12 km 5 Std H+880 M. H-880 M.

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Geologischer Pfad
Vieux-Emosson
Emosson – Vieux-Emosson
Emosson – Vieux-Emosson
Geologischer Pfad
Vieux-Emosson
12km
11.0
Route de Finhaut
1 km
10.0
0
Bel Oiseau
Mont-Blanc
2628 m
Express
Barberine
Giétroz
1944 m
Pointe de la Finive
2837 m
9.0
Distanz :
12 km
Gesamtsteigung :
880 m
Gesamtabstieg :
880 m
Wanderzeit :
5h
Den folgenden Markierungen folgen:
Auf dem Hinweg: Vieux-Emosson – «Site à empreintes»
Auf dem Rückweg: Emosson über die Gorge de la Veudale
8.0
Chemin des cols alpins
Balcon du Mont-Blanc
Châtelard-Village
C
i
7.0
6.0
5.0
4.0
3.0
1.0
1830
Pavillon
d’information
C Cabane
du Vieux-Emosson
S
1950
RestaurantEd'Emosson
2070
V Verticalp
Panneaux
didactiques
R
2190
Pointe de la Terrasse
2734 m
Information touristique (haute saison)
2310
S
Frontière
Col de la Terrasse > Loriaz
franco-suisse
N
i
Fort
W de La Madeleine
2430
E
Aiguille du Charmoz
Châtelard-Frontière
2655 m
Wanderwege
100 m
Altitude
Vers Vallorcine-Chamonix
W
Zugang nur mit dem Zubringerbus (bus navette)
i
0
N
Geologischer Pfad
Danger névé !
2550
TVT
TdR
Fundstelle mit Fussabdrücken
Grand Perron
2674 m
Les Vallorbés
Cheval Blanc
2830 m
Natur-/Landschaftsschutz
Aiguille du Van
2578 m
Madeleine
Six Jeur
2062 m
Vers
Trient
Martigny
2.0
Pte de la Veudale
La
2492 m
i
1710
Distance 0
Vieux
Emosson
2205 m
V
nach Finhaut
P
R
Profile
Tête du
Grenairon
2720 m
Nant de Drance
Barrage
d'Emosson
1930 m
Der geologische Pfad Vieux-Emosson
Dieser Lehrpfad wurde 1998 mit
Unterstützung von Espace Mont-Blanc
durch die Gemeinde Finhaut realisiert.
Unter Mitwirkung des Muséum de
Genève, sowie mit Unterstützung des
Kantons Wallis und des Bundes, wurde
er im Jahre 2015 völlig erneuert und ist
einer der drei Pfade von Finhaut. Dabei
handelt es sich um ein Lehrprojekt mit
dem Zweck, die Geschichte und das
Erbe der Gemeinde zu präsentieren.
Nebst dem geologischen Pfad
Vieux-Emosson (früher Sentier des
Dinosaures genannt), zeigt der
Balcon du Mont-Blanc die Natur des
Berghanges zwischen Finhaut und
Emosson, mit von Lawinenzügen
zerteilten Wäldern, und der Pfad
A Travers Finhaut beschreibt die
Geschichte und die Entwicklung der
Ortschaften Finhaut-Châtelard-Giétroz,
Tourismus-Hochburg der Belle Epoque.
Die Strecke, die Ihnen vorgeschlagen
wird, ist durchgehend markiert und
auf den Wanderkarten der Region
eingezeichnet. Wir empfehlen Ihnen
gute Wanderschuhe, eine geeignete
Ausrüstung und Verpflegung.
Es sei daran erinnert, dass sich die
Witterungsverhältnisse
in
dieser
Höhenlage zwischen 1’900 m und
2'500 m schnell ändern können. In der
auf halber Strecke liegenden Berghütte
Vieux-Emosson können Sie sich auch
stärken.
01
Das Wasserkraftwerk Emosson
02
Das Wasserkraftwerk weist drei
Staumauern auf, die zwischen
1920 und 1975 erbaut wurden.
Die im Jahre 1925 eingeweihte
Staumauer Barberine diente der
Elektrifizierung des Netzes der
Schweizerischen Bundesbahnen
(SBB). Heute liegt sie 42 Meter
unter dem Höchststand des
Stausees Emosson und ist nur zu
Sommerbeginn sichtbar.
Bei der Erbauung der Staumauer
Vieux-Emosson zwischen 1952 und
1955 wurde dieses Stauvolumen
von 40 Millionen m3 Wasser um
zusätzliche 12,5 Millionen m3
erhöht. Zu jener Zeit nahm das
Projekt für den Bau eines grossen
Stausees Gestalt an. Die Electricité
d'Emosson SA wurde im Jahre
1954 gegründet. Nach langen
Verhandlungen, namentlich in
Bezug auf den Austausch von
Gebieten zwischen der Schweiz
und Frankreich (1967), wurde der
Beschluss, die Staumauer Emosson
zu erbauen, am 19. April 1967
gefasst, und die Arbeiten wurden
noch im gleichen Jahr am 15. Juli
begonnen. Das Bauwerk wurde am
1. Oktober 1976 eingeweiht.
Die Bogenstaumauer mit einer
maximalen Höhe von 180 Metern
und einer Kronenlänge von 554
Metern kann 225 Millionen m3
Wasser fassen.
Das Projekt Nant de Drance
Von 2008 bis 2018 werden gewaltige Bauarbeiten unternommen,
um zwischen den Staumauern
Vieux-Emosson und Emosson ein
unterirdisches Kraftwerk zu bauen.
Das reversibel ausgelegte Kraftwerk
ermöglicht es, das Wasser zu
turbinieren und es anschliessend
in umgekehrter Richtung wieder
hochzupumpen. Dieses Pumpspeicherkraftwerk mit einer Leistung von
900 MW wird jährlich 2,5 Milliarden
kWh Spitzenenergie erzeugen. Für
die Vollendung des Bauwerkes
müssen 17 km Stollen ausgehoben
und die Staumauer Vieux-Emosson
um 20 m erhöht werden, um das
Fassungsvermögen des Stausees zu
verdoppeln.
1930 m
niv. max.
2225 m
niv. max.
5
8
1
4
2180 m
niv. min.
7
1830 m
niv. min.
6
2
3
1. Staubecken Vieux-Emosson
2. Fallschächte
3. Kavernen (Maschinen und Transformatoren)
4. Zulaufstollen
5. Staubecken Emosson
© François Perraudin
6. Hauptzugangsstollen von Châtelard aus
7. Zugangsstollen und Belüftung
8. Zugangsstollen zu den oberen Installationen
© Nant de Drance SA
Während der Zeiten starken Stromverbrauchs treibt das Wasser die Turbinen an und liefert die benötigte
Spitzenenergie.
Wenn der Stromverbrauch gering ist oder die Produktion aus den neuen erneuerbaren Energien
überschüssig ist, wird das Wasser vom unteren in das obere Staubecken gepumpt, um es für den Bedarf
an Spitzenenergie bereitzuhalten.
© Alpiq
03
Die mit dem Stausee verbundene Geologie
Die Staumauer wurde an der Stelle
eines Gletscherriegels erbaut. Ein
Riegel entspricht einer Verengung
in einem Tal. Im Allgemeinen folgt
darauf ein grosser Absturz. Bei
Emosson überragt er das Haupttal
um 600 Meter.
Die Staumauer stützt sich auf die
Felsschultern des Felsriegels. Die
Geologen haben die Stabilität der
Felsvorsprünge der beiden Ufer
durch verschiedene Prospektionsuntersuchungen
nachgewiesen
(geomechanische Versuche, Kernbohrungen, Sondierstollen usw.).
Diese Verengung des Tales ist auf
die an diesem Ort vorhandenen sehr
04
harten Gesteine zurückzuführen. Sie werden Mylonit
(tektonisch starck deformiertes Gestein) genannt, sind
von ausgezeichneter Qualität und widerstehen somit der
Erosion. Deshalb wurde das Tal nicht durch den Gletscher
verbreitert, und nur die
Barberine hat darin eine
Schlucht eingegraben.
Mylonite sind metamorphe
Gesteine.
Ursprünglich
handelte es sich um vor
mehr als 500 Millionen
Jahren abgelagerte in einem
Becken Sedimente, die
während der zahlreichen
Transformationen metamorphisiert wurden.
Metamorphes Gestein der
Felsschulter West
Die verschiedenen Gesteinstypen
Magmatische Gesteine entstehen
aus dem Erstarren von Magma
(vom Griechischen: dicke Salbe,
geknetete
Masse).
Magma
ist Fels aus dem Mantel oder
der Erdkruste, der bei hohen
Temperaturen (zwischen 600
und 1500 °C) von einem festen
in einen geschmolzenen Zustand
übergegangen ist.
Sie werden in zwei Gruppen unterteilt: in vulkanische oder effusive
Gesteine (Basalte, Rhyolite) und
plutonische Gesteine (Granite,
Gabbros).
Sedimentgesteine – lockere oder kompakte und sehr häufig geschichtete und
fossilhaltige Gesteine – bilden sich auf
der Erdoberfläche, auf dem Boden oder
auf dem Wassergrund (Meere, Ozeane,
Seen). Ihre Entstehung ist auf drei
Hauptursprünge zurückzuführen: einen
detritischen Ursprung (Verwitterung von
bereits existierenden Gesteinen – Konglomerate, Sand, Sandsteine, gewisse
Tone), einen organischen Ursprung (Bildung von Korallen- oder Algenriffen –
gewisse Kalke) und einen chemischen
Ursprung (Abscheidung von gelösten
Elementen – Silex, Steinsalz).
Im Laufe der Jahrmillionen wechseln
die meisten Gesteine ihr Gesicht.
So werden bei der Entstehung einer
Bergkette Felsen tief eingegraben
(Dutzende von Kilometern). Aufgrund
des erhöhten Umgebungsdruckes bzw.
der Umgebungstemperatur verändert
sich ihre Textur und ihre Mineralogie.
So entstehen metamorphe Gesteine,
Gesteine mit massivem oder schieferigem Aussehen.
05
Die Plattentektonik
Die Plattentektonik ermöglicht
es, die wichtigsten geologischen
Phänomene zu erklären: Erdbeben,
Vulkanausbrüche, Entstehung der
Bergketten …
Die äussere Schicht unseres
Planeten besteht aus etwa 15
mehr oder weniger grossen
steifen Lithosphärenplatten. Diese
Platten sind nicht unbeweglich,
sondern verschieben sich mit einer
Geschwindigkeit von einigen cm
pro Jahr. Ihre Bewegungen sind auf
Konvektionsströme zurückzuführen, die in den Tiefen des Mantels
entstehen.
06
Sie können an den mittelozeanischen Rücken auseinanderdriften
(Rifting), sich einander nähern (die
komplexeste Bewegung, die für die
meisten Verformungen unseres
Planeten verantwortlich ist: Alpen,
Himalaya) oder unter eine andere
Platte
tauchen
(Subduktion;
Anden).
Erdkruste
oberer
Mantel
flüssiger äusserer Kern
86% Eisen, 12% Schwefel, 2% Nickel
fester unterer Mantel
80% Eisen, 20% Nickel
Schematischer Querschnitt durch die Erde
Rifting
Extension
Kontinentale Platten
Bergkette
Subduktion
Ozeanische Platten
Kompression
Oberer Mantel
Das Paläozoikum oder die vor-alpine Geschichte
Das Massiv der Aiguilles Rouges,
welches hauptsächlich aus magmatischen und metamorphen Gesteinen
besteht, zeugt von einer höchst
komplexen geologischen Geschichte,
die bis vor die Bildung der Alpen
zurückreicht. Vor 500 bis 400
Millionen Jahren gab es an dieser
Stelle bereits eine Bergkette.
Das Szenario seiner Entstehung
musste Ähnlichkeiten mit jenem
aufweisen, welches zur Entstehung der
Alpen führte. Zunächst kam es zur
Ausdehnung einer kontinentalen
Kruste und wahrscheinlich zur
Entstehung eines Ozeans. Dann
schloss sich der Ozean infolge einer
Kompressionsphase und die beiden
kontinentalen
Krusten
prallten
aufeinander.
Bedingt durch die Erosion, war unsere
Bergkette vor 300 Millionen Jahren
stark erodiert und formte eine
Fastebene. Die Erosion hat die
Sedimente erzeugt, die heute die
Konglomerate und Schiefer des
Trient-Tales bilden. Die Granite der
Region entstammen dieser Periode.
Die Gesamtheit dieser alten Gesteine
bildet den Sockel der Aiguilles Rouges.
Sie sind entlang des Wanderweges
sichtbar: der Granit auf der Höhe des
Parkplatzes am Pass von La Gueulaz,
dann verschiedene Gneise und
Glimmerschiefer zwischen den beiden
Staumauern.
Bändergneis (oben) und Augengneis (unten) des Sockels
der Aiguilles Rouges
07
Die Gesteine von Vieux-Emosson
08
Bei Vieux-Emosson ist der Sockel
der Aiguilles Rouges mit Sedimentgesteinen bedeckt, die sich vor
der Bildung der Alpen abgelagert
haben. Auf diesem Sockel, entlang
des Weges am rechten Seeufer und
in der Umgebung der Fundstätte
mit den Abdrücken, findet man
von unten nach oben Sandsteine,
Tonschiefer,
Dolomite
und
Rauhwacken.
Die rund zehn Meter dicke Abfolge
von Sandsteinen besteht aus Strandund Lagunen-Ablagerungen. Sie
bildeten sich im seichten Wasser
und ragten teilweise aus dem
Wasser. Gemäss den neuesten
Interpretationen handelte es sich
um eine Flussebene. Man findet
konglomeratische
Sandsteine,
quarzreische Sandsteine, dann eine
Wechselfolge von Sandsteinen und
grünen und gelben Tonschiefern.
Die Wellenrippeln weisen darauf hin,
dass die Wasserbedeckung gering
war. Oberhalb des Fundortes mit den
Abdrücken findet man sogar durch
Austrocknung entstandene Polygone
(Trockenrisse). Die entstandenen
Risse wurden dann durch feinen
Sand aufgefüllt.
Rauhwacken
Sandsteine mit Wellenrippeln
Sandsteine mit Trockenrissen
Die Gesteine von Vieux-Emosson
Die Schicht mit den Abdrücken liegt
im oberen Bereich der quarzreichen
Sandsteine.
Darüber befinden sich 3 bis 4 m
gefärbte Gesteine. Es handelt sich
um ziegelrote oder braune Tonschiefer, dann um eine Wechselfolge von
grünem Tonschiefer und gelben
Dolomiten.
Schliesslich sind an der Obergrenze der triassischen Einheit
Rauhwacken und von grauen Dolomiten überlagerte gelbe Dolomite
zu finden, wahrscheinlich die
Reste einer Karbonatplattform, die
der heutigen Ostküste Australiens
ähnlich ist.
GRAUEN DOLOMITE
Die Rauhwacken
sind leicht erkennbare poröse Felsen
von beige-oranger
Farbe: Sie sehen
dem Travertin
oder dem Kalktuff
ähnlich. Die Löcher
sind durch das
Herauslösen von
Gips entstanden.
0
RAUHWACKEN
1
2
GELB DOLOMITE und
ROTE UND GRÜNE TONSCHIEFER
ROTE TONSCHIEFER
3
4
5m
FEINSAND
GRÜNE UND GELBE TONSCHIEFER
HORIZONT MIT FÄHRTEN
SANDSTEINE
Stratigraphischen Abfolge
Vieux-Emosson
Rote und grüne Tonschiefer
Graue Dolomite
(nach Demathieu et Weidmann,
1982)
KONGLOMERATISCHE SANDSTEINE
VERWITTERTER GNEIS
09
Die Entdeckung und Untersuchung der Fundstelle
Die paläontologische Fundstelle
wurde am 23. August 1976 vom
französischen Geologen Georges
Bronner
entdeckt.
Während
dieses besonders heissen und
trockenen Sommers machte er
diese berühmte Entdeckung, da
der Firnschnee, der gewöhnlich die
Platte bedeckte, weggeschmolzen
war.
Der Bedeutung der Fundstätte
bewusst, taten sich die Museen
von Sitten, Lausanne, Basel, Genf
und Zürich zu gemeinsamer Arbeit
zusammen. Georges Demathieu
von der Universität Dijon wirkte als
Fährtenspezialist mit.
10
Die Feldarbeiten dauerten vom
17. bis 28. September 1979.
Es wurden eine topografische
Aufnahme einer Zone von 350 m2
und eine geologische Aufnahme
mit einem detaillierten stratigraphischen Profil (Gesteinsprofil) erstellt. Die untersuchte Oberfläche
wurde vollständig fotografiert und
eine Karte im Massstab von 1:20
erstellt. Es wurden rund hundert
Abdrücke mittels Gussverfahren
mit Silikonkautschuk sowie eine
Oberfläche von 12 m2 mittels
Gussverfahren kopiert.
Insgesamt wurden mehr als 800
Abdrücke aufgelistet.
Ansicht der Fundstelle während der Arbeiten 1979.
© MHN, Genève
Die Abdrücke von Vieux-Emosson
Im Jahre 2008 hat eine neue
Entdeckung des italienischen
Paläontologen Marco Avanzini das
wissenschaftliche Interesse für
die Fundstätte neu geweckt. Ein
Abdruck auf einem losgelösten
Felsblock hat es ermöglicht,
die Tierart, die diese Abdrücke
produziert hat, zu bestimmen und
neue Hypothesen hinsichtlich der
Datierung aufzustellen.
Die Gesteine erwiesen sich älter
als der Zeitabschnitt, in welchem
sich die echten Dinosaurier entwickelten; die Spuren sind urzeitlichen
Reptilien zuzuschreiben, die zu
der Gruppe der Archosaurier
gehören, unter denen die Ahnen
der Dinosaurier und der Krokodile
zu finden sind.
Somit ähneln die Reptilien von Emosson
den Dinosauriern, zeigen aber noch
nicht alle charakteristischen Merkmale.
Die auf diesem Abdruck gefundenen
Details haben es ermöglicht, die Fährte
mit einem Reptil in Zusammenhang zu
bringen, das einem rund 1,5 m langen
Krokodil gleicht, eine kürzere Schnauze
aufweist und auf vier Pfoten steht. Es
gehört zur Art Isochirotherium (der
Name wird dem Typ von Abdrücken
zugeteilt) und könnte Ähnlichkeiten
mit dem Skelett des Ticinosuchus
aufweisen, welches in der Mitteltrias im
Tessin gefunden wurde.
Die Untersuchung des Fundortes geht
weiter, denn es handelt sich hier um
die ältesten fossilen Spuren von Wirbeltieren in der Schweiz.
Rekonstruktion des Ticinosuchus und ausgegossener Abdruck der Fährten
© MHN, Genève
11
Die Geschichte der Alpen in Kürze
In der Trias (Beginn des
Mesozoikums, ca. -240 Millionen
Jahre)
beginnt
das
alpine
Abenteuer. Pangäa, der Superkontinent beginnt auseinander zu
brechen. Vom Osten her wird
Pangäa durch den Thetys-Ozean in
zwei Blöcke geteilt: im Norden
Laurasia und im Süden Gondwana.
Die ältesten Sedimente der Alpen
lagern sich auf dem kristallinen
Sockel ab, der sich aus noch
älteren,
von
paläozoischen
Gesteinen gebildet hatte und heute
im Massiv der Aiguilles Rouges
sichtbar ist.
12
Trias (-240 Millionen Jahre)
Genf
Basel
Pa
ngä
Mont-Blanc
Matterhorn
Cervin
Lugano
a
600
km
Vor 190 Millionen Jahren, zu Beginn der
Jurazeit, wird die kontinentale Platte starken
Ausdehnungen ausgesetzt. Die kontinentale
Kruste wird dünner und die ozeanische Kruste
entsteht. Der alpine Ozean ist geboren. Er ist
im Osten mit der Tethys und im Westen mit
dem Atlantik verbunden, der seine Öffnung
begonnen hat.
An der Jura/Kreide-Grenze (-145 Millionen Jahre)
sind somit von Norden nach Süden folgende
Einheiten zu unterscheiden:
1. der europäische Kontinentalrand mit einem
aufgetauchten Kontinent (das französische
Zentralmassiv) und eine Zone mit kontinentaler Kruste, die von einem untiefen Meer
bedeckt ist. Der vom Meer überdeckte Teil
entspricht den künftigen Massiven des
Mont-Blanc und der Aiguilles Rouges. Die
Sedimente, die sich dort ablagern, sind heute
unter anderem in der Morcles-Decke und in
der autochtonen Decken der Aiguilles Rouges
wiederzufinden;
2. ein Ozean;
3. der afrikanische Kontinentalrand mit einer
vom Meer bedeckter Plattform und weiter
entfernt ein aufgetauchter Kontinent.
Die Geschichte der Alpen in Kürze
Jura/Kreide-Grenze (-145 Millionen Jahre)
Basel
Mont-Blanc
Genf
Ko
ntin
ent
ale
Kru
1
RO
PA
Océa
ste
Ma
EU
Matterhorn
Cervin
nte
2
l
1'5
Oz
00
ea
nis
km
che
Kru
RIK
n
3
Kontinentale
Kruste
10 km
ste
AF
Lugano
Mantel
A
Ab der oberen Kreide (-80 Millionen Jahre)
ist die Situation umgekehrt. Es kommen
Kompressionskräfte ins Spiel. Der alpine
Ozean wird sich wieder schliessen. Die
ozeanische Kruste schiebt sich unter die
afrikanische kontinentale Kruste, es ist dies
eine Subduktion (siehe Schema S. 6).
Nach der Subduktion des Ozeans vor rund
35 Millionen Jahren prallen die kontinentalen Krusten Europas und Afrikas aufeinander. Vor 20 Millionen Jahren ist das
Auftauchen der Alpenkette vollzogen.
Aquitanien (-20 Millionen Jahre)
Matterhorn
Cervin
Ko
ntin
ent
Ma
ale
nte
Kreidezeit (-80 Millionen Jahre)
Basel
Ma
nte
RO
Lugano
10 km
600
km
Alte ozeanische Kruste
ste
PA
Genf
Basel
Kontinentale
Kruste
PA
Lugano
Kontinentale
kruste
10 km
300
Mantel
km
AFRIKA
Alte ozeanische Kruste
l
EU
RO
Matterhorn
Cervin
Mont-Blanc
Ko
Kru ntine
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Kru
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EU
Genf
Mont-Blanc
Genf
Basel
Matterhorn
Cervin
Ko
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Ma
Mantel
AFRIKA
© MHN, Genève
Mont-Blanc
ale
nte
l
EU
Heute
Kru
Lugano
ste
RO
PA
Kontinentale
Kruste
10 km
200
km
Mantel
AFRIKA
13
Die Morcles-Decke
Während sich der rechte Hang des
Tales von Vieux-Emosson aus den
Gesteinen des Sockels und aus
seiner triassischen Bedeckung
zusammensetzt, besteht der linke
Hang aus Sedimentgesteinen.
Diese wurden in einem grossen
Becken abgelagert, das vor mehr
als 150 Millionen Jahren die Massive der Aiguilles Rouges und des
Mont-Blanc voneinander trennte.
Bei den Sedimenten handelt es
sich hauptsächlich um Kalkschiefer und Mergel. Sie gehören zur
überschobenen Morcles-Decke.
Eine überschobene Decke ist ein
Gesteinspaket welches über ein
anderes Gesteinpaket geschoben
wurde, das ursprünglich mehr oder
14
weniger weit entfernt lag (einige
Dutzende bis einige Hunderte von
km).
Die Kollision zwischen den kontinentalen Krusten Afrikas und Europas
erzeugt eine Stauchung und eine
Verdickung der Erdkruste. Vor rund
30 Millionen Jahren wurde das
Mont-Blanc-Massiv an jenes der
Aiguilles Rouges geschoben. Diese
Bewegung hat das Wegschieben
der Gesteine des Sedimentbeckens
nach Nordwesten hin verursacht.
Die Beckengesteine wurden mit
Geschwindigkeiten von einigen Millimetern pro Jahr zur Morcles-Decke
aufgefaltet und über das Aguilles
Rouges Massiv geschoben.
Tertiär (65-2 Ma)
Dogger (175-155 Ma)
Kreide (140-65 Ma)
Lias (200-175 Ma)
Malm (155-140 Ma)
Trias (250-200 Ma)
Permo-Karbon-Trog (350-250 Ma)
Paläozoischer Sockel (570-250 Ma)
Morcles-Decke
Massiv der Aiguilles Rouges
0
5
10 km
Falten und Gesteine der Morcles-Decke
Region Vieux-Emosson
Mont-BlancMassiv
M. Bürri 1994 und D. Decrouez 1999
Die Hebung des Massivs und seine Erosion
Das Aiguilles Rouges Massiv mit
seiner triassischen Bedeckung fällt
mit 30 bis 80° nach Nordwesten
ein. Diese Neigung der Schichten ist
auf dem Foto nebenan gut sichtbar.
Die Kristallingesteine, die tiefer
als die Sedimentgesteine versenkt
waren, welche die Morcles-Decke
bilden, wurde von den Verformungen ebenfalls betroffen. Infolge der
vorher beschriebenen Benegungen
haben sich die Massive der Aiguilles
Rouges und des Mont-Blanc
gehoben. Diese Hebung und das
Kippen nach Nordwesten fand vor
10 bis 5 Millionen Jahren statt.
Die kristallinen Massive der Alpen
bildeten sich in der Tiefe und erst
in einem weiteren Schritt, unter der
Einwirkung der Kollision, wurden
sie herausgehoben, zunächst im
Südosten
(Simplon-Gotthard),
dann im Nordwesten (Mont Blanc,
Aiguilles Rouges).
Seit 2 Millionen Jahren hat sich das
Relief kaum mehr geändert; die
Alpen heben sich zwar weiterhin um
jährlich einen Zentimeter, doch dies
wird durch die Erosion, welche die
Berge seit ihrer Bildung erleiden,
kompensiert. Ohne diese Erosion
würden die höchsten Gipfel heute
mehr als 6'000 Meter erreichen.
Die Fährten wurden somit in
die Höhe geschoben und dann durch die Erosion zutage
gefördert.
Felsen der
Morcles-Decke
Trias
Kristallin der
Aiguilles
Rouges
Kalke
Mergel
Dolomite
Rauhwacken
Tonsteine
Sandsteine
Gneiss
Glimmerschiefer
15
Die Flora
Vom
Gueulaz-Pass
bis
zur
Fund-stelle mit den Abdrücken von
Vieux-Emosson bietet sich Ihren
Augen eine sehr vielfältige Flora.
Beim Aufstieg quert man die letzten
Lärchen und Arven auf der Höhe
der Staumauer Emosson und
durchquert dann Wiesen, auf
denen der Purpur-Enzian und der
Getüpfelte Enzian nebeneinander
auftreten und sich mitunter hybridisieren. Dann erreicht man das
steinige Gebiet von Vieux-Emosson,
wo der Gletscher-Hahnenfuss
wächst.
Im Tal La Veudale finden wir die
gelben Blüten der Grossblütigen
Gämswurz und die stacheligen
16
Alpen-Kratzdisteln, aber auch die
Früchte tragenden Kuhschellen,
den blauen Stengellosen Enzian
oder den Bayerischen Enzian, die
gelben Pyramiden des Klappertopfs, die rosaroten Blüten des
Alpen-Klees und die zarten weissen
Pompons der Kleinen Sterndolde –
ohne alle Blumen zu nennen,
welche die Moore, die Felsenklüfte,
die lockeren Gesteine, die windigen
Kämme oder die alpinen Heiden
zieren und den Pfad säumen:
Wollgras,
Blauer
Eisenhut,
Sternblütiges Hasenohr, BachSteinbrech, weisse Silberwurz,
Rhododendron usw.
Sternblütiges Hasenohr
Alpen-Kratzdistel
Purpur- und Getüpfelter Enzian
Wollgras
Gletscher-Hahnenfuss
Bach-Steinbrech
Die Fauna
Wer auf dem Weg zur Fundstätte
Vieux-Emosson spaziert, kann die
grosse Alpentiere bestaunen. Den
Steinbock, der Menschen gegenüber wenig scheu ist, bekommt man
am leichtesten zu sehen. Er hält
sich oft friedlich in den Felsen des
Tals La Veudale auf. Es gibt auch
Gämsen, aber es braucht schon
etwas Glück, um sie zu erblicken.
Das Murmeltier ist allgegenwärtig,
doch
hört
man
sein
durchdringendes
warnendes
Pfeifen häufiger als man das Tier
wirklich zu sehen bekommt – es sei
denn, man rüstet sich mit einem
Fernglas aus oder setzt sich am
frühen Morgen oder am Abend auf
die Terrasse der Berghütte
Vieux-Emosson!
Unter den Vögeln der Region ist die
Alpendohle zu erwähnen, schwarz
mit gelbem Schnabel, die sich
gerne den Picknickern nähert; der
völlig schwarze Kolkrabe ist an
seinem tiefen Krächzen zu
erkennen, wenn er vorbeifliegt.
Viele scheuere Vögel leben hier in
der Höhe, darunter das Schneehuhn, die Alpenbraunelle und der
Mauerläufer. Wer den Blick nach
oben richtet, kann manchmal einen
Steinadler oder sogar einen
Bartgeier erblicken.
Gämse
Alpendohle
Schneehuhn
Steinbock
Murmeltier
Emosson - Vieux Emosson
Maison du Tourisme
Place de la Gare 1
CH – 1925 Finhaut
Tél. : +41(0)27 768 12 78
Email : [email protected]
www.valleedutrient-vallorcine.com
Geologischer Pfad
Vieux-Emosson
Diese Broschüre beschreibt den geologischen Pfad Vieux-Emosson. Die rund 12 Kilometer lange Strecke führt Sie zu den
ältesten Fussabdrücken der Schweiz.
Die Broschüre ist auf Französisch, Englisch und Deutsch im
Maison du Tourisme in Finhaut und Emosson sowie in der
Berghütte Vieux-Emosson erhältlich.
Realisation: Gemeinde Finhaut
mit Unterstützung der Dienststelle
für Wald und Landschaft des
Kantons Wallis und des
Bundesamtes für Umwelt
Konzept und Redaktion:
Bureau d’études Impact SA in
Zusammenarbeit mit dem
Muséum d’histoire naturelle de la
Ville de Genève
Übersetzung: www.interserv-sa.ch
Grafik und Druck: www.pir2.ch
Fotografien: Sandro Benedetti,
wenn nicht anders vermerkt
© 2015
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