Entwicklung und Anwendung eines SH2 Domänen Arrays zur

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Entwicklung und Anwendung eines
SH2 Domänen Arrays zur Identifikation
von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades
eines Doktors der Naturwissenschaften (Dr.rer.nat.)
vorgelegt von
Kathrin Kopp (geb. Müller)
an der
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Sektion
Fachbereich Biologie
Konstanz, 2011
Konstanzer Online-Publikations-System (KOPS)
URL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-140615
Tag der mündlichen Prüfung: 01. Juli 2011
1. Referent: Prof. Dr. Christof Hauck
2. Referentin: Prof. Dr. Iwona Adamska
Danksagung:
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die zum Gelingen dieser Arbeit
beigetragen haben.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Christof Hauck, der es mir ermöglichte meine
Arbeit in seiner Gruppe anzufertigen und mich mit Rat und Ideen unterstützt hat.
Ich möchte mich ganz herzlich bei Frau Prof. Dr. Iwona Adamska bedanken, die sich als
Gutachterin bereit erklärt hat, sowie bei Herrn Prof. Dr. Alexander Bürkle für die Übernahme
des Prüfungsvorsitzes.
Besonders möchte ich mich auch bei allen Kollegen meiner Arbeitsgruppe für die
Unterstützung, den Spaß bei der Arbeit und das nette Arbeitsklima bedanken. Ganz
besonderer Dank gilt Frau Susanne Feindler-Boeckh, für ihre tatkräftige Unterstützung und
Hilfe bei großen und kleinen Nöten. Ein ebenso großes Dankeschön an Frau Anne Keller,
Ruth Hohenberger-Bregger und Claudia Hentschel, für die Erledigung so vieler kleiner und
großer Dinge des Laboralltags.
Ganz besonders möchte ich mich bei all meinen Freunden in Nah und Fern bedanken, die
mich über die gesamte Zeit meiner Promotion begleitet, motiviert und unterstützt haben und
immer für mich da sind. Ich danke euch für all den Spaß und die schönen Momente sowie
eure stets offenen Ohren, wenn ich euch brauchte!
Schließlich möchte ich mich von ganzem Herzen bei meinen Eltern und meinem Bruder
bedanken. Danke dafür, dass ihr mich all die Jahre unterstützt habt und immer für mich da
seid.
Inhaltsverzeichnis
ZUSAMMENFASSUNG .................................................................................................................. 7
1 EINLEITUNG ......................................................................................................................... 9
1.1
Protein Arrays ................................................................................................................... 9
1.1.1
1.1.2
1.1.3
1.2
Proteinkopplung an Trägeroberflächen ............................................................10
Detektion der gebundenen Probe......................................................................13
Anwendungsmöglichkeiten von Protein Arrays...............................................14
Intrazelluläre Signaltransduktion durch Phosphotyrosin-abhängige Protein-Protein
Interaktionen ................................................................................................................... 16
1.2.1
Proteinkinasen .................................................................................................. 17
1.2.1.1 Proteintyrosinkinasen.........................................................................19
1.2.1.1.1 Die Fokale Adhäsionskinase .......................................... 20
1.2.1.1.2 Die Familie der Src-Kinasen ..........................................23
1.2.2 Tyrosinphosphorylierung von Proteinen .......................................................... 25
1.2.3 SH2 Domänen – wichtige Interaktionsdomänen in der zellulären
Signalweiterleitung........................................................................................... 26
1.2.3.1 Struktur und Bindungseigenschaften von SH2 Domänen .................27
1.2.3.2 Proteinfamilien mit SH2 Domänen ...................................................28
1.3
Die Familie der CEACAMs ............................................................................................35
1.3.1
1.3.2
1.4
Strukturelle und funktionelle Eigenschaften ....................................................35
CEACAMs als Rezeptoren für humanspezifische Bakterien...........................40
1.3.2.1 Regulation der CEACAM3-vermittelten Phagozytose......................43
Zielsetzungen .................................................................................................................. 46
2 SH2 DOMÄNEN ARRAYS - EINE METHODE ZUR IDENTIFIZIERUNG VON
PHOSPHOTYROSIN-ABHÄNGIGEN PROTEIN-PROTEIN INTERAKTIONEN .......................... 48
2.1
Einleitung ........................................................................................................................ 48
2.2
Ergebnisse ....................................................................................................................... 49
2.2.1
2.2.2
2.2.3
2.2.4
2.3
Immobilisierung von rekombinanten SH2 Domänen auf einer
aldehydbeschichteten Trägermatrix..................................................................49
Blockierung und Beprobung von SH2 Domänen Arrays .................................52
Detektion der an die SH2 Domänen gebundenen Phosphotyrosinproteine
mittels spezifischer Antikörper.........................................................................59
Verifikation des SH2 Domänen Arrays – Nachweis zytoplasmatischer
Proteintyrosinkinasen ....................................................................................... 63
Diskussion....................................................................................................................... 67
3 BETEILIGUNG VON PROTEINEN MIT SH2 DOMÄNEN AN CEACAM-VERMITTELTEN
SIGNALWEGEN ................................................................................................................... 72
3.1
Die Phosphatidylinositol-3’-Kinase als wichtiges Signalprotein in der CEACAM3vermittelten Phagozytose und Abtötung von human pathogenen Bakterien ..................72
3.1.1
3.1.2
Einleitung ......................................................................................................... 72
Ergebnisse ........................................................................................................76
3.1.2.1
Die SH2 Domänen der PI3KR3 assoziieren mit dem
zytoplasmatischen Abschnitt von CEACAM3 .................................. 76
3.1.2.2 Die SH2 Domänen der PI3KR3 binden phosphorylierungsabhängig
an CEACAM3 ................................................................................... 77
3.1.2.3 Die Bindung Opa52-exprimierender Gonokokken an CEACAM3
führt zur Rekrutierung der N-terminalen SH2 Domäne der PI3KR3
an den Rezeptor ................................................................................. 80
3.1.2.4 Die CEACAM3-vermittelte Aufnahme von Bakterien ist unabhängig
von der Aktivität der Phosphatidylinositol-3’-Kinase .......................83
3.1.2.5 Die Aktivität der Phosphatidylinositol-3’-Kinase ist notwendig für
die Abtötung CEACAM3-bindender pathogener Bakterien..............85
3.1.3 Diskussion ........................................................................................................ 88
3.2
Das Signalprotein Grb14 ist am CEACAM3-vermittelten Phagozytoseprozess beteiligt
......................................................................................................................................... 94
3.2.1
3.2.2
Einleitung ......................................................................................................... 94
Ergebnisse ........................................................................................................97
3.2.2.1 Grb14 interagiert über seine SH2 Domäne direkt mit
tyrosinphosphoryliertem CEACAM3 ................................................ 97
3.2.2.2 Grb14 wird in humanen Granulozyten exprimiert...........................100
3.2.2.3 Die Bindung von Opa52-exprimierenden Gonokokken an CEACAM3
führt zur Rekrutierung von Grb14 ...................................................102
3.2.2.4 Grb14 ist ein Negativregulator der CEACAM3-vermittelten
Phagozytose ..................................................................................... 103
3.2.3 Diskussion ...................................................................................................... 106
3.3
Identifikation Phosphotyrosin-abhängiger Interaktionspartner für den zytoplasmatischen
Abschnitt von CEACAM4 ............................................................................................110
3.3.1
3.3.2
Einleitung ....................................................................................................... 110
Ergebnisse ......................................................................................................111
3.3.2.1 Identifikation von Interaktionspartnern für CEACAM4 mittels SH2
Domänen Array................................................................................111
3.3.2.2 Verifikation und Konkretisierung der mittels SH2 Domänen Array
identifizierten Interaktionen für CEACAM4...................................114
3.3.2.3 Die Yes-, Nck2- oder PI3KR3-N-SH2 Domäne kolokalisiert mit
Bakterien-assoziierter CEACAM3/4-Chimäre ................................118
3.3.2.4 Die Überexpression der Yes-, Nck2- oder PI3KR3-N-SH2 Domäne
behindert die CEACAM3/4-vermittelte Phagozytose .....................120
3.3.3 Diskussion ...................................................................................................... 121
4 SCHLUSSBETRACHTUNG .................................................................................................. 126
4.1
Etablierung des SH2 Domänen Arrays .........................................................................127
4.2
Untersuchungen zu SH2 Domänen-abhängigen Protein-Protein Interaktionen bei
granulozytischen CEACAMs........................................................................................ 128
5 EIGENABGRENZUNGEN .................................................................................................... 134
6 PUBLIKATIONEN ............................................................................................................... 135
7 MATERIAL ........................................................................................................................ 136
7.1
Bakterien ....................................................................................................................... 136
7.1.1
7.1.2
Neisseria gonorrhoeae-Stämme..................................................................... 136
Escherichia Coli-Stämme...............................................................................136
7.2
Zelllinien ....................................................................................................................... 136
7.3
Nährmedien für Bakterien und Zellkultur.....................................................................136
7.3.1
7.3.2
7.4
Plasmide und Oligonukleotide ......................................................................................137
7.4.1
7.4.2
7.5
Plasmide ......................................................................................................... 137
Oligonukleotide .............................................................................................. 137
Antikörper, Enzyme und Proteine................................................................................. 140
7.5.1
7.5.2
7.6
Flüssigmedien und Agarplatten für Bakterien................................................136
Medien für Zellkultur .....................................................................................137
Antikörper ...................................................................................................... 140
Enzyme und Proteine...................................................................................... 140
Lösungen und Puffer .....................................................................................................141
7.6.1
7.6.2
7.6.3
Lösungen und Puffer für eukaryotische Zellen ..............................................141
Lösungen und Puffer für molekularbiologische Methoden............................ 142
Lösungen und Puffer für biochemische Methoden ........................................142
7.6.3.1 Puffer und Lösungen für SDS-PAGE, Coomassiefärbung, Western
Blot und Protein Array..................................................................... 142
7.6.3.2 Lösungen und Puffer für die Proteinexpression und –aufreinigung
von GST-Fusionsproteinen .............................................................. 143
7.6.4 Chemikalien und Kits ..................................................................................... 144
7.7
Laborgeräte und Verbrauchsmaterialien .......................................................................144
7.8
Software ........................................................................................................................ 144
8 METHODEN....................................................................................................................... 145
8.1
Molekularbiologische Methoden .................................................................................. 145
8.1.1
8.1.2
8.1.3
8.1.4
8.1.5
8.1.6
8.1.7
8.1.8
8.1.9
8.1.10
8.1.11
8.2
Präparation von Plasmid-DNA (nach Birnboim-Doley) ................................ 145
Transformation von Bakterien mit Plasmid-DNA .........................................145
Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) .............................................................. 146
In-Fusion Reaktion.........................................................................................146
Cre-Lox-site spezifische Rekombination ....................................................... 147
Restriktionsverdau..........................................................................................148
Ligation ..........................................................................................................148
Agarosegelelektrophorese ..............................................................................148
Aufreinigung von DNA-Fragmenten aus Agarosegelen ................................149
Präparation von RNA ..................................................................................... 149
Reverse Transkription ....................................................................................149
Biochemische Methoden...............................................................................................150
8.2.1
8.2.2
8.2.3
SDS-Gelelektrophorese .................................................................................. 150
Coomassie-Färbung von Polyacrylamid-Gelen..............................................150
Western Blot................................................................................................... 150
8.2.3.1 Immundetektion von Proteinen........................................................151
8.2.3.2 Strippen von PVDF-Membranen ..................................................... 151
8.2.4 Peptid-Bindeexperiment ................................................................................. 151
8.2.5
Expression und Reinigung von rekombinanten Proteinen aus Bakterien ......152
8.2.5.1 Expression rekombinanter Proteine .................................................152
8.2.5.2 Reinigung von GST-Fusionsproteinen ............................................152
8.2.6 Analyse von Protein Interaktionen mittels ELISA.........................................153
8.2.7 Pull down Experimente mittels GST-Fusionsproteinen .................................153
8.2.8 Phosphorylierung von Proteinen in vitro........................................................ 154
8.3
Herstellung und Beprobung von Protein Arrays...........................................................154
8.4
Zellbiologische Methoden.............................................................................................156
8.4.1
8.4.2
8.4.3
8.4.4
8.5
Herstellung stabiler shRNA-Zelllinien .........................................................................158
8.5.1
8.5.2
8.5.3
8.6
Transfektion von Zellen mittels Calcium-Phosphat-Kopräzipitation.............156
Herstellung von Zelllysaten............................................................................156
FACS-Analyse (Fluorescence Activated Cell Sorting).................................. 157
Rezeptorfärbung für FACS ............................................................................157
Klonierung von shRNA in den lentiviralen Vektor pLKO.1 .........................158
Produktion lentiviraler Partikel ......................................................................158
Transduktion von Zellen mit lentiviralen Partikeln........................................159
Infektionsexperimente...................................................................................................159
8.6.1
8.6.2
8.6.3
8.6.4
8.6.5
8.6.6
8.6.7
8.6.8
8.6.9
8.6.10
8.6.11
Kultivierung von Neisserien...........................................................................159
Beschichten von Platten für den Gentamicin-Protektions Assay ................... 159
Gentamicin-Protektions Assay ....................................................................... 159
Markierung von Bakterien mit Fluoreszenzfarbstoffen .................................160
Beschichten von Deckgläsern für Konfokalmikroskopie...............................160
Herstellung von Präparaten für Konfokalmikroskopie...................................160
FACS-Invasionsassay.....................................................................................161
Aufreinigung von Granulozyten aus humanem Blut...................................... 161
Bakterien-Degradations Assay .......................................................................162
Quantifizierung der Phagozytoserate von humanen Granulozyten ................ 162
Messung der Entstehung reaktiver Sauerstoffderivate (Oxidative Burst
Messung) in humanen Granulozyten..............................................................163
9 ABKÜRZUNGEN ................................................................................................................. 164
10 LITERATURVERZEICHNIS ................................................................................................. 167
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Zur Klärung verschiedenster biologischer Fragestellungen haben Biochips seit nunmehr 20
Jahren einen festen Platz in der Wissenschaft. Die Verwendung von DNA Arrays zur
Erstellung von Genexpressionsprofilen im Hochdurchsatzverfahren ist zu einem festen
Bestandteil der molekularbiologischen Forschung geworden. Im Gegensatz dazu kann die
Untersuchung von Proteinen hinsichtlich ihrer Einbindung in zelluläre Signalnetzwerke bisher
nur minimal in parallelen Ansätzen durchgeführt werden. Protein Arrays bieten eine gute
Möglichkeit, um auch diese Untersuchungen in großem Maßstab durchführen zu können und
somit Einblicke in die Beteiligung einzelner Proteine an verschiedenen Signalwegen zu
bekommen. So stellen beispielsweise Protein Arrays mit immobilisierten SH2 Domänen als
Affinitätsmatrix eine sehr gute Möglichkeit dar, um Proteine in kürzester Zeit auf
Phosphotyrosin-abhängige Protein-Protein Interaktionen mit allen im menschlichen Genom
kodierten SH2 Domänen zu untersuchen.
Mit der vorliegenden Arbeit wurden die Grundlagen für eine solche globale Protein-Protein
Interaktionsanalyse gelegt. Etwa zwei Dutzend humane SH2 Domänen wurden rekombinant
als
GST-Fusionsproteine
exprimiert,
aufgereinigt
und
auf
einer
Trägeroberfläche
immobilisiert. Durch Verwendung von Aldehydoberflächen als Trägermatrix wurde eine
robuste, da kovalente, Bindung der Proteine an die Oberfläche erreicht. Die nicht durch SH2
Domänen abgesättigten Aldehydgruppen der Oberfläche wurden mittels Natriumborhydrid
(NaBH4) reduziert, wodurch die unspezifische Bindung von Proteinen der Beprobungslösung
effektiv verhindert wurde. Ebenso erfolgreich war auch die Beprobung des SH2 Domänen
Arrays mit Ganzzelllysaten und die anschließende Detektion der gebundenen Phosphotyrosinproteine durch spezifische Antiköper. Die erfolgreiche Verwendung unterschiedlicher
Antikörper zur Detektion zeigt die breite Anwendbarkeit des SH2 Domänen Arrays zur
Untersuchung verschiedenster Proteine und Proteingruppen. In diesem Zusammenhang
konnten Membranproteine wie CEACAM3
und
CEACAM4,
die
zytoplasmatisch
lokalisierende Fokale Adhäsionskinase (FAK) sowie die Gesamtheit der tyrosinphosphorylierten Proteine einer Zelllinie hinsichtlich ihrer Bindefähigkeit an unterschiedliche
SH2 Domänen untersucht werden.
Im Zuge der Etablierung des SH2 Domänen Arrays konnten sowohl bereits bekannte als auch
bisher unbekannte Interaktionspartner für den phagozytischen Rezeptor CEACAM3
identifiziert werden. Die nähere Analyse der neu identifizierten Interaktionspartner, Grb14
7
Zusammenfassung
und Phosphatidylinositol-3’-Kinase (PI3K), gaben Einblicke in die Beteiligung dieser
Proteine an CEACAM3-vermittelten Signalwegen und bestätigten somit die physiologische
Relevanz dieser Interaktionen. So konnte das Signalprotein Grb14 als Negativregulator der
CEACAM3-vermittelten Phagozytose identifiziert werden, während die PI3K für die
Abtötung der internalisierten Pathogene von essentieller Bedeutung ist.
Durch die Anwendung des SH2 Domänen Arrays zur Interaktionspartnersuche für
CEACAM4, den evolutionären Vorläufer von CEACAM3, konnten sowohl Gemeinsamkeiten
als auch Unterschiede im Bindungsverhalten dieser Proteine an verschiedene SH2 Domänen
ermittelt werden. Genau wie für CEACAM3 konnten auch für CEACAM4 phosphorylierungsabhängige Assoziationen mit den SH2 Domänen der Src-Kinase Yes, dem
Adapterprotein Nck2 und der regulatorischen Untereinheit p55 der PI3K festgestellt werden.
Da für CEACAM4 kein natürlicher Ligand bekannt ist, wurden erste funktionelle
Untersuchungen nicht mit CEACAM4 selbst, sondern unter Einsatz eines chimären Proteins,
durchgeführt. Diese Chimäre bestand aus der OpaCEA-bindenden N-terminalen Domäne des
phagozytischen Rezeptors CEACAM3 und dem zytoplasmatischen Abschnitt von CEACAM4
und ermöglichte die Beobachtung der Lokalisation sowie Untersuchung der Funktion der neu
identifizierten Interaktionspartner im Infektionsverlauf. Neben diesen Gemeinsamkeiten
wurden allerdings auch interessante Unterschiede zwischen CEACAM3 und CEACAM4
festgestellt. So konnte weder für den neu identifizierten Negativregulator, der CEACAM3vermittelten Phagozytose, Grb14 noch für den, für die Phagozytose über CEACAM3
essentiellen, Guaninnukleotid-Austauschfaktor Vav eine phosphorylierungsabhängige Assoziation mit CEACAM4 gefunden werden. Diese Befunde deuten trotz enger Verwandtschaft
beider Rezeptoren auf abweichende Signalwege hin.
8
Einleitung
Protein Arrays
1
1.1
Einleitung
Protein Arrays
Seit nunmehr 20 Jahren haben DNA Arrays einen festen Platz in der molekularbiologischen
Forschung.
Sie
finden
beispielsweise
Anwendung
bei
der
Erstellung
von
Genexpressionsprofilen, der Detektion von Sequenzdeletionen und –mutationen, sowie der
Identifikation von Transkriptionsfaktorbindestellen (Bertone and Snyder 2005). Die DNA
Arrays können im Hochdurchsatzverfahren angewendet werden, geben jedoch lediglich
Auskunft über die Präsenz oder Transkription der untersuchten Gene und nur in einem sehr
geringem Umfang Aufschluss über die Funktion der Proteine, für welche sie kodieren (Hall et
al. 2007). Bisher gibt es viele verschiedene Methoden, um beispielsweise die Interaktionsund Signaltransduktionseigenschaften von isolierten Proteinen zu untersuchen. Jedoch sind
diese Methoden (z. B. Far-Western, pull-down Experimente oder Koimmunpräzipitation) sehr
zeitintensiv und nicht im Hochdurchsatzverfahren sowie in großem Maßstab anwendbar
(Wolf-Yadlin et al. 2009). In diesem Zusammenhang stellt die seit einigen Jahren immer mehr
an Aufschwung gewinnende Protein Array Technologie eine sehr viel versprechende
Alternative dar. Im Gegensatz zu den DNA Arrays ermöglichen die Protein Arrays unter
anderem die funktionelle Analyse von Protein-Protein Interaktionen in einem sehr schnellen
und großen Maßstab (Bertone and Snyder 2005; Wolf-Yadlin et al. 2009). Weitere
Einsatzmöglichkeiten von Protein Arrays ist ihre Verwendung zur Untersuchung von ProteinDNA (Bulyk et al. 1999; Bulyk 2007), Substrat-Enzym (z. B. Proteasen, Peroxidasen,
Phosphatasen, Kinasen) (Arenkov et al. 2000; MacBeath and Schreiber 2000; Zhu et al. 2000)
oder Protein-Ligand (Bradner et al. 2006) Interaktionen. Ähnlich wie die DNA Arrays
enthalten auch die Protein Arrays sehr viel Information auf sehr engem Raum. Dies ist so zu
verstehen, dass eine sehr geringe Menge an Protein (im Piko- oder Nanogrammbereich) auf
eine sehr kleine Fläche von oft nur wenigen Mikrometern Durchmesser aufgebracht wird.
Werden viele verschiedene Proteine auf diese Weise in punktförmigen Mustern (Spots) auf
einer speziellen Trägeroberfläche immobilisiert, so wird die Gesamtheit dieser individuell
angeordneten Spots als Array bezeichnet. In der Literatur werden in diesem Zusammenhang
auch oft die Begriffe „Biochip“ oder Mikroarray verwendet. Diese Bezeichnungen
verdeutlichen die Miniaturisierung der Testansätze, bei denen eine hohe Anzahl von
Molekülen auf sehr kleinem Raum immobilisiert wird. Heutzutage gibt es beispielsweise
DNA Arrays die aus bis zu 200.000 einzelnen Spots pro cm2 bestehen. Durch diese
9
Einleitung
Protein Arrays
Miniaturisierung der Testansätze ist es möglich, mehrere hundert bis tausend verschiedene
Protein-Spots auf eine Trägeroberfläche aufzubringen, die den Maßen eines normalen
Mikroskopobjektträgers entspricht. In der Folge können diese Arrays unterschiedlich beprobt
werden. Zum einen kann die Beprobung mittels markierter, löslicher Proben (z. B.
Fluoreszenz-markierter Proteine) erfolgen. Zum anderen ist aber auch eine Inkubation mit
unmarkierten Proben möglich. Bei dieser Beprobungsform wird die gebundene Probe in
weiteren Inkubationsschritten mit Hilfe spezifischer Primär- und fluoreszenzgekoppelter
Zweitantikörper nachgewiesen. Durch Auslesen der Fluoreszenzintensität kann die Bindung
der Probe an jeden einzelnen Spot quantitativ erfasst werden. Mittels dieser Methodik konnte
bereits ein Großteil des gesamten Hefe-Proteoms (etwa 5800 Genprodukte) im Array Format
aufgetragen und analysiert werden, wobei Protein-Protein und Protein-Lipid Interaktionen im
Vordergrund standen (Zhu et al. 2001). Eine weitere Anwendungsmöglichkeit von Protein
Arrays wurde von Jones et al. im Jahr 2006 vorgestellt. Sie zeigten, dass ein funktionaler
Proteindomänen Array, auf der Basis von isolierten SH2 Domänen, eine realistische
Methodik darstellt, um Bindungseigenschaften von Phosphotyrosin (pTyr)-modifizierten
Peptiden quantitativ zu bestimmen (Jones et al. 2006).
1.1.1 Proteinkopplung an Trägeroberflächen
Das Aufbringen der Proteine auf speziell beschichteten Mikroskopobjektträgern erfolgt unter
Verwendung eines Kontakt-Mikroarraydruckers (MacBeath and Schreiber 2000; Zhu et al.
2001) oder mittels eines kontaktfreien Druckers (Delehanty and Ligler 2003; Delehanty 2004;
Jones et al. 2006). Um die Stabilität der Proteine während und auch nach dem Druckvorgang
zu gewährleisten, müssen diese vor Austrocknung geschützt werden. Aus diesem Grund wird
dem Immobilisierungspuffer eine möglichst hohe Konzentration Glycerin zugesetzt.
Zusätzlich sollte der Druckprozess bei einer konstant hohen Luftfeuchtigkeit (circa 70-85 %)
durchgeführt werden (MacBeath and Schreiber 2000; Jones et al. 2006; Kaushansky et al.
2010). Zur Proteinimmobilisierung steht eine große Auswahl unterschiedlich behandelter
Trägeroberflächen zur Verfügung. Bei der Wahl eines geeigneten Trägers sollte darauf
geachtet werden, dass der Kontakt zwischen Protein und Oberfläche keinen negativen
Einfluss auf die Proteinkonformation und –funktionalität hat und dass eine maximale Bindekapazität erreicht wird (Zhu et al. 2003). Eine weitere wichtige Überlegung für die Wahl einer
geeigneten Oberfläche ist, ob die Proteine in räumlich ungerichteter oder gerichteter
Orientierung gebunden werden sollen.
10
Einleitung
Protein Arrays
Eine Möglichkeit, Proteine in einer einheitlichen räumlichen Orientierung zu immobilisieren,
ist die Verwendung von Affinitäts-getaggten Oberflächen. Für diesen Zweck verwendbare
Oberflächenvarianten sind zum Beispiel mit Nickelionen beschichtete Glasobjektträger,
welche die Immobilisierung von Hexa-Histidin-markierten Proteinen ermöglichen (Zhu et al.
2003). Jedoch ist die Bindung zwischen Nickel-NTA und Histidin-markierten Proteinen
weder sehr stark, noch sehr stabil. Im Gegensatz dazu ist die Interaktion zwischen Biotin und
Avidin eine der stärksten und stabilsten nicht-kovalenten Bindungen. Im Jahr 2002
veröffentlichten Lesaicherre et al. eine Methode, die es ermöglicht Proteine seiten-spezifisch
zu biotinylieren, um sie im folgenden auf einer Avidin-beschichteten Glasoberfläche zu
immobilisieren (Lesaicherre et al. 2002). Diese Form eines Protein Arrays bietet, genau wie
die Immobilisierung von Histidin-markierten Proteinen auf Nickel-Oberflächen, eine nichtkovalente Bindung und räumlich einheitliche Orientierung der Proteine. Allerdings ist diese
Interaktion zwischen Protein und Oberfläche wesentlich robuster und extrem stabil.
Für eine nach dem Zufallsprinzip räumlich ungerichtete Proteinimmobilisierung stehen
derzeit Glasobjektträger mit Aminosilan-, Aldehyd- oder Epoxybeschichtung zur Verfügung
(MacBeath and Schreiber 2000; Kusnezow et al. 2003). Auch die Verwendung von Glasträgern beschichtet mit Nitrozellulose oder Poly-L-Lysin bewirkt eine ungerichtete Immobilisierung der Proteine. Bei diesen beiden Oberflächenbeschichtungen werden die Proteine
durch passive Adsorption an die Oberflächen gebunden (Stillman and Tonkinson 2000;
Angenendt et al. 2002; Zhu et al. 2003; Charles et al. 2004; Kramer et al. 2004). Bei der
Verwendung von Aminosilan-beschichteten Oberflächen erfolgt die Immobilisierung
ebenfalls nicht-kovalent durch die Ausbildung von unspezifischen elektrostatischen Ionenbindungen zwischen negativ geladenen Aminosäureseitenketten (z. B. Glutamat oder Aspartat)
des Proteins und den positiv geladenen primären Aminen der Oberfläche (Abb. 1.1.1).
Abb. 1.1.1 Darstellung der nicht-kovalenten, elektrostatischen Bindung
einer Peptidkette an eine Aminosilanoberfläche. Die negativ geladene
Aminosäureseitenkette (COO-) eines Peptids/Proteins (R-) geht mit dem
positiv geladenen primären Amin (+NH3) eine unspezifische elektrostatische
Ionenbindung (Doppelpfeil) ein. Als Beispiel eines negativ geladenen
Aminosäurerests wurde Glutamat (Glu) gewählt. Der Bereich der elektrostatischen Bindung ist umrandet. Aus (Müller and Röder 2004).
11
Einleitung
Protein Arrays
Eine kovalente Alternative der Bindung von Proteinen an „aktivierte“ Glasobjektträger ist die
Verwendung von Aldehyd-beschichteten Oberflächen. Zwischen den reaktiven Aldehyden
(R-HC=O) der Oberfläche und primären Aminen (R-NH2) der Aminosäureseitenketten des
Proteins kommt es durch nukleophile Addition unter Wasserabspaltung (Kondensation) zur
Ausbildung von kovalenten C=N Doppelbindungen, die auch als „Schiff’sche Basen“
bezeichnet werden (Abb. 1.1.2).
Abb. 1.1.2 Bildung der ‚Schiff’schen Basen’
durch Kondensation zwischen Protein und
Aldehydoberfläche. (A) Reaktive Aldehydgruppen der Oberfläche interagieren mit den
primären Aminen (-NH2) der Peptide/Proteine.
(B) Zwischen dem primären Amin einer
Arginin-Seitenkette
(Arg)
und
der
Aldehydgruppe (R-HC=O) kommt es zu einer
nukleophilen Addition unter Abspaltung von
Wasser (H2O). (C) Dadurch entsteht eine
kovalente Verbindung (Schiff’sche Base). Aus
(Müller and Röder 2004).
Die Kondensation findet ohne zusätzliche Energie oder Katalysatoren statt. Ein Vorteil
gegenüber den Aminosilanoberflächen besteht neben der kovalenten Bindung darin, dass die
Aldehydoberfläche hydrophob ist, wodurch sich die wässrige Proteinlösung nach dem
Auftragen nicht so stark ausbreitet und somit wesentlich kleinere Spots erzeugt werden
können.
Eine dritte Möglichkeit zur Immobilisierung von Proteinen besteht in der Verwendung von
Epoxy-modifizierten Glasobjektträgern (Abb. 1.1.3). Epoxy-Ringstrukturen sind sehr reaktive
elektrophile Gruppen, welche ebenfalls kovalente Bindungen mit nukleophilen primären
Aminen der Proteine ausbilden.
Abb. 1.1.3 Bindung von Peptiden und Proteinen an reaktive
Epoxyoberflächen. Das positiv geladene primäre Amin (+NH3) einer
Aminosäure (Arg) ‚attackiert’ mit einer nukleophilen Addition das CH2
innerhalb der Epoxy-Ringstruktur. Die kovalente Bindung zwischen
dem Sauerstoffatom und dem CH2 innerhalb der Epoxy-Ringstruktur
wird aufgelöst und es entsteht eine kovalente Bindung zwischen dem
Peptid/Protein und der Oberfläche. Aus (Müller and Röder 2004).
12
Einleitung
Protein Arrays
Dabei wird die kovalente Bindung zwischen dem Sauerstoffatom und dem CH2 innerhalb der
Epoxy-Ringstruktur durch nukleophile Addition des positiv geladenen primären Amins
aufgelöst. In der Folge entsteht eine kovalente Bindung zwischen dem Stickstoffatom des
Proteins und dem Kohlenstoffatom der CH2-Gruppe der Oberfläche.
1.1.2 Detektion der gebundenen Probe
Abhängig
vom
Typ
des
verwendeten
Arrays
gibt
es
viele
verschiedene
Detektionsmöglichkeiten der gebundenen Probe. So können zum Beispiel Enzym-Substrat
Interaktionen
mittels
Fluoreszenzmarkierung,
Chemilumineszenz
oder
radioaktiver
Markierung detektiert werden. Im Allgemeinen wird derzeit die Fluoreszenzmarkierung für
Hochdurchsatzanalysen bevorzugt angewendet, da sie mit den gegenwärtig gängigen
Modellen von DNA Array-Laserscannern kompatibel ist (Bertone and Snyder 2005). Eine
weitere Möglichkeit ist die Verwendung von affinitäts- oder photochemisch-markierten
Proben (Colca and Harrigan 2004; Mitsopoulos et al. 2004).
Ein Beispiel für die Verwendung von affinitätsmarkierten Proben sind die Interaktionsstudien
von Huang et al. aus dem Jahr 2004. Ziel dieser Untersuchungen war es, neue chemische
Substanzen zu identifizieren, welche den antiproliferativen Effekt von Rapamycin sowohl
verstärkend als auch inhibierend modulieren und somit Einfluss auf das target of rapamycin
(TOR)-Signalnetzwerk haben. Hierzu wurde ein Hefeproteom Array mit Biotin-markierten
chemischen Substanzen inkubiert. Im Anschluss wurden die gebundenen biotinylierten
Moleküle mittels Cy3-markiertem Streptavidin nachgewiesen (Huang et al. 2004). Auf
gleiche Weise können auch Protein-Protein Interaktionen detektiert werden. Hierzu wird die
Proteinprobe vor der Inkubation mit dem Array biotinyliert. Nach der Beprobung des Arrays
mit der biotinylierten Proteinprobe wird der Array nach einem Waschschritt mit
fluoreszenzmarkiertem Streptavidin inkubiert. Die Bindung des Fluorophor-konjugierten
Streptavidins an die gebundenen biotinylierten Proteine ermöglicht somit die Detektion der
spezifischen Interaktion mittels eines Mikroarray-Laserscanners. Bei dieser Beprobungsform
sollte allerdings sichergestellt werden, dass die Biotinmarkierung der Probe nicht die ProteinProtein Interaktionsdomäne maskiert.
Ein wesentlich einfacheres Verfahren besteht darin, dass die zur Beprobung verwendeten
Proteine direkt mit einem Fluorophor markiert werden. Die direkte Markierung von Proteinen
wird durch die Verwendung von aminreaktiven Farbstoffen gewährleistet. Diese
13
Einleitung
Protein Arrays
Succinimidylester reagieren mit primären Aminen der Proteine und bilden stabile Konjugate.
Um ungebundenen Farbstoff zu entfernen, werden die fluoreszenzmarkierten Proteine
dialysiert oder durch Größenausschlußchromatografie aufgereinigt. Auch bei der Beprobung
mit direkt markierten Proben erfolgt die Detektion der gebundenen Probe mittels eines
Mikroarry-Laserscanners. Ebenso wie bei der Biotinmarkierung ist auch in diesem Fall darauf
zu achten, dass der gebundene Fluoreszenzfarbstoff keinen Effekt auf die Protein-Protein
Interaktion hat. Neben den bisher beschriebenen Beprobungsmöglichkeiten mit chemischen
Substanzen und Proteinen können auch andere Substanzen zur Beprobung eines Protein
Arrays verwendet werden, um unterschiedliche molekulare Interaktionen zu untersuchen. Ein
Beispiel hierfür sind Untersuchungen zu molekularen Interaktionen zwischen Proteinen und
DNA. Bei diesen Versuchsansätzen wird der Protein Array mit fluoreszenzmarkierter DNA
beprobt. Dafür wurde die DNA zuvor entweder durch Einbau von fluoreszenzmarkierten
Nukleotiden während DNA-Synthese oder durch die Konjugation von aminreaktiven
Succinimidylestern an 5-(3-aminoallyl)-dUTPs markiert (Bertone and Snyder 2005).
1.1.3 Anwendungsmöglichkeiten von Protein Arrays
Mittels Protein Arrays ist es möglich tausende von Proteinen gleichzeitig hinsichtlich ihrer
biochemischen Eigenschaften zu charakterisieren und zu quantifizieren. Protein Arrays
werden nicht nur zur Funktionsaufklärung von bislang uncharakterisierten Proteinen genutzt,
sondern auch zur Analyse der Funktion bereits bekannter Proteine.
Abb. 1.1.4 Anwendungsmöglichkeiten für
funktionelle Protein Arrays. Unterschiedliche
Beprobungsmöglichkeiten von Protein Arrays.
Die Proteine wurden auf sehr kleinem Raum auf
beschichteten
Mikroskopobjektträgern
immobilisiert. Im Anschluss erfolgte die
Inkubation des Objektträgers mit fluoreszenzmarktierter Probe. Neben dem hier als Beispiel
aufgeführten Fluorophor Cy5 gibt es noch eine
große Anzahl anderer Fluorophore, die zur
Detektion verwendet werden können. Modifiziert
aus (Hall et al. 2007).
14
Einleitung
Protein Arrays
Protein Arrays finden bereits bei der Aufklärung verschiedenster Fragestellungen
Anwendung. Beispiele hierfür sind Untersuchungen auf den Gebieten der Protein-Protein
Interaktionen des Hefeproteoms (Zhu et al. 2001), der Protein-Rezeptor Interaktionen, der
Protein-DNA Interaktionen (Hall et al. 2004), der Protein-Lipid Interaktionen (Zhu et al.
2001), der Antigen-Antikörper Interaktionen (Michaud et al. 2003) und Interaktionen
zwischen Proteinen und chemischen Substanzen (Abb. 1.1.4) (Huang et al. 2004). Weitere
Anwendungsmöglichkeiten von Protein Arrays sind die Untersuchung von Kinaseaktivitäten
(Zhu et al. 2000; Ptacek et al. 2005) oder die Charakterisierung verschiedener humaner Seren
hinsichtlich ihrer Antikörperzusammensetzung (Zhu et al. 2006).
15
Einleitung
Intrazelluläre Signaltransduktion durch Phosphotyrosin-abhängige Protein-Protein Interaktionen
1.2
Intrazelluläre Signaltransduktion durch Phosphotyrosin-abhängige
Protein-Protein Interaktionen
Die Weiterleitung eines Signals innerhalb der Zelle ist ein sehr komplexer Prozess, an dessen
Ende
unterschiedliche
zelluläre
Reaktionen
wie
zum
Beispiel
Gentranskription,
Proteintransport, Proteindegradation, Zellwachstum, Zellmotilität oder Immunantwort stehen.
Um die temporäre, reversible und dynamische Regulation von intrazellulären Signalwegen zu
gewährleisten,
ist
eine
Vielzahl
fundamentalen
Komponenten
der
unterschiedlicher
intrazellulären
Mechanismen
Signalleitung
notwendig.
sind
Proteine
Die
und
niedermolekulare Stoffe (z. B. die second messenger Ca2+ oder Diacylglycerol). Wenn ein
Signal die Zelle erreicht, wird es über einen Rezeptor an nachgeschaltete Proteine
weitergegeben. Diesen Proteinen sind wiederum weitere Proteine als nachgeschaltete
Effektoren in der Reaktionskette zugeordnet. Auf diesem Weg werden nacheinander viele
verschiedene Signalproteine in die Weitergabe eines Signals einbezogen, wodurch sich eine
intrazelluläre Signalkette ausbildet. Die wichtigsten Proteinkomponenten der intrazellulären
Signalleitung sind Proteinkinasen, Proteinphosphatasen, regulatorische GTPasen sowie
Adapter- und Gerüstproteine.
Die regulatorischen GTPasen haben die Funktion eines Schalters. Dieser kann in einer aktiven
oder inaktiven Form vorliegen. In ihrer aktiven Form können GTPasen Signale an
nachgeschaltete Komponenten des Signalwegs weitergeben. In der inaktiven Form ist die
Weiterleitung des Signals unterbunden.
Die Adapter- und Gerüstproteine vermitteln die Weiterleitung eines Signals zwischen
einzelnen Proteinen eines Signalweges. Indem sie die einzelnen Signalproteine der
Signalkette in eine nahe räumliche Beziehung bringen, wird eine effektive und spezifische
Signalübertragung gewährleistet.
Das zentrale Werkzeug zur Weitergabe von Signalen innerhalb einer Zelle stellt jedoch die
Proteinphosphorylierung durch Proteinkinasen dar. Der Phosphorylierungsstatus eines
Proteins wird durch das Zusammenspiel von Proteinkinasen und Phosphatasen reguliert. Die
enzymatischen Prozesse der Phosphorylierung und Dephosphorylierung ermöglichen es,
Proteine in reversibler Weise zu aktivieren oder zu inaktivieren. Sowohl Proteinkinasen als
auch Proteinphosphatasen sind elementare Bestandteile von Signalwegen. Ihre Aktivität kann
auf unterschiedlichste Weise reguliert werden.
16
Einleitung
Intrazelluläre Signaltransduktion durch Phosphotyrosin-abhängige Protein-Protein Interaktionen
1.2.1 Proteinkinasen
Die Phosphorylierung von Proteinen durch Kinasen ist ein wichtiger Mechanismus in der
intrazellulären Signalweiterleitung und reguliert dadurch die verschiedensten zellulären
Prozesse. Im menschlichen Genom finden sich circa 600 Gene, welche für Proteinkinasen
kodieren, so dass diese Enzymgruppe alleine etwa 2,5 % aller Gene umfasst (Lander et al.
2001). Proteinkinasen werden hinsichtlich ihrer Substratspezifität in drei Familien eingeteilt:

Serin-Threonin-Kinasen – verestern einen Phosphatrest mit der alkoholischen Gruppe
von Serin- oder Threoninresten

Tyrosinkinasen – erzeugen einen Phosphatester mit der phenolischen Hydroxyl (OH)Gruppe von Tyrosinresten

Bispezifische Kinasen – phosphorylieren sowohl Serin-/Threoninreste als auch
Tyrosinreste (z. B. die Mitogen-aktivierte Protein Kinase Kinase, kurz MAPKK oder
MEK).
Sämtliche Proteinkinasen besitzen eine konservierte katalytische Domäne, welche für den
Transfer des -Phosphats von Adenosintriphosphat (ATP) auf Serin-, Threonin- oder
Tyrosinreste des Substratproteins verantwortlich ist. Anhand von Homologiebetrachtungen
lässt sich in allen Kinasefamilien ein circa 300 Aminosäuren langer hoch konservierter
Abschnitt identifizieren. Im Gegensatz dazu sind die an den homologen Bereich
angrenzenden N- und C-terminalen Abschnitte nicht konserviert und in den einzelnen
Familien sehr unterschiedlich.
Alle Mitglieder der verschiedenen Kinasefamilien haben das gleiche Faltungsmuster wie die
cAMP-abhängige Proteinkinase (PKA) – eine Serin-Threonin-Kinase und die erste Kinase,
die kristallisiert wurde (Knighton et al. 1991). Die katalytische Domäne ist in 12 hoch
konservierte Subdomänen unterteilt und hat eine globuläre zweiflüglige Struktur, bestehend
aus einem kleinen N-terminalen Flügel und einem größeren C-terminalen Flügel (Abb. 1.2.1).
Beide Flügel sind durch einen Peptidabschnitt, der wie ein Scharnier fungiert, verbunden. Der
kleine N-terminale Flügel besteht aus einem fünfsträngigen antiparallelem -Faltblatt und (bei
den meisten Kinasen) aus einer einzelnen -Helix, der so genannten C-Helix. Diese
Nomenklatur ist begründet in der Struktur der PKA, deren N-terminaler Flügel drei -Helices
enthält (A-, B- und C-Helix), wovon die C-Helix diejenige ist, welche in allen Proteinkinasen
konserviert ist. Der große C-terminale Flügel ist hauptsächlich -helikaler Struktur und
17
Einleitung
Intrazelluläre Signaltransduktion durch Phosphotyrosin-abhängige Protein-Protein Interaktionen
verantwortlich für die Bindung des zu phosphorylierenden Peptidabschnittes sowie für die
Phosphotransferreaktion.
Abb. 1.2.1 Struktureller Aufbau der katalytischen Domäne einer
Proteinkinase. Repräsentative Bänderdarstellung einer katalytischen
Kinasedomäne, basierend auf der Struktur der InsulinrezeptorTyrosinkinase. Der N-terminale Flügel ist in grün dargestellt, der Cterminale Flügel in lila. Die aktivierende Schleife ist gelb gefärbt.
Das Substratpeptid, welches mit der Aktivierungsschleife interagiert,
ist schwarz dargestellt. Das mit dem N-terminalen Flügel
assoziierende ATP-Analog ist rot-blau gefärbt. Die C-Helix (enthält
für die Katalyse wichtige Aminosäurereste) und die G-Helix (beteiligt
an der Substratbindung) sind durch Beschriftung gekennzeichnet.
Modifiziert aus (Pellicena and Kuriyan 2006).
Die Bindestelle für das Nukleotidsubstrat ATP befindet sich im N-terminalen Flügel. Durch
die Bindung von ATP und Peptid kommen sich N- und C-terminaler Flügel räumlich näher
und die Oberfläche beider Flügel formt ein aktives Zentrum. Die Hauptkomponenten dieses
aktiven Zentrums sind die Phosphat-bindende Schleife (P-Schleife) des N-terminalen Flügels
sowie die katalytische (C-) Schleife und die Aktivierungsschleife (A-), beides Bestandteile
des C-terminalen Flügels (Knighton et al. 1991). Die Fixierung des ATP erfolgt über die
Ausbildung von Wasserstoffbrücken zwischen der - und -Phosphatgruppe des ATP und den
Aminosäureseitenketten der Glycin-reichen Sequenz der P-Schleife. Für die PhosphotransferReaktion ist es wichtig, dass die drei Phosphatgruppen des ATP linear angeordnet sind – dies
wird durch die Ausbildung von Wasserstoffbrücken zwischen Mg2+-Ionen und dem - sowie
dem -Phosphat gewährleistet. Durch Ausbildung von Wasserstoffbrücken zwischen einem
konservierten Lysinrest des N-terminalen Flügels und dem - und -Phosphat des ATP
werden die negativen Ladungen dieser Phosphatgruppen neutralisiert. Für die Übertragung
der -Phosphatgruppe des ATP auf das Substratprotein ist die C-Schleife von entscheidender
Bedeutung. Sie enthält zwei konservierte Aminosäurereste – einen Aspartatrest, essentiell für
die Phosphotransfer-Reaktion, und einen basischen Aminosäurerest (Lysin oder Arginin),
welcher die negative Ladung der -Phosphatgruppe neutralisiert und somit einen nukleophilen
Angriff durch das Substratprotein ermöglicht (Abb. 1.2.2).
18
Einleitung
Intrazelluläre Signaltransduktion durch Phosphotyrosin-abhängige Protein-Protein Interaktionen
Abb. 1.2.2 Interaktionen zwischen dem
katalytischen Teil der Proteinkinase, dem
ATP und dem zu phosphorylierenden
Substrat.
(Aminosäurennummerierungen
entsprechen der PKA) - Der rote Pfeil
kennzeichnet den katalytischen Transfer des
ATP-Phosphates auf die Hydroxylgruppe des
Substratproteins. Für die Katalyse wichtige
Aminosäurereste, die in Kontakt mit dem
ATP oder Substrat stehen, sind gelb
schraffiert.
Sekundärstrukturen
und
Aminosäurereste, die an der Regulation der
katalytischen Aktivität beteiligt sind, sind
grau schattiert. Schwarze Doppelpfeile
kennzeichnen hydrophobe Interaktionen. Die
wichtigsten polaren Kontakte sind durch
Punktlinien gekennzeichnet. Modifiziert aus
(Kornev et al. 2006).
Die Phosphorylierung von Aminosäureseitenketten durch Proteinkinasen ist die am weitesten
verbreitete
posttranslationale
Proteinmodifikation
zum
Zweck
der
intrazellulären
Signalweiterleitung sowie der Regulation von Enzymaktivitäten. In eukaryotischen Zellen
stellen die Serin-Threonin-Kinasen die evolutionär älteste Proteinkinasefamilie dar. Die
Enzymklasse der Tyrosinkinasen entstand vermutlich erst nach Verbreitung von
Phosphotyrosin erkennenden Proteindomänen, wie Phosphotyrosinbinde (PTB) oder Src
homology 2 (SH2) Domänen bzw. deren Vorläufern (Lim and Pawson 2010). Diese
regulatorisch bedeutsamen Proteinkinasen haben eine zentrale Funktion bei Wachstums- und
Differenzierungsvorgängen und werden im nachfolgenden Kapitel näher beschrieben.
1.2.1.1
Proteintyrosinkinasen
Im humanen Genom finden sich circa 90 Gene, die für Proteintyrosinkinasen (PTKs) kodieren
(Lim and Pawson 2010). Tyrosin-spezifische katalytische Domänen finden sich sowohl in
Transmembranproteinen, den Rezeptortyrosinkinasen (RTKs), als auch in zytoplasmatischen
PTKs. Die RTKs sind integrale Membranproteine, welche auf der extrazellulären Seite eine
Ligandenbindedomäne und auf der zytosolischen Seite eine Tyrosinkinase-Domäne besitzen.
Der Proteinabschnitt, welcher die Membran durchquert, ist -helikaler Struktur. Im
zytoplasmatische Abschnitt weisen die RTKs neben der konservierten Tyrosinkinase Domäne
noch weitere regulatorische Sequenzabschnitte auf, an denen Autophosphorylierung sowie
Phosphorylierung durch andere Proteinkinasen stattfinden kann. Von den 90 humanen PTKs
gehören 58 zur Familie der RTKs (Manning et al. 2002). Die meisten RTKs werden durch die
Bindung eines spezifischen Proteinliganden (z. B. Wachstumsfaktoren und Cytokine) an den
19
Einleitung
Intrazelluläre Signaltransduktion durch Phosphotyrosin-abhängige Protein-Protein Interaktionen
extrazellulären Teil aktiviert. Die Bindung des Liganden bewirkt die Oligomerisierung
mehrerer RTK-Moleküle, gefolgt von der Aktivierung der katalytischen Domäne im
zytoplasmatischen
Abschnitt
des
Rezeptors.
Diese
Aktivierung
erfolgt
durch
Transphosphorylierung von Tyrosinresten in der Aktivierungs (A)-Schleife der katalytischen
Domäne. Durch die aktivierte Kinase können zytoplasmatische Proteine in die Nähe des
Rezeptors rekrutiert und phosphoryliert werden. Die phosphorylierten Tyrosinreste des
Rezeptors bzw. der zytoplasmatischen Proteine sind Bindungsstellen für Proteine mit
spezifischen Bindedomänen für Phosphotyrosine. Diese transienten phosphorylierungsabhängigen Protein-Protein Interaktionen resultieren in der Ausbildung von Proteinkomplexen und/oder Aktivierung von Enzymen (Kinasen, Phosphatasen, Lipasen etc.) und
ermöglicht somit die Transduktion extrazellulärer Signale durch die Plasmamembran in die
Zelle.
Im
Gegensatz
zu
den
RTKs
besitzen
die
zytoplasmatischen
PTKs
keine
Transmembrandomäne und liegen als lösliche intrazelluläre oder membranassoziierte Proteine
vor. Diese zytoplasmatischen PTKs sind intrazelluläre Effektormoleküle, die während des
Signalübertragungsprozesses mit spezifischen Substraten interagieren und diese durch
Phosphorylierung von Tyrosinresten aktivieren, wodurch die Weitergabe des Signals
gewährleistet wird. Viele Funktionen dieser zytoplasmatischen PTKs werden oft in
unmittelbarer Nähe zur Zellmembran ausgeführt. Beispiele hierfür sind die Weiterleitung
eines Signals von einem aktivierten membranständigen Rezeptor oder die Weitergabe eines
Signals von einem membranassoziierten Protein. Aufgrund von Sequenzhomologien bzw.
phylogenetischer Analysen werden die 32 humanen zytoplasmatischen PTKs in zehn
Unterfamilien (Abl, Ack, Csk, FAK, Fes, Frk, Jak, Src, Tec und Syk) eingeteilt (Robinson et
al. 2000). Die verwandten Enzyme innerhalb einer Familie ähneln sich in ihrem Aufbau und
ihrer Substratspezifität, zeigen allerdings oft unterschiedliche Aktivitäts- oder Expressionsmuster.
1.2.1.1.1
Die Fokale Adhäsionskinase
Die Fokale Adhäsinonskinase (FAK) gehört zur Familie der zytoplasmatischen PTKs,
lokalisiert an Integrin-reichen Fokalkontakten und ist durch eine starke Tyrosinphosphorylierung gekennzeichnet (Hanks et al. 1992; Schaller et al. 1992). Als wichtiges
Signalprotein
ist
sie
an
der
Integrin-
und
Wachstumsfaktorrezeptor-vermittelten
Signaltransduktion beteiligt (Hanks and Polte 1997). Die durch die FAK regulierten
20
Einleitung
Intrazelluläre Signaltransduktion durch Phosphotyrosin-abhängige Protein-Protein Interaktionen
Signalwege sind die zellulären Prozesse der Zellmigration (Cary et al. 1996; Hauck et al.
2001), Zelladhäsion (Frisch et al. 1996; Michael et al. 2009), Invasion (Hauck et al. 2001;
Chan et al. 2009), Proliferation (Gilmore and Romer 1996; Pirone et al. 2006) sowie Prozesse
zur Verhinderung der Apoptose (Frisch et al. 1996; Kurenova et al. 2004; Garces et al. 2006).
Die FAK ist evolutionär stark konserviert und wird ubiquitär in fast jedem Zelltyp eines
multizellulären Organismus, wie beispielsweise Mensch (Weiner et al. 1993), Maus (Hanks et
al. 1992), Huhn (Schaller et al. 1992) oder Drosophila melanogaster (Palmer et al. 1999)
exprimiert. In verschiedenen Studien wurde gezeigt, dass in einer Vielzahl humaner
Krebsarten, wie beispielsweise Brust- oder Darmkrebs, eine gesteigerte FAK-Aktivität bzw.
FAK-Expression nachweisbar war (Cance et al. 2000; Yu et al. 2006; Chatzizacharias et al.
2008).
Die FAK kann auf Grund von Sequenz- und Strukturanalysen in vier verschiedene Domänen
unterteilt werden – eine N-terminale FERM (Band 4.1, Ezrin, Radixin und Moesin)Homologie Domäne, eine zentral lokalisierte Kinasedomäne, drei Prolin-reiche Regionen
(zwei in der C-terminalen Hälfte des Moleküls und eine in der N-terminalen Hälfte) und eine
C-terminale focal adhesion targeting (FAT) Domäne (Abb. 1.2.3) (Schaller et al. 1992; Hanks
et al. 2003; Mitra et al. 2005).
Abb. 1.2.3 Domänenstruktur und
Phosphorylierungsstellen
der
Fokalen Adhäsionskinase. FAK
beinhaltet eine FERM (Band 4.1,
Ezrin, Radixin und Moesin)Homologie
Domäne,
eine
Kinasedomäne und eine FAT (focal
adhesion targeting) Domäne. Die
FERM-Homologie
Domäne
vermittelt Interaktionen mit dem
EGF- und PDGF-Rezeptor, der
ETK Tyrosinkinase und Ezrin. Weiterhin kann die FERM-Homologie Domäne über das Lysin K152 SUMO
(small ubiquitin-related modifier)-yliert werden. Die FAT Domäne rekrutiert FAK zu den Fokalkontakten und
bindet indirekt über Talin und Paxillin an Integrine. Außerdem ist diese Domäne für die verbesserte Aktivität
von Rho-GTPasen verantwortlich, da sie GEFs wie p190RhoGEF bindet und deren GDP/GTPAustauschaktivität erhöht. FAK beinhaltet drei Prolin-reiche Regionen (PRR1 – 3), an welche Proteine mit SH3
Domänen (z. B. p130Cas, GRAF, ASAP1) binden können. Phosphoylierbare (P) Tyrosinreste innerhalb der
FAK-Struktur sind die Tyr397, Tyr407, Tyr576, Tyr577, Tyr861 und Tyr925. Diese Phosphotyrosine (pTyr) dienen als
Bindestellen für Proteine mit SH2 Domänen (pTyr397: Grb7, Shc, PLCγ, p85 der PI3K, Src, SOCS; pTyr925:
Grb2). Die Phosphorylierung von Tyr576 und Tyr577 ist nötig für die maximale Aktivierung der FAK. Im
Gegensatz dazu wird die FAK-Aktivität durch die Bindung des Proteins FIP200 (FAK-family interacting protein
of 200 kDa) an die Kinasedomäne inhibiert. Modifiziert aus (Mitra et al. 2005).
Die N-terminale FERM-Homologie Domäne ist verantwortlich für die Interaktion von FAK
mit Integrin- und Wachstumsfaktorrezeptoren. Auch wird vermutet, dass die FERMHomologie Domäne eine Rolle bei der Regulation der Kinaseaktivität von FAK spielt.
21
Einleitung
Intrazelluläre Signaltransduktion durch Phosphotyrosin-abhängige Protein-Protein Interaktionen
Werden Zellen unter Bedingungen kultiviert, bei denen FAK in inaktiver Form vorliegt (z. B.
Nicht-Tumorzellen, die in Suspension gehalten werden), so interagiert die FERM-Homologie
Domäne direkt mit der Kinasedomäne. Durch diese intramolekulare Interaktion wird die
Autophosphorylierung des Tyr397 und somit die maximale FAK-Aktivierung inhibiert. In
diesem Zusammenhang wird auf eine Funktion der FERM-Homologie Domäne als
intramolekularer Inhibitor der FAK-Aktivität geschlossen (Cooper et al. 2003).
An die FERM Domäne schließt sich die zentral gelegene Kinasedomäne an. Die
Kinasedomäne besitzt Sequenzähnlichkeiten mit anderen RTKs und zytoplasmatischen PTKs,
allerdings gibt es auch strukturelle Unterschiede. So zeigt die Kristallstruktur der FAK
Kinasedomäne eine charakteristische Disulfidbrücke im N-terminalen Flügel. Diese
Disulfidbrücke ist eher ungewöhnlich für Kinasen, aus diesem Grund wird vermutet, dass sie
wahrscheinlich einen Einfluss auf die FAK-Aktivität hat (Nowakowski et al. 2002). Auch die
für die FAK-Aktivität wichtige Autophosphorylierungsstelle Tyr397 befindet sich in der
Kinasedomäne. In Folge von Integrin-Aktivierung kommt es zur Autophosphorylierung des
Tyr397, welches dann als Bindestelle für die SH2 Domäne der Src-Kinase fungiert (Hanks et
al. 1992; Ruest et al. 2000). Die Bindung von Src an FAK resultiert in einer gesteigerten SrcAktivität, was zu einer Src-vermittelten Phosphorylierung von Tyr576 und Tyr577 innerhalb der
FAK-Kinasedomäne führt. Diese Phosphorylierungen sind essentiell für eine maximale
Aktivität der FAK (Ruest et al. 2000). Zusätzlich zur Phosphorylierung der FAK-Tyrosinreste
Tyr576 und Tyr577 kann Src noch weitere Tyrosinreste innerhalb des Moleküls
phosphorylieren. Diese Phosphotyrosine dienen dann als Bindestellen für Proteine mit SH2
Domänen (Hanks et al. 2003; Parsons 2003). Weitere von Src phosphorylierte Tyrosine sind
Tyr407, Tyr861 und Tyr925. Die meisten SH2 Domänen-abhängigen Interaktionen von FAK mit
anderen Proteinen sind bisher nur für die Autophosphorylierungsstelle Tyr397 bekannt. SH2
Domänen enthaltende Proteine, die mit diesem Phosphotyrosin interagieren, sind z. B. Src,
das Adapterprotein Shc, die Phosphatidylinositol-3-Kinase (PI3K), die Phospholipase C
(PLC)-, das Adapterprotein Grb7 (Cox et al. 2006) und das Adapterprotein Nck2
(Goicoechea et al. 2002). Die ebenfalls von Src vermittelte Phosphorylierung des Tyr925 in
FAK bietet eine Bindestelle für die SH2 Domäne des Adapterproteins Grb2, wodurch eine
Verbindung zum ERK/MAP-Kinase Signalweg hergestellt wird (Schlaepfer et al. 1999). Die
C-terminale Region von FAK beinhaltet zwei Prolin-reiche Abschnitte (Aminosäuren 712–
723 und 867–882), welche als Bindestelle für Proteine mit Src Homologie 3 (SH3) Domänen
fungieren. FAK Interaktionspartner mit SH3 Domänen sind das Adapterprotein p130Cas
22
Einleitung
Intrazelluläre Signaltransduktion durch Phosphotyrosin-abhängige Protein-Protein Interaktionen
(Ruest et al. 2001), das Rho GTPase-aktivierende Protein (GAP) GRAF oder das Arf GAP
ASAP1 (Taylor et al. 1999; Randazzo et al. 2000). Die C-terminal lokalisierte FAT Domäne
enthält Bindestellen für die zytoskeletalen Proteine Talin und Paxillin, welche an der
Rekrutierung von FAK in die Fokalkontakte beteiligt sind. In den Fokalkontakten sind Talin,
Paxillin und FAK zusammen verantwortlich für die Verknüpfung der Integrine mit dem
Zytoskelett (Parsons 2003). Ein weiteres Protein, welches mit der FAT Domäne von FAK
interagiert, ist der RhoA-spezifische GDP/GTP Austauschfaktor p190RhoGEF. Die
Interaktion von FAK und p190RhoGEF fördert die Phosphorylierung von p190RhoGEF und
hat eine erhöhte RhoA Aktivität zur Folge (Zhai et al. 2003).
1.2.1.1.2
Die Familie der Src-Kinasen
Mit acht Mitgliedern (Fgr, Fyn, Src, Yes, Blk, Hck, Lck und Lyn) ist die Familie der SrcKinasen die größte Unterfamilie innerhalb der zytoplasmatischen PTKs (Robinson et al.
2000). Diese Kinasen besitzen eine konservierte Domänenstruktur, welche sich aus einem Nterminalen Sequenzmotiv für die Membranlokalisation, einer Src Homologie 3 (SH3)
Domäne, einer Src Homologie 2 (SH2) Domäne, einer Kinasedomäne und einem Cterminalen regulatorischen Domäne zusammensetzt (Abb. 1.2.4).
Abb. 1.2.4 Domänenanordnung und dreidimensionale
Sturktur der Src-Kinasen. Die Kinasedomäne enthält wichtige
regulatorische phosphorylierbare Tyrosinreste. Diese befinden
sich in der aktivierenden Schleife (Tyr416 in Src) und am Cterminalen Ende (Tyr527 in Src). Die Röntgenstruktur von Src in
der inaktiven Konformation zeigt, dass das phosphorylierte
Tyr527 des C-terminalen Endes mit der SH2 Domäne interagiert
und dass die SH2-Kinase-Verbinungsregion in die SH3 Domäne
bindet. Modifiziert aus (Bradshaw 2010).
Die Aktivität der Src-Kinasen wird durch eine Vielzahl von Mechanismen reguliert.
Beispielsweise wird die Inaktivierung der Kinaseaktivität durch mehrere intramolekulare
Interaktionen gewährleistet. So kommt es nach Phosphorylierung des Tyrosinrests Tyr527
(durch die C-terminale Src Kinase, Csk) zur intramolekularen Interaktion der SH2 Domäne
mit dem pTyr527, wodurch die Kinase in einer inaktiven Konformation gehalten wird. Des
Weiteren führt auch die intramolekulare Interaktion zwischen SH3 Domäne und der Prolin23
Einleitung
Intrazelluläre Signaltransduktion durch Phosphotyrosin-abhängige Protein-Protein Interaktionen
reichen Sequenz in der Verbindungssequenz von SH2 und Kinase Domäne zu einer
Proteinkonformation, in der die Kinaseaktivität inhibiert ist. Werden diese intramolekularen
Interaktionen aufgehoben, kommt es zu einem Anstieg in der Kinaseaktivität. Die Bindung
der SH3 Domäne an die Prolin-reiche Sequenz eines anderen Proteins (Moarefi et al. 1997),
die Dephosphorylierung des Tyr527 und die damit verbundene Aufhebung der SH2-pTyr527
Interaktion (Roskoski 2004) sowie die Phosphorylierung des Tyrosinrestes Tyr419 in der
Aktivierungs (A)-Schleife der Kinasedomäne (Cooper and Howell 1993) führt zu einer
stufenweisen Erhöhung der Kinaseaktivität (Abb. 1.2.5). Durch Einzeluntersuchung dieser
Aktivierungsschritte konnte gezeigt werden, dass für eine vollständige Aktivierung der Kinase
alle diese Stimuli vorhanden sein müssen (Moarefi et al. 1997).
Abb. 1.2.5 Modell der gestaffelten Aktivierung von Src-Kinasen. Für die vollständige Aktivierung der SrcKinasen sind verschiedene aufeinander folgende Schritte nötig (von links nach rechts): Dephosphorylierung des
C-terminalen Endes durch Protein-Tyrosin-Phosphatase (PPtase), Phosphorylierung der Aktivierungsschleife,
Bindung eines Liganden in die SH2 Domäne und Bindung eines Liganden in die SH3 Domäne. Jeder einzelne
dieser Schritte führt zu einer höheren Ebene der Src-Kinaseaktivität. Modifiziert aus (Bradshaw 2010).
Die Src-Kinasen sind durch einen N-terminalen Myristinsäurerest in der Plasmamembran
verankert und können somit auch als katalytische Untereinheit für Transmembranrezeptoren
fungieren, die selbst keine eigene Kinasedomäne besitzen. Diese rezeptorassoziierten PTKs
werden in gleicher Weise wie die RTKs durch Liganden-induzierte Oligomerisierung oder
Konformationsänderung der Rezeptoren aktiviert. Vor allem in Signalwegen des
Immunsystems spielen solche rezeptorassoziierten PTKs eine wichtige Rolle. So ist
beispielsweise die Src-Kinase Lyn an Signaltransduktionsprozessen des B-Zellrezeptors
beteiligt (Gauld and Cambier 2004) während Lck und Fyn wichtige Src-Kinasen des TZellrezeptor vermittelten Signalweges sind (Palacios and Weiss 2004). Auch bei der
Rezeptor-vermittelten Phagozytose durch CEACAM3 (siehe Kapitel 1.3.2.1) spielen Src24
Einleitung
Intrazelluläre Signaltransduktion durch Phosphotyrosin-abhängige Protein-Protein Interaktionen
Kinasen eine wichtige Rolle, indem sie Tyrosinreste in der ITAM-ähnlichen Sequenz des
zytoplasmatischen Abschnitts von CEACAM3 phosphorylieren und somit die Signalkaskade
für die Aufnahme pathogener Bakterien initiieren (Schmitter et al. 2007b).
1.2.2 Tyrosinphosphorylierung von Proteinen
Die Phosphorylierung von Proteinen ermöglicht eine robuste Signalgebung und
Signalweiterleitung und ist somit maßgeblich an der Ausbildung und Aufrechterhaltung
wichtiger
zellulärer
Prozesse
beteiligt.
Zum
einen
dienen
die
phosphorylierten
Aminosäurereste von Proteinen als Bindestelle für andere Proteine mit spezifischen
Interaktionsdomänen. Zum anderen kann aber auch die Aktivität von Enzymen durch
Phosphorylierung reguliert werden (Krebs and Beavo 1979). Der Übertrag eines Phosphatrestes auf ein Protein verändert signifikant dessen Ladung und Struktur, so dass das Signal
leicht erkannt und verarbeitet werden kann. Die Veresterung eines energiereichen Phosphates
und eines Alkohols ist zudem eine leicht ablaufende Reaktion und bildet eine robuste, aber
reversible Bindung.
Während die Phosphorylierung von Proteinen an Serin- und Threoninresten bereits in den
1950er Jahren als regulierender, physiologischer Mechanismus entdeckt wurde (Fischer and
Krebs 1955), dauerte es noch weitere 25 Jahre, bis auch die Phosphorylierung von
Tyrosinresten als eine wichtige posttranslationale Modifikation von Proteinen identifiziert
wurde (Eckhart et al. 1979). Der Hauptgrund, warum tyrosinphosphorylierte Protein erst so
spät entdeckt wurden, ist vermutlich damit zu begründen, dass die Menge von
tyrosinphosphorylierten Proteinen nur einen sehr geringen Anteil an der Gesamtmenge der
zellulären Phosphoproteine ausmacht. In einer menschlichen Zelle entspricht der Anteil an
Serin- und Threoninphosphorylierungen circa 86,4 % und 11,8 %, wohingegen der Anteil an
Tyrosinphosphorylierungen lediglich 1,8 % beträgt (Olsen et al. 2006). Genau wie die
zeitlichen
Unterschiede
bei
der
Entdeckung
von
Serin-Threonin-
und
Tyrosin-
phosphorylierungen gab es auch Unterschiede bei der zeitlichen Entstehung dieser
posttranslationalen Modifikationen. Ursprünglich wurden Serin- und Threoninreste durch
Phosphorylierung ihrer freien Hydroxylgruppe modifiziert. Diese Art der Phosphorylierung
findet sich bereits in den primitivsten Organismen (Prokaryoten). Erst später entstand die
Phosphorylierung von Tyrosinresten, zunächst durch ungerichtete Enzymaktivität von SerinThreonin-Kinasen (Lim and Pawson 2010). Zu diesem Zeitpunkt konnten die Tyrosinphosphorylierung bereits durch Phosphatasen beseitigt werden, da sie auf dieser Stufe noch
25
Einleitung
Intrazelluläre Signaltransduktion durch Phosphotyrosin-abhängige Protein-Protein Interaktionen
keinen signalgebenden Effekt entfalten konnte. Erst durch die Entstehung spezifischer pTyr
Bindedomänen (z. B. SH2 und PTB Domänen) wurde die Tyrosinphosphorylierung zu einem
nützlichen Werkzeug der Signalweiterleitung. Die rasante Entstehung und Radiation der
PTKs lässt darauf schließen, dass die Tyrosinphosphorylierung bzw. ihre Nutzung als Signal
ein durchschlagender Erfolg war.
1.2.3 SH2 Domänen – wichtige Interaktionsdomänen in der zellulären
Signalweiterleitung
Die Interaktion von Signalproteinen mit einem Phosphotyrosinprotein ist abhängig von ganz
bestimmten Interaktionsdomänen, welche spezifisch phosphorylierte Tyrosinreste erkennen.
Diese speziellen Bindedomänen sind die so genannten SH2 und Phosphotyrosinbinde (PTB)
Domänen. Während die PTB Domänen auch auch konstitutiv und mit hoher Affinität an ihre
unphosphorylierten Zielproteine binden, sind die auf SH2 Domänen basierenden ProteinProtein Interaktionen von Tyrosinphosphorylierungsprozessen abhängig (Schlessinger and
Lemmon 2003). Die Abkürzung SH2 steht für Src Homologie 2 und ist abgeleitet von der
membranassoziierten PTK Src, welche in mutierter Form als Onkoprotein im Sarkomavirus
des Huhnes gefunden wurde. Diese Src-Kinase besitzt bestimmte Aminosäuresequenzen,
welche in homologer Form auch in vielen anderen Signaltransduktionsproteinen gefunden
wurde. Diese homologen Src Domänen sind:

SH1, eine Domäne, welche die Kinasedomäne von Src umfasst

SH2, eine Protein-Protein Interaktionsdomäne, welche mit Aminosäuresequenzen
interagiert, die einen phosphorylierten Tyrosinrest besitzen

SH3, eine Protein-Protein Interaktionsdomäne, die mit Prolin-reichen Sequenzen der
Abfolge -Pro-X-X-Pro- interagieren.
Während mittlerweile über 200 verschiedene SH3 Domänen identifiziert werden konnten,
sind bisher nur knapp über 100 verschiedene SH2 Domänen bekannt.
SH2 Domänen sind kompakte, circa 100 Aminosäuren umfassende, regulatorische ProteinProtein Interaktionsmodule der intrazellulären Signaltransduktionskette. Sie binden mit hoher
Selektivität und Affinität an phosphorylierte Tyrosinreste in Proteinen und steuern dadurch
die transiente und selektive Assoziation von intrazellulären Signalkomplexen in mehrzelligen
Lebewesen (Pawson et al. 2001). Die Spezifität von SH2 Domänen wird nicht nur durch den
26
Einleitung
Intrazelluläre Signaltransduktion durch Phosphotyrosin-abhängige Protein-Protein Interaktionen
phosphorylierten Tyrosinrest bestimmt, sondern auch durch den Aminosäurekontext welcher
das Phosphotyrosin umgibt. Somit erkennen SH2 Domänen in der Regel nur ein begrenztes
Spektrum an Phosphotyrosin-modifizierten Proteinen (Bradshaw and Waksman 2002).
1.2.3.1
Struktur und Bindungseigenschaften von SH2 Domänen
Alle SH2 Domänen bestehen aus einem großen zentralen antiparallelen β-Faltblatt (bestehend
aus drei bis vier β-Strängen), welches von zwei kurzen α-Helices flankiert wird. Der
strukturelle Aufbau folgt dem Muster β-α-β-β-β-β-β-α-β (Abb. 1.2.6).
Abb. 1.2.6 Struktureller Aufbau der Src-Kinase SH2
Domäne. Strukturen von acht verschiedenen SH2Phosphopeptide-Komplexen, dargestellt als Überlagerung
(mittels Programm „O“). Der für die Überlagerung verwendete
Referenzpunkt war die Region vom Anfang des βA-Strangs bis
zum Ende des αA-Strangs. Die verwendeten Strukturen waren
die SH2 Domänen von Src, Lck, C-terminale p85 SH2
(PI3KR1-C), C-terminale PLC1 SH2 (PLCG1-C), Fyn, Grb2,
SAP, N-terminale SH2 von Syp. Modifiziert aus (Schlessinger
and Lemmon 2003).
Aufgrund der strukturellen Ähnlichkeiten aller SH2 Domänen wurde eine allgemeine
Nomenklatur zur Kennzeichnung der β-Stränge und α-Helices eingeführt (Eck et al. 1993).
Die β-Stränge werden mit βA bis βG gekennzeichnet, die α-Helices mit αA und αB. Der
phosphorylierte Tyrosinrest bindet in eine konservierte, positiv geladene Bindetasche auf der
SH2 Domäne. Durch Größe/Tiefe und Struktur ist diese Bindetasche für kürzere Seitenketten,
wie Phosphoserine und –threonine, nicht zugänglich, wodurch die Spezifität der SH2 Domäne
für phosphorylierte Tyrosine gewährleistet wird (Waksman et al. 1992; Lee et al. 1994). Die
Interaktion zwischen Phosphotyrosin und SH2 Bindetasche wird durch die Ausbildung von
Wasserstoffbrücken zwischen dem Phosphatrest und dem invariablen Arginin im βB-Strang
des zentralen β-Faltblattes hergestellt. Gleichzeitig vermitteln die Schleifen zwischen βE und
βF (EF) sowie zwischen αB und βG (BG) die Interaktion mit spezifischen Aminosäuresequenzen, die zwei bis sechs Reste C-terminal vom Phosphotyrosin liegen. Aufgrund der
individuellen Aminosäureabfolge verschiedener SH2 Domänen wird somit die Erkennung
unterschiedlicher
Phosphotyrosinsequenzen
ermöglicht.
Dadurch
wird
eine
hohe
Bindespezifität von verschiedenen SH2 Domänen für unterschiedliche Phosphotyrosinsequenzen gewährleistet (Shoelson 1997; Pawson et al. 2001). So bindet zum Beispiel die
27
Einleitung
Intrazelluläre Signaltransduktion durch Phosphotyrosin-abhängige Protein-Protein Interaktionen
SH2
Domäne
der
Src-Kinase
bevorzugt
an
ein
Sequenzmotiv
mit
geladenen
Aminosäureresten an den Positionen +1 und +2 und einem hydrophoben Rest an Position +3
C-terminal vom Phosphotyrosin (pYEEI) (Kuriyan and Cowburn 1997; Shoelson 1997;
Pawson et al. 2001). Im Gegensatz dazu interagieren die beiden SH2 Domänen der
Phospholipase Cγ mit aliphatischen Resten an den Positionen +1 bis +5 C-terminal des
Phosphotyrosins (Pascal et al. 1994).
Zusätzlich zur Bindungsspezifität ist das Sequenzmotiv, C-terminal vom Phosphotyrosin,
auch für die Bindungsaffinität der SH2 Domäne mit der Phosphotyrosinsequenz
verantwortlich. Individuelle SH2 Domänen binden ihre spezifischen Sequenzmotive
typischerweise mit einer Dissoziationskonstante im Bereich von 0,2 bis 1µM (Domchek et al.
1992; Piccione et al. 1993; Case et al. 1994; Ladbury et al. 1995). Im Gegensatz dazu weisen
SH2 Domänen eine 20- bis 50-fach niedrigere Affinität zu rein zufällig gewählten
tyrosinphosphorylierten Sequenzmotiven auf (Shoelson 1997; Maina et al. 2001). Ergänzend
dazu zeigten Ottinger et al., dass Proteine mit zwei SH2 Domänen in Folge (Tandem) eine
stark erhöhte Bindungsaffinität und –spezifität zu ihren zweifach tyrosinphosphorylierten
Bindungspartnern haben (Kd = 0,5–3 nM), verglichen mit einfachen Interaktionen
(Kd = 0,2–1 µM). So binden zum Beispiel die Tandem SH2 Domänen der ZAP-70 PTK sehr
viel stärker an das spezifische Sequenzmotiv pYxxLx6-8pYxxL der ε- und ζ-Ketten des TZell-Rezeptors als die untersuchten Einzel-SH2 Domänen (Ottinger et al. 1998).
1.2.3.2
Proteinfamilien mit SH2 Domänen
Es gibt sehr viele verschiedene Proteinfamilien mit SH2 Domänen, die an den unterschiedlichsten zellulären Signaltransduktionsprozessen beteiligt sind (Abb. 1.2.7). Im Folgenden sollen einige dieser Familien näher beschrieben werden.
Enzyme
Viele verschiedene Enzyme (z. B. Kinase, Phosphatasen, Phospholipasen) besitzen eine oder
zwei SH2 Domänen. Zusätzlich dazu weisen diese Proteine meist auch noch andere ProteinProtein oder Protein-Lipid Interaktionsdomänen, wie z. B. SH3 oder Pleckstrin homology
(PH) Domänen, auf. Bekannte Vertreter hierfür sind Proteintyrosinkinasen (z. B. Src, Btk,
ZAP-70), Proteintyrosinphosphatasen (z. B. PTPN6/Shp-1 und PTPN11/Shp-2), die
Phospholipase-Cγ (PLC-γ) und das Ras-GTPase aktivierende Protein (RASA1/p120GAP). So
führt zum Beispiel die Bindung der PLC-γ SH2 Domäne an den autophosphorylierten EGF28
Einleitung
Intrazelluläre Signaltransduktion durch Phosphotyrosin-abhängige Protein-Protein Interaktionen
oder FGF-Rezeptor zur Translokation der PLC-γ an die Plasmamembran. Die räumliche Nähe
der Phospholipase zu ihrem Substrat, dem Membranbestandteil Phosphatidylinositol-4,5bisphosphat (PI(4,5)P2) ermöglicht somit die Synthese der second messenger Diacylglycerol
(DAG) und Inositol-1,4,5-trisphosphat (IP3).
Abb. 1.2.7 Proteinfamilien mit SH2 Domänen. Klassifizierung und Domänenanordnung der 110 humanen
SH2 Domänen besitzenden Proteine. Modifiziert aus (Liu et al. 2006).
29
Einleitung
Intrazelluläre Signaltransduktion durch Phosphotyrosin-abhängige Protein-Protein Interaktionen
Im Bezug auf die FGF-abhängige Aktivierung der PLC-γ und die damit verbundene second
messenger Produktion konnten Mohammadi et al. zeigen, dass dafür die Interaktion der
PLC-γ SH2 Domäne mit dem phosphorylierten Tyr766 des FGF-Rezeptors unabdingbar ist
(Mohammadi et al. 1992).
In der Proteinfamilie der Kinasen sorgen die SH2 Domänen oft auch für intramolekulare
autoinhibitorische Interaktionen und kontrollieren dadurch die enzymatische Aktivität dieser
Proteine (Hubbard et al. 1998). Ein Beispiel dafür stellt die membranassoziierte PTK Src dar.
Sowohl durch die SH2 als auch durch die SH3 Domäne wird die Src-Kinase in einer inaktiven
autoinhibierten Konfiguration gehalten. Dabei bindet die SH2 Domäne an den
phosphorylierten Tyr527-Rest im C-terminalen Abschnitt der Kinase. Gleichzeitig interagiert
auch die SH3 Domäne mit dem PxxP-Motiv in der Verbindungsregion zwischen SH2
Domäne und Kinasedomäne (Sicheri et al. 1997; Xu et al. 1997). Durch diese intramolekularen Interaktionen und den damit verbundenen Konformationsänderungen sind die
SH2 und SH3 Domänen sowohl für die Unterdrückung der Kinaseaktivität als auch für das
Fernhalten dieser Interaktionsdomänen von exogenen Bindepartnern verantwortlich. Diese
autoinhibierende Konformation kann durch verschiedene Mechanismen aufgebrochen
werden, wodurch die Src-Kinase wieder aktiv wird. Diese Mechanismen sind die
Dephosphorylierung des Tyr527 durch Tyrosinphosphatasen, sowie die Bindung von zellulären
Proteinen, mit höherer Affinität für die SH2 und SH3 Domänen. Letzteres hat somit auch zur
Folge, dass die Kinase in die Nähe ihres Substrats rekrutiert wird (Nakamoto et al. 1996;
Schaller et al. 1999).
Adapterproteine
Eine weitere Proteinfamilie bilden, die so genannten Adapterproteine (z. B. Grb2, Nck und
Crk). Sie bestehen aus einer einzelnen SH2 Domäne sowie mehreren SH3 Domänen und
besitzen keinerlei intrinsische enzymatische Aktivität. Mitglieder dieser Proteinfamilie nutzen
ihre SH2 und SH3 Domänen für die Ausbildung von Signalproteinkomplexen, welche die
Weiterleitung eines Signals innerhalb der Zelle ermöglichen. Die Entstehung solcher
Signalproteinkomplexe ist oft die Folge einer aktivierten Tyrosinkinaseaktivtät, welche durch
extrazelluläre Stimuli induziert wird (Schlessinger and Ullrich 1992; Kuriyan and Cowburn
1997; Shoelson 1997; Pawson et al. 2001). Die Adapterproteine binden über ihre SH2
Domäne an tyrosinphosphorylierte Proteine und interagieren über ihre SH3 Domänen mit
Prolin-reichen Sequenzen in nachgeschalteten Effektorproteinen. Ein Beispiel dafür ist das
30
Einleitung
Intrazelluläre Signaltransduktion durch Phosphotyrosin-abhängige Protein-Protein Interaktionen
Adapterprotein Grb2, welches aus einer SH2 Domäne besteht, die von zwei SH3 Domänen
flankiert wird (Lowenstein et al. 1992). Das Wachstumsfaktorrezeptor-bindende Protein Grb2
(Growth factor receptor binding protein 2) bindet über seine SH2 Domäne das pYxN Motiv
des aktivierten EGF-Rezeptors. Über die N-terminale SH3 Domäne wird die Interaktion mit
der Prolin-reichen Sequenz des Ras-Guaninnukleotid-Austauschfaktors son of sevenless
(SOS) vermittelt, wodurch der Ras/MAP-Kinase-Signalweg, welcher die Zellproliferation und
–differenzierung reguliert, aktiviert wird. Gleichzeitig kann die C-terminale SH3 Domäne mit
der Prolin-reichen Sequenz des Docking Proteins Gab1 interagieren und somit den PI3K/Aktabhängigen Signalweg, welcher das zelluläre Überleben regelt, aktivieren (Schlessinger and
Lemmon 2003). Dieses Beispiel zeigt sehr deutlich, dass ein Adapterprotein mehrere
verschiedene SH3-bindende Proteine rekrutieren und somit ein einzelnes Phosphotyrosin
mehrere verschiedene zelluläre Signalwege regulieren/beeinflussen kann (Pawson et al.
2001). Eine weitere Gruppe von Proteinen, die über ihre SH2 Domäne pTyr-abhängig an
aktivierte Wachstumsrezeptoren binden, bilden die Mitglieder der Grb7/10/14-Familie.
Allerdings haben die Grb7/10/14-Proteine eine ganz andere Domänenstruktur und
Funktionsweise als Grb2. Eine ausführliche Beschreibung der Mitglieder der Grb7/10/14Familie erfolgt in Kapitel 3.2.1.
Gerüstproteine mit SH2 Domänen
Ähnlich wie die Adapterproteine regulieren auch die Gerüstproteine die Assemblierung von
Signalproteinkomplexen. Sie sind in der Lage, verschiedene Signalwege miteinander zu
verknüpfen und/oder Substrate in die räumliche Nähe von Enzymen zu bringen. Betrachtet
man lediglich ihre Interaktionsformen oder räumlichen Verteilungsmuster, ist eine klar
abgrenzbare Unterscheidung zwischen Adapter- und Gerüstproteinen nur sehr schwer möglich
(Alexa et al. 2010). Neben den eher passiven Eigenschaften wie der Rekrutierung von
Signalproteinen und deren Verknüpfung mit anderen Proteinen spielen die Gerüstproteine
auch eine „aktive“ Rolle in der Signalweiterleitung. Dies unterscheidet sie von den
Adapterproteinen. Die Gerüstproteine besitzen genau wie die Adapterproteine, keine
intrinsische enzymatische Aktivität, können aber beispielsweise die Konformation oder
Aktivität von Enzymen beeinflussen. Die Modulation der Enzymaktivität ist die Folge von
allosterischen Effekten, welche durch die Bindung des Enzyms an das Gerüstprotein
hervorgerufen werden (Bhattacharyya et al. 2006; Montell 2007; Good et al. 2009; Smock and
Gierasch 2009).
31
Einleitung
Intrazelluläre Signaltransduktion durch Phosphotyrosin-abhängige Protein-Protein Interaktionen
Ein bekanntes Beispiel eines Gerüstproteins ist Slp76 (SH2 domain-containing leukocyte
protein of 76 kDa). Dieses Protein wird durchgehend in allen Zellen des hämatopoetischen
Systems exprimiert (Clements et al. 1998). Das Protein besteht aus drei modularen Domänen.
Diese umfassen eine saure N-terminale Region (mit drei Tyrosinphosphorylierungsmotiven),
eine zentrale Prolin-reiche Domäne und eine C-terminale SH2 Domäne (Jackman et al. 1995).
Die drei phosphorylierbaren Tyrosinreste dienen als Bindestellen für die SH2 Domänen des
Guaninnukleotid-Austauschfaktors Vav, des Adapterproteins Nck, der p85 Untereinheit der
PI3K und die Proteintyrosinkinase ITK (Onodera et al. 1996; Tuosto et al. 1996; Wu et al.
1996; Raab et al. 1997; Bubeck Wardenburg et al. 1998; Su et al. 1999; Wunderlich et al.
1999; Shim et al. 2004). Über die Prolin-reiche Domäne wird die Interaktion mit den SH3
Domänen der PLC-γ und des Grb2-verwandten Adapterproteins (Grap2/GADS) vermittelt
(Liu et al. 1999). Durch die SH2 Domäne kann Slp76 mit den tyrosinphosphorylierten
Formen der Hämatopoetischen Vorläuferkinase 1 (HPK1) und dem adhäsions- und
degranulationsfördernden Adapterprotein (ADAP) interagieren (da Silva et al. 1997; Musci et
al. 1997; Sauer et al. 2001).
Wie das Gerüstprotein Slp76 all diese Proteine miteinander in einem Signalkomplex
verknüpft, soll im Folgenden kurz beschrieben werden (Abb. 1.2.8).
Abb. 1.2.8 Die Rolle von Slp76 bei der T-Zellrezeptor-vermittelten
Signalweiterleitung.
Die
Aktivierung des T-Zellrezeptors (TZR) resultiert in der
stufenweisen Aktivierung der Src-Kinase Lck und der ζKetten-assoziierten Proteinkinase von 70 kDa (ZAP70).
In der Folge phosphoryliert ZAP70 verschiedene
nachgeschaltete Signalproteine, inklusive LAT (linker
for activation of B cells) und Slp76 (SH2 Domänenenthaltendes Leukozytenprotein von 76 kDa). Slp76
wird, durch die konstitutive Interaktion mit Grap2
(Grb2-related adaptor) an das membrangebunde LAT
rekrutiert. Zusammen bilden Slp76 und LAT einen
Signalkomplex, welcher eine Vielzahl von unterschiedlichen zellulären Prozessen, wie beispielsweise
Calcium-Einstrom, Aktivierung von MAP-Kinasen,
Integrinaktivierung und Umlagerung des Zytoskeletts in
Gang setzt. Modifiziert aus (Koretzky et al. 2006).
Nach Aktivierung des T-Zellrezeptors kommt es zur Aktivierung der Proteintyrosinkinasen
Lck und Zap-70. Die aktivierte Zap-70 phosphoryliert das membranverankerte Dockingprotein LAT an mehreren Tyrosinen. Über diese phosphorylierten Tyrosinreste erfolgt unter
anderem die Interaktion mit der SH2 Domäne von Grap2, welches seinerseits über seine
Prolin-reiche Domäne mit dem Adapterprotein Slp76 interagiert. Diese Interaktionen führen
32
Einleitung
Intrazelluläre Signaltransduktion durch Phosphotyrosin-abhängige Protein-Protein Interaktionen
zur Ausbildung des LAT-Grap2-Slp76 Komplexes an der Zellmembran (Jordan et al. 2003).
Gleichzeitig assoziiert auch die PLC-γ mittels ihrer SH2 Domäne mit LAT, während über die
SH3 Domäne eine Interaktion mit der Prolin-reichen Sequenz von Slp76 stattfindet. Der
dadurch entstandene membranständige LAT-PLC-γ-Slp76 Komplex ist verantwortlich für die
Aktivierung der PLC-γ. Das Reaktionsprodukt der PLC-γ Aktivität, Inositoltrisphosphat,
bewirkt eine Erhöhung der intrazellulären Ca2+-Konzentration. Dies wiederum aktiviert die
MAP-Kinase, wodurch die MAP-Kinase Kaskade in Gang gesetzt wird (Yablonski et al.
1998; Jordan et al. 2003). Gleichzeitig haben beide Komplexe auch Einfluss auf die
Umstrukturierung des Zytoskeletts, was durch die Interaktion des tyrosinphosphorylierten
Slp76 mit den SH2 Domänen von Vav und Nck induziert wird (Zeng et al. 2003).
Proteine mit regulatorischen Untereinheiten
Eine vierte Gruppe von Proteinen mit SH2 Domänen sind Proteine, die sowohl Eigenschaften
von Adapterproteinen besitzen und auch als regulatorische Untereinheiten oder allosterische
Regulatoren von separaten katalytischen Untereinheiten fungieren. Ein Beispiel hierfür ist die
regulatorische
Untereinheit
p85
der
Phosphatidylinositol-3-Kinase
(PI3K).
Diese
regulatorische Untereinheit besteht aus einer N-terminalen SH3 Domäne, gefolgt von einer
Rho-GAP (Rho-GTPase aktivierendes Protein) Domäne, beidseitig flankiert von einer Prolinreichen Sequenz. Angrenzend an diese Domänen besitzt die p85 Untereinheit im C-terminalen
Teil des Proteins eine Bindestelle für die katalytische Untereinheit p110 der PI3K. Diese p110
Bindestelle wird von beiden Seiten durch eine SH2 Domänen flankiert (Abb. 1.2.9)
(Vanhaesebroeck et al. 2001; Hawkins et al. 2006; Vanhaesebroeck et al. 2010).
Abb. 1.2.9 Domänenstruktur der mammalischen Phoshatidylinositol-3-Kinasen Klasse I. Modifiziert aus
(Vanhaesebroeck et al. 2010).
Im inaktivierten Zustand liegt die regulatorische Untereinheit p85 in einem konstitutiv
assoziierten Komplex mit der katalytischen Untereinheit p110 vor. Dieser Komplex ist im
Zytoplasma lokalisiert. Bindet die p85 Untereinheit über ihre SH2 Domänen an einen
tyrosinphosphorylierten Rezeptor oder tyrosinphosphorylierte membrangebundene Proteine,
transloziert der p85-p110 Komplex an die Zellmembran, wo sich sein Substrat
33
Einleitung
Intrazelluläre Signaltransduktion durch Phosphotyrosin-abhängige Protein-Protein Interaktionen
Phosphatidylinositol-4,5-bisphosphat (PI(4,5)P2) befindet. Weiterhin kommt es durch die
Bindung der p85 an tyrosinphosphorylierte Proteine zu einer Konformationsänderung in der
Proteinstruktur, wodurch die autoinhibitorische Konformation der PI3K aufgehoben wird und
somit die katalytische Aktivität der Kinase stimuliert wird (Vanhaesebroeck et al. 2001;
Hawkins et al. 2006; Vanhaesebroeck et al. 2010). Zusätzlich zu seinen Funktionen als
Adapter (Rekrutierung der PI3K an die Zellmembran) und als allosterischer Regulator der
PI3K Aktivität fungiert die p85 Untereinheit auch als Gerüstprotein, in dem sie über ihre SH3
Domäne mit Prolin-reichen Sequenzen anderer zellulärer Proteine interagieren kann.
34
Einleitung
Die Familie der CEACAMs
1.3
Die Familie der CEACAMs
Die Familie der carcinoembryonic antigen-related cell adhesion molecules (CEACAMs)
gehört zusammen mit den pregnancy specific glycoproteins (PSGs) zur CEA Genfamilie.
Beim Menschen besteht diese Genfamilie aus 29 Genen, welche auf dem Chromosom 19
lokalisiert sind (Beauchemin et al. 1999), und stellt eine Untergruppe der Immunglobulinverwandten Glykoproteine dar. Die Untersuchungen der CEA Genfamilie begannen in den
1960er Jahren, als CEA (CEACAM5) als Tumor-assoziiiertes Antigen in Darmkrebspatienten
entdeckt wurde (Gold and Freedman 1965). Auch heute noch dient der CEA-Spiegel im Blut
als wichtiges Prognose- und Diagnosemerkmal nach der operativen Entfernung von
Darmtumoren. Im Laufe der Jahre wurden beim Menschen immer mehr CEA-verwandte
Gene entdeckt. Diese Proteine werden auch im gesunden Organismus exprimiert und sind dort
an der Ausbildung von homo- und heterophilen Zell-Zell Kontakten beteiligt und steuern
verschiedenste zelluläre Prozesse (z. B. Formung und Aufbau von Geweben, Regulation der
Insulin-Homöostase oder T-Zellproliferation). Neben diesen Eigenschaften wurden die
CEACAMs auch als Rezeptoren für einige humanpathogene Bakterien identifiziert. So
können beispielsweise Neisseria gonorrhoeae und Neisseria meningitidis mittels ihrer Opa
(colony opacity-associated proteins)-Proteine an verschiedene CEACAMs binden und
dadurch selbst nicht-phagozytische Zellen zu einem Endozytoseprozess anregen (Hauck and
Meyer 2003; Hauck 2006).
1.3.1 Strukturelle und funktionelle Eigenschaften
Bis heute konnten beim Menschen 12 verschiedene CEACAM-Mitglieder identifiziert werden
(Abb. 1.3.1). Alle diese Moleküle sind Membranproteine und besitzen in ihrem
extrazellulären Abschnitt zwei verschiedene Arten von Immunglobulin (Ig)-ähnlichen
Domänen. Die aminoterminale Domäne ist eine stark konservierte variable Ig-ähnliche (Igvähnlich) Domäne. Ihr folgen bis zu sechs konstante Ig-ähnliche (Igc-ähnliche) Domänen. An
die extrazellulären Ig-ähnlichen Domänen schließt sich eine Transmembranregion an, die in
eine zytoplasmatische Region übergeht (CEACAM1, CEACAM3, CEACAM4, CEACAM18
bis 21), oder die extrazellulären Ig-ähnlichen Domänen sind über einen Glykosylphosphatidylinositol (GPI)-Anker in der Zellmembran verankert (CEACAM5 bis 8). Das erst
kürzlich entdeckte CEACAM16 stellt eine Ausnahme innerhalb der CEACAM-Familie dar,
35
Einleitung
Die Familie der CEACAMs
da es lediglich als sekretiertes Protein vorkommt und im Gegensatz zu den anderen
CEACAMs zwei statt einer Igv-ähnlichen Domäne besitzt (Zebhauser et al. 2005).
Abb. 1.3.1 Die humane CEACAM-Familie. Modifiziert nach (Kuespert et al. 2006), aktualisiert mittels
UniProt Daten für die CEACAM20 und 21 Splicevarianten, sowie die Gewebeverteilung der CEACAMs.
Als posttranslationale Modifikation weisen alle CEACAMs eine starke Glykosylierung an
Asparaginresten der Ig-ähnlichen Domänen auf. Diese Kohlenhydratketten können bis zu
50 % des Molekulargewichts ausmachen (Yamashita et al. 1987). Einige der transmembranären Isoformen besitzen in ihren zytoplasmatischen Abschnitten ImmunrezeptorTyrosin-basierte Inhibitorische oder Aktivierende Motive (ITIM oder ITAM) (Chen et al.
2001; Schmitter et al. 2004). Solche Sequenzmotive spielen bei der pTyr-abhängigen
Weiterleitung verschiedener Signale in die Zelle eine wichtige Schlüsselrolle.
ITAMs und ITIMs
Nicht jeder Tyrosinrest in einem Protein ist für eine Phosphorylierung zugänglich oder
geeignet. Der Aminosäuresequenzkontext entscheidet darüber, ob und welche Kinase eine
Phosphatgruppe auf den Tyosinrest übertragen kann, zumeist sind die flankierenden 3-5
Aminosäuren entscheidend für die Spezifität. Während in vielen Proteinen einfache Sequenzmotive zu finden sind, die eine Phosphorylierung erlauben, gibt es unter diesen Motiven auch
solche, die sich einer bestimmten Funktion zuordnen lassen, nämlich die ITAMs und ITIMs.
Sie sind beispielsweise Bestandteil verschiedener Immunrezeptoren und haben aktivierende
(ITAM) oder inhibierende (ITIM) Eigenschaften. So sind beispielsweise ITAMs für die
Signaltransduktionsprozesse von B- und T-Zellen von entscheidender Bedeutung. Ein
36
Einleitung
Die Familie der CEACAMs
typisches ITAM ist durch eine spezifische Aminosäurekonsensussequenz der Form
YxxI/Lx(6-12)YxxI/L charakterisiert. So tragen beispielsweise die ξ-Kette des T-Zellrezeptors
und der B-Zellrezeptor eine ITAM-Sequenz, welche nach Ligandenbindung an den Rezeptor
durch PTKs der Src-Familie phosphoryliert wird. Das zweifach phosphorylierte ITAM dient
als Bindestelle für die Tandem-SH2 Domänen von PTKs der Syk-Familie (Syk oder Zap-70).
Die damit verbundene Aktivierung von Syk und/oder Zap-70 resultiert in der tyrosinphosphorylierungsabhängigen Aktivierung verschiedener nachgeschalteter Signalwege,
welche beispielsweise Aktivierungs-, Proliferations-, Differenzierungs- und Überlebensprozesse steuern (Cambier 1995).
Rezeptoren mit ITIM-Konsensussequenzen sind evolutionär konservierte Membranproteine,
die bereits in den einfachen Metazoen zu finden sind (Daeron et al. 2008). Die erstmalige
Beschreibung der inhibitorische Funktion ITIM-tragender Rezeptoren erfolgte anhand des
niedrig-affinen Immunglobulin G (IgG) Rezeptors Fcγ-Rezeptor IIB (Daeron et al. 1995). Die
ITIM-Konsensussequenz hat die charakteristische Abfolge S/I/V/LxYxxI/V/L. Durch
molekulare Analysen konnte gezeigt werden, dass nach Ligandenbindung an den Rezeptor
das ITIM durch PTKs der Src-Familie phosphoryliert wird. Das Phosphotyrosin dient dann
als Bindestelle für die SH2 Domänen von Phosphotyrosinphosphatasen (z. B. SHP-1 und
SHP-2) oder 5’-Inositol-Phosphatasen (z. B. SHIP1 und SHIP2). Die aktivierten Phosphatasen dephosphorylieren tyrosinphosphorylierte Proteine oder Inositolphospholipide,
wodurch anderen aktivierenden Signalprozessen entgegengewirkt wird. Dies hat zur Folge,
dass beispielsweise aktivierende ITAM-Signale abgeschwächt werden. Somit haben die
ITIMs im Vergleich zu den ITAMs eine negativ regulierende Funktion in den
Signalprozessen des Immunsystems.
Neben den beschriebenen B-, T-Zellrezeptoren und Fc-Rezeptoren besitzen auch einige
CEACAMs ITAM- bzw. ITIM-Konsensussequenzen in ihren zytoplasmatischen Abschnitten.
Drei dieser Rezeptoren (CEACAM1, CEACAM3 und CEACAM4) sollen im Folgenden
näher beschrieben werden.
CEACAMs mit Immunrezeptor-Tyrosin-basierten Motiven
CEACAM1 ist das CEACAM-Familienmitglied mit der größten Gewebeverteilung und der
höchsten strukturellen Variabilität. Dieser Rezeptor ist nicht nur auf der Oberfläche von
Epithelzellen zu finden, sondern auch auf verschiedenen Leukozyten. Ferner kann seine
Expression auch in anderen Zellen wie beispielsweise T-Zellen und Endothelzellen induziert
37
Einleitung
Die Familie der CEACAMs
werden. Von CEACAM1 sind zwölf Splicevarianten bekannt, die sich nicht nur in einer
teilweise unterschiedlichen Anzahl der extrazellulären Domänen unterscheiden, sondern auch
in der Länge ihrer zytoplasmatischen Abschnitte (siehe: http://www.carcinoembryonicantigen.de/). Es gibt CEACAM1 Isoformen mit einem langen (CEACAM1-L) oder einem
kurzen (CEACAM1-S) zytoplasmatischen Abschnitt. CEACAM1-L besitzt in seinem 74
Aminosäuren langem zytoplasmatischen Abschnitt mehrere phosphorylierbare Serin-,
Threonin- und Tyrosinreste, durch welche eine Beteiligung von CEACAM1-L an
verschiedenen Signalprozessen und Protein-Protein Interaktionen gewährleistet wird. Im
Gegensatz dazu enthält CEACAM1-S in seinem lediglich 10 Aminosäuren umfassenden
zytoplasmatischen Abschnitt keine phosphorylierbaren Aminosäurereste. Die lange
CEACAM1 Form besitzt phosphorylierbare Tyrosinreste, die in zwei ITIMs eingebettet sind.
Durch diese phosphroylierbaren Tyrosinreste ist CEACAM1-L an wichtigen intrazellulären
Signalübertragungsprozessen beteiligt (Gray-Owen and Blumberg 2006). Ein Beispiel hierfür
ist die Beteiligung von CEACAM1-L bei der Regulierung des Insulin-Signalweges. Als ein
direktes
Phosphorylierungssubstrat
des
aktivierten
Insulinrezeptors
fördert
die
tyrosinphosphorylierte CEACAM1-L Isoform die Endozytose des Insulinrezeptor-Insulin
Komplexes und den Abbau des Insulins im Lysosom (Najjar 2002). Allerdings moduliert
CEACAM1 nicht nur Insulin-vermittelte Signalprozesse, sondern ist auch an Aufbau und
Formung von endothelialen Geweben beteiligt. Studien zeigten, dass der vaskuläre
endotheliale Wachstumsfaktor (VEGF) die Expression von CEACAM1 in Endothelzellen
erhöht und dass in diesem Zusammenhang die Verwendung von monoklonalen CEACAM1
Antikörpern die VEGF-induzierte endotheliale Gefäßneubildung blockiert (Ergun et al. 2000).
Auch im Hinblick auf die Tumorgenese wird CEACAM1 intensiv untersucht. Im Gegensatz
zu CEA oder CEACAM6 besitzt CEACAM1 die Funktion eines Tumorsupressors (Singer et
al. 2000). Der negative Einfluss von CEACAM1 auf das Tumorwachstum erklärt sich
dadurch, dass es die Zellproliferation verlangsamt und proapoptotisch wirkt. Allerdings wirkt
nur die lange Isoform (CEACAM1-L) proliferationshemmend, da nur diese das ITIM besitzt,
welches nach Phosphorylierung als Bindestelle für die SH2 Domänen der Proteinphosphatase
SHP oder der Inositolphosphatase SHIP dient. Die Folge der Assoziation dieser Phosphatasen
mit
dem
aktivierten,
phosphorylierten
CEACAM1-L
ist
eine
Absenkung
des
Aktivierungszustandes der Zelle (Obrink et al. 2002). Im Gegensatz dazu wurde eine
verstärkte Expression der verkürzten Isoform (CEACAM1-S) in Lungentumoren festgestellt
(Wang et al. 2000). Neben seiner Rolle bei den verschiedensten physiologischen Prozessen
38
Einleitung
Die Familie der CEACAMs
sowie der Entstehung von Tumoren wurde CEACAM1 sowohl in Mäusen (Dveksler et al.
1993) als auch im Menschen als Pathogenrezeptor beschrieben. Allerdings ist die Aufnahme
von Humanpathogenen unabhängig von Tyrosinphosphorylierungen der ITIM-Sequenzen im
zytoplasmatischen Abschnitt von CEACAM1.
Zwei weitere Mitglieder der CEACAM-Familie, die ebenfalls phosphorylierbare Tyrosinreste
in ihrem zytoplasmatischen Abschnitt enthalten, sind CEACAM3 und CEACAM4. Eine
Besonderheit dieser beiden Proteine liegt darin, dass sie ausschließlich auf Granulozyten von
Primaten exprimiert werden. Beide Moleküle sind Transmembranproteine mit lediglich einer
extrazellulären Ig-ähnlichen Domäne, welche dem variablen Typ zu zuordnen ist. Genau wie
CEACAM1 weisen die zytoplasmatischen Abschnitte von CEACAM3 und CEACAM4 zwei
phosphorylierbare Tyrosinreste auf. Bei CEACAM3 sind diese Tyrosine in eine ITAMähnliche Sequenz eingebettet, während das tyrosinphosphorylierbare Sequenzmotiv in
CEACAM4 einem echten ITAM entspricht (Abb 1.3.2).
Abb. 1.3.2
Vergleich
der
ITAMKonsensussequenz (Cambier 1995) mit den
Tyrosin-phosphorylierbaren Sequenzen von
CEACAM3 und CEACAM4. Grau hinterlegte
Aminosäuren sind konserviert.
Genau wie die Tyrosine in den ITIMs von CEACAM1, können auch die Tyrosine in der
ITAM-ähnlichen Sequenz von CEACAM3 durch spezifische PTKs phosphoryliert werden
und als Bindemotive für Proteine mit SH2 Domänen dienen. Neben dieser ITAM-ähnlichen
Sequenz besitzt CEACAM3 in seinem zytoplasmatischen Abschnitt noch eine Prolin-reiche
Sequenz sowie mehrere potentiell phosphorylierbare Serinreste (Abb. 1.3.3).
Auch CEACAM4 besitzt potentiell phosphorylierbare Serine und eine Prolin-reiche Sequenz
im zytoplasmatischen Abschnitt. Im Gegensatz zu CEACAM1 können weder CEACAM3,
noch CEACAM4 homophile und heterophile interzelluläre Interaktionen eingehen. Im Jahr
1996 identifizierten Chen und Gotschlich CEACAM3 als einen Rezeptor auf Granulozyten,
welcher verantwortlich ist für die Opsonin-unabhängige Aufnahme von Opa Protein
exprimierenden Neisseria gonorrhoeae (Chen and Gotschlich 1996). Auch die stabile
Transfektion von HeLa Zellen mit CEACAM3 cDNA ermöglichte es diesen Zellen N.
gonorrhoeae zu erkennen und zu internalisieren. Im Gegensatz zu CEACAM1 ist für die
CEACAM3-vermittelte Phagozytose die Intaktheit der phosphorylierbaren Tyrosinreste in der
ITAM-ähnlichen Sequenz von CEACAM3 von essentieller Bedeutung.
39
Einleitung
Die Familie der CEACAMs
Abb. 1.3.3 Aufbau von CEACAM3. (A) Primärstruktur von CEACAM3. CEACAM3 ist ein Typ 1
Transmembranprotein von 252 Aminosäuren (AS) Länge. Nach Abspaltung des aminoterminale Signalpeptids
(34 AS lang) besteht der extrazelluläre Abschnitt (121 AS lang) aus: der Igv-ähnlichen Domäne (108 AS) und
einer 13 AS langen Verbingungsregion zur 21 AS langen Transmembrandomäne TM. Der zytoplasmatische
Abschnitt von CEACAM3 umfasst 76 AS. (B) Sequenzmotiv des zytoplasmatischen Abschnitts von
CEACAM3. Das charakteristischste Merkmal des zytoplasmatischen Abschnitts von CEACAM3 ist eine
Immunrezeptor Tyrosin-basiertes Aktivierungsmotiv (ITAM)-ähnliche Sequenz (unterstrichen). Dieses
Sequenzmotiv gleicht sehr stark der typischen ITAM-Konsensussequenz. Die Tyrosinreste (Y230 und Y241)
dieses Sequenzmotives werden durch Mitglieder aus der Familie der Src-Kinasen phosphoryliert. Neben diesen
Tyrosinen gibt es auch einige Serine, die potentiell phosphoryliert werden können (Kennzeichnung: fett und
unterschtrichen) (Vorhersage mittels NetPhos http://www.cbs.dtu.dk/services/NetPhos/; (Blom et al. 1999)).
PKA, PKC und PKG sind mögliche Kinasen, die diese Serinreste phosphorylieren könnten. Eine Prolin-reiche
Sequnez (Kasten) ist ein potentielles Bindemotiv für Proteine mit SH3 Domänen. Modifiziert aus (Pils et al.
2008).
Die Rolle der ITAM-ähnliche Sequenz von CEACAM3 bei der Phagozytose von Humanpathogenen wird im Kapitel 1.3.2.1 näher beschrieben.
CEACAM4 wurde erstmalig im Jahr 1991 beschrieben (Kuroki et al. 1991). Allerdings
konnte für CEACAM4, im Gegensatz zu CEACAM3, bisher weder ein Ligand identifiziert
werden noch wurde die Funktion dieses Rezeptors näher untersucht. Die bereits beschriebene
Verwandtschaft zu CEACAM3 und insbesondere die Ähnlichkeit des zytoplasmatischen
Abschnittes, welcher bei CEACAM3 von essentieller Bedeutung für den Phagozytoseprozess
ist, lässt eine gleichartige Funktion von CEACAM4 vermuten. Allerdings wurde CEACAM4
seit seiner erstmaligen Beschreibung im Jahr 1991 bisher nur sehr wenig untersucht.
1.3.2 CEACAMs als Rezeptoren für humanspezifische Bakterien
Die Gram-negativen, humanspezifischen Bakterien Neisseria gonorrhoeae (N. gonorrhoeae)
und Neisseria meningitidis sind ein sehr gutes Beispiel dafür, wie gut sich diese
Mikroorganismen an ihren Wirtsorganismus, den Menschen, anpassen können. Um das
40
Einleitung
Die Familie der CEACAMs
Weiterbestehen ihrer Art zu sichern entwickelten sie im Laufe der Evolution eine Vielzahl
von molekularen Mechanismen, die es ihnen ermöglichen die vielfältigen Abwehrbarrieren
des menschlichen Körpers zu umgehen. Beispiele dieser Anpassungsfähigkeit sind die
Sekretion einer IgA1-spezifischen Serinprotease, die Sialylierung von Lipooligosacchariden
der äußeren Bakterienmembran sowie die Entwicklung einer enormen Variabilität von
verschiedenen bakteriellen Oberflächenstrukturen (Meyer 1999; Dehio et al. 2000). Sowohl
Gonokokken als auch Meningokokken besitzen eine Familie von Oberflächenproteinen,
welche phasenvariabel exprimiert werden können. Diese Oberflächenproteine sind die
sogenannten Opa (colony opacity-associated proteins) -Proteine. Durch die Opa Proteine
können die Bakterien in engen Kontakt mit ihren verschiedenen Wirtszellen treten. Sie
werden entsprechend ihrer Interaktionspartner auf der Wirtszelle in zwei Gruppen unterteilt.
Die eine Gruppe umfasst Opa Proteine, welche mit Heparansulfatproteoglykanen interagieren
und deshalb als OpaHS bezeichnet werden. Die zweite Gruppe umfasst Opa Proteine, welche
mit hoher Affinität und Selektivität an unterschiedliche CEACAMs binden (Hauck and Meyer
2003).
Diese als OpaCEA bezeichneten Oberflächenproteine binden an Igv-ähnliche Domänen der
CEACAMs und ermöglichen somit den engen Kontakt zwischen Pathogen und Wirtszelle
(Billker et al. 2000). Bis heute konnten unter den humanen CEACAMs vier Mitglieder
identifiziert werden, welche mit den OpaCEA-Proteinen von pathogenen Neisserien
interagieren können – diese sind CEACAM1, CEACAM3, CEACAM5 und CEACAM6 (Virji
et al. 1996a; Bos et al. 1997; Chen et al. 1997; Gray-Owen et al. 1997b) (Tab. 1.3.1).
Zelluläre Rezeptoren für die Opa Proteine von Neisseria gonorrhoeae
Neisserien-Stamm
MS11
MS11
MS11
MS11
MS11
MS11
MS11
MS11
MS11
MS11
Opa Protein
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
Zellulärer Rezeptor
CEACAM5
CEACAM1/3/5/6
CEACAM1
CEACAM1/5
CEACAM5
CEACAM5
CEACAM1/3/5/6
CEACAM1/3/5/6
CEACAM1/5
CEACAM1/3/5/6
Tab. 1.3.1 Zusammenstellung der Opa Proteine von Neisseria gonorrhoeae und ihren zellulären
Rezeptoren. Modifiziert aus (Dehio et al. 1998).
41
Einleitung
Die Familie der CEACAMs
Durch die Bindung der Bakterien an die CEACAMs wird eine Signalkaskade ausgelöst, die
unter anderem die Phagozytose der Bakterien zur Folge hat (Hauck and Meyer 2003). Es
wurde gezeigt, dass die einzelnen CEACAMs Zelltyp-spezifisch exprimiert werden
(Hammarstrom 1999). So sind sowohl CEACAM1 und CEACAM5 als auch CEACAM6 auf
verschiedenen Epithelien zu finden. Hier lokalisieren sie auf der apikalen Seite der
Epithelzellen und sind somit für die auf den Schleimhäuten vorkommenden Bakterien leicht
zugänglich. Es konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass diese CEACAMs auf der
apikalen Zellseite von polarisierten T84 Epithelzellen lokalisieren, wo sie die Invasion sowie
die Transzytose von OpaCEA-exprimierenden Gonokokken vermitteln (Wang et al. 1998).
Diese Fakten lassen den Schluss zu, dass es den CEACAM-bindenden Bakterien auf diesem
Weg ermöglicht wird, die menschlichen Schleimhäute effizient zu besiedeln.
Während CEACAM1 ein Transmembranprotein ist, sind CEACAM5 und CEACAM6 über
einen GPI-Anker in der Zellmembran verankert. Die Internalisierung von OpaCEAexprimierenden Bakterien über diese drei CEACAM-Mitglieder ist abhängig von ihrer
Lokalisation in Membranmikrodomänen, den sogenannten lipid rafts (Schmitter et al. 2007b;
Muenzner et al. 2008). Weiterhin konnte für CEACAM1 festgestellt werden, dass die
Phagozytose der Bakterien unabhängig ist vom zytoplasmatischen Abschnitt und dem darin
lokalisierten ITIM (Muenzner et al. 2008). In diesem Zusammenhang konnten Muenzner et al.
zeigen, dass CEACAM1 mit deletiertem zytoplasmatischen Abschnitt, OpaCEA-exprimierende
Neisserien in gleicher Weise aufnimmt wie die Wildtypform von CEACAM1, und dass dieser
Aufnahmeprozess unabhängig vom Aktinzytoskelett erfolgt. Ein weiterer sehr interessanter
Effekt der Interaktion von OpaCEA-exprimierenden Neisserien mit CEACAM1 ist eine
verstärkte Adhäsion der Epithelzellen an die extrazelluläre Matrix, hervorgerufen durch eine
erhöhte Integrin-Aktivierung (Muenzner et al. 2010). Dieser Mechanismus wirkt der
Exfoliation, einem Schutzmechanismus zur Abstoßung infizierter Zellen, entgegen und
ermöglicht somit den Neisserien die effiziente Besiedlung der Epithelzellen.
Die Expression von CEACAM1 und CEACAM6 ist, im Gegensatz zu CEACAM5, nicht nur
auf Epithelzellen beschränkt. Diese beiden Proteine werden auch auf der Oberfläche von
Granulozyten exprimiert. Gleiches gilt auch für CEACAM3, welches allerdings
ausschließlich auf Granulozyten exprimiert wird. Die CEACAM3-vermittelte Phagozytose
von Bakterien ist, im Unterschied zu den drei vorher beschriebenen CEACAMs, nicht durch
Cholesterolchelatoren und der damit verbundenen Zerstörung von Membranmikrodomänen
beeinflussbar (Schmitter et al. 2007b). CEACAM3 stellt einen neuartigen phagozytischen
42
Einleitung
Die Familie der CEACAMs
Rezeptor der angeborenen Immunantwort dar. Untersuchungen zeigten, dass die Interaktion
OpaCEA-exprimierender Gonokokken mit diesem Rezeptor zu einer effizienten Phagozytose
und Abtötung der Bakterien führt. Im Gegensatz zu CEACAM1 spielen dabei die beiden
Tyrosinreste Tyr230 und Tyr241 der ITAM-ähnlichen Sequenz von CEACAM3 eine wichtige
Rolle (Schmitter et al. 2004). In diesem Zusammenhang zeigten bereits frühere Studien, dass
die CEACAM-abhängigen Interaktionen zwischen Granulozyten und Gonokokken eine
Vielzahl von zellulären Effekten seitens der Granulozyten zur Folge haben. Diese Effekte
stehen unter anderem in enger Relation mit den signalgebenden Mechanismen der
Tyrosinphosphorylierung. Nachgewiesen wurde die Stimulation zytoplasmatischer PTKs, die
Reduktion der Aktivität von Tyrosinphosphatasen, die verstärkte Phosphorylierung zellulärer
Proteine sowie die Stimulation der kleinen GTPase Rac (Hauck et al. 1998; Hauck et al.
1999). Aus diesem Grund ist es naheliegend, dass diese biochemischen Prozesse innerhalb der
infizierten Zelle auch die CEACAM3-vermittelte Phagozytose von Bakterien regulieren.
1.3.2.1
Regulation der CEACAM3-vermittelten Phagozytose
Wie bereits in den vorangegangenen Kapiteln erwähnt, ist CEACAM3 ein phagozytotischer
Rezeptor auf neutrophilen Granulozyten. Diese phagozytischen Zellen erkennen und
eliminieren OpaCEA-exprimierende Gonokokken in einer Opsonin-unabhängigen Weise. Das
heißt die Bakterien werden in Abwesenheit von spezifischen Antikörpern oder
Komplementfaktoren von den Granulozyten erkannt und eliminiert. Dabei ist die Erkennung
und Phagozytose der Gonokokken abhängig von der Bindung der Opa Proteine an die
CEACAMs auf der Granulozytenoberfläche (Chen and Gotschlich 1996; Virji et al. 1996a;
Gray-Owen et al. 1997a; Hauck et al. 1998).
Die CEACAM3-vermittelte Aufnahme von Gonokokken verläuft wesentlich schneller und
effizienter als die CEACAM1- und CEACAM6-vermittelte, obwohl die Affinität der
Rezeptoren zu den Bakterien vergleichbar ist. Auch in Bezug auf den Aufnahmemechanismus
unterscheidet sich CEACAM3 deutlich von den anderen CEACAMs. Die CEACAM3vermittelte Phagozytose von Gonokokken erfolgt in Abhängigkeit von Umlagerungsprozessen
des Aktinzytoskeletts. Dieser Unterschied ist auf die ITAM-ähnliche Sequenz im
zytoplasmatischen Abschnitt von CEACAM3 zurückzuführen (Billker et al. 2002). Um
herauszufinden, ob die molekularen Mechanismen der CEACAM3-inudizierten Phagozytose
abhängig sind von Phosphorylierungsprozessen innerhalb der ITAM-ähnlichen Sequenz von
CEACAM3, wurden verschiedene CEACAM3-Mutanten untersucht. Die analysierten
43
Einleitung
Die Familie der CEACAMs
Mutanten waren CEACAM3-Varianten, bei denen die phosphorylierbaren Tyrosinreste des
YxxLx(7)YxxM Motivs im zytoplasmatischen Abschnittes durch nicht phosphorylierbare
Phenylalaninreste (F) substituiert wurden. Die Punktmutationen der Tyrosine Tyr230 und/oder
Tyr241 führten zu einer reduzierten CEACAM3-abhängigen Aufnahme der Bakterien (Billker
et al. 2002; McCaw et al. 2003; Schmitter et al. 2004). Diese Tyrosinreste der ITAMähnlichen Sequenz dienen als Phosphorylierungsstellen für PTKs aus der Familie der SrcKinasen, welche nach Bindung von OpaCEA-exprimierenden Bakterien an CEACAM3,
aktiviert werden (McCaw et al. 2003). Untersuchungen mit Src, Yes und Fyn defizienten
Fibroblasten (SYF Zellen) zeigten, dass diese Zellen OpaCEA-exprimierender Bakterien nicht
CEACAM3-abhängig phagozytieren können. Dieser Effekt konnte allerdings durch die
Reexpression von c-Src aufgehoben werden (Schmitter et al. 2007b). Ebenso konnte gezeigt
werden, dass die SH2 Domäne von c-Src mit dem phosphorylierten Rezeptor assoziiert
(Schmitter et al. 2007b). Allerdings wird c-Src in humanen Granulozyten lediglich sehr
schwach exprimiert. Im Vergleich dazu wird die sehr eng verwandte Proteintyrosinkinase Hck
in hämatopoetischen Zellen wesentlich stärker exprimiert. Bereits in früheren Untersuchungen
konnte eine verstärkte Hck-Aktivität beim Zusammentreffen von OpaCEA-exprimierenden
Bakterien und Phagozyten nachgewiesen werden (Hauck et al. 1998). Weiterführende
Analysen zeigten, dass auch diese Kinase über ihre SH2 Domäne mit dem phosphorylierten
CEACAM3 assoziieren kann und verstärkt an die Membranabschnitte rekrutiert wird, wo
Interaktionen zwischen Rezeptor und Bakterien stattfinden (Schmitter et al. 2007b). Diese
Beobachtungen unterstützen die Theorie einer Beteiligung der ITAM-ähnlichen Sequenz von
CEACAM3 bei der Aufnahme von Bakterien. Interessanterweise ist die zytoplasmatische
Proteintyrosinkinase Syk, welche für die ITAM-abhängige Aufnahme von Bakterien über den
Fcγ-Rezeptor verantwortlich ist, nicht nötig, um die CEACAM3-initiierte Phagozytose von
OpaCEA-exprimierenden Gonokokken zu stimulieren (Sarantis and Gray-Owen 2007). Diese
Beobachtung erweiterte die Ergebnisse einer früheren Studie, bei der die Stimulierung von
CEACAMs mit OpaCEA-exprimierenden Bakterien keinen aktivierenden Einfluss auf die
Proteintyrosinkinase Syk hatte (Hauck et al. 1998). Eine Erklärung dafür, dass Syk für diesen
Phagozytoseprozess entbehrlich ist, liefert die Tatsache, dass der zytoplasmatische Abschnitt
von CEACAM3 direkt mit dem Guaninnukleotid-Austauschfaktor Vav interagieren kann
(Schmitter et al. 2007a). Diese direkte Interaktion erfolgt über die SH2 Domäne von Vav mit
dem phosphorylierten Tyrosinrest Tyr230 in der ITAM-ähnlichen Sequenz von CEACAM3.
Bereits früher Studien zeigten, dass die Bindung OpaCEA-exprimierender Bakterien an
44
Einleitung
Die Familie der CEACAMs
CEACAM3 sehr schnell in einer verstärkten Aktivierung der kleinen GTPase Rac resultiert
(Schmitter et al. 2004). Durch die direkte Bindung von Vav an CEACAM3 entfällt die für den
Fcγ-Rezeptor typische Syk-induzierte Signalkaskade, die nach Aktivierung von Rac durch
Vav zu einer Umlagerung des Aktinzytoskeletts und somit zur Phagozytose der Bakterien
führt (Review siehe: (Joshi et al. 2006). Dieser stark verkürzte Signalweg ermöglicht somit
die sehr schnelle Internalisierung der Gonokokken. Dies deutet darauf hin, dass sich die
Opsonin-unabhängige
CEACAM3-vermittelte
Phagozytose
durch
Granulozyten
als
Abwehrmechanismus des menschlichen angeborenen Immunsystems gegen CEACAMbindende Bakterien entwickelt hat. Dieser angeborene Abwehrmechanismus stellt somit einen
effektiven Schutz für den menschlichen Körper dar, durch den die Bakterien trotz ihrer
Antigenvariation und ihrer Fähigkeit, der erworbenen Immunantwort zu entgehen, schnell und
effizient eliminiert werden können.
45
Einleitung
Zielsetzungen
1.4
Zielsetzungen
Um die temporäre, reversible und dynamische Regulation unterschiedlichster zellulärer
Signalwege zu gewährleisten, sind verschiedenste Protein-Protein Interaktionen erforderlich.
Viele an intrazellulären Signalprozessen beteiligte Proteine besitzen kleine Domänen, durch
welche sie konstitutiv und/oder signalreguliert mit anderen Proteinen assoziieren. Eine sehr
effiziente und gut regulierbare Form der Protein-Protein Interaktion beruht auf der transienten
Tyrosinphosphorylierung von Proteinen. Um die Vielzahl an zellulären Signalwegen und ihre
Vernetzung untereinander verstehen zu können, ist die Identifizierung und Charakterisierung
Phosphotyrosin-abhängiger Protein-Protein Interaktionen unerlässlich.
Etablierung einer Methode zur schnellen und parallelen Analyse Phosphotyrosinabhängiger Protein-Protein Interaktionen
Aufgrund des hohen Zeit- und Arbeitsaufwand erlauben die bisherigen biochemischen
Methoden (pull down Experimente und Koimmunpräzipitation) zur Identifikation von
Phosphotyrosin-abhängigen Protein-Protein Interaktionen nur die Betrachtung relativ kleiner
Gruppen von möglichen Interaktionspartnern. Die Etablierung eines Protein Arrays, auf der
Basis von immobilisierten SH2 Domänen, würde die parallele Untersuchung großer Gruppen
von Interaktionspartnern erlauben. Unter Zuhilfenahme eines kontaktlosen MikroarrayDruckers
und
eines
Sets
ausgewählter
SH2
Domänen
sollten
die
optimalen
Immobilisierungs-, Blockierungs- und Beprobungsbedingungen für einen solchen Protein
Array etabliert werden. Verschiedene Detektionsmodi wurden zur Demonstration der
Stabilität und flexiblen Verwendbarkeit eingesetzt.
Charakterisierung
neu
identifizierter
SH2
Domänen-abhängiger
Protein-Protein
Interaktionen für CEACAM3
Mittels des zuvor etablierten SH2 Domänen Arrays wurden die SH2 Domänen der
Lipidkinase PI3K und des Gerüstproteins Grb14 als Interaktionspartner von CEACAM3
identifiziert. Diese Interaktionen sollten mit herkömmlichen Methoden verifiziert werden.
Biochemische, mikroskopische und funktionelle Untersuchungen sollten die Rolle dieser
Signalproteine im CEACAM3-vermittelten Phagozytoseprozess klären.
46
Einleitung
Zielsetzungen
Welche Phosphotyrosin-abhängigen Interaktionen finden am zytoplasmatischen Abschnitt
von CEACAM4 statt und welche Rolle spielen sie in der Funktion dieses Rezeptors?
Der anfangs etablierte SH2 Domänen Array bietet die Möglichkeit, viele SH2 Domänen
parallel auf ihre Interaktionen mit einem definierten Phosphotyrosinprotein zu untersuchen.
Für CEACAM4 wurde bisher noch kein natürlicher Ligand beschrieben, jedoch besitzt
CEACAM4 eine ITAM-ähnliche Sequenz, die als Vorfahre der entsprechenden CEACAM3
Signalsequenz gilt. CEACAM4 wurde daher auf seine Funktionsfähigkeit als phagozytischer
Rezeptor untersucht. Da kein natürlicher Ligand für die Igv-ähnliche Domäne von CEACAM4
bekannt ist, wurde eine Chimäre aus der Igv-ähnlichen Domäne von CEACAM3 und dem
Transmembran- und zytoplasmatischen Abschnitt von CEACAM4 verwendet, um mit gut
etablierten Liganden die Aktivität der signalgebenden Bestandteile von CEACAM4
untersuchen zu können. Eine initiale Analyse der Bindungspartner des zytoplasmatischen
Abschnitts von CEACAM4 sollte erste Einblicke in Parallelen und Abweichung der beiden
Moleküle geben. Infektionsexperimente mit mikroskopischer Analyse sowie Betrachtung der
Phagozytoserate sollten die funktionelle Relevanz der gefundenen Interaktionen untersuchen.
47
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von
Phosphotyrosin-abhängigen Protein-Protein Interaktionen
2.1
Einleitung
Die Phosphorylierung von Tyrosinresten ist eine Form der posttranslationalen Modifikation
von Proteinen in mehrzelligen Lebewesen. Dieser Vorgang wird von spezifischen
Proteintyrosinkinasen (PTKs) bewerkstelligt und ist von entscheidender Bedeutung bei der
intrazellulären Signalweiterleitung. Die reversible Phosphorylierung von Tyrosinresten
reguliert wesentliche zelluläre Prozesse wie Genexpression, Differenzierung, Proliferation
und Überleben. Da eine Phosphatgruppe eine stark negative Ladung besitzt, hat die
Tyrosinphosphorylierung
eines
Proteins
oft
auch
Konformationsänderungen
der
Proteinstruktur zur Folge. Abhängig von seinem Phosphorylierungsstatus kann ein Protein
somit in zwei möglicherweise funktionell verschiedenen Formen vorliegen. Dies ist
beispielsweise bei der Aktivitätsregulierung von Enzymen von entscheidender Bedeutung, die
durch Tyrosinphosphorylierungen, je nach Einzelfall, aktiviert oder inaktiviert werden. Eine
weitere Form der Steuerung zellulärer Abläufe durch Tyrosinphosphorylierungen besteht
darin, dass die resultierenden Phosphotyrosine (pTyr) als Bindestelle für spezielle
Interaktionsdomänen
dienen.
Diese
Phosphotyrosin-Interaktionsdomänen
sind
die
sogenannten Src homology 2 (SH2) und Phosphotyrosinbinde (PTB) Domänen. Ursprünglich
wurden diese beiden Domänen als Protein-Protein Interaktionsmodule identifiziert, die
phosphorylierte Tyrosinreste in Rezeptortyrosinkinasen und andern Signalproteinen erkennen
und binden. Im Laufe der Zeit zeigten Studien, dass die SH2-abhängigen Protein-Protein
Interaktionen sehr streng durch Tyrosinphosphorylierungsprozesse reguliert werden, während
die meisten PTB Domänen auch konstitutiv und mit hoher Affinität an ihre
unphosphorylierten Zielproteine binden (Schlessinger and Lemmon 2003). Viele wichtige
zelluläre Signalproteine, wie beispielsweise Adapter- und Gerüstproteine, GuaninnukleotidAustauschfaktoren oder Kinasen und Phosphatasen besitzen SH2 Domänen, durch welche sie
phosphorylierungsabhängig an andere Proteine rekrutiert oder untereinander vernetzt werden
können. Die daraufhin folgende Assemblierung von Proteinkomplexen ermöglicht die
Weiterleitung von Signalen innerhalb der Zelle (Pawson et al. 2001). Im menschlichen
Genom sind insgesamt 115 verschiedene SH2 Domänen kodiert. Diese Proteindomänen
bestehen aus ca. 100 Aminosäuren und erkennen pTyr-Reste innerhalb einer spezifischen
48
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
Konsensussequenz, die ca. 3-6 AS um den pTyr-Rest umfasst (http://smart.emblheidelberg.de/smart/do_annotation.pl?DOMAIN=SH2).
Die Analyse der Tyrosinphosphorylierung von Proteinen und der daraus resultierenden
Protein-Protein Interaktionen beruht gegenwärtig vor allem auf der Untersuchung
individueller Proteine mittels konventioneller Techniken wie Koimmunpräzipitation, GSTpull-down und nachgeschalteter Analyse mittels Western Blot. Diese Techniken stellen sehr
gute Methoden dar, sind jedoch sehr zeitintensiv und können nicht in großem Maßstab
angewandt werden. Ein anderer Weg, um gezielt spezifische pTyr-abhängige Protein-Protein
Interaktionen zu identifizieren, besteht in der Verwendung von immobilisierten SH2
Domänen als Affinitätsmatrix. In diesem Zusammenhang stellt ein Proteindomänen Array
eine viel versprechende Alternative zu den Präzipitationsmethoden dar. Es wurden bereits
funktionale Protein Arrays auf der Basis von isolierten SH2 Domänen hergestellt und zur
Bestimmung der Bindungskonstanten von pTyr-modifizierten ErbB-Rezeptor Peptiden
eingesetzt (Jones et al. 2006).
Als methodische Weiterentwicklung der bereits existierenden Ansätze wurde in der
vorliegenden Arbeit ein Proteindomänen Array entwickelt, der es ermöglicht, bisher
unbekannte pTyr-abhängige Protein-Protein Interaktionen zu analysieren. Zur Etablierung
dieser Methode wurden die gut charakterisierten Interaktionen zwischen verschiedenen
humanen SH2 Domänen und dem humanen Oberflächenrezeptor CEACAM3 sowie der
zytoplasmatischen Fokalen Adhäsionskinase (FAK) benutzt.
2.2
Ergebnisse
2.2.1 Immobilisierung von rekombinanten SH2 Domänen auf einer
aldehydbeschichteten Trägermatrix
Als Trägermatrix zur Immobilisierung der SH2 Domänen in punktförmigen Mustern (Spots)
wurden
aldehydbeschichtete
Glasobjektträger
(Aldehydslides)
verwendet.
Die
Aldehydoberflächen stellten sich wegen ihrer leichten Handhabung im Hinblick auf die
Immobilisierung als am geeignetsten heraus. Als Alternativen wurden zuvor noch die nichtkovalente Immobilisierung der Proteine auf Nickel-beschichtete Oberflächen und
Aminosilanoberflächen getestet. Allerdings erfolgt die nicht-kovalente Bindung eines
Proteins auf einer Aminosilanoberflächen lediglich durch elektrostatische Wechselwirkungen
49
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
zwischen
den
Aminosilan-Seitenketten
der
Oberfläche
und
negativ
geladenen
Aminosäureseitenketten (z. B. Aspartat oder Glutamat). Im Vergleich zur kovalenten Bindung
der Proteine auf den aldehydbeschichteten Oberflächen immobilisierte eine wesentlich
geringere Menge Protein auf der Aminosilanoberfläche. Gegen die Verwendung von Nickelbeschichteten Oberflächen sprachen zwei Gründe. Erstens, die SH2 Domänen mussten als 6fach Histidin-markierte (His6)-Proteine exprimiert und aufgereinigt werden. Dies war nur sehr
bedingt möglich, da durch die Expression in E. coli alle His6-SH2 Domänen unlöslich waren
und unter denaturierenden Bedingungen aufgereinigt werden mussten. Dadurch konnte die
Funktionalität der SH2 Domänen nicht mehr gewährleistet werden. Der zweite Grund, der
gegen die Verwendung von Nickel-beschichteten Oberflächen sprach, war (genau wie bei den
Aminosilanoberflächen) die nicht-kovalente Bindung zwischen Protein und Oberfläche. Auch
bei der Verwendung von Nickel-beschichteten Oberflächen war es nicht möglich, eine
ausreichende Menge an immobilisiertem Protein nachzuweisen. Im Gegensatz zu den
Aminosilan- und Nickeloberflächen ist die Bindung von Proteinen an eine Aldehydoberfläche
kovalenter Natur und erfolgt über die reaktiven Aldehyd-Gruppen (R-CH=O) der Oberfläche
mit primären Aminen (R-NH2) des Proteins. Durch nukleophile Addition primärer Amine
kommt es, unter Abspaltung von Wasser (Kondensation), zur Ausbildung kovalenter C=N
Doppelbindungen, welche als ‚Schiff’sche Basen’ bezeichnet werden.
Aus Gründen der besseren Löslichkeit wurden die zur Etablierung des Arrays verwendeten
SH2 Domänen in Form von GST-Fusionsproteinen (GST-SH2) in E. coli exprimiert und
mittels
Affinitätschromatografie
über
eine
GSH-Sepharose-Säule
aufgereinigt.
Die
Funktionalität der gereinigten GST-SH2 Domänen wurde mittels pull-down Experimenten
(Abb. 2.2.1) überprüft. Hierzu wurden die bereits bekannten pTyr-abhängigen Interaktionen
des Membranproteins CEACAM3 mit verschiedenen Mitgliedern aus der Familie der SrcKinase verifiziert (vgl. auch (Schmitter et al. 2007b)). Das Aufbringen der GST-SH2
Domänen auf die Aldehydoberfläche erfolgte mittels eines kontaktlosen Mikroarray-Druckers
(Nano-Plotter 2.1, Fa. GeSim). Als Puffer für die Immobilisierung wurde PBS mit 10 %
Glycerin verwendet, da auch bereits die gereinigten GST-SH2 Domänen gegen diesen Puffer
dialysiert und bei –80 °C gelagert worden waren. Das im Immobilisierungspuffer enthaltene
Glycerin soll zum einen die Stabilität der Proteine während der Verarbeitung gewährleisten
und zum anderen die Viskosität der Lösung erhöhen, damit gleichmäßige und scharf
begrenzte Spots erzielt werden und außerdem der Spot-Durchmesser relativ klein gehalten
werden kann.
50
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
Abb. 2.2.1 Die rekombinanten GST-SH2 Domänen sind funktionell. (A) Die angegebenen rekombinanten
GST-SH2 Domänen wurden mit Ganzzelllysaten von HEK293T Zellen, in denen GFP (als Kontrollprotein) oder
GFP-fusioniertes CEACAM3 in An- oder Abwesenheit von v-Src exprimiert wurde, inkubiert. Das Präzipitat
wurde mittels monoklonalem anti-GFP Antikörper auf den Gehalt von CEACAM3-GFP (obere Reihe)
untersucht. Der Einsatz von gleichen Mengen an GST-Fusionsproteinen oder GST allein wurde mittels
Coomassie-Färbung der Membran (untere Reihe) überprüft. (B) Die für das pull-down Experiment verwendeten
Ganzzelllysate wurden durch Western Blot Analyse hinsichtlich Phosphorylierung und gleichmäßiger
Expression von CEACAM3-GFP überprüft.
Zunächst wurde die optimale Proteinkonzentration für die Generierung gleichmäßiger Spots
ermittelt. Hierzu wurde jeweils ein konstantes Volumen (7,5 nl pro Spot) einer Proteinlösung
mit
steigender
Proteinkonzentration
in
Triplikaten
gedruckt.
Zur
Detektion
der
immobilisierten Proteine wurde der Array nach dem Blockieren der freien Aldehydgruppen
(dieses Verfahren wird im nachfolgenden Kapitel 2.2.2 beschrieben) mit monoklonalem antiGST Primärantikörper und anschließend mit einem fluoreszenzmarkierten (Cy3) Sekundärantikörper inkubiert. Die dadurch fluoreszenzmarkierten Spots wurden mittels eines
Mikroarray-Scanners (LS400 Reloaded, Fa. Tecan) detektiert.
Abb. 2.2.2 Bestimmung der optimalen Proteinkonzentration zur Generierung gleichmäßiger Spots. (A)
Unterschiedliche Proteinmengen von GST, GST-Src-SH2 oder GST-Slp76-SH2 Domänen wurden in dreifacher
Ausführung als punktförmige Muster immobilisiert. Die Detektion der immobilisierten Proteine erfolgte mittels
eines monoklonalen anti-GST Primärantikörpers, gefolgt von einem Cy3-gekoppelten Sekundärantikörper. Die
Fluoreszenzsignale der einzelnen Spots wurden mittels eines Mikroarray-Scanners detektiert. (B) Grafische
Darstellung der unter (A) ermittelten Fluoreszenzsignale. Die Nettosignalintensität ergibt sich aus Subtraktion
des unspezifischen Hintergrunds vom gemessenen Fluoreszenzsignal. Dargestellt sind die Mittelwerte
±Standardfehler des Mittelwerts von Triplikaten.
51
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
Die konzentrationsabhängigen Fluoreszenzsignale der gedruckten Proteine sind in Abbildung 2.2.2 dargestellt. Die maximale Fluoreszenzintensität ist ab einer Proteinkonzentration von 1,0 ng/spot erreicht (Abb. 2.2.2B). Bis zu einer Proteinmenge von 1,6 ng/spot
wurden distinkte Spots erzielt (Abb. 2.2.2A). Somit konnte die optimale Proteinkonzentration
für den Druckvorgang auf einen Bereich von 1,0–1,6 ng/spot eingegrenzt werden. Für alle
nachfolgenden Experimente wurde eine Proteinkonzentration von 1,3 ng/spot verwendet. Pro
Versuchsdurchführung wurde eine individuelle Anordnung (Array) verschiedener GST-SH2
Domänen in mehrfacher Ausführung auf eine Aldehydoberfläche gedruckt. Die in
Abbildung 2.2.2A gezeigte Anordnung der Proteine ist ein Beispiel für einen solchen Array.
Jeweils 16 solcher Arrays konnten auf einem Standard-Glasobjektträger aufgebracht und
separat beprobt werden. Um die erfolgreiche Immobilisierung der GST-SH2 Domänen
nachweisen zu können, wurde bei jeder Versuchsdurchführung ein Array nach dem
Blockieren der freien Aldehydgruppen nicht mit phosphorylierter Probe, sondern mit antiGST Primärantikörper und anschließend mit fluoreszenzmarkiertem Sekundärantikörper
inkubiert. Dieser Array wurde auch dazu verwendet, die relativen Mengen an immobilisierten
GST-SH2 Domänen über die Fluoreszensintensität der Spots zu ermitteln. Allerdings ist diese
Art der Mengenermittlung nur indirekt über die Fluoreszenzintensität der einzelnen Spots
möglich, da die Anzahl der Aldehydgruppen pro Fläche, laut Herstellerangaben, unbekannt
ist. Dennoch können die Fluoreszenzintensitäten der einzelnen Spots dazu verwendet werden,
die immobilisierten Mengen der unterschiedlichen GST-SH2 Domänen untereinander
anzugleichen. Dies ermöglicht somit das Normalisieren der detektierten Phosphotyrosinabhängigen Bindungssignale auf die Menge an immobilisierten SH2 Domänen innerhalb
eines Arrays.
2.2.2 Blockierung und Beprobung von SH2 Domänen Arrays
Die Bildung der ‚Schiff’schen Basen’ zwischen Amino- und Aldehydgruppen erfolgt spontan
ohne Energiezufuhr oder Katalysatoren. Somit war es unumgänglich vor der Beprobung der
Arrays die noch freien Aldehydgruppen der Oberfläche abzusättigen, um unspezifische
Bindungen des zu untersuchenden Protein Interaktionspartners an noch vorhandene freie
Aldehydgruppen zu verhindern. Hierzu wurde eine 1%ige BSA-Lösung in PBS verwendet,
die noch zusätzlich mit Ethanolamin (Endkonzentration 0,2 M) angereichert war. Die
anschließende Beprobung des Arrays erfolgte als erstes mit rekombinanten, in vitro phosphorylierten Proteinen.
52
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
Abb. 2.2.3 Beprobung des SH2 Domänen Arrays mit dem fluoreszenzmarkierten und in vitro
phosphorylierten zytoplasmatischen Abschnitt von CEACAM3. (A) Rekombinantes, fluoreszenzmarkiertes
CEACAM3zyto wurde mittels rekombinatem v-Src in vitro phosphoryliert und via Western Blot unter
Verwendung eines monoklonalen anti-pTyr Antikörpers auf erfolgreiche Phosphorylierung überprüft (obere
Reihe). Unter Einsatz eines monoklonalen anti-GST Antikörpers wurden die Phosphorylierungsansätze auf den
gleichen Gehalt von GST-CEACAM3zyto überprüft (untere Reihe). (B) Zehn verschiedene GST-SH2
Domänenkonstrukte oder GST allein wurden in sechsfacher Ausführung, mit einer Proteinkonzentration von
1,3 ng/spot, auf einer aldehydbeschichteten Oberfläche immobilisiert. Die erfolgreiche Immobilisierung der
GST-Proteine wurde mittels monoklonalem anti-GST Primärantikörper, gefolgt von einem Cy3-gekoppelten
Sekundärantikörper überprüft (vgl. auch (C) linke Spalte unten). (C) Auf zwei aldehydbeschichteten
Objektträgern wurden jeweils acht identische Arrays aufgebracht (linke Spalte unten, weiß umrandet; unter (B)
beschrieben). Im Folgenden wurden jeweils zwei Arrays mit unterschiedlichen Konzentrationen des unter (A)
beschriebenen in vitro phosphorylierten GST-CEACAM3zyto beprobt. Als Negativkontrolle wurden zwei Arrays
mit unphosphoryliertem GST-CEACAM3zyto inkubiert (linke Spalten, oben). Um eine Autofluoreszenz der
immobilisierten GST-SH2 Domänen auszuschließen, blieben zwei Arrays unbeprobt (rechte Spalte unten).
53
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
Hierzu wurde zunächst der zytoplasmatische Abschnitt des humanen Oberflächenrezeptors
CEACAM3 als GST-Fusionsprotein (CEACAM3zyto) hergestellt und mit dem Fluoreszenzfarbstoff Rhodamin markiert. Anschließend wurden verschiedene Konzentrationen von
CEACAM3zyto mittels gereinigter Src-Kinase in vitro phosphoryliert. Die Phosphorylierung
wurde mittels Western Blot überprüft (Abb. 2.2.3A). Die zur Beprobung verwendeten Arrays
umfassten zunächst lediglich ein kleines Repertoire von zehn verschiedenen GST-SH2
Konstrukten sowie GST und PBS als Negativkontrollen. Auf zwei aldehydbeschichtete
Objektträger wurden jeweils acht identische Arrays gedruckt. Ein Array umfasste dabei die
zur Untersuchung herangezogenen GST-SH2 Domänen sowie die GST- und PBS-Kontrollen
in sechsfacher Ausführung (Abb. 2.2.3B). Die erfolgreiche Immobilisierung der GST-SH2
Domänen wurde durch anti-GST Primärantikörper, wie im Abschnitt 2.2.1 beschrieben,
überprüft (Abb. 2.2.3B). Es wurden jeweils zwei Arrays mit einer definierten Konzentration
des in vitro phosphorylierten CEACAM3zyto (pCEACAM3zyto) inkubiert (Abb. 2.2.3C). Die
Beprobung
erfolgte
automatisiert
mit
Hilfe
einer
Mikroarray-Hybridisierstation
(HS 400 ProTM, Fa. Tecan). Nach der Beprobung wurden beide Objektträger mit derselben
elektronischen Nachverstärkung des Messsignals ausgelesen. Für die Arrays, welche mit
unphosphoryliertem CEACAM3zyto beprobt wurden sowie für die unbeprobten Arrays waren
keine Bindungssignale detektierbar (Abb. 2.2.3C). Somit kann ausgeschlossen werden, dass
GST-CEACAM3zyto phosphorylierungsunabhängig mit den GST-SH2 Domänen interagiert
bzw. die immobilisierten GST-SH2 Domänen durch Autofluoreszenz falsch positive Bindungssignale liefern.
Die Nettosignalintensitäten der Bindungen an die N-terminale und die Tandem (NC)-SH2
Domäne der regulatorischen Untereinheit p85 der Phosphatidylinositol-3’-Kinase (PI3KR1)
sind bei allen vier pCEACAM3zyto Konzentrationen gleich (Abb. 2.2.4A). Dies lässt darauf
schließen, dass diese GST-SH2 Domänen bereits ab einer Konzentration von 1,57 µg mit
pCEACAM3zyto abgesättigt sind. Betrachtet man allerdings die einzelnen Signalintensitäten
im Verhältnis zum unspezifischen Hintergrund des Arrays, so ist dieses Verhältnis umso
größer, je weniger pCEACAM3zyto zur Beprobung des Arrays verwendet wird (Abb. 2.2.4B).
Die ausschließliche Bindung von pCEACAM3zyto an die GST-SH2 Domänen PI3KR1-N- und
PI3KR1-NC legte die Vermutung nahe, dass möglicherweise noch andere Faktoren
(Inkubationsdauer, Inkubationstemperatur und/oder „molecular crowding“ Effekte) für die
Interaktion mit anderen SH2 Domänen wichtig sein könnten. Dies wurde überprüft, indem in
einem ersten Versuchsdurchlauf die Inkubationsdauer mit pCEACAM3zyto von 1 h bis auf 4 h
54
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
erhöht wurde. Als diese Änderung in der Versuchsdurchführung keinen Effekt zeigte, wurde
die Inkubationstemperatur schrittweise von 20 °C über 25 °C bis auf 30 °C angehoben.
Allerdings führte auch diese Modifikation in der Beprobung zu keiner Änderung der
Ergebnisse.
Abb. 2.2.4 Grafische Darstellung der Fluoreszenzsignale, die durch die Beprobung des SH2 Domänen
Arrays mit unterschiedlichen Konzentrationen von in vitro phosphoryliertem GST-CEACAM3zyto
ermittelt wurden. (A) Grafische Darstellung der phosphorylierungsabhängigen Bindung von GSTCEACAM3zyto an die immobilisierten GST-SH2 Domänen nach Abzug des unspezifischen Hintergrundsignals.
Die Grafik zeigt Mittelwerte und Standardabweichungen von Sechsfachbestimmungen. (B) Grafische
Darstellung der Verhältnisse Fluoreszenzsignal der Spots zu unspezifischem Hintergrundfluoreszenzsignal. Die
Grafik zeigt Mittelwerte und Standardabweichungen von Sechsfachbestimmungen.
Dies gilt ebenfalls für den Versuch, einen „molecular crowding“ Effekt in der
Beprobungslösung zu erzeugen. Hierfür wurden der Lösung von pCEACAM3zyto
verschiedene Konzentrationen (0,5 %, 1 % bzw. 1,5 %) BSA zugesetzt. Unabhängig von den
verschiedentlich variierten Inkubationsparametern blieb es bei der ausschließlichen Bindung
von pCEACAM3zyto an PI3KR1-N- und -NC-SH2. Ebenso erfolglos blieben auch die
Versuche, den relativ starken Hintergrund durch Variation der Beprobungs- und Waschparameter zu verringern. Dies legte die Vermutung nahe, dass möglicherweise freier
Fluoreszenzfarbstoff aus der Beprobungslösung an immobilisiertes BSA (welches zum
55
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
Blockieren verwendet wurde) gebunden hatte. Eine weitere Möglichkeit ist, dass sich bei der
Beprobung überschüssiges pCEACAM3zyto unspezifisch auf der Oberfläche ablagerte und
durch die Waschschritte nicht effizient genug entfernt wurde.
Aufgrund der Tatsache, dass die Beprobung des SH2 Domänen Arrays mit rekombinantem
pCEACAM3zyto, hinsichtlich der Detektion von Bindungssignalen, nur mäßig erfolgreich war,
wurde das System modifiziert. Durch die Verwendung von Ganzzelllysaten zur Beprobung
wurde der Versuchsaufbau dahingehend verändert, dass es ähnlich einem pull-down
Experiment auch den Einfluss zellulärer Proteine auf die Interaktion berücksichtigt. Durch
diese Modifikation der Beprobung ist es zwar nicht mehr möglich, ausschließlich direkte
Interaktionen zwischen den SH2 Domänen und dem zu untersuchenden tyrosinphosphorylierten Protein nachzuweisen, es können aber dennoch Aussagen über eine indirekte
Assoziation
zwischen
beiden
Proteinen
getroffen
werden.
Der
hier
angestrebte
Versuchsaufbau ist im Hinblick auf Versuchsdurchführung und –dauer wesentlich
unkomplizierter, als die bisher zu Interaktionsstudien verwendeten pull-down Experimente
oder Koimmunpräzipitationen. Des Weiteren können sehr viel mehr SH2 Domänen auf ihre
Interaktion mit einem tyrosinphosphorylierten Protein untersucht werden als es im Maßstab
eines pull-down Experimentes oder einer Koimmunpräzipitation möglich wäre.
Die im weiteren Versuchsaufbau zur Beprobung verwendeten Ganzzelllysate enthielten
CEACAM3 und v-Src. Beides wurde zuvor in HEK293T Zellen koexprimiert. CEACAM3
wurde als GFP-Fusionsprotein mit zusätzlicher Hämagglutininepitop (HA)-Markierung
(CEACAM3-HA-GFP) exprimiert. Die GFP-Fusion ermöglichte es, die verschiedenen Lysate
auf den gleichen Gehalt an CEACAM3 einzustellen. Das Angleichen der einzelnen Lysate
erfolgte dabei durch Auslesen der GFP-Fluoreszenz mittels des Varioskan Flash (Firma
Thermo Scientific). Zusätzlich zur GFP-Fusion besaß CEACAM3 noch eine Peptidsequenz
aus dem Hämagglutinin (HA) des Influenz A Virus. Diese HA-Sequenz war nötig, um das auf
dem Array gebundene CEACAM3 detektieren zu können. Die Detektion erfolgte mittels eines
spezifischen monoklonalen Primärantikörpers gegen die HA-Sequenz, gefolgt von einem
Cy3-gekoppelten
Sekundärantikörper.
Zur
Beprobung
wurden
drei
verschiedene
Lysatverdünnungen getestet, wobei die Lysate immer auf die gleiche Konzentration von
phosphoryliertem und unphosphoryliertem CEACAM3 eingestellt wurden (Abb. 2.2.5A).
Verglichen mit den Beprobungen, bei denen Fluoreszenzfarbstoff-markiertes, rekombinantes
GST-CEACAM3zyto verwendet wurde, konnte bei der Verwendung von Ganzzelllysaten ein
Rückgang des unspezifischen Hintergrundsignals beobachtet werden (Abb. 2.2.5C).
56
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
Abb. 2.2.5 Evaluierung verschiedener Blockierungs- und Beprobungsparameter für den SH2 Domänen
Array. (A) CEACAM3-HA-GFP wurde in An- oder Abwesenheit von v-Src in HEK293T Zellen exprimiert. Die
Zellen wurden lysiert und hinsichtlich gleichmäßiger Expression von CEACAM3-HA-GFP und
Phosphorylierung mittels Western Blot Analyse überprüft. (B) Auf einem aldehydbeschichteten Objektträger
wurden 14 identische Arrays, bestehend aus 15 unterschiedlichen GST-SH2 Domänen und GST allein, in jeweils
vierfacher Ausführung gedruckt (Anordnung innerhalb eines Arrays siehe Tabelle). Bei einem Array wurden die
nach dem Drucken noch freien Aldehydgruppen mittels 0,25%iger Natriumborhydrid (NaBH4)-Lösung
reduziert. Bei einem zweiten Array erfolgte die Absättigung der noch freien Aldehydgruppen mittels einer
1%igen BSA-Lösung. Anschließend wurden beide Arrays zur Detektion der immobilisierten GST-Proteine unter
den gleichen Bedingungen mit anti-GST Primär- und Cy3-markiertem Sekundärantikörper inkubiert. (C)
Abbildung von 12 SH2 Domänen Arrays, deren nach dem Drucken noch freie Aldehydgruppen, wie unter (B)
57
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
beschrieben, mittels BSA abgesättigt oder NaBH4 reduziert wurden. Die Arrays wurden mit Ganzzelllysaten
(siehe (A)) beprobt, die zuvor mittels PBS auf eine Proteinkonzentration von 0,25mg/ml, 0,5mg/ml bzw.
1,0mg/ml verdünnt wurden. Die Dektektion von gebundenem CEACAM3-HA-GFP erfolgte mittels
monoklonalem anti-HA Primärantikörper, gefolgt von Cy3-markiertem Sekundärantikörper. (D) Grafische
Darstellung der unter (C) detektierten und in Relativwerte umgerechneten Bindungssignale. Die Grafik zeigt die
Mittelwerte ±Standardfehler des Mittelwerts aus Vierfachbestimmungen von drei unabhängigen Experimenten.
Wie bei der Beprobung mit Fluoreszenz-markiertem rekombinantem GST-CEACAM3zyto,
konnte auch für die mit BSA blockierten und mit Ganzzelllysaten beprobten Arrays kein
anderes Bindungsverhalten von CEACAM3 an einzelne SH2 Domänen detektiert werden.
Auch in diesem Fall konnte lediglich die Bindung von CEACAM3 an die N-terminale SH2
Domäne der PI3KR3 detektiert werden (Abb. 2.2.5C). Wurden die freien Aldehydgruppen der
Oberfläche jedoch nicht mit BSA abgesättigt, sondern mittels 0,25%iger Natriumborhydridlösung (NaBH4) reduziert, konnten bei anschließender Beprobung der Arrays mit
den gleichen Ganzzelllysaten Bindungssignale an bis zu 10 verschiedene SH2 Domänen
detektiert werden (Abb. 2.2.5C). Die Behandlung der Aldehydoberfläche mit dem
Reduktionsmittel NaBH4 reduziert freie Aldehydgruppen in nicht reaktive Alkoholgruppen.
Dies
verhindert
die
Ausbildung
von
‚Schiff’schen
Basen’
mit
Proteinen
der
Beprobungslösung. Außerdem reduziert NaBH4 auch die Doppelbindungen der ‚Schiff’schen
Basen’ der immobilisierten GST-SH2 mit der Aldehydoberfläche zu stabilen sekundären
Aminoverbindungen, wodurch die GST-SH2 fester an die Oberfläche gebunden werden.
Auch die Detektion der an die Oberfläche gebundenen GST-SH2 ist im Falle der mit NaBH4
reduzierten Arrays wesentlich gleichmäßiger als für die Arrays, die mit BSA blockiert wurden
(Abb. 2.2.5B). Aus diesem Grund wurden alle weiteren Arraybeprobungen unter Ausschluss
von BSA durchgeführt. Auch in Bezug auf die Gesamtproteinmenge des zur Beprobung
verwendeten
Zelllysates
wurde
phosphorylierungsabhängigem
festgestellt,
Bindungssignal
dass
und
sich
das
Verhältnis
unspezifischem
zwischen
Hintergrundsignal
verbesserte, je stärker das Lysat verdünnt wurde. Dadurch konnten die Bindungssignale von
phosphoryliertem CEACAM3 an die verschiedene GST-SH2 Domänen deutlicher detektiert
und ausgewertet werden (Abb. 2.2.5D). Für alle drei Lysat-Verdünnungsstufen (0,25 mg/ml,
0,5 mg/ml und 1,0 mg/ml Proteingehalt im Lysat) wurden Interaktionen von phosphoryliertem CEACAM3 mit den SH2 Domänen von verschiedenen Signalproteinen
identifiziert. Auch blieben die Verhältnisse der Bindungssignale über die einzelnen
Verdünnungsstufen gleich. Dies war in Bezug auf die Versuchsdurchführung ein sehr
positiver Effekt, da die Verdünnung der Lysate lediglich auf die Reduktion des unspezifischen
Hintergrundsignals Einfluss hatte und nicht auf die Interaktion des zu untersuchenden pTyr58
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
Proteins mit den einzelnen SH2 Domänen. Wie erwartet, zeigten die Negativkontrollen (GST
und GST-Slp76-SH2) keine Interaktion mit phosphoryliertem CEACAM3. Im Hinblick auf
die Identifizierung neuer Interaktionspartner für CEACAM3 wart deutlich zu erkennen, dass
der Rezeptor in seiner phosphorylierten Form eine sehr starke Interaktion mit der SH2
Domäne der Src-Kinase Yes, des Signalproteins Grb14 und der N-terminalen SH2 Domäne
der regulatorischen Untereinheit p55 der PI3K (PI3KR3) aufwies. Auch für die SH2 Domäne
des Adapterproteins Nck2, der Proteintyrosinkinase Lck und die C-terminale SH2 Domäne
der PI3KR3 konnten Bindungssignale detektiert werden, diese entsprachen in etwa den
Signalstärken der Positivkontrollen Hck und Vav. Zwei dieser neu identifizierten, potentiellen
Interaktionspartner für CEACAM3 werden in den Kapiteln 3.1 und 3.2 verifiziert und
hinsichtlich ihrer Funktion näher untersucht.
2.2.3 Detektion der an die SH2 Domänen gebundenen Phosphotyrosinproteine mittels spezifischer Antikörper
Im Folgenden sollten zur Erweiterung des Detektionsspektrums unterschiedliche Antikörper
gegen einen spezifischen Epitop-Tag des gebundenen Phosphotyrosinproteins getestet
werden. Dadurch war es möglich, verschiedene bereits existierende Plasmidkonstrukte zur
Expression in HEK293T Zellen zu verwenden. Neben dem bisher verwendeten monoklonalen
anti-HA
Primärantikörper
wurde
im
Folgenden
auch
ein
polyklonaler
anti-GFP
Primärantikörper zur Detektion des gebundenen CEACAM3-HA-GFP verwendet.
Abb. 2.2.6 Detektion von gebundenem Phosphotyrosinprotein
mittels
monoklonalem
anti-HA
Antikörper und polyklonalem anti-GFP Antikörper.
Vier identische SH2 Domänen Arrays wurden mit
Ganzzelllysaten von HEK293T Zellen beprobt. Die für die
Herstellung der Ganzzelllysate verwendeten HEK293T
Zellen exprimierten CEACAM3-HA-GFP in An- oder
Abwesenheit von v-Src. Das mit den SH2 Domänen
interagierende CEACAM3-HA-GFP wurde zum einen
mittels monoklonalem anti-HA Primär- und Cy3markierten
Ziege-anti-Maus
Sekundärantiköper
nachgewiesen (linke Spalte), zum anderen wurde das
gebundene CEACAM3-HA-GFP mittels polyklonalem
anti-GFP Primärantikörper, gefolgt von Cy3-markiertem
Ziege-anti-Kanninchen Sekundärantikörper nachgewiesen
(rechte Spalte).
Zu Zwecken der Vergleichbarkeit wurden jeweils zwei identische Arrays mit dem gleichen
Lysat von phosphoryliertem und unphosphoryliertem CEACAM3-HA-GFP inkubiert und alle
vier Arrays mit der gleichen Signalverstärkung ausgelesen. Die Detektion des mit den SH2
59
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
Domänen interagierenden CEACAM3-HA-GFP erfolgte mittels anti-HA bzw. anti-GFP
Antikörper (Abb. 2.2.6). Mit beiden Antikörpern konnte gebundenes, phosphoryliertes
CEACAM3 detektiert werden. Das leicht erhöhte Hintergrundsignal des GFP-Antikörpers
lässt sich durch Herabsetzung der Verstärkungsspannung reduzieren. In einem weiteren
Schritt sollten, unter Verwendung von monoklonalem anti-Phosphotyrosin (pTyr)
Primärantikörper, alle an die SH2 Domänen gebundenen, tyrosinphosphorylierten Proteine
des Zelllysates nachgewiesen werden. Mit dieser Form der Detektion können SH2 abhängige
Bindungsstudien durchgeführt werden, die das gesamte endogene Phosphotyrosinproteom der
Zelle umfassen. Im Detail bedeutet dies, dass zum Beispiel Zelllysate in An- und
Abwesenheit spezifischer PTKs auf eine Veränderung im Phosphotyrosin-abhängigen
Bindungsmuster untersucht werden können. Um die Funktionalität des verwendeten anti-pTyr
Primärantikörpers zu testen, wurden in einem ersten Schritt Ganzzelllysate verwendet, in
denen zuvor CEACAM3 und v-Src koexprimiert wurden. Dieser Versuch zeigte eine
effiziente Detektion der auf dem Array gebunden Proteine durch den anti-pTyr
Primärantikörper (Abb. 2.2.7A).
Abb. 2.2.7 Detektion gebundener Phosphotyrosinproteine mittels spezifischem anti-Phosphotyrosin
Antikörper. (A) Repräsentative Abbildung von zwei identischen SH2 Domänen Arrays, die mit
phosphorylierten oder unphosphorylierten Ganzzelllysaten beprobt wurden. Die verwendeten Ganzzelllysate
wurden aus HEK293T Zellen hergestellt, die CEACAM3-HA-GFP in An- oder Abwesenheit von v-Src
exprimierten. Die Detektion von Phosphotyrosinproteinen, die mit den einzelnen SH2 Domänen interagieren,
erfolgte mittels monoklonalem anti-pTyr Primär- und Cy3-markierten Sekundärantikörper. Die Anordnung der
Proteine innerhalb des Arrays ist in der Tabelle dargestellt. (B) Grafische Darstellung der unter (A) detektierten
und in Relativwerte umgerechneten Bindungssignale. Die Grafik zeigt die Mittelwerte ±Standardfehler des
Mittelwerts aus Vierfachbestimmungen.
60
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
Beim Vergleich der relativen Nettobindungssignale (Abb. 2.2.7B) ist zu erkennen, dass die
meisten der Signale in etwa den relativen Nettobindungssignalen aus Abbildung 2.2.5C
entsprechen. Dies legt die Vermutung nahe, dass die Bindungssignale zu einem großen Teil
auf das rekombinant exprimierte CEACAM3 zurückzuführen sind. Bei dieser vergleichenden
Betrachtung lassen sich allerdings auch Unterschiede erkennen. So konnte für die SH2
Domäne des Adapterproteins Grb2 bei der Verwendung des anti-pTyr Antikörpers ein
stärkeres Bindungssignal detektiert werden als beim direkten Nachweis von CEACAM3
mittels anit-HA Antikörpers. Dieser Unterschied lässt auf die Interaktion der Grb2-SH2
Domäne mit tyrosinphosphorylierten endogenen Proteinen schließen. Insgesamt zeigt dieses
Experiment, dass die Detektion von gebundenen tyrosinphosphorylierten Proteinen auch
mittels monoklonalem anti-pTyr Antikörpern möglich ist.
In einem weiterführenden Versuchsaufbau sollte überprüft werden, ob der SH2 Domänen
Array auch zur Betrachtung des gesamten pTyr-Proteoms eines Zelllysats auf der Ebene von
endogenen Proteinen angewendet werden kann. Hierzu sollte das pTyr-abhängige
Interaktionsmuster eines Zelltyps in Abhängigkeit von An- und Abwesenheit einer endogenen
PTK untersucht werden. Für diese Untersuchungen wurde die humane kolorektale
Karzinomzelllinie DLD1 verwendet. Bisher zeigten zahlreiche Studien, dass pathologische
Migrationsvorgänge, wie die Tumormetastasierung, auf verstärkte Tyrosinphosphorylierungsprozesse zurückzuführen sind. In diesem Zusammenhang konnte für verschiedene humane
Krebsarten eine gesteigerte FAK-Expression bzw. FAK-Aktivität nachgewiesen werden
(Cance et al. 2000; Yu et al. 2006; Chatzizacharias et al. 2008). Die Unterdrückung der FAKExpression in einer Karzinomzelllinie sollte somit einen Effekt auf die Tyrosinphosphorylierungen dieses Zelltyps haben. Es wurde erwartet, dass die Unterdrückung der
FAK-Expression eine reduzierte Menge an tyrosinphosphorylierten Proteinen zur Folge hat.
Diese Unterschiede, zwischen den wildtypischen Karzinomzellen und den Zellen mit
reduzierter FAK-Expression sollten auf Ebene des gesamten pTyr-Proteoms mittels des SH2
Domänen Arrays untersucht werden. Arbeiten an unserem Lehrstuhl zeigten, dass die humane
kolorektale Karzinomzelllinie DLD1 eine starke FAK-Expression und ein hohes Migrationspotential aufweist. Die Unterdrückung der FAK-Expression in diesem Zelltyp mittels der
shRNA-Methodik bewirkte die Aufhebung dieses hohen Migrationspotentials. Aus diesem
Grund wurde diese Zelllinie für weitere Untersuchungen verwendet. Ziel dieses
Versuchsaufbaus war es, ein verändertes Bindungsverhalten endogener pTyr-Proteine an die
SH2 Domänen zu visualisieren, wenn die Expression von endogener FAK unterdrückt ist. Zu
61
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
diesem Zweck wurden zwei stabile DLD1 Zelllinien verwendet. Die eine Zelllinie exprimierte
eine short-hairpin (sh)RNA gegen die FAK, während die andere Zelllinie eine ungerichtete
(scrambled) shRNA exprimierte und somit DLD1-Wildtyp Eigenschaften aufwies. Nach
einem 24 stündigen Serumentzug wurden die Zellen lysiert. Die Lysate wurden in einem
Western Blot hinsichtlich der Expression von endogener FAK untersucht (Abb. 2.2.8A).
Abb. 2.2.8 Die unterdrückte Expression von endogener FAK in DLD1 Zellen resultiert in verändertem
Bindungsverhalten von endogenen tyrosinphosphorylierten Proteinen an verschiedene SH2 Domänen. (A)
DLD1 Zellen mit stabiler Expression von shRNA gegen FAK oder ungerichteter shRNA (shRNA-scrambled)
wurden durch Western Blot Analyse auf endogene FAK-Expression überprüft. Zum Nachweis der FAKExpression wurde ein monoklonaler anti-FAK Antikörper verwendet. (B) Repräsentative Abbildung von zwei
identischen Arrays, die mit DLD1 Ganzzelllysaten (siehe (A)) beprobt wurden. Die an die SH2 Domänen
gebundenen endogenen Phosphotyrosinproteine wurden mittels monoklonalem anti-Phosphotyrosin
Primärantikörper und Cy3-markiertem Sekundärantikörper nachgewiesen. Die Anordnung der GST-Proteine
innerhalb eines Arrays ist tabellarisch dargestellt. (C) Grafische Darstellung der unter (B) detektierten und in
Relativwerte umgerechneten Nettobindungssignale. Die Grafik zeigt die Mittelwerte ±Standardfehler des
Mittelwerts aus Vierfachbestimmungen von drei unabhängigen Experimenten.
62
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
Um vergleichbare Bindungssignale der Lysate mit und ohne FAK-Expression zu
gewährleisten, wurden die Lysate vor der Beprobung der Arrays auf einen Gesamtproteingehalt von 0,5 mg/ml eingestellt. Anschließend wurden die Lysate zur Beprobung zweier
identischer Arrays benutzt und die gebundenen, endogenen Phosphotyrosinproteine mittels
anti-pTyr Primärantikörper nachgewiesen. Vergleicht man die relativen Signalintensitäten des
DLD1 Lysates mit der scrambled shRNA mit den Signalintensitäten des Lysats mit der
reduzierten FAK-Expression, ist ein Rückgang der Bindung an verschiedene SH2 Domänen
zu erkennen (Abb. 2.2.8B und C). Für die SH2 Domänen der PI3KR1 (N-terminale und
Tandem (NC)-SH2 Domäne) und Hck beträgt dieser Rückgang mehr als 60 %. Für die
Interaktionen mit der C-terminalen SH2 Domäne von PI3KR1 ist bei herunterregulierter
FAK-Expression nur ein mäßiger Rückgang zu verzeichnen – ebenso für die SH2 Domänen
der Adapterproteine Nck1, Nck2, Grb2, der Src-Kinase Hck und des GuaninnukleotidAustauschfaktors Vav1. Die Abwesenheit von FAK zeigte keine Veränderung bei der
Bindung von pTyr-Proteinen an die SH2 Domäne von Tensin-1 (TNS1), welches ein
wichtiges Protein in Fokalkontakten ist und eine entscheidende Rolle bei der Zellmigration
spielt (Le Clainche and Carlier 2008). Auch die SH2 Domänen der bekannten FAKInteraktionspartner Src, Phospholipase-Cγ-1 (PLCG1; N- und C-terminale SH2 Domäne) und
SHC zeigten keine Unterschiede im pTyr-abhängigen Bindungsverhalten bei herunterregulierter FAK-Expression. Allerdings bewegten sich die Bindungssignale in einem sehr
niedrigen Detektionsbereich, wodurch eine exakte Auswertung dieser Signale nicht
gewährleistet werden konnte. Durch diesen Versuchsaufbau ist es gelungen, nicht nur die
Bindung überexprimierter, sondern auch endogener Phosphotyrosinproteine an die SH2
Domänen nachzuweisen.
Zusammenfassend betrachtet zeigen diese Ergebnisse, dass der SH2 Domänen Array durch
Verwendung unterschiedlicher monoklonaler und polyklonaler Antikörpern gegen EpitopTags oder spezifische Strukturen wie Phosphotyrosine zur Beantwortung verschiedener
Fragestellungen herangezogen werden kann.
2.2.4 Verifikation des SH2 Domänen Arrays – Nachweis zytoplasmatischer
Proteintyrosinkinasen
Der in den vorangegangenen Kapiteln entwickelte SH2 Domänen Array stellt eine sehr gute
Methodik dar, um pTyr-abhängige Protein-Protein Interaktionen zu analysieren bzw. neue
Interaktionspartner zu identifizieren. Die bisher beschriebene Etablierung dieses Systems
63
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
erfolgte anhand des membranständigen, phagozytischen Rezeptors CEACAM3. In einem
weiteren Schritt sollte überprüft werden, ob der SH2 Domänen Array auch für Interaktionsstudien von zytoplasmatischen Proteinen verwendet werden kann. Aus diesem Grund wurde
in dem vorliegenden Kapitel die Funktionalität des SH2 Domänen Arrays anhand bereits
bekannter Interaktionen zwischen SH2 Domänen und der humanen Fokalen Adhäsionskinase
(FAK) verifiziert. Zu diesem Zweck wurden mehrere identische Arrays mit den SH2
Domänen bekannter FAK Interaktionspartner gedruckt. Jede SH2 Domäne wurde in
vierfacher Ausführung auf der Aldehydoberfläche immobilisiert. In Abbildung 2.2.9A ist die
Anordnung der GST-SH2 Domänen im Array tabellarisch dargestellt. Zur Beprobung der
Arrays wurden HEK293T Ganzzelllysate verwendet, welche entweder phosphorylierte oder
unphosphorylierte FAK enthielten. Nach der Beprobung wurde die an die GST-SH2
Domänen gebundene FAK mit einem monoklonalen anti-HA Primärantikörper und einem
Cy3-gekoppelten Sekundärantikörper detektiert und mit Hilfe des Fluoreszenzscanners
ausgelesen (Abb. 2.2.9C). Die zur Beprobung verwendeten Ganzzelllysate wurden mittels
Western Blot Analyse auf den gleichmäßigen Gehalt von FAK-HA überprüft (Abb. 2.2.9B).
Um die detektierten Fluoreszenzsignale grafisch darstellen zu können, wurden die
Signalintensitäten unter Verwendung eines internen Standards normalisiert. Dieser Standard
entspricht der Fluoreszenzintensität einer definierten Menge eines monoklonalen Antikörpers,
welcher in vierfacher Ausführung auf die Aldehydoberfläche gedruckt und durch den Cy3markierten Sekundärantikörper erkannt wurde. Im vorliegenden Experiment wurde ein
monoklonaler anti-Myc Antikörper mit einer Konzentration von 0,07 ng/Spot als interner
Standard
verwendet.
Die
Fluoreszenzsignalintensität
des
immobilisierten
anti-Myc
Antikörpers war für beide Arrays (beprobt mit phosphorylierten und unphosphorylierten
FAK-HA Lysaten) gleich. Es ist eine phosphorylierungsabhängige Interaktion der FAK
(pFAK) mit den SH2 Domänen von Nck1, Nck2, Grb2, SHC1, Csk, der N-terminalen SH2
Domäne der p85-Untereinheit der PI3K (PI3KR1-N) und der Tandem-SH2 Domäne der
PI3KR1 (PI3KR1-NC) zu erkennen (Abb. 2.2.9D). Ebenso wurden auch für die C-terminale
SH2 Domäne der Phospholipase-Cγ-2 (PLCG2-C), die SH2 Domänen der PTKs Src, Csk und
Hck und die SH2 Domäne von Vav Bindungssignale detektiert. Im Vergleich dazu konnten
keine phosphorylierungsabhängigen Interaktionen der FAK mit den Tandem-SH2 Domänen
der Phospholipase-Cγ-2 (PLCG2-NC) sowie der C-terminalen SH2 Domäne der PI3KR1
ermittelt werden.
64
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
Abb. 2.2.9 Die Fokale Adhäsionskinase interagiert tyrosinphosphorylierungsabhängig mit den SH2
Domänen verschiedener Signalproteine. (A) Tabellarische Darstellung der Anordnung von 14 verschiedenen
GST-SH2 Domänen und GST allein sowie anti-Myc Antikörper (als interner Standard) in einem Array. (B)
Western Blot Analyse der verwendeten HEK293T Ganzzelllysate auf Gehalt von FAK und v-Src. (C)
Repräsentative Abbildung von drei identischen Arrays. Je ein Array wurde mit unphosphoryliertem (links oben)
und phosphoryliertem (links unten) Ganzzelllysat beprobt. Die an die SH2 Domänen gebunde FAK-HA wurde
durch monoklonalen anti-HA Primär- und Cy3-markierten Sekundärantikörper nachgewiesen. Ein dritter Array
wurde zum Nachweis der erfolgreichen Immobilisierung der GST-SH2 Domänen und GST allein verwendet. Die
Detektion erfolgte mittels monoklonalem anti-GST Primär- und Cy3-markiertem Sekundärantikörper. (D)
Grafische Darstellung der unter (C) detektierten und in Relativwerte umgerechneten Nettobindungssignale. Die
Grafik zeigt die Mittelwerte ±Standardfehler des Mittelwerts aus Vierfachbestimmungen.
Um die erhaltenen Ergebnisse zu bestätigen, wurde ein pull-down Experiment durchgeführt.
Hierzu wurde eine kleine Auswahl von GST-SH2 Domänen an GSH-Sepharose gekoppelt
und mit Ganzzelllysaten, welche phosphorylierte oder unphosphorylierte FAK enthielten,
65
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
inkubiert. Zur Herstellung dieser Ganzzelllysate wurde FAK-HA in An- oder Abwesenheit
von v-Src in HEK293T Zellen exprimiert. Mittels Western Blot Analysen wurden die Lysate
auf den Gehalt gleicher Mengen von FAK-HA sowie auf Tyrosinphosphorylierung überprüft
(Abb. 2.2.10B).
Abb. 2.2.10 Die Fokale Adhäsionskinase interagiert phosphorylierungsabhängig mit den SH2 Domänen
von Nck2, Grb2, Hck, PI3KR1-N und PI3KR1-NC. (A) Die angegebenen rekombinanten GST-SH2 Domänen
oder GST allein wurden mit Ganzzelllysaten von HEK293T Zellen, in denen HA-markierte FAK in An- oder
Abwesenheit von v-Src exprimiert wurde, inkubiert. Das Präzipitat wurde mit monoklonalem anti-HA
Antikörper auf den Gehalt von FAK-HA (obere Reihe) untersucht. Der Einsatz von gleichen Mengen an GSTFusionsproteinen oder GST allein wurde mittels Coomassie-Färbung der Membran (untere Reihe) überprüft. (B)
Die für das pull-down Experiment verwendeten Ganzzelllysate wurden durch Western Blot Analyse hinsichtlich
Phosphorylierung und gleichmäßiger Expression von FAK-HA überprüft.
Das Ergebnis des pull-down Experiments zeigte, dass die GST-SH2 Domänen von Nck2,
Grb2, Hck, PI3KR1-N und PI3KR1-NC die FAK phosphorylierungsabhängig präzipitieren
(Abb. 2.2.10A). Allerdings assoziierte die unphosphorylierter FAK schwächer mit der HckSH2 Domäne als dies anhand des SH2 Domänen Arrays erwartet wurde. Ein weiterer
interessanter Befund war die Interaktion der PI3KR1-C-SH2 Domäne mit unphosphorylierter
FAK, nicht aber mit der phosphorylierten Form (Abb. 2.2.10A). Auch dies ist ein, im
Vergleich zum SH2 Domänen Array, abweichendes Resultat. Insgesamt betrachtet bestätigten
die Ergebnisse des pull-down Experiments die zuvor im SH2 Domänen Array identifizierten
Interaktionen. Um die abweichenden Resultate zwischen SH2 Domänen Array und pull-down
Experiment näher zu beleuchten, sollten weitere Untersuchungsmethoden, wie Far-Western
oder Koimmunpräziptiation herangezogen werden.
66
2
2.3
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
Diskussion
Die Analyse von Protein-Protein Interaktionen erfolgt gegenwärtig vor allem durch
Anwendung konventioneller Techniken wie GST-pull-down oder Koimmunpräzipitation mit
nachgeschalteter Western Blot Analyse. Allerdings sind diese Techniken sehr zeitintensiv und
können nicht in größerem Maßstab angewendet werden. Durch den Einsatz von Protein
Arrays ist es möglich, Protein-Protein Interaktionen in einem wesentlich schnelleren und
größeren Maßstab zu analysieren. Gerade im Hinblick auf die intrazelluläre Signalweiterleitung sind Protein-Protein Interaktionen und die damit verbundene Assemblierung von
Signalkomplexen von entscheidender Bedeutung. Ein sehr fein regulierter Mechanismus in
der Signalweiterleitung innerhalb der Zelle ist die Phosphorylierung spezifischer Tyrosinreste
einzelner Signalproteine. Diese phosphorylierten Tyrosinreste (pTyr) dienen ihrerseits als
Bindestelle für andere Proteine, welche SH2 Domänen als spezifische Interaktionsdomänen
tragen. In diesem Zusammenhang konnten durch die Anwendung eines funktionellen SH2
Domänen Arrays Bindungseigenschaften von Phosphotyrosin-modifizierten Peptiden
quantitativ bestimmt werden (Jones et al. 2006; Kaushansky et al. 2010). Die in dieser Arbeit
vorgestellte Methodik der Analyse von Interaktionen zwischen pTyr-Proteinen und SH2
Domänen stellt eine Kombination und somit auch Weiterentwicklung der bereits
existierenden Ansätze (SH2 Domänen Array und pull-down Experiment) dar.
Zur Herstellung eines SH2 Domänen Arrays steht eine große Auswahl unterschiedlich
beschichteter Trägeroberflächen zur Verfügung. Die Möglichkeiten, die SH2 Domänen auf
einer Oberfläche zu immobilisieren, reichen von unspezifischer Adsorbtion der SH2 Domäne
an die Trägersubstanz, über elektrostatische Wechselwirkung zwischen SH2 Domäne und
Oberfläche, bis hin zur kovalenten Bindung der SH2 Domäne an die Trägeroberfläche. Diese
drei Möglichkeiten haben gemeinsam, dass die SH2 Domänen in ungerichteter räumlicher
Orientierung auf der Oberfläche der Trägersubstanzen immobilisieren. Die Verwendung von
Nickel-beschichteten Oberflächen ermöglicht die Immobilisierung von 6-fach Histidinmarkierten (His6) SH2 Domänen in einer einheitlichen räumlichen Orientierung. Allerdings
konnte die Funktionalität der His6-SH2 Domänen, aufgrund der Aufreinigung unter
denaturierenden Bedingungen, nicht gewährleistet werden. Aus diesem Grund wurden die
SH2 Domänen als GST-Fusionsproteine exprimiert und aufgereinigt. Ein aldehydbeschichteter Objektträger zur kovalenten Immobilisierung der GST-SH2 Domänen ist trotz
der variablen räumlichen Orientierung der gebundenen Proteine die optimale Oberfläche zur
67
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
Herstellung des SH2 Domänen Arrays. Die Immobilisierung der GST-SH2 Domänen erfolgt
durch Ausbildung ‚Schiff’scher Basen’ zwischen primären Aminen des Proteins und der
Aldehydgruppe der Oberfläche. Im Vergleich zu den anderen Methoden, die eine ungerichtete
Immobilisierung erlauben, ist die Verwendung von Aldehydoberflächen die einzige
Möglichkeit, die eine kovalente Verknüpfung des Proteins mit der Oberfläche bewerkstelligt.
Diese ohnehin sehr stabile Bindung wird durch den Einsatz von Natriumborhydrid zur
Reduktion freier Aldehydgruppen vor der Beprobung des Arrays weiter begünstigt, da das
Natriumborhydrid die Doppelbindungen der ‚Schiff’schen Basen’ zu stabilen sekundären
Aminoverbindungen reduziert, wodurch die GST-SH2 noch fester an die Oberfläche
gebunden werden. Wie gezeigt werden konnte, hatte die Verwendung dieses Reduktionsmittels keinen negativen Einfluss auf die Bindungseigenschaften der SH2 Domänen für ihren
pTyr-Interaktionspartner (CEACAM3). Nach der Verwendung von Natriumborhydrid
konnten deutlichere Bindungssignale für phosphoryliertes CEACAM3 (pCEACAM3) an
einzelne SH2 Domänen detektiert werden.
Im Gegensatz dazu hatte die Absättigung freier Aldehydgruppen durch BSA einen negativen
Effekt auf die Interaktion von pCEACAM3 mit einzelnen SH2 Domänen. Dies scheint auf
den ersten Blick verwunderlich, wurden doch in bisherigen Publikationen die freien
Aldehydgruppen der Trägeroberfläche mittels BSA abgesättigt (Jones et al. 2006; Kaushansky
et al. 2010). Allerdings wurden in diesen experimentellen Ansätzen nicht vollständige
Proteine, sondern lediglich 13-17 Aminosäuren lange Peptide zur Beprobung des SH2
Domänen Arrays verwendet. Die in der vorliegenden Arbeit verwendeten GST-SH2 Domänen
haben alle eine ungefähre Größe von ungefähr 40 kDa. Somit ist es nicht auszuschließen, dass
durch die Verwendung des circa 60 kDa großen BSA die Zugänglichkeit einzelner SH2
Domänen für das pCEACAM3 deutlich erschwert ist. In diesem Zusammenhang konnte auch
durch die Verwendung des 30 kDa großen und in vitro phosphorylierten zytoplasmatischen
Abschnitts von CEACAM3 (CEACAM3zyto) keine Interaktion mit den GST-SH2 Domänen
erreicht werden. Im Gegenteil, mit diesem Versuchsaufbau wurden sogar nachteilige Effekte
erzielt. Da CEACAM3zyto, aus Gründen der besseren Löslichkeit ebenfalls als GST-Fusionsprotein exprimierte werden musste, war die Detektion des gebundenen GST-CEACAM3zyto
nur durch vorherige Fluoreszenzmarkierung möglich. Dies hatte zur Folge, dass sich das
unspezifische Hintergrundsignal deutlich erhöhte. So führte beispielsweise die Erhöhung der
Menge an eingesetztem pCEACAM3zyto zu keiner Verbesserung der Stärke des detektierbaren
Fluoreszenzsignals, wohl aber zu einem Rückgang im Verhältnis von Bindungs- zu Hinter68
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
grundsignal. Zurückzuführen ist dieser Effekt möglicherweise auf die Ablagerung von ungebundenem phosphoryliertem CEACAM3zyto (pCEACAM3zyto) auf der Oberfläche. Solche
Effekte der Erhöhung des Hintergrundsignals durch die unspezifischen Adsorbtion von
fluoreszenzmarkierten Proteinen sind nicht unwahrscheinlich und wurden auch schon in
früheren Arbeiten festgestellt (Haab et al. 2001).
Ebenso wurde auch bei der Beprobung mit Zelllysaten ein Rückgang des unspezifischen
Hintergrundsignals erreicht, je stärker die Probe verdünnt wurde. Dies zeigt, dass die
Detektion
der
Bindungssignale
in
einem
nicht
unerheblichen
Maß
von
der
Proteinkonzentration der Beprobungslösung abhängt. Insgesamt betrachtet, ist die Inkubation
des SH2 Domänen Arrays mit Zelllysaten, welche das auf Interaktion zu testende
Phosphoprotein enthalten, einem pull-down Experiment sehr ähnlich und berücksichtigt auch
einen möglichen Einfluss anderer zellulärer Proteine auf die Interaktion. Der Nachweis von
gebundenen pTyr-Proteinen mit spezifischen Antikörpern gegen einen Epitop-Tag ist
wesentlich
unkomplizierter
und
effektiver
als
der
Nachweis
über
direkte
Fluoreszenzmarkierung des pTyr-Proteins. Ein weiterer Vorteil ist, dass durch die
Verwendung von Antikörpern zur Dektektion das Spektrum der zur Beprobung verwendbaren
Konstrukte sehr schnell erweitert werden kann, da die langwierigen Prozesse der
Proteinexpressionen, -aufreinigungen und -fluoreszenzmarkierung entfallen. Vielmehr können
bereits vorhandene Plasmidkonstrukte zur Expression in eukaryotischen Zellen verwendet
werden.
Auch durch die Verwendung von pTyr-Antikörpern zur Detektion der gebundenen pTyrProteine konnte die Einsatzmöglichkeit des SH2 Domänen Arrays erweitert werden. Durch
diese Form der Detektion konnten SH2-abhängige Bindungsstudien durchgeführt werden, die
das gesamte endogene Phosphotyrosinproteom der Zelle umfassen. Grundlage hierfür ist die
Tatsache, dass Proteine bzw. Proteinkomplexe teilweise mehrere phosphorylierbare
Tyrosinreste besitzen, die in ihrer phosphorylierten Form nicht ausschließlich Bindemotive
sind, sondern beispielsweise auch regulatorische Funktion haben und somit für den pTyrAntikörper frei zugänglich sind. Somit war es möglich, einen Einblick in das
Bindungsverhalten von endogenen Proteinen an verschiedene SH2 Domänen zu erhalten. In
der Tat zeigte die vergleichende Untersuchung von DLD1-Zelllysaten, in An- und
Abwesenheit von endogener FAK, eine Veränderung im pTyr-abhängigen Bindungsverhalten
endogener Proteine an die immobilisierten SH2 Domänen. Durch diesen Versuchsaufbau
konnte gezeigt werden, dass nicht nur überexprimierte Phosphoproteine, sondern auch
69
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
endogene Proteine auf Interaktion mit den SH2 Domänen untersucht werden können. Der
erfolgreiche Nachweis endogener Proteine eröffnet zudem die Möglichkeit einer
methodischen Weiterentwicklung des Ansatzes. So wäre es beispielsweise möglich, durch die
Verwendung proteinspezifischer Antikörper, endogene Proteine auf ihre Interaktion mit
verschiedenen SH2 Domänen zu untersuchen. Dieser Versuchsaufbau könnte auch dahin
gehend ausgeweitet werden, dass verschiedene endogene Proteine eines Zelllysates, durch
parallele Beprobung mehrerer idenitischer Arrays auf Interaktion mit den SH2 Domänen
untersucht werden. Weiterhin bietet dieser Versuchsaufbau die Möglichkeit, gezielt SH2
Domänen-vermittelte Interaktionen von endogenen Proteinen aus Zellen mit veränderter
Kinase- oder Phosphataseexpression bzw. -aktivität zu untersuchen.
Zur Etablierung des SH2 Domänen Arrays wurde der membranständige phagozytische
Rezeptor CEACAM3 als Phosphotyrosinprotein verwendet. Im Zuge dieser Arbeiten konnten
sowohl bekannte Interaktionen zwischen diesem Rezeptor und einzelnen SH2 Domänen
bestätigt werden, als auch neue Interaktionen identifiziert werden. Die Charakterisierung der
Interaktion zwischen diesen SH2 Domänen-Proteinen und CEACAM3 sowie Untersuchungen
hinsichtlich der physiologischen Relevanz dieser Interaktionen erfolgt in Kapitel 3.1. Im Zuge
der Etablierung einer neuen Methode müssen auch Untersuchungen hinsichtlich der
Übertragbarkeit auf andere Phosphoproteine durchgeführt werden. Da zur Etablierung des
Systems der membranständige phagozytische Rezeptor CEACAM3 verwendet wurde, wurde
für den Übertragbarkeitstest die im Zytoplasma lokalisierende Fokale Adhäsionskinase (FAK)
gewählt. Mittels des SH2 Domänen Arrays konnten die bereits bekannten Interaktionen der
tyrosinphosphorylierten FAK mit den SH2 Domänen von Nck2, Grb2, Shc1, Src, PLCγ und
der regulatorischen Untereinheit p85 der PI3K reproduziert werden. Durch diesen Versuchsansatz konnte gezeigt werden, dass das System sowohl für zytoplasmatische als auch
membranständige Phosphoproteine zur Interaktiospartnersuche angewendet werden kann und
dass der SH2 Domänen Array eine gute Methodik darstellt, einzelne pTyr-Proteine
hinsichtlich einer möglichen Interaktion mit verschiedenen SH2 Domänen in großem Maßstab
bei gleichzeitig sehr geringem Zeit- und Materialaufwand zu untersuchen.
Zusammengefasst stellt die in diesem Kapitel erarbeitete Methode eine Möglichkeit dar, um
Phosphotyrosin-abhängige Protein-Protein Interaktionen zu untersuchen. Neben der leichten
und schnellen Durchführbarkeit zeichnet sich diese Methode dadurch aus, dass im Gegensatz
zu den bisherigen Untersuchungsmethoden, wie Koimmunpräzipitation, Far-Western oder
pull-down Experimenten eine große Anzahl unterschiedlicher SH2 Domänen-Proteine in
70
2
SH2 Domänen Arrays - eine Methode zur Identifizierung von Phosphotyrosin-abhängigen
Protein-Protein Interaktionen
kurzer Zeit und unter sehr geringem Materialaufwand hinsichtlich der Interaktion mit
tyrosinphosphorylierten Proteinen untersucht werden kann. Der SH2 Domänen Array kann
somit einerseits zur Identifikation neuer pTyr-abhängiger Interaktionen angewendet werden,
andererseits könnte auch der Einfluss von spezifischen Proteintyrosinkinasen oder
-phosphatasen
auf
Phosphotyrosin-abhängige
Protein-Protein
Interaktionen
durch
Untersuchung des pTyr-abhängigen Bindeverhaltens von endogenen Proteinen an die
immobilisierten SH2 Domänen analysiert werden.
71
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAMvermittelten Signalwegen
3.1
Die Phosphatidylinositol-3’-Kinase als wichtiges Signalprotein in der
CEACAM3-vermittelten Phagozytose und Abtötung von human
pathogenen Bakterien
3.1.1 Einleitung
Das Gram-negative, humanspezifische Bakterium Neisseria gonorrhoeae (Ngo) ist ein
Beispiel für die Anpassungsfähigkeit von Mikroorganismen. Während der Koevolution mit
seinem einzigen natürlichen Wirt, dem Menschen, hat dieses Bakterium verschiedene
Mechanismen entwickelt, welche es ihm ermöglichen, die vielfältigen Abwehrbarrieren des
menschlichen Körpers zu umgehen. Neben der Expression einer IgA-Protease zur aktiven
Störung der Erkennung durch das Immunsystem kann Neisseria gonorrhoeae die Strukturen
seiner Oberfläche stark variieren. Dies erfolgt durch RecA-abhängige Antigenvariation, z. B.
von Piluskomponenten, oder Phasenvariation von distinkten Oberflächenproteinen. Ein
Beispiel für eine Familie von phasenvariablen Oberflächenproteinen sind die so genannten
Opa Proteine (colony opacity-associated proteins), welche eine enge Kontaktaufnahme mit
verschiedenen Wirtszellen ermöglichen (Hauck and Meyer 2003). Es werden bis zu 12
verschiedene opa Gene vom Chromosom der Gonokokken kodiert und konstitutiv
transkribiert. Dabei wird die unabhängige Expression eines jeden Opa Proteins durch eine
pentamere Sequenzwiederholung in der 5’-kodierenden Region eines jeden Transkripts
reguliert. Die Anzahl dieser repetitiven Elemente entscheidet darüber, ob das Opa Protein in
seiner vollen Länge translatiert wird oder ob es aufgrund von Leserasterverschiebungen zu
einer verfrühten Termination der Translation durch ein Stopp-Codon kommt und daher nur
ein bruchstückhaftes, nicht funktionelles Protein entsteht (Stern et al. 1986). Interessanterweise binden die meisten Opa Proteine von Gonokokken an verschiedene Familienmitglieder
der karzinoembryonalen Antigen-verwandten Zelladhäsionsmoleküle (carcinoembryonic
antigen-related cell adhesion molecules; CEACAMs). Die CEACAMs gehören zur Gruppe
der Immunglobulindomänen enthaltenden Glykoproteine und finden sich auf vielen humanen
Zellen (Kuespert et al. 2006).
72
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
CEACAMs besitzen jeweils mindestens eine N-terminal gelegene, der variablen
Immunglobulindomäne (Igv) ähnliche Domäne, welche von CEACAM-bindenden Opa
Proteinen (OpaCEA Proteine) erkannt wird (Chen and Gotschlich 1996; Virji et al. 1996b). Die
Bindung der OpaCEA Proteine an den Wirtsrezeptor ist eine direkte Protein-Protein Interaktion
(Billker et al. 2000) und artspezifisch. Das heißt, dass OpaCEA Proteine lediglich an humane
CEACAMs, nicht aber an Orthologe anderer Säugetiere binden können (Voges et al. 2010).
Von den 12 im Menschen exprimierten Mitgliedern der CEACAM Familie (Zebhauser et al.
2005) konnte bisher nur für vier eine Assoziation mit OpaCEA Proteinen von Gonokokken
beobachtet werden. Diese Mitglieder sind CEACAM1, CEACAM3, CEA (das Translationsprodukt des ceacam5 Gens) und CEACAM6 (Virji et al. 1996a; Chen et al. 1997; Gray-Owen
et al. 1997b; Bos et al. 1998; Popp et al. 1999). Die meisten der bis jetzt charakterisierten
OpaCEA Proteine binden lediglich an CEACAM1 oder CEA (z. B. Opa56 des MS11-Stammes,
welches lediglich an CEA bindet). Im Gegensatz dazu kann eine kleine Gruppe von OpaCEA
Proteinen (wie z. B. Opa52 des MS11-Stammes) alle vier Opa-bindenden CEACAMs,
inklusive CEACAM3, erkennen (Bos et al. 1997; Gray-Owen et al. 1997b; Kuespert et al.
2007). Dieses auffällige Ungleichgewicht von CEACAM-Erkennungseigenschaften kann am
besten durch die Betrachtung der gewebespezifischen Expressionsmuster der menschlichen
CEACAMs erklärt werden. CEACAM1, CEA und CEACAM6 finden sich auf der apikalen
Oberfläche von polarisierten Epithelzellen, wo diese Rezeptoren von pathogenen Neisserien
zur effizienten Besiedlung der Schleimhautoberfläche ausgenutzt werden (Muenzner et al.
2005; Muenzner et al. 2010).
Im Gegensatz dazu wird der Oberflächenrezeptor CEACAM3 ausschließlich von humanen
Granulozyten exprimiert und ist ein sehr effizienter, Opsonin-unabhängiger Rezeptor zur
Phagozytose von CEACAM-bindenden Bakterien (Pils et al. 2008). Aus diesem Grund wird
vermutet, dass diese Bakterien, trotz Antigenvariation, über ihre CEACAM-bindenden
Eigenschaften von Zellen der angeborenen Immunantwort erkannt und in Schach gehalten
werden. Es ist somit auch nicht überraschend, dass der CEACAM3-vermittelte
Phagozytoseprozess, verglichen mit dem der epithelialen CEACAMs, ein sehr effizienter
Prozess ist, welcher sich auch in mechanistischer Hinsicht von dem der epithelialen
CEACAMs (CEACAM1, CEA, CEACAM6) unterscheidet (McCaw et al. 2004; Schmitter et
al. 2007b). Der mechanistische Unterschied besteht darin, dass der von epithelialen
CEACAMs vermittelte Endozytoseprozess nicht von den zytoplasmatischen Elementen dieser
Rezeptoren, wohl aber von Cholesterin- und Sphingolipid-reichen Membranmikrodomänen
73
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
abhängig ist (Schmitter et al. 2007b; Muenzner et al. 2008). Im Gegensatz dazu hat die
Reduktion des Cholesterolgehalts der Zellmembran keinen Einfluss auf die CEACAM3vermittelte Phagozytose von Pathogenen durch humane Granulozyten. Allerdings ist ein
intakter zytoplasmatischer Abschnitt von CEACAM3 unabdingbar für den effizienten
Aufnahmeprozess (Schmitter et al. 2004; Schmitter et al. 2007b).
In unterschiedlichen biochemischen und funktionellen Studien mit wildtypischen bzw.
mutierten CEACAM3-Varianten konnte bereits gezeigt werden, dass die Bindung von Opa52exprimierenden Bakterien an CEACAM3 die Phosphorylierung spezifischer Tyrosinreste im
zytoplasmatischen Abschnitt des Rezeptors auslöst. Diese Tyrosinphosphorylierung erfolgt
durch Proteintyrosinkinasen (PTKs) der Src-Familie, welche während des Phagozytoseprozesses vorübergehend mit CEACAM3 assoziieren (Hauck et al. 1998; McCaw et al. 2003;
Schmitter et al. 2007b; Buntru et al. 2009). Die phosphorylierbaren Tyrosinreste des
zytoplasmatischen Abschnitts von CEACAM3 sind Bestandteil einer spezifischen
Aminosäureabfolge, welche sehr hohe Ähnlichkeiten zu einem immunoreceptor tyrosine
based acitvation motif (ITAM) aufweist. Dies lässt vermuten, dass die Funktionsweise von
CEACAM3 ähnlich der der gut charakterisierten Fcγ-Rezeptoren (FcγR) ist, welche die
Aufnahme von mit Antikörpern opsonisierten Partikeln vermitteln (Billker et al. 2002).
Obwohl es Ähnlichkeiten im Hinblick auf die Beteiligung von PTKs der Src-Familie gibt,
scheint CEACAM3 in abweichender Art und Weise mit den nachgelagerten Signalkomponenten verbunden zu sein, als dies für den FcγR der Fall ist. Dies wird zum Beispiel
darin deutlich, dass durch die Koexpression der Proteintyrosinkinase Syk die FcγR-vermittelte
Phagozytoserate transfizierter Zellen deutlich erhöht wird, während die Koexpression von Syk
keinen Einfluss auf die CEACAM3-vermittelte Aufnahme von Neisseria gonorrhoeae hat
(Indik et al. 1995; Sarantis and Gray-Owen 2007).
Darüber hinaus dient einer der Tyrosinreste in der ITAM-änlichen Sequenz von CEACAM3
(Tyrosinrest 230; Tyr230) als Bindestelle für den Guaninnukleotid-Austauschfaktor Vav, eine
direkte Interaktion, die nicht für den FcγR nachgewiesen werden konnte (Hall et al. 2006;
Schmitter et al. 2007a). Während der FcγR-vermittelten Phagozytose bindet Vav über seine
SH2 Domäne an die PTK Syk (Deckert et al. 1996), welche ihrerseits direkt über ihre SH2
Domänen an die phosphorylierte ITAM-Sequenz des FcγR bindet (Darby et al. 1994;
Greenberg et al. 1996). Die direkte Bindung von Vav an das phosphorylierte Tyr230 von
CEACAM3, mittels seiner SH2 Domäne, erklärt die starke Stimulation der kleinen GTPase
Rac, die man sowohl in primären Granulozyten als auch in CEACAM3-exprimierenden
74
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Zelllinien nach der Infektion mit Opa-exprimierenden Gonokokken beobachten kann (Hauck
et al. 1998; Schmitter et al. 2004). Sowohl der Austausch des Tyr230 in CEACAM3 durch
Phenylalanin als auch die Koexpression von dominant-negativem Vav und CEACAM3
beeinträchtigen die CEACAM3-vermittelte Phagozytose (Schmitter et al. 2007a). Auch die
Mutation des zweiten Tyrosinrestes Tyr241 innerhalb der ITAM-ähnlichen Sequenz von
CEACAM3 führt zu einer reduzierten Phagozytose von Opa Protein exprimierenden
Gonokokken (McCaw et al. 2003; Schmitter et al. 2004).
Der Tyrosinrest Tyr241 ist Bestandteil des Aminosäuremotivs YxxM, welches als hoch affines
Erkennungsmotiv für die SH2 Domäne der Lipidkinase Phosphatidylinositol-3’-Kinase
Klasse I (PI3K) beschrieben ist (Piccione et al. 1993). Im Gegensatz zu den Enzymen der
Klassen II und III sind die PI3Ks der Klasse I Heterodimere, welche sich aus einer
regulatorischen Untereinheit (p85 oder p50-55) und einer von drei möglichen katalytischen
Untereinheiten (p110,  oder ) zusammensetzen. Die Aktivierung der PI3Ks erfolgt durch
unterschiedliche Typen von Oberflächenrezeptoren und resultiert in der Generierung von
Phosphatidylinositol-3,4,5-trisphosphat (PI(3,4,5)P3), welches von einer Vielfalt von Effktorproteinen erkannt werden kann (Cullen et al. 2001). Tatsächlich konnte auch in Bezug auf die
CEACAM3-vermittelte
Aufnahme
von
OpaCEA-exprimierenden
Gonokokken
eine
Anreicherung von PI(3,4,5)P3 während des Phagozytoseprozesses nachgewiesen werden
(Booth et al. 2003). Allerdings ist bis jetzt noch nicht bekannt, ob nach Bindung der Bakterien
an CEACAM3 die PI3K zum Rezeptor rekrutiert wird und ob diese Lipidkinase direkt oder
indirekt mit dem zytoplasmatischen Abschnitt von CEACAM3 assoziiert.
In den nachfolgenden Kapiteln wurde die Fragestellung der Interaktion zwischen PI3K und
CEACAM3 sowie die Beteiligung dieser Lipidkinase an der Eliminierung phagozytierter
Bakterien untersucht. Biochemische Untersuchungen zeigten, dass die SH2 Domänen der
regulatorischen Untereinheit p55 der PI3K direkt mit dem zytoplasmatischen Abschnitt von
CEACAM3 interagieren. Ein weiterer wesentlicher Befund war, dass die Inhibierung der
PI3K-Aktivität, durch einen pharmakologischen Inhibitor die CEACAM3-vermittelte
Phagozytose weder in transfizierten Zellen noch in primären humanen Granulozyten
beeinträchtigt, aber selektiv die Bildung von reaktiven Sauerstoffderivaten in Phagozyten und
somit die Degradation der Bakterien verhindert.
75
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
3.1.2 Ergebnisse
3.1.2.1
Die
SH2
Domänen
der
PI3KR3
assoziieren
mit
dem
zytoplasmatischen Abschnitt von CEACAM3
Die in Kapitel 2.2.2 beschriebene Interaktion von phosphoryliertem CEACAM3 mit den SH2
Domänen der regulatorischen Untereinheit p55 der Phosphatidylinositol-3’-Kinase (PI3KR3)
sollte im Folgenden biochemisch durch ein ELISA basiertes Interaktionsexperiment verifiziert
werden. Bei dieser Methodik werden rekombinant exprimierte und gereinigte GST-SH2
Domänen auf ELISA-Platten immobilisiert und mit CEACAM3 enthaltenden Ganzzelllysaten
beprobt. Anschließend erfolgt eine ELISA-basierte Quantifizierung mit einem monoklonalen
Antikörper gegen einen spezifischen Epitop-Tag von CEACAM3.
Abb. 3.1.1 Phosphoryliertes CEACAM3 assoziiert mit den SH2 Domänen der regulatorischen
Untereinheit p55 der Phosphatidylinositol-3’-Kinase. (A) HEK293T Zellen wurden mit einem leeren
Kontrollvektor (GFP) oder einem Vektor, kodierend für GFP-fusionierte CEACAM3-HA-Varianten, in An- oder
Abwesenheit von v-Src kotransfiziert. Gleiche Mengen an Ganzzelllysat wurden mittels SDS-PAGE und
Western Blot, mit monoklonalen anti-GFP (obere Reihe), anti-Phosphotyrosin (mittlere Reihe) oder anti-v-Src
(untere Reihe) Antikörpern analysiert. (B) Die angegebenen GST-SH2 Domänen oder GST alleine wurden in
einer 96-well Platte immobilisiert und mit verschiedenen Ganzzelllysaten inkubiert. Diese Ganzzelllysate
wurden aus Zellen hergestellt, welche GFP-fusioniertes Wildtyp CEACAM3-HA (CEACAM3 WT) oder eine
um den zytoplasmatischen Abschnitt verkürzte CEACAM3-HA-Variante (CEACAM3 CT) in An- oder
Abwesenheit von v-Src exprimierten. Als Negativkontrolle dienten Lysate von Zellen, in welchen GFP und vSrc koexprimiert wurden. Das gebundene HA-markierte CEACAM3 WT oder CEACAM3 CT wurde mittels
monoklonalem anti-HA Antikörper in einem ELISA-basierten Interaktionsassay nachgewiesen. Dargestellt sind
die Mittelwerte und Standardabweichungen von Triplikaten.
Für den hier vorgestellten Versuchsaufbau wurden HA-GFP fusioniertes Wildtyp CEACAM3
(CEACAM3 WT-HA-GFP), CEACAM3 mit Deletion der zytoplasmatischen Domäne
(CEACAM3 ΔCT-HA-GFP) oder GFP in An- oder Abwesenheit von viraler Src-Kinase (v76
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Src) in HEK293T Zellen exprimiert und Zelllysate hergestellt. Durch Western Blot Analyse
wurde die Expression von CEACAM3 und dessen Phosphorylierung in Gegenwart von v-Src
überprüft (Abb. 3.1.1A). Die Zelllysate wurden auf gleiche Mengen der exprimierten
CEACAM3-HA-GFP Konstrukte eingestellt. Die zu untersuchenden GST-fusionierten
PI3KR3-SH2 Domänen sowie die GST-Hck-SH2 als Positiv- und GST-Slp76-SH2 bzw. GST
allein als Negativkontrolle wurden in gleichen Mengen auf einer 96-well Platte immobilisiert.
Im Anschluss wurden die wells mit jeweils gleichen Mengen an CEACAM3 WT-HA-GFP,
CEACAM3 ΔCT-HA-GFP und GFP Lysat inkubiert. Der mit den SH2 Domänen assoziierte
Rezeptor wurde über einen monoklonalen anti-HA Primärantikörper, gefolgt von einem
Peroxidase-gekoppelten Sekundärantikörper und anschließender TMB-Reaktion, detektiert
(Abb. 3.1.1B). Das unphosphorylierte CEACAM3 WT interagierte mit keiner der SH2
Domänen. Im Gegensatz dazu assoziierte phosphoryliertes CEACAM3 sowohl mit der N- als
auch mit der C-terminalen SH2 Domäne der PI3KR3, sowie mit der SH2 Domäne von Hck
(Abb. 3.1.1B). Die in Gegenwart von v-Src exprimierte, verkürzte Form von CEACAM3
(CEACAM3 ΔCT) assoziierte wie die unphosphorylierte CEACAM3 WT Form mit keiner
der immobilisierten SH2 Domänen (Abb. 3.1.1B). Dies ist ein Hinweis darauf, dass diese
Interaktion durch den zytoplasmatischen Abschnitt von CEACAM3 vermittelt wird.
Zusammengefasst lassen diese Ergebnisse den Schluss zu, dass beide SH2 Domänen der
PI3KR3 mit den phosphorylierten Tyrosinresten des zytoplasmatischen Abschnitts von
CEACAM3 assoziieren können.
3.1.2.2
Die SH2 Domänen der PI3KR3 binden phosphorylierungsabhängig an CEACAM3
Der zytoplasmatische Abschnitt von CEACAM3 besitzt zwei Tyrosinreste, welche innerhalb
eines ITAM-ähnlichen Aminosäuresequenzmotives liegen. Es konnte bereits gezeigt werden,
dass diese ITAM-ähnliche Sequenz für die Funktion von CEACAM3 als phagozytischer
Rezeptor verantwortlich ist (Schmitter et al. 2004; Schmitter et al. 2007a; Schmitter et al.
2007b). Um herauszufinden, ob diese Tyrosinreste ebenfalls für die Interaktion mit den
PI3KR3-SH2 Domänen wichtig sind, wurden die SH2 Domänen mit verschiedenen
CEACAM3-Konstrukten in einem pull-down Experiment getestet. Für diesen Versuch wurde
in HEK293T Zellen die virale Src-Kinase (v-Src) mit einem Kontrollprotein (GFP),
CEACAM3 WT oder verschiedenen CEACAM3-Mutanten koexprimiert. Die Mutanten
waren CEACAM3-Varianten, bei denen die zu untersuchenden Tyrosinreste des ITAM77
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
ähnlichen Sequenzmotivs gegen Phenylalanin ausgetauscht waren. Es wurden sowohl die
einzelnen Tyrosine (CEACAM3 Y230F und CEACAM3 Y241F) als auch beide Tyrosinreste
(CEACAM3 Y230/241F) mutiert. Auch für dieses Experiment wurde die Deletionsmutante
CEACAM3 ΔCT verwendet.
Abb. 3.1.2 Die SH2 Domänen der regulatorischen Untereinheit p55 der Phosphatidylinositol-3’-Kinase
interagieren mit den phosphorylierten Tyrosinen der ITAM-ähnlichen Sequenz von CEACAM3. (A)
HEK293T Zellen wurden mit einem leeren Kontrollvektor (GFP) oder verschiedenen GFP-fusionierten
CEACAM3-Varianten, Wildtyp (WT), Y230F, Y241F, Y230/241F oder CT zusammen mit oder ohne v-Src
transfiziert und nach 2 Tagen lysiert. Die Ganzzelllysate wurden durch Western Blot Analyse hinsichtlich
Phosphorylierung und gleichmäßiger Expression der CEACAM3-Varianten überprüft. (B) und (C) Die
Ganzzelllysate wurden für ein pull-down Experiment mit den angegebenen GST-SH2 Domänen oder GST allein
verwendet. Die präzipitierten CEACAM3-Varianten wurden mit monoklonalem anti-GFP Antikörper (obere
Reihe) nachgewiesen. Die Verwendung von gleichen Mengen an GST-Fusionsproteinen oder GST allein wurde
mittels Coomassie-Färbung der Membran (untere Reihe) überprüft.
Sowohl der Wildtyp als auch die Mutanten waren in den Zelllysaten in annähernd gleichen
Mengen enthalten (Abb. 3.1.2A). Mit diesen CEACAM3-Lysaten wurde, unter Verwendung
der GST-fusionierten SH2 Domänen von Hck, Slp76 und PI3KR3 sowie GST allein, ein pulldown Experiment durchgeführt. Das durch v-Src phosphorylierte CEACAM3 WT wurde
durch die Hck-SH2 Domäne präzipitiert, während die SH2 Domäne von Slp76 nicht fähig war
das phosphorylierte CEACAM3 aus dem Lysat herauszuziehen (Abb. 3.1.2B und C). In
ähnlicher Weise wie die Hck-SH2 Domäne konnten sowohl die N-terminale (PI3KR3-N)
(Abb. 3.1.2B) als auch die C-terminale (PI3KR3-C) (Abb. 3.1.2C) SH2 Domäne der PI3KR3
das phosphorylierte CEACAM3 WT präzipitieren. Weiterhin lässt sich aus Abbildung 3.1.2B
erkennen, dass die PI3KR3-N-SH2 Domäne die CEACAM3 Y241F-Mutante in annähernd
gleicher Menge wie den CEACAM3 WT aus dem Lysat präzipitiert. Im Gegensatz dazu wird
durch die Mutation des Tyr230 die Assoziation zwischen CEACAM3 und der PI3KR3-N-SH2
Domäne unterbunden. Ebenso bewirkt auch die gleichzeitige Mutation beider Tyrosinreste
(Tyr230 und Tyr241) sowie die Deletion des zytoplasmatischen Abschnitts den völligen Verlust
78
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
der Interaktion. Diese Beobachtung lässt darauf schließen, dass die Interaktion der Nterminalen SH2 Domäne von PI3KR3 durch den phosphorylierten Tyrosinrest Tyr230 des
zytoplasmatischen Abschnitts von CEACAM3 vermittelt wird. Im Gegensatz dazu wird die
Interaktion der PI3KR3-C-SH2 mit CEACAM3 erst durch die Mutation beider Tyrosinreste
(Tyr230 und Tyr241) sowie der Deletion des gesamten zytoplasmatischen Abschnitts unterbunden (Abb. 3.1.2C).
Allerdings kann die SH2 Domänen vermittelte Interaktion von Proteinen aus Zelllysaten auch
indirekter Natur sein. Somit ist es notwendig zu untersuchen, ob die SH2 Domänen der
PI3KR3 direkt an CEACAM3 binden und diese Interaktion somit unabhängig von
zusätzlichen zellulären Komponenten ist. Diese Untersuchung wurde mit einer semisynthetischen Methodik durchgeführt. Hierfür wurden 15 Aminosäuren lange Peptide als
individuelle Punkte auf einer Zellulosemembran synthetisiert (Frank 1992). Jedes Peptid
enthielt jeweils einen der beiden Tyrosinreste der ITAM-ähnlichen Sequenz von CEACAM3
und wurde sowohl in unphosphorylierter (Y) als auch in phosphorylierter (pY) Form
synthetisiert (Abb. 3.1.3). Die Membranen wurden mit rekombinanten GST-fusionierten SH2
Domänen der PI3KR3 (GST-PI3KR3-N-SH2 und GST-PI3KR3-C-SH2) inkubiert. Um die
Interaktion von GST mit den Peptiden auszuschließen, wurde als Negativkontrolle eine
Membran mit GST inkubiert. Die an die Peptide gebundenen GST-SH2 Fusionsproteine
wurden mit einem anti-GST Primärantikörper und einem Peroxidase-gekoppeltem
Sekundärantikörper nachgewiesen.
Abb. 3.1.3 Die SH2 Domänen der regulatorischen
Untereinheit p55 der Phosphatidylinositol-3’-Kinase binden
direkt an das phosphorylierte Tyr230 der ITAM-ähnlichen
Sequenz von CEACAM3. Membranen, auf denen
phosphorylierte (pY) und unphosphorylierte (Y) synthetische
Peptide der ITAM-ählichen Sequenz von CEACAM3
immobilisiert waren, wurden mit der GST-fusionierten N- oder
C-terminalen SH2 Domäne der regulatorischen Untereinheit p55
der PI3K oder GST allein inkubiert. Die gebundenen GSTFusionsproteine wurden mittels monoklonalem anti-GST
Antikörper detektiert (untere Reihe). Die immobilisierten
synthetischen Peptide wurden durch Bromphenolblau-Färbung
nachgewiesen (obere Reihe).
Sowohl GST-PI3KR3-N-SH2 als auch GST-PI3KR3-C-SH2 binden ausschließlich an den
phosphorylierten Tyrosinrest Tyr230 (pTyr230) von CEACAM3 (Abb. 3.1.3). Für die GSTPI3KR3-N-SH2 entspricht dieses Ergebnis exakt dem Resultat des pull-down Experiments.
Auch in diesem Fall ist keine phosphorylierungsabhängige Bindung der N-terminalen SH2
Domäne an das pTyr241-Peptid nachweisbar. In gleicher Weise konnte auch für das
79
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Kontrollprotein (GST) keine Bindung an eines der Peptide detektiert werden (Abb. 3.1.3). Für
die C-terminale SH2 Domäne der PI3KR3 konnte ebenfalls eine phosphorylierungsabhängige
Bindung an den Tyrosinrest Tyr230, nicht aber an den Tyrosinrest Tyr241, nachgewiesen
werden. Allerdings hat die GST-PI3KR3-C-SH2 Domäne in geringerer Menge an pTyr230
gebunden als die GST-PI3KR3-N-SH2 Domäne.
Zusammengefasst lassen diese Ergebnisse den Schluss zu, dass sowohl die N-terminale als
auch die C-terminale SH2 Domäne der PI3KR3 spezifisch an den phosphorylierten
Tyrosinrest Tyr230 der ITAM-ähnlichen Sequenz von CEACAM3 binden können. Dabei
scheint die N-terminale SH2 Domäne der PI3KR3 eine höhere Affinität für diesen Tyrosinrest
zu haben als die C-terminale SH2 Domäne.
3.1.2.3
Die Bindung Opa52-exprimierender Gonokokken an CEACAM3
führt zur Rekrutierung der N-terminalen SH2 Domäne der
PI3KR3 an den Rezeptor
Es ist bereits bekannt, dass die PI3-Kinasen (PI3Ks) der Klasse I essentiell für die FcRezeptor-vermittelte Phagozytose von opsonisierten Partikeln durch Makrophagen der Maus
sind (Swanson and Hoppe 2004). Auch in Bezug auf die CEACAM3-vermittelte Aufnahme
von Bakterien konnte gezeigt werden, dass die PI3Ks in diesen Prozess involviert sind (Booth
et al. 2003). Deshalb sollte im Folgenden untersucht werden, ob die PI3-Kinasen auch am
CEACAM3-vermittelten Aufnahmeprozess von Opa52-exprimierenden N. gonorrhoeae
beteiligt sind.
In diesem Zusammenhang musste als erstes die Frage geklärt werden, ob die N-terminale SH2
Domäne der regulatorischen Untereinheit p55 der Klasse I PI3K (PI3KR3) in die Nähe von
CEACAM3 rekrutiert wird, wenn dieser Rezeptor mit Opa52-exprimierenden Gonokokken
interagiert. Hierfür wurden HEK293T Zellen mit GFP-fusioniertem CEACAM3 (CEACAM3
WT-GFP) oder einer verkürzten Form von CEACAM3, bei der der zytoplasmatische
Abschnitt deletiert war (CEACAM3 CT-GFP), transfiziert. Zusätzlich wurde noch die
mKate-fusionierte N-terminale SH2 Domäne der PI3KR3 (mKate-PI3KR3-N-SH2)
transfiziert. Als Positivkontrolle diente ein Kotransfektionsansatz von CEACAM3 WT-GFP
mit der mKate-fusionierten SH2 Domäne der Src-PTK Hck (mKate-Hck-SH2). Es ist bereits
bekannt,
dass
die
Proteintyrosinkinase
Hck
über
ihre
SH2
Domäne
mit
tyrosinphosphoryliertem CEACAM3 kolokalisiert und direkt interagiert (Hauck et al. 1998;
80
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Schmitter et al. 2007b; Buntru et al. 2009). Die Zellen wurden mit Pacific Blue-gefärbten N.
gonorrhoeae infiziert, welche entweder keine Opa-Proteine (Ngo Opa-) oder Opa52 (Ngo
Opa52) exprimierten. Anschließend wurden die Zellen mittels konfokaler Mikroskopie
untersucht. In Zellen, die mit Opa52-exprimierenden Gonokokken infiziert waren,
akkumulierte die mKate-Hck-SH2 Domäne in der Nähe des Bakterien-gebundenen
CEACAM3 (Abb. 3.1.4).
Abb. 3.1.4 Die N-terminale SH2 Domäne der regulatorischen Untereinheit p55 der Phosphatidylinositol3’-Kinase wird in die Nähe des Gonokokken-gebundenen CEACAM3 rekrutiert. HEK293T Zellen wurden
mit den angegebenen mKate-fusionierten SH2 Domänen und mit Plasmiden, kodierend für GFP-fusioniertes
Wildtyp CEACAM3 (CEACAM3 WT) oder der verkürzten CEACAM3-Variante ohne den zytoplasmatischen
Abschnitt (CEACAM3 CT) kotransfiziert. Die Zellen wurden für 30 min mit einer MOI = 30 mit Opa52exprimierenden (Ngo Opa52) N. gonorrhoeae oder mit N. gonorrhoeae, welche keine Opa Proteine (Ngo Opa-)
exprimieren, infiziert, fixiert und mittels Konfokalmikroskopie analysiert. Die Rekrutierung der SH2 Domäne in
Bereiche, wo CEACAM3 mit Ngo interagiert, ist durch weiße Pfeilköpfe gekennzeichnet. Die Maßbalken
repräsentieren 10 µm.
81
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
In gleicher Weise kolokalisierte auch mKate-PI3KR3-N-SH2 mit CEACAM3, wenn Opa52exprimierende Gonokokken mit dem Rezeptor assoziierten (Abb. 3.1.4). Im Gegensatz dazu
erfolgte keine Rekrutierung von mKate-PI3KR3-N-SH2 in Zellen, die CEACAM3 CT-GFP
exprimierten. Dies ist darauf zurückzuführen, dass dieser CEACAM3-Variante die ITAMähnliche Sequenz fehlt, welche für die Bindung von SH2 Domänen verantwortlich ist. Um zu
überprüfen, ob die PI3KR3-N-SH2 Domäne generell mit CEACAM3 assoziiert, wurden
Zellen mit Gonokokken infiziert, welche keine Opa-Proteine (Opa-) exprimieren und deshalb
nicht an CEACAM3 binden. Somit war es nicht überraschend, dass lediglich eine sehr
geringe Anzahl von Bakterien mit CEACAM3-exprimierenden Zellen assoziierten
(Abb. 3.1.4). Weiterhin ist auch zu erkennen, dass weder der Rezeptor selbst noch die
PI3KR3-N-SH2 Domäne verstärkt an die Stellen der Zellmembran rekrutiert werden, an
denen der Kontakt mit den Bakterien stattfindet. Dieses Ergebnis zeigt, dass die PI3K in
Abhängigkeit der Bindung von Opa52-exprimierenden Gonokokken an den stimulierten
Rezeptor rekrutiert werden kann. In diesem Zusammenhang wurde eine weitere Kontrolle
durchgeführt, um die Spezifität der Rekrutierung der PI3KR3-N-SH2 Domäne an CEACAM3
zu überprüfen. Hierfür wurden HEK293T Zellen mit CEACAM3 WT-GFP und der mKatefusionierten SH2 Domäne des Adapterproteins Slp76 (mKate-Slp76-SH2) kotransfiziert. Die
Slp76-SH2 Domäne zeigte in biochemischen Analysen keine Interaktion mit CEACAM3
(Schmitter et al. 2007b). Auch die vorliegende konfokalmikroskopische Analyse zeigte, dass
die SH2 Domäne von Slp76 nicht an den durch Gonokokken stimulierten Rezeptor rekruiert
wird (Abb. 3.1.4). Zusammenfassend zeigen diese Ergebnisse, dass die PI3Ks der Klasse I
über die N-terminale SH2 Domäne der regulatorischen Untereinheit p55 spezifisch an den
zytoplasmatischen Abschnitt von CEACAM3 rekrutiert werden. Diese Rekrutierung ist dabei
abhängig von der Bindung Opa52-exprimierender Gonokokken an den Rezeptor.
Die bereits in den Kapiteln 3.1.2.1 und 3.1.2.2 vorgestellten Ergebnisse der in vitro
Experiment deuten darauf hin, dass die Interaktion zwischen CEACAM3 und der PI3KR3-NSH2 Domäne direkter Natur ist und über die phosphorylierten Tyrosinreste der ITAMähnlichen Sequenz des Rezeptors vermittelt wird. Um zu überprüfen, ob diese Interaktion
auch in intakten Zellen stattfindet, wurden Untersuchungen auf Grundlage des FluoreszenzResonanzenergietransfers (FRET) durchgeführt. Beim FRET wird Energie eines angeregeten
Farbstoffes (Donor) auf einen zweiten Farbstoff (Akzeptor) übertragen. Der Energietransfer
findet dabei strahlungsfrei, d. h. ohne Abgabe oder Aufnahme von Photonen, statt. Dieser
strahlungsfreie Energietransfer kann allerdings nur stattfinden, wenn sich Donor und
82
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Akzeptor in sehr enger räumlicher Nähe (wenige Nanometer) zueinander befinden (Clegg
1995). Sollen zwei Proteine auf eine direkte Interaktion untersucht werden, muss ein Molekül
mit einem Donorfluorophor und das andere mit einem passenden Akzeptorfluorophor
markiert werden. Um die Interaktion zwischen CEACAM3 und der PI3KR3-N-SH2 Domäne
mittels der FRET Methode untersuchen zu können, wurde der Rezeptor an seinem CTerminus mit dem FRET-Donor CyPet fusioniert und die PI3KR3-N-SH2 Domäne mit dem
FRET-Akzeptor YPet. Sowohl in Ganzzelllysaten als auch in intakten Zellen, welche
CEACAM3-CyPet und die YPet-PI3KR3-N-SH2 Domäne koexprimierten, konnte ein FRET
gemessen werden (siehe (Buntru et al. 2011)).
Zusammenfassend zeigen diese Ergebnisse, dass die PI3Ks der Klasse I über die N-terminale
SH2 Domäne der regulatorischen Untereinheit p55 direkt an den tyrosinphosphorylierten,
zytoplasmatischen Abschnitt von CEACAM3 binden. Dabei ist diese Interaktion auf die
Stellen der Zelle beschränkt, an denen Opa52-exprimierende Gonokokken über CEACAM3
mit der Wirtszelle in Kontakt treten.
3.1.2.4
Die
CEACAM3-vermittelte
Aufnahme
von
Bakterien
ist
unabhängig von der Aktivität der Phosphatidylinositol-3’-Kinase
Bisher konnte gezeigt werden, dass die N-terminale SH2 Domäne der regulatorischen
Untereinheit p55 der PI3K spezifisch an CEACAM3 rekrutiert wird und direkt an den
Rezeptor bindet. Somit wirft sich die Frage auf, welche funktionelle Relevanz diese ProteinProtein Interaktion im Bezug auf die Aufnahme und Abtötung von Opa52-exprimierenden
Gonokokken hat. CEACAM3 wird ausschließlich auf humanen Granulozyten exprimiert und
vermittelt die Opsonin-unabhängige Phagozytose von CEACAM-bindenden Bakterien
(Schmitter et al. 2004). Um eine Beteiligung der PI3K an diesem Prozess zu untersuchen,
wurden humane Granulozyten mit zwei verschiedenen PI3K-Inhibitoren behandelt und mit
CSFE-markierten Gonokokken infiziert. Im Anschluss wurde die Menge an phagozytierten
Bakterien mittels einer speziellen Methodik der Durchflusszytometrie ermittelt. Bei dieser
Methode wird das Fluoreszenzsignal aller extrazellulären Bakterien durch Zugabe von
Trypanblau unterdrückt. In der Folge kann mit Hilfe des Durchflusszytometers die Menge an
internalisierten Bakterien bestimmt werden (Pils et al. 2006). Die humanen Granulozyten
wurden vor der Infektion mit 200 nM Wortmannin oder mit 50 µM LY294002 behandelt.
Beide Substanzen sind Inhibitoren der PI3K-Aktivität. Interessanterweise hatten beide
Inhibitoren keinen Einfluss auf die Phagozytose der Bakterien (Abb. 3.1.5A). Um zu
83
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
verifizieren, dass dieses Ergebnis spezifisch ist, wurde der Einfluss beider Inhibitoren auf die
Fcγ-Rezeptor-vermittelte Aufnahme von Ig-opsonisierten Bakterien durch Mausmakrophagen
untersucht. Es ist bekannt, dass die PI3Ks für die Fcγ-Rezeptor-vermittelte Phagozytose
essentiell sind (Araki et al. 1996). Die Mausmakrophagen wurden vor der Infektion mit
LY294002 oder unterschiedlichen Konzentrationen von Wortmannin behandelt. Anschließend
erfolgte die Inkubation mit CSFE-markierten Gonokokken, welche keine Opa Proteine
exprimierten. Um die Aufnahme über den Fcγ-Rezeptor zu gewährleisten, wurden die
Bakterien zuvor opsonisiert. Die Menge der internalisierten Bakterien wurde mittels
Durchflusszytometrie (FACS-Invasions Assay) ermittelt.
Abb. 3.1.5 Die Aktivität der Phosphatidylinositol-3’-Kinase ist entbehrlich für die CEACAM3-vermittelte
Phagozytose von Bakterien. (A) Humane Granulozyten wurden mit verschiedenen Konzentrationen
Wortmannin (W; 200 nM) oder LY294002 (LY; 50 µM) inkubiert. Die Granulozyten wurden mit CSFEmarkierten Gonokokken, welche keine Opa Proteine (Ngo Opa-) oder Opa52 Protein (Ngo Opa52) exprimieren,
(MOI = 25) infiziert oder blieben uninfiziert. Nach 15 min wurde die Phagozytoserate mittels Durchflußzytometrie bestimmt. Hierfür wurde die Fluoreszenz der extrazellulären, adhärierten Bakterien durch die Zugabe von
Trypanblau gequencht. Die Grafik zeigt die Werte eines repräsentativen Experiments. Mit frisch isolierten
Granulozyten von drei verschiedenen Spendern wurden gleichwertige Ergebnisse erzielt. (B) Raw 264.7
Mausmakrophagen wurden mit den angegebenen Konzentrationen Wortmannin (W) präinkubiert und
anschließende mit opsonisierten CSFE-markierten Opa- Gonokokken (MOI = 50) infiziert. Nach 30 min wurde
die Phagozytoserate, wie unter (A) beschrieben, ermittelt. Dargestellt sind die Mittelwerte und
Standardabweichungen von drei unabhängigen Experimenten. (C) Humane Granulozyten wurden mit 100 nM
Wortmannin (W) oder 50 µM LY294002 (LY) präinkubiert und anschließend mit opsonisierten CSFEmarkierten Opa- Gonokokken (MOI = 50) infiziert. Nach 15 min wurde die Phagozytoserate, wie unter (A)
beschrieben, ermittelt. Die Grafik zeigt die Mittelwerte von Triplikaten eines repräsentativen Experiments.
Experimente mit frisch isolierten Granulozyten von drei verschiedenen Spendern erzielten gleichwertige
Ergebnisse.
Im Gegensatz zur CEACAM3-vermittelten Phagozytose von Opa52-exprimierenden
Gonokokken wurde die Aufnahme von opsonisierten Bakterien über den Fcγ-Rezeptor durch
die Behandlung mit PI3K-Inhibitoren negativ beeinflusst (Abb. 3.1.5B). Interessanterweise
war die Phagozytose von Ig-opsonisierten, Opa negativen Gonokokken durch Granulozyten
unabhängig von der PI3K-Aktivität (Abb. 3.1.5C). Dies lässt vermuten, dass die Sensitivität
84
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
des Phagozytoseprozesses gegenüber PI3K-Inhibitoren nicht nur durch Unterschiede im
Phagozytoserezeptor, sondern auch durch den Zelltyp bestimmt wird.
Insgesamt betrachtet lassen diese Ergebnisse den Schluss zu, dass die PI3Ks keine Rolle bei
der CEACAM3-vermittelten Aufnahme von Opa52-exprimierenden Gonokokken spielen.
Allerdings besteht, die Möglichkeit, dass diese Kinasen zur Abtötung der internalisierten
Bakterien beitragen.
3.1.2.5
Die Aktivität der Phosphatidylinositol-3’-Kinase ist notwendig für
die Abtötung CEACAM3-bindender pathogener Bakterien
Die Ergebnisse des vorangegangenen Kapitels zeigen, dass die Phagozytose von Opa52exprimiernden Gonokokken unabhängig von der PI3K-Aktivität erfolgt. Allerdings spielen
die Reaktionsprodukte der PI3K-Aktivität eine wichtige Rolle bei der Assemblierung des
NADPH-Oxidase Komplexes in Phagozyten. Somit sind sie an der Generierung reaktiver
Sauerstoffderivate (oxidative burst) beteiligt (Hawkins et al. 2007).
Aus diesem Grund wurde untersucht, ob die Aktivität der PI3K bei der Abtötung
phagozytierter Gonokokken eine Rolle spielt. Hierfür wurde die Produktion reaktiver
Sauerstoffderivate in Granulozyten gemessen, während diese mit CEACAM-bindenden
Gonokokken infiziert wurden. Für die Infektion der Granulozyten wurden CEACAM3bindende, Opa52-exprimierende Gonokokken verwendet. Als Kontrollen dienten Gonokokken,
welche kein Opa Protein exprimierten (Opa-), sowie Gonokokken, welche Opa56exprimierten. Das Opa56 Protein wird durch keines der auf Granulozyten exprimierten
CEACAMs erkannt (vgl. Tab. 1.3.1, siehe auch (Dehio et al. 1998)), wodurch eine Aufnahme
und Abtötung dieser Bakterien nicht zu erwarten war. Sämtliche Infektionsexperimente
wurden in Abwesenheit von opsonisierenden Reagenzien, wie beispielsweise spezifischen
Antikörpern oder anderen Komplementfaktoren, durchgeführt. Die Inkubation der
Granulozyten mit Opa- bzw. Opa56-exprimierenden Gonokokken bewirkte keine Erhöhung in
der Generierung von reaktiven Sauerstoffderivaten (Abb. 3.1.6A und B). Wurden die
Granulozyten allerdings mit Opa52-exprimierenden Gonokokken infiziert, resultierte dies in
einer signifikant erhöhten Produktion reaktiver Saurstoffderivate (Abb. 3.1.6A und B). Die
Inhibierung der PI3K-Aktivität mittels Wortmannin hatte einen negativen Effekt auf die
Produktion reaktiver Sauerstoffderivate. Bereits die Verwendung von 1 nM Wortmannin
ergab eine um 45 % verringerte Produktion dieser bakterientötenden Sauerstoffverbindungen.
85
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Abb. 3.1.6 Die Aktivität der Phosphatidylinositol-3’-Kinase ist notwendig für die Generierung reaktiver
Sauerstoffderivate in Granulozyten und die Abtötung der über CEACAM3 internalisierten Gonokokken.
(A) Humane Granulozyten wurden mit Ngo Opa-, Ngo Opa52 oder Ngo Opa56 infiziert oder blieben uninfiziert.
Die Entstehung reaktiver Sauerstoffderivate (Oxidativer burst) wurde über einen Zeitraum von 100 min
gemessen. Die Grafik zeigt ein repräsentatives Experiment. Experimente mit frisch isolierten Granulozyten von
drei verschiedenen Spendern ergaben gleichwertige Ergebnisse. (B) Der Oxidative Burst wurde wie unter (A)
beschrieben, gemessen. Um den gesamten Oxidativen burst zu bestimmen, wurde die Fläche unter den Kurven
berechnet. Die Grafik zeigt ein repräsentatives Experiment. Experimente mit frisch isolierten Granulozyten von
drei verschiedenen Spendern ergaben gleichwertige Ergebnisse. (C) Humane Granulozyten wurden mit den
angegebenen Konzentrationen Wortmannin (W) präinkubiert. Die Zellen blieben uninfiziert oder wurden mit
Ngo Opa- oder Ngo Opa52 infiziert und der Oxidative burst wurde, wie in (B) beschrieben, gemessen und
quantifiziert. Die Grafik zeigt ein repräsentatives Experiment. Experimente mit frisch isolierten Granulozyten
von drei verschiedenen Spendern ergaben gleichwertige Ergebnisse. (D) Humane Granulozyten wurden mit Ngo
Opa52 oder Ngo Opa56 (MOI = 1) für 60 und 240 min in An- oder Abwesenheit von Wortmannin infiziert. Der
Abbau der Opa Proteine wurde durch Lyse der Zellen und anschließenden Western Blot mittels monoklonalem
anti-Opa Antikörper analysiert. (E) Gonokokken, welche Opa52 oder Opa56 exprimieren, wurden für 60 und 240
min in An- oder Abwesenheit von Trypsin inkubiert. Der Abbau der Opa Proteine wurde, wie unter (D)
beschrieben, analysiert.
86
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Wurde die Wortmannin-Konzentration auf 10 nM erhöht, bewirkte dies eine vollständige
Inhibierung der Produktion reaktiver Sauerstoffverbindungen (Abb. 3.1.6C). Diese Ergebnisse
lassen vermuten, dass in Folge der Bindung Opa52-exprimierender Gonokokken an
CEACAM3 die schnelle Rekrutierung und Aktivierung der PI3K bei der Generierung
reaktiver Sauerstoffderivate eine wichtige Rolle spielt. Im Folgenden sollte deshalb überprüft
werden, ob die Aktivität der PI3K mit dem Abbau phagozytierter Bakterien in
Zusammenhang steht. In der Mikrobiologie werden solche Experimente üblicherweise mittels
der etablierten Methode des Gentamicin-Protektions Assays durchgeführt (Elsinghorst 1994).
Bei diesem Assay werden nach der Infektion eukaryotischer Zellen alle extrazellulären
Bakterien mit Hilfe des Antibiotikums Gentamicin abgetötet. Da Gentamicin nur sehr schwer
membrangängig ist, werden alle intrazellulären Bakterien vor der Abtötung geschützt. Die
intrazellulär überlebenden Bakterien werden anschließend durch sanfte Lyse der
eukaryotischen Zellen freigesetzt und durch Erstellung von Verdünnungsstufen mit
anschließender Keimzahlbestimmung, quantifiziert.
Dieses Verfahren des Gentamicin-Protektions Assays kann für Infektionsexperimente mit
Granulozyten nicht angewendet werden, da bei der Lyse der Granulozyten alle internalisierten
Bakterien durch die Freisetzung der granulären Enzyme abgetötet würden. Um die
Beteiligung der PI3K bei der Abtötung der Gonokokken dennoch untersuchen zu können,
wurde ein indirektes Nachweisverfahren angewandt. Ziel dieses Versuchsaufbaus war es,
durch die Degradation des bakteriellen Oberflächenproteins Opa52 den Abbau der Bakterien
durch die Granulozyten und damit indirekt die Abtötung der Mikroben nachzuweisen. Hierfür
wurden humane Granulozyten mit einem Verhältnis von einer Gonokokke pro Granulozyt
(MOI = 1) infiziert. Nach 60 oder 240 min Inkubationszeiten wurden die Ansätze lysiert und
die Menge an intaktem Opa Protein durch Western Blot Analyse nachgewiesen.
Die für die Infektionsexperimente verwendeten Gonokokken exprimierten entweder Opa52
oder
Opa56.
Wie
bereits
im
vorangegangenen
Kapitel
beschrieben,
bindet
das
Oberflächenprotein Opa56 nur an CEA, welches nicht von Granulozyten exprimiert wird, so
dass Opa56-exprimierende Gonokokken unter diesen Bedingungen nicht phagozytiert werden.
Desweiteren kann die Stimulation der Produktion reaktiver Saurstoff-Derivate durch diese
Gonokokken ausgeschlossen werden. Aufgrund dessen stellen die Opa56-exprimierende
Gonokokken
eine
ideale
Negativkontrolle
dar.
Die
Western
Blot
Analyse
in
Abbildung 3.1.6D zeigt sehr deutlich, dass zu beiden Zeitpunkten das intakte Opa56 in jeweils
gleichen Mengen detektierbar war. Im Gegensatz dazu war das Opa52 Protein nach 240min
87
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
nahezu vollständig degradiert. Dies lässt vermuten, dass die Bakterien dieses Infektionsansatzes phagozytiert und abgebaut wurden (Abb. 3.1.6D). Kontrollansätze, in welchen
Opa52- und Opa56-exprimierende Gonokokken mit Trypsin inkubiert wurden, zeigten, dass
diese Oberflächenproteine in vergleichbarem Maß sensitiv gegenüber Proteasen sind
(Abb. 3.1.6E). Wurden die Infektionsansätze mit Wortmannin behandelt, führte dies zur
Inhibierung des Abbaus von Opa52 durch die Granulozyten (Abb.3.1.6D). Dabei war der
Abbau von Opa52 zeitabhängig, denn nach 60 min waren, unabhängig von der An- oder
Abwesenheit von Wortmannin, noch gleiche Mengen von Opa52 im Infektionsansatz vorhanden. Im Gegensatz dazu war nach 240 min, im Infektionsansatz ohne Wortmannin, fast
alles Opa52 Protein degradiert, während die Menge an Opa52 in den mit Wortmannin
behandelten Ansätzen unverändert blieb.
Zusammenfassend zeigen diese Ergebnisse, dass die CEACAM3-induzierte Rekrutierung und
Aktivierung der PI3K nicht nur essentiell für die Produktion reaktiver Sauerstoffderivate ist,
sondern in diesem Zusammenhang auch an der effektiven Abtötung CEACAM-bindender
Bakterien beteiligt ist.
3.1.3 Diskussion
Mehrere, an den Menschen angepasste Pathogene benutzen Mitglieder der CEACAMFamilie, um die Schleimhautoberflächen ihres Wirtes zu besiedeln. Im Gegenzug verfügt das
angeborene Immunsystem des Menschen mit CEACAM3 über einen spezialisierten Rezeptor,
der die Opsonin-unabhängige Erkennung und Eliminierung von CEACAM bindenden
Bakterien ermöglicht. In der vorliegenden Arbeit wird gezeigt, dass der granulozytische
Rezeptor CEACAM3 nicht nur die Bindung und Phagozytose von bakteriellen Pathogenen
bewerkstelligt, sondern auch die Produktion bakterizider Sauerstoffverbindungen einleitet.
Die schnelle Synthese von reaktiven Sauerstoffderivaten durch Granulozyten erfolgt als
Antwort auf CEACAM-bindende Mikroben und hängt von der Aktivität der an die dicht
gedrängten CEACAM3 Moleküle rekrutierten PI3K ab. Die direkte, SH2-vermittelte Bindung
der regulatorischen Untereinheit der PI3K an den phosphorylierten Tyr230 (pTyr230) der
ITAM-ähnlichen Sequenz von CEACAM3 liefert eine Erklärung für die Geschwindigkeit und
Effizienz, mit der die oxidative Antwort der Granulozyten auf nicht opsonisierte
N. gonorrhoeae erfolgt. Gleichzeitig ist dies auch ein Hinweis darauf, dass die CEACAM3vermittelte, angeborene Immunantwort dabei hilft, die Ausbreitung von CEACAM-bindenden
Bakterien in ihrem menschlichen Wirt einzudämmen.
88
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Die Daten der vorliegenden Arbeit zeigen, dass beide SH2 Domänen der regulatorischen
Untereinheit p55 der PI3K (PI3KR3) fähig sind direkt an das pTyr230, nicht aber an das
pTyr241 der ITAM-ähnlichen Sequenz von CEACAM3 zu binden. Das pull-down Experiment
zeigte, dass die Interaktion der C-terminalen SH2 Domäne der PI3KR3 und phosphoryliertem
CEACAM3 auch dann noch stattfindet, wenn das Tyr230 gegen Phenylalanin ausgetauscht ist.
Dieses Ergebnis kann allerdings durch vergleichende Betrachtung der Ergebnisse des pulldown Experiments und des CEACAM3-Peptid-Bindeexperiments (Abb. 3.1.3) erklärt werden.
Das pull-down Experiment zeigte, dass die Mutation des Tyr230 von CEACAM3 die
Assoziation der N-terminalen SH2 Domäne der PI3KR3 mit phosphoryliertem CEACAM3
vollständig unterbindet. Im Gegensatz dazu konnte erst die Mutation beider Tyrosine von
CEACAM3 die Assoziation mit der C-terminalen SH2 Domäne aufheben. Diese Ergebnisse
deuten daraufhin, dass die C-terminale SH2 Domäne an beide Phosphotyrosine, die Nterminale SH2 Domäne allerdings nur an den pTyr230 binden kann. Für die Tatsache, dass die
Interaktion der C-terminalen SH2 Domäne mit beiden Phosphotyrosinen nicht im
CEACAM3-Peptid-Bindeexperiment
nachweisbar
war,
gibt
es
zwei
mögliche
Erklärungsansätze. Zum einen ist es möglich, dass für die Bindung der PI3KR3-C-SH2
Domäne an den pTyr241 die dreidimensionale Struktur des zytoplasmatischen Abschnitts von
CEACAM3 wichtig ist. Zum anderen wäre es auch denkbar, dass die C-terminale SH2
Domäne eine höhere Bindungsaffinität für den pTyr230 hat als für den pTyr241. Diese These
wird durch das pull-down Experiment mit der PI3KR3-C-SH2 Domäne unterstützt, aus dem
zu erkennen ist, dass die Mutation des Tyr230 einen stärkeren Effekt zeigt, als die Mutation des
Tyr241. Insgesamt zeigen die Ergebnisse aber auch, dass die Bindungsaffinität der Cterminalen SH2 Domäne für den pTyr230 geringer ist als die Bindungsaffinität der Nterminalen SH2 Domäne für diesen pTyr-Rest. Bereits frühere Studien zeigten, dass zwei SH2
Domänen eines Proteins unterschiedliche Bindungsaffinitäten für das gleiche Phosphotyrosinprotein haben können. So konnten beispielsweise Jones et al. mittels eines SH2
Domänen Arrays nachweisen, dass die N-terminale SH2 Domäne der PI3KR3 eine vierfach
höhere Bindungsaffinität für den phosphorylierten ErbB-Rezeptor hat als die C-terminale SH2
Domäne (Jones et al. 2006). Somit scheint es in dem hier vorliegenden Fall nicht
unwahrscheinlich, dass die N-terminale SH2 Domäne der PI3KR3 aufgrund ihrer höheren
Bindungsaffinität für den pTyr230 von CEACAM3 an diesen bindet und in der Folge die Cterminale SH2 Domäne mit dem pTyr241 interagiert. Durch auf der Oberflächenplasmonresonanz Methodik basierende Untersuchungen könnte diese Theorie näher analysiert
89
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
werden. Weiterhin wäre es in diesem Zusammenhang sehr interessant, auch die Tandem-SH2
Domänen (GST-Fusion des Proteinabschnittes vom Anfang der N-terminalen bis zum Ende
der C-terminalen SH2 Domäne) der PI3KR3 hinsichtlich des Bindungsverhaltens an
phosphoryliertes CEACAM3 zu untersuchen.
Interessanterweise dient das pTyr230 in der ITAM-ähnlichen Sequenz von CEACAM3 auch
als Bindungsstelle für den Guaninnukleotid-Austauschfaktor Vav (Schmitter et al. 2007a).
Des Weiteren ist dieser Tyrosinrest in eine YxxL Sequenz eingebettet, welche als Bindemotiv
für SH2 Domänen von PTKs der Src-Familie identifiziert wurde (Songyang et al. 1993).
Bisher unveröffentlichte Beobachtungen unserer Arbeitsgruppe zeigen, dass auch die gut
dokumentierten Interaktionen von CEACAM3 mit PTKs der Src-Familie, wie Hck und Yes,
ebenfalls am pTyr230 stattfinden (Schmitter et al. 2007b; Buntru et al. 2009). Diesen
Sachverhalt betreffend existieren einige, sich nicht gegenseitig ausschließende Möglichkeiten,
die Assoziation eines einzelnen Aminosäurerestes mit mehreren, für die CEACAM3vermittelte Signaltransduktion erforderliche Faktoren zu erklären. Einerseits führt die
Bindung der multivalenten Bakterien eindeutig zur Bündelung mehrerer CEACAM3
Moleküle in einem räumlich eng begrenzten Bereich der Zelle (Schmitter et al. 2004; Buntru
et al. 2009). Dies würde es allen pTyr230 bindenden Komponenten ermöglichen, sich
gleichzeitig in derselben Region der Zelle anzureichern. In diesem Fall würde ein Teil der
phosphorylierten Rezeptoren mit jeweils einem SH2 Domänen enthaltenden Protein im
Komplex vorliegen. Die Größe der Anteile würde sich hier durch die Affinitäten und relativen
lokalen Konzentrationen der vorhandenen Bindungspartner ergeben. Andererseits sind die
Interaktionen des zytoplasmatischen Abschnitts von CEACAM3 und seiner zytoplasmatischen Bindungspartner nur vorübergehender Natur. Durch Lebendzellmikroskopie wurde
herausgefunden, dass nach Bindung von OpaCEA-exprimierenden N. gonorrhoeae und
anschließender Bündelung mehrer CEACAM3 Moleküle die SH2 Domäne von Hck sehr
schnell an den Rezeptor rekturiert wird und dann binnen 5-10 min wieder verschwindet
(Buntru et al. 2009). Demzufolge könnte eine Hierarchie der zytoplasmatischen Faktoren
existieren, die in einer zeitlich geordneten Abfolge mit dem intrazellulären Abschnitt von
CEACAM3 interagieren. Weitere Untersuchungen mittels Lebendzellmikroskopie unter
Einsatz von unterschiedlich markierten SH2-Domänen sowie die biochemische Ermittlung der
Dissoziationskonstanten von CEACAM3 und einer Reihe von SH2 Domänen würden zur
Klärung dieses Sachverhalts beitragen.
90
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Ein überraschendes Ergebnis ist der Befund, dass die Rekrutierung und direkte Assoziation
der PI3K für den durch CEACAM3 ausgelösten Phagozytoseprozess entbehrlich zu sein
scheint. Die Aktivität der PI3K wird offenbar weder in CEACAM3-transfizierten Zelllinien
noch in primären humanen Granulozyten, welche diesen Rezeptor endogen exprimieren, für
die Aufnahme der Bakterien benötigt. Diese Ergebnisse zeigen einen großen Unterschied zur
dokumentierten, essentiellen Rolle der PI3K-Aktivität bei der Opsonin-vermittelten
Aufnahme von Partikeln durch den Fcγ Rezeptor (Araki et al. 1996). Untersuchungen mit
nicht natürlich vorkommenden Phagozyten, die durch transiente Expression von funktionellen
Fcγ Rezeptoren in COS-1 Zellen generiert wurden, zeigten, dass der Phagozytoseprozess von
IgG-opsonisierten roten Blutkörperchen durch diese Zellen hochempfindlich gegen die
Behandlung mit Wortmannin ist (Indik et al. 1995). Weiterführende Beobachtungen ergaben,
dass die Inhibierung der Phagozytose durch Wortmannin von der Größe der Partikel abhängig
ist. So können IgG-beschichtete Latex-Kügelchen mit einem Durchmesser von unter 2 µm
über einen PI3K-unabhängigen Prozess aufgenommen werden (Cox et al. 1999). Für
gewöhnlich beträgt die Größe der Diplokokken von N. gonorrhoeae 1-2 µm, was nahelegt,
dass dieses Bakterium unter der kritischen Größe für die PI3K-Abhängigkeit der Aufnahme
liegt. Unsere Experimente mit Mausmakrophagen und humanen Granulozyten zeigen jedoch,
dass IgG-opsonierte Gonokokken von diesen zwei Zelltypen in mechanistisch unterschiedlicher Art und Weise aufgenommen werden. Offensichtlich bestimmt in diesem Fall
nicht nur die Größe oder die Opsonisierung des mikrobiellen Partikels, sondern auch der
Zelltyp darüber, ob die Aufnahme in Abhängigkeit von der PI3K oder unabhängig davon
erfolgt. Die Opsonin unabhängige Internalisierung von OpaCEA exprimierenden Gonokokken
durch humane Granulozyten ist offenkundig nicht von der Aktivität der PI3K abhängig.
Auf den ersten Blick stehen die Ergebnisse, welche eine PI3K-unabhängige Aufnahme von
OpaCEA exprimierenden Gonokokken zeigen, im Widerspruch zu einer früher veröffentlichten
Arbeit, die zeigte, dass der Einsatz von Wortmannin das Verhältnis von internalisierten und
insgesamt an die Zelle gebundenen Bakterien um rund 40 % reduziert (Booth et al. 2003).
Allerdings war die Anzahl der zellassoziierten Bakterien in diesem experimentellen System
durch die Behandlung mit Wortmannin um rund 50 % erhöht, während die absolute Anzahl
der internalisierten Gonokokken unverändert blieb (siehe Abb. 2 in (Booth et al. 2003)). In
den Untersuchungen der vorliegenden Arbeit konnte weder in CEACAM3 transfizierten
HEK293T Zellen noch in humanen Granulozyten eine Veränderung in der Gesamtzahl der
zellassoziierten Bakterien nach Inhibierung der PI3K festgestellt werden. Diese Diskrepanz
91
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
könnte darauf zurückzuführen zu sein, dass durch die von Booth et al. verwendetet
mikroskopische Auswertung der Bakterienaufnahme lediglich eine kleine Anzahl von Zellen
untersucht werden konnte. Im Gegensatz dazu wird durch die in dieser Arbeit angewandte
Methode des FACS-Invasions Assays eine viel größere Zellzahl (ca. 1x104) hinsichtlich der
Bakterienaufnahme untersucht.
Trotz der Tatsache, dass die Aktivität der PI3K für die CEACAM3-vermittelte Aufnahme von
OpaCEA-exprimierenden N. gonorrhoeae nicht benötigt wird, bringt die direkte Interaktion
ihrer regulatorischen Untereinheit mit dem lokal angehäuften CEACAM3 die Lipidkinase in
die Nähe ihres Substrates in der Zellmembran. In der Tat wurde durch die Rekrutierung von
fluoreszenzmarkierten PH-Domänen ein starker Anstieg des PI(3,4,5)P3-Spiegels in den
Membranabschnitten beobachtet, in denen CEACAM3 mit den Bakterien assoziiert (Booth et
al. 2003). Neben der Reorganisation des Aktinzytoskeletts durch die Rekrutierung von
Guaninnukleotid-Austauschfaktoren für RhoGTPasen, wie z.B Vav oder Tiam, oder der
Aktivierung von Kinasen wie PKB oder Tec erfüllt PI(3,4,5)P3 auch eine zentrale Rolle in der
Regulation von Effektorfunktionen von Granulozyten (Dewald et al. 1988; Arcaro and
Wymann 1993; Hawkins et al. 2006). Insbesondere der NADPH-Oxidase-Komplex in
Neutrophilen, der aus zwei membrangebundenen Untereinheiten (Cytochrom b558/gp91phox
und p22phox) und vier löslichen Proteinen (p67phox, p47phox, p40phox und GTP-beladenes Rac2)
besteht, unterliegt einer strikten Regulation und benötigt die Stimuli von 3’-phosphorylierten
Phosphatidylinositolen in mehreren Abschnitten seiner Funktion (Bokoch and Diebold 2002;
Hawkins et al. 2007). Beispielsweise wird PI(3,4,5)P3 benötigt, um den Rac2 Guaninnukleotid-Austauschfaktor P-Rex1 an die Membran zu rekrutieren und zu aktivieren (Welch
et al. 2002; Zhao et al. 2007). Darüber hinaus kann PI(3,4,5)P3 von Lipidphosphatasen zu
PI(3)P umgesetzt werden, welches allerdings auch direkt durch Phosphatidylinositol-3’Kinasen der Klasse III generiert werden kann (Vanhaesebroeck et al. 2001). Dieses 3’phosphorylierte Phosphatidylinositol ist essentiell für die Rekrutierung und allosterische
Aktivierung von p40phox und somit an der FcγR-vermittelten Produktion reaktiver
Sauerstoffderivate beteiligt (Ellson et al. 2006; Suh et al. 2006). Da Wortmannin und
LY294002 die Phosphatidylinositol-3’-Kinasen der Klassen I und III gleichermaßen
inhibieren, ist es nicht möglich, die individuellen Beiträge dieser Enzymklassen für die durch
CEACAM3 ausgelöste Produktion der reaktiven Sauerstoffderivate zu beurteilen. Dennoch
erscheint die Annahme plausibel, dass die maximale Aktivierung der NADPH-Oxidase, als
Antwort auf CEACAM3-bindende Bakterien, eine koordinierte Aktivität beider Klassen von
92
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Phosphatidylinositol-3’-Kinasen benötigt. Die intrazelluläre Zerstörung phagozytierter
Bakterien ist dabei offenkundig von der Aktivität der PI3K, über den Zeitraum von einigen
Stunden, abhängig. Dies weißt auf eine koordinierte Prozessierung der internalisierten
Gonokokken durch reaktive Sauerstoffderivate und proteolytische Enzyme des Wirtes hin.
Interessanterweise besitzen ausser N. gonorrhoeae noch einige andere Gram-negative, an den
Menschen angepasste Pathogene, wie N. meningitidis, Haemophilus influenzae und Moraxella
catarrhalis, Adhäsine, um an CEACAMs zu binden (Gray-Owen and Blumberg 2006).
Ähnlich wie die Gonokokken besitzen auch diese Pathogene die Fähigkeit der erworbenen
Immunantwort
durch
verschiedene
Mechanismen,
wie
z. B.
die
Sekretion
von
Immunglobulin-Proteasen oder Variation ihrer Oberflächenstrukturen, zu entgehen. Die
Expression von CEACAM3 auf Granulozyten scheint eine spezifische Anpassung des
humanen, angeborenen Immunsystems zu sein, um einen in der Keimbahn verankerten
Rezeptor zur effizienten Phagozytose und Abtötung von CEACAM-bindenden Bakterien
bereit zu stellen. Die Ergebnisse dieser Arbeit unterstreichen die Bedeutung des molekularen
Netzwerkes der ITAM-ähnlichen Sequenz im zytoplasmatischen Abschnitt von CEACAM3
für die Koordination dieser Prozesse und geben Impulse für die weitere Erforschung dieses
besonderen phagozytischen Rezeptors.
93
3
3.2
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Das
Signalprotein
Grb14
ist
am
CEACAM3-vermittelten
Phagozytoseprozess beteiligt
3.2.1 Einleitung
Verschiedene, an den Menschen angepasste Gram-negative Bakterien besitzen die Fähigkeit,
an
Mitglieder
der
CEACAM-Familie
zu
binden
und
können
dadurch
die
Schleimhautoberflächen ihres Wirtes auf äußerst effiziente Art und Weise besiedeln. Im
Gegenzug verfügt das angeborene Immunsystem des Menschen mit CEACAM3 über einen
spezialisierten Rezeptor, welcher die Opsonin-unabhängige Erkennung und Eliminierung von
CEACAM bindenden Bakterien ermöglicht. Dabei hängt die Funktionalität von CEACAM3
entscheidend von einer Phosphorylierung durch Mitglieder der Src-Kinase Familie ab
(McCaw et al. 2003; Schmitter et al. 2007b). Es konnte bereits gezeigt werden, dass sich die
Aktivität dieser Kinasen stark erhöht, wenn Opa-exprimierende Bakterien mit der Wirtszelle
assoziieren (Hauck et al. 1998). Verschiedene Untersuchungen zeigten, dass in Bezug auf die
effektive Aufnahme und Abtötung von OpaCEA-exprimierenden Gonokokken die beiden
Tyrosinreste (Tyr230 und Tyr241) des ITAM-ähnlichen Sequenzmotivs von CEACAM3 eine
entscheidende Rolle spielen (Schmitter et al. 2004; Schmitter et al. 2007a; Buntru et al. 2011).
Für Tyr230 konnte gezeigt werden, dass der Guaninnukleotid-Austauschfaktor Vav über seine
SH2 Domäne direkt an diesen, durch Src-Kinasen phosphorylierten Tyrosinrest bindet
(Schmitter et al. 2007a). In der Folge stimuliert Vav die kleine GTPase Rac, einen wichtigen
Regulator des Aktinzytoskeletts, wodurch die Umordnung des Aktinzytoskeletts ausgelöst
und somit die Aufnahme der Gonokokken eingeleitet wird. Genau wie für den
Guaninnukleotid-Austauschfaktor Vav (Schmitter et al. 2007a), wurde auch für die regulatorische Untereinheit p55 der Phosphatidylinositol-3’-Kinase (PI3KR3) eine Rekrutierung
und direkte Assoziation mit Bakterien ligiertem CEACAM3 gefunden (Kapitel 3.1, (Buntru et
al. 2011)). In weiterführenden Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass die N-terminale
SH2 Domäne der PI3KR3 direkt mit dem phosphorylierten Tyr230 (pTyr230) interagiert
(Kapitel 3.1, (Buntru et al. 2011)). Ebenso zeigen bisher unveröffentlichte Beobachtungen
unserer Arbeitsgruppe, dass auch die gut dokumentierten Interaktionen von CEACAM3 mit
PTKs der Src-Familie, wie Hck und Yes, ebenfalls am pTyr230 stattfinden (Schmitter et al.
2007b; Buntru et al. 2009).
94
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Diese Fakten deuten darauf hin, dass die effektive Funktionsweise von CEACAM3 auf die
Beteiligung unterschiedlichster SH2 Domänen tragender Signalproteine zurückzuführen ist.
Aus diesem Grund ist nicht auszuschließen, dass weitere, bisher unbekannte Signalproteine
mit SH2 Domänen an diesem Prozess beteiligt sind. Um dies in Bezug auf eine größere
Anzahl von verschiedenen SH2 Domänen-tragenden Proteinen untersuchen zu können, bietet
sich der in Kapitel 2 etablierte SH2 Domänen Array als ein effizientes Werkzeug an. Wie
bereits in Kapitel 2.2.2 beschrieben, wurde mittels des SH2 Domänen Arrays das
Signalprotein Grb14 als möglicher Interaktionspartner für CEACAM3 identifiziert. Grb14
gehört zur Familie der Wachstumsfaktorrezeptor-bindenden 7/10/14 (growth factor receptorbound; Grb7/10/14) Proteine. Diese Wachstumsfaktorrezeptor-bindenden Signalproteine
unterscheiden sich in Struktur und Funktion grundlegend von dem namensgleichen
Wachstumsfaktorrezeptor-bindenden Adapterprotein Grb2. Die Familie der Grb7/10/14Proteine umfasst drei Mitglieder (Grb7, Grb10 und Grb14), welche ursprünglich als
Interaktionspartner von aktivierten Wachstumsfaktorrezeptoren entdeckt wurden (Han et al.
2001; Holt and Siddle 2005). Die Interaktion von Rezeptor und Grb7/10/14 erfolgt dabei über
die Bindung der Grb7/10/14-SH2 Domäne an die phosphorylierten Tyrosinreste des
aktivierten Rezeptors. Verschiedene Untersuchungen zeigten, dass die Mitglieder der
Grb7/10/14-Familie durch die Bindung an aktivierte Wachstumsrezeptoren unterschiedliche
zelluläre und physiologische Prozesse beeinflussen und regulieren. Durch unterschiedliche
Gen-Deletionsstudien konnten Einblicke in die biologische Rolle von Grb10 und Grb14
gewonnen werden. Im Vergleich zu Mäusen mit normaler grb10 Expression sind Mäuse mit
gewebespezifischer, deaktivierter grb10 Expression (grb10 knock out) ca. 30 % größer und
haben unverhältnismäßig große Lebern (Charalambous et al. 2003). Des Weiteren zeigen
ausgewachsene grb10 knock out Mäuse eine verbesserte Glukosetoleranz sowie erhöhte
Muskelmasse und reduzierte Fettleibigkeit (Smith et al. 2007; Wang et al. 2007). Auch grb14
knock out (Grb14-/-) Mäuse weisen eine verbesserte Glukosetoleranz auf sowie eine
verbesserte Insulin-induzierte Signalweiterleitung in Muskel und Leber. Hinsichtlich
Körpergröße und –gewicht unterscheiden sich die Grb14-/- Mäuse allerdings nicht von
wildtypischen Mäusen (Cooney et al. 2004). Diese in-vivo Studien zeigen, dass sowohl Grb10
als auch Grb14 wichtige gewebespezifische Negativregulatoren von Insulin-induzierten
Signalwegen sind.
Hinsichtlich ihres Aufbaus zeigen alle drei Mitglieder der Grb7/10/14-Proteinfamilie die
gleiche Domänenstruktur. Diese besteht aus einer N-terminalen Prolin-reichen (P) Region,
95
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
gefolgt von einer Ras-assoziierenden (RA) Domäne, einer Pleckstrin-Homologie (PH)
Domäne, einer Src-Homologie 2 (SH2) Domäne sowie einer zwischen PH und SH2 liegenden
BPS Domäne (Abb. 3.2.1) (Holt and Siddle 2005).
Abb. 3.2.1
Schematische
Darstellung der Grb7/10/14Proteinfamilie.
Alle
drei
Mitglieder haben eine Nterminale Prolin-reiche Domäne
(P),
eine
Ras-assoziierende
Domäne (RA), eine PleckstrinHomologie Domäne (PH), eine
SH2 Domäne sowie eine BPS
(between PH and SH2) Domäne.
Strukturelle Homologien zwischen den Domänen der Familienmitglieder sind in Prozent (%)
angegeben. Modifiziert aus (Holt
and Siddle 2005)
Der Name der BPS (between PH and SH2 domain; BPS) Domäne ist auf ihre Lokalisation
zwischen der PH und der SH2 Domäne zurückzuführen (He et al. 1998). Die BPS Domäne
umfasst circa 80 Aminosäuren und zeigt eine 56-64%ige Sequenzidentität bei alle drei
Familienmitgliedern,
hat
aber
keine
Homologien
zu
anderen
bekannten
Protein
Interaktionsdomänen (Holt and Siddle 2005). Für Grb10 und Grb14 konnte nachgewiesen
werden, dass die BPS Domäne durch direkte Bindung in die Kinasedomäne die katalytische
Aktivität des aktivierten Insulinrezeptors inhibiert (Stein et al. 2001; Bereziat et al. 2002;
Depetris et al. 2005), während die C-terminal gelegenen SH2 Domäne an die
tyrosinphosphorylierte Aktivierungsschleife des Rezeptors bindet. Neben diesen direkten
Interaktionen von BPS und SH2 Domäne mit dem Rezeptor sind die RA und die PH Domäne
für die Rekrutierung der Grb7/10/14 Proteine an die Zellmembran notwendig. Die RA
Domäne assoziiert mit aktivierten kleinen GTPasen, welche durch Aktivierung des
Wachstumsrezeptors in erhöhter Konzentration in der Nähe des Rezeptors lokalisieren.
Ebenso resultiert die Wachstumsfaktor-induzierte Signalkaskade auch in einer erhöhten
Konzentration von Phosphatidylinositolphosphaten (PIPs), welche als Liganden für die PH
Domänen der Grb7/10/14-Proteine dienen. Weiterhin können die Grb7/10/14 Proteine über
ihre Interaktionsdomänen auch mit anderen intrazellulären Proteinen interagieren und dadurch
verschiedene zelluläre Prozesse wie Metabolismus, Phosphorylierung, Ubiquitinylierung und
96
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Proteindegradation regulieren (Holt and Siddle 2005). So konnte beispielsweise nachgewiesen
werden,
dass
Grb14,
im
phosphorylierungsabhängigen
Komplex
mit
aktiviertem
Wachstumsrezeptor, über seine Prolin-reiche Region mit der SH3 Domäne der Phospholipase
Cγ (PLCγ) interagieren kann und dadurch die Aktivierung der Lipase verhindert (BrowaeysPoly et al. 2010). Weiterhin zeigen Studien, dass die Interaktion der BPS Domäne von Grb14
mit dem Proteinkinase Cζ (PKCζ) interagierenden Protein ZIP Phosphorylierungsprozesse
reguliert (Cariou et al. 2002).
Aus diesen Grund ist es sehr interessant, die mittels des SH2 Domänen Arrays gefundene
Interaktion zwischen Grb14 und CEACAM3 zu verifizieren, um in der Folge eine mögliche
Beteiligung von Grb14 an CEACAM3-vermittelten Signalprozessen eingehender untersuchen
zu können.
3.2.2 Ergebnisse
3.2.2.1
Grb14
interagiert
über
seine
SH2
Domäne
direkt
mit
tyrosinphosphoryliertem CEACAM3
Die in Kapitel 2.2.2. beschriebene Assoziation von phosphoryliertem CEACAM3 mit der
SH2 Domäne von Grb14 sollte im Folgenden biochemisch verifiziert werden. Mittels des
SH2 Domänen Arrays wurde lediglich das Mitglied Grb14 der Grb7/10/14-Familie auf
Interaktion mit CEACAM3 untersucht. Aus diesem Grund sollten auch die beiden anderen
Mitglieder dieser Proteinfamilie auf Interaktionen mit CEACAM3 untersucht werden. Hierfür
wurden die GST-fusionierten SH2 Domänen von Grb7, Grb10 und Grb14 an GSH-Sepharose
gebunden und anschließend in einem pull-down Experiment mit Zelllysaten, die entweder
phosphoryliertes oder unphosphoryliertes CEACAM3 enthielten, verwendet. Zur Herstellung
der Zelllysate wurden HEK293T Zellen mit einem v-Src-kodierenden Plasmid und einem
Kontrollplasmid (GFP) oder einem CECAM3-GFP-kodierenden Plasmid kotransfiziert und
nach 48 Stunden lysiert. Die Lysate wurden auf den Gehalt gleicher Mengen von GFP und
CEACAM3-GFP sowie hinsichtlich der Tyrosinphosphorylierung von CEACAM3-GFP
mittels Western Blot überprüft (Abb 3.2.2A). Es wurden jeweils gleiche Mengen an GST oder
GST-SH2 Domänen von Grb7, Grb10 und Grb14 sowie PI3KR3-N und Slp76, gekoppelt an
GSH-Sepharose, mit phosphoryliertem oder unphosphoryliertem CEACAM3 Lysat inkubiert
(Abb. 3.2.2B Coomassie-Färbung). Die Ansätze mit der PI3KR3-N-SH2 Domäne dienten
dabei als Positiv-, die mit der Slp76-SH2 Domäne als Negativkontrolle. Der lediglich GST
97
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
enthaltende Ansatz diente als weitere Negativkontrolle, um eine Interaktion von CEACAM3
mit dem GST-Fusionsprotein auszuschließen. Wie erwartet, präzipitiert die rekombinante
GST-fusionierte
PI3KR3-N-SH2
Domäne
phosphoryliertes
CEACAM3
aus
dem
Ganzzelllysat (Abb. 3.2.2B). Dies ist übereinstimmend mit früheren Beobachtungen, welche
sowohl Kolokalisation als auch direkte Interaktion der PI3KR3-N-SH2 Domäne mit
tyrosinphosphoryliertem CEACAM3 zeigten (vgl. Kapitel 3.1 sowie (Buntru et al. 2011)).
Abb. 3.2.2 Die SH2 Domänen der Grb7/10/14-Familienmitglieder assozzieren mit tyrosinphosphoryliertem CEACAM3. (A) In HEK293T Zellen wurden GFP (als Kontrollprotein) oder GFPfusioniertes CEACAM3 in An- oder Abwesenheit von v-Src exprimiert. Die Zellen wurden nach 2 Tagen lysiert
und durch Western Blot hinsichtlich Tyrosinphosphorylierung und gleichmäßiger CEACAM3-Expression
überprüft. (B) Die Ganzzelllysate wurden für ein pull-down Experiment mit den angegebenen GST-SH2
Domänen oder GST allein verwendet. Die präzipitierten CEACAM3-Varianten wurden mittels monoklonalem
anti-GFP Antikörper (obere Reihe) nachgewiesen. Die Verwendung von gleichen Mengen an GSTFusionsproteinen oder GST allein wurde durch Coomassie-Färbung der Membran (untere Reihe) überprüft.
Auch die SH2 Domänen aller drei Mitglieder der Grb7/10/14-Familie sind fähig,
phosphoryliertes CEACAM3 aus dem Lysat zu präzipitieren (Abb. 3.2.2B). Betrachtet man
die Mengen an präzipitiertem CEACAM3, sind deutliche Unterschiede zwischen den
einzelnen SH2 Domänen zu erkennen. Während die SH2 Domäne von Grb7 nur in sehr
geringem Maß mit CEACAM3 assoziiert, präzipitieren die strukturell ähnlicheren SH2
Domänen von Grb10 und Grb14 (Scharf et al. 2004) phosphoryliertes CEACAM3 wesentlich
stärker. Jedoch sind auch bei diesen beiden SH2 Domänen noch Unterschiede in der Menge
des präzipitieren CEACAM3 zu erkennen. Die Grb14-SH2 Domäne interagiert, verglichen
mit den SH2 Domänen von Grb7 und Grb10, am stärksten mit phosphoryliertem CEACAM3.
Im Gegensatz dazu können weder GST noch die SH2 Domäne von Slp76 das phosphorylierte
CEACAM3 aus dem Lysat präzipitieren (Abb. 3.2.2B).
Um zu überprüfen, ob diese phosphorylierungsabhängige Interaktion auch dann noch
stattfindet, wenn beide Proteine in voller Länge vorliegen, wurde eine Koimmunpräzipitation
98
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
durchgeführt. Hierfür wurden GFP-Grb14 und CEACAM3-HA-mKate in Anwesenheit von
v-Src in HEK293T Zellen koexprimiert. Die Zellen wurden lysiert und mittels Western Blot
auf gleichmäßige Proteinexpression überprüft (Abb. 3.2.3A). Für die Koimmunpräzipitation
wurde das in den Lysaten enthaltene CEACAM3-HA-mKate mittels eines polyklonalen antimKate Antikörpers präzipitiert. Im Anschluss wurden die Präzipitate durch Western Blot
Analyse unter Verwendung eines monoklonalen anti-GFP Antikörpers auf den Gehalt an
GFP-Grb14 überprüft (Abb. 3.2.3B). Es ist deutlich zu erkennen, dass GFP-Grb14 durch
CEACAM3-HA-mKate kopräzipitiert wird. Diese Interaktion ist spezifisch, da GFP-Grb14
nicht unspezifisch durch mKate alleine aus dem Lysat herausgezogen wird (Abb. 3.2.3B).
Abb. 3.2.3 Das Grb14 Protein interagiert mit phosphoryliertem CEACAM3. (A) In HEK293T Zellen
wurden konstitutiv aktives virales Src (v-Src) zusammen mit CEACAM3-HA-mKate in An- oder Abwesenheit
von GFP-Grb14 koexprimiert. Die Zellen wurden nach 2 Tagen lysiert und hinsichtlich gleichmässiger
Proteinexpression und Tyrosinphosphorylierung untersucht. (B) Die Zelllysate wurden mit polyklonalem antimKate Antikörper inkubiert, um das enthaltene CEACAM3-HA-mKate zu präzipitieren. Die Analyse der
Präzipitate auf den Gehalt an GFP-Grb14 erfolgte mittels monoklonalem anti-GFP Antikörper (obere Reihe).
Zur Überprüfung der Präzipitate auf den gleichmäßigen Gehalt von CEACAM3-HA-mKate wurde ein
monoklonaler anti-HA Antikörper verwendet (untere Reihe).
Die Ergebnisse des SH2 Domänen Arrays, des pull-down Experiments und der
Koimmunpräzipitation zeigen, dass Grb14 über seine SH2 Domäne mit phosphoryliertem
CEACAM3 interagiert kann. In seinem zytoplasmatischen Abschnitt besitzt CEACAM3 zwei
phosphorylierbare Tyrosinreste (Tyr230 und Tyr241), die in eine ITAM-ähnliche Sequenz eingebettet sind. Diese Tyrosine wurden schon früher als essentiell für die phagozytische
Funktion von CEACAM3 beschrieben. In diesem Zusammenhang wurde das phosphorylierte
Tyr230 als Bindemotiv für verschiedene Signalproteine mit SH2 Domänen beschrieben. Diese
Signalproteine sind entscheidend am Prozess der CEACAM3-vermittelten Phagozytose von
Pathogenen beteiligt (Schmitter et al. 2004; Schmitter et al. 2007a; Schmitter et al. 2007b).
Unter Verwendung eines semi-synthetischen Versuchsaufbaus sollte herausgefunden werden,
ob auch die Assoziation von phosphoryliertem CEACAM3 mit der SH2 Domäne von Grb14
auf einen dieser beiden Tyrosinreste zurückzuführen ist. Da dieses Experiment in
99
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Abwesenheit sämtlicher zellulärer Komponenten erfolgt, können somit auch Rückschlüsse
gezogen werden, ob diese Interaktion direkter Natur ist. In einem ersten Schritt wurden
Peptide der ITAM-ähnlichen Sequenz von CEACAM3 als einzelne Punkte auf einer
Zellulosemembran synthetisiert (Frank 1992). Die Peptide enthielten jeweils einen der beiden
Tyrosinreste (Tyr230 bzw. Tyr241) sowie die jeweils sieben Aminosäuren, welche das Tyrosin
N- und C-terminal umgeben. Die Tyrosine wurden sowohl in phosphorylierter (pY) als auch
in unphosphorylierter (Y) Form synthetisiert (Abb. 3.2.4).
Im zweiten Schritt wurden die freien Proteinbindestellen der Zellulosemembran durch eine
Casein-haltige Lösung blockiert. Anschließend erfolgte die Beprobung der Zellulosemembran
mit der rekombinanten, GST-fusionierten SH2 Domäne von Grb14. Als Negativkontrolle
diente eine Membran, welche lediglich mit GST inkubiert wurde. Die GST-Grb14-SH2
Domäne band selektiv an das phosphorylierte Tyr230, nicht aber an das phosphorylierte Tyr241
oder eines der unphosphorylierten Tyrosine von CEACAM3 (Abb. 3.2.4).
Abb. 3.2.4 Die SH2 Domäne von Grb14 bindet direkt an
das phosphorylierte Tyr230 der ITAM-ähnlichen Sequenz
von CEACAM3. Membranen, auf denen phosphorylierte
(pY) und unphosphorylierte (Y) synthetische Peptide der
ITAM-ähnlichen Sequenz von CEACAM3 immobilisiert
waren, wurden mit der GST-fusionierten SH2 Domäne von
Grb14 oder GST allein inkubiert. Die gebundenen GSTFusionsproteine wurden mittels monoklonalem anti-GST
Antikörper detektiert.
Auch für das Kontrollprotein GST konnte keine Bindung an die Peptide festgestellt werden.
Dieses Ergebnis demonstriert, dass die Interaktion zwischen CEACAM3 und der SH2
Domäne von Grb14 spezifisch durch den phosphorylierten Tyrosinrest Tyr230 vermittelt wird.
Gleichzeitig konnte auch gezeigt werden, dass diese Interaktion unabhängig von anderen
zellulären Komponenten stattfinden kann und somit direkter Natur ist.
3.2.2.2
Grb14 wird in humanen Granulozyten exprimiert
Bisher konnte nachgewiesen werden, dass eine physische Interaktion zwischen Grb14 und
CEACAM3 möglich ist. Für eine physiologische Relevanz dieser Interaktion müssen beide
Proteine im selben Zelltyp vorkommen. Da CEACAM3 ausschließlich von Granulozyten
exprimiert wird, ist es nötig, diesen Zelltyp hinsichtlich der Expression von Grb14 zu
untersuchen. Leider war es nicht möglich, endogenes Grb14 mittels Immunpräzipitation aus
humanen Granulozyten zu isolieren. Auch der direkte Nachweis von Grb14 in komplettem
Granulozytenlysat durch Western Blot Analysen war nicht möglich. Eine mögliche Erklärung
100
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
hierfür ist, dass durch die Lyse der Granulozyten sämtliche proteolytischen Enzyme aus den
Granulae freigesetzt werden. Die Freisetzung dieser Enzyme bewirkt in der Folge eine sehr
schnelle Degradation der zellulären Proteine. Dadurch werden sowohl Immunpräzipitationen
als auch Western Blot Analysen stark erschwert.
Aus diesem Grund wurde die Expression von Grb14 indirekt, auf mRNA-Ebene,
nachgewiesen. Hierfür wurde die RNA aus frisch isolierten humanen Granulozyten mittels
der Phenol-Chloroform Methode extrahiert. Die in der Gesamtheit der isolierten RNA
enthaltene mRNA wurde unter Verwendung von Oligo-dT-Primern mit der Reversen
Transkriptase M-MuLV in cDNA umgeschrieben. Im Anschluss wurde das cDNA-Gemisch
mit Hilfe einer qualitativen PCR auf das Vorhandensein von cDNA für Grb7, Grb10 und
Grb14 sowie Aktin überprüft.
Abb. 3.2.5 Nachweis der mRNA von Grb7/10/14-Familienmitgliedern in humanen Granulozyten, HEK293T und Hela
Zellen. Isolation der RNA aus humanen Granulozyten, HEK293T oder
Hela Zellen. Anschließend wurde die isolierte RNA mittels reverser
Transkriptase in cDNA umgeschrieben. Das jeweilige cDNA-Gemisch
aus Granulozyten (obere Reihe), HEK293T Zellen (zweite Reihe von
oben) und Hela Zellen (dritte Reihe von oben) wurde mit spezifischen
Primern auf den Gehalt von Grb7-, Grb10- Grb14- oder Aktin-cDNA
untersucht. Die Bindefähigkiet der spezifischen Grb7/10/14-Primer
wurde mit gekaufter cDNA für Grb7, Grb10 und Grb14 überprüft
(untere Reihe).
Der Nachweis von Aktin-cDNA diente als Positivkontrolle. Für den qualitativen Nachweis
wurden jeweils spezifische Primer für die einzelnen Grb7/10/14-Familienmitglieder
verwendet. Die Primer wurden so gewählt, dass sie jeweils in unterschiedlichen Exonen
lagen, so dass der Nachweis von translatierbarer mRNA möglich war. Um die Bindefähigkeit
der verwendeten Primer zu überprüfen, wurde zusätzlich eine qualitative PCR mit gekauften
cDNAs für Grb7, Grb10 und Grb14 durchgeführt (Abb. 3.2.5 untere Reihe). In humanen
Granulozyten konnte die mRNA von Grb10 und Grb14 sowie die mRNA des ubiquitär
exprimierten Proteins Aktin nachgewiesen werden (Abb. 3.2.5 obere Reihe). Da ein großer
Teil der nachfolgenden Interaktions- und Infektionsexperimente auch in HEK293T und HeLa
Zellen durchgeführt wurde, wurden auch diese Zellen hinsichtlich ihres mRNA-Gehalts für
Grb7, Grb10 und Grb14 untersucht (Abb. 3.2.5). Sowohl HEK293T als auch HeLa Zellen
101
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
wurden positiv auf Grb14-mRNA getestet (Abb. 3.2.5). Im Gegensatz dazu konnte die
Transkription der beiden anderen Familienmitglieder, Grb7 und Grb10, weder in HEK293T
noch in HeLa Zellen nachgewiesen werden. Die Expression von Grb14 in HEK293T und
HeLa Zellen konnte zusätzlich auch durch Western Blot Analysen bestätigt werden.
3.2.2.3
Die
Bindung
von
Opa52-exprimierenden
Gonokokken
an
CEACAM3 führt zur Rekrutierung von Grb14
Für CEACAM3 ist bekannt, dass die Bindung von Opa52-exprimierenden Gonokokken an
diesen Rezeptor die Phosphorylierung der Tyrosinreste Tyr230 und Tyr241 induziert. In der
Folge werden verschiedene Signalproteine über ihre SH2 Domänen an den phoshporylierten
Rezeptor rekrutiert. In diesem Zusammenhang sollte untersucht werden, ob die Bindung von
Gonokokken an CEACAM3 zur Rekrutierung von Grb14 an diesen Rezeptor führt.
Abb. 3.2.6 Sowohl die isolierte SH2 Domäne von Grb14 als auch das komplette Grb14 wird in die Nähe
von Gonokokken-gebundenem CEACAM3 rekrutiert. HEK293T Zellen wurden mit einem Plasmid,
kodierend für mKate-fusioniertes CEACAM3 und den angegebenen GFP-Fusionsproteinen (Grb14-SH2 oder
102
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Grb14) kotransfiziert. Die Zellen wurden für 30 min mit Pacific Blue-markierten Opa52-exprimierenden N.
gonorrhoeae (Ngo Opa52) infiziert, fixiert und mittels Konfokalmikroskopie analysiert. Die Interaktion von
CEACAM3 mit Ngo Opa52 induziert die Rekrutierung der Grb14-SH2 Domäne sowie des kompletten Grb14
(Pfeile) in diese Bereiche, bewirkt aber keine Rekrutierung von GFP oder der GFP-Slp76-SH2 Domäne
(Pfeilköpfe). Die Maßbalken repräsentieren 20 µm.
Hierfür wurden HEK293T Zellen mit CEACAM3-mKate und einem leeren GFPExpressionsvektor, GFP-Slp76-SH2, GFP-Grb14-SH2 oder GFP-Grb14 kotransfiziert. Die
Zellen wurden mit Pacific Blue-markierten Opa52 Gonokokken infiziert und mittels
konfokaler Mikroskopie analysiert. Die Assoziation der Gonokokken mit CEACAM3-mKate
zeigt keine Rekrutierung der Slp76-SH2 Domäne oder GFP an den Rezeptor (Abb. 3.2.6,
Pfeilköpfe). Im Gegensatz dazu führt die Bindung der Bakterien an CEACAM3 zu einer
lokalen Akkumulation sowohl der Grb14-SH2 Domäne als auch des kompletten Proteins in
der Nähe des Rezeptors (Abb. 3.2.6, Pfeile).
Dies zeigt, dass Grb14 spezifische an die Stellen der Zelle rekrutiert wird, an denen ein
Kontakt zwischen CEACAM3 und Opa52-exprimierenden Gonokokken stattfindet.
3.2.2.4
Grb14 ist ein Negativregulator der CEACAM3-vermittelten
Phagozytose
Um zu überprüfen, ob Grb14 bei der CEACAM3-vermittelten Phagozytose von Gonokokken
eine Rolle spielt, wurden stabil transfizierte, CEACAM3-exprimierende HeLa Zellen (HeLaCEACAM3) verwendet. In Bezug auf die CEACAM3-vermittelte Aufnahme von OpaCEAexprimierenden Gonokokken und der Phosphorylierung der ITAM-ähnlichen Sequenz von
CEACAM3 verhalten sich diese Zellen wie Granulozyten (Billker et al. 2002; McCaw et al.
2003). In diesen Zellen sollte mittels der short hairpin RNA (shRNA)-Technik die Expression
von endogenem Grb14 dauerhaft unterdrückt werden. Für die Reduktion der Genexpression
von Grb14 (Grb14 knock down; Grb14-kd) in HeLa-CEACAM3 Zellen wurde ein Lentivirusbasiertes System verwendet. Hierfür wurden Viruspartikel produziert, welche einen
lentiviralen Vektor (pLKO.1) enthielten, der die spezifsche shRNA für Grb14 (shRNAGrb14) kodierte. Desweiteren wurden Virenpartikel hergestellt, welche lediglich den leeren
Vektor pLKO.1 (Leervektor) enthielten, dieser diente als Kontrolle. Die HeLa-CEACAM3
Zellen wurden mit Virenpartikeln transduziert, die entweder die Grb14 shRNA oder den
Leervektor enthielten. Anschließend erfolgte die Selektion der transduzierten Zellen mittels
1,0 µg/ml Puromycin. Die Funktionalität der transduzierten shRNA gegen Grb14 wurde im
Western Blot unter Verwendung eines polyklonalen anti-Grb14 Antikörpers analysiert
103
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
(Abb. 3.2.7A). Die Expression der shRNA gegen Grb14 bewirkte eine fast vollständige
Unterdrückung der Expression von endogenem Grb14. Im Vergleich dazu zeigten die Zellen,
welche mit dem Leervektor transduziert waren, keine Veränderung in der Grb14-Expression.
Abb. 3.2.7 Die Unterdrückung der Expression von endogenem Grb14 resultiert in einer erhöhten
CEACAM3-vermittelten Phagozytose von Bakterien. (A) Western Blot Analysen der stabil transduzierten
HeLa-CEACAM3 Zellen hinsichtlich Grb14 und CEACAM3 Expression mittels polyklonalem anti-Grb14 und
monoklonalem anti-CEACAM (CD66 Klon D14HD11) Antikörper. Zur Überprüfung, dass für die Western Blot
Analyse gleiche Mengen an Zelllysat verwendet wurden, wurde eine Membran mit monoklonalem anti-Tubulin
Antikörper beprobt. (B) Wildtyp HeLa Zellen, HeLa-CEACAM3 Zellen untransduziert oder stabil transduziert
mit Leervektor oder shRNA für Grb14, wurden mit CSFE-markierten Opa52-exprimierenden Neisseria
gonorrhoeae infiziert (MOI = 20). Nach 60min wurde die Phagozytoserate der Zellpopulationen mittels
Durchflusszytometrie bestimmt. Hierfür wurde die Fluoreszenz der extrazellulären, adhärierten Bakterien durch
Zugabe von Trypanblau gequencht. Die Grafik zeigt die Mittelwerte ±Standardabweichung aus
Dreifachbestimmungen von vier unabhängigen Experimenten.
Die HeLa-CEACAM3 Zellen mit unterdrückter Grb14 Expression wurden, nach 60minütiger
Infektion mit CSFE-markierten, Opa52-exprimierenden Neisseria gonorrhoeae, hinsichtlich
ihres Phagozytoseverhaltens mittels Durchflusszytometrie (FACS-Invasions Assay) untersucht (Abb. 3.2.7B). Als Vergleichsproben dienten HeLa-CEACAM3 Zellen ohne
unterdrückte Grb14-Expression. Im Vergleich zu den wildtypischen und den mit Leervektor
transduzieren HeLa-CEACAM3 Zellen zeigten Zellen mit unterdrückter Grb14-Expression
eine um ca. 30 % erhöhte Phagozytoserate (Abb. 3.2.7B).
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Grb14 ein Negativregulator der CEACAM3vermittelten Phagozytose ist. Um dies zu bestätigen, müsste die Überexpression von Grb14
einen inhibitorischen Effekt auf die Aufnahme der Bakterien haben. Aus diesem Grund
wurden CEACAM3 und Grb14 gemeinsam in HEK293T Zellen koexprimiert und im
Anschluß das Phagozytoseverhalten dieser Zellen untersucht. Als Vergleichsprobe dienten
HEK293T Zellen, welche lediglich CEACAM3 exprimierten. Nach 60minütiger Infektion mit
CSFE-markierten Opa52-exprimierenden Neisseria gonorrhoeae wurde die Anzahl der
104
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
internalisierten Bakterien mittels Durchflusszytometrie (FACS-Invasions Assay) bestimmt.
Zellen, die CEACAM3 und Grb14 koexprimieren, zeigten im Vergleich zu den Zellen,
welche lediglich CEACAM3 exprimierten eine um 30 % reduzierte Phagozytoserate
(Abb. 3.2.8A).
Abb. 3.2.8 Die Überexpression von Grb14 hat inhibierenden Einfluss auf die CEACAM3-vermittelte
Aufnahme von Bakterien. (A) In HEK293T Zellen wurden Cerulean und mKate, CEACAM3-Cerulean und
mKate oder CEACAM3-Cerulean und mKate-Grb14 koeexprimiert. Jeweils gleiche Zellzahlen wurden mit
CSFE-markierten Opa52-exprimierenden Neisseria gonorrhoeae infiziert (MOI = 20). Nach einer Infektionszeit
von 60min wurden die Phagozytoseraten der Zellpopulationen mittels Durchflusszytometrie bestimmt. Hierfür
wurde die Fluoreszenz der extrazellulären, adhärierten Bakterien durch Zugabe von Trypanblau gequencht. Die
Grafik zeigt die Mittelwerte ±Standardabweichung aus Dreifachbestimmungen von drei unabhängigen
Experimenten. (B) Ein Teil der in (A) verwendeten Zellen wurde lysiert und mittels Western Blot Analyse
hinsichtlich gleichmäßiger Expression von Cerulean bzw. CEACAM3-Cerulean sowie mKate bzw. mKateGrb14 überprüft. Hierzu wurden monoklonaler anti-GFP Primärantikörper (Nachweis von Cerulean) und
polyklonaler anti-mKate Primärantikörper (Nachweis von mKate) verwendet. Zur Überprüfung, dass für die
Western Blot Analyse gleiche Mengen an Zelllysat verwendet wurden, wurde eine Membran mit monoklonalem
anti-Tubulin Antikörper beprobt. (C) Ein Teil der in (A) verwendeten Zellen blieb uninfiziert und wurde mittels
Durchflusszytometrie unter Verwendung von monoklonalem anti-CEACAM (CD66acde Klon IH4Fc)
Primärantikörper und Cy2-markierten Sekundärantikörper auf die Lokalisation von CEACAM3 auf der
Zelloberfläche überprüft. Repräsentative Darstellung einer durchflusszytometrischen Messung. Zwei weitere
Messungen erzielten gleichwertige Ergebnisse.
Dass Unterschied in der Phagozytoserate nicht auf eine ungleichmäßige CEACAM3Expression oder -Lokalisation auf der Zelloberfläche zurückzuführen ist, ist aus
Abbildung 3.2.8B und C zu erkennen. In beiden Zellpopulationen wurde CEACAM3 in
105
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
gleichen Mengen exprimiert (Abb. 3.2.8B) und konnte in gleichem Maße auf der Zelloberfläche beider Populationen nachgewiesen werden (Abb. 3.2.8C).
Dieses Ergebnis des FACS-Invasions Assays stützt die zuvor aufgestellte These, dass Grb14
ein Negativregulator der CEACAM3-vermittelten Phagozytose ist.
3.2.3 Diskussion
Im Zuge der Etablierung des SH2 Domänen Arrays konnte die bisher unbekannte
phosphorylierungsabhängige Interaktion zwischen dem humanen phagozytischen Rezeptor
CEACAM3 und dem SH2 Domänen tragenden Signalprotein Grb14 identifiziert werden. Die
Funktionsweise von CEACAM3 zur effektiven Eliminierung von humanen Pathogenen
beruht auf den signalgebenden Prozessen der Tyrosinphosphorylierung von Proteinen. Der
Rezeptor selbst wird, durch die initiale Bindung von Pathogenen, von Mitgliedern der SrcKinasenfamilie tyrosinphosphoryliert. Diese Phosphotyrosine dienen als Bindemotive für die
SH2 Domänen von nachgeschalteten Effektorproteinen. So konnten bisher für den
Guaninnukleotid-Austauschfaktor Vav und die Phosphatidylinositol-3’-Kinase Klasse I eine
direkte Bindung an tyrosinphosphoryliertes CEACAM3 nachgewiesen werden. Auch die
Mitglieder der Grb7/10/14-Familie sind bekannt für ihre direkte Interaktion mit
tyrosinphosphorylierten Rezeptoren. Ursprünglich wurden alle Mitglieder dieser Familie
durch ihre Bindung an autophosphorylierte epidermale Wachstumsfaktorrezeptoren (EGFRs)
entdeckt. Kurze Zeit später wurden weitere, SH2 Domänen-abhängige Interaktionen dieser
Proteine mit tyrosinphosphorylierten Rezeptoren und Proteintyrosinkinasen identifiziert. In
diesem Zusammenhang konnte gezeigt werden, dass nach Stimulation der Rezeptoren durch
externe Liganden die Grb7/10/14-Familienmitglieder an die aktivierten Rezeptoren binden.
In der vorliegenden Arbeit konnte auch für den tyrosinphosphorylierten phagozytischen
Rezeptor CEACAM3, unter Verwendung des SH2 Domänen Arrays, die Interaktion mit der
SH2 Domäne von Grb14 nachgewiesen werden. Diese Interaktion konnte mittels eines pulldown Experimentes sowie einer Koimmunpräzipitation verifiziert und durch einen semisynthetischen Versuchsaufbau auf das phosphorylierte Tyr230 eingegrenzt werden. Des
Weiteren konnte durch das pull-down Experiment gezeigt werden, dass die SH2 Domäne von
Grb14 eine höhere Affinität für phosphoryliertes CEACM3 aufweist, als die SH2 Domänen
von Grb7 und Grb10. Um diese Ergebnisse zu untermauern und näher zu beleuchten, wäre es
interessant, auch tyrosinmutierte Varianten von CEACAM3 auf Interaktion mit Grb7, Grb10
106
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
und Grb14 zu untersuchen. Hierzu könnten sowohl die isolierten SH2 Domänen als auch die
vollständigen
Proteine
für
pull-down
Experimente
oder
Koimmunpräzipitationen
herangezogen werden. Neben diesen biochemischen Untersuchungen konnten auch erste
Hinweise auf die Assoziation von CEACAM3 und Grb14 während des Infektionsprozesses
festgestellt werden. Konfokalmikroskopische Untersuchungen zeigten, dass Grb14 innerhalb
der Zelle spezifisch an die Stellen rekrutiert wird, an denen CEACAM3 mit Opa52exprimierenden Gonokokken interagiert. Da dieser Effekt auch bereits für andere
Signalproteine, die bei der CEACAM3-vermittelten Phagozytose und Abtötung von Bakterien
eine Rolle spielen, festgestellt wurde (Schmitter et al. 2007a; Buntru et al. 2011), liegt die
Vermutung nahe, dass Grb14 durch direkte Interaktion mit dem Rezeptor am CEACAM3vermittelten Phagozytoseprozess beteiligt ist. In diesem Zusammenhang stellen FluoreszenzResonanzenergietransfers (FRET)-basierte Interaktionsstudien eine gute Möglichkeit dar, um
eine direkte Interaktion beider Proteine während des Infektionsprozesses zu untersuchen. Als
ein wichtiger Punkt hinsichtlich einer möglichen physiologischen Relevanz der Interaktion
zwischen CEACAM3 und Grb14 konnte die Expression von Grb14 in humanen Granulozyten
auf mRNA-Ebene nachgewiesen werden. In diesem Zusammenhang sind allerdings weitere
Untersuchungsschritte wünschenswert, anhand derer die Expression auch auf Proteinebene
nachgewiesen werden kann.
Die Untersuchung der Phagozytoserate von CEACAM3-HeLa Zellen mit unterdrückter Grb14
Expression zeigte eine um 30 % erhöhte Aufnahme von Bakterien. Dieses Ergebnis lässt eine
negativ regulierende Rolle von Grb14 bei der CEACAM3-vermittelten Phagozytose
vermuten. Gestützt wird diese Vermutung durch die Tatsache, dass die Überexpression von
Grb14 einen inhibierenden Effekt auf die Aufnahme von Bakterien hatte. Da Grb14 als
Negativregulator für verschiedene rezeptorvermittelte Signalprozesse bekannt ist, scheint
solch ein negativ regulierender Einfluss von Grb14 auch für den CEACAM3-vermittelten
Phagozytoseprozess denkbar.
In den letzten Jahren wurden intensive Studien betrieben, anhand derer ein umfassendes Bild
über die Rolle von Grb14 in rezeptorvermittelten Signalwegen gewonnen werden konnte. Für
den Insulinrezeptor (IR) wurde gezeigt, dass Grb14 phosphorylierungsabhängig an den
aktivierten Rezeptor rekrutiert wird und in der Folge durch Inhibierung der IR-Kinaseaktivität
verschiedene Signalprozesse reguliert. In diesem Zusammenhang zeigten strukturelle und
funktionelle Studien, dass Grb14 über seine SH2 Domäne direkt an die tyrosinphosphorylierte
Aktivierungsschleife der IR-Kinasedomäne bindet (Depetris et al. 2005). Weiterhin konnte
107
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
gezeigt werden, dass Grb14 über seine RA Domäne mit der aktivierten GTPase Ras assoziiert
und dass die PH Domäne an Phosphatidylinositol-3,4,5-trisphosphat (PI(3,4,5)P3) bindet.
Untersuchungen zur Rekrutierung von Grb14 an die Zellmembran zeigten, dass dieser Prozess
unabhängig von der Aktivität der PI3K ist (Depetris et al. 2009). Durch Bestimmung der
Dissoziationskonstanten für die PH und RA Domäne konnten Depetris et al. zeigen, dass
Grb14 eine sehr viel höhere Affinität für aktiviertes Ras als für PI(3,4,5)P3 hat (Depetris et al.
2009). Aufgrund dieser Erkenntnisse wird vermutet, dass die RA Domäne die Rekrutierung
von Grb14 an die Zellmembran in die Nähe des Rezeptors vermittelt und in der Folge die
Bindung an den Rezeptor durch die Grb14-SH2 Domäne möglich wird.
Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen, dass die Grb14-SH2 Domäne direkt an
tyrosinphosphoryliertes CEACAM3 bindet. Bisherige Untersuchungen zur CEACAM3vermittelten Phagozytose zeigten, dass die Aktivität der PI3K für den Aufnahmeprozess keine
Rolle spielt (Kapitel 3.1, und (Buntru et al. 2011)) und dass es während der Phagozytose zur
verstärkten Aktivierung der kleinen GTPase Rac kommt (Hauck et al. 1998; Schmitter et al.
2004). Im Hinblick auf die Interaktion von Grb14 mit CEACAM3 wäre es in diesem
Zusammenhang auch sehr interessant, zu überprüfen, ob die die Grb14-RA Domäne auch mit
aktiviertem Rac interagieren kann und somit an der Translokation von Grb14 in die Nähe von
CEACAM3 beteiligt ist. Dies könnte beispielsweise auf der Basis von Koimmunpräzipitationen oder pull-down Experimenten unter Verwendung von konstitutiv aktiviertem
Rac analysiert werden.
Der negativ regulierende Effekt von Grb14 auf die Insulin-induzierten Signalprozesse wird
der Grb14-BPS Domäne zu geschrieben. Es ist bekannt, dass die BPS Domäne als
Pseudosubstrat in die Kinasedomäne des Insulinrezeptors bindet und somit die
Phosphorylierung nachgeschalteter Effektorproteine verhindert, wodurch die Insulininduzierte Signalweiterleitung beendet wird (Stein et al. 2001; Bereziat et al. 2002). Ein
ähnlicher Effekt der Signalregulierung durch die BPS Domäne wäre auch für CEACAM3
denkbar. Zwar besitzt CEACAM3 keine eigene Kinasedomäne, jedoch wird es, als Folge der
Bindung von Bakterien, durch membranassoziierte PTKs der Src-Familie phosphoryliert,
wodurch der Phagozytoseprozess in Gang gesetzt wird. Es ist somit denkbar, dass die
Bindung von Grb14 an phosphoryliertes CEACAM3 einen negativ regulierenden Einfluss auf
die
Aktivität
der
rezeptorassoziierten
Src-Kinasen
und
somit
auch
auf
den
Phagozytoseprozess hat. Die erhöhte Phagozytoserate bei unterdrückter Grb14 Expression
sowie die reduzierte Phagozytoserate bei verstärkter Grb14-Expression könnten erste
108
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Hinweise in diese Richtung sein. Die hierfür notwendige Interaktion der Grb14-BPS Domäne
mit der Kinasedomäne von Src-Kinasen könnte durch Präzipitationsexperimente mit der
isolierten BPS Domäne untersucht werden.
Desweiteren ist es interessant, zu überprüfen, ob Zellen mit unterdrückter Grb14-Expression
während des Infektionsprozesses eine erhöhte Tyrosinphosphorylierung von CEACAM3
aufweisen. Dies könnte durch eine CEACAM3-spezifische Immunpräzipitation mit
anschließender Western Blot Anlyse unter Verwendung eines anti-Phosphotyrosin
Antikörpers analysiert werden. Davon ausgehend, dass für die Inhibierung der
rezeptorassoziierten Src-Kinasen Grb14 direkt über seine SH2 Domäne an CEACAM3 binden
muss, sollte die Deletion dieser Domäne den gleichen Effekt auf die Phagozytose haben wie
die Unterdrückung der Expression des vollständigen Proteins. Auch in diesem Fall sollte eine
erhöhte Phagozytoserate die Folge sein. In Bezug auf die Notwendigkeit einer Negativregulierung
des
CEACAM3-vermittelten
Phagozytoseprozesses
kann
in
diesem
Zusammenhang nur spekuliert werden. So ist es beispielsweise denkbar, dass ein Gleichgewicht hergestellt werden muss zwischen der Anzahl an internalisierten Bakterien und der
enzymatischen Kapazität der NADPH-Oxidase. Zur Überprüfung dieser Theorie könnten
Bakterien-Degradations Assays durchgeführt werden, welche den Abbau von Bakterien durch
Granulozyten nachweisen. In diesem Fall sollten phagozytierte Bakterien in Zellen mit
unterdrückter Grb14-Expression eine erhöhte Überlebensrate haben gegenüber Zellen mit
normaler Grb14-Expression. Da sich humane Granulozyten schwer bis gar nicht genetisch
manipulieren lassen, ist diese Untersuchung in diesem Zelltyp nicht durchführbar. Jedoch
könnten sich Granulozyten, die kein Grb14 mehr aber humanes CEACAM3 exprimieren, im
Mausmodell herstellen lassen. Die hierfür nötigen Mäuse könnten durch Kreuzung von
Grb14-/- Mäusen mit CEACAM3-transgenen Mäusen generiert werden.
Die in dieser Arbeit vorgestellten Ergebnisse bestätigen die mittels SH2 Domänen Array
gefundene Interaktion zwischen Grb14 und CEACAM3. Es konnte gezeigt werden, dass das
Signalprotein Grb14 phosphorylierungsabhängig mit dem phagozytischen Rezeptor
CEACAM3 interagiert und dass diese Interaktion direkter Natur ist. In Bezug auf die
physiologische Relevanz dieser Interaktion gibt es erste Anhaltspunkte, dass Grb14 einen
negativ regulierenden Einfluss auf den CEACAM3-vermittelten Phagozytoseprozess hat.
Jedoch sind diesbezüglich weitere Untersuchungen notwendig, um diese Theorie eingehender
zu analysieren.
109
3
3.3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Identifikation Phosphotyrosin-abhängiger Interaktionspartner für
den zytoplasmatischen Abschnitt von CEACAM4
3.3.1 Einleitung
Das ausschließlich auf Granulozyten exprimierte Transmembranprotein CEACAM4 wurde
erstmalig im Jahr 1991 beschrieben (Kuroki et al. 1991). Es ist in seinem strukturellen Aufbau
dem ebenfalls auf Granulozyten exprimierten CEACAM3 sehr ähnlich. Wie bereits, in den
Kapiteln der Einleitung (Kapitel 1.3), beschrieben, ist CEACAM4 nicht fähig, OpaCEAexprimierende Bakterien zu binden. Bis heute konnte für dieses Protein noch kein Ligand
identifiziert werden. Im Gegensatz dazu ist CEACAM3 ein Rezeptor für OpaCEAexprimierende Bakterien und ein Paradebeispiel für die Anpassungsfähigkeit des
menschlichen Körpers zur effizienten Eliminierung pathogener Bakterien. Sowohl strukturelle
Untersuchungen als auch Sequenzanalysen und Genlociuntersuchungen lassen darauf
schließen, dass CEACAM3 eine natürliche Chimäre aus CEACAM4 und einem anderen
OpaCEA-bindenden CEACAM (z. B. CEACAM1, CEACAM5 oder CEACAM6) ist (Pils et al.
2008). Die N-terminalen Igv-ähnlichen Domänen von CEACAM3 und CEACAM4 weisen
lediglich eine 49%ige Aminosäuresequenzidentität auf. Betrachtet man allerdings die
Aminosäureabfolge des C-terminal gelegenen zytoplasmatischen Abschnittes, so lässt sich
eine Sequenzidentität von 73 % erkennen (Pils et al. 2008). Genau wie CEACAM3 besitzt
auch CEACAM4 in seinem zytoplasmatischen Abschnitt phosphorylierbare Tyrosinreste.
Allerdings sind die Aminosäureabfolgen, in welche diese Tyrosinreste eingebettet sind, für
CEACAM3 und CEACAM4 nicht zu 100 % identisch. Das Sequenzmotiv von CEACAM4
(TPIYEELLYSDANIYCQI) entspricht der ITAM Konsensussequenz (YxxL/Ix6-8YxxL/I),
während das von CEACAM3 (ASIYEELLKHDTNIYCRM) lediglich ITAM-ähnlich ist (vgl.
Abb. 1.3.2). Die Phosphorylierung der Tyrosine in CEACAM3 wird durch die Bindung von
Opa52-exprimierenden Bakterien induziert und erfolgt, wie bei den ITAM-tragenden
Immunrezeptoren, durch Kinasen der Src-Familie.
Bisher unveröffentlichte Infektionsexperimente aus unserem Labor zeigen, dass auch der
zytoplasmatische Abschnitt von CEACAM4 tyrosinphosphoryliert werden kann. Da bis jetzt
noch kein Ligand für CEACAM4 bekannt ist, wurde für diese Experimente eine Chimäre aus
CEACAM3 und CEACAM4 (CEACAM3/4) verwendet. Diese Chimäre setzt sich aus der Igvähnlichen
Domäne
von
CEACAM3
und
110
der
Transmembrandomäne
und
dem
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
zytoplasmatischen Abschnitt von CEACAM4 zusammen. Durch die Igv-ähnliche Domäne
von CEACAM3 ist die CEACAM3/4 Chimäre in der Lage, Opa52-exprimierende Neisserien
zu binden. Durch Infektionsexperimente mit HEK293T Zellen, die diese Chimäre transient
exprimierten, konnten wir zeigen, dass diese Zellen Opa52-exprimierende Neisserien
phagozytieren
und
das
CEACAM3/4
während
des
Infektionsprozesses
deutlich
tyrosinphosphoryliert wird. Weiterführende Untersuchungen zeigten, dass die Internalisierung
der Neisserien von der Intaktheit der ITAM-Sequenz im zytoplasmatischen Abschnitt
abhängig ist. Wurden die Tyrosine des ITAMs gegen Phenylalanin ausgetauscht, betrug die
Phagozytoserate, im Vergleich zur intakten Chimäre, nur noch ca. 30 %.
Die bereits beschriebene Verwandtschaft zu CEACAM3 und insbesondere die Ähnlichkeit
des zytoplasmatischen Abschnittes, welcher bei CEACAM3 von essentieller Bedeutung für
den Phagozytoseprozess ist, lässt eine gleichartige Funktion von CEACAM4 vermuten. In
diesem Zusammenhang ist es sehr interessant, herauszufinden, welche zellulären SH2Proteine mit den phosphorylierten Tyrosinen des ITAMs von CEACAM4 interagieren
können. Gerade im Hinblick auf die bereits beschriebene Verwandtschaft zu CEACAM3 ist
es sehr interessant, zu untersuchen, ob die für CEACAM3 bekannten SH2 DomänenInteraktionspartner auch mit den phosphorylierten Tyrosinen von CEACAM4 interagieren
können.
In der vorliegenden Arbeit konnten unter Verwendung des in Kapitel 2 etablierten SH2
Domänen Arrays mehrere, bereits für CEACAM3 bekannte Interaktionspartner für
CEACAM4 identifiziert und verifiziert werden. Neben der direkten Bindung an die
phosphorylierten Tyrosine der ITAM-Sequenz von CEACAM4 deuten erste Untersuchungen
darauf hin, dass diese Proteine auch am Phagozytoseprozess beteiligt sind.
3.3.2 Ergebnisse
3.3.2.1
Identifikation von Interaktionspartnern für CEACAM4 mittels
SH2 Domänen Array
Da für tyrosinphosphoryliertes CEACAM4 bisher keine Interaktionspartner bekannt sind,
bietet der in Kapitel 2 etablierte SH2 Domänen Array eine sehr gute Möglichkeit, in einem
zeitlich sehr schnellen und methodisch unkomplizierten Versuchsaufbau mehrere SH2
111
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Domänen
unterschiedlicher
Signalproteine
auf
eine
mögliche
Interaktion
mit
phosphoryliertem CEACAM4 zu untersuchen.
Ein SH2 Domänen Array bestand aus 14 verschiedenen rekombinanten GST-SH2 Domänen,
die jeweils in vierfacher Ausführung auf einem aldehydbeschichteten Objektträger
immobilisiert wurden.
Abb. 3.3.1 CEACAM4 interagiert phosphorylierungsabhängig mit den SH2 Domänen von Nck2, Hck,
Yes, Lck und der N-terminalen SH2 Domäne der regulatorischen Untereinheit p55 der PI3K –
identifiziert mittels SH2 Domänen Array. (A) Verschiedene GST-SH2 Domänen (siehe Tabelle) wurden mit
einer Konzentration von 1,3ng/spot auf einer Aldehydoberfläche immobilisiert. Ein Array umfasste 14
verschiedene GST-SH2 und GST allein in vierfacher Ausführung. Als interner Standard wurden pro Array
0,9ng/spot eines polyklonalen anti-GST Antikörpers, in zweifacher Ausführung, immobilisiert. Die erfolgreiche
Immobilisierung der GST-Proteine wurde mittels monoklonalem anti-GST Primärantikörper, gefolgt von einem
Cy3-markierten Sekundärantikörper, überprüft. (B) Repräsentative Abbildung von zwei mit Ganzzelllysaten
beprobten SH2 Domänen Arrays (vgl. (A)). Ein Array war inkubiert mit CEACAM4-GFP enthaltenden
HEK293T-Ganzzelllysaten (oberer Bildteil). Für die Inkubation des zweiten Arrays wurden Ganzzelllysate von
HEK293T Zellen verwendet, in denen CEACAM4-GFP und v-Src koexprimiert waren. Für die Detektion von
gebundenem CEACAM4-GFP wurde ein polyklonaler anti-GFP Primärantikörper verwendet, gefolgt von einem
Cy3-markierten Sekundärantikörper. Der Cy3-markierte Sekundärantikörper detektierte auch den
immobilisierten polyklonalen anti-GST Antikörper, wodurch der interne Standard visualisiert, quantifiziert und
zur Berechnung der relativen Nettobindungssignale verwendet werden konnte. (C) Grafische Darstellung der
unter (B) detektierten Bindungssignale. Die Grafik zeigt die Mittelwerte ±Standardfehler des Mittelwerts aus
Vierfachbestimmungen von drei unabhängigen Experimenten.
112
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Pro Array wurde zusätzlich eine definierte Menge (0,9ng/spot) eines polyklonalen anti-GST
Antikörpers, in zweifacher Ausführung, immobilisiert. Diese Spots dienten als interner
Standard und ermöglichten es, die Fluoreszenzsignale mehrerer verschiedener Arrays nach
der Beprobung mit Lysaten miteinander zu vergleichen. Die Immobilisierung der GST-SH2
Domänen wurde mittels monoklonalem anti-GST-Primärantikörper, gefolgt von Cy3gekoppeltem Sekundärantikörper nachgewiesen (Abb. 3.3.1A). Zur Beprobung der Arrays
wurden verschiedene Ganzzelllysate verwendet. Hierfür wurde CEACAM4-GFP in An- oder
Abwesenheit von v-Src in HEK293T Zellen exprimiert und diese anschließend lysiert. Ein
Array wurde mit dem phosphorylierten CEACAM4-GFP Lysat beprobt und ein weiterer als
Negativkontrolle
mit
dem
unphosphorylierten
CEACAM4-GFP
Lysat.
Nach
drei
Waschschritten mit PBS-T wurde der an die SH2 Domänen gebundene Rezeptor mittels
polyklonalem anti-GFP Primärantikörper, gefolgt von Cy3-gekoppeltem Sekundärantikörper,
nachgewiesen. Wie erwartet assoziierte unphosphoryliertes CEACAM4 mit keiner der SH2
Domänen (Abb. 3.3.1B). Im Gegensatz dazu war eine phosphorylierungsabhängige
Interaktion von CEACAM4 mit fünf verschiedenen SH2 Domänen zu erkennen. Die relativen
Signale der Interaktion von phosphoryliertem CEACAM4 mit den verschiedenen SH2
Domänen sind in Abbildung 3.3.1C grafisch dargestellt. CEACAM4 assoziierte phosphorylierungsabhäng mit den SH2 Domänen von Nck2, Hck, Yes, Lck und der N-terminalen SH2
Domäne der PI3KR3. Beim Vergleich der einzelnen Signalintensitäten ist erkennbar, dass
CEACAM4 deutlich stärker mit der SH2 Domäne von Yes assoziierte als mit den SH2
Domänen der beiden anderen Src-Kinasen Hck und Lck. Auch für die N-terminale SH2
Domäne der regulatorischen Untereinheit p55 der PI3K (PI3KR3) ist eine deutliche,
phosphorylierungsabhängige Assoziation mit CEACAM4 zu erkennen. Für die C-terminal
gelegene SH2 Domäne der PI3KR3 konnte im Array keine Interaktion mit CEACAM4
nachgewiesen werden. Vergleicht man die gemessenen Signalintensitäten der Assoziation von
phosphoryliertem CEACAM4 mit den SH2 Domänen der Adapterproteine Nck2 und Grb2, ist
für die Interaktion mit der GST-Nck2-SH2 Domäne das stärkste Signal zu erkennen.
Die Ergebnisse dieser SH2 Domänen Arrays lassen eindeutig darauf schließen, dass
CEACAM4 phosphorylierungsabhängig mit den SH2 Domänen verschiedener Signalproteine
interagieren kann.
113
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
3.3.2.2
Verifikation und Konkretisierung der mittels SH2 Domänen
Array identifizierten Interaktionen für CEACAM4
Um
die
im
vorangegangenen
Kapitel
identifizierten
phosphorylierungsabhängigen
Interaktionen von CEACAM4 mit den verschiedenen SH2 Domänen zu bestätigen, wurden
die GST-fusionierten SH2 Domänen auch für pull-down Experimente verwendet. Der
Unterschied zwischen dem SH2 Domänen Array und einem pull-down Experiment besteht
darin, dass bei den Arrays die GST-SH2 Domänen auf sehr engem Raum fest an eine
Oberfläche gebunden sind. Im Gegensatz dazu sind die SH2 Domänen im pull-down Ansatz
frei beweglich, wodurch für ihre Interaktionspartner mehr Platz zur Verfügung steht.
Für die in den pull-down Experimenten verwendeten Ganzzelllysate wurden HEK293T Zellen
mit einem v-Src-kodierenden Plasmid und einem Kontrollplasmid (GFP) oder einem
CEACAM4-GFP-kodierenden Plasmid kotransfiziert und nach 48 Stunden lysiert. Die Lysate
wurden auf den Gehalt gleicher Mengen von GFP und CEACAM4-GFP sowie auf
Tyrosinphosphorylierung von CEACAM4-GFP mittels Western-Blot überprüft (Abb 3.3.2A).
Mit den GST-fusionierten SH2 Domänen von Hck, PI3KR3-N und -C, Grb14, Lck, Slp76,
Nck1, Nck2 und Yes wurden pull-down Experimente mit CEACAM4-enthaltenden Ganzzelllysaten durchgeführt (Abb. 3.3.2B, 3.3.2C und 3.3.2D). Da die verschiedenen Ansätze nicht
alle auf ein SDS-Gel geladen werden konnten, wurde zum besseren Vergleich auf jedem Gel
ein pull-down Ansatz der GST-Hck-SH2 Domäne aufgetragen. Ansätze, in welchen
phosphoryliertes CEACAM4 mit GST inkubiert wurde, dienten als Negativkontrolle, um eine
Interaktion von phosphoryliertem CEACAM4 mit dem GST-Protein auszuschließen. Als
weitere Negativkontrolle diente der Versuchsansatz, bei dem die GST-Hck-SH2 Domäne mit
Ganzzelllysaten, welche GFP und v-Src enthielten, inkubiert wurde. Durch diese Kontrolle
wurde ausgeschlossen, dass GFP phosphorylierungsabhängig mit der SH2 Domäne
interagiert. Der in Abbildung 3.3.2B dargestellte pull-down Ansatz bestätigt die Ergebnisse
des SH2 Domänen Arrays für die SH2 Domänen von Hck und PI3KR3. Sowohl die GSTHck-SH2 Domäne als auch die GST-PI3KR3-N-SH2 Domäne präzipitierten CEACAM4
phosphorylierungsabhängig. Verglichen mit dem Versuchsaufbau des SH2 Domänen Arrays,
zeigte die C-terminale SH2 Domäne der PI3KR3 im pull-down eine leicht erhöhte
Assoziation mit CEACAM4. Dieser Unterschied lässt sich möglicherweise dadurch erklären,
dass die PI3KR3-C-SH2 Domäne nur eine sehr geringe Affinität für phosphoryliertes
CEACAM4 hat und somit die sehr geringe Interaktion zwischen beiden Proteinen in dem
114
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
räumlich sehr eng begrenzten SH2 Domänen Array nicht mehr detektierbar war. Ebenso wie
die SH2 Domänen von Hck und PI3KR3 kann auch die SH2 Domäne der Src-Kinase Lck
CEACAM4 phosphorylierungsabhängig präzipitieren (Abb. 3.3.2C). Vergleicht man die
Signalintensitäten der Ansätze mit GST-Hck-SH2 und GST-Lck-SH2 Domäne, scheint es,
dass CEACAM4 durch die Hck-SH2 Domäne in höherem Maß aus dem Lysat herausgezogen
wird als durch die Lck-SH2 Domäne.
Abb. 3.3.2 Die SH2 Domänen von Hck, Lck, Yes, Nck2 und PI3KR3 assozzieren mit
tyrosinphosphoryliertem CEACAM4. (A) HEK293T Zellen wurden mit einem leeren Kontrollvektor (GFP)
oder GFP-fusioniertem CEACAM4 in An- oder Abwesenheit eines v-Src kodierenden Plasmids kotransfiziert
und nach 2 Tagen lysiert. Die Ganzzelllysate wurden, mittels Western Blot Analyse hinsichtlich
Tyrosinphosphorylierung und gleichmäßiger Expression der CEACAM4 überprüft. (B), (C) und (D) Die
Ganzzelllysate wurden für ein pull-down Experiment mit den angegebenen GST-SH2 Domänen oder GST allein
verwendet. Präzipitiertes CEACAM4 wurden mittels monoklonalem anti-GFP Antikörper (obere Reihe)
nachgewiesen. Die Verwendung von gleichen Mengen an GST-Fusionsproteinen oder GST allein wurde durch
Coomassie-Färbung der Membran (untere Reihe) überprüft.
Betrachtet man allerdings die Mengen an GST-SH2 Domäne (Abb. 3.3.2C CoomassieFärbung), ist zu erkennen, dass die eingesetzte Menge GST-Lck-SH2 Domäne im Vergleich
zur GST-Hck-SH2 Domäne deutlich geringer war. Unter Berücksichtigung dieser Tatsache
kann davon ausgegangen werden, dass die Lck-SH2 Domäne CEACAM4 stärker bzw. in
gleichem Maße wie die Hck-SH2 Domäne präzipitiert. Im Gegensatz dazu sind die SH2
Domänen von Grb14 und Slp76 nicht fähig, CEACAM4 zu präzipitieren (Abb. 3.3.2C). Die
115
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
in Abbildung 3.3.2D gezeigten pull-down Ergebnisse für die GST-SH2 Domänen von Nck1,
Nck2 und Yes zeigen, dass sowohl die Yes-SH2 Domäne als auch die Nck2-SH2 Domäne in
der Lage war, CEACAM4 phosphorylierungsabhängig zu präzipitieren. Die SH2 Domäne von
Nck1 war nur in sehr geringem Maß fähig, CEACAM4 aus dem Lysat herauszuziehen.
Vergleicht man die Mengen an präzipitiertem Protein, ist deutlich erkennbar, dass die SH2
Domäne der Src-Kinase Yes wesentlich weniger CEACAM4 aus dem Lysat präzipitierte als
die SH2 Domäne der Src-Kinase Hck. Diese Beobachtung steht im Gegensatz zu den
Ergebnissen des SH2 Domänen Arrays. Das Signal der Assoziation zwischen der Yes-SH2
Domäne und phosphoryliertem CEACAM4 war bei der Analyse mittels SH2 Domänen Array
sechsmal stärker, verglichen mit dem Signal der Interaktion von phosphoryliertem
CEACAM4 und der Hck-SH2 Domäne.
Zusammenfassend bestätigen die Ergebnisse der pull-down Experimente die bereits im SH2
Domänen Array identifizierten, phosphorylierungsabhängigen Interaktionen der SH2
Domänen von Hck, Yes, Lck, Nck2 und PI3KR3-N mit CEACAM4.
Allerdings kann die SH2 Domänen vermittelte Bindung von Proteinen in Ganzzelllysaten
auch durch indirekte Protein-Protein Interaktionen hervorgerufen werden. In diesem
Zusammenhang war es wichtig zu untersuchen, ob die einzelnen SH2 Domänen direkt an die
tyrosinphosphorylierte ITAM-Sequenz von CEACAM4 binden können und diese Interaktion
somit unabhängig von anderen zellulären Komponenten ist. Um dies zu überprüfen, wurden,
parallel zu den pull-down Experimenten, einige SH2 Domänen in einem semi-synthetischen
Versuchsaufbau untersucht. Für diese direkte Interaktionsanalyse wurden die SH2 Domänen
ausgewählt, welche durch die Ergebnisse des SH2 Domänen Arrays am interessantesten
erschienen – die Src-Kinase Yes, die Lipidkinase PI3K und das Adapterprotein Nck2. Um die
SH2 Domänen dieser Proteine auf eine direkte Interaktion mit den phosphorylierbaren
Tyrosinresten der ITAM-Sequenz von CEACAM4 zu untersuchen, wurden 15 Aminosäuren
lange Peptide als individuelle Punkte auf einer Zellulosemembran synthetisiert (Frank 1992).
Jedes Peptid enthielt jeweils einen der beiden Tyrosinreste der ITAM-Sequenz von
CEACAM4 und wurde sowohl in unphosphorylierter (Y) als auch in phosphorylierter (pY)
Form synthetisiert (Abb. 3.3.3). Als erster Schritt wurden alle freien Proteinbindestellen der
Zellulosemembran zunächst mit einer Casein-haltigen Lösung abgesättigt. Anschließend
wurde je eine Membran mit den rekombinanten GST-fusionierten SH2 Domänen von Yes,
Nck2, der N- oder C-terminalen SH2 Domäne der PI3KR3 inkubiert. Als Negativkontrolle
wurde eine Membran mit GST inkubiert, um Interaktionen von GST mit den Peptiden
116
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
auszuschließen. Die an die Peptide gebundenen GST-SH2 Fusionsproteine wurden mit einem
anti-GST
Primärantikörper
und
einem
Peroxidase-gekoppelten
Sekundärantikörper
nachgewiesen.
Abb. 3.3.3 Die SH2 Domänen der p55
Untereinheit
der
Phosphatidylinositol-3’Kinase (PI3KR3), Nck2 und Yes binden direkt
an beide phosphorylierten Tyrosinreste der
ITAM-Sequenz von CEACAM4. Membranen,
auf
denen
phosphorylierte
(pY)
und
unphosphorylierte (Y) synthetische Peptide der
ITAM- Sequenz von CEACAM4 immobilisiert
waren, wurden mit der GST-fusionieren SH2 Domäne von Nck2, Yes, der N- oder C-terminalen SH2 Domäne
der PI3KR3 oder GST allein inkubiert. Die gebundenen GST-Fusionsproteine wurden mittels monoklonalem
anti-GST Antikörper detektiert.
Für das Kontrollprotein (GST) konnte keine Bindung an eines der Peptide detektiert werden
(Abb. 3.3.3). Ebenso konnte auch keine Interaktion der getesteten SH2 Domänen mit den
unphosphorylierten Tyrosinresten nachgewiesen werden. Im Gegensatz dazu banden alle
getesten SH2 Domänen phosphorylierungsabhängig sowohl an den Tyrosinrest Tyr222
(pTyr222) als auch an Tyr233 (pTyr233) der ITAM-Sequenz von CEACAM4. Jedoch zeigten alle
SH2 Domänen eine stärkere Bindung an pTyr222 als an pTyr233. Ebenso interagierten auch
beide SH2 Domänen der PI3KR3 direkt mit beiden phosphorylierten Tyrosinresten.
Allerdings interagierten die N-terminale SH2 Domäne der PI3KR3 wesentlich stärker mit
dem pTyr222 als die C-terminale SH2 Domäne. Dieses Ergebnis bestätigte das pull-down
Experiment, welches ebenfalls eine stärkere Assoziation von CEACAM4 mit der PI3KR3-NSH2 Domäne zeigte. Auch für die SH2 Domänen von Nck2 und Yes konnte eine direkte
Bindung an die beiden phosphorylierten Tyrosinereste (pTyr222 und pTyr233) nachgewiesen
werden. Auch in diesem Fall interagierte die Nck2-SH2 Domäne wesentlich schwächer mit
dem pTyr233 als mit dem pTyr222. Lediglich die SH2 Domäne der Src Kinase Yes interagierte
mit gleicher Affinität mit beiden phosphorylierten Tyrosinresten.
Insgesamt demonstrieren diese Ergebnisse, dass die SH2 Domänen von Yes, Nck2 und der
PI3KR3
direkt
mit
den
phosphorylierten
Tyrosinresten
der
ITAM-Sequenz
im
zytoplasmatischen Abschnitt von CEACAM4 interagieren können. Dabei sind die Affinitäten
der SH2 Domäne von Nck2 sowie der N- und C-terminalen SH2 Domäne der PI3KR3 für
Tyr222 höher als für Tyr233. Im Gegensatz dazu bindet die SH2 Domäne von Yes mit
annähernd gleicher Affinität sowohl an Tyr222 als auch an Tyr233.
117
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
3.3.2.3
Die Yes-, Nck2- oder PI3KR3-N-SH2 Domäne kolokalisiert mit
Bakterien-assoziierter CEACAM3/4-Chimäre
Die bisherigen in vitro Experimente zeigten, dass die SH2 Domänen von Yes, Nck2 und die
N-terminale SH2 Domäne der PI3KR3 direkt mit dem phosphorylierten zytoplasmatischen
Abschitt von CEACAM4 interagieren können. Wie bereits in Kapitel 3.3.1 beschrieben,
zeigten Infektionsexperimente mit einer CEACAM3/4-Chimäre eine Phosphotyrosinabhängige Phagozytose von Opa52-exprimierenden Gonokokken. In diesem Zusammenhang
war es von Interesse, die Beteiligung dieser SH2 Domänen am CEACAM3/4-vermittelten
Phagozytoseprozess zu untersuchen.
In einem ersten Schritt sollte die Frage geklärt werden, ob die SH2 Domänen von Yes, Nck2
und PI3KR3-N in intakten Zellen während der Infektion mit Opa52-exprimierenden Bakterien
in die Nähe der CEACAM3/4-Chimäre rekrutiert werden. Hierfür wurde die GFP-fusionierte
CEACAM3/4-Chimäre (CEACAM3/4-GFP) zusammen mit der jeweils zu untersuchenden
SH2 Domäne in HEK293T Zellen koexprimiert. Die SH2 Domänen wurden als mKateFusionsproteine (mKate-SH2) exprimiert. Als Negativkontrolle diente ein Ansatz, in welchem
CEACAM3/4-GFP zusammen mit dem leeren mKate-Vektor exprimiert wurde. Durch diese
Kontrolle sollte eine unspezifische Interaktion von mKate mit CEACAM3/4-GFP ausgeschlossen werden. Ein weiterer Ansatz umfasste die Koexpression von CEACAM3/4-GFP
und der mKate-fusionierten SH2 Domäne des Adapterproteins Slp76. Die Slp76-SH2
Domäne hatte zuvor weder im SH2 Domänen Array noch im pull-down Experiment eine
Assoziation mit CEACAM4 gezeigt und wurde, wie in den entsprechenden Untersuchungen
von CEACAM3, als Negativkontrolle herangezogen. Die Zellen wurden für 45 min mit
Opa52-exprimierenden Gonokokken infiziert, fixiert und mittels Konfokalmikroskopie
analysiert. Dabei war eine deutlich Rekrutierung von CEACAM3/4-GFP an die Abschnitte
der Zellmembran zu erkennen, an welchen die CEACAM-bindenden Gonokokken mit der
Zelle interagierten (Abb. 3.3.4). Die gleichmäßige Verteilung von mKate innerhalb der Zelle
wurde durch die Bindung der Bakterien und die damit verbundene Rezeptorrekrutierung nicht
beeinflusst (Abb.3.3.4 oberste Reihe). Im Gegensatz dazu akkumulierten die mKatefusionierten SH2 Domänen von Yes, Nck2 und die N-terminale SH2 Domäne der PI3KR3
verstärkt in den Bereichen der Zelle, in denen Bakterien und CEACAM3/4 interagierten
(Abb. 3.3.4; Pfeile).
118
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Abb. 3.3.4 Die isolierten SH2 Domänen von Yes, Nck2 sowie die N-terminale SH2 Domäne der
regulatorischen Untereinheit p55 der Phosphatidylinositol-3’-Kinase (PI3KR3-N) werden in die Nähe des
mit Gonokokken assoziierenden CEACAM3/4 rekrutiert. HEK293T Zellen wurden mit einem Plasmid,
kodierend für die GFP-fusionierte Chimäre aus CEACAM3 und CEACAM4 (CEACAM3/4) und den
angegebenen mKate-SH2 Domänen oder mKate allein kotransfiziert. Die Zellen wurden für 30 min mit Pacific
Blue-markierten Opa52-exprimierenden N. gonorrhoeae (Ngo Opa52) infiziert (MOI = 50), fixiert und durch
Konfokalmikroskopie analysiert. Die Interaktion von CEACAM3/4 mit Ngo Opa52 induziert die Rekrutierung
der SH2 Domänen von Yes, Nck2 und PI3KR3-N (Pfeile) in diese Bereiche, bewirkt aber keine Rekrutierung
von mKate oder der mKate-Slp76-SH2 Domäne (Pfeilköpfe). Die Maßbalken repräsentieren 20 µm.
Im Gegensatz dazu zeigte die SH2 Domäne von Slp76 keine Kolokalisation mit der
Bakterien-gebundenen CEACAM3/4-Chimäre (Abb.3.3.4 oberste Reihe; Pfeilköpfe). Diese
Ergebnisse zeigen, dass die Proteine Yes, Nck2 und PI3K, über ihre SH2 Domänen, an den
119
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
zytoplasmatischen Abschnitt der CEACAM3/4-Chimäre rekrutiert werden können. Diese
Rekrutierung ist dabei abhängig von der Bindung Opa52-exprimierender Gonokokken an den
Rezeptor.
3.3.2.4
Die Überexpression der Yes-, Nck2- oder PI3KR3-N-SH2 Domäne
behindert die CEACAM3/4-vermittelte Phagozytose
Wenn die durch die SH2 Domänen vermittelte Rekrutierung der Signalproteine Yes, Nck2
und PI3K eine funktionelle Relevanz bei der Phagozytose von Bakterien hat, müsste ein
Überschuss der isolierten SH2 Domänen einen inhibitorischen Effekt auf die Aufnahme der
Bakterien haben. Diese Theorie basiert auf der Idee, dass der Überschuss an isolierter SH2
Domäne das entsprechende endogene Protein aus dem Signalkomplex verdrängt und somit
die CEACAM3/4-vermittelte Signalweiterleitung unterbrochen wird. Um diese Theorie
genauer zu untersuchen, wurden weitere Infektionsexperimente durchgeführt. Hierfür wurde
die CEACAM3/4-Chimäre jeweils mit der SH2 Domänen von Yes, Nck2, PI3KR3-N oder
Slp76 in HEK293T Zellen koexprimiert und der Einfluss der jeweiligen SH2 Domäne mittels
Gentamicin-Protektions Assays untersucht. Die Western-Blot Analysen in Abbildung 3.3.5C
zeigen, dass in den verschiedenen Ansätzen sowohl der chimäre Rezeptor CEACAM3/4 als
auch die einzelnen SH2 Domänen in gleichen Mengen exprimiert wurden. Die
Überexpression der SH2 Domänen von Nck2, Yes und der N-terminalen SH2 Domäne der
PI3KR3 hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Bindung der Bakterien an die
CEACAM3/4-exprimierenden Zellen (Abb. 3.3.5B). Im Gegensatz dazu führte die
Überexpression der SH2 Domänen zu einer reduzierten Aufnahme der Gonokokken
(Abb. 3.3.5A). Im Einzelnen betrachtet bewirkte die Überexpression der SH2 Domänen von
Yes und Nck2 eine Reduktion der Phagozytoserate von circa 20 %. Eine wesentlich
dramatischere Inhibierung der Aufnahme von Bakterien wurde durch Überexpression der
PI3KR3-N-SH2 Domäne erzielt, hier betrug der Rückgang der Aufnahme rund 45 %. Auch
die Überexpression der SH2 Domäne von Slp76 resultierte in einer reduzierten Aufnahme von
Gonokokken, verglichen mit den Zellen, welche lediglich die CEACAM3/4-Chimäre
exprimierten. Diese Beobachtung ist in sofern interessant, da für die SH2 Domäne von Slp76
weder eine phosphorylierungsabhängige Assoziation mit CEACAM4 (vgl. Abb. 3.3.1 und
3.3.2C) noch eine Kolokalisation mit der CEACAM3/4-Chimäre während der Infektion mit
Opa52-exprimierenden Gonokokken (vgl. Abb. 3.3.4) nachgewiesen werden konnte.
120
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Abb. 3.3.5 Die Überexpression der isolierten Yes-, Nck2-, Slp76 oder PI3KR3-N-SH2 Domäne beeinflusst
die CEACAM3/4-vermittelte Phagozytose von Bakterien. (A) HEK293T Zellen wurden mit einem Leervektor
(pCDNA) oder Plasmiden, die für GFP oder die GFP-fusionierte CEACAM3/4-Chimäre kodieren, transfiziert.
Zusätzlich wurden diese Zellen, wie angegeben, noch mit Plasmiden, kodierend für mKate allein oder mKatefusionierte SH2 Domänen von Yes, Nck, PI3KR3-N oder Slp76 kotransfiziert. Die transfizierten Zellen wurden
für 60min mit Opa52-exprimierenden N. gonorrhoeae (Ngo Opa52) infiziert (MOI = 20). Mittels GentamicinProtektions Assays wurde die Anzahl der internalisierten Bakterien bestimmt. Die Grafik zeigt die Mittelwerte
±Standardfehler des Mittelwerts aus Dreifachbestimmungen von drei unabhängigen Experimenten. (B) Die
Anzahl der zellassoziierten Bakterien des unter (A) beschriebenen Experiments wurde durch einen Adhärenz
Assay ermittelt. Die Grafik zeigt die Mittelwerte ±Standardfehler des Mittelwerts aus Dreifachbestimmungen
von drei unabhängigen Experimenten. (C) Die unter (A) und (B) verwendeten Zellen wurden mittels Western
Blot Analyse hinsichtlich der Expression von CEACAM3/4-Chimäre-GFP und mKate-SH2 Domänen überprüft.
Hierzu wurden ein polyklonaler anti-GFP bzw. ein monoklonaler anti-mKate Primärantikörper verwendet. Die
Signifikanzen für (A) und (B) wurden mittels zweisitigem, ungepaarten Student-t-Test ermittelt; ** p < 0,01 und
*** p < 0,005.
Neben der reduzierten Aufnahme resultierte die Überexpression der isolierten Slp76-SH2
Domäne auch in einer verringerten Anzahl zellassoziierter Bakterien (Abb. 3.3.5B). Die
Gentamicin-Protektions Assays lassen den Schluss zu, dass die Proteine Yes, Nck2 und PI3K
über ihre SH2 Domänen am CEACAM3/4-vermittelten Phagozytoseprozess von Neisseria
gonorrhoeae beteiligt sind. Die reduzierte Aufnahme von Gonokokken, bedingt durch die
Überexpression der Slp76-SH2 Domäne, könnte möglicherweise auf eine indirekte
CEACAM3/4-Assoziation dieses Proteins im Signalkomplex zurückzuführen sein.
3.3.3 Diskussion
Das ausschließlich auf Granulozyten exprimierte Mitglied der CEACAM-Familie,
CEACAM4, wurde seit seiner erstmaligen Beschreibung im Jahr 1991 (Kuroki et al. 1991)
bis zum heutigen Zeitpunkt nur sehr ungenügend hinsichtlich seiner Funktion untersucht. Dies
mag vor allem darin begründet liegen, dass gegenwärtig noch kein Ligand für die
extrazelluläre Igv-ähnliche Domäne identifiziert wurde.
Bisher wurde CEACAM4 lediglich für Vergleichsstudien mit den anderen Mitgliedern der
CEACAM-Familie herangezogen. Einige dieser Untersuchungen deuten darauf hin, dass der
121
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
sehr effiziente phagozytische Rezeptor CEACAM3 von CEACAM4 abstammt. Grundlage
dieser Annahme ist, dass beide Proteine sowohl auf DNA Ebene eine ähnliche Exon/Intron
Struktur aufweisen, als auch die Abfolge der Aminosäuren in ihrem zytoplasmatischen
Abschnitt zu 73 % identisch ist (Pils et al. 2008). Sowohl CEACAM3 als auch CEACMA4
besitzen in ihrem zytoplasmatischen Abschnitt phosphorylierbare Tyrosinreste, die in ITAM
Konsensussequenzen eingebettet sind. Für CEACAM3 wurde bereits eingehend untersucht,
dass die Phosphorylierung dieser Tyrosinreste essentiell für die CEACAM3-vermittelte
Phagozytose von Bakterien ist. In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass ein
Teil
der
bereits
für
CEACAM3
identifizierten
phosphoylierungsabhängigen
Interaktionspartner auch mit den phosphorylierten Tyrosinen von CEACAM4 interagieren
kann. Unter Einsatz des SH2 Domänen Arrays wurden SH2 Domänen-tragende Proteine, die
auch bei der CEACAM3-vermittelten Phagozytose eine Rolle spielen, auf Interaktion mit
phosphoryliertem CEACAM4 untersucht. Durch diese Methode konnten die Src-Kinasen
Hck, Yes und Lck sowie das Adapterprotein Nck2 und die Lipidkinase PI3K als mögliche
Interaktionspartner für CEACAM4 identifiziert werden. Diese Phosphotyrosin-abhängigen
Interaktionen konnten auch mittels GST-SH2 Domänen pull-down Experimenten verifiziert
werden.
Die nähere Untersuchung dieser pull-down Ergebnisse zeigte, dass alle untersuchten SH2
Domänen direkt an beide phosphorylierten Tyrosinreste (Tyr222 und Tyr233) der ITAMSequenz von CEACAM4 binden können. Im Gegensatz dazu konnten für die ITAM-ähnliche
Sequenz von CEACAM3 bisher nur direkte Bindungen an einen Tyrosinrest, nämlich das
phosphorylierte Tyr230, nachgewiesen werden (vgl. Abb. 3.1.3 und Abb. 3.2.4 sowie
(Schmitter et al. 2007a)). Auch im Fall der Src-Kinase Yes zeigen bisher unveröffentlichte
Beobachtungen unserer Arbeitsgruppe eine direkt Bindung an das phosphorylierte Tyr230,
nicht aber an Tyr241 von CEACAM3.
Während die Aminosäuresequenz Y233CQI von CEACAM4 der Konsensussequenz entspricht,
wie sie in klassischen ITAMs (YxxL/I) vorkommt, ist das Motiv Y241CRM von CEACAM3
nicht dieser klassischen Aminosäureanordnung zuzuordnen. Dies deutet darauf hin, dass
bereits minimale Veränderungen in der ITAM-Konsensussequenz, wie der Austausch einer
Aminosäure, zu erheblichen Abweichungen im Bindungsverhalten von SH2 Domänen führen
können. In diesem Zusammenhang wäre es sehr interessant, zu untersuchen, ob der Austausch
des Ile236 in der ITAM-Sequenz von CEACAM4 gegen Methionin die Interaktion der SH2
Domänen negativ beeinflusst. Neben den Untersuchungen zur direkten Bindung der SH2
122
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Domänen von Nck, Yes und PI3K an phosphoryliertes CEACAM4 wurde auch ihre
Beteiligung an CEACAM4-vermittelten Signalprozessen analysiert. Infektionsexperimente
mit Opa52-exprimierenden Ngo zeigten, dass die SH2 Domänen von Nck2, Yes und die Nterminale SH2 Domäne der PI3KR3 spezifisch in die Nähe der mit Bakterien-assoziierten
CEACAM3/4-Chimäre rekrutiert werden. Dies deutet darauf hin, dass diese Proteine über ihre
SH2 Domänen an der CEACAM4-vermittelten Aufnahme von Bakterien beteiligt sein
könnten.
Erste
Hinweise,
die
diese
Theorie
stützen,
konnten
durch
weitere
Infektionsexperimente erbracht werden. HEK293T Zellen, welche die CEACAM3/4-Chimäre
zusammen mit der SH2 Domäne von Yes, Nck2 oder der N-terminalen SH2 Domäne von
PI3KR3 exprimierten, zeigten nach Infektion mit Opa52-exprimierenden Bakterien eine
deutlich reduzierte Anzahl intrazellulärer Bakterien. Die adäquate Überprüfung der
Hypothese, dass diese Proteine am Phagozytoseprozess beteiligt sind, könnte durch zwei
verschiedene Versuchsansätze erbracht werden. Eine Möglichkeit wäre die gezielte
Inhibierung der Aktivität von endogener Yes-Kinase und PI3K. Eine zweite Möglichkeit
besteht in der stabilen oder transienten Expressionsreduktion von endogener Yes, PI3K bzw.
Nck2 durch shRNA oder siRNA.
Die bisherigen Beobachtungen zur Rekrutierung der isolierten SH2 Domänen an den Rezeptor
und ihr Einfluss auf die Phagozytose stehen im Einklang mit den bisherigen Erkenntnissen für
den CEACAM3-vermittelten Phagozytoseprozess. Auch für CEACAM3 konnte die
spezifische Bakterien-abhängige Rekrutierung der SH2 Domänen von Src-Kinasen (Schmitter
et al. 2007b; Buntru et al. 2009), der PI3K (vgl. Abb. 3.1.4, (Buntru et al. 2011)) und des
Adapterproteins Nck (Pils et al., Manuskript in Revision) gezeigt werden. Ebenso zeigten
auch CEACAM3-exprimierende Zellen eine reduzierte Anzahl intrazellulärer Bakterien, wenn
die isolierten SH2 Domänen von Src-Kinasen oder Nck überexprimiert wurden. Neben diesen
Gemeinsamkeiten zwischen CEACAM3- und CEACAM4-vermittelten Signalprozessen
konnten allerdings auch Unterschiede festgestellt werden. Einer dieser Unterschiede ist, dass
die Überexpression der isolierten SH2 Domäne von Slp76 sowohl die Adhäsion der Bakterien
an die Zelle, als auch die CEACAM3/4-vermittelte Phagozytose negativ beeinflusste,
während dies bei CEACAM3 nicht der Fall ist (Pils et al., Manuskript in Revision).
Allerdings zeigte die Slp76-SH2 Domäne weder im SH2 Domänen Array noch im pull-down
Experiment eine phosphorylierungsabhängige Assoziation mit CEACAM4. Auch konnte für
diese SH2 Domäne keine Bakterien-abhängige Rekrutierung zur CEACAM3/4-Chimäre
beobachtet
werden.
Aufgrund
dieser
unterschiedlichen
123
Ergebnisse
sind
weitere
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
Untersuchungen nötig, um die mögliche Beteiligung von Slp76 am Phagozytoseprozess
eingehender zu analysieren. Ein weiterer sehr interessanter Unterschied zwischen CEACAM3
und CEACAM4 betrifft die Beteiligung des Adapterproteins Nck an diesen Signalprozessen.
Für CEACAM3-vermittelte Phagozytoseprozesse wurde festgestellt, dass Nck über seine SH2
Domäne am CEACAM3-vermittelten Phagozytoseprozess beteiligt ist (Pils et al., Manuskript
in Revision). Allerdings deuten bisher unveröffentlichte Beobachtungen darauf hin, dass
dieser SH2 Domänen-vermittelte Einfluss von Nck nicht auf einer direkten Bindung der NckSH2 Domäne an das phosphorylierte CEACAM3 beruht. Dies steht im Gegensatz zu den
Interaktionsstudien der Nck2-SH2 Domäne, welche in einem zellfreien System eine direkte
Interaktion mit beiden phosphorylierten Tyrosinen der ITAM-Sequenz von CEACAM4
zeigte. Ob diese Interaktion auch in lebenden Zellen stattfindet, könnte beispielsweise durch
FRET-basierte Interaktionsstudien untersucht werden. Interessanterweise konnten sowohl für
Grb14 als auch den Guaninnukleotid-Austauschfaktor Vav keine SH2 Domänen vermittelte
Assoziation mit phosphoryliertem CEACAM4 festgestellt werden. Dies ist insofern
interessant, als das diese Proteine direkt über ihre SH2 Domäne an CEACAM3 binden und
bei der CEACAM3-vermittelten Phagozytose eine Rolle spielen.
Ein Vergleich der ITAM-Konsensussequenzen beider Rezeptoren zeigt, dass die ITAMSequenz von CEACAM4 einem klassischen ITAM, wie es beispielsweise in T-Zellrezeptoren
(TZR) und Fcγ-Rezeptoren (FcγR) vorkommt, sehr viel ähnlicher ist, als dies für die ITAMähnliche Sequenz von CEACAM3 der Fall ist. Während die Phagozytose über den FcγR von
der Aktivierung der PTK Syk abhängt, welche über ihre SH2 Domänen direkt an das
phosphorylierte ITAM bindet, ist der CEACAM3-vermittelte Phagozytoseprozess Sykunabhängig (Hauck et al. 1998; Sarantis and Gray-Owen 2007). Bis heute konnte auch noch
keine direkte Interaktion zwischen den phosphorylierten Tyrosinen von CEACAM3 und den
Syk-SH2 Domänen nachgewiesen werden. Auch im Fall von CEACAM4 wurde im Array
keine phosphorylierungsabhängige Interaktion mit den SH2 Domänen von Syk gefunden.
Allerdings sollte dies zum Beispiel durch pull-down Experimente mit Tyrosin-mutierten
CEACAM4-Varianten und Peptid-Bindeexperimente, zum Nachweis einer direkten
Interaktion, eingehender untersucht werden. Funktionelle Unersuchungen unter Einsatz
pharmakologischer Syk Inhibitoren oder Überexpression dieser Kinase sollten weitere
Gemeinsamkeiten oder Unterscheide zum CEACAM3 Signalweg aufzeigen können.
Zusammenfassend zeigen die in dieser Arbeit vorgestellten Ergebnisse Gemeinsamkeiten,
aber auch Unterschiede im Bindungsverhalten von SH2 Domänen-tragenden Proteinen an
124
3
Beteiligung von Proteinen mit SH2 Domänen an CEACAM-vermittelten Signalwegen
CEACAM3 und CEACAM4. Die Unterschiede in den Signalnetzwerken, die auf die
Abweichungen in den tyrosinbasierten Signalmotiven dieser Rezeptoren beruhen, sollten
ebenfalls detailierter untersucht werden. Hierdurch könnten sich interssante Einblicke in die
evolutionäre Veränderung von Signalwegen ergeben, die zunächst zum selben Ergebnis, in
diesem Fall der Phagozytose von gebundenen Partikeln, führen.
125
Schlußbetrachtung
4
Schlussbetrachtung
Die Phosphorylierung von Proteinen spielt eine essentielle Rolle in fast allen intrazellulären
Signaltransduktionsprozessen. Neben der Regulierung von physiologischen Mechanismen
durch die Phosphorylierung von Serin- und Threoninresten spielt die Phosphorylierung von
Tyrosinresten eine essentielle Rolle bei der Signaltransduktion in mehrzelligen Tieren.
Die reversible Phosphorylierung von Tyrosinresten ist eine weit verbreitete und evolutionär
erfolgreiche posttranslationale Modifikation von Proteinen zum Zwecke der intrazellulären
Signaltransduktion. Nach Entstehung der ersten Phosphotyrosin-erkennenden Domänen
expandierten sowohl die Proteine, die solche Domänen zur Erkennung enthielten, wie auch
die Kinasen, die hochspezifisch die Phosphorylierung eines in einen bestimmten
Sequenzkontext eingebetteten Tyrosinrestes bewerkstelligten. Das meistverbreitete Modul zur
Erkennung von Phosphotyrosinen sind SH2 Domänen. Da viele Singalnetzwerke in tierischen
Zellen auf Phosphotyrosin-abhängigen Protein-Protein Interaktionen basieren, spielen
Proteine, die diese Phosphotyrosin-spezifischen Erkennungsmodule besitzen, eine wichtige
Rolle bei der intrazellulären Signaltransduktion. Um die Vielzahl an zellulären Signalwegen
und ihre Vernetzung untereinander verstehen zu können, ist die Identifizierung
Phosphotyrosin-abhängiger Protein-Protein Interaktionen unerlässlich. Gegenwärtig erfolgt
die Charakterisierung von SH2-vermittelten Protein-Protein Interaktionen vor allem durch
konventionelle Techniken wie Koimmunpräzipitationen oder pull-down Experimente mit
nachgeschalteter Western Blot Anlayse. Jedoch sind diese Methoden zum Zwecke der breit
gefächerten Analyse von Bindungspartnern mit einem hohen Zeit- und Materialaufwand
verbunden. Eine effiziente Methode um in kurzer Zeit eine große Anzahl von SH2 Domänen
zu untersuchen, besteht in der Kombination dieser konventionellen Methoden mit der
„Biochip“ Technologie.
Mit der Etablierung des SH2 Domänen Arrays wurde ein Werkzeug geschaffen, welches die
parallele Analyse vieler SH2 Domänen auf ihre Interaktionskapazität mit einem definierten
Phosphotyrosinprotein ermöglicht. Die Etablierung mittels Neu-Evaluierung zum Teil
bekannter Interaktionen bot die Möglichkeit, den Array als zuverlässige Methode sowie die
bekannten Interaktionen zu verifizieren.
126
Schlußbetrachtung
4.1
Etablierung des SH2 Domänen Arrays
Um einen funktionellen SH2 Domänen Array zu etablieren, bedurfte es diverser Analysen.
Zum einen mussten sowohl die optimale Expressionsmethode als auch das bestmögliche
Aufreinigungsverfahren für die SH2 Domänen ermittelt werden. Zum anderen musste parallel
die geeignetste Methode zur Immobilisierung der isolierten SH2 Domänen gefunden werden.
Diese Fragestellungen stehen insofern zueinander in Bezug, als die Aufreinigungsmethode
Einfluss auf die Möglichkeiten zur Immobilisierung haben kann. Die SH2 Domänen wurden
rekombinant als Fusionsproteine mit 6fachem Histidin-Tag (His-Tag) oder als GSTFusionsprotein in E. coli exprimiert. Der His-Tag böte die Möglichkeit der gerichteten
Immobilisierung der SH2 Domänen auf einem Nickel-beschichteten Objektträger. Allerdings
sind die SH2 Domänen mit diesem Peptid-Tag unlöslich und müssen denaturierend
aufgereinigt und in vitro renaturiert werden, was die Funktionalität von Domäne zu Domäne
unterschiedlich beeinflussen kann. Darüber hinaus ist die Bindung über Koordination der
freien Elektronenpaare des His-Tags an die kationische Oberfläche des Objektträgers nicht
robust genug, um die Beprobung zu überstehen. Auch die anderen getesteten
Immobilisierungsverfahren ohne kovalente Kopplung der Proteine zeigten dieses Problem. Im
Laufe der Vorversuche stellten sich Aldehydoberflächen als die am besten geeignetste
Affinitätsmatrix zur Immobilisierung der Proteine heraus. Durch die Ausbildung von stabilen,
kovalenten Bindungen (Schiff’sche Basen) zwischen primären Aminen des Proteins und den
Aldehydgruppen der Oberfläche wurden die Domänen dauerhaft auf dem Objektträger
immobilisiert. Allerdings sind die so fixierten Proteine nach dem Zufallsprinzip in räumlich
ungerichteter Orientierung auf der Oberfläche angeordnet.
Aus Gründen der bessseren Löslichkeit wurden die SH2 Domänen als GST-Fusionsproteine
exprimiert und über eine GSH-Sepharosesäule aufgereinigt. Die ungerichtete Immobilisierung
der Proteine auf der Aldehydoberfläche sollte von diesem Fusionsprotein ebenfalls
profitieren, da die GST-Fusion mit ca. 26 kDa im Vergleich zu den ca. 10 kDa großen SH2
Domänen relativ groß ausfällt. Somit ist die Wahrscheinlichkeit einer Immobilisierung der
Proteine über das GST größer als die Reaktion des Aldehyds mit einer in der SH2 Domäne
befindlichen primären Aminogruppe. Da nicht alle Aldehydgruppen der Oberfläche durch
eine Reaktion mit dem zu immobilisierenden Protein abgesättigt wurden, mussten zur
Vermeidung von unspezifischen Bindungssignalen die noch freien Aldehydgruppen der
Oberfläche blockiert und inaktiviert werden. Die Blockierung mit BSA erwies sich, auch nach
127
Schlußbetrachtung
Zusatz von Ethanolamin, als nicht optimal. Eine Reduktion der Aldehydgruppen mit dem
starken Reduktionsmittel Natriumborhydrid (NaBH4) führte zu einem besseren Signal-zuHintergrund Verhältnis.
Zur Beprobung des Arrays wurde anfänglich fluoreszenzmarkiertes und in vitro
phosphoryliertes rekombinantes Protein verwendet, was leider zu einem hohem
Hintergrundsignal
führte.
Dieser
starke Hintergrund
ist
wahrscheinlich
auf
eine
unvollständige Entfernung des überschüssigen Fluoreszenzfarbstoffes vor der Beprobung oder
Abspaltung des Farbstoffes während der Beprobung zurückzuführen und konnte auch durch
stringentes Waschen nicht reduziert werden. Die Beprobung mit Ganzzelllysaten und die
nachgeschaltete Detektion des Zielproteins mit Antikörpern zeigte robuste Signale mit wenig
Hintergrund. Die Verwendung von verschiedenen, spezifischen Antikörpern gegen EpitopTags oder Proteine verlief ebenfalls erfolgreich und zeigte die breite Anwendbarkeit der
Methode auf verschiedenste Fragestellungen. Kleinere Optimierungen und Korrekturen
bleiben noch offen, da sich teilweise nicht alle Interaktionen in gleichem Maße mit
herkömmlichen Methoden rekapitulieren ließen. Dies könnte an den unterschiedlichen
Bindungsbedingungen liegen. Während in einer Lösung sämtliche Orientierungen der
Bindungspartner realisierbar sind, ist dies auf dem Array mit seinen kovalent gebundenen
Proteinen nur in einem engen Rahmen möglich. Eine Maßnahme, diesen möglichen Nachteil
abzumildern, wäre der Einsatz eines Verbindungstückes, das zunächst an die Aldehydgruppen
gebunden und anschließend selbst zum Aldehyd oxidiert werden müsste. Hierfür würde sich
die Stoffklasse der Omega-Aminoalkanole anbieten.
4.2
Untersuchungen zu SH2 Domänen-abhängigen Protein-Protein
Interaktionen bei granulozytischen CEACAMs
Mittels des neu etablierten SH2 Domänen Arrays konnten mehrere tyrosinphosphorylierte
Proteine auf mögliche Interaktionen mit SH2 Domänen-tragenden Signalproteinen untersucht
werden. Von besonderem Interesse waren hier zwei Mitglieder der CEACAM-Familie, die
ausschließlich auf Granulozyten exprimiert werden und ITAM-ähnliche Signalmotive in ihren
zytoplasmatischen Abschnitten tragen. Die zu untersuchenden Rezeptoren waren CEACAM3
und sein evolutionärer Vorläufer, CEACAM4.
CEACAM3 ist ein phagozytischer Rezeptor, der für die Eliminierung von CEACAMbindenden Pathogenen verantwortlich ist. Bisher wurden bereits diverse Bindungen von SH2
128
Schlußbetrachtung
Domänen-tragenden Proteinen an die funktionsrelevante ITAM-ähnliche Sequenz von
CEACAM3 beschieben. Sowohl der Guaninnukleotid-Austauschfaktor Vav (Schmitter et al.
2007a) wie auch die Kinasen der Src-Familie (unveröffentlichte Beobachtung) binden über
ihre SH2 Domäne direkt an den phosphorylierten zytoplasmatischen Abschnitt dieses
Rezeptors. Mit dem SH2 Domänen Array konnten diese bekannten Interaktionen verifiziert
werden. Zusätzlich zu den bekannten SH2 Domänen wurden noch andere SH2 Domänen
hinsichtlich ihrer Assoziation mit CEACAM3 untersucht. Auf diesem Weg wurden zwei
neue, potentielle Bindungspartner für CEACAM3 identifiziert.
Der Rezeptor zeigte eine deutliche phosphorylierungsabhängige Assoziation mit der Nterminalen SH2 Domäne der regulatorischen Untereinheit p55 der PI3K sowie mit der SH2
Domäne des Signalproteins Grb14. Beide Interaktionen konnten durch herkömmliche pull
down Experimente bestätigt und in einem semi-synthetischen Versuchsaufbau auf das
phosphorylierte Tyr230 der ITAM-ähnlichen Sequenz eingegrenzt werden. So finden sich für
CEACAM3 bisher nur SH2 Domänen-Interaktionspartner für das Tyr230, wohingegen bisher
keine Bindungspartner für das Tyr241 identifiziert werden konnten. Allerdings wurden
gegenwärtig nur gut 20 SH2 Domänen auf eine phosphorylierungsabhängige Assoziation mit
CEACAM3 untersucht. Die Darstellung der restlichen ca. 90 SH2 Domänen ist zurzeit noch
nicht abgeschlossen, so dass ein umfassenderer Suchlauf noch aussteht.
Ein interessanter Aspekt der bisher identifizierten Interaktionen ist, dass das pTyr230 der
ITAM-ähnlichen Sequenz von CEACAM3 auch als Bindungsstelle für den GuaninnukleotidAustauschfaktor Vav dient (Schmitter et al. 2007a). Des Weiteren ist dieser Tyrosinrest in
eine YxxL Sequenz eingebettet, welche als Bindemotiv für SH2 Domänen von PTKs der SrcFamilie identifiziert wurde (Songyang et al. 1993). Bisher unveröffentlichte Beobachtungen
unserer Arbeitsgruppe zeigen, dass die gut dokumentierten Interaktionen von CEACAM3 mit
PTKs der Src-Familie, wie Hck und Yes, ebenfalls am pTyr230 stattfinden (Schmitter et al.
2007b; Buntru et al. 2009). Diesen Sachverhalt betreffend existieren einige, sich gegenseitig
nicht ausschließende Möglichkeiten, die die Assoziation eines einzelnen Phosphotyrosins mit
mehreren, für die CEACAM3-vermittelte Signaltransduktion erforderlichen Faktoren erklären
könnten. Einerseits führt die Bindung der Bakterien eindeutig zur Bündelung mehrerer
CEACAM3 Moleküle in einem räumlich eng begrenzten Bereich der Zelle (Schmitter et al.
2004; Buntru et al. 2009). Dies würde es allen pTyr230 bindenden Komponenten ermöglichen,
sich gleichzeitig in derselben Region der Zelle anzureichern. In diesem Fall würde ein Teil
der phosphorylierten Rezeptoren mit jeweils einem SH2 Domänen enthaltenden Protein im
129
Schlußbetrachtung
Komplex vorliegen. Die Größe der Anteile würde sich hier durch die Affinitäten und relativen
lokalen Konzentrationen der vorhandenen Bindungspartner ergeben. Andererseits sind die
Interaktionen
des
zytoplasmatischen
Abschnitts
von
CEACAM3
und
seiner
zytoplasmatischen Bindungspartner nur transienter Natur. Diesbezüglich wurde konnte durch
Lebendzellmikroskopie herausgefunden werden, dass nach Bindung von OpaCEAexprimierenden Bakterien und anschließender Bündelung mehrer CEACAM3 Moleküle die
SH2 Domäne von Hck sehr schnell in der Nähe des Rezeptors akkumuliert und binnen 5-10
min wieder verschwindet (Buntru et al. 2009). Demzufolge könnte eine Hierarchie der
zytoplasmatischen Faktoren existieren, die in einer zeitlich geordneten Abfolge mit dem
intrazellulären Abschnitt von CEACAM3 interagieren. Weitere Untersuchungen mittels
Lebendzellmikroskopie unter Einsatz von unterschiedlich markierten SH2 Domänen sowie
die biochemische Ermittlung der Dissoziationskonstanten von CEACAM3 und einer Reihe
von SH2 Domänen könnten zur Klärung dieses Sachverhalts beitragen.
Trotz der noch ungeklärten Mechanismen, wie mehrere SH2 Domänen an ein Phosphotyrosin
binden können, geben die neu identifizierten Interaktionspartner für CEACAM3 Anlass zu
detaillierteren Untersuchungen. So ist beispielsweise die PI3K bei Phagozytoseprozessen
diverser ITAM-tragender Rezeptoren von essentieller Bedeutung (Fruman and Cantley 2002;
Joshi et al. 2006). Die in dieser Arbeit vorgelegten Ergebnisse zeigen jedoch, dass der
CEACAM3-vermittelte Phagozytoseprozess von der Aktivität dieser Lipidkinase unabhängig
ist. Doch der Umstand, dass die Degradation der aufgenommen Bakterien nur dann erfolgt,
wenn die PI3K enzymatisch aktiv ist, wirft ein neues Licht auf diese direkte Assoziation und
unterstreicht die Unterschiede in Signaltransduktionsprozessen, die durch ITAM-ähnliche
(CEACAM3) und klassische ITAM (z. B. Fcγ- oder T-Zell-Rezeptor) Sequenzen vermittelt
werden.
Im Gegensatz zur PI3K spielt Grb14, der zweite neu identifizierte Interaktionspartner für
CEACAM3, bei der Rezeptor-vermittelten Aufnahme von Bakterien eine Rolle. Die Daten
der vorliegenden Arbeit deuten daraufhin, dass Grb14 den Phagozytoseprozess negativ
reguliert. Grb14 wurde bereits als Negativregulator für Wachstumsfaktor-vermittelte
Signalprozesse beschrieben. Dieser negativ regulierende Effekt ist auf die BPS Domäne
zurückzuführen, die als Pseudosubstrat die Kinasedomäne des Rezeptors blockiert und somit
die Phosphorylierung natürlicher Effektoren unterbindet. Zwar besitzt CEACAM3 keine
eigene Kinasedomäne, wird jedoch als Folge der Bindung von Bakterien durch
rezeptorassoziierte PTKs der Src-Familie phosphoryliert, wodurch der Phagozytoseprozess in
130
Schlußbetrachtung
Gang gesetzt wird. Es ist somit denkbar, dass die Bindung von Grb14 an phosphoryliertes
CEACAM3 einen inhibitorischen Effekt auf die Aktivität der rezeptorassoziierten SrcKinasen und somit auch auf den Phagozytoseprozess hat. In Bezug auf die Notwendigkeit
einer solchen Negativregulierung des CEACAM3-vermittelten Phagozytoseprozesses kann in
diesem Zusammenhang nur spekuliert werden. So ist es beispielsweise denkbar, dass ein
Gleichgewicht zwischen der Anzahl an internalisierten Bakterien und der enzymatischen
Kapazität der NADPH-Oxidase hergestellt werden muss. Weitere Untersuchungen mit
definierten Deletions- oder Punktmutanten von Grb14 sollten die Rolle, die dieses Protein in
der CEACAM3-vermittelten Phagozytose übernimmt, ergründen.
Für CEACAM4, den evolutionären Vorläufer von CEACAM3, konnten keine Anhaltspunkte
für eine direkte Bindung des Signalproteins Grb14 an den zytoplasmatischen Abschnitt
gefunden werden. Eine Analyse der Bindungspartner des zytoplasmatischen Abschnitts von
CEACAM4 ergab noch weitere Unterschiede zu CEACAM3. Diese erstreckten sich sowohl
auf die identifizierten Bindungspartner als auch deren Bindungsverhalten in Bezug auf das
erkannte Tyrosinmotiv.
Während bei CEACAM3 alle gefunden Bindunsgpartner an den Tyrosinrest im YEEL
Sequenzmotiv binden, fanden sich bei CEACAM4 auch Interaktionen mit dem im YCQI
Sequenzkontext stehenden Tyrosinrest. Der entsprechendene Tyrosinrest im YCRM Kontext
von CEACAM3 zeigte keinerlei Interaktionen mit den überprüften SH2 Domänen. Jedoch
fanden sich nicht nur Abweichungen in den Mustern der erkannten Tyrsoninreste, sondern
auch in den bindenden SH2 Domänen. So zeigten Grb14 und Vav, für die eine starke
Interaktion mit CEACAM3 gefunden wurde (Kapitel 3.2 und (Schmitter et al. 2007a)), keine
Interaktion mit CEACAM4. Dies ist zunächst verwunderlich, da die Sequenzmotive um die
Tyronsinreste 230 (CEACAM3) und 222 (CEACAM4) sehr ähnlich sind. Für die Bindung
sind normalerweise die 3-4 das Tyrosin flankierende Aminosäuren verantwortlich. Eine
signifikante Abweichung findet sich allerdings nur in der -2 Position (Serin vs. Prolin) oder in
der +5 Position (Lysin vs. Tyrosin). Welcher der Reste für das stark abweichende Bindungsverhalten verantwortlich ist, könnte durch Punktmutationen in den beiden Sequenzen
untersucht werden. Die direkte Bindung könnte hierfür im Peptid-Bindeexperiment relativ
schnell und unkompliziert ermittelt werden.
Die N-terminale, Igv-ähnliche Domäne von CEACAM4 weist nur wenig Sequenzähnlichkeit
zu anderen CEACAMs auf. In CEACAM3 wurde diese N-terminale Domäne durch eine
131
Schlußbetrachtung
OpaCEA-bindende
Domäne
ersetzt,
während
die
Tramsmembrandomäne
und
der
zytoplasmatische Abschnitt von CEACAM4 beibehalten wurde. Der zytoplasmatische
Abschnitt
veränderte
sich
im
Laufe
der
Evolution
und
wurde
ein
effizienter
phagozytoseauslösender Signalgeber. Ob der zytoplasmatische Abschnitt von CEACAM4
ebenfalls diese phagozytische Funktion hat, konnte nicht mit einem natürlichen Liganden
überprüft werden, da ein solcher noch nicht bekannt ist. Eine neu hergestellte Chimäre,
welche die OpaCEA-bindende Domäne von CEACAM3 mit der Transmembrandomäne und
der zytoplasmatischen Sequenz inklusive des ITAMs von CEACAM4 verbindet, ermöglichte
funktionelle Untersuchungen in Hinblick auf die phagozytische Aktivität dieses Rezeptors. In
der vorliegenden Arbeit konnte die phagozytische Aktivität der Chimäre nachgewiesen sowie
einige am Phagozytoseprozess beiteiligte Faktoren identifiziert werden. Neben den auch bei
CEACAM3 beschriebenen Effektoren wie Src Kinasen (Yes) (Hauck et al. 1998; Schmitter et
al. 2007b) oder Nck (Pils et al., Manuskript in Revision) zeigt auch die SH2 Domäne der
PI3K einen inhibitorischen Effekt auf die Aufnahme. Inwieweit dies an einer enzymatischen
Beteiligung der PI3K liegt, oder einfach an der Blockierung der Tyrosinreste für
aufnahmerelevante Proteine sollte durch Versuche unter Inhibierung der Kinaseaktivität
geklärt werden. Ein überraschender Effekt stellte sich bei Untersuchungen mit der SH2
Domäne von Slp76 ein. Weder in biochemischen, noch in mikroskopischen Untersuchungen
assoziierte diese SH2 Domäne mit CEACAM3 oder CEACAM4. Jedoch zeigte die
Überexpression der isolierten Slp76-SH2 Domäne einen negativen Einfluss auf die
CEACAM3/4-vermittelte Adhärenz und Phagozytose der verwendeten Pathogene. Diese
Effekte wurden nicht beim CEACAM3-vermittelten Prozessen beobachtet (Pils et al.,
Manuskript in Revision). Da die Mengen an exprimiertem CEACAM3/4 in den einzelnen
Versuchsansätzen annähernd konstant waren, könnte der Effekt einerseits auf einer
schlechteren Oberflächenverfügbarkeit des Rezeptors beruhen. Eine Rezeptorfärbung mit
anschließender durchflusszytometrischer Analyse könnte darüber Aufschluss geben.
Andererseits fungiert Slp76 in klassischen ITAM-Signalwegen als Gerüstprotein zwischen
Tec Kinasen und Vav (Zeng et al. 2003; Andreotti et al. 2010). Interessanterweise wurde, im
Gegensatz zu CEACAM3 (Schmitter et al. 2007a), keine Interaktion der Vav-SH2 Domäne
mit CEACAM4 gefunden. Diese Tatsachen stützen die These, dass CEACAM3 sich divergent
entwickelt hat und der Signalweg zur effizienten Phagozytose angepasst wurde. Die
uneindeutigen Ergebnisse zum Einfluss der Slp76-SH2 Domäne erfordern weitere
Experiment, um eine mögliche Beteiligung dieses Gerüstproteins im CEACAM4-vermittelten
132
Schlußbetrachtung
Signalweg zu untersuchen. Es gab bereits Versuche bakterielle Liganden für CEACAM4 zu
finden, allerdings bisher ohne Resultat. Unter der Annahme, dass CEACAM4 im Menschen
noch von Nutzen ist, könnte eine Ausweitung der Suche auf andere Fremdkörper wie Pilze
oder Parasiten sinnvoll sein.
Insgesamt zeigt die hier vorliegende Arbeit sowohl Gemeinsamkeiten wie auch Unterscheide
in den CEACAM3- und CEACAM4-vermittelten Signalwegen auf. Die detailiertere
Untersuchung dieser Unterschiede verspricht interessante Einblicke in die Entwicklung
verschiedener Signalwege, welche zum selben Ziel, der Phagozytose, führen.
133
Eigenabgrenzungen
5
Eigenabgrenzungen
Alle in dieser Arbeit dargestellten Experimente wurden, sofern nicht explizit angemerkt, von
mir selbst durchgeführt.
Das FAK pull-down Experiment (Abb. 2.2.10) wurden von Sebastian Veith (Universität
Konstanz) im Rahmen des Vertiefungskurses 2010 am Lehrstuhl für Zellbiologie an der
Universität Konstanz unter meiner Betreuung erstellt. Das Experiment wurde von mir geplant
und alle Details der Versuchsdurchführung waren mit mir abgesprochen.
Die Untersuchung der Kolokalisation der N-terminalen SH2 Domäne der regulatorischen
Untereinheit p55 der Phosphatidylinositol-3’-Kinase (Abb. 3.1.4) wurden von Alexander
Buntru (Lehrstuhl für Zellbiologie, Universität Konstanz) durchgeführt.
Die Untersuchungen zum Einfluss der Aktivität der Phosphatidylinositol-3’-Kinase auf die
CEACAM3-vermittelte Phagozytose (Abb. 3.1.5) und auf die Generierung von reaktiven
Sauerstoffderivaten (Abb. 3.1.6A, B und C) wurden ebenfalls von Alexander Buntru
(Lehrstuhl für Zellbiologie, Universität Konstanz) durchgeführt.
134
Publikationen
6
Publikationen
Buntru, A., Kopp, K., Voges, M., Frank, R., Bachmann, V. and Hauck, C. R. (2011).
“Phosphatidylinositol 3'-Kinase Activity Is Critical for Initiating the Oxidative Burst and
Bacterial Destruction during CEACAM3-mediated Phagocytosis.” J Biol Chem 286(11):
9555-9566.
Schmitter, T., Pils, S., Weibel, S., Agerer, F., Peterson, L., Buntru, A., Kopp, K. and Hauck,
C. R. (2007). “Opa proteins of pathogenic neisseriae initiate Src kinase-dependent or lipid
raft-mediated uptake via distinct human carcinoembryonic antigen-related cell adhesion
molecule isoforms.” Infect Immun 75(8): 4116-4126.
Pils, S., Peterson, L., Kopp, K. and Hauck, C. R. “The adaptor molecule Nck localizes the
WAVE complex to promote actin polymerization during CEACAM3-mediated phagocytosis
of bacteria.” Manuskript in Revision.
Schreiner, D., Muller, K. and Hofer, H. W. (2006). “The intracellular domain of the human
protocadherin hFat1 interacts with Homer signalling scaffolding proteins.” FEBS Lett
580(22): 5295-5300.
135
Material
7
7.1
Material
Bakterien
7.1.1 Neisseria gonorrhoeae-Stämme
N302 (MS11-B1)
PilEB1(S), Opa30-, opaC::cat, (CmR), pTH6a, (TetR), (ErmR)
N308 (MS11-B1)
PilEB1(S), Opa30-, opaC::cat, (CmR), pTH6a::opa56 (pEMK60), (TetR),
(ErmR)
N309 (MS11-B1)
PilEB1(S), Opa30-, opaC::cat, (CmR), pTH6a::opa52 (pEMK62), (TetR),
(ErmR)
7.1.2 Escherichia Coli-Stämme
Nova Blue
endA1, hsdR17(rk12-mk12+), supE44, th-1, recA1, gyrA96, relA1, lac[F’
proA+B+lacIqZΔN15::Tn10(tetR)], (Novagen)
BL21 Rosetta
F-, ompT, hsdSB (rB-mB-), gal, dcm pRARE (CamR), (Novagen)
BL21 DE3
F-, ompT, hsdSB (rB-) gal, dcm (DE3), (Novagen)
7.2
Zelllinien
HEK293T (humane embryonale Nierenzelllinie)
DLD1 (humane Kolonkarzinomzelllinie)
7.3
Nährmedien für Bakterien und Zellkultur
7.3.1 Flüssigmedien und Agarplatten für Bakterien
LB-Medium
10g Bacto-Trypton, 5g Hefeextrakt, 5g NaCl, pH 7,0, ad 1l mit A.bidest
LB-Platten
10g Bacto-Trypton, 5g Hefeextrakt, 5g NaCl, 10ml MgCl2 (1M), 12g AgarAgar ad 1l mit A.bidest
GC – Platten
36g GC-Agar, ad 1l mit A.bidest., 10ml Vitaminmix
Vitaminmix
20g Dextrose,
2g L-Glutamin,
3,2g L-Cystein,
0,02g Cocarboxylase,
4µg Fe(NO3)3, 0,6µg Thiamin-HCl, 50µg NAD, 2µg VitaminB12, 30µg L136
Material
Arginin,
2,6µg p-Aminobenzoesäure,
0,22g
LCystin,
0,2g
Adenin,
0,1g Uracil, 6µg Guanin, pH 3,5, ad 200ml mit A.bidest., sterilfiltrieren.
(10ml auf 1l GC-Agar)
Antibiotika
Ampicillin: 100 µg/ml
Chloramphenicol: 30 µg/ml
in
LB-Medium,
10 µg/ml
in
GC-Agar
Erythromycin: 7 µg/ml
Kanamycin: 30 µg/ml
7.3.2 Medien für Zellkultur
DMEM
Synthetisches Zellkulturmedium mit L-Glutamin (PAA Laboratories)
FCS
Fötales Kälberserum (PAA Laboratories)
CS
Kälberserum (PAA Laboratories)
hi CS
hitzeinaktiviertes Kalberserum (30 min Inkubation bei 56 °C)
7.4
Plasmide und Oligonukleotide
7.4.1 Plasmide
pDNR-Dual
oripUC*, loxP, MCS, SD, 6xHis-tag, (CamR), SacB (BD Bioscience)
pDNR-CMV
oripUC*, loxP, MCS, (CamR), (AmpR), SacB, PCMV (BD Bioscience)
pET28a(+)-LoxP
ori, lacI, MCS, 6xHis-tag, (KanR) (Novagen)
pGEX4T1-LoxP
oriBR322, MCS, GST-tag, lacI, (AmpR) (Amersham Pharmacia)
pLPS-3´EGFP-LoxP oripUC, loxP, MCS, SA, EGFP, (KanR), (NeoR) (BD Bioscience)
7.4.2 Oligonukleotide
Name
Sequenz 5’ – 3’
Csk-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTACGCCACTGTGCCCTCC
Csk-SH2 IF-sense
GAAGTTATCAGTCGACGGCGTGAAGGCGGGTAC
Fgr-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTAGGCGTCCTTGGCCAG
Fgr-SH2 IF-sense
GAAGTTATCAGTCGACCCTGTTGACTCAATCCAAGC
Fyn-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTAGGGGGACATTGTGCCTGG
Fyn-SH2 IF-sense
GAAGTTATCAGTCGACCCAGTTGACTCTATCCAGGCAG
Grb10-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTATAAGGCCACTCGGATGC
137
Material
Grb10-SH2 IF-sense
GAAGTTATCAGTCGACTCTACCCTAAGTACAGTGATTCAC
Grb14 IF-sense
GAAGTTATCAGTCGACATGACCACTTCCCTGCAAGATGG
GCAGAGC
Grb14-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTACTAGAGAGCAATCCTAGCAC
Grb14-SH2 IF-sense
GAAGTTATCAGTCGACGCCACAAACATGGCTATCCAC
Grb14-shRNA2-anti
AATTCAAAAAAAGTGACTTATTAAACTATTGAAGGCTCG
AGCCTTCAATAGTTTAATAAGTCAC
Grb14-shRNA2-sense
CCGGGTGACTTATTAAACTATTGAAGGCTCGAGCCTTCAA
TAGTTTAATAAGTCACTTTTTTTG
Grb2-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTAGTATGTCGGCTGCTGTGG
Grb2-SH2 IF-sense
GAAGTTATCAGTCGACCCCAAGAACTACATAGAAATG
Grb7-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTAGAGGGCCACCCGCGT
Grb7-SH2 IF-sense
GAAGTTATCAGTCGACAGTGCAGCCATCCACC
Hck-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTAATCTTTCTCCCAAGGCTTCTGG
Hck-SH2 IF-sense
GAAGTTATCAGTCGACGCCCGCGTTGACTCTC
LCK-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTAATCCTCCCACCACGGC
LCK-SH2 IF-sense
GAAGTTATCAGTCGACGCGAACAGCCTGGAGC
Nck1-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTATGATAAATGCTTGACAAGATAT
AATTTTTC
Nck1-SH2 IF-sense
GAAGTTATCAGTCGACAGGCCTTCACTCACTGGAAAG
Nck2-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTACTGCAGGGCCCTGACG
Nck2-SH2 IF-sense
GAAGTTATCAGTCGACCCCTCGTCCAGCGG
PI3KR1-N-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTAATCCTGTTGGTATTTGGATACTG
GGAAGTTATCAGTCGACATGTCCTTACAAGATGCTGAATG
G
PI3KR1-N-SH2 IF-sense GAAGTTATCAGTCGACATGTCCTTACAAGATGCTGAAT
GG
PI3KR1-C-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTATCGCCTCTGCTGTGCATATAC
PI3KR1-C-SH2 IF-sense GAAGTTATCAGTCGACCCCCATCATGATGAGAAGACA
TGG
PI3KR3-C-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTATCTGCAAAGCGAGGGCATC
PI3KR3-C-SH2 IF-sense GAAGTTATCAGTCGACGAGGAAGATGAAAACCTGCC
PI3KR3-N-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTAATCCTGTTGGTATCTGGAC
138
Material
PI3KR3-N-SH2 IF-sense GAAGTTATCAGTCGACATGAAGGACAGTTCTGTTTC
PLCG1-N-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTACTCGTGGGCGTTGGTCTG
PLCG1-N-SH2 IF-sense GAAGTTATCAGTCGACAGCACAGAGCTGCACTCC
PLCG1-C-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTAGCCAATCTTCTCCAGTGC
PLCG1-C-SH2 IF-sense GAAGTTATCAGTCGACGTCCCACAGACCAACG
PLCG2-C-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTATATATCTCTTTCCATATTG
PLCG2-C-SH2 IF-sense GAAGTTATCAGTCGACGACCCTGTGCCCAACCC
PLCG2-N-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTACGGCTTGGACTCGTGGG
PLCG2-N-SH2 IF-sense GAAGTTATCAGTCGACGATATACCCCCTACAGAAC
Shc1-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTTCACAGTTTCCGCTCCAC
Shc1-SH2 IF-sense
GAAGTTATCAGTCGACTCGGTGTCCATGGCTGAGC
Slp76-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTCTATGGGTACCCTGCAGCATG
Slp76-SH2 IF-sense
GAAGTTATCAGTCGACCCCGCGGAGGAAGAG
Src-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTACAGGCCCTGAGTCTGC
Src-SH2 IF-sense
GAAGTTATCAGTCGACCCCTCCGACTCCATCCAG
Syk-N-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTACTGCACCCCTTGGG
Syk-N-SH2 IF-sense
GAAGTTATCAGTCGACATGGCCAGCAGCG
Syk-C-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTAACGGCCTCCAAAATTAAC
Syk-C-SH2 IF-sense
GAAGTTATCAGTCGACCCTCAGCTGGAGAAGCTG
Tec-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTATCCTGCAGTGGTGGGTG
Tec-SH2 IF-sense
GAAGTTATCAGTCGACACGGGAAAGAAATCAAAC
TNS1-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTACGATTCATCTGTGGGGTC
TNS1-SH2 IF-sense
GAAGTTATCAGTCGACCGGGCTAAAGTGAAGTTTGTCC
Vav1-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTATCTCTTTTCAGGCTCCTTG
Vav1-SH2 IF-sense
GAAGTTATCAGTCGACCCTCAGGACCTGTCTGTTC
Yes-SH2 IF-anti
ATGGTCTAGAAAGCTTATGCTAGTCCTTGAGTCTGAGG
Yes-SH2 IF-sense
GAAGTTATCAGTCGACCCTGCAGATTCCATTCAGG
139
Material
7.5
Antikörper, Enzyme und Proteine
7.5.1 Antikörper
Primärantikörper
Spezifität
CD66 (CEA, human)
CD66acde
Opa
GFP
GFP
Grb14
GST
HA-Epitop
His-Epitop
myc-Epitop
Phosphotyrosin
v-Src
Typ
monoklonal
monoklonal
monoklonal
monoklonal
monoklonal
polyklonal
monoklonal
monoklonal
monoklonal
monoklonal
monoklonal
monoklonal
Name
D14HD11
IH4Fc
4B12/C11
JL8
B-14
12CA5
9E10
4G10
EC10
Herkunft
Maus
Maus
Maus
Maus
Kanninchen
Kaninchen
Maus
Maus
Maus
Maus
Maus
Maus
Bezugsquelle
Genovac
Immuno Tools
Prof. Achtmann
BD Bioscience
Serum AG Hauck
Epitomics
Santa Cruz
Hybridom AG Hauck
Santa Cruz
Hybridom AG Hauck
Hybridom AG Hauck
Upstate
Sekundärantikörper
Peroxidase-gekoppelter Ziege-anti-Maus (Jackson Immunoresearch)
Peroxidase-gekoppelter Ziege-anti-Hase (Jackson Immunoresearch)
Cy2-gekoppelter Ziege-anti-Maus (Jackson Immunoresearch)
Cy3-gekoppelter Ziege-anti-Maus (Jackson Immunoresearch)
Cy3-gekoppelter Ziege anti-Hase (Jackson Immunoresearch)
Cy5-gekoppelter Ziege-anti-Maus (Jackson Immunoresearch)
Antikörperunabhängige Farbreagenzien
Rhodamin
(5-(6)-carboxytetramethylrhodamine-succinimidylester)
CSFE
(5-(6)-carboxyfluorescein-succinimidylester)
7.5.2 Enzyme und Proteine
Restriktionsenzyme (BioLabs und Fermentas), In-Fusion Enzym (BD Bioscience), Trypsin
(PAA Laboratories),
selbst hergestellte Enzyme: Taq-DNA-Polymerase, Pfu-DNA-Polymerase, Cre-Rekombinase
GSH-Sepharose (GE Healthcare), Protein A/G-Plus Sepharose (Santa Cruz Biotechnology)
140
Material
7.6
Lösungen und Puffer
7.6.1 Lösungen und Puffer für eukaryotische Zellen
PBS (1x)
24g NaCl, 0,6g KCl, 3,45g Na2HPO4*7H2O, 0,6g KH2PO4, pH 7,4; ad 1l
mit A.bidest.
PBS++
1xPBS, 0,35mM CaCl2, 0,25mM MgCl2
Poly-L-Lysin
10mg/ml
Fibronektin
2µg/ml
Paraformaldehyd
4g PFA in 80ml warmem A.bidest. lösen, 1N NaOH zugeben bis Lösung
geklärt, pH 7,4 mit 1N HCl einstellen, 10ml 10xPBS zugeben und mit
A.bidest auf 100ml auffüllen
Saponinlösung
1 % Saponin in 1xPBS lösen
CaCl2-Lösung
2,5M CaCl2
2x HBS
16,4g NaCl, 11,9g Hepes, 0,21g Na2HPO4, in 1l A.bidest. lösen, pH 7,05;
sterilfiltrieren
RIPA-Puffer
1 % Triton X-100, 50mM Hepes, 10 % Glycerin, 150mM NaCl,
1mM EGTA,
MgCl2,
1,5mM
10mM
Natriumpyrophosphat,
100mM Natriumfluorid, 0,1 % Natriumdodecylsulfat (SDS), 1 % Deoxycholat, 1mM Natriumorthovanadat, 10µg/ml Leupeptin, 10µg/ml
Aprotinin, 10µg/ml Pefabloc, 10µg/ml Pepstatin, 10µM Benzamidin; ad
250ml mit A.bidest.
Triton-Puffer
25mM
HEPES
(pH
7,4),
1%
Triton
X-100,
150mM
NaCl,
20mM MgCl2, 10 % Glycerol, 10mM Natriumphosphat, 100mM NaF,
1mM NaVO4, 10µg/ml Leupeptin, 10µg/ml Aprotinin, 10µg/ml Pefabloc,
10µg/ml Pepstatin, ad 250ml mit A.bidest.
FACS-Puffer
1 % hitzeinaktiviertes (F)CS in PBS
Phagozytosepuffer 1 x PBS, 0,9 mM CaCl2, 0,5 mM MgCl2, 5 mM Glukose, 1 % hitzeinaktiviertes FC
141
Material
7.6.2 Lösungen und Puffer für molekularbiologische Methoden
TAE-Puffer (1x)
4,84g Tris-Base, 1mM EDTA, 1,14ml Eisessig, ad 1l mit A.bidest.
TE-Puffer
10mM Tris-HCl, 1mM EDTA, pH 8
GEBS-Puffer
50mM EDTA, 20 % (v/v) Glycerin, 0,5 % (w/v) Sarcosyl, 0,05 % (w/v)
Bromphenolblau
dNTPs
1,25mM dNTPs in TE-Puffer pH 8 lösen
P1-Puffer
50mM Tris-HCl, 10mM EDTA, 100µg/ml RNase A, pH 8,0, 4 °C
P2-Puffer
200mM NaOH, 1 % (w/v) SDS, RT
P3-Puffer
3M Kaliumacetat, pH 4,8, RT
7.6.3 Lösungen und Puffer für biochemische Methoden
7.6.3.1
Puffer
und
Lösungen
für
SDS-PAGE,
Coomassiefärbung,
Western Blot und Protein Array
2xSDS Probenpuffer
125mM
Tris-HCl
(pH
6,8),
10 %
(v/v)-β-Mercaptoethanol,
5 % (w/v) SDS, 0,1 % (w/v) Bromphenolblau, 20 % (v/v) Glycerin
SDS-PAGE Standard
1 % (w/v) Lysozym, 1 % (w/v) Sojabohne-Trypsin-Inhibitor,
1 % (w/v) Peroxidase, 1 % (w/v) BSA, 1 % (w/v) Lipoxidase,
5ml Triton-Puffer, 5ml 2x Probenpuffer
Acrylamidlösung
40 % Polyacrylamid
Sammelgel-Puffer
0,5M Tris-HCl pH 6,8
Trenngel-Puffer
1,5M Tris-HCl pH 8,8
APS
10 % Ammoniumperoxodisulphat
TEMED
0,1 % N,N,N’,N’-Tetramethyldiamin
SDS
20 % (w/v) SDS
Laufpuffer
25mM Tris-HCl, 192mM Glycin, 0,1 % (w/v) SDS
Färbelösung
25 % (v/v) Isopropanol, 10 % (v/v) Eisessig),
0,03 % (w/v) Coomassie-Brillant Blue R250
Entfärbelösung
10 % (v/v) Isopropanol, 10 % (v/v) Eisessig
142
Material
Kathoden-Puffer (5x)
125mM Tris-Base, 200mM 6-Aminohexansäure, pH 9,4
Anoden-Puffer (5x)
125mM Tris-Base, pH 10,4
Transferpuffer
6,0g Tris-Base, 28,8g Glycin, 430ml Methanol, 0,1 % (w/v)
SDS, ad 2l mit A.bidest.
TBS
25mM Tris (pH 7,5), 125mM NaCl
TBS-T
25mM Tris (pH 7,5), 125mM NaCl, 0,1 % Tween-20
PBS
24g NaCl, 0,6g KCl, 3,45g Na2HPO4*7H2O, 0,6g KH2PO4, pH 7,4;
ad 1l mit A.bidest.
PBS-T
24g NaCl, 0,6g KCl, 3,45g Na2HPO4*7H2O, 0,6g KH2PO4, pH 7,4;
ad 1l mit A.bidest, 0,01 % Tween-20
Blockierlösung
2 % (w/v) BSA in TBST, 0,05 % (w/v) NaN3
ECL
0,225mM p-Coumaratsäure, 1,25mM Luminol, 0,1M Tris-Base
pH 8,5
H2O2-Lösung
30 % (v/v) Wasserstoffperoxid
stripping-Puffer
0,8 % (w/v) SDS, 0,8 % (v/v)-Mercaptoethanol, 80mM Tris- HCl,
pH 6,8
TMB
0.5 mM 3,3-,5,5-Tetramethylbenzidin, 0,5 % Aceton, 4,5 % Ethanol
und 1mM H2O2 in 30mM Kaliumcitrat pH4,1
7.6.3.2
Lösungen und Puffer für die Proteinexpression und –aufreinigung
von GST-Fusionsproteinen
IPTG
100mM Isopropylthiogalactosid
Lysepuffer
PBS pH7.4, 2,5mM DTT, 5mM EDTA, Proteaseinhibitoren – 10µM
PMSF, 5µg/ml Leupeptin, 10µg/ml Aprotenin, 10µg/ml Pefablock
Waschpuffer
PBS pH7.4
Elutionspuffer
50mM Tris pH8.0, 10mM GSH
Dialysepuffer
PBS pH7,4 (+ 10 % Glycerol)
143
Material
7.6.4 Chemikalien und Kits
Acrylamid (Roth), Agar-Agar (Roth), Agarose (Roth), Antibiotika (Roth, AppliChem), APS
(Roth), BSA (Roth), Ethanol (AppliChem), GC-Agar (Difco), Glycerin (Roth), Glycin
(AppliChem), Harnstoff (Riedel-De-Haën), Hefeextrakt (Roth), IPTG (Roth), LY294002
(Calbiochem), Methanol (AppliChem), mounting Medium (Sigma), Natriumchlorid
(AppliChem), Nucleotide (BioLabs), Paraformaldehyd (AppliChem), Saccharose (Roth),
Saponin (Roth), TEMED (Roth), Tris-Base (AppliChem), Triton-X-100 (Roth), Trypton
(Roth),
Tween-20
(Roth),
β-Mercaptoethanol
(Roth),
Wortmannin
(Calbiochem),
Natriumborhydrid (Merck), In-FusionPCR Cloning Kit (BD Bioscience), BD Creator DNA
Cloning Kit (BD Bioscience), Qiaprep Spin Miniprep Kit (Qiagen), Qiaquick Gel Extraction
Kit (Qiagen)
7.7
Laborgeräte und Verbrauchsmaterialien
Autoklav (Varioklav), Brutschränke (Heraeus, Memmert), Deckgläschen/Objektträger
(Knittel), Elektroblot-Apparatur (Peqlab), ELISA-Platten-Wascher (Tecan), FACS-LSRII
(Becton Dickinson), FAST Slide Incubation Chamber (Whatman), Gelapparatur für SDS
PAGE (Bio Rad), Geldokumentation (Bio Rad), Gelkammern für Agarosegele (Bio Rad),
Glaswaren (Schott, VWR, Brand), Heizblöcke (Roth, Grant Boekel), Konfokales
Fluoreszenzmikroskop SP5 (Leica), Kühl- und Gefrierschränke (Privileg), Magnetrührer
(Ika), Protein Array Aldehydträgeroberflächen „Nexterion Slide AL“ (Peqlab), kontaktloser
Mikroarraydrucker NanoPlotter 2.1 (GeSim), Mikroarray-Hybridisierstation HsPro400
(Tecan), Mikroarray-Scanner LS-Reloaded (Tecan), NanoDrop (Peqlab), pH-Meter
(Beckman), Pipetten (Gilson), Plastikwaren (Eppendorf, Greiner, Costar), PVDF-Membranen
(Millipore), Schüttler (Bühler), Spannungsgeräte (Bio Rad), Sterilbank (Heraeus), Varioskan
Flash (Thermo Scientific); Thermomixer (Eppendorf), Vortexer (Ika), Wasserbäder
(Memmert, Julabo), Zählkammer (Neubauer), Zentrifugen (Heraeus, Sorvall)
7.8
Software
Clone Manager 9 Professional Edition for Windows (SciEd); Software für NanoPlotter 2.1
(Gesim); Array-Pro® Analyzer 4.5 (Media Cybernetics); Facs Diva 6.x (Becton Dickinson);
ImageJ 1.4x Public Domain Java Image processor, (Wayne Rasband, NIH, USA); Leica LAS
AF (Lite) 1.8.x 2005-2007 (Leica Microsystems CMS GmbH)
144
Methoden
8
8.1
Methoden
Molekularbiologische Methoden
8.1.1 Präparation von Plasmid-DNA (nach Birnboim-Doley)
Eine Impföse E.coli wurde in 300μl Puffer 1 resuspendiert. Anschließend wurden für die
alkalische Lyse der Zellen 300µl Puffer 2 zugegeben und der Ansatz durch Invertieren
gemischt, bis die Lösung klar wurde. Im dritten Schritt wurde die Lyselösung durch Zugabe
von 300μl Puffer 3 und mehrmaliges Invertieren neutralisiert und anschließend mit
13.000rpm für 10min bei 4 °C abzentrifugiert. 800μl Überstand wurden in ein neues
Reaktionsgefäß überführt und nach Zugabe von 560μl 100 % Isopropanol (entspricht 0,7 %
Vol.) erfolgte wiederum ein 10minütiger Zentrifugationsschritt bei 13.000rpm und 4 °C.
Anschließend wurde der Überstand vorsichtig abgesaugt, 500μl 70 % Ethanol zum Waschen
auf das Pellet gegeben und abermals für 5min mit 13.000rpm bei 4 °C zentrifugiert. Das
Ethanol wurde ebenfalls vorsichtig abgesaugt. Nach einem weiteren zweiminütigen
Zentrifugations- und letztem Absaugschritt wurde das Pellet bei 37 °C für ca. 10min
getrocknet. Zum Schluss wurde das Pellet in 30μl TE-Puffer oder H2O resuspendiert.
Sollten die Plasmide anschließend zur Transfektion von eukaryotischen Zellen oder für die
Sequenzierung verwendet werden, wurden die Plasmidpräparationen mittels kommerzieller
Kits (QIAprep Mini- und Midiprep Kits von Qiagen) durchgeführt. Diese Präparation beruht
ebenfalls auf dem Prinzip der alkalischen Lyse der Zellen und erfolgte gemäß den
Herstellerangaben.
8.1.2 Transformation von Bakterien mit Plasmid-DNA
50 bis 100μl kompetenter Zellen wurden zu den Ligationsansätzen bzw. zu 1 bis 2μg PlasmidDNA gegeben und 30min auf Eis inkubiert. Nach 30sekündigem Hitzeschock bei 42 °C
(Wasserbad) wurden 800μl LB-Medium zugegeben. Der Ansatz wurde für ca. 45 bis 60min
bei 37 °C unter Schütteln inkubiert (phänotypische Expression). Anschließend wurden die
Zellen 3min bei 3.000rpm in einer Tischzentrifuge abzentrifugiert. Das Zellpellet wurde in
1ml LB-Medium resuspendiert und auf entsprechenden Selektionsplatten ausplattiert.
145
Methoden
8.1.3 Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR)
Die PCR-Methode wurde zur Amplifizierung von DNA-Fragmenten zu Klonierungszwecken,
zur Kontrolle von Plasmiden und zur gerichteten Mutagenese verwendet. Die Amplifizierung
für Klonierungszwecke und zur gerichteten Mutagenese erfolgte mittels der Pfu-Polymerase,
die neben der 5’-3’-Polymeraseaktivität und 5’-3’-Exonukleaseaktivität zusätzlich über eine
3’-5’ Exonukleaseaktivität verfügt. Diese 3’-5’-Exonukleaseaktivität, als „proof-reading“Funktion bezeichnet, ermöglicht die Erkennung und Beseitigung von falsch eingebauten
Nukleotiden und produziert Amplifikationsprodukte ohne Basenüberhang.
Bei einem Gesamtvolumen von 50μl enthielten die Reaktionsansätze mit der Pfu- und/oder
Taq-Polymerase folgende Komponenten: 5μl 10x Reaktionspuffer mit MgCl2, jeweils 10μM
Primer (1,0μl, 10pmol/μl), ca. 5-10ng Template-DNA, 0,2mM dNTPs-Mix (1μl, 10mM) und
1,2U Pfu-Polymerase. Die PCR wurde nach der „Hot Start“-Methode durchgeführt, hierbei
wird die Pfu-Polymerase erst nach einem initialen Denaturierungsschritt von ca. 2min bei
94 °C und anschließendem Abkühlen des Ansatzes auf 80 °C zugegeben.
Alle PCRs wurden in Thermocyclern der Firma peqlab durchgeführt. Als erstes erfolgte für
2min eine initiale Denaturierung der DNA bei 94 °C, daran schloss sich die Amplifizierung in
30 Zyklen an, die folgende drei Schritte umfasste: I. Denaturierung für 30s bei 94 °C, II.
Annealing für 30s bei 55-60 °C (je nach Schmelztemperatur der verwendeten Primer) und III.
Elongation bei 72 °C, die Elongationszeit war abhängig von der Länge des zu
amplifizierenden Fragments und der verwendeten Polymerase (Pfu – 500bp pro min; Taq –
1000bp pro min).
8.1.4 In-Fusion Reaktion
Es wurde das In-Fusion Dry-Down Kit von Becton Dickinson verwendet. In der Anleitung
des Herstellers wird ein 10µl Ansatz beschrieben. Da sich die Reaktion in der Praxis
allerdings als sehr effizient erwiesen hat, wurde ein Ansatz auf 10 Reaktionen gestreckt. Das
molare Verhältnis von Fragment zu Vektor sollte 2:1 betragen. Beispielsweise wurden zu
25ng eines 4kbp großen Vektors 12,5ng eines 1000bp großen Fragmentes gegeben. Nach
30min Inkubation bei Raumtemperatur wurde die Reaktion auf Eis gestoppt und direkt im
Anschluß in E. coli transformiert. Die transformierten Bakterien wurden auf LB-Agar mit
Ampicillin ausplattiert und über Nacht bei 37 °C inkubiert. Klone wurden einzeln weiter
gestrichen, die Plasmide am Folgetag per Mini-Präparation isoliert und überprüft.
146
Methoden
8.1.5 Cre-Lox-site spezifische Rekombination
Für die Herstellung von Expressionsvektoren wurde das Clontech Creator DNA Cloning Kit
verwendet. Die Rekombination mittels des 38 kDa schweren, aus dem Bakteriophagen P1
stammenden Enzyms erfolgt zielgerichtet an bestimmten DNA-Sequenzen, den sogenannten
loxP-Stellen. Eine loxP-Stelle besteht aus zwei palindromischen, 13 Basen langen Sequenzen
die durch ein 8 Basen langes Zwischenstück getrennt sind (ATA ACT TCG TAT A NN NNN
NNN T ATA CGA AGT TAT). Die Sequenz des Zwischenstückes ist entscheidend für die
Ausrichtung des Fragmentes im Akzeptorvektor. Zusätzlich enthält das aus dem Donorvektor
übertragene Fragment ein Chloramphenicolresistenzgen ohne Promotor. Der Promotor für
dieses Gen liegt im Akzeptorvektor. Daher konnte nach erfolgter Rekombination auf
chloramphenicolresistente Klone selektiert werden, da nur korrekte Rekombinanten das
benötigte Protein exprimieren sollten. Als zusätzliches, negatives Selektionsmerkmal trägt der
Donorvektor das SacB Gen, welches die Sucrase von B. subtilis codiert und Träger dieses
Plasmids auf saccharosehaltigem Medium im Wachstum hemmt. Die Rekombinationsreaktion
wurde in 10µl Volumen bei Raumtemperatur durchgeführt. Entgegen dem Herstellerprotokoll
wurden Donor- und Akzeptorvektor im Verhältnis 1:2 eingesetzt.
Rekombinationsansatz:
100ng Donorvektor
200ng Akzeptorvektor
0,5µl Cre-Rekombinase
1µl
10xCre-Rekombinations-Puffer
auf 10µl
Aqua bidest.
Nach 30min Inkubation wurde die Rekombinase, durch Erhitzen des Ansatzes auf 70 °C für
10min, inaktiviert. Nach Hitzeinaktivierung der Rekombinase wurde der Ansatz zur
Transformation von kompetenten E. coli Nova-Blue verwendet. Die fertig transformierten
Bakterien wurden auf LB-Agar, der 7 % Saccharose und 30µg/ml Chloramphenicol enthielt,
ausplattiert und über Nacht bei 37 °C inkubiert. Am nächsten Tag wurden die gewachsenen
Klone auf LB-Platten mit geeignetem Antibiotikum (Resistenz auf Akzeptorvektor)
weitergestrichen. Nach erneuter Inkubation über Nacht bei 37 °C wurden die Plasmide gut
angewachsener Klone per Mini-Präparation isoliert und in einem ersten Überprüfungsschritt
mittels analytischer Gelelektrophorese auf die korrekte Größe hin untersucht. Plasmide die
eine korrekte Größe aufwiesen, wurden durch Restriktionsanalysen weiter überprüft. Klone,
deren Plasmide alle Testkriterien erfüllten, wurden weitergestrichen um am nächsten Tag bei
147
Methoden
-80 °C eingefroren. Nach einer Plasmidisolierung im größeren Maßstab (Midi-Präparation)
konnte das Plasmid zur Transfektion eukaryotischer Zellen eingesetzt werden. Als finale
Kontrolle
erfolgte
die
Überprüfung
auf
Expression
des
Proteins
mittels
Fluoreszenzmikroskopie (im Falle von GFP/RFP Fusionsproteinen) sowie Kontrolle auf
Expression und korrekte Größe durch SDS-PAGE mit anschließendem Western-Blot.
8.1.6 Restriktionsverdau
Für die Klonierung wurde die DNA mittels Restriktionsendonukleasen geschnitten. Dafür
wurden 5-10µg DNA, 1-1,5µl 10xReaktionspuffer (entsprechend den verwendeten
Reaktionsenzym/en) und 4Units bzw. je 2Units Restriktionsenzym im Fall eines
Doppelverdaus in 10 oder 15µl Gesamtvolumen aufgenommen und für 2-4 h bei 37 °C
inkubiert. Falls notwendig wurden die Restriktionsenzyme anschließend für 20min bei 85 °C
hitzeinaktiviert.
8.1.7 Ligation
Bei Ligationen über „sticky ends“ enthielt ein Ansatz mit einem Volumen von 10μl 10fmol
Plasmid-DNA, 1μl Ligase-Puffer, 1µl T4-DNA-Ligase und 50-100fmol Insert-DNA. Zuvor
wurde die Insert-DNA (Fragmente nach Restriktionsverdau) aus Agarosegelen extrahiert.
Alle Ligationen wurden entweder für 2-3h bei 37 °C oder über Nacht bei 16 °C durchgeführt
und anschließend zur Transformation von chemokompetenten Bakterien verwendet.
8.1.8 Agarosegelelektrophorese
Die Konzentrationen der Agarosegele zur Auftrennung von DNA nach PCR bzw.
Restriktionsverdau wurden, abhängig von der Größe der DNA-Fragmente zwischen 0,7 %
(>5000bp) und 2 % (<500bp) gewählt. Die entsprechende Menge Agarose wurde in 100ml
TAE-Puffer in der Mikrowelle durch Aufkochen gelöst. Nach dem Abkühlen wurde die
Agaroselösung in horizontale Plexiglasschlitten gegossen.
Die Proben wurden vor dem Auftragen mit GEBS-Puffer versetzt. Die Auftrennung der DNAProben erfolgte bei 90mA in einer mit TAE-Puffer gefüllten Elektrophoresekammer.
Anschließend wurde das Gel in einer 0,3%igen Ethidiumbromidlösung gefärbt und die DNABanden mittels UV-Licht detektiert.
148
Methoden
8.1.9 Aufreinigung von DNA-Fragmenten aus Agarosegelen
Die Extraktion von DNA aus Agarosegelen (u. a. zur Reinigung der durch PCR amplifizierten
oder durch Restriktionsverdau ausgeschnittenen Fragmente) wurde mit dem „QIA quick gel
extraction“-Kit (Qiagen) nach Herstellerangaben durchgeführt. Die Menge und Reinheit des
aufgereinigten DNA-Fragments wurde im Anschluss mittels NanoDrop gemessen und mittels
Agarosegelelektrophorese visuell überprüft.
8.1.10 Präparation von RNA
Die Extraktion von RNA aus eukaryotischen Zellen erfolgt mittels peqGold TriFast der Firma
PEQLAB entsprechend den Herstellerangaben. Bei allen Arbeitsschritten wurden
ausschließlich
RNase-freie
Materialien
(Reaktionsgefäße,
Pipettenspitzen,
Wasser)
verwendet.
8.1.11 Reverse Transkription
Das Umschreiben von RNA in cDNA wird als reverse Transkription bezeichnet erfolgt mit
Hilfe einer RNA-abhängigen DNA-Polymerase aus dem Murine Leukemia Virus (M-MuLV).
Analog zu der PCR müssen auch bei der reversen Transkription Primer verwendet werden,
die das einzelsträngige RNA-Template binden und somit als Ansatzpunkt für die
Polyermisierungsreaktion fungieren. Da mRNA an ihrem 3’-Ende eine polyadenyliert ist,
wurden Desoxythymidin-Oligonukleotide (Oligo-dTs) als Primer verwendet. Auch können
spezifische Primer eingesetzt werden, um gezielt ein Transkript zu isolieren.
Ein Reaktionsansatz von 20 µl beinhaltete:
1-2 µg RNA
1x M-MuLV-Reaktionspuffer
1 mM dNTP-Mix
20 nmol Oligo-dT-Nukleotide
20 U RibuLockTM-RNase-Inhibitor
20 U M-MuLV Reversetranskriptase
RNase-freies Wasser
Der Reaktionsansatz wurde für 1 Stunde bei 37 °C inkubiert. Danach wurde die Reverse
Transkriptase für 10 min bei 70 °C inaktiviert. Anschließend wurde der Ansatz direkt
verwendet oder bei -20 °C bis zur weiteren Verwendung gelagert.
149
Methoden
8.2
Biochemische Methoden
8.2.1 SDS-Gelelektrophorese
Es wurden standardmäßig 8×6×0,15cm 8 %, 10 %, 12,5 % und 15 % Polyacrylamidgele
verwendet. Das Trenngel hatte dabei folgende Zusammensetzung: 8, 10, 12,5 bzw. 15 %
Acrylamidlösung, 375mM Tris-HCl pH8.8, 0,1 % SDS, 0,1 % APS und 5μl TEMED mit H2O
auf 10ml aufgefüllt. Das Sammelgel wiederum wurde wie folgt angesetzt: 4 %
Acrylamidlösung, 130mM Tris-HCl pH 6.8, 0,1 % SDS, 0,1 % APS und 2,5μl TEMED mit
H2O auf 6,5ml aufgefüllt. Die Polymerisationsreaktion wurde durch die Zugabe des TEMED
gestartet.
Die Proben wurden in 2x SDS-Probenpuffer aufgenommen und unmittelbar vor dem
Auftragen auf das Gel 5min bei 95 °C gekocht. Die Gelelektrophorese wurde bei einer
Spannung von 100-120V (konstant) und einer Stromstärke von 25mA durchgeführt.
8.2.2 Coomassie-Färbung von Polyacrylamid-Gelen
Die Gele wurden für 30-60min in Färbelösung unter Schütteln inkubiert und anschließend in
der Entfärbelösung entfärbt.
8.2.3 Western Blot
Der Transfer der Proteine aus dem Polyacrylamidgel auf eine PVDF-Membran erfolgte durch
die Semi-dry-Methode. Bei diesem Verfahren wurden drei mit Anodenpuffer getränkte
Filterpapiere und die mit Methanol aktivierte PVDF-Membran übereinander auf eine
Graphitanode gelegt. Auf die Membran wurden das mit Kathodenpuffer befeuchtete Gel und
drei weitere, mit Kathodenpuffer getränkte Filterpapiere geschichtet. Nach der Entfernung
von Luftblasen zwischen Filterpapier, Gel und Membran wurde die Graphitkathode aufgelegt
und der Transfer für 1–1,5 Stunden bei einer konstanten Stromstärke von 0,7mA pro cm2
Gelfläche durchgeführt. Nach dem Transfer der Proteine auf die Membran wurde diese mit
Färbelösung zur Kontrolle des Transfers und zum Einzeichnen der Markerbanden angefärbt
und anschließend wieder mit Entfärber wieder entfärbt.
150
Methoden
8.2.3.1
Immundetektion von Proteinen
Nach dem Transfer der Proteine wurde die PVDF-Membran für 1h bei RT bzw. über Nacht
bei 4 °C zur Absättigung unspezifischer Bindungsstellen in Blockierlösung inkubiert. Danach
wurde die Membran 3 × 10min mit TBS-T gewaschen. Anschließend erfolgte die Inkubation
mit dem Primärantikörper (siehe 4.5.1 Antikörper) ca. 1h bei RT oder über Nacht bei 4 °C.
Nach der Inkubation mit dem primären Antikörper wurde die Membran erneut 3 x 10min in
TBS-T gewaschen und anschließend mit dem sekundären AK ca. 1h bei RT inkubiert. Als
Sekundärantikörper wurde ein mit Meerrettichperoxidase gekoppelter Ziege-anti-Maus (siehe
7.5.1 Antikörper) verwendet. Der sekundäre AK wurde in der Verdünnung 1:3.000 in TBS-T
eingesetzt. Nach dem Waschen der Membran wurde der Blot kurz mit ECL-Lösung inkubiert.
Zur Detektion der Lumineszenz wurde die Membran einem Röntgenfilm exponiert, welcher
abhängig von der Signalstärke für wenige Sekunden bis zu mehreren Minuten aufgelegt
wurde.
8.2.3.2
Strippen von PVDF-Membranen
Durch Inkubation der Membran in „stripping“-Puffer für 1 min bei 70 °C wurde die Membran
von gebundenem Antikörper befreit. Im Anschluss wurde die Membran durch erneutes
Blockieren mit einem weiteren Primärantikörper inkubiert werden. Dieses Verfahren
ermöglicht die Detektion von verschiedenen Proteinen innerhalb derselben Ausgangsprobe.
8.2.4 Peptid-Bindeexperiment
Die für dieses Experiment verwendeten Peptid-Membranstreifen wurden von Dr. Ronald
Frank (Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung Braunschweig, Forschungsgruppe
Chemische Biologie) hergestellt. Die Membranstreifen mit den synthetisierten Peptiden
wurden mit Blockierlösung (ein Volumenteil Sigma-Aldrich Casein-basierter Blockierpuffer,
vier Volumenteile TBS mit 0,005 % Tween und 5 % Saccharose) für 16 h bei 4 °C inkubiert.
Anschließend wurden die Membranen mit der zu untersuchenden GST-SH2 Domäne oder
GST in Blockierlösung für 16 h bei 4 °C inkubiert. Nach drei 15minütigen Waschschritten in
TBS-T wurde das GST mittels anti-GST Primärantikörper, gefolgt von einem HRPgekoppelten Sekundärantikörper detektiert und durch die ECL-Reaktion visualisiert (vgl.
(Schmitter et al. 2007a)).
151
Methoden
8.2.5 Expression und Reinigung von rekombinanten Proteinen aus
Bakterien
8.2.5.1
Expression rekombinanter Proteine
1000ml LB-Medium mit Antibiotikum (abhängig von Bakterienstamm und Plasmid) wurden
mit 25ml Übernachtkultur (gleiches Medium) angeimpft und für ca. 4h unter Schütteln (ca.
220 bis 250rpm) bei 30 °C bis zur OD580 von 0,6 bis 0,7 (Ende der logarithmischen Phase)
inkubiert. Anschließend wurde die Proteinexpression mit 500µM IPTG induziert Die
Inkubation erfolgte über Nacht bei 30 °C unter Schütteln. Bei Konstrukten, die eine starke
Degradation der Fusionsproteine aufwiesen, wurde die Proteinexpression auf 1,5 bis max. 2
Stunden verringert. Anschließend wurde die Bakterienkultur abzentrifugiert und das Pellet in
flüssigem Stickstoff eingefroren und bei -80 °C gelagert.
8.2.5.2
Reinigung von GST-Fusionsproteinen
Das Bakterienpellet wurden in 20ml Lysepuffer (1×PBS pH7.4, 2,5mM DTT, 5mM EDTA,
Proteaseinhibitoren – 10µM PMSF, 5µg/ml Leupeptin, 10µg/ml Aprotenin, 10µg/ml
Pefablock) resuspendiert. Anschließend wurde der Ansatz auf Eis für 2 × 2min mit Ultraschall
aufgeschlossen. Das erhaltene Zelllysat wurde 60min bei 16.000 rpm (SS34-Rotor)
abzentrifugiert. Der Überstand wurde durch einen Filter mit einer Porengröße von 0,45µm
filtriert. Im Folgenden wurde das geklärte Lysat auf eine 1ml (bed volume) GS-TrapFF Säule
mit einer Fließgeschwindigkeit von 0,1ml aufgetragen. Nach dem Probenauftrag wurde die
Säule für 1h bei einer Fließgeschwindigkeit von 0,3ml/min mit Puffer A (PBS pH7,4)
gewaschen. Anschließend wurde das an die Säule gebundene Protein mittels eines Gradienten
von 0 % bis 100 % Puffer B (50mM Tris pH8.0, 10mM GSH) und einer Fließgeschwindigkeit
von 0,3ml/min eluiert. Das Eluat wurde mit Hilfe des Fraktionssammlers in Reagenzgläser
aufgefangen (10min/pro Fraktion entspricht etwa 3ml). Die einzelnen Fraktionen wurden
mittels SDS-Page und anschließender Coomassie-Färbung auf Proteingehalt überprüft. Die
Fraktionen, welche das gereinigte Protein enthielten, wurden vereinigt und in einen
Dialyseschlauch überführt. Die Dialyse erfolgte für mindestens 4 x 3 Stunden in je 2 l PBS.
Dabei wurde dem PBS beim letzten Dialyseschritt 10 % Glycerol zugesetzt. Nach der Dialyse
wurden die Proteinlösungen aliquotiert, im flüssigem Stickstoff eingefroren und bei –80 °C
gelagert.
152
Methoden
8.2.6 Analyse von Protein Interaktionen mittels ELISA
In einem ersten Schritt wurden die GST-Fusionsproteine oder GST in dreifacher Ausführung
in den einzelnen Vertiefungen einer ELISA-Platte immoblisiert. Dazu wurden die Proteine in
50 mM Na-Bicarbonat pH9.0 aufgenommen, so dass die Konzentration 20 ng/µl betrug.
Davon wurden je 50 μl/pro Vertiefung der ELISA-Platten gegeben und für 5 Stunden oder
über Nacht bei 4 °C inkubiert. Nach der Immobilisierung der Proteine an die
Plastikoberfläche wurde die Lösung wieder von der ELISA-Platte abgesaugt und 480μl
Blockierlösung (2 % BSA in PBS-T) pro Vertiefung zugegeben. Das Blockieren der ELISAPlatten erfolgte für 2Stunden bei Raumtemperatur oder über Nacht bei 4 °C. Anschließend
wurde die Blockierlösung abgesaugt und die Platten 3-mal mit PBS-T gewaschen. Danach
erfolgte die Übernachtinkubation der imoblisierten GST-Fusionsproteine mit verdünnten
Ganzzellysaten bei 4 °C. Dazu wurden die Zelllysate in PBS-T (versetzt mit
Proteaseinhibitoren und Natriumorthovanadat) auf eine Proteinendkonzentration von
0,5 mg/ml verdünnt. Danach wurden die Platten 3-mal mit PBS-T gewaschen und 50 μl des
monoklonaler Maus-anti-HA Antikörper (1:2000 in PBS-T + 2 %BSA) pro Vertiefung
zugegeben. Nach 1stündiger Inkubation bei Raumtemperatur wurden die Platten 3-mal mit
PBS-T gewaschen und pro Vertiefung 50 μl Ziege-anti-Maus-IgG (gekoppelt mit
Merrettichperoxidase) (1:10.000 in PBS-T) zugegeben. Die Inkubation mit dem
Zweitantikörper erfolgte ebenfalls 1 Stunde bei Raumtemperatur. Anschließend wurden die
Platten erneut 4-mal mit PBS-T gewaschen, 50 μl/well 3,3’,5’5-Tetramethylbenzidine (TMB)
zugegeben und 5 bis 15min, je nach Stärke der Reaktion, bei Raumtemperatur inkubiert. Die
Reaktion wurde durch Zugabe von 25 μl 1 N H2SO4 gestoppt. Die Absorption wurde bei
450 nm mittels des Varioskan Flash der Firma Thermo Scientific gemessen.
8.2.7 Pull down Experimente mittels GST-Fusionsproteinen
Für die GST-pull-down Experimente wurden 5 µg gereinigtes GST-Fusionsprotein oder GST
mit 100 µl 50%iger Glutathion-Sepharose (in PBS) versetzt und für 4 Stunden bei 4 °C
rotierend inkubiert. Anschließend wurde die Sepharose 3-mal mit PBS-T gewaschen
(Zentrifugation für 1min bei 4 °C und 2000xg). Das Sepharosepellet wurde im gleichen
Volumen PBS resuspendiert und mit 750 µl geklärtem Zelllysat der HEK293T Zellen
inkubiert. Für die Zelllysate wurden die HEK293T Zellen 48 Stunden vorher mit den
entsprechenden
Plasmidkonstrukten
kotransfiziert.
153
Diese
Plasmidkonstrukte
waren
Methoden
Leervektoren, kodierend für GFP oder kodierten für CEACAM3, CEACAM4 oder v-Src. Die
pull-down Proben wurden für 4 Stunden oder über Nacht bei 4 °C unter ständiger Rotation
inkubiert. Anschließend wurden die Ansätze 4-mal mit PBS-T gewaschen (Zentrifugation für
1min bei 4 °C und 2000xg). Das Präzipitat wurde in SDS-Probenpuffer aufgenommen,
aufgekocht und mittels Gelelektrophorese, gefolgt von Western Blot Analyse untersucht.
8.2.8 Phosphorylierung von Proteinen in vitro
Alle Phosphorylierungen erfolgten im P-Puffer (20mM TEA-HCl pH7.5, 5mM MgCl2,
0,24mM Vanadat, 0,16mM Molybdat). Der Reaktionsansatz enthielt 10 – 20μg
rekombinantes Protein, 20μl P-Puffer, 2μl ATP (100mM), 6 μl Kinase und wurde mit H2Odest
auf ein Gesamtvolumen von 120µl aufgefüllt. Als Kontrollen dienten Ansätze, welche keine
Kinase bzw. kein rekombinantes Protein enthielten. Die Phosphorylierungsreaktion wurde
durch die Zugabe der jeweiligen Kinase gestartet und für 30min bei 30 °C inkubiert. Zum
Stoppen der Reaktion wurde der Phosphorylierungsansatz mit 1mM EDTA in PBS auf eine
Proteinkonzentration von 20ng/µl verdünnt. Für den Nachweis der Proteinphosphorylierung
mittels Western-Blot wurde vor dem Abstoppen der Phosphorylierungsrekation ein 20µl
Aliquot des Ansatzes in 2x SDS-Probenpuffer aufgenommen, für 5min bei 95 °C inkubiert,
auf ein SDS-Polyacrylamidgel aufgetragen und auf eine PVDF-Membran transferiert. Das
phosphorylierte Protein wurde mittels monoklonalem anti-Phosphotyrosin-Antikörper
nachgewiesen.
8.3
Herstellung und Beprobung von Protein Arrays
Die zu immobilisierenden Proteine (GST oder GST-SH2 Domänen) wurden mittels
Immobilisierungspuffer (PBS, 10 % Glycerol) auf eine Konzentration von 0,173µg/µl
eingestellt. Jeweils 50µl dieser verdünnten Proteinlösung wurden in eine Vertiefung einer 96well Platte überführt. Vor dem Drucken der Proteine wurden mittels Zentrifugation (ELISAPlattenhalter, 4000rpm, 2min, 4 °C) alle Luftblasen aus den Ansätzen entfernt. Das Drucken
der Proteine auf einen aldehydbeschichteten Objektträger erfolgte mittels des NanoPlotter 2.1
bei einer Luftfeuchtigkeit von 70 %, die 96-well Platte mit den Proteinlösungen wurde auf
4 °C gekühlt. Der Objektträger blieb ungekühlt, um die Bildung von Kondensationswasser auf
der Oberfläche zu vermeiden. Zum Drucken der Proteine wurde die Nadel #16335 verwendet.
Pro Spot wurden 15 Tropfen mit einem Volumen von 0,5nl/Tropfen gedruckt. Um für die
Nadel #16335 das Tropfenvolumen von 0,5nl/Tropfen zu gewährleisten, wurde die Pumpe auf
154
Methoden
die Pulsstärke 50µs, Frequenz 100Hz und Spannung 70V eingestellt. Durch diese
Einstellungen wurde 1,3 ng Protein pro Spot auf die aldehydbeschichtete Oberfläche des
Objektträgers gedruckt. Nach abgeschlossenem Druckvorgang wurde der Protein Array noch
für 1h bei Raumtemperatur und einer Luftfeuchtigkeit von 70 % inkubiert. Anschließend
wurden alle noch freien Aldehydgruppen der Oberfläche reduziert. Dies erfolgte durch
20minütiger Inkubation des Protein Arrays in 0,25 % Natriumborhydrid in PBS. Nach
dreimaligem Waschen mit PBS-T wurde der Protein Array in die FAST Slide Incubation
Chamber eingespannt und die einzelnen Arrays mit rekombinantem Protein oder Zelllysat
beprobt. Die Inkubation erfolgte über Nacht bei 4 °C. Nach dreimaligem Waschen mit PBS-T
wurden die einzelnen Arrays mit spezifischem Primärantikörper für 1h bei 4 °C inkubiert. Die
Inkubation mit dem fluoreszenzmarkierten Sekundärantikörper erfolgte ebenfalls für 1h bei
RT. Sowohl vor als auch nach der Sekundärantikörper Inkubation wurden die Arrays jeweils
3x mit PBS-T gewaschen. Zum Abschluss wurde der gesamte Objektträger nochmals 2x mit
PBS gewaschen, um eventuell anhaftendes Tween restlos zu entfernen, da dieses beim
Auslesen der Signale störend wirkt. Nach diesem letzten Waschschritt wurde der Objektträger
durch Zentrifiugation (4000rpm, 2min, RT) getrocknet. Das Auslesen der Fluoreszenzsignale
erfolgte mittels des Mikroarray-Scanner LS-Reloaded der Firma Tecan. Die Intensitäten der
Fluoreszenzsignale wurden unter Verwendung der Array-Pro® Analyzer 4.5 Software
bestimmt.
Um die Fluoreszenzsignale mehrerer Messungen zu verrechnen und grafisch darstellen zu
können wurden die Nettobindungssignale in Abhängigkeit der Phosphorylierung bzw. die
relativen Nettobindungssignale in Abhängigkeit der Phosphorylierung berechnet. Das
jeweilige Nettobindungssignal (NBS) in Abhängigkeit der Phosphorylierung berechnet sich
durch Subtraktion des gemittelten NBS des jeweiligen unphosphorylierten Ansatzes vom
NBS des jeweiligen phosphorylierten Ansatzes, dividiert durch den Quotienten aus dem
gemittelten NBS des jeweiligen immobilisierten GST-Proteins und dem gemittelten NBS aller
immobilisierten GST-Proteine. Die so erhaltenen Einzelwerte wurden in Relationswerte
umgerechnet. Der hierfür verwendete Referenzwert war entweder die das höchste Singal
liefernde SH2 Domäne oder das Signal eines als interner Standard immobilisierten Proteins.
155
Methoden
8.4
Zellbiologische Methoden
8.4.1 Transfektion von Zellen mittels Calcium-Phosphat-Kopräzipitation
Die gewünschte Menge DNA (1-10µg pro 10cm Schale 293T-Zellen) wurde in 500µl steriles,
bidestilliertes Wasser pipettiert. Die eingesetzte DNA stammte für gewöhnlich aus MidiPräparationen. Nach Zugabe von 500µl kaltem 2xHBS wurde unter ständigem Schütteln
(Vortexer) 50µl sterile 2,5M CaCl2-Lösung tropfenweise zugegeben. Der Ansatz wurde für
15min bei Raumtemperatur inkubiert. Währenddessen wurde der zu transfizierenden
Zellkulturschale 25µM Chloroquin zugegeben und die Schale bis zum Ende der
Inkubationszeit wieder im Brutschrank aufbewahrt. Nach Ablauf der Inkubationszeit wurde
der Transfektionsansatz tropfenweise, vorsichtig und flächig über die Zellen verteilt. Nach 6-8
Stunden Inkubation bei 37 °C und 5 % CO2 wurde das Medium gegen frisches
Zellkulturmedium ausgetauscht und die Zellen weitere 12-20 Stunden inkubiert.
8.4.2 Herstellung von Zelllysaten
Um die in den transfizierten Zellen exprimierten Proteine für pull-down und Protein Array
Experimente zu verwenden, mussten diese zuvor aus den Zellen freigesetzt werden. Zunächst
wurde das Medium von den Zellen abgenommen und die Zellen 2x mit PBS gewaschen, um
möglichst alle Mediumsreste zu entfernen, welche vor allem bei den Protein Array
Experimenten störend sind.
Die Lyse der Zellen einer konfluenten 10cm Schale erfolgte in RIPA-Puffer oder
Tritonpuffer. Die dabei verwendete Puffermenge war abhängig von der vorgesehenen
Verwendung der Lysate. Zellen, welche für pull-down Experimente verwendet werden
sollten, wurden in 1ml RIPA-Puffer lysiert, während Zellen zur Verwendung in Protein Array
Experimenten in 300µl Tritonpuffer lysiert wurden.
Für Lysate, die der Expressionskontrolle dienten, wurden 1x106 Zellen in einer 6cm
Zellkulturschale in 300µl RIPA Puffer lysiert. Das zähflüssige Lysat wurde mittels eines
Zellschabers am Rand der Schale gesammelt und mit einer 1ml Spritze samt Einwegkanüle
aufgenommen und in ein 1,5ml Eppendorf-Reaktionsgefäß überführt. Um die im Lysat
enthaltene DNA mechanisch zu zerstören („scheren“) wurde das Lysat mehrmals durch die
Kanüle aufgesogen und ausgeblasen. Es wurden nun 100µl einer Suspension von Sepharose
in Triton-Puffer zugegeben, die DNA und andere störende Zellreste bindet. Die Sepharose156
Methoden
Kügelchen wurden nach mindestens fünfminütiger Koinkubation unter ständigem Invertieren
durch 15 minütige Zentrifugation pelletiert. 100-200µl des Überstandes wurden in ein frisches
1,5ml Eppendorf-Reaktionsgefäß überführt und mit der gleichen Menge 2xSample Buffer
versetzt, bei 95 °C aufgekocht und mittels Western-Blot analysiert.
Lysate für Pull-down und Protein Array Experimente sowie Immunpräzipitationen wurden
aus konfluenten 10cm Schalen angefertigt. Zum Lysieren wurde 1ml Puffer verwendet. Nach
Lyse der Zellen und Klärung des Lysates durch Koinkubation mit Sepharosekügelchen wurde
der Überstand aliquotiert und bei -80 °C eingefroren. Ein Aliquot wurde zur
Expressionskontrolle mittels Western Blot verwendet.
8.4.3 FACS-Analyse (Fluorescence Activated Cell Sorting)
1x106 Zellen wurden in 6cm Schalen gesplittet und über Nacht inkubiert. Am Folgetag wurde
das Medium abgenommen und die Zellen mittels Trypsin aus den Schalen gelöst. Die Zellen
wurden dann für 3min bei 2000 rpm, 4 °C in einer Tischzentrifuge pelletiert und das
Zellpellet anschließend 2x in 1ml FACS-Puffer (1 % hitzeinaktiviertes (F)CS in PBS)
gewaschen. Nach dem Waschen wurden die Proben auf jeweils zwei FACS-Probenröhrchen
verteilt und bis zur Messung auf Eis abgedunkelt gelagert.
8.4.4 Rezeptorfärbung für FACS
Zur quantitativen Kontrolle der Expression von Oberflächenproteinen konnten diese mittels
Antikörpern fluoreszenzmarkiert werden. Wie unter 8.4.3 beschrieben wurden die Zellen aus
der Schale gelöst, allerdings wurde hierfür das eingesetzte Trypsin 1:5 in PBS verdünnt, um
die exponierten Proteine möglichst zu schonen.
Nach zweimaligem Waschen in 1ml FACS-Puffer wurden die Zellen in 300µl FACS-Puffer
resuspendiert. Zu dieser Suspension wurde der entsprechende Antikörper gegen das
nachzuweisende Protein (hier CD66acde der CEACAM1,3,5 und 6 erkennt) 1:200
hinzugegeben und 30 Minuten bei 4 °C unter ständigem Invertieren inkubiert. Danach wurden
die Zellen 3x in FACS-Puffer gewaschen und erneut in 300µl FACS-Puffer resuspendiert.
Der Cy2-markierte Sekundärantikörper wurde ebenfalls 1:200 eingesetzt und auch für 30
Minuten unter ständigem Invertieren bei 4 °C mit den Zellen inkubiert. Abschließend wurden
die Zellen 3x gewaschen, in FACS-Probenröhrchen überführt und bis zur Messung auf Eis
und abgedunkelt gelagert.
157
Methoden
8.5
Herstellung stabiler shRNA-Zelllinien
8.5.1 Klonierung von shRNA in den lentiviralen Vektor pLKO.1
Ein Reaktionsansatz für die Annealingreaktion der shRNA-Oligonukleotide enthielt:
1μl shRNA-sense Oligonukleotid (100μM Stammlösung),
1µl shRNA-antisense Oligonukleotid (100μM Stammlösung),
5μl NEB-Puffer 2
43 μl ddH2O.
Die Annealingreaktion wurde unter folgenden Bedingungen durchgeführt:
95 °C 4 min
24 Zyklen beginnend bei 94 °C, 1 min (pro Zyklus -1 °C)
70 °C 10 min
herunterkühlen des Ansatzes von 70 °C auf 4 °C (Temperaturabsenkung -0,1 °C pro
min)
Der lentivirale Vektor pLKO.1 wurde mittels der Enzyme AgeI und EcoRI über Nacht bei
37 °C verdaut. Anschließend wurden 3-5µg des linearisierten Vektors für 30min bei 37 °C
dephosphoryliert. Die Inaktivierung der Phosphatase erfolgte für 10min bei 65 °C.
Für die Ligation des linearisierten, dephosphorylierten Vektors mit dem shRNA-Insert
wurden 1µl verdauter pLKO.1 (ca. 100ng) mit 1µl shRNA-Insert, 1µl T4 Ligase, 1µl T4
Ligasepuffer und 6µl ddH2O für 4h bei 4 °C inkubiert.
Anschließend wurden E.coli Nova Blue mit dem Ligationsansatz transformiert und die
Bakterein auf Ampicillin-haltigem Medium ausplattiert. Nach 12h wurden die Klone mittels
Agarosegelelektrophorese, PCR und anschließender Sequenzierung überprüft.
8.5.2 Produktion lentiviraler Partikel
HEK293T Zellen wurden mit 13 μg pLKO.1 (mit der gewünschten shRNA), 7μg pMD2.G
und 10 μg psPAX2 transfiziert. Nach 6h wurde das Medium gegen 6ml DMEM (mit 10 % CS
und 10 % Penicillin/Streptomycin) ausgetauscht. Nach 72h wurde der Viren-enthaltende
Überstand abgenommen, bei 2000rpm und 4 °C für 7min zentrifugiert. Anschließend wurde
der geklärte Überstand durch einen Filter mit der Porengröße von 0,45 µm sterilfiltriert. Die
Überstände wurden aliquotiert, in flüssigem Stickstoff eingefroren und bis zur Verwendung
bei -80 °C gelagert.
158
Methoden
8.5.3 Transduktion von Zellen mit lentiviralen Partikeln
Vor der Transduktion wurden 2x106 Zellen in einer 10cm Schale ausgesät. Nach 12h wurden
tropfenweise 1ml des lentiviralen Überstandes auf die Zellen gegeben. Der verwendete
Vektor pLKO.1 trägt eine Resistenzkassette für Puromycin, welche stabil in das Genom der
Wirtszelle integriert, was die Selektion stabil transduzierter Zellen mittels Puromycin
ermöglicht. 24 Stunden nach der Transduktion wurde das Medium gegen 10ml frisches
Medium mit 1,0 µg/ml Puromycin ausgetauscht. In der Folge überlebten nur die
transduzierten Zellen und nach 4-5 Tagen wurden die überlebenden Zellen mittels Western
Blot auf unterdrückte Expression des Proteins, gegen die sich die eingefügte shRNA richtet,
überprüft
8.6
Infektionsexperimente
8.6.1 Kultivierung von Neisserien
Neisseria gonorrhoeae wurde auf GC-Agar kultiviert. Die verwendeten Stämme besitzen
spezifische Resistenzen gegen Erythromycin und Chloramphenicol auf dem das rekombinante
Opa-Gen tragenden Plasmid. Neisseria gonorrhoeae wurde zwei Tage vor dem
Infektionsexperiment aus einer -80 °C Kultur dünn auf GC-Platten mit Antibiotika
ausgestrichen. Am folgenden Tag wurden lichtmikroskopisch ein bis zwei Opa Protein
exprimierende Kolonien selektioniert und flächig auf GC-Agarplatten (ohne Antibiotikum)
ausgestrichen, um eine ausreichende Menge Gonokokken zur Infektion zur Verfügung zu
haben. Zum Einsatz für Infektionsexperimente wurden die Bakterien von der Agarplatte
abgenommen und in PBS suspendiert.
8.6.2 Beschichten von Platten für den Gentamicin-Protektions Assay
Jedes Well der 24-well Platte wurde mit 400µl einer 5µg/ml Fibronektin und 10µg/ml PolyLysin in PBS gefüllt und entweder bei +37 °C für 1-2 Stunden oder über Nacht bei +4 °C
inkubiert.
8.6.3 Gentamicin-Protektions Assay
5x105 transfizierte 293T-Zellen wurden pro Well einer 24-Well-Platte eingesät. In eine
weitere
6cm
Zellkulturschale
wurden
1x106
159
Zellen
ausgesät,
um
Lysate
zur
Methoden
Expressionskontrolle
herstellen
zu
können.
Die
Zellen
wurden
über
Nacht
in
DMEM+10 % CS bei 37 °C und 5 % CO2 inkubiert.
Die Bakterien wurden von der Agarplatte abgenommen und in PBS suspendiert. Die optische
Dichte wurde bei 550nm bestimmt und 1x107 Bakterien pro Well zur Infektion eingesetzt,
was einer multiplicity of infection (MOI) von 20 entsprach. Nach 60min Infektionszeit bei
37 °C 5 % CO2 wurde das Medium abgenommen und durch DMEM+10 % CS ersetzt,
welches 50µg Gentamicin pro Milliliter enthielt. Die Gentamycinbehandlung wurde für
45min unter Inkubation zu vorgenannten Bedingungen aufrechterhalten, um extrazelluläre
Bakterien abzutöten. Anschließend wurde das Medium restlos abgenommen und die Zellen in
genau 1ml 1 % Saponin in PBS lysiert. Hierfür wurde 1ml der steril filtrierten Saponinlösung
mit einer Eppendorf-Pipette in die Vertiefung pipettiert und die Zellen zusätzlich durch
mehrfaches Aufsaugen und Ausblasen der Lösung auch mechanisch zerstört. Nach 15min
Inkubation
wurde
das
Lysat
nochmals
homogenisiert
und
anschliessend
eine
Verdünnungsreihe erstellt. Von den Verdünnungsstufen 1:100 und 1:1000 wurden
standardmäßig je zweimal 20µl auf einer GC-Agarplatte ausplattiert. Je nach Experiment
wurden auch andere Verdünnungsstufen zusätzlich verwendet.
8.6.4 Markierung von Bakterien mit Fluoreszenzfarbstoffen
Um Bakterien mittels CSFE für den späteren Nachweis via Mikroskopie anzufärben, wurde
1ml einer Bakteriensuspension mit 0,2µ/ml CSFE in PBS versetzt und 20min bei 37 °C
schüttelnd inkubiert. Danach wurde überschüssiger Farbstoff durch dreimaliges Waschen mit
PBS entfernt.
8.6.5 Beschichten von Deckgläsern für Konfokalmikroskopie
Jedes Well einer 24-well Platte wurde mit einem Deckgläschen bestückt und mit 500µl einer
Lösung von 10µg/ml Poly-Lysin und 5µg/ml Fibronektin in PBS bedeckt. Die Inkubation
erfolgte für 1-2 Stunden bei 37 °C oder bei 4 °C über Nacht.
8.6.6 Herstellung von Präparaten für Konfokalmikroskopie
In eine 24-well Platte wurden 5x104-1x105 293T Zellen pro well transfiziert mit Fluoreszenzfusionierten Proteinen eingesät. In jedem well befand sich ein beschichtetes Deckglas. Die
Zellen wurden über Nacht in DMEM+10 % CS bei 37 °C und 5 % CO2 inkubiert. Am
160
Methoden
nächsten Tag erfolgte die Infektion mit einer MOI von 50. Vor der Infektion wurden die
Bakterien mit CSFE gefärbt (siehe 8.6.4). Die Infektionszeit betrug 60min. Im Anschluss
wurde das Medium abgenommen und die Zellen einmal mit PBS++ gewaschen. Nach 30
minütiger Fixierung in 350µl 4 % PFA wurden die Zellen zweimal mit PBS++ gewaschen. Die
Deckgläser wurden nun mit einem Tropfen mounting medium (Sigma) versehen und mit der
Zellseite nach unten auf einen Objektträger aufgebracht. Überschüssiges Medium wurde
abgesaugt und das Präparat mit Nagellack luftdicht umschlossen. Die Lagerung erfolgt bei
+4 °C bis zur Betrachtung am Fluoreszenzmikroskop.
8.6.7 FACS-Invasionsassay
Für den FACS-Invasionsassay wurden 1x106 am Vortag transfizierte Zellen in einer 6-well
Schale ausgesät. Am folgenden Tag wurden die Zellen mit CSFE-gefärbten Bakterien (MOI
von 50) infiziert und für 1h bei 37 °C und 5 % CO2 inkubiert. Anschließend wurden die
Zellen 1x mit PBS gewaschen, abtrypsinisiert und wie unter 8.4.3 beschrieben für die FACSAnalyse vorbereitet. Um nur die intrazellulären Bakterien zu messen, wurde die Fluoreszenz
der extrazellulären Bakterien mittels Trypanblau gequencht. Dazu wurden die Proben direkt
vor der Messung mit Trypanblau im Verhältnis 1:1 versetzt. Die Fluoreszenzintensität ist
dabei proportional zur Anzahl intrazellulärer Bakterien.
8.6.8 Aufreinigung von Granulozyten aus humanem Blut
Für die Isolierung primärer Granulozyten wurden 20-25 ml frisches humanes Blut mit 3 ml
3,8%iger Citratlösung versetzt. Anschließend wurde das Blut im gleichen Volumen PBS
verdünnt. Um die unterschiedlichen Blutbestandteile zu separieren, wurden 15 ml Ficoll mit
jeweils 10 ml verdünntem Blut überschichtet. Zur Separierung der Blutbestandteile wurden
die Ansätze für 40min bei 460xg ohne Bremse bei 20 °C zentrifugiert. Nach der
Zentrifugation befanden sich die Granulozyten, zusammen mit den Erythrozyten am Boden
des Gefäßes. Die darüberliegenden Schichten konnten nun entfernt werden. Um die
Granulozyten von den Erythrozyten abzutrennen, wurde die Lösung mit dem doppelten
Volumen an PVA/NaCl-Lösung (1 % PVA 7200 in 0,9 % NaCl) versetzt und 30min bei
Raumtemperatur inkubiert. Während der Inkubation sanken die Erythrozyten auf den Grund
des Gefäßes ab, die Granulozyten verblieben im Überstand. Die Granulozyten wurden
anschließend aus dem Überstand pelletiert. Dafür wurde der Überstand bei 20 °C für 20min
bei 300xg, ohne Bremse zentrifugiert. Um die Granulozyten von den noch verbliebenen
161
Methoden
Erythrozyten zu säubern, wurde das Pellet zügig in 5 ml A. bidest resuspendiert und unter
leichtem Schütteln für 40 Sekunden inkubiert. Dies bewirkte die osmotische Lyse der
restlichen Erythrozyten. Anschließend wurde durch die Zugabe von 5 ml 5xPBS wieder eine
physiologische Salzkonzentration hergestellt. Die Granulozyten wurden nochmals bei
Raumtemperatur für 20min bei 200xg ohne Bremse abzentrifugiert. Das Pellet wurde
anschließend in dem für weitere Experimente vorgesehenen Puffer resuspendiert und die
Zellzahl ausgezählt. Bis zur Weiterverarbeitung wurden die Zellen auf Eis gelagert.
8.6.9 Bakterien-Degradations Assay
Dieser Assay wurde in einem speziellen Phagozytosepuffer durchgeführt. Dieser Puffer
bestand aus 1 x PBS versetzt mit 0,9 mM CaCl2, 0,5 mM MgCl2, 5 mM Glukose und 1 %
hitze-inaktiviertem FCS. Es wurden 5 x 105 Granulozyten in Phagozytosepuffer
aufgenommen und mit 5 x 105 Bakterien für 60 und 240min inkubiert. Die Inkubation erfolgte
unter ständigem Rotieren bei 37 °C in der An- oder Abwesenheit von spezifischen
Inhibitoren. Anschließend wurden die Ansätze für 3min bei 800xg abzentrifugiert und die
pelletierten Zellen in 1xSDS Probenpuffer resuspendiert. Anschließend wurden die Proben
ohne zeitliche Verzögerung mittels Gelelektrophorese und Western Blot Analyse untersucht.
8.6.10 Quantifizierung der Phagozytoserate von humanen Granulozyten
Die Phagozytoserate wurde mitteles Durchflusszytometrie unter Verwendung von Trypanblau
ermittelt (Pils et al. 2006). Hierfür wurden 1 x 106 frische, isolierte Granulozyten in 1 ml
Phagozytosepuffer (siehe 6.5.9) resuspendiert und für 30min bei 37 °C in An- oder
Abwesenheit spezifischer Inhibitoren inkubiert. Anschließend wurden die Granulozyten mit
2 x 107 CSFE-markierten Bakterien für 15-30min bei 37 °C inkubiert. Die Phagozytose wurde
durch Zugabe von eisgekühltem Phagozytosepuffer abgestoppt und die Zellen wurden mit
PBS gewaschen. Anschließend wurden die Proben in PBS + 1 % hitze-inaktiviertem FCS +
2 mg/ml Trypanblau resuspendiert und mittels Durchflusszytometrie analysiert. Um die
Anzahl internalisierter Bakterien zu ermitteln, wurde der prozentuale Anteil an CSFEpositiven Granulozyten mit der mittleren Fluoreszenzintensität dieser Zellpopulation
multipliziert.
162
Methoden
8.6.11 Messung der Entstehung reaktiver Sauerstoffderivate (Oxidative
Burst Messung) in humanen Granulozyten
2 x 105 Granulozyten wurden in Chemilumineszenzpuffer (8 g/l NaCl; 0,2 g/l KCl; 0,62 g/l
KH2PO4; 1,14 g/l Na2HPO4; 1 g/l Glukose; 50 mg/l BSA; pH7,2) aufgenommen und mit
unterschiedlichen Konzentrationen Wortmannin für 30min bei 37 °C vorinkubiert. Die
Granulozyten wurden in dreifacher Ausführung in eine 96-well Platte überführt. Anschließend
wurde den Ansätzen Luminol zugesetzt. Die Endkonzentration des Luminol betrug 20 µg/ml
pro well. Anschließend wurden die Ansätze mit 1 x 107 Bakterien infiziert oder wurden
uninfiziert gelassen. Die Messung der Chemilumineszenz erfolgte alle 2min bei 37 °C mittels
des Varioskan Flash der Firma Thermo Scientific.
163
Abkürzungen
9
Abkürzungen
%
Prozent
°C
Grad Celsius
μg
Mikrogramm
μl
Mikroliter
Abb.
Abbildung
Amp
Ampicillin
APS
Ammoniumpersulfate
bp
Basenpaar
BSA
Rinderserumalbumin (bovine serum albumin)
Cam
Chloramphenicol
cDNA
komplementäre DNA
CEACAM
Carcinoembryonic-antigen related Cell Adhesion Molecule
cm
Zentimeter
C-SH2
C-terminal gelegene SH2 Domäne
CS
Kälberserum (newborn calf serum)
DAG
Di-acyl-glycerol
DMSO
Dimethylsulfoxid
DNA
Desoxyribonukleinsäure
EDTA
Ethylendiamintetraacetat
et al.
et alii (und andere)
FACS
Fluorescence Activated Cell Sorting
FAK
Fokale Adhäsionskinase
FCS
fötales Kälberserum
Fn
Fibronektin
g
Gramm
GFP
grün fluoreszierendes Protein (green fluorescent protein)
Grb
Wachstumsfaktorrezeptor-bindendes Protein
(growth factor receptor bound protein)
GST
Glutathion-S-Transferase
h
Stunde
HA
Hämagglutinin
HBS
Hepes-gepufferte Salzlösung
164
Abkürzungen
His6
6-fach Histidin
IP3
Inositol-(1,4,5)-trisphosphat
ITAM
immunoreceptor tyrosine based activation motif
ITIM
immunoreceptor tyrosine based inhibitory motif
Kd
Dissoziationskonstante
kbp
Kilobasenpaar
kDa
Kilodalton
l
Liter
LB
Luria-Bertani
M
Molar
mA
Milliampere
mg
Milligramm
ml
Milliliter
mM
Millimolar
N-SH2
N-terminal gelegene SH2 Domäne
NC-SH2
Tandem-SH2 Domäne - bei Proteinen mit zwei SH2 Domänen (umfasst
den Proteinabschnitt vom Beginn der N-terminalen bis Ende der Cterminalen SH2 Domäne)
OD
optische Dichte
Opa
opacity associated
PBS
Phosphat-gepufferte Salzlösung
PCR
Polymerase-Kettenreaktion (polymerase chain reaction)
Pfu
Pyrococcus furiosus
PI
Phosphoinositol
PI3K
Phosphatidylinositol-3’-Kinase Klasse I
PI3KR3
regulatorische Untereinheit p55 der PI3K
PI3KR1
regulatorische Untereinheit p85 der PI3K
PIPs
Phosphatidylinositolphosphate
PI(4,5)P2
Phosphatidylinositol-(4,5)-bisphosphat
PI(3,4,5)P3
Phosphatidylinositol-(3,4,5)-trisphosphat
PL
Polylysin
PLCG1
Phospholipase-Cγ-1
PLCG2
Phospholipase-Cγ-2
165
Abkürzungen
pmol
Picomol
PMN
polymorphkerniger Granulozyt
PTK
Proteintyrosinkinase
pTyr
Phosphotyrosin
PVDF
Polyvinylidenfluorid
RNA
Ribonukleinsäure
RT
Raumtemperatur
RTK
Rezeptortyrosinkinase
RT-PCR
Reverse-Transkriptase-PCR
s
Sekunde
SDS
Sodiumdodecylsulfat
SDS PAGE
SDS Polyacrylamidgelelektrophorese
SH2
Src-homology 2 domain
SH3
Src-homology 3 domain
shRNA
short hairpin RNA
t
Zeit
Tab.
Tabelle
TAE
Tris- Acetat- EDTA
Taq
Thermus aquaticus
TEMED
Tetramethylethylendiamine
rpm
Umdrehungen pro Minute
u. a.
unter anderem
ÜN
über Nacht
UV
Ultraviolet
V
Volt
vs.
versus (gegen)
xg
Erdanziehungskraft
z. B.
zum Beispiel
166
Literaturverzeichnis
10
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