ür Zuchtstutenbesitzer

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Im Gegensatz zu freilebenden Stuten, welche ihren Urinstinkten folgend die passenden
Partner, und Weidegründe mit geeigneten Kräutern und Gräsern aufsuchen um für eine
gesunde Nachkommenschaft zu sorgen, sind domestizierte Tiere diesbezüglich eingeschränkt oder finden oft nicht die richtigen Bedingungen vor. Diverse Faktoren können daher zum Resorbieren des Embryos oder zum Abstossen des Fötus/Fohlen führen. Statistische Untersuchungen haben ergeben, dass bei Zuchtstuten 10 - 15% der Embryos bereits in
den ersten 30 Tagen abgestossen, resp. resorbiert werden.
Aus diesem Grund möchte ich meine Erfahrung als Pferdespezialist, welche ich schon als
„kline Giu“ an der Seite meines Vaters im Nationalgestüt Avenches zu sammeln begann,
zum Wohlergehen der Tiere und einer gesunden Pferdezucht, teilen.
H.J. Leuenberger
TRÄCHTIGKEITSPHASEN DER STUTE
2. PHASE
4. – 7. Monat
1. PHASE
0. – 3. Monat
Die befruchtete Eizelle wandert 5 -7 Tage durch den Eileiter
in die Gebärmutter. Hier sucht die Eizelle nach dem besten
Platz und nistet sich bis spätestens dem 16. Tag ein. Nach
6-8 Wochen hat sich der Embryo fest mit der Plazenta verbunden.
Falls der Tierarzt bei den Ultraschalluntersuchungen in
Phase 1 keine besonderen Schwächen der Stute oder
Gefährdungen für das Fohlen vorgefunden hat, dann
müssen bis zum Ende des 7. Trächtigkeitsmonat keine
besonderen Massnahme ergriffen werden. Mit der Stute
kann genauso gearbeitet werden wie bisher und wie sie
es gewohnt ist.
WICHTIGES:
► Impfungen gegen Stutenabort: 5. und 7. Monat
ZWILLINGSTRÄCHTIGKEIT!
Zwillinge werden leider sehr selten ausgetragen. Zwillingsfohlen sind klein, schwach, krankheitsanfällig und haben nur
selten Überlebenschancen. Oft kommt es bereits im 6.- 8.
Monat zum Abort. Da allerdings bei rund 95% der Zwillingsträchtigkeiten in der ersten Phase der Trächtigkeit ein Embryo resorbiert wird (manchmal beide) kann nach dem ersten
Ultraschall eine Entscheidung mit dem behandelnden Tierarzt besprochen werden. Spätestens am 35.Tag sollte jedoch versucht werden, einen der beiden Embyos durch den
Eingriff des Tierarztes aus der Gebärmutter zu entfernen.
Sollte durch den Eingriff auch der 2. Embryo abgestossen
werden, kann die Stute in dieser Phase in derselben Saison
nochmals besamt werden.
WICHTIGES:
► 1. Ultraschall: 16.-18. Tag nach Besamung ( Zwillinge? )
► 2. Ultraschall 2 - 3 Monate nach Besamung
Informieren Sie Ihren Tierarzt ebenfalls über die Fütterung
ihrer Stute. Zeigen Sie Ihm die Produkte allfälliger Vitamin/
Spurenelementgaben. Eventuell braucht das Tier zusätzliche Nahrungsergänzung, je nach Heu-und Weidenqualität
und Arbeitspensum.
3. PHASE
8. – 12. Monat
Ab dem 8. – 9. Monat der Trächtigkeit sollten keine nervigen oder kräftezerrenden Tourniere mehr absolviert werden, die Tragende sollte aber weiterhin leicht gearbeitet
werden. Ausreichende Bewegung ist wichtig und die Stute muss sich ganztags zwischen Boxe, Paddock und allenfalls Weide frei bewegen können. Bei Weidegang bewegt sich die Stute bereits ausreichend beim Grasen.
WICHTIGES:
► Impfung gegen Stutenabort: 9. Monat
► Tetanusimpfung zwischen 10.- 11.Monat.
Sollte zusätzlich das Immunsystem von Stute und Fohlen aufgebaut werden müssen, ist eine Behandlung mit
Baypamun P Anfang des letzten Trächtigkeitsmonates zu empfehlen.
TRÄCHTIGKEITSDAUER
Die Trächtigkeitsdauer beträgt bei der Stute 11-12 Monate, selten sogar bis zu 13 Monaten.
Achten Sie daher auf folgende Anzeichen:
- Anschwellen des Euters ca. 1- 4 Tage vor der Geburt
- Klebrige, dunkle Tropfen an den Zitzen
- Ödeme im Bereich des Unterbauches
- Verlängerung/Vergrösserung der Schamlippen
- Erschlaffen der Kruppenmuskulatur
WICHTIGES·
Eine tragende Stute sollte ausschließlich vom Tierarzt verordnete Medikamente erhalten. Sollten Sie die Stute homöopathisch behandeln, weisen Sie Ihren Homöopathen/Naturarzt darauf hin, dass Ihre Stute trächtig ist, da es sogenannt
„harmlose" Kräuter gibt, welche Aborte und Frühgeburten auslösen können!
VORBEREITUNG DER ABFOHLBOX
Pferde bis Stockmass 145cm: 4x4 Meter, 145 - 170cm: 5x5Meter, 170 - 200cm (ShireHorse) 6,5x6.5Meter
Bringen Sie die Stute Ende des 10.Trächtigkeitsmonat in die Abfohlboxe, den die Stute braucht Zeit um entsprechende
Antikörper gegen allfällige Infektionsserreger in ihrer neuen Umgebung zu bilden. Diese Antikörper werden über die Kolostralmilch an das Fohlen weitergegeben und tragen entscheidend zu seinem Schutz bei. Außerdem muß sich die Stute
an die neue Box und ihre Nachbarpferde gewöhnen. Es sollte darauf geachtet, dass die Stute von den Nachbarpferden
nicht gestresst werden kann. Ideal ist eine Endboxe mit nur einem Nachbarpferd. Stellen Sie nur Pferde in die Nachbarboxe, mit welchen die Stute Freundschaftlichen Umgang hat. Dadurch und durch eine genügend große Box lassen sich Verletzungen von Fohlen oder Stute während und nach der Geburt vermeiden.
Der Stutenstall, ins Besondere aber die Abfohlbox, sollte vor dem Bezug gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Dies
vermindert die Infektionsgefahr für das Fohlen. Außerdem kann das Fohlen dadurch beim Ablecken der Stallwände keine
Parasiteneier aufnehmen. Entwurmen Sie die Stute kurz vor oder am Tag der Geburt. Streuen Sie verschwenderisch viel
Stroh ein; das grosszügige Anhäufen von Stroh an den Stallwänden animiert die Stute dazu, sich zur Geburt in die Mitte
der Box abzulegen. Somit wird weitgehend verhindert, dass das Fohlen bei der Geburt an die Stallwand gepresst wird.
WICHIGES
► Die Boxe muss gross, gereinigt und desinfiziert sein
► Die Stute soll ausschliesslich ruhige Boxennachbarn haben
ABLAUF DER GEBURT
Während der ersten Geburtsphase, in welcher viele Stuten ängstlich oder zumindest unruhig sind, schwitzen, sich ständig
umdreht, nach dem Bauch schlagen und sich immer wieder hinlegen und wieder aufstehen ist es wichtig, die Stute nicht
zu stören, da sie sonst die Eröffnungsphase stoppen könnte.
In der Presswehphase ist es notwendig, daß das Fohlen so rasch wie möglich ausgetrieben wird, da in dem Moment, wo
sich der Mutterkuchen abzulösen beginnt, die Sauerstoffversorgung des Fohlens deutlich abnimmt. Sollte diese Phase
länger als 20-30 Min. dauern, rufen Sie sofort den Tierarzt. DAS IST EIN NOTFALL!
Geburtsposition: Vorderbeine voraus mit Hufsohle nach unten. Es folgen Nüstern, Kopf, Hals, Rumpf u. Hinterbeine.
Wenn die Hufsohle nach oben zeigt, liegt das Fohlen verkehrt – SOFORT DEN TIERARZT RUFEN!
Sollte beim Austreiben der Frucht die Fruchtblase nicht von selbst reißen, müssen Sie diese von Hand aufreissen! Die
Nabelschnur nicht abtrennen oder abbinden, denn aus dem Mutterkuchen werden noch bis zu 2 l Blut ins Fohlen gepumpt. Die Nabelschnur löst sich normaler Weise von selbst durch die Bewegungen von Stute oder Fohlen an der natürlich vorgesehenen Stelle, einige Zentimeter von der Bauchdecke entfernt. Kontrollieren Sie, ob die Atemwege des Fohlens frei sind. Nötigenfalls reinigen Sie diese mit einem sauberen Frottiertuch und entfernen Sie Eihautresten und Schleim
aus Nüstern und Maul.
Die Nachgeburt sollte nach 1 - 2 Stunden von alleine abgehen. Ist dies nach 4 -5 Stunden nicht passiert, unbedingt den
Tierarzt informieren. BITTE NICHT HERAUZIEHEN!
Reinigen Sie die Hinterbeine, Scheide, After und Gesäuge der Stute mit einer PH-neutralen Seifenlösung und spülen Sie
mit ausreichend Wasser nach. Entfernen Sie die blutige Einstreu und säubern Sie die Box! Denn beim Suchen nach dem
Gesäuge nimmt das Fohlen mit Verunreinigungen in der Box zahlreiche Keime auf!
Nach 2 - 3 Minuten hebt das Fohlen den Kopf, nach 40 - 60 Minuten steht es auf und beginnt nach 60 - 120 Minuten zu
saugen. 12 - 24 Stunden später kann es bereits das Gleichgewicht gut halten.
Die Nachgeburt aufheben - bei allfälligen Störungen ist sie eine wichtige Möglichkeit zur Diagnosefindung.
Im Falle eines Abortus das tote Fohlen UND die Nachgeburt aufheben.
WICHTIGES BEI DER GEBURT
Notfall - Tierärztliche Hilfe anfordern bei:
► Presswehen dauern länger als 20 - 30 Minuten
► Hufsohlen des Fohlen zeigen nach oben
► Nachgeburt ist 4 Stunden nach Geburt noch nicht abgegangen
► Die Stute will das Fohlen nicht annehmen
► Das Fohlen zeigt wenig Lebenszeichen oder kam tot zur Welt
DIE ERSTEN 24 STUNDEN NACH DER GEBURT
Das Fohlen atmet normal, ist aufmerksam und neugierig, die Stute ist nicht aggressiv und bemüht sich fürsorglich um Ihr
Fohlen. Sollte die Stute das Fohlen aber ablehnen oder gar angreifen, was bei Erstgebärenden vorkommen kann, dann
sollte das Fohlen aus dem Gefahrenbereich gebracht werden, die Stute beruhigt und ein neuer Zusammenführungsversuch gemacht werden. Sollte keine Annäherung des Fohlens zur Mutter möglich sein, sollte der Tierarzt hinzugezogen
werden. Falls das Fohlen nach 3 Stunden noch nicht getrunken hat muss der Tierarzt gerufen werden!
Achten Sie auch auf das Euter: Ist es sehr stark gefüllt oder tropft gar Milch ab, so kann dies ein Zeichen sein, daß das
Fohlen zuwenig trinkt!
Weiter ist es wichtig, dass das Fohlen das Darmpech (erster Kot) in den ersten 24 Stunden absetzen kann. Das einflössen von etwas Paraffinoel ins Maul des Fohlens fördert den Abgang. In der Regel wird dieser aber in den ersten 5 Stunden abgehen und Sie brauchen kein Abführmittel. Wenn das Darmpech nicht oder nur sehr schwer abgesetzt wird, dann
wird das Fohlen immer wieder versuchen den Kot abzusetzen. Schafft es dies nicht, so informieren Sie umgehend den
Tierarzt. Er wird Sie beraten und falls nötig das Fohlen behandeln.
FOHLENLÄHME - PROPHYLAXE
Halten Sie die Einstreu trocken und sauber. Kontrollieren Sie den Nabel regelmäßig. Achten Sie dabei auf Schwellungen
oder Eiterung. Entscheidend für die Fohlenlähmevorbeugung ist die Aufnahme der Kolostralmilch. Dies ist die erste Milch,
die große Mengen an Antikörpern zur Infektionsabwehr enthält, die vom Fohlen während der ersten 24 Stunden über dem
Verdauungstrakt ins Blut aufgenommen werden kann. Die rechtzeitige und ausreichende Aufnahme von Kolostralmilch
wirkt wie eine Mauer gegen Viren und Bakterien. Sie schützt das Fohlen solange, bis der junge Organismus selber in der
Lage ist, ausreichend Antikörper zu bilden. Innerhalb der ersten 24 Stunden sollte der Tierarzt Stute und Fohlen gründlich
untersuchen und das Fohlen gegen Fohlenlähme impfen.
WICHTIGES NACH DER GEBURT:
► Untersuch von Stute und Fohlen durch Pferdespezialist.
► Falls nötig Antibiotikumspritze
► „ Starterspritze“ ( Multivitaminspritze )
Mehr Infos zur Fohlenlähme
DIE ERSTEN LEBENSWOCHEN NACH DER GEBURT
GEWICHTSKONTROLLE
Ein normales Fohlen sollte in den ersten Wochen täglich 20 - 25 % seines Körpergewichtes durch Muttermilch zulegen
FOHLENROSSE
Die Stute wird nach ca. 9 Tagen wieder rossig. Dies führt zu Veränderungen der Muttermilch und kann zum Durchfall
beim Fohlen führen. Sollte dieser stark sein oder mehrere Tage dauern, ist es sinnvoll den Tierarzt um Rat zu fragen.
IMPFUNGEN UND ENTWURMUNGEN
1 Monat nach der Geburt sollten Stute und Fohlen entwurmt werden. Ab dem 3. Monat kann das Fohlen gegen Grippe
und Tetanus geimpft werden.
Falls die Geburt einwandfrei verlaufen ist und Mutter und Kind beschwerdefrei und in pferdegerechter Haltung leben
empfehle ich, das Fohlen erst im Alter von 6.-7. Monaten gegen Grippe und Tetanus impfen zu lassen.
WICHTIGES IN DEN ERSTEN WOCHEN UND MONATEN
► Das Fohlen sollte täglich 20 - 25% seines Körpergewichtes zulegen.
► Bei starkem oder anhaltendem Durchfall beim Fohlen sollte der Tierarzt hinzugezogen werden.
► Ca. 1 Monat nach der Geburt sollten Stute und Fohlen entwurmt werden
► 6 bis 7 Monate nach der Geburt soll das Fohlen gegen Grippe und Tetanus geimpft werden
Glück in Stall wünscht Ihnen :
Ihr Team der Tierklinik 24
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