6. Adverse Selektion und soziale Wohlfahrt

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6. Adverse Selektion und soziale Wohlfahrt
Beispiel 1
Market of Lemons“ - das Beispiel des Gebrauchtwagenmarktes:
”
Der Begriff Lemons“ steht im Amerikanischen umgangssprachlich für
”
Gebrauchtwagen mit schlechter Qualität. Hingegen bezeichnet Plums“
”
Gebrauchtwagen guter Qualität.
Annahmen:
Der Gebrauchtwagenhändler hat vollständige Information über die Qualität
seiner eigenen Produkte.
Der Käufer ist über die genaue Qualität der angebotenen Produkte nur
unzureichend informiert. Er kennt lediglich die durchschnittliche Qualität
aller angebotenen Gebrauchtwagen im Markt.
Seine Zahlungsbereitschaft orientiert sich damit an der durchschnittlichen
Qualität.
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Beispiel 11
Es gebe einen Markt, auf dem 1000 Leute einen Gebrauchtwagen verkaufen
wollen, und 1000 Leute ihren Wagen verkaufen wollen. (Wir nehmen hier
vereinfachend an, es herrsche vollständige Konkurrenz – die Zahl der
Anbieter/Nachfragen sei groß genug, um von atomistischen
Wirtschaftssubjekten zu sprechen.)
Die Besitzer kennen die Qualität des eigenen Wagens, die Käufer nur die
durchschnittliche Qualität.
Es existieren lediglich zwei Qualitäten: 500 Lemons und 500 Plums.
Die Besitzer eines Lemons (bzw. Plums) sind bereit, diesen für mindestens
1000 (bzw. 2000) zu verkaufen.
Die maximale Zahlungsbereitschaft der Käufer sei 1200 (bzw. 2400) für einen
Lemon (bzw. Plum).
1 Beispiel modifiziert entnommen aus Varian, H.R. (2007): Grundzüge der Mikroökonomik, 7.
Auflage, S. 828f.
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Fragen:
a
Wie hoch sind der Gleichgewichtspreis und die Wohlfahrt (Konsumentenrente
+ Produzentenrente) im Falle es herrsche vollständige Information?
b
Wie verhält es sich, wenn die Information - gegeben der erläuterten
Annahmen – asymmetrisch verteilt ist? Wie hoch ist der Wohlfahrtsverlust?
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Beispiel 1
a
Wie hoch sind der Gleichgewichtspreis und die Wohlfahrt (Konsumentenrente
+ Produzentenrente) im Falle es herrsche vollständige Information?
Bei vollständiger Konkurrenz wird der Gleichgewichtspreis bei 1000 bzw.
2000 für einen Gebrauchtwagen liegen.
Alle 1000 Wagen werden verkauft.
Die Produzentenrente ist hier null.
Die Konsumentenrente ergibt sich als Differenz zwischen maximaler
Zahlungsbereitschaft und Kaufpreis, d.h.
KR = 500 · (2400 − 200) + 500 · (1200 − 1000) = 300.000
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Beispiel 1
a
Wie verhält es sich, wenn die Information - gegeben der erläuterten
Annahmen – asymmetrisch verteilt ist? Wie hoch ist der Wohlfahrtsverlust?
Käufer kennen die Qualität des Wagens nicht, also wird (gemäß den
Annahmen) ihre Zahlungsbereitschaft für alle Wagen, der durchschnittlichen
Zahlungsbereitschaft entsprechen.
ZB = 0.5 · 2400 + 0.5 · 1200 = 1.800
Anbieter von Plums werden zu einem Preis von 1800 nicht verkaufen, d.h. für
Plums kommt kein Vertrag zustande.
Ist sich der Käufer bewusst, dass lediglich Lemons zum Verkauf angeboten
werden, sinkt seine maximale Zahlungsbereitschaft auf 1200.
Es werden nun alle 500 Lemons zum Gleichgewichtspreis von 1000 verkauft.
Die Produzentenrente ist wiederum null.
Die Konsumentenrente ergibt sich gemäß:
KR = 500 · (1200 − 1000) = 100.000
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Beispiel 1
Der Wohlfahrtsverlust (im Vergleich zu vollständiger Information) ergibt sich
gemäß
WV = 300.000 − 100.000 = 200.000
Asymmetrische Information führt dazu, dass nur die schlechten Qualitäten im
Markt verbleiben (Adverse Selektion), und somit ist die Allokation ineffizient.
Dies liegt daran, dass Kaufverträge bei Plums, die unter vollständiger
Information zu einer Erhöhung der Konsumentenrente beitragen, nicht
zustande kommen.
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Beispiel 22
Auf dem Regenschirmmarkt herrsche vollständige Konkurrenz und es gibt
einige Anbieter guter Schirme und einige Anbieter schlechter Schirme.
Die Herstellung eines Schirms kostet beide Anbietergruppen 11,50e.
Die Nachfrager kennen nur die durchschnittliche Qualität. Die
Zahlungsbereitschaft für einen schlechten Schirm betrage 8e und die für
einen guten Schirm betrage 14e.
a
Wie hoch sind Preis, Qualität und die Wohlfahrt (Konsumentenrente +
Produzentenrente) im Gleichgewicht, wenn vollständige Information vorliegt?
b
Wie verhält es sich, wenn die Information asymmetrisch verteilt ist? Welche
Wohlfahrtswirkungen hat dies?
2 Beispiel entnommen aus Varian, H.R. (2007): Grundzüge der Mikroökonomik, 7. Auflage, S.
829ff.
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Beispiel 2
a
Wie hoch sind Preis, Qualität und die Wohlfahrt (Konsumentenrente +
Produzentenrente) im Gleichgewicht, wenn vollständige Information vorliegt?
Bei vollständiger Konkurrenz wird der Gleichgewichtspreis für beide
Qualitäten bei 11,50e (Preis = Grenzkosten)
Dann werden aber nur Schirme mit hoher Qualität hergestellt, da der Preis
(11,50e) die Zahlungsbereitschaft (ZB) für einen schlechten Schirm (8e)
übersteigt. Hersteller schlechter Qualitäten werden aus dem Markt gedrängt.
Es wird nur Hersteller guter Schirme geben, deren Produzentenrente null ist.
Die Konsumentenrente (pro Konsument i) beträgt in diesem Beispiel:
KRi = max ZB − Preis = 14e − 11, 50e = 2, 50e
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Beispiel 2
b
Wie verhält es sich, wenn die Information asymmetrisch verteilt ist? Welche
Wohlfahrtswirkungen hat dies?
Käufer kennen die Qualität des Schirms nicht, also wird ihre
Zahlungsbereitschaft für einen Schirm (egal ob gut oder schlecht) der
durchschnittlichen Zahlungsbereitschaft entsprechen. Letztere ist abhängig
von Anteil der Hersteller mit guten Schirmen q (exogen):
ZB = 14e · q + 8e · (1 − q) = 6e · q + 8e
Vollständiger Wettbewerb garantiert, dass der Preis 11.50e beträgt.
Es werden nur Schirme verkauft, wenn die Zahlungsbereitschaft den Preis
übersteigt:
ZB = 14e · q + 8e · (1 − q) ≥ 11, 50e
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Abhängig von dem Anteil der guten Hersteller, kann es nun verschiedene
Gleichgewichte geben. Dazu berechnen wird zunächst den kritischen Wert
von q, ab dem überhaupt Schirme verkauft werden.
14e · q + 8e · (1 − q) = 11, 50e
6e · q = 3, 50e
q=
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7
12
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p, ZB [€]
Beispiel 2
15
p = 14,00 €
14
ZB = 6q + 8
13
KR
12
p = 11,50 €
11
10
I
9
8
7
Kaufverträge kommen zustande
keine Schirme werden verkauft
6
p > ZB
p < ZB
5
0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
q = 7 / 12
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0,7
0,8
0,9
1
q
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Beispiel 2
Wohlfahrtsbetrachtung der möglichen Gleichgewichte:
Keine Schirme werden hergestellt, Marktzusammenbruch
q<
7
⇐⇒ KRi = 0
12
q≥
7
⇐⇒ KRi ≥ 0
12
Schirme werden verkauft:
Im zweiten Fall ist die Konsumentenrente umso höher, je höher der Anteil der
guten Qualitäten ist. Gibt es nur gute Schirme, erhalten wir das
Marktgleichgewicht wie unter vollständiger Information.
Bei vollständiger Information und vollständiger Konkurrenz kam es zu einer
Selektion der guten Qualitäten und somit zu einem wohlfahrtsoptimalen
Marktgleichgewicht.
Bei asymmetrischen Informationen verbleiben auch die niedrigen Qualitäten im
Markt und der Wohlfahrtsverlust ist umso höher, je höher der Anteil der
niedrigen Qualitäten.
ZB = 14e · q + 8e · (1 − q) ≥ 11, 50e
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Beispiel 3
Was ändert sich an Beispiel 2, wenn die Unternehmen nun über die zu
produzierende Qualität selbst entscheiden können und die Produktionskosten
je schlechtem Schirm 11 e betragen und die je guten Schirm bei 11.50 e
verbleiben?
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Beispiel 3
Vollständige Information:
Das Gleichgewicht bei symmetrischer Information ist identisch mit dem aus
Beispiel 2.
Die niedrigen Qualitäten werden aus dem Markt gedrängt (ZB=8 e <
p=11e) und die Konsumentenrente beträgt 2.50 e.
Asymmetrische Information:
Die Produzenten nehmen unter vollständiger Konkurrenz den Marktpreis als
gegeben.
Da ein Produzent aber aufgrund der asymmetrischen Information für jeden
Schirm den gleichen Preis erhält, wird er nur Schirme mit niedrigerer Qualität
erzeugen (geringere Herstellungskosten, höherer Gewinn). Es werden damit
keine Schirm höherer Qualität angeboten.
Ein Käufer ist dann aber nur bereit maximal 8 e für einen Schirm zu bezahlen,
da nur niedrige Qualitäten im Markt angeboten werden.
Da die maximale Zahlungsbereitschaft damit unter den Herstellungskosten
liegt, werden keine Schirme verkauft. Der Markt bricht vollständig zusammen.
Der Wohlfahrtsverlust im Vergleich zur Situation mit symmetrischen
Informationen beträgt nun 2.50 e pro potentiellem Schirmkonsument.
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