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ORF ON Science - Länger leben Dank mediterraner Kost
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Neues aus der Welt der Wissenschaft
ORF ON Science : News : Medizin und Gesundheit
Länger leben Dank mediterraner Kost
Diverse Studien attestieren der so genannten mediterranen
Kost, auch als Kreta-Diät bekannt, mit ihrem hohen Anteil
an Olivenöl und Fisch lebensverlängernde Wirkung. Doch
was ist der Grund dafür? Sind es tatsächlich die
"wundertätigen" Fettsäuren, die vor allem im Oliven- und
Fischöl zu finden sind? Oder sind es nicht vielleicht doch
nur die vielen Sonnentage, das Meer, die stressfreiere
Lebensart und ausreichende Bewegung, die Bewohner von
Mittelmeerländern länger und gesünder Leben lassen? Auf
einem Kongress in Athen kam man dem Geheimnis um
den mediterranen Jungbrunnen wieder ein Stück näher.
Zurück in die Steinzeit?
"Das Geheimnis liegt im Verhältnis von Omega-3 zu
Omega-6 Fettsäuren, die hauptsächlich im Fischöl
vorkommen", verrät Stoffwechselexperte Bernhard Ludvik
vom AKH Wien. Am European Chapter of the American
College of Nutrition - Kongress in Athen konnten
diesbezüglich neue Erkenntnisse gewonnen werden.
"In der Nahrung der Steinzeit betrug das Verhältnis von
Omega-6 zu Omega-3 Fettsäuren 1:1; das kann man
rekonstruieren. Heute liegt dieses Verhältnis in westlichen
Länder bei 10:1 bis 25:1! Wir leiden also unter einem
eklatanten Mangel an Omega-3 Fettsäuren", so der
Experte des Lipidforum austriacum.
European Chapter of the American College of Nutrition
Omega Fettsäuren
Omega Fettsäuren zählen zu den ungesättigten Fettsäuren. Ungesättigt
bedeutet, dass im Fettsäuremolekül Doppelbindungen vorkommen. Je
nach Anzahl und Lage der Doppelbindung unterscheidet man die Gruppe
der Omega-9, Omega-6 und Omega-3 Fettsäure-Familien.
Mehr über Fettsäuren (Roche Lexikon)
Weniger Herzerkrankungen in Japan und auf Kreta
Laut Studien gibt es in Japan und auf Kreta eine niedrigere
Koronare-Herz-Erkrankungs (KHK)-Rate als in anderen
westlichen Staaten. In Japan beträgt das Verhältnis der
Omega-6 zu Omega-3 Fettsäuren in der Ernährung 2 bis
4:1 und auf Kreta gar 1 bis 2:1.
Ludvik: "Um dem Verdacht nachzugehen, dass die
http://science.orf.at/science/news/62472
05.01.2006
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Omega-Fettsäuren hier eine große Rolle spielen könnten,
wurde der Gehalt an Alpha-Linolen Säure in der
Bevölkerung untersucht. Alpha-Linolen Säure gehört zu
den Omega-3 Fettsäuren und lässt sich im Blut gut in den
so genannten Cholesterinestern nachweisen." Und
tatsächlich zeigte sich, dass die Omega-3 Fettsäure Werte
erhöht waren.
Stabilisierende Wirkung auf die Zellmembranen
Dem erhöhten Gehalt von Omega-3 Fettsäuren wird eine
stabilisierende Wirkung auf die Zellmembranen
zugeschrieben. Dies könnte z.B. beim plötzlichen Herztod
infolge von Rhythmusstörungen eine günstige Rolle
spielen.
"Eigentlich zeigt diese Erkenntnis, dass und wie die
mediterrane Kost wirkt. Natürlich kommen auch andere
Faktoren, wie der vermehrte Verzehr von Obst, Gemüse
und Ballaststoffen dazu, aber die oft 'verdächtigte'
geruhsame und stressfreie Lebensweise der Kreter kann
es nicht (nur) sein, denn die Japaner sind ja nicht gerade
ein stressloses Volk!"
Mehrfach ungesättigte Omega-3 Fettsäuren
Dazu zählen die Alpha-Linolen Säure sowie die höherkettigen
Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (EPA). EPA und
DHA kommen natürlicherweise nur im Fischöl vor und werden im Körper
nur zu einem geringen Teil aus Alpha-Linolen Säure selbst gebildet.
1.) Alpha-Linolen Säure ist eine Omega-3 Fettsäure, die sowohl in Fisch
als auch in Gemüse (z.B. Spinat) vorkommt. Die wichtigsten Quellen
dafür sind aber Leinsamen und Leinöl (zwei Gramm Leinöl decken den
Tagesbedarf!), Rapsöl und Sojaöl.
2.) Die höherkettigen Omega-3 Fettsäuren (Eicosapentaen- und
Docosahexaensäure) kommen in der Natur nur in Fischen, Meerestieren
und im Plankton vor; sie sind noch länger und haben noch mehr
Doppelbindungen als Alpha-Linolen Säure, sind also noch
"ungesättigter". Eicosapentaen- und Docosahexaensäure wirken sehr gut
bei der Sekundärprävention von Herzinfarkt.
Mehr über Omega Fettsäuren
Auch die Kretischen Hühner ernähren sich gesünder
Diese Erkenntnisse bewogen die Forscher offensichtlich
dazu, auch die "ortsansässigen" Eier näher unter die Lupe
zu nehmen: Und siehe da: Ein kretisches Hühner-Ei weist
ein 6:1 Verhältnis in Bezug auf Omega-6 zu Omega-3
Fettsäuren auf, während unser Federvieh nur Eier mit dem
keinesfalls gesundheitsförderndem Verhältnis von 20:1
aufwarten kann.
Kretische "Hendln" ernähren sich offensichtlich gesünder.
Tatsächlich konnte gezeigt werden, dass der Omega-3
Anteil in den kretischen Pflanzen sehr hoch ist.
Doch als Omega-3 Fettsäure-Lieferanten kommen weniger
Eier, als vielmehr Fisch und Olivenöl in Frage.
Stoffwechselexperte Ludvik: "Beim Olivenöl ist das
Verhältnis hervorragend, nämlich 6:1, beim
Sonnenblumenöl hingegen 77:1."
Omega-6 Fettsäuren
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sind ebenfalls mehrfach ungesättigte Fettsäuren und leiten sich von der
Linolsäure ab. Sie kommen v.a. in Pflanzenölen wie Sonnenblumenöl,
Maiskeimöl oder Sojaöl vor. Während Omega-3 Fettsäuren in Summe
eher blutverdünnend und daher Blutdruck senkend wirken, bewirken
Omega-6 Fettsäuren das Gegenteil.
Senkung der LDL-Cholesterinwerte
Dass Olivenöl, der wichtigste Bestandteil der Ernährung im
Mittelmeerraum, einer der Hauptverantwortlichen der
gesundheitsfördernden Wirkung der mediterranen Kost ist,
weiß man freilich schon lange.
"Ein Vielzahl von Studien zeigte," so
Ernährungswissenschaftlerin Angela Mörixbauer, "dass
gesättigte Fettsäuren (SAFA) das "böse" LDL-Cholesterin
erhöhen, während ein- (MUFA) und mehrfach (PUFA)
ungesättigte Fettsäuren dasselbe senken.
Besondere Empfehlung: Olivenöl
Der Grund dafür liegt einerseits in der unterschiedlichen
chemischen Struktur von gesättigten und ungesättigten
Fettsäuren, andererseits in ihrer unterschiedlichen
Verstoffwechselung. MUFAs wirken dann
cholesterinsenkend, wenn sie gesättigte Fettsäuren in der
Nahrung ersetzen und dadurch deren
cholesterinerhöhende Wirkung entfällt. PUFAS dagegen
erniedrigen aktiv das LDL-Cholesterin."
Die wichtigste MUFA in der Ernährung ist die Ölsäure, eine
einfach ungesättigte Fettsäure, die zu den Omega-9
Fettsäuren zählt. Sie ist die vorherrschende Fettsäure im
Olivenöl, aber auch im heimischen Rapsöl. Mörixbauer:
"Olivenöl enthält bis zu 80% dieser Ölsäure.
Genussvolle Lebensverlängerung
Tatsache ist, dass sich die mediterrane Kost positiv auf
Cholesterinspiegel, Bluthochdruck, Gefäße und in der
Folge auf das Herz-Kreislauf-Erkrankungs Risiko sowie auf
Diabetes auswirkt.
Mörixbauer: "Wenn wir auch das Warum noch nicht bis ins
kleinste Detail kennen, so wissen wir über das Wie doch
ganz gut Bescheid. Warum also nicht mit kleineren
Fleischportionen, mehr Fisch, Obst und Gemüse, Brot und
Teigwaren das Leben genussvoll verlängern? Ein wenig
mehr Bewegung und das Essen bewusst genießen - wer
langsamer isst wird eher satt - runden das mediterrane
'Lebensverlängerungsprogramm' ab."
Barbara Urban, Ö1 Radiodoktor
Ein Beitrag für den Ö1-Radiodoktor vom 25. November 2002, 14.05 Uhr
auf Radio Österreich 1
Radio Österreich 1
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