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Die interzelluläre Ausbreitung von Viren in Pflanzen erfordert die Funktion Virus-kodierter
Transportproteine („Movement Protein“, MP), die über kompatible Interaktionen mit
Wirtsfaktoren den symplastischen Transportweg für Photoassimilate und endogene
Makromoleküle rekrutieren. Dabei kommt der Struktur und Funktion der Plasmodesmen
(PDs), den cytoplasmatischen Zell-zu-Zell Verbindungen, eine entscheidende Bedeutung zu.
Ziel dieser Arbeit war die Identifizierung von molekularen Faktoren plasmodesmaler
Transportprozesse, wobei drei Ansätze verfolgt wurden:
(1) Analyse der zellbiologischen, metabolischen und virologischen Konsequenzen MPvermittelter Änderungen des plasmodesmalen Transportweges und Identifizierung daran
beteiligter Wirtsfaktoren am Beispiel des Potato leafroll virus MP (PLRV-MP17).
(2) Isolierung
pflanzlicher
Interaktionspartner
eines
am
intra-
und
interzellulären
Virustransport beteiligten viralen Capsid Proteins (CP) mit MP-ähnlichen Eigenschaften.
(3) Charakterisierung des an der Ausbildung funktionaler PDs beteiligten SXD1 (sucrose
export
deficient
1) Proteins
und
dessen
Bedeutung für den
symplastischen
Assimilattransport.
Hierbei bildete Ansatz (1) den Schwerpunkt der Arbeit.
(1) Die konstitutive Expression des PLRV-MP17 in transgenen Tabakpflanzen führt zu einer
starken Wuchsretardierung, einer massiven Akkumulation von Kohlenhydraten in sourceBlättern sowie einer limitierten Virusresistenz (Herbers et al., 1997). Um zu untersuchen, ob
die MP17-induzierten Änderungen durch Modifikation spezifischer PDs oder durch
pleiotrope Effekte infolge der hohen MP17-Gehalte hervorgerufen werden, wurden diese
Pflanzen mit phänotypisch unauffälligen Tabaklinien verglichen, die MP17 in translationaler
Fusion mit GFP exprimierten. Subzelluläre Lokalisierungsstudien zeigten eine generelle
Assoziation von MP17 mit PDs des vaskulären und nicht-vaskulären Gewebes in sourceBlättern, während in sink-Blättern die Lokalisation auf PDs der Trichome beschränkt blieb.
Farbstoff-gekoppelte Mikroinjektionsanalysen belegten eine Erhöhung der plasmodesmalen
Leitfähigkeit in Mesophyllzellen transgener Linien, die sich unabhängig von der MP17Proteinmenge
und
phänotypischen
Kohlenhydratakkumulation,
Änderungen
Phänotypentwicklung
ausprägte.
sowie
Hingegen
Änderungen
konnten
der
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Resistenzeigenschaften gegenüber Potato virus Y (PVY) mit der Menge an MP17-Protein
korreliert werden. Dies lässt auf sekundäre metabolische Effekte bei hohem MP17Expressionsniveau schließen, die den primären Einfluss von MP17 auf die plasmodesmale
Leitfähigkeit überlagern.
Um zwischen direkten Effekten von MP17 und der metabolischen Adaptation der
Pflanzen bei hohem Expressionsniveau zu unterscheiden, wurden Tabakpflanzen generiert,
die MP17 und MP17:GFP unter Kontrolle eines Ethanol-induzierbaren Promotors
exprimierten. Expressionsanalysen ergaben eine maximale Transkriptakkumulation 24-48
Stunden nach Ethanolapplikation und eine einheitliche Induktionskinetik in unterschiedlichen
Blattstadien. Mehrere transgene Linien entwickelten 30-36 Stunden nach Ethanolapplikation
einen spezifischen Phänotyp, der durch Venen-assoziierte Chlorosen charakterisiert war und
sich zuerst in den Venen höherer Ordnung (Klasse III) manifestierte. Im Unterschied zu den
konstitutiv exprimierenden Pflanzen war der Effekt auf aktiv wachsende Blätter beschränkt
und schien dem basipetalen sink/source-Gradienten innerhalb des Blattes zu folgen. Die
quantitative Bestimmung der Kohlenhydratgehalte und qualitative Visualisierung der
Stärkeverteilung ergab, dass der Ausprägung des chlorotischen Phänotyps eine deutliche
Stärkeakkumulation vorausging, die spezifisch mit den Venen höherer Ordnung am Ende der
Dunkelphase
assoziiert
war.
Fluoreszenzmikroskopische
Analysen
belegten
eine
präferentielle Affinität von MP17:GFP zu PDs Venen-assoziierter Zelltypen in den
phänotpypischen Blättern, was auf eine mit dem sink/source-Übergang korrelierte
Entwicklungsabhängigkeit der MP17/PD-Interaktion schliessen lässt. Die transgenen Linien
zeigten zudem eine limitierte lokale Resistenz gegenüber PVY, die auf phänotypisch
veränderte, systemische Blätter beschränkt war und vermutlich durch eine unspezifische,
Kohlenhydrat-vermittelte Abwehrreaktion und/oder einen MP17-induzierten „Block“ des
Virusimportes verursacht wurde.
Die ektopische Expression von MP17 und MP17:GFP führte auch in Arabidopsis thaliana
zu einer generellen plasmodesmalen Assoziation in source-Geweben sowie einer Inhibierung
des Assimilatexportes, was konservierte MP17-Interaktionspartner zwischen Solanaceen und
Arabidopsis vermuten lässt. Daher wurde in einem genetischen Ansatz die EMSmutagenisierte Population einer MP17:GFP transgenen Linie auf Suppressormutanten
durchmustert, die durch Reversion des MP17-vermittelten Wachstumsdefektes charakterisiert
waren. Es konnten etwa 30 Mutanten mit Wildtyp-ähnlichem Wachstum isoliert werden, die
basierend auf der Proteinexpression und subzellulären Lokalisierung von MP17:GFP
unterschiedlichen Klassen zugeordnet wurden. Einige Mutanten zeigten zudem einen
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„Blühphänotyp“,
was
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einen
direkten
Hinweis
auf
mögliche
Änderungen
des
Assimilattransportes gab.
(2) Der zweite Ansatz zielte auf die Isolierung von pflanzlichen Interaktionspartnern des PVY
Capsid Proteins (CP), da potyviralen CPs aufgrund ihrer Beteiligung an der Assemblierung
des Transportkomplexes sowie der Fähigkeit zur Modifikation der plasmodesmalen
Leitfähigkeit eine wichtige Rolle beim intra- und interzellulären Transport zugeschrieben
wird. Mit Hilfe des Zwei-Hybrid Systems in Hefe wurde ein neuartiges DnaJ-ähnliches
Protein (NtCPIP1) aus Nicotiana tabacum isoliert, das spezifisch mit PVY CP und dem
verwandten Tobacco etch virus (TEV) CP interagierte. Die funktionale Bedeutung der
Interaktion wurde durch PVY-Infektion von transgenen Tabakpflanzen verifiziert, die mittels
RNAi in der Expression von NtCPIP1 supprimiert waren und verminderte Virusgehalte
während der Etablierung der Infektion zeigten. Für den Zell-zu-Zell Transport von Potyviren
konnte somit die Beteiligung von zellulären HSP70-Proteinen postuliert werden, die über die
Bindung des potyviralen CP an DnaJ-ähnliche Proteine während der Infektion rekrutiert
werden.
(3) Im dritten Ansatz sollte das pflanzliche SXD1-Protein im Hinblick auf seine Bedeutung
für die Ausbildung funktionaler PDs und den symplastischen Assimilattransport untersucht
werden. Die sxd1 (sucrose export defective 1) Maismutante wurde zuvor infolge eines
Assimilatexport-defizienten Phänotyps und strukturellen Veränderungen von PDs zwischen
Bündelscheide und Phloemparenchym als Transportmutante mit spezifischem Defekt in einer
PD-Komponente betrachtet. Die Isolierung einer Vitamin E-defizienten Arabidopsis-Mutante
(vte1) zeigte allerdings, dass SXD1/VTE1 für die Tocopherol Cyclase kodiert, wobei in
Arabidopsis kein offensichtlicher Effekt auf den Assimilattransport beschrieben wurde. Um
die Frage zu klären, ob SXD1 sowohl für Veränderungen der PDs als auch die verminderten
Vitamin E Gehalte verantwortlich ist, wurde das orthologe SXD1-Gen aus Solanum
tuberosum isoliert und die Expression von StSXD1 in transgenen Pflanzen über RNAi
supprimiert. Durch biochemische Analyse der Pflanzen, die in Zusammenarbeit mit Dr. M.
Geiger (Sungene, Gatersleben) erfolgte, konnte verifiziert werden, dass StSXD1 für die
Tocopherol Cyclase kodiert. Die daraus resultierende Vitamin E-Defizienz führte in den
transgenen Pflanzen zu einer verminderten Toleranz gegenüber photooxidativem Stress und
darüber hinaus, aufgrund eines bisher unverstandenen Mechanismus, zu einer Inhibierung des
Assimilatexportes.
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