecticut Tumor Registry data,
1935-1989. Int J Cancer. 1994 Jul 1;58(1):57-63.
• Schlehofer B, Pommer W, Mellemgaard A, Stewart JH, McCredie M, Niwa S, Lindblad P,
Mandel JS, McLaughlin JK, Wahrendorf J. International renal-cell-cancer study. VI. the role of
medical and family history. Int J Cancer. 1996 Jun 11;66(6):723-6.
• Wittekind CH, Bootz F, Meyer HJ, TNM. Klassifikation maligner Tumoren. Springer Verlag, 2002
• Janzen NK, Kim HL, Figlin RA, Belldegrun AS. Surveillance after radical or partial nephrectomy for localized renal cell carcinoma and management of recurrent disease. Urol Clin North
Am. 2003 Nov;30(4):843-52. Review.
Diagnostik
Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften: Interdisziplinäre
kurzgefaßte Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für
Urologie. Nierenzellkarzinom. AWMF- Leitlinien-Register Nr. 032/037, 2000, A25 331ff.
Deutsche Gesellschaft für Urologie. Leitlinien zur Diagnostik und Therapie des
Nierenparenchymkarzinoms. Urologe A. 1998, 37: 327-341.
Mickisch G, Carballido J, Hellsten S, Schulze H, Mensink H; European Association of Urology.
Guidelines on renal cell cancer. Eur Urol. 2001 Sep;40(3):252-5.
Ferucci J, Wittenberg TJ, Margolees MN, Carrey RW, Malignant Seeding of the tract after
needle aspiration biopsy. 1979, 130: 345-346
Operative Therapie
Hafez KS, Novick AC, Campbell SC. Patterns of tumor recurrence and guidelines for followup
after nephron sparing surgery for sporadic renal cell carcinoma.
J Urol. 1997 Jun;157(6):2067-70.
Hafez KS, Fergany AF, Novick AC. Nephron sparing surgery for localized renal cell carcinoma:
impact of tumor size on patient survival, tumor recurrence and TNM staging.
J Urol. 1999 Dec;162(6):1930-3.
Hafez KS, Fergany AF, Novick AC. Nephron sparing surgery for localized renal cell carcinoma:
impact of tumor size on patient survival, tumor recurrence and TNM staging.
J Urol. 1999 Dec;162(6):1930-3.
Mickisch G. Lymphatic metastases in renal cell carcinoma. What is the value of operation and
adjuvant therapy? Urologe A. 1999 Jul;38(4):326-31.
MJ, Zincke H, Utz DC, Bernatz PE. The treatment of renal cell carcinoma with solitary metastasis. J Urol. 1978 Nov;120(5):540-2.
Moll V, Becht E, Ziegler M. Kidney preserving surgery in renal cell tumors: indications, techniques and results in 152 patients. J Urol. 1993 Aug;150(2 Pt 1):319-23.
Nativ O, Sabo E, Raviv G, Madjar S, Halachmi S, Moskovitz B. The impact of tumor size on clinical outcome in patients with localized renal cell carcinoma treated by radical nephrectomy. J
Urol. 1997 Sep;158(3 Pt 1):729-32.
Metastasenchirurgie und palliative Nierenentfernung
Cerfolio RJ, Allen MS, Deschamps C, Daly RC, Wallrichs SL, Trastek VF, Pairolero PC.
Pulmonary resection of metastatic renal cell carcinoma. Ann Thorac Surg. 1994 Feb;57(2):339-44.
Elson PJ, Witte RS, Trump DL. Prognostic factors for survival in patients with recurrent or metastatic renal cell carcinoma. Cancer Res. 1988 Dec 15;48(24 Pt 1):7310-3.
Pomer S, Klopp M, Steiner HH, Brkovic D, Staehler G, Cabillin-Engenhart R. Brain metastases in
renal cell carcinoma. Results of treatment and prognosis]. Urologe A. 1997 Mar;36(2):117-25.
Flanigan RC, Salmon SE, Blumenstein BA, Bearman SI, Roy V, McGrath PC, Caton JR Jr,
Munshi N, Crawford ED. Nephrectomy followed by interferon alfa-2b compared with interferon
alfa-2b alone for metastatic renal-cell cancer. N Engl J Med. 2001 Dec 6;345(23):1655-9.
|48
Mickisch GH, Garin A, van Poppel H, de Prijck L, Sylvester R Radical nephrectomy plus interferon-alfa-based immunotherapy compared with interferon alfa alone in metastatic renal-cell
carcinoma: a randomised trial. Lancet. 2001 Sep 22;358(9286):966-70.
Flanigan RC, Mickisch G, Sylvester R, Tangen C, Van Poppel H, Crawford ED. Cytoreductive
nephrectomy in patients with metastatic renal cancer: a combined analysis.
J Urol 2004 Mar;171(3):1071-6.
Minimalinvasive Therapie
Gill IS, Remer EM, Hasan WA, Strzempkowski B, Spaliviero M, Steinberg AP, Kaouk JH, Desai
MM, Novick AC. Renal cryoablation: outcome at 3 years. J Urol. 2005 Jun;173(6):1903-7.
Gore JL, Kim HL, Schulam P. Initial experience with laparoscopically assisted percutaneous
cryotherapy of renal tumors.J Endourol. 2005 May;19(4):480-3.
Kodama Y, Abo D, Sakuhara Y, Sawada A, Watanabe Y, Funakubo M, Shimizu T, Miyasaka K.
MR-guided percutaneous cryoablation for bilateral multiple renal cell carcinomas. Radiat Med.
2005 Jun;23(4):303-7.
Hacker A, Vallo S, Weiss C, Grobholz R, Alken P, Knoll T, Michel MS. Minimally invasive
treatment of renal cell carcinoma: comparison of 4 different monopolar radiofrequency devices.
Eur Urol. 2005 Oct;48(4):584-92.
Boss A, Clasen S, Kuczyk M, Anastasiadis A, Schmidt D, Claussen CD, Schick F, Pereira PL.
[Radiofrequency ablation of renal cell carcinomas using MR imaging: initial results]
Rofo. 2005 Aug;177(8):1139-45. German.
Strahlentherapie
Aref I, Bociek RG, Salhani D. Is post-operative radiation for renal cell carcinoma justified?
Radiother Oncol May 1997;43:155-7. PM:9192960
DiBiase SJ, Valicenti RK, Schultz D, Xie Y et al. Palliative irradiation for focally symptomatic
metastatic renal cell carcinoma: support for dose escalation based on a biological model. J Urol
1997;158:746-749. PM:9258072
Medikamentöse Therapie
Chemotherapie
Yagoda A, Petrylak D, Thompson S. Cytotoxic chemotherapy for advanced renal cell carcinoma.
Urol Clin North Am. 1993 May;20(2):303-21. Review.
Immuntherapie
McCune CS, O'Donnell RW, Marquis DM, Sahasrabudhe DM Renal cell carcinoma treated by
vaccines for active specific immunotherapy: correlation of survival with skin testing by autologous tumor cells. Cancer Immunol Immunother. 1990;32(1):62-6.
Doehn C, Jocham D. Immunotherapy of renal cell carcinoma: results from current phase-III-trials. Aktuelle Urol. 2004 Apr;35(2):121-9. Review. German.
Jocham D, Richter A, Hoffmann L, Iwig K, Fahlenkamp D, Zakrzewski G, Schmitt E,
Dannenberg T, Lehmacher W, von Wietersheim J, Doehn C. Adjuvant autologous renal tumour
cell vaccine and risk of tumour progression in patients with renal-cell carcinoma after radical
nephrectomy: phase III, randomised controlled trial. Lancet. 2004 Feb 21;363(9409):594-9.
Negrier S, Escudier B, Lasset C, Douillard JY, Savary J, Chevreau C, Ravaud A, Mercatello A,
Peny J, Mousseau M, Philip T, Tursz T. Recombinant human interleukin-2, recombinant human
interferon alfa-2a, or both in metastatic renal-cell carcinoma. Groupe Francais
d'Immunotherapie. N Engl J Med. 1998 Apr 30;338(18):1272-8
Coppin C, Porzsolt F, Kumpf J, Coldman A, Wilt T. Immunotherapy for advanced renal cell
cancer. Cochrane Database Syst Rev. 2000;(3):CD001425. Review. Update in: Cochrane
Database Syst Rev. 2005;(1):CD001425
Yang JC, Haworth L, Sherry RM, Hwu P, Schwartzentruber DJ, Topalian SL, Steinberg SM,
Chen HX, Rosenberg SA.A randomized trial of bevacizumab, an anti-vascular endothelial
growth factor antibody, for metastatic renal cancer. N Engl J Med. 2003 Jul 31;349(5):427-34.
Spontanheilung
Riese W, Goldenberg K, Freytag A. Spontanremissionen und deren Einfluß auf die Prognose von
Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom. In: Heim M, Schwarz R.(Herausgeber):
Spontanremissionen in der Onkologie, Schattauer, 1998, S. 223-240.
de Riese W, Goldenberg K, Allhoff E, Stief C, Schlick R, Liedke S, Jonas U. Metastatic renal cell
carcinoma (RCC): spontaneous regression, long-term survival and late recurrence.
Int Urol Nephrol. 1991;23(1):13-25.
|49
Weiterführende Informationen
im Internet (Links)
Informationen zum Thema Nierenkrebs
www.deutschekrebshilfe.de
Deutsche Krebshilfe
www.deutschekrebsgesellschaft.de
Deutsche Krebsgesellschaft
www.krebsinformation.de
Krebsinformationsdienst (KID)
www.nierenkrebs.de
Deutsche Multicentergruppe für die kombinierte
Chemo-Immuntherapie
www.onkodin.de
Onkologische Informationen der Universität
Kaiserslautern
www.meb.uni-bonn.de/cancernet/deutsch/index.html
Cancer Net – Universität Bonn
www.krebs-kompass.de
Krebskompass
www.awmf-online.de
AMWF: Arbeitsgemeinschaft der
Wissenschaftlichen Medizinischen
Fachgesellschaften
Allgemeine Informationen
www.gekid.de
Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister
in Deutschland (GEKID)
www.rki.de
Dachdokumentation Krebs im Robert-Koch-Institut
www.dkfz-heidelberg.de
Deutsches Krebsforschungszentrum(DKFZ)
Englischsprachige Links
www.cancerbacup.org
Englische patientengerechte Informationen über
verschiedene Krebsarten und deren Versorgung
www.who.int/cancer/en
WHO (World Health Organization)
www.nci.nih.gov/cancertopics/types/kidney
National Cancer Institute
|50
Dr. med. Volker Rohde
ist zur Zeit Oberarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsklinikum Gießen und
Marburg mit uroonkologischem Schwerpunkt, langjährige Tätigkeit in der universitären und außeruniversitären Lehre.
Studium der Medizin in Hannover und Bonn, Promotion in Köln, ärztliche Tätigkeiten in der Chirurgie,
Pathologie und Urologie in Bergisch Gladbach, Frankfurt, Homburg/Saar, Kiel und Gießen.
Leiter klinischer, multizentrischer Studien zur Lebensqualität beim Prostatakarzinom,
Gutachtertätigkeit bei der Bewertung medizinischer Technologien und Methoden (Health Technology
Assessment, HTA).
Email: [email protected]
Priv. Doz. Dr. med.
Alexander Katalinic
Jahrgang 1965, ist Direktor des Instituts für Krebsepidemiologie e.V. an der Universität zu Lübeck
und assoziierter wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Sozialmedizin, Universitätsklinikum
Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
1986-1992 Studium der Humanmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen-Nürnberg.
1993-1997 wissenschaftlicher Assistent am Institut für medizinische Statistik und Dokumentation der
Friedrich-Alexander-Universität. 1994 Dissertation. 1995 Approbation. 1997 Leiter der Registerstelle
des Krebsregisters Schleswig-Holstein am Institut für Krebsepidemiologie e.V. in Lübeck mit wissenschaftlicher Anbindung an das Institut für Sozialmedizin, UKSH, Campus Lübeck. 1999 Zertifikat
„Biometrie“ der GMDS (Gesellschaft für Informatik, Biometrie und Epidemiologie). 2003 Mitglied
der Ethikkommission der Ärztekammer Schleswig-Holstein. 2004 Habilitation und venia legendi für
Sozialmedizin, Epidemiologie und Versorgungsforschung. 2005 Direktor des Instituts für
Krebsepidemiologie e.V., Universität zu Lübeck.
Priv. Doz. Dr. med. Alexander Katalinic
Institut für Krebsepidemiologie e.V.
Beckergrube 43-47
D-23552 Lübeck
Telefon: +49.451.7992550
Email: [email protected]
Internet: www.krebsregister-sh.de
|51
0609/19113190(RFA-BRO-Niere)
Roche Pharma AG
79630 Grenzach-Wyhlen
Herunterladen